1 Einleitung In unserem Seminar „Beobachten, Untersuchen und

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1 Einleitung
In unserem Seminar „Beobachten, Untersuchen und Experimentieren im Biologieunterricht“ haben wir uns zum Ziel gesetzt, Lernzirkel mit lebenden Tieren zu
entwickeln. Es standen Schnecken, Regenwürmer, Flusskrebse und Stabheuschrecken zur Auswahl. Da mein ursprünglicher Arbeitspartner nur einmal am
Seminar teilgenommen hat, habe ich allein einen Lernzirkel zur Stabheuschrecke
entworfen.
Nach einem fachwissenschaftlichen Teil über die Stabheuschrecke werde ich auf
den folgenden Seiten den Lernzirkel näher vorstellen. Die genauen Versuchsbeschreibungen aus der Fachliteratur und die einmalige Ausfertigung der Materialien
sind im Anhang beigefügt.
2 Fachwissenschaftlicher Teil
2.1 Ordnung Phasmatoptera
Die Stabheuschrecken, die für diesen Lernzirkel verwendet werden, gehören zur
Ordnung der Gespenst- oder Stabschrecken (Phasmatoptera). Sie umfasst 2 500
Arten, die vorwiegend in den Tropen leben und besonders das tropische Südostasien, Neuguinea und Ozeanien bevorzugen.
Die Gespenst- oder Stabstrecken umfassen verschiedene Erscheinungsformen. Eine
sehr bekannte Form ähnelt stark einem Blatt und wird deshalb auch „wandelndes
Blatt“ genannt. Sie gehört zur Familie Phylliidae.
Die Stabschrecke, für die dieser Lernzirkel konzipiert ist, gehört neben zehn weiteren
Unterfamilien zur Familie Phasmatidae und heißt Carausius morosus. Sie ist sehr
weit verbreitet und wird häufig zu Laborzwecken genutzt.
2.2 Anatomie
Die Stabschrecke ist ein typisches Landtier. Ihre Körperfarbe liegt je nach äußeren
Bedingungen zwischen grün und hell- bis schwarzbraun. Die Körperfarbe und der
Körperbau der Stabschrecke ergeben eine verblüffende Ähnlichkeit mit Zweigen.
Deshalb und weil sie immer wieder in eine Starre verfällt, in der sie die Vorderbeine
parallel nach vorne streckt, ist sie zwischen den Blättern und Zweigen einer Pflanze
schwer zu erkennen.
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Der rundliche Kopf ist im Verhältnis zum Körper sehr klein und besitzt kräftige,
kauende Mundwerkzeuge und Fühler. Die für Insekten typischen Komplexaugen sind
sehr klein und nicht sehr leistungsfähig, da sie relativ wenig Einzelaugen aufweisen.
Da die Stabschrecke an ihre Nachtaktivität angepasst ist, kann sie keine Farben
unterscheiden.
Bei der Stabschrecke ist der Mittel- und Hinterbrustteil mit dem ersten Hinterleibsglied verwachsen. Die Vorderbrust ist jedoch beweglich. Die am Brustteil
ansetzenden sechs Schreit- oder Kletterbeine der Stabheuschrecke sind lang und
dünn. Sie haben einen fünfgliedrigen Fuß und ähneln sich. Unsere Stabschrecke hat
keine Flügel.
Der Hinterleib der Stabschrecke besteht aus zehn Segmenten und einem
rudimentären elften, an dem zwei Cerci angehängt sind.
2.3 Fortpflanzung
Die männlichen Kopulationsorgane befinden sich am neunten Segment. Die
weibliche Geschlechtsöffnung liegt am hinteren Rand des achten Segmentes. Die
Begattung erfolgt bei Nacht. Hierzu steigt das deutlich kleinere Männchen auf den
Rücken des Weibchens. Es umgreift mit seinem Hinterleib den des Weibchen und
gelangt so von der Seite mit seinem Phallus in die weibliche Geschlechtsöffnung. Die
Samenflüssigkeit wird durch einen Samenträger übertragen, der sich später
selbständig entleert. Der Vorgang der Paarung dauert etwa ein bis zwei Stunden und
wird des öfteren wiederholt.
Viele Stabschrecken legen unbefruchtete, aber entwicklungsfähige Eier ab. Sie
können sich ohne das Männchen durch Jungfernzeugung fortpflanzen. Bei manchen
Arten sind die Männchen derart selten, dass sie keine Rolle bei der Fortpflanzung
spielen.
Bei den meisten Arten lässt das Weibchen seine Eier in der Nacht achtlos fallen.
Andere graben sie ein oder werfen sie von sich weg.
2.4 Entwicklung
Die Carausius morosus benötigt bei einer Temperatur von circa 18°C drei bis vier
Monate für ihre Embryonalentwicklung. Das Schlüpfen in der Nacht dauert lediglich
ein bis zwei Minuten. Hierbei drückt die Larve gegen den Eideckel, der sich folglich
ablöst. Es erscheint zuerst der Kopf und dann der Rest des Körpers. Ist das Tier
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komplett befreit, sucht es instinktiv seine Futterpflanze auf. Ist die Luftfeuchtigkeit zu
gering, bleiben viele Larven in ihrem Ei stecken und sterben ab.
Die Larven sehen den erwachsenen Tieren sehr ähnlich. Die wenigen Unterschiede
werden im Laufe von fünf bis acht Häutungen allmählich beseitigt. Hierbei hängen
die Larven kopfüber an den Zweigen. Durch das Schlucken von Luft erhöhen sie den
Binnendruck und bringen so die alte Cuticula zum platzen. In der Regel fressen die
Tiere diese nach der Häutung auf.
Die Jugendentwicklung dauert bei Carausius je nach Temperatur drei bis acht
Monate. Die erwachsenen Tiere leben drei bis sechs Monate, können jedoch etwa
fünf Jahre alt werden.
2.5 Lebensraum und Verhalten
Stabschrecken findet man vorwiegend auf Sträuchern mittlerer Höhe und Bäumen.
Hier kann man sie aufgrund ihrer zweig- oder blattähnlichen Körperform kaum
erkennen.
Stabschrecken sind Nachttiere. Bei der Nahrungsaufnahme in der Dunkelheit sind
sie recht lebhaft. Bei zunehmender Helligkeit verfallen sie jedoch zunehmend in
einen bewegungsarmen Zustand. Er führt zu einer typischen Starrestellung, die
Katalepsie genannt wird. Hierbei strecken die stabförmigen Schrecken ihre
Vorderbeine nach vorne und schließen die Fühler dazwischen ein. So werden sie
einem Zweig sehr ähnlich.
Ein bis zwei Stunden nach Einbruch der Dunkelheit löst sich die Starre. Obwohl die
Stabschrecken in der Nacht viel aktiver sind, verlassen sie ihren Aufenthaltsort nicht.
Auch bei Nahrungsmangel wandern sie nur bis zur nächsten Futterpflanze.
Generell leben Stabschrecken ziemlich vereinzelt. Gelegentlich kommt es jedoch zu
Massenvermehrungen. In Australien entlaubt gelegentlich eine Art meilenweit die
Eukalyptusbäume.
2.6 Nahrung
Stabschrecken ernähren sich von lebenden pflanzlichen Stoffen. Sie fressen zartere
oder lederartige Blätter und bevorzugen Brombeer-, Himbeer- sowie Brennnesselblätter. Im Laufe seines Lebens frisst ein Tier wenigstens 23g Blattmasse, das ist
circa das 19fache seines Körpergewichts. Da die Stabschrecke keinen Kaumagen
hat, müssen die Mundwerkzeuge die Nahrung gut zerkleinern.
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Weil die Tiere ihren Lebensort selten verlassen, kommt es des öfteren zu Kahlfraß
an Pflanzen.
2.7 Feinde
Räuberische Feinde der Stabschrecken sind Vögel, Eidechsen und Spinnen. Die
Tiere versuchen sich auf verschiedene Art vor ihnen zu schützen. Einerseits tarnen
sie sich durch ihre Schutztracht und ihr Schutzverhalten. Andererseits lassen sie sich
fallen und entziehen sich so dem Blickfeld des Feindes. Einige Arten haben eine
Hinterbeinschere oder besitzen Wehrdrüsen, die ein stark riechendes, ätzendes
Sekret absondern.
2.8 Farbwechsel
Bei der Unterfamilie Lonchodinae der Carausus morosus hat man entdeckt, dass die
Stabschrecke ihre Körperfarbe auf zwei Weisen ändern kann.
Bei dem physiologischen Farbwechsel wird durch eine Umlagerung der Farbstoffe in
den Hautzellen ein Farbwechsel erzeugt.
Der morphologische Farbwechsel vollzieht sich dagegen durch den Abbau oder die
Produktion bestimmter Farbpigmente.
Beide Farbwechsel werden stark von den abiotischen Faktoren Licht, Temperatur
und Feuchtigkeit, aber auch vom Ernährungszustand und der Nahrung beeinflusst.
2.9 Haltung und Pflege
Für die Haltung von Stabheuschrecken eignen sich Glas- oder Kunststoffbehälter ab
einer Größe von ca. 20x30x20cm (Länge x Höhe x breite) wie z.B. ausgediente
Aquarien und Terrarien. Sie müssen oben durch einen mit feinmaschigem Drahtgitter
bespannten Deckel verschlossen werden. Wichtig ist, dass man problemlos ein
Wassergefäß mit den Futterpflanzen hineinstellen und wieder entfernen kann.
Als Futter sind Blätter vom Efeu oder von der Brombeere geeignet. Die Zweige
dieser Pflanzen stellt man in eine wassergefüllte Flasche mit einem engen Hals (z.B.
Milchflasche) in den Zuchtbehälter. Die Zweige müssen so dicht gesteckt werden,
dass keine Jungtiere ins Wasser fallen können. Dies kann man auch verhindern,
indem man die Zweige durch einen durchlöcherten Blechdeckel schiebt.
Man sollte die Tiere nicht länger als eine Nacht ohne Futter lassen, da sonst die
Gefahr besteht, dass sie sich gegenseitig anfressen.
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Wassergefäße mit Futterpflanzen
links: Abdeckung mit durchlöchertem Blechdeckel;
rechts: enghalsiges Gefäß, Öffnung mit Stängel der Futterpflanze ausgefüllt
Im Abstand von etwa 2-3 Tagen sollte der gesamte Behälter mit Wasser gesprüht
werden. Es muss aber darauf geachtet werden, dass besonders der Boden nicht zu
feucht wird, da es sonst zu Schimmelbildung kommt. Den Boden kann man mit
Rinden- oder Aststücken auslegen.
Reinigen sollte man den Behälter am besten tagsüber, da die Tiere inaktiv sind und
nicht so leicht entkommen können. Am Boden liegender Kot, Reste der
Nahrungspflanzen und tote Tiere werden hierbei entfernt. Die Eier kann man in
Einmachgläsern aufbewahren, in denen sie schlüpfen. Die Larven sollte man in einen
Zuchtkäfig setzen. Schlüpfen die Larven im Zuchtkäfig, hat man dort eine Vielzahl an
Jungtieren, die häufig die älteren Tiere anfressen. Vor allem in einem zu dicht
besetzten Käfig tun sie dies.
Bei einer Temperatur von 18 bis 22 Grad kann die Zucht gut gedeihen. Die
Stabheuschrecken benötigen wenig Licht, ein Tag-Nacht-Lichtwechsel sollte aber
eingehalten werden.
Stabheuschrecken werden häufig schon im Zoohandel angeboten. Ansonsten kann
man über entsprechende Internetseiten (z.B. www.terraristik.com), Termine von
Insektenbörsen oder Adressen von Insektenliebhabern erfahren und dort Tiere
erwerben.
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3 Fachdidaktischer Teil
3.1 Stationen
Für die Auswahl die Stationen für den Lernzirkel mit den Stabschrecken habe ich
mich besonders auf zwei Literaturangaben gestützt. „Das Stabheuschreckenpraktikum“ von Ulrich Bässler ist ein sehr wissenschaftliches Werk, weshalb sich
viele der hier vorgestellten Versuche und Beobachtungen nicht für Schüler der
siebten Klasse eignen.
Das zweite Werk „Einfache Experimente mit Insekten“ von Hans Kalmus enthielt auf
den ersten Blick einige geeignete Versuche oder Beobachtungsmöglichkeiten. Die
praktische Ausführung ergab jedoch oftmals das Gegenteil.
Im Folgenden werden alle Stationen vorgestellt, die zur Auswahl standen und für den
Stationenunterricht in der siebten Klasse der Realschule geeignet schienen. Die
Stationen, die letztlich nicht verwendet werden, wurden mit einem didaktischen
Kommentar versehen. Die anderen werden im Weiteren genauer vorgestellt.
3.1.1 Ursprünglich geplante, nicht verwendete Stationen
Ulrich Bässler schlägt in seinem Exkurs zum Verhalten der Stabschrecke vor, das
Erklettern eines künstlichen „Zweiges“ durch Jungtiere zu beobachten.
Für diesen Versuch habe ich einen künstlichen Zweig aus einem Holzstab,
Tonkarton, Wasserfarbe und einer mit Steinen gefüllten Schachtel gebastelt.
Diesen Versuch habe ich mehrere Male durchgeführt. In keinem Fall ist das nach
Bässler zu erwartende Verhalten eingetreten. Deshalb halte ich diesen Versuch für
ungeeignet.
Beide Werke schlagen vor, die Katalepsie künstlich herzustellen. Dazu soll man ein
Tier auf den Rücken fallen lassen, es in den Händen hin- und herwerfen oder es auf
dem Tisch hin- und herrollen. Keine dieser drei Möglichkeiten ist realisierbar.
Die Stabheuschrecken fallen grundsätzlich auf die Beine, was in einer der
endgültigen Stationen nachgewiesen wird. Es ist mir auch nicht gelungen, ein Tier
auf dem Tisch hin- und herzurollen, da es sich instinktiv sofort umdreht. Die dritte
Möglichkeit habe ich aus didaktischen Gründen von vornherein ausgeschlossen. Da
ich es unangemessen finde, Kinder der siebten Klasse mit Stabschrecken werfen zu
lassen.
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Die Lichtkompassreaktion ist auch nicht eingetreten. Das Tier hat sich sogar vom
Licht abgewendet und ist in die verschiedensten Richtungen gelaufen.
Auch das Trinkverhalten der Stabschrecken ließ sich nicht beobachten. Ich habe
diesen Versuch mit mehreren Tieren ausgeführt. Keines hat den Wassertropfen
wahrgenommen, obwohl die Stabschrecken lange nicht befeuchtet worden waren.
Die Tiere haben die Tropfen nicht wahrgenommen, manche sind zufällig durch das
Wasser gelaufen, als wäre es nicht da. Auch als ich einen Wassertropfen direkt vor
die Mundwerkzeuge gehalten habe, hat das Tier nicht reagiert.
Die Anziehungskraft der senkrechten Strukturen konnte ich leider nicht feststellen.
Für diesen Versuch hatte ich einen Karton gebastelt, der auf der einen Seite
senkrechte schwarze Streifen, auf der anderen waagerechte Streifen für den
Gegenversuch hat. Diesen Versuch habe ich dreimal ausprobiert. Weder die älteren
Tiere noch die Jungtiere, die für diesen Versuch empfohlen wurden, haben sich so
verhalten, wie es die Fachliteratur vorgibt.
Die Versuche zur Aktivitätsperiodik habe ich nicht in die Auswahl genommen. Es sind
Langzeitversuche, die einen enormen Vorlauf benötigen. Meiner Meinung nach steht
der Zeitbedarf für die Vorbereitung dieser Versuche in keinem Verhältnis zum
Erkenntnisertrag bei den Schülern. Außerdem werden ihnen hier Versuchsergebnisse präsentiert, die keine Möglichkeit zur Selbsttätigkeit bieten.
Die gleiche Argumentation gilt für den physiologischen Farbwechsel und die Eiablage
und Defäktion.
Den Versuch zur Wahrnehmung von Wärme durch eine erhitzte Stricknadel habe ich
ausgeschlossen. Ich bin gegen eine schlecht zu beaufsichtigende Verwendung eines
Feuerzeugs in der siebten Klasse.
3.1.2 Endgültig verwendete Stationen
Letztlich eignen sich nur zwei Versuche, um sie im Rahmen eines Lernzirkels
umzusetzen.
Wenn man von oben auf das Tier herabschaut, sieht der Gang der Stabschrecke
beeindruckend aus. Aufgrund der Beinlänge kann man die Schreitordnung der
Stabschrecke gut beobachten. Die Schüler müssen genau hinsehen und den Gang
mehrmals beobachten, um die Reihenfolge der Beinbewegungen zu erkennen.
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Auch der Versuch zum Fallreflex, bzw. Umdrehreflex der Stabschrecke ist ein gut
durchzuführender Versuch. Mir ist es nicht gelungen, ein Tier auf den Rücken zu
legen und beim Herunterfallen ist jedes Tier auf den Beinen gelandet.
Neben diesen beiden Versuchen, habe ich eine Station entwickelt, an der die Schüler
etwas über die Anatomie und das Verhalten der Stabheuschrecke lernen können.
Dies geschieht auf spielerische Art, indem sie Fragen zur Stabschrecke beantworten.
Als Hilfestellung liegt ein Steckbrief der Stabschrecke vor. Einige Fragen können die
Schüler/innen jedoch durch eigenständiges Beobachten eines Tieres beobachten.
Die Antworten liegen in Form von Auswahlkärtchen vor, die auf die entsprechende
Frage gelegt werden müssen. Wenn alle Fragen beantwortet sind, können die
Schüler/innen sich selbst kontrollieren, indem sie die Kärtchen umdrehen. Haben sie
die richtigen Kärtchen ausgewählt, entsteht dabei ein Bild der Stabschrecke.
Die richtigen Antworten werden schließlich von den Schüler/innen zur Ergebnissicherung auf ein Arbeitsblatt übertragen.
3.2 Arbeitsaufträge
Material: Modelle aus Styropor und Stecknadeln, Stabheuschrecke(n)
Setze eine Stabheuschrecke auf den Tisch und beobachte ihre Fortbewegung.
Welche Schreitordnung lässt sich erkennen?
Übertrage deine Beobachtung auf das Modell, indem du die Schreitreihenfolge mit
den nummerierten Stecknadeln auf den Styroporstücken markierst. Die Nummer eins
steckst du auf das erste Bein, das die Stabschrecke bewegt, die Zwei auf das Zweite
usw. Beine, die die Stabschrecke gleichzeitig bewegt, erhalten die gleiche Ziffer.
Wenn du ein Tier entdeckst, dem ein oder zwei Bein(e) fehlen, kannst du seine
Schreitordnung im Vergleich zu einem gesunden Tier beobachten und notieren.
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Material: Pappdeckel, Stabheuschrecke(n)
Setze ein Tier auf ein Stück biegsamen Pappdeckel und versetze diesem dann von
der Unterseite her einen starken Stoß mit dem Finger, so dass das Tier herunterfällt.
Du kannst auch den Pappdeckel in einer Höhe von 20 cm umdrehen und das Tier
abklopfen.
Was passiert? Woran erinnert dich deine Beobachtung?
Material: Stabheuschrecke(n), Puzzle, Steckbrief
Vor dir liegt ein Puzzle zur Stabheuschrecke. Versuche die Fragen auf dem Karton
zu beantworten. Du kannst den Steckbrief und lebende Tiere zu Hilfe nehmen. Die
Auswahlantworten zu einer Frage sind durch gemeinsame Symbole gekennzeichnet.
Wähle die passende Antwort aus und lege sie auf die entsprechende Frage. Los
geht’s!
Wenn du alle Fragen bearbeitet hast, kannst du dich selbst kontrollieren. Hierzu
drehst du einfach die Antwortkärtchen um! Was siehst du?
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3.3 Kontrolblätter
Deine Beobachtung erinnert dich wahrscheinlich an die Katze. Stabheuschrecken
fallen wie Katzen immer auf ihre Beine.
Sobald die Tarsen (Füße) der Stabheuschrecke den Kontakt mit einem festen
Gegenstand verlieren, nehmen sie eine typische Haltung ein. Mit hohlem Rücken,
leicht gehobenen zurückgebogenen Antennen und den Beinen in Schreithaltung
fallen sie zu Boden.
Beobachtet man die Tiere lange genug, kann man die folgenden Schreitfolgen der
Beine beobachten (A = Schreitfolge der Beine beim gesunden Tier, B = Schreitfolge
bei fehlenden Beinen):
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3.4 Laufzettel
Laufzettel: Wir beobachten die Stabschrecke.
Wie sieht die Stabschrecke aus und wie verhält sie sich? Das kannst du heute an
lebenden Tieren beobachten!
Dazu habe ich drei Stationen vorbereitet, die du in beliebiger Reihenfolge bearbeiten
kannst. Bist du mit einer Station fertig, markiere dies durch ein Kreuz an der
entsprechenden Stelle auf deinem Laufzettel!
Was passiert, wenn die Stabschrecke herunterfällt?
Wie läuft die Stabschrecke?
Was weißt du über die Stabschrecke?
3.5 Materialliste
Für die drei hier beschriebenen Stationen benötigt der/die Lehrer/in die folgenden
Materialien:
1) Beobachtung der Schreitordnung:
a) Styroporstück (ca. 17x17 cm)
b) schematisches Bild einer Stabschrecke
c) 13 Pinnadeln
d) kleine Tonkartonkreise gekennzeichnet mit 3x1, 3x2, 3,4,5,6, 3xX
e) Kraftkleber, um den Tonkarton auf die Pinnadeln zu kleben
2) Umdreh- bzw. Fallreflex
a) ein Stückchen Tonkarton (mind. 15x15 cm)
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3) Puzzle
a) Steckbrief der Stabschrecke (siehe Anhang)
b) eine Puzzle-Grundkarte (siehe Anhang)
c) 25 Puzzle-Auswahlkärtchen (siehe Anhang)
d) Arbeitsblatt (siehe Anhang)
Zusätzlich zu diesem Material werden je Station und je Schülergruppe zwei bis drei
Stabschrecken benötigt. Hierbei ist darauf zu achten, dass besser mehrere Tiere
verwendet werden, damit einzelne Tiere nicht zu sehr gestresst werden. Das sollte
auch den Schüler/innen klar gemacht werden.
4 Abschließender Kommentar
Abschließend kann ich sagen, dass die Stabheuschrecke generell ein interessantes
Tier ist, dass ich sie sich aber für einen Lernzirkel mit lebenden Tieren nicht gut
eignet. Die Literatur bietet zwar einige Versuche an, jedoch sind nur wenige von
ihnen verlässlich durchführbar. Es sind nur die oben beschriebenen Stationen
übriggeblieben, weil viele Versuche nicht durchführbar sind, da sich die Tiere nicht so
verhalten, wie in der Fachliteratur vorhergesagt. Das hat mich sehr viel Zeit gekostet,
denn ich habe Versuchsaufbauten gebastelt und teilweise drei- oder viermal den
gleichen Versuch durchgeführt, ohne Erfolg. Das hatte ich nicht erwartet.
Die Stabheuschrecken fallen sehr häufig in die Katalepsie, da sie nachtaktiv sind.
Das erschwert das Beobachten von spezifischen Verhaltensweisen. Teilweise haben
sich die Versuchstiere drei cm fortbewegt und sind dann für zehn Minuten in der
Starre stehen geblieben. Diese Tatsache macht das Arbeiten mit Stabheuschrecken
unattraktiv und langweilig für die Schüler und im Hinblick auf den Unterrichtsverlauf
ineffektiv.
Die Stabheuschrecken sind sehr einfach zu halten, was für den Schulalltag wichtig
ist. Deshalb möchte ich nicht generell von einer Verwendung der Stabheuschrecke
im Unterricht abraten.
Meiner Meinung nach muss der/die Lehrer/in sich nicht auf ein Tier beschränken. Zu
Beginn der Lerneinheit zum Thema Insekten könnte man beispielsweise einen
Lernzirkel anbieten, der mehrere Tiere umfasst. Die Schüler/innen könnten so
Gemeinsamkeiten der Insekten durch eigenes Erleben entdecken. Denn das
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selbständige Beobachten, Erkunden und Erfahren sollte bei diesem Lernzirkel im
Vordergrund stehen.
5 Literaturangaben
Bässler, Ulrich: Das Stabheuschrecken-Praktikum. Stuttgart: Frankh’sche Verlagshandlung, 1965.
Günther, Kurt; Hannemann, Hans-Joachim; Fritz Hieke u.a.: Urania Tierreich
Insekten. Leipzig: Urania-Verlag, 1994.
Kalmus, Hans: Einfache Experimente mit Insekten. Basel: Verlag Birkhäuser, 1950.
Teschner, Dietrich: Versuche mit Insekten. Heidelberg: Quelle und Meyer 1979.
http://www.unisalzburg.at/did/bio_fuer_kids_und_teens/lebende_organismen/stabheuschrecke.htm,
8.5.2005, 22:51
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