Der diabetische Fuß - antibiotika monitor

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6 Prof. Hölzenbein/Diab. Fuß 3
15.03.2010
T. Hölzenbein
Der diabetische Fuß: Fußamputationen reduzieren
17:20 Uhr
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ANTIBIOTIKA
MONITOR
tom. XXVI, 1/2/2010
Der diabetische Fuß:
Fußamputationen reduzieren!
Univ.-Prof. Dr. Thomas Hölzenbein
Univ.-Klinik für Gefäßchirurgie und endovaskuläre Chirurgie, LKH Salzburg
Zusammenfassung des Vortrages von
Univ.-Prof. Dr. Thomas Hölzenbein,
Universitätsklinik für Gefäßchirurgie
und endovaskuläre Chirurgie, LKH
Salzburg, mit dem Titel „Der diabetische Fuß”.
Einleitung
Bei der Behandlung des diabetischen
Fußes ist die Kooperation mehrerer
Fachrichtungen von großer Bedeutung.
Der diabetische Fuß ist eine Indikation, bei deren Therapie verschiedene
Fachrichtungen beteiligt sind. Zunächst der Allgemeinmediziner, aber
auch konservative Fächer wie Diabetologie, Chemotherapie, Nephrologie,
Geriatrie, Neurologie sowie operative
Fächer wie Plastische Chirurgie,
Gefäßchirurgie und Orthopädie.
Grundsätzlich funktioniert die Behandlung nur in Form eines Miteinanders, zu dem auch Pflege, Orthopädietechnik, Diätwissenschaft, Wundexperten, Physikalische Medizin und
andere gehören.
Klinische
Untersuchung
Zuerst muss abgeklärt werden, ob es
sich um einen neuropathischen oder
ischämischen Fuß handelt. Als nächster Schritt werden folgende Punkte
geklärt:
- Ulzerationen + Knochenbeteiligung
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- Gangrän – Superinfektion
- Cellulitis – Osteomyelitis
- Charcot’sche Erkrankung
Dann gilt es, die Keime zu ermitteln,
und zwar in der Tiefe, denn sie sind
für die Behandlung des diabetischen
Fußes von Bedeutung. Dafür müssen
für den Abstrich Proben aus der Tiefe
entnommen, eventuell sogar Gewebestückchen und Knochen an den Bakteriologen geschickt werden, damit
eine gute Diagnostik und – wenn notwenig – eine gezielte Antibiotikatherapie möglich gemacht werden.
Um Durchblutungsstörungen festzustellen, wird der Dopplerindex gemessen. Auch die Rheographie kommt als
Untersuchungsmethode zum Einsatz.
Beim Semmes-Weinstein-Test wird
mit dünnen Federn, die bei entsprechendem Druck knicken, überprüft,
ob der Patient spitz oder stumpf
spüren kann.
Weiters kommen unter anderem bei
der Abklärung folgende Verfahren
zum Einsatz: Fußröntgen, Ultraschall
der Schlagader, invasive Verfahren
wie Angiographie oder moderne MRA.
Débridement
Beim Débridement gilt es folgende
Punkte zu beachten:
- Ist die Durchblutung schlecht, sollte
sparsam debridiert werden, weil
zunächst das Bein revaskularisiert
werden muss.
- Amputation nur bei feuchter
Gangrän (Gasbildung), denn gasbildende Keime können nicht kontrolliert werden.
- Sämtliche Knochenanteile müssen
aus der Wunde entfernt werden,
denn diese verursachen letztendlich
das Problem.
- Die Wundränder müssen locker sein,
daher nicht zunähen (allenfalls
Sit-Naht)!
- Kein Einsatz lokaler Antibiotika!
Pathogenese der
plantaren Ulcera
Der behandelnde Arzt muss sich Zeit
nehmen, um den Grund für die Entstehung der Ulzerationen zu suchen.
Mögliche Ursachen:
Instabilität des Knochengerüstes
(Übergewicht, Schuhe, Neuropathie)
Chronische Erhöhung des lokalen
Druckes auf die Plantarhaut
Lokale Hautnekrose durch Erosion
Knocheninfektion durch Freiliegen
PLANTARES ULCUS:
- Ist die Durchblutung gut, dann
sollte das Débridement großzügig
durchgeführt werden.
Verlust der Propriozeption
Verlust der normalen Fußarchitektur
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Abnorm erhöhter chronischer Druck
auf die Plantarhaut
Die Rolle des
Gefäßchirurgen
erscheint es kontraproduktiv, zusätzlich Plastik in das Bein einzubringen.
Lokale chronische Ischämie
PERFORATION
Aufgabe des Gefäßchirurgen ist es,
möglichst distale Bypässe zu konzipieren und das Blut möglichst knapp
an die Läsionen im Fußbereich
heranzuführen.
Bei ca. 50% haben die Fuß-Bypässe
eine Lebensdauer von 10 Jahren. Der
Beinerhalt liegt nach 10 Jahren ungefähr bei 60 bis 70%.
Wichtig sind lokale Entlastung und
definitive Versorgung nach der Abheilung. Der Fuß verändert sich auch
noch nach der Abheilung, folglich
können auch frisch angepasste Schuhe nach kurzer Zeit bereits wieder
drücken. Laufende Kontrollen sind
daher wichtig.
Schuh-assoziierte
Probleme
Folgende Maßnahmen sind hier zu
ergreifen.
- Vermeidung von zu engem Schuhwerk
- Schuhwechsel zwei- bis dreimal
pro Tag
- Keine „Basteleien“
- Professionelle
Schuhkorrektur
(Dehnung, Sohle etc)
- Liberaler Umgang mit geeignetem
Entlastungsschuhwerk
Behandlung von neuropathischen Läsionen
Vitaminsubstitution (Vitamin BKomplex)
Bewegungstherapie
Vorbeugende Schuhauswahl
Thioctan (a-liponic acid)
Chirurgische Fußrekonstruktion
ZIEL:
Vorbeugung von Läsionen
Der femoro-distale Venenbypass zählt
zu den am häufigsten durchgeführten
Operationen in der Gefäßchirurgie. Im
Laufe der Entwicklung wurde die
Technik so weit verfeinert, dass
Abschlüsse auf sehr distale Arteriensegmente möglich wurden. Die Fragen, mit denen sich die moderne
Gefäßchirurgie konfrontiert sieht, sind
folgende: Wo ist die technische
„Grenze“ für derartige Eingriffe? Sind
die Resultate ausreichend, um sie als
Behandlungsstrategie in der Routine
vertreten zu können?
PROBLEME DES PEDALEN
BYPASS:
- Diabetische Angiopathie
- Limitierter Run-off
- Angiographisches Know-how
- Nähe zum Infekt
- Autologes Konzept
Lokale Behandlung
Débridement: Gleichgültig, welche
Methode – chirurgisch, chemisch
(z. B. Metalloproteinase-Inhibitor),
biologisch (Madentherapie) – angewandt wird, wichtig ist, dass das
Débridement gründlich gemacht
wird.
Granulationsfördernde Maßnahmen
(chemisch, mechanisch, V.A.C.)
Feuchtes Wundmilieu
Lokale Antisepsis (z. B. Silberverbände, aber keine lokale Antibiotika-Behandlung)
Sekundärer Verschluss (direkt, Lappen)
Amputation
versus Bypass
Es steht außer Frage, dass Patienten
den Bypass gegenüber der Amputation bevorzugen. Die Mortalität der
Amputation ist höher als bei einer
Bypass-OP. Die 30-Tage-Mortalität
der OSCH-Amputation beträgt etwa
50%. Eine Frequenzsteigerung bringt
alleine keine Reduktion der Amputationsrate. Die Major-Amputationsrate
wird nur durch die Einführung des
pedalen Bypasses gesenkt.
Der pedale Bypass
Wenn möglich sollten immer Venen
verwendet werden. Kunststoff sollte
hier nicht zum Einsatz kommen, denn
wenn der Fuß bereits infiziert ist,
Wichtig: kontinuierliche Dokumentation, regelmäßige Fotoaufnahmen.
Fußläsion bei
Diabetikern
Wenn bei einem Diabetiker eine
Fußläsion vorhanden ist, muss überprüft werden, ob Fußpulse vorhanden
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Abbildung 1: Entscheidungskaskade
sind und je nachdem müssen die
Chemotherapeuten involviert werden.
Chirurgen sollen dies nicht alleine
entscheiden, denn diese Patienten
benötigen eine lang dauernde Therapie. Daher ist es besonders wichtig,
diese Therapie im Gesamtbild des
Krankenhauses zu betrachten.
Viele der Patienten sind „krank“ und
weisen eine Vielzahl von medizinischen Problemen auf.
Amputation hat eine höhere Mortalität als die Bypassoperation.
Benötigt ein Patient einen pedalen
Bypass, ist er mit großer Wahrscheinlichkeit Diabetiker.
Zusammenfassung
Der Bypass auch zu den Fußarterien ist sicher und kann mit akzeptabler Morbidität und Mortalität
durchgeführt werden.
Diabetische Fußprobleme werden
durch die steigende Inzidenz von
Diabetes, Lebensstil und Alter der
Bevölkerung häufiger.
Die Therapie richtet sich nach der
Hauptursache der Läsion und ist entweder angiopathisch oder neuropathisch.
Extremitätenverlust ist sowohl bei
Angiopathie als auch Neuropathie
möglich.
Therapeutisches Ziel ist ein vitaler,
belastbarer Fußstumpf ohne Läsion.
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Anschrift des Referenten:
Univ.-Prof. Dr. Thomas Hölzenbein
Univ.-Klinik für Gefäßchirurgie und endovaskuläre Chirurgie
LKH Salzburg
5020 Salzburg, Müllner Hauptstraße 48
Email: [email protected]
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