Neue Politische Ökonomie - Ernst-Moritz-Arndt

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Neue Politische Ökonomie
Dr. Paul Marschall
Ernst-Moritz-ArndtUniversität Greifswald
Lehrstuhl für AVWL,
und Finanzwissenschaft
Teil 4
SS 2011
172
4. Zur Politischen
Ökonomie der
Besteuerung
Motivation
Analyse von Steuersystemen
• Klassische finanzwissenschaftliche Sichtweise:
Beurteilung anhand von Besteuerungsgrundsätzen
• Wohlfahrtstheoretische Sichtweise:
optimale Besteuerung mit minimalen
Wohlfahrtsverlusten
Problem:
Steuerpolitik = Ergebnis eines kollektiven
Entscheidungsprozesses in der Demokratie
• Polit-ökonomische Sichtweise:
Positive Analyse statt Beschreibung
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173
4. Zur Politischen
Ökonomie der
Besteuerung
4.1
Geschlossene
Volkswirtschaft
4.1.1
Einkommensbesteuerung
a) Ansätze
•
Medianwähler-Ansatz:
- v.a Implikationen der Einführung einer
einzigen Steuer mit proportionalem Satz
zur Finanzierung eines öffentlichen Gutes
falls Mehrheitsregel angewandt wird
- Standardergebnis: Sind alle Präferenzen
eingipflig, so maximiert der Steuersatz im
Gleichgewicht das Wohlfahrtsmaximum
des Median-Wählers
- im mehrdimensionalen Politik-Raum muss
Gleichgewicht nicht erreichbar sein
 Anwendung alternativer Wahlverfahren
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4. Zur Politischen
Ökonomie der
Besteuerung
•
Strukturinduziertes Gleichgewicht:
- basiert auf institutioneller Struktur, wobei
Dimensionen der Steuerpolitik getrennt
sind
- in jedem Sub-Raum entscheidet ein separates
Komitee  Medianwählertheorem
- Anwendung bei Analyse spezifischer
Eigenschaften Steuerstruktur, weniger bei
umfassender Steuersystemanalyse
•
Leviathan-Modell (Brennan und Buchanan 1980):
- Annahme fehlender staatlicher Beschränkung
bzgl. Besteuerungsmacht
- Staat strebt Maximierung Steuereinnahmen an
- Leviathan wählt multidimenionsale Struktur
(Besteuerungsgrundlage, Sätze etc.)
- Aussage: Leviathan sollte durch die Verfassung
auf der Einnahmenseite begrenzt werden
4.1 Geschlossene
Volkswirtschaft
4.1.1 Einkommensteuer
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4. Zur Politischen
Ökonomie der
Besteuerung
•
Modell des kooperativen Spiels
- Einführung von Steuerstrukturen auf Basis
von Koalitionen, wobei Wähler kooperativ
unter Anwendung von Drohungen agieren
- Aumann und Kurz (1977): Grenzsteuersatz
für alle Wähler > 50%, bzw. genau 50%,
falls Nutzenfunktionen linear sind; Grenzsteuersätze fallen für Wähler mit höherer
absoluter Risikoaversion höher aus
•
Interessengruppen-Modell:
- Annahme: Politischer Prozess wird durch
Ressourcen (Geld, Info, Zeit) durch spez.
Interessengruppen im Austausch für
gefällige Politiken beeinflusst.
- Aber: Rolle Interessengruppen scheint nicht
wesentlich hinsichtlich Erklärung der
Komplexität der Steuerstruktur in der
“realen Welt” zu sein
4.1 Geschlossene
Volkswirtschaft
4.1.1 Einkommensteuer
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4. Zur Politischen
Ökonomie der
Besteuerung
•
Modell opportunistischen Verhaltens
- Wiederwahlorientierung der Regierung
- Grundlage: Modell von Nordhaus (1975)
- Regierung versucht vor Wahlen
Transfers 
Steuern 
um so Wahlentscheidungen zu
beeinflussen
- Nach Wahlen: Steuern 
•
Modell der Parteienherrschaft bzw.
Parteiendifferenzierung
- ideologische Motive, Wiederwahlorientierung
- linke und rechte Parteien unterscheiden
sich bzgl. Steuerpolitik
- Linke für hohen Staatsanteil; Rechte vice versa
-  Steuerbelastung linke Regierungen;
 Steuersenkungen rechte Regierungen
4.1 Geschlossene
Volkswirtschaft
4.1.1 Einkommensteuer
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4. Zur Politischen
Ökonomie der
Besteuerung
4.1 Geschlossene
Volkswirtschaft
4.1.1 Einkommensteuer
•
Modell des probabilistischen/
stochastischen Wählens
- Wähler entscheiden zwischen Parteien
auf Grundlage der Parteiprogramme;
Parteien legen Programme vor, ohne mit
Gewissheit Wahlentscheidung zu kennen sie maximieren erwartete Zahl der Stimmen
= probabilistische Entscheidung
- Ansatz impliziert, dass geringfügiger Wechsel
im Programm zwar nicht zu einem radikalem
Wandel der Wählerschaft führt, jedoch
die Wahrscheinlichkeit, gewählt zu werden,
beeinflusst.
- Gleichgewicht besteht selbst bei multi-dim.
Steuersystem
- Resultierende Steuerstruktur mit
„realistischem“ Touch
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4. Zur Politischen
Ökonomie der
Besteuerung
4.1 Geschlossene
Volkswirtschaft
4.1.1 Einkommensteuer
b) Modell der differenzierten Besteuerung
•
Modell von Hettich und Winer (1999) der
differenzierten Besteuerung
•
probabilistisches Wählerverhalten:
Wahrscheinlichkeit, dass Wähler einer
Partei Unterstützung gewähren, ist um so
größer, je näher sich diese an ihren
politischen Idealpunkt heran bewegt
•
Parteien differenzieren Belastungen aus
Steuern und Staatsausgaben zwischen
Wählern
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4. Zur Politischen
Ökonomie der
Besteuerung
•
4.1 Geschlossene
Volkswirtschaft
4.1.1 Einkommensteuer
Regierungspartei/ Opposition benötigt
Support S um Wahl zu gewinnen;
gewichtet mit Wahrscheinlichkeit π, dass
Wähler i für sie votieren.
N
i 1
i 1
S   i  f i I i 
(1)
•
N
Nettoüberschuss Ii
 i  f i I i 
(2)
wobei
I i  bi  ci
bi = Vorteile
ci = Kosten
•
Staatsaktivität
Funktion f transformiert Nettoüberschuss
in Wahlunterstützungswahrscheinlichkeit
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4. Zur Politischen
Ökonomie der
Besteuerung
4.1 Geschlossene
Volkswirtschaft
4.1.1 Einkommensteuer
•
Kosten setzen sich aus Steuern und der
Überschussbelastung zusammen
ci  Ti  d i
•
(4)
Bi  Bi ti , xi ;  Bi  ti  0
Überschussbelastung (excess burden):
(3b)
•
Ti  ti Bi
Besteuerungbasis (Laffer-Kurve) setzt sich
aus Steuersatz und exogener Variablen xi
(Präferenz des Wählers für Freizeit und
Kosten der Steuervermeidung) zusammen
(3a)
•
mit
d i  d i ti , xi  ;  d i  ti  0
Staatliche Budgetbeschränkung:
N
G   ti Bi .
i 1
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4. Zur Politischen
Ökonomie der
Besteuerung
4.1 Geschlossene
Volkswirtschaft
4.1.1 Einkommensteuer
•
Individuelle Festlegung der Steuer aufgrund
erwarteter Stimmenverluste
 f i  I i   ci  ti
5 a 
 i
Bi 1  i 
wobei
i   B  ti  ti Bi 
= Elastizität der BMG bzgl. ti ;
λ Lagrangeoperator der
Budgetbeschränkung
•
Ausweitung des Budgets in dem Umfang bis
Summe der marginalen Vorteile MPBi von 1 €
Staatsausgaben für öffentliche Güter den einander
angeglichenen Kosten MPCi entsprechen:
N
5 b  
i 1
 f i  bi


 Ii  G
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4. Zur Politischen
Ökonomie der
Besteuerung
4.1 Geschlossene
Volkswirtschaft
Steuerstruktur im polit.-ökonom. Gleichgewicht
MPC/ €
MPC/ €
MPC/ €
MPC
4.1.1 Einkommensteuer
MPC1
MPC2
R1
MPB
R2
t2*
R1* +R2* = R*
t1*
L1
Individuum 1
L2
Li
MPC
MPB
Ri*
t i*
Individuum 2
= Laffer-Kurve
= Margin. polit. Kosten
= Margin. polit. Nutzen
= Steuereinnahmen
= Steuerraten
Gesellschaftlich
Quelle: Nach Hetttich und Winer 1999, S. 47.
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4. Zur Politischen
Ökonomie der
Besteuerung
4.1 Geschlossene
Volkswirtschaft
4.1.1 Einkommensteuer
Charakterisierung des Steuersystems
•
Annahme: Jedes Individuum betreibt
verschiedene feste wirtschaftliche Aktivitäten
•
Implikation: Hohe Administrativkosten A
•
System erfordert gleich viele Steuerklassen K
wie Steuerzahler N
•
Trade-off aufgrund Gruppenbildung von
Steuerklassen (K < N) zwischen VerwaltungsKosten A und marginalen Stimmverlusten W
•
Im Optimum wird Differenzierungsgrad K*
realisiert
•
Modell veranschaulicht, weshalb in
repräsentativen Demokratien Steuersysteme
häufig kompliziert sind
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4. Zur Politischen
Ökonomie der
Besteuerung
4.1 Geschlossene
Volkswirtschaft
4.1.1 Einkommensteuer
Politisch optimale Steuerklassenbildung
Marginaler
erwarteter
StimmenW
gewinn
oder
-verlust
A
W
A
Bereich K < N
Quelle: Nach Hetttich und Winer 1999, S. 51.
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N
Steuerklasse K
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4. Zur Politischen
Ökonomie der
Besteuerung
Folgerungen
•
Anwendung des Modells probabilistischer
Parteienkonkurrenz auf die Wahl von
Steuern und Staatsausgaben
•
Ergebnis: differenzierte Steuerstruktur;
Einfache Steuersysteme im Wettbewerb
der Parteien nicht stabil
•
Grad der Differenzierung aufgrund
Verwaltungskosten begrenzt
•
Erweiterung: Niedrigere Belastung für
politisch einflussreichere Akteure
•
Verbindung Struktur des Steuersystems
mit Frage der Steuerlastverteilung
•
Analyse mit 2 Parteien zeigt, dass im
Gleichgewicht gleiche Politik gewählt wird
(vgl. Medianwähler-Theorem)
4.1 Geschlossene
Volkswirtschaft
4.1.1 Einkommensteuer
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186
4. Zur Politischen
Ökonomie der
Besteuerung
Erweiterungen
•
werden heterogene Wähler sowie
Verwaltungskosten unterstellt
(vgl. Warskett, Winer und Hettich 1998),
so zeigt sich, dass jede Regierung in
einem demokratischen Staat eine Steuerstruktur implementieren muss, in welcher
Wähler zu Steuerzwecken gruppiert
werden (“sorting equlibrium”)
•
Abnahme der Verwaltungskosten und
Anstieg des relativen Einflusses von
Steuerzahlern aus niedrigeren Einkommensschichten führt zu Reduktion bzgl.
Komplexität
•
Implikationen von Interessengruppen?
4.1 Geschlossene
Volkswirtschaft
4.1.1 Einkommensteuer
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187
4. Zur Politischen
Ökonomie der
Besteuerung
4.1 Geschlossene
Volkswirtschaft
Fragen
•
statisches Modell  wie lassen sich
Steuerreformen erklären?
•
“Why do governments so often fail to adopt policies
that economists consider to be efficiency-enhancing?
[…] The answer usually relies on [the fact that] the
gainers from the status quo are taken to be politically
‘strong’ and the losers to be politically ‘weak,’ thereby
preventing the adoption of reform”.
Fernandez and Rodrik (1991) S. 1146
•
Deutschland:
von 1994-2003 ca. 260 einnahmewirksame
Änderungen von Einzelvorschriften bei
ESt und KSt (Pitlik 2004)
- zahlreiche geringfügige Änderungen
- Senkung der Spitzensteuersätze
- Übergang zu Halbeinkünfteverfahren
bei KSt
4.1.1 Einkommensteuer
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188
4. Zur Politischen
Ökonomie der
Besteuerung
4.1 Geschlossene
Volkswirtschaft
c) Evidenz
i)
Koester 2005: Motive von Steuerreformen
in Deutschland 1964 – 2004
4.1.1 Einkommensteuer
Quelle: Koester 2005.
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189
4. Zur Politischen
Ökonomie der
Besteuerung
4.1 Geschlossene
Volkswirtschaft
4.1.1 Einkommensteuer
Quelle: Koester 2005.
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190
4. Zur Politischen
Ökonomie der
Besteuerung
4.1 Geschlossene
Volkswirtschaft
4.1.1 Einkommensteuer
Quelle: Koester 2005.
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191
4. Zur Politischen
Ökonomie der
Besteuerung
4.1 Geschlossene
Volkswirtschaft
4.1.1 Einkommensteuer
Quelle: Koester 2005.
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192
4. Zur Politischen
Ökonomie der
Besteuerung
Ansätze und Hypothesen
•
Leviathan-Hypothese:
- Staat als Einnahmenmaximierer
 Laffer-Kurve
- Restriktion Bund durch Länder (Phasen!)
•
Opportunistisches Verhalten
- Stärkere Effekte von Steuergeschenken
Phasen unbeschränkter Regierungen
•
Parteienherrschaft
- Mehr Steuererhöhungen durch linke
Regierungen in Zeiten unbeschränkter
Phasen
4.1 Geschlossene
Volkswirtschaft
4.1.1 Einkommensteuer
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193
4. Zur Politischen
Ökonomie der
Besteuerung
Deskriptive Statistik
Deutsche Steuerreformen 1964 - 2003
4.1 Geschlossene
Volkswirtschaft
4.1.1 Einkommensteuer
Quelle: Koester 2005.
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194
4. Zur Politischen
Ökonomie der
Besteuerung
Politische Motive und Steuerreformen
in Deutschland 1964 - 2003
4.1 Geschlossene
Volkswirtschaft
4.1.1 Einkommensteuer
Quelle: Koester 2005.
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4. Zur Politischen
Ökonomie der
Besteuerung
4.1 Geschlossene
Volkswirtschaft
4.1.1 Einkommensteuer
Empirische Tests
•
OLS-Schätzungen
•
Politische Variablen als Dummies
•
Aussagen:
- Rechte Regierungen weniger aktiv im
Kontext von Steuerreformen
- Hinsichtlich quantitativer Indikatoren
verfügen alle betrachteten politischen
Modelle - was Steuerhöhungen anbelangt über guten Erklärungsgehalt
- opportunistisches Modell besitzt beste
Erklärung
- ungeteilte Regierungen nützen Macht
nicht dafür aus, Steuern zu erhöhen
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4. Zur Politischen
Ökonomie der
Besteuerung
4.1 Geschlossene
Volkswirtschaft
ii) Castanheira et al. 2010:
Gründe für Steuerreformen in Europa
•
Datenbasis: LABREF-Datenbank der Europäischen
Kommission, Fokus auf Besteuerung des Faktors Arbeit
(Δ pers.EkSt, Δ SV-Abgabe Arbeitnehmer + Arbeitgeber),
27 EU-Mitgliedsstaten, Daten 2000-2008
•
Implikationen: Anstieg oder Absenkung der Sätze,
Orientierung bzgl. Steuerzahler mit spezifischen
Charakteristika
•
Identifikation von 86 EkSt-Reformen (davon 47 Ziel
gerichtet), 23 Reformen SV Beiträge AN (davon 15
Ziel gerichtet) und 53 SV Reformen SV Beiträge AG
(davon 33 Ziel gerichtet)
•
Kodierung Variable “Reform” (1/0) falls Reform der
genannten Typen in einem Mitgliedsland
•
Zusätzliche Datenquellen: Database of Political
Institutions (Weltbank), AMECO Datenbank
(Europäische Kommission) => wirtschaftl. Faktoren
4.1.1 Einkommensteuer
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4. Zur Politischen
Ökonomie der
Besteuerung
Empirische Tests
•
Logit-Modell
4.1 Geschlossene
Volkswirtschaft
•
Entscheidung für Implementierung einer Reform
als Maximierungsaufgabe der Regierung
•
abhängig von nicht beobachteten (latenten)
Variable y* (= erwarteter politischer Gewinne)
•
Annahme: beobachtbare politische und sozioökonomische Eigenschaften beeinflussen die
latente Variable
4.1.1 Einkommensteuer
yi* X i    i
•
latente Variable y* der Regierung i abhängig von
den beobachteten unabhängigen Variablen Xi
und der Zufallskomponente  i
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198
4. Zur Politischen
Ökonomie der
Besteuerung
4.1 Geschlossene
Volkswirtschaft
4.1.1 Einkommensteuer
Variablen
Reform
Execoalition
Herfgov
Herfindahl
Herfopp
Herfindahl
Maj
Right
Left
Parliamentterm
Parlyterm
Govspec
Pop65
Ethnic
Outputgap
Complgovempl
Unemplr
Lagitrlabor
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Dummy, Abbildung Reform der Besteuerung des Faktors
Arbeit
Anzahl Parteien der Regierungskoalition
Index für Regierungskoalition (in % der Sitze)
Index für Opposition (in % der Sitze)
% der Sitze der Mehrheit
Dummy für Rechts-Regierung
Dummy für Links-Regierung
Länge der Legislaturperiode
Anzahl der ausstehenden Jahre in Legislaturperiode
dividiert durch Länge Legislaturperiode
Dummy für Mitglieder der bestehenden
Regierungskoalition mit spezifischen politischen
Interessen (national, regional, ländlich)
Anteil der Bevölkerung > 65 Jahre
Herfindahl Index für ethnische Gruppen
Output gap der Wirtschaft (positiver Wert zeigt BIP >
möglichem BIP an)
Arbeitnehmerkompensation durch Regierung in % des BIP
Arbeitslosenrate
Zeitliche Verzögerung der implziten Steuerrate auf Faktor
Arbeit
Neue Politische Ökonomie
199
4. Zur Politischen
Ökonomie der
Besteuerung
Ergebnisse
4.1 Geschlossene
Volkswirtschaft
4.1.1 Einkommensteuer
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Neue Politische Ökonomie
200
4. Zur Politischen
Ökonomie der
Besteuerung
Ergebnisse
•
Base regression: nur politische Variablen:
zunehmender polit. Wettbewerb  mehr Reformen;
homogenere Regierungen oder Regierungen mit
dominanter Partei sind reformfreudiger;
Mehrheit stärkt Reformfreude auf 5%-Niveau;
Längere Legisturperiode kann zu Spreizung der
Reformen und gradualistischem Vorgehen führen
•
More politi. v.:positiver Einfluss der Stärke jeder
Partei in der Regierungskoalition
•
More econ. v.: hohe implizite Rate auf den Faktor
Arbeit in Vorperiode ist Anreiz für Reform;
Umfassende Größe des öffentlichen Sektors ist
Prädiktor für Status Quo;
ökonom. Lage [Output gap]: Reformen in Krise
wahrscheinlicher
•
Unemp: rate.: hohe AL verhindert Reform
•
Demographic. v.: alternde Bevölkerung als ReformAnreiz
4.1 Geschlossene
Volkswirtschaft
4.1.1 Einkommensteuer
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Neue Politische Ökonomie
201
4. Zur Politischen
Ökonomie der
Besteuerung
4.1.2
4.1 Geschlossene
Volkswirtschaft
•
Gesetz zum Einstieg in die ökologische
Steuerreform (1.4.1999; 1.1.2000)
•
Stufenweise Erhöhung Mineralölsteuer;
Einführung Stromsteuer
•
Einnahmen (4,3 Mrd. € 2000; 17 Mrd. € 2003)
primär zur Senkung Arbeitgeberanteil GRV;
nur 200 Mio. € Förderung regenerativer Energien
•
Kontroverse Diskussion um Implementierung
•
Fragen:
- warum wurde Ökosteuer erst nach 20jähriger
Diskussion bzw.
- in spezifischer Form
eingeführt?
Ökosteuer
Vorbemerkung
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Neue Politische Ökonomie
202
4. Zur Politischen
Ökonomie der
Besteuerung
4.1 Geschlossene
Volkswirtschaft
4.1.2 Ökosteuer
Modell (Böckem 2001)
Annahmen:
•
Regierung als Stimmenmaximierer
•
Support nur über Interessengruppen;
Gewichtung nach „Bedeutung“
•
Ziel: Maximierung Steuereinnahmen
•
Aufteilung in H verschiedene und in sich
homogene Verbände
für
für
für
(1)
Industrie
Umwelt
Gewerkschaft
•
Nachfrage nach Besteuerungsregeln als
Ergebnis einer Kosten-Nutzen-Analyse
•
Wähler sind nicht vollständig informiert
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Neue Politische Ökonomie
203
4. Zur Politischen
Ökonomie der
Besteuerung
•
wobei
•
für alle
•
G := Öffentliche Güter & Dienste die mittels
Steuern finanziert werden müssen
•
Steuersystem:
4.1 Geschlossene
Volkswirtschaft
4.1.2 Ökosteuer
und
Ökosteuer
Lohnsteuer
andere Steuern
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Neue Politische Ökonomie
204
4. Zur Politischen
Ökonomie der
Besteuerung
•
Umweltniveau
Beschäftigungsniveau
subjektive Steuerbelastung
4.1 Geschlossene
Volkswirtschaft
•
Wahl der politisch optimalen Steuerstruktur,
so dass die Political-Support-Funktion
4.1.2 Ökosteuer
∑
maximiert wird, mit
politischer Einfluss der Interessengruppe
aggregierter Nutzen der Mitglieder:
•
:
,
Staatliche Budgetrestriktion:
∑
mit
Einkünfte aus Steuer
Ökosteueraufkommen
Lohnsteuereinnahmen
Paul Marschall, Lehrstuhl AVWL und Finanzwissenschaft
:
:
:
Neue Politische Ökonomie
205
4. Zur Politischen
Ökonomie der
Besteuerung
•
(4)
Entscheidungsproblem Regierung
∑
∑
4.1 Geschlossene
Volkswirtschaft
4.1.2 Ökosteuer
•
(5)
Besteuerung im politischen Optimum
∑
Für alle
=
politische Grenzkosten der Steuer i
=
Ausgleich von marginalem Popularitätsgewinn- (durch Verwendung der Steuereinnahmen) und -verlust durch Erhöhung der
subjektiven Steuerbelastung der Wähler)
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Neue Politische Ökonomie
206
4. Zur Politischen
Ökonomie der
Besteuerung
•
4.1 Geschlossene
Volkswirtschaft
4.1.2 Ökosteuer
(6)
Veränderung der politischen
Unterstützung für die Regierung
aufgrund ökologischer Steuerreform
∑
∑
=
d. h. marginale  Ökosteuer
mit
simultaner einkommensneutraler 
der Steuer t j
•
erforderliche Neutralität der Einnahmen:
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Neue Politische Ökonomie
207
4. Zur Politischen
Ökonomie der
Besteuerung
4.1 Geschlossene
Volkswirtschaft
•
Politische Durchsetzbarkeit einer
ökologischen Steuerreform
(7)
4.1.2 Ökosteuer
•
Aussage:
Eine ökologische Steuerreform, bei der
eine Steuer t j durch eine Ökosteuer
ersetzt wird ist nur dann politisch praktikabel,
falls marginale politische Kosten der Steuer,
welche reduziert wird, höher sind, als
die der Ökosteuer
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Neue Politische Ökonomie
208
4. Zur Politischen
Ökonomie der
Besteuerung
4.1 Geschlossene
Volkswirtschaft
4.1.2 Ökosteuer
Polit-ökonomische Determinanten der
Besteuerung (1)
•
Gleichung (5) verdeutlicht Einflussgrößen
- Wahrnehmung der „subjektiven Last“
durch Wähler
- Einfluss Interessengruppen
=> Auswahl Steuerinstrumente
- Implikationen Steuer auf Umwelt
bzw. auf Beschäftigung
- Umweltbewusstsein der Bevölkerung
- Signifikanz der Situation auf dem
Arbeitsmarkt für Wiederwahl
in Relation zu Steuervergünstigung
- Grenzsteuerertrag aufgrund Bedeutung
politischer Grenzkosten (Veränderung bei
Popularität in Relation zusätzliche Einnahmen)
- ferner: Mitgliederstärke eíner speziellen
Interessengruppe
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Neue Politische Ökonomie
209
4. Zur Politischen
Ökonomie der
Besteuerung
4.1 Geschlossene
Volkswirtschaft
4.1.2 Ökosteuer
Polit-ökonomische Determinanten der
Besteuerung (2)
•
Fiskalillusion: subjektive Einschätzung der
Steuerlast kann von realer Last abweichen
•
Instrumentalisierung systematischer
Fehlwahrnehmung durch Staat
•
Priorität für „unmerkliche“ Steuern
•
Bedeutung der Interessengruppen für
Steuerlastverteilung unter Wählergruppen
•
Präferenz für Steuern mit geringerer
subjektiver Belastung unter einflussreichen
Akteuren
 Minimierung politischer Kosten
•
Gewicht der Umweltverbände versus
Gewerkschaften?
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Neue Politische Ökonomie
210
4. Zur Politischen
Ökonomie der
Besteuerung
Bewertung ökologische Steuerreform
•
Umwelteffekt einer Steuer: Ausmaß der
wahrgenommenen Umweltverbesserung
im Zuge  Grenzsteuerbelastung
•
Ökosteuer als einzige populäre Steuer
unter umweltbewusstem Bevölkerungsteil
•
Popularitätsgewinne und Wahlmobilisierung
•
Beispiel Deutschland:
Politische Kosten aufgrund Einführung
versus induzierte Gewinne
4.1 Geschlossene
Volkswirtschaft
4.1.2 Ökosteuer
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Neue Politische Ökonomie
211
4. Zur Politischen
Ökonomie der
Besteuerung
4.1 Geschlossene
Volkswirtschaft
Ökologische Steuerreform in Deutschland (1)
•
„unmerkliche“ Steuer (da indirekt)
•
geringeres Gewicht der Last gegenüber
Steuern mit ausschließlich fiskalischer
Zielsetzung
•
Kombination  Mineralölsteuer + Stromsteuer
als Versuch politische Kosten zu reduzieren
•
Stromsteuer
- moderat
- Vorteil: sinkende Strompreise während
Einführungsphase aufgrund Liberalisierung
•
Mineralölsteuer
- weniger merklich, da Bevölkerung sich an
Form der Besteuerung gewöhnt hatte
-  subjektive Last nach Einführung
4.1.2 Ökosteuer
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Neue Politische Ökonomie
212
4. Zur Politischen
Ökonomie der
Besteuerung
4.1 Geschlossene
Volkswirtschaft
Ökologische Steuerreform in Deutschland (2)
•
Canard‘s tax law:
„old taxes are good taxes“
•
relativ geringes Lastempfinden unter
Bevölkerung allgemein;
höchste Belastung bei Industrie
•
Aktivität vor allem energieintensiver
Produzenten
•
Beschluss der Bundesregierung hinsichtlich
Ausnahmeregelungen - trotz Gefahr
von Popularitätsverlust
•
Positive Bewertung der Ökosteuer durch
ÖTV („+ Beschäftigungseffekt da Senkung
Lohnnebenkosten“)
 höchster politischer Nutzen
 politisches Kapitel der „doppelten Dividende“
4.1.2 Ökosteuer
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Neue Politische Ökonomie
213
4. Zur Politischen
Ökonomie der
Besteuerung
4.1 Geschlossene
Volkswirtschaft
Ökologische Steuerreform in Deutschland (3)
•
negative Bewertung durch IG Bergbau, Chemie
& Energie („beschäftigungsfeindlich“)
•
unterschiedliches Gewicht von Verbänden
gegenüber Regierung
•
besonderer „Wert“ der Ökosteuer besteht
in der Reduktion des Trade-offs zwischen
der Wirkung der Besteuerung auf das
Umweltbewusstsein sowie der EinnahmenErzielung auf Seiten des Staates
•
im Unterschied zur Belastungswirkung
starke Wahrnehmung der Kürzungen bei
Sozialversicherungsbeiträgen
•
de facto „Überbewertung“
4.1.2 Ökosteuer
Paul Marschall, Lehrstuhl AVWL und Finanzwissenschaft
Neue Politische Ökonomie
214
4. Zur Politischen
Ökonomie der
Besteuerung
Ökologische Steuerreform in Deutschland (4)
•
4.1 Geschlossene
Volkswirtschaft
geringerer politischer Einfluss arbeitsintensiv
produzierender Unternehmen
 Wahrnehmung „Belastungswirkung“
= Nachweis, dass eindeutig identifizierbare
sowie gut organisierte Interessengruppen
größeren Einfluss auf politische
Entscheidungen haben als größere Zahl
schlechter organisierte Gruppen
4.1.2 Ökosteuer
•
welche Gruppe wird mit dem erzielten
Steueraufkommen belohnt und warum?
Zweckbindung für Umweltprojekte?
Paul Marschall, Lehrstuhl AVWL und Finanzwissenschaft
Neue Politische Ökonomie
215
4. Zur Politischen
Ökonomie der
Besteuerung
4.2
Globalisierung und
Steuerwettbewerb
4.2.1
Theoretische Grundlagen
a) Tiebout-Hypothese zum
Staatenwettbewerb
• Wettbewerb der Gebietskörperschaften,
bei dem Bürger durch Zu-und Abwanderung
sich ihren bevorzugten Wohnort aussuchen
(Tiebout 1956: Voting with one’s feet).
• Entscheidung in Abhängigkeit von öffentlichem
Güterangebot und zu zahlenden Steuern
• Wanderungsentscheidungen =
Abstimmung mit den Füßen
Paul Marschall, Lehrstuhl AVWL und Finanzwissenschaft
Neue Politische Ökonomie
216
4. Zur Politischen
Ökonomie der
Besteuerung
4.2 Globalisierung
und
Steuerwettbewerb
4.2.1 Theoretische Grundlagen
Tiebout-Hypothese zum Staatenwettbewerb (2)
• Voraussetzung für Wirksamkeit des Mechanismus:
Mobilität der Akteure
• Wanderungen liefern politischen
Entscheidungsträgern Informationen über
(Miss-)Erfolg ihrer Politik
• Modell unterstellt, dass Bürger
- auf aktive Teilnahme am politischen
Prozess verzichten
- Konsequenzen der getroffenen politischen
Entscheidungen individuell vermeiden
wollen
Paul Marschall, Lehrstuhl AVWL und Finanzwissenschaft
Neue Politische Ökonomie
217
4. Zur Politischen
Ökonomie der
Besteuerung
4.2 Globalisierung
und
Steuerwettbewerb
4.2.1 Theoretische Grundlagen
b) Exit, Voice, or Loyality
• Ergänzung von Albert Hirschman (1970)
• Eintritt von Leistungsverschlechterung
• Reaktionen:
- Exit
- Voice
- Loyality
= Abwanderung
= Widerspruch
= Verzögerung von Exit
zu Gunsten von Voice
(Wunschdenken, Vertrauen in
Verbesserung)
 fördert Aktivität
Paul Marschall, Lehrstuhl AVWL und Finanzwissenschaft
Neue Politische Ökonomie
218
4. Zur Politischen
Ökonomie der
Besteuerung
Implikationen
•
4.2 Globalisierung
und
Steuerwettbewerb
4.2.1 Theoretische Grundlagen
•
zwischenstaatliche Konkurrenz um
international mobile
Bemessungsgrundlagen beeinflusst
das Besteuerungsverhalten der
staatlichen Akteure
Theorie des Steuerwettbewerbs:
- Regierungen reagieren auf internationale
Mobilität mit Verminderung der
Kapitalsteuern
- weniger mobile Arbeit sowie
Konsumaktivitäten werden zunehmend
stärker besteuert
 stärkerer Druck auf Seiten kleiner,
offener Volkswirtschaften zur Reform
der Kapitalbesteuerung und der
Einkommensteuer
Paul Marschall, Lehrstuhl AVWL und Finanzwissenschaft
Neue Politische Ökonomie
219
4. Zur Politischen
Ökonomie der
Besteuerung
Race to the bottom?
4.2 Globalisierung
und
Steuerwettbewerb
4.2.1 Theoretische Grundlagen
Paul Marschall, Lehrstuhl AVWL und Finanzwissenschaft
Neue Politische Ökonomie
220
4. Zur Politischen
Ökonomie der
Besteuerung
4.2 Globalisierung
und
Steuerwettbewerb
4.2.1 Theoretische Grundlagen
Steuerwettbewerb versus -harmonisierung
•
•
•
•
•
•
•
Wettbewerb führt zur effizienten Allokation
der öffentlichen Ressourcen.
Steuerwettbewerb führt zu Machtbegrenzung
ausbeuterischen Leviatans
Wettbewerb trägt dazu bei, Staatausgaben zu
begrenzen und staatl. Leistungsangebot an den
Präferenzen der Bürger auszurichten
Harmonisierung der Steuerpolitik führt mit großer
Wahrscheinlichkeit zu erhöhter Steuerbelastung
bei höheren Staatsausgaben.
Folge: Ziel des EU-Rechts müsse sein, dass
Staaten mit besseren Standortbedingungen auch
höhere Steuern erheben dürfen.
Nationale Steuersätze sollten Unterschiede
widerspiegeln können.
Gefährdung Umverteilungspoltik?
Paul Marschall, Lehrstuhl AVWL und Finanzwissenschaft
Neue Politische Ökonomie
221
4. Zur Politischen
Ökonomie der
Besteuerung
4.2 Globalisierung
und
Steuerwettbewerb
4.2.1 Theoretische Grundlagen
Politökonomische Theorie der
Steuerreformen
• Erklärung
- Geschwindigkeit
Steuerreformen
- Ausmass
der öffentlichen Ressourcen.
• Faktoren, die Reformen fördern/behindern
- (tiefe) wirtschaftliche Krisen
- Unwissenheit/Unsicherheiten der Wähler
- internationaler Steuerwettbewerb
- Kollektivgutcharakter von Reformen
* Abbau einzelner
Sondervergünstigungen
* starke Opposition gegen Abbau
spezieller Vergünstigungen
- politische Konsenserfordernisse
Paul Marschall, Lehrstuhl AVWL und Finanzwissenschaft
Neue Politische Ökonomie
222
4. Zur Politischen
Ökonomie der
Besteuerung
4.2.2
Evidenz
Grenzsteuersätze der EkSt in OECD-Länder
4.2 Globalisierung
und
Steuerwettbewerb
Quelle: Wagschal 2007
Paul Marschall, Lehrstuhl AVWL und Finanzwissenschaft
Neue Politische Ökonomie
223
4. Zur Politischen
Ökonomie der
Besteuerung
Einkommensteuerreformen in OECD-Länder
4.2 Globalisierung
und
Steuerwettbewerb
Paul Marschall, Lehrstuhl AVWL und Finanzwissenschaft
Neue Politische Ökonomie
224
4. Zur Politischen
Ökonomie der
Besteuerung
Körperschaftsteuersätze in OECD-Länder
(Höchstsätze)
4.2 Globalisierung
und
Steuerwettbewerb
4.2.2 Evidenz
Quelle: Wagschal 2007
Paul Marschall, Lehrstuhl AVWL und Finanzwissenschaft
Neue Politische Ökonomie
225
4. Zur Politischen
Ökonomie der
Besteuerung
Körperschaftsteuerreformen in OECD-Länder
4.2 Globalisierung
und
Steuerwettbewerb
4.2.2 Evidenz
Quelle: Pitlik 2004
Paul Marschall, Lehrstuhl AVWL und Finanzwissenschaft
Neue Politische Ökonomie
226
4. Zur Politischen
Ökonomie der
Besteuerung
Reformindikatoren
4.2 Globalisierung
und
Steuerwettbewerb
4.2.2 Evidenz
Quelle: Pitlik 2004
Steuersatzveränderungen
Durchschnittl. Steuersätze
Paul Marschall, Lehrstuhl AVWL und Finanzwissenschaft
Neue Politische Ökonomie
227
4. Zur Politischen
Ökonomie der
Besteuerung
Körperschaftsteuerreform (1)
4.2 Globalisierung
und
Steuerwettbewerb
4.2.2 Evidenz
Quelle: Pitlik 2004
Steuersatzveränderungen
Durchschnittl. Steuersätze
Paul Marschall, Lehrstuhl AVWL und Finanzwissenschaft
Neue Politische Ökonomie
228
4. Zur Politischen
Ökonomie der
Besteuerung
4.2 Globalisierung
und
Steuerwettbewerb
4.2.2 Evidenz
Körperschaftsteuerreform (2)
•
OLS-Querschnittsregression
Zeitraum: 1980 – 2003
•
Erklärende Variablen  Reformdeterminanten
•
Kleine, offene VWen mit stärkeren und
schnelleren Senkungen der Spitzensätze
•
Reformen bei Regierungen mit vielen
unabhängigen Ressorts schwerer durchsetzbar
•
Länder mit ausgeprägt konsensdemokratischen
Institutionen haben geringere Satzsenkungen
vorgenommen und haben auch im
Durchschnitt höhere Sätze zu verzeichnen
•
Kein ideologischer Einfluss
•
Fiskalische Probleme reformhemmend
Paul Marschall, Lehrstuhl AVWL und Finanzwissenschaft
Neue Politische Ökonomie
229
4. Zur Politischen
Ökonomie der
Besteuerung
Einkommensteuerreform (1)
4.2 Globalisierung
und
Steuerwettbewerb
4.2.2 Evidenz
Quelle: Pitlik 2004
Steuersatzveränderungen
Durchschnittl. Steuersätze
Paul Marschall, Lehrstuhl AVWL und Finanzwissenschaft
Neue Politische Ökonomie
230
4. Zur Politischen
Ökonomie der
Besteuerung
4.2 Globalisierung
und
Steuerwettbewerb
4.2.2 Evidenz
Einkommensteuerreform (2)
•
OLS-Querschnittsregression
Zeitraum: 1980 – 2003
•
Kleine, offene VWen mit geringerer Senkung
der EkSt-Sätze – Kompensationshypothese
•
positiver Einfluss der Anzahl der
Ausgabenressorts mit Reformvariablen
•
Steuerreformen können durch kleine
Regierungskabinette besser umgesetzt
werden
•
Kein Einfluss Anstieg der Verschuldung
sowie Krisenhypothese
•
geringere Reformbereitschaft bei linken
Regierungen
Paul Marschall, Lehrstuhl AVWL und Finanzwissenschaft
Neue Politische Ökonomie
231
4. Zur Politischen
Ökonomie der
Besteuerung
4.2 Globalisierung
und
Steuerwettbewerb
Resümee
•
Gewisse Bestätigung der Neuen Politischen
Ökonomie für Steuerreformen in
OECD-Ländern
•
Fiskalische Stresssituationen nicht nur
reformfördernde, sondern auch
-hemmende Effekte
•
Konsensorientierte Regierungen
haben größere Implementierungsprobleme
4.2.2 Evidenz
Paul Marschall, Lehrstuhl AVWL und Finanzwissenschaft
Neue Politische Ökonomie
232
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