Unternehmensbezogene Dienstleistungen: Verbesserung der

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IP/03/1655
Brüssel, 4. December 2003
Unternehmensbezogene
Dienstleistungen:
Verbesserung der Leistungsfähigkeit grundlegende
Voraussetzung
für
Wachstum
und
Wettbewerbsfähigkeit
Geringe
Produktivität
im
Bereich
der
unternehmensbezogenen
Dienstleistungen
gefährdet
die
Wettbewerbsfähigkeit
europäischer
Unternehmen und das Gesamtwachstumspotenzial der EU, so eine heute
herausgegebene Mitteilung der Kommission. In der Mitteilung werden
flankierende Maßnahmen zur geplanten Richtlinie über den Abbau rechtlicher
und administrativer Hemmnisse im Binnenmarkt für Dienstleistungen
vorgeschlagen. Sie sollen den Wettbewerb zwischen Dienstleistern fördern
und es den Kunden erleichtern, Preise und Art der angebotenen Leistungen
zu vergleichen. Auf diese Weise und durch die Bereitstellung verbesserter
Statistiken für Entscheidungsträger soll auf eine größere Transparenz des
Marktes hingewirkt werden. Zu den vorgesehenen Maßnahmen zählt die
Schaffung von Qualitätsindikatoren für Dienstleistungen, die Einführung
freiwilliger Standards für die grenzüberschreitende Erbringung von
Dienstleistungen sowie die Vorgabe von Regeln für die Erfassung
immaterieller Güter wie Schulung oder Investitionen in Software.
Unternehmensbezogene Dienstleistungen sind untrennbar mit dem
Verarbeitenden Gewerbe verflochten und mitbestimmend für seine
Wettbewerbsfähigkeit. Die Kommission wird ein neues Europäisches Forum
für unternehmensbezogene Dienstleistungen einrichten, das die Modalitäten
der Umsetzung dieser verschiedenen Maßnahmen prüfen wird. Mit seiner
Arbeit wird das Forum die Grundlagen für einen Aktionsplan schaffen, der im
ersten Halbjahr 2005 vorgelegt werden soll.
Nach Aussage des für Unternehmen zuständigen Kommissars Erkki Liikanen
spielen Dienstleistungen heute eine zentrale Rolle für die Gesamtwirtschaft. So
würden im Dienstleistungssektor die meisten Arbeitsplätze geschaffen und die
meisten Unternehmen gegründet. Die richtigen Rahmenbedingungen für
unternehmensbezogene Dienstleistungen sicherzustellen sei daher ein Weg, um die
Produktivität und die Wettbewerbsfähigkeit der gesamten Wirtschaft zu steigern.
Mit etwa 55 Millionen Beschäftigten im Jahr 2000 bilden unternehmensbezogene
Dienstleistungen den größten Sektor der EU-Wirtschaft. Sie umfassen eine breite
Palette wirtschaftlicher Tätigkeiten: Unternehmensdienstleistungen im engeren
Sinne, Handels-, Netzwerk- und Finanzdienstleistungen. Der Sektor ist sowohl bei
der Schaffung neuer Arbeitsplätze als auch bei Unternehmensgründungen in der EU
führend. So sind mehr als zwei Drittel aller Start-ups im Bereich der
unternehmensbezogenen Dienstleistungen angesiedelt.
Allerdings gibt das Produktivitätswachstum des Sektors - ebenso wie das der
Gesamtwirtschaft - Anlass zur Sorge. So liegt es seit einigen Jahren hinter der
Entwicklung des entsprechenden US-amerikanischen Sektors zurück. Außerdem gilt
es, dem durch Verlagerung bedingten Verlust von Arbeitsplätzen im
Dienstleistungssektor entgegenzuwirken, besteht doch die Tendenz eine
Abwanderung von Dienstleistungsbereichen wie Call-Center- oder IT-Diensten in die
USA bzw. nach Asien. Dies ist sowohl für den Sektor selbst als auch für die gesamte
EU-Industrie wichtig, die auf Dienstleistungen von höchster Qualität angewiesen ist.
Aus der Analyse dieser Herausforderungen werden in der Mitteilung folgende
Schlussfolgerungen gezogen:
- Integration
und
Wettbewerbsfähigkeit
auf
den
Märkten
für
unternehmensbezogene Dienstleistungen müssen verbessert werden, um
die Wettbewerbsfähigkeit der Gesamtwirtschaft zu steigern.
Der Abbau bestehender Handelshemmnisse für den Dienstleistungsverkehr im
Binnen- und auf dem Weltmarkt wird neue Möglichkeiten eröffnen und die
Abnehmer von Dienstleistungen in die Lage versetzen, das für sie optimale PreisLeistungsverhältnis zu wählen. Die Aufhebung von Marktbeschränkungen dürfte
auch dem Preiswettbewerb zugute kommen und innovative spezialisierte
Dienstleistungen fördern. Dies sollte EU-Firmen gegenüber dem Outsourcing von
Dienstleistungen in Drittländer einen gewissen Wettbewerbsvorteil verschaffen.
Zahlreiche Dienstleistungen, die traditionell von öffentlichen Stellen erbracht
werden, können auch von Unternehmen angeboten werden. Ein gut
funktionierendes System von öffentlich-privaten Partnerschaften kann zu
Effizienzsteigerungen und Kostensenkungen für die Nutzer führen. Die von der
Kommission vorgeschlagenen angepassten Regelungen für das öffentliche
Auftragswesen werden den Wettbewerb zwischen Dienstleistern zusätzlich
beleben.
- Bessere Qualifikation, intensivere Nutzung von IKT und mehr Innovation
sind notwendige Voraussetzungen für die Stärkung des Sektors
unternehmensbezogener Dienstleistungen.
Europa muss sein Angebot an hochqualifizierten Arbeitskräften vergrößern und
mehr in die wissensbasierte Wirtschaft, insbesondere in Informations- und
Kommunikationstechnologien (IKT), investieren. Das Arbeitskräfteangebot muss
an die Nachfrage nach qualifizierten Mitarbeitern angepasst werden, um mit der
Qualifikation von Fachkräften in anderen Teilen der Welt konkurrieren zu können.
Zu diesem Zweck gilt es, weiterhin kontinuierliches Lernen zu fördern und das
Qualifikationsniveau in der EU anzuheben. Unternehmen müssen IKT besser in
ihre Geschäftsabläufe integrieren. In dieser Hinsicht haben europäische Firmen
aller Größenklassen, insbesondere Handelsunternehmen, ihr Potenzial noch nicht
voll ausgeschöpft, was einer der Gründe ist, warum das Produktivitätswachstum
in der Union hinter dem der USA zurückbleibt. Schließlich sind
Dienstleistungsunternehmen besonders innovationsfreudig. Sie sind häufig
Spitzennutzer fortgeschrittener Technologien, investieren jedoch allgemein eher
wenig in Forschung und Entwicklung. Hier wäre eine stärkere Beteiligung der
Unternehmen dieses Sektors am Forschungsrahmenprogramm anzustreben. Das
Ziel der EU, den Umfang der FuE-Investitionen auf 3 % des BIP zu erhöhen, wäre
leichter zu realisieren, wenn dieser Sektor eine seiner wirtschaftlichen Bedeutung
entsprechende Rolle dabei spielen würde.
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- Erfassung und Vergleich von unternehmensbezogenen Dienstleistungen
und der Gesamttätigkeit des Sektors müssen vereinfacht werden.
Der Output von Dienstleistungsunternehmen ist nicht hinreichend transparent
(Standardisierung), beziffert (Erfassung immaterieller Güter) und dokumentiert
(Qualität). Mehr Information ist jedoch unabdingbar, um Preise und die Qualität
von Leistungen vergleichen zu können. Zur Verbesserung der Markttransparenz
fördert die Kommission die Entwicklung von Qualitätsindikatoren und die
Anwendung modellhafter Verfahren für unternehmensbezogene Dienstleistungen.
Auch freiwillige Standards können die grenzüberschreitende Erbringung von
Dienstleistungen erleichtern, da sie einen besseren Vergleich verschiedener
Leistungen ermöglichen. Die Kommission hat die Normungsgremien vor kurzem
mit der Entwicklung eines ehrgeizigen Arbeitsprogramms für den Bereich
Dienstleistungsnormen beauftragt. Die Produktivitätssteigerung hängt bei
unternehmensbezogenen Dienstleistungen in hohem Maße von Investitionen in
immaterielle Güter, wie beispielsweise Ausbildung, Kundenmanagement,
Markenimage oder interne Organisation, ab. Daher bemüht sich die Kommission
auch um eine verbesserte Identifizierung, Messung und Erfassung solcher
immateriellen Güter. Damit könnte der bestehende Mangel an zuverlässigen
Informationen auf der Ebene von Unternehmen und Gesamtwirtschaft behoben
werden.
- Ein
verbessertes
Angebot
und
die
stärkere
Nutzung
von
unternehmensbezogenen Dienstleistungen in weniger entwickelten
Regionen und in den Beitrittsländern können sich positiv auf KMU und
den Konvergenzprozess auswirken.
Der leichte Zugang zu Unternehmensdienstleistungen kann Firmen oder
Regionen einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil bringen. Doch werden diese
Dienstleistungen meist in Ballungsräumen angeboten, so dass weniger
entwickelte Regionen vielfach benachteiligt sind. Die Entwicklung regionaler
Märkte für unternehmensbezogene Dienstleistungen und insbesondere für
solche, die die Innovation in KMU fördern, ist ein entscheidender Faktor für die
Wettbewerbsfähigkeit und die Entwicklung der regionalen Wirtschaft in
Mitgliedstaaten und Beitrittsländern, für den Zufluss ausländischer Investitionen
und die Schaffung neuer Arbeitsplätze.
- Die Kenntnis des Sektors und der Märkte ist unzureichend, was sich
negativ auf die Entscheidungsfindung der Unternehmen und der politisch
Verantwortlichen auswirkt.
Besondere Anstrengungen sind zu unternehmen, um sicherzustellen, dass
Forschung und Statistik der Bedeutung des Dienstleistungssektors für die
Gesamtwirtschaft in angemessener Weise Rechnung tragen. Insbesondere gilt
es, den möglichen Einfluss dieses Sektors auf Wachstum und nachhaltige
Entwicklung in der EU zu ermitteln. Wie in der Mitteilung festgestellt wird, bedarf
es allerdings einer langfristigen Strategie zur Verbesserung der Kenntnis und der
statistischen Erfassung des Sektors.
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Mit der Umsetzung der Vorschläge für die fünf Aktionsbereiche wird die Kommission
ein Europäisches Forum für unternehmensbezogene Dienstleistungen befassen, in
dem die Institutionen der Gemeinschaft, die Mitgliedstaaten, Wirtschaftsverbände,
Arbeitnehmervertretungen,
Forschungseinrichtungen
und
andere
unternehmensnahe Interessenträger vertreten sein werden. Die Kommission wird im
ersten Halbjahr 2005 einen auf die Arbeiten dieses Forums gestützten Aktionsplan
vorlegen.
Nähere Informationen und Websites zu dem Thema:
http://europa.eu.int/comm/enterprise/services/business_services/index.htm
http://europa.eu.int/comm/enterprise/services/business_services/documents.htm
http://www.cenorm.be/cenorm/businessdomains/businessdomains/services/index.asp
IP/03/1180
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