Koehler Group in Hong Kong

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Abschlussbericht zum Auslandspraktikum in Hong Kong Jan - Jul 2016
In Dankbarkeit für die finanzielle Unterstützung von Student und Arbeitsmarkt der LMU freue mich
über mein Praktikum berichten zu dürfen und hoffe, dass die unten stehenden Erläuterungen für
zukünftige Praktikanten von Nutzen sind.
Zum Zeitpunkt als ich mich für das Auslandspraktikum beworben habe, war ich gerade dabei
meinen Bachelor mit dem Hauptfach Sinologie und dem Nebenfach Rechtswissenschaften
abzuschließen. Hauptsächlich habe ich auf der Homepage der Deutschen Außenhandelskammer
im Bereich Greater China, der Seite SinoJobs und der Internetseite von Student und Arbeitsmarkt
der LMU nach Pr akt ik a Ausschau g ehalten. Das Pr ak tik um bei der deutschen
Unternehmensberatung Koehler Group in Hong Kong im Business Development und Marketing
Department habe ich auf der Internetseite der Deutschen Außenhandelskammer gefunden. Der
Bewerbungsprozess verlief relativ zügig. Ich bewarb mich etwa zweieinhalb Monate vor meiner
Abreise und etwas weniger als zwei Monate davor bekam ich nach zwei Bewerbungsgesprächen
über Skype die Zusage. Es stellte sich bald heraus, dass das Business Development und
Marketing Department des 120-köpfigen Unternehmens aus dem Praktikanten und einem Group
Manager bestand. Ich wurde umgänglich mit der Praktikantin in Kontakt gesetzt und konnte Sie in
beliebig vielen Skype Calls und Emails mit meinen Fragen löchern. Ich hatte Sie mehrmals gefragt
ob ich mich in irgendeiner Weise auf das Praktikum und meine Tätigkeit im Unternehmen
vorbereiten könne, was sie verneinte. Da ich zuvor ein Jahr in China verbracht hatte, schon einmal
nach Hong Kong gereist war und mit der chinesischen Kultur durch mein Studium weitaus vertraut
war, habe ich mich interkulturell nicht mehr konkret auf Hong Kong vorbereitet und hatte eine
Vorstellung was mich erwartet. Mit der Group Managerin war ich in regem Email Kontakt um alle
Dokumente für meinen Auslandsaufenthalt auszutauschen. Es waren beispielsweise Praktikumsund Stipendienverträge der LMU und des Unternehmens zu unterschreiben und das Unternehmen
in Hong Kong benötigte eine Praktikumsbefürwortung der Uni, das besagt, dass das Praktikum Teil
des Studiums ist und für den professionellen Werdegang von Nöten ist. Diese Befürwortung
bekommt man üblicherweise vom Studiengangskoordinator des jeweiligen Instituts, in meinem Fall
was dies Herr Siegl des Sinologieinstituts. Diese Befürwortung verlangt das Immigration
Department der Sonderverwaltungszone Hong Kong, neben weiteren Dokumenten, um den
Visumsprozess für den zukünftigen Praktikanten in Gang zu setzen. Hong Kong möchte
versichern, dass sein Markt lediglich durch professionelle Fachkräfte aus dem Ausland ergänzt
wird. Das Praktikumsvisum wird im Normalfall von der Firma beantragt und bezahlt. Diese und
weitere Dokumente, wie Reisepass und Visumantrag mussten vorerst per Email zur Überprüfung
an die Firma übersandt werden und und daraufhin per Post nach Hong Kong geschickt werden.
Was das Visum angeht hatte ich meine Bedenken, da mir das Unternehmen das Praktikumsvisum
nicht zuschickte, sondern mich darauf hinwies, dass ich vorerst als Tourist nach Hong Kong
einreisen solle und dann am ersten offiziellen Arbeitstag mein Visum beim Immigration Department
abhole. Als deutscher Staatsbürger kann man in Hong Kong einreisen, ohne vorher ein Visum zu
beantragen und es ist erlaubt, 30 Tage in Hong Kong zu bleiben. Bei der Einreise als Tourist ist
innerhalb dieser 30 Tage gesetzlich ein Ausreisedatum (bspw. Flugticket) vorzulegen. Da aber
mein Rückflugdatum erst sieben Monate später angegeben war, hatte ich mir sagen lassen, dass
es sein könne, dass die Angestellten des Flughafen Münchens mich nicht an Board gehen lassen
könnten, da ich kein Ausreisedatum innerhalb dieser 30 Tage aus Hong Kong vorweisen konnte.
Ich googelte und fand diese Bestimmung auch in den Einreisebestimmmungen Hong Kongs. Ich
teilte meine Bedenken der Praktikantin in Hong Kong mit. Sie erläuterte mir mit, dass sie in der
gleichen Situation gewesen wäre und dies im Normalfall kein Problem am Flughafen sei, auch
wenn ein Ausreisedatum innerhalb der 30 Tage nötig sein würde. Ich flog mit der Airline Etihad und
hatte einen mehrstündigen Zwischenstopp in Abu Dhabi. Es gab weder Probleme bei der Ausreise
aus Deutschland noch bei der Einreise in Hong Kong. Die Praktikantin nach mir flog mit Lufthansa
direkt nach Hong Kong und bestand darauf eine Bestätigung zu bekommen, die besagte, dass ihr
Praktikumsvisum in Arbeit sein, da Sie das Flugzeug direkt nach aus München nach Hong Kong
sonst nicht besteigen dürfe. Diese Bestätigung bekam sie und hatte keine Probleme am Flughafen,
nachdem Sie die Visumbestätigung vorgezeigt hatte. Die Beamten in Hong Kong hätten mich ein
halbes Jahr früher als Tourist theoretisch nicht einreisen lassen können, da ich kein Ausreisedatum
innerhalb der 30-tägigen Aufenthaltserlaubnis hatte. Dies kümmerte aber weder in Deutschland,
Abu Dhabi oder Hong Kong jemanden. Entweder lag es daran, dass ich keinen Direktflug nach
Hong Kong hatte, oder an der Unaufmerksamkeit der Beamten. Ich war jedenfalls erleichtert als
ich den Immigrations Schalter am Flughafen in Hong Kong hinter mir sah und keine Fragen
beantworten musste.
Ich habe bevor ich abgeflogen bin eine Auslandskrankenversicherung bei Hanse Merkur
abgeschlossen. Diese schien im Preis Leistungsverhältnis am günstigsten mit circa 250 Euro für
sechs Monate. Da ich keinen Unfall hatte und auch nicht krank wurde, musste ich die Versicherung
glücklicherweise nicht in Anspruch nehmen. Leider musste ich nach mehreren Telefonaten mit der
AOK in Deutschland feststellen, dass ich mich während der sechs Monate in Hong Kong nicht von
der deutschen gesetzlichen Krankenversicherung lösen konnte, da ich in Deutschland als Student
eingeschrieben war und über 450 Euro verdiente. Ich bekam von dem Unternehmen eine
monatliche Vergütung von 6000 HK Dollar, umgerechnet etwa 730 Euro, was leicht unter dem
Durchschnitt eines Praktikumsgehalts in Hong Kong liegt. Ich bekam am Monatsende eine Check
ausgestellt, den ich mit Reisepass in der Mittagspause bei der HSBC in Cash umtauschen musste,
da ich als Nicht-Identity-Card Holder in Hong Kong nicht befugt bin ein Bankkonto zu eröffnen.
Eine ID Card bekommt man ab einer Aufenthaltsdauer von mehr als sechs Monaten und mein
Praktikum dauerte sechs Monate. Es war mir nicht immer ganz wohl als ich mit so viel Bargeld
abends in mein Wohnheim zurück kehrte.
Die Praktikantin vor mir hatte mir ein Wohnheim empfohlen (appledorm.com). Es werden für eine
in Hong Kong vergleichsweise extrem billige Monatsmiete von 3000 - 3800 (345-440 Euro) Zimmer
angeboten, die die Größe des Bettes haben mit einem Quadratmeter davor zum Stehen. Auch in
Hochbett-Version, bei der man gebückt unter dem Bett auch mit mehr Stauraum stehen kann. Es
ist ein Wohnheim mit Gemeinschaftsduschen und Waschbecken am Gang geteilt mit ca. 20
Leuten. Es gab keine Küche, allerdings eine Dachterrasse, auf der man zu jeder Tageszeit
freundliche und aufgeschlossene Leute aus aller Welt antreffen konnte. Hier war es einfach
Anschluss zu finden und nette Leute kennen zu lernen, daher kann ich dieses Wohnheim nur
empfehlen. Ausserdem fand ich die App ‘meetup' sehr hilfreich um Leute kennen zu lernen. Man
gibt seine Hobbies und Interessen an und es werden einem Veranstaltungen und Gruppen
angezeigt, denen man sich ganz unverbindlich anschließen kann.
In der Arbeit war ich gut beschäftigt. Das Handover erfolgte über einen Zeitraum von 2 Tagen, da
aber die Group Managerin, meine Vorgesetzte im Büro, vorerst jederzeit für Fragen neben mir saß,
kam ich gut zurecht. Da die Group Managerin leider nach drei Monaten kündigte, war ich dann auf
mich selbst gestellt und übernahm viele Aufgaben von ihr, ich bekam mehr Verantwortung, mir
wurde auch die Suche des neuen Praktikanten übertragen. Es war Zufall, dass die Group
Managerin genau während meiner Praktikumszeit aufhörte bei dem Unternehmen zu arbeiten. Sie
hatte davor acht Praktikanten betreut. Die Position wurde nicht ersetzt. Nun bestand das Marketing
und Business Development Team lediglich aus der Direktorin, die ihren Sitz in Dubai hatte, und
mir. Ich war über Skype und Email in täglichem engen Kontakt mit ihr und sie gab mir meine
täglichen Aufgaben. Etwas ungewöhnlich, dass die Chefin nicht vor Ort im Büro ist, aber eine gute
Erfahrung, die zu sehr selbstständigem Arbeiten führt und einem guten Gefühl für verschiedene
Zeitzonen. Womöglich aufgrund Ihrer Abwesenheit gab es Kameras im Büro und es wurden alle
Emails, die raus gingen von ihr überwacht. Der Umgang war respektvoll, sehr professionell und
direkt, wenn ich Fehler machte wurde mir dies konstruktiv und nett mitgeteilt und ich konnte sie
ausbessern. Ich organisierte die Telefonkonferenzen mit Kunden und Partnern der Direktorin, ihre
Speaking Events und assistierte ihr in allen täglich anfallenden Angelegenheiten wie
beispielsweise dem Beantworten von Emails, Übersetzungen auf Deutsch und pflegte ihre
Business Kontakte. Ich traf sie einmal während des 6 Monate als sie auf einem Business Trip in
Hong Kong war. Ich war für die interne Datenbank aller Kontakte verantwortlich und musste
laufend Marketing und Business Development - Excel Listen der Firma auf dem neuesten Stand
halten. Ich organisierte und moderierte eine Reihe von Webinaren, Online Seminare, die über
Themen zusammenhängend mit der Expansion von westlichen Unternehmen nach China ging,
beispielsweise dem Steuersystem Chinas. Diese Webinare wurden auf YouTube veröffentlicht und
sind eine gute Referenz. In diesem Zusammenhang war ich mit unseren Guest Speakern in
Kontakt und bearbeitete Power Point Präsentationen und kümmerte mich um Organisatorisches
sowie Inhaltliches. Auch für die Promotion dieser Webinare war ich verantwortlich. Der
spannendste Teil des Jobs waren die Business Events und Seminare, an denen ich teilnehmen
durfte um die Kontakte mit den Aussenhandelskammern und Partnern in Hong Kong und aus aller
Welt zu pflegen und neue Kunden an Land zu ziehen. Ausserdem musste ich kurze Artikel über
aktuelle wirtschaftliche und politische Neuerungen schreiben, die auf der Website des
Unternehmens veröffentlicht wurden. Auch bei der Veröffentlichung der Artikel der Direktorin in
verschiedenen Magazinen war ich beteiligt. Von der Group Managerin übernahm ich ausserdem
Aufgaben wie die tägliche Aktualisierung der Referral Partner Excel Liste und die Organisation der
Business Trips der Direktorin. Dadurch dass die Managerin gekündigt hatte durfte ich einige
Aufgaben von ihr übernehmen und hatte tiefe Einblicke in die Arbeitsweise des Unternehmens und
die Kundenbetreuung. Der Job hat mir Spaß gemacht und ich ging täglich gerne in die Arbeit.
Leider konnte ich aber während des Praktikums nicht allzu viel Chinesisch sprechen wie ich erhofft
hatte, die Bürosprache war Englisch. Ich wandte weniger viel Wissen an, das ich im Studium
erworben hatte. Dem war ich mir teilweise davor bewusst. Ich habe viele Dinge gelernt und
gemacht, von denen ich davor noch nie etwas gehört hatte, wie zum Beispiel Benchmarking oder
Virtual Calls. Bei dem was ich gelernt habe, kann ich darüber hinwegsehen, dass die Sprache
etwas zu kurz kam. In Hong Kong wird Kantonesisch gesprochen wird, ich habe aber in der Uni
Mandarin gelernt. Beides wird oft oberflächlich als Chinesisch bezeichnet, es gibt allerdings einen
großen Unterschied. Man kann diese zwei Sprachen mit Deutsch und Niederländisch vergleichen.
Kantonesisch ist allerdings viel schwerer zu lernen als Mandarin, da es weniger eine einheitliche
Grammatik und Regeln gibt, sondern es viele umgangssprachliche Redewendungen gibt.
Sprachkurse sind daher sehr teuer, ich habe versucht so viel Kantonesisch wie möglich
aufzuschnappen, bin aber letztendlich zu dem Entschluss gekommen, vorerst mein Mandarin
aufzubessern, anstatt mich dieser neuen, noch komplizierteren Sprache zu widmen. Ich hatte es
vor allem im Privatleben manchmal etwas schwer mit Mandarin. Ich versuchte es so oft wie
möglich anzuwenden, da die Hong Kong Chinesen aber von den Festlandschinesen, die Mandarin
sprechen, nicht unbedingt das beste Bild haben, was durch die differierenden politischen Ansichten
und gesellschaftlich bedingt ist, bekam ich manchmal eine unfreundliche, englische Antwort
zurück. Da die Sprache leider sowohl im Arbeitsleben als auch im Privatleben etwas zu kurz kam,
suchte ich mir online auf Seiten wie Asiaexpat oder Geoexpat eine Mandarin Sprachpartnerin, die
Deutsch lernte. Ich traf mich einmal wöchentlich mit ihr und finde, dass dies ein guter und
kostengünstiger Weg ist eine Sprache zu lernen und aufzubessern. Auf diesen Internet Seiten ist
ausserdem jegliche Hilfe für das Leben in Hong Kong zu finden, man kann eine Wohnung finden,
Dinge ver- und ankaufen, inserieren, man bekommt Freizeit Tipps, kann sich Gruppen
anschliessen und vieles mehr.
Zurück zum Arbeitsplatz und dem sozialen Umfeld dort, wir waren ein Team von circa 10
Wirtschaftsberatern und dem überschaubaren Business Development und Marketing Team. Es
gab Franzosen, Deutsche, Kanadier und zwei Hong Kong Chinesen in unserem Team die den
Kontakt nach aussen mit den Kunden hatten. Es waren etwa 70 Hong Kong Chinesen im Büro, die
die Buchhalter waren und in engem Kontakt mit den Wirtschaftsberatern arbeiteten. Das Arbeiten
in einem internationalen Team war ähnlich wie ich es mir vorgestellt hatte. Wir gingen oft
zusammen Mittagessen und trafen uns gelegentlich nach der Arbeit zum essen oder Squash
spielen. Dass ich die einzige Praktikantin war fand ich etwas schade, ich verstand mich trotzdem
gut mit den offenen und freundlichen Kollegen und die Atmosphäre war entspannt im Büro. Ich
versuchte in der Arbeit und auch privat Kontakte mit Hong Kong Chinesen zu pflegen und hatte
lokale Freunde.
Ich habe durch dieses Praktikum einen guten Einblick ins Arbeitsleben bekommen, viel neues
gelernt und möchte keine Erfahrung missen, daher kann ich diese Praktikumsstelle nur empfehlen.
Ich freue mich nun wieder auf zwei Jahre Masterstudium und bin sehr motiviert wieder zu
studieren, da ich in den sechs Monaten die selbständige Zeiteinteilung sehr zu schätzen gelernt
habe. Diese Praktikumsstelle ist im Februar und August zu besetzen und auf der Seite der
deutschen Aussenhandelskammer im Bereich Greater China zu finden. Was die Organisation von
Student und Arbeitsmarkt angeht bin ich sehr zufrieden und dankbar für die Unterstützung und die
Betreuung.
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