3.) Schule des Sehens - Die Frage der

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Tagungsbericht
Theater - Tür in neue Welten
Begegnungsräume für Erwachsene und Kleinkinder
1. bis 3. 2. 2009, Bildungszentrum St. Virgil Salzburg
Im Rahmen von BIM BAM - 2. Internationale Theaterwochen
für Klein- und Kleinstkinder (11.1. - 8. 2. 2009)
In Zusammenarbeit mit
Bildungszentrum St. Virgil Salzburg, Zentrum für Kindergartenpädagogik Salzburg
Katholisches Kreisbildungswerk Traunstein Katholisches Bildungswerk Berchtesgadener Land
1
Inhalt
Helga Gruber
Einführung
3
Wolfgang Schneider
Nichts ist im Verstand, was nicht vorher in den Sinnen war
4
Heide Demel
Schau und Spiel
7
Maria Korb
Mit Freude und Begeisterung weiterschenken
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Gabi Altengarten-Radics und Sandra Strasser
Unsere Theaterarbeit mit Kindern
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Michael Brater
Die Bedeutung von künstlerischen Prozessen in der
Aus- und Fortbildung von Erwachsenen
14
Zur Aus- und Fortbildung von Kleinkind-Pädagoginnen im Bereich Kunst und Theater
Ergebnisse des Euregio-Arbeitsforums
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The Making of Theatre for Early Years
Round Table mit Künstlern (in englischer Sprache)
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Roberto Frabetti
Das Projekt TEATRO E NIDO (Theater und Krabbelstube) in Bologna
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Workshops
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Anhänge
Handout zur privaten Organisation von Theatervorstellungen
Liste der ReferentInnen und TeilnehmerInnen
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Impressum
F. d. I. v.: Mag. Helga Gruber in Zusammenarbeit mit Mag. Susanne Hagelmüller und Piet Six
Bildnachweis: Piet Six, Helga Gruber, Paul Watt, Théâtre de la Guimbarde
Toihaus Theater, Franz-Josef-Straße 4, 5020 Salzburg, E-Mail: [email protected],
Tel. 0043/662/874439; www.toihaus.at
2
Helga Gruber: Einführung
In den letzten beiden Jahrzehnten ist in Europa eine blühende Theaterszene für die allerkleinsten
ZuschauerInnen entstanden. Auch das Toihaus Theater in Salzburg bringt seit einigen Jahren Stücke für
Kinder ab eineinhalb Jahren auf die Bühne, die von Publikum und Presse begeistert aufgenommen
wurden.
Seit 2007 veranstaltet es biennal die internationalen Theaterwochen BIM BAM, österreichweit das bislang
einzige Theaterfestival für Klein- und Kleinstkinder.
Die Tagung „Theater – Tür in neue Welten“ im Rahmen von BIM BAM 2009 im Konferenzzentrum
St. Virgil lud erstmals zu einem regionalen Erfahrungstausch rund um diese Theaterform für die
Allerkleinsten ein. Impulsreferate von internationalen Fachleuten eröffneten neue Perspektiven.
Vorstellungen für Klein- und Kleinstkinder, die zusätzlich in St. Virgil stattfanden, boten den
TeilnehmerInnen zudem die Möglichkeit, das Theater für die Allerjüngsten hautnah selbst zu erleben.
Was ist das überhaupt für ein Theater? Und was macht es mit den Erwachsenen und Kindern?
Salzburg, 16. 3. 2009
3
Wolfgang Schneider
Nichts ist im Verstand, was
nicht vorher in den Sinnen war
Theater für Kinder als ästhetische Bildung wurde nicht erst in den letzten Jahren erfunden, sondern
verfügt schon über eine längere Tradition und Entwicklung. Vor allem existiert dafür eine kulturpolitische
Rahmung.
In Deutschland gab und gibt es viele Konzepte zur Kulturpolitik, eine sehr nachhaltige stammt aus den
70er Jahren. In Westdeutschland stellten damals viele Kommunalpolitiker fest: „Wenn wir nicht
gegensteuern, veröden unsere Städte, gibt es so etwas wie eine kulturelle Identität nicht mehr, die etwas
mit der Stadt, mit der Region zu tun hat!“ und es kam zu einer Aufbruchstimmung, nicht nur unter dem
Motto: „Rettet die Städte und versuchen wir wieder, das gemeinschaftliche Zusammenleben auf den
kulturellen Kern zu bringen!“ sondern es gab auch die Losung: „Kultur für alle“.
Bis zum heutigen Tag ist das ein Stichwort und einer der Protagonisten, damals Kulturdezernent in
Frankfurt am Main, war Hilmar Hoffman, der dazu ein Buch geschrieben hat 1, aber es gab über viele
Jahre auch schon andere Städte, die sich dem gewidmet haben. Die Ableitung von Hilmar Hoffman, aber
natürlich auch die Briefe zur ästhetischen Erziehung von Friedrich Schiller, waren der Versuch, eine
moderne Kulturpolitik zu beschreiben und zu beschreiben, um was es dieser Kulturpolitik gehen sollte.
Da greife ich nur diesen einen Satz heraus, wo es um die sogenannte „kulturelle und soziale Kompetenz“
geht, die es kulturell zu nutzen gilt. Die meinte nämlich nicht nur eine Beteiligung aller, sondern auch,
dass die Menschen bereits in frühem Alter am Prozess in der Gesellschaft und am kulturellen Leben
teilhaben.
Nun nach 30 Jahren ist es Zeit, wieder Bilanz zu ziehen, und es hat neue Entwicklungen gegeben,
gerade, was hier diesen Gegenstand Theater für die Allerkleinsten ausmacht. Aber schon vorher gab es
Schillers Überlegungen, vor 300 Jahren die des Philosophen und Politikers John Locke, Pestalozzis
Ableitungen („Lernen mit Kopf, Hirn und Herz“) und das, was Maria Montessori daraus gemacht hat („Hilf
mir, es allein zu tun“). Diese stellen gewissermaßen neben der kulturpolitischen die bildungspolitische
Rahmung dar. Und dann gleich der Sprung zur Jetztzeit, wo wir feststellen, dass durchaus ästhetische
Bildung Konjunktur hat, dass bei den Sonntagsreden sehr viel darüber gesprochen wird. Es ist aber
gelegentlich auch auffällig, dass werktags das Alltagshandeln noch ziemlich hinterher hängt. Insofern ist
das, was sich einige auf die Fahnen geschrieben haben in bezug auf die Theater von Anfang an nicht nur
eine Umsetzung von kultur- und bildungspolitischen Ideen sondern auch eine sehr konkrete Kulturpolitik
von unten, das einfach zu machen, zu behaupten, und perspektivisch zu institutionalisieren.
Projekte zur ästhetischen Bildung: Meine Untersuchungen beziehen sich vor allem auf die deutsche
Kulturlandschaft. Zur Zeit sind es noch Projekte. Sie wissen, Projekte haben einen Anfang und ein Ende,
die Frage der Nachhaltigkeit und der einbindenden Struktur sind Fragen, die sich erst später stellen.
„Kinder zum Olymp“: Aber interessant ist zu sehen, das es im Bereich der ästhetischen Bildung eine
Initiative der Länder gibt - in Projekten der Kulturstiftung - zur kreativen Eigentätigkeit von Kindern, mit
dem schönen Titel „Kinder zum Olymp“. Das waren jetzt bisher drei oder vier Kongresse. Der nächste
Kongress findet in München statt. Es gibt einen Wettbewerb, wo man Best-Practise-Modelle bewerben
kann.
„Jedem Kind ein Instrument“: Die Initiative der Bundeskulturstiftung hat ein Projekt aufgegriffen, das
einmal für die Grundschulen der Stadt begonnen hat. Es wird jetzt in dem Gebiet, das nächstes Jahr
Kulturhauptstadt Europas ist, nämlich Essen im Ruhrgebiet, allen Grundschülern die Möglichkeit
gegeben, ein Instrument nicht nur kennen zu lernen, sondern zu spielen.
1
Hilmar Hoffmann: Kultur für alle. Perspektiven und Modelle (1979)
4
„Theater von Anfang an“: Es gab bis zum Ende letzten Jahres ein zweijähriges Projekt bei dem in
Deutschland Theater von Anfang an 2 evaluiert wurde, was in der Tat ein neues Phänomen ist.
Ich will Sie noch weiter traktieren mit den Rahmungen: wenn Kultur und Bildung aufeinander treffen,
insbesondere im Bereich der ästhetischen Bildung, ist immer die Frage, wer partizipiert, wer ist gemeint,
wie ist das organisiert?
Drei Instrumente von Kultur- und Bildungspolitik habe ich aus vielen ausgewählt:
Audience Development: Was unsere englischen Freunde uns erzählen können, ist, inwieweit
Kulturförderung im Vereinigten Königreich auch dahingehend organisiert wird, dass man sie nicht nur
produktionsorientiert macht. Bei uns wird eine Theaterproduktion gefördert. Am besten wird noch die
Distribution, das Theaterhaus und seine Gastspiele gefördert, in den seltensten Fällen die Rezeption.
Aber auf die Rezeption kommt es natürlich sehr an - inwieweit auch ein Kulturinstitut sich um die
Entwicklung des Publikums, also auch um die Publikumsschulung, die Publikumsbindung kümmert, nicht
nur unter Gesichtspunkten des Marketings, sondern um überhaupt aktiv, kreativ und vollwertig teilhaben
zu können. Das ist ein Konzept, das in England als audience development bezeichnet wird.
Basket of Culture: In Israel existiert im Bereich der Kultur- und Bildungspolitik ein Programm, das
insbesondere der außerschulischen Arbeit der Community Centres zur Verfügung steht, hier konkrete
Programme zu entwickeln für Kinder. Diese werden dort sowohl beim Konzertgeschehen, als auch in der
musikalischen Bildung, sowohl in der Theaterpädagogik als auch in Ausstellungen unmittelbar beteiligt.
Es ist ein außerschulisches Programm, aber in Verbindung mit Schulen.
Dee kulturelle Skolesekken: Ein schulisches Programm ist das, was die Norweger in der ersten bis zur
zehnten Klasse jedem Schüler pro Schuljahr garantieren. Es ist der sogenannte „kulturelle
Schulrucksack“. Jeder Schüler bekommt 10 Gutscheine pro Jahr, um sich an den Kulturinstitutionen zu
beteiligen, und die Schüler entscheiden dann in der Klasse selbst direkt, ob sie ins Konzert, in die
Ausstellung, ins Theater gehen, und das ist auch eine Form dieser Basisbewegung.
Jetzt wird es konkreter und dann komm ich auch schon an den Schluss dieser Rahmung, nämlich die
Überlegung, was denn Theater sein kann. Es gibt viele Theorien, auch viele Praxen, Konzepte aus den
letzten Jahrhunderten. Wenn man sich genauer ansieht, was das Theater für Kinder in den letzten
Jahrzehnten entwickelt hat, dann kommt man möglicherweise auf diese 5 Überlegungen:
1.) Anschauung des Lebens - nämlich einerseits zu reflektieren, was das Leben derer ist, die sich dieses
Theater anschauen und eben auch als Spiegel sehen, als Reflexion, als Versuch, mit der Realität in
Kommunikation zu treten.
2.) Ein Laboratorium der sozialen Phantasie (Heiner Müller) - das was Theater kann, auch in andere
Welten, in anderes Denken zu spielen und da genau Phantasie nicht nur freizusetzen, sondern eben
auch zu entwickeln und als Grundlage, als Stoff zu nutzen, etwas auszuprobieren.
3.) Schule des Sehens - Die Frage der ästhetischen Bildung ist auch immer eine Frage, inwieweit man
tatsächlich auch Ästhetik wahrnehmen kann, ob man die Voraussetzung hat, die Zeichen der Zeit zu
dekodieren. Was ist wichtig zu sehen? Wie muss man sehen, um sehen zu können? Fragen, die
zunehmend wichtiger werden.
2
www.theatervonanfangan.de
5
4.) Erlebnis der Gefühle - immer wieder zu reflektieren, was Wahrnehmung ist, was tatsächlich auch die
Offenheit ist in diesem Prozess, aber nicht zuletzt davon auszugehen, dass wir es mit einem sehr
emotionalen Kunstwerk zu tun haben, das Gefühle betrifft.
5.) Die Poetik des Erzählens - in einer gewissen Form etwas ausleben, aber eben auch in der Reflexion
dessen, was erzählt wird, eben auch davon zu partizipieren. In zunehmendem Maße hat sich doch eine
Dramaturgie im Kindertheater entwickelt, gewissermaßen für das Erzählen und das Aussteigen aus der
Erzählung.
Was soll Theater für die Allerkleinsten, wenn man die genannten Rahmungen im Hinterkopf hat? Es
stellen sich fünf Fragen, die alle mit der künstlerischen Qualität zu tun haben. Ich frage von Seiten des
Theaters aus:
1.) Die Welt der Künstler als Erfahrungshorizont. Wie schaffen es erwachsene Menschen, für ein ganz
junges Publikum zu spielen? Die Welt der Künstler und der Kinder ist durchaus dieselbe, aber sie haben
nicht die gleichen Erfahrungen. Die einen haben mehr, die anderen weniger Erfahrung, die einen haben
einen großen Horizont, die anderen noch einen sehr kleinen. Die Frage ist: wie passt das zusammen, wie
kommt das zusammen, ist gewissermaßen der Teddybär, der auf der Bühne als Spielobjekt liegt, genau
der Teddybär, den die Kinder als Schlaftier kennen, oder darf das auch mehr sein?
2.) Die Rolle der Musik als dramaturgisches Element
3.) Das Verhältnis von Schauspielern und Zuschauern? Was heißt das auch von der Frage der Rezeption
her? Theater entsteht nur in der Kommunikation, jeweils individuell auf diesem einen Sitzplatz, und da
muss ich mir gewahr werden, ob ich 50 oder 1000 Zuschauer habe (Brecht), wie ist das Verhältnis der
Kommunikation? Wie schaffe ich das überhaupt, diesen Bezug herzustellen?
4.) Die Konzeption der Rezeption ergibt sich daraus, dass wir es im Wesentlichen mit Windelpaketen zu
tun haben, die die Theatersituation nicht kennen, die vieles nicht kennen, die sich beeindruckt davon
fühlen, dass sie mit anderen Kindern zusammen sind, die sich vielleicht mehr dafür interessieren, von wo
das Licht herkommt oder dass der Techniker irgendwo an einem merkwürdigen Pult sitzt. Diese
Rezeptionsfähigkeit muss bedacht werden.
5.) Letzte Frage: zur Bedeutung der kindlichen Entwicklungsforschung für die Theaterkunst. Inwieweit
muss man als Künstler insgesamt Entwicklungspsychologie, frühkindliche Pädagogik oder Hirnforschung
„draufhaben“, wenn man sich diesem sehr jungen Publikum widmet? Wir wissen, dass in dieser frühen
Phase des Lebens sehr viel passiert. Inwieweit nimmt das neue Wissen darüber Einfluss auf die
künstlerische Konzeption? Ich plädiere nicht direkt dafür, aber ich stelle es zur Debatte.
Heute Abend werde ich beim Round Table genau diese Fragen an einige Künstler richten. Danke
für Ihre Aufmerksamkeit!
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Heide Demel
Schau und Spiel
Im Jahr 2005 war ich Eltern-Kind-Gruppenleiterin und Elternbildnerin, habe Helga Gruber nach Paris zu
einem Kongress über Theater für Kleinkinder begleiten dürfen und mich anschließend intensiv mit diesem
Thema beschäftigt. Mittlerweile arbeite ich in einem ganz anderen Bereich, im Gewaltschutzzentrum in
Salzburg, und habe meine damaligen Gedanken für dieses Referat wieder hervorgekramt. Wie kann man
Eltern, die ins Theater für Kleinkinder gehen, helfen, das in Worte zu fassen, um was es dabei geht?
Welche Haltung habe ich als Erwachsener gegenüber Kindern? Das ist meiner Ansicht nach die
wichtigere Frage, als die nach meinen Regeln und Erziehungszielen für mein Kind. Da passt für mich das
Theater sehr gut hinein. Warum?
Kinder lernen in diesem frühen Alter durch Schauen und Spielen. Der Spruch „Wozu Kinder erziehen,
sie machen uns doch sowieso alles nach?“ verdeutlicht das noch mehr. Im Theater sehen sie
Erwachsene, die spontan und kreativ sind, die ihre Ausdrucksmöglichkeiten nutzen, um etwas an jemand
heranzubringen, das für sie interessant ist. Diese Eigenschaften und die Handlungen, welche dabei die
Schauspieler an den Tag legen, könnten auch in einer Jobausschreibung stehen, oder als
Zielbeschreibung dafür, was aus einem Kind werden soll.
Unsere Methoden in der Erziehung sind aber dadurch geprägt, dass sich der Mensch an die
Umgebung anpassen soll, auch die Kinder. Meistens müssen wir alle im Alltag Anpassungsleistungen
vollbringen.
Das Theater ist anders. Dort passt sich nicht jemand an eine Umgebung an, sondern er passt diese an
sich an, um etwas zum Ausdruck zu bringen. Das Spiel des Kindes und das Theaterspiel ähneln sich.
Auch das Kind, wenn es spielt, passt sich die Umgebung an, um selbst etwas zu erreichen, es verwandelt
diese. Das ist die erste Parallele. Nicht die Anpassung an die Umwelt, wie sonst, sondern der Mensch
steht im Mittelpunkt. Außerdem hat das Theater mit dem Spiel des Kindes gemeinsam, dass es um einen
Selbstzweck geht - die Handlung um der Handlung willen. Die Kinder gehen in einer Spieltätigkeit voll auf,
genauso wie es der Schauspieler im Theater für die Kinder präsentiert. Er ist in einer ganz anderen
Realität, um der Handlung willen.
Viele Eltern erzählen begeistert, dass die Kinder im kleinen Alter so eine unglaubliche Konzentration
zeigen. Ich behaupte, dass es deshalb ist, weil die Kinder diese Situation der Schauspieler so gut
kennen. Die kleinen Kinder haben vielleicht den Vorteil, dass sie von Natur aus so gute Beobachter sind.
Sie lernen durch Schauen, Spielen, oft nebeneinander, nicht miteinander. Man kann als Erwachsener
beobachten, wie Kinder andere Kinder beobachten. In einer Elternkindgruppe sieht man oft, wie zwei
Kinder spielen und alle anderen Kinder ewig lange begeistert zuschauen.
Die Realitätsverschiebung im Theater hat eine weitere Parallele zum kindlichen Spiel. Es wird auf der
Bühne z. B. Fliegen gespielt, so wie Kinder es auch tun. Kinder lieben es, ihr tatsächliches Können im
Spiel zu übersteigen, etwas zu tun, das sie in der Realität nicht können.
Schutz und Autonomie: Wenn man mit Eltern spricht, die noch nicht mit Kindern im Theater waren, hört
man „Kinder brauchen Wiederholungen, Rituale, Vertrautes, Sachen die sie kennen. Theater macht ihnen
vielleicht Angst, weil da komische Lichter sind, andere Atmosphären, das ist vielleicht noch nichts für
mein Kind.“ Das Ungewohnte kann natürlich auch Ängste erzeugen. Hier ist es eine wichtige Sache, mit
den Eltern zu sprechen, wie viel Schutz und wie viel Autonomie sie den Kindern anbieten können. Halte
ich das aus, wenn mein Kind nicht nur Freude zeigt? Wenn ich zum Beispiel möchte, dass mein Kind
mutig und ausdauernd ist und ich sehe, wie mein Kind im Theater ausdauernd sitzt und konzentriert
dabei ist, dann denke ich mir als Elternteil gleichzeitig, dass ich aber ein überangepasstes Kind haben
könnte. Oder ich will ein Kind, das seine Gefühle zeigt. Im gleichen Moment denke ich mir, dass sich
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mein Kind nur mehr auf sich konzentriert. Das klingt eventuell jetzt banal. Aber genau darin liegt die
Spannung, die für Eltern schwierig ist: Wie viel Schutz möchte ich meinem Kleinkind bieten, ist das im
Theater überhaupt möglich? Was tue ich, wenn mein Kind verunsichert ist? Ist das für mich o.k., wenn
mein Kind verunsichert ist?
Theater ist ein Experiment und eine Chance, das Kind neu zu erleben, auch die Eltern-Kind-Beziehung
neu zu erleben. Aber es ist ein Experiment. Dieses wird im Toihaus Theater vor der Vorstellung ganz gut
angesprochen und den Eltern nahe gebracht - dass zum Beispiel die Theater-Tür offen bleibt, bestimmte
Regeln und Rituale gelten, genauso wie beim kindlichen Spiel.
Warum kann Theater für Kleinkinder spannend sein? Im Theater rücken sich die Welten der
Erwachsenen und der Kinder näher, die Welten der Erwachsenen und der Kinder sind weniger getrennt.
Die Erwachsenen auf der Bühne sind kreativ und mutig, ihr Tun ähnelt dem Spiel der Kinder. Die meisten
Kinder lieben das, wenn sich die Erwachsenen einmal so zeigen. Wir muten Kindern etwas zu, wenn wir
ihnen eine solche Welt bieten, und darin steckt Mut - sie bekommen einen anderen Lebensraum zu ihrem
alltäglichen gezeigt.
Dabei spielt auch stark mit, welche Eindrücke Erwachsene von Kunst und Kultur als Kinder selbst
mitbekamen. Und wieder geht es dabei um die Frage: welche Haltungen bringe ich meinem Kind
entgegen? Nicht: welche großartigen pädagogischen Ziele habe ich?
Die Identitätsentwicklung eines Menschen steht in starkem Zusammenhang damit, welche
Lebensräume ihm eröffnet werden. Wenn die Welt draußen viel mehr mit Anpassung des Menschen an
die Umgebung zu tun hat, dann ist das Theater ein Lebensraum, wo man sich voll einbringen kann,
Sachen verdrehen, kreativ sein kann und kritisches Denken fördert. Kindern solche Lebensräume von
Anfang an zu eröffnen, bedeutet, dass sie das Unbekannte im Theater aushalten können, weil es dann
ganz selbstverständlich zu ihren Lebensräumen gehört.
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Maria Korb
Mit Freude und Begeisterung weiterschenken
Meine Erfahrungen mit der Organisation von Theateraufführungen
Ich komme aus Teisendorf in Bayern, es liegt ca. 20 Autominuten entfernt von der Grenze Freilassing
Salzburg. In meinem Beruf als Erzieherin habe ich lange Jahre im Kindergarten gearbeitet und mit
meinen beiden Kindern (heute 13 und knapp 15 Jahre alt) war ich Teilnehmerin einer Eltern-Kind-Gruppe.
Seit 8 Jahren bin ich selbst Leiterin von Eltern-Kind-Gruppen im Katholischen Bildungswerk
Berchtesgadener Land. In meinem Referat soll es darum gehen, wie es dazu kam, dass ich in meinem
Heimatort Gastspiele organisiert habe und wie es mir dabei ergangen ist.
Im Rahmen meiner Tätigkeit als Eltern-Kind-Gruppenleitern haben wir immer wieder die
Möglichkeiten, verschiedene Fortbildungen wahrzunehmen, so auch 2002, als die Einladung vom
Toihaus Salzburg kam, doch ein Kleinkindtheater mit dem Namen UNTER DEM TISCH von Agnès
Desfosses anzusehen. Es war pure Neugierde, warum ich mich da gemeldet habe. Neugierde, weil ich
bis dahin noch keine Erfahrung mit solchen Kleinkindtheatern hatte, skeptisch war ich auch. Was soll das,
ein Theater für Kinder ab eineinhalb? Wusste ich doch aus meiner Erfahrung als Erzieherin, das selbst
größere Kinder schon Probleme mit Aufmerksamkeitsspannen haben. Nun, ich wollte mich überraschen
lassen und ich war überrascht, wie lange die Kinder bei einer Sache waren, wie sie einfach gefesselt
waren von dem, was da passiert, nicht nur von den Schauspielerlnnen, oder den Requisiten, auch von
den Sitzpolstern, von der Beleuchtung, alles ist ja Theater.
Dieses Erlebnis wollte ich auch gerne meiner Eltern-Kind-Gruppe zuteil werden lassen. So lud ich sie
ein, mit mir nach Salzburg zu fahren, um dieses Theater UNTER DEM TISCH mit mir anzusehen. Wir
machten uns auf die Reise. Früh genug Gott sei Dank, denn es war eine kleine Reiseunternehmung.
Durch den Verkehr von Salzburg … es dauerte eine gute Stunde bis wir von Teisendorf am Toihaus in
Salzburg ankamen, dann noch die Parkplatzprobleme, Münzensuche für die Parkscheine.
Verständlicherweise waren die kleinen Kinder schon etwas quengelig, hungrig, durstig, es musste
gewickelt werden, die Toilette besucht. Aber das Theater gefiel uns allen sehr gut. Es entschädigte uns
für die kleinen Unannehmlichkeiten, die wir vorher mitmachen mussten.
Nun, für die Zukunft dachte ich mir, will ich diese Unannehmlichkeiten ausschalten. Und so habe ich das
Angebot angenommen, ein Gastspiel zu organisieren, im Heimatort. Wir haben in Teisendorf 7 ElternKind-Gruppen, und so konnten 54 Familien an diesem Gastspiel teilnehmen, der örtliche Kindergarten
stellte uns seine Turnhalle zur Verfügung. Und so durfte auch eine Vorstellung nur für den Kindergarten
stattfinden. 6 Vorstellungen und die Evaluation fielen zum großen Teil sehr positiv aus. Das einzige
Problem, wie auch Frau Demel sagt, ist, dass die Eltern eine gewisse Vorbereitung brauchen, denn sie
versuchen schon während der Vorstellung immer wieder verschiedene Erklärungen zu geben, was denn
passiert, was denn das bedeuten soll und vor allem diesen Klammereffekt der Eltern, wenn die Kleinen
sich fürchten. Diese teilweise abstrakte und phantasievolle Vorstellung ist vielen Erwachsenen einfach
verloren gegangen, Kinder sind da viel unbelasteter und phantasievoller.
2008 organisierte ich wieder ein Gastspiel und zwar mit dem Stück „hin und her – meine kleine Reise
durch den Tag“ (Filmtrailer). Ich habe gleich nach der Vorstellung den Teilnehmern die Möglichkeit
gegeben, wieder ihre Eindrücke zu äußern, anonym auf Zetteln und eben anonym für die Schauspieler.
Diese Reaktionen möchte ich Ihnen ein bisschen erzählen. Nach der Vorstellung kamen einige ältere
Leute zu mir, Großeltern, Nachbarn, die hatten das Erlebnis mit den Kindern besonders genossen. Eine
Mutter erzählte mir noch Wochen nach der Vorstellung, dass ihr Kind immer und immer wieder in den
Pfarrsaal schauen wollte, ob nicht doch die Frauen wieder da sind, die da vorgespielt haben. Sie glaubte
es nicht, bis ich den Pfarrsaal aufsperrte. Einige Leute erzählten mir, dass die Kinder zuhause Schachteln
hergekramt und Requisiten gesucht haben, um Teile aus dem Theater nachzuspielen, immer und immer
wieder. Auch die DVD vom Stück wurden ausgeliehen, um einfach wieder dieses Theaterstück zu
genießen. Mir gefiel besonders, dass ich während der Vorstellungen, die ich ja drei oder vier Mal
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miterleben konnte, in die Gesichter der Kinder schauen konnte. Es hat sich eine wunderbare Palette der
Gefühle geboten. Von Freude, Überraschung, Erschrecken, Neugierde, Mitleid, Begeisterung konnte man
alles lesen. Außerdem war ich fasziniert, mit welcher Konzentration und Leichtigkeit die Schauspieler auf
die Zuschauer reagiert haben. So war es auch für mich trotz Zeitaufwand und Mühe ein lohnendes
Erlebnis.
Zum Schluss möchte ich noch ein paar praktische Tipps zum Gelingen so einer Veranstaltung
präsentieren (Handout siehe Anhang).
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Gabi Altengarten-Radics und Sandra Strasser:
Unsere Theaterarbeit mit Kindern
(mit Filmpräsentation)
Altengarten-Radics: Wir arbeiten in einem Magistratskindergarten mit dem Schwerpunkt Kunst. Seit
Herbst 2007 bieten wir im Kindergarten Alterbach/Salzburg eine Theaterwerkstatt für Kinder von 3-6
Jahren. Wir haben keine Theaterakademie oder Ausbildung in diese Richtung absolviert.
Wie ist unser Kindergarten zu dem Schwerpunkt Kunst gekommen? Seit vielen Jahren wird die
Beschäftigung mit Kunst in diesem Kindergarten groß geschrieben, treibende Kraft ist unsere Leiterin
Tilika Matjasic. Sie wollte den Kindern mehr ermöglichen als nur zu basteln und zu zeichnen. Nach ihren
Beobachtungen ist das Malen mit flüssigen Farben zu kurz gekommen. Deshalb bietet sie regelmäßige
Malstunden an. Darüber hinaus wurden auch Künstler in unser Haus eingeladen, die die Arbeit mit Kunst
bereichert haben. Vor einigen Jahren übersiedelten wir in einen neuen Kindergarten mit viel mehr
Möglichkeiten zur Kunsterziehung, weil wir mehr Platz hatten. Kunst spielt sich in verschiedenen Facetten
ab. Daher gab Tilika den Impuls, Theater für Kinder anzubieten. Kurz entschlossen wagten wir uns völlig
laienhaft an diese Herausforderung und gründeten eine Theaterwerkstatt. Mit großer Freude machten wir
uns an die Arbeit. In unserem Kindergarten hat jeder Erzieher einen anderen Schwerpunkt.
Strasser: Wie entstand meine persönliche Vorliebe für das Theater? Die Freude, mit Kindern Theater
zu spielen, ergab sich für mich durch meine Liebe zu schönen Märchen und Bilderbüchern. Schon zu
Schulzeiten und durch meine eigenen Kinder legte ich Wert auf schonungsvollen Umgang mit Büchern.
Gemeinsamens Anschauen, Vorlesen und Erzählen gehörte zu unserem täglichen Ritual. Es war eine
wertvolle und intime Zeit, die wir genossen. Im Kindergarten fand dieser Schwerpunkt einmal wöchentlich
statt. Immer wenn das Glöckchen läutet, wissen die Kinder, bald beginnt die Märchenstunde. Mit 12
Kindern geht es dann in den Ruheraum, wo wir in gemütlicher Atmosphäre durch einen goldenen Reifen
in das Märchenland schlüpfen und es uns auf einer Matratze bequem machen. Mich fasziniert, wie man
Kinder fesseln kann, wie sie auf das jeweils Erzählte reagieren und mit den Figuren mitleben. Es bedarf
aber einer besonderen Beobachtungsgabe, um das Gefühlsleben der Kinder zu deuten, um Szenen
abzuschwächen oder aufzubauschen. Über die Märchenstunde kam es zu unserem allerersten Stück
„Die Prinzessin auf der Erbse“.
Altengarten-Radics: Wie kam ich zu meiner Vorliebe, der Liebe zu Kostümen und Kulisse?
Schon als Kind durfte ich mit meinen Eltern und Geschwistern ins Theater gehen. Es war immer wieder
ein Erlebnis …. das Eintreten ins Foyer, die Theaterluft, die prunkvollen Stoffe, die besondere
Atmosphäre fand ich immer überwältigend. Dabei entwickelte ich eine besondere Liebe zu Kostümen,
Requisiten und Bühnenbildern. Das übten wir fleißig zuhause, wir beglückten oft meinen Bruder mit tollen
Kostümen. Mit wenigen Mitteln Kostüme und Bühnenbilder herzustellen, macht mir auch heute besonders
viel Spaß. Wir arbeiten zum Teil in Kleingruppen, gestalten gemeinsam Tapeten, rollen riesige Bahne
aus, die wir bemalen und verzieren und am Schluss auf der Bühne befestigen. Es gibt aber auch
Kostüme für jedes einzelne Kind, das wird mit jedem extra besprochen und umgesetzt. Oder die Kinder
bringen verschiedene Requisiten von zuhause mit. Automatisch sind die Eltern mit eingebunden, man
spricht zuhause darüber. Die Vorfreude steigt. Das ist ein wichtiger Prozess für uns alle. Ein stetiges
Wachsen des produktiven Tuns bringt Freude und Spannung. Fazit: die Kinder können sich so viel
leichter auf das Theaterstück einlassen. Die Identifikation ist viel intensiver. Es wird eine Brücke von der
Entstehung bis zur Aufführung eines Stückes gebaut. Automatisch tauchen die Kinder in unsere kleine
Theaterwelt viel besser ein.
Wir haben bei uns im Kindergarten eine Bühne, die unser Hausmeister Alois in Eigenregie herstellte.
2.10 – 2.50 m, zusammenklappbar, auf Rollen, also flexibel zum Einsetzen. Unser zweites Stück hieß
NACHTS IM KINDERZIMMER; eine Eigenkreation von Sandra und mir, die Bühne musste in einen
Raum, wo man gut verdunkeln konnte. Also klappten wir die Bühne zusammen, fuhren hinüber in den
11
Ruheraum und dort konnten wir das Stück verwirklichen. Die Bühne ist auf 2 Seiten offen, frei in den
Raum bespielbar, das ist wichtig, weil sie immer zu klein ist. Viele Szenen werden daneben oder im
Gruppenraum gespielt. Die Bühne wird das ganze Jahr von unseren Kindern bespielt. Wenn das
Interesse der Kinder nachlässt, stehen verschiedene andere Gegenstände zur Verfügung, ein Tisch, ein
Autolenkrad, ein Gartenschlauch, Verkleidungstücke, Tücher, Decken, Hüte, Schuhe, alles wird immer
wieder aktualisiert. Das heißt, der Anreiz wird immer wieder neu geboten. Unsere Kinder können aus dem
Vollen schöpfen. Auf unserer langen Garderobenstange hängen verschiedenste Arten von
Kleidungsstücken, sodass für jedes Kind etwas dabei ist.
Strasser: Methodische Überlegungen zum Theaterspiel
Wir arbeiten gruppenübergreifend, jeweils 4 Kinder pro Gruppe können mitspielen.
Wir belehren Kinder nicht, sondern unterstützen ihre Ideen. Jedes Kind bringt etwas ganz eigenes mit,
durchlebt überraschende und ganz eigene Prozesse bei der Entwicklung des Stückes.
Es werden keine Texte auswendig gelernt. Ihre eigene Interpretation steht im Vordergrund. Nichts wird
aufgezwungen. Es braucht genaues und sensibles Beobachten und Hinterfragen von Seite der
Pädagoginnen. Manche Ideen der Kinder werden von uns nicht angenommen, wir suchen gemeinsam
einen besseren Weg.
Die Aufführung unseres Stückes ist für die Kinder der Höhepunkt. Wir nehmen uns sehr zurück. Denn die
Kinder sind die Akteure. Wir haben sie auf ihrem persönlichen Weg begleitet und sind sehr sehr stolz, wie
sie ihr Stück umsetzen, ausschmücken oder Episoden einfach nicht spielen.
Die Musik ist ein wichtiger Teil, ein Leitfaden, eine Hilfestellung bei Szenenwechsel, dient als
Einstimmung am Anfang des Stücks, damit das Publikum zur Ruhe kommt, die Spannung steigt. Unserer
Erfahrung nach können sich die Kinder besser in ihre Rollen versetzen, wenn sie eine Musik haben.
Altengarten-Radics: Was bringt das Theaterspielen den Kindern? Spaß und Freude, den Mut zur
Ausdrucksfähigkeit, Auseinandersetzung mit sich selbst und den anderen Teilnehmern, in eine Welt der
Phantasie einzutauchen, in eine oder verschiedene Rollen zu schlüpfen, viele Bausteine wie das Spiel,
die Sprache, die Bewegung, die Requisiten, Kulisse, Musik, als gesamtes, als gemeinsames Werk
erleben zukönnen. Improvisation, Kreativität, sowie Spontaneität werden gefördert. Die Möglichkeit, im
Mittelpunkt zu stehen, zur Selbstdarstellung, Anerkennung durch die anderen, das heißt durch die
anderen Schauspieler sowie durch die Zuschauer.
Strasser: Was bringt es uns? Was lernen wir über uns? Die eigene Freude am Theaterspielen,
Kreativität und Spontaneität ausleben zu dürfen. Freude, sehr intensiv mit einer Kleingruppe zu arbeiten.
Gelassener werden, keine Perfektionen anstreben, das heißt sich zurücknehmen und zum Teil
geschehen lassen. Natürlich muss man immer sehr viel organisieren und koordinieren. Regelmäßiges
Anbieten der Theaterproben ist sehr wichtig, da den Kindern sonst die Motivation verloren geht. Wir
erleben eine persönliche Weiterentwicklung in der Theaterarbeit.
Altengarten-Radics: Bilder und Eindrücke aus den Stücken
Die „Prinzessin auf der Erbse“ ist ganz bewusst gewählt worden, weil der Rahmen, die Geschichte schon
vorgegeben war, das heißt aber nicht, dass wir sie eins zu eins umgesetzt haben. Die Kinder stehen
immer im Mittelpunkt, es wird nach ihnen ausgerichtet. Interessant war, den Kindern nahe zu bringen, wie
man früher gelebt, gesprochen und getanzt hat. Wenn der König dem Diener klingelte und ihm einen
Befehl gab, fanden die Kinder das anfangs lustig und originell, lernten es aber dann zu lieben.
„Nachts im Kinderzimmer“ war selbst erfunden, gemeinsam mit den Kindern wurde das Stück kreiert,
es war eigentlich unsere schwierigste Herausforderung, weil wir unwahrscheinlich viel experimentiert
haben. Wir hatten viele Ideen, die wir aber dann doch nicht so umsetzen konnten, leider viel zu viele
Pausen, wo wir nicht Theater spielen konnten, wir mussten immer wieder neu motivieren, neue Impulse
und Spannung hineinbringen. Das Stück war sehr interessant, Ausdruckstheater ohne Sprache. Wir
haben das Stück dank Helga Gruber und dem Toihaus dort auf der Bühne aufführen dürfen, und das war
etwas ganz besonderes. Nach einem Vorspiel einer kleinen Geigerin liegt ein Mädchen im Bett und
schläft. In der Nacht werden ihre einzelnen Spielsachen, Tiere und Gegenstände munter, auch das
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Skelett, der Seeräuber. Immer wieder wacht sie auf, darauf verkriechen sich die Kinder in ihre Verstecke ein Spiel zwischen großer Spannung und Entspannung.
Im Sommer veranstalteten wir eine Theaterwerkstatt zum Thema Wasser. Ich hatte die Möglichkeit,
dank Helga Gruber und dem Toihaus in Bologna einen Workshop mitzumachen, unter der künstlerischen
Leitung von Myrto Dimitriadou und Herbert Pascher. Dort haben wir bei einer Meditationsmusik das
Thema Wasser erarbeitet, wir waren einmal Schiffe, das Meer, die Möwen, die Wellen.
Bewegungstheater, Theater ohne Sprache ist für die Kinder fast noch schwieriger als mit Sprache. Nur
den Körper sprechen zu lassen ist am besten möglich, wenn sie Tiere spielen oder etwas ganz
bekanntes, was sie schon oft erlebt haben.
Strasser: „Die Kräuterhexe“, auch eine Eigenproduktion. Normalerweise spielen wir im Herbst ein
Gemüsetheater, aus selbst hergestellten Figuren, eben mit Gemüse. Wegen der Gartenwoche kam mir
die Idee, die Kinder selbst das Gemüse darstellen zu lassen. Ein Hauptteil der Kinder spielte das
Gemüse. Am Anfang spielt die Musik, die Kräuterhexe ist beschäftigt, füttert den Raben, streichelt die
Katze, geht zu ihrem Gemüsebeet (ein umgedrehtes Kinderbett mit Tüchern verhängt). Wir erarbeiteten
mit den Kindern, welches Gemüse auf der Erde und unter der Erde wächst, wie fühlt es sich an, die
Kinder fanden das unwahrscheinlich lustig. Dann betrat die Kräuterhexe den Garten, begoss die Kinder,
sprach mit ihnen, damit sie besser wuchsen. Eine Mutter war krank und hat ihre Kinder gebeten, Gemüse
zu besorgen. Sie waren aber so mit Fangen spielen beschäftigt, dass sie das Geld verloren. Sie dachten
sich „Gehen wir zur Kräuterhexe und holen uns einfach das Gemüse!“ Das Herausziehen des
Gemüses/der Kinder war das Lustigste - Zwiebel, Kartoffel, Gurken, Kohlrabi. Die Kräuterhexe kam am
Ende hinzu und lud alle zu einem gemeinsamen Essen ein
Dieses Stück hat sich total verselbständigt. Wir standen hinten, die Kinder agierten alleine. Was dann
passierte, war einfach folgendes: Manche Episoden werden gespielt, manche nicht. Es soll so sein, da es
das Stück der Kinder ist, so wie sie es erleben und spielen. Unsere Erfahrung bringt, dass wir uns immer
mehr zurücknehmen. Es gibt Kinder, die die Regie übernehmen, selbst organisieren.
„Die Sterntaler“: Ich habe einige schüchterne Kinder, die Schulanfänger sind, und ich wollte unbedingt
diese unbedingt auch einmal aus der Reserve locken. Das Schattentheater bietet sich insofern an, weil
das spielende Kind hinter einer Leinwand verschwindet und glaubt, man sieht es nicht. Tatsächlich habe
ich diese Kinder herauslocken können und sie haben wirklich super mitgespielt. Sie sind hinter der
Leinwand verschwunden und haben ihr Stück wunderschön gespielt und ich war sehr stolz auf sie.
Jetzt studieren wir gerade die „Frau Holle“ ein. Eine neue Herausforderung sind 2 Integrationskinder
im Kindergarten. Alessja, ein blindes Mädchen, wollte schon immer gerne beim Theaterspielen dabei
sein. Alle Kinder suchen sich ihre Rollen selbst aus, es ist überraschend wie schnell Kinder wissen, was
sie gerne machen möchten. Alessja spielt die Goldmarie. Wir haben gerade begonnen, die Kulissen und
Kostüme herzustellen. Mal sehen, auf welchen Weg wir kommen.
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Michael Brater:
Die Bedeutung von künstlerischen Prozessen
in der beruflichen Aus- und Fortbildung von Erwachsenen
Ich bin Soziologe, der sich seit 30 Jahren mit beruflicher Bildung, Ausbildung und Weiterbildung
beschäftigt. Parallel dazu – ich führe ein gewisses Doppelleben – habe ich eine Professur an der Alanus
Hochschule in Alfter bei Bonn, einer Kunsthochschule. Ich bilde u.a. auch Künstler aus, obwohl ich kein
Künstler bin. Dort werden Künstler – sowohl bildende als auch darstellende Künstler - auf Tätigkeitsfelder
vorbereitet außerhalb der Bühne, des Ateliers, der musealen Zusammenhänge. Wir nennen das Thema
Kunst und Gesellschaft, ich leite die Abteilung Kunst im Dialog. Es geht darum: wie kann man Künstler
dafür sensibilisieren und motivieren, dass sie ihre Kunst nicht im Kunstwerk gipfeln lassen, sondern in der
Zusammenarbeit mit Laien, mit jungen Leuten, mit Erwachsenen. Seit heute werde ich auch die Kinder
stärker berücksichtigen. Ich war sehr beeindruckt durch die Möglichkeiten, die Sie da aufgezeigt haben.
Weder habe ich mit Kindertheater zu tun noch bin ich in der Erziehung tätig.
Die Projekte, die mich auf den Zusammenhang von beruflicher Bildung und Kunst gebracht haben,
sind Projekte von und in Wirtschaftsunternehmen. Es sind Banken Handelsketten, produzierende
Unternehmen, Autofirmen, relativ große und auch mittlere, mittelständische Unternehmen, die mit ihren
Jugendlichen und häufig auch mit ihren erwachsenen Mitarbeitern künstlerische Projekte durchführen,
künstlerische Seminare anbieten, sozusagen eine Kunstbetätigung. Es ist ganz wichtig, dass wir uns das
klar machen, und ich kann an den letzten Beitrag besonders gut anknüpfen. Es geht nicht darum, dass
diese Laien Kunst rezipieren, das gibt es auch manchmal – man geht dann zum Beispiel ins Museum
o.ä.- sondern im Mittelpunkt steht die eigene künstlerische Tätigkeit, selber Kunst zu tun.
Ein Beispiel aus der Kunst mit theaterpädagogischem Hintergrund: Einen der beeindruckendsten
Ansätze ist bei der Firma dm Drogeriemarkt zu finden, die für ihre Lehrlinge und manchmal auch
punktuell ihre Erwachsenen, ihre nicht mehr lernenden oder formal lernenden Mitarbeiter ein
Theaterprojekt durchführt. „Abenteuer Kultur“ ist ein Pflichtbestandteil der Lehrlings-Ausbildung. Im ersten
und zweiten Lehrjahr bekommt jeder Lehrling jeweils 4- 6 Wochen jede Woche einen Tag lang frei, und
spielt mit anderen Lehrlingen aus anderen Filialen und mit einem oder zwei Künstlern (Theaterleuten,
theaterpädagogisch Interessierten) zusammen Theater, bis zu einer Aufführung, die dann vor den
Vorgesetzten, vor Eltern usw. stattfindet. Die Stücke entstehen gemeinsam. Da sehe ich auch eine
Ähnlichkeit mit dem kindlichen Spiel, ein unglaublich beeindruckender Vorgang. Die Lehrlinge sind 16 –
18 Jahre alt. Was man dabei über das Jugendalter erfährt ist unglaublich. Sie wollen übrigens
keineswegs pausenlos Jugendkultur. Das haben sie sozusagen den ganzen Tag. Wenn, dann wollen sie
eher etwas Anspruchsvolles. Man merkt dann sehr schnell, dass es für sie zunächst einmal etwas völlig
Ungewohntes und Fremdes ist. Wo tue ich jetzt meine Hände hin? Jetzt soll ich mich da auch noch
gerade hinstellen. Ich soll meinen Anorak ausziehen. Eine Zumutung wo die „Rüstung“ doch hilfreich ist,
einen Abstand zwischen mich und die Welt zu bringen. Jetzt soll ich auch noch laut reden, sodass alle
anderen, womöglich auch noch Vorgesetzte, das verstehen können? Unglaubliche Zumutungen!
Manchmal soll man auch noch in der Sprache sprechen, die man bereits bei seinen Urgroßeltern nicht
mehr leiden konnte. Das ist einer der allerwesentlichsten Unterschiede zur Theaterarbeit im Kindergarten,
alle diese Entfremdungen, die da greifbar werden. Ich glaube, wenn man diese bei kleinen Kindern
wahrnehmen würde, würde man sofort nach einem Kinderarzt schreien: Da ist was falsch gelaufen!
Es ist außerordentlich interessant und auch für unser Thema wichtig: was passiert eigentlich zwischen
dem Kindes- und Erwachsenenalter? Eine These von mir - ich hoffe Sie widersprechen erst nachher,
nicht sofort - erachtet die künstlerische Betätigung im Kindesalter als selbstverständlichen Lebensinhalt.
Ich behaupte, ein Kind ist von morgens bis abends künstlerisch tätig. Wenn es ein Stück Holz hat, ist
dieses plötzlich ein Schiff, wenig später ist es eine Mauer, ein Auto, eine Puppe, diese Unbefangenheit,
auf neue Situationen zuzugehen, ist eine der selbstverständlichen Lebensweisen von Kindern, sich
einfach unglaublich vertrauensvoll Neuem zu stellen. Einem Kind bleibt nichts anderes übrig, alles ist neu.
Diese Fähigkeit des Staunens geht verloren, geht unter, das ist die Tragödie des Älterwerdens. Das ist
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wirklich die Tragödie, dass das, was wir an Kindern bewundern, worum wir sie beneiden, was wir selber
einmal gehabt haben, obwohl wir uns nicht mehr so richtig daran erinnern können, dass das dann weg ist
und wir so abgeschirmt in der Welt stehen. Und das ist wie bei dem Theaterprojekt „Abenteuer Kultur“ die
erste Schwelle.
Es gibt eine ähnliche Schwelle in einem bildenden Bereich. Wenn man mit Jugendlichen malt zum
Beispiel, mit Erwachsenen ja auch, dann kommt immer die erste Behauptung: ich kann nicht malen, bleib
mir vom Leib, verschone mich mit so was, ich kann nichts. Eine Beobachtung eines 19jährigen, der
malen solle. Er hatte ein weißes Blatt vor sich, es ging um Wasserfarben. Irgendein Motiv. Jedenfalls
sollte er den Pinsel in die Farbe tauchen und irgendwie halt etwas malen. Er hat es gemacht und mit dem
sattgelb getränkten Pinsel ist er mindestens 3 Minuten lang über dem leeren Blatt gekreist. Schließlich
brüllte er: „Frau Rosch, helfen sie mir, ich kann nicht mehr, wo soll ich anfangen, was soll ich machen?“
Die Malerin stürzte hinzu weil sie dachte, es sei etwas passiert. Was ist das? Dieser Schritt aus dieser
Unbestimmtheit, die dann am Anfang einer solchen künstlerischen Situation herrscht, aus dieser
Unbestimmtheit in eine Bestimmtheit überzugehen. Etwas philosophisch gesehen: in dem Moment, wo
ich etwas setze, reduziere ich die unendliche Vielfalt von Möglichkeiten auf eine Wirklichkeit. Da ist dann
der gelbe Punkt.
Wenn wir uns diese Situation ansehen, dann erkennen wir zwei Probleme:
Das erste ist, wie schwer es einem Erwachsenen fällt, diese Vielfalt auszuhalten, diese Unbestimmtheit
und Ungewissheit. Und dann ohne einen äußeren Halt, ohne dass jemand sagt, da oben links ins Eck
musst du deinen gelben Punkt machen. Genau darauf kommt es an, dass das nicht passiert - aus einem
eigenen freien Entschluss heraus diese offene Situation in eine allmählich schließende Situation
umzuwandeln. Eine wirklich selbst getroffene Entscheidung zu fällen. Das ist eigentlich sozusagen das
Problem bei der Sache.
Beim Theater lassen sich diese Spuren natürlich auch finden. Es kommt noch verschärfend hinzu und
das ist das pädagogisch gesehen Großartige daran, dass ich nicht ein Papier und einen Pinsel habe, die
nicht mit mir zusammenhängen, sondern ich mache es mit mir selbst. Beim Theaterspielen ist der
Schauspieler das Instrument. Muss ergriffen werden, willentlich in Stimmungen versetzt werden, in
Gesten, die sonst in der Regel unbewusst geschehen. Die man so drauf hat, als Gewohnheit.
Wenn sie die 16- und 17-Jährigen ansehen, wie diese durch Gewohnheiten geprägt sind, wird einem
angst und bange. Stellen Sie sich vor, ich war auch einmal so, das ist geradezu peinlich, wenn man das
so sieht. Die Sicherheiten, die vorher zerbrechen, ich muss alles das, was einmal gewesen ist, neu
aufbauen, aber aus eigenen Kräften. Wenn ich vorher die gleiche politische Gesinnung wie meine Eltern
gehabt habe, dann kommt es jetzt darauf an, dass ich eine eigene bilde. Wenn ich vorher fest davon
überzeugtbin, dass ich Lokomotivführer werde, muss ich mir jetzt Gedanken machen: was will ICH
eigentlich? Es macht nur deutlich: die Lebenssituation dort ist, dass Sicherheiten und Gewissheiten
zerbrochen sind und jetzt aus eigener Kraft aufgebaut werden müssen. Dass die Gewohnheiten nicht
mehr reichen, sondern dass ich sie in selbstgeführtes Handeln, Denken, usw. überleiten muss. Wenn ich
die Lehrlinge bei dm sehe, habe ich das Gefühl, dass genau diese Lebenssituation auf der Bühne
aufgeführt wird. Auch wenn es objektiv nicht um dieses Thema geht. Oder auch beim Maskentheater. Es
ist unglaublich, was ein Jugendlicher kann, wenn er eine Maske vor sich hat.
Bei Erwachsenen ist das alles noch viel schlimmer. Es gibt natürlich Erwachsene, die sehr gern
Theater spielen, aber um die geht es jetzt nicht, die haben ja schon einen Zugang. Für die anderen ist es
unglaublich schwierig. Sie glauben gar nicht, wie viele gerade an so einem Tag gehbehindert sind, nicht
stehen können. Bei Jugendlichen kommen nur Dinge besonders heraus, die sich bei Erwachsenen auch
wieder finden lassen, die aber etwas beherrschter sind.
Im bildenden Bereich gibt es einen ganzen Teil Projekte, die regelmäßige Seminare halten, es gibt
die Arbeitsform, in der man punktueller mit Projekten arbeitet, die dann länger dauern, aber beständig
sind. Aus verschiedenen Gründen favorisiere ich gerade diese Arbeitsform. Ein bildender Künstler hat
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einmal mit Jugendlichen sogenannte undurchdrungene Orte aufgesucht und gestaltet. Es sind
wunderschöne Dinge entstanden. Eine Gruppe wählte ein Gelände zwischen Gebäuden. Eigentlich sollte
dort Rasen sein, aber da war schon lange kein Rasen mehr, es war eine vertrocknete, zertrampelte,
gammelige Angelegenheit. Sie haben folgendes gemacht. Sie haben grünen Rollrasen hingelegt,
dazwischen Abstände gelassen, diese Abstände mit einer roten Schnur vernäht, im Kreuzstich. Es sah
toll aus. Zur Präsentation haben sich alle in weiße Kittel mit roten Kreuzzeichen, Hörrohren und
Herztaschen gestürzt und sind herumgelaufen und haben diesen Rasen abgehört. Die Wunden wurden
begossen, und wieder abgehört. Dieses inszenierte Event war sehr bewegend. Dieser Moment der
Ungewissheit, der Unbestimmtheit lag bei diesem Projekt mehr in der Anfangsphase. Wo sind überhaupt
solche Gelegenheiten? Dann steht man davor und hat eine undurchdrungene Stelle gefunden und fragt
sich: was mache ich damit? Die haben natürlich auch andere Erfahrungen gemacht. Es kamen
wahnsinnig viele Vorschläge, die sie alle nicht so realisiert haben. Das ist sehr charakteristisch für diesen
Prozess, weil es nicht genügt, sich etwas auszudenken, sondern ein künstlerischer Prozess wird es erst
in dem Moment, in dem ich die mitgebrachten Vorstellungen so weit reduziere, dass ich aus der Sache
erkennen kann, wie geht es weiter?
Ich habe daraus gelernt, dass künstlerisches Handeln ganz stark dadurch gekennzeichnet ist, dass es
ein Handeln ist, in dem ich meine Vorstellungen zuhause lasse, sie vor dem Saal abgebe und mich
erwartungslos auf eine Situation einlasse. Nicht weiß, was ich machen will, auf die Zielsetzungen
verzichte und mich wirklich auf eine offene Situation einlasse und dann plötzlich merke: ja da kommt ja
etwas! Ich hoffe, Sie, die vom Theater kommen, erkennen das Wesen einer Improvisationssituation.
Deshalb ist das Improvisationstheater so wesentlich und so wichtig. So lange man sich vorher ausdenkt:
ja, wenn der das macht, dann mache ich das, dann ist das furchtbar, das sieht nach allem möglichen aus,
aber nicht nach einem künstlerischen Vorgang.
Ein künstlerischer Prozess hängt in seinem Kern davon ab, dass ich das nicht nur einfach mit
ausdenke, sondern dass da ein Dialog stattfindet zwischen mir und einem beginnenden Objekt, dem
beginnenden Kunstwerk. Diesen Punkt finde ich insofern wahnsinnig wichtig, als uns dieser künstlerische
Vorgang lehren kann, dass wir auch dann, wenn wir nicht weiter wissen und wenn wir jetzt nicht kneifen
und nicht davonlaufen, dass wir dann erleben können, wie wir von der Sache, vom Gegenüber eine
Unterstützung kriegen, eine Wegleitung - das hat eine religiöse Komponente.
Ich mache gelegentlich Steinbildhauerei. Da ist mir das, was Künstler gelegentlich behaupten, total
vertraut, nämlich die Krise. Es gibt keinen künstlerischen Prozess, der nicht irgendwann in die Krise führt
- „Das ist verstaubt und trocken und so geht es nicht und so geht es nicht.“ Das ist der entscheidende
Punkt. Wenn Sie sagen „Ach Krise, ich werfe das Begonnene weg, ich fang neu an!“ dann haben sie eine
wesentliche Lernchance vertan, nämlich jetzt am Ball zu bleiben, sich der Krise zu stellen, abzuwarten,
wirklich zu warten, was passiert, bis was kommt. Dabei kann man erfahren, auch an einem Nullpunkt geht
es weiter. Wenn ich mich öffne. Wenn ich an meinen Vorstellungen hänge, dann nicht, aber wenn ich es
schaffe, sie auf die Seite zu räumen, mich wirklich unbefangen einzulassen, dann entdecke ich Neues,
das ich vorher nicht gekannt habe.
Wie kommt Neues in die Welt? Ein künstlerischer Prozess hat viele Facetten. Wie erkennt man, dass
ein Bild zu Ende ist? Das ist eine Frage der Sensibilität, eine Frage des Wahrnehmens, des Spürens,
eine empfindungsgesättigte Wahrnehmungsform. Selbst bedeutende Künstler sagen, dass dieser Punkt
des Ans-Ende-Kommens der heikelste Punkt ist. Wenn ich jetzt noch weitergehe, dann habe ich alles
verdorben. Der Punkt lässt sich erahnen, nur im Dialog erfassen. Aber wo genau ist der Punkt des ZuEnde-Kommens im künstlerischen Prozess?
Der künstlerische Prozess lässt sich in 4 Schritte zusammenfassen
1) Unbefangen beginnen, Unbefangenheit bewusst herstellen
2) Etwas Neues wahrnehmen
3) Neue Qualität des Handelns (tastend handeln)
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4) Anschauende Urteilskraft (Goethe), die etwas mit dem Ende des Prozesses zu tun hat: ein Urteil, das
nicht aus meinen Vorerfahrungen, aus meinen Werthorizonten kommt, sondern das sich aus der Sache
beziehen muss, aus dem Gegenüber des Kunstwerkes: ich sehe, das ist gut.
Warum bezahlen heute Wirtschaftsunternehmen, die ja nicht die Aufgabe haben, Geld zu
verschwenden, künstlerische Projekte für ihre Mitarbeiter? Sie machen es ja nicht deshalb, damit die
Lehrlinge Theater spielen und malen sollen. Nein, die werden nach wie vor in ihrem Beruf ausgebildet. Es
zeigt sich: diese Handlungsqualität, die ich am künstlerischen Prozess zu schildern versuchte, ist zur
Bewältigung moderner Arbeitsprozesse dringend notwendig! Ein Beispiel von dm: Das sind Menschen,
die mit Kunden umgehen müssen, Drogisten und Verkäufer. Wenn ein Kunde auf sie zukommt, wissen
sie nicht, was der braucht und will. Das müssen sie herausfinden. Es ist ein offener Prozess, ein Prozess
voller Unbestimmtheiten und Ungewissheiten. Deshalb haben junge Lehrlinge auch den starken Drang,
sich ins Hinterzimmer zu verziehen, wenn der Kunde kommt. Es entsteht eine Anforderung, sich auf eine
unbestimmte Situation einzulassen und diese Situation zu bewältigen. Das ist in vielen kundenorientierten
Bereichen so, wir sprechen von einer Dienstleistungsgesellschaft. Dabei geht es überall darum,
Handlungsstrategien zu entwickeln, um das zu bewältigen.
Das ist auch dort, wo Computer eingesetzt werden. Überall ist die gleiche Grundsituation, dass sich
unsere Berufe verändert haben. Das, was in der Vergangenheit die professionelle Regel war, machen
heute die Automaten: alles was Routine ist. Der Mensch ist dazu da, dann einzugreifen, wenn diese
Regelsituation plötzlich gestört wird, wenn unerwartete Ereignisse eintreten. Warum gibt es Piloten? Das
Fliegen macht der Autopilot, das Starten und Landen. Warum gibt es überhaupt Piloten, die auch noch
teuer bezahlt werden müssen? Weil, wenn eine instabile Fluglage auftritt, dann der Computer überfordert
ist. Es ist das Privileg des Menschen, dass ihm dann etwas einfallen muss, dass er eine offene
unbestimmte Situation bewältigen muss.
Das Ganze hat eine dramatischere Komponente: Wodurch ist unsere Arbeits- und Lebenswelt heute
bestimmt? Sie wird durch eine Situation des stetigen Wandels charakterisiert. Der Wandel ist das
Normale, wir müssen ständig Veränderungen bewältigen. Ein wunderbares Beispiel ist diese Finanzkrise.
Wir müssen in unserem Privatleben genauso gut wie in unserem Arbeitsleben mit Situationen fertig
werden, die grundsätzlich ungewiss sind. Die Existenzphilosophen haben uns das immer schon erzählt,
die Geworfenheit des Menschen ist heute Alltag, eine alltägliche Erfahrung der Ungewissheit. Denken Sie
an Ihre Renten, wie sicher sind die? Wir können uns vor diesen Ungewissheiten nicht schützen. Da ist
unsere erste Reaktion, einen Vertrag zu schließen, sich einzubunkern. Wir müssen lernen, mit diesen
Ungewissheiten zu leben. Wir lernen nirgends, wie man damit lebt und auch noch glücklich wird, außer in
einem Lebensfeld, und das ist in meinen Augen die Kunst. Wo man diese Fähigkeiten bilden kann, die
nötig sind, um mit diesen Ungewissheiten zurechtzukommen.
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Diskussion
1. Wortmeldung: Das Lernfeld, obwohl es Kleinkindtheater heißt, liegt eigentlich mehr im Bereich der
Erwachsenen. Ich meine, dass die Erwachsenen viel mehr lernen können, Nachholbedarf haben, als man
den Kindern jetzt eigentlich beibringen möchte.
2. Wortmeldung: In der Pädagogik sollte es darum gehen, die Chance der Kleinen zu nützen. Je mehr
Erfahrungen ein Kind macht, desto vertrauter wird es. Indem es selber gestalten kann, geht es ganz
natürlich um. Was die beiden Kolleginnen im Kindergarten geschildert haben, habe ich auch erlebt. Die 3bis 6-jährigen (Kindergarten-Kinder) müssen die Natürlichkeit und Unbefangenheit erst wiederentdecken,
was mich sehr betroffen hat. Die Natürlichkeit der Kleinstkinder geht verloren, weil sie alltagskonform, in
vorgeformten Erfahrungen von Erwachsenen gehen. Wenn die Kleinen ihre Unbefangenheit weitertragen
können, in einem pädagogischen Umfeld, einer Familie, wo die Kultur des Entdeckens, des jeden Tag
Neukonstruierens Alltag ist, kann es sich weitertragen, auch in der Schule. Mathematik hat ganz viel mit
mutig sein zu tun. Das kreative Umgehen mit Formeln. Das kreative Neu-Konstruieren muss jeden Tag
erlebt und entdeckt werden! So entstehen mutige Jugendliche und Erwachsene. Wobei ich ganz dagegen
bin, dass wir sagen, wir müssen es jetzt mit den Kleinen machen, damit es später keine Probleme gibt.
Sondern dem einfach Raum und Zeit geben. Da sehe ich eine Verantwortung auch von der Ausbildung
her. Dass wir Erzieher und Kinder ermutigen, sich mit den Kindern auf diesen Prozess einzulassen.
3. Wortmeldung: Eine grundsätzliche Frage: warum wird Kreativität plötzlich auch in der Wirtschaft
eingesetzt? Was mich ein bisschen stutzig macht: Wir wollen Menschen immer noch in Normen
hineindrücken, durch viele Normen hindurch. Unsere Skala von 1 bis 5 im Notensystem wird oft stur
durchgedrückt. Ich komme selbst aus dem Lehrberuf, arbeite hauptsächlich mit Erwachsenen, lehre ein
ganzes Semester Selbsterfahrung und schaffenskreative Prozesse und nachher muss ich das beurteilen,
und dann geht es wieder um diese Geschichte: warum gibst du lauter Einser? Welche Normen stehen bei
den Projekten mit DM-Lehrlingen dahinter? Wenn wir kundenorientiert Leute zu ihren Handlungen
bringen. Dahinter steht ja auch wieder das Geld. Mich interessiert brennend, dass wir uns mit unserer
Kindheit so pädagogisch auseinandersetzen, dass wir diese Lebensphase als eine sehen, die wir ein
Leben lang mitnehmen. Die Offenheit und die Freiheit der Kunst soll nicht einem bestimmten Zweck
dienen. Sondern dass der Mensch in seiner Angst, in seiner Hoffnungslosigkeit seine menschliche Größe
in Freiheit haben darf. Dass diese Handlungsorientiertheit an mir zweckfrei werden darf. Dass ich ein
freier zweckfreier Mensch sein darf.
4. Wortmeldung: Ich möchte Ihnen danken, dass sie das eingebracht haben, weil ich schon auch sehe,
dass in den letzten Jahren die Künstler in anderen Berufen arbeiten. Das ist eine kritische Situation,
ökonomisch bestimmt. Künstler haben Möglichkeiten, in anderen Feldern Geld zu verdienen, was ihnen
nicht zu verübeln ist, im Gegenteil, es ist sehr toll, dass wir kreativer werden. Aber was man immer wieder
bedenken muss, und sehr kritisch darauf schauen muss: wo wird da ein ganzes System, etwa die EventKultur, wo werden politisch prekäre Verhältnisse überdeckt, klischiert, schön gemacht, durch Kunst?
Wenn man das vergisst, geht tatsächlich das Potential der Künstler und der Kunst verloren. Politik und
Kultur müssen immer mitgedacht werden, damit das Potential der Künstler nicht verloren geht.
Noch ein anderer Gedanke: Spielen für Kinder spielt eine wichtige Rolle, das war mir vorher gar nicht so
klar. Es ist so wichtig zu sehen, nicht wie Erwachsene Kinder werden, dass man dann so tut als ob man
ein Kind wäre, das ist noch einmal etwas Anderes, sondern wie die Erwachsenen ins Spiel kommen, als
Erwachsene. Das ist der Reiz, zu sehen, wie Erwachsene neu die Dinge sehen, umbauen, basteln, mit
den Dingen, die vorhanden sind. Das ist ein Großteil der Kreativität, dass die Kinder sehen: Wir
Erwachsene sind auch wandelbar, nicht nur durch Normen bestimmt
5. Wortmeldung von Prof. Brater zum vorangegangenen Kommentar:
Ihre Formulierung „wenn Erwachsene ins Spiel kommen“, finde ich wunderbar. Darum geht es. Es ist
wirklich ein dramatisches Problem: Wird die Kunst jetzt benützt zum Geldverdienen? Kunst als Mittel zur
Gewinnmaximierung?
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Ich gebe zwei Antworten, zuerst einmal eine platte soziologische: Unsere Zeit und unsere Gesellschaften
sind wirklich durch Wirtschaft geprägt, nichts bewegt sich, was nicht irgendwo mit dem Wirtschaftsmotor
zusammenhängt. Die ganze Frage ist, inwieweit wir es individuell schaffen, es selbst als ein Bewegendes
zu erleben, und nicht selbst Opfer dieser Prozesse werden. Inwieweit gelingt es, diese vorhin erwähnten
Gedanken zu denken, und nicht unterzugehen? Aber zu sehen, wir brauchen im Moment noch diesen
Motor Wirtschaft. Wichtig ist, selbst Motor zu sein und inwieweit schaffen wir es persönlich, kein Opfer
dieser Gesellschaft zu werden?
Die andere ist eine tröstlichere. Ich glaube, dass Kreativität, Gestaltungskraft etwas Unteilbares ist. Wenn
ich das jetzt lerne, weil sich meine Firma davon wirtschaftliche Vorteile verspricht, ist das von einem
bestimmten Standpunkt aus nicht besonders edel, aber warum andere mich es haben lernen lassen, ist
eigentlich egal, Hauptsache ich kann es und ich glaube, dass ich es dann auch in ganz anderen
Lebenssituationen kann. Das ist nicht flapsig gemeint, aber es ist ein Hintergrund.
Noch ein Wort zu dm in diesem Zusammenhang. Leitende Menschen von dm, die ich persönlich ernst
nehme, versuchen dieses Dilemma so zu lösen, dass sie sagen, natürlich wollen und müssen wir Geld
verdienen, wir glauben aber daran, dass wir dann, wenn wir uns um vernünftige wirtschaftliche Lösungen
kümmern, uns an den Bedürftigkeiten unserer Kunden orientieren und nicht ihnen das Geld aus der
Tasche ziehen wollen und denen eine möglichst optimale Versorgung bieten, dann glauben wir, dass sich
das auch positiv auf unsere Bilanzen auswirkt. Wir möchten uns aber eigentlich an den Bedürfnissen
orientieren und nicht an unseren Profitzielen.
6. Wortmeldung:
In den Theater-Aufführungen wird Entschleunigung gelernt. Ich glaube, es ist ganz gut, wenn junge Leute
wissen, dass der dm-Slogan „Hier bin ich Mensch. Hier kauf ich ein“ eigentlich auf Goethes „Hier bin ich
Mensch, hier darf ich sein“ zurückgeht.
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Zur Situation der Aus- und Fortbildung
von Kleinkind-Pädagoginnen im Bereich Kunst und Theater
Ergebnis eines Euregio-Arbeitsforums von Fachleuten aus Salzburg und Bayern
Mag. Lucia Eder/Leitung Zentrum für Kindergartenpädagogik Salzburg,
Mag. Michaela Luckmann/Studienleiterin im Bildungszentrum St. Virgil, Salzburg
Ao. Univ. Prof. Dr. Monika Mittendorfer/ Universität Mozarteum Salzburg, Abt. 09: Musikwissenschaft
Christine Schmidinger/Referentin für das Eltern-Kind-Pogramm im Katholischen Kreisbildungswerk
Traunstein
Marianne Ströber-Saile/Referentin für das Kindergartenpogramm im Katholischen Kreisbildungswerk
Traunstein
Mag. Doris Valtiner/Tanz- und Musikpädagogin an verschiedenen Institutionen in Salzburg,
Leitung: Mag. Helga Gruber/Toihaus Theater
Gruber: Was braucht es, um Kunst und Kultur in den Kindergärten, in der Aus- und Fortbildung von
KindergartenpädagogInnen zu verankern, in einer künstlerisch offenen und kreativen Form? Auf
Vorschlag von Lucia Eder wurde zu diesem Thema ein Arbeitsforum gegründet, dessen Überlegungen
wir heute zu Diskussion stellen. Unser wichtigstes Ergebnis war: es fehlt weniger an einschlägigen
Veranstaltungsformen wie Workshops oder Seminaren, davon existiert ein großes Angebot, aber es
mangelt an Lernangeboten, die in den bestehenden institutionellen Strukturen von Kindergärten oder
Eltern-Kind-Gruppen ohne zusätzliche Belastung der über weite Strecken überforderten Pädagoginnen
integrierbar sind, ja sogar eine gewisse Entlastung bringen.
Aus dieser Erkenntnis entstand die Idee, Künstler einzuladen, regelmäßig in den Einrichtungen
gemeinsam mit Kindern, ErzieherInnen und im weitesten Sinn auch mit Eltern zu arbeiten, für eine
gewisse Zeit. Lucia Eder fand spontan den Projekt-Titel: „KUEKEN“ (Kind Und Elementare Kunst
Entwickeln Neues).
Eder: Wir wollen den Rahmen dafür schaffen, dass Neues und Spannendes entdeckt und miteinander
geschaffen werden kann.
Ströber-Saile: Ich bin Kindergärtnerin im Kindergarten Zauberwald in Burghausen, der ab heute auch
eine Kinderkrippe hat. Nachdem ich diesen Titel gehört habe und in der Arbeitsgruppe aufgetaucht bin,
war mein Gedanke: Da freu ich mich darauf, was rauskommt! Ich freu mich jetzt schon drauf, dass diese
Partnerschaft entsteht und ich bin ganz sicher, dass wir viele Projekte miteinander machen können.
Wenn Künstler, Erzieher und vor allem Kinder zusammenarbeiten, dass jeder vom anderen profitiert,
dass jeder seine Ausdrucksformen wirklich verbessern kann, dass er lernt, mit Gefühlen umzugehen,
Kunst als etwas Selbstverständliches erfährt. Das erwarte ich mir einfach.
Luckmann: Ich bin Studienleiterin hier in St. Virgil und zuständig für Fortbildung, Weiterbildung von
Pädagoginnen aller Couleurs, ich bin auch zuständig für Eltern-Kind-Gruppen und für eine Gruppe - das
sind unsere jüngsten Kinder im Alter von 8 – 9 Monaten - die regelmäßig kommt. Ich erwähne es deshalb,
weil wir eines der ganz wenigen Bildungszentren in dieser Landschaft sind, die seit über 16 Jahren
regelmäßig ganz junge Kinder im Haus haben. Das ist ein Herausforderung für uns, für die
Mitarbeiterinnen, für bestimmte Besuchergruppen. Wir haben regelmäßig die deutsche Bischofskonferenz
zu Gast. Das ist besonders spannend, weil dann die ganz Kleinen im Speisesaal zwischen den eher
grauhaarigen Herren herumwuseln, mit ihren grauen Anzügen und weißen Krägen. Jetzt sind wir wieder
beim Theater. Ein Verständnis, das ich vom Theater habe, ist zu irritieren, Strukturen aufzubrechen.
Dafür steht ein Stück weit auch unser Haus. Bei uns können Kindergärtnerinnen nicht regelmäßig
arbeiten, dafür ist nicht der Platz, aber wir bringen spannende Leute ins Gespräch, Reflexionsrunden,
Konferenzen und Tagungen und unterschiedliche Workshops.
Ein anderes Anliegen: Auch wir Erwachsenen sind nicht davor gefeit, Theater zu instrumentalisieren.
Wenn wir Tagungen planen, entsteht die Frage, wo ist so ein Theater-, Bewegungs- und Irritationsaspekt
drin? Im stillen Kämmerlein denke ich mir manchmal: Was machen wir mit dem Theater? In der
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Entstehungsgeschichte des Theaters liegt eine hochpolitische Aufgabe, manchmal fürchte ich, dass uns
dieser Aspekt verloren gegangen ist. Theater muss konsumierbar sein, machbar sein. Auch Jugendliche
können Theater spielen, vor allem, wenn sie es nicht aufführen müssen, sie „führen sich“ aber auf. Es
geht nicht darum, Theater in die Kindergärten hereinzuholen in der Art, wie im Augenblick
Sprachförderung hereingeholt wird: als Tagesordnungspunkt, den ich zwischen 10.30 Uhr und 11 Uhr
erledige, und dann kann ich wieder mit den Kindern spielen.
Die Idee dieses Projektes ist, Theater in den Alltag des Kindergartens hereinzuholen. Man holt sich
natürlich Fachleute, die Anregungen geben, aber die Grundidee ist, wir integrieren das in den Alltag und
das ist das, was mir an dieser Idee so gut gefällt.
Schmidinger: Ich bin Referentin für Elterkindgruppenleiterinnen für das Katholische Kreisbildungswerk
Traunstein, zuständig für deren Organisation, Begleitung und Betreuung. Ich habe selber bis vor kurzem
Eltern-Kind-Gruppen geleitet. Wir hatten das Glück, von 2004 – 2006 mit dem Toihaus eine internationale
EU-Lernpartnerschaft zu starten zum Thema „Theater für die Allerkleinsten und Kleinkindpädagogik“. Wir
durften dabei erstmals Vorstellungen für so Kleine besuchen. Es war nicht einfach, dafür
Überzeugungsarbeit bei den Eltern zu leisten, weil es so oft hieß: „Die Kleinen kriegen ja eh noch nichts
mit!“ Die Erfahrungen sind so, dass ich nun wieder gefragt werde: „Wann schauen wir uns wieder ein
Stück für die Allerkleinsten an?“ Die Wege nach Salzburg sind weit, unter dem Motto Kleine Leute
brauchen kleine Wege ist es für uns wunderbar, wenn das Theater näher zu uns kommt. Was ich sehr
positiv in den Eltern-Kind-Gruppen finde, dass die Eltern mit dabei sind und auch Theater erleben. Vorher
habe ich vernommen, dass die Eltern mindestens einen solchen Lerneffekt daraus ziehen wie die Kinder.
Die Kinder nehmen es auf und bauen es selbstverständlich in ihren Lebensalltag mit ein, entdecken das
nach Wochen wieder. Eltern erzählten mir, dass ihre Eineinhalbjährigen oder Zweijährigen nach Wochen
oft Elemente aus dem Stück aufgreifen und mit ihrem Alltagserleben verknüpfen. Es öffnet den Eltern
auch die Augen dafür, was Theaterkunst für die Kleinen ermöglicht.
Wir haben bisher Fortbildungen mit dem Toihaus Theater angeboten, Theater für Eltern-KindGruppenleiterinnen, aber ich finde die Möglichkeit, in den Gruppenablauf selber mit einzusteigen, das im
Gruppenablauf mit den Kindern zu erleben, noch mal eine Verbesserung oder Erweiterung. Weil wir uns
dabei erhoffen, dass den Gruppenleiterinnen in den Eltern-Kind-Gruppen mehr die Möglichkeit gegeben
wird, etwas selbständig fortzuführen und zu übernehmen, Anteile und Inhalte, als wenn ich einmal in einer
Fortbildung war und das Umsetzen dann schwer fällt.
Gruber: Die Idee von KUEKEN ist ein sehr offenes Projekt. Partizipation heißt nicht, dass nicht auch ein
Theaterstück im Kindergarten aufgeführt wird, in dessen Entstehungs-Prozess vielleicht auch Kinder und
Erwachsene einbezogen wurden, in Form von gegenseitigem Austausch. Es heißt nicht, dass Künstler 7
Wochen Seminare in Kindergärten halten.
Eder: Was versteht man unter einem Prozess? Was macht einen qualitätsvollen Prozess aus? Es ist die
Beteiligung aller. Wir haben Lerngruppen bestehend aus KünstlerInnen, PädagogInnen und Kindern mit
den Eltern. Die Eltern müssen mit einbezogen werden, gerade bei den Kleinkindern. Und auch bei den
KünstlerInnen. Sie lassen sich gemeinsam ein. Sie bewerben sich für dieses Projekt, es wird ihnen nicht
aufgesetzt, mir ist die Beantwortung der Frage wichtig: was möchte ich dabei lernen? In diesem Prozess
gibt es einen Impuls, der so oder so ausschauen kann. Wichtig ist, dass es begleitet wird. Neues
entstehen lassen, dieses wirklich anschauen und fragen: „Was kann daraus wieder weiter entwickelt
werden?“ Raum und Zeit sind die Voraussetzungen, um Neues zu entdecken, Neues zu schaffen, sich
neu kennen zu lernen und dabei zu lernen, nicht nur für den Augenblick, sondern auch für die weiteren
Prozesse.
Ströber-Saile: Es geht für mich darum, voneinander zu lernen. Die Künstler, die Eltern, die Erzieher, die
Kinder, miteinander, voneinander.
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Diskussion:
Gabi Altengarten-Radics: Mir ist aufgefallen, dass es unwahrscheinlich wichtig ist, für Erzieher das
Bewegungstheater anzubieten, so wie ich es einmal in Bologna mit Myrto und Roberto und Valeria erlebt
habe3. Die Sprache entwickelt sich immer weiter, aber so wie wir Erwachsene in unserer Bewegung
verkümmern, so ist es auch schon bei den ganz Kleinen. Bereits 3-, 4-, 5-, 6-Jährige haben Probleme,
mit dem Körper etwas auszudrücken,mit dem Körper zu „sprechen“. Ich würde gerne noch einmal so
einen Workshop miterleben, weil man da den Kindern unwahrscheinlich viel weitergeben und selbst
lernen kann.
Ich finde nicht, dass es egal ist, warum man Theater spielt. Theater spielt man, weil man es für sich
selber machen möchte, nicht weil man damit einen Zweck erfüllt. Das ist für Kinder ganz wichtig. Bei uns
im Kindergarten Alterbach ist Theater nichts besonderes, sondern es ist einer von vielen Schwerpunkten,
die wir anbieten. Es wird nicht herausgehoben, sondern es wird einfach gelebt, so wie Kunst überhaupt.
Wir haben einen Riegel vorgeschoben, als die Kinder wünschten, die Eltern mit einzuladen. Aber die
Gefahr ist sehr groß, dass das Wertvolle, was man mit den Kindern erarbeitet hat, verloren geht. Es
kommt so in eine Show, das Darstellen. Die Kinder spielen für die Kinder, das ist das Wichtigste. Hin und
wieder sind Eltern eingeladen, aber das ist nicht mehr die Regel und da soll auch so nicht sein.
Eder: Wichtig ist, dass die Eltern wissen, warum wir das machen. Vielleicht dass sie auch einmal
zuhause einen Karton mit Kisten, Tüchern herstellen und das weiterleben lassen, in ihrem Alltag. Das
meint Elternmitbeteiligung, sie teilhaben zu lassen an dem, was entstehen kann. Zu Beginn soll schon ein
Miteinander sein, zu schauen, wo ist unser Verständnis von Künstlerinnen und von PädagogInnen? Sie
auf den Prozess vorzubereiten. Was heißt es, sich einzulassen? Alle diese Kriterien müssen entwickelt
werden, damit der Prozess gut laufen kann. Damit er Spaß macht, weiter entwickelt werden kann, und
immer weitere Wellen schlagen, sich ausbreiten kann.
Wortmeldung von Karel Van Ransbeeck (Theater De Spiegel, Antwerpen):
I am just very happy to hear this project, because in Flanders or in Belgium we have this African saying,
which we are using more and more: “To raise a child we need a whole village!” We found it most
important to have medicine in kindergarten, we pay a lot to have nurses there, and why don’t we have
money to have an artist there? It should be normal thing. And also if parents are involved: there are
parents, who are artists, there are parents who are nurses. It is this idea of the village to raise the child. It
is a very ancient idea and we loose it a little bit and that means, we loose the time to do it. I just wanted to
mention something about our movements. I have this wonderful book 4, it is only Flamish. But there is a
DVD, where a very famous choreographer from Belgium, Alain Platel, who is much known in Europe, was
invited by the Expertise Centres of Kindergartens in Belgium, he came then to film some fragments of
movements of children. At first he did not produce something with it. Then he asked a dancer to do
something with the movements from the children. After this experiment they confronted the dancer with
the children, with the babies. And they got really to a wonderful communication together; it is all on the
DVD. This idea is also for the artists very important. After this experiment Alain Platel said: I turned 180°, I
want to work for these small children. It is not a method; it is only a collection of some ideas. It is really
that idea, as you present. It is made by somebody of the kindergarten.
Wortmeldung von Prof. Dr. Hanne Seitz/Fachhochschule Potsdam: Ich würde die Idee „Künstler in
die Kindertagesstätten“ unbedingt unterstützen. Ich meine, dass die Kinder eigentlich ein anregendes
Umfeld brauchen. Dass sie ihre eigenen Ideen haben, dass ihnen ihre Sachen gelassen werden. Ihnen
fehlen tätige Erwachsene, dass sie Bäcker oder Künstler (oder andere Berufe) erleben, Menschen, die
damit identisch sind. Dafür sollen sich die Kindertagesstätten öffnen, aber dabei auch hinausgehen aus
ihren Räumen.
3
Internationales Seminar für ErzieherInnen im Rahmen des Festivals VISIONI DI FUTUO, VISIONI DI
TEATRO im März 2008, geleitet von Myrto Dimitriadou und Herbert Pascher /Toihaus sowie Valeria
Frabetti/Teatro Testoni Ragazzi - La Baracca
4 Caroline Boudry & Herwig De Weerdt: ontvlambare vingers – een handleiding om te verdwalen.SWP Amsterdam 2008
22
Kinder erleben zuwenig ihre Erzieherinnen als selbst Tätige, man denkt im Pägogischen viel zu viel an
die Kinder und zuwenig an sich, an die eigene Leidenschaft, im Tun, in dieser Welt. Jeder hat etwas, was
er eben auch zeigen kann und wo die Kinder automatisch mitleben. Im Mittelalter gab es keine Schulen
und keine Kindergärten und die Kinder haben auch gelernt, weil sie gelassen wurden, im Mitgehen. Wir
haben zu viele Schon-Orte nur für Kinder.
Eder: Das Miteinander lernen, auch als Pädagogin, ist wichtig.
Gruber: Diese Leidenschaft für das Theater gibt es auch bei Euch, Gabi und Sandra, wie wir vorhin bei
Eurem Referat gehört haben. Bei einer ist es die Leidenschaft für Märchen und Erzähltheater, bei der
anderen für die Bühne, das Bühnenbild, die Kostüme. Was daraus entsteht und wie es entstanden ist,
finde ich unglaublich schön. Es gibt ja so viele verschiedene Ansätze für die Liebe zum Theater.
Gabriela Gerhold, Konservatorium Wien: Ich arbeite rund um ein Orchester und kenne einige wirklich
hervorragende Geiger, die auf Weltbühnen ohne Nervosität stehen, aber als sie in den Kindergarten
gingen, haben sie gezittert von oben bis unten. Die Kindergärtnerinnen haben sie unterstützt. Es lernt
einer vom anderen: es ist ein wichtiger Punkt, dass man nicht einfach Profis in die Pädagogik entlässt,
sondern einige Dinge rundum beachtet.
Eder: Die Motivation der Künstler spielt eine große Rolle für deren Auswahl, wobei auch nicht fertige,
sondern noch in der Ausbildung stehende zur Teilnahme eingeladen sind.
23
The Making of Theatre for Early Years (Summary)
International podium of artists - Moderation: Wolfgang Schneider
Claire Van Trimpont, Theater De Spiegel/Antwerpen
Karel Van Ransbeeck, Theater De Spiegel/Antwerpen
Myrto Dimitriadou, Toihaus Theater/Salzburg
Roberto Frabetti, Teatro Testoni Ragazzi/Bologna
Andy Manley, Edinburgh
What is the turn to describe this discipline? There exist a lot creative descriptions, in German
“Klein- und Kleinstkinder” or “Theater für die Allerkleinsten”, in Italian “teatro e nido”, in English:
“theatre for the very young”. What was the idea to establish theatre for the smallest?
Myrto Dimitriadou: I was looking for new challenges and tried to find a theatre piece and thereby got to
know the theatre play “Sous la Table – Under the table” from Agnès Desfosses. This was 7 years ago.
We invited her to create this play with our ensemble. Toihaus decided at that time not to do everything
alone. The network of the founders is still working and developing by itself. The children audience
changed their reception mind – more and more without fantasy, another kind of communication took
place. To change the reception behaviour of children was the starting point for creating theatre for the
very young children in the Toihaus.
Karel Van Ransbeeck: I come from puppetry (puppet performances), but tried to change to music theatre,
which is really fitting to the small age. When they are elder, they are “coded”, with about 5 years. Children
use a lot of other languages, 82% is body language, sounds, etc… only 8% is the spoken language.
Our round table is titled „the making of...“ – How can you describe the development of the shows?
What is the next challenge?
Andy Manley: When I had the idea of the play „My House“, everything that existed was experimental,
multi-sensually; I wanted to make something performance-based. E.g. I was looking for another one
playing with me, I did not want to be alone, and then I had the idea: why could not it be a watermelon?
When you look back to that long life of acting, which experiences did you make and what were
you interested in? You don’t really get applause like in adult theatre?
Roberto Frabetti: You are always surprised by this audience. A lot of years lie between us and we are so
different, but we begin to stay together. Surprise for your whole life!
Maybe you can make it more concrete with one production? When you start, what are the changes
– when do you think, I’m wrong in this production because of the reaction of the audience?
Roberto Frabetti: Five years ago we began to produce a new theatre line which is more based on
movements and images; I personally like to speak a lot. Words are very important for children with this
age – they give a good value to the words.
Claire Van Trimpont: Everything is important for children in this age (sounds, movements, words).
Karel Van Ransbeeck: If you are a good teller, they give emotions to you. The public gives the triangle
sense. The quality of the image, word, music, etc. is very important for this age. You can only use and reinvent the codes.
Myrto Dimitriadou: When I can’t say anything with words, I sing or dance. Of course small children have a
meaning for words, but it’s necessary to come in touch with things, they bring with them.
How important is the story, you like to tell, the necessity of the story?
24
Andy Manley: For me it’s important that the show works and they enjoy it. Only for the adults the story is a
bit more important.
Roberto Frabetti: I give a lot of importance to the story. I like a story and so I tell a story with a lot or only a
few words. There must be a development in the story.
What about the system of distributing / marketing the theatre, to cooperate with people, who take
care for young people? Today we want to talk a little bit more about this process.
Karel Van Ransbeeck: I want to talk about situations, which provoke an emotion. No one understood,
what was going on, but everyone was laughing. The story is not so important as the feeling and the
emotion of the situation. The structure of music is for me the story.
What is the interest for artistic people to make theatre for this specific target group?
How can you renew the alphabetical process of this new theatre form?
Andy Manley: I had no particular idea, why I used a watermelon instead of one’s head.
It is the language of children to use an object (like a watermelon) to show something else, for example a
towel to play a snake.
Myrto Dimitriadou: This young audience accepts, that the artists don’t explain their intellectual ideas.
Adults always want to know, why we use f.e. the colour red.
Audience: Children are able to have intellectual ideas on another level. There exists an connection
between a child and it’s intuitions. I would like to find also another ways of questions, which we did not
consider until now around this topic of theatre for the smallest. Children have the ability to understand an
archaic quality of words.
Audience: We know, that this is a water melon in Andy Manley’s „My house“, but it could be everything.
Theatre shows us transformation. It’s not the question, what is it? It is the question about the question.
What we need in our daily life is the question of humanity.
After all these experiences with your shows are you now saying: This is really, what I would like to
develop in the next few years? Are there any possibilities for artistic developments?
Karel Van Ransbeeck: I’m learning from the artistic wishes that are coming to me. The public is renewing
– after three years they are gone. Everything goes so quickly. The challenge is to open up many artists to
this idea – they can bring new blood and new ideas. In my country a lot of people don’t estimate children
as a theatre public.
Myrto Dimitriadou: Now we use music, dance, words, but it’s also possible to use other media like
photography. I try not to use the direct way.
Roberto Frabetti: I’d really like better to understand the audience – why they laugh. What is the
mechanism for them to laugh? They have a particular approach for their laughing. Do they control when
they laugh? Do they only follow to laugh, if one child starts?
Andy Manley: I would like to create next a show with more language.
So the main results for the future development of theatre for small children are
more new elements of theatre, more humour and more language. Thank you for this discussion!
25
Roberto Frabetti
Das Projekt TEATRO E NIDO in Bologna
(Theater und Krabbelstube)
Referat mit Filmpräsentation in italienischer Sprache mit deutscher Übersetzung
Unsere Geschichte hat vor gut 20 Jahren begonnen, das war 1986. Unsere Arbeit entstand aufgrund
einer Anfrage von zwei Pädagoginnen in Krabbelstuben, doch einmal Theater für ihre Kinder zu machen.
In Italien nennt man diese Krippen NIDO (wortwörtlich übersetzt: Vogel-Nest). Aus dem Nest beginnt ein
Kind heraus zu wachsen. Eine Krippe, im Speziellen in der Region Emilia Romagna, wird als ErziehungsInstitution betrachtet und nicht als Aufbewahrungsstätte für Kinder. Bologna, eine Stadt mit ca. 350.000
Einwohnern, hat mehr als 50 verschiedene solcher Service-Einrichtungen für Kinder zwischen 0 und 3
Jahren. La Baracca ist ein fixes Theater, das sich an Kinder und Jugendliche bis 14 Jahre richtet. In
Italien gibt es insgesamt 18 fixe solcher Theater für Kinder, 5 davon in der Region Emilia Romagna. Wir
schätzen uns sehr glücklich, dass wir die ersten waren, die von der Stadt Bologna ein solches Theater
zur Verfügung gestellt bekamen. Wenn man also in einer Stadt mit so vielen Erziehungseinrichtungen für
Kinder wohnt und ein fixes Theater hat, zu dessen Zielen die Erforschung von Theater für Kinder zählt,
dann kann daraus dieses Krabbelstuben-Theaterprojekt entstehen.
Für Kinder zwischen 0 und 3 Jahren haben wir bisher ca. 25 Theaterstücke produziert.
Ausgangspunkt war unsere Frage, ob es einem Kind zwischen 0 und 3 Jahren gefällt, ein
Theaterzuschauer zu sein. Das ist heute ein gängiger Ansatz geworden. Die Kleinkinder sind einfach
ganz tolle Zuschauer. In Italien ist es so, dass es den Kindern gefällt, einfach zuzuschauen und das
Theater zu genießen. Man denkt, dass ein Kleinkind sich bewegen muss, um sich wohl zu fühlen, aber
einem Kleinkind gefällt es auch, einfach nur zu betrachten. Das Zuschauen ist auch eine aktive Sache.
Dem Kind gefällt es, wenn es dort sitzt und zuschaut – auch wenn es etwas länger dauert. Als wir mit
Pädagogen von Bologna mit dem Theater für die Kleinsten begonnen haben, hat das Maximum der
Aufmerksamkeit 15-20 Min. betragen, jetzt dauern unsere Stücke aber 30-40 Minuten und die Kinder
passen trotzdem auf. Wenn es ihnen nicht gefällt, dann weinen sie oder laufen davon. Ihre Präsenz ist
sehr physisch/körperlich. Letzten Freitag, als wir ein neues Stück in Triest aufgeführt haben, ist ein Kind
hereingekommen, das emotional bereits sehr aufgefühlt war – die Pädagogen haben es in den Arm
genommen, während des Stücks wurde das Kind röter und röter, man konnte direkt die physische
Spannung merken. Als es dann nach der Vorstellung alle Objekte berühren konnte, hat man wirklich
diese körperliche Emotion gesehen. Die Kinder sind ein Publikum, die auch eine Stille bilden können. Die
Stille eines Kindes mit 2 Jahren ist einfach eine perfekte Stille, in der sehr intensive menschliche Kontakte
erlebt werden können. Es gelingt ihnen immer, dich Erwachsenen zu überraschen. Und das gilt auch für
die ganz kleinen Kinder. Im vergangenen Frühling war ich in einer Krabbelstube mit Kindern bis 3 Jahren,
das kleinste Kind war 9 Monate alt. Als die Theatervorstellung begonnen hat, hat sich dieses Kind an
einem Wagen hochgezogen und dieses Theaterstück beobachtet. Nach ca. 30 Minuten ging ein etwas
größeres Mädchen auf eine Erzieherin zu und verstellte dabei die Sicht des kleinen Kindes. Das bewegte
sich langsam, aber doch bestimmt von links nach rechts, um doch noch etwas von der Bühne zu sehen.
Was dieses kleine Kind interessiert hat, weiß ich nicht, aber es wollte einfach schauen!
Zu unserer Ausbildung der Erzieherinnen und deren Theater-Arbeit mit den Kindern.
Wenn Sie wollen, können Sie dazu gerne auch Fragen stellen. Wir hatten einfach das Glück, dass wir mit
Experten zusammenarbeiten konnten, die das Projekt weitergeführt haben. Von Beginn des Projektes an
gab es eine Kooperation mit den PädagogInnen der Stadtgemeinde Bologna. Auch deswegen, weil wir
diese Stücke in den Magistrats-Krabbelstuben aufgeführt haben, hatten wir es mit uns bereits bekannten
Erzieherinnen zu tun. Die Ausbildung für PädagogInnen begann eigentlich mit der Arbeit an einem
Theaterstück. Zuvor war es die Suche nach einer Theaterkompetenz, die wir in den PädagogInnen
gesucht haben. Ab 1992 haben wir Theaterlabors in Krabbelstuben machen können – gemeinsam mit
den PädagogInnen. Das waren besondere Labors mit sehr vielen Erwachsenen und wenig Kindern. Es
waren ca. 12 Kinder dort, 3 Erwachsene haben diesen Workshop geführt, eine Pädagogin und zwei
Koordinatoren, die das Ganze beobachtet haben. Die drei, die dieses Labor geleitet haben (einer davon
26
war ich, zwei davon sind seit Jahren in diese Arbeit involviert), hatten die Idee, kleine Performances von
8-10 Minuten Dauer zu veranstalten, um mit den Kindern in Aktion zu treten. (Diese Interaktion dauert
heute 30-45 Minuten). In dieser Phase erzeugten die Kinder “theatralische Skizzen“, persönliche
Momente, immer mehr stieg dabei das gegenseitige Vertrauen. 3 Jahre lang machten wir immer neue
Erfahrungen, allerdings gab es in Bologna das Problem, dass man von insgesamt 50 Krabbelstuben
dieses Projekt nur in 2-3 Stätten durchführen konnte. Wir änderten deshalb dieses Projekt in der Art, dass
wir den PädagogInnen zeigten, wie sie solche Theaterworkshops mit Kindern selbst machen können. Seit
1995 haben sich diese Workshops sehr fruchtbar entwickelt.
Die Erzieherinnen lernten vor den Kindern zu stehen und etwas zu spielen, nur mit dem Körper.
Auch die Kleinsten haben ein Urteilsvermögen. Man muss dabei mit den Kindern kommunizieren. In den
ersten Workshops spielten die Pädagoginnen mit ihrem Körper, um mit ihm etwas den Kindern zu
erzählen, die Kinder erhielten die wichtige Botschaft, dass unser Körper etwas erzählen kann. Denn in
unserer Gesellschaft ist unser Körper vor allem eine mechanische Sache, ein Körper muss Leistung
bringen oder schön sein. Aber unser Körper erzählt auch die ganze Zeit. In Italien wird uns während des
ganzen Bildungsweges keine Körpersprache vermittelt. Wenn wir nach langer Zeit wieder jemanden
treffen und er sagt: „Schön, dass wir uns wieder sehen!“ und gleichzeitig auf die Uhr schaut, wissen wir,
dass es ihn eigentlich gar nicht interessiert. Der Körper und die Augen lügen kaum!
Ein Körper ist ein Ausdrucksmedium, ein Erzählkörper. Das ist die erste Stufe des Workshops.
Danach wollten die Erzieherinnen weitermachen, sie wollten die Kinder in Aktion sehen und wir kehrten
zurück zu gemeinsamen Workshops, bei denen die Erwachsenen etwas zeigen und die Kinder
auffordern, in Interaktion zu treten. Dabei wollten wir erforschen, ob Kinder unter 3 Jahren in der Lage
sind, kleine theatralische Skizzen zu erzeugen. Auf dieser zweiten Stufe sind wir mehrere Jahre
geblieben und haben Verbesserungen vorgenommen, denn auch die PädagogInnen wollten ihre
schauspielerischen Fähigkeiten entwickeln. Auch heute sind sie noch nicht damit fertig, vor allem weil ein
solcher Theaterweg nie zu Ende ist und weil sie Pädagoginnen sind und nicht Schauspieler. Und sie
müssen diese schauspielerische Kompetenz verbinden mit ihrer pädagogischen Kompetenz. Das ist
wichtig, weil der Pädagoge den Weg des Zusammentreffens mit der Kunst beschreitet, um auch mit sich
selbst zu arbeiten und Freude an der Arbeit zu haben. Wichtig ist, dass man daran Gefallen findet, was
man macht. Ein Pädagoge, der mit der Kunst in Verbindung bleibt, lernt nach der Reihe diese Elemente
eines künstlerischen Lebens kennen: Rhythmus, Komposition, Abwechslung zwischen dem Nichts und
dem Vollen, Leere/Pausen,… Wenn man den ganzen Tag an dieser Art von Kommunikation arbeitet,
muss man die Pausen nützen, um die Kommunikation zu verbessern.
Wenn man so einen Ausbildungsweg in Richtung Kunst macht, will man immer mehr und mehr
lernen. So haben uns diese Pädagogen um eine weitere Stufe gebeten: um lange Workshops, in denen
mit Kindern ein langer Weg unternommen werden kann. Wo man z.B. einem Kind in einer kleinen Gruppe
sagt: „Jetzt spielst du die Blume!“ und es spielt mit einer Ruhe und Sicherheit, vor den anderen. Im
vergangenen Jahr haben wir uns auf diesen Weg begeben (leider wurden nur 3 Treffen in Krabbelstuben
bezahlt). Ich habe Kinder mit 3 Jahren Dinge darstellen sehen, die mich sprachlos machten. Eine Kollegin
von mir leitete diese Workshops, die Gruppe setzte sich aus 12 Kindern zwischen 30 und 38 Monaten
zusammen. Alle saßen im Kreis. Wir forderten einen Buben auf, von dem wir eine gute Antwort
erwarteten, weil er sich bereits gut ausdrücken konnte, etwas vom Meer vorzuführen. Er stand ganz
gerade, ich hab Musik eingeschaltet und dieses Kind mit 38 Monaten begann mit seiner rechten Hand
ganz langsam etwas darzustellen. Wir haben ihn gefragt, was es ist und er sagte, es war ein Hai in seiner
Grotte. Als er mit der Handbewegung aufgehört hat, schlief der Hai ein. Dies ist ein Weg mit hohem
Symbolgehalt. Das hat ca. 90 Sekunden gedauert, was sehr viel ist. Dann haben wir zwei weitere
Mädchen gebeten, etwas darzustellen. Ein dunkelhäutiges Mädchen aus dem Senegal sagte: Der Hai!
(weil diese Sache anscheinend funktionierte). Sie arbeitete mit ihrem Handgelenk mit einer
beeindruckenden rhythmischen Qualität. Als wir sie fragten, was sie darstellt, sagte sie: Einen Hai, der in
einem ruhigen Gewässer schwimmt.
Während die Kinder dies darstellten, hat ein anderes Kind mich als Lehnsessel erwählt, es hat sich
gehen lassen und einfach den anderen zugeschaut. Man muss die Zeiten von jedem einzelnen
27
akzeptieren, aber bei diesen Kindern kann man nicht nur etwas geben, man kann auch etwas verlangen.
Es entsteht sehr viel Respekt, vor dem was man gibt, aber auch vor dem, was man verlangt.
Frage aus dem Publikum: Ist es der Ansatz, dass die Pädagogen erst einmal selbst Zugang zum
Theater finden und nicht zuerst denken, was sie mit den Kindern machen sollen. Also: Ich mache etwas
und die Kinder sind dabei?
Frabetti: Nein, im ersten Kontakt muss es der Pädagoge mit sich selbst machen und seine eigene
Theatralik finden. Wenn ich das nicht gefunden habe, kann ich nicht mit Kindern arbeiten.
Frage aus dem Publikum: Kann man Ihnen bei der Arbeit zuschauen? Kann man in eine Krabbelstube
nach Bologna kommen.
Frabetti: Möglicherweise – das weiß ich nicht. Man müsste bei der Stadtgemeinde Bologna nachfragen.
Aber es ist möglich, während unseres Festivals (28.2.-8.3.09) in Bologna in Krabbelstuben
hineinzukommen.
Frage: Wie viele arbeiten in Ihrem Theater?
Frabetti: Ca. 30 Personen.Ich zeige Ihnen nun ein spezielles Video aus dem Jahr 2005 (die erste Stufe
der Workshops), um einen Eindruck zu bekommen, welche Arbeit die PädagogInnen machen. In den
vergangenen Jahren haben sich diese Workshops deutlich entwickelt. Sie werden 3 verschiedene Teile
des Workshops sehen:
1. Wie die Pädagoginnen für sich selbst arbeiten
2. Wie die Ideen für kleine Performances präsentiert werden.
3. Wie sie ihre Performances den Kindern zeigen.
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Roberto Frabetti
Workshop MEIN THEATERALPHABET
Der Workshop setzte sich aus den folgenden Teilen zusammen, die jeweils durch eine andere Musik
unterstrichen und voneinander getrennt wurden:
Übung 1:
Aufrechte Position, atmen, jeweils einen, zwei, drei oder vier Finger bewegen, den Handrücken, die
ganze Hand, mehr und mehr bewegen, sich dem Boden nähern …..
Bewegungen des Körpers erzeugen Bewegungen im Kopf, Gedanken und Ideen ….
Jeder Mensch hat eine unterschiedliche Wahrnehmung von Zeit – die Dauer des ersten Teils betrug 11
Minuten; einige Teilnehmer dachten, es wären nur 3-5 Minuten oder sogar 20 Minuten gewesen
Übung 2:
Wähle ein Objekt, zum Beispiel den Wind, die Sonne, den Sonnenuntergang, einen Baum ….
Bevor du denkst, bewege dich. Wenn du denkst, dann stoppst du automatisch deine Bewegung.
Du kannst die Augen offen und oder geschlossen halten
Nur eine Bewegung von ca. 10 Sekunden Dauer
Übung 3:
Teilung der Gruppe; jede der zwei Gruppen beobachtet die jeweils andere Gruppe in der Ausführung der
oben beschriebenen Aktion/Bewegung
Das ist Theater, nicht Tanz. Es ist wichtig, eine Kontinuität in der Bewegung zu finden, die Energie ist
das Wichtige. Theater ist eine nicht perfekte Sprache, auch wenn ich die Stimme verwende, muss sie
nicht perfekt sein.
Übung 4:
Sei ein Baum, ein unsymmetrischer Baum (kein Weihnachtsbaum). Jeder ist ein anderer Baum, mit
offenen oder geschlossenen Augen. Wir müssen die verschiedenen Tempi in der Gruppe respektieren, es
ist erlaubt, dass einer mehr Zeit braucht.
Ein/e Schaupieler/in verwendet 3 Instrumente: Stimme, Bewegung, Augen
Es ist sehr wichtig, während des Theaterspiels mit den kleinen Zuschauern in Kontakt zu bleiben.
Im nächsten Teil sollen die Augen benützt werden und nicht bloß geöffnet bleiben, um die Wichtigkeit des
Sehens zu erkennen und Kontakt aufzubauen.
Übung 5 - Partnerübung zu Zweit:
Tritt in physischen Kontakt mit jemand anderen aus der Gruppe, nicht nur mit den Augen, der Körper des
anderen bietet eine Menge Möglichkeiten für Kontakt, findet eine Balance.
Übung 6 - Partnerübung zu Viert:
Es braucht nicht jeder mit jedem Kontakt zu haben während der Ausführung der Bewegung, man lernt
sich aber doch als Gruppe vor dem Publikum zu bewegen. Impulse können von einem zum anderen
weitergegeben werden. Es gibt immer einen Leader und untergeordnete Gruppenmitglieder.
Übung 7 - Partnerübungen zu Acht und
Übung 8 - zum Schluss alle gemeinsam:
Alle stehen im Kreis und gehen nacheinander in die Mitte, um sich synthetisch zu einem organischen
Baum zusammen zu schließen.
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Gudrun Raber-Plaichinger und Julia Schwarzbach
Workshop THEATER AUS KLANG UND BEWEGUNG
Übungen zum Thema Stille
1.) Improvisationen unter Einbeziehung des Raumes, mit akustischem Experimentieren
unter Veränderung der eigenen Position im Raum
2.) Bewegungsimprovisationen und musikalische Improvisationen zu einzelnen Körperteilen
3.) Jeder versucht, auf seine Weise Stille darzustellen, tänzerisch oder musikalisch
4.) In Paar- und Gruppenübungen entstehen individuell unterschiedliche Kombinationen von tänzerischen
und musikalischen Zugängen.
5.) Am Schluss fließen alle Impulse in einer Improvisation der ganzen Gruppe zusammen
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Anhang
Maria Korb: Handout zur privaten Organisation von Theatervorstellungen
Im Vorfeld ist es empfehlenswert, das Theaterstück selbst anzuschauen und zu erleben! Eine DVD
kann einfach die Atmosphäre nicht wiedergeben.
1.
Sponsoring im „alten Jahr“ ca. sechs Monate vor der geplanten Theatervorstellung (z.B. Nov.>
April) sichern: z.B. bei örtlichen Banken od. Firmen, die sich im Kinderbereich engagieren
2.
Achtung: wenn Spendenbescheinigung verlangt wird, offizielle Bankverbindung ( z.B. Kath.
Bildungswerk ) zur Überweisung des Sponsorengeldes angeben
3.
Kollegen oder engagierte Leute ins Boot holen, die ihrerseits nach interessierten
Teilnehmern fragen ( z.B. in Eltern-Kind-Gruppen, Kindergärten) und als Multiplikatoren fungieren, auch
Altenheime nicht vergessen (ältere Leute gemeinsam mit den Kindern zu Vorstellungen einladen)
4.
Zeitgleich nach geeignetem Aufführungsraum sehen (nötige Raumhöhe, technische
Voraussetzungen, Verdunklungsmöglichkeiten) und vorreservieren; ca. 2 bis 3 Tage am Stück, je nach
Anzahl der vorgesehenen Vorstellungen: z.B. Pfarrsaal, Turnhalle, Veranstaltungsräume in
Gasthäusern…
5.
Abstimmung der vorgeplanten Termine und Zuschauerzahlen pro Vorstellung mit dem
Toihaus (auch noch im „alten Jahr“)
Jetzt geht`s ans Einladen („laut Beispiel“ im Januar)
1.
gewonnene Teamkollegen über das Stück genauestens informieren ( z.B. mit DVD der
Vorstellung oder Presseartikeln - vom Toihaus erfragen) , wenn diese das Theaterstück nicht selbst
besuchen konnten
2.
Multiplikatoren informieren und begeistern ihrerseits die interessierten Eltern mit
Ausschnitten aus der DVD , Presse oder Berichten aus der Vorstellung und rufen die Eltern zur
Mundpropaganda auf (z.B. an einem Elternabend im Jan./Febr.) Plakate vom Toihaus zum für diese
Einrichtung vorgesehenen Vorstellungstermin, Zeit und Eintrittspreis beschriften und in den
Einrichtungen aufhängen; Anmeldelisten vorbereiten und weitergeben - Anmeldung der Besucher bei
der jeweiligen Gruppenleiterin oder Einrichtung, die mit mir in Verbindung bleiben
3.
Vorverkauf organisieren anhand von Eintrittskarten vom Toihaus :
Karten den Multiplikatoren zukommen lassen, die darauf Name, Anzahl der Teilnehmer und Termin der
Vorstellung schreiben, den zu zahlenden Betrag einkassieren u. auf ihren Listen Voll- und Teilzahler
notieren; Vorverkauf in den Kindergärten und Gruppen Anfang März beenden - Listen zu mir holen Überblick!! > Abrechnung pro Gruppe prüfen
Nachkommende Anmeldungen telefonisch bei mir privat zuhause (Anrufbeantworter mit
entsprechendem Text zur Theatervorstellung versehen und tägliche Zeiten zu persönlichen Auskunft
und Reservierung angeben)
4.
Toihaus über Anzahl der Vorstellungen und Aufbautermin ( 1 ½ Std. vor Vorstellung) informieren
5. falls noch Restplätze vorhanden - ca. eineinhalb Wochen vor den geplanten Vorstellungen: örtliche
Presse und/oder Tagespresse einschalten und Interessierte um telefonische Anfrage und Anmeldung
bitten (Abgabetermine für Inserate beachten!)
Noch ein paar praktische Tipps!
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1.
Es ist hilfreich, gute Kontakte zu Einrichtungen der Zielgruppe zu haben (Eltern-Kind-Gruppen,
Kindergärten...evtl. auch an Altenheime denken)
2.
Bestehende Gruppen wollen oft miteinander zum gleichen Vorstellungstermin kommen, am
besten auch zu der Zeit, in der sonst die Gruppenstunde stattfindet, oft noch mit Geschwisterkindern und
Freunden, Nachbarn, Oma… bei der Termingestaltung und Ausschreibung beachten!
3.
Nachmittagstermine richten sich ein bisschen nach dem Mittagsschlaf der Kleinsten
4.
In Kindergärten oder Tagesstätten empfiehlt es sich, Handzettel mit Infos zu Veranstaltung in die
Taschen der Kinder zu geben;
5.
Es können Freikarten für Ehrengäste in Absprache mit dem Toihaus vergeben werden (z.B.
Pfarrer, Kindergartenleitung, fleißige Helfer, Sponsor )
6.
Eine kurze mündliche Einführung vor der Aufführung zum Verhalten während des Theaters
durch das Toihaus wäre gut, insofern noch Zuschauer von „Außen“ dazukommen, die noch keine
Information durch eine Gruppenleitung bekommen haben;
7.
Besucher sollen dicke Socken mitbringen, weil es auf den Matten bequemer zu sitzen ist - alte
Leute dürfen Schuhe anbehalten und auf Stühlen Platz nehmen!!
Zum Aufbau
1.
Plakat am Eingang als einladender Wegweiser
2.
Schlüssel zum Aufbautermin besorgen
3.
rechtzeitig den Raum heizen
4.
zusätzlich Stühle hinter den Matten aufstellen
5.
Schauspieler benötigen einen geheizten, verschließbaren Garderobenraum ( evtl. Tee oder
andere Getränke)
6.
Kasse (Kassette verschließbar) mit Wechselgeld (es bieten sich hier die bereits
eingesammelten Gelder des Vorverkaufs an)
7.
Listen der Teilnehmer bereit halten – Reservierungen müssen spätestens eine Viertelstunde
vor Beginn abgeholt werden
Nach der Vorstellung
1.
Fotoapparat für Aufnahmen bereit halten
2.
Stifte und vorbereitete Handzettel zu freiwilligen, anonymen Meinungsabfrage zum Theaterstück
austeilen
3.
Nachfragen beim Verwalter des Veranstaltungsraumes, ob Requisiten vorübergehend
weggeräumt werden müssen, weil anschließend noch ein anderer Nutzer in den Raum will
4.
Licht aus – abschließen - Schlüssel zurück?
5.
evtl. Presseartikel zur Werbung und als Möglichkeit zum Dank an Helfer und Sponsoren (wenn
öffentlich erwünscht)
6.
Abrechnung: - Eintrittsgelder pro Vorstellungstermin
- Sponsoring extra
Mit etwas Mut können bestimmt auch Sie Freude und Begeisterung weiterschenken Gutes Gelingen !!
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ReferentInnen/PodiumsteilnehmerInnen:
Gabi Altengarten-Radics, Kindergärtnerin im Kindergarten Alterbach/Salzburg
Univ. Prof. Dr. Michael Brater, Soziologe, Gesellschaft für Ausbildungsforschung und
Berufsentwicklung/GAB München,
Mag.a Heide Demel, Elternbildnerin, Pädagogin, ehemalige Kindergärtnerin/Salzburg
Myrto Dimitriadou, Regisseurin, künstlerische Leiterin des Toihaus Theaters/Salzburg
Mag. Lucia Eder/Leitung Zentrum für Kindergartenpädagogik Salzburg
Roberto Frabetti, Autor, Regisseur, Schauspieler und Leiter des Teatro Testoni Ragazzi – La
Baracca/Bologna
Maria Korb, Leiterin einer Eltern-Kind-Gruppe in Teisendorf/Bayern.
Mag. Michaela Luckmann/Studienleiterin im Bildungszentrum St. Virgil, Salzburg
Andy Manley, Schauspieler und Regisseur, Edinburgh
Ao. Univ. Prof. Dr. Monika Mittendorfer/ Universität Mozarteum Salzburg, Abt. 09: Musikwissenschaft
Mag.a Gudrun Raber-Plaichinger, Musikerin, Mitglied des Toihaus-Ensembles
Prof. Dr. Wolfgang Schneider, Kulturwissenschafter, Dekan des Fachbereichs Kulturwissenschaft und
ästhetische Kommunikation an der Universität Hildesheim
Christine Schmidinger/Referentin für das Eltern-Kind-Pogramm im Katholischen Kreisbildungswerk
Traunstein
Julia Schwarzbach, Tänzerin und Tanzpädagogin/Salzburg
Sandra Strasser, Kindergärtnerin im Kindergarten Alterbach/Salzburg
Marianne Ströber-Saile/Referentin für das Kindergartenprogramm im Katholischen Kreisbildungswerk
Traunstein
Claire Van Trimpont, Theater De Spiegel/Antwerpen
Karel Van Ransbeeck, Theater De Spiegel/Antwerpen
Übersetzung: Mag. Josef Lanner/Lannerconsult
Leitung: Mag.a Helga Gruber, Kulturvermittlerin, Leiterin des Festivals BIM BAM, Toihaus
Theater/Salzburg
Organisationsassistenz: Bruni Schwarz
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TeilnehmerInnen:
Sarah Verhulst, Antwerpen/Belgien
Charlotte Bury, Salzburg
Stefanie Seidel, WUK Wien
Andy Manley, Edinburgh
Hajdu-Perschy, Salzburg
Frau Plott, Salzburg
Marilia Coutinho, Salzburg
Natasha Holmes, Sheffield/GB
Gabriela Gerhold, Konservatorium Wien
Michael Ströber, Katholisches Kreisbildungswerk Traunstein
Lena Rudolph, München
Elisabeth Weyringer, Salzburg
Theresia Rohrer, Salzburg
Gertraud Petersen, Salzburg
Michaela Obermayer, Berchtesgaden
Univ. Prof. Dr. Hanne Seitz, Fachhochschule Potsdam
Marianne Cebull, Fachhochschule Potsdam
Susann Hempel, Fachhochschule Potsdam
Katharina Lichtblau, Fachhochschule Potsdam
Rike Cernold, Fachhochschule Potsdam
Steffi Liedtke, Fachhochschule Potsdam
Mag. Christine Schlechter, Bildungsanstalt für Kindergartenpädagogik Salzburg
Sonja Schönfelder, Bildungsanstalt für Kindergartenpädagogik Salzburg
Daniela Rosenstatter, Bildungsanstalt für Kindergartenpädagogik Salzburg
Victoria Absmann, Bildungsanstalt für Kindergartenpädagogik Salzburg
Katharina Nairz, Bildungsanstalt für Kindergartenpädagogik Salzburg
Julia Schmitzberger, Bildungsanstalt für Kindergartenpädagogik Salzburg
Sabrina Stadler, Bildungsanstalt für Kindergartenpädagogik Salzburg
Yasmin Kronheim, Bildungsanstalt für Kindergartenpädagogik Salzburg
Amina Krami, Bildungsanstalt für Kindergartenpädagogik Salzburg
Sara Müller, Bildungsanstalt für Kindergartenpädagogik Bischofshofen
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