Politik Philipp Hauner Neorealismus und Neofunktionalismus in den internationalen Beziehungen Beide Theorien im Vergleich hinsichtlich ihrer Erklärungskraft Essay LUDWIG-MAXIMILIANS-UNIVERSITÄT MÜNCHEN GESCHWISTER-SCHOLL-INSTITUT FÜR POLITISCHE WISSENSCHAFT LEHRSTUHL FÜR INTERNATIONALE POLITIK Essay Neorealismus und Neofunktionalismus in den Internationalen Beziehungen Beide Theorien im Vergleich hinsichtlich ihrer Erklärungskraft Verfasser: Philipp Hauner Abgabe: 11.01.2006 Gliederung: A) Einleitung…………………………………………………………………. S. 3 B) Hauptteil I.1 Vorstellung des Neorealismus nach Kenneth Waltz……………… S. 3 I.2 Positiver Erklärungsgehalt………………………………………... S. 5 I.3 Erklärungsdefizite des Neorealismus und ethische Kritik……....... S. 6 II.1 Vorstellung des Neofunktionalismus……………………………... S. 9 II.2 Die EU in neofunktionalistischer Sicht und ethische Vorzüge….... S. 10 II.3 Erklärungsdefizite des Neofunktionalismus……………………… S. 10 C) Schluss……………………………………………………………………. S. 12 Literatur………………………………………………………………………. S. 13 Fußnoten……………………………………………………………………… S. 13 2 A) Einleitung Schon in der Antike haben Philosophen versucht Theorien zu finden, die das beste Staatsmodell aufdecken und seine Entstehung erläutern. Während die politische Wissenschaft in ihren Ursprüngen eher normativ ausgerichtet war, geht die Disziplin „Internationale Beziehungen“ oft analytisch-empirisch vor. Sie versucht zu erklären, nach welchen Mustern das zwischenstaatliche Zusammenleben funktioniert und wie Konflikte entstehen und vermieden werden können. Auch hier bildeten sich einige Theorien heraus, wovon in dieser Arbeit zwei Ansätze näher erläutert und geprüft werden sollen. Dabei wird besonders darauf eingegangen, inwieweit die jeweilige Theorie zum Verständnis der internationalen Politik beitragen kann. In diesem Essay werden erst Neorealismus und anschließend Neofunktionalismus vorgestellt und kritisch beleuchtet. Es fällt auf, dass keine Theorie den Anspruch erheben kann, universal gültig zu sein und beide Ansätze sich ziemlich gegensätzlich sind. B) Hauptteil I.1 Vorstellung des Neorealismus nach Kenneth Waltz Den wohl wichtigsten Betrachtungspunkt zu den internationalen Beziehungen übernimmt Kenneth Waltz von der Morgenthau´schen Theorie des klassischen Realismus: Die Auffassung, dass das Ordnungsprinzip der internationalen Politik (IP) ein anarchisches ist, vertritt auch der Neorealismus. Die zwischenstaatliche Anarchie ist – im Gegensatz zur innerstaatlichen Hierarchie – als das Fehlen einer übergeordneten Zentralinstanz zu verstehen, nicht als Chaos. In der IP sorgen die Staaten somit lediglich durch Selbsthilfe für die Durchsetzung ihrer eigenen Interessen. Die Anarchie, die auf der internationalen Ebene bestimmend ist, ist ursächlich für die unbestreitbare Tatsache, dass alle Staaten in Unsicherheit leben. Daraus ergibt sich das sogenannte Sicherheitsdilemma, denn (wie oben schon erwähnt) existiert keine Weltregierung, die Regeln und Normen auf der internationalen Bühne durchsetzen könnte. Aus diesem unsicheren Status heraus und aus Angst vor den unberechenbaren Handlungen der anderen Akteure, versuchen alle Staaten gleichermaßen ihre Sicherheit zu maximie- 3