Grunddüngung heute Strategie eines Betriebes in Vorpommern (Spagat zwischen Theorie, Praxis und Kosten) Jürgen Ohls Agrargesellschaft Fahrenwalde mbH & Co KG Gliederung 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. Vorstellung des Standortes Nährstoffgehalte - Situation Boden / Pflanze Einfluss von Verdichtungen auf die Nährstoffversorgung Bodengehalte spiegeln Düngungshöhe und Bewirtschaftungsweise wider Theoretische Ansätze und praktische Umsetzung zur Düngung der Hauptkulturen Raps - Weizen Nachfrage reguliert die Düngerpreise? Zusammenfassung Vorstellung des Standortes Fahrenwalde Regelmäßig Vorsommertrockenheit BP 38 Humus 1,0-1,7% Ton 6-17% Bodenart S,lS,SL, Niederschlagsmengen (mm) von 19962008 (Wetterstation Dedelow) und Erträge von Winterweizen im UER Kreis 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 langj. Mittel* Januar 0 1 50 19 19 19 40 22 30 32 12 63 54 33 Februar 7 26 13 23 33 22 64 3 31 23 22 34 13 23 März 8 18 43 29 51 27 42 13 16 15 30 42 51 36 April 14 36 33 55 17 35 43 11 35 10 27 1 49 32 Mai 60 75 30 58 16 57 34 48 44 72 43 97 8 53 Juni 18 77 55 61 42 63 58 36 52 21 47 249 48 64 Juli 88 148 62 12 78 33 40 64 78 78 29 101 33 60 August 48 37 57 57 36 49 46 34 38 44 104 54 40 49 September 79 21 38 49 81 139 31 63 18 34 25 52 47 47 Oktober 48 35 59 19 25 15 54 25 23 30 29 15 57 31 November 19 16 37 13 28 29 25 29 42 22 37 31 21 35 Dezember 14 22 27 54 26 27 7 19 14 39 10 22 19 37 Summe 402 510 501 447 451 515 482 366 418 420 415 761 440 500 - - 72,9 73,6 56,4 73,6 69,5 43,4 82,4 72 64,6 59,2 76,8 Erträ Erträge WW (dt/ha) Sind die Pflanzen vertrocknet oder verhungert? Quelle: Verch, Dedelow Wozu düngen wir? Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit optimale Ernährung der Pflanzen Erzeugung von hochwertigen Lebens- und Futtermitteln Was bestimmt die Grunddüngung? y y y y die analysierte Gehaltsstufe (bzw. unterstützend die Pflanzenanalyse) Ertragserwartung Liquidität des Betriebes Eigentum oder Pacht (u. a. Pachtlaufzeit) % Anteile der Versorgungsstufen von Böden aus MVP in 2 Zeiträumen Quelle: Kape - Lufa Rostock Veränderung der Gehalte an verfügbaren Nährstoffen (incl. Al) in Abhängigkeit vom pH-Wert (nach Fink 1968) % Anteile der Versorgungsstufen von Böden aus MVP in 2 Zeiträumen Quelle: Kape - Lufa Rostock Ertragsrückgänge verschiedener Kulturen in MVP und UER in 2 Zeiträumen Quelle: Statistische Landesamt Schwerin Nährstoffversorgung von Winterweizen in 3 Jahren in % des Ertragsgrenzwertes Quelle: NU - Agrar verändert Was beeinflusst außerdem die Nährstoffversorgung der Pflanze? y y y y y y y Wassergehalt des Bodens-nFK KAK Antagonismen-Synergismen Nährstofffestlegung Tongehalt Humusgehalt Durchwurzelbarkeit des Bodens Ursachen degradierter Böden in Brandenburg Quelle: ZALF Müncheberg, 2002 Auswirkungen der Bodenstruktur auf die Nährstoffversorgung Quelle: TLL , Jena Wie lassen sich Bodenverdichtungen bzw. Strukturschäden minimieren bzw. vermeiden? y gutes „Nervenkostüm“ des Betriebsleiters y hohe Sensibilität der Fahrer y Bewirtschaftungsweise (Pflug/Grubber/Direktsaat) y Bereifung y Schlagkraft y Auswahl der Werkzeuge an den Geräten y Anzahl der Arbeitsgänge usw. Veränderung der Bodengehalte bei unterschiedlicher bzw. keiner Düngung Quelle: statischer P-Versuch Dornburg/Saale der TLL Jena; Zorn, Schröter, Heß Schichtenbeprobung vom 20.2.2008 Ablage der organischen Substanz in den oberen 10 - 15 cm der Krume P2O5 K2O 0 - 10 cm 29 24 10 - 20 cm 14 20 - 30 cm 5 18 30 - 45 cm 1 18 45 - 60 cm 1 16 1 22 17 vorrangiges Problem auf pflugloswirtschaftenden Betrieben 21 18 Quelle: NU - Agrar Konsequenz Æ Wie wird künftig beprobt? Æ Ist der Pflug für die Durchmischung notwendig? Æ Müssen Nährstoffe platziert werden? Welche Bodenschicht ist gut durchfeuchtet und durchwurzelt bei der notwendigen Nährstoffaufnahme im Vegetationsverlauf? Wurzelsysteme verschiedener Kulturpflanzen Mais Zuckerrübe Raps Weizen Quelle: Kutschera 1960 Gesamtnährstoffaufnahme eines Rapses (40 dt/ha) sowie die Gehalte im Korn Gesamtnährstoffaufnahme (kg/ha) Element % im Korn Gesamtpflanze im Korn Calcium 220 15 7 Magnesium 40 18 44 Phosphor 100 56 56 Schwefel 80 29 36 Kalium 240 50 21 Stickstoff 240 115 48 Quelle: Versuche Hanninghof Eigene Zusammenstellung Umverlagerungs- und Aufnahmevermögen während der Kornfüllung bei Raps (40 dt/ha) Element % Umverlagerung aus Pflanze ins Korn % Aufnahme während Kornfüllung aus Boden Nährstoffmenge (kg) Calcium 0 100 15 im Unterboden vorhanden Magnesium 19 81 15 im Unterboden vorhanden Phosphor 48 52 29 im Unterboden nahezu 0 / bei Austrocknung Ap kritisch Schwefel 81 19 5,5 im Unterboden vorhanden Kalium 100 0 0 Aufnahme bis 10.5 abgeschlossen Stickstoff 100 0 0 Aufnahme bis 10.5 abgeschlossen Anmerkungen Quelle: Versuche Hanninghof Eigene Zusammenstellung Rapsertrag (dt) in Abhängigkeit von Saatverfahren, Bestandesdichte und dem Düngeverfahren Quelle: NU - Agrar verändert Praktische Umsetzung im eigenen Betrieb Saattermin 15. bis 25.8. y y y y 20 bis 30 Körner/m² Grubbern Drillen mit Strohräumung (EKS) - 33 cm Reihenabstand (7 - 10 Körner/lfdm) Element Düngun g Gesamtpflanze Entzu g Korn * Düngung Herbst Frühjahr Calcium 220 15 - - Kalke (je nach Mg Versorgung) / KAS Magnesiu m 40 18 - X Kieserit / Patent Kali / Kornkali / Bittersalz Phosphor 100 56 50% in 20-30cm platzieren 50% VS einmischen - Knochenmehl / Gülle / Gärreste / P - Dünger / Volldünger / saure Dgg (SSA, HASTO) Schwefel 80 29 25% Kopf 75 % Kopf Kieserit / ASS / SSA / Piamon Kalium 240 50 50% Einmischen 50 % Kopf Gülle / Gärreste / K - Dünger Stickstoff 240 115 15-25% 75 - 85 % Kopf HASTO / SSA / KAS (?) / ASS u. a. * Mengenkorrektur in Abhängigkeit von der Versorgungsstufe Gesamtnährstoffaufnahme eines Weizens (80 dt/ha) sowie die Gehalte im Korn Element Gesamtnährstoffaufnahme (kg/ha) % Gesamtpflanze im Korn Calcium 90 6,3 7 Magnesium 30 16,2 54 Phosphor 80 72,8 91 Schwefel 20 12,6 63 Kalium 150 28,5 19 Stickstoff 220 180,4 82 Quelle: Versuche Hanninghof Eigene Zusammenstellung Umverlagerungs- und Aufnahmevermögen während der Kornfüllung bei Weizen (80 dt/ha) Element % Umverlagerung aus Pflanze % Aufnahme Kornfüllung Nährstoffmenge (kg) Anmerkungen Calcium 0 100 6,3 problemlos Magnesium 22 78 12,6 problemlos Phosph or 55 45 32,8 Depot Schwefe l 51 49 6,2 problemlos Kalium 100 0 0 problemlos Stickstof f 80 20 44 Depot Quelle: Versuche Hanninghof Eigene Zusammenstellung Praktische Umsetzung im eigenen Betrieb Erzeugung von Qualitätsweizen (80 dt) nach Raps y y y Saattermin: 5. bis 20. 9. Körner/m²: 100 - 180 EKS - Saat? 25er Reihe Æ alle 4 cm ein Korn ◦ 33er Reihe Æ alle 3 cm ein Korn = Zukunftsmusik? ◦ Trockenstandort y P2O5 - zwischen 25 - 40 kg P2O5 platzieren y N - zwischen 35 - 50 kg N platzieren ◦ ◦ y y theoretisch September stabiles Depot für Juni des Folgejahres? S - 10 - 25 kg S andere Nährstoffe aus Rapsvorfrucht (wenn Gehaltsstufe C) Düngerpreisentwicklung Æ Marktmechanismen greifen nur bedingt Æ als Nachfrager gezielt agieren Æ Nebenprodukte nur bedingt verfügbar (SSA) Einlagerung/Überlagerung evtl. Kosten senkend Zusammenfassung Die Grunddüngung dient dem Erhalt der Bodenfruchtbarkeit, der Ernährung von vitalen Pflanzen, die als wertvolle Lebens- bzw. Futtermittel verwendet werden. Nicht nur die Versorgungsstufe sondern auch Bodenstruktur und die nutzbare Feldkapazität sind neben vielen anderen Faktoren für die Ernährung wichtig. Genaue Kenntnisse des Standortes (Bodens), die realistische Ertragserwartung und das Verhalten von Nährstoffen in der Pflanze bestimmen die Düngermenge, -art, Zeitpunkt und das Verfahren. Hohe Erträge werden nur heranwachsen, wenn viele pflanzenbauliche Parameter ebenfalls berücksichtigt werden. Düngung ist Komplex und anspruchsvoll, wobei die Natur auch den einen oder anderen Fehler glättet bzw. ausgleicht. Wer zu spät an die Kosten denkt, ruiniert sein Unternehmen. Wer zu früh an die Kosten denkt, tötet die Kreativität.