Untitled - Louisenlund

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Ferdinand Bruckner –
Theaterunternehmer und Autor
Der heute wenig bekannte österrei-
finanzielle Probleme dazu, dass Tagger
war in der späten Weimarer Republik
ger arbeitete fortan als Dramaturg für
chische Dramatiker Ferdinand Bruckner
einer der prominentesten und um-
strittensten Bühnenautoren. Er schrieb
außerdem Gedichte, einen Roman,
Erzählungen, Essays, Rezensionen und
theoretische Schriften. Er stand in
Kontakt mit Kafka, Döblin, Sternheim,
Ferdinand Bruckner – Die Verbrecher
Schauspiel in drei Akten
Ein Projekt der Theatergilde Louisenlund – Premiere: 27. Februar 2015
2 1/4 Stunden, Pause nach dem ersten Akt
Aufführungsrechte: Kiepenheuer Bühnenvertriebs GmbH, Berlin
Piscator, war Kollege und Konkurrent
von Bertolt Brecht.
Ferdinand Bruckner wurde 1891 in Sofia
als Theodor Tagger geboren und wuchs
in Wien, Graz und Berlin auf. Nach
der Trennung der Eltern, eines österreichisch-jüdischen Bankkaufmanns
und einer französischen Übersetzerin,
verbrachte er seine Jugend in den drei
Metropolen Wien, Berlin, Paris.
1920 heiratete er Bettina Neuer; zusammen gründeten sie 1922, unterstützt
Impressum: Herausgegeben von der Theatergilde Louisenlund
Stiftung Louisenlund | Internat | Ganztagsgymnasium | IB World School | 24357 Güby | www.louisenlund.de
Redaktion: Susanne Berg, Dr. Helmut Mauch
Titelgrafik: Finn Wiesner, Franziska Stubenrauch | Fotos: Kenneth Rehling, Jannik Jürß, Leon Krug, Sven Meier
Druck: Gut Gedruckt GmbH & Co. KG, Kiel | Auflage: 500
von einem wohlhabenden Freund, das
noch heute existierende RenaissanceTheater in Berlin. Nach anfänglichen
Erfolgen führten Fehlschläge und
1927 das Theater abgeben musste. Tagseinen Nachfolger. Unter Pseudonym
schrieb er seine beiden wichtigsten
Stücke, „Krankheit der Jugend“ und „Die
Verbrecher“, deren Erfolg den Namen
Ferdinand Bruckner berühmt machte
und ein Rätselraten um den unbekann-
ten Autor auslöste. Tagger brauchte das
Pseudonym seiner Schulden wegen: die
Tantiemen des ungreifbaren Bruckner
wurden nicht gepfändet. Seine Frau
allerdings, die als Agentin die Interessen des unbekannten Bruckner ver-
trat, verplapperte sich ausgerechnet
während eines Prozesses um Bühnenrechte. Nach dem zweiten Weltkrieg
änderte Tagger seinen bürgerlichen Namen offiziell in Ferdinand Bruckner. Der
Name spielt auf seine Vorbilder Ferdi-
nand Raimund und Anton Bruckner an.
Im März 1933 musste Bruckner mit
seiner Familie über Österreich und die
Schweiz nach Paris emigrieren. Dort
§175 - „Der Paragraf selbst ist das
Verbrechen“
123 Jahre existierte der §175 StGb und
dass man aus diesem Grund das Volk
„widernatürlicher Unzucht“, die mit
Das Besondere in diesem Zusam-
erklärte homosexuelle Handlungen zu
Gefängnis zu bestrafen sei. Er prägte
das Rechts(un)verständnis mehrerer
Generationen. Was für uns heute einen
klaren Verstoß gegen die universellen
Menschenrechte darstellt, war während
der Zeit der Weimarer Republik und
danach geltendes Recht.
entstand sein Anti-Nazi-Schauspiel
nalen Erfolge der späten 20er und
Das Kaiserreich, grade neu gegründet,
Schauspielhaus). Im amerikanischen
mehr ein. Bruckner starb 1958 in Berlin.
laut hieß es dort:
„Die Rassen“ (Uraufführung am Zürcher
Exil, ab 1936, fand Bruckner wenig
Resonanz in seinem literarischen Kampf
für Freiheit und Menschenrechte.
Der einzige größere Erfolg blieb die
Aufführung seiner englischen Bearbeitung von Lessings „Nathan der Weise“
für Piscators Studio Theatre in New York
1942.
Sofort nach Kriegsende orientierte er
sich wieder nach Europa. 1953 ließ er
sich erneut in Berlin nieder und arbeitete als dramaturgischer Berater am
Schillertheater. Seine Nachkriegsstücke
wurden zwar hie und da einmal
gespielt, doch die großen internatio-
frühen 30er Jahre stellten sich nicht
Erst in den letzten Jahren erwacht
schuf den §175 im Jahre 1871. Im Wort-
das Interesse an Bruckner wieder. In
„Die widernatürliche Unzucht, welche
„Krankheit der Jugend“ erkennt sich
schlechts oder von Menschen mit
den perspektivlosen Studenten von
wohl auch ein Teil der Generation Praktikum wieder. Überhaupt darf man in
einer Zeit wieder auflebender rechts-
extremer Stimmungen an einen Autor
erinnern, dessen Karriere der National-
zwischen Personen männlichen Ge-
Thieren begangen wird, ist mit Gefängniß zu bestrafen; auch kann auf Verlust
der bürgerlichen Ehrenrechte erkannt
werden.“
sozialismus nachhaltig beeinträchtigt
Die Kaiserliche Regierung sowie danach
hm
Auffassung, dass die gleichgeschlecht-
hat.
in enger Anlehnung an www.geisteswissenschaften.fu-berlin.de/
we04/germanistik/faecher/ndl/forschung/bruckner1.html
auch die der Weimarer Republik war der
vor Homosexualität schützen müsse.
menhang ist, dass der Paragraph sich
auf die Homosexualität zwischen
Männern beschränkt. Frauen wurden
nicht belangt. 1935 verschärften die
Nationalsozialisten den Paragraphen
und machten aus einem Vergehen eine
Straftat. Ab diesem Zeitpunkt stand
jedwede Intimität und nicht mehr
nur der Geschlechtsverkehr zwischen
Mann und Mann unter Strafe, und das
mit bis zu fünf Jahren Gefängnis. Die
Statistiken sind erschreckend. Schätzungen gehen davon aus, dass über
80.000 homosexuelle Männer während
der Zeit des Dritten Reiches verurteilt
und in Konzentrationslagern interniert
wurden. Die Grauziffer noch nicht mit
eingerechnet, denn Gestapo und Kriminalpolizei hatten das Recht, Homosex-
uelle jederzeit, auch ohne Anklage, zur
„sittlichen Gesundhaltung des Volkes“
einzusperren.
liche Beziehung zwischen Mann und
Sie glauben nun vielleicht, dass die Al-
„Kraft“ des Deutschen Volkes sei und
eklatanten Verstoß gegen jedwede
Mann eine Gefahr für die Sitten und die
liierten und die Bundesrepublik diesen
Bürger- und Menschenrechte gleich
desverfassungsgericht eingereichte Ver-
Freitod selbst. Ferdinand Bruckner und
Republik spielt und der §175 1994 end-
geschafft hätten. Doch dem war nicht
erhofften Wandel. Das Verfassungsge-
mit „Die Verbrecher“ auch das Schicksal
gestrichen wurde, ist das Thema in vie-
nach dem Ende des 2. Weltkrieges ab-
so. Der §175 überlebte die Nazis und die
Entnazifizierung. Noch erschreckend
lange war Homosexualität zwischen
Männern, und nur zwischen Männern,
eine Sache für die bundesdeutsche
Staatsanwaltschaft.
Während die DDR-Rechtsprechung zur
fassungsbeschwerde brachte nicht den
richt wies die Beschwerde zurück. In der
Urteilsbegründung erklärte es, dass der
§175 „nicht in dem Maße ‚nationalsozi-
alistisch geprägtes Recht“ sei, dass ihm
„in einem freiheitlich-demokratischen
Staate die Geltung versagt werden“
müsse.
Fassung von vor 1935 zurückkehrte
Eine Farce, wenn man bedenkt, was
1957 durch das Strafrechtänderungsge-
troffenen auslöste. Viele verloren ihre
und den Paragraphen de facto bereits
setz außer Kraft gesetzt hatte, wurde
in der Bundesrepublik der Paragraph
noch bis 1969 in seiner Form von 1935
unverändert weiter als geltendes Recht
angesehen. Selbst eine 1954 beim Bun-
der Unrechtsparagraph bei den Be-
Stellung und wurden im Familien- und
Freundeskreis geächtet. Die schwere
psychische Belastung der Betroffenen
führte oft genug nicht nur zu Selbstmordgedanken, sondern auch zum
die Theatergilde Louisenlund zeigen
von Frank, einem jugendlichen Homo-
sexuellen, der zwischen Erpressung und
Meineid versucht, seinem Umfeld seine
sexuelle Orientierung näherzubrin-
gen. Das Beispiel Frank zeigt deutlich,
welche Auswirkungen dieser Paragraph
auf Generationen von homosexuellen
Männern hatte: Hin- und hergerissen
zwischen ihren Gefühlen und der Angst,
entdeckt und verurteilt zu werden. Es
zeigt die Verzweiflung der Betroffenen
und lässt verstehen, warum der Selbstmord der einzige Ausweg schien.
Doch trotz der Tatsache, dass „Die
Verbrecher“ zu Zeiten der Weimarer
gültig aus unseren Gesetzesbüchern
len Teilen der Welt nach wie vor akut.
Die Theatergilde Louisenlund wirbt mit
diesem Stück auch für Toleranz und
eine weltoffene Gesellschaft, damit
Unrecht wie der §175 für immer aus unseren Gesetzbüchern gestrichen bleibt.
Jannik Jürß
Und wenn ein Mann
einen Mann liebt,
„Die Verbrecher“ in Louisenlund
soll er ihn lieben, wenn er ihn liebt.
Denn ich will, dass es das alles gibt, was es gibt.
Und wenn eine Frau eine Frau liebt,
soll sie sie lieben, wenn sie sie liebt.
Denn ich will, dass es das alles gibt, was es gibt.
Der Reiz des Stückes geht zunächst von
bühne und zauberte die ersten Filmse-
Denn ich will, ja, ich will,
hat sich ein dreistöckiges Bühnenbild
auf die Bühnen. Natürlich fanden die
ja, ich will, dass es das alles gibt, was es gibt.
Denn ich will, ja, ich will,
ja, ich will, dass es das alles gibt, was es gibt.
André Heller: Denn ich will (1974)
der Bühnenarchitektur aus. Bruckner
mit sieben Zellen vorgestellt, in denen
simultan das Geschehen in einem
großen Haus dargestellt würde, im
zweiten Akt sollten die vier Prozesse
ebenso parallel und simultan ablaufen.
Der Zuschauer sollte lediglich durch
Licht an/aus auf das vorwiegend
In unserem Lande
Dürfte es trübe Abende nicht geben
Auch hohe Brücken über die Flüsse
Selbst die Stunde zwischen Nacht und Morgen
Und die ganze Winterzeit dazu, das ist gefährlich.
Denn angesichts des Elends
Genügt ein Weniges
Und die Menschen werfen
Das unerträgliche Leben fort.
Bertolt Brecht, Der gute Mensch von Sezuan, Bild 3 –
Abend im Stadtpark
wichtige Geschehen gelenkt werden,
während in den weiteren Parzellen
stumm weitergespielt wird. Dramaturgisch lassen sich so Beziehungen zwi-
schen handelnden Figuren und Folgen
für parallele Handlungsstränge effektvoll gestalten. Bruckner veranstaltet
also Kino im Theater.
Damit steht das Stück mitten in dem
Prozess der Erneuerung des Theaters. In
den 1920er Jahren entwickelte Brecht
sein Konzept des „epischen Theaters“
und machte sich und Kurt Weill mit der
„Dreigroschenoper“ unsterblich. Piscator experimentierte mit der Simultan-
quenzen als Kommentar zur Handlung
Zuschauer das spannend. Sie kannten
das Zappen noch nicht und hatten die
Technik des Schnittes im Film gerade
erst entdeckt. Die Zeit des Stummfilms
geht eben zu Ende.
Wir haben unsere Bühne nicht vollgebaut. Es hätte sich vielleicht machen
lassen. Mit einem Baugerüst vor dem
Vorhang. Aber es wären so kleine,
nied-rige Parzellen entstanden, dass die
Darsteller sich kaum hätten bewegen
können. Für so etwas fehlt uns auch die
richtige Beleuchtungstechnik. Stellen
im Text (“Genau genommen, geht es
immer weiter.“), die schicksalhaften
Fügungen, das Karussell des darge-
stellten Lebens haben uns auf die Idee
einer Drehbühne gebracht. Die Darsteller sollten aber während des ersten
Aktes wie bei Bruckner auf der Bühne
präsent bleiben, in der Rolle, und ihre
jeweilige Lage symbolisch, stumm, aber
noch „angeschaltet“ weiter spielen und
Und mit welchen Spieltechniken gehen
sell, möglichst ohne Zeitverlust durch
des Volkstheaters zu treffen. Rührselig
dann wieder einsteigen in das KarusUmbauten. Daher wird es auch keine
üppigen Dekorationen geben. Nur
kleine Zeichen deuten den veränderten
Raum an, oft genug signalisieren
lediglich die neu auftretenden Figuren
die veränderte Situation. Einige Male
spielen wir zwischen Szenen über-
wir ans Werk? Vor allem gilt es, den Ton
kommt das soziale Drama um Olga
und Kummerer daher; Ernestine ist
eine Betriebsnudel, emanzipiert, aber
egoman, Protagonistin furioser Eifer-
suchtsszenen; Tunichtgut, Kavalier von
gleich fünf Damen, nennt sich selber
„eine Sensation“ und fordert mir Ber-
gangslos weiter. Bruckners Bühnen-
liner Dialekt die Richter heraus. Diese
uns die Drehbühne, die eigens für diese
überantwortet. Zum Volkstheater
architektur, sein Haus, symbolisiert bei
Produktion hergerichtet wurde. Ihr in-
nerer Kern ist vom Schleswig-Holsteinischen Landestheater geliehen. Unsere
Handwerker haben sie für unsere
Verhältnisse erweitert und mit einem
wunderbaren Einfall sogar motorisiert.
Wenn alles gut geht, wird die
Drehbühne vom Dreivierteltakt
unseres„Verbrecher-Salon-Orchesters“
in Schwung gesetzt. Leitmotiv der
Aufführung ist ein Lied von André Heller, das schönste, das wir zum Thema
Homosexualität gefunden haben.
(Denn ich will, 1974). Ansonsten ver-
suchen wir es mit Zeitgenössischem:
ein Charleston, der Tangogeiger. Unsere
Musiker, nahe am „Tatort“, versetzen
uns um Jahrzehnte zurück. Die 20er
Jahre sind, weitgehend, auch den Ko-
stümen anzusehen, die wir zum großen
Teil von Deutschen Nationaltheater
Weimar geliehen haben.
wiederum werden satirisch dem Lachen
gehören auch sexuelle Anspielungen,
gerade in der Begegnung statushöherer
Söhne mit dem Personal. Mimi hat es
gern bei den wohlhabenden Herrn.
Auch der Generationenkonflikt zwi-
schen Mutter von Wieg und der Tochter
- mit allen Weihwassern der Situ-
ationskomik - gehört ins Volkstheat-
Für Dich verschenke ich
mein Lachen,
erfach, genauso wie das ungleiche
für Dich bin ich gekleidet wie ein Pfau.
schwärmt. Auf der anderen Seite steht
mein Himmel aus Papier, der bleibt auch blau.
Paar Berlessen/Alfred: Sie wärmt, er
der ernste Gehalt des Stückes, ablesbar
Meine Welt sind ein paar bunte Lappen,
an den Windungen des schwulen Frank,
Sie nennen mich Tunte (lass sie reden!)
der Erpressungsintrige angeblicher
Tunte (lass sie reden, was gäben sie darum,
der nicht sein darf, wie er ist, das Opfer
Freunde. Unser Darsteller stockt in
seinen Bewegungen, im Sprechen, im
Atmen. Immer ist da die Handbremse in
der Seele zu spüren. Da ist einer gefan-
gen in seinem Körper, so dass er sich am
Ende geknickt in sein Schicksal fügt.
Tucke, Homo, schwules Schwein
einmal so wie du zu sein)
Tunte (lass sie reden!)
Tucke, Homo, schwule Sau
Tunte (lass sie reden!)
weil ich ein Mann bin und eine Frau.
Klaus Hoffman: Tunte (1980)
Warum
„Die Verbrecher“?
Homosexualität als Thema eines
den Prozess gegen Sacco und Vanzetti,
ratungspflicht und Indikationen. Soviel
Justiz-Skandale? Die Gesellschaft der
senschaftler, Autoren, Künstler, Theater-
Lage ungesicherter schwangerer Frauen
Theaterstücks? Kindsmord obendrein?
Weimarer Republik? Ist das nicht alles
ein bisschen zu viel auf einmal? Und
sind das nicht erledigte Themen?
Fangen wir hinten an. Leider gibt es
immer noch Fehlurteile in deutschen
Gerichten. Jedenfalls deutet eine
Vielzahl entsprechender Publikationen darauf hin. Sogar der populäre
Minister a. D. Norbert Blüm hat sich
für dieses Thema engagiert. Zumin-
dest der Fall Ecclestone hätte sich gut
gemacht in Bruckners Gerichts-Revue:
der Bestochene sitzt für Jahre ein, der
das Geld hingehalten hat, erwirkt bei
Gericht – wieder mit Geld -, dass er als
freier Mann davonkommt.
Bruckners Richter sprechen, gemäß
der Rechtslage vor 1949, ein groteskes
Todesurteil gegen Tunichtgut aus – ein
provozierender Witz, den man aller-
dings als komische Variante zu Erich
Mühsams Dokumentar-Stück über
ebenfalls im Jahr 1929, lesen sollte. Wisleute engagierten sich für eine Kam-
pagne gegen die Todesstrafe, darunter
Einstein, Tucholsky, George Grosz, Max
Reinhardt. Bedauerlicherweise ist das
Thema international keineswegs erledigt.
Die Not junger Mütter ohne materielle
Absicherung ist auf der Bühne seit Goethes „Faust“ oder Wagners „Kindermörderin“ thematisiert worden. Bruckners
Olga (und Clara, die wir ganz gestrichen
haben) hätte auch in Konrad Wolffs
„Cyankali“ (1929), dem historischen
218-Drama, nach Abtreibungsmitteln
fragen können. Sie sucht eine andere
Lösung. Die geplante Kindsverschiebung steht der in Hauptmanns „Die
Ratten“ (1911) in nichts nach. Heute gilt
bei uns aufgrund der Gesetzesänder-
ung von 1971 und weiterer Korrekturen
bis 2010, unter anderem aufgrund eines
Verfassungsgerichtsurteils, im Fall der
Abtreibung eine Fristenlösung mit Be-
auch unternommen worden ist, die
zu verbessern, noch immer kommt es
vereinzelt zu solchen Katastrophen wie
bei Olga.
Im Großen und Ganzen wird man sagen
können, hat die Toleranz im Umgang
mit Schwulen zugenommen. Die
Älteren erinnern sich noch, dass der
„Geburtstag am 17. 5.“ (wegen des §175)
als Schmähung von Homos ausgespielt
worden ist – heute ist es der Interna-
tionale Tag gegen Homophobie. Aber
wir sind wohl noch nicht durch mit dem
Thema, solange „Tunte, Homo, schwule
Sau“ als Schimpfwörter taugen. Und
was sagen Sportler zu den Fußballweltmeisterschaften im schwulenfeindlichen Russland oder gar Katar?
Also doch Themen von Belang. Zugegeben, wir haben das Werk vor allem
wegen der vielen interessanten Rollen
für ein spielwütiges, großes Ensemble
ausgewählt.
Musik | Julian Adler, Rosa Bettin, Fidelia von dem Bussche, Petra Hau, Daniel Scholz,
Konstantin Schulken-Großmann
Kostüme | Leihgaben Deutsches Nationaltheater Weimar, Fundus der Theatergilde
Schneiderei | Helga Trull
Musikalische Einrichtung | Konstantin Schulken-Großmann, Julian Adler
Licht | Christine Reichert-Mohnen
Assistenz | Julia Meinecke, Christine Reichert-Mohnen
Requisiten | Ensemble
Bühnenmeisterei/technische Einrichtung | Klaus Möller, Konstantin Naumow
Schreinerei | Heiko Mewes, Thomas Siebe
Raum/Dramaturgie/Regie | Sanne Berg, Moody Mauch
Danke
Die Theatergilde bedankt sich bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der
Stiftung Louisenlund, die mit zupackenden Händen, mit handwerklichem und
fachlichem Können, künstlerischem Rat, menschlicher Wärme und Nachsicht die
Aufführungen ermöglichen! | Besonders bedanken wir uns für die Installation und
Erweiterung der Drehbühne bei Thomas Siebe und Heiko Mewes, für deren Op-
tik bei Klaus Möller und Konstantin Naumow. | Im Innern der großen Drehbühne
steckt eine kleinere, die uns dankenswerter Weise das Schleswig-Holsteinische
Landestheater zur Verfügung gestellt hat.
Literatur/Medien
F. Bruckner: Die Verbrecher. Schauspiel in drei Akten, Berlin 1929 | J. Moreno, G. Szymaniak, A. Winter (Hrsg.): Ferdinand Bruckner (!891-1958), Berlin 2008, Darin insbesondere: K. Bartsch: Wir sind alle
Verbrecher. Zu Ferdinand Bruckners Schauspiel „Die Verbrecher“ (1928) im Kontext der Erneuerung des
Volksstücks in den 1920er/30er Jahren, S. 171-188 | W. Borchers: Der Paragraph selbst ist der Verbrecher.
Realpolitische Argumentationslinien gegen den § 175 in „Die Verbrecher“, S. 189-212
| G. Hensel: Spielplan. Schauspielführer von der Antike bis zur Gegenwart, Frankfurt, Berlin, Wien 1975,
1090ff. | Weimarer Republik, herausgegeben vom Kulturamt Kreuzberg, Berlin, und dem Institut für
Theaterwissenschaft der Universität Köln, Redaktion: D. Ruckhaberle, G. Erken, Berlin 1977 | H. Schneider:
Das Zeitstück – Probleme der Justiz. In: Weimarer Republik, a.a.O. S. 835-842 | B. Rosenkranz, G. Lorenz:
Hamburg auf anderen Wegen. Die Geschichte des schwulen Lebens in der Hansestadt, Hamburg 2006
www.renaissance-theater.de (Link Geschichte des Theaters) | www.weidler-verlag.de/Reihen/Bruckner/
bruckner.html | www.geisteswissenschaften.fu-berlin.de/we04/germanistik/faecher/ndl/forschung/
bruckner1.html | www.deutschlandfunk.de/im-augenblick-ist-es-nicht-deutsch-die-wahrheit-zu-sagen.871.de.print?dram:article_id=126444 | www.youtube.com/watch?v=_TFxvMQeieY
Ferdinand Bruckner: Die Verbrecher
Frau von der Wieg | Jacqueline Steffens
Ottfried, ihr Sohn | Jasper Schubert
Liselotte, ihre Tochter | Johanna von Arnim-Reitzenstein
Dietrich von der Wieg, ihr Schwager | Konstantin Schulken-Großmann
Olga Nagerle, stellungslose Sekretärin | Daria Lüken
Kummerer, Student | Phillip Schramm
Gustav Tunichtgut, stellungsloser Kellner | Finn Wiesner
Alfred Fischau | Jannik Jürß
Frau Berlessen | Leonie von Ungern-Sternberg
Josef, ihr Sohn | Johannes Hacker
Frank, ihr Sohn | Lukas Dittmer
Ernestine Puschek, ihre Köchin | Alisa Schulz
Mimi Zerl, ihr Dienstmädchen | Lina Schütze
Karla Kudelka, Wirtin | Charlotte Temme
Kaks, Friseur | Konstantin Schulken-Großmann
Vier Kommissare | Daya Reinhardt, Johanna von Armin-Reitzenstein,
Anna Fee Sadek, Johannes Hacker
Schimmelweis | Jonas Brinkhege a. G.
Richter (Fall Tuchnichtgut) | Anna Fee Sadek, Daya Reinhardt, Charlotte Temme
Verteidiger (Fall Tunichtgut) | Jacqueline Steffens
Staatsanwalt (Fall Tunichtgut) | Jannik Jürß
Richter (Fall Olga Nagerle) | Johannes Hacker
Verteidiger (Fall Nagerle) | Charlotte Temme
Staatsanwalt (Fall Nagerle) | Jannik Jürß
Richter (Fall Alfred Fischau) | Leonie von Ungern-Sternburg
Richter (Fall Schimmelweis) | Konstantin Schulken-Großmann
Verteidiger (Fall Schimmelweis) | Johanna von Arnim-Reitzenstein
Staatsanwalt (Fall Schimmelweis) | Leonie von Ungern-Sternburg
Junger Mann | Phillip Schramm
Zwei Damen | Johanna von Arnim-Reitzenstein, Daya Reinhardt
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