Gewässerschutzberatung im Beratungsgebiet „Aller links“ zur Umsetzung der WRRL in Niedersachsen BERATUNGSRUNDBRIEF MAI 2013 QUALITÄTSDÜNGUNG - WEIZEN Mit der Spätgabe ab Erscheinen des Fahnenblattes werden die Düngungsmaßnahmen im Wintergetreide abgeschlossen. Über die N-Gabe zu Vegetationsbeginn und zum Schossen werden die Produktion der Ertragsanlagen und die Höhe des Ernteertrages nachhaltig beeinflusst. Mit der letzten N-Gabe steht - neben der Absicherung des gewünschten Ertrages - die Beeinflussung des Rohproteingehaltes im Vordergrund. Es gibt aber immer wieder Jahre, in denen trotz verhältnismäßig hoher N-Gaben in der Spätdüngung die Rohproteingehalte enttäuschen. Hierfür ist dann nicht grundsätzlich eine zu geringe Stickstoffversorgung verantwortlich. Faktoren für hohe Rohproteingehalte Die Grundlage für die Erzeugung eines Weizens mit hohem Rohproteingehalt wird durch die Auswahl der angebauten Sorte gelegt. Nur Sorten, die in der Beschreibenden Sortenliste oder den Landessortenversuchen durch stabile, hohe Rohproteingehalte gekennzeichnet sind, sind auch in der Lage, spät zugeführten Stickstoff in hohe Eiweißgehalte zu überführen. Je besser die NVersorgung der Bestände in der Phase der Kornausbildung nach der Spätgabe ist, desto höher können die erzielbaren Rohproteingehalte sein. Jedoch spielt für den Rohproteingehalt nicht nur die Höhe der NSpätgabe, sondern auch die insgesamt gedüngte und von den Pflanzen aufgenommene N-Menge eine Rolle. So erfolgt die Kornfüllung vor allem durch die Umlagerung von Stickstoff und anderen Nährstoffen aus der Restpflanze in die Körner. Hier kommt übrigens auch der bis zur Schossphase gedüngte Schwefel wieder ins Spiel, da dieser nur schlecht innerhalb der Pflanze verlagert wird und daher auch zur Kornfüllung in ausreichender Menge zur Verfügung stehen muss. Nicht zuletzt ist ein sorten- und standortspezifisch optimaler Einsatz der Pflanzenschutzmittel entscheidend für die Erhaltung gesunder Bestände, damit die zugeführten N-Mengen auch in Ertrag und Qualität, insbesondere Rohprotein, umgesetzt werden können. Hier sind zum einen Fungizidmaßnahmen zur Gesunderhaltung von Fahnenblatt und Ähre zu nennen. Zum anderen ist für intensiv geführte Bestände eine frühzeitige Lagerbildung schon während der Phase der Kornfüllung durch den sortenspezifisch optimalen Einsatz von Wachstumsreglern zu verhindern. Ursachen geringer Rohproteingehalte Trockenheit nach der letzten N-Gabe birgt die Gefahr, dass die zugeführten N-Mengen nicht verwertet werden können, da der Stickstoff den Pflanzen(wurzeln) nicht zur Verfügung steht. Hierdurch sinken zwangsläufig die erzielbaren Eiweißgehalte. Sehr hohe Niederschlagsmengen während der Kornfüllung führen zu einer Erhöhung des Ertrags durch hohe Tausendkorngewichte („schwere Körner“), gleichzeitig aber zu sinkenden RohproteinGehalten. Dieser biologisch bedingte Verdünnungseffekt ist nicht zu überlisten. Wenn während der Kornausbildung und Kornfüllung die Sonneneinstrahlung zu niedrig ist, können trotz hoher N-Gaben keine hohen Eiweißgehalte erzielt werden. Die Rohproteinbildung in der Pflanze ist bei Nitraternährung (z.B. durch Kalkammonsalpeter) ein sehr energieaufwändiger Prozess, der nur bei großer Sonneneinstrahlung mit hohen Fotosyntheseraten besonders intensiv verlaufen kann. Die Pflanze muss nämlich das aufgenommene Nitrat mit Hilfe der Sonnenenergie in den Eiweißbaustein Ammonium umwandeln. So erklärt sich, dass trotz ausreichender Stickstoff- und Schwefelmengen in der Kornfüllungsphase die Rohproteingehalte niedrig ausfallen können. Ingenieurbüro für Boden- und Grundwasserschutz – Regionalbüro Langelsheim Dieter Hosch ▪ Goslarsche Straße 40 ▪ 38685 Langelsheim-Astfeld ▪ Tel. 05326-5279014 ▪ Fax 929619 Beratungstelefon „Aller links“ 0151/41601199 ▪ eMail: [email protected] Gewässerschutzberatung im Beratungsgebiet „Aller links“ zur Umsetzung der WRRL in Niedersachsen Neuere Erkenntnisse aus der Forschung zeigen dementsprechend, dass eine Ammoniumernährung der Pflanze zur Ährengabe auch unter ungünstigen Witterungsbedingungen (geringe Sonneneinstrahlung) zu höheren Rohproteingehalten führt. Allgemeine Hinweise für die Spätgabe März erfolgt war. Um den Sachverhalt zu klären, haben wir, obwohl unüblich, unter stehenden Beständen Nmin-Proben gezogen und z. B. NminWerte von 80-100 kg N/ha unter Weizen gemessen. Was führte zu diesen hohen Werten: Für die Spätgabe grundsätzlich keine stabilisierten N-Dünger verwenden. Bestände, die keinen Optimalertrag mehr erreichen können (Auswinterungsschäden, Schäden durch Trockenheit, Mäusefraß o. ä.) dürfen nur eine reduzierte bis gar keine Spätgabe erhalten. Frühe Gaben mit Erscheinen des Fahnenblattes (EC 37 bis 39) werden von den Beständen sicher verwertet. Sie haben eine hohe Ertragswirksamkeit und erhöhen auch den Eiweißgehalt. Weiterhin sinkt bei früher Düngung das Risiko, dass der Dünger trockenheitsbedingt nicht aufgenommen werden kann. Je später die Gaben bis zum Erscheinen der Ähre erfolgen (EC 49), desto höher ist der NAnteil, der den Rohproteingehalt steigert. Gleichzeitig erhöht sich aber das Risiko, nicht verwerteten Rest-N-Gehalt im Boden zu erhalten, der von der Pflanze nicht aufgenommen wurde. Keine N-Düngung mehr nach Erscheinen der Ähre, da die Unsicherheit in der Ausnutzung des Düngers zu groß ist. Niedrige Bodentemperaturen verzögerten das Wachstum der Wurzel. Bei der Trockenheit im Oberboden erreichten die Pflanzen das tieferliegende Wasser und die darin enthaltenen Nährstoffe nicht. Die Lufttemperaturen und die zunehmende Tageslänge steigerten das oberirdische Wachstum und somit den Stickstoffbedarf. Auch die Niederschläge am letzten Aprilwochenende brachten keine Entspannung, da mit dem Regen die Temperaturen sanken. Das Wachstum kam wieder ins Stocken. Ungeachtet der geschilderten, guten Nährstoffsituation Ende April ist die 2. Düngergabe erfolgt. Vor der Abschlussgabe Mitte/Ende Mai, sollte jedoch eine Chloropyllmessung klären, welchen Bedarf die Weizenbestände zur Spätgabe tatsächlich noch haben. Denn unter ungünstigen Bedingungen werden schon zu diesem Zeitpunkt die Herbst-Stickstoffüberhänge angelegt. In diesem Zusammenhang sei auf die acht regional angebotenen Sprechtage zur Chloropyllmessung hingewiesen. Die Termine finden Sie unter www.wrrl-aller-links.de veröffentlicht. Auch in der späten Entwicklungsphase kann durch eine weitere Schwefeldüngung die Backqualität des Weizens noch weiter verbessert werden. Diese Düngung kann auch durch eine Blattdüngung erfolgen. Stickstoffdüngung - Aktuelle Situation Nach dem langen Winter haben sich die Getreidebestände in den letzten sechs Wochen teilweise zögerlich entwickelt. Niedrige Temperaturen und die zunächst ausbleibende Niederschläge waren keine optimalen Bedingungen für den Vegetationsstart. Die in der letzten Aprilwoche durchgeführten Chlorophyllmessungen spiegelten diese Situation wider. Es wurden in diesem Zeitraum Bedarfswerte von über 80 kg N/ha gemessen und das, obwohl die erste Düngergabe schon im Ingenieurbüro für Boden- und Grundwasserschutz – Regionalbüro Langelsheim Dieter Hosch ▪ Goslarsche Straße 40 ▪ 38685 Langelsheim-Astfeld ▪ Tel. 05326-5279014 ▪ Fax 929619 Beratungstelefon „Aller links“ 0151/41601199 ▪ eMail: [email protected]