Politik gestalten an der German Swiss International School Hong Kong: „Alles hat Bedeutung, jede Kleinigkeit!“ Schülerinnen und Schüler im Sekundarbereich sind bald auch Junge Wähler. Und in einem Umfeld wie Hong Kong, in dem sich nicht wie in westlichen Städten die politische, demokratische Debatte im selben Maß in der Alltagskultur von Tageszeitungen, WahlPlakaten, Fernsehnachrichten niederschlägt, wird die Vermittlung von gelebter Demokratie in der Schule zu einer besonderen Aufgabe. Um Jugendlichen in einem nicht-demokratischen Umfeld selbstständig und eigenverantwortlich politische Kultur näher zu bringen, haben die Kunstlehrerin Katja Gerstenmaier und der Politik-Lehrer Dirk Müller von der German Swiss International School in Hong Kong ein Unterrichtsprojekt entwickelt, in dem sich die Schülerinnen und Schüler politisches Hintergrundwissen über die deutschen Parteienlandschaft aneignen, eigene Wahlprogramme entwerfen und ihre gewonnenen Erkenntnisse im klassischen Medium der politischen Meinungsäußerung umsetzen: dem Wahl-Plakat. In kleinen Gruppen haben die Schüler recherchiert, wofür die deutschen Parteien stehen und sich pro Gruppe „ihre“ Partei ausgesucht. Die gebildeten „Parteienteams“ setzten sich nicht nur mit den Parteiprogrammen zur Anfertigung eines Plakates auseinander, sie sollten auch die deutschen Parteienprogramme ihren Mitschülerinnen und -schülern vorstellen, in prägnanter Form im Rahmen einer simulierten Wahlveranstaltung. Dabei fand außerdem noch ein Transfer statt, indem die Programme der Parteien auch auf aktuelle in Hong Kong debattierte Probleme z. B. in den Bereichen Umwelt und Wirtschaft übertragen wurden. Wahlplakate zu analysieren und auch selbst zu gestalten ist mittlerweile Standard im Politikunterricht – die Ergebnisse aber nicht immer zufriedenstellend. Um das Medium Plakat in allen seinen Möglichkeiten auszuschöpfen, lag es nahe, sich die professionelle Rückendeckung aus dem Kunstunterricht zu holen. Die ausführliche und praktische Auseinandersetzung mit dem Medium, das eigene kreative Schaffen, bildet bei den Schülern die Grundlage dafür, auch in der Zukunft Plakate in allen Bereichen, nicht nur Politik, sondern z. B. auch in der Produkt-Werbung, mit offeneren Augen zu betrachten. Außerdem haben die Schülerinnen und Schüler sich auf theoretischer Ebene mit dem Medium Plakat als Bild-Text-Form mit dem Anspruch künstlerisch-gestalterischer Qualität auseinandergesetzt und Bewertungskriterien für gelungene Plakate entwickelt. Im Entwurf und der Ausführung eines überzeugenden Wahlplakates für „ihre“ Partei haben sie dann die theoretische Vorarbeit aus den Gebieten Politik und Kunst auf praktischer Ebene umgesetzt. Die International School in Hong Kong ist eine Deutsch-Schweizerische Schule – viele Schüler haben einen multikulturellen Familienhintergrund, bei manchen ist deutsch nicht die Erstsprache, zuhause wird englisch oder eine andere Sprache gesprochen, viele Kinder haben noch nie länger in Europa gewohnt. Vor diesem Hintergrund lag es nahe, das Lehrplan-Thema „Demokratie in der Bundesrepublik Deutschland – Möglichkeiten der politischen Beteiligung“ besonders handlungsorientiert auszugestalten. Die beiden 8. Klassen der International School sind, aufgrund der geringen Schülerzahlen, nicht nach Schularten differenziert, die Klassen sind Gesamtschulklassen. Das Projekt sei in dieser Form, aber mit nur geringem Modifikationsaufwand für alle Schularten und in allen Jahrgangstufen ab Klasse 8 geeignet, so die Initiatoren Gerstenmaier und Müller.