© mario wingert 2008 studio für art I design I science www.anatomy-of-emptiness.de The Cell Division & Branching Interpretation of Quantum Physics A new physical principle and the failure of the atom and elementary particle hypothesis (2008) anatomy of emptiness studio for art l design l science www.anatomy-of-emptiness.de www.human-robotx.com Quantum Top Secret The Solution of the Quantum Enigma. Metamorphose of a Worldview Popular Science Book for the general reader (only in german now) 504 pages, 75 figures & pictures ISBN 978-3000-242526 www.amazon.de © Mario Wingert 2010 / Abstract Physical Concept (derived from "Quantum Top Secret", 2008) Young's Experiment is the key experiment of all physics. It shows that fields at the double slit are subjected to a kind of splitting, altough the emitted field energy interacts effective ever as a whole and pointlike-local. This is evident for light and matter and is called the wave/quantum paradox; a contradiction which is not resolveable with the known physical models of reality. Here is argued that a new physical model of reality is not only possible but also easy to have: At the double slit happens a bifurcation process, which is non-mechanical and therefore by holistic nature, what could be understood as cell divison and branching of fields. The reversal is a field structure melting process in the sense of the Bose-Einstein-condensation and a precondition for local effective events. This absorption event underlies a symmetry condition which is identical with Einstein's definition of simultaneity in Special Relativity. Thus Young's experiment delivers the proof both of the utterly failure of the atom and elementary particle hypothesis (Democritus undivisibility concept) and of the body concept of mechanics, and unveils the true constitution of nature and reality: It shows that light and matter consist of non-local branched field structures, and that structural interactions should be modelized with holistic field division and fusing processes. This new field structure model unifies physics, chemistry, and biology and guides us to a new understanding of perception, language and cognition. I. Einleitung (text in german) Anhand des Doppelspaltexperiments und damit eng verwandter Spiegelund Polarisationsexperimente wird hier der Versuch unternommen, die Beschaffenheit der Realität zu begreifen und die Physik auf eine neue kognitive und begriffliche Grundlage zu stellen. Ausgangspunkt ist die Quantenhypothese des Lichts, mit der Einstein 1905 eine Struktur des elektromagnetischen Feldes postulierte, die er trotz beharrlicher Suche nach einem neuen physikalischen Prinzip nie aufklären konnte. Hier wird gezeigt, dass sich das gesuchte Prinzip direkt aus den genannten Experimenten entnehmen und als Feldverzweigungsprozess verstehen lässt. Das erlaubt eine widerspruchsfreie Interpretation der Quantentheorie und führt zu einer Revolution unserer Natur- und Realitätsvorstellungen. In Abschnitt 2 möchte ich zunächst einführend skizzieren, wie sich die Barriere der Erkenntnis - das kognitive Drama der modernen Physik und die ambivalente Rolle der quantenmechanischen Interpretation - rational verstehen lässt. In Abschnitt 3 wird gezeigt, wie leicht sich diese Barriere mit Hilfe von Youngs Experiment, der Interferenzbedingung und der sich daraus ergebenden Bifurkationshypothese überwinden läßt. Abschnitt 4 ruft die Intentionen von Avogadro, Faraday, Maxwell und Einstein in Erinnerung und skizziert das Scheitern mechanistischer Denkmodelle, was Anfang des 20. Jahrhunderts zu zwei Interims­theorien führte: Der Speziellen Relativitätstheorie und der Quantenmechanik. Es wird gezeigt, dass die verbleibenden ontologischen Verständnisschwierigkeiten bezüglich der Struktur des elektromagnetischen Feldes und dem Relativprinzip aus der Missachtung von Youngs Experiment und der Interferenzbedingung folgen, was eine unreflektierte Verwendung des Körperbegriffs der Mechanik und des mechanischen Konzepts der Bewegung weiterhin möglich macht. Das Scheitern der Raum- und Zeitvorstellungen - und nun auch des Körperbegriffs der Mechanik - lässt sich ganz im Sinne Einsteins auf axiomatische Setzungen zurückführen, die direkt aus der sinnlichen Denkwahrnehmung stammen. In letzter Konsequenz bedeutet das, dass solche Vorstellungen nicht vorausgesetzt werden dürfen, wenn es um die Modellierung der Beschaffenheit der Realität, um ihre wahre Physis oder Physik geht. In Abschnitt 5 wird anhand von Spiegel- und Polarisationsexperimenten gezeigt, dass der Begriff der Bewegung in der Quantentheorie nicht © mario wingert 2008 studio für art I design I science www.anatomy-of-emptiness.de mehr im Sinne der Mechanik, sondern nur noch im Sinne von Strukturveränderung verstanden werden kann - als qualitative Änderung einer Feldstruktur, die nichtlokal (global), symmetrisch und ganzheitlich erfolgt. Das ändert die physikalische Bedeutung der Konstante c, der sogenannten Lichtgeschwindigkeit, und führt Verschränkung und Spin auf enantiomorphe Eigenschaften verzweigter, kohärenter (= zusammenhängender) Feldstrukturen zurück. Dieses neue physikalische Konzept zeigt, wie Quanten- und Relativitätstheorie auf der Basis eines experimentell begründeten Feldverzweigungsprozesses miteinander verschmelzen könnten. Abschnitt 6 gibt eine Zusammenfassung und verweist auf die Konsequenzen des neuen Realitätsmodells für andere Wissenschaftszweige. II. Die Barriere der Erkenntnis Im Grunde dürfte kein Zweifel daran bestehen, dass Youngs Doppelspaltexperiment (wie die gesamte Quantenphysik) demonstriert, dass die bekannten physikalischen Modelle der Beschaffenheit der Realität, das Körpermodell der Mechanik und das Wellenmodell der Elektrodynamik, auf die Natur und Realität nicht zutreffen können. Aufgrund der quantenmechanischen Interpretation halten es viele Physiker jedoch für prinzipiell oder nahezu unmöglich, ein neues, widerspruchsfreies Modell der Beschaffenheit der Realität zu entwerfen. Sie folgen damit der Auffassung von Bohr, Heisenberg und Born, die - im Gegensatz zu Einstein - schon 1927 der Meinung waren, dass eine Auflösung des Welle / Quanten-Paradoxons weder möglich, noch nötig sei. Dahinter steht die Annahme, dass der Teilchenbegriff der Mechanik und das Wellenmodell der Elektrodynamik für die Physik weiterhin nützlich und unverzichtbar seien, die eigentliche Ursache dieses Dilemmas in der "Natur der Sprache" liege und das Denken, evolutionär geprägt, nicht reformierbar sei. Die Botschaft der Kopenhagener Deutung, dass ein tieferes Natur- und Realitätsverständnis vor allem an der Art und Weise des menschlichen Denkens scheitert, trifft ohne Zweifel den Kern des Problems. Dennoch stellt die Natur der Sprache, das Phänomen der Kognition, keine natürliche oder gar unüberwindbare Barriere der Erkenntnis dar, wie die quantenmechanische Interpretation implizit behauptet. Im Gegenteil, die individuelle Barriere der Erkenntnis, die jeden Menschen gleichermassen betrifft und direkt aus der Funktionsweise der Denkwahrnehmung folgt, wird erst durch die flächendeckende Akzeptanz der quantenmechanischen Deutung zu einer sozial vereinbarten Erkenntnisbarriere. Denn erst die Quantenmechanik schließt eine vernünftige, widerspruchsfreie Erklärung des Doppelspaltexperiments mit einzelnen Lichtquanten, Elektronen oder Atomen - und damit die Notwendigkeit neuer kognitiver Konzepte der Beschaffenheit von Licht und Materie - prinzipiell aus. Auf diese Weise werden nicht nur die entscheidenden experimentellen Tatsachen und Theorie-Widersprüche ausgeblendet, sondern neue, widerspruchsfreie physikalische Realitätsmodelle generell unmöglich gemacht! Anhand des Doppelspaltexperiments und der partiellen Reflexion lässt sich jedoch zeigen, dass ein neues, widerspruchsfreies physikalisches Realitätsmodell nicht nur möglich, sondern auch einfach zu haben ist: Dazu ist nur die uneingeschränkte Akzeptanz der experimentell und theoretisch eindeutig gesicherten Interferenzbedingung nötig. Die Quantenmechanik weicht dieser Konsequenz mit dem sogenannten logischen Drahtseilakt aus, um den Körperbegriff der Mechanik und die Atom- und Elementarteilchenhypothese retten zu können - obwohl das Experiment nur eine logische Schlussfolgerung zuläßt: Was immer durch den Doppelspalt geht, muss beide Öffnungen gleichzeitig passieren. Das aber bedeutet, dass die Interferenzbedingung weder mit dem Körperbegriff der Mechanik, noch mit der Unteilbarkeitshypothese vereinbar ist. Diese Einsicht führt zwanglos zu einer exakten physikalischen Problemkonfiguration und einem neuen, widerspruchsfreien Realitätsmodell; sie erzwingt nur eine Revolution unserer geistigen Vorstellungen. Youngs Experiment zeigt demzufolge nicht das Versagen des naturwissenschaftlichen Realitätskonzeptes, sondern das Scheitern paradigmatischer Vorstellungen an der Natur und Realität: Der Körper-, Objekt- und Dingvorstellungen des Geistes, des Körperbegriffs der Mechanik und der Atom- und Elementarteilchenhypothese. Mit dieser Einsicht erscheint nicht nur die Ideengeschichte der Physik, sondern auch das Problem der Kognition in einem neuen Licht: Youngs Experiment beweist, dass die sinnliche Körpervorstellung nur ein Produkt der speziellen Wahrnehmungsweise sein kann, die wir Denken nennen. Das ist kein Grund, an der Existenz einer Realität zu zweifeln: Steine, Bäume und Planeten existieren nach wie vor völlig real - sie können nur nicht mehr physikalisch als Körper der Mechanik und diskret exis- tierende Entitäten verstanden werden. Erst aus dieser Perspektive wird klar, dass die Quanten­physik nicht nur die Frage nach der wahren Beschaffenheit der Elementarstrukturen von Licht und Materie, sondern auch nach der Natur des denkenden Geistes stellt - und darauf eine ganz neue Antwort jenseits aller Mechanik verlangt. III. Youngs Doppelspaltexperiment Thomas Young konnte schon 1807 mit seinem Doppelspaltexperiment zeigen, dass Newtons An­nahme, dass Licht aus Teilchen besteht, auf die Natur nicht zutreffen kann. Das Experiment erzeugt ein Lichtstreifenmuster, das nur entsteht, wenn beide Schlitze offen sind. Daraus folgt, dass Licht beide Öffnungen gleichzeitig passieren muß (das ist die Interferenzbedingung) und demzufolge nicht aus Teilchen bestehen kann (Abb. 1, nächste Seite). Um die Bildung des Streifenmusters und dessen Hellig­keits­verteilung erklären zu können, entwarf Young ein mathematisches Modell, das auf Huygens Konzept beruhte, dass Licht die wellen­ artige Anregung eines unsichtbaren Mediums sei. Die Wellen sollten beide Schlitze gleichzeitig passieren und dabei zwei neue, halbkreisförmige Sekundärwellen ausbilden, die sich wie Wasserwellen überlagern, verstärken oder auslöschen und so die Streifen des Musters bilden (Abb. 2). Obwohl Youngs Interpretation die einzige widerspruchsfreie Erklärung zu liefern vermochte, setzte sie sich erst nach zwanzig Jahren durch, nicht zuletzt durch die noch umfassendere Wellen­optik Fresnels (1827). Seitdem gilt Youngs Experiment als Nachweis der "Wellen- © mario wingert 2008 studio für art I design I science www.anatomy-of-emptiness.de Verstärkung Auslöschung Streifenmuster (2 Schlitze = Interferenz) Normaler Lichtfleck (1 Schlitz = keine Interferenz) Auffangschirm mit Interferenzstreifen Blende mit zwei Schlitzen Abbildung 1 Youngs Doppelspaltexperiment Zwei Öffnungen oder Wege, die der Strahlung zur Verfügung stehen, erzeugen ein Interferenzmuster auf dem Schirm. Im Doppelspaltexperiment besteht das Interferenzmuster immer aus senkrechten, hellen Lichtstreifen (es gibt noch andere, zum Beispiel ringförmige Interferenzmuster, wie sie in Spiegelexperimenten entstehen). In den dunklen Zwischenräumen löscht sich das Licht durch Überlagerung selbst aus, in den mittleren Streifen verstärkt sich die Helligkeit nach ganz bestimmten Regeln. Das gleiche Muster aus senkrechten Streifen entsteht, wenn die Öffnungen kreisförmig sind; es hängt also nicht von der Form der Öffnungen ab. Es hat auch nichts mit der Art des verwendeten Lichts zu tun; das Licht muss nur „kohärent“ (zusammenhängend) sein. Young führte das Experiment 1801/1807 mit Sonnenlicht aus, andere Forscher später mit schwachem Kerzenlicht (Taylor 1909). Heute führt man das Experiment mit Lasern aus, die einen intensiven, stark gerichteten und kohärenten Lichtstrahl aussenden. Zwar kann man mit dem Wellenmodell erfassen, dass das Licht immer beide Öffnungen zugleich passiert - das ist die sogenannte Interferenzbedingung. Und doch wirkt das Licht immer punktartig auf dem Schirm, was mit der Wellentheorie unverständlich bleibt (und Young noch nicht wissen konnte). Obwohl sich die Streifen aus winzigen Lichtpunkten zusammensetzen, kann Licht aufgrund der Zwei-WegeInterferenzbedingung nicht aus Teilchen im Sinne der Mechanik oder aus räumlich konzentrierten Energieportionen im Sinne von Einsteins provisorischer Quantenhypothese des Lichts bestehen. Das gleiche gilt für Materie. Das ist das Quantenrätsel: Youngs Experiment und die Quanteneigenschaften der Natur lassen sich weder mit dem Wellenmodell, noch mit dem Körperbegriff der Mechanik verstehen. Die eigentliche physikalische Frage, die das Experiment damit stellt, lautet: Wie kann sich etwas teilen, aber dennoch ein Ganzes bleiben? Solange nicht klar ist, wie dieser Bifurkationsprozess zu verstehen ist, verbirgt die Natur ihr wahres Gesicht - und das Geheimnis der Denkwahrnehmung. Youngs Doppelspaltexperiment mit einem Laser © mario wingert 2008 studio für art I design I science www.anatomy-of-emptiness.de Abbildung 2 Youngs Doppelspaltexperiment (Wellentheorie) Abbildung 3 Universale Interferenzmuster und Intensitätsverteilungen im Doppelspaltexperiment (bei Licht und Materie) Helligkeit / Intensität (Zahl der Auftreffpunkte) natur" des Lichts. Knapp hundert Jahre später (1905) machte Einstein mit der Quantenhypothese des Lichts jedoch deutlich, dass mit dem Wellenmodell etwas nicht stimmen konnte. Er vermutete diskrete, punktartige Energie­ übertragungen auf Materie und dahinter eine Struktur des elektromagnetischen Feldes. Die Annahme, dass Licht in energetischen Portionen auf Elektronen wirkt, konnte 1915 experimentell bestätigt werden, wurde aber erst ab 1923 akzeptiert. Ab 1926 wurde sie als neue Teilchenhypothese interpretiert: Licht schien nun aus räumlichlokal konzentrierten Energie­mengen zu bestehen, die immer als Ganzes emittiert und absorbiert werden, einen Impuls tragen und sich mit Lichtgeschwindigkeit durch den leeren Raum bewegen. Damit wurde Youngs Experiment auch zum Schlüssel­experiment der Quantentheorie. Der Widerspruch bestand nun zwischen einer Welle, die sich am Doppelspalt problemlos zweiteilen kann, und einem teilchenartigen Lichtquantum, das sich am Doppelspalt nicht zweiteilen kann. Einstein sah sich vor allem aufgrund der Energieerhaltung im Absorptionsereignis zu dieser Schlussfolgerung gezwungen - und setzte damit die Ganzheit der lokalen energetischen Wirkung des Feldes mit der Ganzheit (Unteilbarkeit) eines Körpers der Mechanik gleich. Diese Analogie ist aufgrund der Interferenzbedingung physikalisch und logisch jedoch nicht zulässig, was Einstein und allen anderen Physikern damals durchaus noch bewusst war. Seine Analogie diente nur dazu, die energetischen Eigenschaften der Strahlung quantitativ erfassen und behelfsmässig modellieren zu können. Physikalisch war sie natürlich unhaltbar; es fehlte noch ein widerspruchsfreies qualitatives Modell der Beschaffenheit der Struktur des Feldes, das in der Lage sein müsste, die Interferenzbedingung und das punktartig-lokale Absorptionsereignis adäquat abzubilden. Deshalb sprach Einstein auch stets sehr bewusst davon, dass Strahlung sich nur so verhalte, "als wenn sie aus Teilchen bestünde". Das gleiche Teilungsproblem dehnte sich 1924 auf die Beschaffenheit der Materie aus, als Elektronen plötzlich "Wellen­charakter" offenbarten, was nichts anderes bedeutete, dass Youngs Experiment - zumindest in Gedanken auch mit einzelnen Elektronen durchführbar sein sollte. 1926 wurde klar, dass das ebenso für Atome gelten sollte, was absolut keinen Sinn zu ergeben schien - denn atomos bedeutet: das Unteilbare. Bohr, Heisenberg und Born zogen aus diesem "absurden" Quantenverhalten der Natur den Schluss, dass das Welle / Quanten-Paradoxon nicht auflösbar sei und interpretierten nur noch dessen Unlösbarkeit. Da Einstein trotz seines Unbehagens über diesen Umgang mit extremen physikalischen Widersprüchen weder ein neues physikalisches Modell, noch eine alternative Interpretation anbieten konnte, setzte sich die quantenmechanische Interpretation schon um 1932 durch. Erst viele Jahrzehnte später konnten Doppel­spaltexperimente und damit eng verwandte Versuche mit einzelnen Lichtquanten, Elektronen, Atomen und Molekülen tatsächlich durchgeführt werden. All diese Experimente beweisen, dass die Zwei-Wege-Interferenzbe Doppelspaltexperiment mit Elektronen: Jönsson 1959 / mit einzelnen Elektronen: Merli, Missiroli, Pozzi 1974 / mit einzelnen Atomen: Mlynek & Carnal 1991 / mit Molekülen: Arndt, Zeilinger 2003 dingung auch für einzeln ausgesendete Lichtquanten, Elektronen, Atome und Moleküle gilt. Sie zeigen weiter, dass zwischen Licht und Materie kein prinzipieller Unterschied existiert: Führt man das Experiment viele Male hintereinander aus, bilden die punktartig-lokalen Wirkungen sowohl bei Licht als auch Materie das bekannte Interferenzmuster auf dem Schirm oder in entsprechenden Detektor­anordnungen (Abb.3). Interessant ist nun, dass diese Experimente als Bestätigung der quantenmechanischen Interpretation, des WelleTeilchen-Dualismus-Konzepts und der Atom- und Elementarteilchenhypo­ these gewertet werden. Das ist schon sehr erstaunlich, da Youngs Experiment die quantenmechanische Interpretation eindeutig widerlegt: Denn die Annahme, dass die Ganzheit der energetischen Wirkung von Lichtquanten, Elektronen oder Atomen mit der Ganzheit eines Körpers der Mechanik gleichgesetzt werden kann, ist wie bei Einsteins provisorischer Lichtquantenhypothese aufgrund der Interferenzbedingung physikalisch-ontologisch und logisch nicht zulässig! Was zeigt das Experiment also wirklich? Ohne bestimmte Hypothesen zur Beschaffenheit von Licht und Materie voraussetzen zu müssen, die das Experiment ja gerade in Frage stellt, kann Folgendes als experimentell gesichert gelten: • Am Doppelspalt gilt eine Interferenzbedingung, die besagt, daß die ausgesandte Strahlungsmenge immer beide Öffnungen zugleich passieren muß. • Die ausgesendete Strahlungsmenge wirkt immer ganzheitlich-lokal. Diese beiden Tatsachen sollten eigentlich jeder Interpretation zugrunde liegen, die einen naturwissenschaftlichen © mario wingert 2008 studio für art I design I science www.anatomy-of-emptiness.de Lokaler Kollaps ? ? Auffangschirm (Materie) Verzweigte, sich teilende Wellenfunktion Emission von Materie oder Licht Abbildung 4 Doppelspaltexperiment, Quantentheorie und die Interferenzbedingung Das zeigt das Experiment, wenn die Quantenhypothese des Lichts und die Interferenzbedingung uneingeschränkt akzeptiert werden: Felder, die sich ganzheitlich teilen und wieder miteinander verschmelzen können Absorption (Materie) Verschmelzung Doppelspalt Verzweigung Emission (Materie) Anspruch erhebt; d.h. die Beschaffenheit (Physik) der Natur zu ergründen sucht. Aus diesen beiden Prämissen folgt zwingend, dass sich im Experiment etwas nicht-mechanisch, also ganzheitlich geteilt haben muss - und das können nur Felder sein. Das ist die einzig mögliche logische Schlußfolgerung, die das Experiment zulässt. Es zeigt damit klar und deutlich, dass wir es in der Realität nicht mit Teilchen, sondern nur noch mit Feldern zu tun haben können; mit Feldern, die sich ganzheitlich teilen können - und im Zuge des Absorptionsprozesses wieder miteinander verschmelzen. Das ist ohne Zweifel ein Bifurkations- und Verzweigungsprozess, der offenbar reversibel ist (Abb. 4). Das Experiment weist uns damit den Weg, wie die Quanteneigenschaften der Realität zu verstehen und zu interpretieren sind. Es ermöglicht uns auch, die Geschichte der Physik neu zu bewerten. Und es erlaubt uns, andere Theorien und Hypothesen am Experiment zu überprüfen. Wird der Verzweigungsprozess nicht ausgeblendet, widerlegt das Experiment sofort Die quantenmechanische Interpretation ignoriert die Interferenzbedingung mit dem sogenannten logischen Drahtseil­akt, mit dem Einzelereignisse, also die gleichzeitige Passage des Doppelspalts durch einzelne “Quanten” oder “Teilchen”, aus der physikalischen Betrachtung prinzipiell ausgeklammert werden. Auf diese Weise versucht sie, den Körperbegriff der Mechanik für die Physik und das Ontologieverständnis zu retten. Theoretisch findet die Interferenzbedingung zwar ihre Anerkennung (mit der Wellengleichung); in der Interpretation wird diese Anerkennung jedoch sofort widerrufen: Da Teilchen sich nicht ganzheitlich teilen können, kann dieser Wellenfunktion nichts Reales mehr entsprechen; auch keine Feldrealität. Daraus folgt die “prinzipielle” Unmöglichkeit eines widerspruchsfreien Natur- und Realitätsverständnisses. die Atomos-Hypothese. Das gleiche gilt für den Körperbegriff der Mechanik, denn ganzheitliche Teilungsprozesse kennt die Mechanik grundsätzlich nicht. Das Wellenmodell kann ebenfalls nicht stimmen, denn es kann lokale, energetisch diskrete Absorptionsereignisse nicht abbilden. Und die mechanistische Lichtquantenhypothese stimmt nicht, weil sie die Interferenzbedingung ignoriert. Youngs Experiment widerlegt damit auch die quantenmechanische Interpretation und das seltsame Wissenschaftsverständnis, das seit 80 Jahren die Physik beherrscht. IV. Das Scheitern der Mechanik Das Problem ist eben nie die "Absurdität" der Natur; es sind immer unsere Glaubensgrundsätze, Paradigmen, Theorien und Modelle, die an der Beschaffenheit der Realität, im Experiment, kläglich scheitern. Das betrifft nun Demokrits Atomhypothese, den Körperbegriff der Mechanik, die Wellentheorie und - auf den ersten Blick vielleicht nicht erkennbar - Einsteins Spezielle Relativitätstheorie. Dabei geht es allerdings nicht um das Relativprinzip und die Definition der Gleichzeitigkeit, die beide durch das Experiment sogar eindeutig bestätigt werden, sondern um die Interpretation der Konstante c als Bewegung im Sinne von Ortsveränderung. Auf diese Weise konfrontiert uns Youngs Experiment mit einer "neuen" Realität, in der Ganzheit & Teilbarkeit grundlegende physikalische Charakteristika sind, während der Körperbegriff der Mechanik jede ontologische Bedeutung verliert. So etwas kennen wir bisher nur aus der Biologie - wenn auch nur metaphorisch, solange die Atomhypothese gilt. Bleibt nur die Frage: Wie konnten wir ein so offensichtliches Naturprinzip so lange übersehen? 4.1. Avogadros Hypothese Zweifel an der Körpermechanik und den mathematischen Prinzipien der Naturphilosophie gab es bereits zu Newtons Lebzeiten; schon Newton selbst kannte die Schwächen seines Modells. Thomas Young war jedoch der Erste, der experimentell beweisen konnte, dass Newtons Mechanik auf die Natur nicht zutreffen konnte - zumindest nicht auf die Natur des Lichts. Amadeo Avogadro war der Zweite; schon vier Jahre später (1811) argumentierte er experimentell begründet, dass die Elementarbausteine der Elemente, die Dalton 1810 Atome genannt hatte, teilbar seien. Am Beispiel der Reaktion von Chlor und Wasserstoff demonstrierte er, dass sich die Atome von Chlor und Wasserstoff während der Reaktion geteilt und verdoppelt haben müssen, was sich weder mit Demokrits Atomhypothese, noch mit Newtons Körperbegriff der Mechanik vertrug (Abb.5). Avogadro vermutete, dass chemische Elemente in ganzen Proportionen und Volumenverhältnissen reagieren, weil sich Elementarstrukturen teilen können. Diese Überlegung führte zu Avogadros Hypothese: Sobald es um qualitative, also physikalische Eigenschaften von Licht und Materie geht, dokumentiert die gesamte Ideen- und Entwicklungsgeschichte der Physik das Scheitern der mechanistischen Denkansätze. Dahinter verbirgt sich vor allem das Versagen zweier Schlüsselbegriffe: des Körperbegriffs der Mechanik und der mechanischen Bewegung. Das zeigt sich in Newtons Physik, Avogadros Hypothese, Faradays Feldtheorie, Maxwells Felddynamik, Einsteins Lichtquantenhypothese und in der Relativitätstheorie. © mario wingert 2008 studio für art I design I science www.anatomy-of-emptiness.de tarstrukturen der Materie Wellencharakter offenbarten. Das bedeutet, dass sie am Doppelspalt dem Bifurkationsoder Teilungsprinzip unterliegen müssen, also tatsächlich nicht unteilbar sind. Obwohl seitdem akuter Bedarf an neuen Realitätsmodellen besteht und Avogadros Zahl eine nicht zu übersehende Schlüsselrolle in der Quantenphysik und Chemie spielt, konnten sich die Physiker bis heute nicht an Avogadros Originalhypothese erinnern, vom Teilchenbegriff der Mechanik trennen und die Interferenzbedingung physikalisch akzeptieren. Abbildung 5 Avogadros Originalhypothese Chlor geteilt (1 Cl2) + Wasserstoff geteilt (1 H2) = verschmelzen zu Chlorwasserstoff (2 HCL) Verschiedene Gase gleichen Volumens enthalten bei gleichem Druck und gleicher Temperatur die gleiche Anzahl von Molekülen. Avogadro verstand darunter offenbar Elementarstrukturen der Materie (und des Äthers), die durch Teilungs- und Verschmelzungsprozesse entstehen. Nur Metalle seien nicht teilbar, sie bestünden aus Atomen im ursprünglichen Sinne. Auf diese Weise führte Avogadro den Begriff MOLEKÜL in die physikalische Chemie ein. Die erste Anti-Atomos-Hypothese der neuzeitlichen Wissenschaft wurde 50 Jahre lang kaum beachtet, bis Avogadros Originalhypothese 1860 von Canizarro Amadeo Avogadro: Versuch einer Methode, die Massen der Elementarmolekeln der Stoffe und die Verhältnisse, nach welchen sie in Verbindungen eintreten, zu bestimmen. In: Wilhelm Ostwald: Die Grundlagen der Atomtheorie. Ostwalds Klassiker 3/8; Leipzig Akademische Verlagsgesellschaft 1902 (Original: Journal de Physic 73, 58; 1811). auf dem ersten Chemikerkongress in Karlsruhe im Sinne des Atomkonzepts Demokrits und der newtonschen Mechanik zu einer additiven Doppelatom-Hypothese umgedeutet wurde. Ausgerechnet Avogadro, neu interpretiert, schien den atomistischen Denkansatz der kinetischen Gastheorie nun besonders zu stärken, so dass die gesamte Chemie nun die Atomhypothes zu stützen schien. Tatsächlich wurde jedoch Avogadros Gedanke passend gemacht, um die Atomhypothese zu stützen. Dass der mechanistische und atomistische Denkansatz tatsächlich nicht haltbar war, stellte sich erst mit der Entdeckung des Elektrons, der radioaktiven Strahlung und der Entwicklung quantentheoretischer Modelle der Materie zwischen 1915 und 1924 heraus. Sie zeigten nicht nur, daß die gedachten Atome noch gar nicht die "richtigen" Atome gewesen sein konnten, sondern auch, dass alle Elemen- 4.2. Faradays Programm Michael Faraday führte 1831 einen ontologischen Feldbegriff ein, den er mit Feldlinien visualisierte. Elektrische und magnetische Felder sollten real existieren, Raum konditionieren, ineinander umwandelbar sein und so die elektromagnetische Induktion erzeugen. Seine elektrochemischen Experimente zeigten, dass Materie von elektrischen und magnetischen Kräften zusammengehalten wird und Kräfte zwischen entfernten Materiestrukturen durch elektrische und magnetische Felder (und natürlich Licht) vermittelt werden. Faraday demonstrierte, dass auch Metallatome (elektrolytisch) teilbar waren und dabei elektrisch entgegengesetzt geladene Ionen entstehen. Die kleinste messbare Ionen­ladung identifizierte Faraday als elementarste Ladungsgrösse (die 50 Jahre später Elektron genannt werden sollte). Licht stellte sich Faraday als vibrierende Linien eines Feldes vor, das Materiestrukturen miteinander verbindet. 1845 entdeckte Faraday die "Magnetisierung des Lichts", die Verbindung zwischen Elektrizität, Magnetismus und Licht. Er konnte zeigen, dass polarisiertes Licht durch magnetisierbare optische Materialien gedreht wird, auch Faraday Effekt oder Faradays Rotation genannt (die Magnetfelder bewirken eine Rotation der Polarisations­ ebene des Lichts). Später erkannte man, dass Licht sich in optischen Materialien in zwei entgegengesetzt polarisierte Teilstrahlen aufspreizt und beim Austritt wiedervereinigt (ganz offensichtlich ein Verzweigungs- und Verschmelzungsprozess). Faraday vermutete, dass Magnetfelder auch in der Quelle des Lichts, in der Materie, solche ´Rotationen´ verursachen. Diese Hypothese führte 1896 zur Entdeckung der Aufspaltung und Polarisation von Spektrallinien im Magnetfeld (Zeeman) und 1925 zum Elektronenspin (Uhlenbeck/Goudsmith). Faraday hielt den Körperbegriff der Mechanik und das Atomkonzept für experimentell nicht begründbare Hypothesen und vermutete schon 1844, dass zwischen Materie und Feldern kein prinzipieller Unterschied existiert, dass Materie selbst nur aus extrem konzentrierten elektrischen und magnetischen Feldern besteht. Ein stoffliches Ätherkonzept hielt Faraday für überflüssig. Im Grunde seien elektrische, magnetische und gravitative Felder, die sich von einer Materiestruktur weit in den Raum hinein erstrecken, theoretisch sogar unbegrenzt, immer noch Teil der Materiestruktur - die an ihrer "stofflich" erscheinenden Konturgrenze also nicht wirklich zu Ende sei. Faradays Programm - der Gedanke einer einheitlichen Feldtheorie von Elektrizität, Magnetismus, Licht, Materie und Gravitation - wurde von Maxwell und Einstein weiterverfolgt und ist noch heute das strategische Ziel der Physik. S N _ S N © mario wingert 2008 studio für art I design I science www.anatomy-of-emptiness.de + + _ Abbildung 6 Faradays Felder und das Induktionsprinzip 4.3. Maxwells Felddynamik James C. Maxwell übersetzte Faradays Programm 1864 in eine Theorie der Dynamik des elektromagnetischen Feldes, die Elektrizität, Magnetismus und Licht auf eine gemeinsame Ätherfeld-Grundlage stellte. Er schlussfolgerte aus Faradays Experimenten und dem Wissen seiner Zeit, dass sich elektrische und magnetische Felder nach bestimmten Regeln anziehen, abstossen, bewegen, verformen und ineinander transformieren, die sich mathematisch darstellen, definieren, modellieren und zu Berechnungen nutzen lassen. Unter elektromagnetischen Feldern verstand Maxwell den Teil des Raumes, der Materie in elektrischen oder magnetischen Zuständen enthält und umgibt; er sollte nicht leer sein, sondern stark verdünnte Materie enthalten. Er hielt es aus mehreren Gründen für zweckmässig, die Äthervorstellung mit den Feldvorstellungen Faradays zu verknüpfen. Zum einen, wie er selbst anmerkte, weil ein echtes Vakuum nur eine Idealisierung sei, zum anderen, um die verwickelten Bewegungen des Feldes und die elektromotorischen Phänomene besser illustrieren zu können; aus früheren Versuchen sehr wohl wissend, dass mechanische Metaphern nicht wirklich geeignet sind, die Topologie der komplizierten Bewegungen des elektromagnetischen Feldes zu erfassen. Und nicht zuletzt auch deshalb, weil es nach Faradays Auffassung keinen prinzipiellen Unterschied zwischen Licht und Materie geben sollte. Maxwell modellierte, wie sich dieses grundlegende Feld bewegt J. Clerk Maxwell: A Dynamical Theory of the Electromagnetic Field. Philosophical Transactions of the Royal Society of London, 1864 und verformt und dadurch elektrische und magnetische Phänomene, auch in der kompakten Materie, produziert, die wiederum auf das Feld zurückwirken und dieses verformen. Um die endliche Geschwindigkeit der Ausbreitung von Licht und Wärme erklären zu können, ersetzte Maxwell die bis dahin von Coulomb, Amperè, Faraday, Weber und anderen postulierten elektrischen und magnetischen Fernwirkungen zwischen Materiestrukturen durch eine Nahwirkungstheorie, in der das grundlegende Feld für die Entstehung, Übertragung und Speicherung von elektrischer und magnetischer Energie eine ebenso grosse Rolle spielen sollte wie die kompakten Materiekörper selbst. Maxwell unterschied drei verschiedene Arten der Bewegung des Feldes: 1) eine wellenförmige, zyklisch fortschreitende Anregungsbewegung, die Wärme- und Lichtenergie zwischen Materiestrukturen übertragen sollte (Youngs Wellen), 2) eine Art Rotation, welche die Drehung der Polarisationsebene des Lichts durch Magnetfelder (Faradays Rotation), aber auch die Wirkung elektrischer auf magnetische Felder und umgekehrt verständlich machen sollte (Faradays Induktion), 3) eine elektromotorische Verschiebung, Verdrängung oder Aufspreizung (Maxwell: "Displacement"), bei der Magnetfelder ein elektrisches Feld induzieren, das wiederum eine elektrische Polarisierung, Ladungstrennung oder Ladungsverschiebung in der Materie oder im Äther-Feld bewirkt (auch als Verzweigungs- und Teilungsprozess des elektrischen Feldes interpretierbar). Maxwell bezeichnete diesen Prozess als einen beginnenden, aber noch keinen richtigen Strom, und erfaßte damit die elektrische Dipolbildung von Molekülen und die elektrische Polarisierung nichtleitender Materie, auch des grundlegenden Äther-Feldes. Die elektromotorische Bewegung ist reversibel; die Umkehrung des Teilungsoder Verschiebungsprozesses bringt elektrische Ströme umgekehrten Vorzeichens hervor (und kann als Verschmelzungsprozess eines verzweigten elektrischen Feldes gelesen werden). Die elektromotorische Kraft, der sogenannte Displacement- oder Verschiebungsstrom, modelliert verschieden starke plastisch-elastische Verformungen eines viskosen Mediums durch Verschiebung, Verdrängung oder Aufspreizung in positive und negative Feldbestandteile, was Ursache der Elastizität des Äther-Feldes sei. Auf diese Weise soll Energie durch Verformung, Ladungstrennung und dielektrische Verschiebungen (= Feldverzweigungen) in der Materie gespeichert, die Bewegung von Teil zu Teil des zusammenhängenden Feldes übertragen und die Ausbreitung von Wärme und Licht im Äther-Feld auf eine endliche Geschwindigkeit verzögert werden. Dieser Betrachtungsweise liegt wie schon bei Avogadro der naturphilosophische Gedanke zugrunde, daß zwischen Äther und Materie keine echte Trennung existiert; daß auch der Lichtäther aus Elementarstrukturen (Molekülen) besteht. Daß die Strukturbeschaffenheit von Materie und Feldern dieselbe ist, ist ein Gedanke, der 40 Jahre später (1905) in Einsteins Quantenhypothese des elektromagnetische Feldes wieder auftaucht und weitere 20 Jahre später (1925) für die Quantennatur der Materie bestätigt wurde, ohne daß diese gemeinsame Strukturbeschaffenheit bis heute begriffen werden konnte. © mario wingert 2008 studio für art I design I science www.anatomy-of-emptiness.de Maxwell vermutete, dass der Prozess der elektrischen Polarisierung von Isolatoren oder Dielektrika (z.B. Glas, Schwefel, Luft, aber auch des ÄtherFeldes) durch Magnetfelder im Prinzip der magnetischen Polarisierung von elektrisch leitenden Materialien (z.B. Eisen) gleiche: Jede Elementarstruktur im dielektrischen Medium sollte lokal eine entgegengesetzte Polarisierung annehmen, die sich kettenartig ausbreitet und insgesamt zu einer spürbaren polaren Aussenwirkung führt; im einen Fall elektrischer, im anderen magnetischer Natur. Verursacht wird die elektromotorische Kraft entweder durch eine Bewegung der Materie relativ zum (elektro-) magnetischen Feld, oder durch eine Veränderung der Stärke oder Richtung dieses Feldes selbst. Sie induziert dann entweder einen Strom und erhitzt die Materie je nach Widerstand, oder sie zerlegt die Materie wie in Faradays Experimenten, oder sie polarisiert nichtleitende Materie durch elektrische Ladungstrennung in elastisch-plastischen Verformungsprozessen, die sich je nach Material mehr oder weniger schnell von selbst umkehren, sobald die induzierende Kraft verschwindet. Im mathematischen Modell erscheint die elektromotorische Kraft als polarisiertes elektrisches Feld, gedämpft durch Materialeigenschaften. Dahinter scheinen sich Verzweigungs- und Verschmelzungsprozesse von Feldern zu verbergen, was in Maxwells Wellenbild nur als An- und Abschwellen der elektrischen Feldstärke erscheint. Das trifft ebenso auf das Magnetfeld zu, dessen Feldstärke gleichzeitig mit der elektrischen Feldstärke schwankt. Beide Felder und ihre Veränderungen werden als Transversalwellen aufgefasst; sie stehen (wie Verzweigungen) quer zur Hauptbewegungsrichtung des Lichts. Mathematisch wird das durch zwei orthogonal zueinander und zur Ausbreitungsrichtung des Lichts stehenden Feldvektoren visualisiert, die damit auch eine Art ontologische "Entgegengesetztheit" oder "Orthogonalität" ausdrücken (Abb. 7). In Maxwells Modell lässt sich dann ein zyklischer Prozess erkennen, in dem sich ein zunächst neutrales Feld durch ein Magnetfeld elektrisch polarisiert (ganzheitlich teilt und räumlich verzweigt), durch eine elastische Gegenkraft wieder zusammenfällt (verschmilzt) und dabei ein dem ursprünglichen Magnetfeld entgegengesetztes Magnetfeld erzeugt. Die Gesamtheit aller Bewegungen, Grössen und physikalischen Begriffe definierte Maxwell in 20 Gleichungen mit 20 Variablen als dynamische Feldtheorie, wobei die Dynamik, die Veränderung der Feldstruktur, trotz der Vorbehalte Maxwells noch immer als Bewegung im Sinne der Mechanik erscheint. Die Gleichungen beschreiben die Änderung der elektrischen und magnetischen Polarisation zeit- und ortsabhängig als fortschreitende Punkt-zu-Punkt-Bewegung in einem zusammenhängenden, sich durch die Bewegung selbst ständig verändernden Feldkontinuums. Die Ausbreitung der "Welle" erfolgt jedoch nicht als gerichteter, gewellter Lichtstrahl, sondern isotrop und homo­gen in alle Raumrichtungen zugleich, also in Kugelform, mit konstanter Geschwindigkeit. Wie man sich diese blasenartige Ausbreitung im Raum, verknüpft mit Transversalwellen, Aufspreizungen und Rotationen anschaulich-widerspruchsfrei vorstellen sollte, konnte Maxwell wie gesagt nie klären, sondern eben nur behelfsmässig mechanistisch illustrieren. In Bezug auf seine Aussagen zu den energetischen Zusammenhängen wollte Maxwell jedoch wörtlich verstanden werden: Die Energie des elektromagnetischen Feldes sei oszillierende mechanische Energie, zur Hälfte bestehend aus potentieller Energie, die durch Strukturbildung im Feld und in der Materie temporär gespeichert und als elastisches Rückstellvermögen wirksam wird, und kinetischer Energie, die durch die Anregung benachbarter Bereiche als Wellenbewegung kontinuierlich im Raum fortschreitet. Die Ausdehnungsgeschwindigkeit der Kugelfront identifizierte Maxwell als die des Lichts. Maxwell hat diese Geschwindigkeit allerdings nicht gemessen, sondern aus der Elastitzität des Äther-Feldes berechnet, die vom Verhältnis zweier Kenngrössen abhängt, die den Displacement- oder Verschiebungsterm bestimmen. Die eine Grösse betrifft Magnetfelder und wird ziemlich willkürlich definiert; die andere betrifft elektrische Felder, wird experimentell ermittelt und ist eine Art Materialkoeffizient für das Polarisationsvermögen der Materie, auch des grundlegenden Feldes (Äthers; Vakuums; freien Raumes). Die Relation beider Grössen stellt nach Maxwell und noch heute allgemein gültiger Auffassung eine Geschwindigkeitsgrösse dar, die mit der des Lichts identisch ist. µ (nü) ε (eta) µ (nü): Magnetische Permittivität Mass für das Durchlassvermögen des Äthers (Vakuums, freien Raumes) und der Materie für Magnetfelder (eine Aussage über die Magnetisierbarkeit). Ist eine definierte Konstante. Ursprung: Amperès Kraftgesetz. Zweck: Verknüpfung der Einheit der Die Übereinstimmung seiner Berechnungen mit rein elektrostatischen Messungen an einem Kondensator durch Weber und Kohlrausch veranlaßte James C. Maxwell zu seiner berühmten Hypothese: "... dass Licht selbst (inklusive Wärmestrahlung und andere Strahlung, falls vorhanden), nichts anderes als eine elektromagnetische Störung in Form von Wellen sei, übermittelt durch das elektromagnetische Feld gemäss den elektromagnetischen Gesetzen” . Stromstärke (Ampere) mit mechanischen Einheiten wie Masse, Länge und Zeit. Ermöglicht damit auch eine elektromagnetische Definition der Konstante c, der aus der Optik bekannten Lichtgeschwindigkeit, als c=1/√µε. Auch Vakuum-Perme­abilität, Induktionskonstante oder Influenzkonstante genannt. Neuerdings nur noch als Magnetische Feldkonstante bezeichnet, um keine ontologischen Sinnfragen mehr zu provozieren (z.B. was bedeutet das physikalisch für das Feldkonzept?). ε (eta): Elektrische Permittivität Mass für das Durchlassvermögen des Äthers und nichtleitender, isolierender Materie (Dielektrika) für elektrische Felder. Kennzeichnet das elektrische Polarisationsvermögen eines Dielektrikums und die daraus folgende Reduktion des einwirkenden elektrischen Feldes. Variable Größe, wird experimentell bestimmt. Maxwells dielektrische Verschiebung (= elektrische Polarisation) hängt von dieser Materialkenngröße und der Stärke des elektrischen Feldes ab. Auch Dielektrizitätskonstante des Vakuums oder freien Raumes genannt, also auch ein “Materialkoeffizient” für die elektrische Permeabilität (Durchlässigkeit) des Vakuums. Da auch hier deutlich physikalisch Bedeutungen mitschwingen, die nach einer Beantwortung der ontologischen Sinnfrage verlangen (die in der momentanen Interpretation der Relativitäts- und Quantentheorie ausgeklammert wird), nennt man diese Größe neuerdings auch Elektrische Feldkonstante J. Clerk Maxwell: A Dynamical Theory of the Electromagnetic Field, S.466 (20) © mario wingert 2008 studio für art I design I science www.anatomy-of-emptiness.de - für alle praktischen Zwecke nahezu perfekt. Sie wurden von Heavyside und Hertz auf vier elementare Grundgleichungen reduziert und durch eine Schreibweise modernisiert, die komplexe Zahlen verwendet. Abbildung 7 Maxwells Feld-Dynamik in Wellenform In dieser Skizze wird ein symbolischer Zusammenhang zwischen elektrischen und magnetischen Feldern und der Ausbreitungsrichtung des Feldes in der Zeit hergestellt. Die Verzweigung und Verschmelzung des elektrischen Feldes durch die elektromotorische Kraft - die elektrische Polarisation - wird hier nicht explizit dargestellt, sondern als wellenartiges An- und Abschwellen des elektrischen Feldes symbolisiert. Auch die Umkehrung des Magnetfeldes während der Verschmelzung des elektrischen Feldes wird hier nicht sichtbar (Skizze des Autors, nach Maxwell). Die hier gegebene Zusammenfassung folgt direkt Maxwells eigener Darstellung, was seine Intentionen erst richtig deutlich macht. Spätere Interpretationen versuchen mehr oder weniger bemüht, das grundlegende Äther-Feldkonzept Maxwells zu meiden und als antiquiert erscheinen zu lassen, wodurch die eigentliche Tiefe und Brillanz der maxwellschen Vorstellungen jedoch verloren geht. Maxwells Gleichungen, in denen auch das Wissen seiner Vorgänger (Galvani, Coulomb, Amperè, Ørstedt, Faraday, Gauss, Weber) und Nachfolger steckt (Heavyside, Hertz, Lorentz usw.) sind noch heute gültig und beschreiben elektromagnetische Felder - auch ohne Substanzgrundlage Klar ist heute, dass es ein echtes Vakuum tatsächlich nicht gibt, da Felder immer vorhanden sind - und selbst Materie aus substanzlosen Feldern besteht. Maxwells Anliegen ist damit nach wie vor aktuell, falls man es noch für nötig hält, die Topologie des elektromagnetischen Feldes und seine Wechselwirkungen mit Materie wirklich zu verstehen. Und vor allem, wenn man gezwungen ist, die Existenz eines nicht-feldfreien Universums oder eines grundlegendes Feldes im Universum zu akzeptieren. Klar sollte inzwischen auch sein, dass jede vernünftige Kosmologie hintergrundunabhängig sein sollte, was bedeutet, dass Raum- und Zeitvorstellungen - wie schon in Einsteins Allgemeiner Relativitätstheorie - nicht mehr axiomatisch vorausgesetzt werden können. Offensichtlich haben wir Faradays Programm nur noch nicht konsequent genug umgesetzt: Wir wissen noch immer nicht, wie sich die Dichotomie zwischen Feldern und Teilchen, das Welle / QuantenParadoxon, auflösen lässt (die offizielle Lehrmeinung hält das weder für nötig noch möglich), und demzufolge auch nicht, wie sich kompakte, stofflich erscheinende Materie aus nichtstofflichen Feldern bildet; oder wie sich die Quantenphysik als Strukturtheorie mit Feldvorstellungen widerspruchsfrei - ohne Teilchen - verknüpfen lassen soll. Es fehlt nach wie vor an neuen physikalischen Vorstellungen, welche die mechanischen Behelfs­illustrationen ersetzen könnten. Wie man am Original auch erkennen kann, ging es Maxwell bereits um ein universelles ontologisches Feldmodell, das mit sich selbst inter­agiert und dabei strukturell-topologisch verändert; seine Prinzipien gelten für Materie und Felder. Die Verzögerung bei der Übertragung von Licht und Wärme versuchte Maxwell einerseits mit einer polaren Strukturbildung des Feldes, andererseits mit einer mechanischen Bewegung zu erklären10. Auch das Gravitationsproblem und seine Verwandschaft zu den elektromagnetischen Kräften erwähnte Maxwell bereits, konnte dazu aber keine Vorstellungen entwickeln. Deutlich sichtbar wird nun auch, dass sich hinter dem Verschiebungs- oder Displacement-Term elektrische und magnetische Polarisationsprozesse verbergen, die auch als ganzheitliche Feld-Bifurkationen verstanden werden könnten - was auch für den Induktionsprozeß selbst zu vermuten ist. Man könnte den Verschiebungsterm also durchaus als reversiblen Verzweigungsterm auffassen, der Teilungs- und Verschmelzungsprozesse von Feldern – ohne Unterschied zwischen Licht und Materie - modelliert. Obwohl Maxwells Theorie theoretisch und praktisch ausserordentlich erfolgreich war (so wie die Quantentheorie heute), führten die substanzartige Äther­vorstellung und die Wellentheorie schon bald zu tiefen konzeptionellen 10 Wie wir später sehen werden – und das Kondensatorbeispiel bereits andeutet - bedarf es einer mechanischen Bewegung des Feldes dazu nicht. Das löst auch das Problem des absoluten Bezugssystems und ermöglicht die Existenz eines grundlegenden Feldes, das ´das Universum´ ist. Widersprüchen - obwohl Heinrich Hertz die Existenz von Wellen 1888 experimentell scheinbar eindeutig nachgewiesen hatte. Zum einen erschwerte die Unanschaulichkeit der Topologie der Felddynamik ein echtes Verständnis der physikalischen Beschaffenheit des Feldes, seiner Kenngrößen und seiner Transformationen, auch in Materie. Zweitens ließ sich die postulierte Bewegung der Wellenanregung - die Konstanz der Lichtgeschwindigkeit - nicht mit dem Bewegungsbegriff der Mechanik vereinbaren. Und drittens war die Kontinuumshypothese, die dem ätherbasierten Wellenmodell zugrunde liegt, mit dem Energieerhaltungsprinzip nicht verträglich, wie Max Planck 1900 feststellen mußte. Plancks Gleichung der Wärmestrahlung besagte statt dessen, dass Energie nicht kontinuierlich, sondern nur in bestimmten Mengen vom elektromagnetischen Feld an Materie und umgekehrt übertragen wird. Planck nannte sie Wirkungsquanten (Quantum: lateinisch für Menge) und gedachte, dafür die Eigenschaften der Materie verantwortlich zu machen, ohne die maxwellsche Theorie oder die Kontinuität des elektromagnetischen Feldes in Frage zu stellen. Albert Einstein kam 1905 (knapp 26 Jahre alt) jedoch zu dem Schluss, dass mit dem Kontinuums­konzept des Feldes etwas nicht stimmen konnte. Zur gleichen Erkenntnis kam er in Bezug auf Newtons Raum- und Zeitvorstellungen. Und er erkannte, dass zwischen beiden Problemen ein Zusammenhang besteht. Aus diesem Konflikt entstanden nahezu parallel zwei scheinbar voneinander unabhängige Theorien, die Quantenhypothese des Lichts und die Spezielle Relativitätstheorie. © mario wingert 2008 studio für art I design I science www.anatomy-of-emptiness.de 4.4. Einsteins Quantenhypothese Da Einsteins Lichtquantenhypothese selbst von namhaften theoretischen Physikern nicht immer korrekt wiedergegeben oder interpretiert wird, sollen die mit ihrer physikalischen Bedeutung verknüpften Probleme hier etwas genauer dargestellt werden. In seiner Quantenhypothese des Lichts stellte Einstein fest, dass Plancks Herleitung der Strahlungsgleichung in sich selbst widersprüchlich war; sie war mit einer Theorie, in der sich die Energie des Feldes kontinuierlich und kugelartig im Raum (Äther; Vakuum) ausbreiten soll und stetig auf Materie übertragen werden kann, nicht vereinbar. Einstein behandelte das Strahlungsproblem mit statistischen Methoden der Mechanik und Thermodynamik und entwickelte eine Analogie zwischen einem materiellen Molekül-Gas und einem "Lichtquanten-Gas". Einstein schlussfolgerte aus Energie- und Entropieprinzipien, bei denen Avogadros Hypothese (in ihrer mechanistischen Form) eine Schlüsselrolle spielte, dass das elektromagnetische Feld eine nichtkontinuierliche Struktur besitzen muss. Mit anderen Worten: Die Lichtquantenhypothese behauptet, dass das elektromagnetische Feld wie Materie real existiert und eine Struktur hat, die ebenfalls aus Elementarstrukturen bestehen muss. Diese entsprechen bestimmten Energiemengen - Plancks Wirkungsquanten - und übertragen als "Lichtquanten" Energie auf Materie. Einstein vermutete deshalb, dass Max­wells Theorie die "Mikro­struktur der Strahlung" nicht abbilden könne. Das irritiert etwas, denn an Mikrostruktur hat Maxwells Theorie wahrhaftig jede Menge zu bieten - man denke nur an die Palette elektromotorischer Verschiebungen, die Verformungen des Feldes und die Polarisation dielektrischer Materiestrukturen. Man könnte eher sagen, daß Maxwells Theorie nicht vollständig ist; sie kann die qualitative Struktur der Strahlung (bzw. des Feldes) und Absorptionsereignisse nicht abbilden. Einstein geht also vom Problem der Energieerhaltung bei der Wechselwirkung des elektromagnetischen Feldes mit Materie aus. Anschaulich illustriert sieht das Problem etwa so aus: Die gleichförmige Ausdehnung der maxwellschen Feldkugel "im Raum" (auch im Äther oder Vakuum) müsste theoretisch Wechselwirkungen zwischen Feld und Materie an allen Punkten der Kugel­oberfläche erlauben, auch mit mehreren, ja beliebig vielen Materiestrukturen gleichzeitig. Das widerspricht jedoch dem Energieerhaltungsprinzip, denn die ausgesendete Energiemenge ist nicht nur begrenzt, sondern auch portioniert (in der Speziellen Relativitätstheorie wird Einstein feststellen, dass diese Vorstellung die Aufgabe der newtonschen Gleichzeitigkeit erfordert). Ausserdem müssten diese Wechselwirkungen nach Maxwell von der Intensität der Strahlung am jeweiligen Ort der Materie abhängen, da sich die Lichtkugel immer weiter ausdehnt und die Energie sich entsprechend verdünnen würde. Plancks Gleichung und Lenards Experimente hatten jedoch gezeigt, dass die Energieübertragung nicht von der lokalen Helligkeit oder Intensität der "Strahlung", sondern nur von der Frequenz des Lichts abhängt und energetisch portioniert sein muss. Das aber bedeutete, wie Einstein erkannte, daß mit der kontinuierlichen Ausbreitung der Strahlungsenergie und den Vorstellungen zur homogenen Beschaffenheit des Feldes etwas nicht stimmen konnte (was auch für Felder ohne Äther, Raum oder Vakuum gelten würde). Aus diesen Gründen schlussfolgerte Einstein, dass das elektromagnetische Feld eine noch unbekannte ontologische Struktur besitzen müsse, die aus bestimmten Mengen Lichtenergie besteht - was dann zu individuellen, energetisch portionierten Wechselwirkungen mit Materie führt (Abb. 8 Maxwells Lichtkugel). Einsteins Lichtquanten-Begriff bezeichnet also sowohl Struktur­elemente­ des freien elektromagnetischen Feldes, die man eigentlich noch nicht "Licht" nennen kann, als auch lokal wirkende Energieportionen, die wir zu Recht Licht und Wirkungsquanten nennen dürfen. Diese Doppeldeutigkeit ist nicht immer klar; auch nicht die Folgen einer unscharfen Verwendung des Begriffes "Licht" als Synonym für das noch nicht wechselwirkende, aber strukturierte elektromagnetisch Feld. Das betrifft sowohl die Verständnisprobleme der Quantenals auch der Relativitätstheorie. Erst nachdem Einstein die Hypothese einer wie auch immer gearteten Struktur des Feldes abgeleitet hatte, machte er sich daran zu untersuchen, ob auch die Emissions- und Absorptionsprozesse von Licht so beschaffen sind, als ob sie aus solchen Energiequanten bestünden. Um das mathematisch-quantitativ fassen zu können, entwarf er ein Hilfsmodell der Strahlung, in dem er die Wirkungsmenge ´Lichtenergie´ ausdrücklich heuristisch und provisorisch, wie er auch später noch mehrfach betonte, als räumlich Abbildung 8 Maxwells Lichtkugel & Einsteins Lichtquantenhypothese Nach Maxwells Theorie könnten alle beteiligten Materiestrukturen gleichzeitig mit dem sich kugelartig ausbreitenden Feld wechselwirken. Nach Einsteins Lichtquantenhypothese wirkt das elektromagnetische Feld jedoch immer nur punktartig-lokal in bestimmten Energieportionen (hier auf dem rechten Schirm). 10 © mario wingert 2008 studio für art I design I science www.anatomy-of-emptiness.de eng konzentrierte Energie­portion auffassen und damit wie ein diskretes Teilchen der Mechanik behandeln konnte. Einstein behauptete nun, dass "die sich bewegen, ohne sich zu teilen, da sie immer nur als Ganze absorbiert oder erzeugt werden können". Diese teilchenartigen Lichtquanten sollten dann mit Elektronen, ganz wie in der Mechanik üblich, modellhaft in Form von Stössen wechselwirken. Behelfsmässig war das mechanistische Modell deshalb, weil die energetische Ganzheit dieser Lichtquantenvorstellung - als "Unteilbarkeit" aufgefasst - mit der Inter­ ferenzbedingung absolut nicht verträglich war. Um die Zwei-Wege-Bedingung im Doppel­spaltexperiment berücksichtigen zu können, war das Wellenmodell (und dabei vor allem der Prozess der Zweiteilung) nach wie vor unverzicht­ bar. Das wusste damals noch jeder Physiker, natürlich auch Einstein. Das mechanistische Behelfsmodell für die gesuchte Struktur des elektromagnetischen Feldes stand dermassen offensichtlich im Widerspruch zu Youngs Experiment und dem Interferenzphänomen, dass es 20 Jahre dauerte, bis sich die Quantenhypothese des Lichts durchsetzen konnte. Millikans Experimente lieferten 1915 die ersten quantitativen Beweise und zwangen selbst ihn, einen hartnäckigen Skeptiker, die Richtigkeit der Lichtquantenhypo­ these anzuerkennen. Und das, obwohl ein widerspruchsfreies physikalisches Modell der Struktur des Feldes, das sowohl der Interferenzbedingung als auch der punktartig-lokalen Absorptionsbedingung genügen müsste, noch immer fehlte. Daran hat sich bis heute nicht das Geringste geändert. Einstein sah in diesem Widerspruch - im Gegensatz zu vielen anderen Physikern nach ihm - jedoch immer das "grösste Problem der theoretischen Physik" und versuchte ein Leben lang, das eigentliche Problem zu verstehen und zu lösen. Wenn sich Physiker heute also darauf berufen, dass Einstein behauptet hätte, dass elektromagnetische Felder aus punktartigen, räumlich konzentrierten Energieportionen bestünden oder Licht eine "atomistische" Struktur hätte, haben sie seine Arbeit, seine Intentionen, seine Gedanken, seine Suche und vor allem das Problem noch nicht verstanden - oder ganz bewusst "das Handtuch geworfen" (Feynman). Erstaunlich ist nur, dass vielen Physikern überhaupt nicht bewusst ist, dass sie die Physik in eine Sackgasse manövrieren, wenn sie einem Grundsatzproblem der Physik - und des Naturund Realitätsverständnisses - auf diese Art ausweichen. Sie verwechseln dann ein bestimmten Zwecken dienendes quantitatives Modell, das zudem auch noch ausdrücklich als Behelfsmodell gekennzeichnet ist, mit einer physikalischen Theorie, die nach wie vor unvollkommen ist, weil sie nicht in der Lage ist, ein widerspruchsfreies qualitatives, eben physikalisch-ontologisches Modell des elektromagnetischen Feldes und der punktartigen Wechselwirkungen zu liefern. Bestärkt werden sie in dieser Attitüde von der quantenmechanischen Interpretation, die ein utilitaristisches Wissenschaftsverständnis propagiert - eben weil Einstein, Bohr, Heisenberg und Born das Problem nicht lösen konnten. Im Gegensatz zu Bohr, Heisenberg und Born war Einstein jedoch klar, was eine gute physikalische Theorie zu leisten hat und was ihm dazu noch fehlt was ihn nicht daran gehindert hat, das revolutionäre Potential seines Konzepts schon 1905 zu begreifen. Konsequen- terweise blieb das Welle / QuantenParadoxon, das ein echtes Verständnis der wahren Beschaffenheit der Elementarstrukturen der Natur blockiert, für Einstein immer das Hauptproblem der theoretischen Physik. Mit dieser Beurteilung des Quantenproblems stand er jedoch schon um 1930 so gut wie allein. 4.5. Einsteins Relativprinzipien In der Speziellen Relativitätstheorie, der zweiten grossen Theorie des Jahres 1905, verfolgte Einstein das Ziel, den Widerspruch aufzulösen, der sich aus der scheinbaren Unvereinbarkeit des Bewegungsbegriffs der Elektrodynamik mit dem Bewegungsbegriff der Mechanik ergab. Es geht im Grunde um das gleiche Problem, das schon in der Lichtquantenhypothese eine Schlüsselrolle spielt: Die gleichförmige Ausdehnung der maxwellschen Lichtkugel im Raum, die theoretisch Wechselwirkungen mit beliebig vielen Materiestrukturen gleichzeitig erlauben sollte. Das widerspricht zwar dem Energieerhaltungsprinzip in der Quantentheorie, schien aber mit dem newtonschen Axiom der Gleichzeitigkeit vereinbar. Dass die Vorstellung von einer im Universum geltenden Einheitszeit jedoch aufgegeben werden muss, war eine der Schlussfolgerungen der Speziellen Relativitätstheorie. Einstein hoffte damit, das Bewegungsproblem lösen zu können. Vermutlich war es Einstein selbst noch nicht klar - aber praktisch hat er mit dieser Theorie sämtliche Vorstellungen von einer mechanischen Bewegung des Feldes im Raum aufgehoben. Deutlich bewusst war ihm jedoch, dass das Bewegungsproblem mit klaren und einleuchtenden Prinzipien behandelt und formal gelöst werden kann, ohne damit schon Anspruch auf Anschaulichkeit oder ein umfassendes Verstehen erheben zu können. Die Beschränkung auf eine formal-mathematische Lösung hat vermutlich damit zu tun, dass Einstein nun wieder einen Schritt zurückgeht: Er behandelt das elektromagnetische Feld in der Speziellen Relativitätstheorie wieder ganz "klassisch", ohne Bezug auf seine Lichtquantenhypothese oder eventuelle Korrekturen an Maxwells Theorie zu nehmen. Dennoch erfährt das max­wellsche Konzept auch in der Relativitätstheorie eine Veränderung. Maxwells Äther-Feld wird als überflüssig und unnötig verworfen, obwohl Maxwells Feldvorstellung eine grundlegende Einheit des Universums impliziert, die im Grunde unverzichtbar ist. Einstein hielt es offenbar aufgrund hartnäckiger Widersprüche für ökonomischer, nur dem Anregungsteil des Feldes eine Realität im Sinne Faradays zuzugestehen. Und damit beginnen die ersten Irritationen: Bei Einstein breitet sich nun ein elektromagnetisches Feld, von der Materie punktartig startend, kugelförmig ´im Raum´ oder ´Vakuum´ mit Lichtgeschwindigkeit aus. Doch in Wirklichkeit – sowohl für die Theorie als auch für die anschauliche Vorstellung - spielt diese gedachte Bewegung physikalisch überhaupt keine Rolle. Wie in der Lichtquantenhypothese gibt es auch in der Relativitätstheorie eine noch aufzuklärende Diskrepanz zwischen Wort und Tat; zwischen dem, was die Theorie aussagt, und den Bildern, die wir uns - wie Einstein auch - davon zu machen suchen. Folgende Äusserung zeigt, wie und warum Einstein den Äther verwirft. Damit kann aber noch nicht ausgeschlossen werden, daß ein grundlegendes Feld existiert: 11 © mario wingert 2008 studio für art I design I science www.anatomy-of-emptiness.de "Die Einführung eines ´Lichtäthers´ wird sich insofern als überflüssig erweisen, als nach der zu entwickelnden Auffassung weder ein mit besonderen Eigenschaften ausgestatteter ´absolut ruhender Raum´ eingeführt, noch einem Punkt des leeren Raumes, in welchem elektromagnetische Prozesse stattfinden, ein Geschwindigkeitsvektor zugeordnet wird." Das insofern Überflüssige ist natürlich Newtons Behälterraum, egal ob mit einem Medium gefüllt oder nicht. Es gibt also kein Aquarium, in dem sich die Welt befindet. Es gibt kein natürliches Raumbezugssystem, schon gar kein absolutes. Das bedeutet, dass Bewegung und Veränderung nicht mehr in Bezug auf einen gegebenen räumlichen und zeitlichen Rahmen formuliert werden kann. Das beeinhaltet aber noch keine negative Aussage über die Möglichkeit eines universellen Feldes, das sich auf sich selbst bezieht. Der zweite Teil dieser Äusserung betrifft den Ereignispunkt, der immer als ruhend betrachtet werden kann. Und das heisst ganz praktisch: Zwischen Feld und Materie gibt es im Moment der Emission und Absorption keine Relativbewegung - im Sinne der Mechanik. Das könnte natürlich auch bedeuten, dass das elektromagnetische Feld seinen Ort nicht verändert, aber seine Struktur - und es bewegt sich doch, wenn auch auf andere Weise. Es könnte dann ebensowenig als ruhend aufgefasst werden, wie es als absolutes Bezugssystem dienen könnte. Das würde sich mit einem grundlegenden Feld, in dem Materie und elektrische und magnetische Felder gleichermassen Manifestationen dieses Feldes sind, durchaus vertragen. In einer umfassenden Feldtheorie (auch ohne Äther, Raum, Vakuum) muss es theoretisch sogar ein grundlegendes Feld im Symmetriezustand geben, das durch Störungen – sprich Asymmetrien - angeregt werden kann, was ganz im Sinne Maxwells zu den elektrischen und magnetischen Phänomenen führen würde. Da es nicht stofflich ist, wäre es nur scheinbar eine Art Nichts, aber zugleich Potential für Alles: Es wäre ohne effektive Wechselwirkungen (Strukturveränderungen in der Materie) weder nachweisbar, noch als ´Licht´ wahrnehmbar, aber dennoch real vorhanden – genau so wie Einsteins Lichtquanten (die Feldstruktur) vor einem Absorptionsereignis. Erstaunlich, dass Einstein diese Perspektive nicht einnehmen konnte, die mit seinen beiden Theorien voll verträglich gewesen wäre. Einige Physiker verfolgten solche Vorstellungen weiter, was lange als Irrweg galt. Doch heute ist diese Vorstellung wieder voll akzeptabel – sie taucht nur unter neuen Namen auf, zum Beispiel als Quantenfluktuation, Nullpunktenergie und Nullmessung. Um beurteilen zu können, ob diese Auslegung nicht etwas zu weit geht, sollten wir uns die Ausgangssituation zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch einmal vergegenwärtigen: Wenn Newtons absoluter Raum wie ein Aquarium mit einem stofflichen Medium gefüllt wäre, müsste sich jede Bewegung einer Materiestruktur feststellen und ihre Geschwindigkeit relativ zu diesem Medium - und damit zum absoluten Raum - messen lassen. Für den leeren Raum (Newtons Behälterraum) war das bekanntlich unmöglich, was Galilei zum Relativprinzip der Mechanik geführt hatte. Es lautet: Es ist ohne ein weiteres Bezugssystem unmöglich festzustellen, ob und wie sich ein Körper bewegt, solange in diesem System keine Kräfte wirken. Ein solches Bezugssystem nennt man ein Intertialsystem (inert: träge). Diese Situation kann von einem ruhenden System nicht unterschieden werden; also macht es keinen Sinn mehr, von einer absoluten Bewegung (gegenüber dem Raum) zu sprechen. Bewegung im Sinne der Mechanik, also Ortsveränderung pro Zeiteinheit, kann deshalb nur relativ zu anderen Bezugssystemen sinnvoll definiert werden. Es lässt sich ohne wirkende Kräfte ("Beschleunigungen") jedoch nicht entscheiden, welches von beiden sich "wirklich" bewegt. Jedes der beiden kann sich demzufolge als ruhend betrachten, wenn es die Bewegung des anderen relativ zu sich beschreibt. Die Frage war nun: Galt ein solches Symmetrieprinzip auch in der Elektrodynamik? Für elektrische und magnetische Felder, also für Faradays Induktion? Und für die Bewegung der Lichtkugel relativ zu Materiekörpern? Wenn sich ein Materiekörper im leeren Raum oder Medium bewegt und damit relativ zu einer Lichtkugelfront, müsste ihm die Geschwindigkeit dieser Kugelfront variabel erscheinen, abhängig von seiner eigenen Geschwindigkeit - vorausgesetzt natürlich, dass er sie sehen kann (was natürlich nicht der Fall ist; also ein rein fiktives Problem darstellt). Dahinter stand im Grunde die Frage, ob die Elektrodynamik Maxwells Galileis Relativprinzip und damit die Mechanik ein- oder ausschliesst; im zweiten Fall wäre die Mechanik revisionsbedürftig und müsste der Elektrodynamik untergeordnet werden. Deshalb galt die genaue Messung der Lichtgeschwindigkeit quer und längs zur Bewegungsrichtung der Erde zwischen 1880 und 1915 als Schlüsselexperiment, erbrachte aber kein Ergebnis: Die Lichtgeschwindigkeit erschien immer konstant. Einstein schlussfolgerte daraus, aber mehr noch aus der Relativität der Bewegung von Magnet und elektrischem Leiter beim Induktionsvorgang, dass ein solches Relativprinzip der Bewegung auch in der Elektrodynamik gelten müsse. Stimmt das wirklich? In Bezug auf das Induktionsprinzip leuchtet das sofort ein; in Bezug auf die fiktive Lichtkugel und das Bewegungsproblem noch nicht. Die theoretische Frage war für Einstein nicht, was das für die Beschaffenheit des elektromagnetischen Feldes und seine Bewegungen bedeutet; sondern eher die Frage, ob sich die Elektrodynamik - so wie sie "klassisch" war - aufgrund von Symmetrieprinzipien mit der Mechanik vereinbaren läßt. Dass das Bewegungsproblem nicht trivial ist, zeigen auch die Irritationen, die sich aus der Interpretation des Induktions­prinzips in der maxwellschen Theorie und in ihrer Erweiterung durch Antoon Lorentz ergaben. Lorentz versuchte zwischen 1895 und 1904, die Theorie Maxwells über eine Theorie bewegter, körperhafter Elektronen mit der Mechanik zu verknüpfen. Ob elektrische oder elektromotorische Kräfte auftraten, schien nun davon abzuhängen, welches von beiden Systemen sich "wirklich" (relativ zum Äther) bewegt: Bewegt sich der Magnet, während sich der elektrische Leiter in Ruhe befindet, induziere der Magnet ein elektrisches Feld im Raum, das dann die Elektronen im Leiter in eine Richtung in Bewegung setze und so elektrischen Strom erzeuge (falls es in der Realität zwei entgegengesetzte Richtungen zugleich wären, hätten wir es mit der 12 © mario wingert 2008 studio für art I design I science www.anatomy-of-emptiness.de elektromotorischen Kraft zu tun, mit einer Polarisierung oder Bifurkation des elektrischen Feldes; müssten "Strom" also ganz anders definieren). Ruht der Magnet jedoch und bewegt sich der elektrische Leiter, entsteht nach Lorentz in diesem kein reales elektrisches Feld, sondern ein beginnender, aber noch kein richtiger Strom, Maxwells Verschiebungsstrom - das ist die elektromotorische Kraft, welche die Elektronen dann quer zur Bewegungsrichtung des Leiters in Bewegung setzen soll (wieder in eine Vorzugsrichtung). Wie man Maxwells Gleichungen physikalisch und anschaulich interpretiert, hängt also vor allem davon ab, was man unter "Verschiebung" und "Polarisation" versteht. Das wiederum bestimmt, was man unter Feldern, Elektronen, Strom und Bewegung versteht, und ob dieses Phänomen überhaupt eine Richtung hat, oder eher als Ladungstrennung und Polarisation im Sinne eines Bifurkationsprozesses zu interpretieren ist, der ein elektrisches Feld in entgegengesetzte Richtungen zugleich aufspreizt – was noch gar kein Strom, sondern nur eine elektrische Spannung wäre. Wie auch immer, offenbar genügte diese Interpretation weder dem Relativprinzip Faradays (bei ihm war noch alles symmetrisch), noch der Mechanik; also auch nicht dem galileischen Symmetrieprinzip des Standpunktes von Intertialsystemen, kurz Relativität der Bewegung genannt. Und dazu kommen nun noch die Irritationen mit dem Gesamtgebilde "Lichtkugel": Nach Einstein ändert die maxwellsche Lichtkugel ihren Standort nicht, bewegt sich also nicht wirklich - nur die elektromagnetische Störungsfront breitet sich wie eine Blase im leeren Raum aus (als gäbe es doch ein grundlegendes Feld oder "den Raum"), während die Materiestruktur sich innerhalb dieser Kugel, nur sehr viel langsamer, weiter bewegt, oder sich noch ausserhalb dieser Kugel befindet. Dieses Bild steht jedoch, wie Einstein völlig klar war, im Widerspruch zum galileischen Relativprinzip, denn die Ausdehnungsgeschwindigkeit der Kugel kann für beliebige bewegte Systeme aufgrund des Additionstheorems von Bewegungen oder Geschwindigkeiten in der Mechanik nicht konstant erscheinen - wiederum vorausgesetzt, man kann eine solche Feldkugel überhaupt sehen, was nicht der Fall ist. Dennoch war Einstein aufgrund des faradayschen Induktionsprinzips davon überzeugt, dass das gleiche Relativund Symmetrieprinzip sowohl für Feld und Materie als auch für elektrische und magnetische Felder gelten muss. Wie lassen sich Mechanik und Elektrodynamik dann geometrisch miteinander verknüpfen - oder relationale Beziehungen zwischen "bewegten" Entitäten ungeklärter Struktur herstellen? Wie lässt sich eine Konstanz der Lichtgeschwindigkeit (oder, wie wir auch fragen könnten, ein invariantes Verhältnis von 1/√µε, von magnetischer und elektrischer Permittivität) für jedes beliebige Inertialsystem (das keine Kräfte, Beschleunigungen oder effektive Wirkungen, auch nicht durch Licht, erfahren darf) sicherstellen? Einsteins praktische Antwort: Wir müssen Geschwindigkeiten offenbar ganz anders definieren - und addieren - als in der Mechanik. Wenn das Verhältnis von Weg und Zeit immer gleichbleiben soll, müssen sich Längen- und Zeitmassstäbe eben passend verhalten - also indirekt proportional so ändern, dass der Quotient aus Weg und Zeit immer gleich bleibt. Die Idee war nicht neu: Die Massstäbe eines bewegten Systems könnten sich proportional zur Geschwindigkeit des Systems verkürzen (Fitzgerald 1889), während die Zeit sich entsprechend dehnt (Larmor 1897) – oder umgekehrt. Lorentz griff diese Ideen auf und leitete daraus modifizierte Transformationsgleichungen ab, die das Nullergebnis des Michelson-Morley-Experiments auch theoretisch sicherstellen sollten. Praktisch würde sich ein Materiekörper in Bewegungsrichtung proportional zur Geschwindigkeit tatsächlich verkürzen. Aber wie können sich Körper nur durch eine Bewegung, die nicht definierbar und feststellbar ist, verkürzen – noch dazu, wenn auf sie per Definition keine Kräfte wirken? Einstein hat über ein Jahr damit verbracht, eine Lösung für dieses schwierige Rätsel zu finden, konnte aber nie erklären, wie er seine Lösung eines Tages, nach einem Gespräch mit seinem Freund Besso, plötzlich über Nacht fand. Offenbar war der Schritt, wie er es nannte, eine neue Symmetriekonfiguration des denkenden Geistes, die sich unbewusst von selbst einstellt, was als bewusste Eingebung registriert wird. Dementsprechend ist ein kreativer Akt nur schwer rational zu beschreiben; bekannt durch seine Äusserungen ist nur, dass er die Vorstellung von einer gleichförmig verstreichenden Zeit - der Gleichzeitigkeit im Universum - als Hauptursache aller Denkschwierigkeiten ausmachte. Das Problem liegt dann in den Raumund Zeitvorstellungen des denkenden Geistes, die in Newtons Mechanik als göttlich gesetzte Axiome auftauchen: Bei ihm gibt es einen absoluten Raum und eine absolute Zeit; beides notwen- dige Voraussetzungen, um Bewegung überhaupt als Ortsveränderung pro Zeiteinheit und Gleichzeitigkeit für alle Orte des Welten-Raumes definieren zu können. Einstein wurde klar, dass der Zeitbegriff - oder der Begriff Dauer – immer eine Festlegung von Zeitpunkten voraussetzt, die im Grunde immer nur Aussagen über gleichzeitige Ereignisse an einem Ort zu einer (von einer Uhr an diesem Ort) bestimmten Zeit sein können. Das sind Lokalzeiten; um Aussagen über die zeitliche Anordnung von singulären Ereignissen an verschiedenen Punkten "des Raumes" machen zu können, müssen die beteiligten Systeme erst noch physikalisch miteinander wechselwirken - also Licht austauschen. Einstein erkannte an diesem Tag vermutlich schlagartig, dass Lorentz´ Definition der lokalen Zeit exakt der Synchronisation von verschiedenen Ortszeiten durch Lichtsignale mit konstanter Geschwindigkeit entspricht - und das eigentlich schon alles ist, was man zur Definition von Zeit in der beschreibenden Physik benötigt. Die konstante Laufzeit des Lichts spielt dann die Rolle einer Symmetriebedingung (Wege und Zeiten hin und zurück sind gleich; oder gleichbedeutend - die Gesamtstrecke ist immer durch 2 teilbar). Damit wird das Relativprinzip und die Konstante c universell gültig. Ein ebenso wichtiger Grund für Einstein war die vorbereitende Einsicht, dass Galileis Prinzip eine Aussage über die universelle Gültigkeit von Regelmässigkeiten ("Naturgesetzen") macht: Es spielt keine Rolle, wo sich ein System im Universum befindet und wie schnell es sich bewegt; Gegenstände verhalten sich - solange keine Kräfte wirken - entsprechend der Erfahrung überall gleich, als wären sie in Ruhe. Aus die- 13 © mario wingert 2008 studio für art I design I science www.anatomy-of-emptiness.de sen beiden Gründen erklärte Einstein die Konstanz der Lichtgeschwindigkeit neben Galileis Relativprinzip zu einem zweiten, grundlegenden Symmetrieprinzip, das universell, an jedem Ort des Universums, für Mechanik, Elektrodynamik und Optik gilt - und definierte Gleichzeitigkeit auf diese Weise strikt lokal, gültig nur für individuelle Emissions- und Absorptionsereignisse. Daraus folgt, dass Zeit- und Längenmessungen in kräftefreien Systemen immer in Relation zu den Massstäben des eigenen, als ruhend betrachteten Bezugssystems (Längen und Zeiten) und zur Konstante c als "Einheitsmassstab" definiert werden müssen. Bei Messungen von Längen in anderen, bewegten Intertialsystemen mit Hilfe der Laufzeit des Lichts ergeben sich dann die gewünschten kürzeren Längen und gedehnten Zeitdauern, die eine konstante Lichtgeschwindigkeit sicherstellen. Beides sind nun Größen, die praktisch nur noch von der Differenz der Geschwindigkeit des bewegten Systems zur Lichtgeschwindigkeit abhängen. Die Verkürzung der Massstäbe und die Dehnung der Zeit sind rein kinematische Effekte, die aus der Definition der Messung relativ zur Geschwindigkeit der Lichtkugelfront folgen. Sie ergeben sich zwanglos aus seinen beiden Axiomen und sind nicht etwa als reale Verkürzungen durch Kräfte zu verstehen (wenn das der Fall wäre, könnte man nicht mehr von einem Intertialsystem sprechen, hätte es also mit Dynamik zu tun). Damit hat Einstein die kräftefreie Bewegung im Grunde ganz neu definiert: Nicht mehr als Bewegung gegenüber einem absoluten Raum, dem Äther oder einem Vakuum, sondern als Bewegung relativ zu einer gedachten expandierenden Lichtkugel – und damit auch zu einer nach wie vor ungeklärten Struktur des elektromagnetischen Feldes. Einstein problematisierte mit der Speziellen Relativität also vor allem die Frage, wie das Konzept der Bewegung und das Bewegungsproblem - ohne axiomatische Raum-, Zeit- und Äthervorstellungen, aber unter Etablierung eines universellen, für Felder und Materie gleichermassen geltenden Symmetrieoder Invarianzprinzips gelöst werden kann. Die konstante "Geschwindigkeit" des Lichts ist dabei ausdrücklich eine axiomatische Setzung, die sich nicht wirklich überprüfen lässt - da wir ohne Licht und seine Wechselwirkungen mit Materie keine Möglichkeit haben, Zeitpunkte und Zeitdauern zu definieren. Aber es ist empirisch gesichert, dass Licht- und Wärmeübertragung dauert, so dass sich die mechanistische Interpretation der Bewegung und Struktur des "Lichts" (des Feldes) bislang nicht vernünftig in Frage stellen liess. Die nach der Quantenhypothese des Lichts ebenso naheliegende Frage, ob die ganzheitliche Natur der energetischen Wechselwirkung zwischen einem strukturierten elektromagnetischen Feld und Materie nicht der Hauptgrund für individuelle und deshalb nichtgleichzeitige Ereignisse ist, hat Einstein jedoch nicht problematisiert. Sie ist aber ebenso interessant: In einer Quantenoder Strukturtheorie des Feldes kann die maxwellsche Lichtkugel eines einzelnen Emissionsereignisses nur registriert oder wahrgenommen werden, wenn Materie effektiv, also strukturverändernd mit ihr wechselwirkt, also eine bestimmte Menge Energie – eben ein Lichtquantum - absorbiert. Da das aufgrund der Energieerhaltung immer nur ein individuelles Ereignis sein kann, gibt es auch nach der Quantentheorie keine Gleichzeitigkeit für Absorptionsereignisse oder effektive Wechselwirkungen mit mehreren Materiestrukturen zugleich. Das muss auch auf elektromagnetische Felder zutreffen, die aus mehreren Quanten bestehen, da jede Materiestruktur pro Absorptionsereignis nur ein Quantum Energie absorbieren kann - dann muss die Maxwellkugel (verändert) erhalten bleiben. Anschaulich gesprochen: Materiestrukturen "sehen" immer das gleiche, aber niemals dasselbe Licht - also nie gleichzeitig dasselbe Emissionsereignis. Jedes Absorptionsereignis (bei Einstein und in der Quantenmechanik auch salopp "Beobachtung" genannt) besteht aus einer effektiven Wechselwirkung zwischen Feld und Materie, bei der sich die Struktur des elektromagnetischen Feldes um eine Elementarstruktur verringert, während sich die Materiestruktur durch die Assimilation eben dieses Lichtquants verändert. Es wird in Strukturmasse umgesetzt, was Einstein bereits in der Speziellen Relativität als Massezunahme bzw. als Masseverlust bei der Emission von Strahlung erkannte. Der Schlüssel zum Bewegungsproblem ist meiner Meinung nach deshalb die Frage, ob sich das elektromagnetische Feld bzw. seine Anregung überhaupt im Sinne der Mechanik, also im Sinne von Ortsveränderung bewegt, oder ob es sich doch um Fernwirkungen handelt, bei denen die Zeitdauer zwischen Emission und Absorption im Prozess der Strukturbildung eines grundlegenden, gemeinsamen Feldes selbst begründet liegt. Was Einstein nicht problematisiert zu haben scheint: Emissions- und Absorptions- ereignisse sind einer effektiven Krafteinwirkung oder Beschleunigung in der Mechanik äquivalent. Das aber bedeutet, dass wir es im Falle strukturverändernder Wechselwirkungen nicht mehr mit Intertialsystemen zu haben können, denn die Definition eines Intertialsystems (oder eines isolierten oder noch nicht wechselwirkenden Systems) schließt jede Krafteinwirkung per Definition aus - auch die durch Licht. In diesem Fall können die Bezugssysteme also keine starren Materiekörper mehr sein und Uhren nicht mehr gleichmässig ablaufende Prozesse verkörpern! Dennoch lassen sich Einsteins Relativprinzipien auf die Quantentheorie übertragen, denn auch in der Quantentheorie gibt es Zustände, die noch nicht effektiv miteinander wechselwirken, also Intertialsystemen äquivalent wären: Das sind die sogenannten Kohärenzzustände, modelliert zum Beispiel durch die (verzweigte) Wellenoder besser Zustandsfunktion am Doppelspalt, Materiefeldzustände, wie sie durch Schrödingers Wellengleichung modelliert werden, oder die Reflexion von Licht. Und es gibt Emissions- und Absorptionsereignisse, die Kohärenzund Interferenzzustände verändern, also effektive Strukturveränderungen, die das elektromagnetische Feld und die Materie gleichermassen und vor allem gleichzeitig betreffen. Berücksichtigt man diese Unterscheidung, ist es möglich, Einsteins Relativprinzipien konsistent von nicht-effektiven auf effektive Strukturveränderungen zu übertragen. Der Unterschied zwischen effektiven und nicht-effektiven Wechselwirkungen läßt sich am besten anhand der partiellen Reflexion einzelner Lichtquanten verdeutlichen, wie der folgende Abschnitt zeigt. 14 © mario wingert 2008 studio für art I design I science www.anatomy-of-emptiness.de V. Bewegung als Strukturveränderung. Ein neues physikalisches Prinzip 5.1. Die Verzweigung des Lichts Wie für Youngs Experiment gibt es auch für die partielle Reflexion bis heute kein überzeugendes physikalisches Modell. Wird die Interferenzbedingung jedoch uneingeschränkt akzeptiert, erkennt man sofort, dass sich auch einzelne Lichtquanten verzweigen müssen. Bei Dauerbestrahlung, zum Beispiel mit einem Laser, wird diese Verzweigung des Lichts deutlich sichtbar (Abb. 9). Wird das Experiment mit einzelnen Lichtquanten ausgeführt, kann man die Verzweigung des Feldzustandes nicht mehr sehen, sondern nur noch im Geiste erkennen - da ein Quantum Feldenergie eben nur durch den Absorptionsprozess sichtbar oder registrierbar und damit zu "Licht" wird (Abb. 10 ). Damit wird auch klar, was die Wellenfunktion physikalisch bedeutet: Sie modelliert ein elektromagnetisches Feld, das sich am Doppelspalt, an einer Glasscheibe oder am halbdurchlässigen Spiegel teilt und eine zusammenhängende, verzweigte Feldstruktur ausbildet. Der Abstand zwischen den beiden "Spitzen" der Wellenfunktion kann beliebig gross werden, ja sogar Lichtjahre betragen, dennoch hängen die beiden Zweige oder Feldzellen immer zusammen - denn sie können durch Spiegel jederzeit wieder zusammengeführt und zur Interferenz gebracht werden. Aufgrund dieses Zusammenhangs (Kohärenz genannt) müssen wir physikalisch von einem nichtmechanischen, ganzheitlichen Teilungsprozess und einem verzweigten elektromagnetischen Feld sprechen - was Maxwell und Einstein noch nicht erkennen konnten. Diese Feldstruktur ist enantiomorph beschaffen; sie besteht aus entgegengesetzten Zweigen (Lichtstrahlen) oder Feldzellen (Maxwells Kugel, gezellteilt, Abb. 11 ). Diese Entgegengesetztheit wird mathematisch durch komplexe Zahlen und ihre Orthogonalität ausgedrückt. Ihre Bedeutung geht über die euklidische Rechtwinkligkeit räumlicher Dimensionen weit hinaus; sie ist ontologisch zu verstehen: Die Struktur des verzweigten Feldes besteht qualitativ aus negativer und positiver Feldenergie. Das läßt sich auch anschaulich illustrieren: Enantiomorphe sind ganzheitliche Asymmetriestrukturen, die in sich selbst eine entgegengesetzte Symmetrie bewahren und erkennen lassen; sie bestehen aus spiegelbildlichen, invers kongruenten "linken" und "rechten" Hälften. Der ganzheitliche Teilungsprozess macht daraus ein ontologisches Symmetrie- und Relativprinzip. Physikalisch ist die Ganzheit des verzweigten Feldes also nur Ausdruck einer Symmetrie- und Energieerhaltungsbedingung; sie bleibt solange erhalten, bis eine energieübertragende Wechselwirkung stattfindet. Das beantwortet die Frage nach der Struktur des elektromagnetischen Feldes, die Einstein in seiner Quantenhypothese aufgeworfen hatte: Sie besteht aus einer enantiomorphen, kohärenten Feldverzweigung. Die Quantisierung des Feldkontinuums erfolgt durch ganzheitliche Teilungs- und Verzweigungsprozesse, die eine Zellstruktur erzeugen. Das zeigt, dass die Natur nicht würfelt, sondern vollständig determiniert ist. Beide Möglichkeiten werden durch Feldstrukturbildung gleichzeitig realisiert, was eine Ganzheitlichkeit der Natur ausdrückt, die auf Energieerhaltungsprinzipien beruht. Abb. 9 Partielle Reflexion 1: Die Verzweigung als neues physikalisches Prinzip Das Experiment zeigt deutlich, dass Licht sich an einer Glasscheibe teilt und verzweigt. Aufgrund der Interferenzbedingung muss das auch für einzelne Lichtquanten gelten. Wir haben es dann mit einem neuen physikalischen Prinzip zu tun: Einer Verzweigung des Feldes. Beide Zweige hängen zusammen (sind kohärent), aber interferieren nicht miteinander (auf den Schirmen sind keine Interferenzringe zu sehen). Glasscheibe (halbdurchlässiger Spiegel) Detektor A Lichtquelle Detektor B Abb. 10 Partielle Reflexion 2: Verzweigung (Interferenzbedingung) & Absorption (Quantenbedingung) Die mathematische Zustandsfunktion eines Lichtquantums berücksichtigt die Interferenzbedingung zumindest theoretisch - so als würde sich das Lichtquantum an der Glasscheibe teilen und beide Wege gleichzeitig nehmen. Effektiv wirkt die Lichtenergie jedoch immer nur lokal und als Ganzes, hier bei A oder B. Daraus folgt zwingend ein neues Modell der Beschaffenheit der Realität: 1) Das Feld muß sich nicht-mechanisch, also ganzheitlich teilen bzw. verzweigen. 2) Der Körperbegriff der Mechanik und Einsteins provisorische Quantenvorstellung versagen am Experiment. 3) Für energieübertragende Wechselwirkungen gilt eine lokale Symmetrie- und Energieerhaltungsbedingung: Beide Zweige müssen gleichzeitig am Punkt der Absorption eintreffen und die Energie als Ganzes übertragen. 4) Punkt 3 ist die Absorptionsbedingung. Sie entspricht exakt der Definition der Gleichzeitigkeit, die Einstein in der Speziellen Relativitätstheorie als Konstanz der Lichtgeschwindigkeit gegeben hat. 5) Daraus folgt, dass die Relativitätstheorie und die Konstante c neu interpretiert werden müssen. 15 © mario wingert 2008 studio für art I design I science www.anatomy-of-emptiness.de Abstand zwischen A und B kann Lichtjahre betragen nicht verträglich. Doch das Experiment zeigt nun weiter, daß für das Absorptionsereignis ebenfalls eine Energie- und Symmetrieerhaltungsbedingung gelten muß - und die ist mit der Definition der Gleichzeitigkeit in der Speziellen Relativitätstheorie völlig identisch: ) (Ψ er R d lle e e Ze sag eib s h Pa ssc ch Gla a n r e ib ige he läss c s as ch l) Gl dur iege alb Sp (h A Lichtquelle ib ´) che (Ψ lass L lle r G rt Ze de ktie an fle re Detektor oder Materiestruktur A e B Detektor oder Materiestruktur B Abb. 11 Partielle Reflexion 3: Die Zellteilung der maxwellschen Kugel Die maxwellsche Lichtkugel (das Feld) teilt sich an einer Glasscheibe ganzheitlich und verzweigt sich enantiomorph. Diese Wechselwirkung zwischen Feld und Materie ist nicht-effektiv; es wird noch keine Energie übertragen. Die verzweigte, kohärente Feldstruktur liegt dann bei A und B gleichzeitig an, kann aber nur bei A oder B effektiv zur Wirkung kommen. Daraus folgt, daß dem Absorptionsereignis eine Strukturverschmelzung vorausgehen muß, die als Umkehrung des Verzweigungs- oder Zellteilungsprozesses verstanden werden kann. Diese realistische physikalische Erklärung steht im Gegensatz zur quantenmechanischen Interpretation, die in diesem Experiment - weil sie den Verzweigungsprozeß nicht (an-) erkennt und statt dessen mit den Körpervorstellungen der Mechanik operiert einen absoluten Zufall und ein vollständiges Versagen der Kausalität in der Natur zu erkennen glaubt. Die Quantenmechanik hat aber nur das Problem, daß sie diesem Zustand keine äquivalenten Prozesse in der Realität zuordnen kann - und will. Zum einen wegen dem Körperbegriff der Mechanik (da sich der Körper aufgrund der Interfe- renzbedingung teilen müßte, was er wegen der ganzheitlich lokalen Wirkung aber nicht kann); zum anderen, weil die beiden Zweige der Wellenfunktion im Falle einer effektiven energetischen Wechselwirkung instantan am Punkt der Absorption zusammentreffen müßten, was mit einer konstanten Laufzeit des Lichts nicht vereinbar ist - und auch die Wellentheorie nicht abbilden kann. Das ist der Kollaps der Wellenfunktion, das zentrale Interpretationsproblem der Quantentheorie, auch als "Problem der Messung" oder "Beobachterproblem" bekannt - und mit der Relativitätstheorie scheinbar 1) Beide Lichtstrahlen, Energiezweige oder Feldzellen müssen gleichzeitig am Ort der Absorption, am Ort des "Beobachters" eintreffen (das ist die Definition der Gleichzeitigkeit nach Einstein), 2) und zur energetischen Ganzheit der Energieübertragung beitragen (das ist Einsteins Licht-Wirkungsquantum). Einsteins Definition des wirkenden Lichtquantums stellt demzufolge nicht nur eine energetische Symmetrie- und Absorptionsbedingung für elektromagnetische Felder dar, sondern erfüllt auch die Definition der Gleichzeitigkeit, die das Fundament der Speziellen Relativitätstheorie und der Interpretation der Konstante c als Lichtgeschwindigkeit bildet. Diese Interpretation als Ortsveränderung des elektromagnetischen Feldes pro Zeiteinheit - muß nun in Frage gestellt werden: Aufgrund der Interferenzbedingung, die es offensichtlich deshalb gibt, weil zusammenhängende Feldzweige oder Feldzellen existieren, die sich räumlich und zeitlich beliebig weit ausdehnen könnten (oder bereits ausgedehnt sind), aber jederzeit - also unabhängig von Raum und Zeit - zur Interferenz gebracht werden können, ist es nicht mehr möglich, das instantane Zusammentreffen der beiden Zweige am Ort der Absorption mit einer konstanten Geschwindigkeit des "Lichts" oder einer Bewegung der maxwellschen Kugelfront durch Raum und Zeit zu erklären! Für Bohr, Born und Heisenberg war die Vermeidung einer Kollision mit der Speziellen Relativitätstheorie ein wichtiges Argument für die instrumentalistische Auslegung der Quantentheorie. Abbildung 10 zeigt das Problem: Strahl A müßte sich um 90 Grad drehen, um mit Strahl B im Moment der Absorption kongruent sein zu können, oder sich in der Zeit rückwärts - also mit Überlichtgeschwindigkeit - bewegen. Abb. 11 offenbart jedoch, daß sich dahinter eine räumliche Transformation der verzweigten Zellstruktur des Feldes verbergen könnte, die sich als Umkehrung des Verzweigungs- oder Zellteilungsprozesses verstehen ließe. Sie würde die räumliche Trennung aufheben und so der lokalen Energie- und Symmetrieerhaltungsbedingung für Absorptionsereignisse genügen. Die Relativitätstheorie widerlegt die Verzweigungshypothese also nicht (wie könnte sie auch, denn das ist die Interferenzbedingung), sondern beweist nun Hand in Hand mit dem Experiment, daß c nicht mehr als Geschwindigkeit im Sinne der Mechanik - zumindest nicht innerhalb eines kohärenten oder interferierenden Systems - verstanden werden kann. Konsequent interpretiert bedeutet das, daß sich das Lichtquantum oder Feld an einer Glasscheibe oder einem halbdurchlässigen Spiegel teilen muß, ohne sich im Sinne von Ortsveränderung zu bewegen - also genau umgekehrt zu dem, was sich Einstein 1905 unter seinen Lichtquanten provisorisch vorgestellt hatte (...welche sich bewegen, ohne sich zu teilen). Das hat Konsequenzen für die mathematische Ableitung der Absolutbetragsregel Max Borns und ihrer Inter- 16 © mario wingert 2008 studio für art I design I science www.anatomy-of-emptiness.de pretation als Aufenthalts- und Auftreffwahrscheinlichkeit von Partikeln beides kann nicht richtig sein; außerdem sind punktartige mathematische Lösungen unmöglich. Das betrifft nicht die statistische Verteilung der Absorptionsereignisse, die empirisch gesichert ist. Statt dessen existiert nun ein physikalischer Zusammenhang zwischen dem Absorptionsereignis, einer Reversibilität der Struktur des elektromagnetischen Feldes und der Relativitätstheorie. Erkennbar wird nun auch, daß Maxwells Theorie den Verzweigungsprozeß in Form der elektromotorischen Verschiebungen und Polarisationen bereits zum zentralen Gegenstand hat, ihn aber nicht explizit als ganzheitlichen Feldteilungsprozeß erkennt und vor allem deshalb an der Interpretation der Konstante c als Bewegung im Sinne der Mechanik krankt - was auch bedeutet, daß die Relativitätstheorie neu interpretiert werden muß. Wie wir gesehen haben, bleibt c auch in der ganzheitlichen Teilungs- und Verzweigungsinterpretation eine Invariante, eine Symmetriebedingung. Die Konstante c ist nur nicht das, was wir dachten: Sie sagt nichts, aber auch nicht das Geringste über die wahre Geschwindigkeit des Lichts aus (was Einstein durchaus bewußt war), und damit auch nichts über eine Bewegung des elektromagnetischen Feldes durch "Raum" und "Zeit". Sie definiert nur die Absorptionsbedingung des elektromagnetischen Feldes als "Licht"; als gleichzeitiges Ein- oder Zusammentreffen beider Zweige oder Zellen lokal (an einem "Punkt") und die energetische Ganzheit, Kohärenz und Relativität dieser beiden Zweige oder Zellen. Das ist eine Symmetriebedingung, die nicht nur global für die Strukturbeschaffenheit des Feldes, sondern auch lokal für Wechselwirkungen mit Materie erfüllt sein muß. Die Konstante c stellt damit eine universelle Symmetriebedingung sowohl für feldstrukturverändernde Wechselwirkungen als auch für ontologisch verzweigte Feldzustände dar; für Zustände, in denen qualitativ positive und negative Felder (wie eine linke und rechte Hand) immer parallel und zusammenhängend koexistieren. Das ist ein universelles Kohärenzprinzip und bedeutet Ganzheitlichkeit des Universums. Es wirft auch ein neues Licht auf das Materie / Antimaterie-Symmetrieproblem und gibt dem Relativprinzip nun eine ontologische Grundlage. Das Experiment verlangt damit eine drastische Änderung unserer Vorstellungen von Raum, Zeit und Bewegung, die über Einstein noch hinausgeht - es kann jetzt nicht mehr um eine Nahwirkungstheorie im Sinne Maxwells, sondern nur noch um globale Feldstrukturveränderungen über beliebig große Distanzen gehen. 5.2. Die Verzweigung und Wiedervereinigung des Lichts Die lokale Symmetrie- und Absorptionsbedingung, die nun offenbart, daß der Verzweigungsprozess des Feldes reversibel sein muß, wirft auch ein Licht auf die Probleme der Wellentheorie. Die Wellentheorie ist nicht in der Lage, lokale Verschmelzungen von geteilten Wellenzügen und damit den lokalen Kollaps der Wellenfunktion zu modellieren. Das wiederum verweist auf das Problem der Zeitsymmetrie. Es hat direkt mit der Bedeutung der komplexen Zahlen für die Modellbildung in der Physik und dem Problem der Über- lichtgeschwindigkeit in der Relativitätstheorie zu tun. Die maxwellschen Gleichungen drücken physikalisch eigentlich eine Spiegelsymmetrie des elektromagnetischen Feldes aus, die noch nicht wirklich als enantiomorphe Feldstruktur verstanden ist: Es gibt in diesem komplexzahligen System immer zwei Lösungen, eine reelle und eine imaginäre, die - wenn beide berücksichtigt würden - auf eine Zeitsymmetrie der maxwellschen Gleichungen hindeuten. Wenn man die reelle Lösung wie üblich als "positive" und physikalisch normale Zeiten, Längen und Energien auffaßt, verlangt die imaginäre, spiegelbildliche Lösung die Existenz "negativer" Zeiten, Längen und Energien. Das scheint keinen physikalischen Sinn zu ergeben. Zum einen deshalb, weil eine "negative" Zeit rückwärts laufende Wellen bedeuten würde; also Wellen, die ankommen, bevor sie ausgesendet werden. Das ist sinnlos, widerspricht dem Kausal- und Energieerhaltungsprinzip und macht den Begriff der mechanischen Bewegung, auch der Lichtgeschwindigkeit, obsolet. Die negative Zeit kann deshalb nicht sinnvoll als Zeitumkehr oder "Umkehr" einer mechanischen Bewegung interpretiert werden. Zum anderen wirft die imaginäre, spiegelsymmetrisch "negative" Lösung die Frage auf, was negative Energien und Längen bedeuten sollen. Dieser Frage stand auch schon Einstein in der Speziellen Relativitätstheorie gegenüber: Wenn die Geschwindigkeit des Körpers größer als die Lichtgeschwindigkeit wird, ergeben sich aus den Maxwell-Lorentz-Gleichungen imaginäre Lösungen. Bildlich gesprochen, schießt der Materiekörper (ein Längenmaßstab mit der Länge null bei Lichtgeschwindigkeit) dann aus der maxwellschen Kugel heraus und wächst wieder, nun mit einer negativen Länge. Einstein hielt die imaginären Lösungen deshalb, wie die meisten Physiker vor und nach ihm, für physikalisch sinnlos und interpretierte die Lichtgeschwindigkeit als absolute, unüberschreitbare Grenzgeschwindigkeit für materielle Körper, um diesem Problem aus dem Weg gehen zu können. Ebenso ging die Quantenmechanik mit imaginären Lösungsmengen um; sie wurden als physikalisch irrelevant verworfen. Erst Pauli interpretierte die Komplexen Zahlen 1925 als Ausdruck einer Spiegelsymmetrie und modellierte auf diese Weise das Phänomen der Verzweigung eines "Atomstrahls" durch ein Magnetfeld im Stern-Gerlach-Versuch. Dirac kam 1928 im Zusammenhang mit der relativistischen Bewegungsgleichung des Elektrons auf die Idee, daß beiden Lösungen eine Eigenschaft der Realität entsprechen könnte und identifizierte die imaginären Lösungen erstmalig physikalisch-ontologisch und relativistisch als gespiegelte Materie, als Antimaterie. Auf diese Weise führte er das Anti-Elektron, das später Positron genannt werden sollte, in die Physik ein. Diese Merkwürdigkeiten rund um die imaginären Zahlen waren trotz Diracs Ideen noch Jahrzehnte später ein weiterer wichtiger Grund für Bohr, Heisenberg und Born, ein vernünftiges Realitätskonzept für prinzipiell unmöglich zu erklären. Doch nun kann das Problem der Spiegelsymmetrie neu gesehen werden: Die imaginäre Lösung wird nicht als echte Zeitumkehr, sondern als gespiegelter Verzweigungsprozeß, als Strukturverschmelzung des Feldes interpretiert. Dieser Prozeß läßt sich dann ganz normal in der normalen Zeitrichtung als strukturelle Veränderung von Feldzu- 17 © mario wingert 2008 studio für art I design I science www.anatomy-of-emptiness.de ständen betrachten. Wir erkennen dann (ganz im Sinne Avogadros) geteilte, verzweigte Feldzustände, die entstehen und vergehen. Deutlich wird dann auch, daß die Strukturverschmelzung exakt der Bose-Einstein-Kondensation entspricht und für Licht und Materie die gleichen physikalischen Prinzipien gelten. Bose entdeckte, ohne sich dessen bewußt zu sein, daß die Elementarstrukturen des elektromagnetischen Feldes nicht mehr wie Teilchen der Mechanik behandelt werden können. Er führte Lichtquanten mit zwei entgegengesetzten Eigenschaften ein, 1924 eine noch unverständliche, aber mathematisch notwendige Merkwürdigkeit, die später "Spin" genannt wurde. Dadurch bekommen Lichtquanten spiegelsymmetrische Eigenschaften, sind ununterscheidbar und nehmen als Ganzes ein niedrigeres Energieniveau ein - was physikalisch nur als Strukturverschmelzung eines verzweigten elektromagnetischen Feldes verstanden werden kann. Neu war auch, daß Lichtquanten nicht unabhängig voneinander existieren können, wie Einstein noch angenommen hatte, und ihre Anzahl bei solchen Übergängen nicht erhalten bleibt. 16 8 Daraus ergab sich Boses neue Statistik des Lichtquanten-Gases. Das bedeutet physikalisch: Das elektromagnetische Feld an sich verschwindet dabei nicht, sondern verliert nur an Struktur. Bose konnte das nur statistisch, nicht physikalisch-anschaulich modellieren, da die Teilchen-Behelfsvorstellungen klarere Bilder verhindern. Einstein erkannte den Wert dieses Konzepts sofort und übertrug es umgehend auf die Struktur der Materie (noch vor Heisenbergs Matrizen- und Schrödingers Wellenmechanik), konnte jedoch nicht erkennen, daß seine neue Strukturtheorie der Materie, die er damit skizzierte, die Atom- und Elementarteilchenhypothese widerlegt (das Prinzip der Unteilbarkeit der Elementarstrukturen von Licht und Materie) und Avogadros Originalhypothese beweist. So mußte er sich erneut mit provisorischen Quantenvorstellungen und statistischen Aussagen begnügen, während seine Prognosen zum temperaturabhängigen Verhalten "bosonischer" (spiegelsymmetrischer) Materiestrukturen vier Jahre später am Beispiel des Heliums glänzend bestätigt wurden. Bemerkt wurde das allerdings erst 10 Jahre später. 4 2 Abb. 12 Bewegung als Strukturveränderung: Die Zellteilung der Maxwell-Kugel (reverse Sequenz) 1 Die Bewegung des elektromagnetischen Feldes läßt sich als Zellteilung einer abstrakten Maxwell-Kugel verstehen. Dabei entsteht eine Feldstruktur, die aus räumlich-enantiomorphen Verzweigungen besteht (Transformation von rechts nach links). Der umgekehrte Prozeß kann dann als Verzweigungskollaps und Strukturverschmelzung des elektromagnetischen Feldes verstanden werden (Transformation links nach rechts). Materiestruktur A (tiefer strukturiert nach Absorption) Verzweigungspunkt Totalreflektion an C Reflexkugel um C C ur sp rü ng lic he Materiestruktur B Zelle L reflektiert an Glasscheibe (oder halbdurchlässigen Spiegel) Ma xw ell -Ku ge l Zelle R nach Passage der Glasscheibe L R Glasscheibe mit Verzweigungs punkt Lichtenergiequelle emittiert “potentielles Licht” Abb. 13 Effektive Wechselwirkung und Absorptionsprozeß Die gesamte Energie des Lichtquantums, die in der enantiomorphen Feldverzweigung erhalten bleibt, wird im Falle einer effektiven Wechselwirkung vollständig durch die Materie absorbiert (hier bei A). Die elektromagnetische Feldstruktur setzt dabei um eine Stufe zurück, während das Quantum Energie gleichzeitig und spiegelsymmetrisch eine neue, tiefere Verzweigung der Materie-Feldstruktur bewirkt. Auf diese Weise wird die Energie des Lichtquantums in Materieenergie transformiert, was einer Zunahme der trägen Masse entspricht. Ein anschauliches physikalisches Verständnis der Strukturverschmelzungsprozesse dürfte auch für die Interpretation der Experimente mit einzelnen oder korrelierten Lichtquanten von entscheidender Bedeutung sein. Das Problem: Obwohl der Abstand zwischen A und B Lichtjahre betragen kann und beide Systeme damit theoretisch Einsteins Separabilität unterliegen, spielen Zeit, Entfernung und Lichtgeschwindigkeit innerhalb dieses Systems keine Rolle (Abb. 10 /11). Das ganze System ist ein Ort, ein gleichzeitiger Raum, ein kohärentes Feldsystem (Abb. 11 /12 /13); der Kollaps der Feldverzweigung findet in einem solchen System instantan statt. Abbildung 11 zeigt eine Maxwell-Kugel, die sich ganzheitlich geteilt hat und so eine räumlich verzweigte, kohärente Feldstruktur ausbildet, die aus zwei spiegelsymmetrischen Zellen besteht. Abbildung 12 zeigt ein sich veränderndes elektromagnetisches Feld mit Struktur (=Lichtquantengas nach Debye) in Form der abstrakten Maxwellkugel, die sich mehrfach teilt. Von rechts nach links zeigt die Sequenz Strukturbildung durch Zellteilung, von links nach rechts eine Strukturverschmelzung. Dieses Modell ist maßstabslos, man kann sich darunter ein Feld, ein Molekül oder ein ganzes Universum vorstellen. Das erinnert an Everetts RelativeStates Interpretation der Quantentheorie (1957). Er interpretierte die Wellenfunktion als Verzweigungsprozeß einer grundlegenden Zustandsfunktion von Allem. Der Kollaps der Wellenfunktion wird jedoch geleugnet, so daß die doppelte Absorptionsbedingung (Energieerhaltung plus Gleichzeitigkeit), das Problem der Lichtgeschwindigkeit, die Struktur des Feldes, das Problem der Bewegung und die Umkehrung des Verzweigungsprozesses in dieser Interpretation überhaupt keine Rolle spielen. 18 © mario wingert 2008 studio für art I design I science www.anatomy-of-emptiness.de Im Zellteilungsprozeß entsteht also, wenn die Verzweigungshypothese stimmig ist, eine kohärente enantiomorphe Struktur. Dieser Prozeß wird nun, einer biologischen Zellteilung folgend, physikalisch in etwa so modelliert: Ein homogenes Ganzes wird in zwei entgegengesetzte Hälften geteilt (verdoppelt und invertiert) und mit einer räumlichen Drehung der beiden entstehenden Zellen gekoppelt (in der Mathematik der Quantentheorie scheint sich eine ähnliche Operation - Verdopplung und Invertierung - bereits hinter der komplexen Konjugation des Quantenzustandes zu verbergen). Danach sind die beiden Zellen in gewisser Weise räumlich getrennt, aber hängen noch immer zusammen. Sie bilden einen gleichzeitigen Raum - oder auch "Baum". In den Experimenten mit Lichtstrahlen und halbdurchlässigen Spiegeln können wir eine solche Verzweigung ganz offen erkennen; auf den ersten Blick jedoch nicht erkennbar ist, daß die beiden Zweige dann ontologisch entgegengesetzter Natur sind. Das beweisen erst Experimente, mit denen sich feststellen läßt, daß die Zweige relativ zueinander und zum Ursprungsstrahl tatsächlich entgegengesetzte Eigenschaften haben, die man als Polarisation und Spin bezeichnet. Mit dem Modell eines physikalisch real stattfindenden Feldverzweigungs- und Zellteilungsprozesses lassen sich nun zwei der drei Bewegungsformen des maxwellschen Feldes in einem Prozeßbild vereinen: Zum einen die elektrische Polarisation im Sinne von elektromotorischer Bewegung, Verschiebung, Verdrängung oder eben spiegelsymmetrisch-räumlicher Feldverzweigung, zum anderen die magnetische Polarisation. Das elektrische Feld entsteht also erst durch Verzweigungsprozesse und ist immer polar (das bedeutet auch, daß elektrische Ladungen nicht separat existieren können). Gleichzeitig entsteht ein dazu entgegengesetztes Feld, das Magnetfeld. Diese magnetische Polarisierung dürfte dann die Entgegengesetztheit des neuen Verzweigungsensembles relativ zum ursprünglichen Hauptzweig ausdrücken, was auf eine Strukturhierarchie des verzweigten Feldes hindeutet. Dieser neu entstehende polare oder enantiomorphe Zusammenhang bewirkt eine Neuorientierung, Drehung oder Justierung der beiden neuen Zweige oder Zellen relativ zum Ursprungszweig bzw. zur Struktur der Feldumgebung. Eine Wellenbewegung ist hier noch nicht erkennbar, selbst wenn man die Wellengleichung jetzt als Synonym für Verzweigungen auffassen möchte. Es gibt - bis auf den Prozeß der Entstehung - noch keine zyklischen (zeitlichen) Schwankungen der Feldstärken. Im Gegenteil: Durch diesen Verzweigungsprozeß entsteht ein stabiler, spiegelsymmetrischer Feldzustand, in dem die beiden Zellen oder Zweige noch nicht miteinander wechselwirken können, da sie ontologisch verschieden sind - ansonsten würden sie sich auslöschen. Das ist ein reiner Kohärenzzustand, der das Ausschließungsprinzip physikalisch etwas einsichtiger macht (es galt ursprünglich nur für Elektronen, offenbart nun aber einen universellen Verzweigungsprozeß). Wie man im Verzweigungsexperiment (Abb. 9) überprüfen kann, gibt es in diesem Zustand tatsächlich noch keine Interferenzringe, was auch für einzelne Quantenereignisse gelten muß. Der räum- lich verzweigte Feldzustand kann demzufolge noch nicht als Überlagerungsoder Interferenzzustand bezeichnet werden. Dazu ist erst noch eine komplette Spiegelung (Invertierung) des Verzweigungszustandes nötig. Das hat natürlich Folgen für die Wellentheorie: Wenn diese Verzweigungshypothese richtig ist, können das Doppelspaltexperiment und die partielle Reflexion nicht mehr mit Wellen erklärt werden (falls sie nicht richtig ist, kann es nur um die Ausgestaltung von Details gehen, denn eine realistische Interpretation der Quantentheorie ist nach Anerkennung der Interferenzbedingung nur noch auf Basis ontologischer Feldverzweigungen möglich). In der Wellentheorie gibt es auch schon ohne Auffangschirm ein Interferenzmuster im Raum; in der Verzweigungshypothese jedoch nicht. Sicher ist bisher nur, daß die Absorptionsbedingung eine Aufhebung der räumlichen Trennung der Feldstruktur verlangt, um die energetische und zeitliche Symmetriebedingung erfüllen zu können; wiederum ohne sich im Sinne von Ortsveränderung zu bewegen. Das kann mit der räumlichen Transformation modelliert werden, die der Umkehrung der Zellteilung entspricht (in Abb. 12 von Zustand 2 auf 1), oder im Strahlenbild als lokales Zusammentreffen und Verschmelzen beider Lichtzweige (in Bild 10 entspricht die Transformation der Drehung von Zweig A um 90°). Die Strukturverschmelzung des Feldes ist aber nur eine Vorbedingung für das effektive Absorptionsereignis. Dahinter verbirgt sich ein spiegelsymmetrischer Prozeß: Auf der einen Seite besteht er aus einem Strukturkollaps des elektromagnetischen Feldes, auf der anderen Seite aus einer neuen Materiefeldverzweigung (Abb. 13). 5.3. Polarisation, Spin & Raum Für Physiker, die mit der Vorstellung von teilchenartigen Lichtquanten operieren, ist die Polarisation des Lichts ein ebenso mysteriöses Rätsel wie das Doppelspaltexperiment oder die partielle Reflexion. Denn die Kohärenz-, Interferenz- und Struktureigenschaften der Realität lassen sich weder mit dem Körperbegriff der Mechanik, noch mit Wellenvorstellungen verstehen. Daß dieses Problem - inzwischen über 80 Jahre alt - bisher nicht mit einem neuen physikalischen Modell gelöst werden konnte, ist schon sehr erstaunlich. Denn auch die folgenden Polarisationsexperimente beweisen, daß einzelne Lichtquanten einem Verzweigungsund Verschmelzungsprozeß unterliegen und solche Prozesse weder von Raum-, noch von Zeitbezugssystemen abhängen können, da sie strukturell reversibel sind. Diese Experimente werfen auch ein Licht auf das Spin-Phänomen und zeigen, daß die Spin-Eigenschaft nichts mit rotierenden Teilchen zu tun hat, sondern eine ontologische Eigenschaft des gesamten Feldes ist. Sie drückt nur die entgegengesetzte Beschaffenheit verzweigter, ganzheitlich geteilter - eben polarisierter - Felder aus. Polarisationsebenen und Raumrichtungen haben dabei nur eine relative Bedeutung, sie beziehen sich nicht auf "den Raum", sondern auf die Beschaffenheit von Feldstrukturen, die sich immer in Kräftenormalen (mathematisch "Orthogonalität") äußern. Erst aus diesen physikalischen Prinzipien und Prozessen entsteht unsere dreidimensionale, euklidische Raumvorstellung; allerdings hat dieser dreidimensionale Raum - wie der Körperbegriff der Mechanik - keine Entsprechung in der physikalischen Realität. 19 © mario wingert 2008 studio für art I design I science www.anatomy-of-emptiness.de In den folgenden Versuchen wird sichtbares Licht durch Polarisationsfilter geleitet, die immer nur 50% der einfallenden Lichtenergie durchlassen (die andere Hälfte wird demnach entweder reflektiert oder absorbiert). Das durchgelassene Licht ist danach polarisiert. Das bedeutet nun nichts weiter, als daß wir es nur noch mit einem Zweig eines verzweigten elektromagnetischen Feldes zu tun haben. Dieser Lichtzweig hat jetzt Eigenschaften, die sich mit einem Spin kennzeichnen und relativ zu den Eigenschaften anderer Zweige unterscheiden lassen. Das heißt, daß dieser Zweig als ontologisch entgegengesetzt zum anderen Zweig und zum ursprünglichen Lichtstrahl, zum "Stamm" der Verzweigung, aufgefaßt werden muß. So einfach das ist - und so offensichtlich darin eine maxwellsche Polarisierung des Feldes sichtbar wird - so klar wird nun auch, daß man dieses Phänomen physikalisch und ontologisch bisher noch nicht als Feldverzweigung verstanden hat. Interessant ist nun, wie diese Entgegengesetztheit zu Raumrichtungen in der Physik des Lichts wird: Passiert ein bereits polarisierter Lichtstrahl einen zweiten Polfilter zu 100%, schreibt man diesem Licht eine "Vorzugsrichtung" quer bzw. transversal zur Ausbreitungsrichtung des Lichtsstrahls zu, eine "Raumrichtung der Wellenebene", Polarisationsebene genannt. Das beruht auf der Vorstellung, daß Maxwells Wellen irgendwie wirklich als "Wellen" im Raum existieren, aber jetzt nur noch in einer Ebene schwingen, und der Polfilter eine Art Gitter sei, das Licht nur durchlasse, wenn die Wellenebene parallel zu den Gitterstäben steht. Um eine Lage der Polarisationsebene im Raum definieren zu können, werden die Pol- 0° 0° -45° 45° -90° 90° -135° -90° 135° -45° 45° 90° -135° 45° -90° 90° 135° -/+ 180° hung relativ zum ersten, feststehenden Polfilter, kann man das Licht stufenlos dimmen: Bei einer Stellung von 45° passiert nur noch die Hälfte des einfallenden Lichts, bei 90° gar keins (Abb. 14). Dreht man weiter auf 135°, passieren wieder 50% des Lichts, bei 180° wieder 100%. Dreht man in die andere Richtung, passiert genau das Gleiche. Soweit zum Prinzip, jetzt zum eigentlichen Problem: Wird vertikal polarisiertes Licht durch einen zweiten Polfilter geleitet, der gegenüber dem ersten um 90° �������������������������� verdreht ist, beträgt der Lichtdurchlaß 0%. Wird nun ein dritter Polfilter dazwischengeschoben, der auf 45° eingestellt ist, kann das Licht den 90° Filter passieren, was vorher unmöglich war (Abb. 15). Offenbar darf die Stellung des folgenden Filters um maximal 45° variieren, aber nicht um 90°, damit das Licht noch passieren kann. Setzt man das weiter fort, ergibt sich eine Kette, bei der die durchgelassene Lichtintensität bei jedem Polfilter 0° -45° -135° -/+ 180° 135° -/+ 180° Abb. 14 Polarisation & Raumrichtung Polarisiertes Licht scheint eine bevorzugte Raumrichtung zu haben: Wird es erneut durch einen Polarisationsfilter geleitet, entscheidet die Stellung des Polfilters darüber, wieviel Licht durchgelassen wird. filter mit einem Richtungsanzeiger oder einer Skala markiert. Läßt der zweite Polfilter 100% des bereits polarisierten Lichts durch, wird diese Stellung als parallel oder antiparallel (auf dem Kopf stehend) zur Raumrichtung des ersten Polfilters definiert - die Abweichung zwischen beiden Raumrichtungen beträgt in diesem Fall per Definition 0°, was 100% Transmission entspricht. Über eine bevorzugte Raumorientierung der Lichtdurchlass 0 % 0° beiden Polfilter ist damit noch nichts gesagt, sie könnten noch immer parallel in alle möglichen Richtungen zeigen. W��������������������������������������� erden die beiden Polfilter zur Erleichterung der Orientierung nun so eingestellt, daß der zweite Polfilter senkrecht nach oben zeigt, wenn er 100% des bereits polarisierten Lichts passieren läßt, nennt man das Licht vertikal polarisiert. Verändert man die Stellung des zweiten Polfilters nun durch Dre- Lichtdurchlaß 50 % -45° Lichtdurchlaß 25 % 0° 45° -45° 45° 0° -45° -90° 90° -90° 0° 0° -45° -45° 45° -135° Lichtdurchlaß 50 % 45° 135° -135° -/+ 180° 135° 90° 90° -/+ 180° -90° 90° -135° -135° 45° 135° 135° -/+ 180° Lichtdurchlaß 100 % -90° 135° -/+ 180° -90° 0° -45° -90° -135° 45° 90° 90° 0° -/+ 180° -45° 45° -135° 135° -/+ 180° -90° 90° -135° 135° -/+ 180° Abb. 15 Polarisation in 45° Schritten 20 © mario wingert 2008 studio für art I design I science www.anatomy-of-emptiness.de jeweils um die Hälfte reduziert wird. Der eingespeiste, bereits polarisierte Lichtzweig bringt 100% der Lichtintensität ein (würde der andere, in diesem Versuch nicht berücksichtigte Zweig beachtet, wären es nur 50%). Der zweite Polfilter läßt davon wieder die Hälfte passieren, der dritte davon wieder die Hälfte, also 25% - und so würde es weitergehen. Die Polfilter verhalten sich damit im Grunde wie halbdurchlässige Spiegel, die den Lichtstrahl jedesmal in zwei Hälften teilen; nur das wir nicht genau wissen, was mit der jeweils anderen Hälfte geschieht - ob sie wirklich absorbiert oder reflektiert wird (meist nimmt man an, daß der Polfilter diesen Lichtzweig absorbiert). Das bedeutet physikalisch: In diesen Experimenten betrachten wir immer nur einen der beiden Hauptzweige des Lichts, den wir durch entsprechend eingestellte Polfilter weiter verzweigen, und davon jedesmal wieder nur einen der beiden Zweige verfolgen. Aber Polarisationsexperimente zeigen noch etwas mehr: Das Licht wird dabei immer in zwei zueinander senkrecht stehende "Richtungen" zerlegt, unabhängig davon, in welche Raumrichtung der Polfilter wirklich zeigt. Das gilt auch für einzelne Lichtquanten. Da Lichtquanten wegen ihrer energetisch ganzheitlichen Wirkung nicht teilbar sein sollen, kann der Quantenmechaniker den Verzweigungsprozeß nicht erkennen und zieht sich wieder auf eine nicht-reale Wellenfunktion und statistische Beschreibungen effektiver Wirkungen zurück. Auf diese Weise entgeht dem Quantenmechaniker auch die Erkenntnis, daß Verzweigungen des Feldes kausal durch nichteffektive Wechselwirkungen mit Mate- Detektor A Detektor B Polarisation 90° (h) Polarisation 0° (v) 0° 0° -45° 45° -90° Polfilter 90° -135° -45° 45° 90° -90° 135° -135° -/+ 180° 135° -/+ 180° Kristall 0° -45° Polarisation 45° 45° -90° 90° -135° Polfilter 135° -/+ 180° Abb. 16 Polarisation, Raumrichtung & Spin (Polarisationsexperiment mit einzelnen Lichtquanten) Das Experiment zeigt, daß 1) sich einzelne Lichtquanten beliebig oft weiter verzweigen können (das Feld berücksichtigt alle Freiheitsgrade möglicher Wechselwirkungen); 2) diese Verzweigung mit einer Polarisation des gesamten Feldes identisch ist; 3) daß Verzweigungen kausal durch Hindernisse (Materie) verursacht werden; 4) dabei noch keine Energie an Materie übertragen wird; 5) die durch die Verzweigung bzw. Polarisation des Feldes entstehenden Feldeigenschaften als ontologischen entgegengesetzt zueinander und zum Ursprungsstrahl definiert werden müssen (spin genannt); 6) ein kohärentes, enantiomorphes Feld entsteht, in dem Gleichzeitigkeit herrscht; 7) effektive Wechselwirkungen entweder nur bei A oder bei B stattfinden können, so daß Absorptionsereignisse einer Symmetrie- und Absorptionsbedingung unterliegen, die unabhängig von den Weglängen zwischen Kristall und Detektoren ist; 8) die Konstante c keine mechanische Bewegung (Geschwindigkeit) sein kann rie verursacht werden, auf Energieerhaltungsprinzipien zurückgehen, vollständig determiniert sind, real existieren und ganzheitliche Feldstrukturen darstellen, die das Symmetrie-, Kohärenz- und Relativprinzip in sich vereinen! Ebenso entgeht dem Quantenmechaniker das Verständnis des Absorptionsereignisses, denn daraus folgt zwangsläufig, daß er die Idee nicht entwickeln kann, daß effektiven Wechselwirkungen zwischen Feld und Materie ein Strukturkollaps des verzweigten elektromagnetischen Feldes zugrundeliegen muß. Damit wird noch einmal klar, warum die Quantenmechanik das Absorptionsereignis, das Scheitern des Körperbegriffs der Mechanik, der raumzeitlichen Vorstellungen und der Wellengleichung nicht erklären kann. Und das, obwohl Experimente mit Kalzitkristallen die Verzweigung und Wiedervereinigung des Lichts anhand einzelner Lichtquanten eindeutig beweisen: In diesem Experiment (Abb. 16) wird 45° polarisiertes Licht in die Versuchsanordnung eingespeist. An einem Kalzitkristall verzweigt - polarisiert sich das Feld, was bei Dauerbestrahlung deutlich sichtbar wird. Es treten zwei räumlich getrennte, rechtwinklig zueinander polarisierte Teilstrahlen aus, die aufgrund der 45° Einspeisung vertikal (v) und horizontal (h) polarisiert genannt werden. Die Polarisation der "Photonen", die auf diesen beiden Kanälen unterwegs sein sollen, wird mit Polfiltern gemessen, die auf 90° für horizontal und 0° für vertikal eingestellt sind. Am Ende eines jeden Strahlenganges steht ein Detektor, der das Lichtwirkungsquantum entweder bei A oder B registriert. Die quantenmechanische Interpretation geht nun davon aus, daß sich ein winziges, teilchenartiges Lichtquantum oder eine räumlich konzentrierte Energieportion mit Lichtgeschwindigkeit durch den Versuchaufbau bewegt und bei A oder B registriert werden kann. Wenn es im Detektor A eintrifft, muß es, da der Polarisationsfilter in diesem Kanal auf horizontal eingestellt ist, eine horizontale Polarisation gehabt haben. Wenn es bei B eintrifft, eine vertikale. Allerdings ist es unmöglich, dem "Photon" diese Eigenschaft von vornherein zuzuschreiben, sondern erst nach einer "Messung" - zuerst am Kristall, dann durch den anschließenden Nachweis eines solchen "Teilchens" im Detektor. Nach Bohr ist die Passage des Teilchens durch den Kristall bereits eine 21 Das zeigt deutlich, daß man die Interferenzbedingung noch nicht verstanden hat. Auch die Kopenhagener Deutung versteht sie nicht, aber glaubt, sie mit einem unlogischen Drahtseilbalanceakt umgehen zu können: Einerseits wird sie in der mathematischen Wellenfunktion theoretisch berücksichtigt, andererseits praktisch vollkommen ignoriert, in dem man sich nach wie vor Teilchen vorstellt. Deshalb glaubt der Quantenmechaniker auch, daß sich ein Lichtquantum bei der Passage des Kristalls wieder rein zufällig dafür entscheide, ob es sich nach links oder nach rechts bewege, oder daß er mit der Registrierung eines Teilchens eine "Information über den Weg des Teilchens" gewonnen habe. Das unvorhersagbare Verhalten des Teilchens wird wieder dem absoluten Zufall und dem Versagen der Kausalität zugeschrieben - und das Experiment gilt als Beweis dafür. Das hat allerdings nichts mit Logik zu tun: Die meisten Physiker haben bereits als Studenten gelernt, die Interferenzbedingung ohne Nachzudenken zu ignorieren - das gehört zu den primären methodischen Anweisungen der quantenmechanischen Interpretation, auch bekannt als "Shut up and calculate". Für einen aufmerksamen Beobachter läßt das Experiment auch keinen Zweifel daran aufkommen, daß die Polarisation des Feldes durch eine nichteffektive Wechselwirkung mit dem Kristall erzeugt wird und wie im Doppelspaltexperiment und in der partiellen Reflexion eine ganzheitliche Teilung des Feldes bewirkt. Das bedeutet, daß Bohrs Definition der Messung hinfällig ist: Am Polarisator wird nichts gemessen (quantifiziert), sondern eine qualitative Strukturveränderung des Feldes erzeugt. Daß diese Strukturveränderung eine enantiomorphe Verzweigung und diese reversibel ist, beweist das nächste Experiment, das wieder mit einem kontinuierlichen Lichtstrom und einzelnen Lichtquanten ausgeführt werden kann: Dazu wird ein zweiter Kalzitkristall aufgestellt, allerdings umgekehrt. Die Wirkung ist verblüffend - das am ersten Kristall verzweigte Licht (auf jeden Zweig entfallen 50% der Lichtintensität) vereinigt sich im zweiten Kalzitkristall und tritt als einzelner Strahl aus, der wieder seine ursprüngliche 45° Polarisation und 100% Lichtintensität hat (Abb. 17). Das gilt auch für einzelne Lichtquanten - praktisch im Experiment und theoretisch in der Zustandsfunktion. Die Verzweigung, die Polarisation h/v (oder ganz allgemein links / rechts) ist also spurlos verschwunden. Die Quantenmechanik kann das nicht erklären - weder die Wiedervereinigung zur vollen Intensität, noch die Wiederherstellung der ursprünglichen 45° Polarisation. Denn nach der quantenmechanischen Interpretation müßten statistisch 50% der austretenden Photonen -45° Polarisation zeigen, die anderen 50% eine +45° Polarisation. Und eine Polarisation 45° Kristall Polarisation 0° (v) In Wirklichkeit beweist das Experiment natürlich, daß die Elementarstrukturen von Licht und Materie nicht unteilbar, sondern ganzheitlich teilbar sind und von einem Versagen der Kausalität keine Rede sein kann, denn das Feld nimmt vollständig determiniert eine verzweigte Form an ("geht beide Wege zugleich"). Und erst mit dieser Erkenntnis, daß im Experiment physikalisch reale Feldverzweigungsprozesse stattfinden, wird einsichtig, warum es keinen Sinn mehr macht, von Körpern der Mechanik zu sprechen - oder sich den Kopf darüber zu zerbrechen, ob Einsteins provisorische Teilchen eine Entsprechung in der Realität haben oder nicht: Aufgrund der Interferenzbedingung war diese Diskussion von Anfang an überflüssig. Nimmt man sie uneingeschränkt zur Kenntnis, können Teilchen keine Realität haben, sondern nur untaugliche sinnliche Vorstellungen des denkenden Geistes sein - sie scheitern nachweisbar an der Realität, im Experiment. Realität hat das Feld, das sich ganzheitlich teilen kann - und sich damit "non-lokal" verhält - aber immer nur lokal ("punktartig") wirkt. Es macht auch nicht viel Sinn, die Interferenzbedingung zum "Superpositionsprinzip" von "virtuellen Teilchen" umzutaufen und anschließend mit dem Experiment zu beweisen, daß das Superpositionsprinzip richtig ist. Ebenso sinnvoll ist es, einer bestimmten Energiemenge, nachdem sie zur Wirkung gekommen ist, rückwirkend eine reale Existenz als Teilchen zuzuschreiben. All das sind nur verzweifelte Versuche, den Körperbegriff der Mechanik, die Atom- und Elementarteilchenhypothese und die Interpretation der Lichtgeschwindigkeit als Bewegung im Sinne der Mechanik zu retten. Polarisation 90° (h) © mario wingert 2008 studio für art I design I science www.anatomy-of-emptiness.de Art Messung, die darüber entscheidet, welchen Spin das Teilchen annimmt rein zufällig, ohne physikalische Ursachen. Es hat viele Versuche gegeben, die Eigenschaft der Polarisation einzelnen Photonen als verborgene Eigenschaft zuzuweisen, um so eine physikalische Erklärung dafür finden zu können, wie sich Photonen für den linken oder rechten Kanal entscheiden. Denn, falls Lichtquanten Teilchen sind, müssen sie sich für einen der beiden Wege entscheiden. Kristall Polarisation 45° Polfilter Abb. 17 Die Verzweigung & Wiedervereinigung des Lichts Wiedervereinigung zweier Photonen, die beide Wege zugleich nehmen, kann definitionsgemäß nicht vorkommen, da ja immer nur ein Photon in den Versuch eingespeist wird und sich per absoluten Zufall entweder für den linken oder rechten Kanal entscheidet... In der Realität passiert jedoch etwas anderes: Das Lichtquantum - das Feld teilt sich am ersten Polarisator in zwei Hauptzweige. Wir verfolgen also wieder nur einen der beiden Hauptzweige (Polarisation hier 45°), der sich am ersten Kristall erneut verzweigt. Er teilt sich in links- und rechtshändige Zweige (hier 90° / 0°), die zusammenhängen und ein Ganzes bilden - genau wie unsere Hände: Die beiden Lichtzweige sind räumlich spiegelsymmetrisch und ontologisch entgegengesetzt, also trotz 22 © mario wingert 2008 studio für art I design I science www.anatomy-of-emptiness.de Gleichheit verschieden. Die Energiesumme muß dabei immer gleichbleiben - was qualitativ entgegengesetzte Feldenergien zwingend voraussetzt. Um solche spiegelsymmetrischen Entitäten zur Deckung bringen zu können, ist in unserer dreidimensionalen Raumvorstellung eine räumliche Invertierung, eine "Rotation" in der vierten Dimension nötig - so wie man einen linken Handschuh durch Umkrempeln zu einem rechten macht. Da die Zellen aber ein Ganzes darstellen, also keinen offenen Rand haben (wie ein Handschuh), kann dieser Prozeß nur eine geschlossene, ganzheitliche Teilung bzw. die Umkehrung eines solchen Prozesses sein. Die vierte Dimension, die wir dazu benutzen, ist die sogenannt Zeit - und zwar auf eine ganz spezielle Weise. Ein solcher Prozeß, der die räumliche Trennung der beiden Zweige oder Zellen aufhebt, muß im zweiten, umgekehrt aufgestellten Kristall stattfinden: Beide Zweige verschmelzen wieder zu einem Ganzen ohne Struktur. Auf diese Weise beweist das Experiment eindeutig die Existenz von Verzweigungs- und Verschmelzungsprozessen, auch bei einzelnen Lichtquanten. Die Quantenmechanik sieht sich nach wie vor außerstande, solche Versuche, die das Teilchenkonzept (die Mechanik) eindeutig widerlegen, physikalisch vernünftig zu erklären. Man muß sich an dieser Stelle noch einmal darüber im Klaren werden, daß alle Interpretationsprobleme aus der Tatsache der ganzheitlichen Teilung folgen, wie sie in diesem Experiment überdeutlich sichtbar wird: Nichtlokalität, Verschränkung, Polarisation "einzelner Teilchen", Indeterminismus, Kausalitätsverlust, Kollaps der Wellenfunktion, das Problem der Messung, das Problem der Lichtge- schwindigkeit und die Einführung eines bewußten Beobachters. Dahinter steht das Versagen der raumzeitlichen Vorstellungen der Mechanik, das nur konstatiert, aber nicht verstanden wird: Der Abstand zwischen den beiden Kristallen kann im Prinzip wieder beliebig groß sein, ja sogar Lichtjahre betragen. Auf diese Weise zeigt auch dieses Experiment, daß verzweigte Feldstrukturen und Feldstrukturveränderungen von Raum- und Zeitmaßstäben unabhängig sein müssen. Die Wiedervereinigung des Licht kann irgendwo und irgendwann stattfinden; dazu müssen nur die kausalen Bedingungen stimmen, die eine Strukturverschmelzung ermöglichen. Das beweist auch, daß dem realen Geschehen ein strukturiertes elektromagnetisches Feld zugeordnet werden muß. Die Zustands- oder Wellenfunktion versucht also durchaus, eine zugrundeliegende Feldrealität abzubilden - und sobald sie ganzheitliche Teilungs- und Verschmelzungsprozesse abbilden kann, darf sie auch beanspruchen, ein Modell der Beschaffenheit der Realität liefern zu können. 5.4. Gleichzeitigkeit und die Zeit Die gesamte Quantenphysik zeigt auf diese Weise, daß der euklidische Raum, eine lineare Zeit und der Körperbegriff der Mechanik nur Fiktionen des denkenden Geistes sind. Das heißt jedoch nicht, daß wir unser Natur- und Realitätsverständnis nicht verbessern, erweitern, vertiefen oder grundlegend umwälzen könnten, im Gegenteil: Alles deutet darauf hin, daß wir unsere Vorstellungen von der Beschaffenheit der Realität nur unseren Naturbeobachtungen und Faradays Programm anpassen müssen. Offenbar haben wir es mit einem physikalischen Zeitbegriff zu tun, der nicht linear angewendet werden kann - und damit unserem intuitiven Zeitgefühl ziemlich nahe kommt. Und mit Materiestrukturen, die im Grunde nur aus extrem konzentrierten Feldern bestehen, die sich ganzheitlich teilen und wieder miteinander verschmelzen können - so wie wir es in der Natur jeden Tag auch beobachten können. Wie sich das am einfachsten modellieren läßt, zeigt das Modell der Zellteilung: Das elektromagnetische Feld und dessen Struktur läßt sich mit zusammenhängenden "Räumen" und "Zeiten" modellieren, wobei diese Räume natürlich enantiomorphe Feldzellen sind, die mit sich selbst und ihrer Feldumgebung immer zusammenhängen. Die beiden Räume oder Feldzellen müssen dann mit spiegelsymmetrischen Koordinaten gekennzeichnet werden und stehen selbst in einem orthogonalen Zusammenhang zu ihrem Verzweigungsursprung. Das sind die Moleküle im ursprünglichen Sinne Avogadros - die wahren Elementarstrukturen von Licht, Materie und Raum. Wir wissen nur nicht, wo sie "zu Ende" sind - sie haben keine ontologische Kontur, wie der gedachte Körper der Mechanik; existieren also nicht diskret oder ontologisch vollkonturiert. Der Prozess des Entstehens und Vergehens von elementaren (immer gleichen, also invarianten) Feldstrukturen läßt sich mit dem komplexen Hilbert-Raum auch physikalisch als räumlich-ontologisch verzweigte, vieldimensionale Feldhierarchiestruktur verstehen. Das hat mit dem dreidimensionalen Raum unserer Vorstellungswelt - ob positiv als Körper oder negativ als Raumhintergrund gedacht natürlich nichts mehr zu tun. Die beste Vorstellung ist nun die eines mehr oder weniger komplexen Zellhaufens, der aus unsichtbaren Feldern besteht. Auch die Zeit ist dann eine komplexzahlige Größe, die verzweigte Zustände und ihre Veränderungen mit spiegelsymmetrischen Hilfskoordinaten begleitet. Verwenden wir sie in diesem Sinne, stellt sie gar keine Zeit mehr dar, sondern nur eine neue, vierte "Dimension" - einen neuen Freiheitsgrad, der eine neue "Raumrichtung" beschreibt, die immer entgegengesetzt zu allen anderen vorhandenen Raumrichtungen ist und seien es unendlich viele. Die reelle ("positive") vierte Dimension wird dazu verwendet, die Entstehung neuen Raumes durch Feldverzweigungsprozesse, eines Zwillingsraumes, zu kennzeichnen. Die normale Zeit darf sich an diesem Punkt verzweigen, was wegen der Spiegelsymmetrie der beiden Bezugssysteme nun aber Zeitlosigkeit oder Gleichzeitigkeit bedeutet: Da Kohärenz- und Interferenzzustände des Feldes effektive (strukturverändernde) Wechselwirkungen ausschließen, vergeht für verzweigte Feldzustände keine Zeit. Beide Feldformen existieren gleichzeitig, zusammenhängend und damit zeitlos - bis zur nächsten effektiven, strukturverändernden Wechselwirkung, dem Absorptionsereignis. Es gibt physikalisch keine Möglichkeit, in offenen Systemen wie dem Universum oder in der Natur diesem Feldzustand zwischen Emission und Absorption eine absolute "Zeitdauer" zuzuordnen, es sei denn, man kann die möglichen Freiheitsgrade der potentiellen Wechselwirkungen des Feldes so einschränken, daß man Emissions- und Absorptionsereignisse wie im Polarisationsexperiment eindeutig korrelieren 23 © mario wingert 2008 studio für art I design I science www.anatomy-of-emptiness.de ("normieren") kann, und so subjektive Zeiten zuordnen kann. Die imaginäre (relativ dazu "negative") vierte Dimension drückt einen physikalisch umgekehrt ablaufenden Prozeß aus, die Verschmelzung von verzweigten Räumen, den Verlust von Zwillingsraum, von Dimensionen oder Freiheitsgraden des Feldsystems. Das ist keine Zeitumkehr im Sinne der Mechanik und der Symmetrie ihrer Bewegungsgleichungen (was bedeutet, daß auch Bewegung im Sinne der Mechanik nichtlinear ist), sondern eine Zeitmessung, so wie sie in der Physik auch praktisch verstanden wird: Es ist unmöglich, "der Zeit" unabhängig von physikalischen Ereignissen Linearität und eine Existenz zuzusprechen (wie Newton es getan hat); die Zeitmessung beginnt und endet immer mit Ereignissen, die physikalische Strukturen verändern. Die idealisierte, klassische Zeitvorstellung besteht dagegen aus einer linearen Aneinanderreihung von festgelegten Zeitdauern oder Zyklen, die Einstein kurz "Uhren" nennt. In der Realität werden Strukturzustände jedoch durch effektive, strukturverändernde Ereignisse begrenzt, sie beginnen und enden. Das kann nur durch nichtlineare Zeitmessungen, so wie Einstein sie im Grunde definiert hat, reflektiert werden: Ausschnitte, abgegrenzt durch effektive Strukturveränderungen, die jedoch vom Menschen wahrgenommen oder registriert werden müssen, um überhaupt Aussagen zu Veränderungen in der Realität machen zu können. Physikalisch-ontologisch gesehen gibt es dann gar keine Zeit, sondern nur physikalische Kohärenzzustände, die immer in einem Zustand der Gleichzeitigkeit oder Zeitlosigkeit existieren, die durch strukturverändernde Ereignisse nur unterbrochen werden. Da solche Ereignisse immer an konkreten, individuellen Materie- oder Feldstrukturen stattfinden, gibt es keine Gleichzeitigkeit für effektive (energieübertragende) Wechselwirkungen, also für verschiedene, absorbierende Materiestrukturen. Deshalb ist eine gleichzeitige Wahrnehmung von "Licht" durch mehrere Beobachter unmöglich; das hat aber nichts damit zu tun, daß im Universum im gleichen Moment noch andere Materiestrukturen existieren, was man durchaus "Gleichzeitigkeit" nennen kann - es ist nur für den physikalisch-methodischen Zeitbegriff, der Strukturveränderungen in einen kausalen Zusammenhang zwischen individuellen Materiestrukturen bringt, irrelevant. Diese Zeitfestlegungsmethode ist sozusagen "subjektiv", vom jeweiligen Bezugssystem abhängig: Der Beobachter definiert Zeit über Ereignispunkte, die für ihn gleichzeitig sind; über die Absorption von Licht, das aus zwei verschiedenen Quellen oder Orten zugleich sein Auge erreicht. Dahinter verbirgt sich ganz abstrakt die Absorptionsbedingung, die für alle Materiestrukturen gilt. Im Michelson-Morley-Experiment wird übrigens keine konstante Laufzeit des Lichts gemessen, sondern nur, daß in einem interferierenden System kein Unterschied in der Laufzeit des Lichts existiert. Wie haben es mit einem System der Gleichzeitigkeit zu tun, mit einem kohärenten System, daß aus verzweigten und gespiegelten Lichtstrahlen besteht. Die Bewegung der Erde oder die Raumorientierung des zusammenhängenden Systems spielt keine Rolle. Wir haben es wieder mit der lokal und global gültigen Kohärenzund Symmetriebedingung zu tun, die auch Voraussetzung für Interferenz ist - deshalb ist ein Laufzeitunterschied ebensowenig meßbar wie beim Absorptionsereignis. Und damit auch nicht, ob sich das elektromagnetische Feld im Sinne von Ortsveränderung überhaupt bewegt. Die Zeitsymmetrie der maxwellschen Gleichungen ist also keine echte Symmetrie der Zeit, sondern nur ein Hilfsmittel, um Feldverzweigungs- und Verschmelzungsprozesse als spiegelsymmetrisch zusammenhängend modellieren zu können. Dennoch können beide Prozesse als Veränderung der Feldstruktur in der normalen Zeitrichtung angeordnet werden; was voraussetzt, daß der Mensch an diesem System physikalisch durch die Absorption von Licht beteiligt ist. Zuerst findet die Verzweigung statt, dann die Verschmelzung. Wie groß der zeitliche und räumliche Abstand zwischen diesen beiden Ereignissen ist, läßt sich jedoch nicht sagen, wenn wir nicht wissen oder beobachten können, wann und wo (im Universum) der Verschmelzungsprozeß stattfindet. Genau so verstehen wir Zeit intuitiv, auch in der Naturbeobachtung: Als wahrnehmbaren Wandel, als Veränderungsprozeß. Mal scheint die Zeit überhaupt nicht zu vergehen - weil nichts passiert, manchmal überschlagen sich die Ereignisse, so daß die Zeit im Fluge vergeht. Die Aneinanderreihung von Zeitdauern ist deshalb kein Kontinuum; diese Art Zeit schreitet weder gleichförmig voran noch fließt sie absolut dahin; sie hat auch keinen Anfang und kein Ende. Die "Länge" ihrer Einheiten wird durch strukturverändernde Ereig- nisse bestimmt - und das sind immer konkrete, auf individuelle Strukturen bezogene Ereignisse. Der physikalisch nutzbare Zeitbegriff ist demzufolge nichtlinear und relativ; er kennzeichnet die Längen der Abstände zwischen qualitativen Zustandsveränderungen relativ zu zyklischen Prozessen, die der Beobachter für seine Zeitmessungen gerade verwendet. Ohne effektive Wechselwirkungen verharren verzweigte Feldstrukturen logischerweise in einem Zustand der Kohärenz und Gleichzeitigkeit (= Zeitlosigkeit). In der Realität unterbrechen qualitative Zustandsänderungen - die eine Zeitfestlegung erst ermöglichen - aber nicht die zeitlose Existenz einer globalen kohärenten Struktur, eines Systems der Gleichzeitigkeit. Wenn der Prozeß zwischen Emission und Absorption nicht instantan stattfindet, sondern dauert, kann diese Dauer nur auf die Strukturbildung eines elektromagnetischen Feldes zurückgeführt werden, was dann als "Entfernung" interpretiert wird. Dahinter schimmern variable Maßstäbe durch: Werden die Maßstäbe kürzer - oder vervielfachen sie sich durch Verzweigungsprozesse wird die so bestimmte Strecke scheinbar länger. Das scheint mit Strukturveränderungen kompatibel zu sein; vielleicht lassen sich damit Feldzusammenballungen modellieren, die kompakte, räumlich konzentrierte Materie bilden. So führt die Emission eines Lichtquantes zur Strukturverringerung der Materie und einer Strukturvermehrung des elektromagnetischen Feldes, während die Verschmelzung einer elektromagnetischen Feldstruktur zu einer Verzweigung in der dazu entgegengesetzten Feldstruktur, in der Materie führt. 24 © mario wingert 2008 studio für art I design I science www.anatomy-of-emptiness.de Obwohl die Zahl der Elementarstrukturen dabei zu- oder abnimmt, bleiben Verzweigungen als Konnektions-Prinzip zwischen Elementarstrukturen immer erhalten. Von Dekohärenz, einem nichtmehr-Zusammenhängen, kann demzufolge keine Rede sein. Verzweigungsprozeß und Verzweigungsstruktur des Feldes erweisen sich damit als grundlegendes physikalisches Organisationsund Naturprinzip. Es gilt natürlich auch für Materie und ihre Feldstrukturen (mehr dazu in meinem Buch Quantum Top Secret). 6. Kognition, Wahrnehmung und die Natur der Sprache Die übliche Frage lautet nun: Warum kann man solche Teilungsprozesse oder Quantenüberlagerungen nicht auf klassischer Ebene beobachten? Warum teilen sich makroskopische Körper Steine, Planeten, Menschen und Bäume - nicht? Übersetzt man diese Frage, lautet sie: Warum kann man in dieser Welt, wenn man sie durch die Brille der Mechanik betrachtet, keine sich ganzheitlich teilenden Materiekörper beobachten? Mit Blick auf lebende Materiestrukturen wird sofort klar, daß diese Frage sich nun von selbst erledigt: Solche ganzheitlichen Teilungsprozesse finden durchaus statt, wir können sie sogar beobachten: Zum einen als Zellteilung (unter dem Mikroskop), zum anderen, wie sich Bäume und Pflanzen räumlich verzweigen - jeden Tag, direkt vor unseren Augen. Makroskopische Materiestrukturen teilen sich also durchaus, nur kann die Mechanik das nicht abbilden - eine ganzheitliche Teilung kennt sie aus Prinzip nicht. Deshalb fragt sich der Mechaniker, wo die Verdopplungen bleiben, die er im Expe- riment - zumindest virtuell - zu erkennen glaubt. Weil der Mechaniker solche Prozesse nicht (er-) kennt, schließt er seine Augen vor der Natur. Öffnet er sie nun wieder, zeigen Doppelspaltexperiment, partielle Reflexion und Polarisation, daß solche Teilungsprozesse überall, auch in der nichtbelebten Materie, stattfinden: Bei elektromagnetischen Feldern, Elektronen, Neutronen, Protonen, Atomen und Molekülen - ohne Ausnahme. Es gibt keinen prinzipiellen physikalischen Unterschied zwischen den Feldstrukturen von Licht und Materie oder belebter und unbelebter Natur. Das, was früher die Atom- und Elementarteilchenhypothese liefern sollte ein grundlegendes Naturprinzip - leistet nun, experimentell begründet, das Verzweigungsprinzip. Die eigentliche Frage ist dann, wie weit man die Experimente noch treiben kann: Ob es eines Tages möglich sein wird, auch Staubkörner, Glaskugeln, Stühle oder Menschen durch den Doppelspalt zu schicken, in einen (verzweigten) Kohärenzzustand zu versetzen und an zwei Orten zugleich beobachten zu können. Aber auch hier hilft ein Blick auf das Experiment und die Natur: Wer hat im Experiment jemals zwei Photonen, Elektronen oder Atome an zwei verschiedenen Orten gleichzeitig gesehen? Natürlich niemand; das waren ja nur virtuelle Gespensterteilchen, reine Einbildungen, eine mechanistische Illustration der noch unverstandenen, verzweigten Feldfunktion. Statt dessen ist ein solcher Teilungsund Kohärenzzustand in der Materie bereits strukturell und permanent realisiert: Materie besteht aus verzweigten Feldenergiehierarchien und bindet damit gewaltige Mengen elektromagnetischer Feldenergie in Form träger Masse auf engstem Raum. Solche Strukturen existieren in gewisser Weise an zwei Orten zugleich, die eigentlich ein Ort sind. Sie sind enantiomorph strukturiert; also sowohl räumlich als auch energetisch spiegelsymmetrisch organisiert. Sie bestehen aus Form (rechts) und Antiform (relativ dazu links, komplett invertiert). Abstrakt physikalisch formuliert: Sie bestehen aus Materie und Antimaterie zugleich. Das ist es, was wir auf jeder Ebene der Energieund Feldhierarchie mit einem Stereokoordinatensystem erfassen könnten - und als bilaterale Symmetrie und Chiralität wahrnehmen. Zum Beispiel als Elektron und Positron, als Spin, als positiver Atomkern und negative Elektronenhülle, oder als Doppelatom und Molekül. Das zeigt, daß für Materie und Felder die gleichen grundlegenden Strukturprinzipien gelten und das Welle / Quanten-Paradoxon - trotz Mehrheitsmeinung und massivem, passiven Widerstand - problemlos auflösbar ist. Faradays Programm hat also noch immer Potential: Es kommt nun darauf an zu zeigen, wie Materie aus Feldern (aus "Licht") entsteht und sich räumlich extrem konzentrierte Feldstrukturen bilden, die dann als stofflich kompakte Materie erscheinen. Für Kognitions-, Wahrnehmungsund Sprachtheorien hat dieses neue Strukturverständnis ebenfalls große Bedeutung: Es öffnet einen neuen Zugang zum Verständnis der sinnlichen Wahrnehmungen - und der Wahrnehmung durch Denken. Das dürfte für Biologen, Biochemiker, Biophysiker, Neurologen, KI-Forscher, Robotiker und Psychologen äußerst fruchtbar sein. Die verzweigte, kohärente Feldstrukturbeschaffenheit beweist, daß sowohl der Körperbegriff der Mechanik als auch die sinnlichen Körper-, Objektund Dingvorstellungen mit der Beschaffenheit der manifesten Strukturen der Realität nichts mehr zu tun haben können. Wir haben es also mit einer ontologischen Illusion zu tun, die unser Gehirn erzeugt, in dem es denkt. In der Natur, rein physikalisch, hat die diskrete, mechanistische oder auch euklidische Körper- und Objektvorstellung experimentell nachweisbar keine Existenzberechtigung mehr. Deshalb mußte Niels Bohr einen bewußten Beobachter in die Physik einführen - nicht um die Dinge aus dem Nichts materialisieren zu können, sondern um den Körperbegriff der Mechanik und sinnliche Körpervorstellungen überhaupt in die Physik einführen zu dürfen! Mangelndes Reflexionsvermögen und die Ablehnung naturphilosophischer Betrachtungsweisen, die bis Ende des 19. Jahrhunderts noch Allgemeingut der humanistischen Bildung waren, haben die Physiker bis heute erfolgreich daran gehindert, den eigentlichen Witz dieser Geschichte zu begreifen... Erst das Scheitern der Körpervorstellungen im Experiment offenbart, daß solche Vorstellungen nur das Produkt von Denk- und Wahrnehmungsprozessen sein können. Diese Einsicht erlaubt es uns, über den Schatten des Geistes zu springen und neue funktionale und operationale Modelle der Denkwahrnehmung zu entwerfen, die kognitive Natur der Sprache zu verstehen und mit Strukturmodellen der neuronalen Organisation zu verknüpfen. Und sie führt zu einem neuen Verständnis der Quantentechnologien und ihrer Möglichkeiten, die heute als Quantencomputer und Einstein-Bose-Kondensate die vorderste Front der Grundlagenforschung bilden. 25