Posterwalk P001 Verbesserte molekulare Diagnostik für Patienten mit Atmungskettenkomplex-Defekten Biste M.1, Madignier F.1, Freisinger P.2, Rolinski B.3, Mayr J.4, Horvarth R.5, Tesarova M.6, Sperl W.4, Meitinger T.1, Prokisch H.1 1TU München, Institut für Humangenetik, München, Germany, 2TU München, Stoffwechselzentrum Kinderklinik, München, Germany, 3Klinikum München GmbH, Medizet-Stoffwechselzentrum, München, Germany, 4Universität Salzburg, Kinderklinik, Salzburg, Austria, 5Medizinisch Genetisches Zentrum München, München, Germany, 6Universität Prag, Department of Pediatrics, Prag, Czech Republic Fragestellung: Mitochondriopathien haben im Kindesalter eine geschätzte Inzidenz von 1:8000. Sie lassen sich auf isolierte oder kombinierte Defekte der Enzymkomplexe der Atmungskette (RCC) zurückführen. Isolierte Defekte des RCC I sind dabei die häufigste Ursache (ca. 25%). Sie zeigen einen sehr variablen Phänotyp der meist multisystemisch ist (neonatale Laktatazidose, M. Leigh u. a.), aber auch oligosymptomatisch sein kann (Ataxie, Myopathie). Der RCC I besteht aus 45 unterschiedlichen Strukturproteinen, die meist von der nukleären DNA (n=35) aber auch der mitochondrialen DNA (n=7) kodiert werden. Diese Vielzahl von Genen erschwert die Suche nach genetischen Ursachen. Da in der Routinediagnostik nur einige Bereiche der mtDNA untersucht werden, gibt es für weniger als 10% der pädiatrischen Patienten eine molekulare Diagnose. Methodik: Zur Verbesserung der Diagnostik wurde ein Hochdurchsatz-Screen etabliert, in dem die Gene aller 45 Untereinheiten des RCC I untersucht werden. Zunächst wurden bei 92 Indexpatienten (nach Ausschluss häufiger mtDNA-Mutationen) mit isoliertem RCC I-Defekt Schmelzpunktanalysen mit dem Idaho LightScanner durchgeführt. Bei auffälligem Befund in der Analyse wurden die PCR Produkte sequenziert. Um Genotyp-Phänotyp Korrelationen zu untersuchen, wurde ein klinischer Fragebogen, basierend auf den Leitlinien der Arbeitsgemeinschaft für Pädiatrische Stoffwechselstörungen (APS), entwickelt. Ergebnis: Wir haben 59 Gene, welche für Untereinheiten und Assemblierungsfaktoren des RCC I kodieren, gescreent. Bei 16% der Patienten wurden pathogene Mutationen gefunden, in weiteren 30% unklare Mutationen. Bei 54% wurden keine Mutationen gefunden. Die Analysen zeigen typische klinische Muster, die mit Mutationen in bestimmten Genen korrelieren. Schlussfolgerung: Die molekulargenetische Diagnostik konnte wesentlich verbessert werden. Pränatale Diagnostik wird angeboten. Genotyp-Phänotyp Korrelationen werden die molekulare Diagnostik effizienter gestalten und erlauben Aussagen bezüglich dem Verlauf der Erkrankung. P002 Mitochondriales DNA- Depletionssyndrom und schwere zentrale Hypomyelinisierung bei einem Säugling mit RRM2B- Mutation Acham-Roschitz B.1, Mayr J.2, Sperl W.2, Lindbichler F.3, Bittner R.4, Mache C.J.1, Ring E.1, Plecko B.1 1Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendheilkunde, Allgemeinpädiatrie, Graz, Austria, 2St. Johanns Spital, Salzburg, Austria, 3Univ. Klinik für Radiologie, Kinderradiologie, Graz, Austria, 4Med. Universität Wien, Neuromuskuläre Forschungsabteilung, Wien, Austria Atmungskettendefekte sind eine wichtige Differentialdiagnose der infantilen muskulären Hypotonie. Bei kombinierten Atmungskettendefekten muss an mitochondriale Depletionssyndrome (MDS) gedacht werden, wobei Defekte in unterschiedlichen Genen zu unterschiedlichen Phänotypen führen. Bislang wurden nur wenige Patienten mit cereborenalem Phänotyp und Mutationen im RRM2B Gen beschrieben. Wir berichten über einen Säugling mit früh-letalem Ausgang und compound Heterozygotie für zwei noch nicht beschriebene Mutationen im RRM2B Gen. Patient: Erstes reifes Kind gesunder, nicht verwandter Eltern. Im Rahmen des neonatalen Hörscreenings wurde eine Taubheit, im 2. Lebensmonat eine Nephrocalcinose diagnostiziert. Die Vorstellung erfolgte aufgrund einer muskulären Hypotonie mit 8 Wochen. Plasma Laktat und Laktat/Pyruvat Ratio waren mäßig erhöht, Einzelwerte lagen im Normbereich. Organische Säuren und überlangkettige Fettsäuren waren unauffällig. Ein cerebrales MRT mit 10 Wochen zeigte eine schwere generalisierte Hypomyelinisierung. In der MRS fand sich kein Laktat-Peak. Die Analyse der oxidativen Phosphorylierung erbrachte einen kombinierten Atmungskettendefekts I, III, IV und V. Der Gehalt an mtDNA war auf 4% der Norm reduziert. Die molekulargenetische Analyse des RRM2B Gens erbrachte zwei unbekannte Mutationen mit parentaler Kosegregation. Mit 3 Monaten waren die Muskelsehnenreflexe erloschen. Mit 4 Monaten traten fokale Krampfanfälle auf. Das Kind verstarb mit 4 Monaten an einer generalisierten Hypotonie mit Ateminsuffizienz. Schlussfolgerung: Unser Bericht erweitert durch den Befund der ausgeprägten zentralen Hypomyeliniserung das bislang begrenzte Spektrum von Patienten mit RRM2B Mutationen. Die organspezifischen Manifestationen bei Mutationen des ubiquitär exprimierten RRM2B Gens sind noch unklar. Eine Pränataldiagnostik ist auf molekulargenetischer Basis möglich. Trotz des deutlich erniedrigten mtDNA Gehaltes im Muskel und kombiniertem Atmungskettendefekt, war in der MRS kein Laktat nachweisbar und auch einzelne Plasma Laktatwerte lagen innerhalb des Normbereiches. P003 mitoNET - Deutsches Netzwerk für mitochondriale Erkrankungen Prokisch H.1, Freisinger P.2, Abicht A.3, Kunz W.4, Wittig I.5, Obermaier-Kusser B.6, Schöls L.7, Schülke-Gerstenfeld M.8, Meitinger T.1, Klopstock T.3 1TU München, Institut für Humangenetik, München, Germany, 2TU München, Kinderklinik, München, Germany, 3LMU München, Friedrich-Baur-Institut, München, Germany, 4Universität Bonn, Bonn, Germany, 5Uniklinikum Frankfurt, Frankfurt, Germany, 6Klinikum Ludwigshafen gGMBH, Ludwigshafen, Germany, 7Universität Tübingen, Tübingen, Germany, 8Charite Virchow Klinikum, Berlin, Germany Fragestellung: Das übergeordnete Ziel des mitoNET-Verbundprojekts ist der Aufbau eines Netzwerkes aus Klinikern und Grundlagenwissenschaftlern zur Verbesserung der medizinischen Versorgung von Patienten mit mitochondrialen Erkrankungen. Methodik: Um dies zu erreichen, sind folgende Schritte geplant: i) Aufbau eines nationalen klinischen Netzwerkes aus Neurologischen und Pädiatrischen Kliniken für die Rekrutierung und Phänotypisierung von Patienten, Errichtung eines web-basierten Patientenregisters und Durchführung longitudinaler Studien; ii) Umfassende Sammlung und Lagerung von Biomaterialien inklusive DNA, RNA und Myoblasten, die Wissenschaftlern innerhalb und außerhalb des Netzes zur Verfügung gestellt werden können; iii) Verbesserung des diagnostischen Armamentariums, u. a. mit neuen Assays zur Quantifizierung mitochondrialer Proteine und mitochondrialer Morphologie, mit Hochdurchsatz-Genotypisierung, und mit einem systembiologischen Ansatz; iv) in vitro-Untersuchungen neuer Therapien inklusive einem Ansatz zur Verbesserung des Atmungsketten-Defekts durch Induktion des „peroxisome proliferator-activated receptor pathway“ mit Fibraten und einem Ansatz zur Identifizierung von Strategien gegen die Propagation von mtDNAMutationen; v) verstärkte Zusammenarbeit von Grundlagenwissenschaftlern und Klinikern zur Förderung von Synergie-Effekten, interdisziplinären Kooperationsprojekten und Trainings-Initiativen; und vi) Maßnahmen zur Erhöhung der öffentlichen und professionellen Aufmerksamkeit für mitochondriale Erkrankungen. Schlussfolgerung: Die Fortschritte in den Einzelprojekten und der durch den Verbund zu erwartende Mehrwert hinsichtlich Kollaboration, Synergie und Kommunikation werden zu einer Verbesserung von Diagnostik, Therapie und Versorgung von Patienten mit mitochondrialen Erkrankungen führen. P004 GLUT1-Defekt einer konsanguinen arabischen Familie mit homozygoter Missense-Mutation im SLC2A1-Gen Klepper J.1, Ben-Omran T.2, Scheffer H.3 1Klinikum Aschaffenburg, Neuropädiatrie, Aschaffenburg, Germany, 2Weill Cornell Medical College, Clinical and Metabolic Genetics, Department of Pediatrics, Doha, Qatar, 3University Medical Center Nijmegen, Dept. of Human Genetics, Nijmegen, Netherlands Der GLUT1-Defekt wird durch einen defekten Glukosetransport in das Gehirn verursacht. Derzeit sind nur heterozygote Mutation im SLC2A1-Gen beschrieben - homozygote Mutationen wurden als in utero letal angenommen. Wir berichten über zwei Schwestern einer konsanguinen arabischen Familie. Eine globale Entwicklungsverzögerung, Epilepsie, sekundäre Mikrozephalie, Ataxie, und Hypotonie im älteren Mädchen wiesen auf den GLUT1-Defekt hin. Die Nüchtern-Lumbalpunktion ergab eine Liquorglukose von 36 mg/dl mit einem Liquor-/Blut-Glukosequotienten von 0.44. Das Liquorlaktat betrug 1.09 mmol/l. Die jüngere Schwester war asymptomatisch, die Liquorglukose betrug 36 mg/dl, der Quotient 0.46, das Liquorlaktat 1.08 mmol/l. Die Analyse des SLC2A1-Gens zeigte bei beiden Schwestern eine homozygote c1402C>T (p.Arg468Trp) Mutation in Exon 10. Beide Eltern waren klinisch unauffällig und heterozygot für die Mutation. Weitere asymptomatische Familienmitglieder werden gerade untersucht. Eine ketogene Diät wurde bei beiden Schwestern eingeleitet. Schlussfolgerung: SLC2A1-Mutationen bei GLUT1-Defekt können homozygot sein. Entweder ist die vorliegende Mutation ein neutraler Polymorphismus, oder die Mutation ist relativ mild und nur im homozygoten Zustand pathogen. Hinweise, dass der Aminosäureaustausch Arg468Trp pathogen ist, sind i) der Austausch einer basischen in eine aromatische Aminosäure an hochkonservierter Stelle, ii) die Lokalisation im für Substraterkennung und spezifische Transporteigenschaften wichtigen GLUT1-Carboxy-Terminus, und iii) publizierte in-vitro Analysen zu Arg468. Das derzeitige Verständnis des GLUT1-Defektes als autosomal dominante Erkrankung mit heterozygoten SLC2A1-Mutationen wird aufgrund der beschriebenen Ergebnisse in Frage gestellt. P005 VACENC - Eine retrospektive und prospektive Studie zur Klinik und Genetik impfassoziierter Epilepsien: Erste klinische Daten von Spiczak S.1, Helbig I.1, Drechsel-Baeuerle U.2, Muhle H.1, van Baalen A.1, van Kempen M.J.A.3, Lindhout D.3, Stephani U.1, Keller-Stanislawski B.2 1Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Klinik für Neuropädiatrie, Kiel, Germany, 2Paul-Ehrlich-Institut, Abteilung Sicherheit von Arzneimitteln und Medizinprodukten, Langen, Germany, 3Division Biomedical Genetics, University Medical Center, Dept. Medical Genetics, Utrecht, Netherlands In einem unbekannten Teil der Fälle mit schweren frühkindlichen Epilepsien und insbesondere dem Dravet-Syndrom treten erste epileptische Anfälle in zeitlichem Zusammenhang mit Impfungen auf, was von einigen Autoren als kausaler Zusammenhang gedeutet wurde. Obwohl große epidemiologische Studien keinen Hinweis darauf liefern, dass Impfungen im Kindesalter zu bleibenden neurologischen Schäden führen, werden immer wieder Fälle beschrieben, in denen Impfungen von medizinischem Personal oder Eltern als Grund der Epilepsie angeschuldigt werden. In Zusammenarbeit mit dem Paul-Ehrlich-Institut (PEI) sollen in der VACENC-Studie Fälle von DravetSyndrom in einer repräsentativen retrospektiven sowie einer prospektiven Kohorte von Patienten mit gemeldeten Anfällen im zeitlichen Zusammenhang mit Impfungen identifiziert und der Anteil von Patienten mit Veränderungen im SCN1A-Gen und anderen assoziierten Genen bestimmt werden. In einem ersten Schritt wurden 175 Fälle mit Eintritt des Verdachtes einer Impfkomplikation in den Jahren 2006 und 2007 klinisch ausgewertet. Es konnten zwei Fälle mit dringendem klinischem Verdacht auf Vorliegen eines Dravet-Syndroms identifiziert werden, des Weiteren fünf Patienten mit anderen Epilepsien. Bei 47 gemeldeten Patienten traten einzelne Anfälle auf, davon waren 38 Fieberkrämpfe. Ein Status epilepticus wurde bei 10 Patienten beschrieben. In 86 Fällen lagen keine epileptischen Anfälle oder Epilepsien vor, bei 35 Patienten war die Gruppenzuordnung aufgrund der vorliegenden Daten unsicher. Ein Zusammenhang mit der Art der Impfung war nicht erkennbar. Die VACENC-Studie wird erstmals eine umfangreiche Beschreibung und Einordnung epileptischer Anfälle nach Impfungen und sogenannter „Impfepilepsien“ ermöglichen. Durch eine medizinische Bewertung der Kausalität der gemeldeten Verdachtsfälle kann zum Einen eine umfassende Beratung über Krankheitsverlauf und Therapiemöglichkeiten bei identifizierten Fällen mit Dravet-Syndrom erfolgen, zum Anderen wird durch Aufklärung der wissenschaftlichen Zusammenhänge eine Stärkung des Impfgedankens erreicht. P006 Klinische Charakterisierung von Patienten mit NBIA mit und ohne PANK2-Gen-Mutation Hartig M.B.1, Hempel M.1, Meitinger T.1, Kmiec T.2, Prokisch H.3 1Institut für Humangenetik, München, Germany, 2Memorial Children's Health Institute, Warsaw, Poland, 3HelmholtzZentrum München, München, Germany Hintergrund: Neurodegeneration mit Eisenspeicherung (NBIA) ist ein heterogene Gruppe von neurologischen Erkrankungen, die durch die Eisenablagerung in den Basalganglien gekennzeichnet ist. Bei etwa der Hälfte der Patienten mit NBIA kann eine Mutation im PANK2-Gen nachgewiesen werden (PKAN). Kürzlich wurden Mutationen im PLA2G6-Gen in Patienten mit NBIA beschrieben. Der klinische Verlauf bei Patienten mit Mutationen im PANK2- und PLA2G6-Gen und Patienten mit idiopathischer NBIA (keine PANK2- und PLA2G6-Gen-Mutationen) ist ähnlich. Ziel der Studie war es, die klinische Unterschiede dieser NBIA-Subgruppen herauszuarbeiten. Methode: Wir haben die klinischen Symptome und den Krankheitsverlauf von 49 NBIA-Patienten, die durch einen Neuropädiater untersucht und betreut werden, analysiert. Alle Patienten wurden auf das Vorliegen von Mutationen im PANK2-Gen untersucht. Bei allen PANK2-negativen Patienten erfolgte anschließend eine PLA2G6-Gen-Mutationsanalyse. Resultate: In 27 der 49 Patienten konnte eine homozygote oder eine coumpound heterozygote Mutation im PANK2-Gen nachgewiesen werden. Bei keinem der Patienten fand sich eine PLA2G6Gen-Mutation. Das „Tigeraugenzeichen“ war in der Mehrzahl der Patienten mit PANK2-Gen-Mutation (24 von 27), aber nur bei wenigen Patienten ohne PANK2-Gen-Mutation (2 von 22) nachweisbar. NBIA Patienten mit und ohne PANK2-Gen-Mutation konnten weiterhin durch folgende Parameter unterschieden werden: Erkrankungsalter, Gehverlust, generalisierte Dystonie, Parkinsonismus, kognitives Defizit, oromandibuläre Dystonie und Dysarthrie. Mit Hilfe der statistischen Analyse der letzten fünf Parameter konnte eine PANK2-Gen-Mutation mit einer Genauigkeit von 85% vorhergesagt werden, was mit der Sensitivität des ´Tigeraugenzeichens´ vergleichbar ist. 96% der Patienten mit PANK2-Gen-Mutation präsentierten sich mit einer generalisierten Dystonie, im Gegensatz zu nur 36% der Patienten mit idiopathischer NBIA. Somit kann der Krankheitsbeginn mit generalisierter Dystonie als Indikator für das Vorhandensein einer PANK2-Gen-Mutation herangezogen werden. P007 Nachweis einer seltenen Variante R528G im muskulären Kalziumkanalgen CACN1AS bei einem Patienten mit autosomal dominanter hypokaliämischer periodischer Paralyse (HypoPP-1) Schallner J.C.1, von der Hagen M.1, Lehmann-Horn F.2, Jurkat-Rott K.2 1Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin, Neuropädiatrie, Dresden, Germany, 2Universität Ulm, Abteilung für Angewandte Physiologie, Ulm, Germany Einleitung: Die hypokaliämische periodische Paralyse (HypoPP) ist eine seltene, autosomal dominante, genetisch heterogene neuromuskuläre Erkrankung. Sie ist gekennzeichnet durch Episoden mit transienter muskulärer Schwäche und kann bereits im frühen Kindesalter einsetzen. Die Anfälle von schmerzhafter Muskelschwäche mit einhergehender erhöhter Kreatinkinase (CK) im Serum ähnelt der Symptomatik einer akuten Myositis. Die periodischen Lähmungen betreffen in der Mehrzahl der Fälle einzelne Muskelgruppen. Jedoch kann die Lähmungsattacke bishin zur generalisierten Lähmung mit Atemstillstand und Herzrhythmusstörung führen. Bei 60% der Patienten mit HypoPP-1 lässt sich eine von drei bekannten missense Mutationen im muskulären Kalziumkanalgen CACN1AS nachweisen. Methodik: Wir berichten von einem 17 Jahre alten Jungen, der sich mit plötzlich einsetzender, schmerzhafter Muskelschwäche vorstellte. Aufgrund einer erhöhten CK wurde initial die Fehldiagnose einer Myositis gestellt. Drei Wochen später wurde der Junge mit einer akuten Tetraplegie eingewiesen. Die Anamnese mit der kürzlich stattgehabten Muskelschwäche, weiterer vorangegangener ähnlicher Episoden iund einem erniedrigten Serum-Kalium (2,1 mmol/l) unter der Tetraplegie führten zur Diagnosestellung. Die HypoPP-1 konnte durch den Nachweis der Variante R528G im muskulären Kalziumkanalgen CACN1AS molekulargenetisch gesichert werden. Diese Mutation konnte erst einmal in einer asiatischen Familie beschrieben werden. Die Behandlung mit Azetazolamid in Verbindung mit einer Kalium-Substitution konnte in unserem Fall weitere Lähmungsattacken verhindern. Schlussfolgerung: Wir präsentieren einen Fall von HypoPP bei einem Jugendlichen mit einer schweren Manifestation der Erkrankung. Mit einer Prävalenz von 1: 100.000 ist die HypoPP eine seltene neuromuskuläre Erkrankung. Bereits im Kindesalter sollte die HypoPP bei schmerzhafter Muskelschwäche mit in Betracht gezogen werden. Eine adäquate medikamentöse Therapie ist vor dem Hintergrund einer sich langfristig entwickelnden progressiven Myopathie zügig einzuleiten. P008 Atypisches klinisches Bild bei einem Mädchen mit einer episodischen Ataxie Typ 2 Kotzaeridou U.1, Arning L.2, Ebinger F.1, Wolf N.3 1Universität Heidelberg, Heidelberg, Germany, 2Human Genetics Ruhr Universität Bochum, Bochum, Germany, 3Kinderneurologie VUMC Amsterdam, Amsterdam, Netherlands Einführung: Die episodische Ataxie Typ 2 ist die häufigste Form einer hereditären episodischen Ataxie und wird durch Mutationen in CACNA1A, das für eine Untereinheit eines cerebralen Calciumkanals kodiert, verursacht. Gewöhnlich sind die Attacken durch Schwindel, Ataxie, Erbrechen und Migräne kennzeichnet; sie können durch Stress und körperliche Anstrengung getriggert werden. Fallbericht: Wir berichten über ein Mädchen mit paroxysmalen Migräne-ähnlichen Attacken und Augenbewegungsstörung. Mit Beginn des Kindergartens begann regelmäßiges Erbrechen, das an Häufigkeit und Stärke zunahm, bis es täglich auftrat. Teils konnten auch Attacken durch Stress oder Schreck ausgelöst werden. Das Kind sucht dann Ruhe, ist lärmempfindlich, weniger lichtempfindlich. Dabei zeigt sie auch vegetative Symptome (rote Wangen, Kaltschweißigkeit, blasse Lippen). Nach dem Schlafen ist sie wieder völlig symptomfrei. Gleichgewichtsstörungen bestehen dabei nicht, wobei die Eltern berichteten, dass das Mädchen im Vergleich zu Altersgenossen häufig stolpere und nicht sehr geschickt sei. Der neurologische Befund zeigt eine cerebelläre Augenbewegungsstörung mit langsamen Sakkaden, langsamer Sakkadeninitiation und Blickrichtungsnystagmus. Außerdem bestehen eine sehr diskrete Gangataxie mit Problemen beim Einbeinstand und Seiltänzergang sowie eine Dysdiadochokinese. Die cerebrale MRT zeigte eine diskrete cerebelläre Atrophie vor allem des Kleinhirnwurmes. Unter dem Verdacht einer episodischen Ataxie Typ II wurde die Untersuchung von CACNA1A veranlasst. Die Sequenzierung war unauffällig; mittels MLPA konnte dann aber eine Deletion der Exons 39 bis 47 nachgewiesen werden. Zusammenfassung: Die interiktale Augenbewegungsstörung und milde Ataxie zusammen mit dieser paroxysmalen, Migräne-ähnlichen Erkrankung haben uns auf eine Kanalerkrankung des Zentralnervensystems hingewiesen, auch wenn keine klassische episodische Ataxie vorliegt. Da die direkte Sequenzierung auf PCR-amplifizierter genomischer DNA basiert, können größere genomische Rearrangements, wie z.B. große Deletionen, unerkannt bleiben. P009 Monosomie 9pter-p22 bei einem Jungen mit neonatalen Hypoglykämien, Epilepsie, facialer Dysmorphie und Hypotonie Leiz S.1, Breuer K.1, Weise A.2, Wagenstaller J.3, Daumer-Haas C.3 1Klinikum Dritter Orden, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, München, Germany, 2Institut für Humangenetik, Universität Jena, Jena, Germany, 3Pränatal-Medizin München, Humangenetik, München, Germany Das Monosomie 9p-Syndrom stellt ein seltenes neurogenetisches Krankheitsbild dar, dessen führende klinische Symptome faciale Dysmorphiezeichen, eine v. a. mentale Retardierung und eine muskuläre Hypotonie sind. Wir berichten über einen 10 Monate alten Jungen mit einer Entwicklungsverzögerung und einer v. a. die Rumpf- und Nackenmuskulatur betreffenden Hypotonie, der im Neugeborenenalter durch rezidivierende Hypoglykämien auffiel. Zudem besteht bei ihm ein ASD und eine Hypospadie. Eine dünne Oberlippe, ein langes Philtrum, eine Mikrognathie, tief ansetzende und nach hinten rotierte Ohren, enge Lidspalten, weit auseinanderstehende Brustwarzen und eine auffällige Zehenstellung kennzeichnen den äußeren Aspekt des Jungen. Mit 6 Monaten trat eine Epilepsie mit asymmetrischen tonischen Anfällen auf, die mehrmals am Tag in Serien beobachtet wurden; elektroencephalographisch multiregionale Entladungen in z. T. statusartiger Häufung, in der MRT deutliche Erweiterung der äußeren (besonders frontalen) Liquorräume. Die genetische Labordiagnostik einschließlich Einsatz multipler FISH Sonden und Array CGH ergab eine außergewöhnliche Chromosomenaberration: eine de novo entstandene unbalancierte perizentrische Inversion auf Chromosom 9 mit Bruchpunkten in den Bereichen 9p22 und 9q12 und einem Verlust der Region 9pter-p22 (Monosomie 9pter-p22). Dieser Abschnitt umfasst ungefähr 9 Mb und etwa 60 Gene, von denen bislang für 8 ein Zusammenhang mit dem klinischen Bild angenommen wird. Aus klinischer Sicht unterscheidet sich der Patient von den in der Literatur aufgeführten Fällen durch die neonatalen Hypoglykämien und die Epilepsie, die bislang nur bei Patienten mit unbalancierten Translokationen mit einer distalen Monosomie 9p und einer partiellen Trisomie eines anderen Chromosoms beschrieben wurden. P010 Spezifisch atypisch? Die Preserved Speech Variant des Rett Syndroms Marschik P.B.1, Oberle A.2, Vogrinec G.1, Laccone F.3, Einspieler C.1 1Institute of Physiology, Center for Physiological Medicine, Medical University of Graz, Graz, Austria, 2Olga-Hospital, Stuttgart, Germany, 3Medical University of Vienna, Department for Medical Genetics, Section Genetic Counseling, Vienna, Austria Rett Syndrom, das hauptsächlich durch Mutationen im MECP2 Gen verursacht wird, scheint - laut Definition - das erste Lebensjahr von Kindern nicht zu betreffen. MECP2 Mutationen beeinflussen jedoch die normale Hirnentwicklung und nicht wie ursprünglich angenommen lediglich den Abbau neuronaler Strukturen. Bis dato gibt es wenig detailliertes Wissen über den Verlauf in der PräRegression und über potentielle frühe Anzeichen der Preserved Speech Variant (Zappella Variant) des Rett Syndroms. Methodik: Eine Patientin mit einer komplexen MECP2 Mutation (c.378-43_964delinsGA) und dem klinischen Erscheinungsbild der Preserved Speech Variant wurde über den Zeitraum ihrer ersten 10 Lebensjahre untersucht. Die klinische Diagnose wurde im Alter von 4 Jahren durch eine genetische Testung bestätigt. Daraus ergab sich folgendes Untersuchungsdesign: Retrospektive Videoanalysen bis zum vierten Lebensjahr; prospektive Anwendung von: Austrian Rett Survey; Austrian Communicative Development Inventories; Video Analysen; Spontansprachanalysen; Aktiver Wortschatztest; Sprachentwicklungs- und Grammatiktests. Ergebnisse: Ein vorerst episodisches Auftreten atypischer und stereotyper motorischer, prälinguistischer und linguistischer Verhaltensweisen wurde bis zum Alter von zwei Jahren, dem Beginn der Regression, immer prominenter. Qualitativ abnormal waren General Movements, Lokomotion, Cooing und Lallen, sowie phonologische und morphosyntaktische Fähigkeiten; Echolalien sowie ein situationsinadäquates Kommunikationsverhalten wurden beobachtet. Diskussion: Die umfassenden Analysen zeigen, dass es frühe Anzeichen von atypischem Verhalten gibt, die die Entwicklung des gesamten neuro-kognitiven Funktionsrepertoires betreffen. Diese einzigartige Möglichkeit der Retrospektion eröffnet neue Erkenntnisse der funktionellen Hirnentwicklung und zeigt, dass auch diese milde Rett Variante bereits in den ersten Lebensmonaten Auffälligkeiten zeigt. (FWF - P19581-B02; Lanyar Foundation (P325). P011 Schwere generalisierte Neuropathie bei einem 18-jährigen Patienten mit hereditärer sensomotorischer Neuropathie (HMSN) Typ 1 im Rahmen einer Behandlung mit Vincristin bei akuter lymphatischer Leukämie Johann to Settel E.1, Siegler N.2, Fleischhack G.2 1St. Mauritius Therapieklinik Meerbusch, Neuropädiatrie, Meerbusch, Germany, 2Universitätskinderklinik Bonn, Haematologie und Onkologie, Bonn, Germany Wir berichten über den 18-jährigen männlichen Patienten mit einer hereditären sensomotorischen Neuropathie HMSN Typ1. Bei positiver Familienanamnese war der Patient klinisch völlig unbeeinträchtigt. Freies Gehen, Rennen und Springen war möglich. Die Diagnosestellung erfolgte, nachdem der Patient im November 2007 an einer akuten lymphatischen Leukämie erkrankte. Im Rahmen der Chemotherapie, unter anderem mit Vincristin, kam es bereits nach der 3. Gabe des Zytostatikums zu einer dramatischen neurologischen Verschlechterung des Patienten mit Verlust der Geh- und Stehfähigkeit, der beidseitigen Handfunktion und einem allgemeinen Kräfteverfall bis hin zur vollständigen Bettlägerigkeit. Vincristin wurde daraufhin nach der 3. Gabe abgesetzt. Danach wurde wegen des gehäuften Vorkommens der HSMN Typ1 in der Familie auch bei unserem Patienten die entsprechende molekulargenetische Diagnostik durchgeführt und die Erkrankung nachgewiesen. Im Rahmen der stationären Rehabilitationsbehandlung, die parallel zur onkologischen Weiterbehandlung anberaumt wurde, wurde nicht nur die freie Gehfähigkeit bis zu einer Strecke von 1500m wiedererlangt, sondern auch die feinmotorische und bimanuelle Geschicklichkeit sowie Inhandfunktion und Graphomotorik signifikant verbessert, so dass der Patient bei Entlassung in den üblichen Aktivitäten des täglichen Lebens selbständig war. Obwohl sich der Patient zwischenzeitlich einer erneuten Chemotherapie-Blockbehandlung unterziehen musste und im Verlauf zunächst eine Pneumonie und später eine Lungenaspergillose durchmachte, welche eine rechtsseitige Lobektomie nach sich zog, kam es zu keiner Verschlechterung der motorischen Fähigkeiten. Schlussfolgerung: Bei Patienten mit positiver Familienanamnese für eine hereditäre sensomotorische Neuropathie sollte vor Chemotherapie mit Vincristin eine molekulargenetische Untersuchung veranlasst werden. P012 Akzessorische Mamille als wegweisendes Symptom bei der Diagnose eines Mowat-Wilson Syndroms Leiz S.1, Kraus C.2, Peters J.1, Daumer-Haas C.3 1Klinikum Dritter Orden, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, München, Germany, 2Humangenetisches Institut, Universitätsklinikum, Erlangen, Germany, 3Pränatal-Medizin München, Humangenetik, München, Germany Beim Mowat-Wilson Syndrom (MWS) handelt es sich um ein seltenes neurogenetisches Syndrom, das auf Veränderungen im ZFHX1B (SIP1) Gen auf Chromosom 2q22-q23 beruht. Die klinischen Merkmale des MWS sind: mäßige bis schwere geistige Behinderung, Epilepsie, typische faciale Dysmorphiezeichen und variable Organfehlbildungen. Wir berichten über einen 15 Jahre alten Jungen mit einem zuvor nicht klassifizierten RetardierungsEpilepsie-Dysmorphie Syndrom. Zusätzlich besteht bei dem Jungen ein Ventrikelseptumdefekt und eine Hypospadie. In der klinischen Untersuchung fiel neben charakteristischen facialen Dysmorphiezeichen wie große, nach oben gerichtete Ohrläppchen eine akzessorische rechte Mamille auf. Die Eingabe von Retardierung, Epilepsie und akzessorische Mamille in die OMIM Database ergab das MWS als einzige mögliche Diagnose. Die molekulargenetische Untersuchung bestätigte die klinische Diagnose durch den Nachweis einer bislang nicht beschriebenen heterozygoten Frameshift Mutation im Exon 8 des ZFHX1B Gens, die zu einem vorzeitigen Stopcodon führt. Die Häufigkeit akzessorischer Mamillen beim MWS ist nicht bekannt. Das Vorhandensein einer akzessorischen Mamille stellt jedoch ein wegweisendes Symptom bei der klinischen Diagnose eines MWS innerhalb des breiten Spektrums der Retardierungs-EpilepsieDysmorphie Syndrome dar. P013 Extremer Erregungszustand als führendes Symptom einer hemiplegischen Migräne mit ATP1A2-Mutation Haug V.1, Korinthenberg R.1, Omran H.1, Kirschner J.1 1Universitätskinderklinik Freiburg, Neuropädiatrie, Freiburg, Germany Wir berichten von einem 14 jährigen Mädchen, welches nach initialer Übelkeit, einmaligem Erbrechen und Schwächegefühl im rechten Arm durch einen stärksten erretischen Zustand aufgefallen war. Die Vorgeschichte war hinsichtlich fieberhafter Infekte oder Drogenabusus unauffällig. Es waren zwei Migräneanfälle mit Paresen der rechten Extremitäten aufgetreten, zuletzt 14 Tage vor Aufnahme. Der Erregungszustand war so ausgeprägt, dass eine Sedierung mit Neurocil und Propofol auf der Intensivstation nötig war. Der Untersuchungsbefund war abgesehen vom Erregungszustand bis auf eine retrograde Amnesie neurologisch und intern-pädiatrisch unauffällig. Es bestanden keine Kopfschmerzen. Das EEG, CT, MRT und MR-Angio des Schädels war unauffällig. Eine infektiologische oder vaskulitische Ursache konnte ausgeschlossen werden. Die Anfälle traten noch mehrmals auf und gingen dann mit starken Kopfschmerzen, Erregung und leichten Hemiplegien einher. Nach frühzeitiger Medikation mit Sumatriptan verbesserten sich die Symptome rasch. Aufgrund der Paresen erwogen wir im Verlauf differentialdiagnostisch eine hemiplegische Migräne. Die genetische Untersuchung des ATP1A2 Gens ergab den Nachweis einer Punktmutation (c.485T>C/pMEt162Thr). Diskussion: Die konfusionelle Migräne ist eine seltene Migränevariante, die typischerweise bei jüngeren Kindern auftritt. Die Diagnose ist meist nur nach Abklingen der Symptome im Verlauf möglich. In dem hier vorgestellten Fall trat die Konfusion zusammen mit einer Hemiplegie auf. Als Ursache für die hemiplegische Migräne wurden Ionentransporter Erkrankungen mit Mutationen in den Genen CACNA 1A, SCNA1 und ATP1A2 identifiziert. Erregungszustände gelten nicht als typisch für diese Erkrankung, können jedoch im Rahmen des Migräneanfalles auftreten und die Diagnose zunächst erschweren. Zusammenfassung: Erregungszustände können unterschiedlichsten Ätiologien entspringen. Neben psychotischen Erkrankungen und hirnorganischen Veränderungen sollte bei positiver Anamnese und Hemiparesen Sonderformen der Migräne in Erwägung gezogen werden. P014 Hennekam-Syndrom mit ungewöhnlichen MRT-Veränderungen und symptomatischer Epilepsie Makowski C.1, Hempel M.2, Steinborn M.3, Burdach S.1 1Kinderklinik und Poliklinik der TU München, Kinderklinik Schwabing, StKM, Pädiatrie, München, Germany, 2TU München, Institut für Humangenetik, München, Germany, 3Kinderklinik Schwabing, StKM, Pädiatrische Radiologie, München, Germany Wir beschreiben den Fall eines 10 Jahre alten arabischen Jungen mit bekanntem HennekamSyndrom, ein sehr seltenes, autosomal rezessiv vererbtes Syndrom, das durch Lymphödem, Lymphangiektasien, Glaukom, Zahnanomalien, Schwerhörigkeit, typische faziale Dysmorphien und Entwicklungsverzögerung gekennzeichnet ist. Die Eltern sind entfernt verwandt, eine Cousine mütterlicherseits zeigt große Ähnlichkeit mit dem Jungen. Schwangerschaft und Geburt waren unauffällig, die motorische Entwicklung regelrecht, die sprachliche nach logopädischer Behandlung ebenfalls. Der Junge ist normintelligent und besucht die 5.Klasse einer Regelschule. Er hat die für das Hennekam-Syndrom typischen fazialen Dysmorphien, daneben wurde schon früh eine intestinale Lymphangiektasie manifest, die sich mit MCT-Diät gut beherrschen lässt. Er hat eine kongenitale Gehörgangsatresie mit konsekutiver Schalleitungsschwerhörigkeit, was die Sprachentwicklungsverzögerung erklärt. Er zeigt eine Zahnfehlstellung mit verzögerter Dention bei vollständig angelegtem Gebiß, daneben eine Schädeldeformität. Epilepsiebeginn mit 10 Jahren mit Absencen, tonischen, myoklonischen und bilateral tonisch-klonischen Anfällen, die EEGUntersuchungen waren im Wachen und im Schlaf unauffällig, im MRT zeigten sich deutliche bilaterale bandförmige Heterotopien um die Seitenventrikel einschließlich der Temporalhörner. Während diskrete MRT-Veränderungen bei Patienten mit Hennekam-Syndrom beobachtet wurden - vor allem Zysten und Pachygyrien - und die in 33% der Patienten mit Hennekam-Syndrom vorkommenden epileptischen Anfälle auch durch Hypomagnesiämien, Hypocalciämien oder gestörte Liquorhomöostase erklärt wurden, sind solche massiven Heterotopien mit symptomatischer Epilepsie bei diesem Syndrom bisher noch nicht beschrieben worden, sondern eher bei Syndromen aus dem Lissenzephaliespektrum. Daher sollte bei Vorkommen dieser Heterotopien das Hennekam-Syndrom in die Differentialdiagnostik einbezogen werden. P015 Mikrodeletion 4p16.3 einschließlich der für das Wolf-Hirschhorn-Syndrom kritischen Region Ein Fallbericht Brocke K.S.1, Hackmann K.2, Tinschert S.2, Prokop K.1, Ikonomidou C.1, Tyshchenko N.2 1Uniklinikum Carl Gustav Carus, Kinderklinik, Neuropädiatrie, Dresden, Germany, 2Institut für Klinische Genetik, TU Dresden, Dresden, Germany Einleitung: Das Wolf-Hirschhorn-Syndrom (WHS) wird durch Deletionen auf dem Chromosom 4 im Bereich 4p16.3 verursacht, die Prävalenz liegt bei 1:5000. Das WHS ist charakterisiert durch pränatale und postnatale Wachstumsretardierung, muskuläre Hypotonie, milde bis schwere mentale Retardierung und bestimmte faziale Auffälligkeiten. Diese charakteristischen Gesichtsmerkmale sind häufig in den ersten Lebensjahren noch nicht sehr ausgeprägt. Weitere variable klinische Zeichen schließen Ernährungsprobleme, Krampfanfälle und andere kongenitale Fehlbildungen ein. Die klinische Variabilität könnte durch unterschiedlich große Deletionen oder durch unbalanzierte kryptische Neuanordnungen mit anderen Chromosomen erklärt werden. Methodik und Patient: Wir stellen eine dreieinhalbjährige Patientein mit globaler Entwicklungsverzögerung, prä- und postnataler Wachstumsretardierung, Fieberkrämpfen, Ernährungsproblemen, Tränengangsstenose, Brachyzephalus und multiplen kleineren fazialen Auffälligkeiten vor. Kernspintomographie des Gehirns sowie selektive Stoffwechseldiagnostik, Chromosomenanalyse und molekulargenetische Tests bezüglich des Rett- und des Prader-WilliSyndroms zeigten keine Auffälligkeiten. Daraufhin führten wir eine Array-CGH (comparative genome hybridization)-Analyse als genomweite Suche nach Mikrodeletionen und Mikroduplikationen durch. Ergebnis: Eine Mikrodeletion von 3,49 Mb in der Chromosomenbande 4p16.3 wurde detektiert und durch Fluoreszens-in-situ-Hybridisierung bestätigt. Diese Mikrodeletion beinhaltet die für das WHS kritische Region. Zusammenfassung: Wir möchten mit diesem Fallbericht das WHS als eine mögliche Ursache globaler Entwicklungsverzögerung vorstellen. Das WHS sollte vom klinisch tätigen Neuropädiater oder Kinderarzt bei einem Patienten ohne sichtbare Chromosomenauffälligkeiten differentialdiagnostisch berücksichtigt werden. P016 CDKL5 - Mutation bei neonatal beginnender Epilepsie Panzer A.1, Deuschle K.1, Schell - Apacik C.2, Burfeind P.3, Esser N.1, v. Moers A.1 1DRK Kliniken Westend, Neuropädiatrie, Klinik für Kinder - und Jugendmedizin, Berlin, Germany, 2Praxis für Humangenetik an den DRK Kliniken Westend, Berlin, Germany, 3Institut für Humangenetik der Universität Göttingen, Göttingen, Germany Einleitung: Die Diagnostik neonataler Krampfanfälle konzentriert sich zunächst auf den Ausschluss akuter Ursachen wie Ischämien, cerebraler Blutungen / Fehlbildungen, Infektionen und Stoffwechselstörungen. Bleibt diese Basisdiagnostik ohne Ergebnis, müssen auch zerebrale Fehlfunktionen im Rahmen komplexer Syndrome in Betracht gezogen werden. Kasuistik: Wir berichten über ein 11 Monate altes Mädchen, das mit generalisierten tonisch klonischen Krampfanfällen auffiel, retrospektiv ab dem 2. Lebenstag. Es handelt sich um das erste Kind nicht - konsanguiner Eltern, unauffällige Familienanamnese. Die Schwangerschaft und Geburt waren unauffällig. Die Diagnostik bezüglich Stoffwechselerkrankungen und Bildgebung ergaben keinen pathologischen Befund. Das EEG war initial normal, im Verlauf zeigte sich eine Reifungsverzögerung. Es entwickelte sich eine therapieresistente Epilepsie mit bis zu 60 Anfällen pro Monat, mit nur kurzen Phasen der Anfallsfreiheit unter VPA und Brom. Es bestanden diskrete morphologische Stigmata: Plagiocephalie, spärliches Kopfhaar und schmales Oberlippenrot. Auffällig waren zudem neonatale Muskelhypotonie, Handstereotypien ab dem 4. Lebensmonat, mikrocephale Entwicklung ab dem 5. Lebensmonat und psychomotorische Retardierung. Ergebnis: In der molekulargenetischen Untersuchung fand sich heterozygot die Mutation c.119C>T (p.A40V) im CDKL5 - Gen als Ursache der Entwicklungsverzögerung / Auffälligkeiten des Kindes. Schlussfolgerung: In der fortgesetzten Differentialdiagnostik neonatal beginnender Anfallsleiden weisen das normale interiktale EEG, Muskelhypotonie bei Retardierung und mikrozephaler Entwicklung sowie Handstereotypien auf ein atypisches Rett - Syndrom hin. Eine gezielte Diagnostik des CDKL5 - Gens brachte in diesem Fall die Aufklärung. P017 Begrenztes Ansprechen der Vagusnervstimulatortherapie bei Zwillingen mit Double Cortex Syndrom Munk I.1, Merkel H.-J.1, König S.1 1Familienpraxis Oggersheim, Neuropädiatrie, Ludwigshafen, Germany Wir berichten über mittlerweile 16 Jahre alte Zwillingsschwestern mit bekannten Double Cortex Syndrom bei Mutation des DCX Gen auf Exon 7. Klassische Symptome sind schwere geistige und motorische Retardierung, Epilepsien unterschiedlichen Schweregrades und Muskelhypotonien. Die Schwestern leiden unter primär generalisierten kleinen (Absencen, myoklonische und myoklonischastatische Anfälle) und großen tonisch-klonischen Anfällen. Außerdem kommt es zusätzlich regelmäßig zu komplex fokalen Anfällen. Während bei einer der Schwestern die Grand mal Anfälle im Vordergrund stehen, kommt es bei der anderen v.a. zu Absencen und Sturzanfällen. Das pathologische EEG zeigt eine Allgemeinveränderung im Sinner einer nicht altersentsprechenden Grundaktivität und generalisierte hypersynchrone Aktivität in Form von zahlreichen Paroxysmen irregulärer spike wave Aktivität bis maximal 6 bzw. 25 Sekunden Dauer. Bei therapierefraktärer Epilepsie wurde bei den Zwillingsschwestern 2007 ein Vagusnervstimulator implantiert. Bei beiden ließ sich bereits in der 2. postoperativen Woche erkennen, dass die Bedarfsstimulation bei beginnenden Grand mal Anfällen die Ereignisse unterbrechen kann. Die Frequenz der kleinen Anfälle konnte dadurch nicht beeinflusst werden. Der unmittelbare Effekt war dann im Verlauf bei einer Schwester rückläufig, so dass eine Erhöhung der Stromstärke erforderlich wurde. Dennoch ließen sich im weiteren die Anfälle durch die zusätzlichen Stimulationen nicht mehr immer unterbrechen. Zu erwähnen ist, dass die Bedarfsstimulation bei beiden unmittelbar nach Beginn des Krampfanfalls durchgeführt werden muss, um eine Unterbrechung desselben zu erzielen. Erfreulicherweise berichten die Schwestern nach VNS Implantation über eine Verbesserung des Allgemeinbefindens. Aktuell erhalten die Mädchen eine zweifach antikonvulsive Therapie mit Phenobarbital und Topiramat bzw. mit Oxcarbazepin und Stiripentol. VNS Parameter: time on 30 Sekunden, time off 5 Minuten, output current 1,25 mVolt, magnet current 1,5 mVolt. P018 Hemiplegische Migräne mit Kleinhirnatrophie: Ein zweiter pädiatrischer Fallbericht Zeiner F.1, Lütjen S.1, Holthausen H.1, Staudt M.1 1Behandlungszentrum Vogtareuth, Klinik für Neuropädiatrie und Neurologische Rehabilitation, Epilepsiezentrum für Kinder und Jugendliche, Vogtareuth, Germany Einleitung: 50% der Patienten mit Familiärer Hemiplegischer Migräne (FHM) und 100% der Patienten mit FHM und Kleinhirnatrophie weisen Mutationen im CACNA1A Gen auf. Mutationen in diesem Gen, das für einen Kalziumkanal kodiert, wurden auch für die Episodische Ataxie Typ 2 (EA 2) und die Spino-Cerebelläre Ataxie Typ 6 (SCA 6) beschrieben, was auf eine genetische Verwandtschaft dieser drei Erkrankungen hinweist. Wir berichten über die zweite Beobachtung der Kombination von hemiplegischer Migräne und Kleinhirnatrophie im Kindesalter. Fallbericht: Ein 14jähriger ehemals frühgeborener (32. SSW) Bub wurde uns nach seinem vierten Migräneanfall mit mehrwöchiger rechtsseitiger Hemiparese, Aphasie und kognitiven Defiziten zur Rehabilitation überwiesen. Im MRT sah man initial eine kortikale Schwellung der gesamten linken Hemisphäre, die sich nach einigen Wochen normalisiert hatte. Daneben zeigte sich eine wurm-betonte zerebelläre Atrophie ohne eindeutige Progredienz im Verlauf von 8 Jahren. Seit dem zweiten Lebensjahr traten pro Jahr 2 - 3 rechts- wie linksseitige hemiplegische Episoden auf, die meist nur wenige Stunden andauerten, oft ausgelöst durch leichte Kontusionen. Im Alter von 6, 8 und 11 Jahren kam es zu Attacken mit protrahierter Hemiplegie über Wochen. Motorische Meilensteine wurden verzögert erreicht (Gehen mit 20 Monaten), möglicherweise als Ausdruck einer zerebellären Dysfunktion; aktuell besteht eine Gang- und Standataxie mit Rumpfhypotonie. Ein Tremor oder Augenmotilitätsstörungen wurden nie beobachtet. Seine Mutter und die Schwester der Mutter leiden unter einer Migräne ohne Hemiplegie. Genetische Untersuchungen stehen bislang aus. Diskussion: Bisher wurde nur ein Fall mit dieser Kombination im Kindesalter beschrieben - ein Mädchen mit mentaler Retardierung und einer Missense Mutation im CACNA1A Gen. Wir beschreiben ein zweites Kind mit nur leicht verzögerter motorischer und normaler kognitiver Entwicklung. Hemiplegische Migräne mit Kleinhirnatrophie kann sich demnach auch im Kindesalter manifestieren, mit und ohne mentale Retardierung. P019 Intrakranielle Verkalkungen bei einem Neugeborenen - Nicht immer eine konnatale Infektion von Stülpnagel C.1, Gehrmann A.1, Roos R.2 1Kinderklinik München-Harlaching, Abteilung für Neuropädiatrie, München, Germany, 2Kinderklinik München-Harlaching, München, Germany Hintergrund: Vorstellung eines dystrophen reifen Neugeborenen mit Mikrozephalie und intrazerebralen Verkalkungen bds. in den Basalganglien Methodik: Patient: Geburt nach Risiko-Schwangerschaft in der 36+6 SSW bei V. a. Plazentainsuffizienz und grünem Fruchtwasser. APGAR 5/7/9, NS-pH 7,21; GG 1890g (< 3. Perc); KL 48 cm (37. Perc.), KU 29,5 cm (< 3. Perc). Neurologischer Status: hypotoner Muskeltonus, Mikrozephalie, V. a. zentrale Schluckstörung Labor: Thrombozytopenie (88,0 /nl, minimal 55,0/nl); metabolische Azidose; restliche Werte für Blutbild, Leber- und Nierenwerte, CRP und Elektrolyte unauffällig. Serologie für CMV, Toxoplasmose, Röteln und Herpesviren negativ (TORCH Screening). Sonographie des Schädels: intrazerebrale Verkalkungen in den Basalganglien bds. Weitere Diagnostik: normaler männlicher Chromosomensatz; unauffälliges Stoffwechselscreening. Augenarzt: unauffällig, kein Anhalt für Retinitis. OAE: nicht auslösbar. FA: älterer Bruder im Alter von 14 Tagen an Klebsiellensepsis verstorben, Eltern und 2 jährige Schwester gesund. Ergebnisse: Es wurde die Verdachtsdiagnose einer intrauterinen Infektion trotz negativem TORCHScreening gestellt (vereinbar mit Thrombozytopenie, bei Ausschluss einer Alloimunthrombopenie). Im weiteren Verlauf zeigte der kleine Patient eine therapieschwierige Epilepsie, dystone Bewegungen, eine Gedeihstörung, Schlafstörungen, eine retrocochleäre Taubheit und einen Nystagmus bei Blindheit. Im Rahmen der intensivierten Diagnostik konnte mittels der genetischen Untersuchung die Diagnose eines Aicardi-Goutières-Syndrom Typ 3 (Punktmutation im RNASEH2C-Gen (homozygot)) gestellt werden. Schlussfolgerung: Trotz der Seltenheit dieses Syndroms sollte bei intrazerebralen Verkalkungen und negativer TORCH-Serologie an das Aicardi-Goutières-Syndrom gedacht werden und mittels genetischer Untersuchung diese autosomal rezessive Erkrankung ausgeschlossen werden. Danksagung: Dr. A. Zimmermann /Geburtshilfliche Abteilung Klinikum Rechts der Isar, München sowie Dr. Lee-Kirsch/Dreseden für die genetische Untersuchung. P020 Die Multiple Epiphysäre Dysplasie als Differentialdiagnose zur L-Dopa-responsiven Dystonie Opladen T.1, Moog U.2, Hoffmann G.F.1 1Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin Heidelberg, Heidelberg, Germany, 2Institut für Humangenetik, Heidelberg, Germany Fragestellung: Die L-Dopa-responsive-Dystonie (DRD) ist eine autosomal-dominant vererbte Bewegungsstörung, die durch heterogene, altersgebundene Symptome (Gangunsicherheit, progressive Dystonie, Parkinsonsymptomatik) mit tageszeitlicher Schwankung charakterisiert ist. Die Diagnosesicherung der DRD ist schwierig, Differentialdiagnosen vielfältig. Wir zeigen anhand eines klinischen Falls die Bedeutung der Multiple Epiphysäre Dysplasie als Differentialdiagnose zur L-Doparesponsiven Dystonie. Falldarstellung: Wir beschreiben einen ansonsten klinisch unauffälligen 4-jährigen Jungen mit breitbasigem, teils hinkenden, teils schmerzhaftem, belastungsabhängigen Gangbild seit dem Kleinkindalter. Die orthopädische und radiologische Abklärung zu diesem Zeitpunkt ergab einen Normalbefund. Im Alter von 3 Jahren wurde nach auffälliger Neurotransmitteruntersuchung der Verdacht auf eine DRD gestellt. Eine Therapie mit L-Dopa (bis 3mg/kg/d) wurde begonnen. Trotz klinischer Besserung konnte kein langfristiger Therapieerfolg erreicht werden. Durch die Bestimmung der GTPCH Enzymaktivität, die einen Normwert ergab, konnte eine DRD schließlich ausgeschlossen werden. Die erneute klinische und radiologische Evaluation ergab den Verdacht auf eine Multiple Epiphysäre Dysplasie (MED). Die Diagnose konnte durch eine Mutation im COMP-Gen molekulargenetisch bestätigt werden. Schlussfolgerung: Bewegungsstörungen, insbesondere Gangauffälligkeiten sind im Kindesalter häufig. Die Multiple Epiphysäre Dysplasie ist eine der häufigsten Skelettdysplasien. Bei schmerzhaften, belastungsabhängigen Störungen des Gangbildes vor allem in Kombination mit einem Kleinwuchs sollte die MED als Differentialdiagnose mit bedacht werden. P021 Polyneuropathie und Hepatopathie als infantile Manifestation eines POLG1-Gen-Defekts Alber M.1, Bevot A.1, Stötter M.1, Horvath R.2, Krägeloh-Mann I.1 1Universitätsklinikum Tübingen, Klinik für Kinder-und Jugendmedizin, Abteilung III, Neuropädiatrie, Tübingen, Germany, 2Medizinisch Genetisches Zentrum München, München, Germany Hintergrund: Mutationen des mitochondrialen POLG1-Gen (Polymerase gamma 1) führen zu verminderter Replikation und Reparatur der mtDNA. Klinisch können altersabhängig verschiedene Krankheitsbilder resultieren. Ergebnis: Dargestellt wird der Krankheitsverlauf eines 2 jährigen Mädchens konsanguiner Eltern mit nachgewiesener Polymerase-gamma1 Mutation. Ab dem 6. Lebensmonat kam es bei dem Kind zu einer Gedeihstörung. Im Weiteren zeigte sich eine Muskelschwäche und motorische Retardierung. Bereits bei Erstvorstellung im Alter von 8 Monaten ließen sich erhöhte Leberwerte nachweisen. Weiterführenden Stoffwechseluntersuchungen sowie cerebrale Bildgebung mittels MRT erbrachten unauffällige Befunde. Elektrophysiologisch ergab sich das Bild einer schweren demyelinisierenden sensomotorischen Neuropathie. Im Liquor zeigte sich eine deutliche Eiweißerhöhung sowie ein grenzwertig erhöhtes Laktat. Die Nervbiopsie ergab eine verzögerte Myelinisierung und Zeichen eines Myelinabbaus. Zunächst relativ stabiler klinischer Verlauf mit regelrechter sprachlicher und kognitiver Entwicklung. Im Alter von 2½ Jahren kam es dann zu einer akuten hypoglykämischen Entgleisung im Rahmen einer Gastroenteritis. Im weiteren Verlauf innerhalb weniger Wochen rasch zunehmende Leberinsuffizienz, Enteropathie und Laktazidose mit Exitus letalis. Die Messung der Atmungskettenenzyme im Muskel zeigte einen kombinierten Atmungskettendefekt von Komplex I und IV. Molekulargenetisch ließ sich die bisher nicht beschriebene homozygote missense Mutation c.2292C>A, p.764S>R in Exon 14 nachweisen. Beide Eltern sind heterozygot. Schlussfolgerung: POLG1-Gen Mutationen verursachen im Kindesalter neben dem klassischen Alpers-Syndrom auch weitere progressive Multi-System Manifestationen. Diese sind häufig Gedeihstörung, Enteropathien, Hepatopathien, motorische Retardierung, muskuläre Hypotonie und verschiedene Epilepsien. Bei entsprechender Kombination von Symptomen sollte an eine molekulargenetische Untersuchung des POLG1-Gens gedacht werden. P022 Eine neue ACTA- 1 Mutation bei einem Kind mit Nemaliner Myopathie und reduzierter Aktivität der sauren Alpha-Glukosidase Schwartz O.1, Denecke J.2, Fiedler B.1, Keyvani K.3, Kress W.4, Kurlemann G.1 1Universitätskinderklinik, Neuropädiatrie, Münster, Germany, 2Universitätskinderklinik, Neuropädiatrie, Rostock, Germany, 3Institut für Neuropathologie, Münster, Germany, 4Institut für Humangenetik, Würzburg, Germany Die initiale Vorstellung eines männlichen Säuglings erfolgte im Alter von vier Monaten mit den Symptomen eines übermäßigen Gewichtsverlustes aufgrund einer Trinkschwäche, muskulärer Hypotonie und reduzierten Spontanbewegungen. Ein Prader- Willi- Syndrom, Organo- und Aminoazidopathien sowie Störungen des Fettsäuremetabolismus konnten ausgeschlossen werden. In isolierten Lymphozyten und in Fibroblasten wurde eine deutlich reduzierte Aktivität der sauren AlphaGlukosidase gefunden, die bei 10- 15% der Aktivität gesunder Kontrollpersonen lag. Das AlphaGlukosidase- Gen auf 17q25.2-q25.3 wurde sowohl auf Tranksriptionsebene als auch exonisch mit angrenzenden Intronsequenzen ohne Nachweis einer kausalen Mutation analysiert. Eine Muskelbiopsie des M. vastus lateralis ergab keinen immunhistochemischen Anhalt für eine Dystrophinopathie, die Gomortrichromfärbung blieb unauffällig. Elektronenmikroskopisch konnten Stäbchenkörper (rod bodies) und Z- Bandströme nachgewiesen werden, so dass bei dem Patienten eine Nemaline Myopathie diagnostiziert wurde. Die Analyse des ACTA- 1- Gens auf 1q42.1 zeigte im Exon 7 eine heterozygote Mutation c.1076T>C (p.Ile357Thr), die bei keinem der Elternteile gefunden werden konnte. Diese Mutation ist bis jetzt in der Literatur nicht beschrieben, an identischer Lokalisation wurde bei einem Patienten mit autosomal- dominanter Nemaliner Myopathie der Austausch p.Ile357Leu gefunden. Es sind 59 verschiedene Mutationen im ACTA- 1- Gen bei Patienten mit Stäbchenkörper- Myopathie identifiziert worden. Eine kausale Therapie steht nicht zur Verfügung. Unter oraler L- Tyrosin- Supplementierung zeigt unser Patient eine Verbesserung motorischer Fähigkeiten. P023 Wernicke Enzephalopathie im Kindesalter Tacke U.1, Gerecke A.2, Uhl M.3, Korinthenberg R.1 1Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Neuropädiatrie, Freiburg, Germany, 2Zentrum für Kinderund Jugendmedizin, Hämatologie und Onkologie, Freiburg, Germany, 3Radiologische Universitätsklinik, Diagnostische Radiologie, Freiburg, Germany Einführung: Vitamine katalysieren als Cofaktoren lebenswichtige Prozesse im Intermediärstoffwechsel. Bei Mangelzuständen, die exogen und/oder endogen-genetisch bedingt sein können kommt es zu hämatologischen und neurologischen Symptomen, die unerkannt zum Tode führen können. Patient: Ein 8-jähriger Jungen mit Williams Beuren Syndrom und Z.n. KMT bei Burkitt Lymphom entwickelte eine rasch progrediente Ataxie, Sprachstörung, Photophobie, externe Ophthalmoplegie und Bewusstseinsminderung. Im cMRT zeigten sich progrediente bilaterale Thalamusödeme und Veränderungen der Corpora amygdala, die radiologisch als Wernicke Enzephalopathie gedeutet wurden. Unter Thiaminsubstitution besserte sich die Symptomatik innerhalb weniger Tage eindrucksvoll. Zusammenfassung und Schlussfolgerung : Die Wernicke Enzephalopathie beruht auf einem Thiaminmangel, der in den Industrienationen selten auftritt. Er ist als eine mögliche Folge von Fehlernährung bei Alkoholkranken oder AIDS-Patienten bekannt und im Kindesalter vermutlich unterdiagnostiziert. Als Risikogruppen gelten fehlernährte Säuglinge und Kinder mit schweren Ernährungsstörungen wie z.B. onkologischen Patienten unter Chemotherapie. Die Behandlung mit Thiamin ist lebensnotwendig und führt zu einer raschen Besserung der neurologischen Symptomatik. P 024 Screeningverfahren zur Analyse der pyridoxinabhängigen Epilepsie (PDE) mittels Tandem Massen Spectrometrie (HPLC-MS/MS) Korall H.1 1Zentrum für Stoffwechseldiagnostik Reutlingen GmbH, Metabolic Unit Reutlingen, Reutlingen, Germany Einführung: Die pyridoxinabhängige Epilepsie (PDE; MIM: 266100) ist eine seltene, autosomal rezessiv vererbte, angeborene Stoffwechselerkrankung. Bislang sind mehr als 120 Fälle in der Literatur beschrieben. Die Krampfanfälle werden durch einen sekundären Vitamin B6 Mangel schon in der Neugeborenenperiode ausgelöst. Die Krampfanfälle sind Folge einer reduzierten 2-AminoAdipinsäure-Semialdehyd Dehydrogenase-Aktivität (2-AASA, Allysin). Hierbei ist der Lysinabbauweg gestört. Neben Krampfanfällen, mentaler Retardierung treten in einigen Fällen auch eine Mikrocephalie und eine gestörte Gehirnentwicklung auf. Methode: Mittels HPLC und Tandem Massen Spektrometrie entwickelten wir eine neue Methode zur quantitativen Bestimmung der Pipecolinsäure, von 2-AASA und Lysin im Urin, Plasma und Liquor. Die einzelnen Bestandteile wurden über eine Mischung aus Wasser (70%), Methanol (30%) und 0,05% Trifluoressigsäure eluiert. Nach der Butylierung wird das Eluat mittels eines Applied Biosystems Tandem Massen Spektrometers API 3000 analysiert. Die Analyte werden hierbei über ein Turbo Ion Spray ionisiert und im Multiple Reaction Modus (MRM) nachgewiesen. Ergebnisse: Die untere Nachweisgrenze lag sowohl für die Pipecolinsäure und als auch das 2-AASA bei jeweils bei 1 µmol/L. Patienten, die auf eine Vitamin B6 Gabe ansprachen, zeigten erhöhte 2AASA Konzentrationen in allen Körperflüssigkeiten. Dies ist der direkte Beweis für pyridoxinabhängige Krampfanfälle. Ergänzend zu diesen Ergebnissen wurden erhöhte Pipecolinsäurewerte ebenfalls in allen Körperflüssigkeiten gefunden (allerdings nicht bei allen Patienten). Die Ausscheidung von 2AASA scheint damit ein verlässlicherer Parameter für die Diagnose und das Therapiemonitoring pyridoxinabhängiger Krampfanfälle zu sein. Fallbeispiele werden gezeigt. Diskussion: Die vorliegende Methode bietet eine nicht-invasive, schnelle und verlässliche Möglichkeit für die Diagnose und das Therapiemonitoring der PDE. Hierbei ist die Probenaufbereitung einfach. Die Ergebnisse liegen noch am Tag des Probeneingangs im Labor vor. P025 Manifestation und Diagnose der NPC-Erkrankung in Deutschland Mengel E.1, Koch S.2, Das A.3, Ebinger F.4, Hartung R.1, Korenke C.5, Marquardt T.6, Rutsch F.6, Tsiakas K.7, Harzer K.8 1Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin JGU Mainz, Villa Metabolica, Mainz, Germany, 2SPZ Neukölln, Berlin, Germany, 3Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin MHH Hannover, Hannover, Germany, 4Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin Heidelberg, Heidelberg, Germany, 5Kinderklinik Städtisches Klinikum Oldenburg, Oldenburg, Germany, 6Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin Münster, Münster, Germany, 7Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin UKE Hamburg, Hamburg, Germany, 8Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin Tübingen, Tübingen, Germany Fehl- und Spätdiagnosen sind bei Morbus Niemann-Pick Typ C aufgrund schwieriger Diagnoseverfahren und uneinheitlicher Symptomatik nicht selten. Ziel dieser Erhebung mehrerer neuropädiatrischer und metabolischer Arbeitsgruppen ist es, Daten zur NPC-Manifestation zu erlangen, um Risikopatienten einem ein selektiven Screening mit der Chitotriosidase-Bestimmung und nachfolgender spezifischer Diagnostik zuzuführen. Zwischen 2003 und 2008 wurden insgesamt 28 Patienten im Alter von 0 - 38 Jahren mit NPC diagnostiziert. Neben der infantilen Manifestation im ersten Lebensjahr wurden häufig zur Diagnose führende Manifestationen im Vorschulalter und in der Pubertät (13/14 Jahre) beobachtet. 27 Patienten hatten erhöhte Chitotriosidase-Aktivitäten von 119 - 1726 nmol/ml/h; Median 538 nmol/ml/h. Normbereich 20 - 80 nmol/ml/h. Bei einem Patienten war keine Aktivität nachweißbar. 4 Patienten wurden dem infantilen, 5 dem spätinfantilen,17 dem juvenilen und 2 dem adulten Verlaufstyp zugeordnet. Bei 50 % der Patienten wurden viszerale Leitbefunde verzeichnet, während neurologische Erstsymptome bei 27 % beobachtet wurden. Geschwisterdiagnosen wurden in 23% Fälle gestellt. Bei Kindern mit infantiler oder spätinfantiler Verlaufsformen zeigte sich 3-9 Monate nach der viszeralen Manifestation eine defizitäre motorische Entwicklung. Bei Patienten mit juvenilem Verlaufstyp traten vertikale Blickfolgestörung (3x), epileptischer Anfall (2x), Kataplexie (1x), Gangstörung (5x) und schulischer Leistungsabfall (5x) als erste neurologische Symptome auf. Patienten mit Splenomegalie werden bereits mit der Chitotriosidase-Bestimmung untersucht, um Hinweise auf einen Morbus Gaucher oder die Gruppe der Niemann-Pick-Erkrankungen zu bekommen. Die Suchmethode mit der Chitotriosidase sollte auch bei Patienten mit ätiologisch nicht eingeordneten neurologischen Auffälligkeiten wie vertikaler Blickfolgestörung, zunehmenden epileptischen Anfällen, Kataplexie, progredienter Gangstörungen und ausgeprägtem schulischem Leistungsabfall in Differentialdiagnostik einbezogen werden. P026 Zentralnervöse und spinale Veränderungen trotz Enzymersatztherapie beim M. Scheie Illsinger S.1, Lücke T.1, Hartmann H.1, Donnerstag F.2, Das A.M.1 1Medizinische Hochschule Hannover, Abteilung für Pädiatrische Nieren-, Leber- und Stoffwechselerkrankungen, Hannover, Germany, 2Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Diagnostische und Interventionelle Neuroradiologie, Hannover, Germany Einleitung: Als Therapieoption bei der MPS I (M. Hurler-Scheie) steht die Enzymersatztherapie (ERT) mit rekomb. L-Iduronidase zur Verfügung. Sie beeinflusst die kardio- respiratorische Kapazität als auch Organomegalie positiv. Das intravenös verabreichte Enzym kann jedoch zum einen die BlutHirnschranke nicht passieren; zum anderen wird der Metabolismus von bradytrophem Bindegewebe kaum beeinflusst. Beim schwer verlaufenden M. Hurler stellt die Knochenmark-Transplantation (KMT) daher aktuell die Therapie der Wahl dar. Beim milderen M. Scheie ist die ERT zumindest eine Behandlungsmöglichkeit. Es liegen nur wenige Ergebnisse zu Langzeit- Verläufen bei Patienten mit M. Scheie unter ERT vor. Wir präsentieren den Verlauf bei einer erwachsenen Patientin mit M. Scheie unter ERT über 6 Jahre. Methodik: Wir berichten über eine 37 jährige Frau mit M. Scheie unter ERT mit Laronidase, 100 IU/kg i.v. pro Woche seit 6 Jahren. Während sich die nicht- neurologischen Beschwerden bis auf die Hornhauttrübung unter ERT deutlich besserten, traten zuletzt Kribbelparästhesien an Händen und Füßen sowie Schmerzen in den Beinen auf. SEP’s (N. tibialis) zeigten eine gestörte Funktion der Hinterstränge im Bereich des Lemniscus med. Im WS-MRT fand sich eine Spinalkanaleinengung in Höhe HWK 1/2 durch eine ventrale durale Verdickung, bei HWK 2/3 zusätzlich auch von dorsal. Intramedullär war auf Höhe HWK1/2 ein hyperintenses Signal, vereinbar mit cervikaler Myelopathie, nachweisbar. In der cMRT zeigten sich winzige zystoide Läsionen im frontalen Marklager mit Bezug zum Balken; im cMRT 4 Jahre vor ERT stellten sich lediglich periventrikulär als auch im Hirnstamm punktierte Marklagerläsionen dar. Die Patientin profitierte klinisch von einer dorsalen Dekompression des Myelons. Schlussfolgerung: Bei einer Frau mit M. Scheie zeigen wir, dass es zum Progress zentralnervöser und spinaler Veränderungen unter intravenöser ERT kommen kann. Inwieweit die ZNSVeränderungen klinisch relevant sind, bleibt abzuwarten. Ob eine KMT in der Kindheit die Veränderungen verhindert hätte, ist unklar. P027 Homocystein als wichtiger diagnostischer Marker von Remethylierungsdefekten - Ein Fallbericht Brunner-Krainz M.1, Achatz E.2, Wendelin G.3, Erwa W.4, Fowler B.5, Plecko B.6 1Uni-Med Graz, Graz, Austria, 2LKH Klagenfurt, Heilpädagogische Abteilung, Klagenfurt, Austria, 3Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendheilkunde, PICU, Graz, Austria, 4Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendheilkunde, Institut für Klinische und Chemische Labordiagnostik, Graz, Austria, 5Universitätskinderspital, Basel, Basel, Switzerland, 6Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendheilkunde, Graz, Austria Einleitung: Bei unklaren neurologischen Erkrankungen steht eine Palette an biochemischen Untersuchungen zur Verfügung. Homocystein wird in der Abklärung nur selten als Screeningparameter herangezogen und wird auch im Tandem-MS Neugeborenenscreening nicht erfasst. Durch die Stellung von Homocystein im Intermediärstoffwechesel kann eine Hyperhomocysteinämie jedoch als Marker einer Vielzahl angeborener Enzymdefekte im MethioninFolsäure- sowie Vitamin B12 Stoffwechsel dienen. Die Krankheitsbilder sind in Abhängigkeit des jeweiligen Enzymdefektes sehr variabel und reichen von der klass. Homocystinurie über Cobalaminsynthesedefekte bis zu den Remethylierungsdefekten. Fallbericht: 2. Kind gesunder, verwandter, österreichischer Eltern. Gegen Ende des 1. Lebensjahres fiel ein ataktisches Gangbild auf. Ein cMRT war unauffällig. Im 3. LJ kam es im Rahmen eines banalen Infekts zu einer subakuten neurologischen Verschlechterung mit Gehunfähigkeit und Muskelschwäche mit respiratorischer Erschöpfung und Intubation. Im cMRT zeigten sich eine Hirnatrophie sowie eine nicht rezente Sinusvenenthrombose, das Myelon unauffällig. Im Blutbild zeigte sich eine Panzytopenie mit ausgeprägter makrozytärer Anämie. Der Folsäure- und Vitamin B12 Spiegel im Serum lag im Normbereich, die Methylmalonsäure im Harn war negativ. Die Messung des Plasmahomocysteins erbrachte eine massive Erhöhung auf 188µmol/l. Plasmamethionin war auf 3 µmol/l erniedrigt. Unter Therapie mit Hydroxycobalamin 1mg/d i.v., peroraler Zufuhr von Folsäure (10mg/d) und Betain (200mg/kg/d) kam es zu einer raschen Normalisierung der Laborwerte und klinisch Besserung. Die freie Gehfähigkeit hat das Kind allerdings 6 Wochen nach Therapiebeginn nicht wiedererlangt. Schlussfolgerung: Aufgrund der klinischen und laborchemischen Befundkonstellation besteht bei unserem Patienten ein Remethylierungdefekt im Sinne eines Cobalamin E/G Mangels. Der endgültige Befund aus Fibroblasten steht aus. Trotz der potentiell guten Therapierbarkeit droht bei Diagnoseverzögerung eine irreversible Myelodegeneration und mentale Retardierung. P028 Behandlung des gastro-ösophagealen Refluxes durch Gastrostomie und Fundoplicatio bei Patienten mit infantiler Verlaufsform eines Morbus Pompe Hahn A.1, Neubauer B.1, Hecker A.2, Hirschburger M.2, Motz R.3, Haase C.4, Marquardt T.5 1Universitätskinderklinik, Neuropädiatrie, Gießen, Germany, 2Universitätsklinik, Chirurgie, Gießen, Germany, 3Kinderklinik, Kardiologie, Oldenburg, Germany, 4Universitätskinderklinik, Stoffwechselsprechstunde, Jena, Germany, 5Universitätskinderklinik, Neurometabolische Erkrankungen, Münster, Germany Bei Patienten mit infantiler Verlaufsform eines M. Pompe führt die praktisch vollständig fehlende Aktivität des lysosomalen Enzyms Alpha-1,4-Glukosidase nahezu ausnahmslos zum Tod noch im ersten Lebensjahr. Durch eine Enzymersatztherapie (EET) kann eine Rückbildung der hypertrophen Kardiomyopathie, eine Verbesserung der Muskelkraft und eine deutliche Verlängerung der Überlebenszeit erreicht werden, doch bleibt das Risiko von Aspirationen aufgrund eines gastroösophagealen Refluxes (GÖR) weiterhin bestehen. Wir berichten über fünf Kinder, bei denen es trotz initialem Ansprechen auf die EET durch einen GÖR zu einer massiven Verschlechterung des klinischen Status gekommen ist. Bei einem Kind kam es zu mehreren Aspirationen im Alter von 5-8 Monaten. Es erfolgte lediglich eine Gastrostomie, was weitere Aspirationsereignisse nicht verhindern konnte. Der Junge verstarb mit 10 Monaten. Bei drei weiteren Kindern kam es zu schweren Aspirationen durch einen GÖR, die dann eine Gastrostomie und Fundoplicatio erforderlich machten. Bei zwei der Patienten war der im Rahmen dieser Episoden eingetretene Verlust erworbener motorischer Fähigkeiten irreversibel. Beide verstarben kurze Zeit später. Ein Kind erholte sich langsam und ist im Alter von jetzt 53 Monaten in einem stabilen Zustand. Bei einer weiteren Patientin machten Symptome eines ausgeprägten GÖR im Alter von 17 Monaten eine Fundoplicatio erforderlich. Bei diesem Kind traten keine Aspirationsereignisse auf, doch verstarb es im Alter von 37 Monaten wahrscheinlich aufgrund eines Herzstillstandes. Diese Beobachtungen belegen eindrücklich die große Gefahr, die ein GÖR für Kinder mit infantiler Verlaufsform eines M. Pompe unter EET darstellt, und zeigen, dass betroffene Patienten von einer rechtzeitig durchgeführten Fundoplicatio und Gastrostomie profitieren können. P029 GM1 Gangliosidose und M. Morquio Typ B: Expression von Missense Mutationen des katalytischen Zentrums der sauren ß-Galaktosidase Hofer D.1, Paul K.1, Fantur K.1, Beck M.2, Ledvinova J.3, Michelakakis H.4, Plecko B.5, Paschke E.1 1Univ.-Klinik für Kinder und Jugendheilkunde, Stoffwechsellabor, Graz, Austria, 2Kinderklinik der Universität Mainz, Arbeitsgruppe für Lysosomale Erkrankungen, Mainz, Germany, 3Karls-Universität Prag, 1. Medizinische Fakultät, Institut für Angeborene Stofwechselerkrankungen, Prag, Czech Republic, 4Institute of Child Health, Agia Sophia Children's Hospital, Division of Enzymology and Cellular Function, Athens, Greece, 5Univ.-Klinik für Kinder und Jugendheilkunde, Ambulanz für Neuropädiatrie, Graz, Austria Änderungen im Strukturgen der sauren ß-D-Galaktosidase (ß-Gal) können entweder eine neurodegenerative Erkrankung, GM1 gangliosidosis (GM1), oder Morbus Morquio Typ B (MBD) mit typischer Dysostose multiplex ohne Beteiligung des Zentralnervensystems verursachen. Während die Patienten mit MDB meist eine Mutation im katalytischen Zentrum, p.W273L, tragen, können nur wenige der 100 bekannten GM1-Allele einem spezifischen Phänotyp zugeordnet werden. Bei Genotypisierung von 25 Patienten mit GM1 oder MBD waren 13 der 16 neu definierten Allele Missense-Mutationen. Alle Missense-Allele produzierten normale Mengen an Enzymvorstufen bei Expression in COS-1 Zellen mit einer Aktivität von <10% des Wildtyps, mit Ausnahme des bekannten Allels p.R201H (36%) und zweier neuer Allele, p.D198Y und p.P397A (17,4 bzw. 24,0%). Mit Hilfe von Antikörpern gegen ß-Gal und kultivierten Hautfibroblsten von homozygoten GM1-Patienten konnten wir zeigen, dass die exprimierten Enzymvorstufen entweder gleichförmig über den Zellkörper also endosomal-lysosomal verteilt oder in der perinukleären Region konzentriert und somit RER-assoziiert waren. Verschiedene Mutationen in direkter Nähe der katalytischen Domäne (p.E268, p.W273, p.D332) wurden gefunden, darunter, p.Y270D, ein neues „häufiges“ GM1-Allel (14% aller GLB1-Allele dieser Arbeit). Dieses war mit infantiler GM1 assoziiert, exprimierte keine Aktivität in COS-1 Zellen und war im RER nachzuweisen. p.Y333H, gefunden bei homozygoter spät-infantiler GM1, exprimierte 3% der Wildtyp-Aktivität in COS-1 Zellen und wurde im lysosomal-endosomalen Kompartiment gefunden. Ein anderer Fall, heterozygot für p.Y333H und p.R201H, zeigte juvenilen Verlauf mit psychomotorischer Retardierung. p.R201H das auch bei einem homozygoten, als MBD klassifizierten Fall gefunden wurde, produziert Enzymvorstufen, die perinucleär lokalisiert sind. Der Phänotyp von heterozygoten p.R201H-Carriern könnte daher eher von den schwach aktiven, aber korrekt transportierten p.Y333H-, als von den enzymatisch aktiven, aber falsch lokalisierten p.R201HVorstufen bestimmt werden. P030 Plötzlicher Herztod bei Glutaracidurie Typ II - Ein Fallbericht Albrecht U.1, Sergi C.2, Steichen-Gersdorf E.1, Gotwald T.3, Kotzot D.4, Vianey-Saban C.5, Haberlandt E.1, Karall D.1, Scholl-Bürgi S.1 1Medizinische Universität Innsbruck, Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde, Klinische Abteilung für Neonatologie, Neuropädiatrie, Entwicklungsneurologie und angeborene Stoffwechselstörungen, Innsbruck, Austria, 2Medizinische Universität Innsbruck, Institut für Pathologie, Innsbruck, Austria, 3Medizinische Universität Innsbruck, Universitätsklinik für Radiologie II, Innsbruck, Austria, 4Medizinische Universität Innsbruck, Sektion für Klinische Genetik, Innsbruck, Austria, 5Hopitale Debrousse, Laboratoire de Biochimie Pediatrique, Lyon, France Einleitung: Die autosomal rezessiv vererbte Glutaracidurie Typ II bzw. Multiple Acyl-CoA Dehydrogenase Defizienz (MADD) wird durch einen Defekt des Elektronen Transfer Flavoproteins (ETF) oder der ETF-Ubiquinon-Oxidoreduktase (= ETF-QO) verursacht und führt zu Störungen des Fettsäure-, Aminosäure- und Cholin-Stoffwechsels. Bei den neonatalen Verlaufsformen gibt es eine Variante ohne kongenitale Anomalien mit früher metabolische Entgleisung und im Verlauf Entwicklung einer progressiven Kardiomyopathie. Fallbericht: Unsere Patientin wurde von konsanguinen Eltern nach 39 SSW aufgrund von fetalem Distress und HELLP-Syndrom per Sectio geboren. Am 3. Lebenstag war eine Hypoglykämie (Glucose 14 mg/dl) und metabolischer Azidose nachweisbar, klinisch Lethargie und Muskelhypotonie. Die Bestimmung der organischen Säuren im Urin zeigte unter anderem eine erhöhte Ausscheidung von Glutarsäure, Ethylmalonsäure und eine Dicarbonazidurie. In der Abdomensonographie fand sich eine erhöhte Leberechogenität und unauffällige Nieren. Ein EKG war unauffällig, eine Echokardiographie (2. LM) ergab keinen Hinweis auf eine Kardiomyopathie. Im zerebralen MRI (5. LM) zeigte sich eine bilaterale Temporallappenhypoplasie. In der MRS war ein Laktat-Peak nachweisbar. Die Enzymdiagnostik aus Fibroblasten zeigte eine reduzierte Aktivität der ETF-QO, die molekulargenetische Sequenzanalyse des ETF-DH-Gens eine homozygote Punktmutation. Die Patientin erhielt eine Protein- und Fett-definierte Diät, D-,L-3-Hydroxybutyrat, L-Carnitin, Riboflavin und Natriumbicarbonat. Mit 7. LM verstarb die Patientin an plötzlichem Herzversagen. Autoptisch fand sich eine vakuolige, fettige Degeneration in der Leber, im Myokardseptum und im Gehirn. Zusammenfassung: Wir berichten hier über eine neonatale Verlaufsform einer Glutaracidurie Typ II, der Variante ohne kongenitale Anomalien. Bei früher Diagnosestellung und früh eingeleiteter Therapien kam es zwar zu keiner weiteren metabolischen Entgleisung, jedoch zum plötzlichen Herzversagen, möglicherweise durch Alteration des Herzreizleitungssystems. P031 Rückstau des lysosomalen CLN5 Proteins im endoplasmatischen Retikulum als Ursache neuronaler Ceroid-Lipofuszinose in Patienten asiatischer Abstammung Lebrun A.-H.1, Storch S.1, Kyttällä A.2, Mole S.E.3, Kohlschütter A.1, Kruse B.1, Ullrich K.1, Braulke T.1, Schulz A.1 1Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Kinderklinik, Hamburg, Germany, 2Institute for Molecular Medicine Finland, Helsinki, Finland, 3University College London, MRC Laboratory for Molecular Cell Biology, London, United Kingdom Die neuronalen Ceroid-Lipofuszinosen (NCL) sind eine Gruppe auosomal rezessiv erblicher neurodegenerativer Erkrankungen des Kindes- und Jugendalters. In dieser Studie wurden erstmals Patienten asiatischer Herkunft mit der CLN5-Form diagnostiziert: In einer pakistanischen Familie waren zwei Kinder mit früh-juveniler NCL homozygot für eine neue Mutation im CLN5-Gen, c.10721073delTT (p.Leu358AlafsX4). In einer afghanischen Familie waren zwei Kinder mit Symptomen einer spätinfantilen NCL homozygot für eine weitere neue Mutation im CLN5-Gen, c.1137G>T (p.Trp379Cys). Expressionsanalysen zeigten, dass das mutierte p.Leu358AlafsX4 CLN5-Protein trunkiert ist und eine N-Glykosylierungsstelle am Asn401 fehlt. Die Missense-Mutation p.Trp379Cys veränderte weder Größe noch Glykosylierung des CLN5-Proteins. Doppel-ImmunofluoreszenzMikroskopie zeigte, dass beide mutierten CLN5-Proteine im endoplasmatischen Retikulum verbleiben, während das Wildtyp CLN5-Protein im Lysosom lokalisiert ist. P032 Hydrocephalus als ein seltenes Symptom bei einem Patienten mit Multipler Sulfatase Defizienz Schlotawa L.1, Huppke P.1, Ludwig H.C.2, Steinfeld R.1, Klepper J.3, Gärtner J.1 1Zentrum Kinderheilkunde Universität Göttingen, Pädiatrie II, Neuropädiatrie, Göttingen, Germany, 2Universität Göttingen, Neurochirurgie, Göttingen, Germany, 3Klinikum Aschaffenburg, Kinderklinik, Aschaffenburg, Germany Multiple Sulfatase Defizienz (MSD) ist eine seltene angeborene autosomal rezessiv vererbte Stoffwechselerkrankung. MSD wird durch Mutationen im Sulfatase- modifying- factor 1 (sumf1) -Gen verursacht, welches für das Formylglycine-generating enzyme (FGE) codiert. FGE aktiviert posttranslational sämtliche neu synthetisierte Sulfatasen, eine beeinträchtigte FGE Funktion führt zur Expression von inaktiven Sulfatasen oder Sulfatasen mit verminderter Aktivität. Eine reduzierte Sulfataseaktivität ist u.a. Ursache verschiedener lysosomaler Speichererkrankungen. Aus diesem Grund stellen die klinischen Symptome bei der Multiplen Sulfatase Defizienz eine Kombination aus Symptomen einzelner Sulfatasedefizienzen dar, u.a. Neurodegeneration und neurologische Symptome wie bei Metachromatischer Leukodystrophie, dysmorphe Stigmata und Hepatosplenomegalie, die Mukopolysaccharidosen ähneln, und Hautveränderungen wie bei Xchromosomaler Ichthyose. Klinisch können neonatale von spätinfantilen und juvenilen Verlaufsformen der MSD unterschieden werden. Wir stellen den Fall eines sechs Monate alten Jungen mit Entwicklungsretardierung, dezenten dysmorphen Stigmata, Hepatosplenomegalie und Ichthyose vor. Ein cMRT zeigte einen Hydrocephalus internus und externus, der Kopfumfang war normal. Zunächst erhielt der Patient eine Ventrikulostomie, im Verlauf war bei progredientem Kopfwachstum die Anlage eines ventrikuloperitonealen Shunts notwendig. Diagnostik zum Nachweis einer lysosomalen Stoffwechselerkrankung zeigte reduzierte Aktivitäten mehrerer Sulfatasen in Lymphozyten und Fibroblasten des Patienten. Eine molekulargenetische Untersuchung ergab den Befund einer homozygoten Mutation im sumf1- Gen. Die Kombintion aus Hydrozephalus und dysmorphen Stigmata einer lysosomalen Stoffwechselerkrankung ist für Mukopolysaccharidosen bekannt. Multiple Sulfatase Defizienz sollte darüberhinaus ebenfalls als wichtige Differentialdiagnose in Betracht gezogen werden. P033 Kleinkind mit enzymsubstituiertem M. Pompe: Bei fast normaler motorischer Entwicklung deutliche sprachliche und kognitive Entwicklungsbeeinträchtigung Klein A.1, Rohrbach M.2, Scheer I.3, Balmer C.4, Baumgartner M.2, Boltshauser E.5 1Universitätskinderspital Zürich, Neuropädiatrie, Zürich, Switzerland, 2Universitätskinderspital Zürich, Stoffwechsel, Zürich, Switzerland, 3Universitätskinderspital Zürich, Bilddiagnostik, Zürich, Switzerland, 4Universitätskinderspital Zürich, Kardiologie, Zürich, Switzerland, 5Universitätskinderspital Zürich, Zürich, Switzerland Fragestellung: Verlauf eines zweieinhalb jährigen Mädchens mit M. Pompe unter früh begonnener Enzymersatztherapie. Methode: Fallbericht. Ergebnisse: 1. Kind gesunder, konsanguiner Eltern türkischer Abstammung. Unauffällige Schwangerschaft und Geburt. Diagnose eines infantilen M. Pompe im Alter von 6 Wochen auf Grund einer hypertrophen Kardiomyopathie (linksventrikuläre Masse (LMV)104 g/m2) und leichter axialer, proximaler und fazialer Muskelschwäche mit praktisch fehlender Aktivität der Alpha-Glucosidase im Leukozyten Homogenat. Nachweis einer homozygoten Mutation im -1-4-glucosidase Gens (c1157insA). Beginn der Enzymersatztherapie im Alter von 8 Wochen mit Myozyme@ 20 mg/kg alle 2 Wochen. Im ersten Jahr unter Therapie Reduktion der LMV um >50%, gute motorische Entwicklung bis auf leichte axiale und faziale Muskelschwäche, fehlende respiratorische Auffälligkeiten in der Polysomnographie, hingegen sprachliche Entwicklungsverzögerung und Diagnose einer nicht sprachrelevanten sensorineuralen Schwerhörigkeit. Im cranialen MRI im Alter von18 Monaten T2 hyperintense Signalalteration der tiefen weissen Substanz mit Aussparung der U Fasern. Im weiteren Verlauf zunehmende Verhaltensauffälligkeiten mit sehr kurzer Aufmerksamkeitsspanne und kognitive Beeinträchtigung mit praktisch fehlender Sprachentwicklung bei fast altersgerechter motorischer Entwicklung und normaler Muskelkraft bis auf die axiale und faziale Muskulatur. Schlussfolgerungen: Nach früh begonnener Enzymersatztherapie zeigt sich ein sehr erfreuliches Ansprechen der Skelettmuskulatur und der kardialen Symptomatik im Verlauf treten aber zentrale Symptome mit Auffälligkeiten der tiefen weissen Substanz, kognitiven-, sprachlichen und Verhaltensproblemen in den Vordergrund. Regelmässige Entwicklungskontrollen inklusive Gehörprüfung sind notwendig um die otoneurologischen Mitbeteiligungen bei infantilem M. Pompe frühzeitig mit der nötigen Förderung angehen zu können. Für eine genauere Beurteilung der kognitiven Langzeitprognose ist eine gute Dokumentation weiterer früh therapierter Patienten erforderlich. P034 Schwere dilatative Kardiomyopathie bei Mucopolysacharidose Typ 1 (Hurler-Typ) Eichholz S.1, Lorenz N.1, Kreuder J.2, Logeswaran T.2, Schranz D.2, Kabus M.1 1Städt. Krankenhaus Dresden-Neustadt, Zentrum f. Kinder- und Jugendmedizin, Dresden, Germany, 2Kinderherzzentrum der Universität Giessen, Giessen, Germany Einleitung: Eine dilatative Kardiomyopathie ist selten der wegweisende Befund bei Säuglingen mit Mucopolysacharidose Typ 1. Falldarstellung: Wir berichten über einen 8 Monate alten Säugling, der mit zunehmender Verschlechterung des Allgemeinzustandes mit Dys- und Tachypnoe vorgestellt wurde. In der initial durchgeführten Echokardiographie zeigte sich eine schwere dilatative Kardiomyopathie (Left ventricular enddiastolic dimension LVEDd 43mm, fractional shortening FS 14%, aortic velocity time integral av-VTI 5-6 cm). Unter antikongestiver Therapie besserten sich im Gegensatz zum wenig veränderten echokardiographischen Befund die klinische Herzinsuffizienz und der Algemeinzustand rasch. Retrospektiv wurde eine schlechtere Belastbarkeit seit dem 4. Lebensmonat und eine verzögerte statomotorische Entwicklung im 5. Monat mit Verlust von Fähigkeiten ab dem 7. Monat beschrieben. Etwas auffällig war die Facies des Kindes. Zum Zeitpunkt der Verlegung in das Kinderherzzentrum zur diagnostischen Erweiterung und Therapieplanung sowie einer eventuellen Herztransplantation lagen die Stoffwechselbefunde noch nicht vor. In der erweiterten Stoffwechseldiagnostik zeigte sich eine pathologische Erhöhung der Glykosaminoglykane im Urin. Der Nachweis einer pathologisch erniedrigten Aktivität der alpha-LIduronidase in Leukozyten war dann beweisend für eine Mucopolysacharidose Typ I. Eine Enzymersatztherapie mit Laronidase wurde eingeleitet. Eine Blutstammzelltransplantation (HSCT) wird zum frühestmöglichen Zeitpunkt empfohlen und ist beim Kind nach kardialer Stabilisierung geplant. Schlussfolgerungen: Bei jeder DCM sollte eine metabolische Erkrankung ausgeschlossen werden. Als Ursache der seltenen dilatativen Kardiomyopathie als Symptom der MPS 1 (Hurler-Typ) wird die endotheliale Einlagerung von Glykosaminoglykanen in den kleinen Arterien der koronaren Strombahn gesehen. P035 Klinischer Verlauf zweier Geschwister mit Metachromatischer Leukodystrophie (MLD) mit und ohne Stammzelltransplantation (SCT) Kehrer C.1, Opherk K.2, Müller I.2, Wilke M.1, Krägeloh-Mann I.1 1Klinik für Kinder- und Jugendmedizin Tübingen, Abt. Neuropädiatrie, Entwicklungsneurologie, Sozialpädiatrie, Tübingen, Germany, 2Klinik für Kinder- und Jugendmedizin Tübingen, Abt. Allgemeine Pädiatrie, Hämatologie/Onkologie, Tübingen, Germany Eingreifende Therapien verlangen den Nachweis von Effektivität, z.B. durch den Vergleich mit dem natürlichen Krankheitsverlauf. Eine Geschwistererkrankung mit gleichförmiger Erstsymptomatik im selben Alter gibt diese Möglichkeit. Wir berichten über zwei Schwestern mit juveniler MLD, von denen die ältere nach zunächst unauffälliger Entwicklung mit 5 Jahren (J.) erste grobmotorische Unsicherheiten entwickelte. Mit 6 J. zeigte sich eine Gangstörung, eine Schwäche sowie feinmotorische Probleme. Die Diagnose einer MLD wurde mit 8 J. gestellt. Es kam zu einem nachfolgend raschen Verlust der motorischen Funktion (Gehverlust mit 10 J.,Verlust des Sitzens und Greifens mit knapp 11 J., Verlust der Kopfkontrolle mit 11 J.), sowie der aktiven Sprache. Die 6 Jahre jüngere Schwester wurde im Alter von 2 J. in klinisch völlig unauffälligem Zustand diagnostiziert. Auch sie entwickelte mit 4 9/12 J. grobmotorische Unsicherheiten sowie Schwäche in den Beinen. Im Alter von knapp 5 J. wurde eine Stammzelltransplantation (SCT) durchgeführt. Zu diesem Zeitpunkt bestanden kernspintomografisch bereits leukodystrophe Veränderungen sowie eine Verminderung der Nervenleitgeschwindigkeit (NLG). MRI-Veränderungen wurden mittels des modifizierten Loes-Scores dokumentiert und zeigten nach SCT einen stabilen Verlauf, ebenso die NLG. Nach SCT waren die ASA-Spiegel im Peripherblut normwertig, die Sulfatidausscheidung im Urin persistierte. Die kognitive Entwicklung wurde anhand standardisierter Tests (K-ABC) und der Schulzeugnisse dokumentiert. Heute (12 J.) nimmt das Mädchen am Sportunterricht teil und besucht die Realschule. Die motorische Funktion wurde mittels eines grobmotorischen Scores (modifizierter GMFCS) beschrieben und ist seit der SCT stabil, während sich bei der nicht transplantierten Schwester eine rapide Verschlechterung zeigte. SCT bei klinisch unauffälligem Stadium oder mit nur milder Symptomatik scheint eine therapeutische Option bei juveniler MLD zu sein. P036 Beginn einer Cu2+-Histidintherapie im Kleinkindalter - Therapieoption bei mildem Verlauf eines Menkes-Syndroms Böhmer S.1, Vester U.2, Schweiger B.3, Schaper J.4, Schara U.1 1Universitätskinderklinik Essen, Neuropädiatrie, Entwicklungsneurologie und Sozialmedizin, Essen, Germany, 2Universitätskinderklinik Essen, Nephrologie, Essen, Germany, 3Universitätsklinik Essen, Radiologie, Essen, Germany, 4Universitätsklinik Düsseldorf, Radiologie, Düsseldorf, Germany Hintergrund: Das Menkes-Syndrom ist eine seltene, X-chromosomal-rezessiv vererbte Erkrankung des Cu2+-Stoffwechsels. Mutationen im ATPA7-Gen führen zu Cu2+-Fehlverteilung mit erniedrigten Konzentrationen in Serum, Gehirn und Leber. Klinisch imponiert eine Kombination neurologischer Symptome mit Haar-, Knochen-, und Bindegewebsveränderungen. Der Phänotyp variiert von der schweren neonatalen Form bis zu milderen Varianten. Eine kausale Therapie existiert nicht. Symptomatisch besteht neben individuellen Fördermaßnahmen die Option der subkutanen Cu2+Histidingabe. Diese ist seit den 70er Jahren bekannt. Durch Bindung an ein Cu2+-Transportprotein wird die Blut-Hirn-Schranke passiert. Es liegen kontroverse Fallberichte über die Wirkung auf das neurologische Outcome und den Stütz- und Bewegungsapparat vor. Fallbericht: Bei einem tiefgreifend entwicklungsgestörten, muskulär hypotonen Jungen wird im 3. Lebensjahr die Diagnose Menkes-Syndrom molekulargenetisch gesichert. Er weist typische Symptome (farblose Pili torti, Gefäßelongationen/-konvolute, Blasendivertikel, hyperlaxe Gelenke, Rumpfataxie) auf. Zur Familienanamnese: Gesunde, nicht-konsanguine Eltern; eine gesunde Schwester; ein im 10. Lebensmonat ach Gefäßruptur verstorbener Bruder; intrauteriner Fruchttod eines männlichen Fetus. Eingebunden in mulitmodale Förderung erhält der Junge seit dem 3. Lebensjahr Kupferhistidin subkutan in einer Dosis von 1mg/ Tag. Nach 18 Therapiemonaten konstatieren wir Entwicklungsfortschritte im kognitiven und motorischen Bereich bei guter Verträglichkeit. Beobachtete Nebenwirkungen sind dünne Stühle und ein wundes Gesäß sowie erhöhte fraktionelle Exkretionen lithogener Elemente im Urin. Schlussfolgerung: Bei Behandlungsbeginn in der Neonatalzeit werden derzeit positive Effekte von Cu2+-Histidin bei Menkes-Patienten berichtet. Unsere Kasuistik demonstriert die positive Wirkung auf die geistige und motorische Entwicklung eines betroffenen Kleinkindes und unterstreicht die Möglichkeit des späteren Behandlungsbeginns bei milder Symptomatik. P037 Fallbereicht: Rasch progrediente, schwere Enzephalopathie durch nutritiven Vitamin B-12 Mangel infolge einer unentdeckten mütterlichen perniziösen Anämie von Rhein M.1, Habermehl P.2, Mengel E.3, Knuf M.1 1Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Neuropädiatrie, Mainz, Germany, 2Kinderärztliche Gemeinschaftspraxis Neue Mainzer Strasse, Mainz, Germany, 3Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Villa Metabolica, Arbeitsgruppe für lysosomale Speichererkrankungen, Mainz, Germany Tierische Produkte (Fleisch und Milchprodukte) bieten die einzige Quelle des Vitamins B12 (Cobalamin) für den Menschen. Als Kofaktor hat es wichtige Funktionen bei der DNA-Synthese, besonders bei teilungsaktiven Zellreihen wie denen der Hematopoese. B12-Mangel verursacht eine charakteristische makrozytäre Anämie, die auch von neurologischen Befunden wie einer peripheren Neuropathie oder zentralen Demyelinisierung begleitet sein, die bei Erwachsenen allgemein bekannt ist. Bei Kindern ist ein B12-Mangel selten, kommt aber bei vollgestillten Kindern veganer Mütter vor. Wir stellen den Fall eines 7 Monate alten Mädchens vor, die uns mit einer akuten Enzephalopathie, Krampfanfällen und makrozytärer Anämie vorgestellt wurde. Das MRT zeigte eine generalisierte Atrophie, die MR-Spektoskropie eine Laktaterhöhung und eine Erniedrigung von Cholinmetaboliten als Ausdruck eines gestörten zerebralen oxidativen Energiestoffwechsels und einer Hypomyelinisierung. Der B12-Mangel der vollgestillten Patientin war durch die subklinische perniziöse Anämie ihrer Mutter verursacht worden, die bis dahin unbekannt war. Die Substitutionsbehandlung des Kindes unterbrach innerhalb kürzester Zeit die Anfälle und führte zu erheblichen Verbesserungen von AZ, Vigilanz, Muskeltonus und psychomotorischen Befunden. Schlussfolgerung: Vitamin B12-Mangel kann bei Säuglingen zu dramatischen neurologischen Beeinträchtigungen mit der Klinik einer akuten Enzephalopathie und einer Hirnatrophie führen. Eine perniziöse Anämie der Mutter kann neben anderen mütterlichen Erkrankungen auch lange nach der Neonatalperiode zu ernsthaften Erkrankungen der Kinder führen. Da das Manifestationsalter der Symptome und eine lange Dauer neurologische Langzeitschäden nach sich ziehen können, ist eine frühe Diagnose und Therapie für diese Kinder von entscheidender Bedeutung. P038 Entwicklung einer Epilepsie bei Vitamin B12-Mangel und dessen Substitution im Säuglingsund Kleinkindsalter Fiedler B.J.1, Schwartz O.1, Abels C.1, Kurlemann G.1 1Universitätskinderklinik Münster, Neuropädiatrie, Münster, Germany Ein Vitamin B12-Mangel bei Säuglingen und Kleinkindern ist in Mitteleuropa selten. Er führt zu Gedeihstörungen, psychomotorischer Retardierung, Mikrozephalie und Apathie. Wir berichten von zwei Kindern, die im Rahmen eines Vitamin B12-Mangels neben den oben beschriebenen Symptomen auch eine Epilepsie entwickelt haben, dies allerdings erst unter der eingeleiteten Substitutionstherapie. Ein 5 Monate altes Mädchen wurde mit der Verdachtsdiagnose einer Enzephalopathie vorstellig. Die Diagnose des Vitamin B12-Mangels wurde über eine deutlich erhöhte Ausscheidung von Methylmalonsäure sowie ein erhöhtes Homocystein im Serum gestellt. Ursache war eine atrophische Gastritis der Mutter bei voll gestilltem Kind. Die Patientin entwickelte innerhalb der ersten 4 Wochen nach Diagnosestellung unter Vitamin B12-Substitution das Vollbild einer Hypsarrhythmie im EEG. Unter Vigabatrin konnte das EEG saniert werden, das Mädchen hat sich auch nach Absetzen der antikonvulsiven Therapie normal entwickelt. Ein 14,5 Monate alter psychomotorisch retardierter Junge wurde im Rahmen einer Pneumonie aufgrund einer megaloblastären Anämie diagnostiziert. Das Zufüttern hatte er nahezu komplett verweigert und wurde daher noch voll gestillt. Die Mutter ernährte sich vegan. Der Patient entwickelte unter intravenöser Substitution von Cyanocobalamin ab dem 5. Tag einen Tremor und Myoklonien. Im EEG zeigte sich ein bifrontaler Status epilepticus. Unter repetitiven Clonazepamgaben sowie einer Dauertherapie mit Phenobarbital und Oxcarbazepin konnte das EEG saniert werden. Nach Absetzen der Antikonvulsiva ist das EEG anhaltend saniert, der Patient aber weiterhin leicht entwicklungsverzögert. Bei Gedeih- und Entwicklungsstörungen sollte an das Vorliegen eines Vitamin B12-Mangels gedacht werden. Epilepsien unter Vitamin B12-Mangel werden beschrieben, sind aber nicht das führende Symptom. In unseren Fällen muss auch der Zusammenhang zwischen der Substitutionstherapie und der Epilepsieentwicklung diskutiert werden, was für das Behandlungsmanagement eines Vitamin B12Mangels nicht unerheblich scheint. P039 Neurozystizerkose bei einem 10-jährigen Jungen in Deutschland Haas-Lude K.1, Alber M.1, Lettau M.2, Krägeloh-Mann I.1 1Klinik für Kinder -und Jugendmedizin Universität Tübingen, Neuropädiatrie, Tübingen, Germany, 2Radiologische Klinik Universität Tübingen, Diagnostik und Interventionelle Neuroradiologie, Tübingen, Germany Einleitung: In Entwicklungsländern stellt die Neurozystizerkose als häufigste Parasitose ein großes Problem dar. Sie ist dort eine der häufigsten Ursachen für einen erworbenen Hydrozephalus sowie die Hauptursache von im Erwachsenenalter beginnenden Epilepsien. Die Neurozystizerkose wird durch das Larvenstadium des Schweinebandwurmes (Taenia solium) verursacht. In Mitteleuropa sind nur sporadische Fälle beschrieben. Kasuistik: Wir berichten über den ungewöhnlichen Fall einer Neurozystizerkose bei einem 10 Jahre alten Jungen in Deutschland. Er stellte sich wegen Kopfschmerzen und Schwindelgefühl beim Hausarzt vor. Ein Schädel-CT zeigte eine Raumforderung frontal links. Bei Verdacht auf einen Hirntumor wurde der Junge zur OP-Planung in unserer Klinik vorgestellt. Hier wurde der Vedacht auf eine Neurozystizerkose geäußert, was sich durch CT und durch MRT-Verlaufsuntersuchungen bestätigte (MRT: Solitäre Läsion im Marklager mit Umgebungsödem und mit zentralem punktförmigen KMEnhancement, im Verlauf größenregredient. CT: Nachweis multipler kleiner Verkalkungen). Ein laborchemischer Nachweis im Liquor und Serum war nicht möglich. Andere Differentialdiagnosen wie Toxoplasmose und Echinokokkose konnten ausgeschlossen werden. Eine medikamentöse Behandlung mit Antihelmintika war im Verlauf bei asymptomatischem Patienten und solitärer Läsion nicht indiziert. Die Befundbesserung in der Bildgebung ohne Therapie unterstützt den Verdacht auf eine Neurozystizerkose. Der Kreislauf der Infektion, Behandlungsoptionen und Differentialdiagnosen werden dargestellt. Die cerebrale Bildgebung im Verlauf wird demonstriert. P040 Ungewöhnliche Manifestationen einer Neuroborreliose im Kindesalter Baumann M.1, Birnbacher R.2, Koch J.3, Strobl R.4, Rostasy K.1 1Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde, Neuropädiatrie, Innsbruck, Austria, 2LKH, Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde, Villach, Austria, 3Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde, Salzburg, Austria, 4Bezirkskrankenhaus, Pädiatrie, Lienz, Austria Hintergrund: Die Lyme-Borreliose ist eine durch Zecken übertragene Infektion mit Spirochaeten, die die Haut, Gelenke, das Herz und das Nervensystem betreffen kann. Kinder mit einer Neuroborreliose präsentieren sich hauptsächlich mit einer Fazialisparese oder einer aseptischen Meningitis, aber das Spektrum enthält auch seltene und ungewöhnliche Manifestationen. Ziele: Präsentation von vier ungewöhnlichen Fällen einer Neuroborreliose im Kindesalter. Ergebnisse: Cerebrale Anfälle mit regionaler leptomeningealer Kontrastmittelanreicherung, akute transverse Myelitis, Meningoradikulitis mit Schmerz und Parästhesien, und andere Hirnnervenlähmungen als eine Fazialisparese können die Leitsymptome bei Kindern mit einer Neuroborreliose sein. Alle Kinder hatten serologische Befunde einer akuten Infektion mit Borrelia burgdorferi, eine Liquorpleozytose und zeigten ein vollständiges Ansprechen auf eine antibiotische Therapie. Schlussfolgerungen: Die diagnostische Abklärung bei Kindern mit ungewöhnlichen neurologischen Symptomen sollte Liquoruntersuchungen mit Bestimmung der Zellzahl und Berechnung des Antikörper-Index für Antikörper gegen Borrelia burgdorferi mit einschliessen. P041 Bannwarth Syndrom - Eine seltene aber wichtige Manifestation der Neuroborreliose im Kindesalter Bigi S.1, Aebi C.2, Steinlin M.1 1University Children`s Hospital, Neuropaediatrics, Inselspital Bern, Switzerland, 2University Children`s Hospital, Infectiology, Bern, Switzerland Hintergrund: Das Bannwarth Syndrom ist die häufigste Manifestation der Neuroborreliose im Erwachsenenalter, im Kindesalter mit 3.6% aller Neuroborreliosefälle aber eher selten. In den meisten Fällen ist die Prognose der motorischen Radikulopathie aufgrund einer Neuroborreliose gut, adäquate Antibiotikatherapie beschleunigt die Erholung. Methode: Wir stellen 2 Kinder (Klinik, Diagnostik und Verlauf) mit einem Bannwarth Syndrom vor. Ergebnis: 9 Jahre altes, bisher gesundes Mädchen präsentiert sich mit seit 2 Wochen bestehenden Kopfschmerzen und Schmerzen in der rechten Schulter. In der klinischen Untersuchung zeigt sich eine motorische Radikulopathie mit bilateraler Areflexie der Bicepsreflexe und asymmetrischer Muskelschwäche der Schulterelevation und Ellbogenflexion. 4 Monate zuvor Zeckenbiss in der linken Schulter ohne Erythema migrans, aber mit passageren Schmerzen. 6 Jahre alter Knabe präsentiert sich mit einer asymmetrischen motorischen Radikulopathie der unteren Extremitäten mit bilateraler Areflexie der Patellar- und Achillesreflexe sowie Muskelschwäche und Gehschwierigkeiten. Einige Tage später zusätzliche Areflexie und Muskelschwäche des rechten Armes. Kein Zeckenbiss erinnerlich. In der Diagnostik beider Kinder findet sich eine Liquorpleozytose von184 (181 Mononukleäre) bzw.193 (190) Zellen/µl, erhöhtes Protein bei beiden und diskret verminderte Glucose beim Mädchen. Intrathekale Produktion von Borrelien Antikörpern wurde bei beiden nachgewiesen. Nach14-tägiger i.v. Therapie mit Ceftriaxon bzw. Meropenem (allergische Reaktion auf Ceftriaxon beim Knaben) komplette Regredienz der klinischen Befunde innert 4 Wochen bei beiden. Schlussfolgerungen: Das Bannwarth Syndrom ist eine seltene aber wichtige Manifestation der Neuroborreliose im Kindesalter mit den klinischen Zeichen einer motorischen Radikulopathie der oberen und/oder unteren Extremitäten. Die Neuroborreliose sollte gesucht und mittels intrathekaler Antikörperproduktion nachgewiesen werden. Die Prognose ist hervorragend, durch eine adäquate Therapie kann die Heilungszeit beeinflusst werden. P042 Citrobacter koseri Meningitis - Eine seltene und schwere Erkrankung im Neugeborenenalter. Ein Fallbericht Maier O.1, Jäger G.2, Waibel P.3, Weissert M.1 1Ostschweizer Kinderspital St. Gallen, Neuropädiatrie, St. Gallen, Switzerland, 2Ostschweizer Kinderspital St. Gallen, Neonatologie und Intensivmedizin, St. Gallen, Switzerland, 3Ostschweizer Kinderspital St. Gallen, Pädiatrische Radiologie, St. Gallen, Switzerland Einleitung: Citrobacter koseri ist eine seltene Ursachen von Infektionen bei Neugeborenen und bei immunsupprimierten Kindern und Erwachsenen. Neugeborene können diese Keime vertikal von der Mutter während der Geburt oder als nosokomiale Infektion erwerben. Die Ursache dieser Infektion bleibt oft unklar. Citrobakter koseri hat besonders in den ersten 2 Lebensmonaten eine starke Prädilektion für das ZNS mit Auftreten von Meningitis und Hirnabszessen. Fallberichte von 2 Kindern: 1) Ein Frühgeborenes der 36. Schwangerschaftswoche stellt sich im Alter von 2½ Wochen vor mit Trinkprobleme, Apnoen, Irritabilität und einer Bewusstseinsstörung. Der Liquor war eitrig, Blut-und Liquorkulturen waren positiv für Citrobacter koseri. Das Kind entwickelte eine schwere Encephalomalazie mit Epilepsie und einen shuntpflichtigen Hydrocephalus. 2) Ein Frühgeborenes der 33. Schwangerschaftswoche stellt sich im Alter von 3½ Wochen vor mit Trinkproblemen, Irritabilität und Krampfanfällen. Der Liquor war eitrig, die Blutkultur war steril, die Liquorkultur war positiv für Citrobacter koseri. Das Kind entwickelte ausgeprägte parenchymatöse Nekrosen und einen shuntpflichtigen Hydrocephalus. Beide Kinder erhielten zunächst eine Standard Therapie für eine neonatale Sepsis (Amoxicillin und Gentamycin). Nach Antibiogramm erhielt das erste Kind Ceftriaxon und Gentamycin , das 2. Kind Meropenem und Trimethoprim/Sulfamethoxazol. Beide Kinder haben eine schwere Entwicklungsretardierung und eine Cerebralparese. Die MRI Bilder zeigen die verheerenden Folgen dieser schweren Infektion. Diskussion: Wir berichten zwei Fälle einer schweren Citrobacter koseri Meningitis bei frühgeborenen Kindern. Diese Kinder entwickelten eine schwere Encephalomalazie und einen shuntpflichtigen Hydrocephalus. Im Verlauf zeigten diese Kinder eine Cerebralparese, eine Entwicklungsretardierung und Epilepsie. Cephalosporine der 3. Generation und Aminoglykoside sind Standard-Therapien für diese Infektion, häufig gelingt es jedoch nicht die hohe Rate an Morbität und Mortalität zu vermindern. P043 Neonatale Encephalitis durch Parechoviren mit ausgeprägten Marklagerveränderungen Fallbericht und Vergleich mit bisher publizierten Fällen Scheffner T.1, Muckenhaupt T.1, Dütting T.2, Drosten C.3, Trefz F.K.1 1Kreiskliniken Reutlingen, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Reutlingen, Germany, 2Kreiskliniken Reutlingen, Radiologisches Institut, Reutlingen, Germany, 3Universitätsklinikum Bonn, Institut für Virologie, Bonn, Germany Parechoviren sind Enteroviren, die erst in jüngster Zeit mit der PCR nachgewiesen werden können und als Erreger von neonatalen Encephalitiden beschrieben wurden. Wir berichten über ein Neugeborenes mit Encephalitis und Marklagerveränderungen, die sehr gut zu den wenigen bislang publizierten Fällen passen. Das weibliche Neugeborene wurde spontan nach unkomplizierter Schwangerschaft geboren. Am 4. Lebenstag fiel eine heisere Stimme auf. Im Alter von 7 Tagen entwickelte das Mädchen kurzzeitig Fieber bis 39,1°C und therapieresistente klonische Krampfanfälle. Bei zentralen Apnoen musste das Neugeborene über mehrere Tage beatmet werden. Das initiale IL-6 war mit 125 pg/ml leicht erhöht, das CRP anhaltend normal. Im Liquor fand sich ein unauffälliger Befund ohne Pleozytose. Die gesamte Infektionsserologie einschließlich PCR auf Enteroviren in Stuhl und Liquor waren negativ. Im cerebralen MRT zeigten sich ausgedehnte symmetrische Signalanhebungen in T2 Wichtung und Diffusionsstörungen im Marklager von frontal bis occipital reichend sowie Diffusionsstörungen im Balken, Capsula interna und Pyramidenbahn. Zusätzlich fanden sich kleine fleckförmige Signalveränderungen periventrikulär. Differentialdiagnostisch wurde in erster Linie an ein parasagittales Schädigungsmuster im Rahmen einer Ischämie gedacht. Anamnestisch fanden sich jedoch keinerlei Hinweise auf ein entsprechendes Ereignis. In Stuhl und Liquor konnten mit der PCR Parechoviren nachgewiesen werden (Virologisches Institut Bonn, Prof. Drosten). Zwei Monate später zeigt das Kind klinisch und in der Sonographie keine Auffälligkeiten. Der Verlauf, wie auch der kernspintomographischen Befund, passt sehr gut zu den wenigen bislang publizierten Fällen (Malgorzata 2008) von neonatalen Encephaliten durch Parechoviren. Typisch sind in den ersten 2 Lebenswochen auftretende Krampfanfälle, Irritabilität und Temperaturerhöhung ohne Nachweis einer Pleozytose sowie Marklagerveränderungen im MRT. Zum Nachweis sollte, neben den klassischen neurotropen Viren, Stuhl und Liquor auf Parechoviren (PCR) untersucht werden. P044 Postinfektiöse autoimmune-vermittelte Encephalitis oder Reaktivierung einer HerpesEncephalitis? Prokop K.1, Smitka M.1, von der Hagen M.1, Hahn G.2, Ikonomidou H.1 1Technische Universität Dresden, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin - Neuropädiatrie, Dresden, Germany, 2Technische Universität Dresden, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin - Radiologie, Dresden, Germany Hintergrund: Es gibt Fallberichte von Reaktivierungen einer Herpes-simplex Encephalitis (HSE) 1-4 Monate nach antiviraler Therapie. Die als ursächlich diskutierten Pathomechanismen sind eine Inflammation ausgelöst durch eine Virusreaktivierung oder Autoimmunprozess. Fall: Wir berichten über eine 14jährige Gymnasiastin, die bisher gesund mit Fieber und Kopfschmerzen im Mai 2008 hospitalisiert wurde. Sie entwickelte eine Agitiert- und Verwirrtheit, hatte Sprachstörungen und eine Enuresis. Periphere Ödeme und ein Perikarderguß komplizierten den Verlauf. Im Liquor war die Herpes-PCR negativ bei Pleozytose, erhöhtem Eiweiß und ansteigendem intrathekalem Herpes-simplex-IgG. Die C-MRT zeigte kortikale hyperintense Läsionen, beide Temporallappen, basofrontale und Inselregionen (rechtshemispheriell betont) und vorderen Anteil des Balkens betreffend. Verlauf: Die iv-Therapie mit Aciclovir über 4 Wochen führte zur Ausheilung der akuten Symptome wie Fieber, Kopfschmerzen, Ödeme. Die Patientin wurde mit Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen, Dyskalkulie, Sprachstörungen, Impulsivität, Distanzlosigkeit, Anosmie und Geschmacksdefiziten in die Rehabilitation entlassen. Dort hatte sie erneut eine Enuresis, entwickelte multifokale Parästhesien und Schmerzen (Gesicht, Arme, Beine und Bauch) und die Verhaltensauffälligkeiten persistierten. Die 2. stationäre Aufnahme zeigte eine ansteigende intrathekale Herpes simplex-IgG-Produktion, fortschreitende Demyelinisierung und die Entwicklung einer atrophen, zystischen Encephalomalazie. Nach Behandlung mit Immunglobulinen und Methylprednisolon war eine klinische Besserung erkennbar. Schlussfolgerung: Nach einer akuten Encephalitis entwickelte die Patientin klinische, laborchemische und radiologische Zeichen, die mit einer Herpesreaktivierung vereinbar waren. Ungewöhnlich dabei ist das fehlende symptomfreie Intervall zwischen beiden Phasen ihrer Erkrankung. Die klinische Wirkung der Immunglobuline und des Methylprednisolons lassen vermuten, dass ein postinfektiöser autoimmun-vermittelter Prozess nach HSE den Krankheitsverlauf komplizierte. P045 Enzephalitis im Kindes und Jugendalter: Eine prospektive Evaluation über einen Zeitraum von 20 Jahren in der Intensivstation Rödl S.1, Marschitz I.1, Brunner-Krainz M.1, Sorantin E.2, Gruber-Sedlmayr U.1, Zobel G.3 1Universitätsklinik für Kinder und Jugendheilkunde, Graz, Austria, 2Univ.Klinik für Radiologie, Graz, Austria, 3Universitätsklinik für Kinder und Jugendheilkunde, Pädiatrische Intensivstation, Graz, Austria Einleitung: Unter den Enzephalitiden ist die Herpesenzephalitis die häufigste sporadisch auftretende Enzephalitis im Kindesalter. Die präklinische Erkrankungsdauer mit Fieber, Erbrechen, und Paresen ist oft unspezifisch und kann mehrere Tage dauern bis der Patient durch Krampfanfälle oder Somnolenz zur stationären Aufnahme kommt. Patienten: Prospektive Studie von 1987 bis 2007; 40 Patienten mit klinischem, laborchemischem, infektiologischem, oder morphologischem Nachweis einer Enzephalitis und Aufnahme an der 12 Betten umfassenden Intensivstation.. Erheben der präklinischen Erkrankung, physiologische Scores bei Aufnahme, Liquordiagnostik. Bildgebung und EEG. Ergebnisse: Die behandelten Patienten hatten ein mittleres Alter von 7,1±5,7 Jahren. Bei Aufnahme war die Erkrankung unspezifisch in Form von Fieber (n=19), Erbrechen (n=9), Bewusstseinstrübung (n=18) und Krampfanfällen (n=20). Die Erstsymptome bestanden zwischen wenigen Stunden und 7 Tagen und waren primär nicht mit der Diagnose „Enzephalitis“ in Verbindung gebracht worden. Bei der Liquoruntersuchung hatten insgesamt 28 Patienten einen pathologischen Befund, bei der Virusdiagnostik hatten 19 Patienten einen positiver Herpesnachweis. 14 Patienten hatten einen GCS 8, 11 waren 13. Bei MR Untersuchungen hatten 17 von 32 Patienten innerhalb der ersten 24 h nach Aufnahme einen positiven Befund. Das EEG zeigte immer einen pathologischen Befund, jedoch nur bei 6 Patienten spezifische Veränderungen. Mit Herpesnachweis erholten sich 9 Pat. vollständig, 6 hatten eine Defektheilung und 4 verstarben. Ohne Herpesnachweis hatten sich 15 vollständig erholt, 5 zeigten eine Defektheilung und 1 Patient verstarb. Diskussion und Schlussfolgerung: Bewußtseinstrübung im Kindesalter erfordert eine rasche Klärung der Äthiologie um möglichst früh eine adäquate Therapie durchzuführen. Die Patienten mit nachgewiesener Herpesinfektion hatten eine deutlich schlechtere Prognose. Keine Einzeluntersuchung hatte eine Spezifität über 60%. P046 Hashimoto-Enzephalopathie mit „stroke-like episodes” und Optikusneuritis bei einer 19jährigen Patientin Sengupta D.1, Bertsche A.1, Bast T.1, Vater D.1, Ebinger F.1 1Universitätsklinikum Heidelberg, Klinik Kinderheilkunde V (Schwerpunkt: Pädiatrische Neurologie, Epilepsiezentrum, Sozialpädiatrisches Zentrum), Heidelberg, Germany Einleitung: Die Hashimoto-Enzephalopathie ist eine steroidresponsive Enzephalopathie, charakteristiert durch hohe Anti-Thyreoperoxidase-Antikörper-Titer (Anti-TPO), die nicht obligat mit einer Autoimmunthyreoiditis assoziert ist. Klinisch kann sie sich als progressive Enzephalopathie oder als rezidivierende Erkrankung mit „stroke like episodes“, Krampfanfällen und kognitiven Veränderungen zeigen. Fallbericht: Bei einem 16-jährigen Mädchen wurde initial eine Optikusneurits (ON) erfolgreich mit Prednison behandelt. Schädel-MRT und Lumbalpunktion waren unauffällig. 4 Monate später besserte sich eine erneute ON unter Steroiden. Ein Jahr später hatte das Mädchen eine Episode mit Hypersalivation, Grimassieren, Bewußtseinsverlust und nachfolgender Aphasie. Das MRT zeigte eine kortikale Hyperintensität links parieto-occipital. Das MRT 5 Tage später war unauffällig. Im Liquor fanden sich 52 Zellen/µL. 3 Monate später berichtete das Mädchen, dass sie „neben sich selbst stehe“. EEG und MR-Angiographie waren unauffällig. Einige Monate später traten Parästhesien der linken Hand und Kopfschmerzen auf. Das MRT zeigte Hyperintensitäten entlang der Sulci der rechten Parietalregion. Im Liquor fanden sich 70 Zellen/µL. Die BKS war erhöht bei normalem CRP. Die Symptomatik und ein erneuter ON-Schub einige Wochen später besserten sich unter einer Methylprednisolonstoßtherapie (20 mg/kg/d über je 3 Tage). Einige Monate später entwickelte das Mädchen Kopfschmerzen, Krampfanfälle, Lethargie und Verwirrtheit. Die Symptome besserten sich unter Methylprednisolon. Im MRT zeigte sich ein kortikales Ödem links occipital. Thrombophiliescreening, Standardautoantikörper, Aquaporin-4-Antikörper, Diagnostik auf MELAS und Erregersuche waren unauffällig. Die Anti-TPO-AK waren wiederholt erhöht. Auf der Basis dieser Befunde, des klinischen Verlaufs und des Ansprechens auf die Steroidtherapie stellten wir die Diagnose einer Hashimoto-Enzephalopathie. Fazit: Bei rezidivierenden „stroke like episodes“ und rezidivierenden steroidresponsiven ON sollte an eine Hashimoto-Enzephalopathie gedacht werden. P047 Ist eine isolierte Neuritis N. optici im Kindesalter ein Prädiktor für eine Multiple Sklerose im Erwachsenenalter? Elpers C.1, Stupp N.2, Grenzebach U.2, Niederstadt T.3, Allkemper T.3, Fiedler B.1, Schwartz O.1, Taeuber A.1, Kurlemann G.1 1Universitätsklinikum Münster, Klinik für Kinderheilkunde, Bereich Neuropädiatrie, Münster, Germany, 2Universitätsklinikum Münster, Institut für Augenheilkunde, Münster, Germany, 3Universitätsklinikum Münster, Klinik für Radiologie, Münster, Germany Die Inzidenz der akuten N. nervi optici (ON) im Kindesalter beträgt 4/100.000/a. Die ON ist generell der häufigste Risikofaktor für die Entwicklung einer Multiplen Sklerose [MS]. Während dieser Zusammenhang für das Auftreten der ON im Erwachsenenalter empirisch bestätigt wurde, konnte dieser Zusammenhang im Falle einer Erkrankung im Kindesalter bisher nicht nachgewiesen werden. Ziel dieser Studie ist die Identifikation von Hinweisen und die darauf aufbauende Bestimmung wichtiger Risikofaktoren für eine zukünftige MS-Erkrankung. Studiendesign: • 42 Patienten [27♀ , 15♂ ] • im Alter von 11 bis 50 Jahren; Durchschnittsalter: 28,12 Jahre • Erkrankungsalter zw. 2 und 17 Jahren; Durchschnittsalter: 9,98 Jahre • ON in beiden Augen [16 Patienten], ON in einem Auge [26 Patienten, 12rechts/14links] • durchschnittliche Nachbeobachtungszeit: 18,14 Jahre • Studie beinhaltet ophthalmologische u. neurologische Untersuchung+cMRT. Ergebnisse: • 14,3% [6 von 42] der Patienten zeigen radiologisch sichere Pathologika einer MS • 23,8% [10 von 42] Patienten zeigen radiologisch suspekte Zeichen einer MS • 61,9% [26 von 42] Patienten zeigen radiologisch keine MS-typischen Läsionen; zusätzlich haben 46,2% [12 von 26] dieser Patienten keine neurologischen Dysfunktionen • frühes Erkrankungsalter, ON beider Augen und zusätzliche neurologische Symptome scheinen das Risiko der Entwicklung einer MS zu erhöhen • ein initial positiver Liquorbefund, weibliches Geschlecht sowie eine hohe Anzahl an Rezidiven korreliert nach unseren Daten negativ mit dem Auftreten einer MS-Erkrankung • Kortisontherapie [p.o u/o i.v.] hat einen positiven Effekt; 67,7% [21 von 31] der behandelten Patienten zeigen keine krankheitstypischen Veränderungen im MRT, dagegen sind 54,5% [6 von 11] nicht mit Kortison therapierten Patienten in den Gruppen „Sicher-MS“ oder „Suspekt-MS“. Schlussfolgerung: Im Vergleich zu der Erkrankung im Erwachsenenalter ist die Manifestation einer MS nach juveniler ON gering. Einige Risikofaktoren, teilweise korrespondierend zu Daten aus der Literatur konnten im Rahmen der Studie bestätigt werden. P048 Anti-N-methyl-D-aspartat (NMDA) Rezeptor Enzephalitis eines 12 Jahre alten Mädchens: Typische Symptome führen zur Diagnose dieser behandelbaren Erkrankung Schimmel M.1, Bien C.G.2, Vincent A.3, Schenk W.1, Walden U.1, Penzien J.1 1Klinikum Augsburg, Department of Paediatrics, Augsburg, Germany, 2University of Bonn, Department of Epileptology, Bonn, Germany, 3University of Oxford, John Radcliffe Hospital, Weatherall Institute of Molecular Medicine, Neurosciences Group, Oxford, United Kingdom Enzephalitiden sind in der Regel infektiös oder immunologisch bedingt. Eine neue Form einer Autoimmunenzephalitis mit Antikörpern gegen NMDA-Rezeptoren wurde kürzlich bei jungen Frauen im Alter von 14-44 Jahren beschrieben, selten auch bei Männern. In 2/3 der Fälle tritt sie paraneoplastisch, meist bei ovariellen Tumoren auf. Wir stellen ein 12 Jahre altes Mädchen vor, die innerhalb von 6 Wochen die typische klinische Symptomatik entwickelte, was zunächst zur Diagnose einer perniziösen Katatonie führte: fokale cerebrale Anfälle, psychiatrische Symptome mit Katatonie (Video 1), Erregungszuständen und Stupor, Schluckstörung und autonome Dysfunktion mit Hyperthermie, Tachykardie und arterieller Hypertension sowie beginnender Ateminsuffizienz. Schädel-MRI und Liquor (Zellzahl, Glucose, Protein, Laktat) waren mehrmals normal und eine Infektion konnte ausgeschlossen werden. Das initial normale EEG zeigte nun rhythmische Verlangsamungen. Durch den Nachweis von Antikörperreaktivität gegen hippocampales Neuropil im Liquor und AntiNMDA-Rezeptor-Antikörpern im Serum konnte die Diagnose gesichert werden. Nachdem hohe Dosen Prednisolon keine klinische Verbesserung brachten, führte eine 8-malige Plasmapherese zu einer raschen Besserung (Video 2) und Monate später auch zur Erholung des Kurzzeitgedächtnisses mit völliger sozialer und schulischer Reintegration. Ein Tumor konnte bei unserer Patientin auch bei Verlaufskontrollen (aktuell 10 Monate) nicht gefunden werden. Weitere Kontrollen sind nötig. Schlussfolgerung: Das Wissen um die einzigartige Klinik mit schweren neuropsychiatrischen, vegetativen und bulbären Symptomen war hilfreich für die frühe Diagnosestellung und Einleitung der (erfolgreichen) Immuntherapie. Auch im Kindes- und Jugendalter ist die Anti-NMDA Rezeptor Enzephalitis in Betracht zu ziehen, die mit dem Nachweis von spezifischen Antikörpern bestätigt werden kann. Weiter kann in paraneoplastischen Fällen ein Tumor frühzeitig entdeckt und therapiert werden. P049 Reversibles Posteriores Leukoenzephalopathiesyndrom Schlachter K.1, Ausserer B.2 1LKH-Bregenz, Bregenz, Austria, 2KH-Dornbirn, Dornbirn, Austria Die Diagnose einer schweren reversiblen posterioren Leukenzephalopathie im Kindesalter wird selten gestellt. Die Literatur hierzu liefert Kasuistiken zum Verlauf bei Erwachsenen. Der Begriff wurde erstmals 1996 von Hinchey anlässlich einer Serie von 15 Fällen verwendet. Diese Patienten boten mit akutem bis subakutem Beginn ein reversibles Syndrom aus Kopfschmerz, neuropsychologischen Auffälligkeiten, Sehstörungen (Verschwommensehen, visuelle Halluzinationen, visueller Neglekt, Hemianopsie, kortikale Blindheit) und epileptischen Anfällen. Das Reversibele Posteriore Leukenzepahlopathiesyndrom ist unter verschiedenen Bezeichnungen bekannt und von der Namensgebung etwas missverständlich. Es ist nicht immer reversibel, nicht immer nur auf die hintere Hirnregion beschränkt und es kann die graue Substanz mitbetroffen sein. Die Ursachen sind vielfältig. Auslöser sind in erster Linie Chemotherapeutika und Immunsuppressiva, Nierenerkrankungen sowie Bluthochdruck mit hypertensiven Krisen. Diese sind für Entstehung eines vasogenen Ödems verantwortlich. Diagnostisch führend ist die Bildgebung mittels Kernspintomographie des Neuro-craniums. Sie zeigen charakteristische Veränderungen in der T2- und FLAIR-Gewichtung. Der „apparent diffusion coefficient“ (ADC) erlaubt zudem die Unterscheid-ung zwischen reversiblem vasogenem und irreversiblem zytotoxischem Ödem. Prognostisch entscheidend ist der rasche Beginn einer adäquaten Therapie (u.a. Blutdrucksenkung, Absetzen der verantwortlichen Medikamente). Wir berichten von einem 14 jährigen Jungen mit PRES im Rahmen einer bis dahin unbekannten Hypertonie und geben einen Überblick über die Literatur mit besonderem Augenmerk auf die Publikationen zu PRES bei Kindern. P050 Komplizierter Fieberkrampf - Initiales Symptom einer Rasmussenenzephalitis Brunner-Krainz M.1, Pilhatsch A.2, Wendelin G.3, Eder H.G.4, Feichtinger M.5, Plecko B.1 1Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendheilkunde, Graz, Austria, 2Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendheilkunde, Klinische Abteilung für Kinderradiologie, Graz, Austria, 3Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendheilkunde, PICU, Graz, Austria, 4Univ. Klinik für Radiologie, Neurochirurgie, Graz, Austria, 5Univ. Klinik für Radiologie, Neurologie, Graz, Austria Einleitung: Rasmussenenzephalitis (RE) ist eine sehr seltene immunmediierte Enzephalitis. Die Ätiologie dieses Krankheitsbildes ist noch unklar. Zur definitiven Diagnose einer RE sind daher sowohl klinische Symptome (fokale epileptische Anfälle) als auch elektrophysiologische Kriterien (einseitige Verlangsamung mit/ohne SW-Aktivität) und radiologische Kriterien (MRI: unihemispherielle Atrophie) gefordert. Ein mikrobiologisches Agens konnte bislang nicht gefunden werden.Therapeutisch wird versucht mit Immunmodulation bzw. Immunsuppression die Hirnatrophie zu stoppen. Die epileptischen Anfälle sind kaum zu beherrschen und zeigen eine hohe Statusneigung. Fallbericht: 3. Kind gesunder, unverwandter, österreichischer Eltern. Schwangerschaft und Geburt unauffällig. Die psychomotorische Entwicklung verlief bis zum 2. Lebensjahr problemlos. Impfungen wurden entsprechend den österreichischen Empfehlungen durchgeführt. Keine gravierenden Infekte. Am 2. Geburtstag trat ein erster komplizierter Fieberkrampf auf. Weder im Blut noch im Liquor waren entzündliche Veränderungen nachzuweisen. Das EEG zeigte einen Deltaherd rechts temporal mit epileptischer Aktivität. Das cerebrale MRI zeigte ein diffuses Ödem rechts frontal sowie im Marklager rechts. Zwei Wochen später traten epileptische Anfälle mit minimalen motorischen Äußerungen und Bewußtseinstrübung statusartig gehäuft auf. Zum Tumorausschluss erfolgte eine Hirnbiopsie, welche eine lymphozytäre Infiltration zeigte. Im Verlauf von 3 Monaten war eine Atrophie der rechten Hemisphere evident. Die Krampfanfälle konnten schließlich mit einer Kombination vom Phenytoin, Levetiracetam und Clobazam stabilisiert werden, sodass nur wenige Sekunden dauernde Anfälle auftraten. Schlussfolgerung: Rasmussenenzephalitis ist eine seltene Erkrankung mit limitierten therapeutischen Möglichkeiten, welche sich schon in den ersten Lebensjahren manifestieren kann. Die rasche exakte Diagnose mit frühen immunmodulatorischen Interventionen könnte die Prognose dieser Erkrankung verbessern. P051 Miller Fisher Syndrom und Guillain Barré Syndrom mit Ophtalmoplegie: Überlappende Phänotypen Syrbe S.1, Bernhard M.K.1, Schulz M.1, Pernice W.2, Merkenschlager A.1 1Universitätsklinik für Kinder und Jugendliche Leipzig, Neuropädiatrie, Leipzig, Germany, 2Kreiskrankenhaus Torgau 'Johann Kenntmann gGmbH', Torgau, Germany Guillain-Barré Syndrom (GBS) und assoziierte Krankheiten mit Antikörpern (AK) gegen Gangliosidbestandteile peripherer Nerven sind in der Praxis schwierig zu klassifizieren. Patient 1: Ein 12 Jahre altes Mädchen fiel mit Doppelbildern, nasaler Sprache und Schluckstörungen auf. Klinisch zeigte sich eine Occulomotoriusparese, eine Parese des N. glossopharyngeus und eine leichte Gangataxie. Bei sonst unauffälligen diagnostischen Befunden wurde ab Tag 2 bei Verdacht auf Miller-Fisher Syndrom (MFS) die initial begonnene antibiotische und antivirale Therapie auf Immunglobulingaben umgestellt. Im Serum fand sich im Verlauf ein erhöhter Titer für GQ1b-AK. Nach 10 Tagen konnte die Patientin beschwerdefrei entlassen werden. Patient 2: Ein 11 Jahre alter Junge wurde bei schlaffer Tetraparese, Okkulomotoriusparese und Abduzensparese überwiesen. Bereits im überweisenden Krankenhaus war eine Therapie mit Immunglobulinen begonnen worden. Lumbalpunktion und ENG erbrachten Befunde vereinbar mit GBS. Im Serum fanden sich GM1-AK, GD1b-AK und GQ1b-AK. Nach 27 Tagen wurde der Patient bei rückläufigen neurologischen Symptomen in ein Rehabilitationszentrum verlegt. Zusammenfassung: Wir berichten über einen Fall eines MFS und einen Fall eines GBS mit assoziierter Opthalmoplegie. Die spezifischen klinischen, laborchemischen und neurophysiologischen Befunde werden neben möglichen Differentialdiagnosen diskutiert. Beim MFS steht im Gegensatz zum GBS die bulbäre Symptomatik sowie eine Ataxie und Areflexie im Vordergrund, in etwa 90% der Fälle finden sich GQ1b-AK. Beim GBS finden sich u.a. AK gegen GM1. Das Gemeinsame unserer überlappenden Fälle sehen wir in den AK gegen GQ1b, wobei dieses Gangliosid vor allem in den Nerven der Augenmuskeln exprimiert wird. Die Prognose im Kindesalter ist für beide Krankheitsbilder gut. Neben Physiotherapie besteht eine Evidenz der Therapie mit Immunglobulinen (400mg/kg/dies über 5 Tage) oder Plasmapherese beim GBS, in unserem Fall eines MFS wurde trotz fehlender Evidenz bei progredienter Symptomatik eine identische Therapie mit Erfolg durchgeführt. P052 Acute Disseminated Encephalomyelitis Review bei acht pädiatrischen Patienten Frey S.G.1, Weber P.1, Datta A.N.1 1Univ.-Klinik für Kinder und Jugendheilkunde beider Basel, Neuropädiatrie, Basel, Switzerland Fragestellung: Die Acute Disseminated Encephalitis (ADEM) ist eine seltene immunvermittelte entzündliche ZNS Erkrankung. Untersucht wurden retrospektiv die klinische Präsentation, Bildgebung und neurophysiologische Parameter von Patienten mit ADEM im Zusammenhang mit Therapie und Outcome. Methodik: Eine retrospektive (2001-2007) single Center, multi-case report Studie wurde durchgeführt. Klinische, laborchemische, neurophysiologische Parameter sowie MRI Bilder von 8 Patienten (5 bis 15 Jahre alt) mit ADEM wurden evaluiert. Ergebnis: Höhere Prävalenz für männliches Geschlecht (6/8). Vier Patienten zeigte neurologische Symptome, vier zusätzlich Fieber und Infektionszeichen. Neurologische Symptome variierten zwischen Ataxie, einseitigem sensorischem Defizit, Bewusstseinstrübung, Dysarthrie, Hemiparese, fokalen Paresen, epileptischen Anfällen und Diplopie. Im Liquor konnte keine Infektion nachgewiesen werden, oligoklonale Banden waren bei einem Patienten nachweisbar. Bei fünf Patienten fand sich ein serologischer Erregernachweis (Mycoplasma IgM, Enterovirus, Parainfluenza III, HSV IgM, Influenza A). Läsionen im MRT zeigten sich in beiden Hemisphären, im Corpus callosum, Thalamus, Basalganglien, Pons, Cerebellum und Myelon. Zwei Patienten präsentierten im MRI nur 2-3 Läsionen, die übrigen multiple Läsionen. Vier Patienten erhielten hochdosierte Steroide parenteral über 3-5 Tage, im Anschluss orale Steroide. Eine komplette Remission trat bei fünf Patienten ein, die übrigen zeigten diskrete neurologische Defizite. Die Zahl der Läsionen im MRI korrelierte nicht mit der Schwere der akuten Symptome. Schlussfolgerung: ADEM präsentiert sich mit einem breitem Spektrum an Symptomen. Keine Korrelation zwischen Anzahl und Lokalisation der MRI Läsionen und der Schwere der akuten Manifestation nachweisbar. Es zeigte sich kein Unterschied im Outcome bei erfolgter oder nicht erfolgter Therapie mit Steroiden . Tendenziell zeigte sich eine höhere Wahrscheinlichkeit zur kompletten Remission wenn ZNS Läsionen nicht in Pons, Thalamus oder den Basalganglien lokalisiert sind. P053 Epilepsiechirurgie bei schwer therapierbarer Epilepsie im frühen Kindesalter - Eine prospektive Studie Gröppel G.1, Dressler A.1, Freilinger M.1, Mayer H.1, Pahs G.1, Porsche B.1, Reiter E.1, Urak L.1, Czech T.2, Hainfellner J.3, Prayer D.4, Feucht M.1 1Universitätsklinik für Kinder und Jugendheilkunde, Wien, Austria, 2Universitätsklinik für Neurochirurgie, Wien, Austria, 3Institut für Neurologie, Wien, Austria, 4Universitätsklinik für Radiologie, Wien, Austria Einleitung und Zielsetzung: Medikamentös unzureichend einstellbare Epilepsien mit Beginn in der frühen Kindheit nehmen oft einen katastrophalen Verlauf mit deutlicher Beeinträchtigung der Entwicklung. Frühzeitig durchgeführte epilepsiechirurgische Eingriffe stellen in ausgewählten Fällen eine hervorragende Therapieoption dar. Methodik: 24 Kinder (10 Mädchen und 14 Jungen) welche zum Zeitpunkt der prächirurgischen Abklärung jünger als 5 Jahre waren wurden eingeschlossen. Das Alter bei Anfallsbeginn zeigte eine Spanne von wenigen Lebenstagen bis hin zum 3.5. Lebensjahr (median: 1.0). Das Alter zum Zeitpunkt des epilepsiechirurgischen Eingriffes betrug 0.5 bis 5.0 Jahre (Median 3.5 Jahre). Somit betrug die Dauer der Erkrankung 0.5 bis 4.0 Jahre (Median 1.5 Jahre). Die mediane präoperartive Anfallsfrequenz war mit mehr als 10 Anfällen/pro Tag (Spanne: 4 bis 11/Jahr bis zu mehr als 10 Anfälle/Tag) sehr hoch. Zusätzlich zum postoperativen Anfalls-Outcome und dem Verlauf der weiteren Entwicklung wurden sämtliche präoperativ erhobene klinische und EEG-Daten, die Operationstechnik und das Ergebnis der histologische Untersuchung in Hinblick auf ihre Wertigkeit als OutcomePrädiktoren analysiert. Ergebnis: Ein Jahr nach der Operation waren 77.3% der Patienten anfallsfrei. 2 Jahre postoperativ waren 90.9% von 11 Patienten anfallsfrei, 3 Jahre postoperativ 75% von 4 Patienten, 4 bis 7 Jahre postoperativ war einer von 2 Patienten anfallsfrei. Ein Patient konnte bis zum 8. postoperativen Jahr verfolgt werden (Anfallsfreiheit seit der Operation).Bei einem Großteil der Patienten (am eindrucksvollsten bei jenen mit BNS) wurde eine deutliche Verbesserung der weiteren Entwicklung verzeichnet. Diskussion: Ein früher epilepsiechirurgischer Eingriff bei Kindern mit therapierefraktärer Epilepsie kann katastrophale Epilepsieverläufe unterbrechen und Entwicklungsstillstände vermeiden. Die genannte Patientengruppe sollte daher so früh und so jung wie möglich einer prächirurgischen Abklärung zugeführt werden. P054 Oxcarbazepin beschleunigt die Steroidelimination durch Cytochrom P450 3A4 Induktion Högler W.1, Wudy S.2, Luef G.3, Hartmann M.2, Rauchenzauner M.4 1Birmingham Children´s Hospital, Department of Endocrinology, Birmingham, United Kingdom, 2Justus Liebling Universität Giessen, Steroid Research and Mass Spectrometry Unit, Centre of Child and Adolescent Medicine, Giessen, Germany, 3Medizinische Universität Innsbruck, Department of Neurology, Innsbruck, Austria, 4Medizinische Universität Innsbruck, Department für Pädiatrie IV, Innsbruck, Austria Fragestellung: Ziel dieser Studie war der Vergleich des Steroidprofils und der CYP3A4-Induktion bei Patienten unter OXC-Monotherapie im Vergleich zu einer gesunden Kontrollgruppe. Methodik: 6 junge Männer (14-25 Jahre) mit kryptogener Temporallappenepilepsie unter OXCMonotherapie (900-1500mg/d) und 6 gesunde männliche Kontrollpersonen nahmen an dieser Studie teil. Eine morgendliche Nüchternblutabnahme wurde durchgeführt und 24h-Urin wurde gesammelt . Bestimmt wurden die relative 24h 6-Hydroxycortisol (6-OHF) Ausscheidung (als Marker der CYP3A4 Aktivität) sowie Serum & 24h Harnsteroide. Ergebnis: Eine vermehrte CYP3A4 Induction wurde durch eine erhöhte 24h-Urin 6-OHF/Kortisol Ausscheidung bei Patienten unter OXC-Monotherapie im Vergleich zur Kontrollgruppe nachgewiesen. Die Ausscheidung der C19 und C21 Steroide zeigte keinen Unterschied zwischen den Gruppen. Schlussfolgerung: OXC induziert die CYP3A4 Aktivität und führt zu einem vermehrten Abbau von Kortisol zu 6-OHF. Die Effekte auf den Steroidmetabolismus sind bei Gesunden minimal, Vorsicht ist jedoch bei Patienten mit Addison-Krankheit unter OXC-Therapie geboten. Weiters ist darauf zu achten, dass insbesondere bei Patienten unter OXC-Therapie die zusätzlich mit Kortison behandelt werden möglicherweise höhere Kortisondosen zum Erreichen des Therapieziels vonnöten sein können. P055 Rufinamid bei 18 Patienten mit Lennox-Gastaut-Syndrom - Dokumentation mit dem elektronischen Patiententagebuch Epivista® Reutlinger C.1, Baudhuin J.A.2, Dreiwes C.2, Stephani U.1, Boor R.2 1Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Klinik für Neuropädiatrie, Kiel, Germany, 2Norddeutsches Epilepsiezentrum für Kinder und Jugendliche, Schwentinental/Raisdorf, Germany Das Lennox-Gastaut-Syndrom (LGS) gehört zu den therapieschwierigen Epilepsien des Kindesalters. Mit Rufinamid ist seit Juni 2007 ein neues Medikament zur Zusatztherapie bei Kindern > 4 Jahren mit LGS zugelassen. Wir haben seitdem 18 Patienten mit LGS mit Rufinamid (add-on) behandelt. Die Dokumentation von Baseline, Verlauf und unerwünschten Wirkungen erfolgte mit dem elektronischen Patiententagebuch Epivista®. Betrachtet man die Verläufe getrennt nach verschiedenen Anfallsformen, zeigen sich die besten Ergebnisse bei tonischen Anfällen. Bei 6 Patienten mit Serien tonischer Anfälle traten nach Eindosierung von Rufinamid keine Anfallsserien auf; bei 13 Patienten mit tonischen Anfällen, kam es bei 9 Patienten (69%) zu einer Anfallsreduktion > 90%. Eine teilweise Anfallsreduktion konnte auch bei generalisiert tonisch-klonischen und komplex-fokalen Anfällen sowie atypischen Absencen erreicht werden. Die gegebene Enddosis lag zwischen 14 und 40 mg/kg und Tag mit einer Ausnahme, bei der eine Dosis von 5 mg/kg schon zu einer deutlichen Anfallsreduktion führte und eine weitere Steigerung auf Grund von UEW nicht möglich war. An UEW ist regelhaft Übelkeit, z.T. auch Erbrechen und teilweise eine Gewichtsabnahme zu beobachten. Teilweise trat die Übelkeit nur bei Eindosierung auf und besserte sich im Verlauf. Dies ließ sich durch eine langsamere Eindosierung meist vermeiden. Bei 2 Patienten musste auf Grund von Erbrechen die Therapie abgebrochen werden, einmalig führte ein Hautausschlag zum Abbruch der Therapie. Insgesamt bietet Rufinamid eine weitere Therapieoption beim Lennox-Gastaut-Syndrom, insbesondere bei Patienten mit tonischen Anfällen und typischen EEG-Veränderungen. Dies konnte insbesondere im Langzeitverlauf durch die Anfallsdokumentation im elektronischen Patiententagebuch Epivista® gezeigt werden P056 Erste Erfahrungen in der Anwendung eines (modifizierten) UKISS (United Kingdom Infantile Spasms Study) Protokolls bei der Behandlung des West Syndroms Koch J.1, Rauscher C.1 1Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendheilkunde, Salzburg, Austria Einleitung: Es gibt kein einheitliches Therapieprotokoll zur Behandlung des Westsydroms (WS). Die Wirksamkeit der Hormontherapie (ACTH) ist etabliert, aufgrund der schweren Nebenwirkungen bei hoher Rezidivrate wird diese an unserer Klinik nicht mehr angewendet. Die UKISS (2004) verglich in einer prospektiv randomisierten Multicenterstudie Steroide (Prednisolon/PDN, ACTH) mit Vigabatrin (VGB) zur Behandlung des WS und zeigte signifikant raschere Anfallsfreiheit bei Behandlung mit Steroiden (kein Unterschied zwischen ACTH und PDN). Nach 6 Monaten bestand hinsichtlich Anfallsfreiheit (40%) kein Unterschied zwischen den zwei Gruppen. Wir modifizierten daraufhin unser Therapieprotokoll (1. Vitamin B6, 2. VGB, 3. VGB+Nitrazepam/NZP) mit PDN (Dosierung entsprechend der UKISS). Methodik: Anwendungsbeobachtung. Ergebnisse: Wir behandelten 3 Säuglinge (1 männlich, 2 weiblich) mit WS (2 kryptogen, 1 idiopathisch), Alter bei Beginn der Erkrankung war 4/6/7 Monate. Die Kinder waren nach 14/23/1 Tagen anfallsfrei, die Hypsarrhythmie unterdrückt nach 17/10/3 Tagen, das EEG normal nach 9 Monaten/4 Monaten /2 Wochen. 2/3 Kindern wurden unter der Kombination VGB+NZP+PDN bzw. VGB+PDN anfallsfrei. VGB wurde /wird aufgrund der beschriebenen ophtalmologischen Nebenwirkungen nach 6 Monaten abgesetzt. Im Verlauf sind nach 10/10/4 Monaten alle Kinder anfallsfrei, sie werden behandelt mit Valproinsäure+NZP/ Topiramat+NZP/ VGB. Die Kinder sind in ihrer Entwicklung deutlich retardiert/leicht auffällig/normal. Schwerwiegende Nebenwirkungen sind nicht aufgetreten. Schlussfolgerung: Die ersten Erfahrungen in der Behandlung des WS mit VGB und PDN in der Dosis der UKISS sind positiv. Alle drei Patienten sind anfallsfrei. Wir diskutieren die primäre Kombination einer kurzfristigen PDN Therapie (4 Wochen, entsprechend UKISS) mit einer mittelfristigen VGB Therapie, die nach 6 Monaten nach Krankheitsverlauf beendet oder umgestellt wird. Zu fordern sind prospektive randomisiert kontrollierte Studien, um die zu oft katastrophal verlaufende Erkrankung besser behandeln zu können. P057 IV Levetiracetam in Behandlung eines refraktären komplex-partiellen status epilepticus Nomayo H.O.1 1Klinikum Weiden, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Weiden, Germany Einführung: Obwohl Antiepileptika(AED) der älteren Generation einen status epilepticus(SE) in den meisten Fällen beenden können, entwickelt sich ein pharmakorefraktärer Status epilepticus(RSE) bei einer Minderheit der pediatrischen Patienten mit SE. Die Behandlungsalgorhythmen des RSE basieren nur auf Konsenz-Empfehlungen oder Expertenmeinungen. Die pharmakologische Termination eines RSE durch intravenöse Infusionen(ciV) von Benzodiazepin(MDZ), Barbiturate(PB,THIO), (Fos)Phenytoin(PHT), Valproat(VPA) oder Anästhetika(PRO, KET) birgt das Risiko potentiell lebensbedrohlicher Komplikationen. Neue Publikationen, die wirksame und sichere Kontrolle der Anfälle bei Kindern mit RSE durch intravenöse Applikation von Levetiracetam(LEV) und durch LEV-Applikation über nasogastrale Sonden beschreiben, weisen auf eine mögliche Rolle für LEV in der Behandlung des RSE. Fallbericht: Wir berichten über einen 4 Monate alten männlichen Säugling mit epileptischer Encephalopathie(MMPS) der wegen eines komplex-partiellen Status epilepticus, nach erfolgter rektaler Diazepamgabe in einer Kinderarztpraxis, in unserer Intensivstation(ICU) aufgenommen wurde. Er zeigte stundenlange, rasch sich wiederholende autonome und vegetative Anfälle mit konstanter Bewußtseinsstörung auch im Intervall, die mit ivBZP, ivVPA, ivPB and ciVPHT nicht beeinflußt werden konnte, die aber nach intravenöser LEV-Kurzinfusion sistierten, mit sofortigem Wiedererlangen des vollen Bewußtseins danach. Unerwünschte Nebenwirkungen traten nicht auf und nach Beendigung der ivLEV-Kurzinfusionen blieb der Säugling, unter oraler VPA-LEV Komedikation, anfallsfrei über einige Tage. Diskussion: Dieser Fall zeigt, daß ivLEV eine nützliche und sichere Option für die Behandlung des RSE auch bei Säuglinge ist. Die juristische Fragen des bis dato off-label Einsatzes Säuglingen müssen Beachtung finden. Randomisierte kontrollierte Studien(RCTs) mit LEV and anderen AEDs der neuen Generation bei SE sind notwendig. Abkürzung: MMPSI maligne migrierende partialepilepsie des Säuglingsalter. P058 Screening auf 15q13.3 Mikrodeletionen in Patienten mit Benigner Rolandoepilepsie und verwandten Syndromen Obermeier T.1, Helbig I.1, von Spiczak S.1, Boor R.2, Weber Y.3, Lerche H.3, Neubauer B.4, Franke A.5, Schreiber S.5, Stephani U.1, Muhle H.1 1Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Klinik für Neuropädiatrie, Kiel, Germany, 2Norddeutsches Epilepsiezentrum für Kinder und Jugendliche, Raisdorf, Germany, 3Universität Ulm, Klinik für Neurologie, Ulm, Germany, 4Universitätsklinikum Giessen und Marburg, Abteilung Neuropädiatrie und Sozialpädiatrie, Giessen, Germany, 5Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Institut für Klinische Molekularbiologie, Kiel, Germany Fragestellung: Zentrotemporale Spikes stellen das elektographische Hauptmerkmal der Benignen Rolando-Epilepsien (BRE) und verwandter Syndrome dar. Ein Kopplungsbefund von zentrotemporalen Spikes zu der chromosomalen Region 15q14 ist beschrieben, die zugrunde liegende genetische Variation ist allerdings bislang unbekannt. Kürzlich wurde eine rekurrente Mikrodeletion der genomischen Region 15q13.3 gefunden. Diese Mikrodeletion umfasst CHRNA7, das Gen für die alpha-7 Untereinheit des nikotinergen Acetylcholinrezeptors, ein Kandidatengen für Epilepsien. Ziel dieser Untersuchung war es, die Frequenz dieser Mikrodeletion in den benignen Partialepilepsien zu bestimmen. Methodik: 71 Patienten mit BRE und verwandten Syndromen wurden mittels eines qPCR-Assays (TaqMan, ABI) auf 15q13.3 Mikrodeletionen untersucht. Die Patientengruppe umfasste 49 Patienten mit BRE, 12 Patienten mit Pseudo-Lennox-Syndrom (PLS), 7 Patienten mit Electrical Status Epilepticus in Sleep (ESES) und 3 Patienten mit Landau-Kleffner-Syndom (LKS). Ergebnis: In keinem der Patienten mit BRE und verwandten Syndromen konnte eine 15q13.3 Mikrodeletion nachgewiesen werden. Dagegen wurden zwei 15q13.3 Duplikationen bei einem Patienten mit BRE und einem Patienten mit PLS gefunden, deren Bedeutung derzeit unklar ist. Schlussfolgerung: In unserem Kollektiv ergeben sich keine Hinweise, dass 15q13.3 Mikrodeletionen einen Risikofaktor für Rolando-Epilepsien und verwandte Syndrome darstellen, allerdings sollte dies in einem größeren Kollektiv überprüft werden. P059 Toxische Effekte akzidenteller Ingestion von Lamotrigin im Kindesalter Syrbe S.1, Landgraf M.1, Bernhard M.K.1, Merkenschlager A.1 1Universitätsklinik für Kinder und Jugendliche Leipzig, Neuropädiatrie, Leipzig, Germany Lamotrigin (LTG) ist ein neueres Antiepileptikum. Über toxische Effekte im Kindesalter gibt es kaum Berichte. Patient 1: Ein 2 5/12 Jahre altes Mädchen wurde etwa drei Stunden nach Einnahme einer 200mg Tablette LTG aufgenommen. Auffällig war wiederholtes Erbrechen, eine Wesensveränderung, Unruhe und Müdigkeit. Bei Aufnahme zeigte sich ein agitiertes Kleinkind mit ataktisch athetotischen Bewegungsmustern, Termor und aggressivem Verhalten. Die initial bestimmten Laborparameter waren bis auf eine leichte Erhöhung der Transaminasen unauffällig. Der LTG-Spiegel lag bei 27,7mg/l (therapeutischer Bereich 3-14mg/l). Bezüglich der Bewegungsstörung und der Agitiertheit mit aggressivem Verhalten wurde nach frustranen Midazolamgaben Levomepromazin eingesetzt. Unter symptomatischer Therapie normalisierten sich klinische und paraklinische Parameter bis zum Folgetag. Patient 2: Ein 1 11/12 Jahre alter Junge wurde uns nach zwei generalisiertem Krampfanfällen vorgestellt. Bei Aufnahme zeigte sich ein somnolentes Kleinkind mit ataktischen Bewegungen, Tremor und Nystagmus. 24 Stunden nach Aufnahme normalisierte sich der klinische Zustand. Nach spezifischer Anamnese ergab sich der Verdacht auf Einnahme von LTG. Der aus dem Serum bestimmte Plasmaspiegel von LTG lag bei 14,7mg/l am oberen therapeutischen Bereich. Zusammenfassung: LTG-Inintoxikationen im Kindesalter sind sehr selten. Wir präsentieren den Verlauf zweier Fälle bei sonst gesunden Kleinkindern. Als Hauptsymptome fanden sich Wesensveränderung, extrapyramidalmotorische Bewegungsstörungen und Krampfanfälle. Die gefundenen Plasmaspiegel ließen keinen Schluss auf die Symptomschwere zu. Eine symptomatische Therapie mit Kreislaufmonitoring steht im Vordergrund. Die Gabe von Aktivkohle und Magenspülung können im Einzelfall erwogen werden. Wir beobachteten in einem Fall eine deutliche Besserung der Symptome unter neuroleptischer Therapie mit Levomepromazin, was neben den antipsychotischen Effekten mit der anticholinergen Wirkung auf das extrapyramidalmotorische System erklärbar sein könnte. P060 Krampfanfälle nach akzidenteller Dimenhydrinat-Überdosierung Bernhard M.K.1, Uhlig H.2, Mütze U.1, Syrbe S.1, Miehe U.1, Merkenschlager A.1 1Universitätskinderklinik, Neuropädiatrie, Leipzig, Germany, 2Universitätskinderklinik, Gastroenterologie, Leipzig, Germany Dimenhydrinat gilt als relativ sicheres Medikament, das überwiegend sedierende und anticholinerge Nebenwirkungen hat. Ein 13 Monate altes Mädchen erlitt innerhalb von neun Stunden drei mehrminütige, generalisiert tonisch-klonische Anfälle. Anamnestisch zeigte sich, dass das Kind an den beiden Vortagen aufgrund einer Enteritis mit Erbrechen insgesamt 5 Vomex®-Zäpfchen à 40 mg erhalten hatte (entsprechend 23 mg Dimenhydrinat/kg KG). Der erste Anfall trat 10 Stunden nach der letzten Gabe auf. Der Plasmaspiegel lag eine Stunde nach dem ersten Anfall bei 210 µg/l. Im EEG waren keine Hinweise auf erhöhte Anfallsbereitschaft zu sehen, ein MRT Schädel war bis auf kleine Marklagergliosen unauffällig. In den nachfolgenden 12 Monaten traten keine erneuten Anfallsereignisse mehr auf. Bei Säuglingen und Kleinkindern besteht die Gefahr einer Dimenhydrinat-Überdosierung, wenn Zäpfchen aufgrund von intermittierenden Stuhlgang nachgegeben werden. P061 Therapieresistente Anfälle bei maligner Osteopetrose durch homozygote ClCN7 Mutation: lysosomale Aspekte Rittinger O.1, Kornak U.2 1Paracelsus Medizinische Privatuniversität, Universitätskinderklinik Salzburg, Salzburg, Austria, 2Charite Universitätsmedizin Berlin, Institut für Medizinische Genetik, Berlin, Germany Thematik: Osteopetrosen entstehen durch Funktionsverlust der Osteoklasten, wodurch abnorm brüchige Knochen und unterschiedlich schwere neurologische Störungen resultieren. Von zentraler Bedeutung sind Mutationen in Proteinen, die eine elektroneutrale Azidifikation der Resorptionslakunen der Osteoklasten sicherstellen. Unter den autosomal-rezessiven Formen der Osteopetrose (ARO) zeigen Mutationen im Chlorid Kanal 7 (CLCN7) gehäuft eine schwere Neuronopathie mit klinischer Ähnlichkeit zu lysosomalen Speicherkrankheiten. Kasuistik: 2. Kind konsanguiner türkischer Eltern, das erste Kind verstarb mit 10 Monaten unter dem Bild einer progredienten neurodegenerativen Erkrankung mit unbeherrschbaren Krämpfen und schwerer Anämie. Auch beim zweiten Kind bereits in der Neonatalperiode transfusionsbedürftiges Knochenmarksversagen, Entwicklungsstillstand, Hypotonie, therapieresistente zerebrale Anfälle, fortschreitender Sehverlust. Aus hämatologischen Detailbefunden Verdacht auf Osteomyelofibrose, schließlich Diagnose der malignen Osteopetrose aus radiologischen Untersuchungen. Nachweis einer homozygoten Mutation p.Pro249Arg im Exon 9 des Gens CLCN7. Keine Stammzelltransplantation wegen der weit fortgeschrittenen Neurodegeneration. Tod im Alter von 3 Jahren. Lysosomale Aspekte: Clcn7-/- Mäuse entwickeln ebenso wie Menschen eine rasch tödlich verlaufende Osteopetrose mit Neurodegeneration durch massive Anhäufung lysosomalem Speichermaterials (Kasper,2005). Das Speichermaterial weist große ultrastrukturelle Ähnlichkeit mit der neuronalen Lipofuszinose auf einschließlich der Autofluoreszenz. Diese lysosomale Speicherung wurde auch beim Menschen (Steward, 2003) gefunden, allerdings ohne Nachweis einer Funktionsstörung der Lysosomen. Bei der häufigeren, durch Mutationen in TCIG1 verursachten malignen Osteopetrose finden sich diese neuronalen Veränderungen ebenso wenig wie in der entsprechenden Mausmutante oc. Dies spricht für eine spezielle retinale und epileptogene Neuropathogenität von CLCN7 Mutationen, die auch durch eine Stammzelltherapie nicht kurabel ist. P062 Wertigkeit der EEG-Untersuchung nach leichtem Schädelhirntrauma (SHT) im Kindesalter Oster I.1, Meyer S.2, Shamdeen M.G.2, Gortner L.3 1Universitätsklinik des Saarlandes, Sektion Neuropädiatrie, Homburg, Germany, 2Universitätsklinik des Saarlandes, Sektion Neuropädiatrie, Klinik für Allgemeine Pädiatrie und Neonatologie, Homburg, Germany, 3Universitätsklinik des Saarlandes, Klinik für Allgemeine Pädiatrie und Neonatologie, Homburg, Germany Einleitung: Das SHT ist eine der häufigsten Ursachen für Krankenhauseinweisungen im Kindesalter. Aufgrund divergierender Leitlinien zum diagnostischen Vorgehen beim leichten SHT im Kindesalter ist das diagnostische Vorgehen uneinheitlich. Neben bildgebenden Verfahren (cCT; cMRT; Sonografie) wird häufig eine elektoencephalografische Untersuchung (EEG) durchgeführt, wobei die Wertigkeit des EEGs bisher nicht geklärt ist. Methode: Retrospektive Analyse von 150 pädiatrischen Patienten im Alter von 0-16 Jahren, die von 01/2006 - 12/2007 in der Kinderklinik der Universität des Saarlandes mit der Diagnose eines leichten SHT stationär aufgenommen wurden. Ergebnis: Das Durchschnittsalter betrug 4,3 ± 3,6 Jahre ( =0,05): 55,3% waren männlich. Die 5 häufigsten Unfallmechanismen waren: Sturz aus der Ebene (30%), Sturz aus < 1m Höhe (30%), Sturz aus > 1,5m (10%),Sturz aus 1-1,5m (7,3%), Anpralltrauma (6%). Die 5 häufigsten Symptome waren: Rezidivierendes Erbrechen (31.3%), einmaliges Erbrechen (28.7%), reduzierter Allgemeinzustand (26%), Kopfschmerzen (12.7%), und kurz dauernde Bewusstlosigkeit (11.3%). Bei 118 der 150 Patienten wurde eine EEG-Untersuchung durchgeführt; davon waren 106 (89,8%) unauffällig, 11 (9.3%) pathologisch und 1 (0,9%) aufgrund von Artefakten nicht beurteilbar. Die pathologischen EEGs ergaben in 9 Fällen Herdbefunde mit lokalisierter Verlangsamung, in 1 Fall epilepsietypische Potenziale (Spike-wave Komplexe) und in 1 Fall eine generalisierte Verlangsamung im Sinne einer Allgemeinstörung. Von den 11 Patienten mit pathologischem EEG erhielten 2 Patienten eine cCCT, 2 eine cMRT und 2 eine Schädelsonografie, welche alle einen unauffälligen Befund lieferten. Bei keinem der Kinder war eine neurochirurgische Intervention nötig und bei keinem der Kinder wurden anhaltende Symptome beobachtet. Schlussfolgerung: Die routinemäßige EEG-Untersuchung nach leichtem SHT ist bei Kindern nicht sinnvoll, da sie zumeist einen unauffälligen Befund zeigt und zudem zu unnötiger, weiterführender Diagnostik führt. P063 Kopfschmerztherapie mit TENS (Transkutane Elektrische Nervenstimulation) bei Kindern und Jugendlichen - Eine Verlaufsstudie der Universitätskinderklinik Leipzig Bernhard M.K.1, Himpel M.1, Landgraf M.1, Syrbe S.1, Merkenschlager A.1 1Universitätskinderklinik, Neuropädiatrie, Leipzig, Germany Hintergrund: Die Therapie chronischer Kopfschmerzen in der Pädiatrie ist durch den limitierten Einsatz von Pharmakotherapie schwierig. Eine nicht-medikamentöse Alternative stellt die TENSBehandlung dar. Methode: Kinder und Jugendliche, die zwischen 2005 und 2008 bei Spannungskopfschmerzen, Migräne oder kombiniertem Spannungskopfschmerz mit Migräne eine TENS-Therapie über mindestens 6 Monate erhielten. Die empfohlene Anwendungshäufigkeit lag bei 3 x täglich je 30 min. Die TENS-Geräte speicherten die Anwendungszahl und -dauer, ohne dass die Patienten auf diese Daten Zugriff hatten. Ergebnisse: 75 Patienten zwischen 7 und 18 Jahren wurden mit TENS behandelt (Median 13,5 Jahre, 72 % Mädchen, 28% Jungen). 58 der Patienten hatten Spannungskopfschmerzen, 6 Migräne und 11 kombinierte Kopfschmerzen. Bei 35% der Patienten gab es Hinweise auf psychosoziale Hintergründe der Kopfschmerzen. Die durchschnittliche Kopfschmerzfrequenz vor Therapie betrug 10mal pro Monat (von 1 bis 30). Die TENS-Therapie wurde durchschnittlich über 6 Monate durchgeführt. Bei 3 Patienten (4%) wurde die Therapie wegen Nebenwirkungen abgebrochen, bei 2 Patienten (3%) kam es zu angeblichen Geräte- oder Bedienungsfehlern. Die durchschnittliche Kopfschmerzfrequenz nahm auf 4mal pro Monat ab (von 0 bis 30). Subjektiv beschrieben 41,5% der Patienten eine deutliche Besserung der Beschwerden, weitere 34% beschrieben eine geringe (12%) bis gute (22%) Besserung. Diese Besserung war in 61% der Fälle objektiv nach dem Kopfschmerzprotokoll verifizierbar. Die Anwendungshäufigkeit des TENS-Gerätes betrug im Durchschnitt nur 20mal pro Monat (empfohlen 90mal!), die durchschnittliche Dauer je Anwendung 24 min. Diskussion: In 75 % der Fälle kam es zu einem subjektiven Rückgang der Beschwerden trotz geringer Compliance. Die subjektive Beschwerdelinderung unter TENS-Therapie ist deutlich höher als der an der Kopfschmerzfrequenz objektivierbare Erfolg. Insgesamt sollte TENS-Therapie als eine primäre Dauertherapie von Spannungskopfschmerzen und von Migräne im Kindesalter etabliert werden. P064 Ophthalmoplegische Migräne (OM) mit frühzeitiger, rezidivierender Okulomotorius-Parese des linken Auges bei einem 6 Jahre alten Jungen Grønborg S.1, Huppke P.1, Schramm P.2, Gärtner J.1, Brockmann K.1 1Zentrum Kinderheilkunde und Jugendmedizin, Pädiatrie II mit Schwerpunkt Neuropädiatrie, GeorgAugust-Universität, Göttingen, Germany, 2Abteilung Neuroradiologie, Georg-August-Universität, Göttingen, Germany OM ist eine seltene Erkrankung mit einseitigen migräneartigen Kopfschmerzen, ipsilateraler Ophthalmoplegie und Beginn in der Kindheit. Die Hirnnerven III, IV oder VI können betroffen sein, wobei die Lähmung des N. okulomotorius (HNIII) am häufigsten ist. Die Ophthalmoplegie besteht Stunden, Wochen oder Monate, die Kopfschmerzen meist mehrere Tage. Nach wiederholten Episoden ist die Rückbildung der Lähmung möglicherweise unvollständig. In der akuten Phase zeigt das MRT häufig eine Verdickung und reversible Kontrastmittelaufnahme des betroffenen Nerven. Läsionen in benachbarten Strukturen müssen ausgeschlossen werden. Die Pathogenese der Erkrankung ist unklar, eine entzündliche Genese wurde vorgeschlagen. Die Differentialdiagnose umfasst Tumoren, Traumen, Aneurysmen und entzündliche Geschehen wie Tolosa-Hunt-Syndrom oder Sarkoidose. Wir berichten über einen 6 Jahre alten Jungen, der mit 13 Monaten plötzlich und ohne Begleitsymptome eine Lähmung des HNIII erlitt. Im MRT zeigte sich eine Verdickung und Kontrastmittelaufnahme des HNIII beim Verlassen des Mittelhirns. Differentialdiagnostisch wurden ein entzündliches Geschehen und ein Neurinom in Betracht gezogen. Der Patient erhielt Steroide und die Lähmung bildete sich über mehrere Wochen langsam zurück. In den folgenden fünf Jahren traten insgesamt acht weitere Episoden auf. Die Behandlung mit Steroiden wurde nicht wiederholt. Migräneartige Kopfschmerzen wurden das erste Mal bei der fünften Episode, im Alter von vier Jahren, angegeben, dauerten eine Woche an und begleiteten jede weitere HNIII-Lähmung. In der Anamnese ist kein Trigger der HNIII-Lähmung ersichtlich. Da es im Rahmen der letzten Episoden nicht mehr zu einer vollständigen Erholung der Symptome kam, zeigt der Patient jetzt mit 6 Jahren eine partielle HNIII-Lähmung mit einer erweiterten und areaktiven Pupille links. Im Verlauf kam es nicht zu einer Zunahme der HNIII-Verdickung und ein aktuelles MRT vier Monate nach der letzten Episode zeigt jetzt nur noch eine sehr geringe Kontrastmittelaufnahme, so dass die Diagnose OM bestätigt werden konnte. P065 Verringert navigierte transkranielle Magnetstimulation (TMS) die Variabilität der MEP-Amplitude und erhöht sie die Reproduzierbarkeit? Jung N.H.1, Kuhnke N.1, Hauschke D.2, Stolle S.1, Delvendahl I.1, Mall V.1 1Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendheilkunde Freiburg, Neuropädiatrie, Freiburg, Germany, 2Institut für Biometrie und Statistik, Freiburg, Germany Einleitung: Eine bedeutende Eigenschaft der transkraniellen Magnetstimulation (TMS) ist die Variabilität der motorisch evozierten Potenziale (MEP). Das Ziel dieser Studie war es, die Variabilität und Reproduzierbarkeit der MEP-Amplituden mit und ohne navigierter TMS zu einem Zeitpunkt, und die Reproduzierbarkeit zwischen verschiedenen Zeitpunkten zu untersuchen. Methoden: Es nahmen n=8 gesunde Probanden (w: n=4, m: n=4) im Alter von 22-25 Jahren (durchschnittliches Alter: 23,8 ± 1,24 Jahre) an jeweils 3 Untersuchungsterminen mit und ohne optisch unterstützter navigierter TMS teil. Aufgezeichnet wurden Dosis-Wirkungskurven (von +5% bis +30% der max. Stimulatorleistung über der motorischen Schwelle) und MEP-Amplituden im Zielbereich von 1 mV (SI1mV). Statistische Kenngröße der Variabilität war der Variationskoeffizient. Die Reproduzierbarkeit wurde anhand der MEP-Amplitude untersucht. Ergebnisse: Der Variationskoeffizient der MEP-Amplituden wies keinen signifikanten Unterschied zwischen der navigierten und der nicht navigierten TMS bei der Aufzeichnung von DosisWirkungskurven auf. Signifikante Unterschiede zeigten sich sowohl für Untersuchungen mit navigierter TMS, als auch für nicht-navigierte TMS. Ein Trend in Richtung einer reduzierten Variabilität der MEPAmplitude in Untersuchungen mit navigierter TMS konnte nicht beobachtet werden. Es wurden ebenfalls keine signifikanten Unterschiede in der MEP-Amplitude im 1mV Zielbereich, als Ausdruck der Reproduzierbarkeit, zwischen navigierter und nicht-navigierter TMS festgestellt. Diskussion: Unsere Ergebnisse unterstützen die Hypothese nicht, dass lokale Genauigkeit die Variabilität der MEP-Amplituden senkt. Sie sind im Einklang mit den Ergebnissen eines ähnlichen Versuchsaufbaus (Gugino et al., 2001). Navigierte TMS erhöht auch nicht die Reproduzierbarkeit der TMS zwischen verschiedenen Messzeitpunkten. Andere Faktoren, wie zum Beispiel die spinale Desynchronisation (Rösler et al., 2008), scheinen daher hauptsächlich für die Variabilität der MEP Amplituden verantwortlich zu sein. P066 Pontine tegmental cap dysplasia: Zwei zusätzliche Fälle Poretti A.1, Rauscher C.2, Neuhann T.3, Forstner R.4, Hahn G.5, Koch J.2, Tinschert S.3, Boltshauser E.1 1University Children’s Hospital, Department of Pediatric Neurology, Zürich, Switzerland, 2Paracelsus Medical University, Department of Pediatrics, Salzburg, Austria, 3Institute of Clinical Genetics, Medical Faculty Carl Gustav Carus, University of Technology, Dresden, Germany, 4Paracelsus Medical University, Department of Radiology, Salzburg, Austria, 5Children's Hospital, Medical Faculty Carl Gustav Carus, University of Technology, Department of Pediatric Radiology, Dresden, Germany Die Pontine Tegmental Cap Dysplasia (PTCD) ist eine kürzlich beschriebene Malformation des Rhombencephalons mit folgenden neuroradiologischen Befunden: flaches Profil der ventralen Pons, vorgewölbtes Tegmentum der Pons, Dysplasie und Hypoplasie des Kleinhirnwurms, Verkürzung des mesenzephalen Isthmus, seitlich verlagerte obere Kleinhirnschenkel, deren Form und Verlauf an einen molar tooth erinnern, Fehlen der unteren Olivenkerne und unvollständiges Fehlen der mittleren Kleinhirnschenkel. Bisher wurden nur 12 Fälle publiziert, die alle sporadisch auftraten. Wir beschreiben zwei zusätzliche Patienten. Beide Kinder hatten postnatal Trinkschwierigkeiten aufgrund einer Kiefersperre. Multiple Hirnnervenausfälle (VII, VIII, IX) waren bei beiden Kindern dominierend und verursachten eine beidseitige sensorische Taubheit und eine schwere, gastrostomiebedürftige Schluckstörung. Bei einem Kind bestand auch ein sensorischer Trigeminusausfall mit schweren Hornhauttrübungen. Beide Kinder machten lediglich geringe Entwicklungsfortschritte. Bei beiden Kindern lagen Anomalien der Rippen und Wirbelkörper vor, bei einem Kind ein hämodynamisch relevanter Vorhofseptumdefekt. Die Kinder starben im Alter von 15 bzw. 32 Monaten aufgrund von interkurrenten Infektionen. Die früher beschriebenen Patienten waren deutlich weniger stark betroffen. Vergleichbare neuroradiologische Befunde können mit unterschiedlich ausgeprägter Klinik einhergehen. Unsere Patienten könnten die schwerwiegendste Seite dieses Spektrums darstellen. P067 Leben mit nur einer Kleinhirnhälfte: Outcome von Kindern mit einer schweren einseitigen Kleinhirnhypoplasie Poretti A.1, Limperopoulos C.2, Wolf N.I.3, Roulet-Perez E.4, Rauscher C.5, Prayer D.6, Müller A.7, Weissert M.8, Kotzaeridou U.3, du Plessis A.J.9, Huisman T.A.10, Boltshauser E.1 1University Children’s Hospital, Pediatric Neurology, Zürich, Switzerland, 2McGill University, Neurology and Neurosurgery, Montreal, Canada, 3University Children’s Hospital, Pediatric Neurology, Heidelberg, Germany, 4University Children’s Hospital, Pediatric Neurology, Lausanne, Switzerland, 5University Children's Hospital, Pediatric Neurology, Salzburg, Austria, 6Medical University, Neuroradiology, Vienna, Austria, 7Children’s Hospital, Pediatrics, Münsterlingen, Switzerland, 8Children's Hospital, Pediatric Neurology, St. Gallen, Switzerland, 9Harvard Medical School, Pediatric Neurology, Boston, United States, 10The Johns Hopkins Hospital, Pediatric Radiology, Baltimore, United States Fragestellung: Vollständiges oder subtotales Fehlen einer Kleinhirnhemisphäre ist selten, nur wenige Patienten wurden bis jetzt beschrieben. Wir berichten über klinische und neuroradiologische Befunde sowie kognitive Fähigkeiten einer großen Patientenserie. Methodik: Wir haben die MR-Bilder und die klinischen Daten von 8 bzw. 7 Kindern mit einer schweren einseitigen Kleinhirnhypoplasie ausgewertet. Bei zwei Patienten hatten wir eine foetale MRIUntersuchung der 21. Schwangerschaftswoche zur Verfügung, in einem Fall wurde die Schwangerschaft unterbrochen. Das Durchschnittsalter der Kinder beim letztem Follow-up betrug 7.3 Jahre (2.3 bis 14.9 Jahre). Ergebnis: Die linke Kleinhirnhemisphäre war bei sechs Kindern betroffen, die rechte bei zwei. Die Hypoplasie wurde bei fünf Patienten als schwer eingestuft, in drei Fällen lag eine subtotale Aplasie vor. Der Kleinhirnwurm war in fünf Fällen betroffen, und bei allen Kindern lag eine kontralaterale Hirnstammasymmetrie vor. Das Volumen der hinteren Schädelgrube war bei vier Patienten ipsilateral zur Hypoplasie vermindert, bei drei Patienten normal und bei einem vergrößert. Beide foetale MRIUntersuchungen zeigten bereits in der 21. Schwangerschaftswoche die einseitige Kleinhirnhypoplasie. Drei Patienten zeigten eine leichte Rumpfataxie, fünf eine leichte Extremitätenataxie (in drei Fällen nur ipsilateral zur Kleinhirnhypoplasie). Muskuläre Hypotonie und Torticollis waren andere Befunde bei vier Patienten. Drei Kinder wiesen einen globalen Entwicklungsrückstand (moderat in zwei Fällen, leicht in einem Fall) auf und waren auf eine Sonderschulung angewiesen. Vier Kinder zeigten eine v.a. expressive Sprachstörung, ein Patient schwere Verhaltensauffälligkeiten im Sinne einer obsessiven kompulsiven Störung. Schlussfolgerung: Eine schwere einseitige Kleinhirnhypoplasie stellt eine residuelle Veränderung nach einer pränatalen Kleinhirnblutung dar. Die Prognose variiert zwischen praktisch normaler Entwicklung und kognitiver Beeinträchtigung. Risikofaktoren für eine ungünstige Entwicklung konnten nicht gefunden werden. P068 Stellenwert der Kernspindiagnostik und Morphometrie des Balkens bei Kindern mit isolierten kognitiven Störungen Sanchez-Albisua I.1, Merten A.1, Mayrhofer H.1, Grodd W.2, Krägeloh-Mann I.1 1Universiätsklinikum Tübingen, Klinik für Kinder-und Jugendmedizin, Neuropädiatrie, Tübingen, Germany, 2Universitätsklinikum, Neuroradiologie, Tübingen, Germany Es gibt wenig Daten zum diagnostischen Stellenwert der Kernspintomographie (KST) bei Kindern mit isolierter kognitiver Störung (IKS). Fragestellung unserer retrospektiven Studie war: 1) Wie häufig werden pathogenetisch/ätiologisch weiterführende Befunde erhoben? und 2) Besteht eine Korrelation zwischen der Größe des Balkens und der kognitiven Entwicklung eines Kindes? Methoden: Wir evaluierten die KST von 64 Kindern mit IKS und von 18 normalen Kontrollen. Einschlusskriterien der IKS-Kinder waren: Alter > 3 Jahre, freies Gehen mit < 3 Jahren, keine neurologisch definierten Zeichen, keine Progredienz der Erkrankung, keine Epilepsie, keine perinatale Belastung, keine Dysmorphie-Syndrome. Die KST-Befunde wurden als „normal“, „fraglich pathologisch“ und sicher „pathologisch“ bewertet. Die charakteristischen Kennwerte des Balkens (Länge, Fläche, Umfang, Flächen und Umfänge der Balkenabschnitte) wurden bestimmt. Anamnese, Befunde und Diagnosen wurden erfasst. Ergebnisse: Bei der KST-Befundung wurden 54,7% der Patienten und 61,1% der Kontrollen als unauffällig eingestuft. Eine fast gleiche Anzahl an fraglich pathologischen Befunden (37,5% Patienten und 38,9% Kontrollen) wurde diagnostiziert. Sicher pathologische Befunde fanden sich bei 5 Patienten (7,8%), wobei 2 (3,1%) die Entwicklungsstörung nicht erklärten und 3 (4,7%) die Entwicklungsstörung erklärten. Pathologische Befunde lagen anteilig mehr bei den mikrozephalen als bei den normocephalen Patienten vor, bei kleiner Patientenzahl ohne Signifikanz des Unterschieds. Bezüglich der Kennwerten des Balkens fanden sich, mit Ausnahme der Balkenlänge, keine statistisch signifikanten Unterschiede zwischen den Untersuchungsgruppen. Schlussfolgerung: Die Indikation einer KST-Bildgebung bei IKS ohne Progredienz ist gegeben. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit des Auffindens eines spezifischen pathologischen und erklärenden Befundes niedrig (bei 8%). Es besteht keine Korrelation zwischen der Größe des Balkens und der kognitiven Entwicklung eines Kindes. P069 MRT der Skelett-Muskulatur in der Differentialdiagnostik der -Dystroglykanopathie - Verläufe von zwei Patienten mit Muskeldystrophie vom Gliedergürteltyp (LGMD) Typ 2I und Typ 2M Smitka M.1, Hahn G.2, Morris-Rosendahl D.J.3, Ikonomidou C.1, von der Hagen M.1 1Universitätskinderklinik Dresden, Neuropädiatrie, Dresden, Germany, 2Universitätsklinikum Carl G. Carus, Institut und Poliklinik für Radiologisch Diagnostik, Dresden, Germany, 3Universitätsklinikum Freiburg, Institut für Humangenetik, Freiburg, Germany Einführung: -Dystroglykanopathien sind eine heterogene Gruppe an Erkrankungen, die durch eine Störung der O-Glykosilierung des Membranproteins -Dystroglykans (DAG1) verursacht werden. Mutationen in den Genen FKRP, FCMD, POMT1, POMT2, POMGnT1 oder LARGE führen zu einer abnormen Glykosylierung des DAG1 und ähnlichen, sich überlappenden Phänotypen. Das Krankheitsspektrum reicht von schweren, kongenitalen Verlaufsformen mit ZNS-Beteiligung bis hin zu milderen Verläufen im Sinne einer Muskeldystrophie vom Gliedergürteltyp (LGMD). Viele heterogene LGMD manifestieren mit überlappenden und ähnlichen Phänotypen. Differentialdiagnostisch kann eine Magnetresonanztomographie des Skelett-Muskels (M-MRT) hilfreich sein zur Darstellung selektiver Befallsmuster der Muskulatur. Wir vergleichen die M-MRT Befunde von zwei jugendlichen Patienten mit einer LGMD2I und Nachweis einer compound heterozygoten Mutation im FKRP-Gen und einer LGMD2M mit Nachweis einer Mutation im FCMD-Gen. Kasuistik: Der beim M-MRT 17 jährige Patient mit einer LGMD2I bewältigt eine Gehstrecke von ca. 300 Metern. Die M-MRT im Oberschenkelbereich ergab dorsal betonte Muskelveränderungen, mit relativ gut erhaltenem M. gracilis und M. sartorius. Auch am Unterschenkel zeigt sich v.a. ein ausgeprägter Befall der dorsalen Muskelgruppen. Der kaukasische, bei M-MRT 16 jährige Patient mit einer LGMD2M bewältigt eine Gehstrecke von ca. 1 km. Im M-MRT war eine fettige Degeneration der Glutealmuskulatur, des Musculus adductor brevis, des M. vastus lateralis und intermedius sowie des M. gastrocnemius und M. peroneus longus nachweisbar. Diskussion: Bei dem Patienten mit einer LGMD2I zeigt sich im Einklang mit der publizierten Literatur ein selektives Befallsmuster. Ob das hier dargestellte Muster des Muskelbefalls bei dem Patienten mit LGMD2M auch bei anderen Patienten mit dieser Entität gezeigt werden kann, muß an weiteren Patienten überprüft werden. In der Differentialdiagnostik der alpha-Dystroglykanopathien kann die MMRT zur weiteren Einengung der in Frage kommenden Kandidatengene beitragen. P070 Korrelation der Dosierung von Botulinumtoxin und GMFCS-Level bei Kindern mit bilateral spastischer Cerebralparese - Eine explorative Kohortenstudie Schröder S.A.1, Berweck S.1, Huß K.1, Borggraefe I.1, Heinen F.1 1Dr. von Haunersches Kinderspital, Ludwig-Maximilians-Universität München, Abteilung für Neuropädiatrie und Entwicklungsneurologie, München, Germany Fragestellung: Die multi-level Behandlung mit Botulinumtoxin A (BoNT/A, Botox®) bei Kindern mit Cerebralparese (CP) hat sich als wesentlicher Bestandteil eines integrativen Therapiekonzeptes etabliert. Ziel dieser Studie war es, die Dosierung von BoNT/A pro kg Körpergewicht (KG) pro Behandlung bei Kindern mit bilateraler spastischer CP in Abhängigkeit des klinischen Schweregrades nach GMFCS Level zu evaluieren und die Hypothese zu überprüfen, dass die Dosierung nicht vom Schweregrad abhängt sondern von der Anzahl der zu behandelnden Muskeln. Methodik: Retrospektive Datenerfassung von Januar 2000 - März 2003 (Kohorte A: Duisburg, Wedau Kliniken), Prospektive Datenerfassung April 2003 - November 2005 (Kohorte B: München, Dr. von Haunersche Kinderklinik der LMU München). Ausgewertet wurden demographische Daten (Geschlecht, Alter, Gewicht), krankheitsspezifische Daten (Ätiologie, Schweregrad, Verteilungsmuster) und BoNT/A - spezifische Parameter (Dosis/Session, -/Muskel, -/kg Körpergewicht, Anzahl der behandelten Muskeln). Es erfolgte eine getrennte Auswertung der zwei Kohorten und nach GMFCS Grad. Ergebnis: Untersucht wurden 466 Behandlungen in Kohorte A und 151 Behandlungen in Kohorte B. In Kohorte A zeigte sich eine mittlere Dosierung von 16,1 Units/kg Körpergewicht (KG) versus 18,1 Units/kg KG in Kohorte B. In beiden Kohorten zeigte sich die höchste Dosierung bei Patienten mit GMFCS Level III und IV (Kohorte A: GMFCS I: 11,4 U/kg KG, GMFCS II: 13,6 U/kg KG, GMFCS III: 17,6 U/kg KG, GMFCS IV: 18,7 U/kg KG, GMFCS V: 16,4 U/kg KG; Kohorte B GMFCS I:15,9 U/kg KG, GMFCS II: 19,7 U/kg KG, GMFCS III: 21,4 U/kg KG, GMFCS IV: 21,4 U/kg KG, GMFCS V:16,0 U/kg KG). Schlussfolgerung: Die Aufschlüsselung der Dosis/kg Körpergewicht bestätigt die These, dass die Dosierung nicht vom Schweregrad abhängt, sondern dass Patienten mit GMFCS Level III - IV die höchsten Dosierungen benötigen, um eine adäquate multi-level Behandlung zu erhalten. P071 Sicherheit der Behandlung mit Botulinumtoxin bei Kindern mit bilateral spastischer Cerebralparese in Abhängigkeit des GMFCS Levels Berweck S.1, Schröder S.A.1, Huß K.1, Borggraefe I.1, Heinen F.1 1Dr. von Haunersches Kinderspital, Ludwig-Maximilians-Universität München, Abteilung für Neuropädiatrie und Entwicklungsneurologie, München, Germany Fragestellung: Die Behandlung mit Botulinumtoxin (BoNT/A, Botox®) bei Kindern mit Cerebralparese (CP) hat sich als wesentlicher Bestandteil eines multi-modalen Therapiekonzeptes etabliert. Trotz guter Verträglichkeit bleibt die Frage nach den Risikofaktoren für das Auftreten von Nebenwirkungen (UAW) bisher unbeantwortet. Ziel dieser Untersuchung war, das Auftreten von UAW in Abhängigkeit des Schweregrades der CP nach GMFCS aufzuschlüsseln und nach Risikofaktoren für das Auftreten von UAW zu untersuchen. Methodik: Retrospektive Datenerfassung von Januar 2000 - März 2003 (Kohorte A: Duisburg, Wedau Kliniken), Prospektive Datenerfassung April 2003 - November 2005 (Kohorte B München, Dr. von Haunersche Kinderklinik der LMU München). Ausgewertet wurden demographische Daten (Geschlecht, Alter, Gewicht), krankheitsspezifische Daten (Ätiologie, Schweregrad, Verteilungsmuster) und UAW-spezifische Parameter (Art, Dauer, Schweregrad). Es erfolgte eine getrennte Auswertung der zwei Kohorten nach GMFCS Grad. Behandlungen mit Nebenwirkungen wurden zusätzlich ausgewertet. Ergebnis: untersucht wurden 466 Behandlungen in Kohorte A versus 151 Behandlungen in Kohorte B. In A traten 33 (7,1%) UAW versus 21 (13,9%) UAW in Gruppe B auf. In Kohorte A zeigte sich das größte Risiko für das Auftreten von UAW bei Patienten mit GMFCS III mit 11/110 (10%) Behandlungen [GMFCS I: 3/81 (3,7%), GMFCS II: 7/110 (6,4%), GMFCS IV: 9/110 (8,2%), GMFCS V: 3/55 (5,5%)]. Innerhalb der Kohorte B zeigten sich UAW bei Kindern mit GMFCS I in 8/37 (21,6%) Behandlungen [GMFCS II: 4/31 (12%), GMFCS III: 6/42 (14,3%), GMFCS IV: 2/25 (8,0%), GMFCS V: 1/13 (7,7%]. Innerhalb beider Kohorten war das Alter niedriger in den Untergruppen mit UAW im Vergleich zur Behandlungsgruppe (A mit UAW: 70 vs. 91 Monate; B mit UAW: 66 vs. 78 Monate). Schlussfolgerung: das Auftreten von UAW in der Behandlung von Kindern mit CP scheint bei jüngeren Patienten höher zu sein. In Summe beider Kohorten ist die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von UAW bei Kindern mit GMFCS III mit 11,2% am größten. P072 Behandlung der spastischen Cerebralparese: Einsatz von komplexproteinfreiem Botulinumtoxin A (Xeomin®) bei Kindern Sprinz A.1, Dercks M.2, Weglage J.2, Nagel A.1 1Haus Walstedde - Gesundheitszentrum, Ganglabor Walstedde, Drensteinfurt, Germany, 2Haus Walstedde - Gesundheitszentrum, Drensteinfurt, Germany Fragestellung: Botulinum Neurotoxin Typ A (BoNT A) ist seit langem in der Therapie der CP (CP) etabliert1. Zuletzt kam ein neues Präparat ohne Komplexproteine (Xeomin®) auf den Markt, derzeit besteht jedoch noch keine Zulassung für die Behandlung der Spastik. Methodik: Fallbericht. Wir zeigen vorläufige Daten von 6 Kindern zwischen 4 und 17 Jahren mit einer ein- bzw. beidseitigen CP (GMFCS Level 1-5°). Die Patienten hatten zuvor BoNT in anderer Zubereitung bekommen und wurden wegen Wirkabschwächung bzw. -verlust umgestellt auf einen sog. off-label-use mit BoNT A Xeomin®. Ergebnis: Die Gesamtdosis betrug 10-76 MU/kg (max. 1.020 MU total), es wurde die multi-muscleoption angewendet. Alle Injektionen wurden am analgosedierten Kind durchgeführt, zur Analgosedierung gaben wir S-Ketamin and Midazolam (i.v. bzw. rectal). Alle Patienten haben deutliche Verbesserungen erfahren, sowohl im Bereich der Spastik als auch in bezug auf die Schmerzsituation, unerwünschte Wirkungen traten nicht auf. Schlussfolgerung: In verschiedenen Situationen im Rahmen der Behandlung von Kindern mit spastischen Syndromen benötigen wir Alternativen zur Behandlung mit BoNT (Botox®). Xeomin kann als komplexprotein-freie Zubereitung hier eine Alternative bieten, wenn es sich nicht um einen strikten on-label-use handeln muss. Xeomin® ist sicher, und die hier benutzten Dosen sind äquivalent zu denen von Botox®. 1 Heinen, F. eta al.: Botulinumtoxin für Kinder mit Zerebralparesen: 10-Punkte-Tabelle, 2007. Ein interdisziplinärer deutscher Konsensus. Monatsschr Kinderheilkd 2007; 155: 537-543. P073 Veränderungen des Gangbildes nach multimodaler Behandlung der infantilen Cerebralparese (CP) mit Physiotherapie, Botulinumtoxin und Lokomat-Training: Ein Fallbeispiel Sprinz A.1, Nagel A.1 1Ganglabor Walstedde - Zentrum für Bewegungsanalyse und -therapie, Drensteinfurt-Walstedde, Germany Einleitung: Die multimodale Behandlung der infantilen CP umfasst viele Maßnahmen zur Verbesserung der Gelenkbewegung und des Gangbildes. Dabei werden physiotherapeutische Behandlungen [1], Botulinumtoxin A [2,3] und robotergestütztes Gangtraining im Lokomaten [4,5] eingesetzt. Patientendaten und Methoden: Die neunjährige Patientin leidet an einer bilateralen spastischen CP mit GMFCS-Level 1 mit Pes equinovalgus. Die Behandlung umfasste Physiotherapie, die Behandlung mit Botulinumtoxin A und Gangtraining im Lokomaten (Hocoma, Schweiz). Die Veränderungen im Gangbild wurden durch dreidimensionale Ganganalysen erfasst (Vicon, Oxford Metrics). Ergebnisse: Vor der Therapie zeigte sich eine eingeschränkte Knie- und Hüftbeugung (45,8 bzw. 56,2°). Nach der Therapie konnte eine Verbesserung der Beugefähigkeit im Knie- (54,6°) und Hüftgelenk (59,0°) nachgewiesen werden. Zusätzlich verbesserte sich die Kniestreckung um 7°. Der Bewegungsrahmen nahm in beiden Gelenken zu (+15,9 bzw. +6,5°). Duskussion: Die Verbesserungen des Gangbildes zeigen sich vor allem in der besseren Beweglichkeit in Knie und Hüftgelenken. Dies wird durch die Abschwächung der Spastik in den mit Botulinumtoxin A behandelten Muskeln sowie das Gangtraining im Lokomaten erreicht, in dem physiologische Bewegungsmuster trainiert werden. Schlussfolgerungen: Die Therapie mit intensiver Physiotherapie, Botulinumtoxin A und dem Gangtraining im Lokomaten zeigte bei dieser Patientin eine gute Wirkung auf die Knie- und Hüftbeweglichkeit, was zu einem deutlich physiologischeren Gangbild führte. Literatur: [1] Lohse-Busch et al., Manuelle Medizin 2003. [2] Molenaers et al., Orthopäde 2004. [3] Heinen et al., Monatsschr Kinderheilkd 2007. [4] Meyer-Heim et al., Developmental Medicine & Child Neurology 2007. [5] Borggräfe et al., Movement Disorders, 2008. P074 Fokale Dystonie der dominanten Hand bei einer 13-Jährigen: erfolgreiche Behandlung des Schreibkrampfes mit Botulinumtoxin A (Xeomin®) Sprinz A.1, Nagel A.1, Dercks M.2, Illerhaus M.2, Weglage J.2 1Haus Walstedde - Gesundheitszentrum, Ganglabor Walstedde, Drensteinfurt, Germany, 2Haus Walstedde - Gesundheitszentrum, Drensteinfurt, Germany Fragestellung: Berichtet wird der Fall einer 13-Jährigen mit einer fokalen Dystonie der dominanten Unterarm-Muskulatur. Mehrere frustrane Therapien wurden durchgeführt. Methodik: Fallbericht. Im Alter von 11 J. erstmalig schmerzhafte Dystonie in der rechten (dominanten) Unterarm- und Handmuskulatur, besonders beim Schreiben. Hauptsymptomatik: hochfrequente, repetitive Flexion im Hand- und im Ellenbogengelenk mit Hyperaktivität v.a. des M. brachioradialis. Extern: u.a. MRT- und Neurografie-Befunde unauffällig, orale Medikation mit L-Dopa (1 mg/kg KG). Erstvorstellung 4/07: fast vollständige Unfähigkeit zu Schreiben, extrem schmerzhafte aktionsgebundene Dystonie, ansonsten klinisch-neurologisch unauffällig. Erhöhung der oralen LDopa-Therapie bis zur Verträglichkeitsgrenze (3,3 mg/kg KG) ohne Erfolg. In 8/07 Injektion von Botulinumtoxin (BoNT) A (Botox®) i.m. (40 MU M. brachioradialis, 30 MU M. flexor carpi radialis). Zunächst nur befriediegender Symptomrückgang, Verbesserung des Schriftbildes. 11/07 Wiederholung der Injektion, zusätzl. Zielmuskel M. flexor carpi ulnaris (Dosis: je 40 MU): kein besseres Ergebnis. In 2/08 erstmalige injektion mit komplexproteinfreiem BoNT A (Xeomin®) in gleicher Dosierung. Deutlich verbesserter klinischer Effekt, gute Schmerzreduktion. Bei länger anhaltendem Therapieeffekt Re-Injektionen in gleicher Dosierung in 6/08 und 10/08. Begleitende Ergotherapie. Ergebnis: Mit BoNT A, besonders mit komplexfreiem Xeomin® konnte die fokale Dystonie der Patientin erfolgreich behandelt werden. Schlussfolgerung: Botulinumtoxin A wird in der Behandlung der fokalen Dystonie eingesetzt1. Die Therapie mit Botulinumtoxin A stellt als individueller Heilversuch eine gut steuerbare Therapieoption für das seltene Bild des Schreibkrampfes im Kindesalter dar, in unserem Fall hat das komplexfreie BoNT A bessere Ergebnisse erzielt als Botox®. 1 Jankovic J: Botulinum toxin therapy for cervical dystonia. Neurotox Res. 2006; 9: 145-8 P075 Die Hüftentwicklung bei Kindern mit Cerebralparese und Adduktorenspasmus unter der Therapie mit Botulinum Toxin A: 2-Jahres follow-up Jung N.H.1, Heinen F.2, Reissig A.3, Westhoff B.4, Berweck S.2, Mall V.1 1Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendheilkunde Freiburg, Neuropädiatrie, Freiburg, Germany, 2LMU München, Neuropädiatrie, München, Germany, 3IPSEN Pharma, Ettlingen, Germany, 4Universitätsklinik Düsseldorf, Orthopädie, Düsseldorf, Germany Einleitung: Die Lateralisation der Hüfte durch die Spastik der funktionellen Adduktorenmuskulatur und die konsekutive Luxation ist das zweithäufigste fokal-motorische Problem bei Kindern mit Cerebralparese (CP). Die Inzidenz (Gesamtinzidenz 35%) schwankt, abhängig von der Schwere der neurologischen Beteiligung. Ist die Wirkung von Botulinum Toxin A (BTX/A) bei Kindern mit CP hinsichtlich lokaler und funktioneller Parameter gut untersucht, so fehlen Langzeitdaten, insbesondere unter dem Aspekt der Hüftentwicklung/Hüftluxation. Methoden: Es wurden die Röntgenbilder von n=27 Kindern (w: n=9, m: n=18, durchschnittliches Alter 5,2 ± 1,93 Jahre) hinsichtlich des Migrationsindex nach Reimers (MI) zu 3 Zeitpunkten (Ausgangsbefund, 1 Jahr, 2 Jahre) ausgewertet. Die Schwere der neurologischen Beteiligung verteilte sich folgendermaßen: GMFCS I: n=1, GMFCS II: n=3, GMFCS III: n=3, GMFCS IV: n=12, GMFCS V: n=8. BTX/A (Dysport®) wurde in die mediale ischiokrurale Muskulatur und die Adduktorenmuskulatur injiziert (30 U Dysport®/kg KG). Ergebnisse: Der mittlere MI der rechten Hüfte betrug zu Beginn der Studie 25,5% (0%-48%) und der der linken Hüfte 28,0% (0%-40%). Nach einem Jahr war der MI rechts 25,6% (+0,1%; Range: 0%53,0%) und links 30,0% (+2,0%; Range: 6%-47%), nach 2 Jahren rechts 26,7% (+1,2%; Range: 0%79%) und links 30,6% (+2,6%; Range: 3%-84%). Bei einem Patienten luxierte die Hüfte (MI>70%) beidseits im Laufe der Behandlung. Diskussion: Die Ergebnisse dieser Studie zeigen einen stabilen Mittelwert des Migrationsindex über 2 Jahre, obwohl es sich mehrheitlich um ein Risikokollektiv handelt (GMFCS > oder = III: n=23). Bei einem vergleichbaren, unbehandelten Kollektiv betrug die Zunahme durchschnittlich 7% pro Jahr (Terjesen, 2006). Zusammenfassung: Die Hüfte kann bei Patienten, die einem Risikokollektiv angehören, hinsichtlich des MI unter der Therapie mit BTX/A stabil gehalten werden. Einzelne Hüften können dennoch luxieren. Es gilt Strategien zu einem GMFCS-bezogenen Monitoring und Management bezogen auch auf das „Schlüsselgelenk Hüfte“ zu entwicken und zu etablieren. P076 ITB-Pumpentherapie beendet pseudoepileptische spinale Spasmen, bei einer jugendlichen Patientin mit schwerer, spastisch-dystoner, tetraplegischer CP und cervikaler Dystonie Nomayo H.O.1, Hahn J.2 1Klinikum Weiden, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Weiden i. d. OPf., Germany, 2Klinikum Weiden, Neurologische Klinik, Weiden i. d. OPf., Germany Einführung: Infantile Cerebralparese(CP) nach Hirnläsion ist mit Bewegungsstörungen unterschiedlichen Schwerengrades und dehnungsgeschwindigkeitsabhängiger Muskeltonuserhöhungen assoziert. Kontinuierliche intrathekale Baclofen(cITB) über einer implantierten Pumpe ist etabliert for CP aber die Implantation ist für schwere Fälle, die nicht auf orale Medikation ansprechen, oder bei denen schwere unerwünschte Nebenwirkungen(UNW) auf hohe Baclofendosen auftreten, reserviert. Eine präoperative Evaluation, nach einer ITB Bolus-Injektion oder Baclofen-Titrierung mittels externer Pumpe, ist vorgeschrieben. Die Vorteile des ITB-Therapie sind niedrige effektive Dosen, niedrige Nebenwirkungsrate und verbesserte Muskelentspannung. Fallbeschreibung: Wir berichten über einer 17-jährigen Patientin mit spastisch-dystoner CP nach perinataler Hirnläsion, die wegen paroxysmaler spinaler Spasmen, die wie tonische cerebrale Krampanfälle imponierten, hospitalisiert und mehrmals mit intravenösen Benzodiazepine(BZP) behandelt wurde. Wegen der schweren Spastizität und Dystonie hatte sie zuletzt keine Kopfkontrolle und konnte sich nicht mehr sitzend in ihrem motorisierten Rollstuhl bewegen. Nach klinischer und präoperativer Evaluation mit ITB-Bolus in unserem Klinikum erfolgte die neurochirurgische ITBPumpen-Implantation in der Universitätsklinik in Regensburg. Im Verlauf zeigte sich eine signifikante Verbesserung der motorischen Funktionen nach Ashworth, und ein vollständiges Verschwinden der Muskelspasmen, ohne UNW. Die orale Medikation konnte allmählich reduziert werden. Die cervikale Dystonie wird ohne UNW mit BTX-Injektionen in die Halsmuskulatur behandelt. Zusammenfassung: Bei unserer Patientin hat sich die cITB-Pumpentherapie bisher als sicher und effektiv erwiesen,nicht nur bezüglich Muskelentspannung und Verbesserung der Mobilität und Lebensqualität sondern sie hat auch zur Vereinfachung der Physiotherapie und Pflege sowie zur Remission der paroxysmalen Muskelspasmen geführt, die zur Hospitalisation und antikonvulsive Akutmedikationen geführt hatten. P077 Interventionell-neuropädiatrisches Behandlungsspektrum mit komplexproteinfreiem Botulinum Neurotoxin Typ A: Wirksame und sichere Anwendung - Drei exemplarische Fälle Huß K.1, Berweck S.1, Schröder A.S.1, Mall V.2, Borggräfe I.1, Heinen F.1 1Dr. von Haunersches Kinderspital LMU München, Universität München, Abteilung für Pädiatrische Neurologie, Entwicklungsneurologie und Sozialpädiatrie, München, Germany, 2Universitätskinderklinik Freiburg, Klinik für Neuropädiatrie und Muskelerkrankungen, Freiburg, Germany Fragestellung: Behandlung mit dem komplexproteinfreien Botulinum Neurotoxin Typ A (BoNT/A), Präparation Xeomin®, bei (1) bilateraler spastischer Cerebralparese (BS-CP), (2) beinbetonter Dystonie und (3) Speichelfluss: Wirksamkeit und Sicherheit der Anwendung bei drei exemplarischen Patienten in komplexen neuropädiatrischen Versorgungssituationen. Methodik und Ergebnisse : Klinischer Verlauf dreier Patienten, die aufgrund exemplarischer Indikationen mit BoNT/A, Präparation Xeomin®, behandelt wurden: Patientin 1 (17 Jahre, BS-CP, GMFCS Level 1, Gesamtdosis/Behandlung: 6 MU/kg KG, 2 Behandlungen der Mm. rectus femores und Laufbandtraining über einen Beobachtungszeitraum von 17 Monaten): Die pharmakotherapeutische Modulation von zum Bewegungsziel antagonistisch wirkenden Muskeln durch BoNT/A und die zielgerichtete Aktivität durch robotic medicine (Driven Gait Orthosis, Lokomat®) führen bei bilateraler spastischer CP zu einer Verbesserung des Gross Motor Function Measure (GMFM-66) um 7,9 %. Patient 2 (17 Jahre, beinbetonte Dystonie, Gesamtdosis/Behandlung 4 MU/kg KG, 5 Behandlungen der Zehen- und Großzehenbeuger): Der additive fokale Einsatz von BoNT/A zur Optimierung der übergeordneten Therapie mit tiefer Hirnstimulation bei Dystonie ermöglicht Gehfähigkeit. Patientin 3 (24 Jahre, BS-CP, GMFCS Level 5, intraglanduläre Injektion einer Gesamtdosis von 3,25 MU/kg KG, 1 Behandlung mit Xeomin® bei nachlassendem Effekt der vorherigen Therapie mit BoNT/B): erfolgreiche Reduktion von vermehrtem Speichelfluss bei psychomotorischer Retardierung mit Schluckkoordinationsstörung aufgrund einer schweren bilateralen Cerebralparese. Als mögliche Fernwirkung wird Obstipation diskutiert, systemische oder lokale Nebenwirkungen wurden nicht beobachtet. Schlussfolgerung: Xeomin® zeigt sich als wirksame und sichere BoNT/A Präparation im Rahmen multimodaler neuropädiatrischer Therapiekonzepte und scheint die positiven Erfahrungen aus der Erwachsenenneurologie zu bestätigen. P078 Die Entwicklung der Hirndurchblutung in den ersten drei Lebensjahren: Langzeitstudie zur Messung der Gesamthirndurchblutung bei zwei gesunden Kindern Kehrer M.1, Schöning M.1 1Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin Tübingen, Abt. Neuropädiatrie, Entwicklungsneurologie, Sozialpädiatrie, Tübingen, Germany Mittels sonographischer Flowmetrie der extrakraniellen hirnversorgenden Halsarterien kann die Gesamthirndurchblutung (in ml/min) sowohl bei Früh- und Neugeborenen als auch bei Kindern und Erwachsenen zuverlässig gemessen werden. Für Früh- und Neugeborene mit einem Gestationsalter von 32 bis 42 Wochen sowie für Kinder ab dem Alter von 3 Jahren existieren Normwerte für die Gesamthirndurchblutung. Die Entwicklung der Hirndurchblutung in den ersten drei Lebensjahren ist dagegen bisher noch unklar. Während die normale Höhe der Hirndurchblutung von reifen Neugeborenen ca. 70 ml/min beträgt, liegt sie bei Kindern ab 3 Jahren bereits um das 10fache höher (bei ca. 700 ml/min). Mit dem Ziel, die Entwicklung der Hirndurchblutung in den ersten 3 Lebensjahren zu beschreiben, wurden zwei gesunde, reife Neugeborene 2½ Jahre lang mit Hilfe serieller Messungen der Gesamthirndurchblutung untersucht. Es wurden jeweils 28 Messungen durchgeführt. Bei beiden Kindern zeigte sich zunächst ein extremer Anstieg der Hirndurchblutung in den ersten 6 Lebensmonaten, daran anschließend ein flacherer Anstieg bis zum Alter von 2 ½ Jahren. Wie konnten zeigen, dass sich die Hälfte der zu erwartenden Steigerung der Hirndurchblutung zwischen der Geburt und dem 3. Lebensjahr bereits in den ersten 6 Lebensmonaten abspielt, was den erhöhten metabolischen Bedarf in dieser Phase der starken synaptischen Proliferation widerspiegelt. Der Anstieg der Hirndurchblutung ab dem 6. Lebensmonat entspricht dann weitgehend dem Gehirnwachstum. Mit den hier gezeigten Ergebnissen bzgl. der zerebralen Perfusion liegen erstmals quantitative Daten über die Hirndurchblutung für die Zeitspanne der ersten drei Lebensjahre vor. P079 Fallvorstellung - Vollständige Rekonvaleszenz nach Erkrankung an akutem hämolytisch urämischen Syndrom (HUS) mit Basalganglienbeteiligung und klinisch ausgeprägten Dystonie Kim K.-S.1, Kotzaeridou U.2, Seitz A.3, Schmitt C.P.4, Wolf N.1, Pietz J.1 1Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Neuropädiatrie, Heidelberg, Germany, 2Zentrum für Kinderund Jugendmedizin, Heidelberg, Germany, 3Uniklinik Heidelberg -Zentrum der Neuroradiologie, Heidelberg, Germany, 4Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Allgemeinpädiatrie, Heidelberg, Germany Einleitung: Das zentrale Nervensystem ZNS zählt mit 20-30% zu den häufigsten extrarenalen Komplikationen des HUS. Pathologische Veränderungen in den Basalganglien werden häufig beschrieben. Dennoch besteht eine breite Variation im klinischen Verlauf und Outcome. Methoden und Patienten: Klinischer Verlauf und Magnetresonanztomographien (MRT) und Outcome eines sechs Jahre alten, türkischen Jungen, welcher an einem akuten hämolytisch urämischen Syndrom mit ZNS-Beteiligung erkrankte, werden dargestellt. Demonstration der MRTs als auch charakteristischer Videosequenzen. Ergebnisse: Aufgrund einer Anurie war eine Hämolyse über vier Wochen notwendig. Klinisch imponierten Opisthotonie und ausgeprägte Dystonie mit muskulärer Hypertonie in wechselhafter Ausprägung am Rumpf und Extremitäten. Schutzreflexe und Muskeleigenreflexe konnten nicht ausgelöst werden und es bestand eine Dysphagie. Weder zielgerichtete Bewegungen noch koordinierte Augenbewegungen wurden ausgeführt. Die Diagnostik ergab generalisierte Verlangsamung im Standard-EEG, in der kranialen Computertomographie/MRT ein generalisiertes Hirnödem mit Ödemen im Bereich des Putamens, Pallidum und Caudatus nucleus, welche sich bis in die weiße Substanz der Capsula interna und externa ausweiteten. Kein Hinweis auf eine cerebrale Blutung. Unter intensiven Rehabilitationsmaßnahmen waren die neurologischen Defizite regredient. Zunächst Verbesserung der Augenmotilität mit Augenkontakt, jedoch unverändert ausgeprägte Dystonie. Im Verlauf vollständige Regredienz der Symptomem. In der letzten MRT kamen ein volumenreduziertes Putamen und persistierende Gliosen bihemisphärisch zur Darstellung. Schlussfolgerung: Trotz schwerster neurologischer Beteiligung, ausgedehnten pathologischen Veränderungen im Bereich der Basalganglien und der weißen Substanz ist bei in der MRI weiterhin nachweislichen Residualbefunden eine vollständige klinische Rekonvaleszenz bei Kindern möglich, die an einem HUS mit ZNS-Beteiligung erkrankt sind. P080 Ergebnisse der neuroendoskopischen Therapie des komplexen Hydrozephalus Gudegast C.1, Niesytto C.1, Fritsch M.J.2, Schröder H.W.S.2, Weigel C.3, Stenger R.-D.1 1Klinik für Kinder- und Jugendmedizin der Ernst-Moritz-Arndt Universität Greifswald, Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin, Greifswald, Germany, 2Klinik und Poliklinik für Neurochirurgie, Greifswald, Germany, 3Institut für Diagnostische Radiologie und Neuroradiologie, Greifswald, Germany Einleitung: Hauptkomplikation ventrikulo-peritonealer Ableitungsoperationen des Hydrozephalus von Früh-und Neugeborenen sind Infektionen und Shuntinsuffizienz. Durch entzündliche Wandverklebungen und Membranbildungen kann es zur druckwirksamen Kompartmentbildung im Ventrikelsystem kommen. Erst die externe Liquordrainage, antibiotische Liquorsanierung und die MRT - navigierte neuroendoskopische Kompartmentbeseitigung erlauben die erneute Implantation eines funktionierenden ventrikulo-peritonealen Liquorshuntsystems. An einem kleinen Patientengut wird die Bedeutung der Neuroendoskopie bei der Behandlung des komplexen Hydrozephalus dargestellt. Methoden und Patienten: Nach primärer ventrikulo-peritonealer Liquorshuntversorgung eines Hydrozephalus kam es bei 5 Patienten (2 Knaben und 3 Mädchen) im Alter von 4 Monaten - 1,2 Jahren zu Infektionen (Staph. epidermidis) und mehrfachen Shuntrevisionen. Darunter entwickelte sich ein komplexer Hydrozephalus mit multiplen Kompartimenten und lokaler Druckwirkung. Nach Liquorsanierung wurde die Neuroendoskopie zur Reanastomosierung der isolierten Ventrikelabschnitte eingesetzt und umfasste die intraventrikuläre Septenentfernung, Lösung von Verklebungen, Drainierung eines Cavum vergae, die Aquaeductoplastie und Stentimplantation. Resultate: Wegen Reinfektionen und erneuter ventrikulärer Kompartmentbildung mussten bei 4 Patienten die neuroendoskopischen Eingriffe wiederholt werden. Nach endgültiger Liquorsanierung konnten dann die ventrikulo-peritonealen Liquorshuntsysteme problemlos implantiert werden. Bei nachfolgender Rückbildung der aufgeweiteten Ventrikelanteile gestaltete sich der weitere postoperative Verlauf unkompliziert. Schlussfolgerungen: Die Neuroendoskopie ist ein unverzichtbares Verfahren in der Behandlung des komplexen Hydrozephalus. Nach Liquorsanierung ermöglicht sie die endoskopische Verbindung der isolierten Ventrikelkompartmente und die Ableitung über ein gemeinsames ventrikulo-peritoneales Shuntsystem. Die Ergebnisse müssen durch kurzfristige Bildgebung kontrolliert und gesichert werden. P081 Einblicke in die Regulation des Essverhaltens: fMRI, periphere Physiologie und Multikanal-EEG bei Kindern und Jugendlichen mit Adipositas Utzig N.1, Davids S.1, Thoms K.1, Jagdhuhn M.1, Hirschfeld H.1, Domin M.2, Hamm A.3, Lotze M.2, Lauffer H.1 1Universitätskinderklinik Greifswald, Neuropädiatrie und Stoffwechsel, Greifswald, Germany, 2Universität Greifswald, Institut für Diagnostische Radiologie und Neuroradiologie, Greifswald, Germany, 3Universität Greifswald, Institut für Physiologische und Klinische Psychologie, Greifswald, Germany Fragestellung: Übergewicht stellt weltweit eines der größten Gesundheitsprobleme dar und gewinnt auch in der Pädiatrie zunehmend an Bedeutung. Auf der Suche nach individuellen Faktoren der Adipositasgenese führten wir innerhalb einer Studie an normal- und übergewichtigen Kindern und Jugendlichen neurophysiologische Untersuchungen mittels ereigniskorrelierten Potenzialen (EKP), funktionellem MRT (fMRI) sowie peripher-physiologischen Parametern wie Hautleitfähigkeit und Herzratenvariabilität durch und erhoben psychologische Untersuchungsdaten. Methodik: Vorgestellt werden fMRI-Daten von 22 normalgewichtigen und 22 adipösen Kindern und Jugendlichen im Alter von 9 bis 18 Jahren. Aufgenommen wurden die Daten während Präsentation von Fotoserien folgender 4 Kategorien: Nahrungsmittel, bewegungsintensive Sportarten, diesbezüglich neutrale Bilder sowie emotional freundlich ansprechende Bilder. Die Messungen erfolgten mit einem 1,5 Tesla-Scanner, ausgestattet mit einer 8-Kanal-Kopfspule. EKP-Daten sowie peripher-physiologische Messungen wurden separat ebenfalls während der Präsentation dieser Bildreize erhoben. Zur Ableitung der EKP diente ein 128-Kanal-EEG-System. Ergebnisse: Die Untersuchungen zeigen sowohl Unterschiede in der Reaktion auf die verschiedenen Stimuli als auch Unterschiede zwischen normalgewichtigen und übergewichtigen Probanden. Nahrungsmittelbilder hinterlassen bei adipösen Probanden eine signifikant stärkere fMRI-Aktivierung im linken dorsolateralen präfrontalen Kortex (DLPFC). Dagegen reagieren normalgewichtige Probanden beim Anblick von Nahrung mit einer stärkeren Herzratendezeleration. Korrespondierende Ergebnisse konnten mittels EKP gewonnen werden. Schlussfolgerungen: Die dargestellten Aktivierungen des frontalen Kortex liegen in Arealen, die Kontrollfunktionen im Sinne einer Downregulation appetitiver Reflexmechanismen innehaben. In Zusammenhang mit der geringeren Herzratendezeleration adipöser Kinder ist die stärkere Aktivierung des DLPFC beim Anblick von Nahrungsreizen möglicherweise Ausdruck eines unbewussten Vermeidungsverhaltens. P082 Meningiome im Kindes- und Jugendalter - Multizentrische Querschnittuntersuchung von 42 Patienten Müller H.L.1, Schröder S.1, Gebhardt U.1, Zwiener I.2, Faldum A.2, Warmuth-Metz M.3, Pietsch T.4, Kolb R.1, Wiegand C.5, Sörensen N.5, für die Studienkommissionen KRANIOPHARYNGEOM 2000 / 2007 und HIT-Endo 1Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Klinikum Oldenburg gGmbH, Klinik für Allgemeine Kinderheilkunde, Hämatologie / Onkologie, Oldenburg, Germany, 2Institut für Medizinische Biostatistik, Epidemiologie und Informatik, Universität Mainz, Mainz, Germany, 3Universitätsklinikum Würzburg, Abteilung für Neuroradiologie, Würzburg, Germany, 4Institut für Neuropathologie, Universitätsklinikum Bonn, Bonn, Germany, 5Neurochirurgische Klinik, Evangelisches Krankenhaus, Oldenburg, Germany Meningeome (MG) sind selten im Kindes- und Jugendalter. Im Rahmen einer multizentrischen Querschnittstudie wurden 42 pädiatrische MG-Patienten erfasst und hinsichtlich diagnostischer Merkmale, Therapie und Prognose untersucht. Patienten mit Neurofibromatose oder einem MG als Zweittumor wurden ausgeschlossen. MG wurden diagnostiziert im medianen Alter von 8.4 Jahren (0.1-17.6). Die histologische Diagnose wurde in 80% der Fälle referenzpathologisch bestätigt (18 WHO Io; 16 IIo; 3 IIIo; 2 IVo). Lokalisation der MG: 26 hemisphärisch; 6 Nervus und Tractus Optikus; 5 parsellär; 2 zerebellär, 3 spinal. Eine komplette Resektion (KR) wurde bei 24 Patienten (57%) erzielt (19 WHO Io/IIo, 4 IIIo/IVo). Progressionen und Rezidive traten bei 10 von 18 Patienten nach inkompletter Resektion (IR) (9 Patienten WHO Io/IIo; und 1 Patient IIIo/IVo) bzw. 10 von 24 Patienten nach KR (7 Patienten WHO Io/IIo; 3 Patienten IIIo/IVo) auf. Eine lokale externe Strahlentherapie (XRT) wurde bei 16 Patienten durchgeführt (38% nach KR; 62% nach IR). Chemotherapie (XCH) nach den HIT-Therapieprotokollen erhielten 6 Patienten (1 WHO Io/IIo nach KR, 3 IIIo/IVo nach KR, 2 III°/IV° nach IR). Es fand sich keine signifikante Response auf die XCH bei 3 (alle WHO° IIIo/IVo) von 6 Patienten, die diesbezüglich auswertbar waren. Die Gesamtüberlebens- (OS) und ereignisfreie Überlebensrate (EFS) nach 5 Jahren waren niedriger (p0.001 / p0.05) bei WHO IIIo/IVo (n=5; OS:0.27, EFS:0.40) im Vergleich zu WHO Io/IIo (n=34; OS:0.97, EFS:0.48). Für MG Io/IIo war die 5-Jahre-EFS abhängig vom operativen Resektionsgrad (KR: n=19, EFS: 0.69; IR: n=15, EFS: 0.34; p<0.05). Eine XRT hatte Einfluss auf die EFS bei MG Io/IIo nach IR (XRT nach IR: n=8, 3-J-EFS: 0.83; keine XRT nach IR: n=7, 3-J-EFS: 0.33). MG niedrigen Malignitätsgrades (Io/IIo) sollten chirurgisch und strahlentherapeutisch behandelt werden. MG IIIo/IVo hatten eine schlechte Prognose und erschienen therapierefraktär trotz OP, XRT und XCH. Insofern bedarf es innovativer Therapiestrategien bei MG IIIo/IVo. P083 Tumorinduzierte Hemichorea Geis T.1, Schilling S.1 1Klinik für Kinder- und Jugendmedizin St. Hedwig, Krankenhaus Barmherzige Brüder Regensburg, Lehrstuhl für Kinder- und Jugendmedizin der Universität Regensburg, Neuropädiatrie, Regensburg, Germany Hintergrund: Die Chorea ist eine extrapyramidal-motorische Bewegungsstörung mit unwillkürlichen, regellos und schnell ablaufenden Bewegungen vorwiegend der proximalen Extremitäten. Die häufigste Ursache der erworbenen Form ist im Kindesalter die Poststreptokokkenerkrankung Chorea Sydenham mit einer Inzidenz von ca. 0,5:100 000. Differentialdiagnostisch müssen andere Störungen der Stammganglienfunktion bedacht werden. Tumoren im Bereich der Basalganglien sind aus einzelnen Fallberichten als sehr seltene Ursache der erworbenen Chorea bei Kindern bekannt. Falldarstellung: Eine 12-jährige Jugendliche mit Ullrich-Turner-Syndrom stellte sich mit zappeligem Verhalten, nachlassenden Schulleistungen und Symptomatik eines Diabetes insipidus vor. Klinischneurologisch zeigte sich eine rechtsbetonte choreatische Bewegungsstörung sowie eine generelle Muskelhypotonie mit überlebhaften Muskeleigenreflexen. Im MRT des Cerebrums fand sich ein inhomogen Kontrastmittel anreichernder Tumor mit Lokalisation vorwiegend im linken Nucleus caudatus, der periventrikulär bis zur Gegenseite sowie nach subthalamisch in den Hypophysenstiel reichte. Histologisch handelte es sich um ein Germinom. Neben Radiochemotherapie nach MAKEIProtokoll und Desmopressin-Applikation wurde eine Behandlung mit Valproinsäure begonnen. Diskussion: Für die betroffene Familie wurde die klinische Situation bestimmt durch unspezifische Symptome wie Verhaltensauffälligkeiten, Störung der Konzentrationsfähigkeit und Einbußen der Schulleistungen. Erst die klinische Untersuchung offenbarte zusätzlich das Bild einer choreatischen Bewegungsstörung. Durch eine cerebrale Kernspintomographie konnte die seltene Diagnose einer tumorinduzierten Hemichorea gestellt und eine adäquate Therapie eingeleitet werden. P084 Peripheres Alpha-Melanozyten-Stimulierendes-Hormon (-MSH) bei adipösen Kindern und Patienten mit Kraniopharyngeom Müller H.L.1, Gebhardt U.1, Reinehr T.2, Enrion P.J.3, Cowley M.A.3, Roth C.L.4, für die Studienkommissionen KRANIOPHARYNGEOM 2000 / 2007 1Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Klinikum Oldenburg gGmbH, Klinik für Allgemeine Kinderheilkunde, Hämatologie / Onkologie, Oldenburg, Germany, 2University of Witten / Herdecke, Vestische Children Hospital, Witten / Herdecke, Germany, 3Oregon Health and Science University, Division of Neuroscience, National Primate Research Center, Beaverton, Oregon, United States, 4University of Washington, Seattle Children`s Hospital Research Institute, Seattle, United States Im Gegensatz zu den zentralen sind die peripheren Effekte des Melanocortins und die sie vermittelnden Rezeptoren nur wenig erforscht. Das Alpha-Melanozyten-Stimulierende-Hormon (MSH) ist ein posttranslationales Produkt des POMC-Prohormons. -MSH wird von den melanotrophen Zellen in der Pars intermedia der Hypophyse produziert. Neuere Untersuchungen belegen eine Rolle des -MSH in der Thermoregulation durch Stimulation der Oxydation freier Fettsäuren und der Glukoseaufnahme im Skelettmuskel durch die Aktivierung von MC5R via PKAAMPK-Pathway. Wir untersuchten die periphere -MSH-Konzentration im Serum von 52 adipösen Kindern, 27 normalgewichtigen Kindern, Kindern mit Hypopituitarismus und 12 Kindern mit Kraniopharyngeom mit der Frage, welche Rolle peripheres -MSH in der Entstehung einer Adipositas und bei Kraniopharyngeompatienten spielt. -MSH, Leptin, Insulin und Glukose wurden im Nüchternserum gemessen. Patienten mit Hypopituitarismus oder Kraniopharyngeom boten ein deutlich erniedrigtes Serum--MSH (normalgewichtige Kinder: 26.6 fmol/ml versus Hypopituitarismus: 8.4 fmol/ml versus Kraniopharyngeom 7.7 fmol/ml). Kraniopharyngeompatienten hatten niedrigere (p<0.001) -MSHSerumkonzentrationen im Vergleich zu adipösen Kindern. -MSH-Unterschiede zwischen normalgewichtigen und adipösen Kindern waren nicht feststellbar. Die niedrigen -MSHKonzentrationen zeigten bei Kraniopharyngeompatienten keinen Anstieg nach Einnahme einer 500 kcal Mahlzeit. Kraniopharyngeompatienten boten höhere Insulinwerte, Insulin-Resistance-Indices (HOMA) und Leptinkonzentrationen im Vergleich zu adipösen Probanden mit vergleichbarem BodyMass-Index. Erniedrigte -MSH-Konzentrationen bei Patienten mit hypophysärer Dysfunktion belegen die Bedeutung der Hypophyse als -MSH produzierende Drüse. Die extrem erniedrigten -MSHKonzentrationen im Serum von Kraniopharyngeompatienten können durch hypothalamischhypophysäre Läsionen erklärt werden und sollten als relevanter pathogenetischer Faktor für die Adipositas und eine erniedrigte Thermogenese in Betracht gezogen werden. P085 Neue Therapiestrategien für Kinder und Jugendliche mit Kraniopharyngeom - Aktueller Zwischenstand der multizentrischen, randomisierten Studie KRANIOPHARYNGEOM 2007 nach 12 Monaten Rekrutierung Gebhardt U.1, Schröder S.1, Pohl F.2, Kortmann R.-D.3, Zwiener I.4, Faldum A.4, Warmuth-Metz M.5, Pietsch T.6, Calaminus G.7, Kolb R.1, Wiegand C.8, Sörensen N.8, Müller H.L.1 1Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Klinikum Oldenburg gGmbH, Klinik für Allgemeine Kinderheilkunde, Hämatologie / Onkologie, Oldenburg, Germany, 2Universitätsklinikum Regensburg, Klinik für Strahlentherapie, Regensburg, Germany, 3Universitätsklinikum Leipzig, Klinik für Radioonkologie, Leipzig, Germany, 4Institut für Medizinische Biostatistik, Epidemiologie und Informatik, Universität Mainz, Mainz, Germany, 5Universitätsklinikum Würzburg, Abteilung für Neuroradiologie, Würzburg, Germany, 6Institut für Neuropathologie, Universitätsklinikum Bonn, Bonn, Germany, 7Universitätsklinikum Münster, Klinik für Päfdiatrische Onkologie, Münster, Germany, 8Neurochirurgische Klinik, Evangelisches Krankenhaus, Oldenburg, Germany Bei hoher Überlebensrate (92%) wird die Lebensqualität von Kindern und Jugendlichen nach Kraniopharyngeom durch Spätfolgen wie die hypothalamisch bedingte Adipositas beeinträchtigt. KRANIOPHARYNGEOM 2000 zeigte, dass eine radikale Resektion bei hypothalamischer Beteiligung in Anbetracht der Spätfolgen nicht empfehlenswert ist. Progressionen und Rückfälle sind häufige Ereignisse in den ersten 3 Jahren nach Diagnose (3-J-EFS nach kompletter Resektion:0.63±0.09; 3-JEFS nach inkompletter Resektion:0.31±0.07). Insofern besteht Bedarf für innovative Therapiestrategien zur Behandlung von Patienten mit Hypothalamusbeteiligung nach inkompletter Tumorresektion. In der randomisierten Folgestudie KRANIOPARYNGEOM 2007 wird für die Untergruppe der Patienten eines Alters 5 Jahre bei Diagnose postoperativ nach inkompletter Resektion eine Randomisation in zwei Behandlungsarme durchgeführt (direkte postoperative Strahlentherapie versus MRTKontrollen+XRT bei Progression des Tumorvolumens). Anhand der Endpunkte Lebensqualität und EFS wird untersucht, welcher Bestrahlungszeitpunkt günstiger ist. Alle anderen Patienten werden in einer Beobachtungsstudie erfasst und ausgewertet. Zwischen 10/07 und 11/08 wurden 27 Patienten in der Studie KRANIOPHARYNGEOM 2007 rekrutiert (15 Patienten in der randomisierten Studie; 6 Patienten in der Beobachtungsstudie; bei 6 Patienten stand der Review der Bildgebung zZ. der Zwischenauswertung aus). 5 von 15 Patienten wurden randomisiert. 10 Patienten konnten nicht randomisiert werden (3 Elternentscheidungen, 4 organisatorische Probleme, 3 Entscheidung der behandelnden Ärzte). KRANIOPHARYNGEOM 2007 ist die erste randomisierte Studie, die die Lebensqualität als Endpunkt der Behandlung pädiatrischer Hirntumorpatienten untersucht. Studienfrage ist der adäquate Zeitpunkt der XRT nach inkompletter Resektion. Die Rekrutierungscompliance ist erfreulich hoch, die Randomisationscompliance erscheint verbesserungsbedürftig. Anfängliche organisatorische Probleme im Randomisierungsprozess konnten während der ersten 12 Rekrutierungsmonate gelöst werden. P086 Mitbewegungen bei 5 bis 10 Jahre alten Kindern Pansy J.1, Marschik P.B.1, Einspieler C.1 1Institut für Physiologie, Zentrum für Physiologische Medizin, Medizinische Universität Graz, Graz, Austria Fragestellung: Mitbewegungen sind unwillkürliche synchrone Bewegungen einer Extremität während einer willkürlich durchgeführten Bewegung der kontralateralen Extremität. Ziel der Studie war es, die Entwicklung der Mitbewegungen bei reif geborenen Kindern zu beschreiben, sowie den Zusammenhang zwischen Mitbewegungen und Minor Neurological Dysfunction (MND) zu untersuchen. Methodik: 28 Kinder (17 Mädchen und 11 Buben) wurden von der Geburt bis zum 10. Lebensjahr entwicklungsneurologisch (motorische, sprachliche und kognitive Tests) untersucht. Im Alter von 5, 6 ,7 und 10 Jahren wurde eine neurologische Untersuchung nach Touwen durchgeführt. Die Mitbewegungen wurden retrospektiv anhand von Videoaufzeichnungen während der Finger-DaumenOpposition, Diadochokinese, dem Zehenspitzengang sowie dem Fersengang analysiert. Nach Hadders-Algra (2002) wird das Vorkommen von markanten Mitbewegungen in 3 von 4 dieser Aufgaben als Dysfunktion des Clusters Mitbewegungen gezählt. Resultate: Eine Dysfunktion im Cluster Mitbewegungen wurde bei 3 Kindern mit 5 Jahren, bei 6 Kindern mit 6 Jahren, bei 3 Kindern mit 7 Jahren und bei 3 Kindern im Alter von 10 Jahren gefunden. Interessanterweise, fanden wir eine große altersabhängige intra-individuelle Variabilität. Nur 3 Kinder zeigten eine Dysfunktion der Mitbewegungen in zwei aufeinanderfolgenden Untersuchungen: zwei Kinder im Alter von 5 und 6 Jahren, und 1 Kind im Alter von 7 und 10 Jahren. Folglich fanden wir weder einen altersabhängigen Trend im Auftreten von Mitbewegungen (Wilcoxon test, n.s.), noch einen Zusammenhang zwischen Geschlecht und dem Auftreten von Mitbewegungen (Chi-square test, n.s.). Während sich im Alter von 6 Jahren ein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Auftreten von ausgeprägten Mitbewegungen und MND (Pearson Chi-Square, p < 0.001) ergab, zeigte sich mit 7 und 10 Jahren zwar ein nicht signifikantes Ergebnis, aber dennoch ein ähnlicher Trend. Schlussfolgerung: Das Vorkommen von Mitbewegungen unterliegt einer großen intra-und interindividuellen Variabilität und korreliert mit dem Auftreten von MND. FWF P19581-B02; Lanyar Foundation P325 P087 Gibt es eine Beziehung zwischen Touwen’s neurologischer Untersuchung und der Zürcher Neuromotorik? Rapp E.M.1, Marschik P.B.2, Pansy J.2, Einspieler C.2 1Schwarzwald-Baar Klinikum, Klinik für Kinderheilkunde und Jugendmedizin Villingen, VillingenSchwenningen, Germany, 2Institut für Physiologie, Zentrum für Physiologische Medizin, Medizinische Universität Graz, Graz, Austria Die Zürcher Neuromotorik (ZNM) ist eine standardisierte Untersuchung, die quantifizierte Angaben über die neuromotorischen Fähigkeiten eines Kindes ermöglicht. Anhand einfacher und komplexer Bewegungsabfolgen sowie adaptiver Aufgaben werden die zeitlich gemessene motorische Leistungsfähigkeit (Geschwindigkeit der Bewegungsabfolgen) und die Bewegungsqualität (Dauer und Ausmaß der Mitbewegungen) beurteilt. Ziel der Studie war, die Beziehung zwischen der ZNM und Touwens neurologischer Untersuchung herauszufinden. Teilnehmer: 30 Kinder (19 Mädchen, 11 Buben), die an einer nun zehnjährigen Langzeitstudie über die motorische, sprachliche und kognitive Entwicklung teilnehmen. 19 Kinder sind neurologisch unauffällig, 6 Kinder haben eine einfache neurologische Dysfunktion und 5 Kinder eine komplexe neurologische Dysfunktion. Methode: Im Alter von 10 Jahren wurden die Kinder wieder nach Touwen neurologisch untersucht. Nach einer 15 minütigen Pause wurde die ZNM durchgeführt. Ergebnisse: Es gab keine Korrelation zwischen der neurologischen Untersuchung und der ZNM (motorische, adaptive, dynamische und statische Leistungen sowie Qualität der Mitbewegungen). Schlussfolgerung: Die ZNM sollte komplementär zur traditionellen neurologischen Untersuchung verwendet werden, diese jedoch nicht ersetzen. (FWF P19581-B02; Lanyar Foundation 325) P088 Beurteilung der Spontanmotorik bei einem Kind mit Peters Anomalie Pansy J.1, Einspieler C.1 1Medizinische Universität Graz, Institut für Physiologie, Graz, Austria Einleitung: Peters Anomalie ist eine seltene Form einer segmentalen Dysgenesie der vorderen Augenkammer, die zu einem bilateralen Glaukom, Hornhauttrübung oder Katarakt führen kann. Weiters ist die Assoziation mit anderen oculären oder systemischen Störungen möglich. Fallbeschreibung: Bei der Patientin fiel unmittelbar postpartal eine beidseitige Hornhauttrübung auf. Schwangerschaft und Geburt verliefen anamnestisch komplikationslos. Bei einer augenärztlichen Untersuchung in Narkose wurde eine schwere mesodermale Entwicklungsstörung/Peters Anomalie festgestellt. Da bekannt ist, dass Säuglinge mit einer peripheren Sehstörung auch eine qualitativ andere Spontanmotorik haben, wurde die Patientin im Alter von 6 und 14 Wochen gefilmt. Ihre Spontanbewegungen wurden mit besonderem Augenmerk auf die für dieses Alter typischen „fidgety movements“ (FMs) analysiert. Ergebnisse: Mit 6 Wochen waren die Spontanbewegungen überwiegend ruckartig, monoton und steif. „Fidgety-like movements“ waren zu langsam in ihrer Geschwindigkeit und kamen hauptsächlich am Rumpf vor. Die Patientin zeigte die für blinde Kinder typischen „roving eye movements“. Mit 14 Wochen war das Bewegungsrepertoire unverändert steif und monoton. Wieder wurden „fidgety-like movements“ beobachtet, wobei diese nun auch distal vorkamen. Es fehlte ihnen jedoch wieder der für normale FMs typisch fließende, elegante Charakter und sie waren zu langsam im Vergleich zu normalen FMs. Weiters fielen eine asymmetrische Körperhaltung, das Fehlen der zentrierten Kopfhaltung, häufig auftretende Kopfanteflexionen, häufige und monotone Zungen -und Mundbewegungen sowie „roving eye movements“ auf. Die für das Alter typischen Bewegungen von Armen und Beinen zur Mittellinie waren sehr selten bzw. flüchtig. Schlussfolgerung: Die Beeinträchtigung des visuellen Systems bei Peters Anomalie geht mit abnormalen „fidgety-like movements" sowie einem wenig optimalen Bewegungsrepertoire einher. P089 Selbstregulatorische Fähigkeiten bei Frühgeborenen - erste Ergebnisse zu einer Testbatterie zur Untersuchung der „Effortful Control“ Reuner G.1, Voigt B.1, Pauen S.2, Pietz J.1 1Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin Heidelberg, Klinik für Neuropädiatrie, Heidelberg, Germany, 2Universität Heidelberg, Entwicklungs- und Biopsychologie, Heidelberg, Germany „Effortful Control“ meint die Fähigkeit, eine dominante Reaktion zu unterdrücken und eine subdominante Reaktion zu zeigen. Das Konzept ist an der Schnittstelle kognitiver und sozialemotionaler Aspekte der Selbstregulation lokalisiert und liegt in inhaltlicher Nähe zum Konzept der „Exekutiven Funktionen“. Für den sehr jungen Altersbereich liegen bislang kaum validierte Untersuchungsverfahren vor. Das deutlich erhöhte Risiko von ehemaligen Frühgeborenen für spätere Auffälligkeiten in der Selbstregulation und Verhaltenssteuerung ist vielfach beschrieben und muss deshalb ebenso in die differenzielle Frühdiagnostik bei Risikokindern einbezogen werden, wie die kognitive Entwicklung. In Anlehnung an Kochanska et al. (2000, 2003) wurde eine Verhaltensbatterie für Kinder im Alter von 24 Monaten entwickelt, mit der wesentliche Aspekte der „Effortful Control“ erfasst werden sollen: Motorische Verlangsamung der Fein- und Grobmotorik, Reaktionsverzögerung in motivationalen Situationen, exekutive Aufmerksamkeitssteuerung, Kognitive Flexibilität und Reaktionsaktivierung bzw. -unterdrückung auf ein Signal hin. Wir berichten über erste Ergebnisse an einer Stichprobe von 30 Frühgeborenen im Alter von korr. 24 Monaten mit unterschiedlichen perinatalen Risiken. Es zeigen sich deutliche inter- und intraindividuelle Unterschiede in der Verhaltenssteuerung bei der Selbstregulation in motivationalen versus neutralen Aufgabenkontexten. Die Praktikabilität der Batterie, Auswertung und Interpretation werden insbesondere mit Hinblick auf verschiedene perinatale Risikokonstellationen sowie konfundierende Variablen (z. B. Motorische Koordinationsstörungen, Sprachentwicklungsstörungen) diskutiert. P090 Modulation vasoaktiver und cytotropher Faktoren im unreifen Gehirn der Maus durch pharmakologische Stabilisation Hypoxie-induzierbarer Transkriptionsfaktoren (HIFs) Schneider C.1, Krischke G.1, Walkinshaw G.2, Arend M.2, Rascher W.1, Trollmann R.1 1Universitätsklinikum Erlangen, Klinik für Kinder und Jugendliche, Erlangen, Germany, 2Fibrogen Inc., South San Francisco, United States Hintergrund: Hypoxie-induzierbare Transkriptionsfaktoren (HIFs) gelten als wichtigste Regulatoren der Adaptation an Hypoxie. Während der Gehirnentwicklung modulieren spezifische HIF-Zielgene wichtige Prozesse wie Vaskulogenese, zelluläre Migration und Differenzierung. Ziel der Studie war es, in vivo Effekte der HIF-Stabilisation durch Prolyl-Hydroxylase-Inhibitor (PHI) auf HIF-regulierte Faktoren im unreifen Gehirn der Maus zu untersuchen. Methodik: Adulte (n=5) und neonatale (P7, n=15) C57/BL6 Mäuse wurden mit PHI FG-4497 in der Dosis 30-100 mg/kg (i.p.) behandelt. Nach 6 h wurden die Gehirne im Vergleich zu 0.9%NaCl- (VT) und unbehandelten Kontrollen (NT) analysiert. Die Genexpression (VEGF, vascular endothelial growth factor; ADM, Adrenomedullin; EPO, Erythropoetin; CXCR4, Chemokinrezeptor 4) wurde mittels TaqMan RT-PCR quantifiziert. Proteinbestimmungen erfolgten mittels ELISA. Ergebnisse: Dosis-Wirkungs-Analysen zeigten systemische Effekte des PHI bei 60 mg/kg, die sich mit Verdopplung der VEGF-Serumkonzentrationen und signifikantem Anstieg der VEGF mRNAKonzentrationen im ZNS (p<0.05) der adulten Tiere im Vergleich zu Kontrollen darstellten (MW±SEM). Nach Dosisoptimierungsanalysen waren bei den neonatalen Mäusen maximale Effekte des PHI in der Dosis von 100 mg/kg zu beobachten. Es fand sich ein Anstieg der mRNA-Konzentrationen von VEGF (PHI, 1.25±0.14, n=4; VT, 0.48±0.02, n=5; NT, 0.52±0.05, n=5; p<0.05) und ADM (PHI, 0.69±0.21, n=4; VT, 0.20±0.03, n=5; NT, 0.13±0.02, n=5; p<0.05). PHI induzierte einen Anstieg der mRNAKonzentrationen cytotropher Faktoren wie EPO (PHI, 0.62±0.27; VT, 0.07±0.03; NT, 0.05±0.01; p<0.05) und CXCR4 (PHI, 1.05±0.24; VT, 0.27±0.05; NT, 0.39±0.07; p<0.05). Schlussfolgerungen: PHI passiert die Blut-Hirn-Schranke im unreifen Gehirn der Maus. Vorliegende Ergebnisse lassen vermuten, dass die HIF-Stabilisation mittels PHI vasoaktive und neurotrophe Mechanismen im unreifen ZNS der Maus in vivo moduliert, die in der frühen ZNS-Entwicklung und bei hypoxisch-ischämischer Schädigung des unreifen Gehirns von essentieller Bedeutung sind. P091 Kombination von früher endotrachealer Surfactant-Gabe und nasalem kontinuierlichem positiven Atemwegsdruck (nCPAP): 15-32-Monats-Outcome von Frühgeborenen mit extrem niedrigem Geburtsgewicht (ELBW) Hoffmann L.1, Kribs A.1, Jopp-Petzinna G.1 1Klinik und Poliklinik für allgemeine Kinderheilkunde der Universität zu Köln, Perinatalzentrum und Sozialpädiatrisches Zentrum, Köln, Germany Hintergrund: Sowohl frühe Anwendung von nCPAP als auch Intubation und Beatmung mit früher Surfactantgabe sind effiziente Therapien des ANS. Wir kombinierten beide Therapieprinzipien, indem Surfactant über einen endotrachealen Katheter unter nCPAP appliziert wurde. Die im Rahmen einer Machbarkeitsstudie behandelten ELBW- Kinder (n= 42) wurden mit einer historischen Kontrollgruppe (KG) (n=34) verglichen. Mortalität und Kurzzeitmorbidität waren in der Interventionsgruppe (IG) niedriger, so dass eine prospektive randomisierte kontrollierte Studie gerechtfertigt erscheint. Fragestellung: Finden sich im Alter von 15-32 Monaten sicherheitsrelevante Unterschiede zwischen beiden Gruppen? Methoden und Patienten: Alle Kinder wurden nach Entlassung zu regelmäßigen Routineuntersuchungen einbestellt. Ausgewertet wurden Befunde der Kinder, die zwischen dem 15.32.Lebensmonat zur Nachuntersuchung kamen. Erhoben wurden Körpergewicht, Körperlänge, Kopfumfang sowie mentaler und motorischer Entwicklungsquotient (Einschätzung eines Neuropädiaters und Münchener funktionelle Entwicklungsdiagnostik) und Vorhandensein von zentraler Tonus- und Koordinationsstörung, Cerebralparese, Sprachentwicklungsverzögerung, Sehoder Hörstörung. Ergebnisse: Nachuntersucht wurden 21 Patienten aus der KG und 28 aus der IG. Die nachuntersuchten Patienten der IG hatten bei Geburt signifikant niedrigeres Gewicht und signifikant kleineren Kopfumfang als Patienten der KG. Die übrigen neonatologischen Ausgangsparameter unterschieden sich nicht. 4 (19%) der Patienten der KG und 4 (14,3%) der Patienten der IG waren zum Nachuntersuchungstermin in den untersuchten Merkmalen unauffällig. Es fanden sich keine statistisch signifikanten Unterschiede des funktionellen und somatischen Outcomes mit 15-32 Monaten. Schlussfolgerung: Trotz niedrigeren Gewichtes und Kopfumfanges bei Geburt zeigten Kinder der IG kein schlechteres Outcome mit 15-32 Monaten als Kinder der KG, so dass auch unter diesem sicherheitsrelevanten Gesichtspunkt die erforderliche prospektiv randomisierte kontrollierte Studie gerechtfertigt erscheint. P092 Entwicklungsneurologische Nachuntersuchung von Schulkindern nach konnataler Nierenerkrankung und konsekutiver chronischer Niereninsuffizienz Hawellek N.1, Hartmann H.1, Hoy L.2, Wedekin M.1, Lücke T.1, Das A.M.1, Illsinger S.1, Ehrich J.H.H.1, Pape L.1 1Medizinische Hochschule Hannover, Kinderheilkunde II, Hannover, Germany, 2Medizinische Hochschule Hannover, Biometrie, Hannover, Germany Hintergrund: Beim Nierenversagen im Säuglingsalter ist die Nierenersatztherapie mit Dialyse und Organtransplantation heute Standardtherapie. Zum Langzeiterfolg der Rehabilitation bezüglich der mentalen Entwicklung liegen wenig Daten vor. Methoden: 17 Kinder (13 m, 4 w) mit kongenitaler Nierenerkrankung und konsekutiver chronischer Niereninsuffizienz wurden im Alter von 6,2-10,8 (Mittel 8,3) Jahren entwicklungsneurologisch nachuntersucht. Grunddiagnosen waren Dysplasien (9/17), obstruktive Uropathie (5/17), kongenitales nephrotisches Syndrom (3/17). Neun der 17 Kinder waren frühgeboren, 7/17 mussten in der Neonatalperiode beatmet werden, 15/17 wurden im Alter von 0,9-4,7 Jahren (Mittel 2,3) nierentransplantiert. Die Nachuntersuchung umfasste die Erhebung des sozio-ökonomischen Status (17/17), neurologische Untersuchung und neuromotorische Untersuchung mit „items“ der Zürcher Neuromotorik (15/17), sowie eine psychometrische Testung mit HAWIK III (16/17) und dem kulturfairen CFT (17/17). Ergebnisse: Neun der 15 Kinder zeigten eine motorische Dysfunktion, 3/15 neurologisch auffällige Befunde (1 x Tremor, 1 x Hemiparese, 1 x gesteigerte Eigenreflexe), Der Gesamt-IQ im HAWIK III war im Mittel im Vergleich zur Altersnorm leicht reduziert (74-116, Mittel 93, p=0,02) aufgrund eines schlechten Ergebnisses im Handlungs-IQ (68-109,Mittel 89, p=0,002) bei altersgemäßem Verbal-IQ (82-126, Mittel 98, p=0,48). Vier Kinder zeigten eine klinisch relevante Erniedrigung des Gesamt-IQ < 85. Kinder mit motorischer Dysfunktion zeigten einen tendenziell niedrigeren Gesamt-IQ (Mittel 88 vs 98, p=0,1) bei schwächerem Handlungs-IQ (Mittel 83 vs 97, p=0,02). Für den Verbal-IQ zeigte sich kein Unterschied (Mittel 96 vs 101). Die Ergebnisse des CFT bestätigten die Daten des HAWIK III. Schlussfolgerung: Kinder, die an einer kongenitalen Nierenerkrankung und konsekutiven chronischen Niereninsuffizienz litten, wiesen aufgrund der Schwächen im Handlungs-IQ als Schulkinder einen erniedrigten Gesamt-IQ auf, der mit einer motorischen Dysfunktion korrelierte. P093 Computerbasierte dreidimensionale Bewegungserfassung der Spontanmotorik von Säuglingen zur Frühdiagnose der infantilen Cerebralparese (ICP): Ergebnisse einer Pilotstudie Kim K.-S.1, Wochner K.1, Karch D.2, Philippi H.3, Hadders-Algra M.4, Dickhaus H.2, Pietz J.1 1Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Neuropädiatrie, Heidelberg, Germany, 2Universität Heidelberg - Institut für Medizinische Biometrie und Informatik, Heidelberg, Germany, 3Sozialpädiatrisches Zentrum Frankfurt Mitte, Frankfurt am Main, Germany, 4University Medical Center Groningen, Groningen, Netherlands Einleitung: Die Frühdiagnose der ICP ist auch heute noch eine große Herausforderung der Kinderneurologie. Die General Movements (GM) Analyse kann mit hohem prädiktiven Wert die Entwicklung einer ICP bereits beim jungen Säugling voraussagen (Hadders-Algra et al, Dev Med Child Neurol, 1999). Zur objektiven Erfassung und Beurteilung der Spontanmotorik wählten wir ein computerbasiertes System in Form des elektromagnetischen Trackingsystems (ETS). Methoden und Patienten: In die Studie wurden Hochrisiko-Frühgeborene mit der Diagnose einer periventrikulären Leukomalazie oder einer drittgradigen intracerebralen Blutung, NiedrigrisikoFrühgeborene und Neugeborene eingeschlossen. Sie wurden in der 38.- 46. Schwangerschaftswoche, jeweils korrigiert für die Frühgeburtlichkeit, untersucht. Die klassische videobasierte GM-Aufnahmen wurden zeitgleich mit der Bewegungserfassung mittels ETS durchgeführt. Dazu wurden vier kleine Sensoren jeweils an den oberen und unteren Extremitäten angebracht, welche sechs Freiheitsgrade berücksichtigen. Mittels ETS erhobene Daten wurden auf ein 3D Modell übertragen und zur Berechnung der segmentalen Kinematik herangezogen. Dadurch war eine Darstellung der Spontanbewegung in Form von Bewegungsspuren und die quantitative dreidimensionale Kalkulation möglich. Beide Methoden wurden mit den Ergebnissen der klassischen GM Analyse verglichen. Ergebnisse: Im ersten Schritt verglichen wir Bewegungsspuren abnormaler mit normalen Säuglingsbewegungen. Die Bewegungsspuren unterschieden sich deutlich voneinander bei visuellem Vergleich (Diese werden demonstriert). Zur Validierung dieser Resultate berechneten wir quantitativ die dreidimensionale Audehnung der Bewegungsspuren. Diskussion: Die quantitative and qualitative, computerbasierte dreidimensione Bewegungserfassung der Spontanmotorik mittels ETS scheint eine reliable und praktikable Methode neben der klassischen GM Analyse zu sein. Es bedarf jedoch noch weiterer Analysen der umfangreichen ETS-Daten, um eine computerunterstützte Diskriminierung der Spontanbewegung zu erreichen. P094 Langzeit-Antikoagulation bei einem Neugeborenen mit Sinusvenenthrombose und zerebralem Insult. Fallbereicht und Literatur-Überblick von Rhein M.1, Habermehl P.2, Schlee-Böckh K.3, Knuf M.3 1Universitätskinderklinik Mainz, Neuropädiatrie, Mainz, Germany, 2Kinderärztliche Gemeinschaftspraxis Neue Mainzer Strasse, Mainz, Germany, 3Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Neuropädiatrie, Mainz, Germany Zerebrale Insulte durch SVT sind häufig Ursache einer akuten neonataler Enzephalopathie. Klinisch sind Bewusstseinseinschränkungen, Krampfanfälle und sensorische/motorische Ausfälle typisch. Oft verbleiben neurologische Defizite. Das neonatale Risiko einer SVT wird geprägt durch pränatale und postnatale Besonderheiten der Hämostase, neonatale Komplikationen und Risikofaktoren aus medizinischen Interventionen, sowie durch angeborene prothrombotische Erkrankungen. Moderne Bildgebung erlaubt heute die leichte Diagnose einer neonatalen SVT, doch das therapeutische Vorgehen ist weiter strittig. Trotz eines verbesserten pathophysiologischen Verständnisses bleiben doch erhebliche Unsicherheiten im Bezug auf die optimale Therapiestrategie für diese Kinder. Wir präsentieren den Fall eines NG mit SVT (S. rectus, Teile d. inneren Hirnvenen, S. sag. sup.) und sekundärer Einblutung in beide Thalami und Stammganglien bei LP (a)-Hyperlipoproteinämie. Klinisch fiel das Kind am 10. LT mit akutem Bewusstseinsverlust, Krampfanfällen und generalisierter Tonuszunahme auf. Nach initialer Stabilisierung und supportiver Therapie begannen wir eine Antikoagulation mit niedermolekularem Heparin, die bis heute andauert. Im Verlauf entwickelte das Kind eine einseitig betonte spastische Tetraparese, ein West-Syndrom and einen kombinierten Entwicklungsrückstand. Aktuell ist sie fast anfallsfrei, läuft und zeigt einen mäßigen mentalen Entwicklungsrückstand. Diskussion: Behandlungsoptionen für symptomatische Kinder mit Infarkt und Hirnblutung bei SVT sind weiterhin Gegenstand der Diskussion. Bei vielen Kindern lässt sich trotz erheblicher Bemühungen keine sichere, individuelle Abschätzung für das zu erwartende Risiko eines erneuten Insults angeben. Das Fehlen pädiatrischer Normwerte spezifischer Gerinnungsuntersuchungen vergrößert dabei zusätzlich die bestehende Unsicherheit, so dass die individuelle Entscheidung, eine Antikoagulationstherapie zu beenden, schwer fällt. Empfehlungen zu Therapieregimen bei Kindern mit prothombotischen Risikofaktoren und einer stattgehabten SVT sind rar. P095 Akute Arteria basilaris Thrombose im Kindesalter: Ein therapeutisches Dilemma Juenemann S.1, Knecht B.1, Greiner J.2, Weissert M.3 1Kinderspital, Universität Zürich, Rehabilitation, Affoltern am Albis, Switzerland, 2Kinderspital, St. Gallen, Hämatologie und Onkologie, St. Gallen, Switzerland, 3Kinderspital, St. Gallen, Neuropädiatrie, St. Gallen, Switzerland Einleitung: Die akute Arteria basilaris Thrombose im Kindesalter ist eine seltene Erkrankung mit einer hohen Morbiditäts- und Mortalitätsrate. Die therapeutischen Optionen sind vielfältig, klare Richtlinien mit evidenzbasierten Daten gibt es nicht. Fallvorstellung: Wir möchten den Fall eines 5-jährigen Knaben vorstellen, welcher mit einem inkompletten locked-in Syndrom auf dem Notfall vorstellig wurde. Die Diagnose eines Basilarisverschlusses wurde mittels MRI gestellt. Zunächst wurde systemisch lysiert. Nach Auftreten von Komplikationen wurde eine Therapie mit Heparin begonnen, welche nach 2 Monaten durch eine Therapie mit Aspirin ersetzt wurde. Nach der Akutversorgung und Stabilisierung des Patienten, erfolgte die Verlegung in eine Rehabilitationsklinik für Kinder. Nach 6 Monaten konnte der Patient entlassen werden als householdwalker, bereit zum Besuch der ersten Klasse zusammen mit seinem Zwillingsbruder. Diskussion: Es gibt keine klaren Therapierichtlinien für die Behandlung einer akuten Basilaristhrombose im Kindesalter. Es ist eine seltene Erkrankung, und es gibt keine klinischen Studien, welche evidenzbasierte Daten zur Behandlung bereitstellen würden. Die Bandbreite der durchgeführten Therapien der in der Literatur vorgestellten Fälle ist gross, von Zuwarten bis zu chirurgischen Interventionen. Risikofaktoren für einen Hirninfarkt im Kindesalter sind multipel. Es ist daher nicht immer klar, welches der Hauptfaktor und welches nur ein Co-Faktor ist, mitunter werden auch gar keine Risikofaktoren gefunden. Die stationäre Rehabilitation ist ein wichtiger Bestandteil der Behandlung, ebenso die Planung der poststationären Zeit mit Organisation der ambulanten Therapien und der Integration in das vor/schulische Umfeld. Konklusion: Es ist wichtig, die Kinder mit einer akuten Basilaristhrombose zu registrieren, die angewandten Therapien zu dokumentieren und dementsprechend klare Richtlinien zur Behandlung zu erarbeiten. P096 Therapie der Sinusvenenthrombose im Kindesalter - Eein standardisiertes Therapieprotokoll Aufruf zur Mitarbeit! Bigi S.1, Wehrli E.1, Steinlin M.1 1University Children`s Hospital, Neuropaediatrics, Inselspital Bern, Switzerland Hintergrund: Die Sinusvenenthrombose (SVT) ist eine potenziell lebensbedrohliche Erkrankung, verantwortlich für 13-22% aller Schlaganfälle im Kindesalter, in 2/3 der Fälle durch Infektionen (vor allem HNO-Infektionen) verursacht. Die klinischen Manifestationen können sehr mannigfaltig sein, was zu Diagnoseverzögerungen führen kann. Antikoagulation - iv Heparin oder LMWH - ist Therapie der Wahl im Erwachsenenalter, basierend auf kontrollierten Studien. Es existieren keine randomisierten, kontrollierten Studien zur Therapie der SVT im Kindesalter. Die Therapieempfehlungen betreffend Antikoagulation sind aufgrund von Literaturanalysen (basierend auf Studienresultaten bei Erwachsenen). Studiendesign: Wir stellen ein standardisiertes Therapieprotokoll für die Behandlung der SVT im Kindesalter vor mit der Frage nach erforderlicher Behandlungsdauer. Protokoll: Einschlusskriterien: alle Kinder (> 1 Mo bis 16 Jahre) mit nachgewiesener SVT aufgrund einer innert 4 Wochen behandelbaren Ursache (z.B. HNO-Infektion). Die primären Abklärungen verlaufen standardisiert wie im SNPSR vorgeschlagen. Therapiebeginn entweder mit Heparin iv mit nachfolgendem Wechsel auf LMWH oder direkt mit LMWH. Das erste Verlaufs-MRI erfolgt nach 6 Wochen, im Falle einer Rekanalisierung wird die Behandlung beendet. Bei persistierendem Verschluss erfolgen die nächsten MRIs nach 3 Monaten (Ende der Behandlung im Falle einer Rekanalisierung) bzw 6 Monaten (Therapieende in jedem Fall). Im Falle eines frühen Therapiestops (6 Wochen und 3 Monate) Kontroll-MRI nach 6 Monaten zum Ausschluss einer erneuten Thrombose. Neurologische Verlaufskontrollen nach 6 Wochen, 3, 6 und 12 Monaten, augenärztliche Gesichtsfeldkontrolle nach 6 Monaten. Ziel: Festlegung der adäquaten Behandlungsdauer bei Kindern mit SVT aufgrund einer innert 4 Wochen behandelbaren Ursache. Studienzentrale ist Bern, weitere Informationen erhalten Sie via [email protected] oder direkt bei einer der Autorinnen. Vielen Dank für Ihre Mitarbeit!!! P097 Fraktionierte stereotaktische Radiotherapie einer großen arteriovenösen Malformation (AVM) Ein Fallbericht Lorenz I.1, Gratzki N.1, Wenzel D.1, Fahrig A.2, Ganslandt O.3, Trollmann R.1 1Univ.-Klinik für Kinder und Jugendliche, Neuropädiatrie, Erlangen, Germany, 2Univ.-Strahlenklinik, Erlangen, Germany, 3Neurochirurgische Univ.-Klinik, Erlangen, Germany Eine intracranielle arteriovenöse Malformation (AVM) ist eine seltene Fehlbildung, die sich häufig durch eine akute intracerebrale Blutung, in einigen Fällen auch durch cerebrale Krampfanfälle oder andere neurologische Symptome manifestiert. Aufgrund des hohen Blutungsrisikos wird nach Möglichkeit eine operative Resektion angestrebt. Wir berichten über eine 14-jährige Patientin, die über anfallsartige Schwäche und Parästhesien des rechten Armes und Beines klagte. Im EEGs zeigten sich bifronto-temporale ETPs, die Symptomatik wurde als fokale Anfallsäquivalente gedeutet. In der MRT des ZNS fand sich eine vaskuläre Malformation im rechten Frontallappen. Diese konnte durch eine DSA als 3x 4 cm große arteriovenöse Malformation Spetzler/Martin Grad III klassifiziert werden, die aus Ästen der rechten Aa. cerebri anterior, media et posterior gespeist wurde. Bei ungüstiger Lokalisation im motorischen Kortex kam eine operative Therapie nicht in Frage. Daher wurde die Indikation zur Radiotherapie gestellt. Aufgrund des großen Zielvolumens der Bestrahlung wäre bei einer einmaligen Radiochirurgie ein erhebliches Risiko für Strahlenschäden zu erwarten gewesen. Daher entschlossen wir uns zu einer fraktionierten stereotaktischen Radiotherapie (SRT) mit einem dedizierten Linearbeschleuniger (Novalis, Fa. BrainLab). Es erfolgte die Bestrahlung in 5 GyFraktionen bis zu einer Gesamtdosis von 35 Gy. In den MRT-Verlaufskontrollen zeigten sich weder Ödem- noch Blutungsareale. Bisher kam es nach 2½ Jahren Nachbeobachtung zu keiner Obliteration des Gefäßprozesses, die üblicherweise in 3-5 Jahren zu erwarten ist. In der Literatur gibt es nur relativ wenige Berichte über eine fraktionierte SRT als Therapieoption bei inoperablen arteriovenösen Malformationen. Im vorliegenden Fall wurde die Behandlung gut vertragen. Der Behandlungserfolg kann noch nicht abschließend beurteilt werden. P098 Schnelles Erwachen nach 5 Monaten apallischem Syndrom Herbertz S.1, Kudernatsch M.2, Lehner K.3, Kluger G.1 1Behandlungszentrum Vogtareuth, Neuropädiatrie, Vogtareuth, Germany, 2Behandlungszentrum Vogtareuth, Neurochirurgie, Vogtareuth, Germany, 3Behandlungszentrum Vogtareuth, Radiologie, Vogtareuth, Germany Hintergrund: Ein wichtiger Prognosefaktor bei Patienten im apallischen Syndrom ist die Dauer im Wachkoma. Wir berichten über das eindrucksvoll rasche Aufwachen bei einem 12 Jahre alten Mädchen nach 5 Monaten Wachkoma infolge einer Kleinhirnblutung. Fallbericht: Unsere Patientin erlitt eine spontane Kleinhirnblutung aus einem AV-Angiom der Arteria cerebelli superior links. Sie klagte über Kopfschmerzen und trübte zunehmend ein. Aufgrund der Blutung kam es zu einem Hydrozephalus occlusus und infratentorieller Einklemmung. Es erfolgte eine notfallmäßige Ausräumung der Blutung und Entfernung des Angioms. Im Verlauf Entwicklung eines shuntpflichtigen Hydrozephalus. Es erfolgte eine maschinelle Beatmung und Anlage eines Tracheostomas, das nach 6 Wochen bei suffizienter Spontanatmung entfernt wurde, Ernährung per PEG. Auffällig war, dass die Patientin keinerlei Motorik oder Wahrnehmungs- oder Aufmerksamkeitsreaktionen zeigte. Das EEG zeigte einen normalen Grundrhythmus bei allgemeiner Amplitudensuppression, normale VEP, AEP, SEP. Ein MRT des Schädels zeigte neben den linksbetonten Parenchymdefekten in den mittleren Abschnitten der Kleinhirnhemisphäre ischämische Läsionen im Bereich des Mittelhirns beidseits. In den darauffolgenden Monaten Entwicklung einer Tetraspastik, intermittierend Tremor der rechten Körperhälfte, ansonsten keine Änderung des Zustandes, Koma Remissions Skala unverändert 0 Punkte. Nach 5 Monaten zunächst Beginn von Schluckaktivität, dann gerichtetes Öffnen und Schließen der Augen und eine Woche später bereits adäquates Kopfnicken und -schütteln. Nach weiteren 4 Monaten zeigt die Patientin eine ataktische Spontanmotorik aller Extremitäten, kann lesen, leise sprechen, hat eine gute Erinnerung an die Zeit vor dem Ereignis und erreicht ein unterstütztes Gehen. Diskussion: Unsere Kasuistik zeigt, dass im Unterschied zu Wachkoma-Patienten nach Hypoxämien bei Patienten mit vorwiegender Schädigung im Bereich des Hirnstamms ein rasches Aufwachen und erstaunlich gutes neurologisches Outcome auch nach mehreren Monaten im Wachkoma möglich sein kann. P099 Chronisches Erschöpfungs- und Schmerzsyndrom durch persistierende Wolfsmilch-KaktusIntoxikation bei einer 12jährigen Patientin Bernhard M.K.1, Syrbe S.1, Landgraf M.1, Merkenschlager A.1 1Universitätskinderklinik, Neuropädiatrie, Leipzig, Germany Einleitung: Die Diagnostik von unspezifischen Erschöpfungs- und Schmerzsyndromen ist sehr vielfältig. Eine psychosomatische Genese kann bei primär unauffälligen organischen Befunden rasch fälschlicherweise vermutet werden. Fallbericht: Eine 12jährige Patientin wurde aufgrund seit zwei Wochen bestehenden Erbrechens, Bauchschmerzen, Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Müdigkeit, subfebrilen Temperaturen, Gelenkschmerzen und Atemnot stationär aufgenommen. Unauffällige Befunde für: rheumatische Laborwerte (außer ANA 1:640), Serologie (Borrelien, Yersinien, Bartonellen) einschließlich Liquor, Virologie (HSV, EBV). Normalbefunde für: MRT Schädel, EEG, Herzecho, EKG, Sonographie Lymphknoten und Abdomen. Augenärztlicherseits Nachweis von unspezifischen Drusenpapillen. Bei Verdacht auf eine nicht serologisch erfasste Borrelieninfektion über 14 Tage Cefotaxim i.v. Bei persistierenden Erschöpfungszustand und unspezifischen Schmerzen bei Verdacht auf psychosomatische Beschwerden über 9 Monate teilstationäre jugendpsychiatrische Therapie zunächst ohne Erfolg. Per Zufall wurde schließlich festgestellt, dass die Patientin in parasuizidaler Intention regelmäßig selbstbereitete Extrakte aus einem Wolfsmilch-Kaktus trank, was die chronische Symptomatik verursachte. Diskussion: Wolfsmilch-Gewächse (Euphorbiae) sind als Zimmerpflanzen oder Ziergartengewächse auch in Deutschland weit verbreitet. Der Milchsaft der Pflanzen (Latex) enthält Diterpene, die als akute Intoxikation vor allem Schleimhautreizungen, Erbrechen, Schmerzen, Unruhe und Kreislaufstörungen verursachen. Es sollte nicht übersehen werden, dass parasuizidale Handlungen bereits im frühen Jugendalter vorkommen. P100 Akute motorische und sensorische axonale Neuropathie (AMSAN) bei einem 7- jährigen Patienten. Ein Fallbericht Kotzaeridou U.1, Vater D.1, Ebinger F.1, Pietz J.1 1Universität Heidelberg, Zentrum fuer Kinder und Jugendmedizin, Heidelberg, Germany Die akute motorische und sensorische Neuropathie ist eine in den letzten Jahren beschriebene Variante des Guillain- Barre Syndroms. Charakteristisch ist der akute Beginn mit distaler Schwäche, Areflexie und sensorischer Symptomatik. Wir beschreiben den Fall eines 7 jährigen Patienten mit AMSAN. Nach einer Infektion der unteren Luftwege kam es akut zur einer dramatischen Verschlechterung mit vegetativer Dysregulation, Somnolenz, Tetraplegie mit Areflexie und beatmungspflichtiger respiratorischer Insuffizienz. In der beginnenden respiratorischen Insuffizienz ereignete sich ein Grandmal Anfall. Die Lumbalpunktion ergab 14 Zellen mit minimal erhöhtem Eiweiß und deutlich positiven oligoklonalen Banden. Die motorische Neurographie zeigte das typische Bild einer axonalen Neuropathie. Zunächst wurde der Patient mit hochdosierten Immunglobulinen behandelt. Im weiteren Verlauf wurden bei Herzfrequenzschwankungen im Sinne einer autonomen Dysregulation zusätzlich wiederholte Plasmapheresen mit jeweils anschließender Immunglobulingabe durchgeführt. Bei erhöhtem Mykoplasma-Antikörpertiter Beginn einer Antibiose mit Erythromycin. Im Verlauf zeigte der Patient eine langsame diskrete Besserung der Symptomatik mit Rückgang der Sensibilitätsstörung und der Kommunikationsfähigkeiten. Im Weiteren kam es zu einer neurologischen Verbesserung mit wieder nachweisbaren Bizepssehnen-Reflexen und beginnenden Bewegungen der Extremitäten. Zum Zeitpunkt der Entlassung und Verlegung in eine Reha-Klinik konnte der Patient seine Extremitäten im Liegen frei bewegen, freies Sitzen oder Stehen war nicht möglich. Das Guillain-Barré Syndrom manifestiert sich auf verschiedene Arten: als akute entzündliche demyelinisierende Polyneuropathie, als akute motorisch-axonale Neuropathie und als akute motorisch-sensorische axonale Neuropathie (AMSAN). Die AMSAN hat im Vergleich zum typischen Guillain-Barré Syndrom eine schlechtere Prognose. Bei unseren Patienten kam es unter intensiver Behandlung (Immunglobulin, Plasmapherese) erfreulicherweise zu einer raschen Verbesserung der Symptomatik. P101 KCNQ-Kaliumkanäle sind wichtige Regulatoren der neuronalen Netzwerkaktivität in neugeborenen Mäusen. Neu A.1, Le Q.2, Hanganu I.2, Isbrandt D.2 1Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Kinderklinik, Hamburg, Germany, 2Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, ZMNH, Hamburg, Germany Fragestellung: KCNQ/M-Kaliumkanaldefizienz ist mit benignen familiären Krampfanfällen in Neugeborenen (BFNC) assoziiert. Durch transgene Überexpression einer dominant-negativen KCNQ2-Kanaluntereinheit haben wir ein konditionales Mausmodell ohne funktionelle KCNQ/M-Kanäle generiert. Die Tiere zeigen motorische Hyperaktivität, spontane Krampfanfälle und eine gestörte hippokampale Anatomie. Regulierung der Transgenexpression mit Hilfe des Tet-off-Systems identifizierte die erste Lebenswoche als kritische Phase für die Entwicklung des Phänotyps. Da synchrone Aktivität vermutlich eine kritische Rolle bei der Netzwerkentwicklung im unreifen Kortex spielt, untersuchten wir nun, ob eine gestörte kortikale Netzwerkaktivität in KCNQ/M-kanaldefizienten neonatalen Mäusen zum neuronalen Phänotyp beiträgt. Methodik: Die KCNQ/M-Kanaldefizienz wurde an akuten Hirnschnitten von transgenen Mäusen mittels Patch-clamp-Ableitungen untersucht. Die kortikale Netzwerkaktivität in Neonaten in vivo wurde mit extrazellulären Feldableitungen gemessen. Für Behandlungsversuche wurden neugeborene Mäuse über 2 Wochen mit Bumetanide therapiert und als adulte Tiere hinsichtlich Anatomie, Verhalten und Krampfaktivität untersucht. Ergebnis: In der transgenen KCNQ/M-defizienten Mauslinie sind die hippokampalen Pyramidenzellen bereits in der ersten Lebenswoche übererregbar. In-vivo-Ableitungen in Neonaten zeigten eine gesteigerte kortikale Netzwerkaktivität, die durch Senken der intrazellulären Chloridkonzentration mittels Gabe des NKCC1-Blockers Bumetanide reduziert werden konnte. Chronische Gabe von Bumetanide über die ersten beiden Lebenswochen führte zu einer Normalisierung von hippokampaler Anatomie und Hyperaktivität und verhinderte die Entwicklung einer Epilepsie. Schlussfolgerung: In Übereinstimmung mit anderen Studien bestätigen unsere Ergebnisse, dass Bumetanide ein vielversprechendes Medikament zur Therapie neonataler Krampfanfälle ist. Ausserdem kann diese Therapie möglicherweise chronische Umbauvorgänge und Entwicklungsstörungen durch gestörte neonatale Netzwerkaktivität verhindern. P102 Videosession: Dystone Bewegungen bei Tonusregulationsstörung - Erfolgreiche Behandlung mit Methylphenidat Becher T.1, Weise S.1 1Sana Kliniken Düsseldorf, Kinderneurologisches Zentrum Gerresheim, Düsseldorf, Germany Ein 6;3 Jahre altes Mädchen wird mit auffälligen Bewegungen der Hände und des Mundes vorgestellt, die erstmals im Alter von 4;9 Jahren aufgetreten seien und verstärkt, aber nicht ausschließlich bei Aufregung, Freude und lautem Beten auftraten, sie bewege dann beide Hände, falte und reibe diese und zeige schraubende Bewegungen der Arme, oft begleitet von Mundbewegungen. Kein motorischer Arrest, Bewusstsein ungetrübt. Dauer ca. 1 bis 2 Minuten, keine Serien, Zustände mehrfach pro Tag. Eine Behandlung mit Oxcarbazepin unter der Diagnose einer kinesiogenen Dyskinesie habe initial eine Reduktion auf ca. 50% ohne dauerhaften Effekt erbracht. Ein MRT des Hirns und Labordiagnostik mit Untersuchung der Neurotransmitter erbrachte unauffällige Ergebnisse. Aufgrund einer recht ausgeprägten (familiären) expressiven Sprachentwicklungsstörung seit dem 3 Lj. Logopädie, aufgrund motorischer Entwicklungsprobleme Motopädie und Ergotherapie. Untersuchungsbefund: Haltungshintergrund schwach, hypotoner Rumpf, kurzfristige gute Tonisierung bei Aufforderung. Bewegungsübergänge unrund. Bei komplexen Bewegungsaufgaben ausgeprägte Mitbewegungen. Dysdiadochokinese. Keine Ataxie, kein Tremor, keine Spastik. Video einer Spielsituation: Ausgeprägt hypotoner Haltungshintergrund, wechselnde Aufmerksamkeit, gelegentlich auftretende Bewegungen der Hände, drehend, flatternd, reibend, oft Überkreuzen der Finger, ulnare Abduktion der Hand, begleitet von Bewegungen des Mundes. In der multidisziplinären Diagnostik zeigte sich eine deutliche Beziehung zwischen Bewegungsmustern, muskulärer Hypotonie, Koordinationsstörung und Störung der (Dauer-) Aufmerksamkeitsfunktionen i.S. eines gemeinsamen Pathomechanismus, a.e. im DopaminStoffwechsel. Wir begannen eine Behandlung mit Methylphenidat mit erheblicher Wirkung auf Stimmung, Sprache und Motorik, die Bewegungsmuster traten nicht mehr auf. Nach Absetzen des Oxcarbazepins kam es zu einer deutlich nachlassenden Wirkung von MPH, die eine Dosiserhöhung erforderlich machte. Eine Interaktion zwischen Oxcarbazepin und MPH wurde bisher nicht berichtet.