Hinführung zum Thema: Der Zweck didaktischer Theorie 1.1 Zur

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1. Hinführung zum Thema: Der Zweck didaktischer Theorie
1.1 Zur praktischen Relevanz didaktischer Theorie in der beruflichen Bildung
 professionelles pädagogisches Handeln = Handeln, dass im Rückgriff auf verfügbares Wissen und in
Verantwortung gegenüber der Klientel begründet werden kann ( setzt voraus: Handelnder verfügt über dieses
Wissen und setzt es situationsadäquat ein)
 Weshalb viele didaktische Theorien?/ Worin unterscheiden sich die Theorien; was sagen sie aus?/ Welcher
Geltungsanspruch ist mit Theorien verbunden; für welche pädagogischen Entscheidungssituationen geben sie
welche Hilfestellung?/ Anregungen?/ Rezeptgewinnung möglich?/
2. Erste Orientierungen im Gegenstandsfeld
2.1 Begriffliche Orientierung
 didaktische Theorien bezogen auf: intrapersonale Ebene (individuelle Wahrnehmung und Verarbeitung);
Mikroebene (Interaktion von Lernenden und Lehrenden); Mesoebene (Gestaltung von Lehrplänen oder
Ausbildungsordnungen) oder Makroebene (Absicherung gesellschaftlichen Qualifikationsbedarfs)
 Strukturmodell: a) Bedingungen systematischer Lehr-Lernprozesse, b) Lehr-Lernprozesse selbst, c) Folgen
systematischer Lehr-Lernprozesse
 Lernen = Verbesserung von Verhaltensdispositionen: indirekt (unbeabsichtigte Folge von Erfahrungen), direkt (als
Folge absichtsvoller Lernhandlungen) oder durch von außen angestoßene Impulse => also Lehre
2.2 Entwicklungslinien und Bezugspunkte didaktischen Denkens in der beruflichen Bildung
 Anspruch Individuum auf individuelle Entfaltung / gesellschaftl. Anspruch auf bedarfsbezogene Funktionserfüllung
 Verschiedene Grundannahmen zum Verhältnis betrieblicher und schulischer Ausbildung => Arbeitszuschnitte in
Unternehmen primär ökonomisch und nachrangig humanitär, darum Berufsschule mit einbeziehen
 Funktion Berufsschule: nicht nur Ergänzung betrieblicher Ausbildung, auch berufliche Mündigkeit (berufliche
Tüchtigkeit und Kompetenzen, die Partizipation an der Gestaltung beruflicher Arbeitsbedingungen erlauben)
2.3 Ziele in der beruflichen Bildung und Versuche zur Klassifikation von Lehr-Lernzielen
 Leitzielebene: berufliche Tüchtigkeit, Mündigkeit und Handlungsfähigkeit (berufsspezifische Kompetenzen/
Qualifikationen, arbeitsbezogene soziale Kompetenzen und allgemeine Persönlichkeitsmerkmale)
 Grobzielebene: soziale Kompetenzen (Teilkompetenzen wie Dialog-, Koordinations- und Kooperationsfähigkeit)
 Feinzielebene: Verstehen bestimmter Textes, Kenntnis Kommunikationsregeln, Fähigkeit Fehler zu finden
 Lernzielstufen nach Bloom: Wissen, Verstehen, Anwendung, Analyse, Synthese und Bewertung/ affektiver
Bereich: Bewusstheit (Aufnahmebereitschaft), Reagieren, Werten (Wertakzeptanz), Ausbildung einer
Wertordnung (Organisation Wertesystem) und Bestimmtsein durch Werte (Wertverankerung)
 seit 90ern Kompetenzbegriff als Beschreibung von Lehr- und Lernzielen
3.
3.1



Didaktische Modelle und Konzepte im Überblick
Theorien / Modelle allgemeiner Didaktik
1. Gruppe: Bildungsbegriff als Leitgedanke (u.a. Klafki)
2. Gruppe: Bezug auf Lernbegriff bzw. Lernprozess (u.a. Heimann, Ott und Schulz)
3. Gruppe: Kriterium der Interaktion (u.a. Schäfer, Schaller und Winkel)
3.2



Übersicht zu Theorien und Modellen beruflicher Didaktik
Notwendigkeit domänespezifischer Aussagesysteme => Didaktik spezifisch für Berufsfelder o. Ausbildungsberufe
Leitziel beruflicher Bildung = berufliche Mündigkeit
berufsfeldübergreifend relevant: Lernfeldkonzept und Handlungsorientierung / effektive Gestaltung von LehrLernprozessen (Instruktionspsychologie)
im Betrieb meist traditionelles Imitationslernen, didaktische Thematik eher auf Schule als auf Betrieb ausgerichtet
in neueren Ansätzen Aspekt Konstruktivismus => Lernen = aktiver, konstruktivistischer Prozess


4. Ausgewählte Modelle und Konzepte der Didaktik und ihrer Orientierungsleistungen
4.1 Modelle allgemeiner Didaktik
4.1.1Bildungstheoretische Didaktik nach Klafki
 Frage, nach welchen Gesichtspunkten Bildungsinhalte bestimmt und ausgewählt werden können; Bezugspunkt ist
Bildung des Individuums zu fördern (vollzieht sich durch Begegnung des Menschen mit kultureller Wirklichkeit)
 Aneignung von formaler Bildung (Ausformung körperlicher, seelischer und geistiger Kräfte => Fähigkeiten) und
materialer Bildung (Aneignung von Wissen) => wechselseitig; Verknüpfung = kategoriale Bildung
 Wenn sich kategoriale Bildung durch Begegnung mit Wirklichkeit vollzieht, stellt sich die Frage, mit welchen
Inhalten Lernende konfrontiert werden sollen => dazu entwickelt Klafki Leitfaden bestehend aus 5 Leitfragen
 Leitfragen:
 1. Welchen allgemeinen Sinn erschließt dieser Inhalt? Was lässt sich exemplarisch erfassen? (Exemplarität)
 2. Bedeutung des Inhalts oder der betreffenden Erfahrung, Erkenntnis, Fähigkeit oder Fertigkeit, und was soll
Bedeutung sein? (Gegenwartsbedeutung)
 3. Worin liegt Bedeutung des Themas für die Zukunft der Lernenden? (Zukunftsbedeutung)
 4. Was ist Struktur des Inhaltes? (Inhaltliche Struktur)
 5. Was sind Situationen oder Phänomene anhand derer den Lernenden die Struktur des jeweiligen Inhaltes
veranschaulicht werden kann? (Zugänglichkeit)
 Auseinandersetzung mit Inhalten wirkt nur bildend, wenn an Verständnisebene des Lernenden angeknüpft wird,
aber auch die Struktur des Inhaltsbereichs angemessen berücksichtigt wird
 Entwicklung weiterer Teilfragen zu 4: Struktur des Ausgangswissens wichtig: wird assimiliert oder akkomodiert?
Darum Frage auch nach genauer Inhaltsstruktur und ebenso Wichtigkeit für Unterrichtsstruktur
 Kommentar:
 Rahmen generell hilfreich zur Planung von Lehr-Lernprozessen
 Schwäche => vieles bleibt offen; bei Inhalten oft empirische Analyse notwendig, die Lehrender meist nicht leisten
kann; Frage nach Exemplarität sehr wichtig: selbst wenn Sinn- oder Sachzusammenhänge erkannt werden
können, heißt dies nicht, dass diese auch erkannt werden
 Transferfähigkeit des Wissens ist abhängig von: Niveau des Wissens und Art des Lernens (problemorientiert
besser als faktenorientiert); authentischen Anwendungsaufgaben (aber rein kontextualisiert behindert Transfer);
multipler Kontexten zur Flexibilisierung von Wissen; abstrakten Problempräsentationen (von konkret zu abstrakt);
dem Ausmaß gemeinsamer Elemente von Lern- und Transferaufgaben; Metakognition (Reflexion o. Überwachung); Motivation; den Vorerfahrungen der Lernenden, die aktiviert werden müssen
 Strukturiertheit als Qualitätsmerkmal empirisch bestätigt und Struktur des Ausgangswissens der Lernenden
entscheidend im Bezug darauf, ob assimiliert oder akkomodiert wird
 Klafki knüpft an Roth an: möglichst Konfrontation mit Originalsituationen, um positive motivationale Effekte zu
erzielen: 1. Welche Sachverhalte sind geeignet Fragestellung in Lernenden zu wecken; 2. Welche Anschauungen
helfen dem Lernenden Fragestellung zu beantworten; 3. Welche Aufgaben sind geeignet, Inhalt zu üben
 Schwäche: vieles bleibt offen, dass nicht über logische Überlegungen erschlossen werden kann
 Exemplarität wichtig: wenn Sinn- oder Sachzusammenhänge erschlossen werden können, heißt dies nicht, dass
diese auch erkannt werden; Lernende haben Probleme beim Transfer erlernten Wissens
 Transferfähigkeit abhängig von:
 Niveau des Wissens (problemorientiert besser als faktenorientiert)
 authentische Anwendungsaufgaben (rein kontextualisierte Information kann Transfer behindern)
 multiple Kontexte zur Flexibilisierung des Wissens
 abstrakte Problempräsentation (vom Konkreten zum Abstrakten)
 Ausmaß gemeinsamer Elemente von Lern- und Transferaufgaben
 Metakognition (Überwachung, Reflexion und Verbesserung)
 Motivation
 relevante Vorerfahrungen der Lernenden, die aktiviert werden müssen
 Motivationsausprägung im Betrieb in der Regel günstiger als in der Berufsschule

Mertens: nicht möglich künftige Qualifikationsanforderungen zu prognostizieren, darum SQ wichtig, die
Möglichkeit eröffnen, sich ständig veränderndes Wissen selbst zu erschließen
 Klafki: in welchen berufl. Anforderungen entwickeln sich Individuen günstig, wie kann man darauf vorbereiten?
 förderlich: abwechslungsreiche, komplexe Tätigkeiten mit Experimentierchancen und Möglichkeiten zur
kollegialen Kommunikation und Interaktion, Zulassen demokratischer Entscheidungsverfahren
 Weiterentwicklung des Ansatzes: kritisch-konstruktive Didaktik:
 Bezeichnung = gesellschaftliche Wirklichkeit nicht hinnehmen, sondern Eignung für Initiierung von Bildungsprozessen hinterfragen und über Förderung humane Weiterentwicklung möglich machen
 Vorrangstellung der Inhalte, nicht der Ziele; Erweisbarkeit und Überprüfbarkeit des Lernergebnisses
 günstige Arrangements für Sozialkompetenz können ungünstig sein für Fachkompetenz => Anspruch an
Lehrenden unterschiedliche Ansprüche auszubalancieren => typischer Anspruch an Professionelle
 drei Perspektiven der Lernzielüberprüfung: individuell (individuelle Lernfortschritte und lernförderliche Rückmeldung); sozial (Leistungsvergleich zwischen Individuen/Selektionsaufgaben); objektiv (Evaluation von außen)
4.1.2 Lerntheoretische Didaktik (Heimann; Otto; Schulz)(Berliner Modell)
 Gegenentwurf zu Klafki: Verzicht auf normative Vorgabe zur Gestaltung von Lehr- Lernprozessen; Lernende sollen
in Lage versetzt werden, pädagogische Wirklichkeit selbst empirisch zu erschließen
 alle Unterrichtsprozesse weisen 6 Strukturelemente auf: sozial-kulturelle Voraussetzungen; anthropogene
Voraussetzungen; 4 Entscheidungsfelder (Intentionen, Methoden, Inhalte und Medien); soziokulturelle Folgen
und kognitiv psychologische Folgen
 große Motivationsprobleme: entscheidend für Lernprozess und Lernerfolg; wovon ist Motivation abhängig?
 Kompetenzerleben, erlebte soziale Einbindung, Autonomieerleben, Relevanzzuschreibung, erlebtes Lehrerengagement sowie Klarheit des Unterrichts
 wichtig: Vorwissen der Lernenden => anthropogene Voraussetzung für didaktische Planung
 hochgesteckte curriculare Ziele werden von den meisten Auszubildenden nicht erreicht
 variable Formen direkter Instruktion => geeignet für Aneignung von Sachwissen
 situiertes Lernen (Projekt- o. Gruppenarbeit) => geeignet für Aneignung lebenspraktischen Anwendungswissens
 Methoden selbstständigen Lernens => geeignet für metakognitive Kompetenzen und Lernstrategien
 Instrumentarium erkenntnis- und erlebnisintensiver Methoden => Erwerb kognitiv-motivationaler Handlungs- und
Wertorientierungen
 Qualitätskriterien des Unterrichts: Klarheit, Strukturiertheit, Adaptivität (angemessener Anspruch), Langsamkeitstoleranz und bedarfsgerechte Unterstützung
 Berliner Modell bietet strukturierende Hilfestellung für Analyse und Planung von Lehr-Lernprozessen;
systematische Erfolgskontrolle bleibt unberücksichtigt
 Weiterentwicklung von Schulz: Hamburger Modell:
 ergänzt systematische Erfolgskontrolle und normative Fixierung
 normativ auf Mündigkeit und Emanzipation der Lernenden ausgerichtet => den Lernenden auch im Lehr-Lernprozess Mündigkeit zugestehen => Ermöglichung der Mitgestaltung des Lehr-Lernprozesses
 Handlungsmodell: Lehrende und Lernende sind partnerschaftliche Gestalter im Lehr-Lernprozess
 vollständige Zielvorstellung nur durch gemeinsame Berücksichtigung von Zielen und Inhalten
 umfassende Unterrichtsplanung: Perspektivplanung; Umrissplanung und Prozessplanung
 Theorien angewiesen auf Einbezug domänespezifischer Partialtheorien
4.2 Didaktische Ansätze/ Konzepte beruflicher Bildung und ihre Orientierungsleistung
4.2.1Fachwissenschaftsorientierte Ansätze bzw. Ansätze der didaktischen Reduktion (Hering; Grüner)
 Auswahl aller Komponenten im Unterricht richtet sich nach der jeweiligen Fachwissenschaft
 Grundprinzip: Fachwissenschaft; Sachanalyse (Stand Forschung, Theorien, Entwicklung); Didaktische Analyse/
Reduktion (Fachsystematik, Sachstruktur; Klafki: Frage nach Exemplarität, Zugänglichkeit, Überprüfbarkeit,
Gegenwarts- und Zukunftsbedeutung); Strukturen, Inhalte der Berufsbildung
 wesentliche Überschneidungen Berufswissen Akademiker und Berufswissen von Facharbeitern (unterteilt in
identisches Wissen z.B. Vorschriften und vereinfachtes technisches Wissen z.B. Funktion von Maschinen => wie
kann Wissen vereinfacht werden? => Ansatz der Didaktischen Reduktion

Kritik: Dominanz Wissenschaftsprinzip; Vernachlässigung Handlungssituationen und Lehrmethoden; bei
didaktischer Reduktion können Inhalte nur noch geglaubt, nicht verstanden werden => entmündigend
4.2.2Der gestaltungsorientierte Ansatz (Rauner)
 Ausgangsprämissen: Gestaltung der Technik ist Teil der Lebensumwelt; zur Teilhabe am Gestaltungsprozess
befähigen; dazu ist Durchdringung des Gestaltungsprozesses notwendig => bewusste Handhabung der Technik
4.2.3Das Konzept der Schlüsselqualifikationen (Mertens u.a.)
 SQ sollen eigenständige Erschließung immer neuen Wissens ermöglichen da: Prognosedefizite zu künftigen
Qualifikationsanforderungen; Erkenntnis sich schnell verändernder Qualifikationsanforderungen; Zerfallstempo
des Wissens ist umso größer, je praxisnäher
 Konzept: Eignung der SQ für große Zahl von Positionen und Funktionen; Unterstellung weitgehend situationsunabhängiger Qualifikationen => Handlungsfähigkeit primär bestimmt durch Persönlichkeitsmerkmale
 4 Typen: Basisqualifikationen (logisches Denken etc.); Horizontalqualifikationen (Wissen über Informationen,
Beschaffung, Verarbeitung und Verbreitung); Breitenelemente (speziell aber auf breiter Ebene benötigt:
Messtechnik oder Befestigungstechnik etc.); Vintage-Faktoren (durch Innovationen entstandene Qualifikationsdifferenzen zwischen den Generationen aufheben, z.B. EDV-Kenntnisse)
 Frage ob Transfer übergreifender Qualifikationen in konkrete Anwendungssituationen gelingen kann
 Handlungsfähigkeit über Handlungsorientierung in Lehr-Lernprozessen
 Anstoß didaktische Neuausrichtung: z.B. Handlungsorientierung und Lernfeldkonzept
4.2.4Das Konzept der Handlungsorientierung (90er)
 Sammelbegriff für didaktisch-methodische Modernisierung beruflicher Bildung
 Begründungskontext: Veränderung der Qualifikationsanforderungen (Selbstständigkeit, Fähigkeiten zur
Bewältigung des ständigen Wandels, soziale Kompetenzen etc.); Erkenntnisse, handlungsorientierte Lehr-LernArrangements sind förderlich für die Motivationsentwicklung; Problem universitäres Fachwissen in Handlungssituationen anzuwenden => ebenfalls unterstellt für duale Berufsbildung; günstige Effekte auf
Kompetenzentwicklung (besonders prozedurales Wissen => Methodenkompetenz, Wissenstransfer und Problemlösefähigkeit); positive Effekte für die Entwicklung sozialer Kompetenzen.
 Stellenwert angehoben durch KMK-Handreichungen und Lehrplangestaltungen
 Handlungsorientierung trifft sowohl Aussagen zur Leitzielebene als auch zu curricularer und unterrichtlicher
Ebene didaktischen Handelns
 Leitzielebene:
 berufliche Handlungskompetenz; Kompetenz nach KMK: Lernerfolg in Bezug auf einzelnen Lernenden und seine
Befähigung zu eigenverantwortlichem Handeln in beruflichen, gesellschaftlichen und privaten Situationen
 Qualifikation nach KMK: Lernerfolg in Bezug auf Verwertbarkeit (aus Sicht der Nachfrage) in beruflichen,
gesellschaftlichen und privaten Situationen => Kompetenz gleichwertiger Ausdruck für Mündigkeit
 Fokussierung auf konkretes berufliches Handeln
 Ausdifferenzierung beruflicher Kompetenz: Handlungskompetenz = Dimensionen der Fach-, Personal-, und Sozialkompetenz => ausgewogene Entfaltung ist Voraussetzung für Methoden- und Lernkompetenz
 Curriculare Ebene:
 wie können verschiedene Lernorte am besten zur Einlösung des Leitziels beitragen => curriculare Abstimmung der
Lehr-Lernorte im dualen System und Teilproblem der curricularen Ausrichtung des einzelnen Lehr-Lernorts
 Curricula in den letzen Jahren an Lernfeldern orientiert; Lernfeld = durch Zielformulierung, Inhalte und
Zeitrichtwerte beschriebene thematische Einheiten, die an berufl. Aufgabenstellungen und Handlungsabläufen
orientiert sind => Präferenz Situationsprinzip, dabei Einlösung Persönlichkeitsprinzip, Nachstellung Wissenschaftsprinzip
 Orientierungspunkte eine handlungsorientierten Unterrichts: 1. Situationen, die für Berufsausübung bedeutsam
sind (Lernen für Handeln); 2. Ausgangspunkt für Lernen sind Handlungen. selbst ausgeführt o. gedanklich
nachvollzogen (Lernen durch Handeln); 3. selbstständige Planung, Durchführung, Überprüfung, ggf. Korrektur und
Bewertung; 4. Handlungen sollen ganzheitliches Erfassen beruflicher Wirklichkeit fördern, z.B. sicherheitstechnsiche, ökonomische oder rechtliche Aspekte; 5. Handlungen in Erfahrungen der Lernenden integrieren und
in Bezug auf gesellschaftliche Auswirkung reflektieren; 6. Einbeziehen sozialer Prozesse z.B. Konfliktbewältigung






unterrichtliche Ebene:
1. Inwieweit sind Elemente vollständiger Handlung erkennbar oder ausgeprägt? ( Zielsetzung, Planung etc.)
2. Ausbalancierung selbstbestimmte und angeleitete Handlungssequenzen? ( Einfluss auf Zielsetzung etc.)
3. Hat Handlungsprozess Ernstcharakter oder ist er Probehandeln? (nur gedanklich, oder aktiv)
4. Welcher Stellenwert kommt der Reflexion von Lernhandlungen zu? (Metakognition)
5. Ist Bezug des Lernhandelns auf Operationen mit Symbolen, materiell-körperliche Gegenstände oder auf
kommunikative Akte und Ergebnisse?
 Kriterien für Lehr-Lernprozess: vollständige Handlung, Selbststeuerung des Lernprozesses
 Erwartungen an so gestaltete Lehr-Lernprozesse: erhöhte Motivation, bessere Möglichkeiten der inneren
Differenzierung; bessere Entwicklung beruflicher Kompetenzen => mehr Selbstständigkeit, bessere Anwendungsfähigkeit erworbenen Wissens, bessere methodische Kompetenz, soziale Kompetenz, sich Neues selbst aneignen
 auf höheren Kompetenzniveaus Handlungsorientierung von Vorteil
 selbstregulierte, handlungsorientierte Erarbeitungsformen gewinnen durch bedarfsbezogene Unterstützung des
Lernprozesses an Qualität (Handlungsorientierung nämlich nicht immer nur förderlich!)
 Lernende, die die ihr eigenes Lernen effektiv regulieren können: sich selbstständig Lernziele setzen, angemessene
Techniken und Strategien für bestimmte Inhalte und Ziele auswählen und anwenden, ihre Motivation aufrecht
erhalten, den Zielerreichungsgrad während und nach Abschluss des Lernprozesses bewerten, ggf. die eigene
Lernstrategie anpassen
4.2.5Das Lernfeldkonzept (KMK)
 Ausgangsituation:
 Neuordnung Elektro- Metall- und Büroberufe auf curricularer Ebene => Leitziel: Berufsausbildung soll zur
Ausübung einer qualifizierten beruflichen Tätigkeit befähigen, insbesondere selbstständiges Planen, Durchführen
und Kontrollieren
 zunächst Festhalten an lehrergesteuerten Unterrichtsformen, dann aber verbindliche Aussagen zur Nutzung
handlungsorientierter Lehr-Lern-Arrangements
 mangelnde Umsetzung, begründet mit eingeschränkter Praktikabilität, verursacht durch starre organisationale
Randbedingungen, die konsequente Umsetzung erschwerten => Geburtsstunde Lernfeldkonzept
 Grundstruktur des Konzepts:
 - Rekrutierung auf konkrete berufliche Aufgabenstellungen, außerdem muss Lernfeld Ansprüchen Klafkis genügen
in Bezug auf Gegenwartsbedeutung, längerfristige Tragfähigkeit und Exemplarität
 - Lehrende sind mit Anspruch konfrontiert Lernfelder zu konkretisieren, oder sie in Lernsituationen zu überführen
 - schwierig für Lehrende, Lernsituationen auf Klientel zuzuschneiden => Vorbereitung in Teams; außerdem
Probleme beim Zeitkontingent => zu gering um übertragene Konkretisierungsaufgaben zu erfüllen
Aspekt bei der Implementation des Lernfeldkonzeptes:
 - curriculare Präzisierung der Lernfelder verlagert sich in Schule, damit in einzurichtende Arbeitsgruppen =>
erfordert didaktisch-curriculare Kompetenz und auch Teamfähigkeit der Lehrenden
 - Arbeitsgruppen benötigen für Arbeit Freiraum um autonom Unterrichtseinheiten vorzubereiten, durchzuführen
und zu evaluieren; Lehrgangsplanung, Abstimmung zwischen Schulen sowie dualem Partner => benötigt
didaktisch-organisatorische Kompetenz
 - Forderung nach Entwicklung schulbezogener pädagogischer Profile; Lernfeldkonzept führt zu schulspezifischen
Lösungen
 - Arbeitsgruppen sollen komplexe, teilnehmeraktivierende Lehr-Lern-Arrangements entwickeln; Lehrplan gibt nur
Strukturen vor => inhaltliche und methodische Ausgestaltung ist vor Ort vorzunehmen => erfordert neues
Selbstverständnis des fachlichen Expertentums (Fachkompetenz) und der pädagogisch-didaktischen Vorgehensweise (didaktische Handlungskompetenz)
 - traditionelle, zentralisierte, überregionale Prüfungen wirken als heimlicher Lehrplan und schränken nachhaltig
die Innovationsmöglichkeiten ein
 Unterrichtsgestaltung selbst soll nach Vorstellungen der Lehrplankonstrukteure, konsequent handlungsorientiert
erfolgen





5.
5.1


Kritik:
unklar wie hinreichendes Fachwissen aufgebaut werden kann, das Handlungskompetenz fundiert
Kritiker werfen dem Konzept die Vernachlässigung des Wissenschaftsprinzips vor
Bedenken, Konzept könnte den Bildungsauftrag der Berufsschule nur einseitig wahrnehmen => Funktionalisierung
betrieblicher Anforderungssituationen
positiv: Lernfeldansatz hebt Gegensatz von Fachwissen und Handlungswissen auf
Modell- und konzeptübergreifende Aspekte didaktischer Analyse- und Gestaltungsprozesse
Kompetenz- und Motivationsentwicklung und relevante Einflussfaktoren
ausgewählte Befunden zum Wissenserwerb in institutionalisierten Lehr-Lernprozessen
a) kognitivistisch: gegenstandszentriert gestaltete Lernumgebung und Primat der Instruktion; Auffassung des
Lernens als überwiegend rezeptiver Vorgang und Lerngeschehen, das systematisch geplant, schrittweise
konstruiert und evaluiert wird
 b) konstruktivistisch: Hervorhebung situierten Lernens und Primat der (Eigen)Konstruktion des Wissens; Lehrende
hat Aufgabe günstige Lernbedingungen zu schaffen und Lernende bedarfsbezogen zu unterstützen
 Determinanten der Schulleistung: hauptsächlich Qualität und Quantität der Lehre, Bekräftigungslernen,
remediales Lernen, kognitive Schülermerkmale und häusliche Umwelt vor Lehrmethoden
 ob problemorientierte Lernumgebungen tatsächlich zu besseren Lernergebnissen führen im Gegensatz zu
traditionellem Instruktionsunterricht, ist bisher nur unzureichend untersucht
 => realisierte Interaktions- bzw. Unterrichtsqualität innerhalb der Methode wesentlich bedeutender für
Lernerfolg als die Wahl der Unterrichtsmethode selbst
 Lernergebnis ist aber generell von einer Vielzahl von Faktoren abhängig
 Befunde aus pädagogischer Psychologie:
 =>variable Formen direkter Instruktion besonders geeignet für Erwerb inhaltlichen Wissens
 =>Formen situierten Lernens und didaktische Strategien von Projekt- und Gruppenarbeit und kreatives Üben sind
besonders wirksam für den Erwerb lebenspraktischen Anwendungswissens
 =>sprechen für die gezielte Ermöglichung subjektiver Lernerfahrungen und den Aufbau metakognitiver Einsichten,
den Erwerb von SQ
 =>Notwendigkeit eines variablen Instrumentariums erlebnis- und erkenntnisintensiver Methoden zur Förderung
kognitiv-motivationaler Handlungs- und Wertorientierungen
 Qualitätsmerkmale von Unterricht:
 =>erzielte Klarheit (Verständlichkeit) von Erläuterungen oder auch Aufgabenstellungen
 =>Strukturiertheit des Unterrichts bzw. Absicherung, dass neue Lehrinhalte eingeordnet werden können
 =>effektive Nutzung der Unterrichtszeit
 =>Adaptivität des Unterrichts; Vermeidung von länger andauernder Unter- und Überforderung
 =>damit zusammenhängend die Langsamkeitstoleranz der Lernenden
 =>Bekräftigung durch ein unterstützendes Feedback
 =>gutes Klassenklima und
 =>die Güte der Interaktionsprozesse
 ausgewählte Befunde zur Motivationsentwicklung:
 positive Einflüsse auf Lernmotivation: wahrgenommene inhaltliche Relevanz des Lernstoffes; wahrgenommene
Instruktionsqualität; wahrgenommenes inhaltliches Interesse beim Lehrenden; wahrgenommene soziale
Einbindung, wahrgenommene Kompetenzunterstützung, wahrgenommene Autonomieunterstützung
5.2 Interaktionsprozesse in Lehr-Lernarrangements
 Lernen vollzieht sich in der Regel als Interaktion zwischen Lehrenden und Lernenden
 Zeitanteil für lernförderliche Bedingungen schwankt erheblich: Bsp. BVJ bis zu 86%, in typischem Fachunterricht
umgekehrt beziehen sich ca. 80% der Interaktionen auf Lehrgegenstand
 positiv ausgeprägte Wertschätzung günstig für Lerngeschehen und; auch aus humanitärer Sicht empfehlenswert
6.





















Orientierungshilfen der didaktische Modelle, Konzepte und Partialtheorien im Überblick
es gibt keine in sich geschlossene, alle Gestaltungsfragen abdeckende didaktische Theorie => für Planung und
Analyse von Lehr-Lernprozessen Einbezug verschiedener, sich ergänzender Theorien
Motivationsanregung:
Kompetenzwahrnehmung (Rückmeldung und Bekräftigung, Zuweisung von herausfordernden aber bewältigbaren
Aufgaben, klare, anschauliche Präsentationen und bedarfsbezogene Unterstützung)
Autonomiewahrnehmung (offene Lehrformen, die Handlungsspielräume eröffnen, Möglichkeiten inhaltlicher
Mitbestimmung, gemeinsame Fixierung von Verhaltensregeln, Formen der Selbstbewertung)
Wahrnehmung sozialer Einbindung (partnerschaftliches Lehrer-Schüler-Verhältnis, Interesse des Lehrers an
Schülern, ggf. produktive Zusammenarbeit zwischen Schülern)
Relevanzwahrnehmung (Verwertbarkeitszuschreibungen im praktischen Feld, Einsicht, dass Lehrinhalte
notwendig sind, Interesse des Lehrers am Lernstoff, Verknüpfung Schülerinteressen)
Abwechslung (methodisch oder über Medien, Wettbewerbssituationen schaffen)
Anregungen zur Überwindung von Schwierigkeit:
Unterscheidbarkeit des neuen von bereit erworbenem Wissen erleichtern
vorab Überblick über das folgende Lehrmaterial geben
Einordnen von speziellem und konkreterem Wissen in Gesamtzusammenhang erleichtern, damit insgesamt die
Verankerung des Wissens in vorhandene kognitive Struktur begünstigen
Hilfen für Behalten und Einüben:
Einüben in unterschiedlichen Kontexten => deutlich werden der Anwendungsbedingungen des Wissens
bei motorischem Lernen begleitende Verbalisierung der Tätigkeitsvollzüge
modellhafte Demonstration und bedarfsbezogene, sukzessive zurückzuführende Lenkung
Hilfen für Transfer:
tiefes Verständnis sichern, Anwendung in unterschiedlichen Kontexten um Anwendungsbedingungen reflektieren
zu können
Förderung metakognitiver Fähigkeiten der Lernenden
Erwerb abstrakter Problempräsentationen
Motivationsentwicklung in problematischen Transfersituationen steuern lernen
problemorientiertes Lernen vorteilhafter als faktenorientiertes Lernen
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