Einführung in die Physik I Dynamik des Massenpunkts (2) O. von der Lühe und U. Landgraf Arbeit l1 • Kräfte können aufgeteilt oder umgeformt werden durch (z. B.) – Hebel – Flaschenzüge • Der Weg, über welchen eine reduzierte Kraft aufgebracht werden muss, um eine Last einen gegebenen Weg zu bewegen, ist dafür länger • Das Produkt „Kraft mal Weg“ ist dabei konstant l2 F‘ = l1/l2 F m F = -mg m F‘ = F/2 Dynamik des Masenpunkts 2 F = -mg 2 1 Arbeit • Die Größe „Kraft mal Weg“ heißt Arbeit W r r W = F ⋅ Δs • Sowohl die Kraft als auch die Strecke, über welche Arbeit geleistet wird, sind vektorielle Größen • Die Arbeit ist eine skalare Größe, das Produkt „Kraft mal Weg“ also ein Skalarprodukt Δs • Nur derjenige Teil der Kraft, welcher in Richtung der zurückgelegten Strecke zeigt, trägt zur Arbeit bei F Dynamik des Masenpunkts 2 3 Arbeit • Wird eine Kraft längs eines beliebigen Wegs ausgeübt, so ergibt sich die geleistete Arbeit zwischen zwei Punkten A, B längs des Wegs mit B r r W = ∫ F ⋅ ds B ds F A • Die Einheit für die Arbeit heißt Joule – 1 [J] = 1 [N m] = 1 [kg m2 s-2] Dynamik des Masenpunkts 2 A 4 2 Arbeit - Beispiele • Treppensteigen in den 4. Stock F =m·a – 75 kg – 16 m = 75 · 9.81 [kg m s-2] = 736 [N] W = 736 · 16 [N·m] = 11772 [J] • Einen Kubikmeter Erde ausheben – 2000 kg – 1m F =m·a = 2000 · 9.81 [kg m s-2] = 19620 [N] W = 19620 · 1 [N·m] = 19620 [J] Dynamik des Masenpunkts 2 5 Leistung • Es macht einen Unterschied, ob man eine Treppe in zehn Sekunden hinauf rennt oder sie langsam innerhalb einer Minute erklimmt • In jedem Fall ist die geleistete Arbeit dieselbe • Die Größe „Arbeit pro Zeit“ heißt Leistung • Die Einheit der Leistung hat die Bezeichnung Watt [W] (nach James Watt, 1736-1819) • 1 [W] = 1 [J s-1] = 1 [kg m2 s-3] s F=mg P= W Δt W = 736 · 4 [N·m] = 2944 [J] P = 2944 [J] / 10 [s] = 294 [W] = 2944 [J] / 60 [s] = 49 [W] Dynamik des Masenpunkts 2 6 3 Energie • Wird an einem Körper Arbeit geleistet, so gewinnt er an Energie • Energie kann genutzt werden um Arbeit (an anderen Körpern) zu verrichten • Wird ein Körper beschleunigt, so wird an ihm Arbeit verrichtet. Er gewinnt dadurch an kinetischer Energie • Konstante Beschleunigung a längs eines Weges s – geleistete Arbeit – erreichte Geschwindigkeit W = F ⋅s = m⋅a⋅s v= W = 2⋅a ⋅s = 2 Fs = m 2W m 1 m ⋅ v2 2 • Kinetische Energie ist proportional zum Quadrat der Geschwindigkeit • Einheit der Energie ist [J] Dynamik des Masenpunkts 2 7 Kinetische Energie - Beispiele • Kinetische Energie eines Fußgängers: – Masse m = 75 kg – Geschwindigkeit v = 5 km/h = 1.4 [m s-1] – Kinetische Energie ½ m v2 = 72 [J] • Kinetische Energie eines Personenwagens – Masse m = 1000 kg – Geschwindigkeit v = 80 km/h = 22 [m s-1] – Kinetische Energie ½ m v2 = 2.5 105 [J] • Internationale Weltraumstation – Masse m = 400 t = 4 105 kg – Geschwindigkeit v = 28.000 km/h = 7.8 103 [m s-1] – Kinetische Energie ½ m v2 = 1.2 1013 [J] Dynamik des Masenpunkts 2 8 4 Impuls • Newton‘sches Reaktionsprinzip r r F1 = − F2 r r m1 ⋅ a1 = −m2 ⋅ a2 r r m1 ⋅ a1 + m2 ⋅ a2 = 0 r r dv 2 dv1 + m2 ⋅ =0 m1 ⋅ dt dt d (m1 ⋅ vr1 + m2 ⋅ vr2 ) = 0 dt r r m1 ⋅ v1 + m2 ⋅ v2 = konstant m1 a1 a2 F1 F2 m2 r • Die Größe m ⋅ v heißt Impuls eines Körpers • Einheit [kg m s-1] Dynamik des Masenpunkts 2 9 Impulserhaltung • Beide Körper ändern ihren Bewegungszustand • Die Ableitung der Summe der Impulse nach der Zeit verschwindet • Dies bedeutet, dass die Summe der Impulse zeitlich konstant ist • Dieses Ergebnis kann man auf abgeschlossene Systeme mit beliebig vielen, sich gegenseitig beeinflussenden Körpern erweitern • Der Gesamtimpuls (Summe aller Impulse) in einem abgeschlossenen System ist eine Erhaltungsgröße Dynamik des Masenpunkts 2 m1 a1 a2 F1 F2 r p= N m2 r ∑m ⋅v i =1 i i 10 5 Schwerpunkt • Betrachte ein abgeschlossenes System von N Massen mi , i ∈ {1, …, N} an den r Örtern xi r • Der Schwerpunkt rS des Systems ist die mit den Massen gewichtete Position der Körper des Systems m1 m2 rS r1 r2 r N • Die Ableitung des Schwerpunktvektors nach der Zeit ist gleich dem Gesamtimpuls dividiert durch die Massensumme r rS = ∑m ⋅r i =1 N i i ∑m i =1 • Der Schwerpunkt eines abgeschlossenen Systems bewegt sich geradlinig gleichförmig i Dynamik des Masenpunkts 2 11 Kraftfelder • Wir haben bislang nur die Gravitationskraft der Erde betrachtet • In der Nähe der Erdoberfläche für hinreichend kleine Gebiete konstant • Kraftfeld der Erdgravitation (Gravitationsfeld) • Die bei einer Bewegung einer Masse im Gravitationsfeld geleistete Arbeit hängt nur von der Höhendifferenz von Ausgangs- und Endpunkt ab, unabhängig vom Weg FG E Δz A W = m ⋅ g ⋅ Δz Dynamik des Masenpunkts 2 12 6 Potentielle Energie • Durch die Arbeit des Gravitationsfeldes beim Anheben eines Körpers erhöht sich dessen potentielle Energie • Diese kann – durch Fallenlassen über eine Strecke Δz – in kinetische Energie umgewandelt werden t= Fallzeit E Δz A 2Δz g Geschwindigkeit v = gt = 2 gΔz Ekin = Kin. Energie 1 2 mv = m ⋅ g ⋅ Δz = Epot 2 Dynamik des Masenpunkts 2 13 Allgemeine Kraftfelder • Kraftfelder können ortsabhängig sein, r F = F (x ) • Die geleistete Arbeit ist dann eine Funktion des Weges r r W ( x1 , x2 ) = r x2 r r ∫ F ( x ) dx r x1 • Ist die geleistete Arbeit unabhängig vom Weg zwischen Anfang und Ende des Wegs, so nennt man das Feld ein konservatives Kraftfeld (Gegenteil: dissipativ) Dynamik des Masenpunkts 2 14 7 Potentielle Energie • • • • • Allgemein kann man die potentielle Energie in einem konservativen Kraftfeld, bezogen auf einen festen Ausgangspunkt, für jeden Ort berechnen Das damit gegebene Skalarfeld heißt potentielle Energie oder Potential des Kraftfeldes Flächen, die Orte mit derselben potentiellen Energie verbinden („Äquipotentialflächen“), stehen auf den Kraftvektoren senkrecht Das Kraftfeld berechnet sich als negativer Gradient der potentiellen Energie Die potentielle Energie nimmt entgegen der Kraftrichtung zu E h A Linien gleichen Potentials ( ) ( ) r r r r F X = − ∇Epot X Dynamik des Masenpunkts 2 15 Mechanischer Energiesatz • In einem abgeschlossenen mechanischen System mir einem konservativen Kraftfeld kann ein Körper potentielle Energie (Lageenergie) und kinetische Energie haben • Beide Energieformen können ineinander umgewandelt werden • Die Summe von kinetischer und potentieller Energie ist dabei konstant • Energie ist eine Erhaltungsgröße Dynamik des Masenpunkts 2 v = 2⋅ g ⋅h h v g d (Ekin + Epot ) = 0 dt 16 8 Zentralkräfte • Kraftfelder, die auf einen Punkt gerichtet sind, heißen Zentralkräfte • Beispiele: – Anziehung zweier Massenpunkte durch Gravitation – Anziehung zweier ungleichnamiger elektrischer Ladungen – Abstoßung zweier gleichnamiger elektrischer Ladungen • Legt man den Ursprung in das Zentrum einer Zentralkraft, dann gilt für alle Örter m2 m1 r r &r& F = m ⋅ X ist parallel zu X Dynamik des Masenpunkts 2 17 Drehimpuls und Drehimpulserhaltung • Man betrachte einen Massenpunkt mit r der Masse m und der Geschwindigkeit V r am Ort X in einem Zentralkraftfeld (Zentrum am Ursprung) r • Der Vektor L heißt Drehimpuls des Systems • Die Ableitung des Drehimpulses nach der Zeit ist Vektorprodukt verschwindet, da die Faktoren gleich sind • Da die bei einer Zentralkraft die &r& Beschleunigung X parallel zum r Ortsvektor X ist, gilt auch • Für Zentralkräfte ist der Drehimpuls eine Erhaltungsgröße Dynamik des Masenpunkts 2 r V r F m r X r r r r r& L = m ⋅ X ×V = m ⋅ X × X ( ) r& d r d r r& L = L = m X×X dt dt r& r& r &r& = m X ×X +m X ×X ) ( ( ( ) ) r &r& m X×X = 0 r& L=0 r L = konstant 18 9