Patientinnenbroschüre

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GnRH-Analoga zur Therapie
des hormonabhängigen Brustkrebses
vor den Wechseljahren
Ein Ratgeber für Patientinnen
Impressum
Takeda Pharma GmbH
Viktoriaallee 3 - 5
52066 Aachen
Text
Maria Weiß, Berlin
Freie Medizin Journalistin
Wissenschaftlicher Beirat
Dr. Katja Krauss,
Universitäts-Frauenklinik Tübingen
Fotografien
Angela Hasse,
Artfotografin aus Hamburg, stellt gegenwärtig das
Thema Brustkrebs in den Mittelpunkt ihres Schaffens.
Ein zentraler Fokus liegt auf der Dringlichkeit der
Früherkennung. Wie gehen wir damit um, wenn der
Körper sich verändert?
Es entstehen Bilder voller Menschlichkeit und Nähe,
voller Sinnlichkeit und Erotik. Der Betrachter lernt,
dass Krankheit auch einen Schritt zu sich selbst
bedeuten kann.
2. Auflage 2007
GnRH-Analoga zur Therapie des hormonabhängigen
Brustkrebses vor den Wechseljahren
Mit Ihrem Schicksal stehen Sie nicht alleine da:
Jahr für Jahr erkranken in Deutschland etwa 50.000
Frauen an Brustkrebs.
Damit stellt der Brustkrebs – von Ärzten
Mammakarzinom
genannt – die häufigste
bösartige Erkrankung
bei Frauen dar.
Wie für alle Krebsarten
gilt auch für Brustkrebs,
dass die Überlebenschancen umso günstiger
sind, je weniger sich der
Tumor ausbreiten konnte.
Früherkennungsuntersuchungen bei jungen
Frauen wie Selbstuntersuchung und Abtasten
durch den Gynäkologen sowie ggf. zusätzliche Röntgenuntersuchungen der Brust (Mammographie) und
Ultraschall kommen daher eine hohe Bedeutung zu.
Je früher der Tumor entdeckt wird, umso größer ist
auch die Chance, dass die Brust bei der Operation
erhalten werden kann, also nur das befallene
Gewebe entfernt wird. Dies ist heute bei etwa 70%
der Frauen der Fall.
Die Operation stellt aber nur einen Teil eines umfassenden Therapiekonzeptes dar. In ausführlichen
Beratungsgesprächen wird Ihr Gynäkologe und/oder
Onkologe zusammen mit Ihnen entscheiden, welche
zusätzlichen Schritte in Ihrem Fall unternommen
werden sollten, um die Krebserkrankung zurückzudrängen bzw. für immer zu besiegen. Dabei müssen zahlreiche Faktoren, wie z. B. der feingewebliche
Befund des Pathologen, die Größe und Ausbreitung
des Tumors und die Ausstattung des Tumors mit
Bindungsstellen für Hormone berücksichtigt werden.
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Auch Ihre persönliche Einstellung ist wichtig. So müssen
letztendlich Sie entscheiden, welchen Behandlungen
Sie zustimmen wollen und welche Risiken und
Belastungen Sie dafür in Kauf nehmen würden.
Bestrahlung, Chemotherapie und antihormonelle
Therapie sind heute nach der Operation die therapeutischen Möglichkeiten, dem erneuten Tumorwachstum und der Entstehung von Tochtergeschwülsten
vorzubeugen und die Chancen für eine endgültige
Heilung zu erhöhen. Auch bereits vorhandene
Krebsabsiedlungen in anderen Organen (Metastasen) lassen sich auf diese Weise bekämpfen. In vielen
Fällen kommen diese Therapiemaßnahmen auch
kombiniert zum Einsatz.
Eine der Möglichkeiten, bei Frauen vor und in den
Wechseljahren Tumorzellen durch Östrogenentzug
quasi auszuhungern, sind GnRH-Analoga, die in den
Schaltzentralen des Gehirns ansetzen. In dieser
Broschüre können Sie sich über diese Therapieform
informieren.
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Beispiel einer Krankengeschichte
Frau K. war 38 Jahre alt, als sie erstmals einen verdächtigen
Knoten in der Brust tastete. Leider gehörte Sie nicht zu der
Mehrheit der Frauen, bei denen sich solche Veränderungen
als gutartig erweisen. Nach brusterhaltender Operation und
nachfolgender Bestrahlung hat der Arzt ihr zu einer AntiHormon-Therapie geraten. Eine zusätzliche Chemotherapie
war bei ihr aufgrund des Befundes nicht notwendig. Seit der
Operation hat sie beschlossen, ihre Erfahrungen, Sorgen und
Ängste einem Tagebuch anzuvertrauen...
Die Probleme, die Frau K. ihrem Tagebuch anvertraut, erheben keinerlei Anspruch auf Allgemeingültigkeit und sollen nur
der Veranschaulichung dienen. Möglicherweise empfinden Sie
persönlich diese Therapiephase ganz anders.
1. Tagebuchaufzeichnung
Heute war ich wieder bei Dr. M. und er hat mir noch mal
geduldig erklärt, was es nun mit dieser „adjuvanten“
Therapie in meinem speziellen Fall auf sich hat. Zwar hat
man mir schon vor der Operation alles erläutert, aber in der
ganzen ersten Aufregung scheint doch einiges an mir vorbeigegangen zu sein.
Wie ich es jetzt verstanden habe, hatte ich noch Glück im
Unglück: keine Tochtergeschwülste, keine befallenen Lymphknoten, der Tumor noch relativ klein und mit „Andockstellen“
für Hormone ausgestattet. Die Vorstellung, den noch
verbliebenen, hinterlistig lauernden Krebszellen durch den
Hormonentzug das Wasser abzugraben, finde ich ungemein
beruhigend. Ich sehe schon bildlich vor mir, wie die kleinen
Übeltäter dahin siechen und verdorren...
Trotzdem habe ich natürlich ein bisschen Angst, was mit diesen künstlichen Wechseljahren so alles auf mich zukommt.
Adjuvante Therapie
Auch wenn der eigentliche Tumor durch die
Operation vollständig entfernt wurde, kann man
gerade beim Brustkrebs nie hundertprozentig sicher
sein, dass sich nicht doch schon Krebszellen auf die
Wanderschaft begeben haben und später dann
irgendwo Tochtergeschwülste (Metastasen) bilden.
Man schätzt, dass rund 60 -70% der Patientinnen
zum Zeitpunkt der Erstdiagnose bereits solche
Mikrometastasen aufweisen. Damit auch diese Zellen
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abgetötet werden, wird nach Operation und
Bestrahlung meist eine zusätzliche Behandlung (adjuvante Therapie) mit zellabtötenden und/oder antihormonellen Wirkstoffen empfohlen. In vielen Studien
konnte nachgewiesen werden, dass sich durch das
Sicherheitsnetz der „adjuvanten“ Therapie die
Chancen für eine endgültige Heilung deutlich erhöhen – auch wenn ein Teil der Frauen vielleicht auch
ohne diese Therapie völlig gesund geworden wäre.
Welche Form der adjuvanten Therapie bei Brustkrebspatientinnen empfohlen wird, hängt von vielen
verschiedenen Faktoren ab. Eine der Möglichkeiten
ist eine Chemotherapie mit mehreren Zellgiften
(Zytostatika), die unabhängig vom Hormonstatus
grundsätzlich bei allen Patientinnen wirksam ist.
Die antihormonelle Therapie ist dagegen nur dann
möglich, wenn der Tumor spezielle Bindungsstellen
(Rezeptoren) für Östrogene aufweist. Sind diese
Rezeptoren wie bei etwa 70% der Patientinnen vorhanden, wird die Teilung der Tumorzellen und damit
das Krebswachstum durch Östrogene angeregt. Fährt
man die Östrogene zurück, bleibt der Wachstumsreiz
aus und die Krebszellen verkümmern.
Ob der Arzt bei hormonrezeptorpositiven Tumoren
eine alleinige antihormonelle Therapie für ausreichend hält oder eine Kombination mit einer Chemotherapie empfiehlt, hängt von dem Ausbreitungsgrad des Tumors, dem Alter der Patientin, bereits
vorhandenen Erkrankungen, dem Grad der
Bösartigkeit des Gewebes und der Dichte der vorhandenen Östrogenbindungsstellen ab.
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Tagebuchaufzeichnung
Heute habe ich die erste Spritze mit dem GnRH-Analogon
bekommen! Entgegen meiner Befürchtungen als alter
„Spritzen-Angsthase“ hat es kaum wehgetan, da die Nadel
sehr dünn war. Trotzdem bin ich froh, dass ich erst in drei
Monaten wieder hin muss, zumal bei dem weiten Weg zu meinem Doktor immer gleich der halbe Tag weg ist.
Was passiert jetzt bloß in meinem Körper?
Ein komisches Gefühl ist es schon, dazusitzen und zu warten,
von den Wechseljahren überrumpelt zu werden. Bisher waren
die Wechseljahre für mich etwas, das noch weit entfernt ist
und in meiner Vorstellung nur ältere Damen betrifft – obwohl
ich natürlich auch schon fast 40 bin.
Auf einem langen Spaziergang habe ich versucht, Rolf das
Therapieprinzip zu erklären. Dabei habe ich festgestellt, dass
er nun wirklich gar keine Ahnung von den Vorgängen im
weiblichen Körper hat – ihm fehlten sozusagen sämtliche
Grundlagen. Habe dann mit Zyklus, Eisprung, Menstruation
etc. angefangen – erstaunliche Wissenslücken bei einem
erwachsenen Mann! Trotzdem konnten wir auch viel lachen
über seine Ahnungslosigkeit – es war ein schöner
Nachmittag.
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Hypothalamus
(Zwischenhirn)
GnRH
GnRH Analogon
Hypophyse
(Hirnanhangsdrüse)
FSH
LH
Ovar
Östradiol
Abbildung 1
Physiologischer Hormon-Regelkreis
Regelkreis bei Einsatz von GnRH-Analogon
Abnahme
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Antihormonelle Therapie
Das Ziel, die Tumorzellen auf „Hormondiät“ zu
setzen, lässt sich über verschiedene Wege erreichen.
Eine Möglichkeit ist es, die Eierstöcke (Ovarien) als
wichtigste Produktionsstätte der Östrogene operativ
zu entfernen oder durch eine Bestrahlung zu zerstören. Da man heute weit elegantere medikamentöse
Möglichkeiten zur Verfügung hat, haben diese
endgültigen Eingriffe in der adjuvanten Therapie
ihren Stellenwert verloren.
Durch die Gabe eines GnRH-Analogons (auch GnRHAgonist genannt) lassen sich die Eierstöcke vorübergehend medikamentös ausschalten. GnRH
(Gonadotropin-Releasing-Hormon) ist ein körpereigenes Hormon, dass in einer übergeordneten
Schaltzentrale des Gehirns (Hypothalamus) gebildet
wird. Stellt der Körper einen Mangel an Östrogenen
fest, wird es ausgeschüttet und kurbelt über die
vermehrte Bildung weiterer Hormone in der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) die Östrogenbildung in
den Eierstöcken an (siehe Abbildung 1).
Ein GnRH-Analogon ist ein Stoff, der dem körpereigenen Hormon GnRH zum Verwechseln ähnlich ist,
ohne aber selbst die Östrogenbildung anzuregen. Es
wird als Depot unter die Haut gespritzt und meldet
dem Körper, dass bereits reichlich GnRH vorhanden
ist. Auf diese Weise wird die Schaltzentrale im
Gehirn ausgetrickst und die Signalkette wird unterbrochen. Folge dieses Eingriffs in den komplizierten
Regelkreis: Die Östrogenproduktion in den
Eierstöcken wird vollständig heruntergefahren.
Da diese Therapie voraussetzt, dass der Regelkreis
vor Behandlungsbeginn noch funktioniert und die
Eierstöcke noch arbeiten, kommt sie nur für
Patientinnen vor oder während den Wechseljahren
in Frage.
Eine weitere Möglichkeit der antihormonellen
Therapie sind die sogenannten Anti-Östrogene, zu
denen Tamoxifen als wichtigster Vertreter gehört.
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Tamoxifen ähnelt als „Doppelgänger“ im Aufbau
dem Östrogen und besetzt die Hormon-Bindungsstellen an den Zellen. Das körpereigene Östrogen
kommt zu spät und findet nur noch bereits besetzte
Andock-Stellen vor.
Die Gabe von Tamoxifen wird häufig mit der Gabe
eines GnRH-Analogons kombiniert. Auf diese Weise
kann man sicherstellen, dass auch außerhalb des
Eierstocks – z.B. im Fettgewebe – gebildetem
Östrogen noch ein Riegel vorgeschoben wird. Die
Chancen der Tumorzellen, irgendwie doch noch an
ihr „Östrogenfutter“ zu kommen, werden so
zusätzlich geschmälert.
Ein weiterer Weg gegen die Östrogene vorzugehen,
sind die Aromatasehemmer. Sie blockieren das
Enzym Aromatase, das außerhalb der Eierstöcke für
die Herstellung von Östrogen aus seinen Vorstufen
gebraucht wird. Diese Medikamente kommen bisher
vor allem bei Mammakarzinom-Patientinnen nach
den Wechseljahren (Menopause) zur Anwendung.
Hormontherapie bei fortgeschrittenem Brustkrebs
Auch wenn ein hormonempfindlicher Tumor bereits
zu Krebsabsiedlungen in anderen Organen
(Metastasen) geführt hat, gehören antihormonelle
Strategien mit zum Therapiekonzept. Bei Frauen vor
oder während den Wechseljahren werden hierbei,
soweit keine Chemotherapie erforderlich ist, GnRHAnaloga in Kombination mit Tamoxifen oder
Aromatasehemmern eingesetzt.
Anders als bei der adjuvanten Therapie ist die antihormonelle Therapie bei fortgeschrittenen Krebserkrankungen mit Tochtergeschwülsten nicht zeitlich
begrenzt. Meist wird ein Therapiekonzept so lange
fortgesetzt, bis die Erkrankung trotz Therapie
fortschreitet und dann weitere Therapieschritte
erforderlich werden.
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Tagebuchaufzeichnung
Die Zeit ist so schnell vergangen – heute sind bereits drei
Monate vorbei und es wurde wieder Zeit für die Nachuntersuchung und die zweite Spritze. Das letzte Vierteljahr war ein
Wechselbad der Gefühle. Dass ich meine Tage nicht mehr
bekomme, finde ich eher angenehm, zeigt es doch deutlich an,
dass das Prinzip funktioniert und der Kampf gegen mögliche
Krebszellen aufgenommen wurde. Weniger angenehm sind
allerdings die anderen Auswirkungen der verfrühten Wechseljahre. Meine Entschuldigung an alle, die ich bisher belächelt
habe, wenn sie über Hitzewallungen und Schweißausbrüche
klagten – ich weiß jetzt wie unangenehm das sein kann. Rolf
ist zum Glück sehr verständnisvoll – er meinte aber auch, ich
sollte meinen Körper nicht die ganze Zeit mit Argusaugen
beobachten, um mögliche Auswirkungen des Östrogenmangels zu erspähen. Vielleicht hat er Recht – wie bei den natürlichen Wechseljahren muss ich ja nicht unbedingt unter allen
denkbaren Symptomen leiden.
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Verschiedene GnRH-Analoga
Für das Austricksen der Hormon-Schaltzentrale im
Gehirn stehen heute verschiedene GnRH-Analoga
zur Verfügung, die sich in ihrer Wirkungsweise nicht
unterscheiden. Auch die unerwünschten „Nebeneffekte“ der vorgezogenen Wechseljahre sind bei
allen Wirkstoffen gleich.
Unterschiede bestehen hinsichtlich der Form des
unter die Haut gespritzten Depots und der Anwendungsfrequenz. GnRH-Analoga können in Form eines
kleinen Implantats oder in Form einer Suspension
von Mikrokapseln unter die Haut gebracht werden.
Es gibt GnRH-Analoga, die 1x im Monat und solche,
die alle 3 Monate injiziert werden.
Tagebuchaufzeichnung
Obwohl ich das Glück
hatte, meine Brust behalten zu können und alles
sehr gut verheilt ist, fühle
ich mich in letzter Zeit
irgendwie nur als „halbe“
Frau. Obwohl ich mich mit
Rolf sehr gut verstehe,
habe ich kaum Lust auf
Sex und reagiere manchmal abwehrend und
gereizt. Mein Arzt hat mir
erklärt, dass auch das
Symptome der verfrühten
Wechseljahre sein können.
Immer häufiger frage ich
mich, was eigentlich nach
der Therapie sein wird.
Kommen meine Hormone wieder in Gang oder muss ich mich
auf ein Leben mit Östrogenmangel einstellen?
Therapiedauer
Anders als bei Frauen mit weit fortgeschrittenem
Brustkrebs und Metastasen, ist die adjuvante
antihormonelle Therapie bei frühen Formen der
Erkrankung zeitlich begrenzt.
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In der Regel wird für die Anwendung von GnRHAnaloga ein Zeitraum von 2 bis 3 Jahren als ausreichend angesehen.
Bei den meisten Patientinnen kommt nach dem
Absetzen der GnRH-Analoga der körpereigene
Hormon-Regelkreis wieder in Gang und die Eierstöcke
nehmen die Produktion von Östrogenen wieder auf.
Dies lässt sich an dem Wiedereinsetzen der Regelblutung erkennen.
Auch nach einer Chemotherapie, die normalerweise
über 6 Monate verabreicht wird, kann die Regelblutung ausbleiben, da die zytostatischen Medikamente
auch das empfindliche Eierstockgewebe in Mitleidenschaft ziehen. Je älter die Patientin zum Zeitpunkt
der Chemotherapie ist, um so wahrscheinlicher bleibt
die Regelblutung dauerhaft aus. Dieser Nebeneffekt
ist bei hormonrezeptorpositivem Brustkrebs sogar
erwünscht. Bei Frauen unter 40 Jahren erholt sich die
Eierstockfunktion häufig innerhalb weniger Monate
nach Beendigung der Chemotherapie. Insbesondere
für diese Gruppe scheint eine Therapieerweiterung
mit 2-jähriger GnRH-Analogagabe sinnvoll. Die
ebenfalls nach der Chemotherapie zu beginnende
Einnahme von Tamoxifen erfolgt üblicherweise über
5 Jahre. Bei postmenopausalen Frauen kommen hier
auch Aromatasehemmer zum Einsatz.
Tagebuchaufzeichnung
Inzwischen machen mir diese Wechseljahrbeschwerden etwas
zu schaffen. Manchmal wache ich nachts mit Hitzewallungen
auf und kann dann schlecht wieder einschlafen. Tagsüber bin
ich dann unausgeglichen und nervös, was auch Rolf zu schaffen macht. Er ist zwar immer noch sehr lieb und rücksichtsvoll, aber ich glaube für ihn ist es doch sehr schwer nachzufühlen, was ich da durchmache.
Ich habe allerdings jetzt einen neuen und sehr kompetenten
Gesprächspartner für diese ganze Wechseljahrproblematik
gefunden – meine Mutter. Bisher habe ich nie daran gedacht,
dass sie das Ganze ja schon durchgemacht hat. Sie konnte mir
viele wertvolle Tipps geben. Z.B. wurden bei ihr durch lange
Radtouren und Wanderungen die Symptome deutlich besser.
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Wechseljahrbeschwerden als „Nebenwirkung“
Durch die Hormonentzugstherapie werden die Frauen
oft weit vor der Zeit von einem Tag zum anderen in
die Wechseljahre „geschubst“. Die typischen Symptome
des Wechsels, die auch Frauen mit natürlicher Menopause zu schaffen machen, bleiben dabei nicht aus.
Dazu können z.B. Hitzewallungen, Schweißausbrüche, Herzklopfen, Schlafstörungen oder Stimmungsschwankungen gehören. Möglicherweise ist auch die
Scheidenschleimhaut trockener und die sexuelle Lust
nicht mehr so ausgeprägt wie vorher.
Wie bei den natürlichen Wechseljahren leiden während der Therapie mit den GnRH-Analoga nicht alle
Frauen gleichermaßen unter diesen Symptomen. Mal
steht das eine, mal das andere im Vordergrund und
einige Frauen verspüren kaum etwas von dem
„Wechsel“.
Eine Östrogentherapie zur Linderung von Wechseljahresbeschwerden ist bei Frauen mit Brustkrebs
nicht erlaubt. Dies gilt insbesondere bei hormonrezeptorpositiven Tumoren.
Trotzdem gibt es Möglichkeiten, den lästigen
Symptomen etwas entgegen zu setzen. So ist z. B.
bekannt, dass sich die Symptomatik durch körperliche Bewegung und Sport bessern lässt. Hier kann es
sich auch lohnen, an speziellen Sportgruppen für
Brustkrebspatientinnen teilzunehmen, die in immer
mehr Regionen Deutschlands angeboten werden.
Entspannungsübungen und Ruhepausen mindern
den Alltagsstress und sorgen für mehr Ausgeglichenheit. Einem möglichen, durch den Östrogenmangel
bedingten, vermehrten Knochenabbau, können Sie
mit viel Bewegung und Calcium- und Vitamin-D-reicher Ernährung vorbeugen.
In sehr ausgeprägten Fällen können Sie Ihren Arzt
auch nach nicht-hormonellen medikamentösen
Möglichkeiten fragen. Dies können je nach
Symptomatik z. B. Antidepressiva, schlaffördernde
Medikamente oder bei trockener Scheidenschleimhaut auch örtlich anzuwendende Mittel sein.
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Tagebuchaufzeichnung
Obwohl es mir körperlich gar nicht mal so schlecht geht und
auch sexuell wieder einiges läuft, habe ich in letzter Zeit
häufiger das Gefühl, in ein schwarzes Loch zu fallen, aus
dem ich alleine nicht mehr herauskomme. Selbst Rolf geht
mir dann mit seiner Fürsorglichkeit auf die Nerven. Ich weiß
selbst, dass ich in solchen Momenten sehr ungerecht sein
kann. Unsere Partnerschaft ist dadurch stark belastet.
Schon vor einiger Zeit hat mich der Arzt auf die Möglichkeit
einer Selbsthilfegruppe hingewiesen. Jetzt habe ich mir ein
Herz gefasst und Kontakt aufgenommen. Vielleicht tut es mir
ja doch gut, mich mit anderen betroffenen Frauen über diese
Probleme auszutauschen.
Krebs und Psyche
Eine Krebserkrankung und ihre Therapie stellt immer
einen schwerwiegenden Einschnitt in das bisherige
Leben dar, der in den meisten Fällen auch Auswirkungen auf das seelische Befinden hat. Wie der
einzelne Mensch damit umgeht, ist individuell sehr
unterschiedlich, so dass an dieser Stelle auch keine
„Ratschläge“ gegeben werden sollen.
Vielfach fühlen sich Patientinnen von solch gut
gemeinten Empfehlungen über den „richtigen“
Umgang mit der Erkrankung erst recht unter Druck
gesetzt. Trotzdem sollten Sie wissen, dass Sie den
schweren Weg nicht alleine gehen müssen.
Psychoonkologische Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen bieten kompetente Hilfe und
Begleitung an.
Tagebuchaufzeichnung
Es ist vollbracht! Schon vor einiger Zeit habe ich die letzte
Spritze bekommen und heute habe ich zum ersten Mal wieder
meine Tage gekriegt. Fast ein merkwürdiges Gefühl nach so
langer Zeit.
Jetzt bleiben mir also noch einige Jahre bis zur Menopause.
Kommen dann irgendwann die Wechseljahre, treffen sie auf
einen echten Profi. Anders als meine Freundinnen weiß ich
immerhin durch die „Übung“, was auf mich zukommt und
wie ich damit am besten umgehen kann.
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Die Zeit nach der Therapie
Durch die adjuvante Therapie – ob in Form einer
Chemotherapie, einer antihormonellen Therapie
oder einer Kombination beider Verfahren – werden
die Aussichten auf eine endgültige Heilung deutlich
erhöht. Dies konnte in zahlreichen Studien nachgewiesen werden.
Trotzdem wird Ihnen Ihr Arzt zu Ihrer eigenen
Sicherheit eine Nachsorge empfehlen. Die Zeitspannen zwischen den einzelnen Untersuchungsterminen
werden dabei immer länger, so dass Sie bei komplikationslosem Verlauf nach drei Jahren nur noch
halbjährlich zu einer Nachsorgeuntersuchung
müssen. Zusätzlich sollten Sie Ihren Körper sorgfältig
beobachten und abtasten und sich bei auffälligen
Befunden sofort bei Ihrem Arzt vorstellen.
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Informationen und Hilfe erhalten Sie u.a. unter
folgenden Adressen:
Frauenselbsthilfe nach Krebs e.V.
„Haus der Krebsselbsthilfe“
Thomas-Mann-Straße 40
53111 Bonn
Tel: 02 28 / 3 38 89 - 4 00
Fax: 02 28 / 3 38 89 - 4 01
E-Mail: [email protected]
www.frauenselbsthilfe.de
mamazone – Frauen und Forschung gegen
Brustkrebs e.V.
Max-Hempel-Str. 3
86153 Augsburg
Tel: 08 21/ 52 13-1 44
Fax: 08 21/ 52 13- 1 43
E-Mail: [email protected]
www.mamazone.de
Deutsche Krebshilfe e.V.
Beratungsdienst
Buschstraße 32
53113 Bonn
Tel: 02 28 / 7 29 90 - 95
E-Mail: [email protected]
www.krebshilfe.de
Krebsinformationsdienst KID
Deutsches Krebsforschungszentrum
Im Neuenheimer Feld 280
69120 Heidelberg
Tel: 0 800 - 4 20 30 40 (kostenlos)
E-Mail: [email protected]
www.krebsinformation.de
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Notizen
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Artikel-Nr. 66951091
Takeda Pharma GmbH, Viktoriaallee 3 – 5, 52066 Aachen
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