Lehrplan für Sek II - Gymnasium Letmathe

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Schulinternes Curriculum
Sozialwissenschaften
SII
Gymnasium
Letmathe
1
Allgemeine Ziele
Grundlage für das schuleigene Curriculum des Gymnasiums Letmathe sind die Richtlinien
und Lehrpläne für das Gymnasium/Gesamtschule der Sekundarstufe II in NRW für das Fach
Sozialwissenschaften sowie die inhaltlichen Schwerpunkte für das Zentralabitur des jeweiligen Jahrgangs (Vorgaben des Schulministeriums).
Im Sinne der Richtlinien sollen Erziehung und Unterricht in der gymnasialen Oberstufe zu
einer wissenschaftspropädeutischen Ausbildung führen und Hilfen geben zur persönlichen
Entfaltung in sozialer Verantwortlichkeit.
Entsprechend dieses allgemeinen Auftrages der gymnasialen Oberstufe verfolgt der sozialwissenschaftliche Unterricht zwei Zielrichtungen:
Gesellschaftliche Kompetenz soll Schülerinnen und Schüler dazu befähigen, sozialwissenschaftliche Zusammenhänge und Entwicklungen in allen relevanten Inhaltsfeldern zu verstehen und eine gewissenhafte Selbstreflexion soll zugleich kompetentes Handeln in gesellschaftlichen Strukturen sowie kritisch-selbstreflexives Nachdenken und eine engagiertverantwortungsvolle Bearbeitung gesellschaftlicher Probleme fördern.
Als oberste Leitziele der politischen Bildung gelten in diesem Sinne:
- demokratische Partizipation
- soziale Empathie und Solidarität
- interkulturelles Verstehen
- personale Verantwortung und Identitätssuche
- kommunikative Kompetenz
- ökonomisches und ökologisches Effizienz- und Nachhaltigkeitsdenken.
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Inhalte und Methoden
Einführungsphase
Inhaltsfeld II: Wer bin ich?
Interpretation menschlichen Handelns im gesellschaftlichen Gefüge; Grundbegriffe des Rollenhandelns; Reflexion eigener Rollen, Rollenerwartungen und Widersprüche; Grundzüge der
strukturfunktionalistischen Rollentheorie nach Dahrendorf; Bedeutung und Bewertung von
Sanktionen; Erweiterung der Perspektive auf das eigene Rollenhandeln durch die interaktionistische Rollentheorie; Qualifizierung im Rollenhandeln; Bedeutung und Aufgaben der Sozialisationsinstanzen Familie und Schule; Umgang mit Konflikten im Rollenspiel; Wahrnehmungs- und Kommunikationsübungen anhand von alltagsrelevanten Situationsbeispielen.
Schwerpunkt in der Vermittlung fachmethodischer Kompetenz: Methodenfeld 2
Stellenwert und Sinn von Fachausdrücken in soziologischer Theorie, der Gegensatz zwischen
Generalisierung und Individualität – Erarbeitung der Konstruktion des Idealtypus (Max Weber), Modellbildung in den Sozialwissenschaften; Auseinandersetzung mit der Reichweite
verschiedener soziologischer Theorien, Praxisrelevanz soziologischer Theorie: Was folgt politisch aus den soziologischen Erkenntnissen der Rollentheorie?, Methodenproblem und Methodenkritik: die Wertfreiheit von Wissenschaft und Wissenschaftlern bei Datenerhebung und
Erkenntnisgewinn; „objektive“ empirische Forschung contra „subjektive“ teilnehmende Beobachtung?
Inhaltsfeld III: In welchem politischen System leben wir?
Vergleich plebiszitärer und repräsentativer Demokratie; Bedeutung von Parteien in der repräsentativen Demokratie; Vergleich von Mehrheits- und Verhältniswahlrecht; die Bedeutung
des Demokratiebegriffes in der Antike; Vergleich von Demokratie-Modellen, Identitätstheorie
(Rousseau), Konkurrenztheorie (Schumpeter), Pluralismuskonzept (Fraenkel); Vor- und
Nachteile der personalisierten Verhältniswahl in Deutschland; Innerparteiliche Demokratie
und legitimierte Parteihierarchie; Vergleich der verfassungsrechtlichen Aufgaben der Parteien
mit ihrem Auftreten in der Öffentlichkeit; Parteien- und Politikverdrossenheit: Medienkonstruktion oder gesellschaftliche Wirklichkeit?; Probleme der Volksparteien; Bedeutung der
NGO´s als alternative Interessenvertretungen.
Schwerpunkt in der Vermittlung fachmethodischer Kompetenz: Methodenfeld 3
Auswertung und Beurteilung von empirischen Daten, Analyse von Wahlergebnissen, Grundlagen der Hochrechnung, Analyse von langfristigen Trends und Korrelationen (Wahlbeteiligung, politische Sozialisation/Milieuzugehörigkeit).
Inhaltsfeld I: „Konsumentensouveränität“ – Realität oder ideologisches Konstrukt?
Bedürfnisdefinitionen und -hierarchien; Wie entstehen Bedürfnisse? – Der Einfluss der Werbung auf das Verbraucherverhalten; Einkommensabhängigkeit der Bedürfnisbefriedigung,
Kaufentscheidungen als emotionales Erleben: sich etwas gönnen, sich belohnen, sich wertschätzen; soziologische Faktoren der Kaufentscheidung: Analyse von Anordnungs- und Verkaufsstrategien in Supermärkten; Interessensgegensätze von Anbieter und Nachfrager; Preisbildung durch Angebot und Nachfrage; verschiedene Marktformen und ihre Auswirkungen
auf den Verbraucher; Bedeutung von Wettbewerb und Konzentration, erarbeitet an aktuellen
Beispielen.
Schwerpunkt in der Vermittlung fachmethodischer Kompetenz: Methodenfeld 1
Analyse unterschiedlicher Textsorten (Fallbeispiele, Zeitungsmeldungen und -kommentare,
wirtschaftswissenschaftliche Sachtexte, Präsentations- und Werbetexte), Gestaltung der durch
Recherche gewonnener Informationen (Wandzeitung, Leserbrief, Sachtext), Wahrheit
und/oder Wirklichkeit – die Medien als Wahrnehmungskonstrukteure.
Qualifikationsphase I
Q1.1
Inhaltsfeld IV/III: Massenarbeitslosigkeit und Krise des demokratischen
Grundkonsenses
Soziale, gesellschaftliche und individuelle Auswirkungen von Arbeitslosigkeit; wirtschaftstheoretische Erklärungen von Arbeitslosigkeit; konjunkturelle Schwankungen und Wachstum;
Vergleich verschiedener wirtschaftspolitischer Konzeptionen (z. B. Smith, Say, Schumpeter,
Hayek, Müller-Armack, Friedman, Keynes); wirtschaftspolitische Rolle des Staates; Ziele
staatlicher Konjunkturpolitik; Magisches Viereck; Problematik der Operationalisierung und
empirischen Erfassung von „Wachstum“; Instrumente der Wirtschaftspolitik zur Konjunktursteuerung und ihre Auswirkungen; Bewertung und Vergleich von nachfrage- und angebotsorientierten wirtschaftspolitischen Maßnahmen; Grenzen staatlicher Eingriffs- und Steue-
rungsmöglichkeiten; Staatsverschuldung; geldpolitisches Instrumentarium der EZB und die
Diskussion um den Stabilitäts- und Wachstumspakt; globalisierte Konkurrenz; Wirtschaftsstandort Deutschland in einer globalisierten Welt; Gefährdung der Demokratie durch hohe
Arbeitslosigkeit; Interessenvertretung benachteiligter Bevölkerungsgruppen in der parlamentarischen Demokratie und unter Berücksichtigung verschiedener Demokratie-Modelle; Bedeutung des Lobbyismus für Gesellschaft, Politik und Wirtschaft in Deutschland; Disparitätentheorie (Offe).
Schwerpunkt in der Vermittlung fachmethodischer Kompetenz: Methodenfeld 5
Analyse wirtschaftspolitischer Prämissen und (Schein-)Kausalitäten, Vergleich verschiedener
Modelle, Auseinandersetzung mit konkurrierenden Ansätzen, Analyse der Interessengebundenheit verschiedener gesellschafts- und wirtschaftspolitischer Vorstellungen.
Q1.2 Inhaltsfeld V/I: Entstehung und Ursachen sozialer Ungleichheit (sU) und die
Antworten des Staates innerhalb der sozialen Marktwirtschaft
Begriffsdefinition sU; historische und aktuelle Erscheinungsformen, (Bestimmungsfaktoren,
z. B. Einkommens- und Vermögensverteilung in Deutschland); Operationalisierung und Methoden zur statistischen Erfassung sU; empirische Daten zu den Ressourcen sU; soziologische
Erklärungsansätze: z. B. „natürliche“ Ungleichheit, funktionalistische Schichtungstheorie,
marxistische und neomarxistische (Bourdieu) Erklärungsansätze, Milieutheorie, Disparitätentheorie, Individualisierungstheorem (Beck); Chancengleichheit oder -gerechtigkeit; Sozialstaatsgebot und Grundzüge kontroverser Positionen zur Ausgestaltung des Sozialstaates;
Auswirkungen sozialpolitischer Maßnahmen auf sU (öffentliche Einrichtungen, Bildungspolitik, Bafög, Kindergeld etc.); historische Entwicklung der Sozialpolitik; gesellschaftlicher
Wandel in wichtigen Bereichen (Werte, Lebensformen, Arbeitswelt); aktuelle Probleme der
gesetzlichen Sozialversicherungen; Kritik am Sozialstaat.
Schwerpunkt in der Vermittlung fachmethodischer Kompetenz: Methodenfeld 4
Notwendigkeit von Operationalisierungen, Schwierigkeiten und Konsequenzen der Indikatorenbildung, Analyse von Begriffen und ihrem implizierten Anspruch (z. B. Bourdieus Klassenbegriff), Aufstellen von Hypothesen und Durchführen von Gedankenexperimenten, Generalisierungen im Sinne des Idealtypus und Ideologisierungen analysieren und von einander
abgrenzen, Vergleich von historischen und aktuellen Tatsachen als Erkenntnisgewinn gesellschaftlichen Wandels.
Qualifikationsphase II
Q2.1
Inhaltsfeld VI/II: Globale Entwicklungen, nationale Entscheidungsmöglichkeiten und Wahrnehmungs- und Verarbeitungsmöglichkeiten des Individuums
Ziele und Aufgaben internationaler Politik; Strukturen des internationalen Systems; Begriffe
und Tendenzen in den internationalen Beziehungen (Gewalt, Frieden); globale Gefährdungen;
Institutionen und Organisationen internationaler Politik (UNO, NATO etc.) und deren Funktion/Aufgabe; Entwicklungstendenzen vom „Kalten Krieg“ bis heute; Ursachen von Krieg und
Spannungen (Macht, Ideologie, Ökonomie, ethnische Zugehörigkeit); zivile Konfliktbearbeitung und Interventionsmöglichkeiten in Krisengebieten; Bedeutung von Menschenrechten; die
Terroranschläge vom 11.9.01 in New York und ihre Folgen; Kampf der Kulturen (Huntington); Entstehung, Funktion und Überwindung von Feindbildern; Analyse des Irak-Krieges;
Veränderungen in den internationalen Beziehungen (Weltzentrale USA); neue Aufgaben der
NATO (seit dem Zerfall des Ostblocks); Probleme des Individuums die „neue Unübersichtlichkeit“ der globalisierten Welt im 21. Jahrhundert zu überblicken; Perspektiven der Europäischen Union; Nachhaltigkeit in der Einen Welt, Entwicklungstheorien
Schwerpunkt in der Vermittlung fachmethodischer Kompetenz: Methodenfeld 6
Analyse internationaler politischer und wirtschaftlicher Interessen und ihrer Einordnung, Erkennen und Bewerten verschiedener Implikationen im politischen Darstellungs- und Entscheidungsprozess, Selbstständigkeit in der Urteilsfindung bei komplexen Sachverhalten,
Hinterfragen vordergründiger Plausibilität, kritische Reflexion der Rolle der Wissenschaft als
Legitimationsinstanz.
Q2.2 Vertiefung unter neuem thematischen Aspekt
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3
Wiederholung und Vertiefung von 12.1 bis 13.1 unter aktualisierter Thematik
Analyse aktueller Probleme unter ökonomischen, soziologischen und politischen Aspekten.
Grundsätze der Leistungsbewertung
Die Leistungsbewertung im Fach Sozialwissenschaften orientiert sich an den Kompetenzen, über welche die Schülerinnen und Schüler im Sinne der Zielsetzungen (Abschnitt 1) am
Ende der gymnasialen Oberstufe verfügen sollen, insbesondere
- die Einsicht in die Veränderbarkeit der Gesellschaft in allen Erscheinungsformen,
- die Einsicht in die Knappheit von Ressourcen und die Notwendigkeit des Bemühens um
ökologische Nachhaltigkeit und ökonomische Effektivität,
- die Reflexion der Diskrepanz zwischen individueller Nutzenmaximierung und gesellschaftlicher Rationalität und daraus resultierende Reflexion eigenen Handelns,
- die Bereitschaft zu einer sachlich fundierten Auseinandersetzung mit Problemstellungen und
der engagierten Entwicklung und Vertretung eigener Standpunkte.
Bewertet werden alle von Schülerinnen und Schülern im Zusammenhang mit dem Unterricht
erbrachten Leistungen in Bezug auf vermittelte Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten,
insbesondere
- der Umfang von Kenntnissen,
- die methodische Selbstständigkeit in der Anwendung,
- die sachgemäße schriftliche und mündliche Darstellung,
- fachsprachliche Korrektheit und gedankliche Klarheit,
- eine der Aufgabenstellung angemessene Ausdrucksweise.
Die Bewertung erfolgt auf Grundlage der in der Allgemeinen Schulordnung (V. Abschn. § 25)
definierten Notenstufen .
3.1
Beurteilungsbereich Klausuren
Die Klausuren sollen so angelegt sein, dass die Schülerinnen und Schüler inhalts- und methodenbezogene Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten nachweisen können, die sie im Unterricht erworben haben. Die Fachkonferenz verständigt sich darauf, dass bei der Bewertung
einer Klausur folgende Bewertungsmaßstabe Berücksichtigung finden sollen:
- die Orientierung am Thema und an der Aufgabenstellung,
- der Umfang und die Differenziertheit der Fachkenntnisse,
- die Stringenz der Argumentation,
- die Fundierung und Belegbarkeit von Aussagen (z. B. Empirie, Theorien, Autoritäten),
- die Eigenständigkeit der Leistung (Berücksichtigung verschiedener Anforderungsbereiche),
- die fachsprachliche Darstellung,
- das methodische Vorgehen.
3.2
Beurteilungsbereich Sonstige Mitarbeit
Dem Beurteilungsbereich „Sonstige Mitarbeit“ kommt der gleiche Stellenwert zu wie dem
Beurteilungsbereich Klausuren. Es sind alle Leistungen zu werten, die eine Schülerin/ein
Schüler im Zusammenhang mit dem Unterricht − mit Ausnahme der Klausuren − erbringt.
Dazu gehören
- Beiträge zum Unterrichtsgespräch,
- Leistungen in Hausaufgaben, Referaten, Protokollen und sonstigen Präsentationsleistungen,
- die Mitarbeit in Projekten und
- schriftliche Übungen.
Im Sinne der Transparenz der Leistungsbewertung müssen die Kriterien und Methoden der
Leistungsüberprüfung den Schülerinnen und Schülern mitgeteilt und erläutert werden. Die
Fachkonferenz stimmt darin überein, dass die Leistungsmessung die Vielfalt der Methoden
und Arbeitsformen des politischen und sozialwissenschaftlichen Unterrichts berücksichtigen
und insofern den gesamten Bereich der im Unterricht erbrachten mündlichen, schriftlichen
und praktischen Leistungen erfassen soll.
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