her mit dem guten leben ! Gegenentwürfe zur globalen Krise Wuppertaler Süd-Nord Kolloquium Montag//19.09.2011//19:30 Uhr Montag//10.10.2011//19:30 Uhr Samstag//29.10.2011//14:00–18:00 Uhr Donnerstag//24.11.2011//19:30 Uhr Zwischen Utopie und Realpolitik – Lateinamerikas LinkE an der Macht Strategien für eine Gesellschaft jenseits des Wirtschaftswachstums Auswege aus der Schuldenkrise und die Forderung nach Entschuldung jenseits des bip – alternative Kriterien zur Messung von gesellschaftlicher Entwicklung Referent: Ernesto Kroch die börse (Studio 2) Referent_innen: Niko Paech, Michelle Wenderlich die börse (Studio 2) Referent: Karsten Hackländer I D E Niko Paech ist Volkswirtschaftler und Gastprofessor am Lehrstuhl für Produktion und Umwelt an der Uni Oldenburg. Er wird über das Ende des Wachstums und Alternativen einer Postwachstumsökonomie sprechen. Karsten Hackländer, Attac und Informationsbüro Nicaragua, berichtet von dem Umgang des Internationalen Währungsfonds (IWF) mit der Schuldenkrise in Lateinamerika und den Parallelen zur gegenwärtigen Situation. Im Anschluss werden Möglichkeiten erarbeitet, dieses Thema im Bereich der (entwicklungs-)politischen Bildungsarbeit umzusetzen. Michelle Wenderlich hat in Berlin Politik studiert und ist bei gegenstromberlin aktiv. Sie interessiert sich für Möglichkeiten partizipativer Demokratie und schlägt in der Veranstaltung eine Verbindung von Wachstumskritik zur Klimagerechtigkeit. Das Seminar richtet sich an Multiplikator_innen und ist auf 18 Teilnehmer_innen beschränkt. Daher ist eine vorherige Anmeldung per Mail erforderlich an: [email protected]. Der Ort wird nach Anmeldung bekannt gegeben. Dorothee Rodenhäuser von der Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft (FEST) e.V. in Heidelberg wird den Nationalen Wohlfahrtsindex vorstellen und mit uns diskutieren, was sich ökonomisch und politisch ändern müsste, um Gemeinwohl und Nachhaltigkeit in den Fokus zu rücken. Donnerstag//29.09.2011//19:30 Uhr Donnerstag//20.10.2011//19:30 Uhr Donnerstag//10.11.2011//19:30 Uhr Donnerstag//15.12.2011//19:30 Uhr ie Welt steckt in einer globalen Krise, die sich als Finanz-, Wirtschafts-, Klima- und Ernährungskrise gleichzeitig manifestiert. Jahrzehnte lang musste sich alles dem Zwang des «ewigen Wachstums» unterordnen, soziale Gerechtigkeit genauso wie ökologische Nachhaltigkeit. Sei es die verzweifelte Suche nach Erdöl, die mit der havarierten Deepwater Horizon die größte Ölpest aller Zeiten verursachte, die Hungerkatastrophe in Ostafrika, das Finanzcasino und der drohende Staatsbankrott der EU-Länder oder die schmelzenden Gletscher und Polkappen: Es deutet vieles darauf hin, dass die Rechnung für diese Politik am Ende so teuer sein wird, dass sie nicht mehr zu begleichen ist. Dabei gibt es zahlreiche Gegenentwürfe zur vermeintlichen Alternativ- und Ausweglosigkeit der Krisenpolitik. Welche Ansätze sinnvolle politische Alternativen sein können, möchten wir im Wuppertaler Süd-Nord-Kolloquium mit euch diskutieren. Wir möchten Praxisbeispiele aus Lateinamerika und Europa vorstellen, die auch für uns – hier und jetzt – relevant sein können. Es geht um soziale Infrastruktur und nachhaltige, gerechte Produktion; es geht darum, wie wir die Gesellschaft organisieren und wie wir wirtschaften wollen; es geht um Gerechtigkeit und Selbstbestimmung, Solidarität und Kooperation, um kollektive Prozesse, um die Wiederaneignung des öffentlichen Raumes und Demokratie in allen Bereichen, global und lokal. Kurz: Es geht um Entwürfe für das Gute Leben. Buen Vivir – Das Gute Leben finden? Wem gehört die Stadt?: Zur (Wieder-)Aneignung des Öffentlichen Raumes Naturschutz im Spannungsfeld von Mensch, Umwelt und Profit Commons und soziale Infrastruktur Wir freuen uns auf eine spannende Veranstaltungsreihe! Referenten: Alfredo Cambia, Thomas Fatheuer die börse (Roter Salon) Referent_innen: Christa Müller, Gerd Wessling die börse (Studio 2) Referent: Peter Clausing die börse (Roter Salon) Referent_innen: Friederike Habermann, Thomas Seibert die börse (Konferenzraum) Euer Informationsbüro Nicaragua W U veranstaltungsort n vielen Ländern Lateinamerikas sind in den letzten Jahren linke Regierungen an die Macht gewählt worden. Die jahrzehntelange Politik unter neoliberalen Vorzeichen schien sich grundsätzlich zu verändern: Als Antwort auf vielfältige globale, kontinentale und nationale Herausforderungen wurden Konzeptionen und praktische Ansätze zur Veränderung bestehender Missstände entwickelt, die weltweit für Furore sorgten: So etwa das Konzept der partizipativen Demokratie, die Verstaatlichung von Betrieben und solidarisch-wirtschaftliche ­Länderkooperationen. Doch kann diese Politik wirklich konsequent umgesetzt werden? Oder scheitert die Realisierung der eigenen Utopien an der Realpolitik? Unter welchen gesellschaftlichen Voraussetzungen können Konzepte alternativer Entwicklungen in Lateinamerika wirksam werden? Über welche Perspektiven verfügen sie? Welche Herausforderungen ergeben sich daraus für die sozialen Bewegungen? Und wie werden diese Entwicklungen hier in Europa reflektiert? Ernesto Kroch, ein «Wanderer zwischen den Welten»: Aufgrund seiner Aktivitäten im Widerstand gegen den deutschen Faschismus floh er 1938 nach Lateinamerika und kam über Umwege nach Uruguay. Während des dortigen Militärputsches musste er in den Untergrund und exilierte in die BRD. Seit 1985 lebt der engagierte Linke und Gewerkschafter wieder in Uruguay und ist dort in sozialen Basisinitiativen aktiv. I «Her mit dem guten Leben!» Gegenentwürfe zur globalen Krise Wuppertaler Süd-Nord Kolloquium n Bolivien sowie in Ecuador ist das Buen Vivir zur höchsten Priorität in den neuen Verfassungen geworden. Vor dem Hintergrund regionaler indigener Lebensrealitäten stellt das Konzept des «Guten Lebens» dem herrschenden Wachstumsparadigma eine gesellschaftliche Idee für ein Leben in Demokratie und gemeinschaftlichem Wirtschaften, politischer Gleichberechtigung und in Einklang mit der Natur gegenüber. Buen Vivir heißt «Sumak Kawsay» in Kichwa/Quechua, was den Verfechter_innen sehr wichtig ist, weil damit die indigenen und damit auch die nicht-kolonialen Wurzeln betont werden. Was macht also das Konzept des Buen Vivir aus? Formuliert es eine Antwort auf die globale Krise und die Zerstörung der Welt? Wie funktioniert die Anwendung des Buen Vivir im politischen Alltag? Können wir uns – aus einem europäischen Kontext heraus – positiv darauf beziehen und Impulse für unsere politische Praxis hier gewinnen? ie Propagierung des Wirtschaftswachstums – sei es zur Steigerung des allgemeinen Wohlstands oder als Lösung der gesellschaftlichen Probleme – beherrscht das Denken und die herrschende Politik in unserer Gesellschaft. Doch die Grenzen des Wachstums sind bereits spürbar. Unser Wirtschaftssystem steht vor dem Kollaps: Massenarbeitslosigkeit und Prekarisierung sowie ein Kahlschlag der kulturellen und sozialen Infrastruktur sind überall zu beobachten. Die Schere zwischen Reich und Arm klafft in Deutschland und global weit auseinander und je ungleicher eine Gesellschaft, desto schlechter ist auch ihr Gesundheitszustand. Ressourcenkriege werden geführt, Klimachaos und Umweltzerstörungen zerstören Lebensgrundlagen, weltweit hungern eine Milliarde Menschen. Wir möchten fragen: Geht Wirtschaft auch ohne Wachstum? Was brauchen wir um unsere Bedürfnisse zu stillen? Und wie kann eine Post-Wachstumsgesellschaft aussehen? «N ehmen wir uns das Recht auf Stadt! Es liegt auf der Straße, es hängt in Bäumen und versteckt sich unter Pflastersteinen.» Mit diesem Slogan wurde im Juni 2009 zu den Recht-auf-Stadt-Tagen nach Hamburg geladen. Die Stadt sollte ein Raum sein, der allen gehört – unabhängig von sozialer oder nationaler Zugehörigkeit. Alle sollten die Möglichkeit haben, diesen Raum zu nutzen und mitzugestalten. Gegen den sogenannten «Gentrifizierungsprozess» setzen soziale Initiativen und kommunale Bewegungen in vielfältigster Weise die Forderung nach einem «Recht auf Stadt» entgegen. Dies geschieht etwa beim ‚Urban Gardening‘, dem Gärtnern mitten in der Stadt, was in den Metropolen des Globalen Südens schon lange an der Tagesordnung ist. Hier geht es weniger um eine Existenzsicherung als um neue Formen des Politischen: Es wird die Begegnung mit der Natur ebenso gesucht wie die mit neuen Formen der Gemeinschaft. Anm e l de pf l i cht ige s Sem i na r ! rst Griechenland, dann Portugal und Spanien – schließlich Italien und Irland? Scheinbar hat die Staatsschuldenkrise diverse Länder Europas fest im Griff: Um die große Pleite zu verhindern, sollen die Länder öffentliche Ausgaben senken, privatisieren und den Sozialstaat zusammensparen. Was Griechenland heute erlebt, erinnert an die Situation vieler lateinamerikanischer Länder in der Vergangenheit. Damals wie heute wurden die Schuldnerstaaten dazu gezwungen, Strukturanpassungsmaßnahmen (wie Marktöffnungen und Privatisierungen) durchzuführen, um eine Stundung ihrer Schulden oder neue Kreditzusagen zu erreichen. Damals wie heute war die Forderung nach einem Schuldenerlass für illegitime Schulden nicht durchsetzbar. Und so zahlten sie alle. Dabei, so fragt man sich, was würde eigentlich passieren, wenn sie nicht mehr zahlten – Wenn wir nicht mehr zahlten? oran denken wir beim Stichwort «Naturschutz»? An grüne Wälder, Artenvielfalt, Naturschönheiten; an notwendige Maßnahmen, um die Zerstörung natürlicher Ressourcen zu verhindern und die biologische Vielfalt zu schützen. Weniger bekannt ist, dass oftmals wirtschaftliche Interesse hinter dem eigentlichen Naturschutzgedanken stecken. Viele Naturschutzgebiete stellen Ausgleichsflächen für weltweite profit- und wachstumsbedingte Naturzerstörung dar. Um den hohen CO 2 -Ausstoss in den Ländern des Nordens zu kompensieren, wird Naturschutz in den Ländern des Globalen Südens oftmals mit Gewalt, Verboten und Vertreibungen durchgesetzt und geschieht somit auf Kosten der jeweiligen lokalen Bevölkerung. Das Übel bei der Wurzel zu packen, würde aber einen grundlegenden gesellschaftlichen Wandel und eine Unterbindung der Verschwendung von Ressourcen erfordern – und nicht die Schaffung immer neuer Naturschutzgebiete bei fortgesetzter gleichzeitiger Ressourcenverschwendung. Eine Veranstaltungsreihe des Informationsbüro Nicaragua e.V. in Kooperation mit BASO – Basisinitiative Solidarität 19.09. – 15.12.2011 im Kommunikationszentrum die börse in Wuppertal. Alle Infos - alle Termine unter: www.hermitdemgutenleben.de Christa Müller ist Soziologin und Geschäftsführende Gesellschafterin der Stiftungsgemeinschaft anstiftung & ertomis. Sie forscht zu nachhaltigen Lebensstilen und urbaner Subsistenz. Zuletzt veröffentlichte sie das Buch «Urban Gardening. Zur Rückkehr der Gärten in die Stadt». Thomas Fatheuer ist Sozialwissenschaftler und Philologe. Er lebt als freier Autor und Berater in Berlin. Von 2003 bis Juli 2010 leitete er das Büro der Heinrich-Böll-Stiftung in Rio de Janeiro. Gerd Wessling ist Diplomphysiker und Mitbegründer von Transition Town Bielefeld, einer Initiative für Umwelt und Nachhaltigkeit. Er beschäftigt sich seit Jahren mit nachhaltigen Konzepten und deren Umsetzung. Referentin: Dorothee Rodenhäuser die börse (Roter Salon) Editorial D D as Bruttoinlandsprodukt (BIP) gilt als entscheidender Indikator, um die Entwicklung eines Staates zu messen. Negativfolgen von wirtschaftlichem Wachstum wie Umweltzerstörung, Ressourcenverbrauch und Verteilungsungerechtigkeiten werden hier ausgeblendet. Das Institut für interdisziplinäre Forschung FEST erstellte in Zusammenarbeit mit dem Forschungszentrum für Umweltpolitik der FU Berlin ein Konzept zur Messung gesellschaftlicher Wohlfahrt und ökologischer Nachhaltigkeit, bei der Mensch und Natur im Mittelpunkt stehen. Der «Nationale Wohlfahrtsindex» bezieht die im BIP vernachlässigten Wohlfahrtsleistungen, wie z.B. Hausarbeit oder Ehrenamt, mit ein. Negativ bilanziert werden dagegen Umweltschäden. Auch soziale Faktoren wie Verteilungsgerechtigkeit, öffentliche Ausgaben für Gesundheit und Bildung werden berücksichtigt. Die Ergebnisse sind aufschlussreich und werfen spannende Fragen auf: Fordert Wirtschaftswachstum Verteilungsungerechtigkeiten und Umweltzerstörung? Und wie kann Wirtschafts-, Umweltund Sozialpolitik in einer Gesellschaft ohne die Leitvorstellung eines ständigen Wirtschaftswachstums gestaltet werden? nser Leben basiert auf Ressourcen: Auf der Vielfalt der Natur, auf sozialen Freiräumen, auf Bildung und Wissenschaft und der digitalen Welt. Und im Grunde ist von allem genug für alle da. Doch diese Ressourcen werden privatisiert und massiv übernutzt, anstatt Zugangs-, Nutzungs- und Teilhaberechte an ihnen weltweit nach selbst gesetzten und lokal angepassten Regeln kollektiv zu bestimmen und sie somit als Gemeingüter (Commons) zu nutzen. Nur, wenn unsere Infrastruktur sich an sozialen Gesichtspunkten orientiert und nicht mehr am Machthunger und Bereicherungswahn einzelner, könnten wir es schaffen, Bildung und Gesundheitsversorgung für alle sowie Klimagerechtigkeit und eine weltweite Ernährungssouveränität sicher zu stellen. Können wir mit den Commons eine Antwort auf die scheinbare politische Alternativlosigkeit geben? Ist das Thema der ‚sozialen Infrastruktur’ geeignet, über die beispielhaften «harmonischen Inseln» im Kapitalismus hinaus wirkliche gesellschaftliche Veränderungsprozesse in Gang zu setzen? Friederike Habermann ist Ökonomin und arbeitet als freie Wissenschaftlerin. Sie veröffentlichte kürzlich das Buch «Halbinseln gegen den Strom» und sieht eine Zukunft in Gemeingütern, da sie uns eine Gesellschaft struktureller Gemeinschaftlichkeit ermöglichen. Alfredo Cambia ist Botschaftsrat der Republik Bolivien in Deutschland. Peter Clausing ist Agrarwissenschaftler und freier Publizist (u.a. «Naturschutz und Profit», 2008). Er engagiert sich in der Infostelle Militarisierung e.V. und der BUKO-Kampagne gegen Biopiraterie. «Her mit dem guten Leben!» Gegenentwürfe Zur globalen Krise. Wuppertaler Süd-Nord Kolloquium. Thomas Seibert ist Philosoph und Autor. Er arbeitet bei medico international und ist Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der Rosa Luxemburg-Stiftung. die börse Wolkenburg 100 42119 Wuppertal www.dieboerse-wtal.de impressum Informationsbüro Nicaragua e.V. Deweerthstr. 8 42107 Wuppertal 0202 . 30 00 30 [email protected] www.informationsbuero-nicaragua.org Mit finanzieller Unterstützung des BMZ und der Stiftung Umwelt und Entwicklung NRW. Der Herausgeber ist für den Inhalt allein verantwortlich. Gestaltung: imagine-dissent.net