Übungsblatt 02 Grundkurs IIIa für Physiker, Wirtschaftsphysiker und Physik Lehramt Othmar Marti, ([email protected]) 20., 26. und 27. 5. 2003 1 Aufgaben Licht in der geometrischen Optik1 , Bilderzeugung durch Brechung2 ,Optische Instrumente3 , PDF-Datei4 1. Zeigen Sie, dass ein Rotationsparaboloid achsparallele Strahlen ohne sphärische Aberration in einen Punkt abbildet. 2. Wir betrachten den Strahlengang durch ein Prisma mit dem Öffnungswinkel γ und der Brechzahl n in Luft. (a) Berechnen Sie δ als Funktion von α (b) Für welchen Winkel α ist δ extremal? (c) Für den extremalen Einfallswinkel α soll die Taylorentwicklung bis zur ersten Ordnung in n berechnet werden. 3. Der sphärische Spiegel als Autorückspiegel. Welches sind die Eigenschaften eines sphärischen Spiegels, der von einem 10m vom Scheitelpunkt entfernten Objekt ein aufrechtes, 10-fach verkleinertes Bild erzeugt? Veranschaulichen Sie das Problem geometrisch! 1 ../../node9.html ../../node10.html 3 ../../node14.html 4 uebungsblatt02.pdf 2 20., 26. und 27. 5. 2003 1 c °2003 University of Ulm, Othmar Marti 2 4. Das Prisma von Porro ist ein System aus zwei totalreflektierenden Prismen, das eine Abbildung über zwei zueinander senkrechte Richtungen realisiert. Was macht dieses System interessant? 5. Eine Strahlaufweitungsoptik für Laserstrahlen ist ein zentriertes System, dessen Aufgabe es ist, den Durchmesser eines zur optischen Achse parallelen Lichtbündels zu vergrössern. Er ist aus zwei dünnen Linsen L1 und L2 aufgebaut. Das austretende Lichtbündel ist ebenfalls parallel zu der optischen Achse. (a) Die Linsen sind konvergent und f1 , die bildseitige Brennweite von L1 , beträgt 9.5mm. Berechnen Sie die bildseitige Brennweite f2 von L2 , die zu einer zwanzigfachen Vergrösserung des Lichtbündeldurchmessers führt. Konstruieren Sie den Verlauf der Lichtstrahlen, die parallel zu der optischen Achse sind! (b) Die gleiche Aufgabe wie oben für den Fall, dass die erste Linse divergent ist (Brennweite 6.6mm). (c) In Wirklichkeit ist das einfallende Lichtbündel nicht exakt parallel zu der optischen Achse. Zeigen Sie, dass der erste Aufbau es erlaubt, mit Hilfe einer richtig plazierten Blende ein perfekt paralleles, austretendes Lichtbündel zu erhalten! 6. Ein Galileisches Fernrohr ist aus einem Objektiv, das durch eine dünne konvergente Linse L1 mit bildseitiger Brennweite f1 = 50cm dargestellt werden kann, und einem Okular, das als divergente dünne Linse L2 der bildseitigen Brennweite f2 = −5cm aufgefasst werden kann, aufgebaut. Das Fernrohr sei auf unendlich eingestellt. (a) Welche Lage haben die Linsen zueinander? Zeichnen Sie den Strahlengang eines Lichtbündels, das von einem unendlich entfernten Punkt ausgesandt wurde! Bestimmen Sie die Vergrösserung! Unter welchem Winkel sieht man einen 10m hohen Turm, der 2km entfernt ist? (b) Der Beobachter dreht neugierig das Fernrohr um, ohne die Einstellung zu verändern; er betrachtet jetzt den Turm durch das umgedrehte Fernrohr. Unter welchem Winkel erscheint dieser nun? 20., 26. und 27. 5. 2003 2 c °2003 University of Ulm, Othmar Marti 3 7. Freiwillige Zusatzaufgabe Bei der Beleuchtung einer Seifenblase mit parallelem Licht beobachtet man auf der Oberfläche einzelne leuchtende Flecken. Geben Sie eine Erklärung mit Hilfe der geometrischen Optik. 20., 26. und 27. 5. 2003 3 c °2003 University of Ulm, Othmar Marti 4 2 Lösungen 1. • Die Gleichung des Rotationsparaboloids um die z-Achse ist z = a(x2 + y 2 ), wobei a ein Parameter ist. • Das Problem kann in der xz-Ebene gelöst werden. • Wir betrachten den Punkt P (x, z) = P (x, a(x2 + y 2 )). • Die Steigung im Punkt x ist z 0 = 2ax. • Wir haben die folgenden Vektoren: ~ke = (0, −1) Einfallender Lichtstrahl Reflektierter Lichtstrahl ~kr = (x, ax2 − f ) Tangentialebene ~et = (1, 2ax) • Bei der Reflexion sind die Winkel zur Normalen, oder zur Tangentialebene gleich, also ~ke · ~et ~kr · ~et r³ = r³ ´ ´ ~ke · ~ke (~et · ~et ) ~kr · ~kr (~et · ~et ) • Vereinfacht ~k ~k ¯ e ¯ · ~et = ¯ r ¯ · ~et ¯~ ¯ ¯~ ¯ ¯ ke ¯ ¯kr ¯ • Eingesetzt: ¡ ¢ x + 2 a x2 − f a x q = −2 a x (a x2 − f )2 + x2 q ¡ 2 ¢ • x + 2 ax − f ax = −2ax (ax2 − f )2 + x2 h¡ i ¡ ¡ ¢ ¢2 ¢2 x + 2 ax2 − f ax = 4a2 x2 ax2 − f + x2 ¡ ¢ ¡ ¢2 ¡ ¢2 x2 + 4ax2 ax2 − f + 4a2 x2 ax2 − f = 4a2 x2 ax2 − f + 4a2 x4 x2 + 4a2 x4 − 4ax2 f = 4a2 x4 x2 = 4ax2 f 1 = 4af 20., 26. und 27. 5. 2003 4 c °2003 University of Ulm, Othmar Marti 5 • Die Lösung dieser Gleichung ist: 1 4a • Da die Lösung unabhängig von x ist, gilt die Behauptung, dass alle Strahlen im Brennpunkt fokussiert werden. f= 2. (a) Wir betrachten die folgenden Winkel: Es gelten die folgenden Beziehungen γ+η = π β+ε+η = π π − δ + α + φ + η = 2π Aus der letzten und der ersten Beziehung folgt π =α+φ−δ+π−γ oder δ =α+φ−γ Weiter haben wir ε=γ−β Aus dem Brechungsgesetz erhalten wir sin α = n sin β sowie n sin ε = sin φ Damit ist φ = arcsin (n sin ε) φ = arcsin (n sin (γ − β)) Weiter ist µ β = arcsin Somit und 1 sin α n ¶ ½ · µ ¶¸¾ 1 φ = arcsin n sin γ − arcsin sin α n ½ · µ ¶¸¾ 1 δ = α + arcsin n sin γ − arcsin sin α −γ n 20., 26. und 27. 5. 2003 5 c °2003 University of Ulm, Othmar Marti 6 (b) Die extremale Ablenkung ist durch dδ =0 dα gegeben. dδ dα µ ½ · µ ¶¸¾ ¶ 1 = α + arcsin n sin γ − arcsin sin α −γ n µ ½ · µ ¶¸¾¶ d 1 = 1+ arcsin n sin γ − arcsin sin α dα n ³ ³ ´´ sin(α) cos −γ + arcsin cos (α) n 1 r = 1− q ³ ³ ³ ´´´2 2 1 − (sin(α)) 1 − n2 sin −γ + arcsin sin(α) n2 n d dα = 0 Zur Lösung geht man folgendermassen vor: p • Wir setzen cos(α) = 1 − sin2 α und erhalten ³ ³ ´´ q sin(α) cos γ − arcsin 1 − (sin (α))2 n 1 r 1− q ³ ³ ³ ´´´2 = 0 (sin(α))2 sin(α) 2 1 − n2 1 − n sin γ − arcsin n • Wir substituieren A = sin α n und erhalten √ cos (γ − arcsin (A)) 1 − n2 A2 q =0 1− √ 1 − A2 1 − n2 (sin (γ − arcsin (A)))2 • Wir substituieren weiter γ − arcsin(A) = B und erhalten √ cos (B) 1 − n2 A2 q 1− √ =0 1 − A2 1 − n2 (sin (B))2 p • Wir substituieren cos(B) = 1 − sin2 (B) und erhalten q √ 1 − (sin (B))2 1 − n2 A2 q 1− √ =0 1 − A2 1 − n2 (sin (B))2 oder q √ 1 − (sin (B))2 1 − n2 A2 q =1 √ 1 − A2 1 − n2 (sin (B))2 • Diese Gleichung wird offensichtlich gelöst, wenn A = sin(B) ist. 20., 26. und 27. 5. 2003 6 c °2003 University of Ulm, Othmar Marti 7 • Also müssen wir A = sin (γ − arcsin (A)) lösen. • Additionstheorem sin(α + β) = sin α cos β + cos α sin β angewandt ergibt A = sin γ cos (arcsin (A)) − cos γ sin (arcsin (A)) lösen. • Das ist auch A = sin γ q 1 − sin2 (arcsin (A)) − cos γ sin (arcsin (A)) oder A = sin γ p 1 − A2 − cos γ · A • Wir haben dann A (1 + cos γ) = sin γ p 1 − A2 • Weiter ¡ ¢ A2 (1 + cos γ)2 = sin2 γ 1 − A2 ¡ ¢ ¡ ¢ = 1 − cos2 γ · 1 − A2 ¡ ¢ = (1 + cos γ) · (1 − cos γ) · 1 − A2 • Wir bekommen ¡ ¢ A2 (1 + cos γ) = (1 − cos γ) · 1 − A2 • Wir lösen nach A2 auf und erhalten A2 (1 + cos γ + 1 − cos γ) = 1 − cos γ • Wir haben 2A2 = 1 − cos γ oder 1 − cos γ A2 = 2 ¡ γ ¢ q 1−cos γ • Mit der Identität sin 2 = bekommen wir 2 A2 = sin2 ³γ ´ 2 • wir erhalten dann ³γ ´ 1 sin α1 = sin n 2 ³γ ´ 1 sin α2 = − sin n 2 20., 26. und 27. 5. 2003 7 c °2003 University of Ulm, Othmar Marti 8 Die Lösungen sind h ³ γ ´i α1 = arcsin n sin 2³ ´i h γ α2 = − arcsin n sin 2 Wir nehmen die positive Lösung h ³ γ ´i αmin = arcsin n sin 2 Kontrolle: • Die Startgleichung 1= q 1− 1 (sin(α))2 n2 ´´ ³ ³ cos (α) cos −γ + arcsin sin(α) n r ³ ´´´2 ³ ³ 1 − n2 sin −γ + arcsin sin(α) n • Wir setzen αmin ein und bekommen 1 1= r 2 1− × (sin(arcsin[n sin( γ2 )])) n2 µ µ ¶¶ ¡ £ ¡ γ ¢¤¢ sin(arcsin[n sin( γ2 )]) cos −γ + arcsin cos arcsin n sin n 2 s µ µ µ ¶¶¶ 2 sin(arcsin[n sin( γ2 )]) 1 − n2 sin −γ + arcsin n • Wir vereinfachen 1 1= r 2 1− × (n sin( γ2 )) n2 ¶¶ µ µ ¡ £ ¡ ¢¤¢ n sin( γ2 ) cos arcsin n sin γ2 cos −γ + arcsin n s µ µ µ ¶¶¶2 n sin( γ2 ) 2 1 − n sin −γ + arcsin n • Weiter ¡ ¡ ¡ γ ¢¢¢ q ¡ £ ¡ ¢¤¢2 cos −γ + arcsin sin 2 1 − sin arcsin n sin γ2 1 q 1= q ¡ ¡ ¢¢2 ¡ ¡ ¡ ¡ ¢¢¢¢2 1 − sin γ2 1 − n2 sin −γ + arcsin sin γ2 • Weiter q ¡ £ ¡ ¢¤2 γ¢ cos −γ + 2 1 − n sin γ2 1 q 1= q ¢¢2 ¡ ¡ γ ¢¢2 ¡ ¡ 1 − sin 2 1 − n2 sin −γ + γ2 20., 26. und 27. 5. 2003 8 c °2003 University of Ulm, Othmar Marti 9 • Und ¡ ¢q ¡ ¢ cos −γ + γ2 1 − n2 sin2 γ2 1= q ¡ ¢q ¡ ¢ 2 γ 1 − sin 2 1 − n2 sin2 γ2 • Endlich ¡γ ¢ q ¡ ¢ cos 2 1 − n2 sin2 γ2 1= ¡ ¢q ¡ ¢ cos γ2 1 − n2 sin2 γ2 Damit ist gezeigt, dass die Lösung gilt. (c) Wir berechnen die Taylor-Entwicklung von αmin (n) mit n als Variablen. Wir erhalten ³γ ´ ¡ ¢ αmin (n) = n · sin + O n3 ) 2 Die nächste Ordnung ist αmin (n) = n · sin ³γ ´ 2 + ³γ ´ ¡ ¢ n3 · sin3 + O n4 6 2 3. Wir betrachten das Problem auf einer optischen Achse. Die Abbildungsgleichung lautet 1/f = 1/b + 1/g Der Abbildungsmassstab ist V = −b/g = −f /(g − f ) Der konvexe Spiegel muss den Gegenstand näher an das Auge bringen und soweit verkleinern, dass das Bild nur 1/10 so gross ist. 20., 26. und 27. 5. 2003 9 c °2003 University of Ulm, Othmar Marti 10 Wenn d der Abstand vom Spiegel zum Auge ist, f1 die Brennweite des Auges, f2 die Brennweite des Konvexspiegels, g = 10m die Gegenstandsweite. f1 Ohne Spiegel ist die Vergrösserung Vo = − d+g−f 1 Mit Spiegel ist das Bild (= 2. Objekt) bei b1 = f2 g/(f2 +g) und seine Verf2 grösserung. Vk = − g−f . Dieses Bild ist für das Auge der Gegenstand, mit 2 einer Gegenstandsweite d − b1 . Also ist die Vergrösserung VA = − d−bf11−f1 f2 f1 Die Gesamtvergrösserung mit Spiegel ist Vs = Vk VA = g−f (f2 < 2 d−b1 −f1 0!) Wir setzen A < 1 als den Vergrösserungsfaktor. Die Brennweite f2 ist dann f2 = − g(d − f ) (g + d − f )(1/A − 1) Wir erhalten mit d = 1m und f1 = 5mm f2 = −100.5507554. 4. Das Porro-Prisma besteht aus zwei Gruppen von zwei Spiegeln. Die gemeinsame Kante der Spiegel steht senkrecht aufeinander. Deshalb werden alle Objekte um π gedreht. Zusammen mit einem Galilei-Fernrohr erhält man ein aufrechtes Bild. Zudem wird die optische Achse verschoben. Anwendung: Ferngläser. 5. (a) Das austretende Strahlenbündel ist, wie das einfallende, parallel. Die 20., 26. und 27. 5. 2003 10 c °2003 University of Ulm, Othmar Marti 11 Fokuspunkte der beiden Linsen fallen zusammen. Dann gilt Ga = − f2 f1 Damit muss f2 = |Ga | f1 = 20 · 9.5mm = 190mm sein. Die gesamte Länge der Anordnung ist e = f1 +f2 = 190mm+9.5mm = 199.5mm (b) Hier gilt wieder Ga = − f2 f1 Damit muss f2 = |Ga | f1 = 20 · 6.6mm = 132mm sein. Die gesamte Länge der Anordnung ist e = f1 + f2 = −6.6mm + 132mm = 125.4mm (c) Wählt man in der Brennebene von L1 den bildseitigen Brennpunkt von L1 mittels einer Blende aus, so können nur Lichtstrahlen durch, die in diesem Punkt konvergieren und demnach nur die, die am Ausgang streng parallel zu der optischen Achse sind. 6. (a) Das System der beiden Linsen ist afokal, wenn der bildseitige Brennpunkt von L1 mit dem objektseitigen Brennpunkt von L2 zusammenfällt. Nach der vorherigen Aufgabe ist der Abstand der beiden Linsen e = f1 + f2 = 45cm. Die Vergrösserung ist G = |f1 7f2 | = 50/5 = 10. Mit dem blossen Auge wird der Turm unter dem Winkel Θ = arctan (10/2000) ≈ 5 · 10−3 rad = 0.280 wahrgenommen. Mit e = 10 · Θ = dem instrument sieht man den Turm unter dem Winkel Θ 2.80 . 20., 26. und 27. 5. 2003 11 c °2003 University of Ulm, Othmar Marti 12 (b) Dreht man das Instrument um, so wird der Winkel, unter dem man das Bild sieht Θ̆ = Θ/10 = 0.0280 = 1.680 . 20., 26. und 27. 5. 2003 12 c °2003 University of Ulm, Othmar Marti