report Die einzige Deutsche Rechtsanwältin Christiane Kühn ist Senior Associate bei der Luther Rechtsanwaltsgesellschaft in München. 2009 erwarb sie den „Master of Law“ mit Schwerpunkt im internationalen Wirtschaftsrecht an der City University of Hong Kong. Hong Den Anderen verstehen lernen Peter Lohr absolviert im Studienjahr 2016/2017 den Master „Rechtsvergleichende Studien zum deutschen, europäischen und chinesischen Recht“ an der Tongji University Shanghai. Der Doppelmaster ist ein Kooperationsprogramm mit der Humboldt-Universität zu Berlin. Kong gh han ai Wieso haben Sie sich für ein Masterstudium in Hong Kong entschieden? Wieso hast Du Dich für einen LL.M. in China entschieden? Ich kannte die Stadt von einer Urlaubsreise und war direkt begeistert. Da ich nach dem ersten Staatsexamen gern einen LL.M. machen wollte, habe ich mich erkundigt, welche Möglichkeiten es in Hong Kong gibt. Dabei habe ich das LL.M.Programm der City University of Hong Kong entdeckt. Das Programm hat mich überzeugt, die Stadt wollte ich seit meiner ersten Reise noch intensiver kennenlernen – so war die Entscheidung für eine Bewerbung schnell getroffen. Als mir die School of Law sogar noch ein Stipendium gewährt hat, war auch die Finanzierung geregelt. Für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit ist das Verstehen der jeweiligen Marktbedingungen und somit auch des Rechtsrahmens unerlässlich. Da ich gerne wirtschaftsnah arbeiten möchte und China ein bedeutender Handelspartner ist, habe ich mich für dieses Studium an der Humboldt-Universität Berlin und der Tongji Universität Shanghai entschieden. Es bietet die Gelegenheit mich konzentriert mit beiden Rechtssystemen in ihrer jeweiligen Heimat auseinander zu setzen. S Wie gefällt Dir das Studium dort? Was macht das Studium in Hong Kong aus? Die Stadt, die Uni und ihre Menschen. Ich wurde überall herzlich empfangen und war damals sozusagen ein Exot, weil ich die einzige Deutsche im aktuellen Programm war. Die übrigen Kommilitonen kamen aus Peking oder aus Hong Kong. Rechtlich und kulturell trafen dort völlig verschiedene Welten aufeinander. Hong Kong ist deshalb genau die richtige Stadt, wenn man nicht in einer „deutschen Community“ im Ausland studieren möchte. Und das Freizeitangebot vor Ort lässt wirklich keine Wünsche offen. Hong Kong liegt direkt am Meer und hat neben einigen Shopping- und Partymeilen wöchentliche Pferderennen und sogar wunderschöne Wanderwege zu bieten. Da ist für jeden etwas dabei. Die Verkehrssprache ist Englisch und für zukünftige Aufgaben eine gute Übung, jedoch sprechen einige Professoren auch ganz gut Deutsch. Kleine Kurse mit häufig weniger als zehn Personen führten zu einer guten Lernatmosphäre und Kontakt mit den Lehrenden, welche meist Vorträge mit zugehöriger Hausarbeit als Prüfungsleistung forderten. Fachkurse unter teilweiser Beteiligung von Praktikern und abwechslungsreiche Nebenkurse brachten mich nicht nur fachlich weiter. So gab es neben dem im ersten Semester obligatorischen Sprachkurs auch ungewöhnliche Angebote wie chinesische Musik. Stets war ich mit Menschen aus aller Welt zusammen und diese bunte Mischung macht für mich das Studium noch nützlicher und reizvoller. Wie hat sich der LL.M. auf Ihre Karriere ausgewirkt? Und das Leben in China? Verhandlungssicheres Englisch ist ein Muss, wenn man international arbeiten möchte. Nach meinen Aufenthalt in Hong Kong, konnte ich meine fließenden Englischkenntnisse direkt bei Luther in der täglichen Mandatsarbeit nutzen. Neben meinen Kenntnissen im internationalen Wirtschaftsrecht habe ich vor Ort auch sehr viel über die asiatische Kultur gelernt. Das hilft mir heute bei der Beratung deutscher Mandanten, die in Asien tätig sind. Beispielsweise, wenn es um Vertragsverhandlungen über den Verkauf von Investitionsgütern nach Asien geht. Dabei ist ein gewisses Verständnis für die asiatische Kultur ein enormer Vorteil. Dies gilt natürlich auch für den umgekehrten Fall, die Beratung asiatischer Mandanten in Deutschland. Shanghai ist sehr modern und der Lebensstil sehr westlich. Es wird nie langweilig. Mit chinesischen Studenten kam ich schnell in Kontakt und auch in kleineren Läden versuchte man mit mir häufig ins Gespräch zu kommen. Versteht man sich nicht auf Chinesisch, dann musste Englisch helfen. Notfalls waren Hände und Füße, sowie Handy mit Wörterbuch die besten Helfer und eine nützliche Erfahrung. Die gefürchtete schlechte Luft empfand ich als kein Problem, obwohl europäische Grenzwerte nur selten eingehalten werden. Probleme wegen ihr hatte ich jedoch nie und genoss in den Sommermonaten häufig blauen Himmel und die schönen, grünen, großen Parks in Shanghai. anwaltsblatt karriere / 85