Aminosäuren

Werbung
Hinweis:
Dieses Protokoll stammt von der Seite www.chids.de (Chemie in der Schule).
Dort können unterschiedliche Materialien für den Schulunterricht heruntergeladen werden,
unter anderem hunderte von Experimentalvorträgen so wie der vorliegende:
http://online-media.uni-marburg.de/chemie/chids/veranstaltungen/uebungen_experimentalvortrag.html
Philipps-Universität Marburg
Fachbereich Chemie
Seminar: Übungen im Experimentalvortrag, SS 2006
Leitung: Prof. Dr. B. Neumüller, Dr. P. Reiß,
Prof. Dr. M. Bröring, Prof. Dr. Koert
Aminosäuren
und
Proteine
Experimentalvortrag vom 06.07.2006
Anke Schleipen,
1
INHALTSVERZEICHNIS
1. Aminosäuren .......................................................................................
Seite 2
1.1 Definition Aminosäure...................................................................
Seite 2
1.2 Häufigkeit und Vorkommen von Aminosäuren ............................
Seite 2
 Versuch 1: Nachweis der Aminogruppe.............................
Seite 3
1.3 Die proteinogenen Aminosäuren ...................................................
Seite 6
1.4 Nicht-poteinogene Aminosäuren ...................................................
Seite 9
1.5 Optische Aktivität von Aminosäuren / D-  L-Stereoisomere......
Seite 9
1.6 Aminosäuren sind Zwitterionen .....................................................
Seite 10
 Versuch 2: Löslichkeit von Tyrosin ....................................
Seite 12
 Versuch 3: Nachweis von -Aminosäuren in Aufbaupräparaten mit Ninhydrin .................................
Seite 13
2. Von der Aminosäure zum Protein – Proteinbiosynthese ..............
Seite 16
3. Proteine ................................................................................................
Seite 17
3.1 Peptidbindung .................................................................................
Seite 17
3.2 Definition Proteine ..........................................................................
Seite 17
3.3 Vorkommen und Funktionen von Proteinen ...................................
Seite 18
3.4 Strukturgebung ................................................................................
Seite 19
 Demo 1:
Schleimlösende Wirkung von Acetylcystein .....
Seite 23
 Versuch 4: Xanthoprotein-Reaktion ......................................
Seite 25
 Versuch 5: Biuret-Reaktion ..................................................
Seite 27
 Demo 2:
Auswaschen von Blutfleck .................................
Seite 28
3.5 Isolierung, Reinigung und Analyse von Proteinen ..........................
Seite 29
 Demo 3:
Proteinfingerabdruck ..........................................
Seite 32
3.6 Löslichkeitsverhalten von Proteinen ................................................
Seite 34
 Versuch 6: Tyndall-Effekt einer Eiklar-Lösung ....................
Seite 34
4. Literaturangabe ....................................................................................
Seite 36
1
1. Aminosäuren
1.1 Definition:
Aminosäuren sind Carbonsäuren, die eine Aminogruppe enthalten. Das bedeutet, das
Aminosäuren bifunktionell sind, da sie sowohl eine Aminogruppe als auch eine
Carboxygruppe (Säuregruppe) enthalten.
Die meisten Aminosäuren sind -Aminosäuren, d. h. am C2-Atom hängt die Aminogruppe.
O
H2N
R

OH
H
Abb. 1: Aminosäure allgemein (eigener Entwurf)
1.2 Häufigkeit und Vorkommen von Aminosäuren
Baustein für
 Peptide
 Proteine
 Phospholipide
Neurotransmitter
 Glutamat
 Aspartat
 Glycin
Vorstufe für
 biogene Amine
 Glucose
 Nucleotide
 Häm, Keratin
Transportmolekül für
 NH2-Gruppen
Abb. 2: Funktionen (eigener Entwurf + nach RÖHM)
Wie bereits oben im Schaubild zu erkennen ist, erfüllen Aminosäuren in unserem Körper die
unterschiedlichsten Funktionen.
Den Schülern am meisten bekannt ist ihre Funktion als Bausteine von Proteinen und Peptiden,
worauf ich später noch einmal detaillierter eingehen werde.
Auch können Aminosäuren als Neurotransmitter fungieren. Dabei können sowohl
proteinogene Aminosäuren, als auch biogene Amine Neurotransmitterfunktion haben.
2
Besonders wichtig ist Glutamat, das als erregender Transmitter im ZNS aktiv ist. Mehr als die
Hälfte aller Synapsen im Gehirn sind glutaminerg.
Glycin hingegen ist ein inhibitorischer Neurotransmitter, dessen Wirkungen im Rückenmark
und im Gehirn lokalisiert ist.
Auch sind Aminosäuren Vorstufen für biogene Amine. Diese enstehen durch eine weitere
Umwandlung von proteinogenen Aminen. Beispielsweise entsteht durch Decarboxylierung
von Glutamat der Neurotransmitter -Aminobutyrat (GABA). Dieses hat eine inhibitorische
Neurotransmitterfunktion im ZNS.
Aber auch Noradrenalin, Adrenalin, Serotonin, das sich vom Tryptophan ableitet, und
Histamin gehören zu den biogenen Aminen. Diese haben u.a. Funktionen als Mediatoren und
Hormone.
Aminosäuren sind die Vorstufen für eine Vielzahl von Molekülgruppen – nicht nur für
biogene Amine. Sie sind beispielsweise die Vorstufe für die Glucose in der Gluconeogenese,
für Purin- und Pyrimidinbasen, für Häm und für andere Moleküle.
Desweiteren können Aminosäuren als Intermediate und NH2-Transportmoleküle beim
Harnstoffzyklus fungieren.
Versuch 1: Nachweis der Aminogruppe
Die Aminogruppe soll in Gly mit der VAN SLYKE-Methode nachgewiesen werden. Der
dabei entstehende Distickstoff soll qualitativ durch das Verlöschen einer brennenden Kerze
unnd durch Einleiten in Bariumhydroxid-Lösung (keine Trübung) nachgewiesen werden.
Geräte:
Magnetrührer mit Rührfisch, Dreihalskolben (250 mL, 3 x NS 29),
Absaugstück NS 29, Tropftrichter mit Druckausgleich (100 mL,
NS 29), zwei Glasstopfen NS 29, zwei Waschflaschen, Messzylinder
(200 mL), Stativmaterial, Schlauchschellen, PVC-Schlauch, Federn,
Abzug, Kerze, Feuerzeug, Winkelrohr, Becherglas (100 mL), KeckKlemmen
Chemikalien:
Natriumnitrit-Lösung (c = 2 mol/L),
salzsaure Gly-Lösung (c = 2 mol/L) (bis sich Gly vollständig gelöst hat)
Natronlauge (c = 2 mol/L)
3
Versuchsaufbau:
Abb. 2: Versuchsaufbau (eigener Entwurf)
Mithilfe von Schlauchschellen müssen die Verbindungen zwischen
Glas und PVC-Schlauch gesichert werden. Desweiteren müssen die
Schliffverbindungen gefettet werden. Ein Stopfen darf nicht gesichert
werden, da er als Druckausgleich dient.
Durchführung:
100 mL Natriumnitritlösung werden in den Tropftrichter, 100 mL
salzsaure Gly-Lösung werden in den Dreihalskolben gefüllt. Die zweite
Waschflasche wird bis zur Hälfte mit Natronauge gefüllt (Blasenzähler,
Umsetzung nitroser Gase).
Unter ständigem Rühren wird der Hahn des Trichters vorsichtig
geöffnet und die NaNO2-Lösung langsam in den Kolben getropft.
Nach ca. 30 Min. hat sich genügend Distickstoff im Messzylinder
angesammelt und es kann mit dem Distickstoffnachweis gestartet
werden.
Beim Einleiten des entstehenden Gases in eine Bariumhydroxid-Lösung
ist keine Reaktion erkennbar.
Desweiteren wird eine brennende Kerze in den Messzylinder gehalten.
Beobachtung:
Nach Zugabe weniger Tropfen NaNO2-Lösung ist im Rundkolben eine
rege Gasentwicklung sichtbar. Auch erwärmt sich der Kolben.
4
Desweiteren sind nitrose Gase (Braunfärbung) in der ersten
Waschflasche erkennbar.
Beim Distickstoffnachweis kommt es beim Einleiten des entstehenden
Gases zu keiner erkennbaren Nachweisreaktion. Sobald man die
brennende Kerze in den Kolben hält, erlischt diese schon am Anfang
des Messzylinders.
Auswertung:
Die Flamme erlischt, da Distickstoff entstanden ist. Da beim Einleiten
in die Bariumhydroxid-Lösung keine Reaktion erkennbar ist, kann es
sich bei dem entwickelnden Gas nicht um CO2 handeln, sondern muss
N2 sein.
Gesamtreaktion:
OH
OH
+ HNO2
H2N
HO
+ N2 + H2O
O
Glycin
O
Salpetrige Säure
Glucolsäure
Bildung des Elektrophils:
NO2
H+
HNO2
H+
O
N
N
O
N
O
OH2
Durch Protonierung des Nitrits entsteht formal salpetrige Säure. Durch
weitere Protonierung und anschließende Wasserabspaltung wird ein
Nitrosylkation (2 mesomere Grenzformeln) gebildet.
Diazotierung:
R
NH2
+
N
O
R
~2 H
NH2
N
O
R
N
H2O
N
OH2
- H2O
R
N
N
R
N
Diazonium-Ion
5
N
Das lone-pair der NH2-Gruppe greift nukleophil am postiv polarisierten
Stickstoff des Nitrosylkations an. Durch eine Tautomerisierung und
anschließende Wasserabspaltung wird das Diazoniumion gebildet.
Freisetzung von Stickstoff:
R
N
N
+ H2O
R
OH + N2 + H+
Durch eine SNI-Reaktion wird Distickstoff als Abgangsgruppe
freigesetzt. Distickstoff ist eine sehr gute Abgangsgruppe, da sie sehr
stabil ist und zudem die Entropie erhöht.
1.3 Die proteinogenen Aminosäuren
Insgesamt sind inzwischen mehr als 500 verschiedene Aminosäuren bekannt. Aber laut
Literatur kommen in unserem Körper nur 20 proteinogene Aminosäuren vor. Proteinogen
bedeutet, dass diese Aminosäuren in den Proteinen vorkommen. Nur für die folgenden
20 Aminosäuren codiert die DNA.
Ausgehend von ihrer Seitenkette lassen sich die Aminosäuren zu folgenden Gruppen
zusammenfassen:
Hydrophobe Aminosäuren: Gly, Ala, Val, Leu, Ile
Aromatische Aminosäuren: Phe, Tyr, Trp
Polare Aminosäuren:
Ser, Thr, Cys, Met
Saure Aminosäuren:
Asp, Glu, Asn, Gln
Basische Amnosäuren:
Lys, Arg, His
Aus der Tabelle geht ebenfalls hervor, dass die Aminosäuren nicht nur mit ihrem Namen,
sondern mit einem Drei- oder Ein-Buchstaben-Coden bezeichnet werden.
6
Hydrophobe Aminosäuren
O
O
H2N
O
H2N
OH
H2N
OH
OH
Glycin (Gly,G)
L-Valin (Val,V)
L-Leucin (Leu,L)
O
H2N
O
H2N
OH
OH
L-Alanin (Ala,A)
L-Isoleucin (Ile, I)
aromatische Aminosäuren
O
H2N
O
H2N
OH
H
N
OH
O
OH
L-Prolin (Pro, P)
L-Phenylalanin (Phe,F)
OH
L-Tyrosin (Tyr, Y)
sek.
Aminofunktion
O
H2N
OH
NH
L-Tryptophan (Trp, T)
polare Aminosäuren
O
H2N
O
OH
OH
L-Serin (Ser,S)
H2N
O
O
OH
SH
L-Cystein (Cys,C)
H2N
OH
H2N
OH
OH
L-Threonin (Thr, T)
SMe
L-Methionin (Met, M)
7
saure Aminosäuren
O
H2N
O
O
H2N
OH
OH
OH
O
O
OH
OH
O
L-Asparagin (Asn, N)
L-Glutaminsäure
(Glu, E)
L-Glutaminsäure (Glu,E)
H2N
NH2
OH
O
O
H2N
NH2
L-Glutamin (Gln, Q)
basische Aminosäuren
O
O
H2N
OH
H2N
O
H2N
OH
NH2
N
H
NH
N
L-Histidin (His, H)
NH2
L-Lysin (Lys,K)
OH
H
N
L-Arginin (Arg, R)
Abb. 4: Aminosäuren (eigener Entwurf)
Von den 20 proteinogenen Aminosäuren sind 8 essentiell. Der Körper kann diese nicht
synthetisieren; deshalb müssen diese Aminosäuren mit der Nahrung aufgenommen werden.
Die essentiellen Aminosäuen sind: Valin, Leucin, Isoleucin, Phenylalanin, Threonin, Lysin,
Tryptophan, Cystein, Methionin.
MERKSPRUCH:
Phenomenale Isolde trüpt metunter Leutnant Valentins lysterne
Thräume.
8
1.4 Nicht-proteinogene Aminosäuren
Wie bereits bei 1.2 erwähnt, kommen Aminosäuren nicht nur in Proteinen vor. Diese nichtproteinogenen Aminosäuren werden durch weitere Reaktionen aus proteinogenen
Aminosäuren synthetisiert.
Im Körper haben sie die unterschiedlichsten Funktionen. Hierbei nur 2 für den Schulalltag
interessante Beispiele:
-
3,4-Dihydroxyphenylalanin:
entsteht durch Hydroxylierung von Tyrosin;
ist Vorstufe von Melanin (Pigment in Haut und
Haaren)
OH
NH3
+ OH-
O
O
O
OH
O
Tyrosin
-
OH
NH3
3,4-Dihydroxyphenylalanin
-Aminobutyrat:
entsteht durch Abspaltung der -Carboxylgruppe
von Aspartat; inhibitorischer Neurotransmitter
(GABA)
NH3
O
O
O
Glutamat
O
- CO2
O
H3N
O
-Aminobutyrat
1.5 Optische Aktivität von Aminosäuren / D- und L-Stereoisomere
Wie man aus der Strukturformel der Aminosäuren erkennen kann, besitzen Aminosäuren am
C2 ein Chiralitätszentrum, da alle Aminosäuren am C2 vier unterschiedliche Substituenten
besitzen. Ausnahme hierbei ist nur Glycin, wo der Rest R ein Wasserstoffatom ist.
Daher handelt es sonst bei allen übrigen Aminosäuren beim C2 um ein Asymmetrie- bzw.
Chiralitätszentrum. Daher sind die Aminosäuren chiral und können Spiegelisomere /Enantiomere bilden.
Daher sind Aminosäuren optisch aktiv. Sie können linear polarisiertes Licht drehen. Hierbei
muss man aber beachten, dass die Richtung des Drehwertes in keinem Zusammenhang zur Lund D-Nomenklatur steht.
9
1.6 Aminosäuren sind Zwitterionen
Die unter 1.1 angegebene Strukturformel ist nicht ganz korrekt.
Wie bereits erwähnt sind Aminosäure bifunktionell. Aufgrund ihrer Carboxyl- und
Aminogruppe sind sie amphoter, d.h. sie können sowohl sauer als auch basisch reagieren. Die
Aminogruppe (pKa=2-5) ist deutlich basischer als die Carboxylatgruppe (pKa=10-11). Daher
ist die COOH-Gruppe in der Lage, durch einen intramolekularen Protonenübergang ihr Proton
abzugeben und somit die NH2-Gruppe zu protonieren. Somit liegen Aminosäuren als
zwitterionische Ammoniumcarboxylate vor.
O
H O
H2N
O
O
H
H3N
R
H
R
Die stark polare Natur der Zwitterionen macht es möglich, dass Aminosäuren besonders
stabile Kristallgitter ausbilden können. Dies erklärt auch, warum sich die meisten
Aminosäuren im Wasser sehr schlecht lösen und auch generell einen sehr hohen
Schmelzpunkt haben.
In wässriger Lösung bilden sich unterschiedliche Säure-Base-Gleichgewichte unter
Beteiligung der funktionellen Gruppe. Das bedeutet, dass bei Veränderung des pH-Wertes das
bei pH 7 vorliegende Zwitterion deprotoniert oder protoniert wird. Dadurch liegt es nicht
mehr in Zwitterionenform vor, sondern in einer Monoionenform – entweder Monokation oder
Monoanion. Diese Struktur ist nicht in der Lage eine stabile Kristallstruktur auszubilden; sie
löst sich im wässsrigen.
Bsp.: Glycin
COOH
H3N
R
H
Monokation:
überwiegt bei
pH< 1
+ OH
+ H+
COO
COO
-
H3N
R
H
+ OH
+ H+
Zwitterion:
überwiegt bei
pH = 6
-
H2N
R
H
Monoanion:
überwiegt bei
pH > 13
10
Beim sogenannten Isoelektrischen Punkt (IEP) ist – laut Definition - die Konzentration der
Monoanionen gleich der Konzentration der Monokationen. Kurz: Alle Aminosäuren liegen in
Zwitterionen-Form vor.
Da beim Isoelektrischen Feld alle Ladungen neutralisiert sind, ist keine Wanderung der
Aminosäuren in einem von außen angelegten elektrischen Feld sichtbar.
Der Isoelektrische Punkt kann berechnet werden. Er ist der Mittelwert der beiden pK a-Werte
der Aminosäure.
IEP = (pKCOOH + pKNH2)/2
Die Berechnung des IEP ist komplizierter, wenn auch die Seitenkette der Aminosäure
basische oder saure Funktion haben.
Hierbei werden die pKa funktionellen Gruppen berücksichtigt, die für die Ausbildung der
Zwitterionen-Form relevant ist.
Versuch 2: Löslichkeit von Tyrosin
Geräte:
Demoreagenzglas, Reagenzglashalter, Pipetten, Pipettenhütchen
Chemikalien:
Tyrosin, ention. Wasser, Natronlauge (c(NaOH) = 1 mol/L), Salzsäure
(c(HCl) = 1 mol/L)
Durchführung:
Man suspendiert in dem Reagenzglas ca. 0,15 g Tyrosin in ca. 40 mL
Wasser. Anschließend gibt man unter Rühren tropfenweise Natronlauge
hinzu, bis die Lösung völlig klar ist. Dann versetzt man die Lösung mit
einigen
Tropfen
Phenolphthalein
und
anschließend
abermals
tropfenweise mit Salzsäure, bis die Lösung wieder trübe erscheint.
Dann werden noch ein bis zwei Tropfen Salzsäure hinzugegeben.
Beobachtung:
Zu Beginn ist die Lösung trübe. Nach Natronlaugen-Zugabe wird sie
klar. Gibt man bis ca. zum Äquivalenzpunkt Salzsäure hinzu, wird die
Lösung wieder trüb. Werden dann noch weitere Tropfen Salzsäure
hinzugegeben, wird die Lösung wieder klar.
11
Auswertung:
Im Neutralen liegt Tyrosin in Zwitterionen-Form vor und ist somit
kaum wasserlöslich. Durch Zugabe von Natronlauge wird die NH3+Gruppe (ab pH 9 auch die OH-Gruppe) deprotoniert und es entsteht ein
wasserlösliches Anion.
Durch Zugabe von Salzsäure findet eine Protonierung statt, wobei
Tyrosin am IEP als Zwitterion ausfällt. Bei weiterer Salzsäurezugabe
wird die COO--Gruppe protoniert. Das entstehende Kation geht in
Lösung.
HO
O
O
2,2
O
O
pKa = 9,1
pKa = 2,2
H3N
OH / H2O
O
H3N
OH / H2O
9,1
H
O
O
pKa = 10,1
H2N
OH / H2O
H
H2N
H
10,1
OH
OH
ladungsneutralisiertes
Zwitterion
Monokation
OH
O
Monoanion
Dianion
Da – wie schon erwähnt – Aminosäuren in unserem Körper Baustein für viele Makromoleküle
sind,
werden
Aminosäuren
auch
oft
sogenannten
leistungssteigernden
Nahrungsergänzungsmitteln und Aufbaupräparaten beigegeben. Die Konsumenten solcher
Produkte hoffen, dass sie somit die Proteinsynthese und dadurch den Muskelaufbau
beschleunigen bzw. den Muskelabbau verlangsamen können.
Ob nun wirklich Aminosäuren in den Power-Riegeln oder Pulver sind, kann mit folgendem
Versuch überprüft werden:
12
Versuch 3: Nachweis von -Aminosäuren in Aufbaupräparaten mit Ninhydrin
Geräte:
zwei
Reagenzgläaser,
Reagenzglasständer,
Reagenzglasklammer,
Wasserbad
Chemikalien:
wässrige Lösung von Gly und Aufbaupräparat, Ninhydrin-Reagenz
Durchführung:
Man füllt jeweils 5 mL der wässrigen Lösungen in ein Reagenzglas,
versetzt diese mit 10 Tropfen Ninhydrin-Reagenz und erwärmt diese
im Wasserbad.
Beobachtung:
Bei der Gly-Lösung zeigt sich nach einiger Zeit eine tiefe, blauviolette
Farbe, bei der Aufbaupräparate-Lösung eine leicht violette bis rosa
Farbe.
Auswertung:
-Aminosäuren gehen mit Ninhydrin-Lösung Farbreaktionen ein,
wobei fast alle Aminosäuren eine blau- bis rotviolette Farbe zeigen.
Die dezentere Farbe bei den Aufbaupräparaten kommt durch die
geringere Aminosäure-Konzentration zustande.
13
O
O
O
R
+
O
N
O
H3N
O
O
Ruhemanns Purpur
O
O
O
O
O
+ H2O
OH
- H2O
OH
O
Indan-1,2,3-trion
O
O
O
COOH
O
-

+
+ H2N
HO
OH
O
NH
R
R
H
H
O
O
Halbaminol
O
HO
OH
O
NH
R
- H2O
- CO2
O
H H
N
H
O
R
O
Keto-Enol-Tautomerie
O
H
R
N
OH
O
O
H
R
N
OH
O
NH2 +
R
H
OH
Aminoketon
Aldehyd
14
O
O
O
NH2 + O
+
O
OH
O
O
O
N
O
O
N
N
O
O
O
O
O
O
Ruhemanns Purpur
15
2. Von der Aminosäure zum Protein – Proteinbiosynthese
Abb. 5: Proteinbiosynthese (Quelle: Internet www2.chemie.uni-erlangen.de)
Wie bereits erwähnt werden Proteine aus Aminosäuren gebildet. Dies geschieht im
Organismus während der Proteinbiosynthese.
Die Proteinbiosynthese unterteilt sich in Transkription und Translation.
Die Transkription findet im Zellkern statt. Dabei wird die in der Basenfolge der DNA
enthaltene Information auf die mRNA übertragen. Die mRNA gelangt durch eine Kernpore
ins Cytoplasma.
Im Cytoplasma findet die Translation statt. An eine tRNA wird eine spezifische Aminosäure
gebunden. Die beiden Untereinheiten eines Ribosoms binden an die mRNA und setzen sich
zum funktionsfähigen Ribosom zusammen. Die tRNA setzt sich jeweils komplementär an die
mRNA. Die von der tRNA mitgebrachten Aminosäuren werden am Ribosom enzymatisch zu
einer Polypeptidkette verknüpft.
Zum Schluss (beim Stoppcodon) löst sich das fertige Polypeptid von dem Ribosom und bildet
seine endgültige Struktur aus.
16
3. Proteine
3.1 Peptidbindung
Peptidbindungen verknüpfen Aminosäuren untereinander zu Peptiden. Dies geschieht durch
eine Kondensationsreaktion.
R
R
H2N
COOH
+ H2N
COOH
H
H
R
O
H2N
OH
R
N
H
O
- H2O
Wichtiges zur Struktur der Peptidbindung:
-
Peptidbindung weist bei Raumtemperatur keine freie Drehbarkeit auf
-
planar aufgrund der Delokalisierung des freien Elektronenpaares
O
H
N
R
R
N
H
O
H
N
O
R
R
N
H
O
-
fast immer: NH-Wasserstoffatom trans zum Carbonylsauerstoff
-
Rotaton um CN-Bindung ist wegen partiellen Doppelbindungscharakters langsam
(aufgrund Bindungslänge zwischen C und N)

die den Amidfunktionen benachbarten Bindungen sind frei rotierbar
Polypeptide sind relativ starr, aber beweglich genug, um verschiedene
Konformationen einzugehen.
3.2 Definition Proteine
Proteine sind Makromoleküle, die aus durch Peptidbindungen verknüpfte Aminosäuren
aufgebaut sind. Dabei spricht man erst von Proteinen, wenn mehr als 100 Aminosäuren
miteinander verknüpft sind. (1 – 9 Aminosäuren: Oligopeptide; 10 – 99 Aminosäuren:
Polypeptide).
Protein kommt vom griech Wort (proteuo), was bedeutet „ich nehme den ersten
Platz ein“. Dies beschreibt sehr gut die Bedeutung von Proteinen in Organismen, wie auch im
folgenden erläutert wird.
17
3.3 Vorkommen und Funktion von Proteinen
Jeder Organismus enthält Tausende verschiedene Proteine mit unterschiedlichen Aufgaben.
Hier nur ein kurzer Überblick über die am weitesten verbreiteten Proteinfunktionen:
Strukturbildung und –erhaltung
Die Strukturproteine sind für Form und Stabilität der Zellen und Gewebe
verantwortlich. Als wichtige Beispiele sind Collagen und Histone zu nennen. Histone
organisieren die Anordnung der DNA im Chromatin, indem die Grundbausteine des
Chromatins, die Nucleosomen, aus einem oktameren Komplex von Histonen bestehen,
um den die DANN gewunden ist.
Transport
Ionenkanäle/Carrier bestehen aus integralen Membranproteinen. Sie vermitteln den
Transport von Ionen und anderen niedermolekularen Verbindungen durch biologische
Membranen.
Es gibt aber auch spezielle Transportproteine, wie z.B. das Hämoglobin, das für den
Transport von Sauerstoff und Kohlendioxid zwischen den Lungen und den Geweben
verantwortlich ist.
Schutz und Abwehr
Das aus Proteinen bestehende Immunglobulin G ist ein wichtiger Bestandteil unseres
Immunsystems, das den Organismus vor Krankheitserregern und körperfremde
Substanzen schützt.
Steuerung und Regelung
Auch Hormone und Hormonrezeptoren bestehen aus Proteinen. Sie haben somit in
biochemischen Signalketten eine große Bedeutung.
Katalyse
Die zahlenmäßig größte Gruppe von Proteinen mit über 2000 Vertretern bilden die
Enzyme.
Enzyme sind Biokatalyatoren, die eine Reaktion begünstigen.
18
Bewegung
Muskelfasern bestehen – vereinfacht – aus Actin und Myosin, was wiederum Proteine
sind. Das Zusammenspiel von Actin und Myosin ist für die Muskelkontraktion, aber
auch für andere Bewegungsabläufe verantwortlich.
Speicherung
In Pflanzen gibt es sogenannte Speicherproteine, die auch für die menschliche
Ernährung wichtig sind. Aber auch im tierischen Organismus gibt es Speicherproteine;
diese Muskelproteine stellen im Notfall eine mobilisierbare Nährstoffreserve dar.
3.4 Strukturgebung
Wie schon erwähnt, wird bei der Proteinbiosynthese nur eine Polypeptidkette ohne
spezifische Struktur synthetisiert. Aber damit die Proteine ihre unterschiedliche Funktion
wahrnehmen können, müssen sie eine bestimmte Form bekommen. Denn auch wenn Autos
aus Blech bestehen, ein Blechstück erfüllt noch lange nicht die Funktion eines Autos.
Änalog der Autoherstellung müssen auch noch Proteine ihre spezifische Struktur bekommen,
um letzendlich ihre Funktion zu haben.
Diese Strukturgebung erfolgt in mehreren Abschnitten:
Primärstruktur
Die Primärstruktur stellt nur die Abfolge der Aminosäuresequenz, aber nicht die
Struktur der Polypeptidkette dar.
O
OH
C
CH2
O
H2N
H
CH2
N
H
O
O
H
N
CH2
CH3
N
H
OH
O
SH
Tetrapeptid Gly-Glu-Cys-Ala
Abb. 6: Primärstruktur (eigener Entwurf)
19
Bei der Schreibweise muss beachtet werden, dass das N-terminale Ende links und das
C-terminale Ende rechts steht.
Sekundärstruktur
Die Sekundärstruktur gibt mögliche Faltungsmuster wider.
Die Sekundärstruktur kommt teilweise durch Disulfidbrücken, hauptsächlich jedoch
aufgrund
der
Starrheit
der
Amidbindung
und
der
Maximierung
der
Wasserstoffbrücken zwischen den Peptidbindungen des Polypeptids zustande.
Hierbei muss zwischen intra- und intermolekularen Wasserstoffbrücken unterschieden
werden.
Durch
intramolekulare
Wasserstoffbrückenbindungen
bildet
sich
die
meist
rechtsgängige -Helix. Diese hat eine Ganghöhe von 0,54 nm und 3,6 Aminosäuren
pro Windung. Wie auch der Grafik zu entnehmen ist, sind die Wasserstoffbrücken
nahezu linear und parallel zur Drehachse des sich bildenden Hohlzylinders angeordnet.
Beispielsweise hat das Protein Keratin die Sekundärstruktur -Helix.
Abb. 7: -Helix ( nach KOOLMAN / RÖHM, Taschenatlas der Biochemie)
Durch intermolekulare Wasserstoffbrücken kommt die -Faltblattstruktur zustande.
Dabei sind zwei Polypeptidketten so angeordnet, dass jeweils die Aminogruppe einer
Peptidbindung gegenüber der Carbonylgruppe einer anderen liegt, so dass sich
zwischen beiden Gruppen Wasserstoffbrücken ausbilden können.
Dabei kann zwischen paralleler und antiparalleler Struktur unterschieden werden.
20
Abb. 8: Faltblattstruktur (antiparallel und parallel) (nach KOOLMAN / RÖHM; Taschenatlas der Biochemie)
Tertiärstruktur
Unter der Tertiärstruktur versteht man die spezifische räumliche Anordnung der
helicalen bzw. der zickzackgefalteten Peptidkette, bedingt durch Bindungen oder
Wechselwirkungen zwischen den Seitenketten.
Hierbei gibt es mehrere Bindungen bzw. Wechselwirkungen:
- Wasserstoffbrückenbindungen:
zwischen polaren Aminosäuren
(Serin, Threonin, Asparagin, Glutamin)
- Ionenbindungen:
zwischen sauren und basischen Aminosäuren
(Aspartat, Glutamat, Histidin, Lysin, Arginin)
- Van-der-Waals:
zwischen unpolaren, aliphatischen Aminosäuren
(Glycin, Alanin, Valin, Leucin, Isoleucin)
- -stacking :
zwischen aromatischen Aminosäuren
(Phenylalanin, Tyrosin, Tryptophan)
- Disulfidbrücken:
zwischen Cystein
21
Abb. 9: Tertiärstruktur (Quelle: Internet)
Quartärstruktur
Die Quartärstruktur ist die Endform eines Proteinkomplexes. Mehrere tertiär
strukturierte Polypeptidketten lagern sich zusammen.
Bsp.: Hämoglobin
Abb. 10: Hämoglobin (Quelle: Internet www.nurseminerva.co.uk)
PRINZIP: FORM FOLLOWS FUNCTION!!!
Mit dem Wissen über den Aufbau und Struktur der Proteine lassen sich die im folgenden
erläuterten Versuche gut verstehen.
Hierbei habe ich zwei klassische Proteinnachweise – nämlich „Xanthoprotein-Reaktion“ und
„Biuret-Reaktion“ - gewählt, da diese auch in der Schule beim Themenkomplex „Proteine“
nicht fehlen dürfen.
22
In einem weiteren Versuch soll auch die Wirkweise von ACC 200 Kapseln gezeigt werden.
Fast jeder hat dieses oder ein auf dessen Wirkbasis beruhendes Medikament bei Erkältungen
zu sich genommen. Daher ist es bestimmt auch für Schüler interessant, die Wirkweise in
vereinfachter Form nachzuvollziehen und am Modell „Eiklar“ zu testen.
Versuch / Demo 1: Schleimlösende Wirkung von Acetylcystein
Geräte:
2 Vollpipetten
(100 mL),
(10 mL),
Peleusball,,
3 Messpipette
(25 mL),
Erlenmeyerkolben
Messzylinder
(250 mL),
Stoppuhr,
3 Bechergläser (50 mL), 2 Erlenmeyerkolben (100 mL), 2 Trichter,
Glaswolle, Faltenfilter, Magnetrührer mit Rührfische, Stativmaterial
Chemikalien:
Puffer pH=6,8, ACC 200 Kapseln, Eiweiß
Herstellung des Puffers:
Zur
Herstellung
des
Puffers
mischt
man
500 mL
Kaliumdihydrogenphsphat-Lösung ((KH2PO4)=9,078 g/L) mit 426 mL
Natriumhydrogenphosphat-Lösung ((Na2HPO4  12 H2O)=23,896 g/L)
Durchführung:
Der Inhalt von vier ACC 200 Kapseln wird zu 100 mL Puffer gegeben
Und ca. 1 Minuten gerührt; wenn nötig, werden ungelöste Hilfsstoffe
abfiltriert.
In zwei Bechergläser werden je 15 mL Eiweiß mit 15 mL Puffer bzw.
15 mL Acetylcystein-Lösung versetzt und für 30 Minuten gerührt.
Um gröbere Partikel aus den Mischungen zu entfernen, filtriert man
durch einen lockeren Glaswollebausch.
Anschließend kässt man jede Lösung durch eine Messpipette fließen
und stoppt dabei die Zeit, die die Lösungen benötigen, um von der
0 mL-Marke bis zur 20 mL-Marke der Messpipette zu fließen.
Beobachtung.
Die mit Acetylcystein vesetzte Lösung fließt schneller. Sie ist auch
klarer.
23
Auswertung:
Das Acetylcystein spaltet reduktiv die Disulfidbrücken der im Eiweiß
enthaltenen Glykoproteine.
Durch Spaltung der Brücken wird die Viskosität der Proteinlösung
herabgesetzt. Daher fließt es schneller aus der Messpipette.
O
H2
C S
H2
S C
+
OH
HS
HN CO
2
CH3
N-Acetylcystein
H2
C SH
H2
HS C
O
O
+
H3C
HO
CO NH
S
S
OH
NH CO CH3
Peptidstrang
24
Versuch 4: Die Xanthoprotein-Reaktion
Geräte:
Becherglas
(500 mL),
Reagenzgläser,
Reagenzglasständer,
Reagenzglasklammer, Pipette, Pipettenhütchen
Chemikalien:
Hühnereiweiß, isotonische Kochsalzlösung (0,9%ig),
konzentrierte Salpetersäure
Durchführung:
Zuerst wird eine Eiweißlösung hergestellt, indem ein Hühnereiweiß in
ca. 250 mL isotonischer Kochsalzlösung dispergiert wird.
Ein Reagenzglas wird bis zur Hälfte mit der Eiweißlösung gefüllt;
anschließend werden eineige Tropfen konzentrierte Salpetersäure
hinzugegeben.
Beobachtung:
Zuerst bildet sich ein weißlicher flockiger Niederschlag, der sich relativ
schnell gelb wird.
Auswertung:
Die Aminosäuren Phenylalanin und Tyrosin besitzen Phenylreste. Diese
aromatischen Systeme können durch konzentrierte Salpetersäure nitriert
werde. Die entstandenen Nitroderivate sind intensiv gelb.
3 HNO3
NO2+ + 2 NO3- + H3O+
R
R
R
- H+
+ NO2+
O2N H
H
NO2
Bei der Xanthoprotein-Reaktion handelt es sich um eine NitrierungsReaktion eines monosubstituierten Aromaten (elektrophile aromatische
Substitution).
Als Elektrophil fungiert das Nitronium-Ion NO2+.
Der Erstsubstituent (Peptidkette) dirigiert in para-Stellung.
25
Durch die Wechselwirkungen der -Elektonen des Aromaten mit dem
Nitronium-Ion entsteht ein -Komplex.
Nach der Bildung des -Komplexes bildet sich im geschwindigkeitsbestimmenden Schritt der -Komplex aus.
Anschließend kommt es durch Deprotonierung zur Rearomatisierung.
26
Versuch 5: Die Biuret-Reaktion
Geräte:
Reagenzglas, Reagenzglasständer, Pipetten, Pipettenhütchen
Chemikalien:
Eiweiß, isotonische Kochsalzlösung (0,9%ig),
Natronlauge (c(NaOH) = 1 mol/L),
Kupfersulfat-Lösung (c(CuSO4) = 1 mol/l)
Durchführung:
Zuerst wird eine Eiweißlösung hergestellt, indem ein Hühnereiweiß in
ca. 250 mL isotonischer Kochsalzlösung dispergiert wird.
In das Reagenzglas wird ca. 2 mL Eiweiß-Lösung gegeben und auf
ca. 5 ml mit ention. Wasser aufgefüllt. Anschließend werden 5 Tropfen
Natronlauge hinzugegeben, das Reagenzglas geschüttelt und zum
Schluss vorsichtig 5 Tropfen Kupfersulfat-Lösung hinzugegeben.
Beobachtung:
Es bildet sich ein blauer Niederschlag, der nach kurzer Zeit nach violett
umschlägt.
Auswertung:
Durch Zugabe von Natronlauge wird die NH-Gruppe in der
Peptidbindung deprotoniert. Mit den Cu2+-Ionen bildet sich ein verzerrt
oktaedrischer, violetter Komplex. Das Cu2+-Ion wird von insgesamt
4 Peptidbindungen komplexiert. Daher tritt dies Biuret-Reaktion
frühestens bei Tripeptiden auf.
R
O
R
N
H
R
N
O
O
H
N
2
O
+ [Cu(H2O)6]2+ + 2 OH
R
HN
H2O
Cu
O
R
NH
R
+ 8 H2O
O
O
H2O
O
N
R
27
Auch bei dem folgenden Demonstrationsversuch wird auf eine Problematik der Alltagswelt
der Schüler eingegangen. Was soll man machen, wenn bei einer Rauferei mit den
Nachbarskindern die Nase geblutet hat und das Lieblings-T-Shirt beschmutzt hat? Wie kriegt
man den Fleck raus, ohne dass die Mutter es bemerkt und lästige Fragen stellt?
Demo 2: Auswaschen eines Blutflecks
Geräte:
2 Kristallisierschalen, Pipetten, Pipettenhütchen
Chemikalien:
heißes Wasser, kaltes Wasser, Schweineblut, 2 Stofffetzen
Durchführung:
Man gibt je 3 Tropfen Schweineblut auf die Stofffetzen. Diese werden
jeweils
in
eine
Kristallisierschale
gegeben.
In
die
eine
Kristallisierschale wird kaltes, in die andere heißes Wasser gegossen.
Beobachtung:
Beim mit heißem Wasser übergossenen Stofffetzen ist der Blutfleck
weiterhin sichtbar. Im kalten Wasser lässt sich der Blutfleck
rauswaschen.
Auswertung:
Durch das heiße Wasser werden die Blutproteine denaturiert. Sie
verklumpen und setzen sich in die Textilfasern fest. Daher kann der
Blutfleck nur schwer ausgewaschen werden.
28
3.5 Isolierung, Reinigung und Analyse von Proteinen
Proteine werden in Forschung, Medizin und Biotechnologie für eine Vielzahl von
Verwendungen benötigt. Dabei müssen sie gereinigt und oft analysiert vorliegen. Da einige
Proteine – wie z.B. die globulären Proteine – sehr labil sind, wird oft in einem den Proteinen
angemessenen Temperaturbereich gearbeitet.
Im folgenden werden die gängigsten Verfahren erläutert:
Salzfällung
Die Löslichkeit von Proteinen ist stark von der Salzkonzentration (Ionenstärke) des
des Mediums abhängig. Wie auch in einem späteren Versuch gezeigt wird, sind
Proteine in reinem Wasser schlecht löslich. Mit zunehmender Salzkonzentration
erhöht sich die Proteinlöslichkeit, da die gut hydratisierten Salzionen an der
Proteinoberfläche gebunden werden und dadurch die Aggregation der Moleküle
verhindern. Diesen Vorgang nennt man „Einsalzen“. Bei einer sehr hohen
Salzkonzentration uns somit hoher Ionenstärke kann das Salz den Proteinen auch die
Hydrathülle
entziehen,
wodurch
es
zur
Aggregation
und
Ausfällen
der
Proteinmoleküle kommt. Diesen Vorgang nennt man analog „Aussalzen“.
Durch dieses Verhalten kann man Proteingemische nach dem unterschiedlichen
Löslichkeitsverhalten der einzelnen Proteine fraktioniert auftrennen.
Bei Salzfällungen wird oft das Salz Ammoniumsulfat (NH4)2SO4 verwendet.
Dialyse
Die Dialyse ist ein klassisches Reinigungsverfahren. Diese wird zur Entfernung
niedermolekularer Bestandteile verwendet.
Dazu gibt man die zu reinigende proteinhaltige Lösung in einen Dialysierschlauch
(semipermeable Membran). Die Proteine (Makromoleküle) können im Gegensatz zu
den niedermolekularen Substanzen (z.B. bestimmte Salze) nicht die semipermeable
Membran
passieren.
Nach
einiger
Zeit
ist
dann
die
Konzentration
der
niedermolekularen Substanzen im Außenmedium gleich dem Innenmedium im
Dialysierschlauch.
Daher hat erst nach mehrfachem Wechseln des Außenmediums das Innenmedium die
gewünschte Reinheit.
29
Abb. 11: Dialyse ( nach KOOLMAN / RÖHM; Taschenatlas der Biochemie)
Gelfiltration
Mithilfe der Gelpermeationschromatographie – kurz: Gelfiltration – werden Proteine
nach Größe und Form aufgetrennt. Dazu wird eine Chromatographiesäule verwendet,
die mit kugelförmigen Gelpartikeln (Durchmesser: 10 – 500 m) aus polymerem
Material gefüllt ist. Die Partikel sind zusätzlich mit Kanälen von definiertem
Durchmesser durchzogen.
Zur Proteintrennung wird das Proteingemisch am oberen Ende der Säule aufgetragen
und eluiert. Die großen Proteine können nicht in die Kanälchen der Partikel gelangen
und bewegen sich so schnell durch die Säule. Die mittelgroßen bis kleinen Proteine
müssen den Umweg über die Kanälchen gehen und benötigen somit mehr Zeit für das
Passieren der Säule. Am Säulenende können die Proteine abgefangen werden. Da die
Proteine aufgrund ihrer Größe eine unterschiedliche Durchlaufzeit haben – die größten
am schnellsten, die kleinsten am langsamsten – kann das Proteingemisch getrennt
werden.
Abb. 12: Gelfiltration (nach KOOLMAN / RÖHM; Taschenatlas der Biochemie)
30
SDS-Gelelektrophorese
Die SDS-Gelelektrophorese ist die gebräuchlichste und am weitesten verbreitete
Methode zur Reinigung und Analyse von Proteinen. Eine genauere Versuchsanleitung
folgt bei Demo/Versuch Proteinfingerabdruck.
Bei einer allgemeinen Elektrophorese werden Moleküle in einem elektrischen Feld
aufgetrennt. Dabei ist die Wanderungsgeschwindigkeit abhängig von der Größe, der
Form und der elektrischen Ladung der Moleküle.
Bei der SDS-Gelelektrophorese werden die zu untersuchenden Proteine so
vorbehandelt, das nur noch ihre Masse für die Wanderungsgeschwindigkeit von
Bedeutung ist.
Durch Zugabe von Natrium-Laurylsulfat (C12-H25-OSO3Na ; engl.: sodium dodecyl
sulfate SDS) werden die oligomeren Proteine in ihre Untereinheiten zerlegt und
denaturiert. An die entfalteten Peptidketten binden SDS-Moleküle und verleihen ihnen
eine stark negative Ladung. Damit die Proteine vollständig entfaltet werden, werden
Thiole zur reduktiven Spaltung der Disulfidbrücken hinzugegeben.
Die anschließende Elektrophorese verläuft wie jede andere auch. Die Proben werden
in die jeweilige Probentasche im Polyacrylamid-Gel aufgetragen. Anschließend wird
die Apparatur verschlossen und eine Spannung angelegt. Die Moleküle wandern in
Richtung Anode (-Pol).
Nach der vollständigen Auftrennng werden die getrennten Proteine durch Färbung
sichtbar gemacht und mit einer bereits angelegten Tabelle von bekannten Proteinen
verglichen.
Die SDS-Gelelektrophorese hat
auch einen guten Alltagsbezug.
Mit
dieser
Methode
kann
beispielsweise genau bestimmt
werden, aus welcher Fleischsorte
die Wurst besteht. Dies hat einen
Bezug
zur
aktuellen
Gammelfleischdebatte.
Abb. 13: SDS-Gelelektrophorese (nach KOOLMAN / RÖHM; Taschenatlas der Biochemie)
31
Demo 3: Proteinfingerabdruck
Geräte:
Thermoblock,
Stoppuhr,
Elektrophoreseapparatur,
Gel-Gießstand,
Gilsonpipetten, Hamiltonpipette, Schutzhandschuhe
Chemikalien:
SDS (Sodiumdodecylsulfat), -Mercaptoethanol, Bromphenolblau,
dest.
Wasser,
Isopropanol,
Coomassie-Färbelösung,
Coomassie-
Entfärbelösung
Abb. 14: Elektrophoresekammer (Quelle: Internet www1.hs-bremerhaven.de)
Durchführung:
Herstellung der verschiedenen Proteinproben:
Es werden verschiedene Fisch- und Fleischarten bereitgestellt.
Zu jeder Fleischprobe (im Eppendorf-Gefäß) werden 500 L Laemmli
Sample Buffer + ME gegeben. Anschließend werden die EppendorfGefäße 10 Minuten bei 95°C im Thermoblock inkubiert.
Anschließend werden die Proben 1 Minute in der Zentrifuge bei
6000 rpm zentrifugiert.
Der Überstand mit dem denaturierten Proteingemisch wird für die GelElektrophorese weiterverwendet. Bei Bedarf können die Proben auch
eingefroren werden.
Probenauftrag:
Die Probenauftragshilfe wird auf die Apparatur aufgesteckt.
Die aufbereiteten Proben werden vorsichtig in die Geltaschen
aufgetragen.
Hierbei empfiehlt es sich, vorher die optimale Menge (Bsp. 5 L oder
10 L) zu ermitteln.
Desweiteren muss
die Reihenfolge der
Probenauftragung protokolliert werden.
32
Nach dem Probenauftrag werden die Probenauftragshilfen entfernt. Der
Deckel
wird auf den Pufferbehälter
Spannungsgerät
angeschlossen.
Die
aufgesetzt
Elektrophorese
und an das
wird
45 –
60 Minuten bei 200 V durchgeführt.
Man schaltet die Elektrophorese ab, wenn die blaue BromphenolblauBande am unteren Gelrand angelangt ist.
Coomassie-Färbelösung:
Man nimmt die Bestandteile der Apparatur in umgekehrter Reihenfolge
wieder auseinander, bis man die Gelkassette mit dem SDS-Gel vor sich
liegen hat. Das von der Apparatur gelöste Gel wird in ca. 100 mL
Coomassie-Lösung gegeben und in der Mikrowelle bei 80°C für
ca. 20 Minuten unter ständigem Schwenken gefärbt.
Coomassie-Entfärbelösung:
Die Färbelösung wird abgegossen und das Gel mit ca. 100 mL
Entfärber erneut in der Mikrowelle erwärmt. Man erkennt nach
ca. 45 Minuten das Bandenmuster, wenn man das Gel auf einen
Leuchttisch legt.
Auswertung des fertigen Gels:
Abb. 15: fertiges Gel (eigene Herstellung)
33
3.6 Löslichkeitsverhalten von Proteine
Ein weiterer interessanter Aspekt ist das Löslichkeitsverhalten von Proteinen. Proteine
behalten im neutralen, wässrigen Milieu ihre Struktur. Dass sie – die hochmolekularen
Proteine – sich nicht wieder in die niedermolekularen Aminosäuren zerlegen, kann man
mithilfe des unten genannten Versuches zeigen.
Versuch 6: Tyndall-Effekt einer Eiklar-Lösung
Geräte:
Glaswolle, Glastrichter, Magnetrührer mit Rührfisch, Becherglas
(500 mL),
zwei
Demo-Reagenzgläser,
Reagenzglasständer,
Taschenlampe
Chemikalien:
Eiklar, isotonische Kochsalzlösung (0,9 %), Leitungswasser
Durchführung:
Ein Hühnereiweiß wird in 200 mL isotonischer Kochsalzlösung
suspendiert. Und anschließend wird die Lösung durch Glaswolle
filtriert.
In ein Reagenzglas wird die Eiklar-Lösung gefüllt; in das andere nur
Wasser.
In einem abgedunkelten Raum hält man zuerst den Lichtstrahl der
Taschenlampe an das Reagenzglas mit der Eiklarlösung, dann an das
Reagenzglas mit dem Wasser.
Beobachtung:
Bei der Eiklar-Lösung kann man den Lichtstrahl durch die Lösung
hindurchverfolgen. Das Wasser ist optisch leer; das heißt, dass der
Lichtstrahl, der durch das Reagenzglas mit dem Wasser fällt, von der
Seite nicht zu erkennen ist.
34
Abb. 16: Tyndall-Effekt (eigener Entwurf)
Deutung:
Die Proteine verlieren nicht ihre Struktur im wässriger Lösung, sondern
sie liegen kolloidal in der Lösung vor, weshalb man den Lichtstahl
genau verfolgen kann.
Der in der Abb. dargestellte Effekt ist der Tyndall-Effekt. In der Abb.
werden die kolloidal in der Lösung vorliegenden Proteine durch die
schwarzen Punkte dargestellt.
Die kolloidal vorliegenden Teilchen müssen einen Durchmesser
zwischen 1 und 100 nm haben (dies entspricht der Wellenlänge des
Lichts), damit der Lichtstrahl an ihnen gestreut wird.
35
Herunterladen