Der Einsatz des Lesetagebuches im Rahmen eines

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Schriftliche Arbeit zur Zweiten Staatsprüfung
Eingereicht dem:
Studienseminar
für Grund-, Haupt-, Real- und Förderschulen
in Wiesbaden
Der Einsatz des Lesetagebuches
im Rahmen eines Literaturprojektes
als Möglichkeit der Empathieförderung
unter Genderaspekten
Durchgeführt in einem dritten Schuljahr anhand der Ganzschrift
„Emma und der Blaue Dschinn“ von Cornelia Funke
Name und Anschrift der LiV:
Julia Derstroff
Lehramt an Grundschulen
Abgabetermin: 01.02.2008
1
1.
1
Vorwort
I.
2.
3
Theoretische Auseinandersetzung
Das Lesetagebuch im offenen Deutschunterricht
der Grundschule
2.1
Allgemeines zur Bedeutung des Lesens
2.2
Der Einsatz des Lesetagebuches im Rahmen
3
3
des literarischen Deutschunterrichts
3.
7
2.2.1 Zum Begriff und den Funktionen des
Lesetagebuches
3
2.2.2 Formen des Lesetagebuches – unter
besonderer Berücksichtigung der
ausgewählten Variante
5
2.2.3 Der offene Literaturunterricht als
geeignete Unterrichtsform im Umgang mit
dem Lesetagebuch
6
Das Buch „Emma und der Blaue Dschinn“ von
Cornelia Funke in Verbindung mit der Entwicklung
von Empathiefähigkeit bei Mädchen und Jungen
im Grundschulalter – unter Genderaspekten
3.1
Das Buch „Emma und der Blaue Dschinn“
7
von Cornelia Funke
3.2
3.1.1 Inhalt des Buches
7
3.1.2 Aufbau, Erzählstruktur und Sprache
7
Empathiefähigkeit bei Mädchen und Jungen
8
des Grundschulalters – unter Genderaspekten
3.2.1 Was heißt Empathiefähigkeit
im Literaturunterricht?
8
3.2.2 Empathiefähigkeit bei Mädchen
und Jungen – unter Genderaspekten
9
3.2.3 Das Lesetagebuch zu „Emma und der
10
2
Blaue Dschinn“ im Hinblick auf
Empathiefähigkeit und Genderaspekte
II.
4.
Unterrichtspraxis
Unterrichtsplanung
4.1
Analyse der Lernbedingungen
4.1.1 Die Lernausgangslage der Klasse
hinsichtlich des Unterrichtsvorhabens
4.1.2 Die Lernvoraussetzungen der Schüler
Na. und La. im Hinblick auf Lesen
und Empathiefähigkeit
4.2
Didaktische Entscheidungsbegründung
4.2.1 „Lesen ist wie Kino im Kopf“ – Chancen
und Grenzen innerhalb des Unterrichtsvorhabens
4.2.2 Didaktische Reduktion
4.2.3 Kompetenzziele des Unterrichtsvorhabens
4.2.4 Bezug zum Rahmenplan Grundschule und
den Bildungsstandards des Faches Deutsch
4.3
Methodische Vorgehensweise
5.
Durchführung des Unterrichtsvorhabens
anhand ausgewerteter Beobachtungen
und schriftlicher Arbeiten der Schüler Na.
und La.
5.1
Na.
5.1.1 Allgemeines zur Vorgehensweise
5.1.2 Bearbeitungsweise
5.1.2.1 Auswahl der Angebote im Lesetagebuch
5.1.2.2 Figurenwahl
5.1.3 Analyse von Textausschnitten hinsichtlich
Empathiefähigkeit
5.2
La.
5.2.1 Allgemeines zur Vorgehensweise
3
5.2.2 Bearbeitungsweise
5.2.2.1 Auswahl der Angebote im Lesetagebuch
5.2.2.2 Figurenwahl
5.2.3 Analyse von Textausschnitten hinsichtlich
Empathiefähigkeit
III.
Auswertung
6.
Feststellung des Kompetenzzuwachses –
Reflexion und Ausblick
7.
Literaturverzeichnis
Anhang
4
1.
Vorwort
„Kindheit heute ist nicht mehr vergleichbar mit Kindheit noch
vor wenigen Jahrzehnten.“1
Ein bedeutsames Merkmal der gegenwärtigen Zeit sind rapide Veränderungen
innerhalb des gesellschaftlichen und familiären Lebens und somit auch der
kindlichen Lebensumwelt. Diese spiegeln sich zum einen in den äußeren,
sichtbaren Verhaltensweisen von Kindern wider; zum anderen kommt es in der
heutigen, schnelllebigen Zeit häufig dazu, dass innere Einstellungen bei Kindern
nicht richtig aufgebaut und gefestigt werden, was allerdings notwendige
Voraussetzung für die Förderung ihrer emotionalen Entwicklung ist. So werden
sich Kinder frühzeitig ihrer Begrenztheiten, ihren Ängsten und Zweifeln bewusst.
Sie fühlen sich alleine gelassen und unverstanden, da sie oftmals ohne feste
Bezugspersonen aufwachsen, die Verständnis für ihre Gefühle und Gedanken
aufbringen.2 Erschwerend kommt hier die neue Struktur von Familie hinzu, die
immer häufiger aus alleinerziehenden Elternteilen mit Kindern besteht. Dies führt
zu fehlenden Identifikationsmöglichkeiten des Kindes und kann nur schwer (z.B.
durch die Existenz eines Ersatzvaters/ einer Ersatzmutter) ausgeglichen werden.3
Diese ‚veränderte Kindheit’ wirkt sich schließlich auf die zwischenmenschlichen
Beziehungen von Kindern aus: Ihnen fällt es immer schwerer, sich in andere
Personen hineinzuversetzen. Im Rahmen des folgenden Unterrichtsprojektes im
Fach Deutsch soll genau diese Fähigkeit zur Empathieübernahme – die es erst
möglich macht, anderen und sich selbst gegenüber verantwortlich zu handeln –
gefördert werden.
Der äußere Rahmen des Unterrichtsvorhabens bildet das Lesen der Ganzschrift
„Emma und der Blaue Dschinn“ von Cornelia Funke. Diese fiktive Geschichte soll
den Kindern helfen, in ihre eigenen Welten, voller Fantasien und Träume
einzutauchen und sich ihre persönlichen Vorstellungen über das Gelesene zu
entwickeln. Dabei soll das ‚Eintauchen’ in die Geschehnisse die Kinder dazu
befähigen, die Abenteuer und Erfahrungen der Figuren mitzuerleben, ihre Gefühle
und Denkweisen nachzuempfinden und auf ihre eigene Person ein Stück weit zu
übertragen. Auf diese Art und Weise wird die Empathiefähigkeit der Schüler 4
gefördert.
Doch eine intensive Auseinandersetzung mit Gelesenem fordert eine geeignete
Methode, die ein ‚Eintauchen’ in jene fiktive Welt erst ermöglicht. Zu diesem Zweck
wird ein Lesetagebuch (LTB) auf die konkrete Schwerpunktsetzung hin
ausgerichtet und im Deutschunterricht eingesetzt.
1Schieder,
B. 2000,10.
Dies ist u. a. ein Resultat, das auf das Phänomen „Veränderte Kindheit“ zurückzuführen ist.
Vgl. Fölling – Albers, in: Einsiedler u. a. 22005, 159 und 160.
3Vgl. ebd..
4Diese Bezeichnung steht im Rahmen dieser Arbeit sowohl für Mädchen als auch Jungen.
2
5
Gerade bei dem Thema ‚Empathiefähigkeit’ spielt der Genderaspekt – der vor
allem in Schule und Unterricht immer wieder zu kontroversen Diskussion führt –
eine bedeutende Rolle.
Ziel dieses Projekts ist es, Mädchen und Jungen in gleichen Maßen anzuregen,
Gefühle, Denkweisen und Einstellungen anderer nachzuvollziehen und darüber
eigenständig zu reflektieren.
Innerhalb des ersten Teils dieser Arbeit werden die theoretischen Grundlagen der
vorliegenden Thematik näher beleuchtet. Wichtig ist hierbei, einen Überblick der
einzelnen Bausteine zu liefern und diese in einen Bezug zueinander zu setzen.
Der zweite Teil stellt das eigentliche Unterrichtsvorhaben, das heißt die Planung,
Durchführung und Auswertung der Unterrichtspraxis in den Fokus. Hierbei ist zu
erwähnen, dass – aufgrund des begrenzten Umfangs der Arbeit – an einigen
Stellen exemplarisch gearbeitet werden muss. Insbesondere die Durchführung und
Auswertung des Unterrichts wird am Beispiel der Schüler Na. und La. vollzogen.
Der Schwerpunkt liegt hierbei auf der individuellen Arbeitsweise mit dem
Lesetagebuch sowie des Kompetenzzuwachses im Bereich ‚Empathiefähigkeit’.
Dennoch soll der Blick auf die gesamte Lerngruppe nicht vernachlässig werden.
Neben dieser Eingrenzung werden nur wenige Bausteine des Lesetagebuches
genau analysiert und interpretiert werden können.
Mit den Worten einer Schülerin „Wenn man liest, dann stellt man sich das ganze
Bild – worüber man gerade liest – als Bild im Kopf vor“5, möchte ich nun das im
Folgenden dargestellte Unterrichtsvorhaben zum Thema „Der Einsatz des
Lesetagebuches im Rahmen eines Literaturprojektes als Möglichkeit der
Empathieförderung unter Genderaspekten. Durchgeführt in einem dritten
Schuljahr anhand der Ganzschrift „Emma und der Blaue Dschinn“ von Cornelia
Funke“ eröffnen.
5Annegret,
9 Jahre.
6
I. Theoretische Auseinandersetzung
I.
Theoretische Auseinandersetzung
2.
Das Lesetagebuch im offenen Deutschunterricht der
Grundschule
2.1
Allgemeines zur Bedeutung des Lesens
Die Bedeutung des Begriffs „Lesen“ ist in einen äußerst komplexen und
facettenreichen Vorgang eingebettet. In diesem Zusammenhang hat sich im
Rahmen
fachdidaktischer
Diskussionen
der
letzten
Jahre
der
„Lesekompetenz“ manifestiert, der im Folgenden näher beleuchtet wird.
Begriff
6
Der bekannte Satz „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es!“ von Erich Kästner trifft
auch auf die Entwicklung der Lesekompetenz zu. Leseförderung über den
Erstleseunterricht hinaus ist spätestens seit IGLU und PISA7 ein zentrales Thema
der Grundschuldidaktik.8
In der Vergangenheit lagen die Schwerpunkte des Lesens vor allem auf einem
flüssigen, ausdrucksstarken, möglichst fehlerfreien Vorlesen.9 Lesen wird heute als
„[...] Akt der aktiven Sinnkonstruktion aus Geschriebenem durch den Lesenden
[...]“10 umschrieben. Kinder zum Lesen und zur Literatur hinzuführen, gilt als
zentrale Aufgabe des Deutschunterrichts und ist Bestandteil weit über die
Grundschulzeit hinaus. Über das sinnerfassende Lesen hinaus muss auch das
lustvolle, literarische Lesen zur Ausbildung einer positiven Einstellung in den
Lesekompetenzbegriff integriert werden. Darunter lassen sich unter anderem die
Fähigkeit der Vorstellungsbildung, das Verständnis innerer Vorgänge des
Geschehens, die subjektive Beteiligung und das Gespräch über persönliche
Leseeindrücke nennen.11 Die Grundschule hat die Aufgabe, den Grundstein für
einen langen Prozess des sinnerfassenden und literarischen Lesens zu legen.12
Innerhalb dieser Arbeit soll eine Form, vornehmlich zur Intensivierung des
literarischen Lesens, fokussiert werden: Das Lesetagebuch.
2.2
Der Einsatz des Lesetagebuches im Rahmen des literarischen
Deutschunterrichts
2.2.1 Zum Begriff und den Funktionen des Lesetagebuches
Der Begriff „Lesetagebuch“ beinhaltet zum einen das Lesen von Büchern, zum
anderen das Schreiben von Tagebucheinträgen.
Das traditionelle Tagebuch wird in der Regel als Mittel zur Skizzierung von
Begebenheiten, Gedanken, Wünschen, Erfahrungen und Stimmungen gebraucht.
Während die Aufzeichnungen in einem Tagebuch oftmals durch ein hohes Maß an
Intimität geprägt sind und ein Ventil für die Auseinandersetzung mit der eigenen
Person darstellen können, wird seit geraumer Zeit das Tagebuch als Lern- und
6Die
Lesekompetenz wird meist stufenförmig dargestellt. Vgl. Lesekompetenzmodell nach K. H. Spinner im Anhang des
Dokuments, A1.
7Ausführliche Darstellung des Pisa- Modells in: Messner, R. 2005, 53-55.
8Vgl. Merkelbach, V., in: Steffens, U., Messner, R. 2005, 45.
9Vgl. Groeben, N., u . a. (Hrsg.) 2002, 80 f..
10
Rosebrock u. a. „Lesen“, in: Kliewer, H. J., Pohl, I. 2006.
11Vgl. Übersicht über die Teilkompetenzen nach Spinner, K. H. 2006, 9-12 im Anhang des Dokumentes, A1. Dazu
ausführlich Waldt , K. 2003.
12Vgl. Steffens, U., Messner, R. 2005, 9.
7
I. Theoretische Auseinandersetzung
Mitteilungsmedium für den schulischen Bereich genutzt. Im Zuge dessen hat sich
der Begriff „Lesetagebuch“ – im Sinne einer Methode im Umgang mit Büchern – für
den Deutschunterricht manifestiert, dessen Funktion sich im Laufe der Zeit
gewandelt hat.
Mit Beginn des 20. Jahrhunderts ist das Lesetagebuch vor allem zu
Forschungszwecken genutzt worden, um den literarischen Entwicklungsstand
junger Leserinnen und Leser festzustellen und den Leseumfang im häuslichen
Bereich zu überprüfen.13 Im Rahmen des Deutschunterrichts ist es als brauchbares
Mittel zum Aufbau erwünschter Lesegewohnheiten, zur Dokumentation gelesener
Bücher sowie zur Förderung sprachlicher Bildung eingesetzt worden. Im Laufe der
Zeit hat sich die Ansicht verstärkt, dass der Einsatz von Lesetagebüchern die
Chance einer individuellen und altersgemäßen Auseinandersetzung mit Lektüren
im Unterricht biete.14 Heute wird es vor allem innerhalb geöffneter Verfahren des
handlungs- und produktionsorientierten Unterrichts zur Leseförderung und im
Sinne
eines
Schreibanlasses
eingesetzt.
Hierbei
werden
Bücher
als
Schreibvorlage angesehen, an welche verschiedenen Erzählweisen im Rahmen
des Lesetagebuches schreibend erprobt werden.15
Im Vergleich zu der ebenfalls geläufigen Bezeichnung ‚Lesebegleitheft’16, zeichnet
sich das Lesetagebuch durch ein offeneres Konzept, ähnlich dem herkömmlichen
Tagebuch aus, das den Kindern mehr Freiraum in ihrer Beschäftigung mit Texten
einräumt. Jedoch wird das Lesetagebuch nicht zu privaten Zwecken gebraucht,
sondern im Sinne einer öffentlichen Präsentation im Deutschunterricht eingesetzt.17
Gemäß des heutigen Anspruches an das Lesetagebuch, die Selbstständigkeit der
Schüler herauszufordern und den eigenen Lernprozess zu dokumentieren, ist es
„[...] eine Methode der Aneignung von Gelesenem und der Auseinandersetzung
damit, die zulässt, dass die einzelnen Schülerinnen und Schüler in selbst
gewähltem Lese- und Schreibtempo [...] zu einer intensiven und individuellen
Auseinandersetzung mit dem Gelesenen gelangen.“18
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Funktion eines Lesetagebuches,
je nach Schwerpunktsetzung und individueller Organisationsform, variieren kann.
Dennoch soll bei jeglicher Behandlung das Nachdenken der Kinder über den
eigenen Erfahrungsprozess unterstützt werden. „Andere Bücher habe ich immer
nur gelesen, aber bei diesem Buch muss ich jetzt viel nachdenken.“19
13Der
Pädagoge und Schriftsteller Richard Bamberger hat die Methode des Lesetagebuches erstmals in seinen
Schulklassen anhand verschiedener Fragestellungen erprobt. Vgl. ebd. 62f.
14Vgl. Spinner, K. H. 2006, 27f.
15Vgl. Hintz, I. 22005, 79.
16Lesebegleithefte werden von Verlagen angeboten und bestehen aus Arbeitsblättern, die unterschiedlichste
Aufgaben wie z.B. inhaltserschließende Fragen oder Kreuzworträtsel – enthalten. Vgl. Spinner, K. H. 2006, 27.
17Vgl. Hintz, I. 22005, 92.
18Friederike, LT 126, in: Ebd., 205.
19ebd., 255.
8
I. Theoretische Auseinandersetzung
2.2.2 Formen des Lesetagebuches – unter besonderer Berücksichtigung
der hier ausgewählten Variante
So vielfältig die Funktion eines Lesetagebuches sein kann, manifestieren sich auch
die Varianten der Auseinandersetzungsweisen. Ingrid Hinz unterscheidet sechs
Formen des Lesetagebuches, die sie in die Kategorien „frei“ und „vorstrukturiert“
gliedert.20 Alle Versionen führen die Intentionen des intensiven Lesens, freien
Arbeitens, produktiven Schreibens und der Förderung von Lesekompetenz, mehr
oder weniger ausgeprägt mit sich. Die folgende Tabelle soll einen Überblick der
Varianten aufzeigen.
FREI
vollkommen frei
VORSTRUKTURIERT
mit
Anregungszettel
..................................
S. werden
dazu
angehalten,
Leseprozess
und Leseeindrücke in
freier Form
zu dokumentieren.
mit ausgewählten
offenen
Aufgaben
..................................
..................................
S. erhalten
Anregung-en,
die sie frei
wählen
können.
S. erhalten
vorge-staltete
offene
Aufgaben,
aus denen
sie auswählen
können.
mit ausgewählten
offenen
Aufgaben
mit buchbezogenen
Lesetagebüchern
..................................
S. erhalten
vorgestaltete
offene Aufgaben, die
sie
bearbeiten
müssen.
mit
erstellten
Lesetagebüchern
..................................
..................................
S. führen
vorstrukturiertes,
buchbezogenes
LTB, das von
Verlagen
angeboten
wird.
S. führen
vorstrukturiertes Lt., das
von Lehrkraft
zu einem
Buch selbst
erstellt
worden ist.
Die freien Formen des Lesetagebuches eignen sich im Besonderen als Begleiter
des Leseprozesses über eine längere Zeit. Dabei ist es sinnvoll, dass die Schüler
ihre
Lektüre
selbst
auswählen.
Wird
ein
Buch
unter
bestimmten
Schwerpunktsetzungen gemeinsam mit der Klasse gelesen, ergeben sich für das
Lesetagebuch andere Formen.21
Das
geplante
Literaturprojekt
enthält
ein
durch
die
Lehrkraft
erstelltes
Lesetagebuch mit vorstrukturierten Aufgaben. Diese sind buchbezogen und
enthalten meist einen Pflicht- und einen Wahlteil. Die zu bearbeitenden Vorgaben
richten sich auf die vorliegende Schwerpunktsetzung. Auch wenn diese Art des
Lesetagebuches einem Lesebegleitheft zu einer bestimmten Lektüre ähnelt, gibt es
Kriterien, die für die Art eines Tagebuches sprechen: Die Schüler sollen trotz
verbindlicher Aufgaben Auswahlmöglichkeiten haben, die Spielräume innerhalb
ihrer Bearbeitung gewährleisten. Das Verhältnis zwischen Bindung und Offenheit
scheint
hierbei
ausschlaggebend.22
Innerhalb
des
hier
vorliegenden
Lesetagebuches wird die freie Variante des Arbeitens in Form von offenen
Aufgaben in das Lesetagebuch eingeflochten.
Diese stellen sozusagen ‚Extras’ der Auseinandersetzung mit dem Gelesenen dar
und
sollen
den
Schülern
lediglich
20Vgl.
hier und im Folgenden Hintz, I. 22005, 235 und 281.
Schösser, J. 1997, 55.
22Vgl. Hintz, I. 22005, 235.
21Vgl.
9
Anregungen
für
individuelle
I. Theoretische Auseinandersetzung
Auseinandersetzungsweisen bieten, mit denen sie vollkommen frei umgehen
können.23
2.2.3 Der offene Literaturunterricht als geeignete Unterrichtsform im
Umgang mit dem Lesetagebuch
„Lesen darf in der Schule nicht nur eine Angelegenheit des erarbeitenden
Unterrichts sein, sondern muss auch als lustvolle, spannende, erfahrungsintensive
Beschäftigung seinen Platz finden.“24
Diese Forderung nach einer grundsätzlichen Öffnung des Literaturunterrichts im
Gegensatz zum ‚Lesen im Gleichschritt’ ist vor allem angesichts der bestehenden
Heterogenität in Grundschulklassen zu befürworten. Um diesem Anspruch gerecht
zu
werden,
sollten
je
nach
Lesefähigkeit
der
Schüler,
unterschiedliche
Vorgehensweisen zum Tragen kommen. Freie Lesezeiten und gemeinsames
Lesen in der Großgruppe stehen im Rahmen eines offenen Literaturunterrichts in
einem mehr oder weniger ausgewogenen Verhältnis. Den Kindern muss einerseits
Raum gegeben werden, alleine oder in Kleingruppen zu lesen und über Gelesenes
zu sprechen. Andererseits findet an bestimmten Stellen des Leseprojekts, z. B. der
Einführung des Buches, eine Besprechung in der Lerngruppe statt.25
Ein differenziertes Vorgehen im Rahmen einer Klassenlektüre wird durch das
Lesetagebuch begünstigt, da es individuelles Lesen bei gleichzeitig gemeinsamer
Verständigung über die Inhalte des Buches verknüpft. Für die Kinder ist das
Lesetagebuch ein Begleiter auf ihrem Lern- und Leseweg, den sie anhand des
Endproduktes immer wieder begutachten können. Eine sich wandelnde Lesekultur
bringt jedoch auch eine veränderte Lehrerrolle mit sich. Die Lehrkraft erhält
Einblicke, welche Vorgehensweisen die Schüler wählen und nimmt an individuellen
Leseerfahrungen teil. Darüber hinaus gibt sie Anregungen und Tipps zur
Weiterarbeit und dokumentiert Lernfortschritte.
Als Variante eines produktionsorientierten Verfahrens spielt das Lesetagebuch im
geöffneten Deutschunterricht eine immer größere Rolle.26
23
Vgl., Hintz, I. 22005, 278.
K. H. 2006, 15.
25Vgl. Schösser, J., Knab, J. 1997, 22f.
26Vgl. Hintz, I. 22005, 83.
24Spinner,
10
I. Theoretische Auseinandersetzung
3.
Das Buch „Emma und der Blaue Dschinn“ von Cornelia
Funke in Verbindung mit der Entwicklung von Empathiefähigkeit bei Mädchen und Jungen im Grundschulalter –
unter Genderaspekten
3.1
Das Buch „Emma und der Blaue Dschinn“ von Cornelia Funke
3.1.1 Inhalt des Buches
Das Buch „Emma und der blaue Dschinn“27 von Cornelia Funke ist im Jahr 2002
erschienen. Die Protagonistin ist das 8- jährige Mädchen Emma, das auf einem
seiner nächtlichen Strandspaziergänge, die es gemeinsam mit ihrem Hund Tristan
unternimmt, eine Flaschenpost findet. Als Emma diese öffnet, entschwebt ihr ein
Blauer Dschinn. Aber statt Emma – wie im Märchen zum Dank für die Befreiung –
drei Wünsche zu erfüllen, berichtet der Flaschengeist Karîm von seinem traurigen
Schicksal: Seit ihm der böse Dschinn Sahim seinen Nasenring gestohlen hat, ist er
nicht mehr in der Lage, Wünsche zu erfüllen. Von dieser Geschichte bewegt,
beschließen Emma und Tristan, Karîm in dessen ferne Heimat zu begleiten, um
ihn bei der Suche nach seinem Nasenring zu unterstützen. Auf der Reise und
während des Aufenthaltes in dem orientalischen Land, erleben die drei viele
Abenteuer: Emma und Tristan lernen den Kalifen und dessen ‚blau gemusterte’
Großmutter kennen und werden letztlich vom hinterlistigen Gelben Dschinn
entführt und in den Palast gebracht. Nach einiger Zeit gelingt es Karîm und dem
Kalifen, Emma und Tristan zu befreien. Es kommt zum Kampf zwischen den
beiden Dschinns, an dessen Ende es Karîm gelingt, Sahim zu überwinden und
seinen Nasenring zurückzuerobern. Von neuer Stärke und Kraft durchflutet, ist er
in der Lage, Emma drei Wünsche zu erfüllen und sie zurück nach Hause zu
bringen. Als bleibende Erinnerung schenkt Karîm ihr zum Abschied eine Flasche
mit einem kleinen blauen Dschinn, namens Khalîl.
3.1.2 Aufbau, Erzählstruktur und Sprache
Die Geschichte von Emma und dem Blauen Dschinn spielt in einem zeitlichen
Rahmen von drei Tagen und drei Nächten. Das Buch gliedert sich in insgesamt
neun Kapitel, die in ihrem Umfang unterschiedlich sind. Die Kapitel bauen
aufeinander auf, wobei neue Kapitel Einschnitte darstellen. Im Verlauf der
Geschichte finden häufig Wechsel zwischen dialogischen und beschreibenden
Teilen statt. Der auktoriale Erzähler kennt sowohl den Handlungsablauf als auch
die Innensicht der einzelnen Figuren. Aufgrund dieser Kombination wird es den
Lesern möglich, nachzuempfinden, wie sich beispielsweise die Protagonistin fühlt,
indem sie die lustigen, traurigen, komischen, aufregenden, verzweifelten,
ungewöhnlichen und überraschenden Situationen miterleben. Die Vielfalt in der
Darstellung trägt zudem zum Spannungsaufbau bei; der Fortgang der Geschichte
bleibt, am Ende eines Kapitels, für den Leser meist offen.
27Vgl.
hier und im Folgenden: Funke, C. 2002.
11
I. Theoretische Auseinandersetzung
Die verwendete Sprache ist für Kinder des angegebenen Lesealters – von 8 bis 10
Jahren – leicht zu verstehen, da das Vokabular angemessen ist. Als sprachliche
Mittel setzt die Autorin häufig Metaphern und Vergleiche ein. Insgesamt zeichnet
sich der Schreibstil durch Witz, Ironie und Situationskomik aus. Einzig der Satzbau
kann bei den Schülern während des Lesens zu Problemen führen, da viele Sätze
aufgrund eingeschobener Nebensätze relativ lang und für ungeübte Leser schwer
nachzuvollziehen sind.
3.2
Empathiefähigkeit bei Mädchen und Jungen des
Grundschulalters – unter Genderaspekten
3.2.1 Was heißt Empathiefähigkeit im Literaturunterricht?
„Wenn Menschen Gefühle ausdrücken, bauen sie Beziehungen zu anderen auf,
versuchen diese aufrechtzuerhalten, zu verändern oder abzubrechen.“28 Diese
Fähigkeit setzt Erfahrungen und Fertigkeiten voraus, die unter dem Begriff
„Emotionale Kompetenz“ zusammengefasst werden. Eine wichtige und sich
langsam entwickelnde Teilkompetenz besteht in der Anteilnahme am emotionalen
Erleben anderer Personen: Die Fähigkeit zu Empathie.29
Diese ist in der Fachliteratur eng mit dem Begriff „prosoziales Verhalten“ 30
verbunden und liegt vor, wenn Kinder die Gefühle anderer erkennen, darauf
emotional reagieren und ähnliche Gefühle selbst erleben. Die Fähigkeit der
Empathie hat in unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen ihren Sitz im Leben
und nimmt bereits in der Schule eine bedeutende Rolle ein.31
Im Literaturunterricht wird sie in den Bereich der ‚Perspektivübernahme’ integriert
und nach den Stufen der ‚Substitution’ und ‚Projektion’, als kompetenteste Form
der Identifikation mit Figuren aus fiktiven Inhalten angesehen. Grundlage bildet
dabei die Wahrnehmung der Fremdheit anderer und deren Gefühlslagen. Man
versucht nach- und mitzuempfinden, was ein anderer in seiner Situation denkt und
fühlt, das heißt man macht sich ein eigenes Bild vom inneren Zustand der Figur.
Die im Literaturunterricht zu vermittelnden Kompetenzen gehen in hohem Maße
mit der Kompetenz zur Empathiefähigkeit einher. Gerhard Haas betont in diesem
Zusammenhang die Verbindung von Literatur und emotionaler Intelligenz.
Demnach vollzieht sich die Entwicklung der Empathie auch in der Begegnung mit
fiktionalen Inhalten, Figuren und Geschehnissen der Literatur.32 Bildungsprozesse
werden
initiiert,
die
neben
Identitätsfindung,
Sensibilisierung
der
Wahrnehmungsfähigkeit und Auseinandersetzung mit Problemen, die Entfaltung
von Perspektivübernahme, Fremdverstehen und Empathie beinhalten.33 Diesen
Zielen vermag Kinder- und Jugendliteratur, aufgrund ihrer meist fiktionalen Züge, in
hohem Maße gerecht zu werden.34
28Petermann,
F., Wiedebusch, S. 2003, 32.
ebd. nach Saarni (1999), 13.
30Auch „helfendes Verhalten“ genannt.
31
Vgl. 3.2.2
32Vgl. Haas, G. 62005, 36.
33Vgl. Hintz, I. 22005, 13.
34Vgl. Hintz, I. 22005, 15.
29Vgl.
12
I. Theoretische Auseinandersetzung
3.2.2 Empathiefähigkeit bei Mädchen und Jungen – unter Genderaspekten
Die Fähigkeit zu Empathie in der Kindheit wird durch verschiedene Komponenten
des menschlichen Seins beeinflusst. Neben den kognitiven Leistungen, geht man
davon aus, dass das Geschlecht einen wichtigen Faktor darstellt. In diesem
Zusammenhang spricht man von dem Begriff „Gender“. Dieser beschreibt das
soziale und kulturelle Geschlecht, das sich durch gesellschaftlich geprägte Rollen
von Frauen und Männern, Mädchen und Jungen auszeichnet.35 Emotionale
Kompetenz korreliert in hohem Maße mit sozialer Kompetenz. Demnach stellen
emotionale Fähigkeiten, zu denen auch Empathie gehört, eine Voraussetzung für
die Entwicklung eines angemessenen Sozialverhaltens dar.36
Studien37 zu Folge zeigen Mädchen des Grundschulalters häufiger soziale
Verhaltensweisen, die auf Empathiefähigkeit zurückzuführen sind, als Jungen. Bei
Jungen spielt das Geschlecht der betroffenen Person eine bedeutende Rolle.
Empathie findet bei fremden oder fiktiven Figuren in höherem Maße statt, wenn die
Figur dasselbe Geschlecht hat, wie das Kind.38 Dies soll jedoch nicht heißen, dass
Empathiefähigkeit als rein weibliche Kompetenz anzusehen ist.39 Jungen und
Mädchen legen häufig unterschiedliche Schwerpunkte des Nachempfindens.
Mädchen sind in größerem Maße dazu in der Lage, Gefühle, wie Traurigkeit und
Angst, zu erkennen und nachzuvollziehen. Die mütterliche Erziehungs- und
Sozialisationsweise trägt durch Toleranz und Nachgiebigkeit gegenüber den
Töchtern zu einer Entwicklung der Empathiefähigkeit bei. Bei Jungen hingegen
korreliert Empathie nur schwach mit Sozialisationsbedingungen. Hier spielen die
kognitiven Faktoren eine bedeutendere Rolle, die im Hinblick auf soziales
Verstehen gefördert werden müssen.40 Jungen sind auf emotionale Ausdrücke wie
Ärger oder Ekel sensibilisiert und nehmen diese Aspekte häufiger bei Jungen als
bei Mädchen wahr.41
An dieser Stelle greift nun der ‚Genderaspekt’, der diese Annahmen als von der
Gesellschaft konstruierte Stereotype sieht. Im alltäglichen Umgang mit Kindern,
kommt es darauf an, einerseits die Unterschiede in der Empathiefähigkeit zu
berücksichtigen, andererseits für beide Geschlechter Herausforderungen zu
stellen, sich mit Gefühlslagen jeder Art auseinanderzusetzen.
Eine geschlechtergerechte Schule ist unbedingt notwendig, damit sich Kinder „[...]
als Individuen entfalten können und nicht als das typische Mädchen, der typische
Junge gesehen werden.“42
35Vgl.
Jantz, O., Brandes, S. 2006, 32ff.
Petermann, F., Wiedebusch, S. 2003, 20.
37Hoffman hat in einem Überblick 11 Studien zusammengefasst, in denen Mädchen empathischer reagierten, als
Jungen. Vgl. Hoffmann 1977, 712-722.
Feshbach fand ebenso heraus, dass die Empathiefähigkeit bei Jungen von der Motivation abhing. Vgl. Feshbach 1982,
315-318.
38Vgl. Petermann, F., Wiedebusch, S. 2003, 35.
39
Für das Grundschulalter gibt es keine eindeutigen Tests oder Fragebögen zur Empathiefähigkeit..
40Vgl. Feshbach 1982, 315-318.
41Vgl., Petermann, F., Wiedebusch, S. 2003, 47.
42Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft 2007, 7.
36Vgl.,
13
I. Theoretische Auseinandersetzung
3.2.3 Das Lesetagebuch zu „Emma und der Blaue Dschinn“ im Hinblick
auf Empathiefähigkeit und Genderaspekte
„Was ist „Lesen“ für Mädchen, was ist „Lesen“ für Buben?“43 Mädchen und Jungen
weisen nicht nur unterschiedliche Leseleistungen auf, sie verbinden auch
verschiedene Funktionen mit dem Lesen. Während Mädchen dem Lesen, vor
allem der erzählenden Literatur, insgesamt positiver gegenüberstehen, ist für
Jungen das Lesen oftmals ein ‚MUSS – LESEN’.44 Aus diesen Gründen ist es in
der Schule notwendig, sowohl Mädchen als auch Jungen durch eine geeignete
Lektürewahl zum Lesen und der Beschäftigung mit dem Gelesenen zu motivieren,
indem ihre Interessenlagen für Lernfelder berücksichtigt werden und eine
geeignete Zugangsweise gewählt wird. Dieses Anliegen steht im Mittelpunkt der
Genderperspektive und soll innerhalb dieser Arbeit im Hinblick auf die Methode
des Lesetagebuches zu der Lektüre „Emma und der Blaue Dschinn“ seine
Berücksichtigung finden. Das Lesetagebuch eröffnet durch seine vielfältigen
Zugangsmöglichkeiten,
sowohl
Jungen
als
auch
Mädchen
Wege
zur
Auseinandersetzung mit einem Buch. Individualisiertes Lernen wird durch
unterschiedliche Aufgabenstellungen verwirklicht. Das Buch „Emma und der Blaue
Dschinn“
stellt
unterschiedlichen
sowohl
durch
Geschlechtern
die
Integration
als
auch
Anknüpfungspunkte für Jungen und Mädchen
verschiedener
durch
dar.45
die
Figuren
Geschichte
mit
selbst
Doch nicht alleine die
aufzugreifende Genderthematik spielt innerhalb des Literaturprojektes eine
wichtige Rolle. Denn unter deren Berücksichtigung sollen alle Schüler in ihren
Möglichkeiten, empathiefähig zu sein, gefördert werden. Dieser Ansatz entspricht
einer ‚imanigativ – identifikatorischen Auseinandersetzungsweise’ innerhalb des
Lesetagebuches.46 Dabei imaginieren sich die Schüler beobachtend, teilnehmend
oder appellativ in das Buchgeschehen hinein. Mit Hilfe ihrer Vorstellungskraft, die
dadurch eine natürliche Förderung erfährt, übernehmen sie die Perspektive der
Figuren und identifizieren sich mit dem Anderen, dem Fremden. Neben der
Wahrnehmungsfähigkeit, werden in diesem Zuge das Fremdverstehen und die
Sozialkompetenz gefördert.47
43Bundesministerium
für Unterricht, Kunst und Kultur 2007, 5.
Vgl. Birkenbihl, V. F. 2005, 80.
dazu in 4.3
46Vgl. hier und im Folgenden: Hintz, I. 22005, 258 f..
47Vgl. 4.3.3
44
45Mehr
14
II. Unterrichtspraxis
II.
Unterrichtspraxis
4.
Unterrichtsplanung
4.1
Analyse der Lernbedingungen
4.1.1 Die Lernausgangslage der Klasse hinsichtlich
des Unterrichtsvorhabens
Die Schüler der 3. Klasse sind dazu in der Lage, Texte selbstständig zu erlesen,
die Inhalte – entsprechend ihrer individuellen Leseleistung – zu erfassen und mit
eigenen Worten wiederzugeben. Unterschiede zwischen den Kindern bestehen
allerdings in ihrem Lesetempo. Für die meisten Kinder ist das Lesen – auch von
unbekannten, schwierigeren Texten – kein Problem mehr. Dies lässt sich – laut
Aussage der Klassenlehrerin – einerseits auf die hohe Lesemotivation der
Lerngruppe
von
Anfang
an
zurückführen;
andererseits
hat
sich
der
Leselernprozess bereits im ersten Schuljahr durch die Auswahl verschiedener
Leseangebote ausgezeichnet. Im zweiten Schuljahr hat das sinnerfassende Lesen
einen Hauptaspekt des Deutschunterrichts dargestellt. Das Lesekonzept der
Wisperschule sieht das tägliche Lesen als Unterrichtsprinzip des Faches Deutsch
vor.48 So wird das flüssige und betonende Lesen von altersgemäßen Texten
regelmäßig geübt. Darunter lässt sich neben dem täglichen Erlesen schriftlicher
Arbeitsaufträge der Umgang mit kurzen Geschichten, Gedichten und Sachtexten
nennen. Ferner haben die Kinder in Klasse zwei die Ganzschriften „Igel zu
Besuch“49 und „Der Buchstaben- Fresser“50 eigenständig gelesen und sich mit den
jeweiligen Inhalten auseinandergesetzt. Zusätzlich nutzen die Kinder mit großer
Begeisterung einmal in der Woche das Angebot der Schulbücherei. Hier werden
sie animiert, Bücher nach eigenem Interesse auszuwählen und entsprechend ihres
individuellen Tempos zu lesen. Nicht zuletzt lässt sich die Freude und
Begeisterung der Lerngruppe rund um das Lesen während des Vorlesens in
Frühstückspausen erkennen.
Die Methode des Lesetagebuches ist den Schülern noch nicht bekannt. Bisweilen
hat sich die Beschäftigung mit dem Inhalt von Gelesenem im Rahmen der
gemeinsamen
Besprechung
im
Klassenverband
sowie
der
individuellen
Auseinandersetzung an Lernstationen vollzogen. Die Schüler sind jedoch seit
Beginn ihrer Schulzeit an eigenständiges und produktives Lernen herangeführt
worden, sodass sie innerhalb solcher Arbeitsweisen selbstsicher agieren. Aus
diesem Grund ist davon auszugehen, dass die nötigen Organisationsweisen zur
Arbeit mit dem Lesetagebuch bei der gesamten Lerngruppe bekannt sind.
In Bezug auf die Empathiefähigkeit der Schüler lässt sich behaupten, dass die
Kinder Potential zur Perspektivübernahme besitzen. Dies ist vor allem im
Religionsunterricht im Rahmen von biblischen Geschichten immer wieder zu
beobachten. Anhand eines Fragebogens zur Empathiefähigkeit ist festzustellen,
dass die Schüler Gefühle durch Bilder von realen Personen oder beschriebenen
48Vgl.
49Das
Lesekonzept der Wisperschule, 8.
Buch wurde im Rahmen des Projekts ‚Lesekönig’ gemeinsam gelesen. Vgl. Bembè, S. 2001.
15
II. Unterrichtspraxis
Alltagssituationen ableiten können.51 Jedoch haben viele Kinder Schwierigkeiten,
Gründe für das Empfinden Anderer detailliert zu beschreiben. Das heißt der
Großteil
der
Klasse
befindet
sich
auf
der
ersten
Niveaustufe
der
52
Empathiefähigkeit.
Die Empathiefähigkeit gegenüber fiktiven Charakteren, wie sie im Rahmen des
Literaturprojektes gefordert wird, ist der Lerngruppe weniger vertraut und wird aus
diesen
Gründen
vermutlich
bei
manchen
Schülern
immer
wieder
zu
Schwierigkeiten führen. Es ist davon auszugehen, dass die Auseinandersetzung
auf Niveaustufe drei53 von nur wenigen Schülern erreicht wird.
4.1.2 Die Lernvoraussetzungen der Schüler Na. und La. im
Hinblick auf Lesen und Empathiefähigkeit
Die Schüler Na. und La. sind beide neun Jahre alt. Die Eltern von Na. sind
kroatischer Herkunft. Sie selbst ist in Deutschland zur Welt gekommen und
beherrscht die deutsche Sprache akzentfrei. Im schulischen Bereich zeichnet sich
Na. durch ein zügiges, leistungsstarkes und teilweise akribisches Lernen aus. Sie
weist enorme Stärken im Arbeits- als auch Sozialverhalten auf und ist ein sehr
aufgeschlossenes Mädchen. Im Fach Deutsch erbringt sie seit der ersten Klasse
sehr gute Leistungen – sowohl im schriftlichen als auch mündlichen Bereich. Na.
hat große Freude am Lesen von Büchern und verfügt über eine hohe
Lesekompetenzstufe. Die Sinnentnahme von Gelesenem geht bereits über die
konkreten Inhalte hinaus, sodass die Schülerin dazu in der Lage ist, abstrakte
Schlussfolgerungen zu ziehen.
Der Schüler La. zeichnet sich durch hohes Leistungsvermögen in nahezu allen
schulischen Lernfeldern aus. Er ist dazu in der Lage, neue Thematiken schnell zu
erfassen und umzusetzen. Seine sprachliche Ausdrucksfähigkeit ist auf einem
hohen Niveau anzusiedeln und wird vor allem beim Schreiben von Sachtexten
oder Fantasiegeschichten deutlich. La. ist ein eifriger und sehr guter Leser. Er
erließt fremde Texte nahezu fehlerfrei und beherrscht die sinnstiftende Betonung
von Wörtern in äußerst ausgeprägter Form. Im Bereich des Arbeitsverhaltens fällt
auf, dass der Schüler dazu neigt, seine Aufgaben möglichst schnell fertig zu
stellen, wodurch er an manchen Stellen ungenau arbeitet. Weist man ihn jedoch
auf exaktes Arbeiten hin, erledigt er die Aufgaben anforderungsgerecht.
Beide Schüler haben den Lesetest54 der zweiten Jahrgangsstufe mit sehr guten
Ergebnissen absolviert. Sie zeigen deutliche Stärken im Bereich der Sinnentnahme
und Abstraktion von Gelesenem. Weniger vertraut ist den Schülern – genau wie
der gesamten Lerngruppe – die Übernahme von Perspektiven anderer Personen.
Im Fragebogen zur Empathiefähigkeit ist deutlich geworden, dass sowohl Na. als
auch La. dazu in der Lage sind, Gefühle von Personen richtig einzuschätzen.
50„Der
Buchstaben- Fresser“ (Maar, P. 2006) war ein offnes Leseprojekt.
Vgl. Auswertung des Fragebogens im Anhang des Dokumentes, A4.
Übersicht über die Niveaustufen 4.2.3
53Vgl. ebd..
54Hierbei handelte es sich um den Lesetest des HKMs, zur Überprüfung des strategischen Ziels 1.
51
52Vgl.
16
II. Unterrichtspraxis
Jedoch fällt es ihnen noch schwer, Gründe für das Gefühlsleben anderer zu
äußern und sprachlich genau zu fassen.55 Auffällig ist hierbei die Zuordnung von
Gefühlen zu Mädchen oder Jungen: Während La. die Gefühle „traurig“, „wütend“,
„ärgerlich“ und „fröhlich“ beiden Geschlechtern in gleichem Maße zuordnet und
lediglich
die
„Ängstlichkeit“
als
überwiegende
Eigenschaft
von
Mädchen
manifestiert, weist Na. gewisse Gefühlslagen primär Jungen oder Mädchen zu. So
sind ihrer Meinung nach Mädchen vermehrt genervt, fröhlich und wütend, während
Jungen durch Ärger dominieren.56 Daran lässt sich erkennen, dass vor allem Na.
eine deutliche Trennung der Geschlechter vornimmt.
Die Methode des Lesetagebuches ist beiden Kindern fremd, jedoch eröffnet sie
durch
verschiedene
Angebote
für
Na.
und
La.
Möglichkeiten
der
Auseinandersetzung mit der Geschichte. Das Buch „Emma und der blaue Dschinn“
knüpft durch seine fiktive Handlung an die Interessen beider Schüler an und soll zu
einer Identifizierung mit möglicherweise verschiedenen Figuren führen.
Die Auswahl, diese beiden Schüler während der Unterrichtseinheit vermehrt in den
Blick zu nehmen, begründet sich zum einen in ihrer selbstständigen Arbeitsweise
und ihrem vergleichbaren Leistungsvermögen; zum anderen sind sowohl Na. als
auch La. dazu in der Lage, sich in eine Thematik tiefgehend einzuarbeiten und
nach konkreten Zielen zu handeln. Dies erleichtert ein kompetenzorientiertes
Auswerten von Entwicklungsabläufen, was jedoch keinesfalls bedeuten soll, dass
leistungsschwächere Schüler – gemessen an ihrem Leistungsstand – geringere
Fortschritte im Bereich der Empathiefähigkeit machen können. Dennoch
begünstigen vergleichbare Leistungsniveaus, wie sie bei Na. und La. vorliegen, ein
verlässliches Arbeiten und machen einen konkreten Vergleich zwischen Mädchen
und Jungen erst möglich. Das hier vorliegende Maß an Übereinstimmungen ist bei
keinen anderen Mädchen und Jungen der Lerngruppe vorzufinden.
4.2
Didaktische Entscheidungsbegründung
4.2.1 „Lesen ist wie Kino im Kopf“57 – Chancen und Grenzen innerhalb
des Unterrichtsvorhabens
„Lesen ist wie Kino im Kopf“58 ... Doch wie vermag Literatur in der heutigen Zeit, in
der neue Medien innerhalb der Gesellschaft immer mehr an Bedeutung gewinnen,
dies zu bewirken? Von grundlegender Wichtigkeit scheint es zu sein, den Schülern
einen Zugang zum Lesen und damit auch zur Literatur zu ermöglichen, der
zeitgemäß ist. Dabei geht es – neben der Ausbildung von Lesefähigkeit bzw. fertigkeit – vor allem um die Grundlegung einer stabilen Lesemotivation. Damit
dieses Ziel in Planung und Durchführung von Literaturunterricht erreicht werden
kann, muss ein handlungs- und produktionsorientierter Ansatz, durch den die
Schüler eine affektiv-emotionale Zugangsweise zum Text erlangen können,
55
Niveaustufe 2 (4.2.3 ) der Empathiefähigkeit ist also bei beiden Schülern noch nicht erreicht.
Fragebögen beider Schüler sind in der Anlage des Dokumentes ersichtlich.
H., u. a. 2007, 137.
58ebd..
56Die
57Daugs,
17
II. Unterrichtspraxis
ermöglicht werden. Diesem Anspruch scheint das Lesetagebuch durch seine
vielfältigen, produktionsorientierten Aufgabenstellungen in hohem Maße gerecht zu
werden. Sowohl die subjektive Beteiligung der Kinder – als auch die Entfaltung
ihrer inneren Vorstellungskraft stellen wichtige Voraussetzungen für die Förderung
der Lesemotivation dar.59 Auf diese Weise ist das Lesetagebuch „[...] eine
geeignete Methode, um bei Schülerinnen und Schülern die Auseinandersetzung
mit dem Gelesenen anzuregen und zu unterstützen.“60 Doch neben den positiven
Funktionen im Rahmen des Unterrichts, können das Lesen und die Arbeit mit dem
Lesetagebuch Einfluss auf den gesellschaftlichen Bereich nehmen. In der heutigen
Zeit lässt sich immer wieder beobachten, dass Menschen zwar die Möglichkeit
haben, ihren Mitmenschen in schwierigen Situationen zu helfen, doch halten sie
sich oftmals – als passive Zuschauer – im Hintergrund des Geschehens. Dieses
Verhalten lässt sich unter anderem auf mangelndes Einfühlungsvermögen
zurückführen. Kinder sollten deshalb frühzeitig die Möglichkeit haben, sich in
unterschiedlichen Situationen – fröhliche, ängstliche, traurige – in andere
hineinzuversetzen und diese Erfahrungen in der Realität auf ganz natürlicher Basis
umzusetzen. Der Schwerpunkt des Unterrichtsvorhabens liegt deshalb auf der
Einfühlung in die Charaktere des Buches „Emma und der Blaue Dschinn“, sowie
der Einschätzung und Begründung von Denkweisen und Gefühlen derselben.
Dabei muss von Anfang an klar sein, dass es Kinder geben wird, denen diese Art
der Auseinandersetzung schwer fällt und dass an manchen Stellen des
Lesetagebuches nur Ansätze von Empathiefähigkeit zu erkennen sind. Doch
gerade diese Erkenntnis macht eine Förderung, wie sie hier angestrebt wird, aus.
Im Rahmen der geplanten Auseinandersetzungsweise sollen sowohl Jungen als
auch Mädchen in ihren Möglichkeiten zur Perspektivübernahme gefördert werden,
indem sie einerseits Gefühle und Denkweisen individuell einschätzen und
andererseits Entscheidungen für ihr Handeln begründen. Grenzen hierbei liegen in
der Bereitschaft der Kinder, in die Gefühlswelt der Figuren einzutauchen.
Besondere Schwierigkeiten können aufkommen, wenn ein Kind keinerlei Interesse
an dem Inhalt des Buches bzw. dem Leben der Figuren zeigt. Diesem Aspekt soll
durch die ausgewählte Lektüre „Emma und der Blaue Dschinn“ entgegengewirkt
werden. Die Geschichte eröffnet den Kindern, durch ihre fantastische Handlung,
ein Hineintauchen in eine reizvolle Welt, die sowohl positive als auch negative
Einstellungen vermittelt. Realitätsnahe Elemente (alles, was die Welt von Emma
betrifft) stehen in einem ausgewogenen Verhältnis zu märchenhaften Zügen (alles,
was die Welt des Blauen Dschinns betrifft), was dazu führt, dass die Schüler einen
Wechsel zwischen den Welten nachvollziehen und somit immer einen Bezug zur
Realität haben. In vielen Situationen ist es Emma, die durch ihre mutige und eher
burschikose Art nicht nur Mädchen zur Identifikation einlädt, und häufig auch
Karîm, der als Märchenfigur eigentlich Stärke und Macht ausstrahlen sollte, durch
59Vgl.
60Vgl.
Haas, G. 62005, 46f .
Hintz, I. 22005,93.
18
II. Unterrichtspraxis
seine missliche Lage jedoch eher menschliche Charakterzüge trägt und aus diesen
Gründen ebenfalls der Identifikation dient. Auf der anderen Seite ist es interessant,
welche Kinder den Gelben Dschinn Sahim für eine mögliche Perspektivübernahme
bevorzugen und welche Gründe dabei mitspielen.
Insgesamt möchte ich den Kindern Anregungen geben, in eine Geschichte
hineinzutauchen und dabei grundlegende – bewusste, wie auch unbewusste –
Erfahrungen über die Gefühlswelt verschiedener Charaktere mitzunehmen.
4.2.2 Didaktische Reduktion
Die Aufgabenstellungen sind im Rahmen des Unterrichtsarrangements so
konzipiert, dass sie auf die konkrete Schwerpunktsetzung ausgerichtet sind.
Im Mittelpunkt steht der Einsatz des Lesetagebuches zu der Ganzschrift „Emma
und der Blaue Dschinn“. Es ist so strukturiert, dass zu den festgelegten
Leseabschnitten jeweils zwei Angebote zur Auswahl stehen. Entweder die Schüler
haben die Möglichkeit, sich mit unterschiedlichen Figuren zu befassen oder
zwischen verschiedenen Formen der Bearbeitung zu wählen. An einigen Stellen
sind beide Varianten möglich. Dabei ist es wichtig, dass Aufgaben existieren, die
Jungen und Mädchen ansprechen. Die Reduktion auf zwei Angebote soll
gewährleisten, dass sich die Schüler von den zur Verfügung gestellten Angeboten
einen genauen Überblick verschaffen können, bevor sie eine Entscheidung treffen.
Zudem ist der Fokus meist auf die Hauptfiguren Emma, Karîm und Sahim
gerichtet, um eine intensive und prozessorientierte Auseinandersetzung zu fördern.
Die Schüler sollen sich im Laufe der Einheit bewusst werden, welche dieser drei
Figuren sie am meisten fasziniert hat und dafür konkrete Gründe aufzeigen. Nur
durch eine mehrfache Identifizierung und Beobachtung einer Figur ist es möglich,
dass die Kinder das Gefühlsleben durchschauen und in Beziehung zu ihrem
eigenen Leben setzen. Die Leseabschnitte sind unterschiedlich lang und so
ausgewählt, dass sich Möglichkeiten im Rahmen der Empathiefähigkeit ergeben.
An expliziten Stellen ist es daher sinnvoll, bereits nach wenigen Sätzen eine
Unterbrechung zu machen, um sich auf eine Sache intensiv einlassen zu können,
ohne durch das weitere Geschehen abgelenkt zu werden.
4.2.3 Kompetenzziele des Unterrichtsvorhabens
Das vorliegende Unterrichtsvorhaben strebt folgende Kompetenzen an:
Die Schüler erfassen den Inhalt des Buches „Emma und der Blaue Dschinn“,
setzen sich mit den Figuren des Buches anhand eines Lesetagebuches intensiv
auseinander und erweitern ihre Fähigkeit, empathisch zu urteilen und zu handeln,
indem sie vorgegebene Leseabschnitte vermehrt selbstständig und sinnerfassend
lesen, ausgewählte Aufgabenstellungen zu den jeweiligen Abschnitten bearbeiten,
ihre Auswahl für ein gewähltes Angebot mündlich begründen, im Rahmen der
„Interviewrunden“ mit anderen Schülern empathisches Verhalten aufzeigen und
ihre Arbeit mit dem Lesetagebuch schriftlich reflektieren. Die Aufgabenformen des
19
II. Unterrichtspraxis
Lesetagebuches sind so konzipiert, dass sie unterschiedliche Niveaustufen im
Bereich des sinnerfassenden Lesens und der Empathiefähigkeit herausfordern.61
Die
Niveaus
Empathiefähigkeit62
der
63
Lesekompetenzstufen
hängen
mit
den
allgemeinen
zusammen und werden in der folgenden Tabelle kurz
dargestellt:
Niv.
1
2
3
Lesekompetenz64
Wortebene: Die S.
entnehmen Informationen
aus einem Text und geben
diese wieder.
Satzebene: Die S.
entwickeln ein allgemeines
Verständnis des Textes und
interpretieren textbezogen.
Textebene: Die S.
reflektieren und bewerten
über den Inhalt des Textes
und stellen
Transferleistungen her.
Empathiefähigkeit
Die S. stellen aus dem Text entnommene Gefühle,
Gedanken und Einstellungen auf verschiedene und
individuelle Art und Weise dar.
Die S. leiten anhand von beschriebenen Situatio-nen
im Text Gefühle, Gedanken und Einstellungen von
Figuren ab und sind dazu in der Lage, Gründe für
das Gefühlsleben zu nennen und eine beratende
Funktion einzunehmen.
Die S. sind dazu in der Lage, über Gefühle, Gedanken und Einstellungen von Figuren zu reflektieren
und einen Transfer auf ihre eigene Person zu leisten
bzw. allgemeingültige Schlüsse zu ziehen.
Die einzelnen Niveaustufen unterliegen keiner chronologischen Abfolge (von
niedrig zu hoch), sondern variieren im Laufe der Bearbeitung bzw. werden mehr
oder weniger stark herausgefordert. Dies ergibt sich zum einen aus den jeweiligen
Leseabschnitten,
die
von
den
Kindern
unterschiedliche
und
individuelle
empathische Reaktionen begünstigen, und zum anderen aus der Tatsache, dass
niedrigere Niveaustufen keinen Rückschritt bedeuten, sondern auf das höhere
Niveau hinführen können. Im Laufe der Einheit wird die Entwicklung der
Empathiefähigkeit
anhand
eines
Lernbegleitbogens
analysiert.65
Die
Kompetenzentwicklung wird bei den Schülern individuell ausfallen und bei
einzelnen Kindern auch nur anfänglich stattfinden. Dennoch sollen alle Schüler
hinsichtlich des ‚kompetenzorientierten Unterrichts’ einen Lernzuwachs erfahren.
Dieser Lernzuwachs wird anhand der Weiterentwicklung des bereits vorhandenen
Wissens und an der Nutzung der erworbenen Kompetenzen in anderen Kontexten
zu erkennen sein.66 Die individuelle Kompetenzerweiterung wird zum einen im
Deutschunterricht
zu
beobachten
sein,
wenn
es
speziell
um
die
Perspektivübernahme geht; zum anderen werden reale Ereignisse, die es im
Schulalltag täglich gibt, Einblicke in den Fortschritt der Schüler bieten. Es ist davon
auszugehen, dass die Schüler zu den verschiedenen Aufgaben unter-schiedliche
Teilkompetenzen erreichen werden. Dies ist durchaus legitim, da es darauf
hindeutet, dass die höchste Kompetenzstufe noch nicht erreicht ist und weiter
gefördert werden muss.
61Vgl.
Übersicht über die Unterrichtseinheit im Anhang des Dokumentes, A2.
Niveaustufen sind von mir in Anlehnung an die Lesekompetenzstufen konzipiert worden.
63
Vgl. 2.1
64Vgl. Hessisches Kultusministerium 2005, 55.
65Vgl. Lernbegleitbogen im Anhang des Dokumentes, A3.
66Vgl. Praxis Deutsch 203/2007, 13.
62Diese
20
II. Unterrichtspraxis
4.2.4 Bezug zum Rahmenplan Grundschule und den Bildungsstandards
des Faches Deutsch
Der Umgang mit literarischen Texten im Deutschunterricht ist als eines der
zentralen
Elemente
im
Rahmenplan
Grundschule
Bildungsstandards für das Fach Deutsch verankert.
Hessen
67
und
den
Dabei müssen die
Lesefunktionen fokussiert werden, die Lesen erst sinnvoll machen.68 Kinder
erfahren, dass Lesen eine Auseinandersetzung mit der Welt ermöglicht. Sie setzen
sich identifizierend und abgrenzend mit literarischen Figuren auseinander und
entwickeln in diesem Zusammenhang lebendige Vorstellungen über das
Gelesene.69 Die ausgewählte Literatur muss mit den Interessen und Anliegen der
Kinder abgestimmt werden, soll beiden Geschlechtern Identifikationsmöglichkeiten
bieten und ihre Lust am Lesen hervorrufen.70 Die Ziele im Bereich „Lesen und mit
Literatur umgehen“ liegen unter anderem in der kreativen Auseinandersetzung mit
Literatur, wie sie durch handlungs- und produktionsorientierte Verfahren ermöglicht
wird. Als ein solches findet das Lesetagebuch innerhalb des Rahmenplans
Grundschule seine Legitimation. Hier wird auf die Gefahr einer ‚verschulten’
Bearbeitung von Literatur, durch die deren Eigenwert für die Kinder verlorengeht,
hingewiesen. Es wird der Anspruch auf einen kreativen Umgang mit Literatur
erhoben.71 Der Schwerpunkt der ‚Empathiefähigkeit’ lässt sich unter den
allgemeinen Erfahrungsbereichen innerhalb der Grundschule ebenso finden, wie
im Handlungsbereich „Lesen und mit Literatur umgehen.“72 Die vielfältigen sozialen
Erfahrungen von Kindern verlangen eine Begleitung des Sozialisations- und
Individuationsprozesses in der Schule. Diese hat die Aufgabe,
die Identitätsbildung der Kinder zu fördern und zu begleiten. Kinder gewinnen
Sinnvorstellungen, indem sie sich mit Personen identifizieren und sich mit Werten
aus verschiedenen Perspektiven auseinandersetzen.73 Sie erkennen, dass in der
Literatur Erfahrungen, Gefühle, Wünsche und Ängste, wie auch Tabus und
Verdrängungen, in Sprache gefasst sind und damit für sie selbst bearbeitbar
werden. Kinder haben die Möglichkeit, während der Beschäftigung mit literarischen
Texten,
Sensibilität
Beziehungen zu
für
Gefühle
und
Gedanken
zeigen.74
67Vgl.
hier und im Folgenden: Hessisches Kultusministerium 1995, 106.
2.1
69Vgl. Beschlüsse der Kultusministerkonferenz 2005, 9, 11.
70Vgl. 3.2.3
71
Vgl. Hessisches Kultusministerium 1995, 107.
72Vgl. ebd. 19 und 107.
73Vgl. Hessisches Kultusministerium 1995, 107.
74Vgl. Beschlüsse der Kultusministerkonferenz 2005, 12.
68Vgl.
21
zwischenmenschlicher
II. Unterrichtspraxis
4.3
Methodische Überlegungen zum Aufbau der Unterrichtseinheit
Die geplante Unterrichtseinheit erstreckt sich über einen zeitlichen Rahmen von
circa drei Wochen.75 Die grundlegenden methodischen Elemente der Thematik
stellen zum einen das Buch „Emma und der Blaue Dschinn“ und das
Lesetagebuch dar; zum anderen wird eine methodische Vorgehensweise innerhalb
des Unterrichts angestrebt, die selbstständiges Lernen der Schüler fördert und zu
sozialen Kontakten innerhalb der Lerngruppe anregt.
Das Buch „Emma und der Blaue Dschinn“ wird für jeden Schüler zur Verfügung
gestellt. Dadurch ist gewährleistet, dass die Kinder in ihren unterschiedlichen
Lesegeschwindigkeiten
keinerlei
Einschränkungen
erfahren
und
auch
die
Möglichkeit haben, das Buch mit nach Hause zu nehmen.
Zu Beginn der Unterrichtseinheit überwiegen gemeinsame Lesezeiten, die die
Schüler an den Umgang mit der Lektüre gewöhnen sollen und die Übergänge
zwischen Lesen und Lesetagebucharbeit transparent machen. Zusätzlich ist es
möglich, die Sprache der fiktiven Geschichte zu besprechen und Schwierigkeiten
zu analysieren. Im weiteren Verlauf werden die Kinder vermehrt dazu angehalten
selbstständig, das heißt in den so genannten ‚stillen Lesezeiten’, den im
Lesetagebuch an gegebenen Abschnitt zu lesen und daraufhin eine Aufgabe zu
bearbeiten. Bei allen Leseabschnitten haben die Schüler die Wahl, sich zwischen
zwei
Angeboten
zu
entscheiden.
Damit
werden
die
verschiedenen
Bearbeitungsweisen der Kinder berücksichtigt. Zudem wird die Möglichkeit
eröffnet, Schwerpunkte auf verschiedene Figuren des Buches zu legen und sich
mit diesen intensiv zu beschäftigen. Während sich die Lerngruppe mit den Inhalten
des Buches auseinandersetzt, ist es mir möglich, mit leseschwachen Schülern
bestimmte Passagen laut zu lesen bzw. beobachtend und beratend tätig zu
werden. Die Beobachtung wird dabei auf die Gründe der Schüler für die Auswahl
der Angebote fokussiert. Bereits zu diesem Zeitpunkt möchte ich die Unterschiede
innerhalb der Bearbeitung von Mädchen und Jungen durch entsprechendes
Nachfragen ergründen. Dabei werden die beiden hier ausgewählten Schüler
vermehrt berücksichtigt, ohne die individuellen Arbeitsweisen der gesamten
Lerngruppe aus dem Auge zu verlieren.
Ziel ist es, aus den genannten Gründen einen möglichst großen Anteil der
Lesetagebucharbeit während der Schulzeit erfolgen zu lassen. Das vorbereitende
Lesen und das Zusammenfassen wichtiger Kapitel, werden sich auf die Arbeit
nach der Schule ausrichten und sollen somit das intensive Verständnis des
Gelesenen unterstützen.
Parallel zu der Lektüre und der Lesetagebucharbeit finden zwei weitere
Arbeitsangebote statt: Das Interview und die Schreibwerkstatt. Das Interview stellt
eine weitere Form der Schulung zur Empathiefähigkeit dar. Zu bestimmten
Leseabschnitten treffen sich ausgewählte Kinder in Kleingruppen in der
75Vgl.
Übersicht über die Unterrichtseinheit im Anhang des Dokumentes, A2.
22
II. Unterrichtspraxis
‚Interviewecke’ und nehmen die Rolle bestimmter Figuren des Buches bzw. eines
Interviewers ein. Zunächst werden die Fragen an eine oder mehrere Figuren
vorbereitet, später sollen die Kinder selbst Fragen entwickeln und diese im
Gespräch erörtern. Ziel ist es dabei, für mich in mündlicher Form und auf spontane
Art und Weise Informationen über die Empathiefähigkeit der Kinder zu erhalten.
Die Kleingruppen werden bewusst zusammengesetzt, sodass immer Mädchen und
Jungen beteiligt sind. Interessant ist zunächst die Wahl einer Rolle und die
Begründung der jeweiligen Entscheidung. Außerdem wird die zunehmend
selbstständige Gesprächsführung der Lerngruppe gefördert. Einigen Kindern wird
diese Form der Rollenübernahme Schwierigkeiten bereiten, da sie sich gehemmt
fühlen werden, aus der Sicht einer Figur zu sprechen. Dennoch sollen diese
Schüler, gestärkt durch ihre Mitschüler, an den Interviews teilnehmen, um somit im
besten Fall eine neue Art des sich Öffnens zu entdecken.
Die Schreibwerksatt stellt ein offenes Lernangebot – das vornehmlich die Funktion
einer inneren Differenzierung einnimmt – dar. Die Schüler wählen aus den
Schreibangeboten – ‚Kochrezept’‚ ‚Zeitungsbericht’, ‚Figurenbeschreibung’ und
‚Reizwortgeschichte’ – nach ihren eigenen Interessen aus. Die Angebote sollen
eine weitere Beschäftigung mit den Inhalten des Buches fördern und stellen
Formen des ‚kreativen Schreibens’ dar. Die Endprodukte werden in einem
‚Geschichtenordner’ gesammelt und am Ende der Einheit präsentiert. Vermutlich
werden die leistungsstarken Schüler dieses Angebot vermehrt in Anspruch
nehmen, doch soll es auch Zeiten geben, in denen allen Schülern diese
Möglichkeit offensteht. Im Laufe der Unterrichtseinheit wird es durch das
selbstbestimmte Vorgehen zu heterogenen Arbeitsschwerpunkten kommen. Doch
soll nicht darauf verzichtet werden, wichtige Passagen mit der gesamten
Lerngruppe zu besprechen, auch wenn diese für einige Schüler bereits eine Zeit
lang zurückliegen. Denn gerade in diesem Austausch erhalten alle Kinder –
leistungsstarke und leistungsschwache – Anregungen für ihre Weiterarbeit.
23
II. Unterrichtspraxis
5.
Durchführung des Unterrichtsvorhabens anhand ausgewerteter Beobachtungen und schriftlicher Arbeiten
der Schüler Na. und La.
5.1
Na.
5.1.1 Allgemeines zur Vorgehensweise
Na. zeigt sich seit Beginn des Unterrichtsprojektes sehr interessiert und bereichert
die gemeinsamen Phasen durch kreative Anregungen und ein hohes Engagement
für das Lesen. Die Schülerin liest äußerst zügig, achtet jedoch auch auf deutliches
und betonendes Vorlesen. Bei der gemeinsamen Wiederholung von Textpassagen
ist sie jederzeit dazu in der Lage, Inhalte präzise wiederzugeben und stellt somit
vor allem für wahrnehmungsschwache Kinder eine große Stütze dar. Die
Neueinführung des Lesetagebuches hat Na. keinerlei Ängste ausgelöst, sondern
sie alleine durch den Teiltitel „Tagebuch“ begeistert. Selbstständige Organisation
und
Strukturierung
ihrer
Arbeitsweise
bereiten
der
Schülerin
keinerlei
Schwierigkeiten und sie legt viel Wert darauf, ihr Lesetagebuch ordentlich zu
gestalten. So nutzt Na. verbleibende Minuten, um Vorder- und Rückseite des
Lesetagebuches auszugestalten. An Interviews versucht die Schülerin möglichst
häufig teilzunehmen und zeigt sich in Bezug auf die Übernahme einer Funktion
sehr kooperativ und flexibel. Bereits während des ersten Interviews, in dem sie
zunächst die Rolle der Interviewerin inne gehabt hat, bemerkt sie die Probleme
ihrer Mitschülerin, sich in die Lage Emmas hineinzuversetzen und wechselt
spontan die Position. Hier argumentiert sie sicher und offen, auch wenn gerade die
Kamera läuft. Hat Na. die Wahl, entscheidet sie sich für die Figur Emmas oder
Karîms. In der Schreibwerksatt beschäftigt sich Na. hauptsächlich mit den
Angeboten des ‚Kochrezeptschreibens’ oder der ‚Figurenbeschreibung’.
Während selbstständiger Arbeitsphasen berät sich die Schülerin gelegentlich mit
ihrer Sitznachbarin und bespricht mit ihr Gemeinsamkeiten oder Unterschiede in
der Bearbeitungsweise. Na. ist während der Vorstellung von Arbeitsergebnissen im
Plenum sehr aufgeweckt und kommentiert Arbeiten ihrer Mitschüler. Sie möchte
möglichst oft ihre Ergebnisse präsentieren und zeigt sich bedrückt, wenn sie nicht
die Möglichkeit dazu erhält. Insgesamt zeichnet sich die Schülerin während des
gesamten Unterrichtsprojektes durch sehr zielstrebiges und selbstsicheres
Arbeiten aus.
5.1.2 Bearbeitungsweise
5.1.2.1 Auswahl der Angebote im Lesetagebuch
Na. wählt ein ihren Interessen entsprechendes Angebot im Lesetagbuch sehr
zügig aus und beginnt unmittelbar nach ihrer Entscheidung mit der Ausführung
ihrer Ideen. Anhand der bearbeiteten Aufgaben und nach eigener Aussage lässt
sich feststellen, dass sich die Schülerin bewusst für eine im Angebot enthaltende
Figur entscheidet und es vermeidet, mehrperspektivisch zu schreiben. Sie schreibt
sehr ausführlich und genau, wodurch nahezu alle bearbeiteten Seiten sowohl
24
II. Unterrichtspraxis
quantitativ als auch qualitativ gefüllt sind. Ein Schaubild über die vier häufigsten
Bearbeitungsarten (verschiedene Beschreibungen/ Fortsetzungsgeschichten etc.,
Monologe/ Denkanlässe, Bildbeschreibungen/ Bildergeschichten sowie Dialoge/
Telefongespräche) ist im Anhang der Arbeit dargestellt.76 Hieraus geht hervor,
dass Na. Angebote bevorzugt, die ein ausführliches Schreiben beinhalten.
Aufgaben, die sich durch knappe Aussagen oder Skizzierungen kennzeichnen,
sind bei der Schülerin weniger beliebt.
5.1.2.2 Figurenwahl
Die Figurenwahl erfolgt bei der Schülerin Na. bewusst und zieht sich durch das
gesamte Bearbeitungsspektrum. Na. kategorisiert von Beginn an zwischen „gut“
und „böse“ und wählt dementsprechende Figuren aus: Emma und Karîm als
Verkörperung des Guten und Sahim als Träger der Bosheit. Der Schwerpunkt ihrer
Bearbeitung liegt auf Emma und Karîm.77 Am Ende fällt es Na. nach eigener
Aussage schwer, sich für eine der beiden Figuren als ‚Lieblingsfigur’ zu
entscheiden. Die Wahl fällt letztlich auf Karîm, der im Laufe der Geschichte eine
besonders positive Wandlung erfahren hat. Na. schätzt an ihm seine nette Art,
seine Hilfsbereitschaft, seine blaue Farbe und nicht zuletzt seine Zauberkraft, die
es vermag, jegliche Wunschträume zu erfüllen.78 Jedoch sieht Na. auch in der
Figur Emma Parallelen zu ihrer eigenen Person: Emma schenkt Menschen Mut,
Vertrauen und Hoffnung.
Dies versucht
die Schülerin anderen Kindern
weiterzugeben.
5.1.3 Analyse von Textausschnitten hinsichtlich Empathiefähigkeit
Im Folgenden möchte ich anhand von Textausschnitten die Entwicklung von Na.
im Bereich der Empathiefähigkeit untersuchen.79 Zu Beginn der Arbeit mit dem
Lesetagebuch ist es Na. bereits möglich, die Gefühle und Einstellungen der
Protagonisten richtig zu erfassen und in eigenen Worten wiederzugeben. So
beschreibt die Schülerin Emmas Gefühlslage während des Öffnens der
Flaschenpost als „nachdenklich“, „ängstlich“, „aufgeregt“ und „überrascht“.80
Auffallend ist jedoch in den ersten Teilen des Lesetagebuches, das Na. aus einer
gewissen Distanz Gefühle und Ansichten beschreibt und selbst erst beginnt in das
Abenteuer bzw. in die Charaktere einzutauchen. Dies wird zum Beispiel anhand
des folgenden Ausschnittes deutlich: Karîm: „Ich hatte einen Plan und ein bisschen
Mut!“ Emma: „Und weißt du noch welchen Plan?“ Karîm: Emma, Emma, das weiß
ich nicht mehr.“
81
Zum Zeitpunkt der ‚Ankunft in Barakasch’ findet bei der
Schülerin eine tiefer gehende Arbeitsweise statt. Hier schafft es Na., die Rückkehr
aus der Sicht des Blauen Dschinns anschaulich und unter Berücksichtigung
76Vgl.
Schaubild 1 im Anhang des Dokumentes, A5.
Schaubild 2 im Anhang des Dokumentes, A5.
78
Vgl. „Meine Lieblingsfigur – Steckbrief“ im LTB, 33.
79Vgl. Schaubild 5 im Anhang des Dokumentes, A6.
80LTB (Na.), 6.
81Vgl. Auszüge aus den Lesetagebüchern von Na. und La. im Anhang des Dokumentes, A9: 1.
77Vgl.
25
II. Unterrichtspraxis
dessen Gefühle nachzuvollziehen und mit Begründungen zu belegen.82 Diese Art
der Empathiefähigkeit ist bereits auf einem höheren Niveau anzusiedeln, als die
anfängliche Beschreibung von Ansichten. „Ich bin so froooooh, dass ich aus
meiner Flasche draußen bin aber ich bin auch wegen meinem Nasenring traurig.
Ich gebe nicht auf, denn es liegt alles auf mir ab.“83 Na. erkennt bereits an dieser
Stelle, dass Karîm nicht nur für sich selbst, sondern auch für das Land Barakasch
kämpfen will.84 Er übernimmt Verantwortung für die Menschen, die unter Sahim
leiden. Dieses Hineintauchen in die Situation einer Figur erreicht bei Na. seinen
Höhepunkt, als Emma in einen Käfig eingesperrt ist. Die Schülerin beschreibt in
Form eines Monologs die verzweifelte Lage Emmas. Gefühle der Angst, des
Alleinseins und des Flehens werden immer wieder durch ein Stück Hoffnung
getragen.85 Hier wird dem Leser klar, dass die Schülerin die rein beobachtende
Ebene verlassen hat und nun selbst das Abenteuer miterlebt: „Und da versetzt
man sich in eine Figur, wie Emma. Sie ist in einem Käfig eingesperrt auf einmal
sehen wir uns in einem Käfig.“86 Doch nicht nur die bereits beschriebenen Gefühle
werden von Na. intensiv nachvollzogen. Den Zorn und Ärger Karîms über den
Diebstahl des Nasenrings legt die Schülerin anhand von eigens formulierten
Bezeichnungen, wie „Du senfgelber Kahlkopf“87 ebenfalls anschaulich dar. Am
Ende des Lesetagebuches überträgt Na. die Bedeutung des Geschenkes Karîms
an Emma auf ihre eigene Person, indem sie die Besonderheit der Geste zum
Ausdruck bringt und ihre persönliche Einstellung nach der Abreise aus Barakasch
formuliert.88 Sie hat es geschafft, sich in hohem Maße in ihre ausgewählten
Charaktere hineinzuversetzen und deren Erfahrungen auf sich selbst zu
projizieren.
Auffällig
ist
hierbei
jedoch
ihre
intensive
Anteilnahme
und
Parteieinnahme für jene Figuren, die das Gute verkörpern, anderen Menschen
helfen und gegen das Böse kämpfen. Zusammenfassend ist festzustellen, dass die
Schülerin gerade bei diesen Charakteren einen deutlichen Entwicklungssprung in
ihrer Empathiefähigkeit gemacht hat. Leider ist aufgrund der gezielten Auswahl
dieser Figuren nicht möglich festzustellen, ob ähnliche Fortschritte bei vollkommen
anderen Charakteren zu beobachten sind.
5.2
La.
5.2.1 Allgemeines zur Vorgehensweise
La.
nimmt
mit
großer
Beteiligung
und
Anstrengungsbereitschaft
am
Unterrichtsprojekt teil und bringt sich vor allem in gemeinsamen Unterrichtsphasen
durch kreative Ideen ein. Während der stillen Lesephasen ist er meist als „Erster“
fertig und teilt dies mit. Das laute Vorlesen macht dem Schüler äußerst viel Freude
und stellt durch korrekte Betonung und angemessenes Lesetempo eine besondere
82Vgl.
Auszüge aus den Lesetagebüchern von Na. und La. im Anhang des Dokumentes, A9: 2, 3.
aus den Lesetagebüchern von Na. und La. im Anhang des Dokumentes, A9: 2.
84
Vgl. Lernbegleitbogen im Anhang des Dokumentes, A3.
85Vgl. Auszüge aus den Lesetagebüchern von Na. und La. im Anhang des Dokumentes, A9: 4.
86LTB (Na.), 39.
87LTB (Na.), 26.
83Auszüge
26
II. Unterrichtspraxis
Leistung dar. Der Schüler fasst einzelne Kapitel knapp, aber genau zusammen und
bereichert den erarbeitenden Unterricht, z.B. durch zusätzliche Sachinformationen
zur aktuellen Thematik. Während der Arbeit mit dem Lesetagebuch kommt es vor
allem anfangs zu Nachfragen bezüglich der Bearbeitungsweise. La. benötigt eine
zusätzliche Absicherung, bevor er mit einem Angebot beginnt. Nach und nach
verschiebt sich diese Erkundigung, indem er gemeinsam mit Mitschülern über eine
Aufgabe spricht. Häufig findet man ihn während selbstständigen Arbeitsphasen in
einem gesonderten Raum, in dem er es vorzieht, mit einer Kleingruppe – meist –
Jungen über eine Thematik des Lesetagebuches zu kommunizieren. La.` zügiges
Arbeiten führt dazu, dass er häufig mit den Aufgaben der Schreibwerkstatt arbeitet.
Hier
richtet
sich
sein
Interesse
vornehmlich
auf
die
Angebote
des
‚Zeitungsberichtes’ und der ‚Reizwortgeschichte’. Auch für die Teilnahme an einem
Interview zeigt sich La. jederzeit bereit, wobei er gerne einen Freund in der Gruppe
hat. Bei der Rollenverteilung hat er genaue Vorstellungen, übernimmt gerne die
Funktion des Interviewers oder einer der beiden Dschinns.89
La.
präsentiert
seine Arbeiten
im
Plenum
sicher
und gerne.
Bei
der
Kommentierung anderer Schülerarbeiten hält er sich eher zurück und wartet ab,
bis er an der Reihe ist. Kommen von Seiten der Mitschüler im Hinblick auf seine
Arbeit Anregungen zum Tragen, versucht er sie argumentativ abzuwerten.
Insgesamt
macht
sich
bei
dem
Schüler
während
des
gesamten
Unterrichtsprojektes ein hohes Maß an Leistungsbereitschaft kenntlich, welche
oftmals mit extremer Schnelligkeit gepaart ist. Gegenüber dem Rest der
Lerngruppe zeigt sich La. sehr hilfsbereit und lässt sich während selbstständiger
Arbeitsphasen gerne als Experte für leistungsschwächere Schüler einsetzen.
5.2.2 Bearbeitungsweise
5.2.2.1 Auswahl der Angebote im Lesetagebuch
La.
wählt
die
Angebote
im
Lesetagebuch hauptsächlich
nach
Art
der
Aufgabenstellung aus. Er zieht Angebote, die monologisches oder dialogisches
Schreiben fordern, dem „reinen“ Geschichtenschreiben vor. Dieses Vorgehen lässt
sich bei nahezu allen wählbaren Angeboten feststellen. Zudem fällt es dem
Schüler nach eigener Aussage schwer, zu expliziten Ausschnitten des Buches
Bilder zu zeichnen. Dennoch stellt er sich diesen ‚Problemen’, indem er sowohl bei
einer Bildergeschichte als auch bei einem Comic zentrale Textaussagen
zeichnerisch darstellt90. Schreibarten, wie das Briefe- oder Tagebuchschreiben,
versucht der Schüler, wenn möglich, zu umgehen. Er stellt Gedankengänge und
Einstellungen von Figuren knapp, aber dennoch deutlich dar.91 Die Ausgestaltung
der Angebote im Lesetagebuch lässt sich – vor allem im Vergleich zu der Schülerin
88
Vgl. Auszüge aus den Lesetagebüchern von Na. und La. im Anhang des Dokumentes, A9: 5.
DVD Interviews und Befragungen der Kinder in der Anlage des Dokumentes.
5.2.3
91Vgl. Schaubild 3 im Anhang des Dokumentes, A5.
89Vgl.
90Vgl.
27
II. Unterrichtspraxis
Na. – als puristisch bezeichnen. Ausschmückungen entfallen zu Gunsten von
zusätzlichen Informationen über einen bestimmten Sachverhalt der Geschichte.92
5.2.2.2 Figurenwahl
Die Wahl der Figuren erfährt bei dem Schüler La. im Laufe der Bearbeitung eine
Veränderung. Alle drei Hauptfiguren werden von ihm in gleichem Maße gewählt.93
Zunächst zieht der Schüler es vor, die Figur des ‚mächtigen’ Sahim in den
Mittelpunkt seiner Bearbeitung zu stellen. Dieser verkörpert für ihn nach eigener
Aussage Stärke und Überlegenheit. Mit Fortgang der Geschichte wird deutlich,
dass Emma ein Mädchen repräsentiert, welches mutig ist und sich für andere
einsetzt. So wird auch diese Figur, im Hinblick auf die absolute Hingabe für einen
Freund, von dem Schüler fokussiert. Letztendlich ist es jedoch Karîm, der den
Schüler am meisten beeindruckt hat, da er am Ende der Geschichte Herrscher
über ein Land ist. Dies wird auch daran erkenntlich, dass der Schüler seine
herausragende Größe explizit als besonderes Merkmal des Blauen Dschinns
benennt, die er am Anfang der Geschichte noch nicht hatte. La. beeindruckt seine
„Abenteuerlust, seine Hilfsbereitschaft und seine Zauberkraft“.94 Anhand dieser
Skizzierung wird deutlich, dass sich der Schüler bewusst für die starken und
überlegenen
Figuren
der
Geschichte
entscheidet.
Durch
diese
Art
der
Bewunderung und Faszination ist es dem Schüler möglich, in ein durch ‚Macht’
gekennzeichnetes Leben einzutauchen. Von der Figur Sahim hat der Schüler nach
eigener Aussage gelernt, dass man „erst nachdenken, dann handeln“ sollte.95
5.2.3 Analyse von Textausschnitten hinsichtlich Empathiefähigkeit
Zu Beginn der Arbeit mit dem Lesetagebuch gibt La. aus dem Inhalt der
Geschichte entnommene Informationen genau wieder und ergänzt sie durch
eigenes Wissen.96 Auffällig ist hierbei, dass sich der Schüler häufig den im
Lesetagebuch enthaltenen Tipps bedient und diese so in seine Texte einbaut, dass
eine deutliche Struktur in der Arbeitsweise zu erkennen ist.97 Bereits nach kurzer
Zeit wandelt sich dieses reine Beschreiben von Sachverhalten auf der Basis
vorgegebener Informationen in ein eigenständiges Hineinversetzen in bestimmte
Figuren. Der Schüler ist dazu in der Lage, die Ängste und Sorgen der Mutter
Emmas nach Erhalt des Abschiedbriefes zu erfassen. „Ich mache mir Sorgen um
Emma und Tristan. Vielleicht kommt sie nie wieder zurück.“98 Im Folgenden wird
deutlich, dass sich La. in nahezu alle Charaktere der Geschichte hineinversetzen
und aus deren Sicht ein Ereignis anschaulich und konkret beschreiben kann.
Jedoch richtet sich sein Augenmerk oftmals mehr auf die Einstellungen und
92Vgl.
5.2.3
Schaubild 4 im Anhang des Dokumentes, A5.
94LTB (La.), 33.
95‚Abschlussfragebogen La.’ in Auszüge aus den Lesetagebüchern und Fragebögen der Schüler in der Anlage des
Dokumentes.
96Vgl. Auszüge aus den Lesetagebüchern von Na. und La. im Anhang des Dokumentes, A9: 6.
97Auszüge aus den Lesetagebüchern von Na. und La. im Anhang des Dokumentes, A10: 1.
98LTB (La.), 12.
93Vgl.
28
II. Unterrichtspraxis
Denkweisen von Figuren, als um deren Gefühlslagen.99 Dies bedeutet aber nicht,
dass der Schüler sie nicht erkennt, sondern, dass er das konkrete Denken in den
Vordergrund seiner Beschreibungen rückt. Auf diese Art und Weise findet sein
‚Eintauchen’ in das Geschehen statt. „Dadurch bin ich mittendrin in dem
Abenteuer. Ich träume von meiner eigenen Welt.“100 Nach eigener Aussage haben
gerade Denk- und Sprechblasen es ihm möglich gemacht, das Ereignis
mitzuerleben. Hieran wird wiederum deutlich, dass sich La. weniger intensiv mit
einer Figur identifiziert, sondern das Abenteuer als Ganzes sieht, in das er in Form
von bestimmten Bearbeitungsweisen besser eintauchen kann. An einzelnen
Stellen wird dennoch deutlich, dass der Schüler die Gefühlslagen von Figuren der
Situation entsprechend adäquat erfasst. In geringerem Maße und deshalb auf
niedrigerem Niveau als es bei Na. der Fall ist, werden Gründe für Empfindungen
genannt. La. schafft es jedoch häufig, die Stimmungen in einzelnen Situationen
einzufangen und dem Leser zu veranschaulichen – ohne die konkreten Gefühle zu
nennen. Damit eröffnet er dem Leser –vermutlich unabsichtlich – die Chance,
empathisch zu reagieren.
Im
letzten
Teil
des
Lesetagebuches
macht
La.
einen
deutlichen
Entwicklungssprung. Sowohl die Bedeutung des Sieges Karîms als auch das
besondere Geschenk an Emma hat er auf sprachlich hohem Niveau dargestellt. Er
projiziert intensiv die Bedeutung des Geschenkes auf seine eigene Person und
umschreibt seine eigenen Pläne mit einem kleinen Dschinn sehr anschaulich.
Insgesamt lässt sich feststellen, dass der Schüler auf einem mittleren Niveau der
Empathiefähigkeit einsteigt, dieses eine längere Zeit beibehält und zum Ende hin –
vor allem in Bezug auf den Übertrag zu seiner eigenen Person enorm steigert.
Zudem handelt La. nicht nur an bestimmten Figuren empathisch, sondern nimmt
mehrere Charaktere in Augenschein.
99Vgl.
Lernbegleitbogen, A3 und Auszüge aus den Lesetagebüchern von Na. und La. im Anhang des Dokumentes,
A10: 8, 9.
(La.), 39.
100LTB
29
Auswertung
III.
6.
Auswertung
Feststellung des Kompetenzzuwachses –
Reflexion und Ausblick
Im Rahmen dieses Kapitels soll die Eignung des Lesetagebuches im ‚offenen
Deutschunterricht’ zur Förderung der Empathiefähigkeit bei der gesamten
Lerngruppe sowie unter Genderaspekten beurteilt und mit einem Ausblick auf die
Weiterarbeit erfasst werden. Die Nutzung der zur Verfügung gestellten Angebote
spielt dabei ebenso eine bedeutende Rolle wie der Aspekt der Identifizierung mit
Protagonisten der ausgewählten Lektüre. Daneben ist die Selbsteinschätzung der
Schüler über gemachte Erfahrungen und Lernanlässe ein wichtiger Bestandteil der
Auswertung und soll hier keinesfalls vernachlässigt werden.
Im Rahmen der Einheit haben sich alle Schüler mit hoher Motivation am
Unterrichtsgeschehen beteiligt. Hier ist zum einen die – bereits festgestellte –
enorme Lesebegeisterung der Lerngruppe erkennbar gewesen; zum anderen ihr
hohes Potential an selbstständigen Arbeitsweisen.101 Mit großer Spannung und
Motivation haben die Schüler das Lesetagebuch als ihr persönliches Werk
angesehen. Neben dem Wechsel zwischen Lesen und Tagebucharbeit, der bereits
nach kurzer Zeit automatisch stattgefunden hat, sind sie dazu bewegt gewesen,
nicht nur zu erfahren, wie die Geschichte weitergeht sondern auch in welcher Art
und Weise sie selbst in das Geschehen eintreten dürfen. Daran ist zu erkennen,
dass das Lesetagebuch eine geeignete Methode ist, um die Lesebegeisterung zu
steigern und gleichzeitig eine intensive und individuelle Beschäftigung mit dem
Inhalt des Gelesenen zu fördern.102
Zusätzlich hat die Lektüre „Emma und der Blaue Dschinn“ durch ihre Vielfalt an
Charakteren einen wichtigen Beitrag geleistet, dass sich Mädchen und Jungen der
Lerngruppe auf das Geschehen eingelassen haben.103 Der Aspekt, dass die
Figuren Emma, Karîm und Sahim in den Großteil der Angebote des
Lesetagebuches integriert gewesen sind, hat sich auf die Vertrautheit der Kinder
im Umgang mit den Aufgabenstellungen positiv ausgewirkt.104
Während der gesamten Unterrichtseinheit hat ein sehr angenehmes Lernklima
geherrscht und kooperative Lernformen konnten immer wieder ihre Anwendung
finden.105 Das zu Beginn der Einheit enger geführte Leseprojekt hat sich im Laufe
der Zeit zu einem – weitestgehend durch die Schüler – selbstständig strukturierten
Vorgehen entwickelt. Gemäß der Ansprüche an einen ‚offenen Literaturunterricht’
haben die Kinder an bestimmten Stellen der Unterrichtseinheit entsprechend ihres
Lesetempos und Leistungsvermögens eigenverantwortlich gearbeitet.106 An dieser
Stelle
ist
anzumerken,
dass
im
Bereich
des
Differenzierungsangebotes
Alternativen denkbar sind: Die ‚Schreibwerkstatt’ hat insgesamt eine geringere
101Vgl.
4.1.1
4.2.1
103
Vgl. ebd..
104Dieses Anliegen ist in 4.2.2 näher beschrieben.
105Diese sind unter anderem während der Interviewphasen zum Tragen gekommen. Vgl. 4.3
106Vgl. 2.2.3
102Vgl.
30
Auswertung
Resonanz erfahren als erwartet. Dies ist unter anderem darauf zurückzuführen,
dass die Schüler die Möglichkeit vorgezogen haben, ihre eigenen Ideen im
Lesetagebuch einzubringen.107 In Anbetracht dessen erscheint es – vor allem bei
einer
Erstbegegnung
mit
dem
Lesetagebuch
–
sinnvoll,
weitere
Differenzierungsangebote innerhalb desselben anzubieten.
Die Vorgehensweise im Rahmen der Lesetagebucharbeit hat verschiedene
Formen der Auseinandersetzung hervorgebracht: Während sich vor allem die
Jungen der Klasse nach eigener Aussage eher daran orientiert haben, welches
Angebot sie mehr reizt, hat sich der Großteil der Mädchen von Anfang an für
bestimmte Figuren des Buches entschieden.108 Trotz dieser unterschiedlichen
Auswahlkriterien lässt sich feststellen, dass die Vorlieben für bestimmte Angebote
in großen Teilen identisch sind.109 Entgegen meiner bisherigen Annahme neigen
Jungen mehr als Mädchen dazu, anhand von Bildern eine Situation oder
Einstellung zu verdeutlichen. Die Mädchen der Klasse haben offensichtlich eine
Sympathie für monologisches Schreiben, wie es bereits bei der Schülerin Na.
analysiert worden ist.110 Diese Aspekte lassen sich unter anderem darauf
zurückführen, dass Mädchen und Jungen die Figuren des Buches unter
verschiedenen Gesichtspunkten betrachten. Während sich der Großteil der
Mädchen von Beginn an auf die Seite der Figuren Emma und Karîm als
Verkörperung des Guten gestellt haben, lassen sich bei den Jungen im Laufe der
Zeit Veränderungen feststellen:111 Zu Beginn ist es Sahim, der Größe und Stärke
zeigt, was von den Jungen der Klasse bewundert wird. Hier sehen sie noch nicht
das Schlechte dieser Figur, sondern seine absolute Macht. Allmählich ändert sich
diese Einstellung, hinsichtlich einer Neigung zu dem mutigen Mädchen Emma.
Letztendlich ist es der siegreiche Karîm als neuer Herrscher über ein Land, der die
Sympathie der Jungen erhält. Die Mädchen setzen sich demnach von Beginn an
sehr intensiv mit zwei der Hauptfiguren auseinander, lernen sie vermutlich
intensiver kennen, da sie immerzu die Möglichkeit nutzen, aus deren Sicht
ausführlich zu schreiben. Die Jungen konzentrieren sich auf den Kern einer
Situation, weniger auf spezielle Figuren und bringen Einstellungen oftmals durch
Skizzen oder Schlagworte zum Ausdruck. Somit lässt sich in Bezug auf den
Genderaspekt
sagen,
dass
Unterschiede
hinsichtlich
der
inhaltlichen
Schwerpunktsetzung existieren, die jedoch nur geringe Auswirkungen auf die
Angebotswahl haben.112 Demnach eigenen sich die zur Verfügung gestellten
Aufgabenformen sowohl für die Schwerpunktsetzung der Jungen als auch der
Mädchen der Klasse.113 Interessant ist auch das Verhalten der Kinder während der
so genannten ‚Interviewphasen’ gewesen. Diese sind mit großem Eifer
angenommen und auf meist hohem Niveau durchgeführt worden. Entgegen der
107Vgl.
„Meine eigenen Ideen“, LTB 37, 38.
Auswertung des Fragebogens II im Anhang des Dokumentes, A10.
109
Vgl. Schaubilder 9, 9a und 9b im Anhang des Dokumentes, A8.
110Vgl. 5.1.2.1
111Vgl. Schaubilder 9, 9a und 9b im Anhang des Dokumentes, A8.
112Vgl. Schaubilder 8, 8a und 8b im Anhang des Dokumentes, A7.
108Vgl.
31
Auswertung
Annahme, dass schüchterne Schüler mit dieser Form der Rollenübernahme
Probleme haben könnten, haben sich alle Kinder sehr selbstbewusst präsentiert.114
Auf diese Art und Weise ist es möglich gewesen, die mündliche Ausdrucksfähigkeit
im Hinblick auf Gefühle und Denkweisen zu schulen und spontane Reaktionen der
Kinder herauszufordern.115
Zur allgemeinen Arbeitsweise der Lerngruppe lässt sich zusammenfassend
feststellen, dass die Kinder sehr selbstsicher agiert haben. Dieser Aspekt hat sich
zum einen anhand der eigenständigen und überzeugten Auswahl der Angebote im
Lesetagebuch abgezeichnet; zum anderen ist es in Form des beurteilenden
Schreibens der Kinder über ihren individuellen Lernfortschritt am Ende der Einheit
erkenntlich geworden.116 Interessant wäre im Hinblick auf das Reflexionsvermögen
der
Kinder
der
Einsatz
von
‚Selbsteinschätzungsbögen’
während
der
Unterrichtseinheit gewesen, um Aufschlüsse über die individuellen Lernwege zu
erhalten.
Dennoch
ist
es
mein
Anliegen
gewesen,
während
dieses
Unterrichtsprojektes die mündliche Reflexionsfähigkeit der Schüler auszubauen
und den Fokus ihrer schriftlichen Arbeit auf das Lesetagebuch auszurichten.
Obgleich die beschriebenen Ergebnisse einen bedeutenden Stellenwert zu den
verschiedenen Entwicklungsbereichen der Schüler geleistet haben, soll nun die
Effektivität des Unterrichtsarrangements – allem voran das Lesetagebuch – im
Hinblick auf die Förderung der Empathiefähigkeit von Mädchen und Jungen
festgestellt werden. Die Lerngruppe hat vielfältige Möglichkeiten der Identifizierung
und Perspektivübernahme wahrgenommen. Anfangs ist es vielen Schülern schwer
gefallen, die Gedanken oder Einstellungen von Figuren einzunehmen. Dies hat
sich unter anderem daran gezeigt, dass Situationen angemessen beschrieben,
jedoch nur in Einzelfällen Begründungen für Verhaltensweisen oder Gefühlslagen
genannt worden sind.117 Die meisten Schüler haben also auf der ersten
Niveaustufe der Empathiefähigkeit gehandelt und sich noch sehr nahe an
Textstellen und sprachlichen Formulierungen orientiert.118 Doch im Laufe der Zeit
und mit zunehmender Vertrautheit zu den Figuren der Geschichte hat sich
abgezeichnet, dass die Schüler in die Geschichte eintauchen und somit auch dazu
in der Lage sind, Leerstellen des Geschehens durch eigene Ansichten zu füllen. 119
Hierbei ist deutlich geworden, dass die Mädchen der Klasse relativ schnell auf die
Gefühlsebene der Protagonisten übergegangen sind, während die Jungen häufig
dazu geneigt haben, Gedanken auf sachlicher Ebene zum Ausdruck zu bringen.
Mädchen haben sich vor allem in Situationen der Angst, Trauer, aber auch
Begeisterung und des Glücks in die Lage der Figuren hineinversetzen können. 120
Jungen sind in höherem Maße dazu in der Lage gewesen, spannende Situationen
113Vgl.
ebd..
4.3
115Vgl. ebd..
116Vgl. Auszüge aus den Lesetagebüchern und Fragebögen der Schüler in der Anlage des Dokumentes.
117
Vgl. 4.1.1
118Vgl. 4.2.3
119Vgl. Auszüge aus den Lesetagebüchern und Fragebögen in der Anlage des Dokumentes.
120Vgl. 3.2.2
114Vgl.
32
Auswertung
und den Willen nach Macht zu verdeutlichen und sich auf diese Art und Weise in
Figuren hineinzuversetzen. Dennoch lassen sich bei beiden Geschlechtern im
Laufe der Arbeit mit dem Lesetagebuch Steigerungen erkennen.
Bereits mit der ‚Ankunft in Barakasch’ (S. 13/14)121 erreichen einige Schüler die
mittlere
Niveaustufe
Erschließung
122
beinhaltet.
von
der
Empathiefähigkeit,
welche
Begründungszusammenhänge
unter
für
anderem
die
Verhaltensweisen
Spätestens mit der ‚Gefangennahme Emmas und Tristans durch den
Gelben Dschinn’ (S. 19/20 ff.), ist der Großteil der Lerngruppe dazu in der Lage, aus
einer beschriebenen Situation heraus empathische Schlussfolgerungen zu ziehen.
Darüber hinaus können am Ende der Unterrichtseinheit viele Schüler den Inhalt
der Geschichte auf ihre eigene Person transferieren.123 So hat sich aus einer
anfänglich beschreibenden Haltung und sich daraus ableitenden Schwierigkeiten,
die ‚Ich- Perspektive’ einzunehmen, eine intensive Auseinandersetzung mit den
Schicksalen der Figuren entwickelt.124 Besonders deutlich ist dies bei einem
Schüler geworden, der ein Gefühl Emmas beschreibt und plötzlich – in einem
fließenden Übergang und scheinbar unbewusst – die Perspektive des Mädchens
einnimmt.125 Diese Art der ‚Verschmelzung’ zeichnet die Intensität der Arbeit ab.
Auf hohem Niveau wird am Ende der Einheit die Bedeutung des ‚Geschenkes
Karîms
an
Emma’
reflektiert
und
als
ausgesprochene
Besonderheit
hervorgehoben. Weiterhin haben viele Schüler in beeindruckender Weise
formuliert, was sie aus der Geschichte oder von einzelnen Figuren gelernt
haben.126 Sie sind auf die Bedeutung von Freundschaft und Hilfsbereitschaft hin
sensibilisiert worden und haben immer wieder herausgestellt, wie wichtig diese
sind, vor allem in Situationen der Angst und Not. Die Schüler haben aus den
Ereignissen – die sich an Emma, Karîm und anderen Beteiligten vollzogen haben,
gelernt, dass man in jeder Situation – und scheint sie noch so ausweglos – die
Hoffnung nicht verlieren darf, denn „wenn man irgendetwas wirklich erreichen will
und niemals wirklich aufgibt, dann bekommt man Hilfe, wie Karîm.“127 Nicht zuletzt
hat die Ergründung des Satzes „Lesen ist wie Kino im Kopf“128 und dessen
Zusammenhang mit dem Lesetagebuch deutlich gemacht, dass die Kinder ihre
Möglichkeiten zur Empathiefähigkeit ausgeweitet haben.129 Eine Schülerin fasst
dies folgendermaßen zusammen: „Lesen ist wie Kino im Kopf heißt, dass man sich
in die Figur reinversetzt und das fühlt, was sie auch fühlt zum Beispiel traurig sein,
fröhlich sein und alles miterlebt und fühlt. Dieser Satz hat mit dem Lesetagebuch
zu tun, weil man dann so zu sagen die Figur ist.“130 Ein Junge bringt es auf diese
Weise zum Ausdruck: „Man versetzt sich in eine Figur hinein. Man hat im Kopf
121Vgl.
hier und im Folgenden: Schaubild 6 im Anhang des Dokumentes, A6.
Schaubild 7 im Anhang des Dokumentes, A6.
123Vgl. 4.2.3
124Die Entwicklungsverläufe der Empathiefähigkeit sind aus den Lernbegleitbögen der Schüler abgeleitet und in
Schaubild 6 zusammengestellt: Vgl. Schaubild 6 im Anhang des Dokumentes, A6.
125Vgl. Auszüge aus den Lesetagebüchern und Fragebögen (Tom) in der Anlage des Dokumentes.
126
Vgl. Auswertung des Abschlussfragebogens im Anhang des Dokumentes, A10.
127Timo, 9 Jahre.
128Vgl. Lesetagebuch in der Anlage des Dokumentes.
129Vgl. Auszüge aus den Lesetagebüchern und Fragebögen in der Anlage des Dokumentes.
122Vgl.
33
Auswertung
Bilder. Man ist wie die Figur. Man ist beim Lesen wie im Kino, dann kommt man
raus und es spielt sich alles noch einmal ab und dann schreibt man es ins LTB.“131
Diese exemplarischen Aussagen machen deutlich, dass das Lesetagebuch sowohl
für Mädchen als auch Jungen Möglichkeiten eröffnet hat, in die Gefühlswelt der
Figuren einzutauchen und individuelle Erfahrungen für sich selbst mitzunehmen.
Obgleich nur bei einigen Schülern die höchste – hier festgelegte – Empathiestufe
erreicht worden ist, so hat es dazu bewegt, sich in die Situationen von fiktiven und
realen Figuren auf
verschiedene Weise hineinzuversetzen und dennoch
Spielräume in der Schwerpunktsetzung jedes Schülers eingeräumt.
Die Konzipierung der Niveaustufen und die weitestgehend vorstrukturierten
Aufgabenformen haben sich im Hinblick auf die erreichten Ziele der Schüler als
angemessen erwiesen. Diese erste Begegnung sollte den Kindern ein Stück weit
Sicherheit in ihrem Urteilen und Handeln bieten. Bezüglich der Weiterarbeit muss
es zu einem Ausbau der Niveaustufen kommen, der sich durch ein höheres Maß
an Differenziertheit auszeichnet. Zusätzlich zu dieser Vorgehensweise sind vor
allem für leistungsstarke Schüler offenere Aufgabenstellungen sinnvoll, um
eigenständiges Lernen weiter voranzubringen. Zusätzlich dazu ist es möglich, eine
Unterrichtseinheit, die Situationen des alltäglichen Lebens in den Fokus der
Beschäftigung rückt, im Rahmen des Religionsunterrichtes einzusetzen. Die
Entwicklung der Empathiefähigkeit ist mit Abschluss der Unterrichtseinheit
keinesfalls abgeschlossen. Doch kann auf diese intensive Phase der Übernahme
von Perspektiven in vielen Bereichen des Schulalltages zurückgeschaut werden,
um den Kindern bewusst zu machen, wie wichtig es ist, das Innere unserer
Mitmenschen wahrzunehmen und dementsprechend zu handeln.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Lesetagebuch im Rahmen des
Literaturprojekts „Emma und der Blaue Dschinn“ bei den Schülern der Klasse 3a
besondere Ergebnisse hervorgebracht hat. Sicherlich ist es nicht möglich
gewesen, alle Bereiche der Empathiefähigkeit zu erkunden, doch scheint es
äußerst wertvoll, Aspekte, die den Kindern aus ihrem Alltag bekannt sind, intensiv
zu
behandeln,
um
aus
unbewussten
Situationen,
bewusstes
Handeln
hervorzurufen. Dem eingangs beschriebenen Anspruch, die Kinder anzuregen,
„Gefühle, Denkweisen und Einstellungen anderer nachzuvollziehen und darüber
eigenständig zu reflektieren [...]“132 ist durch vielfältige und individuelle Erfahrungen
der Mädchen und Jungen in hohem Maße Rechnung getragen. Die Arbeit mit dem
Lesetagebuch hat die Kinder dazu animiert, über eine intensive Lektürearbeit
hinaus, ihre persönlichen Erfahrungen und Ängste aufzuarbeiten.133 Ob es um
Trauer, Angst, Verzweiflung oder auch Glück und Zufriedenheit gegangen ist, in
jedem Fall haben die Schüler erfahren, dass Gefühle jederzeit wandelbar sind und
9 Jahre, über den Satz : „Lesen ist wie Kino im Kopf“ und dessen Zusammenhang mit dem Lesetagebuch.
Felix, 8 Jahre, über den Satz „Lesen ist wie Kino im Kopf“ und dessen Zusammenhang mit dem Lesetagebuch.
1.
133„Ich hab dieses Gefühl gehabt, wenn ich mich prügle. Dann krieg ich selbst vor mir Angst.“ Selim, 9 Jahre, über das
Gefühl des Bereuens.
130Justine,
131
132Siehe
34
Auswertung
wie wichtig es in allen Lebenslagen ist, Hoffnung zu haben; im besten Falle an der
Seite eines guten Freundes.
35
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36
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Steffens, U./Messner, R. (Hrsg.), Neue Zugänge zum Lesen
Lesekompetenz und Leseförderung nach PISA, Wiesbaden 2005.
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Waldt, Kathrin, Literarisches Lesen in der Grundschule. Herausforderung durch
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Funke, C., Emma und der Blaue Dschinn, Hamburg 2002.
Maar, P., Der Buchstaben- Fresser, Hamburg 22006.
37
Anhang
Modelle zur Lesekompetenz nach K. H. Spinner .......................A1
Übersicht über die Unterrichtseinheit ........................................A2
Lernbegleitbogen zur Unterrichtseinheit ...................................A3
Auswertung des Fragebogens, zur Erhebung
der Lernausgangslage .................................................................A4
Schaubilder zur Auswertung der Unterrichtseinheit ...........A5-A8

Angebots- und Figurenwahl durch
Na. und La. ............................................................................A5

Entwicklung der Empathiefähigkeit bei Na. und La.
sowie bei der gesamten Lerngruppe, Niveaustufen .....................A6

Durchschnittliche Angebotswahl der gesamten Lerngruppe .........A7

Durchschnittliche Figurenwahl der gesamten Lerngruppe,
Übersicht über die Lieblingsfiguren ...............................................A8
Auszüge aus den Lesetagebüchern von
Na. und La. ...................................................................A9, A10
Auswertung des Abschlussfragebogens .................................A10
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