Gabriele Hildmann Volkswirtschaftslehre SS 2011

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Gabriele Hildmann Volkswirtschaftslehre SS 2011 Lösungsvorschläge zum Aufgabenblatt 3 Achtung! Dies sind Lösungsvorschläge! Andere Formulierungen etc. können genau so rich‐
tig sein. Die Vorschläge sind als Anhaltspunkt zur Überprüfung der eigenen Lösungen gedacht. Bitte kein sklavisches Übernehmen der Vorschläge. 1. Was besagt die Transformationskurve (=Produktionsmöglichkeitenkurve)? Die Transformationskurve ist der geometrische Ort aller alternativen Gütermengen, die mit den vorhandenen Ressourcen erzeugt werden können. Gütermengenkombinationen unterhalb der Transformationskurve sind ineffizient, da bei gleichem Faktorverbrauch mehr von einem der beiden Güter produziert werden könnte. Typischerweise weist eine Transformationskurve eine negative Steigung auf, denn eine Mehrproduktion des einen Gutes ist stets mit einem Rückgang des Ausstoßes des anderen Gutes verbunden. Die Steigung der Transformationskurve, die Grenzrate der Transformation, gibt an, um wie viel sich die Produktion von Gut 1 erhöhen lässt, wenn von Gut 2 eine infinitesimal klei‐
nere Menge weniger hergestellt wird. 2. Nennen Sie fünf Faktoren die zu Verschiebungen der Nachfragefunktion führen. Erläu‐
tern Sie auch, wie sich diese Veränderungen auf die Nachfragefunktion auswirken. Folgende Ursachen lassen sich für eine Verschiebung der Nachfragekurve ausmachen:  Die Zahl der Nachfrager hat sich geändert: Steigt die Zahl der Nachfrager, so werden bei einem gegebenen Preis größere Mengen nachgefragt. Die Kurve verschiebt/dreht sich nach rechts (und umgekehrt).  Die Nutzeneinschätzung hat sich geändert: Die Wertschätzung der Konsumenten für das Gut geht zurück. Der Verlauf der Indifferenzkurve verändert sich zu Lasten des Gutes. Bei einem gegebenen Preis werden weniger Konsumenten bereit sein das Gut zu verkaufen. Die Nachfragekurve verlagert/verschiebt sich nach links (und umge‐
kehrt).  Das Einkommen der Nachfrager hat sich geändert: Das Einkommen der Haushalte ist zurückgegangen, die Budgetlinie verschiebt sich nach links unten. Der Haushalt kann nur noch weniger des Gutes nachfragen (Achtung – Giffen‐Paradox). Die Nachfrage verlagert/verschiebt sich nach links. Bei gleichem Preis wird weniger nachgefragt (und umgekehrt).  Die Preise komplementärer Güter haben sich geändert: Das Komplementärgut wird relativ teurer, damit wird indirekt auch das eigene Gut teurer. Die Budgetlinie dreht sich nach links unten. Die Nachfragekurve verlagert/verschiebt sich nach links. Bei gleichem Preis wird weniger nachgefragt. (und umgekehrt).  Die Preise substitutiver Güter haben sich geändert: Wird das Substitutionsgut teurer, dann dreht sich die Budgetlinie nach unten. Die Nachfragekurve verlagert sich nach rechts. Bei gleichem Preis wird vom eigenen Gut mehr nachgefragt (und umgekehrt). In den genannten Beispielen wird unterstellt, dass beide Marktseiten ohne Verzögerung auf die veränderte Situation reagieren. 3.
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Nennen Sie vier Faktoren die zu Verschiebungen der Angebotsfunktion führen. Erläutern Sie auch, wie sich diese Veränderungen auf die Angebotsfunktion auswirken.  Veränderungen der Produktionstechnik und damit veränderte Grenzkosten: Der Einsatz neuerer, effizienterer Produktionstechnologien führt zu einem Rückgang der Grenzkosten und damit zu einer Verlagerung der Angebotskurve nach rechts.  Veränderungen des Wettbewerbs, insbesondere der Anbieterzahl: Neue Anbieter drängen nur dann in den Markt, wenn sie Kostenvorteile haben. In Folge dessen verschiebt sich die Angebotskurve nach rechts (und umgekehrt).  Veränderungen der Faktorpreise: Steigen die Faktorpreise, dann steigen die Grenz‐
kosten. Die Angebotskurve verschiebt sich nach links (und umgekehrt).  Veränderte Besteuerung des Gutes: Produktionssteuern erhöhen die Grenzkosten des Unternehmens. Die Angebotskurve verlagert sich nach links. In den genannten Beispielen wird unterstellt, dass beide Marktseiten ohne Verzögerung auf die veränderte Situation reagieren Was versteht man unter Konsumenten‐ bzw. Produzentenrente? Die Konsumentenrente entspricht dem Wohlfahrtsgewinn der Haushalte, der dadurch entsteht, dass ein Gut zum Marktpreis und nicht zu einem individuell höheren Preis, den der Haushalt bereit wäre zu zahlen, gekauft wird. Der Wohlfahrtsgewinn entspricht sinngemäß den ersparten Konsumausgaben der Haushalte. Die Produzentenrente ent‐
steht den Unternehmen dadurch, dass die ihre Produkte zum Marktpreis und nicht zu einem individuell niedrigeren Absatzpreis verkaufen. Der Wohlfahrtgewinn entspricht den dadurch erzielten Mehreinnahmen. (Graphik) Wie entstehen Produzenten‐ bzw. Konsumentenrente? Produzenten‐ und Konsumentenrente entstehen dadurch, dass Anbieter und Nachfrager über den Markt agieren. Damit erzielen alle Anbieter bzw. zahlen alle Käufer den Markt‐
preis. Beide Marktseiten erhalten einen Vorteil, da sie nicht die individuellen Preise er‐
halten bzw. zahlen. (Graphik) Erläutern Sie anhand des Cobweb‐Modells, wie sich nach einer Nachfrageverschiebung ein neues Marktgleichgewicht einstellt. Unterstützen Sie Ihre Argumentation anhand ei‐
ner Graphik. Das Modell verdeutlicht den Anpassungsmechanismus eines Marktes auf eine Nachfra‐
ge‐ bzw. eine Angebotsänderung. Dabei kommt es nicht zwangsläufig zu einem neuen Marktgleichgewicht. Zu einem neuen Gleichgewicht kommt es nur dann, wenn die An‐
gebotskurve steiler als die Nachfragekurve verläuft. Zunächst werden die Anbieter, aus‐
gehend vom alten Marktpreis, eine entsprechende Menge produzieren. Sie geben diese Menge in den Markt und stellen, wenn sich z.B. die Nachfrage nach rechts verschoben hat (=gestiegene Nachfrage) fest, dass sie für die angebotene Menge einen wesentlich höheren Preis erzielen können. In der nächsten Periode werden sie vom höheren 2
Marktpreis ausgehen und entsprechend ihrer Angebotsfunktion eine größere Menge produzieren. Diese Menge geben sie in den Markt und stellen fest, dass sie nur einen niedrigeren als den erwarteten Preis erzielen können. In der nächsten Periode produzie‐
ren sie entsprechend weniger damit Angebotspreis und Angebotsmenge wieder über‐
einstimmen. Sie geben die Produktionsmenge in den Markt und stellen fest, dass der Marktpreis über ihren Erwartungen liegt. Dieser Prozess wiederholt sich so lange, bis ein neues Gleichgewicht gefunden ist. (Graphik Skript S.38) 7.
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9.
Zu welchen Reaktionen führen Nachfrageänderungen in einem Markt mit starrem Ange‐
bot? Verdeutlichen Sie Ihre Argumentation anhand einer Graphik. Von einem starren Angebot wird gesprochen, wenn die Angebotsfunktion parallel zur Preisachse verläuft. Das bedeutet, dass eine Menge unabhängig vom Preis angeboten wird. Diese Konstellation ist etwa auf dem Wohnungsmarkt gegeben. Das Angebot ist in diesem Fall vollkommen preisunelastisch. In diesem Fall bestimmt der Verlauf die Nach‐
fragefunktion das Marktgleichgewicht. Untypisch fällt die Reaktion auf Nachfrage‐
änderungen aus. Verschiebt sich die Nachfragekurve (etwa aufgrund von veränderten Präferenzen, gestiegenem Einkommen u. ä.), dann steigt allein der Preis, es kommt nicht zu einer Ausweitung der Angebotsmenge. Die Angebotsfunktion selbst verändert sich nur mittel‐ bis langfristig, wenn die entstandenen Zusatzgewinne neue Anbieter an den Markt locken und es dadurch zu einer Ausweitung des Angebots kommt. (Graphik) Wie wirken sich Transferzahlungen (z. B. Wohngeld) auf die Nachfrage nach Wohnungen aus? Verdeutlichen Sie Ihre Argumentation anhand einer Graphik. Transferzahlungen verschieben die Nachfragekurve nach rechts, denn sie erhöhen die Einkommen. Im Normalfall würde sich ein neues Marktgleichgewicht bei einem höheren Preis und einer höheren Menge ergeben. Bei starrer Angebotsfunktion führt die Ver‐
schiebung jedoch nicht zu einer Ausweitung des Angebots, sondern lediglich zu einer Er‐
höhung des Marktpreises. (Graphik) Beschreiben die die Wirkungen, die von der Einführung einer stückbezogenen Steuer auf das Marktgleichgewicht ausgehen. Verdeutlichen Sie Ihre Argumentation anhand einer Graphik. Geht man davon aus, dass die Steuer als Mengensteuer beim Produzenten erhoben wird (z. B. Mineralölsteuer, Tabaksteuer u. a.), dann wirkt sich diese stückbezogene Steuer auf die Angebotsfunktion der Unternehmens aus. Die Herstellungskosten und damit auch die Grenzkosten erhöhen sich um die Steuer. Dies führt zu einer Linksverschiebung der Angebotsfunktion. Bei unveränderter Nachfragekurve, kommt es dann zu einem neuen Gleichgewicht bei niedrigerer Gleichgewichtsmenge und höherem Gleichge‐
wichtspreis. (Graphik) 10. Was passiert mit der Produzenten‐ bzw. Produzentenrente, wenn erstmalig eine direkte stückbezogene Steuer auf ein Produkt erhoben wird? Verdeutlichen Sie Ihre Argumenta‐
tion anhand einer Graphik. Die Einführung der stückbezogenen Steuer verschiebt das Marktgleichgewicht nach links oben. Das Gleichgewicht stellt sich bei höherem Preis und geringerer Menge ein. In Fol‐
ge dessen erzielen weniger Haushalte eine Konsumentenrente und auch die Produzen‐
tenrente geht zurück. Insgesamt sinkt die Wohlfahrt aller Marktteilnehmer. 3
11. Wie wirken sich staatliche Höchst‐ bzw. Mindestpreise auf das Marktgleichgewicht aus? Verdeutlichen Sie Ihre Argumentation anhand einer Graphik. Erläutern Sie dabei auch die Begriffe „Angebots‐“ bzw. „Nachfrageüberhang“ Die Verordnung von Mindestpreisen führt, wenn diese oberhalb des Gleichgewichtsprei‐
ses liegen, zu einem Auseinanderfallen von Angebot und Nachfrage. Zu dem gegebenen Preis werden die Produzenten eine größere Menge produzieren als die Konsumenten bereit sind zu konsumieren. Ein Angebotsüberhang entsteht. Im Normalfall hat ein sol‐
ches Ungleichgewicht keinen Bestand, da der Markt zum Ausgleich tendiert. Auch wenn der Staat Höchstpreise verordnet, die unter dem Marktgleichgewicht liegen, fallen An‐
gebot und Nachfrage auseinander. Die Unternehmen produzieren zu dem niedrigen Preis eine Menge, die niedriger ist als die Menge, die zu diesem Preis nachgefragt wird. Es kommt zu einer Angebotslücke. Auch in diesem Fall tendiert der Markt zum Aus‐
gleich. Die Lücke muss über staatliche Eingriffe auseinander gehalten werden. 12. Welche Maßnahmen muss der Staat ergreifen, damit staatliche Höchst‐ bzw. Mindest‐
preise bestand haben? Soll der Mindestpreis bei bestehendem Angebotsüberhang gehalten werden, dann muss der Staat den Angebotsüberschuss vom Markt nehmen. Die entsprechenden Kosten müssen vom Staat getragen werden. Sollte der Staat einen Höchstpreise festlege, dann entsteht ein Nachfrageüberhang. Auch in diesem Fall entsteht ein Ungleichgewicht zwi‐
schen Angebot und Nachfrage, nur das die Nachfrage das Angebot übersteigt. Der Staat muss den Nachfrageüberhang decken, etwa indem er die Güter teuer kauft und zum Höchstpreis verkauft. Ansonsten würde der Nachfrageüberhang zum Entstehen von Schwarzmärkten führen, die dann die Nachfrage decken. 4
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