Grundlagen des Erlebens, Verhaltens und Handelns

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Grundlagen des Erlebens, Verhaltens
und Handelns
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Der Begriff Kognition
Stellen Sie sich folgende Situation vor:
Sie sitzen im Unterricht und hören dem Lehrer zu, der gerade den an die Wand
projizierten Arbeitsauftrag erläutert, den Sie und Ihre Mitschülerinnen und Mitschüler in den nächsten 15 Minuten in Partnerarbeit bearbeiten sollen. Sie hören
den Ausführungen des Lehrers zu und versuchen, sich die zusätzlichen Hilfestellungen, die der Lehrer gibt, zu merken. Sie überlegen auch schon, wie Sie am besten vorgehen könnten, um den Auftrag zu zweit möglichst effektiv und schnell zu
erledigen. Zu Beginn der Partnerarbeitszeit teilen Sie Ihrem Partner Ihre Überlegungen mit.
In dieser Situation laufen bei Ihnen viele verschiedene kognitive Funktionen
bzw. Prozesse ab und Sie benötigen vielfältige kognitive Fähigkeiten: Sie nehmen mit Ihren Augen die Informationen auf, die Ihr Lehrer an die Wand projiziert hat, und verarbeiten sie. Sie nehmen mit Ihren Ohren die Hinweise auf,
die Ihr Lehrer Ihnen zusätzlich gibt, und verarbeiten diese ebenfalls. Hierbei
handelt es sich um den Prozess der Wahrnehmung, einen kognitiven Prozess. Um sich diese Informationen merken, sie also speichern zu können, benötigen Sie Ihr Gedächtnis. Das Gedächtnis ist eine kognitive Fähigkeit.
Sie denken außerdem darüber nach, wie Sie den Arbeitsauftrag zu zweit möglichst effektiv und schnell erledigen können. Auch beim Denken handelt es
sich um die Verarbeitung von Informationen, also um einen kognitiven
Prozess.
Kognition ist die Gesamtheit aller psychischen Fähigkeiten und Funktionen/Prozesse,
die der Aufnahme, Verarbeitung und Speicherung von Informationen dienen.
In der Psychologie, die sich mit dem menschlichen Erleben, Verhalten
und Handeln befasst (vgl. S. 2), wird zwischen psychischen Fähigkeiten, psy-
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chischen Funktionen sowie psychischen Kräften unterschieden. Psychische
Fähigkeiten meinen die Voraussetzungen für die Durchführung von Handlungen, Tätigkeiten und Leistungen (z. B. Fähigkeit des Gedächtnisses, der Intelligenz, der Sprache). Unter psychischen Funktionen versteht man alle
Aktivitäten eines Organismus, die einen Zweck verfolgen (z. B. Funktion
der Wahrnehmung, des Denkens, des Behaltens). Psychische Kräfte treiben
den Menschen an, sie regen sein Erleben, Verhalten und Handeln an und
steuern es (z. B. Emotion, Motivation).
Abb. 7:
Psychische
Fähigkeiten,
Funktionen
und Kräfte
In diesem Schaubild ist erkennbar, dass auch zwischen kognitiven Fähigkeiten und kognitiven Funktionen/Prozessen ein bestimmter Zusammenhang besteht: Sollen kognitive Funktionen/Prozesse (z. B. Wahrnehmung,
Denken, Behalten) ablaufen, müssen bestimmte kognitive Fähigkeiten (z. B.
Gedächtnis, Intelligenz, Sprache) vorhanden sein. Dieses Kapitel beschäftigt
sich mit der Wahrnehmung, dem Gedächtnis und dem Denken sowie mit
Emotion und Motivation.
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