WS 2015/2016 Analysis 1 Prof. Dr. Christian Hainzl Skript Fabian Bauer 1.Vorlesung vom 13.10.2015 1 Grundlagen 1.1 Mengentheoretische Grundlagen: Logik Jede Aussage ist entweder wahr oder falsch. Beispiel: 1 > 0 wahr. 1 > 2 falsch. a > b ⇒ a + 1 > b + 1 ist wahr abhängig von a und b. 1.1.1 Definition Für zwei Aussagen A, B definieren wir eine weitere Aussage ¬A: Negation von A A ∨ B: A oder B A ∧ B: A und B A ⇒ B: A impliziert B A ⇔ B: A ist äquivalent zu B A B ¬A A∨B A∧B A⇒B A⇔B w w f w w w w w f f w f f f f w w w f w f f f w f f w w 1.1.2 Bemerkung • A impliziert B besagt nichts über den Wahrheitswert von A aus. • (A ⇒ B) ⇔ (B ∨ ¬A) Beweis: (A ⇒ B) B ∨ ¬A w w f f w w w w 1.1.3 Idee A ⇒ B ist wahr, falls das Gegenteil falsch ist (Beweis durch Widerspruch). ¬(A ⇒ B) ⇔ A ∧ ¬B Beweis: ¬(A ⇒ B) A ∧ ¬B f f w w f f f f 1.1.4 Satz Es gelten die Aussagen ¬(A ∨ B) ⇔ ¬A ∧ ¬B ¬(A ∧ B) ⇔ ¬A ∨ ¬B A ⇒ B ⇔ ¬B ⇒ ¬A Beweis durch Wahrheitstafeln... Beispiel: Wenn x2 = 2 ⇒ x 6∈ Q Beweis: ¬(A ⇒ B) ⇔ A ∧ ¬B Annahme: A ∧ ¬B wahr. x2 = 2 und x ∈ Q ⇒ x = pq , p, q ∈ N = {1, 2, . . .} und p und q sind nicht durch 2 teilbar. ⇒ x2 = ( pq )2 = 2 ⇒ p2 = 2 · q 2 ⇒ p2 gerade Zahl. (p2 = 2n, n ∈ N) ⇒ p ist gerade ⇒ p = 2n(n ∈ N) ⇒ p2 = 4n2 = 2q 2 ⇒ q 2 = 2n2 ⇒ q 2 gerade ⇒ q gerade ⇒ p, q durch 2 teilbar Ausblick auf Folgen: xn+1 = 1 2 · (xn + x1 = 1, x2 = 1 2 2 xn ) · (1 + 2) = 32 , x3 = 1 2 · ( 32 + 34 ) = 17 12 ≈ 1, 416 xn ist eine Folge von rationalen Zahlen. √ xn → 2 2.Vorlesung vom 15.10.2015 1.1.5 Lemma Für beliebige Aussagen A, B, C gilt: A ∨ (B ∧ C) ⇔ (A ∧ B) ∨ (A ∧ C) Beweis Wahrheitstafeln... 1.2 Mengen und Abbildungen Eine Menge ist eine (ungeordnete) Zusammenfassung von Elementen/Objekten, die „Elemente der Menge“ genannt werden. Beispiel: • { } = ∅ Leere Menge • {1, 2, 3} die Menge der Zahlen 1, 2, 3 {1, 2, 3} = {2, 1, 3} • N = {1, 2, 3, . . .} Menge der natürlichen Zahlen. • N0 = {0, 1, 2, . . .} Menge der natürlichen Zahlen mit Null. • Z = {. . . , −2, −1, 0, 1, 2, . . .} Menge der ganzen Zahlen. • M = {n ∈ N : n + 5 ≥ n2 } = {n ∈ N : A(n)} = {1, 2} A(n) : n + 5 ≥ n2 1.2.1 Definition Zwei Mengen heißen gleich, wenn sie die gleichen Elemente haben. M = N ⇔ (x ∈ M ⇒ x ∈ N ) 1.2.2 Definition Eine Menge A ist Teilmenge von B, A ⊂ B, falls jedes Element in A auch in B ist. A ⊂ B ⇔ (x ∈ A ⇒ x ∈ B) M =N ⇔M ⊂N ∧N ⊂M 1.2.3 Definition (Potenzmenge) P(M ) die Menge aller Teilmengen von M. Beispiel: M = {1, 2, 3} P(M ) = {∅, {1}, {2}, {3}, {1, 2}, {1, 3}, {2, 3}, {1, 2, 3}} P(N) = . . . riesig. Seien A, B Mengen. A ∪ B = {x : x ∈ A ∨ x ∈ B} A ∩ B = {x : x ∈ A ∧ x ∈ B} A \ B = {x : x ∈ A ∧ x 6∈ B} 1.2.4 Proposition Sind A, B, C Mengen, dann gilt: a) A ∩ (B ∪ C) = (A ∩ B) ∪ (A ∩ C) b) A ∪ (B ∩ C) = (A ∪ B) ∩ (A ∪ C) Beweis: x ∈ A ∩ (B ∪ C) ⇔x∈A∧x∈B∪C ⇔ x ∈ A ∧ (x ∈ B ∨ x ∈ C) Lemma1.1.5 ⇔ (x ∈ A ∧ x ∈ B) ∨ (x ∈ A ∧ x ∈ C) ⇔x∈A∩B∨x∈A∩C ⇔ x ∈ (A ∩ B) ∪ (A ∩ C) Beispiel: (Zahlbereich) N ⊂ Z ⊂ Q = { pq |p, q ∈ Z, p, q teilerfremd} ⊂ R ⊂ C Beweis: √ n ist entweder natürlich oder irrational. 1.2.5 Definition (Quantoren) Oft werden Aussagen untersucht, die von Variablen abhängen: A(n) : n + 5 ≥ n2 ∃: Es existiert ∃!: Es existiert genau ein ∀: Für alle Beispiel: • A(x)∀x ∈ R ⇔ ∀x ∈ R : A(x) A(x) trifft für alle x ∈ R zu. A(x) ist für alle x ∈ R wahr. • ∀n ∈ N : n ≥ 1 1.2.6 Bemerkung ¬(∀x ∈ R : A(x)) ⇔ ∃x ∈ R : ¬A(x) Beispiel: xn → x (Konvergenz) ∀ε > 0∃n0 ∈ N : ∀n ≥ n0 : |xn − x| < ε xn 6→ x ∃ε > 0∀n0 ∈ N : ∃n ≥ n0 : |xn − x| ≥ ε 1.2.7 Definition (Abbildungen) Seien X, Y Mengen. Eine Abbildung f : X → Y ist eine Zuordnung, die jedem Element x ∈ X ein Element in Y zuordnet mittels y = f (x) Beispiel: f : R → R, f (x) = x2 bzw. x 7→ x2 (x, f (x)) ∈ R × R ist der Graph der Funktion. Auf jeder Menge X gibt es die kanonische Abbildung IdX : X → X, x 7→ x Sei A ⊂ X. Die charakteristische Funktion oder auch Indikatorfunktion der Menge A ist die Abbildung: ( 1A : X → {0, 1}, 1a (x) = 1, wenn x ∈ A 0, wenn x 6∈ A 1.2.8 Definition Eine Abbildung f : X → Y heißt injektiv, falls verschiedene Elemente verschiedene Bilder haben, also wenn für alle x, x0 ∈ X gilt: x 6= x0 ⇒ f (x) 6= f (x0 ) oder, anders ausgedrückt: f (x) = f (x0 ) ⇒ x = x0 1.2.9 Bemerkung x 6= x0 ∧ f (x) = f (x0 ) nicht injektiv. Beispiel: f : R → R, f (x) = x2 nicht injektiv, da f (1) = f (−1) = 1 1.2.10 Definition Eine Abbildung heißt surjektiv, falls es zu jedem y ∈ Y ein x ∈ X gibt, also wenn jedes y ∈ Y durch f getroffen wird. M und N sind gleich groß, wenn es eine bijektive Abbildung gibt mit f : M → N 1.2.11 Bemerkung N, Z und Q sind gleich groß. 3.Vorlesung vom 20.10.2015 A ⊂ X, f (A) = {f (x) ∈ Y |x ∈ A} „Bild von A“ B ⊂ Y, f −1 (B) = {x ∈ X|f (x) ∈ B} „Urbild von B“ 1.2.12 Definition Sei f : X → Y eine Abbildung. Das Bild von f ist die Teilmenge von Y, die durch Bild(f ) = Im(f ) = {f (x) : x ∈ X} = f (x) definiert wird. Also ist f genau dann surjektiv, wenn Bild(f ) = f (x) = Y gilt. Eine Abbildung f : X → Y , die sowohl injektiv, als auch surjektiv ist, heißt bijektiv. 1.2.13 Satz Sei X eine endliche Menge und f : X → X eine Abbildung der Menge X in sich, so sind äquivalent: f injektiv ⇒ f surjektiv ⇒ f bijektiv 1.2.14 Bemerkung (A ⇔ B ⇔ C) ⇔ (A ⇒ B ⇒ C ⇒ D) Beweis: (a) ⇒ (b) : f ist injektiv, also gilt: f (X) = {f (x1 ), f (x2 ), . . . , f (xn )} hat n Elemente. (f injektiv: x1 6= x2 ⇒ f (x1 ) 6= f (x2 ), X endlich) ⇒ f (X) = X. (b) ⇒ (c) : f ist surjektiv, z.z. f ist injektiv. f surjektiv ⇒ f (X) = X ⇔ {f (x1 ), f (x2 ), . . . , f (xn )} = {x1 , x2 , . . . , xn } ⇒ f (x1 ), . . . , f (xn ) müssen paarweise verscheiden sein. ⇒ f injektiv. (c) ⇒ (a) gilt nach Definition. 1.2.15 Bemerkung Aussage gilt bei unendlichen Mengen NICHT. Beispiel: • f : N → N, f (1) = 2, f (2) = 3, . . . , f (n) = n + 1 f ist nicht surjektiv. • f : N → N, f (1) = 1, f (2) = 1, f (3) = 2 . . . , f (n) = n − 1 f ist nicht injektiv, da f (1) = f (2). 1.2.16 Definition Zwei (unendliche) Mengen M, N sind gleich mächtig, wenn es eine Bijektion f gibt mit f : M → N . Behauptung: N, Z, Q sind gleich mächtig. N 1 2 3 4 5 6 ... Z 0 1 -1 2 -2 3 ... N 1 2 3 4 5 6 7 ... Q+ 1 2 1 2 1 3 3 4 3 2 ... 1.2.17 Definition (Kompositionen) Seien f : X → Y, g : Y → Z Abbildungen. Komposition g ◦ f (x) = g(f (x)) Beispiel: f : R → R, f (x) = x + 1 g : R → R+ , g(x) = x2 (g ◦ f )(x) = g(f (x)) = (x + 1)2 = x2 + 2x + 1 1.2.18 Lemma (Assoziativität) Seien f : W → X, g : X → Y, h : Y → Z Abbildungen. Dann gilt: h ◦ (g ◦ f ) = (h ◦ g) ◦ f Das heißt, die Komposition ist assoziativ. Beweis: h ◦ (g ◦ f )(w) = h(g ◦ f (w)) = h(g(f (w))) = h ◦ g(f (w)) = (h ◦ g) ◦ f (w) 1.2.19 Proposition Seien f : X → Y, g : Y → Z Abbildungen. Sind f und g injektiv, so ist g ◦ f injektiv. Dasselbe gilt für Surjektivität. Beweis: Injektivität: Sei x 6= x0 , x, x0 ∈ X. Da f injektiv gilt f (x) 6= f (x0 ). Da g injektiv folgt g(f (x)) 6= g(f (x0 )). ⇒ g ◦ f (x) 6= g ◦ f (x0 ) Surjektivität: Sei z ∈ Z. Da g surjektiv gilt ∃y ∈ Y mit g(y) = z. Da f surjektiv folgt ∃x ∈ X mit f (x) = y. ⇒ ∃x ∈ X : z = g(f (x)) = g ◦ f (x) 1.2.20 Definition Eine Abbildung f : X → Y heißt invertierbar oder umkehrbar, wenn es eine Abbildung g : Y → X gibt, sodass g ◦ f = IdX und f ◦ g = IdY gilt. 4.Vorlesung vom 22.10.2015 f : X → X, X endliche Menge für die gilt: f injektiv ⇒ f bijektiv. Die Aussage ist falsch, wenn X unendlich. Beispiel: f : N → N, f (1) = 2, f (2) = 3, f (3) = 4 ∀f ∀X endlich : f injektiv ⇒ f bijektiv ∃f ∃ unendliche Menge : f injektiv und f nicht bijektiv. 1.2.21 Satz • Sei f : X → Y eine umkehrbare Abbildung. Dann ist die Abbildung g : Y → X mit den Eigenschaften f ◦g = IdY und g◦f = IdX eindeutig bestimmt. Sie wird die inverse Abbildung oder Umkehrabbildung von g genannt und als g = f −1 geschrieben. • Eine Abbildung ist genau dann umkehrbar, wenn sie bijektiv ist. Beweis: Seien f : X → Y, g : Y → X mit f ◦ g = IdY , g ◦ f = IdX Nebenbehauptung: Umkehrabbildungen sind eindeutig. Annahme: g, h sind Umkehrabbildungen. Dann gilt: g = g ◦ IdY = g ◦ (f ◦ h) = (g ◦ f ) ◦ h = IdX ◦ h = h f : X → Y f invertierbar ⇔ f bijektiv “ ⇒ “ z.z. f injektiv f (x) = f (x0 ) x = f −1 ◦ f (x) = f −1 ◦ f (x0 ) = x0 , also f injektiv z.z. f surjektiv Sei y ∈ Y , dann gilt f −1 (y) = x für ein x ∈ X. Also f (x) = f (f −1 (y)) = y, also f surjektiv. “ ⇐ “ Sei f bijektiv und y ∈ Y , dann ∃!x ∈ X, mit f (x) = y g(y) = x definiert g : Y → X. Damit gilt f ◦ g(x) = f (g(y)) = f (x) = y ⇒ f ◦ g Identität. Für zwei Mengen A,B definieren wir das Kartesische Produkt A × B = {(x, y)|x ∈ A, y ∈ B}. Elemente in A × B sind Paare (x, y) mit x ∈ A und y ∈ B. Zwei Paare (x1 , y1 ) und (x2 , y2 ) sind genau dann gleich, wenn x1 = x2 und y1 = y2 . R × R = {(x, y)|x ∈ R, y ∈ R} Folge: a : N → R, a(n) = an Sei f : X → Y . Dann definiert G(f ) = {(x, f (x)) ∈ X × Y ; x ∈ X} den Graph der Funktion f. G(f ) ⊆ X × Y . 1.3 Vollständige Induktion Die vollständige Induktion ist Beweisprinzip für Aussagen, die die natürlichen Zahlen betreffen. 1.3.1 Definition Pn aj =1 aj = a1 + a2 + a3 + . . . + an Beispiel: ∀n ∈ N gilt n P (2k − 1) = n2 k=1 A(1) : A(2) : A(3) : A(4) : 1 P k=1 2 P k=1 3 P k=1 4 P (2k − 1) = 12 ⇔ (2 − 1) = 12 X (2k − 1) = (2 · 1 − 2) + (2 · 2 − 1) = 1 + 3 = 22 X (2k − 1) = (2k − 1) = k=1 2 P (2k − 1) + (2 · 3 − 1) = 4 + 5 = 9 = 32 X k=1 3 P (2k − 1) + (2 · 4 − 1) = 9 + 7 = 16 = 42 X k=1 Sei A(n) eine Aussage, die für ∀n ∈ N Sinn macht. Ist A(1) wahr, und gilt A(n) ⇒ A(n + 1), dann gilt A(n)∀n ∈ N0 Beispiel: ∀n ∈ N gilt Beweis: n P (2k − 1) = n2 k=1 Induktionsanfang: A(1) gilt 1 = 12 X Induktionsschritt: A(n) ⇒ A(n + 1) n P I.V. (2k − 1) = (2k − 1) + (2(n + 1) − 1) = n2 + (2n + 1) = (n + 1)2 n+1 P k=1 k=1 Damit ist die Aussage bewiesen. Beispiel: n(n+1) 2 ∀n ∈ N gilt 1 + 2 + . . . + n = Beweis: Induktionsanfang: A(1) : 1 = 1·(1+1) 2 = 1X Induktionsschritt: A(n) ⇒ A(n + 1) 1 + . . . + n + (n + 1) = n(n+1) 2 + (n + 1) = n2 +n+2n+2 2 = (n+1)(n+2) X 2 Beispiel: ∀n ∈ N und n ≥ 5 gilt2n > n2 Beweis: Induktionsanfang: A(5) : 25 = 32 > 25 Induktionsschritt: A(n) ⇒ A(n + 1) : zz2n+1 > (n + 1)2 I.V. 2n+1 = 2 · 2n > 2 · n2 ≥ (n + 1)2 = n2 + 2n + 1 für n > 2. ⇒ A(n + 1) Beispiel: Jede natürliche Zahl n ≥ 2 ist Produkt von Primzahlen, lässt sich also schreiben als n = p1 · p2 · · · pk , wobei p1 , . . . , pk Primzahlen. Hierbei ist k = 1 ausdrücklich erlaubt. Beweis: Induktionsanfang: n = 2 ist Primzahl. X Induktionsschritt: Sei die Behauptung für A(2), . . . , A(n) wahr. Für n+1 gibt es 2 Möglichkeiten: 1. n+1 Primzahl, dann fertig 2. n+1 keine Primzahl, also n + 1 = d · n+1 d und d ∈ {2, . . . , n}und n+1 d ∈ {2, . . . , n} Damit, nach Induktionsannahme gilt: d und n+1 d sind Produkte von Primzahlen. Damit gilt die Behauptung. Beispiel: (Euklid) Es gibt unendlich viele Primzahlen. Annahme: Es gibt nur {p1 , p2 , . . . , pk } endlich viele. N = p1 · p2 · · · pk + 1 = G · pm mit m ∈ {1, . . . , k} ⇒ 1 = pm · (p1 · · · pk − G) ⇒ pm Teiler von 1. 1.3.2 Definition (Produkt) n Q aj = a1 · a2 · · · an aj =1 1.3.3 Definition (Binom) n k = n! k!·(n−k)! , n! = (n · (n − 1) · (n − 2) · · · 2 · 1 1.3.4 Proposition n k = Anzahl der k-elementigen Teilmengen einer n-elementigen Menge. 1.3.5 Satz (x + y)n = n P k=0 n k · xk · y n−k 5.Vorlesung vom 27.10.2015 1.3.6 Satz (Bernoulli’sche Ungleichung) Sei x ∈ R, x ≥ −1 und n ∈ N. Dann gilt: (1 + x)n ≥ 1 + nx. Für n ≥ 2 und x 6= 0 gilt: (1 + x)n > 1 + nx. Beweis: Induktionsanfang: n = 1 : (1 + x)1 ≥ 1 + xX n = 2 : (1 + x)2 = 1 + 2x + x2 > 1 + 2x für x 6= 0X Induktionsschritt: Annahme: Aussage gelte für n. (1 + x)n+1 = (1 + x)n · (1 + x) ≥ (1 + nx) · (1 + x) = 1 + (n + 1) · x + nx2 ≥ 1 + (n + 1) · x Beispiel: 2n > n2 für n ≥ 5 Induktionsanfang n = 5, dann A(n) ⇒ A(n + 1) | {z } Gilt nur, wenn n > 2 1.4 Reelle Zahlen Wir führen im Folgenden die reellen Zahlen axiomatisch ein. Das heißt, wir definieren Rechengesetze und Eigenschaften und postulieren, dass R diese erfüllt. 1.4.1 Definition (Körper) Die in Q geltenden Rechengesetze, die nur Addition und Multiplikation betreffen, führen zum Begriff des Körpers. Ein Körper (engl. field) ist ein Triple (K, +, ·) bestehend aus einer Menge K und zwei Abbildungen von K × K → K, die Addition und Multiplikation genannt werden und in der Form + : (a, b) 7→ a + b · : (a, b) 7→ a · b geschrieben werden, wobei verlangt wird, dass für alle a, b, c aus K die folgenden Axiome erfüllt sind: K 1 Addition K 1.1 a + (b + c) = (a + b) + c (Assoziativität). K 1.2 Es gibt ein Element 0 ∈ K, so dass a + 0 = a (Neutrales Element). K 1.3 Zu jedem a ∈ K gibt es b ∈ K mit a + b = 0 (Inverses Element). K 1.4 a + b = b + a (Kommutativität). Man sagt zu diesen Gesetzen auch abelsche Gruppe. K 2 Multiplikation K 2.1 a · (b · c) = (a · b) · c (Assoziativität). K 2.2 Es gibt ein Element 1 ∈ K, so dass a · 1 = a (Neutrales Element). K 2.3 Zu jedem a ∈ K \ {0} gibt es ein b ∈ K \ {0} mit der Eigenschaft a · b = 1 (Inverses Element). K 2.4 a · b = b · a (Kommutativität). K 3 a · (b + c) = a · b + a · c (Distributivität). Beispiel: • Z ist abelsche Gruppe, aber kein Körper • Q ist Körper • F2 = {a, b} ist Körper mit + a b · a b + 0 1 · 0 1 a a b a a a bzw. 0 0 1 0 0 0 b b a b a b 1 1 0 1 0 1 1.4.2 Lemma In einem Körper sind die neutralen Elemente 0,1 eindeutig bestimmt. Ferner sind zu gegebenen a ∈ K das Inverse der Addition und falls a 6= 0 das Inverse der Multiplikation eindeutig bestimmt. Man schreibt (−a) für das additiv Inverse und a−1 für das multiplikativ Inverse. Beweis: Sei 00 weiteres neutrales Element der Addition. K1.2 K1.4 K1.2 00 = 00 + 0 = 0 + 00 = 0 a ∈ K, seien b und c additiv Inverse zu a ∈ K K1.3 K1.3 c = c + 0 = c + (a + b) = (c + a) + b = 0 + b = b + 0 = b Schreibweise: a + (−b) = a − b a · b−1 = a b Allgemeine Rechenregeln: a b a b + · c d c d = = ad+bc bd ac −1 ) bd ⇔ (ab · (cd−1 ) = (ac) · (bd)−1 ⇒ z.z.b−1 d−1 = (bd)−1 1.4.3 Lemma Sei K Körper. a) Für a, b ∈ K hat die Gleichung a + x = b genau eine Lösung in K, nämlich x = b − a(= b + (−a)) b) Für jedes a ∈ K gilt (−(−a)) = a c) Für alle a, b ∈ K gilt −(a + b) = (−a) + (−b) = −a − b d) Für jedes a 6= 0 und b ∈ K hat die Gleichung ax + b genau eine Lösung in K, nämlich x = ba−1 e) Für alle a, b, c ∈ K gilt (a + b) · c = a · c + b · c f) Für jedes a ∈ K gilt a · 0 = 0 g) (Nullteilerfreiheit) Ist das Produkt a · b zweier Elemente eines Körpers K gleich 0, so muss mindestens eines der beiden Elemente 0 sein. h) Für alle a ∈ K gilt (−1) · a = −a i) (−1) · (−1) = 1 Beweis: a) a + x = b: Das Element b − a = b + (−a) erfüllt a + (b + (−a)) = a + ((−a) + b) = (a + (−a)) + b = 0+b=b+0=b b) a + (−a) = 0 = (−a) + a ⇒ −(−a) = a c) (a + b) + (−a − b) = (b + a) + (−a − b) = [(b + a) − a] − b = b − b = 0 d) siehe a) e) siehe Distributivgesetz und Kommutativgesetz der Multiplikation K4 f) a · 0 + a · 0 = a · (0 + 0) = a · 0 Verwende a), um zu zeigen, dass 0 eindeutige Lösung der Gleichung a·0+x = a·0 oder b+x = b hat Lösung x = b − b = 0. g) h) (−1) · a = (−1) · a + 0 = (−1) · a + (a − a) = ((−1) · a + a) − a) = ((−1) · a + 1 · a) − a = 0 − a = a 6.Vorlesung vom 29.10.2015 1.4.4 Definition (Potenzen) Sind x ∈ X und xn die Körperelemente. x0 = 1, x1 = x, x2 = x · x, xn+1 = x · xn 1.4.5 Lemma In K gelten die folgenden Rechenregeln: xn+m = xn · xm , (xn )m = xn·m , xn · y n = (x · y)n wobei x, y ∈ K, m, n ∈ N0 Beweis: Übungen, Induktion Beispiel: K Körper, dann ist L = K × K = {(x, y)|x ∈ K ∧ y ∈ K} Körper mittels der Operationen (x, y) + (u, v) = (x + u, y + v) (x, y) · (u, v) = (xu − yv, xv + yu) mit (0, 0) als neutrales Element der Addition, (1, 0) als Eins-Element. (−x, −y) als additiv Inverses von (x, y) und y x ( x2 +y 2 , − x2 +y 2 ) als multiplikativ Inverses von (x, y) 6= (0, 0) Vorbemerkung zu C: (0, 1) · (0, 1) = (−1, 0) = −(1, 0) = −1 (0, 1) = i ⇒ i2 = −1 (x, y) = x(1, 0) + y(0, 1) = x + iy (x + iy) · (u + iv) = xu + iyu + ixv − yv = (xu − yv) + i(yu + xv) 1.4.6 Bemerkung (Anordnung) Dies führt zum Begriff des angeordneten Körpers. 1.4.7 Bemerkung (R) • Körperaxiome • Anordnungsaxiome • Supremumsaxiom 1.4.8 Definition (Einschub: Relationen) Sei X Menge. Eine Relation auf X ist eine Teilmenge R ⊂ X × X, X ∼ Y , falls (x, y) ∈ R Beispiel: • X = Q, die „kleiner-gleich“ Relation. x∼y⇔x≤y • X = N, x ∼ y, wenn x − y eine gerade Zahl ist. • X Menge der Menschen. x ∼ y, wenn x ist Vetter von y. 1.4.9 Definition Eine Relation heißt Äquivalenzrelation, falls für x, y, z ∈ X gilt: • x∼x • x∼y⇒y∼x • x∼y∧y ∼z ⇒x∼z Beispiel: X = Z, x ∼ y, wenn x − y gerade ist. 1.4.10 Definition Sei ∼ eine Äquivalenzrelation auf der Menge X und für x ∈ X sei [x] = {y ∈ X|y ∼ x} die Äquivalenzklasse von x. Beispiel: Z, x ∼ y : x − y gerade. [0] = {x|x − 0 gerade} = {gerade Zahlen} [1] = {ungerade Zahlen} [2] = [0] ⇒ Z = [0] ∪ [1] 1.4.11 Proposition Sei X Menge, ∼ Äquivalenzrelation. S ⇒ X = [xi ] i 1.4.12 Definition (Angeordnete Körper) Ein angeordneter Körper ist ein Körper K zusammen mit einer Relation < auf K, die folgende Axiome O1 , . . . , O4 für alle a, b, c ∈ K erfüllt. Man liest a < b „a kleiner b“ (O1 ) Je zwei Zahlen (Elemente in K) sind vergleichbar, d.h. für a, b ∈ K gilt genau einer der drei Fälle a < b ∨ a = b ∨ b < a (O2 ) a < b, b < c ⇒ a < c (O3 ) a < b ⇒ a + c < b + c (O4 ) a < b, 0 < c ⇒ ac < bc Schreibweise a ≤ b ⇔ a < b ∨ a = b Aus (O1 ) folgt a ≤ b ∧ b ≤ a ⇒ a = b Beispiel: (O3 ) F2 = {0, 1} 0<1⇒0+1<1+1⇒1<0 1.4.13 Lemma (Folgerungen der Ordnungsaxiome) Seien a, b, x, y Elemente des angeordneten Körpers K. (O3 ) a) Es gilt x < y ⇒ 0 < y − x b) Man kann Ungleichungen addieren: Gilt a < b und x < y, so folgt a + x < b + y c) Man kann Ungleichungen bedingt multiplizieren: 0 < a < b, 0 ≤ x < y ⇒ ax < by d) Bei Vorzeichenwechsel dreht sich das Anordnungszeichen um: Es gilt x < y ⇔ −x > −y e) Man kann Ungleichungen mit strikt negativen Zahlen multiplizieren, dann drehen sich die Vorzeichen um: a < b, x < 0 ⇒ ax > bx f) Für x 6= 0 gilt x2 > 0 und insb. 1 > 0. g) ∀x ∈ K gilt x > 0 ⇔ 1 x >0 h) Ist 0 < x < y ⇒ x−1 < y −1 Beweis: (O2 ) (O3 ) b) a < b ⇒ a + x < b + x, x + b < y + b ⇒ a + x < y + b c) (O3 ) + (O4 ) d) x < y ⇔ 0 < y − x = −x − (−y) ⇔ −y < −x e) −x > 0 ⇔ (−x)a < (−x)b ⇔ xb < xa f) x > 0 ⇔ x2 > 0 Ist x < 0 ⇒> (−x) > 0 ⇒ (−x)(−x) > 0 g) „ ⇒ “(x−1 )2 > 0 ⇒ x(x−1 )2 > 0 ⇒ x−1 > 0 usw. h) 0 < x < y ⇒ x · y > 0 ⇒ (x · y)−1 > 0 ⇒ (x · y)−1 · x < (x · y)−1 · y ⇒ y −1 < x−1 7.Vorlesung vom 03.11.2015 2 Folgen und Reihen 2.1 Grundlagen zu Folgen und Reihen Beispiel: xn+1 = 12 (xn + 2 xn ) x1 = 10 x2 = 12 (10 + x3 = x4 = x5 = x6 = 2 10 ) = 1 2 2 (5 + 5 ) = 1 2 2 (3 + 3 ) = 2 1 2 (2 + 2 ) = 1 3 4 2(2 + 3) = 1 2 · 102 10 = 51 10 ≈5 1 27 27 2 · 5 = 10 ≈ 3 1 11 11 2 · 3 = 6 ≈2 3 2 1 9+8 17 2 · 6 = 12 ≈ 1, 41667... 2.1.1 Definition Eine Folge mit Werten in R ist eine Abbildung a:N→R Man schreibt an statt a(n) und nennt a1 , a2 , a3 , . . . die Folgenglieder. Die Folge kann auch als (an )n∈N oder aufzählend (a1 , a2 , a3 , . . .) geschrieben werden. Beispiel: • Die konstante Folge (a, a, a, a, . . .) mit an = a • ( n1 )n∈N = (1, 12 , 13 , 14 , . . .) • an = (−1)n = (1, −1, 1, −1, . . .) • ... 2.1.2 Definition Eine Folge reeller Zahlen (an )n∈N heißt konvergent gegen a ∈ R, wenn es zu jedem ε > 0 ein N ∈ N gibt, sodass |an − a| < ε ∀n ≥ N an → a Beispiel: an = (−1)n · 1 n a1 = −1, a2 = 12 , a3 = − 13 , a4 = |an − a| < ε ⇒ 1 n <ε⇒n> 1 ε 1 4 ⇒ N = [ 1ε ] + 1 2.1.3 Satz Die Folge (an ) sei konvergent gegen a ∈ R und gleichzeitig gegen b ∈ R. Dann folgt a = b. Beweis: Sei ε > 0 beliebig. Dann ∃N ∈ N, sodass |an − a| < ε 2 |a − b| = |a − an + an − b| ≤ |a − an | + |b − an | < + ε 2 ∧ |an − b| < ε 2 ε 2 ∀n ≥ N . =ε ⇒ 0 ≤ |a − b| < ε ∀ε > 0 ⇒ |a − b| = 0 ⇒ a = b (Übung: ∀ε > 0 : 0 ≤ x < ε ⇒ x = 0) Nebenbehauptung: |x + y| ≤ |x| + |y| |x| = max{x, −x} ∧ |y| = max{y, −y} ⇒ x + y ≤ |x| + |y| ∧ −(x + y) = −x − y ≤ |x| + |y| ⇒ |x + y| ≤ |x| + |y| 2.1.4 Definition an → a ⇔ lim an = a n→∞ 2.1.5 Satz Seien an → α und bn → α konvergente Folgen mit dem Grenzwert α ∈ R. Ist n0 ∈ N und (cn ) eine Folge mit der Eigenschaft an ≤ cn ≤ bn für jedes n ≥ n0 , dann konvergiert cn → α. Zu gegebenem ε > 0 ∃n1 ∈ N, n1 ≥ n0 , sodass |an − α| < ε und |bn − α| < ε. an − α ≤ cn − α ≤ bn − α < ε. Damit: −ε < cn − α < ε ⇒ |cn − α| < ε, ∀n ≥ n1 Beispiel xn+1 = 21 (xn + 2 2 xn ) 2 • ab ≤ a +b ⇔ (a + b)2 ≥ 0, a, b ≥ 0 2 √ √ √ xy = x q y ≤ x+y 2 √ √ √ xn+1 ≥ xn x2n = 2 ⇒ xn ≥ 2 ∀n ≥ 2 • xn ≥ 2 ∀n ≥ √ 2 ⇔ x2n ≥ 2 ⇔ 2 xn ≤ xn ⇒ xn+1 ≤ 21 (xn + xn ) = xn ∀n ≥ 2 Also ∀n ≥ 2xn ≥ xn+1 (Folge monoton fallend). Wir müssen sicher gehen, dass xn konvergiert. 2.1.6 Bemerkung {x2 , x3 , x4 , . . . , xn , . . .} nach unten beschränkt. Nach Supremumsaxiom existiert s, größte untere Schranke s = inf {x2 , x3 , x4 , . . . , xn , . . .} • ∀xm ∈ {. . .} : s ≤ xm • Falls ein t ∈ R mit t ≤ xn ∀n ≥ 2, dann gilt s ≥ t inf = größte untere Schranke. s existiert im Körper der reellen Zahlen. Behauptung: xn → s = inf {x2 , x3 , x4 , . . . , xn , . . .} = inf M ∀ε > 0 ∃x ∈ M : x ∈ (s, s + ε) | {z } M ∀ε > 0 ∃m ∈ N : xm ∈ (s, s + ε) ⇔ xm − s < ε |xm − s| < ε ⇒ ∀n ≥ m : |xn − s| < ε, da xm monoton fallend. Damit xm → s konvergent. (xn ) → s ⇒ (xn+1 ) → s xn+1 = 1 2 2 (s 1 2 (xn + 2) = ⇒ s = lim xn+1 = lim 12 (xn + n→∞ n→∞ √ + 1 ⇒ 12 s2 = 1 ⇒ s2 = 2 ⇒ s = 2 + s2 2 2 xn ) 2 xn ) = 1 2 (s + 2s ) ⇒ s = 1 2 (2 + 2s ) ⇒ s2 = 2.1.7 Definition Sei (an ) Folge. Eine Teilfolge ist eine Folge, die durch Weglassen von Folgegliedern entsteht. Man lässt aus (a1 , a2 , a3 , a4 , a5 , . . .) Folgenglieder weg, aber so, dass unendlich viele übrig bleiben, also etwa ( a a3 , a 1 , a2 , 4 , a5 , . . .) |{z} |{z} b1 b2 Präziser entsteht eine Teilfolge (bk )k∈N aus der gegebenen Folge (an )n∈N durch Angabe der Abbildung k → nk , sodass ∀k ∈ N die Ungleichung nk < nk+1 und bk = ank gilt. 8.Vorlesung vom 05.11.2015 K angeordneter Körper mit <. 2.1.8 Satz Ein angeordneter Körper hat stets unendlich viele Elemente. Die Abbildung n → e + e + . . . + e mit e als neutrales Element der Multiplikation ist injektiv. | {z } Beweis: 1 > 0, da ∀x 6= 0, x2 > 0 e>0⇒e+e>e n−mal 2.1.9 Definition ( Das Maximum zweier Zahlen a, b ∈ K ist die größere der beiden, also max(a, b) = Der Absolutbetrag von einer Zahl x ∈ K ist |x| = max{−x, x}(= √ ( x2 ) = a, falls a ≥ b b, falls a < b x, falls x ≥ 0 −x, falls x < 0 2.1.10 Satz Sind x, y aus dem angeordneten Körper K, so gilt |x| > 0 und |x| = 0 ⇔ x = 0 (Definitheit) |x · y| = |x| · |y| |x + y| ≤ |x| + |y| (Dreiecks-Ungleichung) |x| = max{x, −x} ⇒ x ≤ ) |x| ∧ −x ≤ |x| ∧ y ≤ |y| ∧ −y <≤ |y| (x + y) ≤ |x| + |y| ⇒ ⇒ |x + y| = max{−(x + y), (x + y)} ≤ |x| + |y| −(x + y) ≤ |x| + |y| 2.1.11 Lemma (Umgekehrte Dreiecksungleichung) Für Elemente a, b aus angeordnetem Körper K gilt: ||a| − |b|| ≤ |a − b| Beweis: |a| = |a − b + b| ≤ |a − b| + |b| ⇒ |a| − |b| ≤ |a − b| |b| = |b − a + a| ≤ |b − a| + |a| ⇒ |b| − |a| ≤ |a − b| ⇒ ||a| − |b|| = max{|a| − |b|, −(|a| − |b|)} ≤ |a − b| 2.1.12 Bemerkung x, y ∈ R2 p k y k= y12 + y22 p k x k= x21 + x22 Es gilt: k x + y k≤k x k + k y k | k x k − k y k | ≤k x − y k 2.2 Intervalle und beschränkte Mengen Sei K angeordneter Körper und a ≤ b Elemente in K. Das abgeschlossene Intervall [a, b] ist die Menge [a, b] = {x ∈ K|a ≤ x ≤ b} Offenes Intervall: (a, b) = {x ∈ K : a < x < b} [a, b) = {x ∈ K : a ≤ x < b} (a, b] = {x ∈ K : a < x ≤ b} [a, ∞) = {x ∈ K : a ≤ x} (∞, b] = {x ∈ K : x ≤ b} 2.2.1 Definition Für jedes Intervall ist die Länge L([a, b]) = b − a > 0 2.2.2 Definition Eine Teilmenge M ⊂ K heißt nach oben beschränkt, wenn es eine Zahl S ∈ K gibt, sodass x ≤ S ∀x ∈ M gilt. Jedes solche S wird obere Schranke genannt. Analog definiert man untere Schranke und nach unten beschränkt. Eine Menge heißt beschränkt, falls sie nach oben und nach unten beschränkt ist. Beispiel: • [0, 1] ist beschränkt. • N ist nach unten beschränkt, aber nicht nach oben. 2.2.3 Lemma Eine Teilmenge M aus angeordnetem Körper K ist genau dann beschränkt, wenn es T > 0 gibt, sodass x ∈ M ⇒ |x| ≤ T 2.2.4 Definition Die Menge M besitzt ein Maximum, wenn es m0 ∈ M gibt, das obere Schranke zu M ist. Dies ist eindeutig festgelegt. m0 = max(M ). Beweis: m0o ≤ m0 ∧ m00 ≥ m0 >⇒ m00 = m0 Eine endliche Menge M = {a1 , a2 , . . . an } hat immer ein Maximum. Das selbe gilt für Minimum min(M ) = kleinstes Element. 2.3 Dedekinds Vollständigkeit Sei M eine Teilmenge eines angeordneten Körpers K. Ein Element s ∈ K heißt Supremum von M , falls • s ist eine obere Schranke zu M • Ist t eine obere Schranke zu M , dann folgt s ≤ t Also s = sup(M ) kleinste obere Schranke zu M . 2.3.1 Präposition Hat eine Teilmenge M ⊂ K ein Supremum, dann ist dies eindeutig bestimmt. Es wird mit sup(M ) bezeichnet. Es gibt aber nichtleere beschränkte Teilmengen von Q, die kein Supremum in Q besitzen. Beweis: M = {r ∈ Q|r2 < 2} s = sup(M ) ⇒ s2 = 2 2.3.2 Definition Ein angeordneter Körper K heißt Dedekind-vollständig, falls jede nach oben beschränkte Teilmenge ∅ = 6 M ⊆ K ein Supremum besitzt. Beispiel: Q ist nicht Dedekind-vollständig. 2.3.3 Bemerkung (R) Wir legen R axiomatisch fest, indem wir fordern, dass die folgenden Axiome erfüllt sind. • Körperaxiome • Anordnungsaxiome • Supremumsaxiom 2.3.4 Satz R ist bis auf Isomorphie der einzige Dedekind-vollständige angeordnete Körper. Der Beweis der Existenz (aus Q) siehe Appendix des Buches. 2.3.5 Präposition a) Jede nach unten beschränkte Teilmenge M 6= ∅ von R besitzt eine größte untere Schranke, genannt das Infimum von M inf (M ) b) Hat eine Teilmenge M ∈ R ein Maximum, dann auch ein Supremum und es gilt max(M ) = sup(M ) Beweis: −M ist nach oben beschränkt und es existiert ein Supremum und dann gilt inf (M ) = −sup(−M ) ist größte untere Schranke von M . Beispiel: M = {x1 , x2 , . . . , xn }, xn+1 = 12 (xn + 2 xn ) s = inf (M ) ∈ R ⇒ s2 = 2 M ⊂ R, M beschränkt. Sei s = sup(M ) ⇔ ∀ε > 0∃x ∈ M : x > s − ε s = sup(M ) ⇒ ∃(xn ) mit xn ∈ M, xn → s