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Text: Oliver Schonschek (Diplom-Physiker)
Grafik und Layout: Christine Schonschek (Diplom-Multimediadesignerin)
© Drs. G. & O. Tapparo (Zahnmedizin), M.Tapparo (Medizin)
1. Auflage München 2006
2. Auflage München 2011
ISBN Nr. 3 9811984 8 4
978 3 9811084 8 4
Inhaltsverzeichnis
Störungen des Kiefergelenkes
Störungen des Kiefergelenkes.................................................1
Ursachen, Diagnose und Therapie...............................1
Symptome einer Kiefergelenksdysfunktion.................4
Ursachen einer Kiefergelenksstörung und wie man sie
vermeiden kann............................................................5
Diagnose einer Kiefergelenk-Dysfunktion ...............13
Therapiemöglichkeiten bei KiefergelenkDysfunktionen............................................................16
Die weitere Behandlung.............................................19
Störungen des Kiefergelenkes
Ursachen, Diagnose und Therapie
-1-
-1-
Kopfschmerzen,
Nackenverspannungen
und
Zähneknirschen sind vielen Patienten aus eigener Erfahrung
bekannt. Weniger verbreitet ist die Erkenntnis, dass ein
hoher
Anteil
dieser
häufigen
Beschwerden
auf
Funktionsstörungen des Kiefergelenkes zurückzuführen ist.
Eine reine Behandlung der Symptome verhilft den meisten
Patienten nicht zu der gewünschten Linderung oder
Heilung. Auf Grundlage einer 20-jährigen Erfahrung bietet
die Praxis von Dr. Georgetta und Dr. Ottaviano Tapparo
erprobte Diagnose- und Therapieverfahren an, um die
Ursachen der zugrunde liegenden Kiefergelenksstörung
feststellen und behandeln zu können.
Der Kauapparat des Menschen wird gebildet aus der
Kaumuskulatur, dem rechten und linken Kiefergelenk, dem Oberund Unterkiefer, den Zähnen und Zahnhalteapparaten sowie der
Zunge. Im Ruhezustand des Kausystems besteht eine
Symmetrie zwischen den Kiefergelenken, die Kaumuskulatur
weist eine gleichmäßige Anspannung auf und die Zahnreihen
haben links und rechts gleichförmige Kontakte. Dieser Idealfall
ist jedoch aus unterschiedlichen Gründen häufig nicht gegeben.
-2-
-2-
Abb. 1: Normalhaltung Abb. 2: Fehlhaltung und Schmerzpunkte
Ein solches Ungleichgewicht im Kauapparat wird von dem
Unterbewusstsein wahrgenommen. Es setzen unwillkürliche
Gegenmaßnahmen ein, mit dem Ziel die Symmetrie
wiederherzustellen. Bei dem Ausgleich eines unsymmetrisch
stehenden Kiefergelenkes ergibt sich jedoch zum Beispiel eine
ungleichmäßige Anspannung der Kau-, Nacken- und
Rückenmuskulatur. Wie bei einem Domino-Effekt setzt sich eine
Verschiebung im Kauapparat über die Muskeln, Gelenke, Wirbel
und das Becken auf weite Teile des Organismus fort. Die
komplette Statik der Wirbelsäule kann betroffen sein. Selbst ein
Einfluss auf die Beinlänge kann beobachtet werden. Eine lokale
Störung im Kiefergelenk wird somit zu einer Störung im
gesamten Körper.
Man
nennt
solche
Kiefergelenksstörungen
auch
craniomandibuläre Dysfunktionen (CMD), wobei Cranium das
lateinische Wort für Schädel und Mandibula für Unterkiefer ist.
Doch die Ursachen und Beschwerdebilder können auch
außerhalb dieser Bereiche liegen. Unter CMD versteht man die
-3-
-3-
Gesamtheit der gestörten Kiefer- und / oder Muskelfunktionen im
Bereich des Kausystems, die funktionell, strukturell, biochemisch
oder auch psychisch bedingt sein können.
Diese Informationsschrift möchte Patienten wie Therapeuten
über mögliche Ursachen, Diagnoseverfahren und Therapien
informieren, um das Verständnis für diese oft unerkannte
Gesundheitsstörung zu wecken und zu vertiefen. Dies ist
insbesondere
deshalb
wichtig,
da
nicht
jede
Kiefergelenksstörung zu Schmerzzuständen führt und deshalb
viele Patienten unbehandelt bleiben, wobei sich die krankhaften
Zustände immer weiter manifestieren können und zu
Verschleißerscheinungen führen.
Symptome einer Kiefergelenksdysfunktion
Häufige
Begleiterscheinungen
einer
Störung
in
den
Kiefergelenken sind Kopfschmerzen, Schmerzen in der
Kaumuskulatur oder im Nacken, Verspannungen mit
Muskelkater, unangenehme Knackgeräusche beim Essen bis hin
zu Problemen bei der Öffnung des Mundes. Weitere typische
Symptome
sind
empfindliche
Zähne,
nächtliches
Zähneknirschen (Bruxismus), Schwindelanfälle, Ohrgeräusche,
Ohrenschmerzen oder Schnarchen.
-4-
-4-
Abb. 3: Symptome einer Kiefergelenksdysfunktion
Ursachen einer Kiefergelenksstörung und wie man sie
vermeiden kann
Der
Kauapparat
und
die
Kiefergelenke
unterliegen
umfangreichen äußeren und inneren Einflüssen. Unfälle und
Schleudertraumata, Entzündungen oder Tumore auch außerhalb
des Kauorgans, verschiedene toxische Substanzen, aber auch
Allgemeinerkrankungen, Hormonstörungen, Vitalstoffmangel,
Durchblutungsstörungen oder Migräne können die Kiefergelenke
in ihrer Funktion und Struktur beeinträchtigen. Viele
neurovegetative und psychosomatische Erkrankungen wirken
sich ebenfalls auf den Kauapparat und somit auch auf das
Kiefergelenk aus.
-5-
-5-
Erfahrungsgemäß kommen die folgenden zehn möglichen
Ursachen besonders häufig in Betracht:
1.
Zahnfüllungen, die ohne Berücksichtigung der
genauen Struktur der Kauflächen (Höcker-Fissuren
Relief) erstellt wurden
Füllungen werden im Mund gelegt und ausgearbeitet.
Sie sollten korrekt in die Verzahnung des Gegenkiefers
greifen. Die sogenannte Bisshöhe (vertikaler Abstand
zwischen Ober- und Unterkiefer) darf dabei nicht
verändert werden. Dies wird oft nicht erzielt. Bei einer
unsachgemäßen Wurzelfüllung können die Zähne
schmerzhaft und druckempfindlich werden. Als Reaktion
ändert sich der Biss und die Schlussbisslage
(Interkuspidation). Wichtig bei der Wahl eines
Füllmaterials ist die Berücksichtigung des Abriebs
(Abrasion), wobei der Abrasionswert des Füllmaterials
dem des Zahnschmelzes sehr ähnlich sein sollte.
Andernfalls gehen die gewünschten Strukturen in den
Füllungen mit der Zeit verloren, die für den richtigen Griff
zwischen dem Ober- und Unterkiefer sorgen sollen.
2.
Zahnersatz aus allergischem bzw. unverträglichem,
korrodierendem Material
Zahnersatz (Kronen, Inlays (Einlagefüllungen), Brücken)
sollte individuell nach einer Vermessung und unter
Berücksichtigung der Kiefergelenke gefertigt werden.
Um die Seitenzähne zu entlasten, ist dabei eine
Beibehaltung der Front-Eckzahnführung wichtig. Auch
die Wahl des Materials spielt eine große Rolle. Die
Verträglichkeit des vorgesehenen Materials sollte
individuell für den Patienten bestimmt werden. Dazu
bietet sich ein Immuno-Toleranz-Test (ITT) an.
Besteht zum Beispiel eine Allergie bzw. Unverträglichkeit
gegen ein Metall1 der Legierung, so tritt fast immer eine
allergische bzw. unverträgliche Reaktion gegen die
gesamte Legierung auf. Dabei entstehen Schwellungen
am Zahnfleisch, die dem Patienten zum Beispiel das
Gefühl geben, eine Brücke sei zu dick. Im Gegensatz zu
1
Metalle lösen meist Spätallergien oder ein Entzündungsgeschehen mit
Gamma Interferon Ausschüttung aus
-6-
-6-
Kontaktallergien der Haut treten bei Allergien in der
Mundhöhle und am Zahnfleisch meist keine sichtbare
Rötung und kein Jucken auf. Die beschriebenen
Schwellungen sowie unklare Kieferhöhlenentzündungen
sind deshalb oft die einzigen Anzeichen einer solchen
allergischen Reaktion. Bleibt sie unbemerkt und
unbehandelt, können die Entzündungen unter anderem
auch das Kiefergelenk schädigen.
Korrodiert der Zahnersatz, können durch die Aufnahme
von toxischen oder allergenen Substanzen über die
Mundschleimhaut zusätzliche Beschwerden entstehen.
Die
Praxis
Drs. Tapparo bevorzugt
deshalb
Vollkeramikkronen
aus
schichtweise
gebrannter
Siliziumoxidkeramik und Zirkonoxydkeramikbrücken mit
Siliziumoxydkeramik. Feldspathaltige Keramik wird in
der Praxis nicht genutzt, da diese Substanzen radioaktiv
sind. Teleskopkronen für herausnehmbaren Zahnersatz
werden aus Acetal, Nylon oder PEX gefertigt.
3.
Kieferorthopädie
ohne
Berücksichtigung
der
Bissverhältnisse
Wird eine kieferorthopädische Behandlung nur zur
ästhetischen Korrektur durchgeführt, bleiben die
Bissverhältnisse oft unberücksichtigt. Ein negativer
Einfluss auf die Kiefergelenke kann vermieden werden,
wenn die Anpassungsfähigkeit und das Wachstum des
Kiefergelenkes, die Verzahnung, die Position und die
Bisshöhe von Unterkiefer und Oberkiefer zueinander
durch Vermessung exakt bestimmt wird. Die korrekte
Bisshöhe
sollte
immer
eingehalten
werden.
Bisserhöhungen sind teilweise erlaubt, Bisssenkungen
sind jedoch nicht indiziert.
4.
Extraktion von Zähnen, auch Weisheitszähnen
Hochstehende (elongierte) Weisheitszähne, die die
Kaubewegungen
des
Unterkiefers
(Artikulation)
behindern, sollten grundsätzlich entfernt werden.
Andernfalls drücken diese Weisheitszähne auf den
Vorderzahn und verschieben das räumliche Verhältnis
der Zähne (Okklusion) zueinander.
-7-
-7-
Werden verlagerte Zähne entfernt, so sollte beachtet
werden, dass jeder Zahn im Gegenkiefer in eine Lücke
wandert sowie dass jeder große Backenzahn (Molar)
nach vorne in die Lücke und jeder vordere Backenzahn
(Prämolar) nach hinten in die Lücke wandern kann.
Bei Weisheitszähnen sollte berücksichtigt werden, dass
sich die Krafteinwirkung beim Heraushebeln (Luxieren)
und Bewegen (Mobilisieren) der Unterkieferzähne auf
die
Kiefergelenke
überträgt.
Bei
operativen
Weisheitszahn-Entfernungen, insbesondere in Narkose,
sollte bedacht werden, dass die Dauer der Operation
eine Sehnen- und Muskelschädigung am Kiefergelenk
mit sich bringen kann. Es empfiehlt sich eine Kieferweise
Entfernung der Weisheitszähne. Ist der Eingriff
komplizierter
und
zeitaufwendig,
sollten
die
Weisheitszähne nur einzeln entfernt werden. Auch ist es
ratsam, die Wurzeln zu trennen. Nur bei leichten, kurzen
Eingriffen können die Zähne auch auf derselben Seite in
nur einer Sitzung extrahiert werden.
Hinweis für Ärzte und Therapeuten:
Zwischen einzelnen Zähnen und Organen sowie
zwischen den Kiefergelenken und Organen können
Beziehungen nachgewiesen werden. So strahlen
Entzündungen an bestimmten Zähnen in gewissen
Regionen aus. Genannt sind jeweils die Zähne im
Ober- oder Unterkiefer sowie die korrespondierenden
Körperregionen:
Oberkiefer
18,28 Innenohr, Kieferhöhle
17,16,26,27 Kieferhöhle und Kiefergelenk sowie Knie
vorn
15,25 Siebbeinzellen Kieferhöhle
14,24 Siebbeinzellen Auge Kieferhöhle
Unterkiefer
44,34 Kieferhöhle Knie vorn Kiefergelenk
45,35 Kieferhöhle Knie Hüfte Fuß Kiefergelenk
48,38 Ohr, Auge
-8-
-8-
Abb. 4: Wirbelsäule – Organbeziehung
5.
Unfälle
Bei Unfällen
automatisch
oder Schleudertraumata beißt
kräftig
zusammen,
verletzt
-9-
man
die
-9-
Kiefergelenke und verschiebt meist den Biss. Auch
minimale Verschiebungen wirken sich auf die Position
des Kiefergelenkes aus. Hierbei ist immer zu beachten,
dass eine Verschiebung zwischen dem ersten und
zweiten Halswirbel (Atlas und Axis) stattfinden könnte.
Die neue Kahn-Therapie versucht mit Hilfe von
Schallwellen die verschobenen Wirbel wieder in ihre
richtige Position zu bringen. Dadurch können viele
Beschwerden entlang der Wirbelsäule gelindert werden.
Abb. 5: Körperfehlstellung und Kiefergelenksdysfunktion
Je nach Schwere des Unfalls untersucht man zuerst, ob
Brüche (Frakturen) im Kieferbereich vorhanden sind.
Nach jedem Unfall sollte eine Kiefergelenksdiagnostik
erfolgen. Treten Schmerzen nach einem Unfall auf,
- 10 -
- 10 -
sollte das Gebiss vermessen und eventuell mit einer
Schienentherapie
behandelt
werden.
Diese
Therapieform wird im Folgenden noch näher betrachtet.
Bei einem Zahnverlust durch den Unfall muss zusätzlich
darauf geachtet werden, dass eine Zahnwanderung
verhindert wird.
6.
Stress und psychische Faktoren
Unter Stressbelastung kann es zu ungewöhnlichen
Kaubewegungen
(Parafunktionen)
wie
dem
Zusammenpressen der Zähne, Zähneknirschen, Mahlen
und Reiben der Zähne aneinander kommen, die
ebenfalls die Situation der Kiefergelenke negativ
beeinflussen können. Auch das Kauen auf Fingernägeln
oder Stiften und vermehrtes Kaugummikauen können in
Stress-Situationen beobachtet werden. Hier empfiehlt
sich
eine
Zusammenarbeit
zwischen
Kiefergelenksspezialisten (Gnathologen), Psychologen,
Osteopathen und Physiotherapeuten. Als erstes ist
dabei die Art der Stressreaktion festzustellen, um dann
die geeignete therapeutische Methode zu finden. Es
empfiehlt
sich
je
nach
Ursache
eine
Schienenbehandlung mit weichen oder harten Schienen,
um die Kaubewegungen besser kontrollieren und die
Zähne und Kiefergelenke schützen zu können. Eine
weitere Ursache für psychischen Stress kann in
Materialallergien beziehungsweise – Unverträglichkeiten
oder Fehlentwicklungen des Bisses gesehen werden.
7.
Fehlhaltungen
Sitzende Tätigkeiten, eine schlechte Positionierung bei
der Arbeit, aber auch sportliche Betätigung ohne
fachliche Anleitung können zu einer körperlichen
Fehlhaltung führen, die sich über die Wirbelsäule und
die Muskulatur auf das Kiefergelenk auswirken kann.
Umgekehrt
übertragen
sich
Schädigungen
im
Kiefergelenk auf die gesamte Wirbelsäule, insbesondere
die Hals- und Lendenwirbelsäule. Die Wechselwirkung
geht so weit, dass dabei sogar unterschiedliche
Beinlängen entstehen können. Die Muskulatur muss in
diesen Fällen nicht unbedingt schmerzhaft sein. Es ist
- 11 -
- 11 -
vielmehr ein chronischer Prozess möglich, der im Laufe
der Jahre Schädigungen hervorruft.
8.
Genetische Ursachen, Fehlentwicklungen
Fehlentwicklungen (Dysgnathien) der Zähne, des
Kiefers, des Bisses, der Bisslage oder des ganzen
Kauapparates können die Zahnstellung, die Form des
Kiefers, die Verzahnung, die Lage der Kiefer zueinander
und
somit
die
Funktion
des
Kiefergelenks
beeinträchtigen. Sind korrigierende Operationen geplant,
müssen die Kiefergelenke genau vermessen werden.
Hierbei ist immer zu beachten, dass eine Verschiebung
zwischen den oberen Halswirbeln (Atlas und Axis)
stattfinden könnte. Auswirkungen auf das Kiefergelenk
sind bekannt bei einem unkontrollierten Wachstum des
Unterkiefers (Progenie), Vorstand des Oberkiefers
(Prognathie),
Kopfbiss
(Zahnhöcker
trifft
auf
Zahnhöcker) und Kreuzbiss (seitliche Bissverschiebung).
Nach Progenieoperationen mit Versorgung der
Knochenbrüche mittels Platten (Plattenosteosynthese)
unter Einbeziehung des Kiefergelenks sollte die
Bisshöhe und die Kaufunktion überprüft, eventuell neu
vermessen und entsprechend behandelt werden.
9.
Zahnfleischerkrankungen (Parodontopathien)
Zahnfleischerkrankungen, insbesondere in jungen
Jahren (juvenile Parodontopathien), können schon
frühzeitig zu Zahnwanderungen und Zahnverlust führen,
da der Zahnhalteapparat verloren geht; dadurch
verschiebt sich die Verzahnung. Kommt es zu einem
Zahnverlust, so müssen die Zähne stabilisiert werden,
oder
ein
Zahnersatz
wird
eingefügt.
Die
Schienentherapie
kann
zur
Stabilisierung
der
gelockerten Zähne genutzt werden.
Die Praxis Drs. Tapparo verwendet zur Regeneration,
Vermehrung
und
Verdichtung
des
Knochens
Knochenmasterzellen,
die
aus
Zellen
der
Mundschleimhaut und des Kieferknochens (autologe
adulte Stammzellen) des Patienten gewonnen werden.
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- 12 -
10. Tumore
Der Vollständigkeit halber werden auch Tumore als
mögliche Ursache für eine Kiefergelenk-Dysfunktion
genannt. Im Vordergrund muss hierbei jedoch der
operative Eingriff zur Entfernung des Tumors stehen.
Abb. 6: Ursachen einer Kiefergelenksdysfunktion
Diagnose einer Kiefergelenk-Dysfunktion
Um eine Funktionsstörung des Kiefergelenks feststellen zu
können, setzt die Praxis Drs. Tapparo verschiedene DiagnoseSchritte ein.

Im ersten Schritt wird die individuelle Situation des
Patienten mit Hilfe eines speziell für das Kiefergelenk
standardisierten Untersuchungsbogens aufgenommen.
Daran anschließend findet eine Erhebung des klinischen
- 13 -
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


Funktionsstatus statt. Die Kauebenen werden bezüglich
ihrer Lage zu den Körperebenen (Biss-, Schulter- und
Hüftstellung) untersucht, ebenso werden die Beinlängen
vermessen.
Spezielle Abdrücke stellen die Situation des Oberkiefers
und Unterkiefers dar, der Biss und das Kiefergelenk
werden durch Abdrücke registriert. Auf dieser Basis
kann ein Modell des Kauapparates erstellt und in einem
speziellen
Simulator
(Artikulator)
getestet
und
ausgewertet werden.
Da
bei
Kiefergelenkserkrankungen
und
einer
Fehlstellung des Atlas in der Halswirbelsäule vermehrt
Stickstoffradikale im Gehirn nachgewiesen werden
können, erfolgen auch spezielle Labormessungen. Zu
den Labormessungen gehören insbesondere die Tests
auf den Vitamin D Rezeptor, Kollagen I alpha 1
Rezeptor, Citrulin, NSE, Nitrothyrosin, Protein S100, das
Mineralprofil (Calcium, Natrium, Kalium, Magnesium,
Eisen, Kupfer, Zink, Selen, Mangan, Chrom) sowie das
Vitaminprofil.
Schließlich lassen sich mit einem CT (ComputerTomographie) spezielle Kiefergelenksaufnahmen bei
geöffneten und geschlossenem Mund erstellen, und das
Kiefergelenk aus den einzelnen CT-Schichten mittels der
Software SimPlant® auf einem Computermonitor
dreidimensional rekonstruieren und optimal bewerten.
Als weitere Diagnosemöglichkeiten stehen folgende Maßnahmen
zur Verfügung:

Im Rahmen eines Kurzbefundes auf Cranio-mandibuläre
Dysfunktionen (CMD) kann man bei Auftreten von
mindestens
zwei
der
nachfolgend
genannten
Indikationen
von
einer
Kiefergelenksproblematik
ausgehen:
- Mundöffnung des Patienten ist asymmetrisch
- Mundöffnung des Patienten ist eingeschränkt
- wahrnehmbare Gelenkgeräusche (Knacken,
Reibgeräusche) bei dem Patienten
- ungewöhnliche Kaugeräusche (Okklusale
Geräusche) bei dem Patienten
- 14 -
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-

Abtastung der Kaumuskeln (Muskelpalpation) ist
für den Patienten schmerzhaft
Mundöffnung (Exzentrik) des Patienten ist
gestört (traumatisch)
Da jeder Zahn mit einem Entzündungsherd eine BissSchädigung
und
eine
veränderte
Kaufunktion
verursachen kann, gehört auch eine Herddiagnostik im
Panoramaröntgenbild
zu
den
möglichen
Diagnoseverfahren.
Abb. 7 Verlagerte Zähne
Herde und Kiefergelenk:
Verlagerte Weißheitszähne
Wurzeltote Zähne
Fehlende Abstützung im Seitenzahnbereich
Pseudoallergie auf Metalle
Toxische Knochenstrukturauflösungen

Bei der Untersuchung des Mundraumes sollte der
Kauapparat insbesondere auf schmerzhafte oder
schmerzlose Zahnlockerungen, hervorstehende Zähne,
Zahnwanderungen,
Zahnabrieb
sowie
Spuren
(Schlifffacetten) an den Zähnen, die auf Parafunktionen
wie Zähneknirschen schließen lassen, ausführlich
geprüft werden.
- 15 -
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
Die Schleimhäute werden auf Veränderungen und
Tätowierungen untersucht.

Auch der bei Patienten vorgefundene Zahnersatz sollte
einer genauen Kontrolle unterzogen werden.

Der Kaugummispeicheltest dient der Auffindung von
Amalgam bei Patienten, die entsprechende Füllungen
aufweisen.

Weitere Untersuchungen prüfen das Kausystem des
Patienten auf eine vorliegende Muskelentzündung
(Myopathie) und Gelenkentzündung (Arthropathie).
Einen Hinweis auf eine Entzündung des Kiefergelenkes
erhält man, wenn sich der Unterkiefer bei Mundöffnung
auf eine bestimmte Seite dreht (Schonstellung). Ein
entzündetes Kiefergelenk neigt zu einer Verlängerung
des betroffenen Knochens (Distraktion).

Als
ergänzende
Untersuchungen
(Komplementärdiagnostik)
können
die
psychosomatische Diagnostik, die Untersuchung auf
muskuläre Fehlfunktionen sowie die orthopädische
Diagnostik zur Feststellung einer Fehlhaltung von
Halswirbelsäule, Wirbelsäule und Hüfte zum Einsatz
kommen.

Bei chronischen Erkrankungen des Immunsystems, wie
zum Beispiel Multiple Sklerose und Amyotrophe
Lateralsklerose, ist eine spezielle Diagnostik erforderlich.
Therapiemöglichkeiten bei Kiefergelenk-Dysfunktionen
Generell sollte die Therapie einer Kiefergelenksstörung in
Absprache mit einem Orthopäden vorgenommen werden, da
zwischen dem Kauorgan, den Nacken- und Rückenmuskeln
sowie der Wirbelsäule, speziell der Halswirbelsäule, ein enger
Zusammenhang besteht. Je nach Ursache kann auch die
gemeinsame Behandlung zusammen mit einem Psychologen
sinnvoll sein.
- 16 -
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Eine Therapie von Kiefergelenksstörungen umfasst in der Regel
eine osteopathische beziehungsweise physiotherapeutische
Behandlung,
eine
grobe
Einschleiftherapie,
eine
Schienentherapie, eine Füllungstherapie und / oder einen
Zahnersatz mit einem Aufbau der Eck-Frontzahnführung, um die
Seitenzähne zu entlasten.
Im Mittelpunkt der Physiotherapie steht die aktive Therapie des
Patienten. Sie orientiert sich bei der Behandlung sowohl an den
natürlichen chemischen und physikalischen Reizen der Umwelt
(zum Beispiel Wärme, Kälte, Druck, Strahlung, Elektrizität) als
auch an den anatomischen und physiologischen Gegebenheiten
des Patienten. Dabei zielt die Behandlung auf natürliche,
physiologische Reaktionen des Organismus (wie Muskelaufbau,
Stoffwechselanregung), um seinen Heilungsprozess zu
unterstützen und Fehlentwicklungen zu korrigieren.
Die Osteopathie versucht Bewegungen und Spannungen im
Körper mit den Händen zu erspüren, um mögliche Blockaden zu
beseitigen und die Selbstheilungskräfte anzuregen.
Die Einschleiftherapie dient der Beseitigung von störenden
groben Primärkontakten und herausstehenden natürlichen oder
mit Zahnersatz versorgten Zähnen, sofern diese die natürliche
Schlussbissstellung (Okklusion) und Kaubewegung des
Unterkiefers (Artikulation) beeinträchtigen. 48 Stunden nach
einer Einschleiftherapie sollte eine Kontrolle und bei Bedarf ein
Nachschliff erfolgen.
Die Schienentherapie dient einer notwendigen Bisserhöhung
und Bisseinstellung, um eine schonende Bewegung des
Unterkiefers zu ermöglichen. Dazu werden individuell
angepasste Aufbissschienen für den Oberkiefer oder Unterkiefer
erstellt. Abhängig von der Patientensituation werden
unterschiedliche Schienen eingesetzt. Zur Hebung des Bisses
sowie bei vorliegenden Parafunktionen (wie Zähneknirschen und
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Pressen) ohne starke Entzündungen kommen harte Schienen
zum Einsatz. Sind die Muskeln oder das Kiefergelenk entzündet,
so werden die harten Schienen mit einer weichbleibenden
Unterfütterung ausgearbeitet. Liegen die Ursachen der
Kiefergelenksproblematik
in
einer
rein
ästhetischen,
kieferorthopädischen Behandlung ohne Berücksichtigung von
Wachstum und Anpassung der Muskeln und Kiefergelenke, so
werden weichbleibende Schienen verwendet. Auch als
Therapiebeginn bei einer durch einen Arzt verursachten
(iatrogenen) Bisssenkung werden zur Hebung des Bisses
weichbleibende Schienen angefertigt.
Verspannungen oder Verkrampfungen einseitig oder beidseitig
der Kaumuskulatur können mit Ohrakupunktur behandelt
werden. Oft sind dazu Dauernadeln notwendig. Mit der
Ohrakupunktur kann die Muskulatur gelockert werden, häufig
können auch die Verspannungen für einen Zeitraum beseitigt
werden. Bei Neuralgien hat sich die Neuraltherapie bewährt.
Abb. 8 Schienentherapie
Die Fertigung der Schienen beginnt mit der Abnahme von Oberund Unterkiefer-Abdrücken und einem Kontrollbiss auf eine
Abdruckmasse oder auf Bisswachs. Danach wird ein
sogenannter
Gesichtsbogen
(ein
Bogen,
der
die
Oberkieferstellung zum Kopf bestimmt) schmerzlos angelegt, um
die Lage des Oberkiefers zum Kopf zu bestimmen und auf den
Artikulator (ein Gerät, mit dem man die Kieferbewegungen
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nachahmen kann) zu übertragen. Im Artikulator wird zunächst
das Oberkiefergipsmodell eingesetzt. Danach wird das
Unterkiefergipsmodell mit Hilfe der Bissabdrücke in den
Artikulator eingesetzt.
Nachdem die Kiefermodelle passend zum Schädel eingesetzt
wurden, können die Kaubewegungen im Artikulator nachgeahmt
werden, um eine individuelle Schiene erstellen zu können. Trotz
vorheriger Simulation der Kieferbewegungen kann es manchmal
notwendig sein, die Schiene im Mund einzuschleifen.
Nach drei Tagen, nach zwei Wochen sowie nach drei Monaten
erfolgt eine Kontrolle der Bisslage und der Kaubewegungen.
Mindestens drei Monaten nach Anfertigung der ersten Schiene
wird eine neue Schiene wie oben beschrieben angefertigt. Eine
Bisserhöhung sollte schrittweise gemacht werden und nicht mehr
als 2 Millimeter innerhalb von drei Monaten betragen.
Die weitere Behandlung
Nach einer Besserung der Beschwerden durch die
Schienentherapie wird der vorhandene Zahnersatz und / oder
die Füllungen unter geeigneten Schutzmaßnahmen entfernt. Zu
diesen Schutzmaßnahmen gehört die Gabe von Aktivkohle vor
sowie während der Behandlung die Verabreichung von
Sauerstoff über eine Nasenbrille. Bei der Entfernung von
Metallen oder anderen Materialien wie zum Beispiel Kunststoffen
kommen zudem Filtermatten und ein Clean Up Absauger zum
Einsatz. Danach spült der Patient den Mund mit einer
Selenlösung aus.
Der Zahnersatz und die Füllungen werden durch ein
Langzeitprovisorium ersetzt, welches die neue Bisslage und
Höhe berücksichtigt. Hierbei wird korrosionsfreies Material
eingesetzt, dessen Verträglichkeit für den jeweiligen Patienten
individuell getestet wurde. Erst danach erfolgen bei Bedarf
Behandlungen des Zahnfleisches sowie die Entfernung von
Zahn- und Knochenherden. Dazu gehören auch stark in die
Kauebene ragende (elongierte) sowie chronisch schmerzende,
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zurückgehaltene (retinierte)
und verlagerte Zähne. Die
Entzündungsherde
werden
im
Panoramaröntgenbild
beziehungsweise in der 3-D Darstellung mit dem SimPlant®
Rekonstruktionsprogramm identifiziert, oder durch Messung der
Entzündungsproteine und toxischen Eiweißzerfallsprodukte
festgestellt.
Bei den Zahnfleischbehandlungen sowie den chirurgischen
Eingriffen kommt zur gezielten optimalen Keimverarmung der
Chirurgische Laser (Nd/Yag Laser) zum Einsatz. Der Knochen
wird mit speziellen keramischen Zirkonoxydfräsen bearbeitet, um
den Metallabrieb der Hartmetallfräsen zu vermeiden. Anstatt
vorbeugender
(prophylaktischer)
Antibiotikgabe
werden
Bakterien hemmende (mild bakteriostatische), schmerzlindernde
(analgetische)
und
die
Knochenneubildung
positiv
beeinflussende (induzierende) Wundeinlagen eingesetzt.
Im weiteren Verlauf wird mit dem neuen Zahnersatz begonnen.
Ziel ist die Wiederherstellung der beschwerdefreien und
individuellen Bisslage, der zur Kiefergelenkssituation passenden
Kaubewegung des Unterkiefers sowie die Erreichung einer
Front-Eckzahnführung unter Berücksichtigung der gesamten
Körperhaltung (Schulterlinie – Hüftlinie - Beinlänge). Natürlich
werden ästhetische Gesichtspunkte wie individuelle natürliche
Form, Transparenz und Farbe der Zähne berücksichtigt. Auch
bei Zahnersatz, insbesondere für Implantate, werden in der
Praxis metallfreie Materialien oder nicht korrodierende
Beschichtungen zur Vermeidung von
Korrosionsvorgängen
verwendet.
Einer besonderen Beachtung bedürfen auch die Teil- und
Totalprothesen. Hierzu werden die genaue Bisshöhe und
Bisslage mit Hilfe von im Mund gewonnenen Abdrücken
ermittelt. Gerade bei Prothesenträgern sinkt der Biss im Lauf der
Zeit deutlich ab, da der Abrieb der Prothesenzähne wesentlich
stärker als der des eigenen Zahnschmelzes ist. Die Folgen für
diese Patienten sind in vielen Fällen Ohrgeräusche (Tinnitus)
und Falten an den Mundwinkeln. Zur individuellen Bisskorrektur
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werden hier anstelle der Schienentherapie die Seitenzähne mit
Kunststoff erhöht, oder es werden bei zu großen Abweichungen
vom Sollzustand die Seiten- und Frontzähne aus der
vorhandenen Prothese herausgetrennt und neu aufgestellt.
Anschließend erfolgt eine Endversorgung mit neuen Total- oder
Teilprothesen. Hierbei wird besonders auf die Zahnform und die
Frontzahnstellung geachtet, um die natürliche Ästhetik und
Phonetik wiederherzustellen.
Die verwendeten Materialen werden auch hier individuell auf
Verträglichkeit getestet. So wird in der Praxis Drs. Tapparo bei
der Fertigung von Teil- und Totalprothesen (insbesondere bei
den Halte- und Verbindungsstellen wie Klammern, Geschiebe
und Teleskope) bewusst auf Metall zur Vermeidung von
Korrosion verzichtet.
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