Erfahrungsbericht Susanne Scherb WIN09A Email: [email protected] Heimathochschule: DHBW Stuttgart Gasthochschule: Polytechnic University of Hong Kong Studienfach: BWL-Industrie Studienziel: Bachelor of Arts Semester: 4 Zeitraum: 15.01.2011-10.06.2011 Jahrgang: 2009 1. Vorbereitung des Aufenthalts Die Vorbereitung bestand im Wesentlichen aus dem Bewerbungsprozess. Wie nach verlangt, wurden meine Unterlagen nach Hong Kong geschickt, jedoch als nach ca. drei Wochen noch keine Reaktion der Gasthochschule erfolgte, kontaktierte man diese per Email, worauf mir ein Online-Account für die Online-Bewerbung erstellt wurde. Daher meine Empfehlung: Unterlagen am besten per Post und als Pdf per Email an das International Office der Polytechnic University schicken, mit der Bitte zum Online-Bewerbungsverfahren zugelassen zu werden. Nachdem ich diesen Account hatte lief eigentlich alles ziemlich reibungslos. Leider wurde ich erst einmal von dem von mir gewählten Department Management & Marketing abgelehnt, woraufhin ich mich bei Accounting & Finance bewarb. Diese Bewerbung war dann auch erfolgreich.Die Universität kümmert sich dann um das Studentenvisum. Man selbst bucht nur noch den Flug und kümmert sich um die Kurswahl (s. Studium im Gastland). 2. Studium im Gastland Die Polytechnic University of Hong Kong liegt im Stadtteil Kowloon und hat ungefähr 19.000 Studenten. Besonders berühmt ist sie für die Bereiche School of Accounting and Finance und Institute of textiles and clothing. Im Gegensatz zur DHBW Stuttgart gibt es hier einen richtigen Campus mit verschiedenen Mensen, Shops, Bibliothek, Forschungszentren, Hörsälen etc. In den nächsten Jahren sind umfangreiche Neubauten wie der Innovation Tower oder eine Campuserweiterung geplant. Department Subject code & name Management & Marketing MM2021 Management and Organisation Für dieses Fach in Deutschland: Personalwirtschaft Investition Finanzierung II Finance & Accounting und Machbar, leider war der Dozent (Herbert Leung) nicht sehr inspirierend und motivierend Investments habe ich in der Add-and –drop period abgewählt, da mir zwei Finance Kurse zu viel waren. AF3313 Business Finance AF3316 Investments VWL Finance & Accounting AF2602 Global Economics Environment Management & Marketing MM3721 Behavior Marketing Consumer Vertriebsmanagement Business Finance war sehr anspruchsvoll. Eigentlich das was wir in Investition und Finanzierung I lernen, jedoch auf einem viel mathematischeren Level. Sehr interessanter Kurs, der VWL und IBA verknüpfte, toller Professor Sehr interessanter Marketing Kurs, verhältnismäßig leicht, Professor brachte viele Beispiele aus der Praxis Bei der Kurswahl sollte man beachten, dass die Kurse im Bereich Finance & Accounting sehr anspruchsvoll sind. Hier wird weniger auf praxisbezug geachtet und viele Kurse sind hoch mathematisch. (Bsp. Berechnen des Risikos eines Aktienportfolios) Daher würde ich sagen, diese Kurse sind eher für Finanz-Studenten geeignet (Bank oder Versicherung). Die Kurse im Bereich Management & Marketing waren für mich oft Wiederholung, jedoch sehr interessant, da man hier das ganze nochmals aus einer internationalen Perspektive betrachtet. Man sollte nicht vergessen, dass im Ausland die Möglichkeit besteht während der ersten zwei Wochen des Semesters Kurse abzuwählen oder hinzuzufügen. Ich hatte dies leider erst etwas spät registriert. Dadurch kann man zum Beispiel nochmal versuchen sich in Fächer, in die man vorher nicht reingekommen ist, weil sie voll waren, einzuschreiben oder einfach Vorlesungen besuchen, anschauen und belegen, wenn sie interessant sind. Es besteht auch die Möglichkeit Fächer aus einem anderen Department als dem Gastdepartment zu belegen ( 50% sollten jedoch beim Gastdep. Sein). Dadurch kann man dann zum Beispiel Kurse wie Retailing oder Visual Merchandising machen, welche zwar nicht der Business Fakultät zugeordnet sind (in diesem Fall Institute of Textiles and Clothing) aber durchaus für einen BWL Studenten interessant sind, da es ja auch um Marketing-Themen geht. 3. Aufenthalt im Gastland Zurückblickend kommt mir das Leben in Hong Kong gar nicht mehr so anders vor. Am Anfang ist man natürlich erst einmal überwältigt von den Menschenmassen, den hohen Häusern und dem vielen Verkehr. Das Leben im Wohnheim ist auch nicht immer einfach, da man in einem 2er-Zimmer lebt und so oft keinen Rückzugsbereich hat. Jedoch gewöhnt man sich auch daran und Ausweichmöglichkeiten, wie zum Beispiel der Aufenthaltsraum (Common Room) oder die Bibliothek gibt es ja auch noch. Das Wohnheim der PolyU liegt nur 10 Minuten Fußweg vom Campus entfernt und nahe an der Hafenpromenade. Das Wohnheimmanagement und verschiedene Studentenvereinigungen bieten viele Freizeitmöglichkeiten wie diverse Parties, Ausflüge, Sportmöglichkeiten (Yoga etc.) oder interessante Weiterbildungskurse (z.B. Speed-Reading). Durch das Buddy-Programm und die Einführungsveranstaltung zu Beginn des Semesters findet man schnell Anschluss zu Einheimischen und anderen Austauschstudenten. Natürlich ticken die Uhren in China/Hong Kong etwas anders. Oft muss man sich an der Uni mit viel Bürokratie herumschlagen und von einem Büro zum nächsten rennen. Doch das beschränkt sich in der Regel auf die ersten Wochen bis alles einmal organisiert ist. Sehr zu empfehlen ist die Octopus Card, eine Karte auf die Geld aufgeladen werden kann. Mit ihr kann man in vielen Läden bezahlen und sie dient als Fahrkarte für die U-Bahn(MTR) oder den Bus. Als Student kann man eine Student Octopus Card beantragen (Formular gibt es am Campus), mit der man vergünstigt die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen kann. Noch ein wichtiger Punkt am ersten Tag ist der Kauf von Bettdecke und Kissen. Ich hatte leider nur Bettwäsche dabei und dachte nicht daran, dass man auch für Decke und Kissen selbst sorgen muss…So wurde die erste Nacht etwas kühl. Jedoch gibt es rund um das Wohnheim Shoppingcenter, wo man das Fehlende günstig erstehen kann (ca. 50 €). Soviel zum Organisatorischen. Ansonsten war Hong Kong für mich das „Land der grenzenlosen Möglichkeiten“. Durch diverse Feiertage war es immer wieder möglich, für relativ wenig Geld einen Kurztrip in ein anderes asiatisches Land zu machen (Philippinen, Malaysia, Indonesien, Taiwan, Macao oder Peking). Alles liegt nur wenige Flugstunden entfernt. Aber auch in Hong Kong gibt es genügend Möglichkeiten etwas zu unternehmen, von der höchsten Bar der Welt (Ozone im ICC Tower) über wunderschöne Park- und Tempelanlagen und dem multikulturellen SOHO bis hin zum berühmten Viktoria Peek. Es wird einem einfach nie langweilig. 4. Praktische Tipps Am Besten schreibe ich hier eine kleine To-do-Liste mit den wichtigsten organisatorischen Dingen: Online-Bewerbungsaccount beantragen Flug buchen, erst wenn Zusage da ist Eventuell Buddy fragen, ob er/sie euch am Flughafen abholen kann (erleichtert einiges) Decke und Kissen, ggf. auch Teller, Messer, Gabel etc. kaufen An Informationsveranstaltungen für Exchange Students teilnehmen um Kontakte zu knüpfen Passbilder machen lassen oder mitnehmen (Octopus und China-Visum) Student Octopus Card beantragen (Formular am Campus) Fitness-Studio-Einführung oder Test machen Gute Internetseiten: http://www.timeout.com.hk/ http://www.hkfringe.com.hk/ 5. Fazit Durch das Auslandssemester hat sich bei mir vieles verändert. Ich bin offener für neue Dinge geworden, habe viele neue Eindrücke bekommen, sehr viele motivierende und inspirierende Leute (Professoren, Freunde etc.) kennengelernt. Es war schön einmal ein Semester lang „richtig“ zu studieren, mit einem richtigen Campus und Wohnheimleben. Sehr bin ich natürlich an der Aufgabe gewachsen in einer Umgebung klar zu kommen, die eben nicht so tickt wie wir Deutsche es gewohnt sind und einfach auch mal zu akzeptieren, dass die Dinge anders laufen. Was nicht unbedingt etwas Negatives bedeutet, sondern eben einfach anders. Natürlich kann man das Semester in Hong Kong auch nur zwischen Wohnheim und Campus verbringen. Jedoch sollte man diese einmalige Chance nutzen und einfach „raus“ gehen. Vieles wirkt sicherlich befremdlich, aber darum geht man ja ins Ausland, um etwas anderes zu sehen und kennen zu lernen. Die wichtigste Lektion war eindeutig diese: „Fang nicht an zu planen, rede nicht immer nur davon, sondern mach es einfach!“ und Hong Kong (und natürlich alles drum herum ) bietet viele Möglichkeiten, die es sich lohnt „einfach zu machen“.