Hans-Georg Schuster Hellmut Trunschke Zwischen Schlaubetal und Spreewald Eine Bilderwanderung © Michael Imhof Verlag 2015 Stettiner Straße 25, D-36100 Petersberg Tel.: 0661/2919166-0 | Fax: 0661/2919166-9 www.imhof-verlag.com | [email protected] Fotos und Texte: Hans-Georg Schuster Koordination und Betreuung: Hellmut Trunschke Layout und Reproduktion: Margarita Licht (Michael Imhof Verlag) Druck und Bindung: Werbedruck GmbH Horst Schreckhase, Spangenberg Printed in EU ISBN 978-3-7319-0253-9 Michael iMhof Verlag Inhalt Annäherung 10 1 2 3 4 Naturpark Schlaubetal – die Heide und der Findlingspark 14 Friedland und Umgebung 18 Stadt Friedland 18 Niewisch und Möllen 26 Die Stadt Beeskow 28 Der Schwielochsee 58 5 6 Unterwegs im Leichhardtland 68 Die Stadt Lieberose 70 Jessern 106 Goyatz 82 Mochow 108 Lamsfeld, Groß Liebitz und Zaue 90 Klein Liebitz 114 Trebatsch 96 Tauche 100 Moorlandschaft bei Lamsfeld 118 Stremmen 102 Straupitz 122 Speichrow 104 Neu Zauche 130 Literaturauswahl 142 Bildnachweis 143 Im Umland von Beeskow 46 Birkholz – Gut Hirschaue – ökologische Wildtierhaltung 46 Kossenblatt 50 Sauen 56 Annäherung • Stadtmauer in Beeskow 10 Im Brandenburgischen gibt es Landschaften, die ihre Schönheiten nicht offen zeigen, sondern eher im Verborgenen halten. Die Spreeregion Beeskow – Schwielochsee im Südosten der Mark ist so eine. Dieser Landstrich zwischen Schlaubetal und Spreewald erscheint auf den ersten Blick nicht sonderlich spektakulär. Er ist mit seiner typischen Beschaffenheit eine Art „landschaftliches Bindeglied“ zwischen den in aller Welt bekannten Nachbarn, dem Schlaubetal im Osten und dem Spreewald im Westen. Die Landschaft wird von einem meist flachwelligen Moränenplateau, dem Beeskower Plateau gebildet. Im Norden dominieren ausgedehnte Ackerflächen, im Süden eintönige Kiefernforste. Der Wechsel von Wäldern, Wiesen und Feldern mag dem Durchreisenden monoton erscheinen, weil diesem der Zustand, in dem er sie zufällig erlebt, der bleibende scheint. Er kann den lebendigen Wechsel von Wetter und Jahreszeiten nicht bemerken (Günter de Bruyn). Doch wer gewillt ist genauer hinzusehen, wird den Reichtum entdecken, den dieser Landstrich das ganze Jahr über besitzt. Lebhaft ist das Relief und präsentiert sich in vielfältigen Formen: Wasser und Weite, sanfte Erhebungen und Senken. Die Begegnung mit der Region bringt Erkenntnisse über das Land, seine Geschichte, die Menschen mit ihrer Kultur und Lebensweise. Bekannte Orte sind Beeskow, Friedland und Lieberose oder die Dörfer Kossenblatt, Sauen und Straupitz. Fast vollständig erhaltene mittelalterliche Stadtanlagen und Baudenkmäler oder außergewöhnliche sakrale Bauten sind ebenso zu finden wie Zeugnisse der Moderne. Aber auch viele kleinere Dörfer, denen man zwischen Schlaubetal und Spreewald begegnet, zeichnen das gesellschaftliche und kulturelle Bild der Region. Günter de Bruyn betont: „Auch Dörfer und Städte, Kirchen und stille Winkel, alte Eichen und Feldraine sind Dinge, die irgendwie zu uns gehören, und wenn wir sie nicht nur hinnehmen, sondern genau wahrnehmen, nicht nur wissen wie sie sind, sondern auch wie sie wurden, wissen wir auch mehr über uns selbst.“ Wer die Dörfer auf kurzem Wege mit dem Auto durchfährt, wird zwischen ihnen kaum Unterschiede erkennen, zumal mit der Zeit manches der Moderne angepasst worden ist. Neue Siedlungshäuser entstanden, Straßen sind asphaltiert, mancher Baum am Straßenrand gerodet, um Geh- und Radfahrwege anzulegen, romantische Dorfanger sind mit Kios- ken zugestellt oder Bauerngehöfte zu Schlafstätten für Touristen umgebaut. Doch in Wirklichkeit gleicht kein Dorf dem anderen, jedes hat seinen eigenen Charakter (de Bruyn). Obwohl die Spuren des Zeitenwandels unübersehbar sind, ist in den Dörfern Ursprüngliches erhalten geblieben und ländliches Bauen und Wohnen sogar wieder neu belebt. Das Typische ist es, was auch heute noch die stille Schönheit der Dörfer zwischen Schlaubetal und Spreewald nachhaltig wirken lässt. Einen besonderen Platz nehmen die Kirchen in den Ortschaften ein. Sie waren über Jahrhunderte die räumlichen und geistigen Zentren für die Bewohner. Viele von ihnen gehen baugeschichtlich auf das 14. Jahrhundert zurück. Ihr Baukörper war schlicht gehalten, das Baumaterial bestand aus einfachem unregelmäßigem Feldstein oder mit Backstein durchsetzt. In manchen Dorfkirchen befinden sich auserlesene kunst- und kulturhistorische Schätze, so in Kossenblatt, Zaue oder Straupitz. In diesen Gotteshäusern ist das Innere noch weitgehend so erhalten wie zur Zeit ihrer Entstehung. Heute gehören viele dieser Dorfkirchen zum Kulturerbe und finden wegen ihrer Bedeutung besondere Beachtung. • Hügelige Landschaft bei Lamsfeld 11 EINLEITUNG Krumme Spree bei Kossenblatt. 12 Die große Aufmerksamkeit, die wir dem Landstrich zwischen Schlaubetal und Spreewald zuwenden, erwächst aus der Schönheit der Natur, der Vielfalt der Ortschaften sowie der Geschichte, Lebensweise und Kultur der Menschen. Wer gewillt ist zu sehen, wird allerorts Neues entdecken, wird die Schönheit in Fülle erleben, auch wenn hier der Zeitenwandel manche Schatten geworfen hat. Die Bilderwanderung ist kein Reiseführer oder Reisemagazin. Interessierte Leser auf Besonderes auf- merksam zu machen und in einige Geheimnisse der Region zu führen, ist das Anliegen. Die farbigen Fotos und textlichen Aussagen sollen informieren und dienen der Orientierung in einer besonders reizvollen Kulturlandschaft. • Krumme Spree bei Kossenblatt • Dorfkirche in Sauen • Runddorf Groß Liebitz • Winter am Schwielochsee 13 Die Stadt Beeskow • Blick vom Bergfried über die Stadt. Im Vordergrund die Kirche St. Marien sowie die weitgehend mit Satteldächern gedeckten Häuser der Altstadt. • Bodenschinghstraße mit Blick zum Münzturm Beeskow – altsorbisch ‚bezkov’ – liegt inmitten einer abwechslungsreichen, idyllischen Region des Landes Brandenburg. Der ruhige Lauf der Spree, sanfte Hügel und Senken, Wiesen, Wälder und zahlreiche Seen geben der Landschaft ihre stille Schönheit. Wesentlichen Anteil am Reiz der Stadt Beeskow hat ihre unmittelbare Lage an der Spree. Beeskow ist Kreisstadt des Landkreises Oder-Spree und hat ca. 8.000 Einwohner. Mit der mittelalterlichen Stadtanlage, der weitgehend erhaltenen Stadtmauer und Befestigung, den historischen Bürgerhäusern sowie der mächtigen Pfarrkirche St. Marien und der Burg gehört Beeskow zu • Über dem Portal des Gebäudes der Kreissparkasse befindet sich das Stadtwappen von Beeskow. Es ist zweigeteilt und trägt ein Schild mit drei Sensen – das ist das Wappen der Ritter von Strele. Die rote Hirschstange im goldenen Grund ist das Wappen der Herren von Biberstein. Später sind vier Türmchen aus Stäben entstanden. Sie stellen offensichtlich die Bischofstäbe dar. Urkundlich belegt wird dieses Wappen aus den Jahren 1534 und 1540. Neuzeitlich wurde es als Stadtwappen am 15. März 1997 genehmigt. • St. Marien ist eine gotische Backstein-Hallenkirche mit einem dreischiffigen Langhaus und einem Hallenumgangschor. • Die Südvorhalle wird als Paradies bezeichnet und ihre Pforte als Paradiespforte. der Herren von Strele, der Herrschaft von BeeskowStorkow. Doch mit den Jahren wechselten die Eigentümer der Beeskower Burg. Im späten 14. Jahrhundert fiel sie durch Erbschaft an die Herrschaft der Herren zu Bieberstein und blieb über 140 Jahre in deren Besitz. Erst zu Beginn des 16. Jahrhunderts wechselten mehrere Besitzer bis schließlich 1575 der Kurfürst von Brandenburg das Burg-Anwesen übernahm. Unter • Die Kirche St. Marien. Blick über die Spree 34 Der Schwielochsee Das Gebiet der Beeskower Platte wird vom Schwielochsee geprägt. Er unterteilt sich in den Großen und den Kleinen Schwielochsee. Beide Gewässer sind durch eine etwa 100 Meter breite Fahrrinne verbunden, die im Volksmund der „Hals“ genannt wird. 58 DER SCHWIELOCHSEE Der Schwielochsee gehört zum Gewässersystem der Spree und ist mit einer respektvollen Wasserfläche von 13,2 km² der größte natürliche See im Bundesland Brandenburg. Als Besonderheit ist anzusehen, dass der See von der Spree durchflossen wird, die von Westen einmündet und den See nach Norden in Richtung Beeskow wieder verlässt. Der See ist eiszeitlichen Ursprungs. Doch nach einer Legende hat in grauer Vorzeit ein Wendenkönig diese Gegend mit ihren großen Wäldern für seine wilden Schweine auserwählt, die hier prächtig gedeihen konnten. Eines Tages stößt eine Sau von riesigem Wuchs beim Wühlen im Schlamm unterhalb des Babenberges auf eine Quelle. Sie reißt mit den Hauern ein Loch ins Erdreich, aus dem sich fortan gewaltige Wassermassen in den Wald ergießen. Nach einiger Zeit ist der einst so mächtige und prächtige Wald verschwunden. Und an dessen Stelle fluten nun die Wogen eines riesigen Sees, des Swinlug – Schweinelochs oder „Schwielochsees“. Die Ufer werden von einem breiten Schilfgürtel umsäumt, der nur hin und wieder den Blick freigibt. Es gedeihen eine reichhaltige Flora und Fauna. 59 DER SCHWIELOCHSEE LEBENDER KOLUMNENTITEL • Der Schwielochsee ist ein bevorzugtes Wasserparadies für Freizeit, Sport und Erholung. Ob im Sommer oder Winter – Touristen und Tagesgäste, Camper und Naturfreunde finden hier ihren See. • Wie zu früheren Zeiten fährt der Kaffeekahn mit Touristen über den Schwielochsee. • Ungewöhnliches Schauspiel nach einem Unwetter am Schwielochsee • Das MS „Schwielochsee“ bietet Rundfahrten auf dem Schwielochsee und Ausflüge auf der Spree bis in die Kreisstadt Beeskow an. 60 61 UNTERWEGS IM LEICHHARDTLAND • Die Stadtkirche wurde im 15./16. Jahrhundert im gotischen Stil erbaut. Gegen Ende des zweiten Weltkrieges 1945 wurde sie durch Bomben zerstört. Nur der Kirchturm überstand das Bombardement fast unversehrt. Noch heute ist sie eine Ruine. 72 UNTERWEGS IM LEICHHARDTLAND • Der Turm aber konnte nach der Wende (1989) saniert werden. Gleichzeitig wurden die südlichen Außenwände einschließlich der Wölbungsreste des Chorumganges gesichert. • Die evangelische Landkirche ist eine neugotische Saalkirche und wurde 1825/26 an Stelle einer Wendischen Kirche erbaut. Sie ist ein schlichter Ziegel-Hallenbau in typisch wendischen Farben gefasst. Am Westgiebel befindet sich ein achtseitiger Dachreiter, der im Jahre 1991 eine neue kupferne Turmspitze mit Kugel und Kreuz bekommen hat. • Im Inneren überrascht die Landkirche mit außergewöhnlichen Ausstattungsgegenständen, die sich einst in der Lieberoser Stadtkirche befanden und nach deren Zerstörung umgelagert wurden. Was jetzt im Gotteshaus als Altaraufsatz steht, ist das aus Sandstein gefertigte Epitaph für Joachim von der Schulenburg (verst. 1594) und entstand im Jahre 1597. An der Südwand der Kirche steht die hölzerne Kanzel mit polygonem Kanzelkorb und hängendem Schalldeckel. Über dem Kanzelkorb befindet sich ein Kruzifix aus dem frühen 16. Jahrhundert. Es wird auch „Spittelkruzifix“ genannt, weil es ehemals am Giebel des Lieberoser Spittel (Hospital) angebracht war. An den Wänden links und rechts sind weitere hölzerne Reliefplastiken mit unterschiedlichen Themen angebracht. • Das Epitaph ist mehrgeschossig. Die Predella zeigt Reliefdarstellungen aus der Lebens- und Leidensgeschichte Jesu. Das Hauptfeld hat die Kreuzigung Jesu zum Thema. Darüber befinden sich weitere Darstellungen und Details wie unter anderem die Auferstehung und die Christi Himmelfahrt. • Die Orgel auf der Westempore ist im Jahre 1903 von dem Orgelbauer Wilhelm Sauer aus Frankfurt (Oder) erbaut worden. • Links vom Altarraum steht die Taufe aus dem Jahre 1603. Auch sie befand sich ursprünglich in der ehemaligen Stadtkirche. Die Kuppa ist ebenfalls mit Reliefdarstellungen versehen und zeigt unter anderem Jesu als Freund der Kinder. 73