Methoden der molekularen Biowissenschaften

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ZMBH Zentrum für Molekulare Biologie der Universität Heidelberg
PD Dr. M. Mayer
Im Neuenheimer Feld 282
D-69120 Heidelberg
Praktikumsskript
Methoden der molekularen Biowissenschaften
Mikrobiologie
Hinweise zum Praktikum
Im Praktikum werden mikrobiologische Grundtechniken und Methoden zur Charakterisierung
und Analyse von Mikroorganismen so wie Grundlagen der Bakterien- und Phagengenetik
vermittelt. Das Praktikum beginnt mit einer täglichen Vorbesprechung im Praktikumsraum.
Anschließend sollen Sie mit Hilfe der Anleitungen aus dem Skript so selbständig wie möglich
die Versuche erfolgreich durchführen und dokumentieren.
Im Laborbereich müssen Sie die Richtlinien der guten Laborpraxis befolgen: immer einen
Labormantel tragen, immer Pipettierhilfen ver wenden und wo nötig, Handschuhe und eine
Schutzbrille tragen. Bitte beachten Sie, dass die Sicherheitsvorschriften das Essen, Trinken
und Rauchen im Labor verbieten. Abfälle mit lebenden Mikroorganismen müssen gesammelt
werden, so dass sie vor der Entsorgung durch Hitzesterilisation inaktiviert werden können.
Glasabfälle und Glasbruch werden getrennt gesammelt und entsorgt. Alle Laborgeräte
dürfen erst nach Anleitung in Betrieb genommen werden. Achten Sie immer auch auf die
ausreichende und dauerhafte Beschriftung der Proben und Reaktionsgefäße (Platznummer,
Inhalt evtl. mit Konzentration, Datum). Sauberkeit und ein gewisses Maß an Ordnung sind
selbstverständlich.
Bitte bringen Sie am ersten Praktikumstag einen Labormantel und einen wasserfesten Filzstift
(z.B. Edding) mit.
Die Resultate der Experimente werden als Ergebnisprotokoll in einem Vordruck festgehalten
und durch Rechnungen, Skizzen und Interpretationen ergänzt. Ein von den Betreuern
akzeptiertes Protokoll ist Voraussetzung für die Zulassung zur Klausur (studienbegleitende
Prüfung).
Bei Fragen oder Wünschen wenden Sie sich bitte an die Betreuer:
Andrea Trendl-Kern
Peter Prior
Walter Reiser
[email protected]
[email protected]
[email protected]
ZMBH Im Neuenheimer Feld 282, Praktikum Raum 022, Büro Raum 021c
Tel. 546838
Tel. 546838
Tel. 546838
-2-
Themenkatalog
als Grundlage für die Vorbereitung auf das Praktikum
-
Womit beschäftigt sich die Mikrobiologie?
Welche Vorteile bieten Mikroorganismen als Forschungsobjekte?
In welche Reiche ist die Welt des Lebendigen eingeteilt?
Was versteht man unter Taxonomie, was ist der Unterschied zur Phylogenie?
Welche Nomenklatur wird zur Benennung der Mikroorganismen angewandt?
Was versteht man unter einem Klon?
Wie kommen Stoffe in die Zelle? Welche Transportmechanismen gibt es?
Wie sieht der grundlegende Stoffwechsel einer Bakterienzelle aus?
(Unterscheidung von Bau- und Energiestoffwechsel, Glycolyse,
Tricarbonsäurecyclus)
Welche Abmessungen besitzen Viren, Bakterien, eukaryontische
Mikrooganismen?
Wie ist die chemische Zusammensetzung einer Bakterienzelle z.B. E.coli ?
Was ist ein Vollmedium, was ein definiertes Medium (Minimalmedium)?
Wie wird die Lactoseverwertung bei Bakterien reguliert?
Wie sieht die Wachstumskurve einer Bakterienkultur aus?
Wie lässt sich bakterielle Vermehrung messen?
Wie ist die Zellwand Gram-positiver und die Gram-negativer Bakterien
aufgebaut?
Wie funktioniert bei B. subtilis die Differenzierung zu Endosporen?
Was sind Antibiotika?
Bei welchen Prozessen greifen Antibiotika ein?
Wie wirkt Penicillin und warum kann man es als ideales Antibiotikum
bezeichnen?
Wie können sich Bakterien gegen Antibiotikawirkung schützen?
Warum ist die Resistenzbildung gegen Antibiotika gefährlich für den Menschen?
Wie können Bakterien genetische Information austauschen/übertragen?
Was sind Plasmide und welche Funktionen erfüllen sie, bzw. welche
Strukturelemente besitzen sie?
Was versteht man unter Kompetenz bei Bakterien?
Wie wird ein Virus definiert?
Wie sind Viren aufgebaut, welche Gestalt besitzen sie?
Was versteht man unter den Begriffen Wirtsbereich, Adsorption, Latenzzeit,
Eklipse, PFU, MOI, EOP, Temperenz, Lysogenie, Immunität im Zusammenhang
mit Bakteriophagen?
Wie funktioniert ein Restriktions-/Modifikationssystem?
Wie funktioniert ein Autoklav? Wie sieht die Kinetik der Abtötung aus?
Was versteht man unter dezimaler Reduktionszeit?
Welche weiteren Verfahren zur Sterilisation von Lösungen und Gegenständen gibt
es und wie funktionieren sie?
Die fett gedruckten Themen werden durch einen Versuch oder ausführliche Besprechung
im Praktikum behandelt und sind auch Gegenstand der studienbegleitenden Prüfung
Literatur: Madigan, Martinko; Brock Mikrobiologie, 11. Auflage (2006)
Fuchs, Hrsg.; begr. v. Schlegel; Allgemeine Mikrobiologie, 8. Aufl. (2006)
-3-
INHALTSVERZEICHNIS
Seite
1. ALLGEMEINE TECHNIKEN DER MIKROBIOLOGIE
4
1.1 Animpfen von Bakterienkulturen
1.2 Herstellen von Nährböden (Flüssig-Medium, Agar-Platten)
1.3 Mikroskopische Untersuchung von Bakterien nach verschiedenen Färbeverfahren
Gramfärbung
Sporenfärbung
4
5
5
2. PHYSIOLOGISCHE TESTS MIT AUSGEWÄHLTEN BAKTERIEN
6
2.1 Charakterisierung von Bakterien anhand von Stoffwechselleistungen
Nachweis der Zuckerverwertung unter Säurebildung
Empfindlichkeit gegen Antibiotika
2.2 Messung des Wachstums von Escherichia coli
(Zellzahlbestimmung durch Auszählung unter dem Mikroskop, Trübungsmessung
einer wachsenden Bakterienkultur, Korrelation zwischen Trübung und Zellzahl,
graphische Darstellung, Wachstumskurve von E. coli, Bestimmung der
Generationszeit)
2.3 Überprüfen der Pipettiergenauigkeit
6
3. GENETISCHER AUSTAUSCH BEI BAKTERIEN
10
3.1 Bakterielle Konjugation
(Konjugation in Flüssigkultur, Selektionsverfahren für konjugierte Bakterien
Kinetik des Transfers genetischer Marker, Berechnung der Effizienz des Transfers)
3.2 Transformation von Escherichia coli
(Herstellung kompetenter Bakterien, Transformationstechnik,
Sättigungskurve mit DNA (Plasmid), Berechnung der Effizienz der Transformation)
10
4. BAKTERIOPHAGEN
15
4.1 Nachweis und quantitative Bestimmung von Phagen
(Konzentrationsbestimmung einer Phagensuspension durch Plaquebildung)
4.2 Wechselwirkung von Bakteriophagen mit ihren Wirtszellen
(Bestimmung der Wirtsspezifität definierter Phagen und Bakterien)
4.3 Restriktions-Modifikationssysteme in Bakterien
(Nachweis der Effizienz verschiedener Restriktionssysteme durch
Plattieren von λ Phagen auf Stämme von E.coli mit verschiedenen
Restriktions-Modifikations-Systemen)
15
MEDIEN ALPHABETISCH
19
8
10
13
16
18
-4-
1. ALLGEMEINE TECHNIKEN DER MIKROBIOLOGIE
1.1 Animpfen von Bakterienkulturen
"Impfen", „Animpfen“ in der Mikrobiologie: das Einbringen von Mikroorganismen in
ein Milieu (Medium), in dem diese zuvor nicht enthalten waren.
Mögliche Impfinstrumente: Impfösen, Pipetten, o.ä.
Abb. 1
Aufbau des Bunsenbrenners
und Flammentemperaturen
Impfen mit der Impföse:
Vor und nach einem Impfvorgang (Ausstrich) wird die Impföse zunächst im inneren
Bereich der Bunsenflamme getrocknet und danach im heißen Kegel der Flamme
ausgeglüht. Nach dem Ausglühen kühlt man die Öse ab, indem man sie in den
sterilen Agar einsticht (Plattenrand) oder in sterile Kulturflüssigkeit taucht. Danach
berührt man die Kultur, von der abgeimpft werden soll (wenig abnehmen! ein
Stecknadelkopf großes Stück einer Bakterienkolonie enthält bereits 106-107
Bakterien!) und streicht das abgenommene Material aus.
WICHTIG: Sind die Mikroorganismen auf der Platte (Bildung von Bakterienkolonien
oder eines zusammenhängenden Bewuchses) oder in der Flüssigkultur (Trübung
des Nährmediums) soweit wie erforderlich gewachsen (meist nach 1 Tag), müssen
sie aus den Brutschränken genommen und bei 4o C im Kühlschrank gelagert
werden.
Fraktionierte Aussaat (Impfen, mit dem Ziel einzeln liegende Bakterienkolonien zu
erhalten)
Im Praktikumsversuch wird zunächst eine Bakteriensuspension der Flüssigkultur
Escherichia coli (E. coli K12 y mel) und Bacillus subtilis auf einer Standard I-Platte
mit einer 0,1ml Pipette ausgestrichen, dann wird mit der Impföse weiter gearbeitet.
(siehe Abb. 2)
Abb . 2
Impfschema für die
fraktionierte Aussaat
(Ausstreichen auf
Einzelkolonien)
-5-
Zwischen
den
einzelnen
Impfstrichen wird die Impföse
ausgeglüht und abgekühlt.
Vor dem Beimpfen wird jede
Platte möglichst klein am Rand
des Bodens oder seitlich am
Boden beschriftet.
Am folgenden Tag sind die
Bakterien gewachsen. Dann wird
das Aussehen der Kolonien kurz
beschrieben.
Impfen in Flüssig-Medium
Impfen Sie (siehe Impfschema) jeweils mit einer Einzelkolonie E. coli K 12ymel und
Micrococcus luteus je 3 ml Standard I- sowie je mit einer Kolonie E. coli und Bacillus
subtilis je 3 ml Standard II-Medium (enthält keinen Zucker) an und inkubieren Sie die
Kulturen bei 37°C.
Micrococcus luteus
Standard I Medium, 3ml
Impfschema:
Mit Impföse von Einzelkolonie
in große Wassermann-Röhrchen
Escherichia coli
Bacillus
subtilis
Standard I Medium, 3ml
Standard II Medium, 3ml
Standard II Medium, 3ml
1.2 Herstellen von Nährböden (Flüssig-Medium, Agar-Platten)
Im Kurs werden 400 ml Standard I-Agar-Medium für Standard I-Kan-Platten
hergestellt. Dieses wird autoklaviert. Nach dem Erkalten auf ca. 50°C wird
Kanamycin (Vorratslösung Kan: 25mg/ml) zu einer Endkonzentration von
0,025mg/ml zugegeben und der Agar in sterile Petrischalen gegossen.
1.3 Mikroskopische
Färbeverfahren
Untersuchung
von
Bakterien
nach
versch.
Drei Bakterien-Stämme (Escherichia coli, Bacillus subtilis, Micrococcus luteus)
werden nach Gram (Hans Christian Gram, 1884) angefärbt.
Die bei den Versuchen verwendeten Farbstoffe Kristallviolett (Gram) und
Malachitgrün (Sporen) stehen im Verdacht, kanzerogen zu sein. Hautkontakt
vermeiden bzw. Handschuhe tragen!
Herstellung von Ausstrichpräparaten:
Je ein kleiner !! Tropfen einer Flüssigkultur von Escherichia coli, Micrococcus luteus
und Bacillus subtilis wird auf einem Objektträger mit einer sterilen 0,1ml-Glaspipette
verteilt. Das Präparat wird zunächst einige Minuten an der Luft getrocknet und dann
dreimal durch die leuchtende Bunsenbrennerflamme gezogen (hitzefixiert).
• Gram-Färbung:
Grampositive und gramnegative Bakterien unterscheiden sich im molekularen
Aufbau ihrer Zellwand.
Grampositive Bakterien sind phylogenetisch verwandt!
-6-
1. Die hitzefixierten Präparate werden auf einem Färbebänkchen mit Kristallviolett
überschichtet. Nach 2 Minuten wird der Farbstoff abgegossen (nicht spülen) und
einige Tropfen Lugol'scher Lösung aufgetropft und nach 2 Min. abgegossen.
2. Auf den schräg gehaltenen Objektträger wird 96%iger Alkohol aus der EthanolSpritzflasche maximal 4-6 Sekunden lang gegeben, bis keine Farbwolken mehr
entstehen. Dann wird sofort mit VE-Wasser nachgespült (Spritzflasche).
3. Es wird 2 Minuten mit Safranin gegengefärbt, um gramnegative Bakterien
darzustellen. Es wird mit Wasser abgespült und zwischen Filterpapier getrocknet.
Mikroskopische Untersuchung:
Die gefärbten und getrockneten Präparate werden ohne Deckglas betrachtet. Man
sucht zunächst mit dem 10 x - Objektiv eine geeignete Stelle im Präparat, gibt dann
einen kleinen! Tropfen Immersionsöl auf den Objektträger (Schichtseite oben!) und
untersucht mit dem Ölimmersionsobjektiv (100x) im Hellfeldmikroskop. Grampositive Bakterien erscheinen dunkel blau-violett, Gram-negative hellrot.
Achten Sie auf die Form der Einzelzellen und auf die Anordnung der Zellen
zueinander (Ketten, Häufchen etc.) achten (Bestimmungskriterium bei Kokken).
• Sporenfärbung von Bacillus-Sporen
Mit Malachitgrün den hitzefixierten Objektträger überschichten, vorsichtig diesen mit
einer Holzklammer über den Bunsenbrenner halten, bis man eine Dampfentwicklung
sieht, dann sofort wieder kühl halten (RT). Diese Prozedur 3x durchführen. Vorsicht,
nicht kochen!
Danach mit H2O spülen. 2 Minuten mit Safranin gegenfärben, mit H2O spülen und
zwischen Filterpapier trocknen.
Mikroskopische Untersuchung: siehe Gramfärbung. Die Sporen sind grün gefärbt,
die vegetativen Zellen rot. Beachten Sie die Spore innerhalb einer Bakterienzelle.
2. PHYSIOLOGISCHE TESTS MIT AUSGEWÄHLTEN BAKTERIEN
2.1 Charakterisierung von Bakterien anhand von Stoffwechselleistungen
Nachweis der Zuckerverwertung unter Säurebildung
Material:
Standard II-Agarplatten, Übernachtkulturen von E.coli und B. subtilis in Standard IIBouillon, mit verschiedenen Zuckerlösungen (ca. 10%) getränkte und anschließend
getrocknete Filterblättchen
Durchführung:
Der Nachweis der Zuckerverwertung mit den Standard II-ÜN-Kulturen von E. coli
und B. subtilis wird als Erstes angesetzt und sofort bei 37oC inkubiert. Die
Auswertung erfolgt nach ca. 3 Stunden (E. coli) und nach ca. 5 Stunden (B. subtilis).
Zwei Agarplatten werden entsprechend der unten stehenden Abbildung beschriftet
(Schrift am unteren oder seitlichen Rand der Platte!)
F ilterbl ättch en
mit Zuckerlösung
Abb. 3
Zuckertest
jedes Feld beschriften!
E. coli
B. subtilis
-7-
0,2 ml der E. coli-Kultur bzw. 0,3ml der B. subtilis-Kultur werden mit einer 1mlPipette auf einer Standard II-Platte (+ Phenolrot als Indikator) gleichmäßig verteilt.
Die mit 5 verschiedenen Zuckern getränkten Testblättchen werden mit einer sterilen
Pinzette auf die entsprechenden Felder gelegt (je 1 pro Feld). Die Zucker
diffundieren in den Agar und können von den Bakterien verwertet werden. Die
Verwertung von Zucker wird durch die Änderung des pH-Wertes und die damit
verbundenen Farbänderung des Nährbodens angezeigt. Der Test auf Zuckerverwertung unter Säurebildung wird zur Charakterisierung und Identifizierung von
Bakterienstämmen verwendet.
Empfindlichkeit gegen Antibiotika
Material:
St.I-Agarplatten, Übernachtkulturen von E.coli K12 y mel (ca. 2.109/ml) und
Micrococcus luteus (ca. 2 .109/ml), Filterblättchen, Penicillinlösung unterschiedlicher
Konzentration
Durchführung:
Zwei Agarplatten werden entsprechend der unten stehenden Abbildung beschriftet
(Schrift am unteren oder seitlichen Rand der Platte!)
Abb.4 Antibiotikatest
Fi lterblättchen
(niedr. Konz.)
E. coli
Fi lterblättchen
Fi lterblättchen
(niedr. Konz.)
mit Antibiotikum
(hohe Konzentration)
Fi lterblättchen
M. luteus mit Antibiotikum
(hohe Konzentration)
Weichagar wurde bei 100°C im Wasserbad geschmolzen (Praktikumsbetreuung). In
2 kleine Wassermannröhrchen, die im 48°C Wasserbad vorgewärmt werden, wird je
2,5 ml heißer Weichagar gefüllt. Dann wird in ein Röhrchen 0,1 ml ÜN-Kultur E. coli
K12 y mel zugegeben, gemischt, auf eine Standard I-Platte gegossen und auf der
gesamten Oberfläche der Agarplatte durch leichtes Schwenken oder kreisförmiges
Verschieben verteilt. (Schnelles Arbeiten ist wichtig.)
In das andere Röhrchen wird 0,1 ml ÜN-Kultur Micrococcus luteus pipettiert und
ebenso verfahren. Nach Erstarren des Weichagars (ca. 2min) legt man mit einer
Pinzette vorsichtig je ein Filterblättchen in jede Plattenhälfte auf die Oberfläche des
Weichagars. Mit einer Gilson-Pipette werden dann 4µl der jeweiligen Penicillinlösung
(25 µg/ml bzw. 250 µg/ml) auf die Blättchen pipettiert. Die Platten werden bei 37°C
mit dem Deckel nach oben inkubiert und das Ergebnis wird am nächsten Tag
abgelesen. Sind die Indikatorbakterien sensitiv gegen ein Antibiotikum, tritt eine
Wachstumshemmung auf (Hemmhof).
Vorbereitung für die Versuche des 3. Praktikumstags
Für die Herstellung kompetenter TOP 10 Zellen muss eine 3 ml ÜNK in Standard IMedium angesetzt werden.
-810ml LB-Medium und 22ml Standard I-Medium müssen in je 1 Blaukappenflasche
steril umgefüllt werden. Das Auftreten einer Trübung des Mediums am folgenden
Tag (Flasche aufschütteln!) zeigt unsteriles Arbeiten an!
2.2 Messung der Vermehrung von E. coli
Durchführung:
Dieser Versuch wird zu zweit durchgeführt. Jede Gruppe beimpft 24 ml LB-Medium
mit 1,0 ml einer Übernachtkultur von E. coli K12 y mel (ca. 2 x 109/ml). Diese Kultur
wird für 2,5 Stunden im Schüttelwasserbad bei 37°C inkubiert. Die Vermehrung der
Bakterien während dieser Zeit wird mit folgenden 2 Methoden analysiert:
(1) Trübungsmessung im Photometer bei 600 nm (alle 15 min)
(2) Zellzahl-Bestimmung mit einer Zählkammer unter dem Mikroskop (alle 30 min)
Immer wenn Messung (2) mit Messung (1) zusammenfällt, sollten Sie die Küvette
mit ca. 0,8 ml Kultur füllen und dann sofort aus der Küvette 2-4 µl in die Zählkammer
pipettieren. Ein Gruppenmitglied misst am Photometer, das andere zählt unter dem
Mikroskop.
Abb. 5
Pipettierschema
für OD-Messung
und Zählkammer
Erläuterung:
Alle 15 min werden je ca. 0,8 ml Probe steril entnommen, direkt in die jeweilige
Küvette pipettiert und im Photometer die Absorption bei 600 nm bestimmt. Als
Vergleichslösung wird StI-Medium benutzt. Eine Küvette/Gruppe reicht für die ganze
Versuchsreihe. Küvetten vor neuer Messung mit H2O spülen und auf Filterpapier
trocknen! (Küvette muss außen vollkommen trocken sein!) Sobald Sie höhere OD-
-9Werte als 0.5 haben, sollen Sie eine 1:5 Verdünnung machen (unbedingt in einem
Wassermannröhrchen; d.h. 0,2 ml aus der wachsenden Kultur + 0,8 ml StI-Medium)
und messen. Für die Zellzahlbestimmung dann nur die verdünnte Kultur nehmen.
Auswertung:
Graphische Darstellung der Resultate. Auftragen von OD bzw. Zellzahl gegen Zeit.
Ermittlung der Generationszeit innerhalb der logarithmischen Wachstumsphase.
Die Neubauer-Zählkammer
Der optisch plane Boden einer Zählkammer ist
mit einem rechtwinkligen Zählnetz versehen,
das aus Linien in definierten Abständen
besteht (s. Abb. 6). Durch Aufbringen eines
optisch plan geschliffenen Deckglases wird
über der Bodenfläche ein Raum abgegrenzt
(s. Abb. 5), in dem die Partikel mikroskopisch
ausgezählt werden.
Abb. 6 Zählkammer seitlich, von oben
Die zum Befestigen des Deckglases vorgesehenen plan geschliffenen Glasflächen
der Kammer leicht anfeuchten (anhauchen) und das geschliffene Deckglas so von
der Seite her aufschieben, dass auf beiden Flächen NEWTON'sche Ringe sichtbar
werden; dadurch ist gewährleistet, dass sich das Deckglas in reproduzierbarem
Abstand vom Boden der Kammer befindet.
Abb. 7
Zählkammmer
nach Neubauer:
Detailansicht
Ein kleines Volumen (ca. 3 µl) wird mit einer Gilsonpipette auf die Zählkammer am
Rand zwischen Deckglas und Kammer gegeben. Um die Zellzahl pro ml zu
7
ermitteln, muss die Zahl der Zellen in einem kleinen Feld mit dem Faktor F = 2 x 10
multipliziert werden. Immer 16 kleine Felder (= 1 großes Feld) auszählen,
7
dementsprechend mit dem Faktor 2 x 10 /16 multiplizieren.
- 10 -
2.3 Überprüfen der Pipettiergenauigkeit
Material:
Als Ausgangslösung erhalten Sie eine Methylenblaulösung c=1mmol/l (37mg/100ml).
.
.
.
Für eine Lösung c=0,02mmol/l gilt: OD620 =0,80. (ε620nm= 40000 cm-1 mol-1 l)
Durchführung:
Zunächst wird eine Verdünnung von 1:10 hergestellt.
Die Verdünnung 1:10 wird weiter 1:5, 1:10, und 1:20 in Kunststoffröhrchen verdünnt.
Die Verdünnungen ab einer Verdünnungsstufe von 1:50 werden im Photometer bei
einer Wellenlänge von 620nm vermessen und die Werte werden in eine Tabelle
eingetragen. Die Kunststoffküvette wird nach jeder Messung kurz mit Wasser
ausgespült und auf Papierhandtuch ausgeklopft. Sie messen aufsteigend, also mit
der geringsten Konzentration (=höchsten Verdünnung) beginnend.
Die Auswertung des Versuchs erfolgt durch eine Grafik. Die OD wird gegen die
Konzentration der Lösungen aufgetragen. Die Sollwertkurve und die einzelnen
Messwerte (als Soll-Konz/OD-Werte) werden eingetragen, wobei die Messwerte
farblich nach Pipettentyp gekennzeichnet werden. Das Ergebnis soll anhand der
Grafik kurz diskutiert werden.
3. GENETISCHER AUSTAUSCH BEI BAKTERIEN
3.1 Bakterielle Konjugation
Erläuterung:
Bei der Konjugation wird genetische Information von einer Zelle auf eine andere
übertragen. Voraussetzung für die Konjugation sind zwei verschiedene Typen von
Zellen, ein Donor, der sog. F-Pili besitzt, und ein Rezipient. Um Konjugation
nachzuweisen, müssen Donor und Rezipient verschiedene genetische Marker
tragen.
Bakterien: Donor: E. coli D15, lac-, nals, (F'lac+); Rezipient: E. coli K12, lac-, nalr
Der Donor ist lac- (lacZ Mutant), kann aber trotzdem Lactose verwerten, da der
Defekt durch das F'-Plasmid ausgeglichen wird, und sensitiv gegen Nalidixinsäure
(nals). Der Rezipient, der kein Plasmid enthält, ist ebenfalls lac- und durch Mutation
des Gyrase-Gens resistent gegen Nalidixinsäure (nalr). Nach einer erfolgreichen
Konjugation kann der Rezipient Lactose verwerten und ist natürlich weiterhin
resistent gegen Nalidixinsäure (F´lac+, nalr). Verwertung von Lactose wird durch
eine Rotfärbung der Kolonien nachgewiese; deshalb enthält der MacConkey-Agar
den pH-Indikator Neutralrot, der saure Kompartimente rot anfärbt (rote, positiv
geladene Form ist nicht membrangängig)  Der Rezipient wächst auf einer
- 11 Nalidixinsäure-haltigen MacConkey-Platte mit gelben Kolonien, der Rezipient nach
Konjugation mit roten, der Donor überhaupt nicht.
Material: MacConkey-Platten, MacConkey-Nal-Platten, St.I-Medium z. Verdünnen
Bakterienstämme:
Donor:
E. coli D15, lac-,nals, (F' lac+)
Rezipient: E. coli K12, lac-, nalr,
Zur Vorbereitung werden 9,9 ml Standard I-Medium mit 0,1 ml ÜNK angeimpft und
bei 37°C schüttelnd inkubiert. Die Vermehrung wird durch Auszählen in der
Zählkammer bestimmt und bei 2.108/ml durch Kühlen gestoppt (von Betreuung erl.).
Durchführung:
1 ml Rezipienten-Kultur (K12) wird mit 2 ml Donor-Kultur (D15) gemischt und bei
37°C ohne Schütteln im Wasserbad inkubiert (=Konjugation).
Um die Titer beider Stämme ermitteln zu können, werden sowohl der Rezipientenals auch der Donorstamm unbehandelt (Eistopf = Zeitpunkt 0) verdünnt und
ausplattiert. Nach den folgenden Schemata werden Proben entnommen und in den
angegebenen Endverdünnungsstufen ausplattiert (Angabe auf Platte).
Abb. 8
Verdünnen in
Schritten
Abb. 9
Schema der
Verdünnungsund
Plattierungsschritte
- 12 Die Verdünnungen werden jeweils 1:10 angesetzt (0,1ml der Proben + 0,9ml des
Standard I-Mediums). Beim Verdünnen muss geschüttelt werden! Je 0,1ml der oben
angegebenen Verdünnungsstufen werden ausplattiert
Abb. 10
Platten
und
Beschriftung
Auswertung:
Ermitteln Sie, wie viel Prozent des Rezipientenstammes jeweils lac+ geworden
sind
Kolonien Rezipient lac+ x 100
_______________________
=
%
Kolonien Rezipient insgesamt
3.2 Transformation von E. coli
Aufgabe:
Transformation von Escherichia coli TOP 10 (Genotyp: F-, mcr A (mrr-hsdRMSmcrBC) φ80lacZ M15 lacX74 deoRrecA1 araD139 (ara-leu)7697 gal U gal K rps
L(StrR)end A1nup G) mit isolierter DNA.
Im allgemeinen wird DNA von Bakterien nur sehr schlecht aufgenommen. Durch
entsprechende Vorbehandlung kann die Zellwand/-membran der Bakterien so
verändert werden, dass diese Zellen "kompetent" werden, d.h. sie nehmen DNA
besser auf. Eine der einfachsten Methoden, um Bakterien kompetent zu machen, ist
die Vorbehandlung mit CaCl2.
• Herstellung kompetenter Zellen
Material: ÜNK E. coli TOP 10 (ca. 2x109/ml), Standard I Medium
100mM CaCl2/10%Glycerin-Lösung (gut vorgekühlt)
Plasmid pBK (Kanr, vermittelt Resistenz gegen Kanamycin)
Durchführung:
Präparation kompetenter E. coli (ein 35 ml Ansatz ergibt 1 ml kompetente Zellen)
-0,4 ml ÜNK E.coli TOP 10 in 40 ml Standard I-Medium bei 37° C
bis zu OD600 = 0,3 - 0,5 hochwachsen lassen. (während der Zentrifugationsschritte
muss die Zellkonzentration der Suspension noch mit Hilfe der Zählkammer
bestimmt werden - Zelltiter Anfang! Dazu eine 1:5 Verdünnung herstellen!)
-35 ml Kultur in steriles Zentrifugenröhrchen überführen, 5' in Eis kühlen
-5' bei 6000 UpM bei 4° C zentrifugieren,
-Sediment in 10 ml 100 mM CaCl2/Glycerin-Lösung (kalt) aufnehmen
-20' Eis
-5' bei 6000 UpM zentrifugieren
- 13 -Sediment in 1 ml 100mM CaCl2/10%Glycerin-Lösung (kalt) auf Eis aufnehmen in 5
auf Eis vorgekühlte, beschriftete Eppendorfreaktionsgefäße je 100 µl kompetente
Zellen verteilen
Abb. 11
Versuchsschritte
zur
Herstellung
kompetenter
Zellen
• Transformation
Verschiedene Aliquots kompetenter Zellen werden mit dem Plasmid pBK in
verschiedenen Mengen sowie einer Negativkontrolle (TE) transformiert.
Vorbereitungen zur Transformation:
Plasmidausgangslösung (AL): pBK in TE-Puffer gelöst
Zunächst wird folgende Verdünnungsreihe vom Plasmid pBK hergestellt:
1. Verdünnung: 3µl Ausgangslösung + 27µl TE
2. Verdünnung: 3µl von 1. Verd.
+ 27µl TE
3. Verdünnung: 3µl von 2. Verd.
+ 27µl TE
Abb. 12
Verdünnung der
Plasmid-DNA
Dann werden die 5 vorgekühlten Eppis mit je 100 µl kompetenten Zellen beschickt.
Für die Transformation werden pro Ansatz jeweils 5µl der AL pBK und der drei
Verdünnungen zu den Zellen pipettiert. Als Kontrollexperiment werden 100µl
kompetente Zellen nur mit 5µl TE-Puffer ohne DNA "transformiert". Siehe
Schemazeichnung!!
Abb. 13 Transformationsansätze und Kontrolle
- 14 -
Durchführung:
Wichtig ist, dass die Zellen auf Eis stehen und dazu vorsichtig die Plasmid-DNA
pipettiert und vorsichtig gemischt wird.
- Röhrchen 2' im Eis inkubieren
- dann 4' auf 37° C bringen (Wasserbad),
- 2' in Eis kühlen
- Jedes Röhrchen mit 900 µl LB-Medium auffüllen, 20' bei 37° C im Wasserbad
inkubieren. Unmittelbar vor dem Ausplattieren müssen die Eppi-Reaktionsgefäße
mehrfach invertiert und mit dem Vortex-Mischer behandelt werden, um die Kultur
zu mischen!
Zum NACHWEIS DER TRANSFORMATION werden die Bakterien auf selektiven
Standard I-Platten ausgestrichen, welche das Antibiotikum Kanamycin enthalten.
- Von allen Ansätzen werden zunächst jeweils 100µl gleichmäßig auf eine KanPlatte mit einer Pipette verteilt. Der Rest von 900µl wird 30'' in einer Eppendorf
Tischzentrifuge bei maximaler Geschwindigkeit (13000 UpM ≈ 12000 g)
zentrifugiert. Der Überstand wird abgegossen, das Sediment in einem kleinen
Rest Überstand resuspendiert und alles wieder auf jeweils eine Kan-Platte verteilt
(die Zellzahl bleibt, das Medium-Volumen wird reduziert).
- Platten bei Raumtemperatur trocknen lassen und dann mit dem Boden nach oben
bei 37° C im Wärmeschrank mindestens 12 h inkubieren.
Abb. 14 Agarplatten nach der Transformation
Abb. 15 Karte des Plasmids pBK-CMV
Auswertung:
Ermitteln
Sie
die
Anzahl
der
transformierten Zellen in Abhängigkeit
von der Plasmidmenge (Transformationseffizienz). Berechnen Sie für jeden Ansatz, wie viele Plasmidmoleküle
je eingesetzte, kompetent gemachte
Zelle vorhanden sind. Leiten Sie
daraus Schlüsse für die Transformationseffizienz ab.
Molare Masse eines Basenpaares ≈
660 g/mol ; Plasmidgröße von pBK:
4518bp
- 15 -
4. BAKTERIOPHAGEN
4.1 Nachweis und quantitative Bestimmung von Phagen
(Bestimmung des Titers / der Konzentration einer Phagensuspension )
Material: Bakteriophage: λ C; Titer ≈ 108 Phagen/ml
Wirtsbakterien: Escherichia coli C Übernachtkultur (ÜNK); Titer ca. 2.109 Zellen/ml
Durchführung:
Abb. 16 Pipettierschema zur Titerbestimmung
Bakteriophagen können indirekt durch die sog. Plaquebestimmung nachgewiesen
werden.
Dazu werden Phagen bis zu einer Konzentration von etwa 102 Phagen/ml verdünnt.
Eine kleine Menge - 0.1 ml - der verdünnten Phagen wird zusammen mit 0,1 ml (≈
108) Indikatorbakterien ausplattiert. Am nächsten Tag ist ein dichter Bakterienrasen
über die ganze Platte gewachsen. Sie erscheint trüb; nur da, wo ein Klon von
Phagen die Bakterien lysiert hat, gibt es ein kleines Loch (Plaque). Die Zahl der
Plaques entspricht direkt der Anzahl der infektiösen Phagenpartikel. Die
Berechnung des Ausgangstiters ergibt sich aus der Verdünnung. 50 - 200 Plaques
(je nach Größe) pro Standard I-Platte können gut ausgezählt werden. Die
Verdünnungsreihen werden in 10-1 Schritten durchgeführt. Zum Verdünnen wird
λG-Puffer verwendet. Pipetten gut abstreifen, jede Verdünnung gut mischen.
Es sollen Platten mit je 10, 100 und 1000 Plaques (kalkuliert) hergestellt werden.
Platten schon vor dem Plattieren mit dem Verdünnungsschritt beschriften !!!
Plattieren:
Weichagar wurde bei 100o C im Wasserbad geschmolzen (Praktikumsbetreuung).
Je 2,5 ml verflüssigter, heißer Weichagar wird in kleine, im Wasserbad auf 48o C
vorgewärmte Wassermannröhrchen verteilt. Zum Weichagar werden 0,1 ml
Bakterien Übernachtkultur (ca. 2 x109/ml) und 0,1 ml Phagenverdünnung
zugegeben, gemischt, auf eine Standard I-Agarplatte (8,5 cm Ø) gegossen und
durch vorsichtiges Schwenken gleichmäßig über die gesamte Oberfläche verteilt. Es
können in mehrere Röhrchen Weichagar und 0,1 ml Bakterien vorpipettiert werden
(mit einer 0,5 ml oder 1,0 ml Pipette), die jedoch innerhalb von 4 min mit der
- 16 zupipettierten Phagenverdünnung ausplattiert werden müssen. Nach Erstarren des
Weichagars (ca. 3 min) werden die Platten umgedreht bei 37o C inkubiert. Zwischen
5h und 12h nach Beginn der Inkubation kann man Plaques deutlich erkennen. Die
Platten werden am Boden beschriftet. Tatsächliche Verdünnung notieren, d.h., da
0,1 ml Phagensuspension in den Weichagar pipettiert werden und der Titer immer in
Phagen/ml angegeben wird, handelt es sich um einen zusätzlichen
Verdünnungsschritt (1:10!).
Rechenbeispiel: von einer 10-2 Verdünnung werden 0,1 ml plattiert =
Verdünnungsfaktor 1000; dieser wird multipliziert mit der Anzahl der ausgezählten
Plaques und ergibt die Anzahl der infektiösen Phagen/ml (PFU/ml) in der
Suspension.
Auswertung:
Bestimmen Sie den Titer der Phagensuspension.
Beschreiben Sie das Aussehen der Plaques (Durchmesser, Rand, klar oder trübe).
Wodurch wird die Größe eines Plaques beeinflußt?
4.2 Wechselwirkung von Bakteriophagen mit ihren Wirtszellen
Theorie:
Lysogenie - Immunität - Virulenz - Resistenz - Wirtsbereich
Bakteriophagen sind Viren (intrazelluläre Parasiten), die auf Bakterien parasitieren.
Sie befallen ihre Wirtszelle, indem sie an sie adsorbieren, ihre Nukleinsäure
injizieren und den Syntheseapparat der Zelle auf die Synthese virusspezifischer
Makromoleküle umprogrammieren. Nach der so erreichten Synthese von
Nachkommen (bei Lambda ca. 100 Viren pro Zelle) wird die Zelle durch ein
virusspezifisches Enzym (Lysozym) von innen lysiert und die Phagen entlassen. Ein
neuer lytischer Infektionszyklus kann beginnen.
Nicht alle Viren vermehren sich nur lytisch. Es gibt Phagen, deren DNA ins
Bakteriengenom integriert ist (als Prophage). Ein Beispiel ist der Bakteriophage λ.
Nach der Infektion der Zelle kann seine DNA ins Bakterienchromosom integrieren
und der Phage lässt sich als ein Teil des Chromosoms mitvermehren. Dabei stirbt
die Zelle nicht. Man nennt sie lysogen, da unter bestimmten Umständen - selten der Prophage das Chromosom verlassen (dieser Vorgang heißt Induktion) und sich
dann wieder lytisch vermehren kann. Im lysogenen Zustand ist die Zelle immun
gegen eine neue Infektion, da als Folge der in das Chromosom integrierten PhagenDNA ein Protein (Repressor) synthetisiert wird, das die neu eindringenden Phagen
ebenso wie den Prophagen an der lytischen Vermehrung hindert. Es gibt allerdings
Mutanten der Phagen, die unempfindlich gegen den Repressor sind, sich daher
auch in lysogenen Zellen vermehren und als virulent bezeichnet werden.
Manche Wirtszellen sind resistent gegen Phageninfektion.
Solche Zellen haben veränderte Oberflächeneigenschaften, aufgrund derer die
Phagen sie nicht infizieren können, da sie nicht adsorbieren. Diese Resistenz ist
sehr eng begrenzt. Nahe verwandte Phagen, die einen anderen Wirtsbereich haben,
können eine gegen einen bestimmten anderen Phagen resistente Zelle erfolgreich
infizieren.
- 17 Material:
Sie erhalten folgende E. coli-Stämme (mit Code-Buchstaben X,Y,Z):
JM 101, λ+ : λ sensitiv, nicht lysogen, Φ80 sensitiv
Hfr (λ)
: λ lysogen (λ immun), Φ80 sensitiv
JM 101, λ
: λ resistent, Φ80 sensitiv
Sie erhalten folgende Phagen (mit Code-Zahlen 1,2,3)
λc I
(Mutation im λ-Repressorgen)
λvir (virulent) (Mutation im λ-Operatorgen = Bindungsstelle für Repressor)
Φ80
(λ-ähnlicher Phage mit anderer Immunität u. anderem Wirtsbereich)
Durchführung:
Sie geben je 0,1 ml der Bakterienkultur in 2,5 ml Weichagar (wird bereitgehalten)
und gießen pro Kultur eine Platte.
Nun bringen Sie auf jede Platte je 4µl des Phagenlysats vorsichtig mit Gilson-Pipette
auf. Die Platten werden bei 37°C inkubiert.
Abb. 17 Platten und Beschriftung des Tropfversuchs zur Immunität
Auswertung:
Am nächsten Tag sind die Lysezonen (viele überlappende Plaques) sichtbar. Die
Identität der Bakterienstämme X, Y und Z bzw. der Phagen 1, 2 und 3 ist aufgrund
der Ergebnisse anzugeben.
4.3 Restriktions-Modifikationssysteme in Bakterien
Viele Bakterien enthalten ein Enzyme, die fremde DNA erkennen und degradieren
können (Restriktionsenzyme). Viren, die auf einem "fremden" Wirt plattiert werden,
unterliegen ebenfalls diesem Vorgang und plattieren mit sehr niedriger Effizienz
(Efficiency of plating = EOP << 1 = Restriktion der Phagenvermehrung).
Durchführung:
Es wird jeweils eine Indikatorplatte von E. coli B, C und K angelegt. Dazu werden
jeweils 0,1 ml der Bakterien zu 2,5 ml Weichagar von 48°C gegeben, gemischt und
auf einer Standard I-Platte durch Schwenken gleichmäßig verteilt. Nach dem
Erstarren des Agars wird jeweils 4µl der jeweiligen Phagenver-dünnung vorsichtig in
ein Quadrat eines Schachbrettmusters, welches man unter die Agarplatte legt, mit
der Gilsonpipette aufgetropft. Die Spitze wird beim Wechsel der Phagenverdünnung
durch eine neue ersetzt. (3 Pipettierschritte mit einer Spitze)
Bevor die Platten bei 37°C inkubiert werden, müssen die Tropfen ganz eingezogen
sein, da sie sonst ineinander laufen und die Auswertung unmöglich wird.
Material:
Die Konzentration der Phagensuspensionen, die Sie erhalten, liegt bei 107 PFU/ml
- 18 4 µl dieses Lysats entsprechen ca. 104 Phagen
Sie müssen jeweils drei 10-1-Verdünnungen der Phagen mit λG-Puffer herstellen.
Nach folgendem Schema auftropfen:
Anzahl Phagen/4µl (Verdünnungsstufe)
λB
~104 (4µl von 107/ml = unv.); ~103 (1:10); ~102(1:100) ~101 (1:1000)
λC
~104 (4µl von 107/ml = unv.); ~103 (1:10); ~102(1:100) ~101 (1:1000)
λK
~104 (4µl von 107/ml = unv.); ~103 (1:10); ~102(1:100) ~101 (1:1000)
Abb. 18 Platten und Tropfschema zum Versuch Modifikation/Restriktion
Auswertung:
Anlage einer Tabelle über Lysezonen-/Plaquebildung (Anzahl) in Abhängigkeit von
Wirtszelle und Phage. Leiten Sie aus den Ergebnissen Aussagen über den
Wirkungsmechanismus des Restriktionssystems ab.
MEDIEN
KRISTALLVIOLETT-LÖSUNG
Vorratslösung: 2 g Kristallviolett in 50 ml Ethanol 96% p.A. auflösen.
Arbeitslösung: Vorratslösung 1 : 9 mit Aqua dest. verdünnen. Lösung ist 1 - 2 Wochen haltbar.
LUGOL'SCHE LÖSUNG (JOD-JODKALIUM)
1 g Jod + 2 g Kaliumjodid in ca. 5 ml Aqua dest. im Mörser verreiben, in 300 ml Aqua dest
verdünnen (1 : 60)
MALACHITGRÜN-LÖSUNG
10 g Malachitgrün in 400 ml Aqua dest. lösen, danach filtrieren.
SAFRANIN-LÖSUNG
3 g Safranin in 100 ml siedendem Aqua dest. lösen, danach filtrieren.
LB- MEDIUM
10 g Bacto-Trypton, 5 g Bacto-Yeastextr., 10 g NaCl
ad 950 ml H2O, lösen, mit 1 M NaOH pH 7.0 einstellen ad 1 l H2O zugeben und autoklavieren.
LB - PLATTEN
Wie LB - Medium jedoch mit 15g Agar/l zusätzlich ad 1 l H2O zugeben .
λG-PUFFER
1. Folgende Stammlösungen herstellen:
Tris/Cl 1 M pH 7.4 (1 Mol = 121,14 g/l; mit HCl auf pH 7.4); MgSO4 1 M; NaCl 5M; Gelatine 10 %ig
2. λG-Puffer komplettieren: Tris/Cl pH 7.4 (1 M) 50 ml; MgSO4 (1 M) 20 ml; NaCl (5 M) 10 ml
Gelatine 10%ig 10 ml (vorher im Wasserbad erwärmen)
abmessen, zusammengießen, auf 1000 ml mit Aqua dest. auffüllen, abfüllen und autoklavieren.
- 19 MAC CONKEY-AGAR
Wirkungsweise:
Die Gallensalze und das Kristallviolett hemmen weitgehend die grampositive Flora. Lactose dient im
Zusammenhang mit dem pH-Indikator Neutralrot zum Nachweis des Lactoseabbaus.
ZUSAMMENSETZUNG Pepton aus Casein
17 0 g/l;
Pepton aus Fleisch
3.0 g/l
Lactose
10.0 g/l;
Gallesalzmischung
1.5 g/l
Natriumchlorid
5.0 g/l;
Neutralrot
0.03 g/l
Kristallviolett
0.001 g/l; Agar
13.5 g/l
HERSTELLUNG
50 g Fertigmedium werden in 1 Liter destilliertem oder vollentsalztem Wasser suspendiert und 15 min
eingeweicht. Anschließend wird bis zum vollständigen Auflösen gekocht. Die Sterilisation erfolgt im
Autoklaven (15 min bei 121° C). Der auf ca. 50° C abgekühlte Nährboden wird zu Platten gegossen.
Vor dem Beimpfen soll die Oberfläche des Nährbodens gut abtrocknen. PH-Wert des
gebrauchsfertigen Nährbodens bei 370 C : 7,1 + 0,1.
MAC-CONKEY-NAL-AGAR
Fertigmedium + 50 µg/ml Nalidixinsäure in 1 M NaOH Endkonzentration vor Zugabe (in auf ca. 50°C
abgekühltes Medium) lösen.
STANDARD I - NÄHRBOUILLON (FERTIGMEDIUM)
Zusammensetzung:
Spezialpepton15.6 g/l, Hefeextrakt 2.8 g/l, Natriumchlorid 5.6 g/l, D (+)-Glucose 1.0 g/l
25 g Fertigmedium werden in 1 Liter Aqua dest. vollständig gelöst. Die Sterilisation erfolgt im
Autoklaven. pH-Wert des gebrauchsfertigen Nährbodens bei 37° C: 7,5 + 0,1.
Zur Herstellung von Agarplatten 1.5% Agar zusetzen und autoklavieren,
d.h. für einen Liter Plattenmedium werden zu 25 g Fertigmedium 15 g Agar trocken eingewogen und
nach Zugabe von VE-Wasser auf dem Magnetrührer gelöst.
STANDARD II-NÄHRBOUILLON (FERTIGMEDIUM)
Zusammensetzung:
Spezialpepton
8.6 g/l,
Natriumchlorid
6.4 g/l
BEREITUNG:
15 g Fertigmedium werden in 1 l Aqua dest. vollständig gelöst. Die Sterilisation er-folgt im Autoklaven.
pH-Wert des gebrauchsfertigen Nährbodens bei 37° C 7.5 ± 0.1.
Zur Herstellung von Platten werden 1.5 % Agar zugesetzt und der Nährboden sterilisiert.
STANDARD II - PLATTEN FÜR ZUCKERVERWERTUNGSTEST
Standard II Nährbouillon 15 g/l; Agar 1.5% (= 15 g/l); Phenolrot 20m g/l
WEICHAGAR
Standard I-Bouillon + 0.6 % Agar ansetzen und aufkochen, bis sich der Agar aufgelöst hat; dann in
Meplatflaschen abfüllen (ca. halb füllen), verschließen und autoklavieren.
ZUCKERBLÄTTCHEN
Mit einem Locher aus Filterpapier (3MM-Papier) Blättchen stanzen. Die Blättchen werden zunächst in
einem Becherglas bei 150° C trocken sterilisiert. Man tränkt sie dann mit der sterilen Zuckerlösung
und trocknet sie getrennt in sterilen Plastik-Petrischalen 1 Stunde bei 70° C.
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