pankreas/Bauchspeicheldrüse Wieso ist das pankreas für die

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Blutbahn aufgenommen und vom Körper als Energielieferanten oder zum
Aufbau eigener Substanz verwendet. Zuletzt wird dem Speisebrei Wasser
entzogen. Für all diese Aufnahmetätigkeiten steht dem Darm eine innere
Oberfläche von rund 200 m² zur Verfügung. Die Dauer von der Aufnahme
von Nahrung bis zur Ausscheidung beträgt in der Regel 1–2 Tage.
Pankreas/Bauchspeicheldrüse
Aufgaben des Pankreas
Das Pankreas hat zwei völlig unterschiedliche Aufgaben:
• Regulation des Blutzuckerspiegels durch Hormone
• Verdauung der Nahrung durch Sekrete
Das Pankreas produziert zwei lebenswichtige Hormone:
• Insulin: Das Hormon Insulin ist allgemein bekannt, da seine Wirkung
und/oder Menge bei Diabetes mellitus verringert ist. Insulin bewirkt
die Aufnahme von (Blut-)Zucker in die Zellen des menschlichen Kör­
pers und verringert dadurch den Blutzuckerspiegel. Ein Fehlen der
Insulin-Wirkung führt zu einem erhöhten Zuckerspiegel im Blut und
damit zur Manifestation von z. B. Diabetes mellitus.
• Glucagon: Das Hormon Glucagon ist der Gegenspieler von Insulin. Glu­
cagon erhöht im Gegensatz zu Insulin den Blutzuckerspiegel, indem es
Zuckerdepots in den Zellen auflöst und die Produktion von Zucker aus
anderen Substanzen veranlasst.
▸WISSEN: Wird das Pankreas durch eine Entzündung zerstört, so kann der Körper den
Blutzuckerspiegel nicht mehr regulieren. Es entsteht Diabetes.
Wieso ist das Pankreas für die Verdauung unbedingt
notwendig?
Das Pankreas produziert neben Hormonen auch Verdauungssekrete. Die­
se Sekrete werden über einen engen Kanal in den Darm abgegeben und
mit dem Speisebrei vermengt. Das Pankreassekret enthält Enzyme und
Lauge, die zusammenwirken und in der Verdauung eine entscheidende
Rolle spielen.
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▸WISSEN: Versuche haben gezeigt, dass Stoffe im Pankreassekret Bakterien im
Wachstum hemmen und sogar abtöten können.
Enzyme sind notwendig für die molekulare Zerkleinerung der Nahrung
Um Nahrung in kleinste Bestandteile aufzuspalten und dadurch nutzbar
zu machen, bedient sich der Organismus kleinster Werkzeuge, sogenann­
ter Enzyme. Würde man ein Schnitzel z. B. in Magensäure legen, es wür­
de Wochen dauern, bis es so weit verdaut wäre, dass der Körper seine
Bestandteile nutzen könnte. Dank dieser Enzyme gelingt das bereits in
Stunden. Da die Pankreasenzyme (im Gegensatz zu den Magenenzymen)
nur in basischem (Gegenteil von saurem) Milieu funktionieren, ist die Be­
reitstellung von Lauge für die Verdauung der Nahrungsbestandteile not­
wendig.
Woraus besteht das Pankreassekret?
Das Pankreassekret ist zähflüssig. Es enthält im Wesentlichen:
Lauge
Das fast unaussprechliche Natriumhydrogencarbonat ist uns besser als
„Backsoda“ oder als Bestandteil im Alka-Seltzer bekannt. Alka-Seltzer
wird bei einer Übersäuerung des Magens zur Neutralisation eingenom­
men. Bicarbonat, das vom Pankreas produziert wird, hat die gleiche Wir­
kung: Es neutralisiert den sauren Speisebrei, der den Magen verlässt, und
schafft ein Milieu, in dem die Pankreasenzyme optimal arbeiten können.
Enzyme
Der Pankreassaft enthält zahlreiche Enzyme, die für die endgültige Spal­
tung der Proteine, Kohlenhydrate und Fette notwendig sind:
• Eiweißspaltende Enzyme: Die Enzyme Trypsin und Chymotrypsin sind
so aggressiv, dass sie als inaktive Vorstufen in den Darm abgegeben
werden. Wären sie bereits im Pankreas aktiviert (wie das im Rahmen
einer Pankreatitis vorkommen kann), würden sie das Pankreasgewebe
selbst angreifen und verdauen.
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• Alpha-Amylase spaltet pflanzliche Stärke in einzelne Zuckermoleküle
und trägt so zur Kohlenhydratverdauung bei.
• Pankreaslipase ist für die Fettverdauung notwendig. Das Enzym zer­
kleinert Fette in nutzbare Einheiten.
▸WISSEN: 1½ l Pankreassekret werden pro Tag produziert. Ohne Pankreassekret
kann unsere Verdauung nicht funktionieren.
Unsere Nahrung bestimmt die Verdauung
Unsere Verdauung funktioniert nicht starr, sondern ist äußerst anpas­
sungsfähig! Unterschiedliche Nahrung wird auf sehr individuelle Art ver­
daut. Jeder kennt an sich das Phänomen, dass einem beim Anblick von
leckeren Speisen „das Wasser im Mund zusammenläuft“. Mit anderen
Worten: Bereits Augen und Nase bereiten den Verdauungsapparat auf
kommende Ereignisse vor. Darüber hinaus erkennt der Körper die Zusam­
mensetzung der Speisen und stimmt Menge und Art der Verdauungssäfte
sowie die Verweildauer in den jeweiligen Abschnitten des Verdauungs­
traktes darauf ab.
▸WISSEN: Die Art und Zusammensetzung der Speisen bestimmt die Ausschüttung des
Pankreassekrets.
Pankreassekret – Freund oder Feind?
Pankreassekret bietet Schutz vor Infektionen und ist für die Verdauung
unabdingbar. Im Rahmen einer Entzündung kann es allerdings das Pank­
reas angreifen und zerstören.
Was ist eine Entzündung?
Eine Entzündung ist eine Abwehrreaktion des Körpers gegen unerwünsch­
te Bakterien, Viren oder andere schädigende Einflüsse. Ein Beispiel
für eine Entzündung ist die schmerzhafte, gerötete und geschwollene
Schleimhaut im Hals im Rahmen einer Verkühlung. Ähnlich kann man sich
die Veränderungen an der Bauchspeicheldrüse im Rahmen einer Pank­
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reatitis vorstellen. Bei einer Pankreatitis kommt jedoch hinzu, dass das
Pankreas sehr aggressive Verdauungsenzyme produziert. Können diese
aufgrund einer Entzündung nicht regulär abfließen, so greifen sie das
Pankreas an und beginnen, es zu verdauen.
▸WISSEN: Die Entzündung eines Organs wird meist mit einer Kombination des la-
teinischen Namens des betroffenen Organs mit der griechischen Endung „itis“ gekennzeichnet. So wird z. B. eine Entzündung der Speiseröhre (lat. „Ösophagus“) als
„Ösophagitis“ bezeichnet.
Pankreatitis
Die Pankreatitis ist eine Entzündung des Pankreas. Je nach Verlauf unter­
scheiden wir die akute von der chronischen Pankreatitis.
Die akute Pankreatitis ist gekennzeichnet von plötzlich auftretenden
Symptomen. Im Unterschied zur akuten Pankreatitis dauert eine chroni­
sche Pankreatitis Monate oder Jahre. Da die akuten Beschwerden fehlen,
bleibt sie oft lange unentdeckt.
▸Wissen: Viele Fälle der chronischen Pankreatitis werden nicht oder erst nach Jahren
diagnostiziert.
Die akute Pankreatitis
Die akute Pankreatitis ist eine plötzlich einsetzende Entzündung der
Bauchspeicheldrüse. Sie ist eine potenziell lebensbedrohliche Erkran­
kung, die zahlreiche Komplikationen hervorrufen, aber auch ohne we­
sentliche Funktionseinschränkung wieder ausheilen kann.
Symptome
• Beginn mit heftigem Dauerschmerz, in der Regel gürtelförmig unter
dem Rippenbogen (Oberbauch), in den Rücken ausstrahlend. Die
Bauchdecke kann gespannt oder sogar bretthart sein.
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Weiters können vorliegen:
• Übelkeit und Erbrechen
• Fieber
• erhöhte Pulsfrequenz
• niedriger Blutdruck
• Blähungen
• bei Beteiligung der Gallenwege: gelbe Skleren
Ihr Arzt kann zu diesem Zeitpunkt einen Anstieg der Pankreasenzyme im
Blut (Lipase, Amylase) und im Harn (Amylase) feststellen. Diese Tests
sind einfach und schnell durchzuführen.
▸WISSEN: Eine akute Pankreatitis ist eine krankenhauspflichtige schwere Erkrankung
und bedarf intensivmedizinischer Betreuung. Eine darauffolgende Ernährungsumstellung ist ausschließlich eine begleitende Maßnahme zusätzlich zu einer ärztlichen Therapie.
Ursachen
•Bei ca. 50 % Gallenwegserkrankungen: Gallenflüssigkeit und Pank­
reassekret gelangen über einen gemeinsamen Kanal in den Darm.
Ist dieser verstopft, z. B. durch kleine Gallensteine, so staut sich das
Pankreassekret zurück. Es kommt zur akuten Pankreatitis.
•Bei ca. 30 % Alkoholabusus: Alkohol reizt das Pankreas und fördert
die Sekretproduktion. Liegen bereits Schädigungen vor, so reicht Al­
koholkonsum aus, um eine Pankreatitis auszulösen.
•Bei etwa 15 % der Erkrankungen können keine Ursachen definiert
werden.
Komplikationen
Die akute Pankreatitis ist eine lebensbedrohliche Erkrankung, die nicht
selten tödlich verläuft. Langfristig kann das Pankreas so schwer geschä­
digt werden, dass es seine Rolle in der Verdauung und Blutzuckerregula­
tion nicht mehr wahrnehmen kann.
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Die chronische Pankreatitis
Die chronische Pankreatitis ist eine anhaltende, nicht heilbare Entzün­
dung des Pankreas. Sie führt zu einem dauerhaften Funktionsausfall der
Verdauungsfunktionen und der Steuerung des Blutzuckerspiegels.
Ursachen
Alkohol
Die mit Abstand wichtigste Ursache der chronischen Pankreatitis ist Al­
kohol. Alkoholabusus wird in 70 % der Fälle als Ursache beschrieben.
Chronische Gallenwegsinfekte
Zugrunde liegt hier meistens eine Cholelithiasis, also eine Gallenstei­
nerkrankung.
Andere Ursachen
Seltenere Ursachen sind die Verringerung des Kalzium-Spiegels im Blut
oder Zigarettenkonsum.
Warum führt Alkohol zu einer chronischen Pankreatitis?
Alkohol bewirkt zweierlei: Das Pankreassekret wird durch Alkoholein­
fluss zähflüssiger und staut sich leicht in das Pankreas zurück. Gleich­
zeitig greifen Stoffwechselprodukte des Alkohols das Drüsengewebe
an. Beides zusammen begünstigt die Entstehung einer Entzündung.
Welche Alkoholmenge gefährdet mein Pankreas?
Es wird geschätzt, dass ca. 150 g Alkohol pro Tag (das entspricht etwa
3 l Bier oder 0,1 l Schnaps) über einen Zeitraum von 5–10 Jahren eine
chronische Pankreatitis hervorrufen können. Ein Stillstand des chro­
nisch entzündlichen Prozesses im Pankreas kann nur durch ein kom­
plettes Einstellen des Alkoholkonsums in der frühen (!) Krankheitspha­
se erreicht werden.
Welches Risiko wird durch Zigaretten hervorgerufen?
Raucher haben ein 10- bis 20fach erhöhtes Risiko, eine chronische
Pankreatitis zu entwickeln.
Wann bemerke ich die chronische Pankreatitis?
Erst sehr spät! Das gesunde exokrine Pankreas hat eine hohe Überkapa­
zität, d. h., es kann wesentlich mehr produziert werden als benötigt wird.
Verdauungsbeschwerden ergeben sich erst, wenn ca. 90 % der Leistung der
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Drüse bereits eingebüßt wurden. Die ersten Symptome zeigen sich meis­
tens in Form eines Fettstuhls (Stuhl ist grau und schmierig), da die fettlösli­
chen Enzyme (Lipasen) meist zuerst von der Zerstörung betroffen sind.
Symptome
• starker, nicht kolikartiger Schmerz im Oberbauch
Dieser Schmerz kann gürtelförmig, beidseitig ausstrahlen.
Da eine chronische Erkrankung vorliegt, ist es mit einer Schmerzepi­
sode nicht getan, d. h., der Schmerz kehrt in der Regel immer wieder
zurück.
▸WISSEN: Unter Koliken versteht man sehr schmerzhafte Kontraktionen z. B. des
Darms oder der Gallenblase in kurzen Abständen. Das Schmerzmuster ist nicht kontinuierlich, sondern wird durch kurze schmerzfreie Intervalle unterbrochen.
• schlechte Verdauung (Maldigestion)
Gewichtsverlust: Bedingt durch die verringerte Verdauungsleistung,
gehen dem Körper wertvolle Nährstoffe verloren.
Fettstuhl: Fette, die durch den Mangel an Verdauungsenzymen nicht
aufgenommen werden, finden sich im Stuhl wieder.
Blähungen: Die Präsenz von Nährstoffen im Darm führt zur Produk­
tion von Gasen.
Durchfall
Komplikationen der chronischen Pankreatitis
• Gelbsucht/Ikterus: Die Gallengänge können durch eine chronische
Pankreatitis geschädigt werden. Wird der Abfluss von Galle gehemmt,
so entsteht Gelbsucht.
• Diabetes (siehe oben)
• Mangel an bestimmten fettlöslichen Vitaminen (Vitamine A, D, E, K)
aufgrund schlechter Fettaufnahme
• hochgradige Abmagerung
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• Bei regelmäßiger Schmerzmittelgabe besteht Suchtgefahr.
• Pankreaskarzinom
• diabetische Stoffwechselzustände: Wenn der hormonproduzierende
Anteil des Pankreas auch geschädigt wird, so wird zuerst ein Fehlen
des Stoffwechselhormons Insulin bemerkbar. Es entsteht Diabetes.
Symptome dafür sind beispielsweise
häufiges Wasserlassen und starker Durst
geringer Appetit und Gewichtsverlust
Abgeschlagenheit, Müdigkeit und Kraftlosigkeit
Etwa 30 % der Patienten mit chronischer Pankreatitis entwickeln früher
oder später Diabetes.
▸WISSEN: Suchen Sie im Falle einer Komplikation unverzüglich Ihren Arzt auf!
Leber
Gallenblase
Magen
Bauchspeicheldrüse (Pankreas)
Gallengänge
Hauptgallengang
(Ductus choledochus)
Papille
Pankreasgang
Dünndarm
Gemeinsame Einmündung von Pankreas- und Gallensekret in den Darm.
Gallengang und Ausführungsgang der Bauchspeicheldrüse liegen eng nebeneinander.
Gallensteine können den Gallengang und den Gang der Bauchspeicheldrüse blockie­
ren. Umgekehrt können Veränderungen im Bauchspeicheldrüsengang den Gallenab­
fluss stören.
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Vorbeugende Maßnahmen
Krebsvorbeugung
Die chronische Pankreatitis kann in ein Pankreaskarzinom münden. Des­
halb ist eine jährliche Vorsorgeuntersuchung anzuraten. Bei dieser wird
mittels Ultraschall das Pankreas untersucht und festgestellt, ob Tumor­
marker im Blut erhöht sind.
Früherkennung von Diabetes
Überprüfen Sie regelmäßig Ihren Blutzuckerspiegel.
Wie stellt der Arzt die Diagnose?
In einem Erstgespräch werden diverse Symptome erfragt. Aus dieser
Anam­nese ergibt sich zumeist bereits ein erster Verdacht. In weiterer
Folge wird eine Blutabnahme durchgeführt. Es wird untersucht, ob Pan­
kreasenzyme, die normalerweise nur in den Darm abgegeben werden,
aufgrund einer Pankreatitis ins Blut gelangt sind. Untersucht werden vor
allem Amylase und Lipase. Daneben spielen auch bildgebende Verfahren
eine große Rolle. Diese werden weiter unten beschrieben.
Um abzuklären, inwieweit das Pankreas noch ausreichend funktioniert,
werden folgende Tests durchgeführt:
• Alimentäre Fettbelastung: Es wird Fett in großer Menge verabreicht
und die Wiederausscheidung gemessen. Ist die Pankreasfunktion ein­
geschränkt, so wird ein hoher Teil des aufgenommenen Fettes wieder
ausgeschieden.
• Eine noch direktere Untersuchung ist der Nachweis von Pankreas­
enzymen im Stuhl. Dabei wird vor allem nach Elastase und Chymotryp­
sin gesucht. Werden diese Enzyme in geringerer Menge vom Pankreas
produziert und/oder ausgeschüttet, so kann das mittels dieses Tests
nachgewiesen werden.
• Früher war zudem der Pankreolauryltest gebräuchlich. Aufgrund einer
sehr hohen Zeitbelastung für den Patienten wird er aber heute nicht
mehr angewendet.
• Ein weiterführender Test, der untersucht, inwieweit die Hormonpro­
duktion des Pankreas verringert ist, ist der Glucosebelastungstest.
Damit kann ein möglicherweise beginnender Diabetes nachgewiesen
werden.
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• Andere Methoden (CT, ERCP, MRCP) sind wichtig, um Auskunft zur ana­
tomischen Zerstörung des Organs zu geben und um interventionelle
Therapien zu planen.
Therapie
▸WICHTIG: Eine geeignete Therapie kann Ihnen nur von Ihrem Arzt verordnet werden.
Der folgende Abschnitt dient zur Erläuterung eventueller ärztlicher Maßnahmen. Er
soll keinesfalls als Grundlage für eine Selbsttherapie verwendet werden!
Diät
Der Diät kommt eine wichtige Rolle zu, das Pankreas zu entlasten und
eine Reizung bestmöglich zu verringern. Fettreduzierte, leicht verdauliche
Kost, verteilt auf mehrere kleinere Mahlzeiten am Tag. Siehe weitere Teile
dieses Buches.
Schmerz
Gängige Inhaltsstoffe sind Paracetamol, Tramadol, Pentazocin – diese
werden gegebenenfalls mit einem Neuroleptikum kombiniert.
Bei Erfolglosigkeit der medikamentösen Therapie kann eine Unterbre­
chung der schmerzleitenden Nerven durchgeführt werden.
Zu geringe Verdauungsleistung des Pankreas
Produziert das Pankreas zu wenig Verdauungsenzyme, so können diese
zu jeder Mahlzeit als Ergänzungspräparat eingenommen werden. So kann
man beispielsweise zusammen mit einer Fettreduktion die Fettverdauung
durch Zusatz von Lipase in den Griff bekommen.
Die Menge an Lipase muss dazu an die Fettmenge in der Nahrung und
die Produktion des Pankreas angepasst werden. Die meisten derartigen
Verdauungspräparate enthalten nebst Lipase noch andere, essenzielle
Enzyme für die molekulare Zerkleinerung von Zuckern und Eiweiß.
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Pseudozysten
Große Zysten können bei geeigneter Lage endoskopisch nach innen (Ma­
gen, Duodenum) drainiert werden. Sonst ist eine Drainage nach außen
oder eine operative Sanierung möglich.
Prognose
Werden die Risikofaktoren wie Alkohol- und Zigarettenkonsum eliminiert
und diätetische Maßnahmen umgesetzt, so ist ein „Leben mit der Krank­
heit“ auf Dauer möglich.
Werden diese Maßnahmen nicht gesetzt, so überlebt nur die Hälfte der
Patienten länger als 10 Jahre ab dem Zeitpunkt der Diagnosestellung.
▸WISSEN: Die Beibehaltung der Lebensgewohnheiten, die zur chronischen Pankreatitis geführt haben, bestimmt die Prognose mehr als die Erkrankung selbst.
Kurz zusammengefasst:
• kein Alkohol
• kein Nikotin
• kleine, mehrfach über den Tag verteilte fettreduzierte,
leicht verdauliche Mahlzeiten
• Diabeteseinstellung und -kontrolle
• regelmäßige Arztkontrollen
• regelmäßige Sonografie und – in größeren Abständen – CT-Untersu­
chungen zur Karzinomfrüherkennung
Welche Untersuchungen werden häufig angewendet?
Ultraschalluntersuchung
Mit dieser Untersuchung kann die Konsistenz des Pankreas direkt sicht­
bar gemacht werden. Weiters kann untersucht werden, ob sich Hohlräu­
me, sogenannte Zysten, gebildet haben.
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Kernspinresonanz (NMR) oder Computertomografie (CT)
Der Vorteil dieser Untersuchungen ist die ausgezeichnete räumliche Dar­
stellung des Pankreas. Damit können kleine Obstruktionen oder Verände­
rungen sichtbar gemacht werden.
ERCP („Endoskopisch Retrograde Cholangio-Pancreaticografie“)
Bei Verdacht auf Steine im Gallengang oder Veränderungen im Pankreas­
gang wird wie bei einer Magenspiegelung ein dünner Schlauch durch den
Mund eingeführt. Im Zwölffingerdarm wird die Einmündungsstelle des
Gallengangs sichtbar gemacht. In weiterer Folge wird etwas Flüssigkeit in
den Gallengang eingespritzt. Erreicht diese Flüssigkeit ohne Hindernisse
die Gallenblase, so sind die Gallengänge frei und die Untersuchung ist
beendet. Befinden sich Steine im Gallengang, so können diese im Rah­
men der Untersuchung mechanisch entfernt werden.
Wozu wird eine Blutabnahme durchgeführt?
Eine Blutuntersuchung kann Hinweise darauf liefern, ob das Pankreas
entzündet ist und ob möglicherweise auch die Gallenwege in Mitleiden­
schaft gezogen wurden.
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ERNÄHRUNG BEI PANKREATITIS
Wie können Sie Ihre Verdauung durch Ihre Ernährung
schonen?
Dieser Abschnitt gibt Informationen zu folgenden Punkten:
• Wie isst man richtig?
• Wie bereitet man Speisen verdauungsschonend zu?
• Wie sollte eine ausgewogene, verdauungsschonende Ernährung auf­
gebaut sein?
Ob Sie nun Probleme mit einer chronischen Pankreatitis haben oder sich
in der Aufbauphase nach einer akuten Pankreatitis befinden und eine
Grundlage für eine schonende Ernährung suchen – mit den folgenden
Ratschlägen liegen Sie richtig!
Allgemeine Bemerkungen
Eine ausgewogene, fettreduzierte Ernährung kann einen wesentlichen
Beitrag dazu leisten, Ihr Pankreas zu entlasten. Ihr Körper wird ganz ne­
benbei von den Vorteilen der Ernährungsumstellung profitieren.
Individuelle Unterschiede der Betroffenen in Bezug auf Verträglichkeit
und Akzeptanz von Lebensmitteln machen das Aufstellen von genau de­
finierten Ernährungsplänen nicht sinnvoll. Wir präsentieren Ihnen daher
einige allgemeine Regeln und Ernährungsvorschläge. Probieren Sie selbst
aus, welche Speisen oder Zubereitungsmethoden Ihnen persönlich am
besten zusagen. Alles, was vertragen wird, ist erlaubt.
Bedenken Sie, dass Sie mit einer Pankreaserkrankung vermutlich an häu­
figer Appetitlosigkeit leiden. Suchen Sie sich daher die Rezepte heraus,
die Sie besonders ansprechen.
Ebenso leiden chronisch Pankreaserkrankte häufig an starker Gewichts­
abnahme. Versuchen Sie daher, über den Tag verteilt auf genügend Kalo­
rien zu kommen, ohne dabei mit Fett zu „sündigen“, sondern indem Sie
mehrere gut verdauliche Speisen zu sich nehmen.
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Nahrungsmittel, die häufig Verdauungsprobleme verursachen
Speise/Getränk
frittierte Speisen (z. B. Pommes frites, gebackener Fisch)
fettes Fleisch und Wurstwaren
fette Backwaren (z. B. Cremetorten)
Mayonnaise, diverse Saucen
Eiscreme, Butter
(harte) Eier
Hülsenfrüchte
Kohl, rohe Paprika, Wirsing, Zwiebel
harte Eier
frisches Brot
Bohnenkaffee
Süßigkeiten, Schokolade
scharfe Gewürze
Räucherwaren
zu heiße und zu kalte Speisen
Fertigbackwaren
Zitrusfrüchte
einige Obstsäfte (Orange, Grapefruit)
kohlensäurehaltige Getränke
alkoholische Getränke
Eigenschaft/en
sehr fettreich
langsame Verdauung
viel Pankreassekret
wird benötigt
schwer verdaulich
reizen den
Verdauungstrakt
streng verboten!
Richtige Ernährungszusammenstellung
In Anlehnung an die Richtlinien der „Deutschen Gesellschaft für Ernährung“
1) Essen Sie vielseitig – aber nicht zu viel
Abwechslungsreiches Essen schmeckt und ist vollwertig.
Essen Sie von möglichst vielen verschiedenen Lebensmitteln – aber
jeweils kleine Portionen. Je vielfältiger und sorgfältiger Sie Ihren Spei­
seplan zusammenstellen, desto besser lässt sich eine mangelhafte
Versorgung mit lebensnotwendigen Nährstoffen oder eine Belastung
durch unerwünschte Stoffe in der Nahrung vermeiden. Was die Nah­
rungsmenge bzw. die Joule oder Kalorien betrifft: Essen Sie gerade so
viel, dass Sie kein Über- oder Untergewicht bekommen. Die WHO ver­
wendet zur Definition von Übergewicht den sogenannten Body-MassIndex, kurz BMI. Normalgewicht wird mit einem BMI von 18,5–24,9
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