DAS MAGAZIN des Pius-Hospital Oldenburg pius A K T U E L L 1. 2010 쐍 SEITE 4 - Augen Beste Aussichten 쐍 SEITE 8 - Bauchspeicheldrüse Alles im Fluss 쐍 SEITE 20 - Kinaesthetics Bewegende Momente Sehen, hören, riechen... Den Frühling mit allen Sinnen genießen, das möchte jeder gern. Schon jetzt sprießen die ersten Blätter, und zahlreiche Blumen haben ihre Häupter bereits aus der würzig duftenden Erde gereckt. Hier ein Meer aus Krokussen, dort ein Hain hochwachsender Narzissen – Oldenburg und die gesamte Region erstrahlen derzeit in üppigem Frühjahrsputz. Die Menschen haben wieder gute Laune, Aufbruchsstimmung liegt in der Luft. Auch ich bin immer wieder aufs Neue infiziert von diesen ersten Monaten im Jahr. Die Vorfreude ist auch meinem kleinen Sohn anzumerken: Endlich wieder viele Stunden draußen toben und die wärmende Sonne genießen – und jede Menge Neues entdecken. Nicht alle Menschen können dies so selbstverständlich wie ein Vierjähriger. Manchmal ist es eine schwere Krankheit, die den wachen Blick auf die übrige Welt für einige Zeit vergessen lässt. Manchmal sind es aber auch reale Sehprobleme, die den Blick auf das Erwachen der Natur trüben. Das Gefühl, die Dinge zum ersten Mal wirklich zu erkennen, haben sicherlich auch einige Patienten der Augenklinik. Diese hat jetzt neben der stationären Klinik ein neues ambulantes Zentrum in der Grünen Straße eröffnet. Auch in der Radiologie hat sich einiges getan: In den neu gestalteten Räumlichkeiten sorgen technische Neuerungen für sichere Untersuchungsergebnisse. Insbesondere der neue MRT (Magnetresonanztomograph) bietet sehr gute Möglichkeiten bei der Erkennung von Krankheiten. Einen unbeschwerten Frühling wünscht Ihre Melanie Jülisch HERAUSGEBER Pius-Hospital Oldenburg (v. i. S. P.) Georgstraße 12, 26121 Oldenburg KONTAKT [email protected] www.pius-hospital.de CHEFREDAKTION Melanie Jülisch Besuchen Sie uns im Internet! ▼ Auf unseren Internetseiten möchten wir Ihnen das Angebot des Pius-Hospitals im Einzelnen vorstellen. Lernen Sie unsere Ärzte und Mitarbeiter kennen, schauen Sie sich in den Kliniken ganz in Ruhe um und informieren Sie sich über aktuelle Veranstaltungen. Auch diese und weitere Ausgaben der „Pia“ können Sie herunterladen und zu Hause durchstöbern. Es lohnt sich, häufiger bei uns vorbeizuschauen: www.pius-hospital.de REDAKTION Angelika Fricke, Elisabeth Sandbrink, Anke Genius, Michael Dernoscheck FOTOS Robert Geipel, Denniz Welz, fotolia.de (Titel) BERATUNG, GESTALTUNG, REALISIERUNG Michael Dernoscheck, Rudolf Schwanke www.schwanke-raasch.de Inhalt Ausgabe 1-2010 4 8 10 12 15 16 18 20 22 23 TITELTHEMA: Beste Aussichten WISSEN: Alles im Fluss SERVICE: Putzengel mit Mercedes ABTEILUNGEN: Einfach anziehend VIA PARTNER: Leben bis zuletzt GANZHEITLICH: Grüne Muntermacher PFLEGE: Bewegende Momente KURZ NOTIERT TERMINE 1.2010 ı 3 Beste AUSSiCHTEN T I T E LT H E M A ■ Das Auge ist für die meisten Menschen das wichtigste Sinnesorgan. Funktioniert es nicht mehr optimal, geht ein großes Stück Lebensqualität verloren. „Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“ Wohl jeder kennt das Zitat aus Antoine de Saint Exupéries „Der kleine Prinz“. Und wohl jeder erkennt in ihm auch eine große Wahrheit. Dennoch gilt das Auge als das wichtigste Sinnesorgan des Menschen. Mit ihm nehmen wir die Dinge um uns herum am schnellsten wahr, sie geben Orientierung und dienten in früheren Zeiten als Frühwarnsystem. Tief blicken lassen Augen auch beim Gegenüber. Sie geben Aufschluss darüber, ob uns jemand wohl gesonnen ist oder gerade einen schlechten Tag hat. Nicht zu vergessen, die sprichwörtliche Liebe auf den ersten Blick. Beeinflusst wird diese häufig von einer strahlenden Iris, der so genannten Regenbogenhaut. Ihre Pigmentierung verleiht dem Auge ein intensives Blau, Grün oder Braun – oder aber einen einzigartigen Farbenmix. Sowohl frisch Verliebten als auch über lange Jahre vertrauten Menschen verraten intensive Augenblicke viel über die Gefühle des anderen. Sie vertiefen das menschliche Miteinander – und das sogar schon bei einem Säugling. Auch wenn dieser seine Umwelt in den ersten Wochen nur schemenhaft wahrnimmt, so zeigt er doch ein großes Interesse am menschlichen Gesicht und sucht sogar den Blickkontakt. Die höchste Sehschärfe erzielt er in einem Abstand von etwa 20 bis 25 cm, also der Entfernung, die Eltern intuitiv einnehmen. Bis das menschliche Auge jedoch seine hundertprozentige Sehkraft erreicht, vergehen Jahre. Mit drei oder vier Monaten beginnt das beidäugige bzw. räumliche Sehen. Mit etwa einem Jahr hat ein Baby ungefähr 50 Prozent der Sehschärfe eines Erwachsenen erreicht. Jeder neue optische Reiz fördert die Entwicklung der Nervenbahnen, die für die schnelle Um- 4 ı 1.2010 setzung des Wahrgenommenen im Gehirn sorgen. Bei einem gesunden Auge wird das einfallende Licht auf dem nur wenige Millimeter großen „Gelben Fleck“ der Netzhaut gebündelt. Auf der so genannten Makula lutea entsteht das schärfste Bild. Von dort aus werden die Informationen über den Sehnerv an das Gehirn weitergeleitet, wo sie zu Bildern umgesetzt werden. Ist diese Abfolge gestört, kommt es zu Fehlsichtigkeiten. Kurzsichtig ist das Auge, in dem das gebündelte Licht vor dem Gelben Fleck auftrifft, weitsichtig dann, wenn das Licht hinter dem Gelben Fleck gebündelt wird. Während bei der Kurzsichtigkeit zumeist ein zu langer Augapfel die Ursache ist, ist diese bei Weitsichtigkeit ein zu kurzer. Maßgeschneiderte Lösungen mit Laser oder Linse War noch vor Jahrzehnten der Griff zur mehr oder minder modischen Brille die einzige Chance, wieder mehr Schärfe in das Gesehene zu bringen, bietet die Augenheilkunde heute verschiedenste Methoden. Das gilt auch für die Augenklinik im Pius-Hospital, die erst kürzlich in den Heiligengeisthöfen um ein ambulantes Behandlungszentrum mit Tagesklinik erweitert wurde. Das Zentrum bietet mit dem Bereich der refraktiven Chirurgie einen neuen, erweiterten Schwerpunkt; mit jenen Verfahren also, die mit Hilfe einer operativen Korrektur die Brille oder Kontaktlinsen überflüssig machen. „Laser statt Brille“ lautet ein noch heute gängiges Motto. So können mit den verschiedensten Laser-Verfahren Kurz- oder Weitsichtigkeit behoben werden, die manchmal lästige Brille auf der Nase gehört damit der Vergangenheit an. Doch auch der Laser stößt an seine Grenzen, insbesondere bei Alterssichtigkeit, die mit einer Verhärtung der Linse einhergeht, und dem damit verbundenen Tragen einer Lese- „Für alles gibt es eine maßgeschneiderte Lösung, die gemeinsam mit dem Arzt gefunden werden sollte.“ brille sowie den hohen Fehlsichtigkeiten. Aber auch hier verfügt die Klinik über die Möglichkeiten mit speziellen, so genannten Mehrstärkenlinsen, den Patienten eine maßgeschneiderte Lösung anbieten zu können. Starke Kurzsichtigkeit kann mit Hilfe einer zusätzlich zur natürlichen Linse eingesetzten Linse behoben werden. Für diese sogenannte Cache-Linse besitzt Dr. Hergen Wilms (Bild oben), Direktor der Klinik für Augenheilkunde, eine spezielle, nur an wenige Augenchirurgen vergebene, Implantationserlaubnis. Alle diese Methoden verlangen eine sehr individuelle Voruntersuchung und Beratung der Patienten durch den behandelnden Arzt. Ein intensives Gespräch mit dem Arzt sowie eine Voruntersuchung ist deshalb ein absolutes Muss. „Wo brauche ich das schärfste Bild“ ist die Frage, die dabei geklärt wird. Die individuellen Anforderungen an die Augen des Patienten stehen dabei im Vordergrund – sowohl im beruflichen Alltag als auch beim Sport und in der Freizeit. Erst dann können die notwendigen Schritte eingeleitet werden, die das Sehen ohne Brille wieder zu einem Vergnügen machen – und manchmal stellt sich sogar heraus, dass das modische Gestell auf der Nase doch die bessere Alternative ist. „Die Sehhilfe sollte an die Bedürfnisse des Patienten angepasst werden“, so Dr. Wilms. „Für alles gibt es eine maßgeschneiderte Lösung, die gemeinsam mit dem Arzt gefunden werden sollte.“ 1.2010 ı 5 T I T E LT H E M A ■ Die Macht der Bilder Alles unter einem Dach Oft sind es zunächst nur kleine Störungen, die das ungetrübte Sehen beeinflussen. Der Gang ins Krankenhaus fällt jedoch vielen schwer – insbesondere dann, wenn es sich „nur“ um Augenbeschwerden handelt. Leichter wird der Weg mit dem ambulanten Zentrum der Pius-Augenklinik in der Grünen Straße 12. So wurden die Bereiche Augenambulanz und ambulantes Operieren in den hell und freundlich gestalteten Neubau in den Heiligengeisthöfen integriert, ebenso die augenärztliche Gemeinschaftspraxis Wilms/Siegert. Der stationäre Bereich mit seinen 28 Betten wird weiterhin im Hauptgebäude des Pius bleiben. „Der gesamte ambulante Bereich der Augenheilkunde mit seinen Spezialisten und den medizinischen Geräten befindet sich jetzt unter einem Dach. Das Ergebnis: Kurze Wege und somit auch kürzere Wartezeiten für den Patienten“, freut sich Dr. med. Hergen Wilms, der neue Klinikdirektor, der sicherlich vielen Patienten bereits seit längerer Zeit als kommissarischer Leiter der Augenklinik bekannt ist. Im unteren Teil der auf zwei Ebenen angelegten Klinik, nämlich im dritten Stock, finden sich die Untersuchungs- und Behandlungsräume, im vierten Stock ist der OP-Trakt untergebracht. Gleich sieben Behandlungszimmer bietet die Einrichtung; sieben Ärzte können sich also zur gleichen Zeit um ihre Patienten kümmern. Hinzu kommen die verbesserten Parkmöglichkeiten in der Tiefgarage, von wo aus die Patienten bequem und barrierefrei mit dem Fahrstuhl direkt zur Klinik gelangen – ohne große Umwege. ■ 6ı 1.2010 Von der Diagnostik bis zur Therapie Insgesamt zehn Ärzte und ein kompetentes 25-köpfiges Team gehören zur Augenklinik mit ihren optimierten Abläufen von der Anmeldung bis zur Behandlung. Von der gesamten Diagnostik des vorderen und hinteren Augenabschnitts bis hin zur Therapie steht zudem modernste Technik bereit, die selbstverständlich auch ausgerichtet ist auf die Klinikschwerpunkte: Schäden an der Netzhaut, Glaukomchirurgie, Operationen des Grauen Stars (Katarakt), die Behandlung von Schielerkrankungen und die plastische rekonstruktive Chirurgie. Weitere Bereiche sind Behandlungen der Makula-Degeneration, einer Vielzahl von Erkrankungen, die mit einem allmählichen Sehverlust in der Umgebung der Makula lutea („Punkt des schärfsten Sehens“, auch „Gelber Fleck“) in der Netzhaut einhergehen. Auch Erkrankungen der Regenbogenhaut, der Hornhaut oder der Aderhaut gehören zum Behandlungsspektrum. Hinzu kommen Lidoperationen, beispielsweise bei Tumoren, aber auch die vielen plastischen Korrekturen, zum Beispiel bei Schlupflidern. 6.000 Operationen führte das eingespielte Spezialistenteam der Augenklinik allein im letzten Jahr durch, davon 3.500 ambulant. Die Klinik hat außerdem einen Lehrauftrag zur Ausbildung von Studenten im Praktischen Jahr im Fach Augenheilkunde. Klinikdirektor Dr. med. Hergen Wilms ist zudem von der Ärztekammer Niedersachsen zur vollen fünfjährigen Facharztweiterbildung zum Augenarzt ermächtigt. ■ Von einem optimalen Sehvermögen profitiert der Mensch jedoch nicht nur bei seinen täglichen Erlebnissen – auch das Gedächtnis lässt sich mit Hilfe von Bildern auf Trab bringen. So lassen sich beispielsweise „Eselsbrücken“ am besten bildhaft abspeichern. Auch Tage oder Monate später ist das Gemerkte so wieder abrufbar. Das war schon bei den griechischen Philosophen der Fall: Für ihre Vorträge vor großem Publikum speicherten sie die Stichpunkte in Form von Bildern ab, dachten sich eine passende Wegstrecke dazu und gingen diese während ihrer Rede im Geiste ab. Funktionieren kann dies auch in Bezug auf Zahlen. So rät der bekannte Gedächtnistrainer Oliver Geisselhart, sich für jede Zahl ein Symbol zu merken. Für die Zwei könne dies ein Schwan sein, für die Fünf eine Hand. Auch Verknüpfungen seien möglich. Gehe es beispielsweise in Punkt zwei eines Vortrags um das Thema „Viel trinken ist gesund“, so könne man sich einen Schwan mit einer Wasserflasche unter dem Flügel vorstellen. Kein Wunder, dass sich dies besser merken lässt: Mit einem solch verwunderlichen Bild beschäftigt sich das Gehirn länger, denn es muss ganz genau „hingucken“, um dies zu verstehen. Auch Bilder, die stark mit Emotionen verknüpft sind, lassen sich leichter abspeichern. Eine Tatsache, die uns häufig nach einem Einkauf bewusst wird. Immerhin haben uns die frischen, sportlichen oder lässigen Bilder der Werbung mal wieder – wenn auch unbewusst – dazu verleitet, zu bestimmten Produkten zu greifen. Einschränkungen im Alltag. „Die Sehkraft ist wieder optimal; er kann häufig auch in den nächsten Tagen sogar wieder Auto fahren“, so Oberarzt Jörg Henrich Siegert. Dennoch kommt auch dem stationären Aufenthalt eine wichtige Bedeutung zu – insbesondere für Patienten, die einen längeren Anfahrtsweg haben, zum Beispiel von einer der Inseln, oder durch andere Erkrankungen vorbelastet sind. Sie haben auch weiterhin die Möglichkeit, sich nach einer Augen-OP unter Aufsicht auszuruhen. „Amerikanische Verhältnisse haben wir hier nämlich glücklicherweise nicht“, schmunzelt Dr. Wilms. Dort kämen auf etwa 20.000 Operationen im Jahr lediglich fünf Betten. Dem Schielen keine Chance Auch Kinder sind häufig zu Gast in der Augenklinik: In der Sehschule untersuchen die Oberärztin Daniela Fromm und die Orthoptistin Sigrid Carolus Kinder, aber auch Erwachsene mit Schielerkrankungen. Wandert das Auge nach links oder nach rechts oder sieht der Patient sogar doppelt? Dem Grund für die Fehlstellungen des Auges gehen die beiden akribisch nach. So wird der Schielwinkel mit Hilfe der „Harmswand” ermittelt oder Einstellbewegungen mit Hilfe von unterschiedlich starken Prismen gemessen und die Fähigkeit des räumlichen Sehens durch spezielle Tests ermittelt. Im Vordergrund steht hier immer das Zusammenspiel beider Augen, also nicht das einzelne Organ für sich. Dem zugrunde liegt die Orthoptik, die Lehre des Geradesehens. „Vielen Kindern ist das Schielen angeboren, besonders häufig bei Frühchen oder bei Menschen mit Syndromen“, sagt Daniela Fromm. Insbesondere Kinder im Vorschulalter kommen in die Sehschule, zumeist überwiesen von einem niedergelassenen Augenarzt mit dem Auftrag der Schieloperation, nachdem vorher schon ein intensives Sehtraining des schielenden Auges durchgeführt wurde. Dies geschieht meistens durch das Zukleben des besser sehenden Auges. „Das schlechtere Auge wird quasi dazu gezwungen, zu sehen und das Sehen zu erlernen; es wird geschult.“ Werden bestimmte Schielformen nicht behandelt, fällt gerade in der Schule oft das Lernen schwer: Leseschwierigkeiten, Kopfschmerz oder Doppelbilder an der Tafel sind die Folge. Manchmal reicht eine medizinisch indizierte Prismenbrille als Unterstützung, manchmal ist aber auch eine Operation notwendig; in besonders schwierigen Fällen sogar eine zweite. Nicht immer handelt es sich um Symptome einer gefahrlosen Fehlstellung. Insbesondere Erwachsene können nach einem Schlaganfall oder durch Diabetes plötzliche Doppelbilder erleiden. Bewegungsstörungen des Augenmuskels oder sogar eine Augenmuskellähmung können durch eine neurologische Erkrankung ausgelöst werden. Handelt es sich um Gefäßerkrankungen wie ein Aneurysma oder einen Tumor im Kopf, dann kann es notwendig werden, dass die Augenärzte in enger Zusammenarbeit mit anderen Fachdisziplinen wie den Radiologen und Neurologen die Behandlung planen und durchführen. ■ „Die Technik ist inzwischen so weit entwickelt, dass fast alle operativen Eingriffe in der Augenheilkunde minimal invasiv erfolgen“ Kleine Schnitte mit großer Wirkung Während das Gehirn in der Lage ist, möglichst schnell auf Bilder zuzugreifen, sind die medizinischen Möglichkeiten heute so weit, auch in kürzester Zeit für ein besseres Sehvermögen zu sorgen. Mit der ambulanten Augenklinik liegt das Pius deshalb genau im Trend: „Die Technik ist inzwischen so weit entwickelt, dass fast alle operativen Eingriffe in der Augenheilkunde minimal invasiv erfolgen“, sagt Dr. Wilms. Allein beim Grauen Star, der durch die – im späteren Stadium auch von außen erkennbare – Trübung der Linse bestimmt wird, hat sich die Länge der Schnitte von acht auf zwei Millimeter verringert. War früher nach einer solchen Operation erst einmal Bettruhe angesagt, erlebt der Patient heute so gut wie keine 1.2010 ı 7 WISSEN ■ Alles IM FLUSS Die Bauchspeicheldrüse ist mit verantwortlich für eine gute Verdauung. Ist ihre Funktion aufgrund einer Entzündung oder eines Tumors gestört, gerät der Stoffwechsel durcheinander. ist, beträgt die Rate der Neuerkrankungen bei über 70-Jährigen bereits 50 von 100 000. Allein etwa 40 bis 50 Eingriffe jährlich gibt es am Pius-Hospital. Vom Krebs befallen wird zumeist der Pankreaskopf, der mit dem Schwanz und dem Körper die 80 bis 120 g schwere, gelbliche Drüse in ihrer Gesamtheit bildet. Hinzu kommen gutartige Tumore sowie chronische und akute Entzündungen, die sich auch laproskopisch, also durch mehrere sehr kleine Schnitte, behandeln lassen. Weshalb jedoch Krankheiten an der Bauchspeicheldrüse sich häufen, ist nicht genau geklärt. Mit verantwortlich sind zweifellos die Lebensumstände. Diskutiert wird beispielsweise eine zu starke Zufuhr von Fetten. Häufiger Nikotin- oder Alkoholkonsum fördern zusätzlich eine Erkrankung der Bauchspeicheldrüse. Neuere Langzeituntersuchungen schreiben diese negative Wirkung sogar dem Genuss von Softdrinks zu, also kohlensäurehaltigen Süßgetränken. Auch die genetische Veranlagung spielt eine große Rolle. Früherkennung sehr wichtig Sie steuert die Ausschüttung von Enzymen und Hormonen und regelt damit wichtige Vorgänge im Körper: Die Bauchspeicheldrüse bzw. das Pankreas trägt maßgeblich zum Wohlbefinden des Menschen bei. Allein für die Verdauung produziert sie täglich, je nach zugeführter Nahrungsmenge, bis zu drei Litern Sekret mit mehr als 20 verschiedenen Enzymen. Dieses fließt in den Zwölffingerdarm und wird erst dort aktiviert, um die Nahrung in kleinste Bausteine zu zerlegen. Wären die Enzyme bereits in der Bauchspeicheldrüse wirksam, so würden sie diese ebenfalls verdauen. Zuständig für die 8 ı 1.2010 Blutzuckerregulation sind die in den etwa 1,5 Millionen Langerhanns’schen Inseln des Pankreas produzierten Hormone Insulin und Glukagon. Während das Insulin als „Türöffner“ dem Blutzucker den Weg in die Zellen frei macht und so den Spiegel senkt, setzt Glukagon bei einem zu niedrigen Spiegel Reserven frei, um diesen zu erhöhen. Diese Glukose stammt größtenteils aus der Leber. Ist die Insulinproduktion gestört, ist die „Zuckerkrankheit“ (Diabetes) zumeist die Folge; das lebenswichtige Insulin muss von außen zugeführt werden. Erkrankungen nehmen zu „Leider nehmen Krankheiten im Bereich der Bauchspeicheldrüse zu“, meint Priv. Doz. Dr. med. Dirk Weyhe, Direktor an der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie im Pius-Hospital. So erkranken etwa 40 von 100 000 Einwohnern pro Jahr an einer Entzündung der Bauchspeicheldrüse. Ebenso ist in Niedersachsen eine steigende Anzahl der Neuerkrankungen (Inzidenz) an Pankreastumoren zu beobachten. So erkranken heutzutage circa 5 bis 10 von 100 000 Personen der Gesamtbevölkerung. Da Bauchspeicheldrüsenkrebs zumeist eine Erkrankung im höheren Alter Ein Karzinom oder eine chronische Entzündung überhaupt zu bemerken, ist für den Betroffenen nicht leicht. Im Gegensatz zur Entzündung, die oftmals mit starken Schmerzen, Übelkeit und Erbrechen einhergeht, macht sich ein bösartiger Tumor kaum bemerkbar. Lediglich diffuse, teils gürtelartige Schmerzen im Oberbauch bis in den Rücken hinein zeugen zumeist davon, dass etwas nicht „in Ordnung“ ist. Hinzu kommen Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust oder Diabetes. „Erkennt man ein Karzinom bereits im frühen Stadium, lässt es sich prognostisch gesehen noch relativ gut behandeln“, sagt Dr. Weyhe über diese sehr ernst zu nehmende Erkrankung. Voraussetzung dafür ist die gute Abstimmung im operativen und perioperativen Umfeld aller beteiligten Klinken sowie eine gute Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Kollegen. „Sowohl die Morbidität als auch die Sterblichkeit konnten in den letzten Jahren massiv gesenkt werden“, so Dr. Weyhe. „2009 haben wir die Kriterien erfüllt, die notwendig sind, um zukünftig als Pankreaszentrum zertifiziert zu werden“, sagt Dr. Weyhe zufrieden. Kein Wunder, spricht dies doch für die gute Arbeit aller und somit auch das Beste zum Wohl der Patienten. Werden chronische oder starke akute Beschwerden im Oberbauch festgestellt, untersucht der behandelnde Arzt zunächst Blut und Stuhl. Ein oraler Glukose-Test gibt zusätzlich Aufschluss darü- ber, ob die Funktion der Bauchspeicheldrüse gestört ist. Schließlich wird mit Hilfe Bild gebender Verfahren wie endoskopischer Ultraschall und Magnet-Resonanz-Tomographie (MRCP) die genaue Ursache ermittelt. Auch eine endoskopische Untersuchung (ERCP) ist manchmal erforderlich. Sie verleiht dem behandelnden Arzt genaue Einblicke in die Gänge von Bauchspeicheldrüse und Galle. Kleine Eingriffe, beispielsweise das Entfernen von Gallen- oder Pankreassteinen, die den natürlichen Fluss des Pankreassekrets verhindern, kann das Team auf diesem endoskopischen Wege vornehmen. Intensive Begleitung nach der Operation Muss ein Tumor in der Bauchspeicheldrüse entfernt werden, so betrifft dies häufig auch andere Organe. Dass Teile von Magen, Zwölffingerdarm oder Milz entfernt werden müssen, ist keine Seltenheit. Auch wenn der Patient irgendwann wieder normal essen kann, so ist direkt nach dem Eingriff erst einmal eine grundlegende Umstellung in der Nahrungsaufnahme der Fall. Gemeinsam mit Ärzten und Pflegenden werden Speisepläne aufgestellt. Was der Verdauungstrakt wann und in welchem Maße verträgt, das beruht teils auf klinischen Studien, teils auf Erfahrungswerten aber unterliegt in jedem Fall individuellen Prozessen. „Bereits im Vorfeld wird der Patient intensiv auf die Veränderungen nach der Operation vorbereitet, beispielsweise durch Einzelgespräche in Bezug auf die Ernährung nach dem Eingriff“, so Dr. Weyhe. Bis sich der Stoffwechsel richtig eingependelt hat, kann bis zu einem Jahr vergehen. „Manchmal sind es auch nur wenige Monate.“ Gibt es nach der Operation keine Komplikationen, so bleibt der PANKREAS-INFO Die Bauchspeicheldrüse (lat.: Pankreas) produziert wichtige Verdauungsenzyme sowie die Hormone Insulin und Glukagon, die für die Blutzuckerregulation zuständig sind. An der so genannten exokrinen Funktion des Pankreas, nämlich der Lieferung von Enzymen, sind insbesondere die Enzyme Amylase (Verdauung von Kohlenhydraten), Trypsin (Eiweißverdauung) und Lipase (Fettverdauung) beteiligt. Sie geht einher mit der endokrinen Funktion, also der Lenkung der Blutzuckerregulation. Ist die Funktion dieser gelblichen, etwa 80 bis 120 g schweren Drüse gestört, gerät der Stoffwechsel durcheinander. Erkrankungen sind beispielsweise Entzündungen und Bauchspeicheldrüsenkrebs – Tendenz steigend. ■ Patient zwischen zehn und 14 Tagen in der Klinik. Danach wird in der REHA das richtige Verhalten geübt. Ist diese stationäre Regenerationsphase abgeschlossen, sollte der Patient nicht sich selbst überlassen werden. „Viele nehmen nach der Operation rapide ab, die Fettverdauung ist zunächst gestört. Hinzu kommen manchmal psychische Probleme“, sagt Dr. Weyhe. Deshalb wird derzeit eine Selbsthilfegruppe organisiert, die eng mit dem Arbeitskreis der Pankreatektomierten (AdP) zusammen arbeitet. Sie soll Anlaufstelle sein, um mit Gleichgesinnten über die Probleme im Alltag zu sprechen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen. ■ „Sowohl die Morbidität als auch die Sterblichkeit konnten in den letzten Jahren massiv gesenkt werden“ 1.2010 ı 9 SERVICE ■ Wenn die knapp 70 „Putzengel“ der „Cleaniq-HospitalService GmbH“ im Pius ausfliegen, dann sind sie gut gerüstet. infizierenden „Saubermacher“ auf dem farblich gut sortierten Reinigungswagen. Ein Orangenzusatz sorgt für eine nachhaltige Wirkung. Ebenfalls genaue Regeln gelten für die Arbeitskleidung. Feste Schuhe sind immer Pflicht. Gleiches gilt für Kittel, Handschuhe und Haube im Einwegpack, die so genannte persönliche Schutzausrüstung (PSA) für besonders belastete Bereiche, beispielsweise die Isolierzimmer auf den verschiedenen Stationen oder der Bereich der Nuklearmedizin (Station 2D). PUTZengel MIT MERCEDES Hygiene muss sein. Insbesondere im Krankenhaus ist sie ein absolutes Muss, um die Gefahr von Infektionsübertragungen zu bannen. Das Pius-Hospital mit seinem erst kürzlich zertifizierten Reinigungsservice „Cleaniq“ gilt hier als vorbildlich. Noch herrscht Ruhe auf den Gängen. Viele Patienten schlafen, andere machen es sich bereits mit einem guten Buch gemütlich oder schauen nach, was das Fernsehprogramm in den frühen Morgenstunden so bietet. Auch die Mitarbeiterinnen von „Cleaniq“ schlummern um diese Zeit garantiert nicht mehr. Es ist 5.30 Uhr und im Keller treffen sie sich, um ihre Reinigungswagen aus dem „Pool” zu holen, sie zu kontrollieren und gegebenenfalls aufzufüllen. Das grelle Neonlicht vertreibt die letzte Müdigkeit aus den Knochen. Mit dem Fahrstuhl geht es auf die einzelnen Stationen; dann wird in der Stille dezent losgewirbelt. 10 ı 1.2010 Tücher, Wischbezüge, Staubwedel und Bürste – All dies hat auch Erna Maul auf ihrem Wagen griffbereit. Doch bevor sie mit „ihren“ Zimmern auf der Station 3A beginnt, wird der Flur auf Hochglanz gebracht. Nicht zu vergessen: das leuchtend gelbe Hinweisschild, das auf die Rutschgefahr aufmerksam macht. Danach wählt sie mit routinierten Griffen ihr Handwerkszeug für den ersten Raum. Das rote Tuch für das Bad, das blaue für das Zimmer. „Alles muss gut organisiert sein, damit die Reinigungsmittel im Sanitärbereich einwirken können“, erklärt Erna Maul, die seit zehn Jahren im Pius für Sauberkeit sorgt. „Man braucht außer- dem immer Power, damit alles gut aussieht“, sagt sie lachend und bearbeitet dabei schwungvoll die Armatur und das Emaille des Waschbeckens. Im Patientenzimmer gibt’s einen „Rundumschlag“ mit dem blauen Tuch: Bettschränkchen, Tisch und Bett – all das muss ebenfalls täglich gesäubert werden. „Die Tücher darf man übrigens auf keinen Fall durcheinander bringen“, sagt Erna Maul. „Die aufmerksamen Patienten würden es sicher auch sofort bemerken, wenn ich im Bad und im Zimmer den gleichen nehmen würde“, so die 50-jährige Oldenburgerin. Brauchen die Patienten viel Ruhe, wird selbstverständlich darauf geachtet. So leise wie möglich werden die anfallenden Arbeiten erledigt. Immer ein freundliches Wort Wenn die knapp 70 „Putzengel“ der „Cleaniq-Hospital-Service GmbH“, eine gemeinsame Servicegesellschaft des Pius-Hospitals und der Deutschen R+S Dienst nach Vorschrift Dienstleistungen, im Pius ausfliegen, dann sind sie gut gerüstet. „Ihr Begleiter ist so etwas wie ein ,Mercedes‘ unter den Putzwägelchen“, meint Antje KörnerNeumann, Qualitätsmanagementbeauftragte von der Deutschen R+S Dienstleistungen. Und nicht nur das Equipment, sondern auch die Qualität der gereinigten Räume kann sich sehen lassen, was das erst kürzlich verliehene DEKRA-Zertifikat „ISO 9001:2008“ beweist. Dabei geht es nicht nur um blitzblanke Patientenzimmer, sondern auch um die gründliche Reinigung hoch sensibler Bereiche: ob Operationssäle oder die Räumlichkeiten der Nuklearmedizin, alle benötigen eine ganz besondere Behandlung. Verbunden ist dies mit einer großen Verantwortung, auch den Patienten gegenüber. „Viele sind schon seit einigen Tagen hier, da freuen sie sich über ein bisschen Abwechslung“, sagt Erna Maul, die viele ihrer „Schützlinge“ bereits kennt. „Geht’s gut? Wie war denn die Nacht?“ fragt Erna Maul auch sogleich den sympathischen Herrn, der bereits zum wiederholten Male auf dieser Station ist. Die gebürtige Kasachin mit dem sympathischen Akzent zaubert nicht nur ein Lächeln auf die Gesichter der Patienten; sie gewinnt die Sympathien auch durch ihre selbstverständliche Hilfsbereitschaft – wie alle Mitarbeiterinnen von „Cleaniq“. Für Reinigungsarbeiten in einem Krankenhaus gibt es exakte Vorschriften. Regelmäßige Schulungen durch die Deutschen R+S Dienstleistungen zu Fragen der Hygiene, Arbeitssicherheit, Umwelt oder Desinfektion sind daher ein absolutes Muss. „Der größte Teil der Infektionen wird über die Hände übertragen“, erklärt Antje Körner-Neumann, die für die Fortbildungen und regelmäßige Qualitätskontrollen, so genannte Audits, auf den Stationen zuständig ist. Wichtig sei daher die exakt ausgeführte Händedesinfektion. Um eine Übertragung von Keimen zu vermeiden, ist außerdem das Tragen von Uhren und Ringen, die den Krankheitserregern einen Unterschlupf bieten würden, während der Arbeitszeit verboten. Auch für die Verwendung der einzelnen Schwämme, Lappen, und Wischbezüge gibt es genaue Regeln. Sie dürfen jeweils nur in einem Zimmer verwendet werden, danach kommen sie in den Behälter für die Wäsche oder in den Müll. Gleiches gilt für die Verwendung der Reinigungsmittel, die nur in bestimmten Bereichen mit einer bestimmten Dosierung verwendet werden dürfen. Gereinigt wird übrigens mit kaltem Wasser, damit die Inhaltsstoffe wirken können. Minutil, Veriprop oder Sanpurid heißen die des- Viel Verantwortungsbewusstsein ist nötig, um dem Ruf eines „Putzengels“ gerecht zu werden, aber auch Herzlichkeit und Rücksichtnahme im Umgang mit Patienten. „Wir tragen unseren Teil dazu bei, dass Patienten gesund werden“, freut sich Erna Maul, die gegen Mittag in den wohl verdienten Feierabend geht – nachdem der „Mercedes“ wieder in den Pool gebracht und für die Spätschicht gereinigt und aufgefüllt wurde. ■ WIRBELN im Frühling Während im Pius jeden Tag gründlich „Klar Schiff“ gemacht wird, nutzen zu Hause jetzt viele die Zeit zum Frühjahrsputz. Wie man auch tiefe Verschmutzungen lösen oder vermeiden kann, das verrät Carmen Müller, Leiterin der Cleaniq-Hospital-Service GmbH. ❚ Klebereste von Etiketten, Tesafilm oder Preisschilder mit Öl einreiben. Nach kurzer Zeit lässt sich das Etikett gut ablösen. Wunderbar übrigens auch mit Orangenöl, das duftet dann auch noch sehr gut! ❚ Kerzenwachs auf Holz kann man mit dem Fön anlösen und mit einem Papiertuch abwischen. ❚ Ein Stück Kreide in der Schublade verhindert das Anlaufen des Bestecks. ❚ Backpulver oder Natron eignen sich zur Entfernung von Kalkrändern, genauso wie ein Essigreiniger. Das ganze einige Zeit einwirken lassen, dann nachspülen. ❚ Bei schlechten Gerüchen aus dem Abfluss hilft Soda. 1.2010 ı 11 ABTEILUNGEN ■ Einfach anziehend Mit Hilfe modernster Technik schafft die Radiologie sehr gute Ergebnisse bei der Erkennung von Krankheiten. Für eine angenehme Atmosphäre sorgen die umgestalteten Räumlichkeiten. Ganz deutlich zeichnet sich der leuchtende Fleck vom übrigen Gewebe ab. „Das ist ein frischer Infarkt“, erklärt Priv. Doz. Dr. med. Alexander Kluge, Direktor des Instituts für Diagnostische und Interventionelle Radiologie im Pius-Hospital. Während sich der Rest des menschlichen Gehirns auf dem Monitor in verschiedensten Grautönen präsentiert, sind einige Stellen fast weiß. Erst wenige Stunden jung ist der größte Fleck, bei den kleineren, weni- ger hellen Stellen handelt es sich um ältere Schlaganfälle – so minimal, dass der Patient sie kaum bemerkt haben wird. Möglich ist diese exakte Bestandsaufnahme mit Hilfe des neuen 3 Tesla MRTs, einem Magnetresonanztomographen mit der 3.000fachen Kraft des Erdmagnetfeldes. „Dieses Gerät ist an Genauigkeit bislang unübertroffen“, freut sich Dr. Kluge über die neueste Anschaffung in seinem Institut – ein hochsensibler Apparat, der bis vor Kurzem noch universitären Einrichtungen vorbehalten war. Erst im November wurde das Siemens-Gerät aufgestellt, parallel zum Umbau und der Erneuerung aller Räumlichkeiten der Radiologie-Abteilung. Hell und offen gestaltet sind jetzt der Flur, das Wartezimmer und die Untersuchungsräume. Das fröhliche Orange an den Wänden stimmt Patienten und Mitarbeiter positiv. Hat ein Patient Beschwerden, gibt es unterschiedliche Möglichkeiten bildgebender Verfahren, um den Grund seiner Schmerzen oder seines Unwohlseins ausfindig zu machen. Insgesamt 24 Mitarbeiter, davon zurzeit fünf Ärzte, wählen in Zusammenarbeit mit den an der Diagnose beteiligten Abteilungen im Haus bzw. den niedergelassenen Ärzten die für die Ursachenfindung geeignetste Methode aus: Computertomographie (CT), Röntgen, Ultraschall oder eben die Magnetresonanztomographie. Alle Verfahren sind digitalisiert. Das bedeutet, schon während die Aufnahmen gemacht werden, werden sie zeitgleich auf die Rechner und deren hochauflösende Bildschirme übertragen. Hier können die Mitarbeiter verschiedene Bildabfolgen wählen und gegebenenfalls die Abbildungen, die teilweise sogar dreidimensionale Ansichten bieten, bearbeiten. Automatisch finden die Aufnahmen Zugang in das zentrale Bildarchivierungssystem (PACS), auf das sämtliche Abteilungen des Pius-Hospitals Zugriff haben. „Dies ergibt kurze Wege, die die Kommunikation vereinfachen und so ein schnelles Handeln möglich machen“, sagt Dr. Kluge. Starkes Magnetfeld für klare Bilder Um bei bildgebenden Verfahren beste Ergebnisse zu erzielen und die zu untersuchenden Körperteile abzugrenzen, erhalten die Patienten zuvor ein Kontrastmittel, das entweder getrunken oder injiziert wird. Dies kann eine Substanz mit unterschiedlichen Zusätzen sein oder aber reines Wasser – je nachdem, ob Gelenke, Diagnostische und Interventionelle RADIOLOGIE ❚ Magnetresonanztomographie (MRT) - Ein starkes Magnetfeld in Kombination mit Radiowellen liefert aussagekräftige Einblicke in den menschlichen Körper, insbesondere bei der Differenzierung von Gewebsarten und Weichteilen. ❚ Computer-Tomographie (CT) - Das Schnittbildverfahren der CT bietet scharfe Aufnahmen jeder beliebigen Körperregion. Ganz neue Untersuchungsverfahren sind die CT des Herzens und des Darms. Auch zur schonenden und sicheren Steuerung bei Gewebsentnahmen oder anderen Eingriffen biete sich die CT an. ❚ Angiographie und Gefäßinterventionen - Mit der Angiographie werden unter Einsatz eines Kontrastmittels mögliche Verengungen der Blutgefäße sehr genau dargestellt. In derselben Untersuchung kann ein verengtes Gefäß geweitet (Dilatation) und ggf. durch eine kleine Drahtstütze (Stent) stabilisiert werden. ❚ Mammographie und Markierungen vor Brust-Operationen - Als Teil des Oldenburger Brustzentrums im Pius-Hospital dient die Mammographie zur Diagnostik und zur präoperativen Markierung tumorverdächtiger Strukturen. Mit der Stereotaxie können mammographisch oder in der MRT aus sonst nicht sichtbaren Herden Proben entnommen werden. ❚ Durchleuchtungsuntersuchungen - Die Darstellung von Thrombosen (Blutgerinnseln) in den Venen ist eine Domäne der Durchleuchtungstechnik, ebenso die Untersuchung von Magen und Darm, wenn endoskopische Verfahren („einen Schlauch schlucken“) nicht möglich sind. ❚ Sonographie (Ultraschall-Diagnostik) - Die Sonographie ist das am häufigsten eingesetzte bildgebende Verfahren, da schnell, universell einsetzbar und strahlenfrei. ❚ PET/CT-Untersuchungen - Diese werden gemeinsam mit der Klinik für Nuklearmedizin durchgeführt. 12 ı 1.2010 Weichteile oder Gefäße näher betrachtet werden und sich stärker von den übrigen Körperteilen abgrenzen sollen. Soll der Patient in der MRT untersucht werden, erhält er zuvor die Lösung. Danach geht es zwischen zwölf und 45 Minuten in die Tunnelöffnung, deren Durchmesser 70 Zentimeter beträgt, also weitaus mehr als bei den Tomographen früherer Generationen. Eine Verbesserung, die insbesondere von Patienten, die Enge als sehr beklemmend empfinden, als großer Fortschritt empfunden wird – auch wenn auf Wunsch selbstverständlich ein Beruhigungsmittel verabreicht wird. Und auch wenn der Patient im eigentlichen Untersuchungsraum allein ist, so überwacht dennoch stets ein Mitarbeiter die Messung durch ein Fenster und ist über ein Mikrofon zu erreichen. Mit Hilfe des starken Magnetfelds und impulsgebenden Radiowellen können Signale aus dem menschlichen Körper empfangen werden. Diese werden von den Rechnern erfasst und in einem komplizierten mathematischen Verfahren in Bilder umgesetzt. Die Aufnahmen können zusätzlich in ihrer Darstellung variieren: Kontraste können verändert oder nur bestimmte Teile hervorgehoben werden, beispielsweise Wassereinlagerungen, eine Entzündung oder ein Tumor. Während die CT in erster Linie die Anatomie im Körper darstellt, kann die MRT die verschiedenen Gewebsarten und Weichteile genau differenzieren. Ein Pluspunkt, durch den sich Tumore eher erkennen, charakterisieren und noch ge- 1.2010 ı 13 VIA ■ nauer lokalisieren lassen. Beispielsweise ein winziger Tumor im Rückenmarkskanal: „Bei diesem Patienten deuteten starke Schmerzen im Rücken auf einen Bandscheibenvorfall hin. Mit dem CT war der Tumor nicht zu erkennen, dafür umso besser mit dem MRT“, erinnert sich Dr. Kluge an einen Patienten, der aufgrund der raschen Diagnose schnellst- und bestmöglich behandelt werden konnte. Doch nicht nur die Morphologie ist bei diesem bildgebenden Verfahren noch deutlicher erkennbar – auch die Durchblutung oder eine Thrombose können genauestens beobachtet bzw. lokalisiert werden. Ein Verfahren also, das auch in der Prävention und Früherkennung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen eine wichtige Rolle spielt. Digitales Röntgen, CT und Ultraschall Ganz neu ist die Möglichkeit der direkten digitalen Übertragung beim Röntgen: Statt der einst üblichen Kassette werden die Aufnahmen jetzt mit Hilfe eines Detektors gemacht. „Allein der Sensor ist bestimmt so teuer wie ein Porsche“, schmunzelt Dr. Kluge. Doch das kommt den Patienten gleich mehrfach zu Gute. Nicht nur, dass die Bilder schneller zur Auswertung auf den Monitoren erscheinen, auch das gesamte Aufnahmeverfahren hat sich um die Hälfte der Zeit verkürzt: Deutlich verringerte Wartezeiten sind die Folge. „Außerdem wird die Strahlenbelastung mit jeder Generation weniger. Diese hier entspricht ungefähr der eines Interkontinentalflugs“, erklärt der Radiologe. Hinzu kommt eine höhere Toleranz bei Belichtungsproblemen: Fehlerhafte Aufnahmen kommen so gut wie gar nicht mehr vor. Während das digitale Röntgen Aufschluss über sämtliche Körperteile geben kann, kommt speziell bei der Untersuchung des Brustgewebes die Mammographie zum Einsatz. Um Auffälligkeiten oder Schädigungen (Läsionen) näher zu charakterisieren, können die Ärzte während der Aufnahme zudem eine Probe entnehmen. Durch die Überwachung des Eingriffs am Bildschirm nähern sie sich millimetergenau der schadhaften oder erkrankten Stelle. Diese so genannte stereotaxische Biopsie (Probenentnahme während der Aufnahme), die auch bei den anderen Verfahren möglich ist, gibt Aufschluss über den Schweregrad eines 14 ı 1.2010 Tumors oder einer Entzündung. Muss das Ausmaß der Erkrankung geklärt werden, kommen zusätzlich Aufnahmen in der Sonografie (Ultraschall) oder in der MRT (Magnetresonanztomographie, auch „Kernspin“ genannt) hinzu. Insbesondere der Ultraschall hat sich als gute Informationsquelle erwiesen – und sorgt zusätzlich für eine strahlenfreie Untersuchung des Patienten. Etwa 7.000 Patienten jährlich nutzten im Pius-Hospital diese Form der Untersuchung – die eine Hälfte, um Aufschluss über eventuell bestehende Gefäßverengungen zu erhalten, die andere Hälfte, um erkranktes Gewebe, zum Beispiel einen Tumor, im Körper zu erkennen. Auch im Bereich der Computertomographie, einem Schnittbildverfahren, hat sich einiges getan. „Mit dem neuen CT sind die Schnitte so dünn, dass sie auf mehreren Ebenen sichtbar sind“, erklärt Dr. Kluge. Allein bei der Untersuchung von Brust und Bauch mit einer Länge von insgesamt 60 cm werden bei einer Schichtdicke von einem Millimeter 500 bis 800 Aufnahmen erstellt – eine Flut von Bildern, die als Einzelbild und als Videosequenz an den nebeneinanderliegenden Bildschirmen betrachtet werden können. Ebenfalls sehr sinnvoll ist ein CT nach einer Tumorentfernung: „So kann man sichergehen, dass auch wirklich alle Metastasen entfernt worden sind. Im Anschluss an den chirurgischen Eingriff kann die eingeleitete Therapie auf diesem Wege kontrolliert werden. Wie spricht der Patient auf die Chemotherapie an? Gibt es erste Erfolge bei der Bestrahlung? Die Therapie kann dann an das Ansprechen des Tumors angepasst und der zu bestrahlende Bereich eventuell verkleinert werden. Andererseits: Würde diese Einschränkung zur vollständigen Ausmerzung des erkrankten Gewebes wirklich ausreichen? „Hier muss man immer genau abwägen, welches Vorgehen insgesamt am sinnvollsten ist“, so Dr. Kluge. ■ Während die CT in erster Linie die Anatomie im Körper darstellt, kann die MRT die verschiedenen Gewebsarten und Weichteile genau differenzieren. Freut sich über das neue 3 Tesla MRT: Priv. Doz. Dr. med. Alexander Kluge, Direktor des Instituts für Diagnostische und Interventionelle. Radiologie im Pius-Hospital. Der Magnetresonanztomograph mit der 3.000fachen Kraft des Erdmagnetfeldes ist an Genauigkeit bislang unübertroffen. SICH gemeinsam AUF DEN WEG MACHEN Sozialdienst, Seelsorge und Psychoonkologischer Dienst bilden ein Netzwerk, um den Patienten im Pius-Hospital in ihrer neuen, durch Krankheit bedingten Situation beizustehen. Seit gut einem Jahr ist das Netzwerk unter dem übergreifenden Namen „VIA“ für seine Schützlinge da. Josef Roß, Sprecher von VIA, über das gute Miteinander am Pius-Hospital – zum Wohle der Patienten. 왘 Pia: Wo liegt der gemeinsame Ansatz dieser drei Bereiche? Josef Roß: Allen gemein ist: Wir finden gemeinsam mit den Patienten einen Weg, wie sie ihren eigenen Lebensweg weitergehen können – ohne fertige Lösungen, sondern durch Zuhören und individuelle Hilfe. Wird man von einer Krankheit überrascht, gerät manchmal die gesamte Lebenssituation aus den Fugen – egal, ob durch einen Unfall, eine mittelschwere Erkrankung oder Krebs. Viele sind dann hilflos, insbesondere auch alleinstehende Menschen. Schnell kommt man an seine Grenzen und erfährt, dass es eben nicht nur die stets funktionierende Seite im Leben gibt. Dann brauchen Menschen Hilfe bei der Bewältigung und Neuorientierung, manchmal aber auch Unterstützung in ganz praktischen Fragen der Nachsorge. 왘 Pia: Wie erfahren Sie von einer solchen Situation, in der ein Mensch Ihre Hilfe benötigt? Josef Roß: Häufig sind es die Ärzte oder Pflegenden mit ihrem Erstkontakt zum Patienten, die uns einen Hinweis geben. Insbesondere nach der Diagnose haben sie sowohl ein wachsames Auge als auch ein offenes Ohr für den Patienten. In der Onkologie nehmen die Psychologinnen zusätzlich an der wöchentlichen Großen Visite teil und teilen dabei den Patienten mit, dass sie sich vertrauensvoll an sie wenden könnten. Oft sind es natürlich auch die Angehörigen, die auf die Hilfsbedürftigkeit eines Menschen aufmerksam machen. 왘 Pia: Wie lange werden die Patienten begleitet? Josef Roß: Angedacht ist die Begleitung während der gesamten Behandlung im Krankenhaus, egal ob ambulant oder stationär. Dies ergibt insbesondere in der Onkologie auch einen längerfristigen Kontakt. In einigen Fällen sind wir selbstverständlich auch darüber hinaus gern bereit, bei dringenden Problemen zu helfen oder einen Kontakt herzustellen. Grundsätzlich ist der Bedarf auch durch kürzere Verweildauern im Krankenhaus gestiegen: In einem sehr viel kürzeren Zeitraum müssen also auch Dinge geregelt, Informationen beschafft sowie Psyche und Seele mit der neuen Situation in Einklang gebracht werden. Es ist schwierig, all das in einem so kurzen Zeitraum allein zu bewältigen. Umso wichtiger ist es, dass in der Seelsorge Menschen zur Verfügung stehen, die unabhängig von den Behandlungsabläufen Zeit und Ruhe mitbringen, und so manchmal Trost oder Ermutigung bieten, aber auch Partner in schwierigen Auseinandersetzungen sind. Auch als Vertreter ihrer jeweiligen Kirchen sind sie dennoch offen für Anfragen aller Menschen. ■ VIA 씮 Das Netzwerk basiert auf dem lateinischen Begriff via („der Weg“). Über die jeweiligen speziellen Aufgaben von Seelsorge, Sozialdienst und Psychologischen Dienst drückt dies die besondere Gemeinsamkeit aus. Beispielhaft für dieses Tun ist ein Bericht aus der Ostergeschichte der Bibel, in der sich die Jünger gemeinsam mit dem auferstandenen Jesus auf den Weg nach Emmaus machen. In ihrer Trauer um seinen Tod bemerken sie nicht, dass er mitten unter ihnen ist. Beim Gehen und Erzählen ihrer Geschichten fällt ihnen ein, was zu tun ist. „Manchmal wissen die Patienten selbst, was zu tun ist. Es ist nur ihnen noch nicht so klar“, sagt Josef Roß, der sie bei ihrer ganz persönlichen Wegfindung unterstützt. Mit ihren Erfahrungen und speziellen Kenntnissen wollen die Mitglieder von VIA aber auch alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Pius-Hospitals stützen, die ja auch alle in ihrer eigenen Weise an der Begleitung der Patienten beteiligt sind. ■ 1.2010 ı 15 PA RT N E R ■ Leben BIS ZULETZT Es duftet nach krossen Brötchen und frisch gebrühtem Kaffee. Auf dem frühlingsgrün dekorierten Tisch stehen allerlei süße und herzhafte Leckereien. Gemeinsam das Frühstück genießen – das ist für die Bewohner des Hauses in der Georgstraße 23 ein guter Start in den Tag. „Und wer nicht mehr gehen oder sitzen kann, aber trotzdem dabei sein möchte, der wird eben im Bett hereingeschoben“, meint Kaja von Lamoen, die seit sechs Jahren jeden Dienstagmorgen den Hospizbewohnern das Essen zubereitet – ehrenamtlich. So wie das Gebäude von außen in freundlichem Apricot erstrahlt, so soll es auch von innen leuchten. „Uns ist wichtig, dass die Menschen hier intensiv am Leben teilhaben“, meint Susanne Franke. Wer glau- be, dass hier nur Trübsal geblasen werde, der irre gewaltig. „Hier wird auch oft gelacht“, sagt die gelernte Krankenschwester. Seit vielen Jahren schon leitet sie gemeinsam mit Anna Wiechmann-Faida das Haus, in dem Menschen während ihres letzten Lebensabschnitts begleitet werden – Tag und Nacht. Zwölf Plätze bietet das Hospiz nach dem zweijährigen Umbau; das sind vier mehr als zuvor. Hinzu kommen lichte Gemeinschaftsräume und sogar ein Kaminzimmer für gemütliche Stunden, beispielsweise bei einem guten Buch. In Planung ist außerdem ein „Raum der Stille“. Im Nordwesten war das vor 14 Jahren gegründete Hospiz, das für die Umbauphase in der Oldenburger Kanalstraße untergebracht war, lange Zeit das einzige. Der DER TRAUER RAUM GEBEN 씮 Das Hospiz St. Peter in der Georgstraße wurde im Dezember wieder eröffnet. Ein Anbau und der komplett renovierte Altbau bieten den unheilbar kranken Bewohnern nun großzügig geschnittene, helle Räume. Stirbt ein nahestehender Mensch, so ist auf einmal alles anders. Die eigentliche Trauer setzt jedoch oft erst Monate später ein – oftmals zu einem Zeitpunkt, an dem andere Menschen denken, das Schlimmste sei bereits überstanden. Offene Ohren und Gesprächsbereitschaft finden Trauernde daher im Café für Trauernde an jedem ersten Freitag (ab 15.30 Uhr) im Monat im Dachgeschoss des Hospizes. ■ Einzugsbereich bezieht sich jedoch nicht nur auf das Umland, sondern gilt bundesweit. Möchte beispielsweise ein sterbenskranker Mann aus München in der Nähe seiner Kinder in Oldenburg sein, so ist auch dies selbstverständlich möglich. Immerhin liegt darin die Hauptaufgabe des Hospizes: dem Todkranken den bestmöglichen letzten Lebensabschnitt zu bescheren und ihn in Würde sterben zu lassen. EHRENAMTLICHE GESUCHT 씮 Möglich wird dies mit Hilfe der Palliativmedizin für möglichst schmerzfreie Momente, einem achtsamen Mitarbeiterstamm aus Krankenschwestern oder Altenpflegern, intensiv geschulten ehrenamtlichen Helfern und den Angehörigen, die ebenfalls gut betreut mit einbezogen werden. Wichtig ist auch ein intensiver Kontakt zum Hausarzt des Bewohners, Um Menschen während ihres letzten Lebensabschnitts bestmöglich zu begleiten, sucht das Hospiz immer wieder ehrenamtliche Helfer, insbesondere für die Nachmittags- und Abendstunden. Sie können sowohl die Bewohner als auch deren Angehörige betreuen, ihnen neue Impulse geben, sie unterhalten, das Frühstück, das Abendessen oder die nachfolgende Zeit der Trauer begleiten. ■ Informationen unter 0441/99 92 09 12 und auch das Pius-Hospital auf der anderen Seite der Straße steht dem Hospiz bei Bedarf selbstverständlich gerne zur Seite. Auch ein Seelsorger kümmert sich um die Bewohner, wenn dies gewünscht wird. Finanziert wird der Aufenthalt im Hospiz zu 90 Prozent von der Krankenkasse, die restlichen zehn Prozent müssen durch Spenden aufgebracht werden. 18 Tage verbringen die oftmals an Krebs erkrankten Bewohner im Schnitt im Hospiz. „Manche Bewohner bleiben auch nur für ein paar Stunden, andere für mehrere Monate“, sagt Susanne Franke. So individuell die verbleibende Zeit ist, so individuell sind auch die Bedürfnisse. „Deswegen gibt es hier keinen strukturierten Tagesablauf“, erklärt Susanne Franke. Der einzig feste Termin ist das gemeinsame Frühstück, an dem teilnehmen kann, wer möchte. „Viele sammeln in der Gemeinschaft Energie für einen guten Start in den Tag, andere wiederum sind lieber mit sich selbst und ihren Angehörigen beschäftigt und genießen deren Nähe.“ Davon gibt es im Hospiz sehr viel. So haben Angehörige die Möglichkeit, im Zimmer des Betroffenen zu übernachten oder sie nutzen eines der beiden Gästezimmer, um einmal eine ruhige Nacht zu verbringen und wieder neue Kraft zu schöpfen. „Manche ziehen auch für die gesamte 16 ı 1.2010 Dauer des Aufenthalts hier ein“, sagt Anna Wiechmann-Faida. Und das ist völlig in Ordnung, denn dieses intensive Kümmern mit Gesprächen und Körperkontakt gibt dem Bewohner eine große emotionale Kraft. Gleiches gilt für die Anwesenheit des Pflegepersonals, das den Kranken mit viel Einfühlungsvermögen betreut. Das sprichwörtliche Herz am rechten Fleck haben im Hospiz alle, auch die ehrenamtlichen Mitarbeiter. „Darf's heute wieder ein Glas Saft sein?“, fragt Kaja von Lamoen denn auch gleich die zierliche Bewohnerin, die gerade mit ihrem Rollstuhl in den Frühstücksraum gefahren wird. Gerne erfüllt sie ihr den Wunsch, presst Orangen aus und reicht ihr das frisch zubereitete Getränk. Dann weist sie auf die Schälchen mit Schokopudding „Der wurde gerade für eine andere Dame gekocht – auf Vorrat, weil sie ihn so gerne isst.“ Im Hospiz darf jeder seine Wünsche äußern – und bekommt diese auch erfüllt, sofern dies machbar ist. „Wenn jemand nachts richtig Appetit auf Bratkartoffeln hat, dann bekommt er die auch“, sagt die 65-jährige Helferin, die sich gerne noch viele Jahre in die Hospizarbeit mit einbringen möchte. „Es fühlt sich immer jemand zuständig“, sagt auch Susanne Franke, die sich wie Kaja von Lamoen über diese erfüllende Tätigkeit freut. „Auch wenn wir traurig sind, wenn ein Mensch stirbt, so ist es doch ein gutes Gefühl, ihm die Zeit hier so schön wie möglich gestaltet zu haben“, sagt ReikiMeisterin Kaja von Lamoen, die mit diesem Können auf Wunsch auch die Bewohner verwöhnt. ■ „Es geht nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben.“ Cicely Saunders (1918 – 2005) 1.2010 ı 17 Einige Zimmerpflanzen eignen sich besonders gut als Giftfilter – und erhöhen so das Wohlbefinden der Bewohner. Damit Kopfschmerz und Müdigkeit keine Chance haben, lohnt sich eine „grüne Ecke“ allemal. Und dabei sieht sie auch noch gut aus. Grün für grüne Highlights sorgt. Allerdings dürfen im gesamten Hospital lediglich Topfpflanzen mit Hydrokultur aufgestellt werden. Dies gilt auch für Patientengeschenke. Dabei sind die die Luftreiniger, die auch gern als „Grüne Leber“ bezeichnet werden, besonders gerne am Tag aktiv. Dann können sie die meisten Gifte aufnehmen und in ungefährliche Stoffe umwandeln. Je mehr Blätter desto besser Sie riechen nicht, sind unsichtbar und können doch so viel anrichten: Formaldehyd, Benzol und Trichlorethylen heißen einige der flüchtigen Gase, die ganz unauffällig durch unsere Zimmer schweben. Doch die raumfüllenden Plagegeister haben es in sich, immerhin können die in Möbeln oder Teppichen versteckten Gifte Symptome wie Kopfschmerzen, Müdigkeit, Schwindel und im schlimmsten Fall sogar Atemnot auslösen. Insbesondere das krankmachende Bindemittel Formaldehyd ist häufig in Wohnräumen anzutreffen, beispielsweise in Holzwerkstoffen wie Spanplatten oder Sperrholz. Aber auch Farben und Lacke dünsten diese Schadstoffe aus. Ebenfalls ständige Begleiter sind Benzole, die auch in feinsten Mengen beim Rauchen freigesetzt werden, und Trichlorethylene. Von Reinigungsmitteln über maschinengetrocknete Kleidung bis hin zu Computer, Kopierer und Klimaanlage – all das sorgt für eine gleichmäßige Verteilung der teilweise krebserregenden Gifte und feinster Staubpartikel im Raum. Krankmachende Gebäude Sind die gesundheitsschädigenden Stoffe in allzu großer Menge vorhanden, treten schnell die ersten Symptome wie Müdigkeit, Husten und Kopfschmerz bei den Bewohnern auf. Längerfristig können auch 18 ı 1.2010 Allergien entstehen. Ist dies der Fall, sprechen Forscher vom so genannten Sick Building Syndrome. Dass die Ursache dieses Syndroms wirklich auf einem krankmachenden Gebäude beruht, merkt ein Mensch, sobald er an die frische Luft geht: Hier scheinen die Beschwerden recht schnell wie weggeblasen. Doch es gibt auch Möglichkeiten, dem gezielt gegenzusteuern: Wahre Giftvernichter sind Pflanzen wie Drachenbaum, Birkenfeige (ficus benjamina) oder Efeutute. „Als biologische Schadstofffilter können sie Belastungen durch Tabakrauch, Ausdünstungen aus Baumaterial, Möbeln, Bodenbelägen oder technischen Geräten reduzieren. Das ist wissenschaftlich erwiesen“, sagt Michael Löschau, der mit seinen Dekorationsideen auch im Pius-Hospital Möglich wird diese Filterfunktion durch die Spaltöffnungen in der Blattoberfläche. Sie nehmen einen Großteil des Formaldehyds auf. Pflanzeneigene Enzyme wandeln dann das Gift in ungefährliche Stoffe wie Aminosäuren und Zucker um, die von der Pflanze weiterverwertet werden. Daher eignet sich eine blattreiche Pflanze besonders gut. Eine vollständige Reinigung der Luft ist jedoch nicht möglich, selbst wenn recht viele Pflanzen im Raum stehen. Auch das in der Luft vorhandene, vom Menschen ausgeatmete Kohlendioxid wird von einigen Pflanzen, beispielsweise der Yucca-Palme, gesundheitsfördernd umgewandelt. Heraus kommt Sauerstoff, der wiederum das Gehirn zu Hochleistungen anspornt. Die Konzentrationsfähigkeit steigt, ebenso verschwindet die Müdigkeit – zu Hause, im Büro oder aber im überfüllten Klassenzimmer. Schüler lernen besser, Mitarbeiter sind produktiver und im eigenen Heim fühlt man sich bedeutend wohler. Weniger Stress, mehr gute Laune Nicht nur die Raumluft verbessert sich merklich, auch die Seele profitiert von einem Mini-Garten im Zimmer. Schon al- „Als biologische Schadstofffilter können sie Belastungen durch Tabakrauch, Ausdünstungen aus Baumaterial, Möbeln, Bodenbelägen oder technischen Geräten reduzieren. Das ist wissenschaftlich erwiesen“ GANZHEITLICH ■ MACHT LAUNE lein das intensive Grün hebt die Stimmung, beruhigt und mindert deutlich den Stress. Mit wohl durchdachten Arrangements lassen sich die Pflanzen hervorragend in die Räumlichkeiten integrieren. „Der Trend in der Raumbegrünung geht ganz klar dahin, dass bepflanzte Gefäße heute mit all Ihren positiven Eigenschaften für das Wohlbefinden des Menschen auch als Einrichtungs-und Designobjekte gesehen und eingesetzt werden“, sagt Michael Löschau. Optimale Bedingungen erhalten Mensch und Pflanze übrigens bei einer Raumtemperatur zwischen 19 und 22 Grad und einer Luftfeuchtigkeit zwischen 40 und 65 Prozent. Ist die Luft zu trocknen, kann ein kleiner Zimmerbrunnen nachhelfen. Dessen ruhiges Plätschern ist zusätzlich Balsam für die Seele. ■ Während üppige Grünpflanzen uns besser atmen lassen, tun die bunten Blumen in erster Linie der Seele gut. Welches ihre Lieblingsblumen sind, das verrieten einige Mitarbeiterinnen des Pius-Hospitals. Karin Frohn-Menke, Sekretariat der Geschäftsführung „Im Frühling mag ich am liebsten Tulpen, im Sommer Freilandrosen und Malven, im Herbst die lange blühenden Hortensien. Für mich am schönsten sind sie alle in Blau-, Lila- oder Rosatönen. Das ganze Jahr über bin ich immer wieder fasziniert von Orchideen.” Angelika Fricke, Sekretariat Pflegedienstleitung „Meine absolute Lieblingsblume seit Kindesbeinen an ist die Bartnelke, vorzugsweise in den Farben Weinrot und Pink. Als „Bauerngarten-Fan“ mag ich das Zusammenspiel der Hortensien, Rosen, Lavendel und Margeriten sehr gerne. Ich liebe es, im Garten die Sonne, Freiheit und die frische Luft zu genießen – gerne auch mit einem schönen Buch in der Hand.” Angela Loots, Sekretariat Dr. Weyhe „Orange und gelb sind meine Lieblingsfarben, deswegen mag ich auch alle Blumen in diesen Tönen. Es sind fröhliche Farben, die etwas ausstrahlen – und das überträgt sich ja auch auf die Stimmung. Sehr schön finde ich den Wechsel, damit man die Jahreszeiten so richtig spürt. Ich mag den Flieder im Mai und zurzeit die Ranunkeln.“ Schwester Barbara, Zentrale Aufnahme „Sobald die Weihnachtsdeko verschwunden ist, stehen bei mir im Wohnzimmer Tulpen. Sie verkörpern den Frühling, und ich finde es beeindruckend, dass sie in der Vase noch wachsen können – ein Zeichen, dass immer noch was geht, auch wenn man glaubt, da sei nichts mehr drin. Meine andere Lieblingsblume ist die Rose, in ihrer Arten- und Farbenvielfalt unvergleichlich. Sie verkörpert für mich den Sommer und das Leben draußen mit langen Sommerabenden. Außerdem ist sie für mich der Duft des Sommers. Sie steht für Schönheit und Standhaftigkeit, einerseits die samtenen Blütenblätter, andererseits die stacheligen Stengel. 1.2010 ı 19 PFLEGE ■ mit kuscheligen Decken ausgelegten Boden. „Stellt Euch vor, ihr müsst eine am Boden liegende, schwache Person dabei unterstützen, alleine wieder hochzukommen“, instruiert Workshop-Leiter Norbert Feldmann die Teilnehmer. „Sie spricht allerdings nur Russisch“, erhöht er augenzwinkernd den Schwierigkeitsgrad. Gar nicht so einfach, stellen die KinaestheticsNeulinge recht schnell fest. In den unterschiedlichsten Variationen versuchen sie, die Aufgabe zu erfüllen: Beine werden aufgestellt und Knie angezogen, der schwerfällig wirkende Körper wird zur Seite gedreht oder in eine sitzende Position gebracht. Letztendlich packen viele doch tatkräftig mit an und versuchen die „schwache“ Person unter vollem Einsatz ihrer Kräfte hochzuziehen. Kinaesthetics BEWEGENDE MOMENTE Jeder, der in einem Pflegeberuf arbeitet oder einen Angehörigen pflegt, kennt das Problem: Rückenschmerzen, Verspannungen im Nacken und manchmal, beispielsweise nach einem Sturz, sogar noch größere Verletzungen. Dies geschieht schneller, als man glaubt. Versucht beispielsweise eine zierliche Frau ihren kräftig gebauten Mann vom Rollstuhl ins Bett zu hieven, so ist dies kein leichtes Unterfangen – zumindest ohne jegliche Mithilfe des Pflegebedürftigen. Selbst bei einem körperlichen Gleichgewicht gilt: Die Anstrengung durch Heben, Ziehen oder Schieben bleibt zumeist nicht ohne gesundheitliche Folgen. Dennoch: Pflege muss nicht schwierig sein. Deshalb nutzen inzwischen viele professionell Pflegende das Wissen und die Möglichkeiten von Kinaesthetics – auch im Pius-Hospital. Genau vor zehn Jahren gab es hier erstmals ein Seminar, das den Teilnehmern die in den 70er-Jahren in den USA entwickelte Bewegungslehre nahebrachte. 20 ı 1.2010 Einen Menschen zu pflegen, das kann mitunter ganz schön anstrengend sein. Eine große Erleichterung bietet Kinaesthetics: Dabei wird die noch vorhandene Bewegungsfähigkeit des zu Pflegenden mit einbezogen. Die Hilfe zur Selbsthilfe schont nicht nur die Gesundheit des Pflegenden, sie steigert auch die Lebensqualität des Betroffenen. Im Gegensatz zur Kinästhetik im Allgemeinen steht unter einem geschützten Logo die Bezeichnung „Kinaesthetics“ für ein inzwischen mehrere Länder umfassendes Netzwerk, das sich speziellen Lernwegen und Strukturen verpflichtet sieht. Viele Pflegekräfte haben sich mittlerweile im Pius ausbilden lassen, einige auch zu PeerTutoren, von denen es jeweils zwei auf den einzelnen Stationen gibt. Als kompetente Ansprechpartner und Multiplikatoren sollen sie ihre Kenntnisse weitergeben und als Schaltstelle zwischen Leitung und Mitarbeitern fungieren. Zum Jubiläum, nämlich zehn Jahre Kinaesthetics am Pius, stellen sich jedoch einige Fragen: Wie ist der Stand der Dinge? Wie hat sich dieses Konzept im gesamten Haus entwickelt? Wo hat sie sich bereits etabliert und wird wirklich gelebt? Um das zu klären, traf man sich kürzlich zu einem Workshop. Die Stations- und Abteilungsleitungen des Pflege- und Funktionsdienstes sowie der Physiotherapie und die in Kinaesthetics bereits erfahrenen 16 Peer-Tutoren wollten sich gemeinsam zur derzeitigen Lage, zu Zielen und eventuellen Verbesserungsmöglichkeiten im Bereich Kinaesthetics austauschen. „Es hat sich im Pius-Hospital schon viel getan“, freut sich Pflegedirektorin Irmgard Marischen über die Entwicklung. Dennoch kann in diesem Bereich sicherlich noch mehr erreicht werden – sowohl als Prävention für die Mitarbeiter als auch für das Wohl der Patienten. Bevor jedoch Flip-Chart und Tafel rufen, um wichtige Punkte schriftlich festzuhalten, geht’s zwecks Partnerübung auf den Genau hier setzt Kinaesthetics an: Die individuellen Bewegungsabläufe werden durch sachtes Führen begleitet – vorausgesetzt, der zu Pflegende verfügt noch über Bewegungswahrnehmung und kleinste Bewegungsimpulse, um diese richtungsweisenden Impulse erkennen und darauf reagieren zu können. Wichtig sind ein gutes Einfühlungsvermögen und ausgeprägte Bewegungskompetenz. Diese erfährt man am besten erst einmal am eigenen Körper. Welcher Muskel spannt sich zuerst an, wenn ich aus der Waagerechten in eine aufrechte Position kommen will? Welcher Schritt folgt automatisch danach? Ein deutliches Hineinspüren in die eigenen Vorgänge ist sinnvoll; hinzu kommen grundlegende Kenntnisse in der Bewegungslehre, die sich schon bei einem Baby beobachten lassen: Versucht dieses zum ersten Mal aufzustehen, so nimmt man zunächst nur scheinbar nicht zielorientierte, ruckartige Bewegungen wahr. Erst allmählich gelangt das Kind in den Vierfüßlerstand und schließlich auf die noch etwas wackeligen Beine. Bis es allerdings die Welt endlich aus einer anderen Perspektive betrachten kann, sind viel Übung und ein starker Willen nötig. Was bei einem Baby intuitiv der Fall ist, müssen viele Erwachsene erst wieder erlernen. „Die Richtung des sich bewegenden Körpers und die damit zusammenhängende Gewichtsverlagerung müssen bei jedem Schritt erkannt werden“, sagt Norbert Feldmann, der die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Pius-Hospital seit den Anfängen begleitet und bereits zahlreiche Grund- und Aufbaukurse geleitet hat. Welches Körperteil bewegt sich zuerst, welches danach? Wird es gestreckt oder angezogen oder dreht es sich vielleicht ein Stückchen zur Seite? „Sind diese Zusammenhänge erst einmal klar, kann der Patient gezielt Hilfestellung erhalten.“ Nicht nur kranke sondern auch ältere Menschen, die in ihrer Bewegungsfähigkeit eingeschränkt sind, wissen diese Hilfe zur Selbsthilfe zu schätzen. Mehr Lebensqualität und Eigenverantwortung erfüllen den Menschen – und natürlich auch ein gewisses Maß an Stolz, endlich wieder ein Stück mehr sein „eigener Herr“ zu sein. gungsmechanismen erfordert von beiden Seiten viel Geduld und den Willen, gemeinsam neue Wege gehen. Das wollen auch die Teilnehmer des Workshops. Die Bereitschaft, Kinaesthtics noch mehr zu fördern und schließlich auch zu leben, ist bei allen vorhanden. Dies kann durch die Einrichtung von Zeitfenstern für Kurse, Übungen oder die monatliche Arbeitsgemeinschaft der Fall sein, aber auch durch einen noch stärkeren Informationsaustausch. Denn letztendlich profitierten alle davon, wenn jede Pflegeperson Kinästhetik anwenden würde: die Mitarbeiter durch eine spürbare Entlastung, die Patienten durch ein Mehr an Eigenständigkeit und die Angehörigen durch Unterstützung für die Pflege daheim. ■ „Das intensive Erspüren seiner ganz individuellen Bewegungsmechanismen erfordert von beiden Seiten viel Geduld und den Willen, gemeinsam neue Wege gehen.” Bis dies jedoch der Fall ist, müssen oft Ängste vor schmerzhaften Bewegungen abgebaut werden; immerhin wurde der Körper meist lange Zeit nicht mehr trainiert. Die Muskeln sind geschwächt, das Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten ist gering. Gemeinsam können Pflegende und Patient bzw. der zu pflegende Angehörige das nötige „Handwerkszeug“ kennen lernen und einüben. Ein individueller Prozess, dessen Erfolg auch von einem offenen Miteinander abhängt. Hier ist viel Fingerspitzengefühl gefragt – und Zeit. Denn den Takt für erste Ergebnisse gibt der Betroffene vor. Das intensive Erspüren seiner ganz individuellen Bewe- KINÄSTHETIK 씮 Die in den USA entwickelte Methode Kinästhetik (engl. Kinaesthetics) dient der Analyse von menschlichen Bewegungsmustern. Die Bezeichnung „Kinästhetik“ ist eine Kombination aus den griechischen Wörtern „kinesis“ (Bewegung) und „aesthesis“ (Wahrnehmung). Sie soll Unterstützung bei der Ausübung von Bewegungsmustern im täglichen Leben bieten. ■ 1.2010 ı 21 KURZ NOTI ERT ■ TIPPS AUS IHRER Pius-Bücherei ÖFFNUNGSZEITEN: montags bis freitags 9 bis 10 Uhr und 12.30 bis 13.30 Uhr. Einmal pro Woche kommt Bücherexpertin Anne Rathmann auch mit dem Bücherwagen zu Ihnen auf die Station und berät Sie gern. CD-TIPP: Amelie Fried, Immer ist gerade jetzt Gut betreut Eine berührende Geschichte von Mutter und Tochter DER ERSTE SATZ: Noch bevor Freda ganz wach war, fiel ihr ein, welcher Tag heute war; mit geschlossenen Augen blieb sie liegen und versuchte sich daran zu gewöhnen, dass ihr Kind jetzt erwachsen war. UND SO GEHT ES WEITER: Freda ist mit ihrer 18-jährigen Tochter Josy allein. Diese geht zunächst nach Berlin, danach engagiert sie sich in Mexiko. Fredas Herz hingegen entflammt für einen engagierten Lehrer. PIUS-TIPP: Eine Geschichte voller Liebe, Dramatik, Witz und Charme. ■ Die Ferien stehen vor der Tür, der Job macht keine Pause und das Kind braucht daher dringend eine Betreuung? Kein Problem, denn seit einem Jahr steht der Eltern- und Seniorenservice der AWO dem Pius-Hospital als Partner zur Seite. Mit seinem Vermittlungs- und Beratungsservice zur Betreuung von Kindern und pflegebedürftigen Angehörigen werden individuelle Lösungen gefunden, die allen Beteiligten flexiblere Gestaltungsmöglichkeiten in ihrem Zeitplan bieten. Wie dies funktioniert, das wurde kürzlich auf einer Informationsveranstaltung im Pius vorgestellt, die sowohl von den Eltern als auch von den Kindern gut angenommen wurde. Einen ausführlichen Bericht zum Thema „Familienfreundliches Krankenhaus“ lesen Sie in der nächsten Ausgabe Ihrer „pia“. ■ BUCHTIPP: Andreas Franz, Unsichtbare Spuren Gänsehaut-Thriller mit Parallelen zu einem realen Fall DER ERSTE SATZ: In der kalten und stürmischen Nacht vom 2. auf den 3. Dezember packte Sabine Körner heimlich ihre Reisetasche und den Rucksack mit den nötigsten Sachen, wartete bis ein Uhr und schlich sich, als sie sich sicher war, dass die anderen schliefen, klammheimlich aus dem Haus. UND SO GEHT ES WEITER: Die 17-jährige Sabine wird ermordet, als sie per Anhalter unterwegs ist. Verhaftet wird der unschuldige Georg Nissen, der nach seiner Verurteilung Selbstmord begeht. Fünf Jahren später wird am selben Ort eine junge Anhalterin ermordet … PIUS-TIPP: Anspruchsvolle Kirmiliteratur erzählt aus Sicht von Täter und Polizei. Für nervenstarke Leser! ■ SACHBUCHTIPP: Iris Berben/Nicole Maibaum, Frauen bewegen die Welt 25 Lebenswege von engagierten Frauen DER ERSTE SATZ: In meiner Kindheit durfte ich viel Zeit mit meinen Großeltern verbringen, und gerade meine Großmutter lebte mir ohne viel Aufhebens vor, dass man hilft, wo man kann. UND SO GEHT ES WEITER: Unrecht zu sehen, nicht wegzuschauen, die Notlage anderer wahrzunehmen, sich für die Durchsetzung von Recht und Gerechtigkeit zu engagieren, das sind gemeinsame Motive der 25 Frauen in diesem Buch. Sie alle gehen einen Weg, der Mut und Beharrlichkeit verlangt. PIUS-TIPP: Das Buch ist angenehm zu lesen und nicht nur für Frauen interessant. ■ KLEINE WUNDER im Chaos Noch jetzt fällt es Dr. Kathrin Huntemann manchmal schwer, den Überfluss in deutschen Geschäften wieder als selbstverständlich hinzunehmen. Ganz frisch sind die Erinnerungen an ihren einwöchigen Aufenthalt in Haiti im Januar dieses Jahres. Sie gehörte mit zu einer 15-köpfigen Hilfsgruppe der Vereine „Help a Child“ und „Haiti-Kinderhilfe“, die als erste in das Erdbebengebiet reiste, um dringend benötigte Unterstützung zu leisten. Schnelle und unkomplizierte Hilfe kam dabei auch aus den Abteilungen des Pius-Hospitals, die Material und Medikamente für den Einsatz bereit stellten. „Trotz ihrer Verzweiflung über das Geschehene waren die Menschen doch voller Hoffnung“, erinnert sich die Fachärztin für Anästhesie und interdisziplinäre Intensivmedizin am PiusHospital, die zurzeit in Elternzeit ist. Trotzdem waren die Eindrücke in Port-au-Prince zunächst niederschmetternd: eingestürzte Häuser, apathische Menschen und ein beißender Ver- 22 ı 1.2010 wesungsgeruch über der Stadt ließen den Schutt im direkten Kontakt noch grauenvoller erscheinen, weil sofort klar wurde, wie viele Opfer noch darunter begraben sind. Dennoch gab es auch hier viele kleine Wunder, einige sogar in Form der Kinder aus den fünf Waisenhäusern der Haiti-Kinderhilfe: Sie alle hatten überlebt. Die Erstversorgung der Kinder in den Waisenhäusern war ein Ziel der Reise. „Wir trafen auch auf viele ehemalige Patenkinder, die früher selbst in den Waisenhäusern gelebt hatten – nun haben sie tatkräftig mit angepackt“, freut sich die Ärztin, die Tag und Nacht mit einem Kollegen im Einsatz war und die Verletzten notdürftig in Zelten behandelt hat. Auch längerfristig benötigt Haiti dringend Hilfe. „Die Spenden kommen an“, versichert Dr. Kathrin Huntemann, die fast täglich via Internet über die Fortschritte informiert wird. ■ Informationen zu Spendenkonten: www.haiti-kinderhilfe.de wwww.helpachild.de Ein lachendes und ein weinendes Auge – Ruhestand für Werner Anneken Er hat immer ein offenes Ohr für seine Schüler und ist ein kompetenter Ansprechpartner in allen Dingen rund um die Pflege: Werner Anneken ist als Leiter der Krankenpflegeschule am Pius-Hospital eigentlich nicht mehr wegzudenken. In diesem Jahr darf sich der 61-Jährige jedoch auf seinen wohlverdienten Ruhestand freuen. Dennoch ist dieser Abschied am 31. März verbunden mit einem lachenden und einem weinenden Auge, denn der stellvertretende Pflegedirektor ist seit 35 Jahren am PiusHospital tätig, davon 30 Jahre in der Funktion des Schulleiters. Dabei hat er selbst einmal „ganz klein“ angefangen: Am 1. April 1971 startete er seine Ausbildung als Krankenpfleger am Pius, welche er drei Jahre später erfolgreich absolvierte. Es folgte die Zeit bei der Bundeswehr und danach, nämlich 1975, ein erneuter Start im Pius. Dieses brachte ihm scheinbar Glück, denn bereits 1980 wurde er als Leiter der Pflegeschule eingesetzt – zunächst kommissarisch, dann fest. Auch privat fand er hier sein Glück, denn seit vielen Jahren schon ist Werner Anneken mit Schwester Anni, der heutigen Leiterin der Station 4 C, verheiratet. Dass der Schulleiter ein fröhlicher Mensch mit Prinzipien ist, das hat er seinen Kolleginnen und Kollegen stets aufs Neue gezeigt. Seiner musikalischen Ader wird er sich nun sicherlich verstärkt widmen; Immerhin singt er seit vielen Jahren im Shanty-Chor Friedrichsfehn, in dem er auch im Vorstand aktiv ist. ■ Auszubildender in der IT-Abteilung Lennard Sandersfeld (17 Jahre) ist der erste Auszubildende in der IT-Abteilung des Pius-Hospitals. Dort erlernt er den Beruf des Fachinformatikers für Systemintegration. „In dem Beruf muss man viel Fingerspitzengefühl beweisen, die Privatsphäre aller respektieren und natürlich viel technisches Wissen haben“, resümiert der 17-Jährige. Zu seinen Aufgaben gehört die Betreuung der Computer, die für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nahezu unentbehrlich sind. Aber auch Server, die komplexen Großrechner, müssen überwacht und verwaltet werden. ■ Diagnose Krebs „Sie haben Krebs“ lautet für etwa 436.000 Menschen im Jahr die erschreckende Diagnose. Angst und Mutlosigkeit aber auch eine große Hoffnung auf Heilung sind Gefühle, die wohl jeder Einzelne von ihnen durchlebt. Um immer mehr Patienten ein erträgliches Leben mit dem Krebs oder eine komplette Gesundung zu ermöglichen, sind Investitionen in die gezielte Forschung besonders wichtig. Doch wie ist heutzutage der Stand der Dinge, was alles ist machbar? Zusammengefasst hat dies die Sonderbeilage „Diagnose Krebs“ in der FAZ zum Weltkrebstag am 4. Februar. Mit seinem Fachwissen und seinen Kompetenzen hat sich auch das Pius-Hospital an dieser Veröffentlichung beteiligt. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Zentren, Fachkliniken und Abteilungen gewährleistet hier den Patienten die optimale Therapie. Die Sonderbeilage „Diagnose Krebs“ kann unter www.pius-hospital.de unter der Rubrik „Aktuelles“ als PDF heruntergeladen werden. ■ 1.2010 ı 23 VERANSTALTUNGEN+TERMINE Welche Veranstaltungen bietet das Pius-Hospital in den kommenden Monaten? Hier ein Überblick über informative und anschauliche Möglichkeiten, (Ihre) Gesundheit in den Mittelpunkt zu rücken, beispielsweise in der Reihe „Gesund zu wissen“. Während dabei Sie als Patient im Vordergrund stehen, nutzen unsere Ärzte und Mitarbeiter Fort- und Weiterbildungen, um Ihnen bestmögliche Heilungschancen zukommen zu lassen, zum Beispiel das Forum Lungenkarzinom 2010. Eine besondere Chance für Angehörige krebskranker Patienten bietet ein offener Gesprächskreis, in dem sie sich mit anderen Betroffenen austauschen können. Und auch der Frühling lockt, nämlich mit unserer Osterausstellung im Eingangsbereich des Pius. GESUND ZU WiSSEN Forum Lungenkarzinom 2010 Cafeteria im Pius-Hospital Cafeteria im Pius-Hospital 쮿 19. April: Alles ist so unscharf gedruckt … Hilfe bei Makula-Degeneration, Dr. med. Hergen Wilms REFERENT: Guido Esper 쮿 21. April, 17 bis 20 Uhr Das Forum richtet sich an Niedergelassene Pneumologen, Internisten und Hausärzte (Anmeldung unter 0441/229-1402) Themen: Neue TCM-Klassifikation nach UICC 7 REFERENT: Dr. Overbeck, UMG Molekulare Marker. Welche helfen uns weiter? REFERENT: Dr. Laenger, MHH Therapiealgorithmen 2010 beim Lungenkarzinom REFERENT: Dr. Dickgreber, MHH 쮿 17. Mai: Meine Gesundheit ist mir lieb und wertvoll – welche Check-Up-Untersuchungen sind wann sinnvoll?, Dr. med. Alexander Kluge und Dr. med. Regina Prenzel 쮿 21. Juni: Krebs-Update: Neueste Erkenntnisse zur Krebstherapie nach dem amerikanischen Weltkongress ASCO, Prof. Dr. med. Frank Griesinger und Dr. med. Daniel Reschke (Onkologische Tagesklinik OL) 쮿 12. April, 10. Mai, 14. Juni, jeweils 14.30 bis 15.45 Uhr Kleiner Besprechungsraum in der Cafeteria im Pius-Hospital: Offener Gesprächskreis für Angehörige krebskranker Patientinnen und Patienten im Rahmen des zertifizierten Brustzentrums und des zertifizierten Gynäkologischen Krebszentrums in der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe im PiusHospital 쮿 Jeden ersten Dienstag im Monat um 16 Uhr in der Cafeteria Leben mit künstlichen Gelenken – Patienten-Kurzvorträge 3. Oldenburger PET/CT Symposium Im Alten Landtag, Oldenburg 쮿 8. Mai 2010, 9 bis 14 Uhr Diese Veranstaltung richtet sich an Niedergelassene Ärzte (Anmeldung per E-Mail: [email protected]) Das Symposium steht diesmal ganz im Zeichen des praktischen Nutzens der PET/CT für den einzelnen Patienten, vor allem beim Bronchialkarzinom. REFERENTEN: Wissenschaftler aus Deutschland sowie führende Experten der Region. (5 Fortbildungspunkte bei der Niedersächsischen Ärztekammer) GENUSS unter der Glaskuppel Direkt im Pius-Hospital liegt die Cafeteria im Atrium. Hier genießen nicht nur Besucher und Mitarbeiter gerne! Das vielseitige Angebot reicht vom täglichen Frühstücksbuffet, über einen umfangreichen Mittagstisch bis hin zu Kaffee und Kuchen sowie kleinen Snacks. Helle freundliche Räume und die großzügige Sonnenterrasse laden zum Verweilen ein. Wir haben für jeden Geschmack das Richtige! Unsere aktuelle Mittagskarte finden Sie unter www.pius-hospital.de Cafeteria im Atrium Georgstraße 12, 26121 Oldenburg ÖFFNUNGSZEITEN: montags - freitags 8.00 - 18.30 Uhr samstags, sonn- und feiertags 8.30 - 18.00 Uhr Informieren Sie sich auch über unseren Partyservice, Ansprechpartner: Jürgen Reinert, Tel. 0441/229-11 40