islam10 - Nahtodforschung Deutschland

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INTERVIEW ÜBER SARRAZIN
Autor: Andrea Seibel|28.07.2011
"Endlich wurde gesagt, was ohnehin gedacht wurde"
Monika Maron und Nekla Kelek sprechen über Islamkritik nach dem Massaker in Norwegen und über
Thilo Sarrazins verhinderten Ausflug nach Kreuzberg.
Im Westen Berlins wohnt die Schriftstellerin Monika Maron, die Sozialwissenschaftlerin und
Islamkritikerin Necla Kelek im Osten. Beide veranstalten abwechselnd in ihren Wohnungen
Diskussionsabende. Mit Welt Online sprachen sie über Islamkritik und Thilo Sarrazin.
Welt Online: Thilo Sarrazin wollte ein Jahr nach Erscheinen seines Buches in Kreuzberg mit
türkischen Einwanderern reden. Stattdessen wurde er aus dem alternativen Berliner Stadtteil regelrecht
vertrieben. Überraschend ist das nicht, oder?
Necla Kelek: Was ist genau passiert? Ein erfolgreicher türkischstämmiger Gastwirt wollte in
seinem Lokal mit Thilo Sarrazin über dessen Thesen sprechen. Ein türkisches Paar bemerkt
das und empört sich über das Treffen. Nach ihrer Vorstellung darf so etwas in ihrem
linksalternativ-anatolischen Dorf Kreuzberg nicht stattfinden. Die selbst ernannten Dorfwächter
mobilisierten ihr Kollektiv und machten dem Wirt Angst. Der reagierte wie in einem
anatolischen Dorf.
Er ruft nicht die Polizei, sondern beugt sich dem Druck. Dass selbst ein solch arrivierter Mann
es nicht wagt, zu entscheiden, mit wem er in seinem Haus redet, das ist schon überraschend
und zeigt, wie weit gewisse Bevölkerungskreise von einer Bürgergesellschaft entfernt sind.
Monika Maron: Ich habe mit einer Freundin gestritten, die meinte, wenn Sarrazin in
Kamerabegleitung nach Kreuzberg geht, muss er wissen, was passiert. Ein paar Idioten gibt es
überall, die muss man ja nicht provozieren. Aber was bedeutet das eigentlich? Dass wir in
Zukunft unsere Meinung nicht mehr öffentlich äußern dürfen, wenn wir uns in Gegenden mit
vorherrschend anderer Meinung bewegen?
Oder dass jemand, dessen Meinung allgemein bekannt ist, wie bei Sarrazin, solche Gegenden
gar nicht mehr betreten darf? Was sind das für diktatorische Anmaßungen, die von solchen
Gruppen ausgehen? Und ich meine nicht nur migrantische Gruppen, sondern die Kreuzberger
Ideologen jeder Couleur. Mich erinnert das alles an die absurden Diskussionen in der DDR.
Welt Online: Was meinen Sie genau?
Maron: Ich schreibe gerade an einer Geschichte, in der einem Mann, dessen Buch im Osten nicht
erscheinen darf, vorgeworfen wird, dass er doch hätte wissen müssen, dass sein Buch nicht gedruckt
wird, wenn er Wörter wie Mauer und Stasi reinschreibt, dass er ja vielleicht sogar gewollt hat, dass es
nicht gedruckt wird, weil er lieber Westgeld als Ostgeld haben will.
Genauso denunziatorisch wird jetzt über Sarrazin und auch über die Filmemacherin Güner Balci
spekuliert: Sarrazin will nur noch mehr Bücher verkaufen, und Balci will sich profilieren oder hat
andere unedle Motive.
Welt Online: Als Thilo Sarrazins Buch „Deutschland schafft sich ab“ vor einem Jahr erschien, haben
Sie da geahnt, dass es zu einem der erfolgreichsten Sachbücher der Nachkriegszeit würde?
Maron: Sarrazins Buch habe ich zwei Wochen vor seinem Erscheinen gelesen und habe zwar
gedacht, na, das gibt Ärger. Dass es eine Staatsaffäre wird, habe ich nicht geahnt, auch nicht, dass es
sich 1,5 Millionen mal verkauft. Aber dass es auf eine aufgeheizte Stimmung trifft und darum viele
Interessenten finden wird, war anzunehmen.
Schon ein halbes Jahr vorher war die Diskussion eskaliert, als in der „Süddeutschen Zeitung“ und der
„Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ Necla Kelek, Henryk Broder und andere als Hassprediger, heilige
Krieger und „Fundamentalisten der Aufklärung“ verteufelt wurden.
Kelek: Die Debatte, warum die Integration bestimmter Gruppen schiefläuft, die gibt es doch
wirklich schon länger. Und es ist nicht von der Hand zu weisen, dass dabei die islamische
Leitkultur auch eine Rolle spielt. Das drückt sich unter anderem darin aus, dass man das
Kollektiv, die Familie oder religiöse Traditionen für wichtiger hält als die Rechte des
Individuums.
Die Geschlechtertrennung zum Beispiel ist immer noch Wirklichkeit, und das regt niemanden
auf. Mädchen müssen zu Hause bleiben, während die Jungs die Straße beherrschen. Das
Problem ist doch, dass wir diese Kinder für die offene Gesellschaft verlieren. GeschlechterApartheid ist aber für Grüne wie die Berliner Christian Ströbele und Özcan Mutlu kein Thema.
Dass das nicht so sein muss, zeigen viele, die sich aus dieser kollektiven Bevormundung lösen. Das
haben andere und ich lange vor Sarrazin gefordert. Und es gibt ja auch Erfolge und gute Ansätze.
Ausgelöst wurden diese Anstrengungen durch die anhaltende öffentliche Debatte, aber besonders
durch den Druck der Probleme. Die lassen sich nicht wegdiskutieren. Das erfahre ich immer wieder
bei Gesprächen mit Lehrern, Ärzten, Sozialarbeitern und Polizisten.
Man erlebt, dass etwas schiefläuft, und will über Veränderungen, die immer Verbesserungen sein
sollen, diskutieren. Der Erfolg von Sarrazins Buch ist ein Misstrauensvotum der Bürger gegenüber der
bisherigen Einwanderungs-, Sozial- und Bildungspolitik.
Welt Online: Wird eine öffentliche Debatte jetzt nicht noch schwerer, wo sich nach dem schrecklichen
Massaker in Norwegen Stimmen erheben, die Sie und andere zu stigmatisieren versuchen und
andeuten, Köpfe wie Sarrazin seien geistige Brandstifter und Wegbereiter rechtsradikaler
Gewalttaten?
Maron: Wenn jetzt schon von einer „bürgerlichen Mitte“ gesprochen wird, die einem irren
Massenmörder den Boden bereitet hat, kann man wohl davon ausgehen. Auf die Art kann man aber
jede nicht opportune oder auch nur nicht genehme Meinung unterdrücken, weil ein Wahnsinniger wie
Breivik sich seinen Wahn in allem suchen kann, was an Gedanken durch die Welt fliegt.
Er wird bei Kafka so fündig wie bei Churchill oder Merkel oder sonst wem im Internet. Die Kritik am
Islam – also am politischen Anspruch einer Religion, an einem archaischen Rechtssystem, an
der Missachtung und Unterdrückung der Frauen – in die Verantwortung für den terroristischen
Akt eines Geisteskranken zu nehmen, ist infam.
Wenn morgen ein Irrer ein Atomkraftwerk bombardiert, weil er beweisen will, dass
Atomkraftwerke wirklich gefährlich sind, sind dann die Grünen dafür verantwortlich? Wollen
wir Abtreibungen verbieten, weil ein anderer Irrer in Amerika Ärzte erschießt, die
Schwangerschaften unterbrechen? Will jemand die Kritik am Kapitalismus und an Banken
verbieten, weil linke Randalierer nachts Autos anzünden?
Kelek: Ich bin fassungslos über diesen Terror, und mich bewegt das unendliche Leid der Menschen in
Norwegen, wie mich zugleich beeindruckt, mit welcher Würde und Größe man diskutiert und
zusammenhält. Leider nimmt die Debatte in Deutschland trotz anfänglicher Zurückhaltung nun wieder
bittere Züge an.
Hier wird immer gleich über Verbote und Schuldige geredet. Jahrelang haben die Parteien das
Thema Integration kleingeredet, jetzt versucht man, die Auseinandersetzung mit einer
Weltreligion wieder einmal zu tabuisieren. Und stereotyp wird das Kitschbild einer friedlichen
multireligiösen Gesellschaft gezeichnet, das angeblich von ein paar unbelehrbaren
Panikmachern und Hasspredigern mit Dreck beworfen wird.
Wieder einmal wird die hohe Kunst des bewussten Falschverstehens wortreich vorgeführt. Und wieder
einmal geht es vielen Medien und bis in die Niederungen des Internets nicht um das bessere
Argument, sondern darum, den vermeintlichen Gegner vorzuführen, niederzuschreiben, eine Debatte
zu verunmöglichen.
Die Folge ist ein ideologischer und kein sachlicher Diskurs. Was zur Zeit an Verbindungen
konstruiert, an persönlichen Beleidigungen, üblen Nachreden, Drohungen gegen islamkritische
Stimmen durch die Medien geistert, erfüllt zum Teil strafrechtliche Tatbestände.
Welt Online: Wir müssen uns nur daran erinnern, wie sowohl die Bundeskanzlerin als auch der
Bundespräsident damals versuchten, eine Debatte über die Thesen Sarrazins schon im Vorfeld
zu verunmöglichen. Warum diese staatsmännische Intervention?
Maron: Man hat Sarrazin, und das finde ich nicht nur unmoralisch, sondern auch gefährlich,
zur Unperson erklärt. Und damit hat man alle Leute, die ihm partiell oder ganz und gar
zugestimmt haben, oder die fanden, er spräche etwas aus, was sie selbst seit Langem
beunruhigt, auch zu Unpersonen erklärt.
Auf der einen Seite wurde das Sprechverbot gelockert, indem man nun über Sarrazin und seine
Thesen sprechen musste, andererseits aber wurden Sarrazin und damit auch seinen Sympathisanten
die Prädikate rassistisch, rechtspopulistisch und Schlimmeres verpasst.
Und wer sein Buch gar nicht gelesen hatte oder zu faul war, sich mit seinem Inhalt
auseinanderzusetzen, und trotzdem darüber schreiben wollte, der verwendete das Wort, das in dieser
Debatte Karriere gemacht hat: krude, Sarrazins krude Thesen. Das Wort krude würde ich zum Unwort
des Jahres vorschlagen.
Kelek: Und dann gibt es noch den inzwischen sehr erfolgreichen Versuch der politisierten
Muslime, besonders der Türken und Kurden, die Debatte in ihrem Sinne zu führen. Ich erlebe
immer wieder, dass diese Vertreter zu bestimmen versuchen, wie man über sie zu schreiben,
wie man über sie zu reden hat. Wer sie kritisiert, ist schnell ein Rassist.
Sie nutzen aus, dass man sie verstehen und ihnen helfen will. Doch es scheint ihnen eher darum zu
gehen, die eigenen Interessen durchzusetzen. Das können die türkischen Nationalisten genauso wie
die Vertreter des politischen Islam oder grüne Volksvertreter mit „Migrationshintergrund“. Sie hindern
auch ihre eigenen Milieus, die Welt reflektierend und selbstkritisch zu betrachten und als
eigenverantwortliche Bürgerinnen und Bürger aufzutreten.
Welt Online: Wenn Sie versuchen, Sarrazin auf einen Punkt zu bringen, was zugegebenermaßen
nicht ganz leicht ist: Was wäre das für Sie?
Maron: Er diagnostiziert eine verfehlte Sozialpolitik, zu der eine verfehlte Bildungs- und
Einwanderungspolitik gehören. Er spricht eben nicht nur über Muslime, sondern allgemein über die
Unterschicht, in der Muslime allerdings überproportional vertreten sind. Und mit Unterschicht meint
Sarrazin auch nicht Menschen, die wenig Geld haben, sondern ein Defizit an Bildung, Leistungswillen
und sozialen Standards aufweisen. Es wird viel Geld ausgegeben, aber es kommt zu wenig und das
Falsche dabei heraus.
Was viele kritisierten bis verspotteten, war die technokratische Art, mit der er Nützlichkeitserwägungen
in den Vordergrund stellte, die in Deutschland schnell als Kaltherzigkeit gelten. Dass Einwanderer den
Gesellschaften etwas geben sollten, dass sie ihnen etwas schulden, diesen Gedanken kennt man in
Deutschland nicht unbedingt.
Maron: Er ist eben ein Statistiker, er erzählt keine Schicksale, sondern interpretiert Fakten, allerdings
zuweilen in einer nicht sehr taktvollen Sprache. Manchmal zuckte man beim Lesen zusammen und
dachte: Könnte er das nicht anders sagen?
Kelek: Aber die Bevölkerung spürte, dass er den richtigen Ansatz hatte. Er wollte eben nicht wieder
das Verstehen und Helfen in den Vordergrund stellen, sondern die Eigenverantwortung betonen und
die Interessen Deutschlands. Mir fällt auf, dass gerade die Deutschen sich so wenig mit ihrer
Gesellschaft identifizieren. Aber eine Gesellschaft muss sich Sorgen um sich selbst machen. Die
bürgerlichen Parteien sind herausgefordert, diese Sorgen mit den Migranten zu teilen.
Maron: Ich glaube schon, dass die meisten in der Tat das Buch gelesen haben. Sicher nicht alle
Statistiken, aber doch die Kapitel, die sie besonders interessierten. Frau Merkel hat den Verkauf
ganz gewiss beflügelt. Ein Buch, das die Kanzlerin verdammt, ohne es zu kennen, weckt die
Neugier. Und der Kauf des Buches war auch eine Abstimmung über die verfehlte
Integrationspolitik der Regierung.
Man konnte kurz nach dem Erscheinen sogar den Eindruck haben, dass die Politiker aller
Parteien verstanden hatten, dass sie etwas verändern müssen. Sie verdammten zwar Sarrazin,
schienen sich seine Thesen aber zu eigen zu machen. Inzwischen sind wir wieder, wo wir
vorher waren: Es geht wieder nur um Bildungs- und Sozialpolitik, die kulturellen und religiösen
Traditionen als Quelle der meisten Probleme werden ignoriert, sogar schöngeredet. Bildung
allein bewahrt aber nicht vor religiösem Fanatismus.
Die Thesen des Thilo Sarrazin und ihre Folgen
Welt Online: Welche Fehler hat Sarrazin gemacht?
Maron: Ganz sicher war es ein Fehler, in dem Buch die Integrationsprobleme mit der Vererbungs- und
Intelligenztheorie zu mischen. Das war unnötig und irreführend. Und nach dem Erscheinen des
Buches habe ich immer bedauert, dass jemand, der eine solche Debatte lostreten konnte, danach
nicht imstande ist, wirklich in den Dialog zu treten und sein Anliegen so zu verteidigen, dass man ihm
folgen will und kann.
Das liegt aber auch in seinem Wesen, er ist kein Mediengenie, jedenfalls nicht für das Fernsehen, er
wirkt eher schroff, selbstbezogen, ein bisschen dünkelhaft. Aber ein Mensch, der so angefeindet ist,
die Arbeit verliert, von den eigenen Genossen verstoßen wird, hat es natürlich auch schwer, seine
Rüstung fallen zu lassen. Seine Artikel allerdings haben mir gut gefallen.
Kelek: Man hat die Auseinandersetzung mit seinen Analysen und Thesen sehr schnell personalisiert.
Dazu hat er auch beigetragen, und die Debatte wurde teilweise zu einer Pro-und-contra-SarrazinDebatte. Ich hätte mir gewünscht, dass er seine politische Erfahrung mehr benutzt hätte, um seine
Erkenntnisse auch der SPD und dem politischen Apparat zu vermitteln. Aber das hatte er von Beginn
an nicht mehr in der Hand.
Maron: Ja, aber das ist ja auch nicht sein Job, oder?
Kelek: Ich war jüngst mit muslimischen Verbandsvertretern im Gespräch, und sie haben sich
wieder nur als Opfer dargestellt. Kein Wort darüber, welche Verantwortung sie dafür tragen,
was in den Moscheen passiert, wo ein Menschenbild gepredigt wird, das Männern erlaubt, ihre
Frauen als Eigentum zu sehen, wo die Söhne zu Wächtern ihrer Frauen erzogen werden, und
dies alles von selbst ernannten Hodschas.
Wo sogar von einer Integration in die „unreine“ deutsche Gesellschaft abgeraten wird! Was
dort gepredigt wird, was da für eine Welt herrscht, darüber darf niemand sprechen, schon gar
nicht die Deutschen. Die sollen sich mit allem abfinden. Aber auch Muslime müssen
Demokratie, Freiheit und Offenheit lernen, denn sonst erodiert die Zivilgesellschaft. Nur Zweifel
und Kritik, und nicht Duldung und falsch verstandene Toleranz, führen zu Erkenntnis.
Welt Online: Hat uns die Debatte über Sarrazins Thesen wirklich weitergebracht, oder machen Sie
sich da etwas vor?
Kelek: Nein, weil es immer noch nicht um Inhalte, sondern um Deutungsmacht geht. Ja, weil er das
Thema Integration wie eine Schrankwand auf der politischen Bühne installiert hat.
Maron: Ich bin froh, dass er das Buch geschrieben hat, denn endlich wurde ausgesprochen, was
ohnehin gedacht und gemurmelt wurde, jetzt müssen wir offen darüber reden. Dass eine Sozialpolitik,
die bedingungslos gibt, nicht funktioniert, weiß eigentlich jeder. Darum halte ich auch den Ruf nach
dem allgemeinen Bürgergeld für Unfug. Das verkennt die menschliche Natur.
Es wird immer Leute geben, die ehrgeizig sind, die viel arbeiten, weil sie etwas erreichen wollen, weil
sie wer sein wollen oder etwas anderes sie antreibt. Und es wird immer Leute geben, die sagen: Na
prima, wenn es auch anders geht. Und denen zu sagen, es ist uns Wurst, ob du etwas für die
Allgemeinheit tust oder nicht, wir schleppen dich durch, ist verantwortungslos. Das funktioniert nicht.
Es funktioniert in gar keiner Menschengruppe und in einem Staat und einer Gesellschaft schon gar
nicht.
http://www.welt.de/politik/ausland/article13516740/Anders-Breivik-sieht-Europa-im-Krieg-mit-demIslam.html?wtmc=Newsletter.NL_Persoenlich
WIRRE IDEOLOGIE
Autor: M. Kamann und F. Peters|30.07.2011
Anders Breivik sieht Europa im Krieg mit dem Islam
Der Massenmörder Breivik scheint schwerstgestört, doch teilt er seine Denkstrukturen mit "IslamKritikern": Man fürchtet den Untergang des Abendlandes.
Als die deutsche RAF ihre Morde verübte, distanzierte sich das linksradikale Milieu, aber manche
äußerten Verständnis für angebliche Verzweiflungstäter. Jetzt schreibt der Blogger Michael
Mannheimer auf seiner Internet-Seite über das Massaker des Islam-Feindes Anders Behring Breivik:
Anders Behring Breivik, der Massenmörder von Norwegen
Anders Behring Breivik tötete innerhalb weniger Stunden 77 Menschen. Erst hatte er eine Bombe im Osloer
Regierungsviertel detonieren lassen, die acht Menschen das Leben kostete. Danach tötete er 69 Teilnehmer eines
Jugendlagers der norwegischen Sozialdemokraten auf der Insel Utoya.
„Wenn man will, kann man diesen Terrorakt auch als lang vorausgesagten Beginn eines
Bürgerkriegs in Europa interpretieren. Als verzweifelten Akt (noch einzelner) indigener Bürger,
das Abdriften Europas in ein islamisches Kalifat mit den Mitteln der Verzweiflung zu
verhindern.“ Widerstand ist laut Mannheimer geboten: „Europa kann – ja darf – keinesfalls
ohne Gegenwehr seiner Islamisierung und damit seinem Abdriften in die islamische Barbarei
samt Scharia überlassen werden.“
Islam als totalitäre Bedrohung welthistorischen Ausmaßes
Zwar könne man aus Breiviks Morden nicht schließen, „dass nun alle Europäer zu den Waffen
greifen werden. Aber der Beginn ist vermutlich gemacht.“ Mannheimer schreibt seit Jahren
Texte, die den Islam als totalitäre Bedrohung welthistorischen Ausmaßes charakterisieren.
Einige seiner Texte finden sich auch im Internet-Forum „politically incorrect“ („PI“), das als
Leitmedium der radikalen Anti-Islam-Szene gilt.
Auf „PI“ war nach Breiviks Tat und dem Bekanntwerden seines 1500-Seiten-Manifestes zu lesen:
„Was er schreibt, sind größtenteils Dinge, die auch in diesem Forum stehen könnten.“ Von der
Tat allerdings distanzierte man sich. Ein Beitrag trägt die Überschrift „Trauer um die Kinder
von Utøya“.
Man verwahrt sich dagegen, dass „diese Tat Islam-Kritikern in die Schuhe geschoben“ werde.
Zugleich aber werden die Opfer der „täglichen Gewalt des Islam“ gegen die Opfer von
Norwegen aufgerechnet, deren Zahl im Vergleich minimal sei: „Den über eine Million
Ermordeten aus den 17.000 islamischen Attentaten stehen nun 90 Tote aus einem singulären
christlichen Terroranschlag gegenüber.“
So ergibt sich nach den Morden von Breivik, der laut seinem Anwalt noch zwei weitere
Bombenanschläge plante, ein schwieriges Einerseits-andererseits. Einerseits gibt es keinen Hinweis,
dass irgendwer zu diesen Morden aufgerufen hätte. Breivik wurde offenbar nicht angestiftet, von wem
oder wie auch immer. Zudem muss jeder, der sich mit Breiviks Selbstzeugnissen befasst, ihn für einen
narzisstisch Schwerstgestörten halten, dessen Geisteszustand vor und beim Massaker an 77
Menschen ein Rätsel ist.
Drei Grundstrukturen fallen auf
Andererseits lässt sich nicht sagen, Breivik stehe mit seinen Ideen allein da. Drei Grundstrukturen
fallen auf: Er fühlt sich als Angehöriger einer bedrängten Minderheit, die vom herrschenden System,
dem angeblichen Multikulturalismus, unterdrückt werde.
Er glaubt weiterhin, das Abendland befinde sich in einer kriegsartigen Auseinandersetzung mit „dem“
Islam, dessen Anhänger Europa unterjochen wollten. Er sieht schließlich die einheimischen Eliten
Norwegens und generell Europas als Helfer des Islam an, weshalb diese Eliten besonders hart
bekämpft werden müssten. Daher war es nicht ohne Logik, dass Breivik das Utøya-Zeltlager als
Bildungsstätte der Sozialdemokraten angriff. Er hat nicht „Kinder“ ermordet. Er tötete Jugendliche und
junge Erwachsene, die er für den Nachwuchs seines Feindes hielt, des linksliberalen
„Establishments“.
Bewegende Trauerzeremonie für Anschlagsopfer
Diese Denkmuster – das Minderheitsbewusstsein, der besondere Hass auf die einheimischen Eliten
und das Gefühl vom unerklärten globalen Krieg – finden sich der Struktur nach in vielen terroristischen
Bewegungen. Etwa unter jeweils eigenen Vorzeichen bei den islamistischen Terroristen oder der RAF.
Mithin wird eine künftige Analyse des Terrorismus gar nicht anders können, als sich auch mit Breivik
zu befassen. Und weil zur Analyse des Terrors die Analyse von dessen geistigem Hintergrund gehört,
wird über diesen auch bei Breivik zu sprechen sein. Zumal sich zum zentralen Inhalt seines Denkens,
dem Hass auf „den“ Islam, Entsprechungen nicht nur in einschlägigen Internetforen finden.
Das analytische Problem, dass sich bei Breivik stellt, benennt der Terrorismusforscher Wolfgang
Kraushaar vom Hamburger Institut für Sozialforschung: „Bei Breivik gibt es eine Reihe von
Anzeichen dafür, dass er seine Ideen und seinen mörderischen Plan rational durchgearbeitet
hat. Auch wenn es noch so schwer fällt, sich auf Breiviks Logik einzulassen, sollte man nicht
der Versuchung erliegen, seine Handlungen einfach abzuspalten, indem man alles davon in
den Bereich des Pathologischen verweist.“
Beschäftigung mit den Massenmördern des 20. Jahrhunderts
Vielmehr, so Kraushaar, könne es „durchaus sein, dass man sich bei Breivik jener gedanklichen
Anstrengung unterziehen muss, die auch bei der Beschäftigung mit den Massenmördern des 20.
Jahrhunderts nötig war.“ Historiker seien erst in den 80er-Jahren bereit gewesen „anzuerkennen, dass
viele Nazi-Täter keineswegs dumpfe oder gestörte Mörder waren, sondern intelligente, akademisch
qualifizierte und innerhalb ihres Sektors durchaus rational handelnde Akteure.
So wie man diesen Tätern erst einmal auf die Spur kommen musste, so wird man sich nun auch bei
Breivik mit der möglichen Rationalität seines Handeln befassen müssen, zumal es ja auch zahlreiche
Korrespondenzen zwischen seinem Denken und den Positionen verschiedener rechtpopulistischer
Parteien wie etwa der norwegischen Fortschrittspartei gibt.“ Doch warnt Kraushaar vor schnellen
Schlüssen: „Was dann die Prüfung dieser Korrespondenzen und Breiviks eigener Logik ergibt, das
wird man erst noch sehen müssen.“
So stellen sich zwei Aufgaben. Erstens die der Selbstprüfung bei all denen, deren Gedanken der
Mörder zur Bestätigung seines Islamhasses zitierte, auch wenn dies gegen ihre Intentionen geschah.
Zweitens die Aufgabe, jenes Feld zu sichten, auf dem er sich bediente.
Die von Kraushaar genannten rechtspopulistischen Parteien distanzierten sich nach Breiviks
Massaker von dem „Werk eines aus dem seelischen Gleichgewicht gebrachten Einzelnen“, wie der
französische Front National erklärte. Sie wiesen all jene zurück, „die mit Terror, Angstmacherei, mit
Gewalt und dem Aufruf zur Gewalt agieren“ (Dänische Volkspartei), und betonten, dass der
„Widerstand gegen die multikulturelle Idee keinem Aufruf zur Gewalt gleichkomme“ (Geert Wilders’
niederländische Partei für die Freiheit).
Aber die Distanzierung hat Brüche. So verteidigte Mario Borghezio, Europa-Abgeordneter der
italienischen Lega Nord, das Pamphlet des Attentäters: „100 Prozent der Ideen Breiviks sind
richtig, manche sind sogar ausgezeichnet“; einen Tag später korrigierte sich Borghezio. Es
gibt freilich keinen Grund zu zweifeln, dass er und die anderen rechtspopulistischen
Funktionäre Breiviks Taten ablehnen. Es gibt keinen Grund, ihnen Mittäterschaft anzudichten.
Bedrohung durch europäische Kultur
Es gibt jedoch auch keinen Grund, sie nicht zu fragen, ob es ihnen zu denken gibt, dass die
Grundstrukturen von Breiviks Denken sich ebenso bei ihnen finden. So stellt der Politikwissenschaftler
Florian Hartleb in einer für die CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stiftung erstellten Studie („Nach ihrer
Etablierung – Rechtspopulistische Parteien in Europa“) fest, dass sich der typische Rechtspopulist „in
der Opferrolle und von den Medien und den ‚Altparteien‘ zu Unrecht stigmatisiert“ fühle.
Weiter eine es all jene Parteien, sich in Gegnerschaft zum politischen Establishment zu sehen. Und
schließlich: „Nahezu alle rechtspopulistischen Formationen sehen die europäische Kultur bedroht und
warnen vor der Islamisierung Europas.“
Bei dieser „Islam-Kritik“ findet im europäischen Rechtspopulismus in jüngster Zeit eine
erhebliche Verschärfung statt. So beschränkt Geert Wilders sich nicht mehr darauf, radikale
Islamisten zu kritisieren und Phänomene in bestimmten muslimischen Milieus wie die
Frauenunterdrückung oder die Ablehnung des Pluralismus anzuprangern. Vielmehr spielt
Wilders seit 2007 „nach dem Vorbild der Eurabien-Theorie darauf an, dass die massive
Zuwanderung islamischer Gastarbeiter Teil einer bewussten Kolonialisierungs- und
Unterwerfungsstrategie ist“, schreibt der Politologe Koen Vossen in dem von Hartleb mit
herausgegebenen Band „Populismus in der modernen Demokratie“.
Nach jener von Wilders adaptierten Eurabien-Theorie öffnen Multikulturalisten des politischen
Establishments „den“ Muslimen Tür und Tor, um Europa zu entchristlichen. Keinem Muslim sei
dabei zu trauen. Denn wenn Muslime noch so integriert und weltoffen wirken, folgen sie
angeblich doch nur dem islamischen Takkiya-Dogma, wonach sie in der Fremde „ihre wahre
Natur in Erwartung besserer Bedingungen vorläufig verbergen“, wie Vossen schreibt. In
Wirklichkeit, so die Eurabien-„Theoretiker“, würden Muslime ein Denksystem befolgen, dass
keine bloße Religion sei, sondern eine totalitäre Ideologie, die nur auf Unterdrückung aus sei.
Wo sich solcherart im Hass auf den angeblichen Multikulti-Mainstream ein demografisch unterfüttertes
Untergangsszenario von der Selbstabschaffung Europas mit der Pauschalablehnung ganzer
Bevölkerungsgruppen verbindet, werden Unterscheidungen unmöglich.
"Ängste auf Fremde schüren"
Es geht gegen „die“ Muslime. Das gleicht spiegelbildlich den Attacken, die nach Breiviks
Massaker nun von linken Autoren gegen jene geritten werden, die sich differenziert gegen
Missstände in einzelnen muslimischen Milieus wenden und jetzt pauschal den „Islam-Hassern“
zugerechnet werden. Intellektuell redlich allerdings kann dies nur kritisieren, wer sich selbst
von jeder Pauschalisierung gegenüber „den“ Muslimen fernhält.
Solche Pauschalisierungen aber nehmen in der zumal im Internet aktiven Bewegung der „IslamKritiker“ zu, meint Hajo Funke, emeritierter Professor der FU Berlin, der auch in Cambridge und
Berkeley zu Rechtsextremismus und Migration forschte. „Der Fokus der Anti-Islam-Bewegung ist es,
Ängste auf Fremde zu bündeln, einhergehend mit einer sehr aggressiven Generalisierung: Jeder
Muslim steht für den gefährlichen Islam“, sagt Funke im Gespräch mit der „Welt am Sonntag“.
"Politische Komponente nicht wegisolieren“
Besonders ausgeprägt findet Funke diese Tendenz im „PI“-Blog. „PI schürt
Fremdenfeindlichkeit, der Grundton ist aggressiv. Hier werden breite ideologische Fragmente
zusammengezogen und mit einer rechtspopulistischen Form überzogen. Muslime werden zu
Sündenböcken für Probleme und Aggressionen in der Gesellschaft.“
Wenig gibt Funke auf die Distanzierungen von Breiviks Morden. „Die Rechtspopulisten, die sich von
dieser Horrortat distanzieren, ohne über ihre eigene verbale Gewalt nachzudenken, distanzieren sich
letztlich nur halbherzig.“ Die Debatte eröffne nun „die Chance, unsere Sprache auf aufrührerische
Elemente zu überprüfen. Das gilt für alle Medien. Wir sollten nicht sagen: Das ist die Einzeltat einer
wahnhaften Persönlichkeit und demnach ist sie nicht politisch“, sagt Funke. Man könne „die politische
Komponente nicht wegisolieren“.
"Wer nicht kämpft, hat bereits verloren.“
Tatsächlich findet sich in vielen Schriften der „Islam-Kritiker“ eine martialische Rhetorik. So kann man
auf den „PI“-Seiten den Text „Minority Report“ herunterladen, dessen anonymer Autor mit Bezug auf
die einstigen Türkenkriege schreibt:
„An unsere Feinde richte ich folgende Worte: Meine Vorfahren haben euch damals geschlagen und
nach langem, entbehrungsreichem Kampf wieder aus Europa vertrieben. Wir werden euch erneut
schlagen, wenn es denn sein muss. Und wieder, sollte dies einst notwendig werden!“ Mannheimer
beendet einen seiner Texte mit einem linken Revoltenslogan: „Wer nicht kämpft, der hat bereits jetzt
schon verloren.“
Solche Anleihen bei der Sponti-Rhetorik mögen manche bei den „Islam-Kritikern“ genauso irritieren
wie die Tatsache, dass diese nichts mehr mit dem alten Antisemitismus traditioneller deutscher
Rechtsradikaler zu tun haben wollen. So bezeichnet der Macher von „PI“, der Sportlehrer Stefan Herre
aus Bergisch-Gladbach, sein Produkt als „proamerikanisch und israelfreundlich“.
Kritik gegen den Moscheebau in Köln
So gut wie keine rechtspopulistische Partei Europas pflegt noch Ressentiments gegen Israel.
Dies könnte einer der Gründe sein, warum die deutsche Rechte eine solche Partei bislang nicht
auf die Beine stellen konnte. Die Pro-Bewegung, die sich vor allem wegen ihrer Kritik gegen
den Moscheebau in Köln einen Namen machte, bleibt ein regionales Phänomen, auch wenn sie
nun zu einem „Anti-Islamisierungskongress“ Ende August in Berlin aufruft, für den auch Geert
Wilders angekündigt wird. Doch der Versuch der deutschen Pro-Bewegung, eine Allianz mit
den rechtspopulcistischen europäischen Parteien zu gründen, hatte noch keinen Erfolg.
Wesentlich erfolgreicher ist die Freiheitliche Partei Österreichs (FPÖ) unter ihrem Vorsitzenden HeinzChristian Strache. Sie verteilte im Herbst 2010 im Wiener Kommunalwahlkampf einen Comic, in dem
die zweite Belagerung Wiens durch die Türken 1683 zum Schauplatz aktueller Auseinandersetzung
gemacht wird. Da spricht ein Herr mit dem Kürzel „HC“ (nach Straches Vornamen) auf der Straße
einen Jungen an, der eine Steinschleuder trägt. Er bekomme eine heiße Wurst spendiert, sagt „HC“ zu
dem Jungen, wenn er „dem Mustafa eine draufbrennt“.
Der Islam ist anders
DER DURCHBLICK 76 (Juli 2011)
von Michael Volk
In kirchlichen und gesellschaftlichen Debatten werden fast ausschließlic h die Gemeinsamkeiten
zwischen Christentum und Islam thematisiert. Sei es, weil für viele
säkularisierte Zeitgenossen alle Religionen ohnehin nur unterschiedliche Verpackungen für denselben
Inhalt sind, sei es, weil man aus Feigheit nicht wagt, auf Unterschiede hinzuweisen, die die Muslime
eventuell beleidigen könnten, sei es, weil auch viele Christen ihre Hoffnung in eine Art Bündnis mit dem
Islam gegen Säkularisierung und Atheismus setzen und deshalb nur noch das Ge meinsame, nicht aber das
Trennende hervorheben.
Letzteres hat Ingo Resch, Verleger und Herausgeber einiger Bücher zum Islam, mit dem vorliegenden
schmalen Bändchen getan. In unaufgeregter, nicht polemischer Sprache legt er die wichtigsten
Unterschiede zwischen Christentum und Islam dar. Ingo Resch beschreibt den Islam so, wie dieser sich
in seinem eigenen Selbstverständnis sieht, nicht so, wie
ihn manche westliche und christliche Meinungsmacher gerne hätten.Wenn z.B. andauernd betont wird,
daß wir an denselben Gott glauben, so müßte genauso deutlich hinzugefügt werden: Aber Christen haben
eine völlig andere Vorstellung von Gott als die Muslime. Das Gottes- und Menschenbild der beiden
Religionen weist große Unterschiede auf.
Dadurch sind auch christlich geprägte und muslimisch geprägte Kulturen völlig unterschiedlich. Nicht
Liebe sondern Gehorsam und Unterwerfung steht im Zentrum der muslimischen Lehre. Und während die
Lehre Jesu gerade kein Staats- und Gesellschaftssystem beinhaltet, sein Reich ausdrücklich nicht von
dieser Welt ist, nimmt bei Mohammed der äußere und innere Aufbau der muslimischen Gesellschaft eine
zentrale Stellung ein.
Jeder, der mit oder über den Islam reden will, kann sich hier über solche und weitere Punkte in kurzer
Zeit kundig machen. Und mancher wird aus seinen Träumen aufwachen.
Buch-Informationen:
Ingo Resch: Islam und Christentum. Ein Vergleich. Gräfelfing: Resch -Verlag, 2011. ISBN: 9783935197984. Broschiert: 66 Seiten. EUR 8,90.
http://www.welt.de/kultur/article13539661/Religion-bekaempfen-heisst-sieeinzubinden.html?wtmc=Newsletter.NL_Persoenlich
Autor: Alan Posener|
Religion bekämpfen heißt, sie einzubinden
Tadschikistan hat ein Gesetz verabschiedet, das Jugendlichen verbietet, religiös unterrichtet zu
werden – das trifft vor allem Muslime.
Es klingt wie der Traum eines Geert Wilders. Das Parlament der Republik (na ja) Tadschikistan hat kürzlich das
"Gesetz über die elterliche Verantwortung" verabschiedet, das Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren
verbietet, an religiösen Veranstaltungen teilzunehmen oder religiös unterrichtet zu werden.
Da im Zuge des Bürgerkriegs nach den Zusammenbruch der Sowjetunion die wenigen Juden Tadschikistans aus
dem Land flohen und es nur wenige Christen und Buddhisten gibt, richtet sich das Gesetz hauptsächlich gegen
die islamische Bevölkerungsmehrheit.
Kinder werden zu Glaubens-Anhängern gemacht
Es gibt Ausnahmen: Kinder dürfen an Trauerfeierlichkeiten teilnehmen und die staatlich
anerkannten Religionsschulen besuchen, sprich bei Omas Beerdigung dabei sein und eine staatstragende Version
des Islam lernen.
Aber auch Säkularisten könnten versucht sein zu jubeln. Der Atheist Richard Dawkins hat einmal gesagt, es gebe
keine jüdischen, christlichen oder muslimischen Kinder. Erst die religiöse Indoktrination mache aus
Menschenkindern Anhänger eines Glaubens. Recht hat er.
Gute Nachrichten also aus Zentralasien? Nein. Religionskritik steht zwar am Anfang jeder Aufklärung, die ja in
der Forderung besteht, den eigenen Kopf zur Welterklärung zu benutzen und keine fertigen Antworten von
Priester, Rabbi oder Imam zu akzeptieren. Aber Religionsverbote bedeuten gerade deshalb den Verrat an der
Aufklärung. Weil sie die intellektuelle Auseinandersetzung durch autoritäre Verfügung ersetzen.
Unterdrückung des Islam machte ihn populär
Es kann ja sein, wie Dawkins sagt, dass die Existenz Gottes ungefähr so wahrscheinlich ist wie die Existenz von
Feen im Garten, aber darauf muss man allein kommen. Wenn man sieht, wie viele Atheisten etwa aus
Klosterschulen hervorgingen (man denke an James Joyce und Josef Stalin), scheint die religiöse Unterweisung
jedenfalls bei dieser Entwicklung kein Hindernis zu sein.
Mohammed und der Aufstieg des Islam
Umgekehrt hat die rigorose Unterdrückung des Islam und das Lehren des Atheismus in der sechzig Jahre
währenden sowjetischen Ära nicht nur den Islam in Tadschikistan nicht ausgerottet, sondern dazu geführt, dass
ein radikaler Islamismus populär geworden ist.
(Warum die Kommunisten in der DDR so viel erfolgreicher waren, ist eine interessante Frage, aber die Antwort
liegt vermutlich eher in der Schwäche des ostdeutschen Christentums als in der brutaleren Unterdrückung und
schon gar nicht der größeren Überzeugungskraft der ostdeutschen Genossen.)
Religion bekämpfen heißt: sie miteinbinden
Die tadschikischen Postkommunisten haben diese Lehre der sowjetischen Zeit wohl vergessen. Präsident
Enomali Rahmon nutzt sein Amt – so der US-Botschafter laut Wikileaks – vor allem zur privaten Bereicherung,
"ganz gleich, was das für das Land bedeutet". Wo der Staat korrupt ist, wird die Moschee zum Mittelpunkt des
Widerstands. Die Unterdrückung der Religion hilft da nichts. Echte Gläubige lieben Märtyrer.
Sind Sie ein Islam-Versteher?
Will man wirksam die Religion bekämpfen, muss man deren Funktionäre mit Steuergeldern füttern, sie zwingen,
pickeligen Adoleszenten Religionsunterricht zu erteilen, sie in Ethikkommissionen und Rundfunkräte stecken, wo
sie für den Atomausstieg und das Fernsehprogramm mithaften und so weiter. Killing them with kindness, nennen
die Briten diese Strategie. Wie wär's damit, Geert?
http://www.welt.de/politik/ausland/article13601235/Rebellen-wollen-die-Scharia-in-Libyeneinfuehren.html?wtmc=Newsletter.NL_Persoenlich
NEUES SYSTEM
17:53
Rebellen wollen die Scharia in Libyen einführen
Die Rebellen wollen in Libyen einen Rechtsstaat aufbauen, die islamische Rechtsprechung Scharia soll dabei die Grundlage
bilden. Ziel sei ein "moderater Islam", heißt es.
Ziel sei es, einen Rechtsstaat, einen Sozialstaat, einen Staat aufzubauen, in dem die islamische
Rechtsprechung Scharia die wichtigste Quelle der Gesetzgebung sei.
"Wir werden keine extremistische Ideologie von rechts oder links zulassen", sagte Dschalil nach Angaben des
US-Nachrichtensenders CNN. Er forderte Einigkeit und sprach sich gegen Hass und Neid aus. Außerdem dürften
die Menschen das Gesetz nicht in die eigene Hand nehmen.
"Wir sind ein muslimisches Volk, für einen moderaten Islam und wir werden auf diesem Weg bleiben", sagte
Dschalil nach Angaben des arabischen Nachrichtensender Al-Dschasira weiter.
Kämpfer und Anhänger des Nationalen Übergangsrats hätten frühere Mitglieder von Gaddafis Sicherheitskräften,
vermeintliche Verbündete, gefangengenommene Soldaten sowie Ausländer, die sie fälschlicherweise für Söldner
hielten, "entführt, willkürlich gefangen gehalten, gefoltert und getötet", heißt es in einem Bericht der
Menschenrechtsorganisation zur Lage in Libyen.
Der Nationale Übergangsrat stehe vor der schwierigen Aufgabe, seine Kämpfer und Selbstschutzgruppen zur
Rechenschaft zu ziehen, die für "schwere Menschenrechtsverletzungen, mögliche Kriegsverbrechen
eingeschlossen", verantwortlich seien, schreibt Amnesty weiter.
Sie warf Vertretern des Rats vor, die geschilderten Vergehen zwar zu verurteilen, gleichzeitig aber "ihr Ausmaß
und ihre Schwere" herunterzuspielen. Der Bericht listet eine Reihe von konkreten Vergehen auf, räumt aber
gleichzeitig ein, dass die Taten nicht mit dem Ausmaß der Verbrechen unter Gaddafi zu vergleichen seien.
http://www.welt.de/kultur/literarischewelt/article13613800/Richter-von-Allahs-Gnadenerodieren-deutsche-Justiz.html?wtmc=Newsletter.NL_Persoenlich
Parallelgesellschaft
Richter von Allahs Gnaden erodieren deutsche Justiz
Geheimgerichte: In seinem glänzend recherchierten Buch enthüllt Joachim Wagner das
verzweigte Netzwerk islamischer Richter in Deutschland.
Auch im Jahre eins nach Sarrazin verharrt die sogenannte deutsche Islamdebatte im
unfruchtbaren Stellungskrieg zwischen „Islamverstehern“ und „Islamophoben“. In
altbekannter Manier schlägt man mit schlechten Abstraktionen, statistischen Teilwahrheiten,
Ressentiments und triefenden Moralurteilen aufeinander ein: Schlagworte statt Argumente,
Selbstgerechtigkeit statt Wahrnehmung der Wirklichkeit. Stets geht es vor allem darum, den
Antipoden als gefährlichen Rassisten oder unbelehrbaren Gutmenschen, als notorischen
Aufwiegler oder ewigen Abwiegler zu entlarven.
"Der deutsche Rechtsstaat ist zu schwach, um einer Kombination aus dreisten
Aussageverweigerungen, Lügen und Drohungen aus dem libanesisch-kurdischen Milieu
Paroli zu bieten": Schon das Lokal eines schlichten türkischen Kulturvereins kann zum
Gerichtshof werden
Eine Prognose:
Der Untergang der islamischen Welt
Der Autor
Joachim Wagner (Jg. 1943) war zuletzt stellvertretender Chefredakteur Fernsehen der ARD
und Moderator von "Bericht aus Berlin"
Gerne wird beidseits schon mal der Untergang des Abendlands, zumindest Europas, der
Demokratie und der multikulturellen Toleranz beschworen. Hier kriecht der Faschismus
schon wieder aus der Ecke, dort droht die Islamisierung des ganzen Landes. Ein süffiger
„Meinungsstreit“, der den Talkshows auf Jahrzehnte Stoff bieten wird. Nur mit der Realität
hat diese Schlacht der Backförmchen im ideologischen Sandkasten wenig zu tun.
Umso erfreulicher, dass der Fernsehjournalist Joachim Wagner, einst ARD-Korrespondent in
London und „Panorama“-Moderator, nun ein Buch vorlegt, das im besten Sinne
gesellschaftskritisch ist und die Debatte vom Kopf auf die Füße stellt. Es bringt Licht in einen
Teil unserer Wirklichkeit, der im feuilletonistischen Rechthaber-Diskurs gar nicht vorkommt:
„Richter ohne Gesetz. Islamische Paralleljustiz gefährdet unseren Rechtsstaat“.
In sachlichem Ton, ohne Polemik, gleichwohl eindringlich und pointiert schildert Wagner die
Ausbreitung einer islamisch geprägten Schattenjustiz, in deren Zentrum sogenannte
Friedensrichter stehen, „Schlichter“ von eigenen Gnaden, ohne Ausbildung und ohne legale
Legitimation. Ihr Spezialrevier: Islamisch geprägte Migrantenviertel in Berlin, Bremen, Essen
und andere Ballungsräume türkisch-arabischer Einwanderung.
"Blutgeld" gegen Blutrache
Ihre Autorität beziehen sie aus altem Macho-Stammesrecht, ihrem Ansehen bei
mächtigen Familienclans und der Anwendung der Scharia, den Normen und Regeln des
islamischen Rechts. In ihm sind zwei Gedanken zentral: Vergeltung und Schlichtung,
Rache und Wiedergutmachung. Vor allem bei Tötungs- und Körperverletzungsdelikten
bieten die „qisas“-Strafen (Sure 2, Vers 178) die Möglichkeit, „Blutgeld“ gegen
Blutrache einzutauschen. Exakt hier setzen jene „Schlichter“ an, die ihre
Verhandlungen in Teestuben, Privatwohnungen und Moscheen führen.
Manchmal sind es Imame, oft aber auch „Geschäftsleute“ mit beeindruckendem
Vorstrafenregister, die selbst in die organisierte Kriminalität libanesisch-kurdischer
oder türkischer Clans verwickelt sind. Ihr Ziel ist ganz einfach: Streitigkeiten aller Art –
vom Ehe- und Familiendrama bis zum „Ehrenmord“ – aus der Welt zu schaffen, bevor
die deutsche Justiz so weit ist, ihr Urteil zu fällen. Oft genug läuft die islamische
Paralleljustiz, eine originäre Frucht islamischer Parallelgesellschaften, auch zeitlich
parallel mit der offiziellen Strafverfolgung. Nicht selten entwickelt sich ein wahres
Wettrennen, das die deutsche Justiz nur zu oft verliert.
Das Grundgesetzt ist so fern wie der Mond
Am Beispiel von sechzehn aktenkundigen Strafverfahren und vielen Gesprächen mit
Richtern, Staatsanwälten und polizeilichen Ermittlern, nicht zuletzt mit
Islamwissenschaftlern, beschreibt Wagner, wie der rechtsstaatliche Strafanspruch
unterlaufen und konterkariert wird. So bleiben selbst Mordversuche ungesühnt, und
auch andere Verfahren wegen Betrugs, Körperverletzung und Gewaltandrohung
werden mangels Beweisen eingestellt oder enden mit geringfügigen Strafen, wenn nicht
mit Freispruch.
Der Grund: Eben noch auskunftsbereite Opfer und geständige Täter schweigen
plötzlich oder widerrufen ihre Aussagen vor Gericht, nachdem islamische
„Friedensrichter“ einen Ausgleich zwischen den Familien hergestellt haben. Meist geht
es um Geld, fast immer um Macht, die wichtigste Währung in diesen mafiösen
Strukturen, die mit dem liberalen Alltag der Talkshowrepublik Deutschland nichts zu
tun haben. Das Grundgesetz ist hier so fern wie der Mond, und keine
Gleichstellungsbeauftragte von Ver.di weit und breit, die sich um die Rechte der Mütter
und Töchter kümmert, die einfach nur frei leben wollen – mitten in Deutschland.
"Friedensrichter" von der PKK
So sehr der Rechtsstaat in diesen Milieus gescheiterter Integration verachtet wird – als
Drohkulisse und Pingpong-Wand, die man für eigene Zwecke, nicht zuletzt zur
Erhöhung von Blut-, Schmerzens- und Schweigegeld-Forderungen, instrumentalisieren
kann, ist er allemal gut. Hier gilt das archaische Recht des Stärkeren, und ein echter
„Friedensrichter“ ist schon mal Sympathisant der kurdischen PKK, bezieht Hartz IV
und fährt einen BMW 730 Diesel. So wie Mustafa Ozbek, der „Kofi Annan von
Bremen“, der über sich selber sagt: „Ich bin ein Krimineller. Mit Ausnahme von
Kinderschänden und Frauen vergewaltigen habe ich alles gemacht.“
Ausführlich rekonstruiert der Autor atemberaubende Fälle, in denen der Clan eines
Gewalttäters auch mal am Krankenbett des Opfers auftaucht, um nachdrücklich darauf
hinzuweisen, dass man sich besser auf den Scharia-Schlichter verlassen sollte als auf den
deutschen Staatsanwalt. Hier und da muss ein Warnschuss ins Bein für nachhaltige
Überzeugungskraft sorgen. Kriminelle Taten werden gern jenem Familienmitglied
zugeschoben, das die geringste oder gar keine Strafe zu erwarten hat.
Deutsche Anwälte liefern Tipps
Inflationsartig nimmt man im Verlauf des Verfahrens das Auskunftsverweigerungsrecht
wegen möglicher Selbstbelastung (Paragraf 55 STPO) in Anspruch. Deutsche Anwälte
liefern zuweilen nützliche Tipps, die bis an die Grenze von Standesrechtsverletzung und
Strafvereitelung gehen. „Über die Rechtsanwälte wird schleichend die Scharia
eingeführt“, sagt der Abteilungsleiter „Organisierte Kriminalität“ (OK) in Bremen,
Wilhelm Weber.
Das gilt in viel höherem Maße für jene „Schlichter“, die ganz bewusst Legalitätsprinzip
und Strafmonopol des Staates unterlaufen. Dabei nehmen sie in Kauf, dass auch
Schwerverbrecher von jeder Strafe verschont bleiben und neue Taten begehen, während
Opfer für ihr Leben gezeichnet sind.
Gilt das deutsche Rechtswesen sowieso schon nicht als ausgesprochene Turbojustiz, so hat sie
es gegenüber dieser clanmäßig organisierten Parallelwelt, für die „Ehre“, „Familie“ und
Koran über allem stehen, noch schwerer, Recht und Gesetz durchzusetzen. Gleichwohl wirft
Wagner der deutschen Justiz vor, ihre „selbst verschuldete Ohnmacht“ nicht mit mehr Härte
und Konsequenz zu überwinden.
In Strafverfahren werden Beweise manipuliert
Gerade bei Verfahren mit mehr als einem Dutzend Angeklagten aus kriminellen arabischtürkischen Milieus verlangt die Aufklärung absichtlich verworrener Aussagen und erlogener
Tatabläufe Mut und außergewöhnliche Hartnäckigkeit. Einem Bremer Gericht ist dies
ausnahmsweise einmal gelungen. So konnten strafvereitelnde Zeugenabsprachen geknackt
und die wahren Täter überführt werden.
Aber immer noch ist nicht ein einziger jener „Friedensrichter“ angeklagt worden, die sich als
Herren des Verfahrens aufführen. Im Gegenteil: Voller Chuzpe präsentieren sie sich teils noch
im Gerichtssaal als allmächtige Konfliktlöser und Friedensstifter. Dies gelingt ihnen umso
mehr, als es tatsächlich komplizierte Familienstreitigkeiten gibt, bei denen deutsche Behörden
in ihrer Not durchaus die Hilfe islamischer Autoritätspersonen in Anspruch nehmen. In Essen
wurde diese Zusammenarbeit gar zum „Modell“ erhoben.
Seine Grenze findet diese Kooperation jedoch dort, wo „Friedensrichter beginnen, die
Beweislage in Strafverfahren zu manipulieren, wenn sie Zeugen beeinflussen … und alles tun,
damit die Ermittlungsziele nicht erreicht werden“, wie Wagner formuliert.
Mit polizeilichen Mitteln nicht beizukommen
Daran ändert auch das Gesetz vom Täter-Opfer-Ausgleich (1999) nichts, das legale
Strafmilderung in Aussicht stellt. „Das Rechtssystem wird ausgehebelt“, resümiert der
Berliner „OK“-Chef Carsten Wendt. „Mit den bisherigen polizeilichen Mitteln ist der
Nebenjustiz allein nicht beizukommen.“ Wagner ergänzt: „Der deutsche Rechtsstaat ist zu
schwach, um einer Kombination aus dreisten Aussageverweigerungen, Lügen und
Drohungen aus dem libanesisch-kurdischen Milieu Paroli zu bieten.“
Was folgt nun aus all dem? Zuallererst müsste die bequeme„Kultur des Wegsehens“
durch einen nüchternen, analytischen Blick ersetzt werden. Das gilt für den politisch
korrekten Integrations-Diskurs zwischen Beschönigung und Moralisierung ebenso wie
für offizielle Kriminalitätsstatistiken, die den Migrationshintergrund nicht erfassen. Das
mag gut gemeint sein, aber es macht blind für die realen Herausforderungen einer ja
tatsächlich multikulturellen Gesellschaft.
Ein bravouröses Stück republikanischer Selbstaufklärung
„Geradezu stolz scheint das Berliner Landeskriminalamt darauf zu sein, dass es nicht gegen
Familien und sogenannte Clans ermittelt, sondern stets gegen Einzelpersonen, die Straftaten
begangen haben“, kommentiert Wagner sarkastisch. Effektiv aber könne gegen arabische
Clans mit ihrem „Unangreifbarkeitsmythos“ und dem rekordverdächtigen Anteil gewalttätiger
Intensivtäter nur dann vorgegangen werden, „wenn ihre Strukturen und Aktivitäten von
Polizei, Sozial-, Ausländer- und Steuerbehörden gemeinsam unter die Lupe genommen
werden“.
Genau hier liegt – neben einigen Redundanzen – auch die einzige Schwäche des Buches: Es
liefert keine verlässliche Zahl, die die statistische Größenordnung der islamischen
Paralleljustiz in Deutschland auch nur grob umreißen würde. Dies kann man dem Autor
allerdings kaum vorwerfen, verweist die Leerstelle doch nur auf jene Schattenzone, an deren
Eingang stehen müsste: Achtung! Sie verlassen den demokratischen Sektor der
Bundesrepublik!
Wagners Recherche ist ein bravouröses Stück republikanischer Selbstaufklärung, ein Beitrag
zur Versachlichung der „Islamdebatte“ und ein guter Anlass, wieder einmal über das
Selbstbewusstsein der Republik und den Wert der Freiheit nachzudenken.
Joachim Wagner: Richter ohne Gesetz. Islamische Paralleljustiz gefährdet unseren
Rechtsstaat. Econ, Berlin. 240 S., 18 Euro
ÄZ 27.9.11
Arbeitgeber Penis abgeschnitten: Hausmädchen muss in Knast
DUBAI (dpa). Ein Gericht in Dubai hat am Montag eine 26-jährige Frau zu einem Jahr
Gefängnis verurteilt, weil sie ihren 77 Jahre alten Arbeitgeber mit einem Rasiermesser
entmannt hat.
Das Hausmädchen aus Bangladesch hatte ausgesagt, von dem Araber mehrfach vergewaltigt
worden zu sein, berichtete die Website der Tageszeitung "The National".
Laut Anklage trennte sie den Penis des Mannes ab und warf ihn in einen Müllsack.
Penis wieder angenäht
Das Geschlechtsorgan konnte wieder angenäht werden, der Mann müsse aber mit einer
bleibenden Invalidität leben, erklärte das Gericht. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
Internationale Menschenrechtsorganisationen prangern seit Jahren die oft unwürdige
Behandlung ausländischer Hausmädchen in den arabischen Golfstaaten an.
PTBS nach dem Anschlag
11. September: „Trauma“ als Modediagnose?
Vor einigen Tagen jährten sich die Anschläge des 11. September 2001 zum zehnten Mal. Wir
sprachen mit Professor Dr. Ulrich Schultz-Venrath über die Hintergründe von Terror sowie über
posttraumatische Störungen.
Springer Medizin: Herr Prof. Schultz-Venrath, wer direkt von den Anschlägen betroffen war,
aber überlebt hat, wurde mit hoher Wahrscheinlichkeit traumatisiert. Ebenso die Angehörigen
der Opfer. Welche Therapien gelten in der Behandlung posttraumatischer Störungen als State
of the art?
Schultz-Venrath: Zu den überraschenden Erkenntnissen der Traumaforschung und von MetaAnalysen von PTBS-Studien, die sich mit dem Masseneinsatz von Traumatherapeuten nach dem 11.
September 2001 beschäftigten, gehört, dass viel weniger Menschen, die in New York diesen Tag
erleben mussten, im Sinne einer PTBS traumatisiert wurden als zunächst angenommen. Auch fehlen
Langzeituntersuchungen über mehr als fünf Jahre. Ohne den wirklich Traumatisierten Unrecht antun zu
wollen, haben wir es aktuell mit einem neuen Phänomen zu tun, dass die Übertreibungen, sowohl durch die
Medien als auch durch Traumatherapeuten, den Begriff „Trauma“ – ähnlich wie „Burnout“ – zu einer
Modediagnose machen. So kommt es inzwischen zu massenhaft auftretenden Pseudo-PTBS, oder wie die
Amerikaner sagen: „virtual-PTSD“. Es könnte sein, dass wir in unseren Kliniken zurzeit mehr Patienten mit dem
Etikett „Trauma“ behandeln als Patienten mit einer wirklichen PTBS. Wir haben nicht selten Patienten, die mit
dem Satz „Ich habe ein Trauma!“ um stationäre Aufnahme bitten, bei denen aber nach genauerer Anamnese oft
ganz andere Gründe für die psychische Störung zutage treten. Weniger ist darüber bekannt, wie
Traumabetroffene ohne eine PTBS ihre Schicksalsschläge verarbeiten. Diese Resilienzforschung stößt leider auf
viel weniger Interesse als die Psychotraumatologie.
Bei der Behandlung gibt es keinen „State of the art“. In der jüngsten Ausgabe des American Psychologist
kommen Wissenschaftler zu dem Schluss, dass zahlreiche, meist teure Behandlungen gegen PTBS den
Patienten eher geschadet haben. Dagegen haben die Therapeuten von solchen Ad-hoc-Therapien
ökonomisch stark profitiert. Nicht wenige Patienten sollen nach solchen Therapien in noch tiefere
Depressionen abgestürzt sein. Insofern sprechen die Forscher deshalb inzwischen auch von einem
„Trauma-Tourismus“: Aus allen Bundesstaaten der USA seien Kollegen angereist und hätten
provisorische Praxen eingerichtet, um die unter Schock stehenden Menschen zu befragen und zu
behandeln. Nur wenige der Überlebenden hätten dadurch ihr früheres Gleichgewicht wieder gewonnen.
Bei vielen sei der Leidensdruck sogar noch größer geworden. Die EMDR-(Eye Movement Desenzitation
Reprocessing-)Traumatherapie hat sich unter den verschiedenen Therapieangeboten als gut herausgestellt
und steht in Deutschland kurz vor der Anerkennung als psychotherapeutische Richtlinientherapie.
Trotzdem ist sie vermutlich nicht unbedingt „besser“ als die analytische oder mentalisierungsbasierte
Einzel- oder Gruppentherapie, wenn es sich um komplexe Traumata oder Pseudo-PTBS handelt.
Vergleichsstudien gibt es leider noch nicht.
Springer Medizin: Welche Rolle spielen Gruppentherapien bei der PTBS-Behandlung?
Die analytische – und ihre heutige Erweiterung, die mentalisierungsbasierte Gruppentherapie – ist
während des Zweiten Weltkriegs von S. H. Foulkes, jüdi-scher Emigrant aus Frankfurt/Main, im Military
Psychiatric Hospital in Northfield entwickelt worden und hat sich als Behandlung für Menschen mit einer
PTBS sehr bewährt. Ein Trauma ist jedoch nie individuell zu sehen, sondern immer auch ein
Herausfallen, eine Exklusion, aus der psychosozialen Gemeinschaft. Deshalb ist hier eine analytische oder
mentalisierungsbasierte Gruppentherapie so erfolgreich. Die Wirksamkeit dieser Therapie, die in London
überwiegend in der Gruppe praktiziert wird, hat sich in mehreren randomisierten Studien an BorderlinePatienten, die immer auch (mehrfach) traumatisiert sind, als so überlegen gegenüber einer
sozialpsychiatrischen Behandlung herausgestellt, dass die APA sie als Methode der ersten Wahl für
Borderline-Patienten deklarierte. Für PTBS-Patienten steht eine solche Studie noch aus. Wir haben in
unserer Klinik jedoch eine Station für Trauma- und Borderline-Patienten mit einem hochfrequenten
Gruppensetting und haben festgestellt, dass wir für solche Patienten kein EMDR mehr benötigen.
Die Ausbildung in stationärer analytischer und mentalisierungsbasierter Gruppentherapie wird noch
nicht allumfassend angeboten. Mit der Gründung einer Gesellschaft für Gruppenanalyse und
Gruppenpsychotherapie, die am 15. Oktober 2011 in Berlin stattfinden wird, wollen wir unter anderem
die Ausbildung befördern.
Springer Medizin: Die TV-Dauerschleifen der einstürzenden Türme stehen uns bevor. Können
auch TV-Bilder ein Trauma auslösen?
Ich war schon damals verwundert, als auf dem APA-Kongress in New York 2005 Daten vorgetragen wurden,
dass Menschen, die mehr als sechs Stunden wiederholt den 11. September vor dem Fernseher erlebt hatten, mehr
PTBS-Symptome zeigen sollten als Angehörige oder Betroffene des Einsturzes der Türme des World Trade
Center. Von einem Psychologen der Harvard-Universität wird die Behauptung, Fernsehbilder könnten die Seele
im Sinne eines PTBS verletzen, inzwischen als absurd bewertet. Ich teile diese Auffassung. Die Datenlage
scheint mir für die Beantwortung der Frage zu dünn. Obwohl es keinen Zweifel daran geben kann, dass der
terroristische Angriff zur Traumatisierung Einzelner geführt hat, gibt es keinen überzeugenden Beleg für eine
epidemische Traumareaktion in der Bevölkerung. Das eigentliche Problem der sich ständig wiederholenden
Bilder der einstürzenden Türme des WTC besteht darin, dass Terrorismus eine Aufmerksamkeit erfährt, die
möglicherweise zu einer „Infektion“ unter Menschen führt, die sich nicht gesehen oder unterdrückt fühlen. Wir
haben hier den „Werther“-Effekt, ähnlich wie im Falle des Suizids des Torwarts Robert Enke: Durch die
Medialisierung werden Terrorismus oder Suizid nachahmenswert gemacht. Es wäre hier wichtig, die
Zusammenhänge zwischen „postdisaster screening“, Erkrankungsformen und Behandlungsmethoden
systematischer zu untersuchen.
Springer Medizin: Wie funktioniert die Psyche der Attentäter? Waren/sind sie psychisch krank?
Keiner dieser Attentäter war zuvor in psychotherapeutischer Behandlung, sodass wir uns nur auf die mehr oder
weniger verlässliche Rekonstruktion der Biographien stützen können. So leicht es dem einen oder anderen fallen
mag, von „psychisch krank“ bei den Terroristen des 11. September angesichts des enormen Schreckens, den sie
verursacht haben, zu sprechen, so schwer ist es zu akzeptieren, dass die Ursache auch eine sozialpolitische oder
sozialpsychologische ist. Wer eine Tat dieser Qualität wagt, egal wie naiv oder gestört er ist, wägt zwischen dem
Sein und dem Nicht-Sein ab. Manchmal dauert dieses Abwägen Jahre, manchmal Minuten. Die Tat wird
vollzogen, wenn die destruktiven Kräfte im Menschen obsiegen. Viele, die das tun, leben unter Druck, großer
Verzweiflung oder Not. Um dem Elend zu entfliehen, beenden sie ihr Leben. Ich gehe davon aus, dass die
Ursachen für einen terroristischen Anschlag wie bei einem Suizid immer multikausaler Natur sind.
Springer Medizin: Sie haben die Hypothese aufgestellt, dass unbewältigter Neid
fundamentalistische Bewegungen wie Terrorismus induzieren können. Wie ist das zu
verstehen?
Fundamentalistische Bewegungen können als ein Versuch verstanden werden, die Geschlossenheit des
Traditionalismus über die Errichtung einer mythischen Gemeinschaft, die nicht von den Übeln der Moderne
vergiftet ist, wiederherzustellen. Dies betrifft nicht nur den Islam, sondern auch Juden- und Christentum. Schon
Nietzsche vertrat die interessante These, dass das Chris-tentum – und man könnte es um den Sozialismus und
Kommunismus als Programm der Neidvermeidung ergänzen – letztlich aus verdrängtem Neid entstanden sei.
Die Urchristen hätten sich gegenüber den Römern derart ohnmächtig gefühlt – islamischen Fundamentalisten
mag es angesichts der Dominanz der Finanzwelt ähnlich ergehen –, dass sie sich nur wehren konnten, indem sie
das um Vitalität zentrierte römische Wertesystem verachteten, obwohl sie es eigentlich begehrten. Dieser
Konflikt sei durch eine Verdrängung des Neides gelöst worden, weshalb Neidlosigkeit im Christentum eine
Tugend sei. Verdrängter Neid kehrt aber als Ressentiment bis zur Ermordung – etwa am Beispiel Abels durch
den neidischen Kain – wieder.
Unser Kain heute heißt Mohammed al-Amir Atta – der Name bedeutet Geschenk. Er wird als rational,
sprachbegabt, perfektionistisch und organisatorisch geschickt, in höchstem Maße belastbar und
verhaltenskontrolliert beschrieben, so dass nur selten Fanatismus und Antiamerikanismus durchgebrochen seien.
Sein großes Thema – er war angehender Architekt und Stadtplaner – waren Städte! Er wollte die ägyptische
Kultur schützen, ihre islamische Identität wahren und seine Heimat nicht von Hochhäusern amerikanischer Art
überstülpen und zerstören lassen. Aber dadurch, dass im Islam Politik und Religion zusammenfallen, müssen –
wie bei den Christen gegenüber den Römern – die Werte des Westens verachtet werden, obwohl sie auch
beneidet werden. Es ist ein interessantes Phänomen, dass die Terroristen des 11. September als Studenten mit
westlicher Kultur viel Berührung hatten.
Klinisch bleibt ein Neidgefühl unauffällig, solange die Hoffnung besteht, irgendwann einmal das begehrte Gut
zu bekommen. Probleme größerer Art entstehen erst, wenn diese Hoffnung schwindet. An einem solchen Punkt
muss die neidische Person entweder ihr Begehren oder ihre Hoffnung aufgeben.
Der Islam ist aktuell mit seinem Universalitätsanspruch am meisten von der Globalisierung betroffen. Völlig
verleugnet wird, dass sich hinter der Globalisierung durch den Ökonomismus ein westlicher
„Fundamentalismus“ verbirgt, der auf die einfache Formel gebracht werden kann: Wer genug Geld hat, kann
sich alles kaufen. Die Grenzenlosigkeit der Globalisierung hat immense sozialpsychologische Folgen, weshalb
es nicht verwundert, dass fundamentalistischer Terror auch mit dem Aufkommen des Internets und mit
Menschen korrespondiert, die angesichts der Grenzenlosigkeit in Fundamentalismus verfallen müssen. Sie
machen ihr Gefühl des Zu-kurz-Gekommenseins zu einer Ideologie. Diese pathologische Rückbeziehung auf
eine fundamentalistische Grenze ist – so wichtig Grenzen mit der Fähigkeit zum osmotischen Austausch
bezüglich Ich-Selbst-Struktur und Persönlichkeitsentwicklung sind – nicht adaptiv.
publiziert am: 13.9.2011 12:30 Autor: Dr. Gunter Freese (Interview) Quelle: springermedizin.de
Professor Dr. med. Ulrich
Schultz-Venrath, Chefarzt
der Klinik für Psychiatrie,
Psychotherapie und
Psychosomatik am Evangelischen Krankenhaus Bergisch
Gladbach.
[email protected]
Integration Allein zwischen Tradition und wahrem Leben
Türkisch- und arabischstämmige Jugendliche stecken oft zwischen Missverständnissen
fest, sagt Soziologe Aladin El-Mafaalani. Anerkennung finden sie nur bei ihren Peers.
Aladin El-Mafaalani
Die Soziologen Aladin El-Mafaalani und Ahmet Toprak haben in ihrem Buch Muslimische
Kinder und Jugendliche in Deutschland. Lebenswelten – Denkmuster - Herausforderungen
untersucht, welche Aspekte für Kinder und Jugendliche in traditionell muslimischen Milieus
problematisch werden können. Sie analysieren die Sozialisationsbedingungen in Deutschland
geborener Migrantenkinder, um Lehrern und Erziehern eine sensiblere pädagogische Praxis
vorzuschlagen.
* Von: Parvin Sadigh
* Datum: 28.9.2011 - 09:50 Uhr
ZEIT ONLINE: Herr El-Mafaalani, Sie haben muslimische Kinder und Jugendliche
untersucht, die sich in Deutschland schwer integrieren. Welche Rolle spielt die Religion?
Aladin El-Mafaalani: Der Schwerpunkt unserer Untersuchung lag auf türkisch- und
arabischstämmigen Jugendlichen. Der Islam bedeutet für sie ganz Unterschiedliches
und hat meistens wenig Einfluss darauf, wie gut sich ein Kind in die Gesellschaft
integrieren kann. Problematischer sind die Traditionen, die aus muslimisch geprägten
Gesellschaften mit nach Deutschland gebracht wurden.
ZEIT ONLINE: Die Kultur bereitet also mehr Schwierigkeiten als die Religion?
El-Mafaalani: Es ist eine Mischung aus kulturellen und sozialen Faktoren. Manche
Eltern schreiben ihren Kindern traditionelle Werte und Denkweisen aus den armen,
ländlichen Regionen ihrer Heimatländer vor, die sich hier nicht mehr umsetzen lassen.
Was die Kinder in der deutschen Schule erleben, steht im Gegensatz dazu. Beide
Überzeugungen prallen aufeinander und die Jugendlichen werden mit diesem Konflikt
alleine gelassen.
ZEIT ONLINE: Können Sie ein Beispiel nennen?
El-Mafaalani: Mein Co-Autor Ahmet Toprak hat drei typische Erziehungsstile in
muslimischen Familien definiert. Der konservative, autoritäre betrifft zwar nur 30 bis
40 Prozent der Familien, kann aber sehr problematisch werden. Er setzt auf sichtbaren
Respekt. Zum Beispiel: Ein Vater, der mit seinem Kind schimpft, erwartet, dass das
Kind schweigt und erträgt. Fragen sind immer rhetorisch und dürfen nicht beantwortet
werden. Es macht gar nichts, wenn das Kind genervt guckt, aber es darf die
Autoritätsperson nicht anschauen. Verhält sich dasselbe Kind aber einem deutschen
Lehrer gegenüber genauso – es guckt genervt, schweigt, wenn es gefragt wird, schaut
den Lehrer nicht an – findet der das Verhalten respektlos. Und das Kind versteht gar
nicht, was die Lehrer von ihm wollen.
ZEIT ONLINE: Doch inzwischen sind viele Eltern mit Migrationshintergrund selbst in
Deutschland zur Schule gegangen. Sie wünschen sich auch eine gute Bildung für ihre Kinder.
El-Mafaalani: Zum Teil sind türkischstämmige Eltern tatsächlich noch Analphabeten. Die
Eltern, die hier schon zur Schule gegangen sind, waren damals oft in reinen Ausländerklassen
untergebracht oder lebten in Vierteln, in denen die meisten Klassenkameraden aus der Türkei
kamen. Sie fühlten sich selbst diskriminiert. Die Bildungswünsche sind zwar wirklich
vergleichsweise hoch. Das hat aber keine Konsequenzen, weil die Eltern nicht wissen, was die
deutsche Schule von ihnen erwartet.
ZEIT ONLINE: Welche Missverständnisse entstehen zwischen deutschen Lehrern und
muslimischen Eltern?
El-Mafaalani: Die Schule hat in der Türkei oder in arabischen Ländern einen
umfassenderen Auftrag. Da wird auch erzogen. Lehrkräfte fordern nichts von den
Eltern. Ruft also ein deutscher Lehrer die Eltern wegen einer vermeintlichen Lappalie
an, wird der Lehrer als inkompetent wahrgenommen. In benachteiligten Milieus werden
die Eltern infolgedessen vielleicht noch strenger, als sie ohnehin schon sind, weil sie
glauben, dass das vermeintliche Laissez-faire der deutschen Schule ihren Kindern
schadet und zu der Erfolglosigkeit in der Schule führt. Der Lehrer wiederum denkt: Die
Eltern sind desinteressiert und müssten ihre Kinder mehr unterstützen. Dabei sind
beide Seiten eigentlich am Erfolg interessiert.
ZEIT ONLINE: Sie müssten einander nur verstehen?
El-Mafaalani: Oft hilft es ja schon viel, wenn der Lehrer den Schülern sagt: Hier
machen wir das so: Wir schauen uns in die Augen und sprechen miteinander. Wir
empfehlen Lehrern natürlich auch die Eltern zu besuchen, das hat aber seine Grenzen.
Es gibt noch andere Schwierigkeiten, die muslimische Jugendliche oft allein bewältigen
müssen. Viele Probleme können sie zu Hause nicht besprechen. Sexualität ist zum
Beispiel oft tabu. Aber die Lehrkräfte werden nicht als Bezugspersonen
wahrgenommen.
ZEIT ONLINE: Wie muss also das Bildungssystem damit umgehen?
El-Mafaalani: Die Funktion der Schule kann nicht mehr allein die Wissensvermittlung sein.
Das gilt nicht nur für Migrantenkinder. Man muss mehr an der Persönlichkeit orientiert
arbeiten. Wir verschwenden unheimlich viele Ressourcen mit Bewertungen und Auslese. Wir
brauchen richtige Ganztagsschulen und interdisziplinäre Ansätze. Schulsozialarbeiter sollten
nicht nur da eingesetzt werden, wo schon nichts mehr geht. Es gibt auch Gymnasien, die in
der 5. Klasse einen sehr hohen Migrantenanteil haben, aber kaum noch ein Migrantenkind im
Abitur. Denn wenn die Eltern nicht mithelfen können, haben die Kinder keine Chance.
ZEIT ONLINE: Was halten sie vom Islamunterricht, wenn doch der Islam gar keine so große
Rolle für die Integration spielt?
El-Mafaalani: Der würde gut tun, gar nicht wegen der inhaltlichen Dimension. Sondern
weil er eine institutionelle Form der Anerkennung darstellt. Die Jugendlichen erleben
oft, dass ihnen Dinge aufgestülpt werden: Mach unseren Religionsunterricht mit oder
du hast eben frei. Fremdsprachen sind wichtig, sogar Chinesisch und Russisch, aber
Türkisch und Arabisch werden nirgendwo angeboten. Auch die arabische Geschichte
spielt keine Rolle. Antisemitismus und Diskriminierung werden nur im Rahmen des
Holocaust besprochen, also in der Erinnerungskultur. Dass die Jugendlichen aktuell
antisemitische Tendenzen zeigen, wird ebenso wenig im Unterricht behandelt wie die
Islamophobie, unter der sie leiden. Ich bin ja selbst Lehrer: Mir ist noch kein
Jugendlicher über den Weg gelaufen, der für Themen rund um kulturelle und religiöse
Missverständnisse nicht zugänglich gewesen wäre.
ZEIT ONLINE: Wie entsteht dann Gewalt, Kriminalität oder religiöse Radikalität?
El-Mafaalani: Die Jugendlichen empfinden die eigenen Eltern oft als hilfsbedürftig – sie
können kein Formular selbstständig ausfüllen, leben nicht zeitgemäß und können also
nicht als Rollenmodell dienen. Da junge Menschen auch in der Schule weder
Anerkennung noch Orientierung finden, wird dieses Vakuum anders gefüllt.
Unkontrolliert. Hier kommen die Peers ins Spiel, die natürlich für alle Jugendlichen
wichtig sind. Problematisch ist das, wenn die einzige relevante Lebenswelt aus den
anderen perspektivlosen Jugendlichen besteht. So können radikale Formen entstehen.
Das ist nicht so häufig, aber wenn es passiert, sind Gewaltexzesse zum Beispiel extremer
als früher.
* Quelle: ZEIT ONLINE
* Adresse: http://www.zeit.de/gesellschaft/familie/2011-09/migranten-jugendliche-bildungintegration/komplettansicht
Published on MEDRUM (http://www.medrum.de)
Arnd Diringer: "Islam ohne Scharia ist wie Christentum ohne Neues Testament"
11.10.11
Arnd Diringer: "Islam ohne Scharia ist wie Christentum ohne Neues Testament"
Brisantes Gerichtsurteil zur Entlassung eines Muslimen aus der Bundeswehr zeigt
Diskussionsbedarf in Politik, Gesellschaft und den Rechtswissenschaften auf
(MEDRUM) Der Hochschullehrer und Leiter der Forschungsstelle für Personal- und
Arbeitsrecht der Hochschule Ludwigsburg, Arnd Diringer, nimmt in der "Legal Tribune
Online" zu einem Gerichtsurteil über einen Fall Stellung, in dem die Entlassung eines
Muslimen aus der Bundeswehr für rechtens erklärt wurde.
Diringer befasst sich in seinem Artikel "Das Kreuz mit der Scharia" mit den
Konsequenzen, die der Islam für die Gläubigen und ihr Verhältnis zur freiheitlichen
demokratischen Grundordnung des Grundgesetzes hat. Die Scharia gehöre zum
Islam wie das Neue Testament zum Christentum. Und der Bundespräsident sage,
der Islam gehöre zu Deutschland. Das Verwaltungsgericht Minden sage hingegen,
die Scharia gehöre aber nicht in die Bundeswehr. Was denn nun? So wird der Artikel
von Arnd Diringer eingeleitet.
Ihren Ursprung hat Diringers Analyse in der Entlassung eines Zeitsoldaten aus der
Bundeswehr, der sich zur Gültigkeit der Scharia bekannte. Wie Diringer darstellt, hielt
der Zeitsoldat Gewalt für gerechtfertigt, wenn man unterdrückt werde und sah sich in
der Pflicht zu missionieren. Die Bundeswehr hatte ihn mit der Begründung entlassen,
so Diringer, er weise nicht die erforderliche charakterliche Eignung auf, da er die
freiheitlich demokratische Grundordnung des Grundgesetzes nicht anerkenne, die für
ihn allenfalls "zweite Wahl" war. Das Verwaltungsgericht Minden habe daraufhin
entschieden, dass die Entlassung rechtens sei.
Diringer sieht in der richterlichen Bestätigung der Entlassungsentscheidung eine
erhebliche Brisanz. Das Gericht habe klargestellt, dass Soldaten bei der Erfüllung
ihrer dienstlichen Pflichten ihre weltanschaulichen Vorstellungen grundsätzlich nicht
über die bestehende Rechtsordnung stellen dürften. Der Vorrang des muslimischen
Bekenntnisses vor der deutschen Rechtsordnung werde aber nicht nur durch als
radikal angesehene islamische Strömungen, sondern auch andere muslimische
Ausrichtungen und Vereinigungen, nicht zuletzt auch durch den Zentralrat der
Muslime in Deutschland propagiert. Für Diringer ist daher die offene Diskussion,
welche Konsequenzen zu ziehen seien, unerlässlich. Er sieht sowohl die Politik als
auch die Gesellschaft und die Rechtswissenschaften gefordert, meint aber,
dass man an der Diskussionskultur in Deutschland manchmal (ver-)zweifeln
könne, auch und gerade, wenn der Islam den Gegenstand der Diskussion bilde
und etwa kritische Meinungen mit dem Begriff "Islamophobie" herabgesetzt
würden. Wenn Andersdenkende als krank bezeichnet würden, erinnere das
fatal an die dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte, so Diringer.
Source URL: http://www.medrum.de/content/arnd-diringer-islam-ohne-scharia-ist-wiechristentum-ohne-neues-testament
http://www.lto.de/index.php/de/html/nachrichten/4509/muslime-in-der-bundeswehrdas-kreuz-mit-der-scharia/
Muslime in der Bundeswehr
Das Kreuz mit der Scharia
von:
Prof. Dr. Arnd Diringer
Leiter der Forschungsstelle für Personal und Arbeitsrecht
Hochschule Ludwigsburg
Rosswager Straße 70
71665 Vaihingen an der Enz
Tätigkeitsschwerpunkte:
Arbeitsrecht, Zivilrecht, Verfassungsrecht
Schließen
11.10.2011
muslime_bundeswehr
muslime_bundeswehrDie Scharia gehört zum Islam. Der Islam gehört zu
Deutschland, sagt der Bundespräsident. Die Scharia gehört aber nicht in die
Bundeswehr, sagt das Verwaltungsgericht Minden. Was denn nun? - fragt Arnd
Diringer.
Die Rechtsprechung befasst sich immer häufiger mit Fragen in Zusammenhang mit
dem Islam. Dabei spiegeln die juristischen Problemfelder oftmals die
gesellschaftlichen Probleme wider. Dies zeigt auch ein aktuell vom
Verwaltungsgericht (VG) Minden entschiedener Fall (Urt. v. 04.10.2011, Az. 10 K
823/10 – II).
Dabei ging es um einen jungen Mann, der knapp sechs Jahre zuvor zum Islam
konvertierte. Einem Gesprächsvermerk des Militärischen Abschirmdienstes MAD
zufolge hatte der heute 28-Jährige die Scharia als bestes Rechtssystem vor der
freiheitlich demokratischen Grundordnung bezeichnet. Auch sei Gewalt
gerechtfertigt, wenn man unterdrückt werde. Er sehe sich in der Pflicht, Dawa zu
leisten, also zu missionieren. Die Bundeswehr hatte den Zeitsoldaten daraufhin mit
der Begründung entlassen, er weise nicht die erforderliche charakterliche Eignung
auf, da er die freiheitlich demokratische Grundordnung des Grundgesetzes nicht
anerkenne.
Das VG sah die Entlassung als rechtmäßig an: Der Soldat habe die grundgesetzliche
Ordnung gegenüber der Scharia letztlich als zweite Wahl bezeichnet. Dies könne
nicht als bloße Meinungsäußerung gewertet werden, weil er sich dieser Auffassung
entsprechend auch im Dienstbetrieb verhalten habe.
Mehr als ein bloßes Rechtssystem
Welche Bedeutung dieser Einschätzung des Gerichts zukommt wird deutlich, wenn
man den Begriff der Scharia einmal genauer betrachtet.
Im öffentlichen Diskurs wird sie oftmals als ein gesetzgeberisches Gegenstück zu
westlichen Rechtsordnungen angesehen, das durch grausame Strafen geprägt ist.
Tatsächlich handelt es sich jedoch nicht um ein zusammenhängendes
Gesetzeswerk, sondern um die Idealvorstellung eines göttlichen Gesetzes, das alle
Bereiche menschlichen Lebens verbindlich regelt.
Als allumfassende Pflichtenlehre beschränkt sich die Scharia nicht auf solche
Themen, die in westlichen Rechtsordnungen geregelt werden, wie etwa das Straf-,
Erb- und Familienrecht. Vielmehr bestimmt sie auch das religiöse, politische und
persönliche Leben des Individuums. Sie wird von Muslimen als von Allah
vorgegebener Wegweiser im irdischen Dasein angesehen, der die Menschen zu ihm
als Quelle allen Seins führen soll.
Die Inhalte der Scharia werden vor allem aus dem Koran und der Sunna
abgeleitet, den in den Hadithen überlieferten Handlungen des Propheten
Mohammed. In der Fiqh, der islamischen Rechtswissenschaft, treten das
Prinzip der Idschma, der Konsens islamischer Rechtsgelehrter, sowie Qiyas,
eine Art Analogieschluss, als weitere Quellen hinzu.
Ein Islam ohne Scharia: undenkbar
Da die Scharia direkt aus dem Koran und der Sunna abgeleitet wird, ist die in
der politischen Diskussion immer wieder eingebrachte Forderung, dass sich
Muslime von der Scharia distanzieren sollen, völlig verfehlt. Die Idee eines
Islam ohne Scharia ist insofern mit der Idee eines Christentums ohne neues
Testament vergleichbar.
Gleichwohl kann die Scharia nicht als ein Beurteilungskriterium herangezogen
wurden, um die Verfassungskonformität des Islam und die Verfassungstreue
einzelner Muslime pauschal festzustellen. Dem steht schon entgegen, dass die
Scharia kein eigenständiges Regelwerk ist, sondern aus anderen Quellen abgeleitet
wird. Zumindest Einzelfragen können damit unterschiedlich beurteilt werden.
Für die Bewertung ist daher eine Einzelfallbetrachtung vorzunehmen, bei der
insbesondere die divergierenden Auslegungen durch die verschiedenen Strömungen
des Islam zu beachten sind. Der Ehrgeiz der juristischen Untersuchung muss also
einmal mehr in der Erforschung der Tatsachenbasis liegen.
Mindener Entscheidung ist äußerst brisant
Ob die Entscheidung des VG Minden diesen Anforderungen gerecht wird, wird sich
erst anhand der bislang nicht vorliegenden schriftlichen Urteilsbegründung feststellen
lassen. Unabhängig davon ist die Entscheidung jedoch von erheblicher Brisanz –
auch wenn sich diese erst auf den zweiten Blick offenbart.
Das Gericht hat klargestellt, dass Soldaten bei der Erfüllung ihrer dienstlichen
Pflichten ihre weltanschaulichen Vorstellungen grundsätzlich nicht über die
bestehende Rechtsordnung stellen dürfen. Dies gilt auch für Beamte und
Angestellte im öffentlichen Dienst.
Diese an sich selbstverständliche Feststellung ist von erheblicher Tragweite.
Denn nicht nur als radikal angesehene islamische Strömungen wie die
Salafisten räumen ihrem Bekenntnis Vorrang vor der deutschen
Rechtsordnung ein. Auch andere muslimische Ausrichtungen und
Vereinigungen propagieren diesen Vorrang.
Dazu zählt auch der von der politischen Klasse als Dialogpartner geschätzte
Zentralrat der Muslime in Deutschland. Auf dem von ihm betriebenen
Internetportal www.islam.de wird mehrfach ausgeführt, "dass sich Muslime, die
sich in einem nicht-islamischen Rechtsstaat befinden" nur solange "an dessen
Rechtsnormen halten müssen, solange diese nicht im Widerspruch zum Islam
stehen".
Mehr Mut zum Diskurs
Welche Bedeutung solchen Ausführungen zukommt und welche
Konsequenzen daraus zu ziehen sind, muss ebenso wie viele andere Fragen
Gegenstand eines offenen Diskussionen werden – in der Politik, der
Gesellschaft und in den Rechtswissenschaften.
An der Diskussionskultur in Deutschland kann man manchmal jedoch (ver)zweifeln, auch und gerade, wenn der Islam den Gegenstand der Diskussion
bildet. Wenn etwa kritische Meinungen mit dem Begriff "Islamophobie"
herabgesetzt, Andersdenkende also als krank bezeichnet werden, erinnert das
fatal an die dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte. Umso wichtiger ist
es, dass sich zumindest die Rechtswissenschaft und die Rechtsprechung um
Neutralität und Objektivität bemühen.
Letztlich werden sich die zahlreichen Probleme in Zusammenhang mit dem Islam nur
lösen lassen, wenn sich Juristen aber auch Politiker und Journalisten auf die von
Martin Kriele in der ersten Ausgabe der Zeitschrift für Rechtspolitik (ZRP 1968, Seite
2) formulierten Grundsätze des demokratischen Diskurses besinnen:
"Zur praktischen Vernunft gehört nicht nur, daß alles Gesagte stimmt, sondern auch,
daß alles Relevante in den Blick kommt. Offenheit für das Argument ist die Moral der
Demokratie".
Der Autor Prof. Dr. Arnd Diringer lehrt an der Hochschule Ludwigsburg und leitet dort
die Forschungsstelle für Personal und Arbeitsrecht. In seiner Dissertation hat er sich
ausführlich mit dem Grundrecht der Bekenntnisfreiheit und der Verbots- und
Auflösungsmöglichkeit von Bekenntnisgemeinschaften befasst und seither mehrere
Bücher und Fachbeiträge zu staatskirchenrechtlichen und
religionswissenschaftlichen Themen veröffentlicht.
Sehr geehrter Herr Schultz-Venrath
ich danke für Ihre ausführliche Antwort mit Anhang.
Ich halte eine "Psychopathologie der Weltanschauungen" - und dazu zählen nicht nur
Religionen, sondern auch politische, psychiatrische und psychoanalytische Weltbilder - für
die wichtigste Aufgabe der Psychiatrie und Psychotherapie.
Politisch und religiös motivierte Täter sind de facto unendlich gefährlicher für die Menschheit
als Schizophrene oder Pädophile; hätte die deutsche Psychiatrie bei Hitler - oder heute bei
Assad oder Bush - auch nur einmal psychiatrisch-politisch gehandelt (und damit einen Ansatz
von real-politischer Psychopathologie-Kenntnis UMGESETZT, dabei natürlich auch die
eigene Karriere riskiert und NUR SO GLAUBWÜRDIGKEIT BEWIESEN), wäre es nicht zu
ihrer Beteiligung an der Nazi-Herrschaft gekommen.
So schweigen die deutschen Psychiater/Psychotherapeuten auch heute wieder zu weltweiter
politischer Psychopathologie (z.B. des Islam) - und machen so Karriere auf Kosten vieler
vieler Toter.
Ich lasse Ihnen im Anhang als Beispiel für diese Feigheit meinen Publikationsentwurf zum
Thema HOMOSEXUALITÄT zukommen, der inzwischen der DGPPN, dem Präsidenten der
Bundesärztekammer und der Bunderegierung vorliegt -die sich WIE BEI HITLER wieder alle
dem politischen Druck beugen und keine SACHLICHE Stellungnahme abgeben wollen.
Nicht der Neid ist das Problem, sondern die weltweite verbreitete Feigheit, die eigene
Karriere unter die Wahrhaftigkeit zu stellen ... . Hier paßt auch das von Ihnen kurz
angeschnittene Problem der christlichen Kirchen hinein: Die Pädophilie-Fälle in der Kirche
sind wie die der Odenwaldschule nicht ein Problem der Einrichtungen/Institutionen, sondern
ein Problem der zumeist HOMOSEXUELLEN Pädophilen IN diesen Einrichtungen ...
Gerne erwarte ich eine Kritik der HOCHBRISANTEN Daten des ANhanges
MfG
M.Schröter-Kunhardt
http://www.welt.de/politik/ausland/article13688509/Das-befreite-Libyen-ist-mit-Gott-undsich-allein.html?wtmc=Newsletter.NL_Persoenlich
Neuausrichtung Scharia
Autor: Alfred Hackensberger| 30.10.2011
Das befreite Libyen ist mit Gott und sich allein
Rebellen-Chef Dschalil kündigt Änderungen im Familienrecht und die Rückkehr zur
Polygamie an. Auf Druck der Islamisten wurden moderate Kräfte aus dem Übergangsrat
vertrieben.
An der Wand lehnt seine Kalaschnikow und um seinen Hals baumelt ein Ausweis des
Nationalen Übergangsrats. 35 Dinar, umgerechnet etwa 17 Euro, verlangt der Grenzposten für
einen Einreisestempel. "Sonst geht nichts", sagt der kaum 18-Jährige. "Revolution hin oder
her." Das Geld steckt er etwas abseits, in einer dunklen Ecke des Grenzübergangs in Ras
Dschedir, in seine Hosentasche.
Vor wenigen Monaten wäre das noch undenkbar gewesen. Der Krieg ist zu Ende, und eine
neue Normalität kehrt ein in Libyen. Kaum jemand hält einem noch mit breitem Lächeln die
Hand mit dem Victory-Zeichen entgegen. Die "Herzlich Willkommen!"-Rufe sind verstummt.
Besuchern aus dem Westen begegnet man mit Distanz, manchmal sogar Feindseligkeit, wenn
sie weiblich sind, werden sie bisweilen auf offener Straße angepöbelt. "Wir haben gesiegt",
sagt ein feiernder, junger Libyer auf dem Märtyrerplatz in der Hauptstadt Tripolis. "Wir
haben Öl, wir sind reich und frei. Wir brauchen niemanden und können jetzt machen, was wir
wollen."
Libyen ist mit Gott und sich allein
Die Nato will ihren Einsatz beenden. Das von seinem Diktator Muammar al-Gaddafi befreite
Libyen ist nun mit sich und Gott alleine. Kein anderer als Allah hat die Revolution und den
Sieg geschenkt, so scheint es plötzlich.
Selbst der Vorsitzende des Übergangsrates, Mustafa Abd al-Dschalil sei "von Allah gesandt",
wie man bei den Feierlichkeiten zum Tag der Befreiung in Bengasi vor einer Woche zu hören
bekam. Und Dschalil wurde von der Euphorie dieses historischen Tages in der Geschichte
Libyens mitgerissen.
Gaddafi lag da schon den dritten Tag in einem Fleischkühlcontainer in Misrata zur Schau, als
der Kopf des Rebellenrates einen "islamischen Staat" in Libyen ankündigte, mit der Scharia
als Hauptquelle aller Gesetze. Dschalil erntete dafür Jubelstürme. In Bengasi auf dem
Festplatz, aber auch von den vielen Tausenden, die in Tripolis oder anderen Städten vor dem
Fernseher saßen.
Bankenwesen, Vielehe, Scheidung nach islamischem Recht
Völlig vergessen war, dass Dschalil die letzten vier Jahre dem Gaddafi-Regime als
Justizminister gedient und als Richter unzählige Todesurteile unterschrieben hat,
darunter auch das gegen die bulgarischen Krankenschwestern wegen der absurden
Anklage, 400 Kinder im Jahr 1998 absichtlich mit dem HI-Virus infiziert zu haben.
Dschalil gab nun mit einigen Beispielen einen Vorgeschmack, was Libyen erwartet:
Banken sollten nach islamischen Prinzipien arbeiten. Polygamie sei mit bis zu vier
Frauen ohne Einschränkungen erlaubt. Ehescheidung solle für die Frau nur noch bei
Krankheit oder Unfruchtbarkeit des Partners möglich sein oder wenn dieser sie nicht
versorgen kann.
Der Mann dagegen soll sich nach Gutdünken scheiden lassen können und muss seinen
Wunsch nur dreimal aussprechen. Unter Gaddafi konnten Männer eine zweite Frau nur
heiraten, wenn die erste ihr Plazet gab. Das Scheidungsrecht erkannte eine Vielzahl von
Gründen an, wonach sich auch die Frau scheiden lassen konnte. Aber "beides verstößt
gegen die Scharia", sagte Dschalil und pries Gott für das islamische Recht und den Sieg
der Revolution.
Dschalil hat ein archaisches Verständnis des Wortes Scharia
Der Begriff der Scharia ist durchaus nicht so klar umrissen, wie Islamisten und Islamophobe
oft behaupten. Das islamische Recht hat viele Quellen, und unter ihnen ist nur der Koran
unumstößlich. Allerdings regelt er fast nur Fragen des Familienrechts. Deshalb hat sich im
Laufe der Jahrhunderte eine Vielzahl von Auslegungen und Rechtspraktiken im Islam
gebildet, die sich von Land zu Land deutlich unterscheiden.
Viele Grausamkeiten der Taliban erklären sich etwa nicht aus der Scharia, sondern aus
dem paschtunischen Stammesrecht. Und die gefürchteten Huddud-Strafen – etwa das
Handabhacken bei Diebstahl oder Steinigung – wenden nur der Iran und Saudi-Arabien
regelmäßig an.
Die meisten Länder haben auch die Vielehe eingeschränkt und Frauen ein Mitspracherecht bei
Scheidungen gesichert. Dass Dschalil ausgerechnet hier hinter die allgemeine Praxis in fast
allen muslimischen Staaten zurückgehen will, war für Kenner darum ein Signal, dass er ein
besonders archaisches Verständnis des Wortes Scharia verfechten könnte.
Öffentliche Kritik an Scharia-Einführung bleibt aus
Doch öffentliche Kritik an dieser Vision von einem islamischen Scharia-Staat gab es nicht.
Die Ratsmitglieder mit säkularer Vergangenheit schwiegen. Nichts zu vernehmen etwa von
Ali Tarhuni, der seit 1973 im Exil in den USA lebte und 1980 zu den Mitbegründern einer
oppositionellen marxistischen Nationalen Demokratischen Front gehörte. Tarhuni, der
verschiedene Posten im Übergangsrat innehatte, soll sich Hoffnungen auf das Amt als
Premierminister machen.
Und Mahmud Dschibril, der als Premier das liberale Aushängeschild des Rates war, trat vor
dem großen "Tag der Befreiung" von seinem Amt zurück – auf Druck der Islamisten. Sein
Hauptkritiker: Ismael Sallabi, ein bekannter islamischer Gelehrter und Fundamentalist der
Muslimbruderschaft. Wie seine zwei Brüder unterhält auch er eine eigene Miliz.
Vor der Sitzung der Partei wird gebetet
Das "al-Andalus" in Tripolis ist ein für arabische Länder typischer riesiger Hochzeitssaal:
Kitschige Kristallleuchter, reichlich weißer Plüsch. Hier treffen sich jede Woche die
Mitglieder der neuen Partei Libia al-Watan, Heimat Libyen heißt das in etwa.
"Partei kann man noch nicht sagen", sagt Abdallah Banun, ein 72-jähriger Anwalt und
designierter Präsident. "Wir existieren offiziell nicht, weil es noch kein Gesetz dafür gibt."
Bei Gaddafi waren Parteien verboten, weil sie angeblich die Nation spalten würden. In
Tripolis soll es zehn, in Bengasi drei weitere dieser Parteineugründungen geben. "Die
Gesellschaft beginnt sich zu organisieren, um am politischen System zu partizipieren", sagt
Banun. "Über vier Jahrzehnte waren wir ausgeschlossen."
Die 32 Männer sitzen getrennt von den fünf anwesenden Frauen auf der gegenüberliegenden
Seite des Saales. Bevor es mit dem Segen von "Gott dem Barmherzigen" losgeht, trägt ein
Mann eine Koransure vor. Konzentriert und mit geschlossen Augen. Dann noch ein
gemeinsames Gebet für die gefallenen Märtyrer des Kriegs. "Wir sind eine Partei, weder links
noch rechts, liberal und genau in der Mitte", stellt WanisElrueimi fest, der neben dem Podium
an einem der großen, runden Festtische sitzt.
"Wir wollen uns für Demokratie und Gerechtigkeit einsetzen", fügt der Geologe hinzu, der 15
Jahre in Großbritannien und Italien lebte. Er möchte seine Auslandserfahrung bei
verschiedenen Ölfirmen in die Partei einbringen. Um die Nutzung der heimischen Rohstoffe
geht es nämlich an diesem Abend, und Elrueimi verspricht, beim nächsten Mal einen
Diavortrag zu halten. Am Ende wird die Versammlung mit einem gemeinsamen Gebet
beendet. Am Boden legt man Tücher dafür aus.
Frauen sind entsetzt über Aussicht auf Leben unter Scharia
"Der Islam ist aus dieser Gesellschaft nicht wegzudenken", erklärt Elrueimi draußen auf der
Straße. Er kann verstehen, dass Libyen ein islamischer Staat auf Basis der Scharia werden
soll. "Die Leute wollen nichts anderes." Das mag die Meinung vieler Männer sein.
Bei Frauen regt sich jedoch Widerstand. "Nein, Scharia, das ist nicht in Ordnung", sagt
AliminaAlmussa, die in Tripolis eine der wenigen Frauen ist, die ihr Haar offen trägt. "Mein
Mann, mit dem ich seit 14 Jahren verheiratet bin und zwei Kinder habe, will das auch nicht."
Nahla al-Ghaida, die bei einer Ölfirma als Buchhalterin arbeitet, ist entsetzt: "Ich trage
Kopftuch, aber warum Scharia? Mich hat das völlig überrascht. Wir Frauen werden das nicht
akzeptieren und dagegen etwas tun." Als ein Radiosender in Bengasi eine Diskussion über das
Thema sendet, stehen die Leitungen nicht mehr still. Der überwiegende Teil der Anruferinnen
lässt seinen Ärger über die Scharia freien Lauf.
Kein Wort über Freiheit, Demokratie und Menschenrechte
In den meisten der anderen arabischen Länder beschränkt sich die Anwendung der Scharia
großteils auf das Familien- und Erbrecht. Nur Saudi-Arabien behauptet von sich, ganz nach
göttlichem Gesetz zu urteilen. Sollte in Libyen die Scharia die Hauptquelle für Zivil- und
Strafrecht werden, ist die entscheidende Frage, ob das mit Freiheit, Demokratie und
Menschenrechten zu vereinbaren wäre. Diese Begriffe erwähnte Dschalil kein einziges Mal in
seiner Rede.
Die Libyerinnen wären wohl die am meisten Benachteiligten: Als Zweit- oder Drittfrau, die
kein wirkliches Recht auf Scheidung und unter Umständen noch einen Vormund hat, der
bestimmt, ob und wohin sie gehen oder reisen darf.
Für Mahfud al-Fughi, der als libyscher Staatsanwalt auf islamisches Recht spezialisiert ist,
sind das alles nur Vorurteile. Er gibt zu, die Scharia sei ein spirituelles System, und ihre
praktische Umsetzung, gerade was das Strafrecht betrifft, sei schwierig. "Trotzdem ist es ein
universales, wunderbares Regelwerk", meint der 59-Jährige aus Bani Walid, einer der beiden
letzten Städte, die von den Rebellen erobert wurden.
Voraussetzung für die Einführung der Scharia, so al-Fughi, sei ein Staat, der das Wohlergehen
aller garantiert, und entscheidend sei moralische Integrität. "Kann es sein, dass saudische
Scheichs in Europa beim Glücksspiel sitzen, Alkohol trinken und zu Hause islamisches Recht
einklagen?"
Er schüttelt angewidert den Kopf, um dann in einem Atemzug mit Begeisterung von der
Todesstrafe zu erzählen: "Bei Mord entscheidet nicht das Gericht, ob der Mörder sterben soll,
sondern die Familie des Opfers. Ist das nichteinefabelhafteSache?"
http://www.welt.de/politik/deutschland/article13705727/Jeder-Vierte-vor-Zwangsheirat-mitdem-Tod-bedroht.html
Studie des Familienministeriums
Autor: Miriam Hollstein| 09:56
Jeder Vierte vor Zwangsheirat mit dem Tod bedroht
Eine neue Studie untersucht das Problem Zwangsheirat in Deutschland. 30 Prozent der
Betroffenen sind erst 17 Jahre alt oder jünger.
Sonja Fatma Bläser war neun Jahre, als sie aus einem kurdischen Dorf in Ostanatolien
nach Köln zog. Hier lebten ihre Eltern schon seit fünf Jahren. Angekommen waren sie
in Deutschland nicht. Auch der Tochter versuchte der Vater die Integration aus dem
Leib zu prügeln. Wenn sie mit Jungen aus ihrer Schule sprach, wenn sie sich die
Fingernägel lackierte, als sie den Führerschein machen wollte – immer setzte es Schläge.
Zwangsheirat
Als Bläser 19 war, wollte sie ihr Vater endgültig in Welt seiner Traditionen zurück zwingen:
Während eines Urlaubs 1985 in der Türkei wurde Bläser überraschend mit einem Verwandten
verheiratet. Sie floh, versteckte sich in Deutschland, überlebte ein Mordkommando, was ihre
Familie auf sie ansetzte. 1999 veröffentlichte sie ein Buch über ihr Schicksal: „Hennamond“.
Zwangsehen haben wie im Fall von Fatma Bläser oft eine Vorgeschichte voller Gewalt. Das
belegt eine neue Studie, die erstmals das Phänomen der Zwangsehe bundesweit untersucht.
Demnach waren zwei Drittel der von Zwangsverheiratung Betroffenen bereits in ihrer
Erziehung Gewalt ausgesetzt. Mehr als die Hälfte erlebte im Zusammenhang mit der
Zwangsverheiratung körperliche Attacken.
Fast jede Dritte (27 Prozent) wurde mit einer Waffe oder mit Mord bedroht. Wie Fatma
Bläser: Als sie ihrem Vater sagte, sie werde den Verwandten nicht heiraten, antwortete
dieser: „Wenn du ihn nicht nimmst, bringe ich dich um.“ Er habe sein Wort gegeben.
Gesicherte Zahlen über Zwangsverheiratungen in Deutschland gibt es nicht. Der
Münchner Soziologe Aydin Findikci geht von jährlich 30.000 mit islamistischem
Hintergrund aus. Doch die Festlegung ist heikel. Oft kann nur schwer zwischen einer
arrangierter Ehe und einer Zwangheirat unterschieden werden.
Viele Zwangsehen werden erst dann bekannt, wenn sie mit einem Verbrechen verbunden sind
– oder wenn die Betroffenen den Mut finden, Hilfe außerhalb der Familie zu suchen. Sicher
ist, dass eine erhebliche Zahl von Mädchen und jungen Frauen in Deutschland davon
betroffen ist.
Knapp ein Drittel der Betroffenen ist in Deutschland geboren
Für die Studie, die Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) am Mittwoch in Berlin
vorstellt, wurden in den Jahren 2009 und 2010 insgesamt 1445 Beratungsstellen im ganzen
Bundesgebiet zu ihren Erfahrungen befragt. 830 von ihnen meldeten sich zurück. Sie gaben
an, im Jahr 2008 in 3443 Fällen Hilfe geleistet zu haben. 252 Mal hatten sich Männer
gemeldet.
Nur knapp ein Drittel der Betroffenen hatte von sich aus Unterstützung gesucht. Ein weiteres
Drittel war von Freunden überzeugt worden, zur Beratung zu gehen. In einem Drittel der Fälle
waren es Außenstehende, Lehrerinnen oder Mitarbeiter von sozialen Einrichtungen, die den
Kontakt herstellten. Ein Großteil der Betroffenen (40 Prozent) war zum Zeitpunkt der
Beratung 18 bis 21 Jahre alt, 30 Prozent waren sogar noch minderjährig. Die jüngste
Hilfesuchende war neun, die älteste 55 Jahre alt. 71 Prozent waren noch nicht
zwangsverheiratet, als sie die Beratung aufsuchten.
Fast alle Beratenen hatten einen Migrationshintergrund, aber knapp ein Drittel ist in
Deutschland geboren. Bei 23 Prozent war die Türkei das Geburtsland. Acht Prozent
stammten vom Balkan (Serbien, Kosovo oder Montenegro) und sechs Prozent aus dem
Irak. Von denen, die im Ausland geboren wurden, lebten die meisten schon fünf Jahre
oder länger in der Bundesrepublik.
Meist setzt der Vater die Zwangsehe durch
Selbst eine deutsche Staatsbürgerschaft scheint vor Zwangsverheiratungen nicht zu schützen:
44 Prozent der Hilfesuchenden hatten einen deutschen Pass beziehungsweise dazu den eines
weiteren Landes. Von knapp 60 Prozent der Betroffenen wurde auch die
Religionszugehörigkeit der Eltern erfasst: In 83 Prozent handelte es sich um Muslime. Der
zweitgrößte Gruppe, dem kurdischen Jesidentum, gehörten nur noch 9,5 Prozent an.
In den allermeisten Fällen ist es der Vater, der mit einer Zwangsverheiratung droht und
diese auch durchsetzt. Das berichteten 80 Prozent der Opfer. In 62 Prozent ist die
Mutter die treibende Kraft.
Was ermutigt junge Frauen, sich in einer solchen Notlage Hilfe zu suchen? Die Studie
zeigt, dass gute Deutschkenntnisse den Schritt erleichtern. Waren die Betroffenen
vergleichsweise jung und sprachen schlecht Deutsch, taten sie sich auch schwerer damit.
Bildung spielt auch eine positive Rolle: Die bereits Zwangsverheirateten verfügten über
eine deutlich schlechtere Schulausbildung als jene, die erst davon bedroht waren.
Im Rahmen der Studie wurden denn auch Schulen befragt. Vor allem an den
Berufsschulen war Zwangsverheiratung ein Thema: 42 Prozent gaben dies an. Real- und
Hauptschulen hatten ungefähr ebenso häufig mit dem Problem zu tun, zu knapp 30
Prozent. Nur an den Gymnasien war Zwangsverheiratung kein relevantes Thema.
Insgesamt hatten sich von 726 angeschriebenen Schulen allerdings nur 254
zurückgemeldet. 2010 hat die Bundesregierung einen Leitfaden für Schulen
herausgegeben, der Lehrern helfen soll, eine Bedrohungslage bei ihren Schülerinnen
frühzeitig zu erkennen.
Notfallplan für bedrohte Mädchen
Aufklärung hat sich auch Fatma Bläser zur Aufgabe gemacht. 2006 hat die heute 47-Jährige
einen Verein gegründet, der nach ihrem Buch benannt ist und sich nur aus Spenden finanziert.
Mit „Hennamond“ bietet sie Hilfe für Betroffene, aber auch Lesungen und Schulbesuche zum
Thema an.
Bei Letzteren trifft sie immer wieder auf Schüler der dritten Einwanderer-Generation, die die
gleiche patriarchalisch-fundamentalistische Mentalität wie ihre Großväter haben. Sie begegnet
verunsicherten Lehrern, die nicht wissen, wie sie mit dem Phänomen umgehen sollen. Sie
bringt ihnen bei, aufmerksam zu werden, wenn Schülerinnen vor einem Urlaub in die Heimat
ihrer Eltern erzählen, dass sie von den dort lebenden Verwandten viele Geschenke bekommen
haben.
Für bedrohte Mädchen hat Bläser, die inzwischen mit einem Deutschen verheiratet ist und
zwei Kinder hat, einen Notfallplan entwickelt. In ihm wird zum Beispiel empfohlen, die
Aufenthaltsadresse bei Vertrauten zu hinterlegen, immer Kleingeld bei sich zu tragen und sich
über Hilfestellen vor Ort zu erkundigen.
"Unter dem Deckmantel der Religionsfreiheit wird zuviel erlaubt“
Bläser nimmt durchaus in Kauf, dass sie selbst immer wieder bedroht wird. Ein Mal
wurden die Bremsen ihres Autos manipuliert, ein anderes Mal kreuzte bei einer ihrer
Lesungen ein junger Türke mit einer Pistole auf. Für ihren Mut wurde Bläser 2006 mit
dem Ludwig-Beck-Preis für Zivilcourage ausgezeichnet.
Wütend macht sie die „falsche Toleranz“, die sie in Deutschland immer wieder erlebt.
„Viele Politiker bekennen keine Farbe oder zeigen ein seltsames Verständnis für
Traditionen, die die Menschenrechte verletzen.“ In Deutschland könnten sich die
Islamisten ihrer Erfahrung nach hervorragend organisieren: „Unter dem Deckmantel
der Religionsfreiheit wird ihnen zuviel erlaubt.“
Rund 300 Betroffene kommen jährlich in Bläsers Beratungsstelle. Es sind junge Mädchen
darunter, die vom Vater mit Rattengift getötet werden sollen, weil sie sich nicht Verheiraten
lassen. Aber auch junge Männer, die verzweifelt erzählen, dass sie ihre Schwester im Namen
der Familienehre umbringen sollen. Das sind Momente, in denen Bläser spürt, dass Aufgeben
keine Option ist.
20. November 2011, 16:07 Uhr
Nacktfoto-Streit in Ägytpen
Religiöse Eiferer zeigen Kunststudentin an
Ihr Nacktfoto im Netz hat Ägypten aufgewühlt, jetzt könnte Kunststudentin Alia Magda alMahdi ein Gerichtverfahren drohen. Radikalislamische Juristen haben die junge Frau
angezeigt und werfen ihr und ihrem Freund vor, die Gesellschaftsordnung zu untergraben.
Hamburg - Sie wollte mit einem schwarzweißen Akt im Internet für freie Kunst und
Ausdrucksfreiheit eintreten, doch nun bekommt die ägyptische Kunst- und
Medienwissenschaftsstudentin Alia Magda al-Mahdi möglicherweise Ärger mit der Justiz.
Eine Gruppe radikal-religiöser Juristen hat die junge Frau und ihren Freund, den Blogger
Karim Amer, bei der Generalstaatsanwaltschaft angezeigt, berichtet die halbstaatliche
ägyptische Tageszeitung "al-Ahram" in ihrer englischen Online-Ausgabe.
Am Freitag habe demnach ein Anwalt die beiden jungen Erwachsenen der
Ermittlungsbehörde gemeldet, weil sie als Paar zur Verbreitung von Nacktbildern
aufriefen und im Widerspruch zu religiösen und gesellschaftlichen Regeln unverheiratet
zusammenlebten. Einen Tag zuvor hatte eine Gruppe von islamischen
Rechtswissenschaftsabsolventen die beiden mit der Begründung bei der
Staatsanwaltschaft angeschwärzt, sie verbreiteten Unmoral. Wegen Missachtung der
Religion sollten sie nach islamischem Recht bestraft werden.
Hinter der ersten Anzeige soll eine Gruppe namens Koalition der islamischen Absolventen
der Rechtswissenschaften stehen, berichtete das ägyptische Internet-Nachrichtenportal "Bikya
Masr" am Donnerstag. Die Eiferer sollen Mahdi und ihren Freund auch über die FacebookSeite ihrer Gruppe angeprangert haben.
Schläge oder Gefängnis als Strafe für ein Aktbild?
Ein Sprecher der Gruppe sagte, das Paar korrumpiere die ägyptische Gesellschaft mit
"fremden, inakzeptablen Verhaltensweisen, wie etwa der Forderung nach sexueller
Freiheit". Mahdi und Amer sollten daher mit "Schlägen, einer Gefängnisstrafe oder was
immer das Gericht für richtig hält", bestraft werden, zitiert ihn das Portal "Bikya
Masr".
Bloggerin al-Mahdi ist 20 Jahre alt, studiert an der American University in Kairo und
bezeichnet sich in einem Twitter-Profil unter ihrem Namen als säkulare, liberale
Feministin. Von Religion hält sie offenbar nichts, bei Twitter steht unter ihrem Namen
auch der Satz: "Ich bin Atheistin, seit ich 16 bin."
Solche Aussagen und die Aktfoto-Aktion sind eine scharfe Provokation im islamisch
geprägten Ägypten, in dem das Mubarak-Regime religiöse Kräfte bis zur Revolution im
Frühjahr brutal verfolgen ließ. Als ungehörig gilt in der arabischen Welt außerdem, dass sich
Mahdi auf dem Profilbild ihres Blogs Arm in Arm mit einem jungen Mann, vermutlich ihrem
Freund Amer, zeigt, aber nicht mit ihm verheiratet ist.
Der bizarr anmutende Bilderstreit um die nackte Studentin fällt in die heiße Phase des
Parlamentswahlkampfs in dem noch immer von einem Militärrat regierten Land. Säkulare und
islamische Kräfte, die gemeinsam den Sturz des Mubarak-Regimes im Februar erkämpften,
ringen während der Wahlen Ende November um Macht und Einfluss und greifen auch
vermehrt zu gewaltsamem Protest gegen der unbeliebte Militärregierung. Am Freitag und
Samstag war es in Kairo und Alexandria zu den schwersten Ausschreitungen zwischen
Staatsmacht und Demonstranten seit der Abdankung von Staatspräsident Husni Mubarak
gekommen. Dabei starben mindestens drei Menschen, mehr als 700 wurden verletzt.
Ob die Staatsanwaltschaft überhaupt die Vorwürfe gegen Kunststudentin Mahdi und ihren
Freund anerkennt und ihnen nachgehen wird, ist bislang nicht klar. Die Wahl allerdings wird
dem Land eine neue Richtung geben. Danach wird auch darüber zu entscheiden sein, ob im
neuen Ägypten nach Mubarak Aktfotos künftig unter Strafe stehen sollen oder nicht.
cht
URL:
* http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,798857,00.html
http://www.welt.de/kultur/history/article13720728/Islam-war-frueher-tolerant-zuHomosexuellen.html?wtmc=Newsletter.NL_Persoenlic
Islamwissenschaft
17.11.2011
Islam war früher tolerant zu Homosexuellen
Der Arabist Thomas Bauer sieht die Homophobie im Islam als Import aus dem Westen. Der
habe im 19. Jahrhundert den "Kampf gegen unordentlichen Sex" eingeführt.
Die vielverbreitete Schwulenfeindlichkeit in islamischen Ländern ist nach Ansicht des
Arabistikforschers Thomas Bauer ein Import aus der westlichen Welt.
Muslime protestieren gegen Legalisierung der Homosexualität in Indien
Erst im 19. Jahrhundert habe der Westen den „Kampf gegen den unordentlichen Sex“ im
Nahen Osten eingeführt, schreibt der Wissenschaftler vom Exzellenzcluster „Religion und
Politik“ der Universität Münster.
Der Islam sei mehr als 1000 Jahre lang tolerant mit Homosexuellen umgegangen. „Dass es
heute in muslimischen Ländern handfeste Schwulen-Verfolgungen bis hin zu Hinrichtungen
gibt, lässt sich nicht auf eine lange religiöse oder kulturelle Tradition zurückführen“, schreibt
Bauer in einer Mitteilung der Hochschule.
„Vielmehr blickt der Islam auf eine tausendjährige Geschichte reicher homoerotischer Kultur
zurück.“
In der Zeit von 800 bis 1800 lasse sich in der arabisch-islamischen Kulturgeschichte „keine
Spur von Homophobie“ feststellen, betont Bauer, der in Münster am Institut für Arabistik und
Islamwissenschaft forscht.
Vor dem Jahr 1979 sei aus tausend Jahren kein Fall bekannt, in dem ein Mann aufgrund von
einvernehmlichem Sex mit einem anderen Mann angeklagt worden sei. „Man sollte sich also
hüten, die religiösen Normen des Islams in ihrer Bedeutung für die Gesellschaft zu
überschätzen.“
Rechtsgelehrte hätten es kaum als Problem gesehen, dass die soziale Praxis der religiösen
Norm meist widersprochen habe.
Heute werde der Lebensstil schwuler Männer etwa vom iranischen Regime oder von den
Taliban-Milizen als „verwestlicht“ abgelehnt. Verfolgungen seien an der Tagesordnung.
„Wenn es sogar in Deutschland nur in Großstädten eine Schwulen-Szene gibt und ein
Coming-out auf dem Land Außenseiter-Dasein bedeutet, ist dies in islamischen Ländern noch
extremer. Die Emanzipation Homosexueller ist in Beirut, Kairo oder Casablanca nur ein
Thema für hippe Kids der Oberschicht.“
dpa/bas
Zur Person
Foto: suhrkamp/kapm Thomas Bauer ist Professor für Islamwissenschaft und Arabistik an
der Universität Münster
[email protected]
Published on MEDRUM (http://www.medrum.de)
Wann kommt die Scharia in Deutschland?
01.11.11
Wann kommt die Scharia in Deutschland?
Muslime fordern Scharia für Gebiete in Dänemark mit Bevölkerungsmehrheiten aus
islamischen Kulturkreisen
(MEDRUM) Was gestern noch als unvorstellbar galt, könnte morgen schon Wirklichkeit
werden: Enklaven in Deutschland, in denen die Scharia gilt. Ein Artikel von Henryk M.
Broder befasst sich mit vergleichbaren Forderungen, wie sie derzeit in Dänemark gestellt
werden.
Henryk M. Broder hebt in der Tageszeitung DIE WELT unter der Überschrift „Islamische
Moralpolizisten fordern «Scharia-Zonen»” warnend seinen Zeigefinger. In Dänemark werden
Forderungen gestellt, in Enklaven mit mehrheitlich lebender Bevölkerung aus islamischen
Kulturkreisen die Scharia einzuführen. Nach den Vorstellungen der Muslime, soll dort laut
Broder eine „Moralpolizei“ darauf achten, dass kein Alkohol konsumiert wird, keine
Glücksspiele stattfinden und Diskotheken nicht besucht werden. Dies sei Teil der
Vorstellungen einer muslimischen Organisation "Ruf des Islam".
Wer scharf über solche Entwicklungen nachdenkt, wird diese nicht einfach als absurd abtun,
selbst wenn es auf den ersten Blick so erscheinen mag. Denn was heißt Integration? Wenn
Integration bedeutet, dass Migranten ihren Glauben und ihre Kultur mitbringen dürfen, wenn
sie das, was zu ihrer Identität gehört - wie Integrationspolitiker beteuern -, nicht bei der
Übersiedelung nach Deutschland aufgeben müssen, dann kann ihnen der Anspruch, nach der
Scharia leben zu können, nicht ohne weiteres generell vorenthalten werden. Denn die Scharia
ist integraler Bestandteil des Islam und seiner Kultur. Sie gehöre zum Islam wie das Neue
Testament zum Christentum, schrieb der Hochschullehrer Arndt Diringer kürzlich im Legal
Tribune (MEDRUM berichtete).
Wer nicht will, dass Muslime in Städten oder Stadtteilen, in denen sie die überwiegende
Mehrheit der Bevölkerung stellen, so leben, wie es ihrem Glauben und ihrer Kultur entspricht,
muss auch sagen, dass und warum den in Dänemark oder in Deutschland neu beheimateten
Muslimen dieser Teil ihrer Identität genommen werden soll. Bundespräsident Christian Wulff
ließ diesen Punkt bei seiner vieldiskutierten Rede zum 20. Jahrestag der Deutschen Einheit im
Unklaren. Er sagte, der Islam gehöre zu Deutschland. Doch dann gehört - dem
Selbstverständnis des Islam und der Logik folgend - auch die Scharia zu Deutschland,
jedenfalls dort, wo Muslime leben. Wulff hat die Scharia bei seiner umstrittenen Äußerung
über den Islam nicht ausdrücklich ausgeschlossen. Warum hat Wulff nicht differenzierter
gesprochen? Hat Wulff etwa nicht über das nachgedacht, was er der deutschen Öffentlichkeit
erklärte, kann ebenso gefragt werden? Falls Wulff meinte, die Scharia gehöre nicht zu
Deutschland, hätte er jedenfalls eine andere Aussage machen müssen, etwa: Der Islam gehört
nicht zu Deutschland, weil die Scharia nicht zu Deutschland gehört, oder, nur der von der
Scharia befreite Islam gehört zu Deutschland. Doch das wäre vermutlich von vielen Muslimen
als Affront verstanden worden. Vielleicht ist es deswegen auch nicht von Wulff
ausgesprochen worden. In ähnlicher Weise verdrängt die Integrationsbeauftragte der
Bundesregierung, Maria Böhmer, Probleme, die sich aus der Migration ergeben. Bei ihrer
Rede zum Demografiebericht der Bundesregierung beschränkte sich Böhmer darauf, die
wachsende kulturelle Vielfalt zu loben und den steigenden Anteil von Migranten als Chance
sehen.
Das Verschweigen oder Verdrängen in der Politik löst bekanntermaßen allerdings keines der
Probleme, die mit der Migration entstehen. Im Gegenteil: Es schafft umso mehr Probleme in
der Zukunft. Es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis auch in Deutschland die Forderung
erhoben wird, in Gebieten mit islamischer Bevölkerung die Scharia einzuführen. Spätestens
zu diesem Zeitpunkt werden die Politiker einer Diskussion nicht mehr ausweichen können.
Ob sie dann allerdings überzeugende Lösungen für die bis dahin entstehenden Probleme zu
bieten haben, ist mehr als fraglich.
Source URL: http://www.medrum.de/content/wann-kommt-die-scharia-deutschland
http://www.welt.de/debatte/henryk-m-broder/article13688685/Islamische-Moralpolizistenfordern-Scharia-Zonen.html
Dänemark
Autor: Henryk M. Broder| 31.10.2011
Islamische Moralpolizisten fordern "Scharia-Zonen"
Vertreter europäischer Muslime stellen absurde Forderungen: In Dänemark wird bereits
diskutiert, ob in Teilen des Landes die Scharia gelten soll.
Sonderbehandlung? Ja, bitte! Zwei Nachrichten der letzten Tage, die zusammengehören.
Erstens: Auf einer Konferenz der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa
(OECD), die letzte Woche in Wien stattfand, forderten Vertreter einer „Initiative
Europäischer Muslime für Sozialen Zusammenhalt“ die Einführung von „Richtlinien gegen
Islamophobie im öffentlichen Diskurs“.
Eine islamische Organisation in Dänemark hat die Einführung von "Scharia-Zonen" in von
Muslimen bewohnten Gebieten des Landes gefordert
Die Redefreiheit in Europa sei mit Verantwortung verbunden, erklärte der Generalsekretär der
Initiative, BashyQuraishy. Man wolle „keine Sonderbehandlung“, sondern denselben Schutz,
den es gegen Homophobie und Antisemitismus längst gebe.
Zweitens: Eine islamische Organisation in Dänemark, die sich „Ruf zum Islam“ nennt, hat die
Einführung von „Scharia-Zonen“ in von Muslimen bewohnten Gebieten des Landes gefordert.
Zuerst in Tingbjerk, einem Vorort von Kopenhagen, dann in Nörrebro, mitten in der
Hauptstadt, und später in weiteren Vierteln mit muslimischer Bevölkerung.
"Moralpolizei" soll Alkoholkonsum überwachen
In diesen Enklaven sollte eine Art „Moralpolizei“ rund um die Uhr darauf achten, dass
kein Alkohol konsumiert wird, keine Glücksspiele stattfinden und Diskotheken nicht
besucht werden. Ungesagt blieb allerdings, ob diese Restriktionen nur für die Muslime
oder alle Einwohner der genannten Viertel gelten sollten.
Gruppen, die ähnliche Absichten verfolgen, agieren inzwischen ganz offen in Großbritannien,
Belgien, Frankreich und Spanien. Auch in deutschen Städten fällen „Scharia-Richter“ bei
Konflikten unter Muslimen „Urteile“ nach den Regeln des Islam.
Nun käme kein Mensch auf die Idee, in Deutschland lebenden Italienern – beziehungsweise
Deutschen mit italienischem Migrationshintergrund – das Recht einzuräumen, ihre
Streitigkeiten nach den Regeln der Cosa Nostra austragen zu dürfen. Täten sie es doch,
bekämen sie es mit der regulären Justiz zu tun. Allein die Debatte über ein solches „Recht“
wäre eine Absurdität.
Bis jetzt hat auch niemand vorgeschlagen, den Verkauf von Schweinefleisch aus Rücksicht
auf die Gefühle von Juden einzustellen oder Kühe für unantastbar zu erklären, um die
Integration der in Deutschland lebenden Hindus nicht zu erschweren.
„Islamophobie im öffentlichen Diskurs“
Freilich: So wie die Dinge derzeit liegen, könnte schon dieser relativierende Hinweis als
ein Zeichen von „Islamophobie im öffentlichen Diskurs“ verstanden werden. Denn unter
„Islamophobie“ fällt alles, was Muslime als unangemessen und verletzend empfinden:
Kritik an patriarchalischen Strukturen in Migrantenfamilien, der chronische Mangel an
Selbstironie, die Neigung zum schnellen Beleidigtsein aus nichtigstem Anlass.
Man muss auch kein gelernter Dialektiker sein, um hinter der Versicherung der Initiative
Europäischer Muslime für Sozialen Zusammenhalt, sie wolle „keine Sonderbehandlung“,
genau das Gegenteil zu erkennen.
Und wenn diese Initiative ausgerechnet Juden und Homosexuelle als besonders geschützte
Spezies herausstreicht, mit denen die Muslime gleichgestellt werden möchten, dann könnte
man ihr entgegenhalten, dass Antisemitismus und Homophobie heute vor allem in
muslimischen Milieus weit verbreitet sind.
Wer freilich unbedingt unter der Herrschaft der Scharia leben möchte, dem sei das gegönnt: in
Saudi-Arabien und Somalia, im Jemen und womöglich bald auch in Tunesien und Libyen. Wo
die Sonne viel öfter lacht und Islamophobie ein Fremdwort ist.
http://www.welt.de/kultur/history/article13726920/Der-Koran-als-Buch-der-Antike-und-desAbendlands.html?wtmc=Newsletter.NL_Persoenlich
Islam
Autor: Lucas Wiegelmann| 22.11.2011
Der Koran als Buch der Antike und des Abendlands
Am Anfang steht Moses: Die Islamwissenschaftlerin Angelika Neuwirth hat den weltweit
ersten historisch-kritischen Kommentar zum Koran in Angriff genommen.
Es war eigentlich nicht seine Art, beim Lesen wütend zu werden. Als Abt des Klosters
Cluny war es Petrus gewohnt, Haltung zu bewahren, mit dem Kopf statt mit dem Bauch
zu denken. Aber was Petrus, dem Kaiser Barbarossa später den Titel „Venerabilis“
verlieh, in diesen seltsamen muslimischen Schriften zu Gesicht bekam, brachte ihn aus
der Fassung. „Wutentbrannt“ sei er nach der Lektüre gewesen, so schrieb er es in einem
Brief.
Was waren das für Lehren aus dem Orient, von denen sich die Christenheit umstellt sah?
Keiner wusste, was sich diese Anhänger Mohammeds erzählten, wen sie anbeteten, was sie so
stark machte. Wer waren sie? Christliche Sektierer? Gottlose Heiden? Und wie konnte man
mit ihnen fertig werden? Der erste Kreuzzug hatte zwar die ersehnte Eroberung Jerusalems
gebracht – aber der Blutzoll war unfassbar hoch gewesen und der Islam trotzdem nicht
geschlagen. Es war wie verhext.
Petrus (etwa 1094 bis 1156), Abt von Cluny, beschloss, den Kampf auf seine Art
fortzuführen. Man würde, so sagte er sich, diesem verwünschten Islam nur Einhalt gebieten,
wenn man ihn theologisch widerlegte. Dann würden alle Muslime erkennen, dass sie sich
geirrt hätten und sich Jesus Chrisus unterwerfen. Als erstes galt es, den heiligen Text des
Islam zu verstehen. Petrus ließ eine Koranübersetzung anfertigen, aus dem Arabischen ins
Lateinische.
Er schickte sie am Bernhard von Clairvaux, den Chefideologen der Kreuzzüge, mit der
schriftlichen Bitte, den entschlüsselten Koran künftig „mit aller Kraft in Wort und Schrift zu
bekämpfen, zu zerstören, zu zertrampeln“. Das war die Geburtsstunde europäischer
Koranforschung. Islamwissenschaft als Kreuzzug mit anderen Mitteln. Verständlich, dass die
orientalischen Gelehrten bis heute misstrauisch sind, wenn westliche Kollegen sich mit den
Offenbarungen Allahs beschäftigen.
So ist es fast schon ein Politikum, wenn nun eine deutsche Forscherin den weltweit ersten
vollständigen wissenschaftlich-kritischen Kommentar zum Koran vorlegen will: Angelika
Neuwirth von der Freien Universität Berlin ist eine international profilierte Arabistin. Sie
veröffentlicht im Verlag der Weltreligionen eine fünfbändige Koranübersetzung mit
umfangreichen Erläuterungen, Anmerkungen und Textanalysen.
Der erste Band über die „Frühmekkanischen Suren“ ist soeben erschienen. Nicht nur die
Forschung, auch Laien werden von dieser Pionierleistung profitieren. Schon Allah selbst
wusste, dass man beim Lesen seiner Offenbarungen Hilfe gebrauchen kann. In der dritten
Koransure spricht er: „Gott ist es, der das Buch auf dich herabgesandt hat. Darin gibt es
deutliche Verse, sie stellen den eigentlichen Kern dar. Aber es gibt auch andere,
mehrdeutige.“ In Anlehnung an Theodor Nöldeke
Neuwirth hat also einiges zu erklären in ihrem neuen Werk, das bald auch ins Arabische
übersetzt werden soll. Sie geht chronologisch vor und behandelt die Suren in der
mutmaßlichen Reihenfolge ihrer Entstehung, beginnend mit Sure 93. Schon dies ist ein
Bekenntnis. Die islamische Zählung des Koran nummeriert die Suren der Länge nach,
beginnend mit der Längsten (von der Auftaktsure abgesehen). Neuwirth glaubt, in Anlehnung
an ihren großen deutschen Vorgänger Theodor Nöldeke(1836-1930), die tatsächliche
Chronologie der Suren rekonstruieren zu können, anhand von Inhalten und sprachlichen
Besonderheiten.
Die Chronologie ermöglicht ihr, Entwicklungen der koranischen Verkündigungen zu zeigen:
Mohammeds Visionen veränderten sich mit der Zeit. Die Themen, die ihn und seine
Urgemeinde umtrieben, verlagerten sich. Anfangs ging es dem Propheten vor allem darum,
den allmächtigen Gott zu verkündigen, der die Welt erschaffen habe, am Ende der Zeiten
Gericht halten und die Toten auferwecken werde.
Später, unter dem Eindruck wachsender Anfeindung gegen die Muslime, tauchen andere
Gedanken auf: die Rechtfertigung des Propheten, die Abgrenzung von Judentum und
Christentum, Geschichten von bestraften Ungläubigen und die alltäglichen Probleme des
jungen Gemeindelebens. Neuwirths These dabei: Nicht nur Allah und sein Prophet, auch
Mohammeds Zuhörer waren an diesem Prozess beteiligt – mit ihren Fragen, ihren Sorgen,
ihren Bedürfnissen, auf die Mohammed reagieren musste. Die Muslime haben am Koran
mitgeschrieben – aus muslimischer Sicht ein Sakrileg.
Neuwirths Darstellung folgt immer demselben Ablauf: Jede Sure wird zunächst auf Arabisch
zitiert (in lateinischen Buchstaben) und darunter übersetzt. Dann folgt jeweils ein
ausführlicher Analyseteil, in dem Form und Aussage der Suren vorgestellt werden: Zunächst
nennt Neuwirth sprachliche Besonderheiten (Verse, Reime, Wortwahl u. a.) und den formalen
Aufbau, wie bei einer Gedichtinterpretation an der Uni.
Wer war der Adressat?
Dann folgt ein ausführlicher „kursorischer Verskommentar“ im Stile moderner
Bibelausgaben. Er gibt alle möglichen Hinweise zu den einzelnen Sätzen der Sure: zu
Übersetzungsschwierigkeiten, Überlieferungssituation, Parallelstellen in Koran und anderen
Texten (Evangelien, arabische Dichtung usw.) oder zu historischen Hintergründen. Zuletzt
fasst Neuwirth unter der Überschrift „Analyse und Deutung“ ihre Erkenntnisse zusammen:
Wie ist die jeweilige Sure entstanden? Wie hat man sie interpretiert? An wen richtete sie sich?
Der Vorteil dieses Aufbaus ist, dass sich der Leser einen raschen Überblick über einzelne
Suren verschaffen kann – der Neuwirth-Kommentar funktioniert als Nachschlagewerk, nicht
als Abhandlung, die man von vorne bis hinten lesen muss. Die Anmerkungen sind allerdings
unterschiedlich ergiebig. Neuwirths formale Hinweise dürften nur für wenige Leser
interessant und nützlich sein und wirken oft bemüht: Neuwirth spaltet die einzelnen Suren auf
in beliebige Sinnabschnitte.
Koran-Grundbausteine sollen aufgespürt werden
So zerfällt Sure 90 in die Zwischenrubriken „Schwurserie und Aussage“, „Erweiterte
Schwuraussage: Polemik“, „Schöpfungserinnerung“, „Ethische Konsequenz“ und
„Eschatologie“. Sinn der Sache ist es, Koran-Grundbausteine aufzuspüren, die immer
wiederkehren – aber viele dieser Zwischenrubriken kehren nicht wieder oder sind so
allgemein bezeichnet („Polemik“), dass der Erkenntnisgewinn begrenzt ist.
Außerdem fasst Neuwirth alle Suren zu Gruppen zusammen: nach inhaltlichen
Gemeinsamkeiten und Entstehungszeit. Diese Kategorisierung ist im Einzelfall wenig
überzeugend, die Unterscheidungsmerkmale sind teilweise so vage, dass man sich fragt,
was der Aufwand überhaupt soll.
Anklänge an Abraham, Jesus, Maria
Viel spannender und auch viel brisanter sind Neuwirths inhaltliche Anmerkungen. Sie gehen
der Frage nach, woher die Gedanken des Korans stammen. Der Koran enthält zahlreiche
Anspielungen auf jüdische und christliche Geschichten, Abraham, Isaak, Jesus, Maria, sie alle
kommen auch im Koran vor, es gibt zahlreiche theologische Parallelen. Außerdem lassen sich
Anklänge an altarabische Poesie nachweisen. Neuwirth und andere erforschen schon länger,
wie sich Mohammed und die muslimische Urgemeinde diese Stoffe angeeignet und sie
weiterentwickelt haben.
Muslimische Gelehrte werden bei diesem Thema schnell misstrauisch. Sie sehen die
Gefahr, dass man den Koran zum Abklatsch christlicher und jüdischer Ideen umdeuten
will, so wie es die kirchliche Islamkritik seit dem Mittelalter getan hat. Der Islam als
christliche Häresie. Die Muslime als Ketzerverein, der nur deshalb zu einer neuen
Religion werden konnte, weil Mohammed einige Bibelstellen in den falschen Hals
bekommen hat.
Aber es hilft ja nichts – Allah hat es nun einmal gefallen, Mohammed viele Lehren und
Anekdoten zu offenbaren, die sich auch in der Tora, in den Evangelien und anderen antiken
Schriften finden. Die historisch-kritische Philologie muss diese Spuren verfolgen. Neuwirth
tut es. Sie zeigt zum Beispiel anhand der Sure 82 „Die Spaltung“, wie eng die frühen
Korantexte über das drohende Weltgericht mit den synoptischen Evangelien verwandt sind.
Die Sure 73 setzt wie selbstverständlich voraus, dass Mohammeds Zuhörer die Geschichte
von Moses und seinem Auszug aus Ägypten kennen: Allah stellt seinen Propheten, ohne
Moses ausdrücklich zu nennen, als dessen Nachfolger hin: „Wir sandten zu euch einen Boten
(= Mohammed), als Zeuge über euch, wie wir zu Pharao einen Boten sandten. Da widersetzte
sich Pharao dem Boten, und wir ergriffen ihn mit gewaltigem Zugriff.“
Der Koran als fortlaufende Verkündigung
Außerdem entdeckt Neuwirth unzählige Anklänge an arabische Poesie, vor allem bei
der Wortwahl des Koran, und an andere antike Schriften. In ihrer Einleitung schreibt
sie, ihr Werk sei der erste Versuch überhaupt, „den Koran als fortlaufende
Verkündigung zu beschreiben und ihn so als textuellen Niederschlag einer
Gemeindebildung aus der Neureflexion älterer biblischer und nachbiblischer
Traditionen wie auch des altarabischen poetischen Erbes zu deuten.“
Das Ziel: den Koran als Text der Antike darzustellen, der genauso zur europäischen Kultur
gehört wie die christliche und die jüdische Tradition. Islamwissenschaft nicht als Fortsetzung
der Kreuzzüge mit anderen Mitteln, sondern als Völkerverständigung. Abt Petrus von Cluny
hätte die Fassung verloren.
Der Koran. Band 1: Frühmekkanische Suren. Poetische Prophetie. Korantext in Umschrift
und neuer deutscher Übersetzung. Hrsg. und übers. von Angelika Neuwirth. Verlag der
Weltreligionen, Berlin. 751 S., 52 Euro.
Die Übersetzerin
Angelika Neuwirth, Jg. 1943, studierte Arabistik, Islamwissenschaft, Persisch, Hebräisch und
Orientwissenschaften in Teheran, Göttingen und Jerusalem. Seit 1991 hat sie den Lehrstuhl
für Arabistik an der Freien Universität Berlin. Sie ist Ko-Direktorin des Zentrums für
Literatur- und Kulturforschung Berlin
ÄZ 29.11.11
Somalia: Miliz verbietet Hilfseinsätze
MOGADISCHU (dpa). Die radikalislamische asch-Schabaab-Miliz hat 16 internationalen
Hilfsorganisationen verboten, weiter in den von ihr kontrollierten Gebieten in Süd- und
Zentralsomalia zu operieren.
Die Rebellen warfen den Organisationen in einer Mitteilung unter anderem "illegale Aktivitäten und
Fehlverhalten" vor.
Zudem verbreiteten sie die "erniedrigenden Werte der Demokratie in einem islamischen Staat". Auch die
Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) darf demnach nicht mehr in der Region
arbeiten.
Unter den nun verbotenen Organisationen sei ein halbes Dutzend UN-Agenturen, darunter das
Kinderhilfswerk Unicef, das Flüchtlingskomitee UNHCR und die Weltgesundheitsorganisation WHO,
berichtete der arabische Sender al-Dschasira am späten Montagabend.
Hunderttausende leiden Hunger
Bewaffnete Islamisten seien in Büros einiger Hilfsorganisationen eingedrungen und hätten Ausrüstung
beschlagnahmt.
Somalia am Horn von Afrika leidet seit Monaten unter einer schweren Dürre. Viele Menschen sind gerade
im besonders schwer betroffenen Süden des Landes auf Hilfe angewiesen.
Nach Angaben der Vereinten Nationen sind noch immer 250.000 Menschen in dem Bürgerkriegsland akut
vom Hungertod bedroht.
Die asch-Schabaab-Miliz kämpft seit Jahren gegen die Übergangsregierung in Mogadischu. Bereits seit
Monaten hat sie immer wieder Hilfslieferungen an die leidende Bevölkerung blockiert. Ziel der Gruppe ist
es, in der Region eine strenge Auslegung des islamischen Rechts durchzusetzen.
http://www.welt.de/politik/ausland/article13511315/Es-gibt-keine-Menschlichkeit-inSomalia.html?wtmc=Newsletter.NL_Persoenlich
HUNGERSNOT IN AFRIKA
Autor: Christian Putsch|27.07.2011
"Es gibt keine Menschlichkeit in Somalia"
Die Terroristen der al-Shabab treiben ihr Spiel mit Hunger und Helfern. Ein kleines Krankenhaus
gibt trotzdem nicht auf – bis jetzt.
Amina Abdis Stimme klingt schwach. Sie flüstert fast, als sie am Telefon von ihrem täglich schwieriger werdenden
Kampf erzählt. „Man macht Tag für Tag weiter“, sagt die Ärztin. „Aber ich werde mit jeder Behandlung müder.“
Der Körper und das Herz gehorchen, obwohl der Verstand längst mahnt, alle Hoffnung sei verloren. Zu oft haben
ihre Augen Tote auf der Straße liegen sehen. Überlebende, die in ihrer Verzweiflung verwesendes Fleisch essen
oder Gras.
Die 31-Jährige betreibt zusammen mit ihrer Schwester Deqo (35) und Mutter Hawa (65) ein Krankenhaus in
Afgooye, etwa eine halbe Stunde Autofahrt entfernt von der umkämpften Hauptstadt Mogadischu. Als "Welt
Online“ im Januar zum ersten Mal über die mutige Familie berichtete, war schon absehbar, dass sich ohne
internationale Hilfe eine ähnliche Katastrophe wie 1992 wiederholen könnte. Damals starben 300.000 Menschen
durch den Hunger am Horn von Afrika.
„Wir sind auf dem Weg zu so einer Tragödie“, sagt Amina Abdi nun, „wir behandeln in unserem Krankenhaus
2000 Menschen täglich, aber sie sterben uns unter den Händen weg. Und wir müssen viele abweisen.“
Elf Millionen Menschen in Ostafrika sind nach Angaben der Vereinten Nationen von der Dürre betroffen, die nach
zwei äußerst dürftigen Regenzeiten in Folge entstanden ist. 3,7 Millionen davon leben alleine in Somalia, und 2,2
Millionen konnten bislang nicht unterstützt werden. Solche Zahlen machen das Leid des Einzelnen fast
unsichtbar.
Wenn man Abdi zuhört, scheint es, als fühle sie persönliche Schuld für jeden Patienten, den sie nicht aufnehmen
kann. Sie hat Tausende Leben retten können, im Kopf aber bleiben die anderen haften. Diejenigen, denen der
Bürgerkrieg nicht genug Leben gelassen hat, als dass Medizin es hätte erhalten können.
Und in Abdis Stimme mischt sich Wut. Sie klingt in jedem Wort mit. Sie könnte sich gegen die
islamistische Terrororganisation al-Schabab richten. Aber sagen kann Abdi das nicht: „Ich verliere nur
mit politischen Stellungnahmen. Das ist sehr gefährlich“, erklärt sie, wenn man fragt. „Wir verhalten uns
neutral, damit können wir hier am meisten erreichen.“ Kurz schweigt sie, dann bahnen sich die Gefühle
doch noch ihren Weg: „Es gibt keine Menschlichkeit in Somalia.“
Mehr noch als die Dürre sind in vielen somalischen Gebieten die Extremisten für das Massensterben
verantwortlich. Die UN haben eine Luftbrücke gestartet, mit der die Bevölkerung direkt mit Nahrung versorgt werden
soll. Die Herausforderungen sind gewaltig. Wie sicherstellen, dass die Lieferungen nicht in die Hände von alShabab fallen? Die UN und Hilfsorganisationen arbeiten an einem System im Chaos.
Das bleibt schwierig, obwohl sich die internationale Gemeinschaft langsam bewegt. Deutschland etwa hat seine
Zahlungen für die Nothilfe auf 30 Millionen Euro verdoppelt. Ziel bleibt es, den gewaltigen Ansturm auf die
Flüchtlingslager in Kenia und Äthiopien zu bremsen. Die meisten Hilfsorganisationen haben das Land aus
Sicherheitsgründen verlassen, das Welternährungsprogramm der UN zog auf Druck von al-Shabab seine Helfer
aus dem Süden des Landes ab. Ärzte ohne Grenzen zog sich im Februar aus Mogadischu zurück, weil die
Organisation die tägliche Lebensgefahr nicht länger verantworten konnte.
Die Islamisten wollen ihre Gebiete frei von westlichem Einfluss halten. Darunter fassen sie seit 2009 auch
die meisten Hilfsleistungen – selbst wenn das den Tod Tausender Landsleute bedeutet. Es ist eine
verblendete Haltung: In dieser Woche führten die al-Shabab ein Handels- und Verzehrverbot für Samosas
ein. Die dreieckige Form der Teigtaschen erinnere an die Heilige Dreifaltigkeit der christlichen Theologie.
Die Abdis haben sich dem Wahnsinn immer widersetzt. Sie gaben nicht einmal auf, als Islamisten das
Krankenhaus im Mai 2010 überfielen und Mutter Hawa Abdi unter Hausarrest stellten. Eine Frau als
Leiterin des Krankenhauses, auf dessen Grundstück 90.000 Menschen Zuflucht suchen, sei mit der
Scharia unvereinbar. Es war das vermeintlich schwache Volk, das gegen die Schließung des
Krankenhauses demonstrierte. Die bewaffneten Männer mussten sich zurückziehen.
Wäre Somalia bloß mehr derartige Kraft verblieben. Amina Abdi hat lange gekämpft, sie hat auf der ganzen Welt
Unterstützung für die Hawa-Abdi-Stiftung gesucht. Nun droht auch sie die letzte Kraft zu verlieren: „Es gibt viele
private Spender. Wir haben es aber auch immer wieder bei den UN versucht und wurden immer wieder
abgewiesen, obwohl wir sie jetzt am nötigsten hätten“, erzählt sie. Es gebe in Somalia ein Sprichwort: „Wenn sie
dich nicht stehend sehen, dann sehen sie dich auch nicht, wenn du auf dem Boden liegst.“
http://www.welt.de/politik/ausland/article13749192/Frauen-am-Steuer-anfaelliger-fuerHomosexualitaet.html?wtmc=Newsletter.NL_Persoenlich
SAUDI-ARABIEN
03.12.2011
"Frauen am Steuer anfälliger für Homosexualität"
Ein Gutachten in Saudi-Arabien erklärt, warum Autofahren Frauen schadet. Am Steuer riskierten sie demnach ihre
Jungfräulichkeit und seien anfällig für Prostitution.
Der Druck auf den saudischen König Abdullah, das Fahrverbot für Frauen im Königreich
aufrechtzuerhalten, wächst.
Der saudische Akademiker Kamal Subhi hat dem Schura-Rat, der die Monarchie berät, ein Gutachten
übergeben, in dem er ausführt, dass autofahrenden Frauen Gelegenheit zu Sex vor der Ehe gegeben
werde und somit die Tradition, dass eine Braut jungfräulich in die Ehe gehe, in Gefahr sei.
Moralischer Verfall sei bereits in einigen anderen arabischen Ländern an der Tagesordnung, so der
Experte. Laut dem britischen "Telegraph" hat den Mann ein Vorfall in einem Café im arabischen
Ausland besonders erschüttert.
"Alle Frauen haben mich angeguckt"
"Alle Frauen haben mich dort angeguckt", berichtet Subhi. Eine der Frauen habe ihm sogar klar
signalisiert, dass sie zu haben sei, so der Experte. "Das passiert, wenn Frauen Autofahren dürfen", so
sein Urteil.
Der Bericht enthält außerdem Warnungen, dass autofahrende Frauen anfälliger für Homosexualität
und Prostitution seien.
Saudische Frauen protestieren seit Juni gegen das Verbot und setzen sich hinter das Steuer. Eine
Autofahrerin wurde jüngst zu zehn Peitschenhieben verurteilt, das Urteil aber vom König aufgehoben.
Dieser hat bereits einige Reformen versprochen, unter anderem sollen Frauen bei der Kommunalwahl
2015 wählen dürfen.
dapd/pku
14. Dezember 2011, 16:09 Uhr
Libanon
Wie die Hisbollah Drogengeld wäscht
Von Ulrike Putz, Beirut
Bis zu 200 Millionen Dollar hat die libanesische Schiitenmiliz Hisbollah angeblich über die
LebaneseCanadian Bank gewaschen - monatlich. Das Geld stammt laut USFinanzministerium aus dem Drogenhandel und soll die Macht der radikalen "Partei Gottes"
stärken.
Die libanesische Schiitenmiliz Hisbollah ist tief in den internationalen Drogenhandel
verstrickt und betreibt Geldwäsche im ganz großen Stil. Erstmals sind nun Details der
Vorwürfe bekannt geworden, die das US-Finanzministerium bereits im Februar
erhoben hat.
Die "New York Times" veröffentlichte an diesem Mittwoch einen Bericht, in dem sie
nachzeichnet, wie die radikale "Partei Gottes" Drogengeld unter anderem dafür
verwendet haben soll, Land in von anderen Konfessionsgruppen bewohnten Regionen
des Libanon aufzukaufen. Die Miliz soll so versuchen, sich in dem von religiösen
Konflikten zerrissenen Zedernstaat langfristig einen strategischen Vorteil zu sichern.
Schaltstelle der Machenschaften der Hisbollah soll nach Aussagen der US-Ermittler die
LebaneseCanadian Bank gewesen sein, die inzwischen zerschlagen und verkauft wurde. Am
Dienstag erhob die Staatsanwaltschaft des US-Staats Virginia in diesem Zusammenhang
Anklage gegen Ayman Schumaa. Der Libanese soll neben Drogenhandel auch die Geschäfte
der Hisbollah mit der LebaneseCanadian Bank abgewickelt haben.
Geheimdienste und Polizei weltweit vermuten seit langem, dass die Hisbollah auch
Drogengeld nicht verschmäht, wenn es um die Finanzierung ihres bewaffneten Kampfes um
die Vormachtstellung im Libanon und gegen ihren Erzfeind Israel geht. In Deutschland
ermittelt die Staatsanwaltschaft Frankfurt seit 2009 wegen Geldwäsche gegen eine
libanesische Großfamilie im Raum Speyer. Jahrelang, so der Verdacht, sollen Wissam T. und
andere Mitglieder seiner weitverzweigten Familie Millionengewinne aus dem Kokainhandel
nach Beirut geschmuggelt haben.
Geldwäscherparadies zwischen Argentinien, Brasilien und Paraguay
Da zumindest Teile der Kokain-Millionen der Hisbollah zugekommen sein sollen, steht auch
der Verdacht der Terrorfinanzierung im Raum. Das britische Fachmagazin "Jane'sIntelligence
Review" berichtete Anfang 2009 von einem Geldwäscherparadies im Dreiländereck zwischen
Argentinien, Brasilien und Paraguay, in dem rund 25.000 Menschen arabischen Ursprungs
leben und in dem die Palästinensergruppe Hamas sowie die Hisbollah laut US-Kongress über
erheblichen Einfluss verfügen sollen.
Die US-Ermittler waren den Geldwäschern der Miliz schon 2007 auf die Schliche gekommen:
Damals ließ sich Chekri Mahmud Harb, ein libanesisch-stämmiger Kolumbianer,
unwissentlich auf einen Kokain-Deal mit einem V-Mann der US-Behörde zum Kampf gegen
den Drogenhandel ein. Auf verschlungenen Wegen führte Harb die Ermittler zu Schumaa und
der LebaneseCanadian Bank (LCB), die - inzwischen in neuem Besitz - 35 Filialen im
Libanon betreibt. Ein internationales Team von Rechnungsprüfern fand schließlich fast 200
Konten, über die monatlich Hunderte Millionen Dollar umgeschlagen und legalisiert worden
seien.
Die Konten sollen von einem Netz von Frontmännern unter der Führung von Schumaa
eingerichtet worden sein. Akteure sollen der "New York Times" zu Folge vor allem
schiitische Geschäftsleute mit Draht zu der von Hassan Nasrallah geführten Hisbollah
gewesen sein. Spuren der Transaktionen führten demnach auch nach Westafrika, in dem
libanesische Familien traditionell ganze Industrie- und Geschäftszweige dominieren. Auch
Händler sogenannter "Blutdiamanten" seien in die Machenschaften involviert. Laut dem
Finanzministerium sollen Schumaa und seine Männer im Auftrag der in den USA auf der
Liste der Terrororganisationen stehenden Hisbollah gehandelt haben.
Bis zu 200 Millionen Dollar Drogengeld monatlich
Aufsehenerregend sind die Summen, die die Handlanger der Miliz gewaschen haben
sollen: Das US-Finanzministerium spricht in seinem Bericht von bis zu 200 Millionen
Dollar Drogengeld monatlich, die über die Konten der LCB gelaufen sein sollen. Ein USErmittler sagte der "New York Times", das Geschäftsvolumen der Schiitenmiliz lasse
das der Mafia vergleichsweise klein aussehen. "Die gehen vor wie die Gambinos auf
Anabolika", sagte der Agent der Zeitung mit Bezug auf die Milizionäre. Die Gambinos
sind eine der fünf Mafia-Familien, die die Geschäfte der Bande in New York
dominieren.
Erstaunlich sind die von den USA aufgerufenen Zahlen auch deshalb, weil sie den
Einfluss Irans auf die Hisbollah in neuem Licht erscheinen lassen. Nach Schätzungen
von US-Geheimdiensten sponsert Teheran die "Partei Gottes" mit einer Geldspritze von
etwa 200 Millionen Dollar jährlich. Verglichen mit den über die LCB-Konten
geflossenen Summen sind das fast schon Brosamen.
Die Enthüllungen kommen zu einem Zeitpunkt, wo die Hisbollah im Libanon zunehmend
unter Druck steht. Zwar hat sie sich seit ihrem Krieg mit Israel im Sommer 2006 im fragilen
Gleichgewicht des Landes als dominanter politischer Faktor etablieren können, doch
gefährdet der Aufruhr im Nachbarland Syrien die Vormachtstellung der Miliz. Der seit
nunmehr neun Monaten anhaltende Aufstand gegen das Damaszener Regime hat das
Staatsgebäude des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad ins Wanken gebracht.
Sollte er stürzen, verliert die Hisbollah einen seiner größten Unterstützer in der Region.
Zudem könnte ein Regimewechsel in Syrien die Miliz von ihrem Nachschub abschneiden: Es
gilt als gesichert, dass Waffenlieferungen aus Iran an die Libanesen mit Wissen des jetzt dort
noch herrschenden Regimes durch Syrien geschmuggelt werden.
URL:

http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,803731,00.html
14. Dezember 2011, 15:41 Uhr
Umerziehung für Punks
Piercing raus, Iro ab, Klamotten weg
Punks werden in Indonesien schikaniert. Die Polizei hat nun 65 von ihnen festgenommen, den
Irokesenschnitt abrasiert, die Piercings entfernt - und sie in einen Kurs zur Umerziehung
gesteckt. Menschenrechtsverletzung? Nichts da, sagt der Polizeichef. Er habe gute Gründe.
Jakarta - Es ist eine besonders streng muslimische Provinz, in der 65 Punks nun Opfer der
indonesischen Polizei wurden. Nach einem Punk-Rock-Konzert in Aceh wurden die
Jugendlichen, unter ihnen fünf Frauen, festgenommen. Polizisten entfernten
anschließend ihre Piercings, tauschten zerrissene T-Shirts und enge Jeans gegen
normale Kleidung, forderten sie zum Zähneputzen auf, scherten ihnen die
Irokesenfrisuren ab - und warfen sie zur "spirituellen Reinigung" in ein Wasserbecken.
Doch damit nicht genug.
Die 65 Jugendlichen wurden zur "Umerziehung" auf eine Polizeiakademie geschickt,
wie der örtliche Polizeichef Iskandar Hasan am Mittwoch sagte. Dort würden sie in
einem zehntägigen Kurs unter anderem in Religion und militärischer Disziplin
unterrichtet. Anschließend sollen die Jugendlichen ihren Eltern übergeben werden.
Der 20-jährige Punk Fauzan war geschockt vom Vorgehen der Polizei. "Warum? Warum
meine Haare?", sagte er und zeigte auf seinen kahlrasierten Kopf. "Wir haben niemanden
verletzt. Auf diese Art wollen wir uns ausdrücken. Warum behandeln sie uns wie
Kriminelle?"
Das will Polizeichef Hasan so nicht gelten lassen: "Wir foltern niemanden, wir verletzen
keine Menschenrechte. Wir versuchen nur, sie auf den rechten moralischen Pfad
zurückzubringen." Die Bevölkerung fände das Benehmen der Punks abartig. "Dies ist
ein freies Land, aber es gibt Grenzen."
Die Aktion am vergangenen Wochenende war der jüngste Versuch der Behörden, strengere
moralische Werte in Aceh durchzusetzen. Mit rund 240 Millionen Einwohnern ist Indonesien
das bevölkerungsreichste muslimische Land der Welt - während die Menschen überwiegend
ein moderates Glaubensverständnis haben, gilt in der Provinz Aceh seit 2001 die Scharia, das
islamische Recht. Hier steht auf Ehebruch die Steinigung, Homosexuelle werden inhaftiert
oder öffentlich mit Stöcken ausgepeitscht. Auch Punks beschweren sich seit Monaten über die
Schikanen durch Polizisten.
aar/dpa/dapd/AFP
14.12.11
http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/48422/
Vermischtes
Bei Heroin-Substitutionstherapie verstärkt auf Sicherheit achten
Berlin – „Die medikamentengestützte Substitution in Kombination mit psychosozialer
Betreuung gilt unbestritten als die wirksamste Option für die Behandlung von Opiatabhängigen.“ Das sagte der Leiter der Deutschen Beobachtungsstelle für Drogen und
Drogensucht (DBDD), Tim Pfeiffer-Gerschel, heute in Berlin.
Gleichzeitig warnte er davor, den Sicherheitsaspekt bei der Substitutionstherapie zu
vernachlässigen. Er bezog sich damit auf den Mitte November erschienen Jahresbericht
der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EMCDDA).
Derzeit sei illegales Heroin in einigen Teilen Europas für die Süchtigen schwerer
zu erhalten als sonst und damit auch teurer. Mögliche Gründe der Verknappung
seien Ernteausfällen in Afghanistan, die Zerschlagung mehrerer großer,
internationaler Händlernetzwerke durch die Ermittlungsbehörden, die Sicherstellung von
Rekordmengen des Heroingrundstoffs Essigsäureanhydrid sowie große Erfolge beim
Abfangen von Drogenlieferungen an der türkischen Ostgrenze.
Die Verknappung führe dazu, dass Abhängige auf Ersatzstoffe, insbesondere Substitute,
auswichen, die auf dem Schwarzmarkt gehandelt würden. „Mittlerweile existieren
verschiedene Substitutionsmittel die darüber hinaus in verschiedenen
Darreichungsformen und Kombinationen angeboten werden, so dass im Gegensatz zu
früher eine deutlich bessere Anpassung der Medikation an die individuelle Situation der
Betroffenen gewährleistet werden kann“, riet Pfeiffer-Gerschel. © hil/aerzteblatt.de
http://www.welt.de/politik/ausland/article13777219/Lesbische-Muslima-fordert-freiheitlichesDenken.html?wtmc=Newsletter.NL_Persoenlich
IRSHAD MANJI
Autor: R. Herzinger und A. Seibel|24.12.2011
Lesbische Muslima fordert freiheitliches Denken
Was Dr. Sommer für die sexuelle Aufklärung der deutschen Jugend war, ist Irshad Manji für junge
Muslime weltweit: eine Seelsorgerin. Sie fordert mehr kritisches Denken.
Welt Online: Bei einer Veranstaltung in Amsterdam wurden Sie kürzlich von militanten
Islamisten attackiert, die Ihren Tod forderten. Wie beängstigend war diese Erfahrung – oder
sind Sie solche Angriffe etwa schon gewohnt?
Irshad Manji: Also, normal war das sicherlich nicht. Ich bin allerdings früher schon beschimpft,
beworfen, bespuckt und mit dem Tode bedroht worden. Aber dass 22 Dschihadisten auf einmal
auf mich losgehen – das hatte ich bisher noch nicht erlebt. Und trotzdem hatte ich überhaupt
keine Angst.
Die wirklich bemerkenswerte Erfahrung dieses Abends ist nämlich: Das Publikum ist der
Gewalt nicht gewichen, niemand hat den Raum verlassen, selbst als die Polizei dazu
aufforderte, einige bildeten sogar einen menschlichen Schutzschild um mich und die
Veranstalterin herum.
Ich schwebte danach geradezu auf Wolke sieben und habe den Zuhörern gesagt: Ich bin so
stolz, dass ihr zu uns gestanden habt und diese Typen nicht erreicht haben, was sie wollten.
Welt Online: Bestand das Publikum denn vor allem aus Muslimen?
Manji: Es war eine gesunde Mischung aus Muslimen und Nichtmuslimen. Eine Person aber, die
sich besonders heftig mit den Dschihadisten angelegt hat, war eine junge Muslima. Sie schrie
sie an: Wer gibt euch das Recht, Gott zu spielen? Sie sagte mir nachher: Ich habe es satt.
Genug ist genug.
Wir laufen vor diesen Idioten nicht mehr davon. Im Kern ist genau das die Aussage meines
neuen Buches: Die Zeit der Angst ist vorbei, die Zeit für den Mut der Moral ist gekommen.
Welt Online: Warum dann aber scheint die Reform des Islam in Europa zu stagnieren?
Manji: Sie stagniert nicht. Seit Jahren arbeite ich mit der European Foundation for Democracy
zusammen. Sie hat in den vergangenen eineinhalb Jahren ein Netzwerk von liberalen jungen
Muslimen aufgebaut, die nach Demokratie hungern und sich als Europäer definieren wollen.
Als sie sich im Juli trafen, standen sie vor der Frage, welchen Namen sie ihrem Netzwerk
geben wollen. Und sie nannten es: Netzwerk für eine neue europäische Generation.
Sie wollten ausdrücklich das Wort Muslime nicht verwenden, weil sie es satthaben, sich immer
nur als Muslime zu definieren – wie es übrigens auch die sogenannten Moderaten um den
prominenten Schweizer Publizisten Tariq Ramadan tun, der ein Moratorium für Steinigungen in
islamischen Ländern schon für einen Fortschritt hält. Dass das neue Netzwerk wächst, zeigt:
Reformerische Muslime in Europa sind längst nicht mehr isoliert.
Welt Online: Doch wie sieht es weltweit aus? Die arabischen Umstürze schienen zunächst Ihre These
zu bestätigen, dass sich die Reformidee in der islamischen Welt verbreitet. Jetzt aber sehen wir bei
den ersten freien Wahlen in Tunesien und Ägypten, dass sich Islamisten durchsetzen.
Manji: Die Dinge können sich natürlich nicht über Nacht verändern. Denken Sie an die USA, die im
Zeichen der europäischen Aufklärung gegründet wurden. Und doch brauchte es hundert Jahre, bis
dort die Sklaverei besiegt war, und noch einmal hundert Jahre, bis eine durchsetzungsfähige
Bürgerrechtsbewegung gegen die Segregation, die rechtliche Benachteiligung der Afroamerikaner,
entstand.
Wenn dies in einem Land so war, das aus dem aufklärerischen Geist entstand – müssen wir dann
nicht den Arabern mindestens dieselbe Zeit geben, um sich eine Demokratie zu schaffen?
Welt Online: Aber wie lässt es sich denn erklären, dass die Menschen, sobald sie endlich frei wählen
können, ausgerechnet für extrem autoritäre religiöse Kräfte stimmen?
Manji: Man kann Derartiges doch selbst in der amerikanischen Politik beobachten: Die
Wählerstimmen folgen dem Geld. Dieägyptische Muslimbruderschaft zum Beispiel existiert seit
Generationen, sie profitiert von ausländischen Zuwendungen aus Ländern wie Saudi-Arabien. Sie
wissen daher, wie man sich organisiert und Wahlkampagnen führt.
Die säkularen, liberalen Muslime haben noch keine derartige Geschichte vorzuweisen. Doch
entscheidend ist: Jetzt, da es in arabischen Gesellschaften demokratische Wahlmöglichkeiten gibt,
kann man nicht mehr alle Missstände mit Verschwörungstheorien erklären. Jetzt müssen die
Mächtigen die Verantwortung für das übernehmen, was sie beschlossen haben. Das ist ein riesiger
Schritt vorwärts.
Welt Online: Wir sehen schon, dass bei Ihnen das Glas stets halb voll statt halb leer ist. Woher
kommt Ihre Leidenschaft, das geradezu missionarische Feuer, das in Ihnen brennt?
Manji: Wissen Sie was? Es kommt aus der Dankbarkeit gegenüber Gott. Dankbarkeit für die
Freiheit, mit der ich beschenkt wurde. Denn als meine Familie und ich als politische Flüchtlinge
aus Uganda nordamerikanischen Boden betraten, war das wie ein Geschenk.
Daher wache ich bis heute morgens auf und danke Gott für diese Freiheiten – aber ich bitte ihn
auch darum, mich dieser Freiheit stets würdig zu erweisen. Ich werde immer dankbar dafür
sein müssen, wonach sich die meisten Menschen auf der Welt noch immer nur sehnen können:
das Recht, sich frei auszudrücken und Möglichkeiten entdecken zu können, wo andere nur
Probleme sehen.
Welt Online: Auf religiöse Dogmatiker muss es doch wie eine pure Provokation wirken, wenn
Sie sich – als eine moderne, liberale, dazu noch lesbische Frau – so emphatisch auf Gott
berufen.
Manji: Ein Gott, der wirklich der Anbetung würdig ist, stellt aber nun einmal keine
gleichgeschalteten Automaten und Roboter her, sondern erschafft Einzigartigkeit und
Widersprüchlichkeit.
Welt Online: Gehen Sie denn in die Moschee?
Manji: Nein, ich halte es mit dem Satz: Ob Osten oder Westen, wohin du dich auch wendest, siehst du
das Gesicht Gottes. Ich habe meine ganz eigene Art zu beten, ich bete in der U-Bahn, im Supermarkt,
ich bete auf dem Weg in die Bibliothek oder in einem Café. Wer sich an Glaubensdogmen klammert,
ist auf eine sehr ritualisierte Weise religiös. Ich aber bete keine Imame an, sondern Gott.
Welt Online: Sie behaupten, Ihre freiheitliche Auslegung der Religion im Koran bestätigt gefunden zu
haben. Können Sie uns etwas über Ihre Art der Koran-Lektüre verraten?
Manji: Es gibt im Koran dreimal so viele Verse, die Muslime zu kritischem Denken aufrufen als solche
mit Vorschriften…
Welt Online: Kritisches Denken? Das klingt ja fast nach Descartes, nach Kant.
Manji: Absolut. Tatsächlich zitiere ich Kant in meinem neuen Buch, ich habe eine kantische
Herangehensweise an den Koran. Und sie wird vom Koran selbst gestützt. In ihm ist die Warnung
eingebaut, man dürfe nicht so arrogant sein, alles darin wörtlich zu nehmen.
An einer Stelle heißt es: Einige Passagen in diesem Text sind präzise, andere sind mehrdeutig. Und
nur diejenigen mit Unglauben im Herzen missachten die mehrdeutigen Stellen, um eindeutige
Interpretationen zu dekretieren. Aber wisse, dass nur dein Gott die volle und endgültige Bedeutung
dieser Passagen kennt. Das ist ein Aufruf zur Demut. Keinem Muslim ist es laut dem Koran erlaubt,
Gott zu spielen. Mit diesem spirituellen Hintergrund aber können wir Muslime zu einer Gesellschaft
beitragen, in der Meinungsverschiedenheiten erlaubt sind.
Welt Online: Die Religion unterstützt Sie also in Ihrem Individualismus?
Manji: Ja, wobei ich deutlich machen will: Ich befürworte nicht Individualismus, sondern Individualität.
Das ist ein wichtiger Unterschied, denn Individualismus bedeutet, dass ich nur für mich selbst lebe und
mich nicht darum kümmere, was die Gesellschaft davon hat.
Individualität dagegen heißt: Ich bin mein eigenes, einzigartiges Selbst. Und indem ich diese meine
Einzigartigkeit zum Ausdruck bringe, bereichere ich die Gesellschaft, in der ich lebe. Das aber
bedeutet auch: Für Angehörige sämtlicher Gruppen, seien es Muslime, Feministinnen, Sozialisten
oder Kapitalisten, gibt es immer mehr als nur eine Zugehörigkeit. Wir sind als Menschen so viel mehr
als das, was unsere Anführer uns zutrauen.
Welt Online: Aber ist der moderne Begriff von Individualität nicht sehr eng mit der Geschichte und
Tradition der westlichen Aufklärung verknüpft?
Manji: Ich kaufe niemandem das Argument ab, individuelle Freiheit sei ein westliches Konzept.
Nehmen Sie Henry David Thoreau, der gefeierte amerikanische Schriftsteller und Klassiker der Idee
von Selbstbestimmung und individueller Verantwortung.
Er war sehr stark vom östlichen Transzendentalismus beeinflusst. Nun nehmen sie Mahatma Gandhi.
Er bezog vieles an Inspiration von Henry David Thoreau. Jetzt schauen sie sich Martin Luther King an,
der zutiefst christlich war. Er wiederum wurde sehr stark von Gandhi beeinflusst. Große Ideen haben
Beine, sie überschreiten Grenzen. Zivilisation ist eine Sache der gegenseitigen Beeinflussung und
Durchdringung, nicht der Aufteilung in Kästchen.
Welt Online: Wenn die Reformbewegung im Islam ...
Manji: ...eine Bewegung ist es nicht. Noch nicht.
Welt Online: Nun gut, wenn die Idee eines reformierten Islam so große Resonanz hat, wie Ihr
Optimismus suggeriert, wundert man sich doch, dass man so wenig davon hört. In
Deutschland gibt es nur eine Handvoll streitbarer säkularer Muslime, die vom islamischen
Mainstream als „Islamophobe“ abgestempelt werden. Lassen Sie sich durch Ihren unbändigen
Idealismus womöglich zu Wunschdenken hinreißen?
Manji: Aus Wunschdenken heraus hätte ich mein neues Buch nicht schreiben können. Dieses Buch
ist aus der Interaktion mit jungen Muslimen und Nichtmuslimen aus der ganzen Welt in den
vergangenen zehn Jahren entstanden. Diese Erfahrung hat mir gezeigt, dass es eine globale
Community reformistischer Denker gibt. So ist dieses Buch eine Art Lebensratgeber für junge Muslime
weltweit.
Denn sie fragen nicht mehr: Warum soll ich aufbegehren, sondern: Wie soll ich aufbegehren? Wie soll
ich mit der Beschuldigung umgehen, dass ich meine Familie entehre, wenn ich die Wahrheit
ausspreche? Wie soll ich dem Gegenwind begegnen, dem ich von meiner Gemeinschaft her
ausgesetzt bin?
Jetzt erhalte ich E-Mails wie die einer jungen Muslima, die mir auf das Buch hin ihrerseits ihre eigenen
Ideen dazu mitteilt. Die Botschaft an mich ist: Ich brauche dich gar nicht mehr, um mir zu sagen, was
ich tun soll, ich brauche dich und deine Stimme, die gehört wird, um meine Ideen aufzunehmen. Das
ist ein gewaltiger Sprung nach vorn. Es gibt ein enormes Bedürfnis nach einer positiven Vision
innerhalb des Islam.
Welt Online: Dass Sie diese Vision innerhalb des Glaubens suchen – unterscheidet Sie das von
Islamkritikerinnen wie der in Europa sehr prominenten Ayan Hirsi Ali?
Manji: Dies ist nicht der einzige Punkt, in dem ich mich von ihr unterscheide. Sie ist eine sehr
nette Frau, doch wir stimmen in keiner Weise überein. Sie hat den Islam verlassen und glaubt
nicht, dass Muslime zur Reform fähig sind. Ich glaube so sehr daran, dass mich viele Leute
dafür naiv nennen.
Sie glaubt, dass der Islam als Religion an sich gewalttätig ist. Ich sehe all die friedliebenden
Elemente darin. Und ich sage meinen Glaubensbrüdern und -schwestern: Ihr seid sehr wohl
fähig zur Veränderung. Jetzt zeigt es aber auch der ganzen Welt.
http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,804645,00.html
17. Dezember 2011, 00:00 Uhr
Religion
Das Model Gottes
Von Matthias Matussek
Die pakistanische Konvertitin Sabatina kämpft gegen die Verfolgung von Christen. Sie
selbst lebt in Deutschland im Opferschutz, weil sie wegen ihres Abfalls vom Islam mit
dem Tod bedroht ist. Kein Weihnachtsmärchen.
Sie müssen einfach dorthin gehen", sagt Sabatina am Telefon, "es ist wichtig", und es klingt
so, als dulde sie keinen Widerspruch. Als sollte ein Stellvertreter für sie hingehen, denn sie
kann nicht. Es wäre lebensgefährlich. Sie lebt im Opferschutz, und Demonstrationen sind
schwer zu sichern.
Die Bäume in der Mönckebergstraße sind mit Lichtergirlanden umwickelt, Auslagen zeigen
Schuhe in Kunstschnee, zwischen Juweliergeschäften lässt sich ein langbeiniger blonder
Engel mit langbeinigen Pudeln fotografieren. Auch die Pudel tragen Flügel.
Klare Sache: Hamburg bereitet sich auf die Geburt des Erlösers vor. Oder so. War es das, was
Sabatina vorführen wollte? Wie weit uns das alles schon entglitten ist?
Ein paar hundert Meter weiter steht eine Gruppe von Demonstranten wie eine struppige
Störung. Von einem Podest herab spricht eine Frau von Iran, von einem Pastor, die Menschen
schützen ihre Kerzen vor dem Nieselregen.
Wie ungemütlich, die Leute da haben ein Anliegen. Auch das dreht sich ums Christentum,
aber irgendwie düsterer.
Die Frau beschwört Passanten, die mit ihren Einkaufstüten vorüberhasten, an den
iranischen Pastor Jussuf Nadarchani zu denken, der im vergangenen Jahr wegen seiner
Konversion vom Islam zum Christentum zum Tode durch Erhängen verurteilt wurde.
Nadarchani, Vater zweier kleiner Kinder, weigert sich, die Konversion zu widerrufen,
und sitzt.
Sabatina ist anwesend durch ihre Flugblätter. Auf denen heißt es: "Was würden Sie tun,
wenn der Austritt aus der Kirche mit dem Tod bestraft würde?" Die Frage klingt
natürlich absurd in einer Gesellschaft, die ihre Kirchenaustritte vollzieht wie die
Kündigung eines Zeitungsabos, das man längst vergessen hat.
Das christliche Bekenntnis wird zur Frage von Leben und Tod
Und die hier: "Wie viel Toleranz hätten Sie, wenn man Ihre Kinder töten würde, weil
sie christliche Vornamen haben?" Die Fragen sind natürlich ein Skandal, und der liegt
darin, dass das christliche Bekenntnis hier im Rummel plötzlich zur Frage auf Leben
und Tod wird.
Die Idee, dass Christen zu Weihnachten die Menschwerdung ihres Gottes feiern, ist
längst verlorengegangen. Stattdessen wird Familie hochgefeiert in einem quasireligiösen
Akt. Aber was feiert man, wenn die zerfallen ist? Das neue iPad?
In dieser überpuderten Leere steht auch Jürgen Klimke von der CDU mit anderen Mitgliedern
des Bundestages ein wenig ratlos herum. Er gibt gern zu, dass es das Thema
"Christenverfolgung" hier in der Mönckebergstraße schwer hat. Todesstrafe für religiöse
Abweichung?
Nun müsste es ja eigentlich ein enormes Interesse für Abweichler geben, das Kaufhaus
gegenüber wirbt mit dem Spruch "The righttobe an outsider". Doch das ist Mode. Das
Transparent "Keine Hinrichtung für den falschen Glauben" ist der grimmige Ernst.
Die Demonstranten bilden eine Lichterkette, sie hoffen, sagt einer, dass sie bis in
Nadarchanis Zelle leuchtet. Es ist keine Lichterkette gegen Ausländerhass, sondern
gegen den Hass auf Christen. "Ist es nicht eigenartig, dass zu Lichterketten gegen
Ausländerhass Zigtausende mobilisiert werden können, aber gegen Christenhass nur ein
paar Dutzend?"
Sie ist zu schön, um wahr zu sein
Sabatina, die Konvertitin. Sie ist nur ein Vorname, wie Ronaldo oder Shakira. Sie sitzt bei
Lanz oder spricht vor Bundestagsabgeordneten. Bürgerliche Salons in Berlin laden sie ein.
Der Haken? Sie ist zu schön, um wahr zu sein.
Vor rund acht Jahren hatte sie ein Buch veröffentlicht, in dem sie ihre eigene Geschichte
erzählt. "Sterben sollst du für dein Glück" handelt von einem Schicksal aus der
religionspathologischen Knautschzone der Globalisierung.
Da ist der Großvater, der Mullah war in diesem Dorf bei Lahore, in dem Sabatina
aufwuchs, da ist der tiefreligiöse Vater, der einen Job als Kranführer in Österreich fand
und die Familie nachholte, und da ist sie, gerade mal zehn Jahre alt, als sie in eine neue
Welt fällt.
Es ist die Erzählung über die Rebellion eines Teenagers, die dazu führte, dass sie sich
"doppellagig" anzog, wenn sie zur Schule ging, Jeans und Top und drüber die sittsame
Tracht einer Muslimin, die von Bollywood träumt.
Ihre Mutter dagegen träumte davon, sie mit dem Cousin zu verheiraten, dem sie versprochen
war in Lahore, seit ihrer Geburt. Sie wehrt sich. Und lässt sich überreden zu einem Urlaub,
nur um den Jungen mal richtig kennenzulernen, und als sie sich nun energischer weigert,
nimmt man ihr den Pass ab.
Sie wird in eine Madrassa eingeliefert, um sie auf die Spur zu bringen, ein religiöses
Internat mit defekten Duschen, in denen blutige Monatsbinden herumliegen, und mit
einem Mullah, der die Suren durch einen Vorhang spricht, denn Frauen sind die
Versuchung, sind die Sünde. Schließlich ist ihr Widerstand gebrochen. Sie willigt zum
Schein in die Verlobung ein, ein prächtiges Fest wird angesetzt. Sie denkt nur an eines:
zurück nach Linz, zurück in die Freiheit.
"Wer unserem Glauben den Rücken kehrt, hat den Tod verdient"
Und dort vollzieht sie den endgültigen Bruch, nicht nur mit der Familie, sondern auch
mit Tradition und Religion. Sie bringt den Glauben an Allah und seinen Propheten nicht
mehr auf. Nun muss sie sich, ein letztes Mal, vor dem Tribunal der Familie
verantworten. "Wer unserem Glauben den Rücken kehrt, hat den Tod verdient", sagt
der Vater.
Sie läuft, wie schon zuvor, die Notschlafstelle an. Eine Beraterin sagt: "Jo, dann werden
S' halt wieder Moslem, is ja eh wurscht." Doch ein Freund nimmt sie mit zur Polizei. Sie
erzählt ihre Geschichte. Seither ist Sabatina im Opferschutz.
Was war geschehen? Sabatina hatte sich für das Christentum entzündet. Dieser Freund
hatte ihr die Bibel zugesteckt, das Neue Testament, in dem auch die Geschichte von der
Ehebrecherin erzählt wird, der Jesus vergibt, statt zuzusehen, wie sie gesteinigt wird.
Und es ist ausgerechnet eine Frau, der er erscheint nach der Auferstehung vor seinen
Jüngern, "eine Frau, und das in der damaligen Zeit, in der Frauen nichts galten".
Vorher, sagt sie, hatte sie nie das Gefühl, angesprochen zu werden, weder Allah noch
sein Prophet wandte sich an sie, eine Frau. Doch Jesus tat es.
Konversionen spielen eine eminente Rolle in der Kirchengeschichte, seit Paulus vor
Damaskus von seinem Pferd stürzte und die Stimme Gottes hörte. Nicht alle verlaufen
so spektakulär. Doch alle sind mit einem Riss verbunden und mit einem kämpferischen
Neuanfang. Heute weiß Sabatina genau, was sie will.
Es ist nicht leicht, sie zu treffen, sie taucht auf und taucht unter, mal in Berlin, mal in
Hamburg, wo sie eine Mappe mit Fotos von geköpften Christen bei sich hat, SplatterFotos aus der heißen Zone des Glaubenskampfes im 21. Jahrhundert. "So was
veröffentlicht ihr nie", sagt sie und meint: Dazu seid ihr politisch korrekten
Pressefritzen zu feige.
Es gibt einen Haufen Leute, die sie hassen müssen
Sie lebt derzeit in einer mittelgroßen Stadt, irgendwo in Süddeutschland. Sie wechselt
Wohnungen oft. Das ist bittere Notwendigkeit - es gibt einen Haufen Leute, die sie
hassen müssen. Da wären die Nazis - ihre Hautfarbe ist eindeutig dunkler als die eines
Ariers aus Zwickau. Die Islamisten, weil sie zum Christentum konvertiert ist. Ihre
Familie, weil sie sich der Zwangsverheiratung entzogen hat. "In Deutschland gibt es 30
Ehrenmorde pro Jahr", sagt sie. In diesen Tagen ist sie besonders nervös, denn wieder
wurde eine Tochter von ihrem eigenen Vater, einem Kurden, hingerichtet.
Wem noch dürfte sie suspekt sein? Für die Linke ist sie zu konservativ, für Feministinnen
vermutlich zu schön und für den großen Rest unserer Partygesellschaft eine Zumutung, weil
sie eine völlig unzeitgemäße Vorstellung von Liebe hat und Sex vor der Ehe ablehnt. Und
dann spricht sie auch noch Wienerisch.
Sabatina lebt in dieser Stadt wie auf einem anderen Stern. Sie gehört nicht dazu. Sie gehört
niemandem mehr. Sie gehört ihrer Sache.
Eine Mädchenwohnung. Rosenblätter auf der Fensterbank, eine Kerze dazwischen mit
Silberstaub und Sternchen. Die Wände altrosa. Ein rotes Sofa im Wohnzimmer, ein kleiner
Tisch mit zwei Stühlen, es könnte ja tatsächlich mal ein Zweiter da sein. Bisher war es nicht
der Fall. Kein Fernseher hier, kein Computer. Eine nonnenhaft karge Wohnung. Sabatina lebt
von einem knappen Budget. In den letzten Jahren hat sie oft umsonst gewohnt, bei
Freundinnen. Ein bisschen ist noch übrig von den Buchverkäufen.
An der Wand ein kitschiges Jesus-Bildchen, daneben ein verklärtes Porträt von ihr. In der
christlich-mystischen Literatur ist oft vom himmlischen Bräutigam die Rede - Sabatina
flüchtete, so sieht es aus, buchstäblich in seine Arme. Nach dem Bruch mit der Familie, 2001,
durchlebte sie ihre "Rebellionszeit". Sie zog nach Wien, ging aus, versuchte es als
Schlagersängerin, modelte. Aber das war es alles nicht. Sie las weiter in der Bibel, und da
stieß sie eines Tages auf den Satz: "Wenn ihr von ganzem Herzen nach mir fragt, lasse ich
mich von euch finden."
"Sie lebt ihr Christentum, sie ist auf einer Mission"
Sie ließ sich 2003 taufen, in einer kleinen Barockkirche; von einem Dorfpfarrer, der überzeugt
war von ihrem inneren Umbruch. "Ihr Bibelwissen war enorm", sagt er. "Sie lebt ihr
Christentum, sie ist auf einer Mission."
Mittlerweile war ihr Buch erschienen. Und plötzlich tauchten in der Presse erotische Fotos
auf, die sie einst nach einem Mode-Shooting machen ließ - "wir haben nur rumgealbert, die
waren nie für die Öffentlichkeit bestimmt". Sie klagte und gewann und vernichtete die Fotos.
Sie wurde krank über alldem, bulimisch, suchte Rat bei einer Therapeutin.
Es sprach sich herum, dass sie sich taufen lassen würde. Sie verbat sich jede Presse, versprach
dafür, später das Bild noch einmal nachzustellen. Die Fotografen wünschten sich ein enges
Top, sie lachte und willigte ein, und der alte Pfarrer sagte scherzend: "Sie ist das Model
Gottes auf dem Laufsteg der Welt."
Schmälert es die Glaubwürdigkeit, wenn man eitel ist? Wahrscheinlich. Gleichzeitig kann es
wohl keinen sichtbareren Bruch mit der frauenverhüllenden Tradition des Islam geben als ein
knappes Top. Sie sagt: "Gott hat mich so gemacht, dass ich nicht ganz schiach aussehe, und
ich mag mich." Ihre Bekenntnis-Intensität kann einen Shopping-Christen aus der
Mönckebergstraße nur mit Kopfschütteln zurücklassen.
Sabatina, die Befreierin
Sabatina, die von Bollywood phantasierte, hat nun eine neue Rolle gefunden, es ist eine
heroische Rolle, die sie sich ausgesucht hat, romantisch und in Cinemascope: Sabatina,
die Befreierin. Den Marschbefehl hat sie bei Jesaja gefunden: Sie zitiert, ergriffen: "Du
sollst die Augen der Blinden öffnen und die Gefangenen aus dem Gefängnis führen."
Wie ernst sie diesen Auftrag nimmt, beschreibt sie in ihrem neuen Buch "Nur die
Wahrheit macht uns frei"*.
Sie berichtet, wie sie 2008 mit einem bewaffneten Leibwächter und Mitarbeitern durch
Pakistan fuhr und wie ihr auf nachtdunkler Piste zur Warnung eine Leiche vor den Jeep
geschmissen wurde.
Sie trifft Kindersklaven auf diesem Trip. Sie trifft Frauen, die gekidnappt und
vergewaltigt wurden, eine Christin, deren Sohn man erhängt hatte, eine andere, die mit
Tuberkulose im Gefängnis sitzt. "Wir haben Leute unten, die ihr helfen."
Vor allem aber hilft sie in Deutschland. Derzeit sind es drei Frauen, aus Afghanistan,
aus Syrien, aus Marokko, denen sie neue Unterkünfte arrangiert, weil sie vor
Zwangsehen fliehen, die eine Anwältin "legale Vergewaltigung" nennt - nur dass sie
nicht legal sind in Deutschland.
Die Wahrheit, oder das, was sie dafür hält, äußert Sabatina unverblümt, zum Beispiel wenn
sie den Islam "religiösen Faschismus" nennt und das "Verständnis der Deutschen blind". Sie
wird jetzt, mit zwei Syrern zusammen, auf YouTube eine Propaganda-Offensive starten.
Als Beleg für ihren Faschismus-Vorwurf führt sie neben den Suren, die gegen die
Ungläubigen hetzen, die islamische Sekte Ahmadiyya an, deren Kalif zu Silvester 2000 "eine
Religion, einen Führer" propagierte. "Das müsste doch vertraut klingen in Deutschland,
oder?"
Mit Ahmadiyya-Mitgliedern hatte sie jüngst auf einer Tagung zu "Gewalt in
Migrantenfamilien" zu tun. Dort platzte ihr der Kragen, als jemand vortrug, wie friedliebend
der Islam sei. Das Leben des Propheten sei ein Modell an Frömmigkeit und Güte.
Zwangsehen kämen kaum vor, der Prophet würde das untersagen.
Sabatina sprang auf. "Wir haben ein Mädchen von euch betreut", rief sie, "sie wollte
sich nicht in der Nähe eurer Moschee treffen, weil sie Angst hatte." Und seine Aischa,
setzte sie hinzu, habe der Prophet geheiratet, als sie sechs war. Daraufhin habe ein
Islamwissenschaftler protestiert. "Nein, sie war neun." Sabatina schüttelt sich vor
Lachen.
Die einzige vernünftige Politikerin für sie ist jene Frau, der von Renate Künast kürzlich
"ein Mangel an Herzensbildung" vorgeworfen wurde: Familienministerin Kristina
Schröder, die selbst schon Zielscheibe islamistischer Drohungen war.
Über 3000 Zwangsheiraten jährlich
Schröder hatte kürzlich "erschreckende Zahlen" präsentiert. Man müsse, anders als
bisher angenommen, von über 3000 Zwangsheiraten jährlich ausgehen. "Die
Dunkelziffer ist zehnmal so hoch", sagt Sabatina. "Und da gibt die Bundeskanzlerin
keine Erklärung, dass sie sich schämt, dass so was in Deutschland vorkommt."
Sabatina weiß, dass die derzeitigen Diskussionen über die rechten Killer in Deutschland mit
historischen Schuldgefühlen spielen. Sie sind wie Wanderdünen, die in ihren mählichen
Ortsverschiebungen jedem ermöglichen, seine Rechnungen zu begleichen und etwa die
Migrationsdebatte neu zu führen.
Schon fragte sich Özlem Topçu in einem Leitartikel für die "Zeit", ob man den
Integrationsdruck aufrechterhalten könne, wenn gleichzeitig der rechte Rand
unbeaufsichtigt bliebe. Cem Özdemir nahm sich bei Jauch noch einmal Sarrazins
"ominöses Buch" als vermutete Inspiration für die Morde vor, ohne darauf hingewiesen
zu werden, dass es erst hinterher erschienen war.
Und Erdogan, der lupenreine Demokrat, der unliebsame Kritiker gern ins Gefängnis
schickt, Erdogan, der seine Landsleute bei jeder Gelegenheit davor warnt, ihre
Traditionen aufzugeben, bot den Deutschen seine Hilfe an.
"Ausgerechnet Erdogan", ruft Sabatina. "In der Türkei ist jede dritte Frau
zwangsverheiratet, der Staatspräsident Gül hat seine geehelicht, als sie 15 war."
Erdogan solle, bevor er "hilft", erst mal dafür sorgen, dass in der Türkei keine Christen
ermordet werden.
Sagt Sabatina, die Konvertitin. Sie eifert, wie es unter den deutschen Dialog-Christen
keiner mehr tut, kein Bundespräsident, kein Bischof, womöglich hat sie diese Glut
tatsächlich aus dem Islam übernommen. Sie versteht die lauen Christen nicht. "Sie
wissen so wenig von ihrer Religion, und wenn sie darüber reden, machen sie Witze." Sie
versteht nicht, dass sich da eine golden angepinselte Nackte in einer Disco von einem
Kreuz herabhängen lässt. "Auch deshalb verachten die Muslime den Westen" sagt sie,
"euch ist nichts mehr heilig."
Sie wird weiterkämpfen
Sie wird nun also weiterkämpfen, wird auf YouTube in die Volksaufklärung einsteigen. Und
sie wird mit der Universität Graz an einem Projekt für transkulturelle Therapie mitarbeiten.
"Die Suizidalität unter zwangsverheirateten Mädchen ist doppelt so hoch wie im
Normalschnitt."
Irgendwann, nächstes Jahr, wird sie weiterziehen, in die USA. Da wohnt ihre Freundin
AyaanHirsi Ali, die Frauenrechtlerin und Islamkritikerin. Zu Heiligabend erwartet sie ihr
erstes Kind. "Das ist doch kein Zufall!" Sie lacht, auch deshalb, weil sie weiß, dass Hirsi Ali
dem überhaupt keine Bedeutung beimisst.
Hirsi Ali ist von Religion aller Art kuriert. "Behauptet sie." Erneut lacht sie. Vielleicht ist ihre
Fröhlichkeit doch das Erstaunlichste an ihr. Im März in New York wird sie auf dem "Women
in the World"-Kongress sprechen. Letztes Mal war es Meryl Streep.
An einer Wand in der Küche hängen Fotos ihrer Geschwister. Die Brüder sehen aus wie
Teenager-Idole. Ein anderes Bild zeigt einen Alten mit Turban, ernst und scheu, vor einem
Feld. Da ist eine Kuh, die Ecke eines Zelts, eine Hauswand aus Lehmziegeln. Ihr Großvater,
der Mullah. Er ist weit weg. Tausende Kilometer und gefühlte tausend Jahre.
Ihr Wunsch zu Weihnachten? Dass ihre Familie mit ihr Frieden schließe, sagt sie. Und dann,
sehr leise: "Ich war wohl keine einfache Tochter."
Sie wird sich auch dieses Jahr keinen Weihnachtsbaum zulegen. Aber sie wird Heiligabend
zur Christmette gehen und beten, für ihre Familie und für Jussuf Nadarchani in Iran - und alle
anderen, die wegen ihres Glaubens in dieser Nacht im Gefängnis sitzen.
URL:

http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,804645,00.html
http://www.facebook.com/pages/Sabatina-eV/217543791614885
*Aktiv gegen Missbrauch helfen. Bitte auf Gefällt mir drücken*
[email protected]
26.12.11
Sehr geehrte Frau James,
im Rahmen meiner Möglichkeiten möchte ich - als Christ und Facharzt für Psychiatrie - Ihre
Arbeit unterstützen.
Dazu lasse ich Ihnen im Anhang viel Material (Islam1-10)zukommen, das die
Psychopathologie und die Menschenrechtsverletzungen des Islam aufzeigt und das Sie für
Ihre Vorträge verwenden können.
Die Bildpräsentation CARPENTER über Jesus wird Ihnen wahrscheinlich am meisten
gefallen.
Vielleicht können wir auch einmal zusammen Vorträge halten.
Auf meiner homepage NAHTODFORSCHUNG.COM können Sie eines meiner
Vortragsthemen mit herunterladbarer Literatur und von mir betreuten Sachfilmen anschauen.
Mit freundlichen Grüßen
M.Schröter-Kunhardt
Sehr geehrter Herr Schröter-Kunhardt,
wenn es einen Vortrag in Ihrer Nähe geben wird, werden wir es Sie wissen
lassen.
Mit herzlichen Grüßen
Sanah Rahimi
Sabatina e.V.
Postfach 11 12
61268 Wehrheim
www.sabatina-ev.de
[email protected]
http://www.welt.de/politik/ausland/article13784006/Tote-bei-Anschlaegen-auf-Kirchen-inNigeria.html?wtmc=Newsletter.NL_Persoenlich
VERFOLGUNG VON CHRISTEN
25.12.2011
Tote bei Anschlägen auf Kirchen in Nigeria
Blutige Weihnachten in Nigeria: Die islamistische Sekte Boko Haram hat während der Christmesse
Bombenanschläge auf katholische Kirchen verübt
Während einer Weihnachtsmesse hat sich am Sonntag in einer katholischen Kirche nahe der
nigerianischen Hauptstadt Abuja eine Explosion ereignet. Mindestens 15 Menschen wurden getötet,
zahlreiche weitere verletzt. Rettungskräfte gingen davon aus, dass die Zahl der Toten noch weiter
steigt. In der Gegend um die Kirche in Madalla herrschte nach der Detonation Chaos.
Allein in drei Rettungswagen seien 15 Leichen aus der St.-Theresa-Kirche abtransportiert worden,
sagte ein Helfer. Die Opferzahl könne jedoch höher liegen, da vermutlich auch andere Rettungskräfte
Tote bergen würden. Es war unklar, wie viele Menschen sich zum Zeitpunkt der Explosion in der
Kirche aufhielten.
Journalisten erhielten eine Textnachricht der für Notfälle zuständigen Behörde, wonach diese nicht
genügend Krankenwagen für den Transport von Verletzten zur Verfügung habe. Die Behörden
bestätigten die Bergung von Leichen am Ort des Geschehens.
Aufgebrachte Jugendliche legten nach der Detonation Feuer und drohten damit, eine nahegelegene
Polizeiwache anzugreifen. Sicherheitskräfte schossen in die Luft, um sie auseinanderzutreiben. Die
Gegend um die Kirche wurde abgeriegelt.
Nigerianische Medien berichteten, ein angeblicher Sprecher der radikalislamischen Sekte Boko Haram
habe die Verantwortung für den Anschlag übernommen. Eine unabhängige Bestätigung dafür gab es
nicht. Der
Eine weitere Explosion ereignete sich nahe einer Kirche in der zentralnigerianischen Stadt Jos. Hier
wurden mehrere Menschen verletzt, berichteten Augenzeugen. Auch Gewehrfeuer sei zu hören
gewesen. In Abuja verließen viele Christen frühzeitig die Weihnachtsmessen aus Angst vor weiteren
Anschlägen, berichteten nigerianische Medien.
Islamistische Sekte verfolgt Christen in Nigeria
Nigeria war zuletzt immer wieder von Bombenanschlägen und Attentaten der Boko Haram erschüttert
worden.
Im August hatte sich die Gruppe zu einem Selbstmordanschlag auf das UN-Quartier bekannt, bei dem
23 Menschen getötet und 76 verletzt worden waren. Seitdem gehen die nigerianischen
Sicherheitskräfte verstärkt gegen die Islamisten vor. Am Samstag wurden bei Kämpfen zwischen
Armee und Anhängern von Boko Haram mindestens 68 Menschen im Norden des Landes getötet
worden.
Einer Zählung der Nachrichtenagentur dapd zufolge ist die Sekte allein in diesem Jahr für mindestens
465 Morde verantwortlich.
AFP/dapd/Reuters/ks
31. Dezember 2011, 20:45 Uhr
Afghanistan
Von Familie gefolterte 15-Jährige schildert Qualen
Sie wollten sie zur Prostitution zwingen - als sie sich weigerte, sperrten die
Schwiegereltern eine 15-jährige Afghanin in eine Toilette, folterten sie, ließen
sie fast verhungern. In einem Video spricht sie nun erstmals über die
Marter. Eine zuständige Ministerin zeigte sich erschüttert.
Kabul - In Afghanistan werden Frauen noch immer sehr oft Opfer von Verschleppung,
Vergewaltigung oder Misshandlung - doch die Verbrechen an einer 15-Jährigen aus der
Provinz Baghlan sind so grausam, dass Gesundheitsministerin Suraya Dalil von einem
"der schlimmsten Fälle von Gewalt gegen afghanische Frauen" überhaupt spricht.
Die BBC hat nun ein Video des Mädchens ins Netz gestellt. Sie sitzt in einem Rollstuhl,
vornübergebeugt. Ihr linkes Auge ist zugeschwollen. Ihr halbes Haar ist ausgerissen,
zwischen schwarzen Strähnen sieht man die nackte Kopfhaut. Auch die Fingernägel
wurden ihr ausgerissen.
"Wer hat dich geschlagen?", wird sie gefragt.
"Meine Schwiegervater", antwortet das Mädchen. "Mein Ehemann. Meine Schwägerin.
Mein Schwager. Und meine Schwiegermutter."
"Wie haben sie dich geschlagen?"
"Mit Zangen."
"Wer hat deine Haare ausgerissen?"
"Meine Schwiegermutter."
"Wer hat deine Nägel ausgerissen?"
"Meine Schwiegermutter hat meine Nägel ausgerissen."
Die Polizei hatte das Mädchen vergangene Woche aus der Gewalt ihrer Peiniger befreit.
Am Samstag gaben die Beamten erste Details ihrer Ermittlungen bekannt. Das Mädchen
sei vor rund sieben Monaten im Alter von 14 Jahren mit einem 30-jährigen Mann
verheiratet worden, berichtet die BBC. Sie habe sich geweigert, für die Familie ihres
Ehemanns als Prostituierte zu arbeiten. Die Schwiegereltern hätten sie für etwa fünf
Monate in ein Badezimmer in einem dunklen Keller gesperrt, heißt es in einem Bericht
der Nachrichtenagentur Reuters. Mit der Zange hätten sie Fleischfetzen von ihrem Körper
gezerrt, so die BBC.
Die junge Frau habe kaum zu essen und zu trinken bekommen. Nachbarn hätten sie
weinen und vor Schmerzen stöhnen gehört und daraufhin die Behörden informiert. Ihr
Zustand sei kritisch gewesen, als sie vergangen Woche aus dem Haus gerettet worden
sei. Ihr Körper sei mit Narben und Blutergüssen übersät, sagten Ärzte. Sie werde in
einem Krankenhaus in Kabul behandelt. Es könne Wochen dauern, bevor sie sich
physisch erholt habe.
Das Mädchen sei vor sieben Monaten verheiratet worden, sagte Rahima Sarifi, die für
Frauenrechte in Baghlan zuständig ist. "Ihre Schwiegereltern wollten sie zur Prostitution
zwingen, um Geld zu machen."
Die Schwiegermutter und die Schwägerin seien inzwischen festgenommen worden, sagte
ein Polizist, der an der Befreiungsaktion beteiligt war. Der Ehemann und der
Schwiegervater seien entkommen. Nach ihnen und anderen an der Gräueltat Beteiligten
werde gefahndet.
Frauen sind in Afghanistan oft einem immensen sozialen Druck ausgesetzt, ihre Ehe zu
erdulden. Es gilt als "moralisches Verbrechen", von einem Ehemann oder einer
Zwangsehe davon zu laufen. Manche Frauen, die sich gegen ihren Mann widersetzten,
landen im Gefängnis. Auch Vergewaltigungsopfer wurden teils inhaftiert, weil Sex
außerhalb der Ehe als Ehebruch und damit ebenfalls als "moralisches Verbrechen"
gewertet wird - selbst wenn er erzwungen wurde.
ssu/Reuters
URL:

http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,806553,00.html
10. Januar 2012, 06:14 Uhr
Imam-Hochzeiten in der Türkei
Hüter der Doppelmoral
Von Jürgen Gottschlich, Istanbul
Ein Mädchen kommt in eine Klinik, sie soll elf Jahre alt sein, ist aber im achten
Monat schwanger - von ihrem 25-jährigen Mann. Das Paar hatte bei einem
Imam geheiratet, die Ehe ist illegal. Doch das ist fast bedeutungslos. Denn
trotz neuer Gesetze werden Frauen in der Türkei immer rechtloser.
Es waren nicht mehr als ein paar Meldungen in der Rubrik Vermischtes: Man hatte ein
elfjähriges Mädchen in die Ambulanz der Kinder- und Frauenklinik nach Bolu gebracht,
einer Stadt, die auf halbem Weg zwischen Istanbul und Ankara liegt. Das Mädchen fühlte
sich nicht wohl. Als der diensthabende Arzt sie untersuchte, stellte er zu seiner
Überraschung fest, dass das Mädchen im achten Monat schwanger ist. Im Warteraum saß
ein 25-jähriger Mann, der sich als ihr Ehemann vorstellte.
Der Arzt wollte das Mädchen stationär aufnehmen, damit sie sich erholen könne, doch ihr
Mann lehnte ab. Man müsse zurück ins Dorf. Nachdem beide eine Erklärung
unterschrieben hatten, ließ das Krankenhaus sie ziehen. Das Paar stammt aus dem Dorf
Alpagut in der Nähe von Bolu. Sie hätten, erzählten die beiden im Krankenhaus, bei
einem Imam geheiratet. Nachbarn hatten den jungen Mann gewarnt, er würde
Schwierigkeiten bekommen, wenn er mit "seiner Frau" in die Stadt ginge.
Denn selbstverständlich ist eine Ehe mit einer Elfjährigen in
der Türkei verboten. Mädchen dürfen erst mit 18 Jahren heiraten, mit einer
Ausnahmegenehmigung des Jugendamtes im Einzelfall frühestens mit 16
Jahren.
Zwei Tage später gab der Gouverneur der Provinz Bolu, Ibrahim Özcimen, eine
überraschende Erklärung ab: Das Gesundheitsministerium habe ihn informiert,
dass das Krankenhaus der Meinung sei, die Knochenstruktur habe darauf
schließen lassen, dass das Mädchen doch älter als elf sein müsse. "Wesentlich
älter", beteuerte er auf Nachfrage.
Zurück in die Vergangenheit
Es kommt in den Dörfern in der Türkei häufiger vor, dass Eltern die Geburt eines Kindes
nicht gleich den Behörden melden. Bei vielen steht deshalb als Geburtsdatum der 1.
Januar im Ausweis, weil die Eltern später nur noch das Jahr, aber nicht mehr den
genauen Tag der Geburt angeben.
Familienministerin Fatma Sahin schaltete sich ein und wollte sogar wissen, dass das
fragliche Mädchen nicht elf, sondern bereits 17 Jahre alt sei. Wenn ein Gericht das Alter
bestätige, könne sie bald auch offiziell heiraten, erklärte die Ministerin.
Damit wäre eine optimale Lösung gefunden: Das juristische Problem - und mithin auch
das gesellschaftliche - wären aus der Welt geschafft. Auch die türkische Öffentlichkeit, so
scheint es, wird nicht weiter nachfragen.
Das war vor einigen Jahren noch anders. Als eine große Zeitung vor zehn Jahren
berichtete, in einem Dorf in der Nähe der Ägäis-Stadt Aydin seien 13-jährige Mädchen
mit einem Baby im Arm zur Schule gekommen, gab es einen großen Aufschrei. Es stellte
sich heraus, dass die Mädchen alle zu einem ehemals nomadischen Clan gehörten, der an
der Ägäis-Küste sesshaft geworden war und in dem die Mädchen traditionell spätestens
mit 14 Jahren verheiratet wurden. In der Regel im eigenen Clan mit jungen Männern
zwischen 18 und 20 Jahren.
Gegen 30 Männer wurden damals Verfahren eingeleitet, das Dorf galt als
Einzelfall. Im selben Jahr, als der Skandal von Aydin aufgedeckt wurde, gewann
die islamisch grundierte AKP das erste Mal die Wahl in der Türkei und Recep
Tayyip Erdogan wurde im folgenden Jahr Ministerpräsident. Seitdem hat
Erdogan mit seiner AKP zum dritten Mal in Folge die Wahlen gewonnen und
geht nun ins neunte Regierungsjahr.
Und neun Jahre AKP-Regierung haben ihre Spuren hinterlassen, vor allem wenn
es um die Rolle der Frau in der Gesellschaft geht. Im Gesetz ist alles bestens
geregelt. Die AKP hat dieFrauenrechte auf dem Papier gestärkt: Das
Scheidungsrecht wurde 2004 im Sinne der Frau verbessert, es gibt einen neuen
Strafrechtsparagraphen, der Vergewaltigung in der Ehe sanktioniert und auch
die sogenannten "Ehrenmorde" müssen nach dem Gesetz nun genauso hart
geahndet werden wie jeder andere Mord auch.
Mehr Gewalt gegen Frauen
Tatsächlich beklagen Frauenrechtlerinnen jedoch, dass unter der AKPRegierung lange diskutierte patriarchale Vorstellungen zur Norm würden. Die
Männer bestimmen, wo es langgeht, die Frauen bleiben zu Hause am Herd wenn sie sich dagegen auflehnen, haben sie es schwer.
Das zeigt vor allem der Anstieg von häuslicher Gewalt. Statistisch gesehen wird
in der Türkei fast jeden zweiten Tag eine Frau innerhalb ihrer Familie ermordet.
Frauen, die sich an die Polizei wenden, werden nur in den seltensten Fällen
wirksam geschützt. Erst vor wenigen Wochen wurde eine Frau von ihrem ExMann vor den Augen der Polizei getötet.
Parallel dazu geht die Beschäftigung von Frauen zurück: Nur rund 27 Prozent
der Türkinnen sind berufstätig. Kürzlich rechnete die Ökonomin Nur Ger, die im
Unternehmerverband TÜSIAD eine Arbeitsgruppe zur Geschlechtergleichheit
leitet, vor, dass eine Zunahme der Beschäftigung von Frauen um nur 5 Prozent
gleich 15 Prozent armer Familien über die Armutsgrenze helfen würde. Doch die
Regierung interessiere sich nicht dafür.
Stattdessen gibt es unter islamischen Wortführern zunehmend eine Debatte um
die nach islamischem Recht zulässige Mehrehe und eine Verharmlosung der
Imam-Heiraten mit minderjährigen Mädchen. Einer der Wortführer ist der
bekannte islamische Publizist Ali Bulac, der sich öffentlich zu seiner Mehrehe
bekennt.
Zwar ist die Heirat unter Minderjährigen vor allem patriarchalen Traditionen in
abgelegenen ländlichen Gebieten geschuldet, doch es scheint, dass die türkische
Gesellschaft heute wieder eher bereit ist, eine solche Praxis stillschweigend zu dulden.
Anders als noch vor zehn Jahren.
URL:

http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/0,1518,807917,00.html
http://www.welt.de/politik/ausland/article13806145/Das-falsche-Spiel-desislamistenfreundlichen-Katar.html
Reiches Emirat
DruckenBewerten Autor: Alfred Hackensberger| 08:40
Das falsche Spiel des islamistenfreundlichen
Katar
Geld, Waffen, Medienmacht: Katar fährt alles auf, um die politischen Verhältnisse in der
arabischen Region mitzugestalten. Die Islamisten freut es.
In Katar gibt man sich derzeit wieder einmal moralisch. „Die Zustände in Syrien sind
schmerzvoll und inakzeptabel“, sagte Scheich Hamad Bin Jassim al-Thani, der
Premierminister des Golfemirats, das zu den reichsten Nationen der Welt gehört.
Das 52-jährige Mitglied der katarischen Herrscherfamilie reagierte damit auf die
„fehlgeschlagene Beobachtermission“ der arabischen Liga.
"Nichts von dem ist geschehen"
Der syrische Präsident Baschar al-Assad habe versprochen, Truppen aus den Städten
abzuziehen, politische Gefangene zu entlassen und oppositionelle Demonstrationen
zuzulassen. „Aber nichts von dem ist geschehen“, meinte al-Thani.
Video
„Wenn das Töten nicht sofort aufhört, sind Beobachter in Syrien sinnlos. Wir nehmen dann
nur Teil an dem, was dort passiert, und das wollen wir ganz und gar nicht.“ Um deutlich zu
machen, wie ernst ihm die Angelegenheit ist, fügte der Premier noch an: „Wenn Menschen
sterben, können wir keine Zeit verlieren.“
Statements, die auf drastische Entscheidungen der Arabischen Liga hindeuten. Wie schon im
Fall Libyen, als die Einrichtung einer Flugverbotszone empfohlen wurde, könnte die aus 22
Mitgliedern bestehende internationale Organisation arabischer Staaten nun beim UNSicherheitsrat ähnliche Maßnahmen fordern.
Größter Förderer der arabischen Revolutionen?
Das gerade Mal 11.606 Quadratkilometer große Katar führt den Vorsitz der SyrienKommission der Arabischen Liga und hat gewichtigen Einfluss. Seit Beginn des „arabischen
Frühlings“ im Dezember 2010 in Tunesien beanspruchte das Ölemirat eine führende Rolle
innerhalb der internationalen Staatengemeinschaft. Katar präsentierte sich als größter Förderer
der arabischen Revolutionen.
Nicht zuletzt mithilfe des Nachrichtennetzwerks al-Dschasira, das sich im Besitz der
katarischen Königsfamilie befindet, drangen die ersten Bilder aus Tunesien über die dortige
Polizeigewalt ins westliche Bewusstsein vor.
Anfangs handelte es sich dabei um Handyvideos, wie sie später aus Libyen und heute auch
aus Syrien in allen Nachrichten gezeigt werden. Al-Dschasira lieferte die Bilder des
Widerstands gegen das damals herrschende Regime, noch bevor es zu
Massendemonstrationen in tunesischen Städten gekommen war. Der Sender aus Katar trug
somit entscheidend zum Sturz von Ben Ali bei.
Freiheit und Demokratie existieren in Katar nicht
Ein Engagement, das von der Presse zu Hause nicht erwünscht ist. Die Regierung
zensiert das Internet nach pornografischen wie politisch sensitiven Inhalten. „Die
meisten der existierenden Zeitungen gehören Mitgliedern der regierenden Familie“, hält
Reporter ohne Grenzen fest.
„Selbstzensur ist weit verbreitet“ und „politischer und finanzieller Druck“ bestimmten die
inhaltliche Ausrichtung der Presse. Freiheit und Demokratie, wie sie al-Dschasira während
des „arabischen Frühlings“ glorifizierte, existieren in Katar nicht. Wahlen finden nur auf
lokaler Ebene statt. Der Emir Hamad Bin Khalifa al-Thani bestimmt Premierminister und
Kabinett.
Als eines der ersten Länder richtete das Ölemirat in Tunesien Lager für libysche Flüchtlinge
ein, die vor dem Bürgerkrieg über die Grenze geflohen waren. Luxusunterkünfte im Vergleich
zu denen des UN-Flüchtlingswerks:
Mit Internet, Fernsehzelten und Fünfsternecatering. „Alle Zelte sind speziell fabrizierte
Wüstenzelte und direkt von Katar eingeflogen“, erläuterte Mohammed Kubaisi, der
Campmanager. Stolz führte er über die extra betonierten Wege des Lagers zum Spielplatz,
den unzählige Kinder in Beschlag genommen hatten.
„Für das Essen haben wir einen Cateringservice engagiert, der sonst nur teuere Hotels
beliefert“, betonte Kubaisi. „Elf Dollar kosten uns die drei Mahlzeiten am Tag pro Person.“
"Offenes Geheimnis"
Einsatz für die Menschlichkeit, Unterstützung der arabischen Brüder und Schwestern, die für
Freiheit und Demokratie kämpfen – und wenn es auch viele Millionen kostet. Das ist das Bild,
das Katar im Zuge des „arabischen Frühlings“ von sich promotete. Aber der Einsatz der
Ölscheichs vom Golf ist nicht so selbstlos, wie es erscheinen mag, und hat auch dunkle
Seiten.
„In Tunesien ist es ein offenes Geheimnis, dass Katar den Wahlkampf von Ennahda
finanzierte“, erklärt Moufida Abassi, eine TV-Journalistin, die lange Jahre für das
tunesische Fernsehen arbeitete. „Wie soll es sonst möglich sein, dass eine völlig neue
Organisation aus dem nichts in jeder Stadt neue Parteibüros einrichten und teuere
Geschenke an Wähler ausgeben kann.“
Und aufgebracht fügte sie hinzu: „Nicht zu vergessen, dass diese islamistische Partei auf
al-Dschasira im Vergleich zu anderen vielmehr Sendezeit bekam.“ Ennhada ging im
Oktober als große Gewinnerin der ersten freien Parlamentswahlen in Tunesien hervor.
Panzerabwehrraketen gegen Gaddafi finanziert
In Libyen finanzierte Katar den Widerstand gegen Muammar al-Gaddafi. Es lieferte Medizin,
Krankenwagen und Satellitentelefone. Allerdings auch Gewehre, Munition und
Panzerabwehrraketen, was gegen das vom UN-Sicherheitsrat verhängte Waffenembargo
verstieß.
Der Emir Katars, Hamad Bin Khalifa al-Thani, hatte das ganz offen zugegeben. Der Einsatz
eigener Kampfflugzeuge im Rahmen der Nato-Luftangriffe gegen Stellungen der libyschen
Armee war offensichtlich nicht genug.
In der Hauptstadt Doha richtete man dem Rebellenkanal Libya TV ein modernes
Fernsehstudio ein, organisierte internationale Konferenzen, auf denen die internationale
Staatengemeinschaft zu finanzieller Unterstützung des libyschen Nationalen Übergangsrats
aufgefordert wurde.
An Kämpfen gegen die syrische Armee beteiligt
In Libyen sollen eine Reihe der nun prominent gewordenen Figuren nicht nur in engem
Kontakt mit Katar, sondern auch auf den Gehaltslisten des Emirs stehen. Einer der in diesem
Zusammenhang genannten ist Abdelhakim Belhadsch, der Militärkommandeur der Hauptstadt
Tripolis und ehemaliger Führer der al-Qaida-nahen Libyschen Islamischen Kampfgruppe
(LIFG).
Waffenlieferungen aus Katar an seine Miliz im vergangenen Oktober sorgten in Libyen für
Unmut. „Wer unser Haus betreten will, muss in Zukunft an der Vordertür anklopfen“, hatte
der vormalige Öl- und Finanzminister Ali Tharhuni gewarnt – und sich damit gegen alle
illegalen Waffenlieferungen ausgesprochen.
Dabei beschränkt sich die Einflussnahme keineswegs auf Libyen. Wie gut informierte
Quellen melden, sollen Belhadschs Männer bereits an Kämpfen gegen die syrische Armee
beteiligt sein – finanziert und ausgerüstet von Katar.
Ein Verbündeter des Iran
Verwundern würde das alles nicht. Syrien ist ein vehementer Kritiker der reichen
Golfstaaten und ein Verbündeter des Iran, dessen regionale Dominanz in Katar nicht
akzeptiert wird. Der Fall des Assad-Regimes käme mehr als gelegen. Und um sich
gewogene politische Verhältnisse für die Zukunft zu sichern, unterstützt das Emirat im
Zweifel auch islamistische Gruppierungen. Ein Modell, das sich bewährt hat.
In Tunesien siegte Ennahda bei den Wahlen, in Ägypten die Muslimbruderschaft, die von
Katar ebenfalls Zuwendungen erhält.
Katar zählt seit Jahren zu den Ländern, aus denen islamistische Terrorgruppen wie al-Qaida,
Hamas oder die Taliban finanziert werden. In einem von Wikileaks veröffentlichten Memo
äußerte sich auch US-Außenministerin Hillary Clinton besorgt über diese Verbindung.
Kein Wunder, dass die afghanischen Taliban nun in der Hauptstadt Doha und nicht wie
geplant in der Türkei ihr neues Kontaktbüro eröffnen. Islamisten fühlen sich in Katar gut
aufgehoben.
AUSLAND
Gewalt im Südsudan gegen Kinder und Frauen
Montag, 16. Januar 2012
Berlin – Die Gewaltausbrüche im Südsudan gehen weiter. Nach einem Übergriff im Bezirk Uror im südsudanesischen Bundesstaat Jonglei
behandelt die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen 13 Schwerverletzte. Fünf Frauen und zwei Männer haben Schusswunden.
Die anderen sechs Patienten sind Kinder unter fünf Jahren mit Verletzungen durch Schläge sowie Schusswunden. „Wir sind sehr besorgt darüber,
dass die meisten Verwundeten bei diesem neuen Gewaltausbruch Frauen und Kinder sind“, erklärt Jose Hulsenbek, Landeskoordinatorin von
Ärzte ohne Grenzen im Südsudan.
Der schwere Gewaltausbruch folgte auf einen Angriff auf die Region um Pibor Ende Dezember und Anfang Januar, bei dem zwei Kliniken von
Ärzte ohne Grenzen geplündert und niedergebrannt wurde. Teams der Organisation leisten seit dem 8. Januar wieder medizinische Hilfe in der
Stadt Pibor.
Die Hilfsorganisation hat bei der Arbeit in verschiedenen Regionen des Südsudan in den vergangenen Jahren nach eigenen Angaben besonderen
Wert auf Unparteilichkeit und Neutralität gelegt. Dennoch seien im Jahr 2011 drei medizinische Einrichtungen der Organisation im Bundesstaat
Jonglei angegriffen worden. „Ärzte ohne Grenzen verurteilt die Angriffe jeglicher bewaffneter Gruppe auf medizinische Einrichtungen, ist aber
weiterhin entschlossen, humanitäre Hilfe für die Bevölkerung zu leisten“, hieß es aus der Hilfsorganisation. © hil/aerzteblatt.de
Sie wurden von mir im Internet unter http://www.glaubeundkirche.de/viewtopic.php?f=11&t=4398
zitiert:
21. Januar 2012, 18:03 Uhr
Terrorsekte Boko Haram
Christenjäger stürzen Nigeria ins Chaos
Die Sekte rekrutiert ihre Kämpfer im bettelarmen Norden Nigerias - und schickt sie auf Todesmissionen gegen Christen. Mindestens
120 Menschen starben bei den jüngsten Anschlägen der radikalen Boko-Haram-Gruppe. Längst hat sie weltweit Kontakte zu anderen
islamistischen Terroristen geknüpft.
Hamburg - Die Terroristen tragen ihre Botschaft im Namen. "Boko Haram" bedeutet übersetzt in etwa "Die westliche Lehre ist
Sünde". Unter diesem Motto macht die radikalislamische Sekte seit Jahren Jagd auf Christen, vor allem im Norden Nigerias. Am Freitag
ließen Mitglieder der Vereinigung in der Millionenmetropole Kano Sprengsätze explodieren - mindestens 120 Menschen, so berichten lokale
Krankenhäuser, kamen bei der straff durchgeplanten Anschlagsserie ums Leben. Ein BBC-Reporter berichtet sogar von mehr als 150 Toten.
Die Anschläge hatten unmittelbar nach den Nachmittagsgebeten begonnen. Unter anderem fuhr ein Selbstmordattentäter mit seinem Auto auf das
Gelände des regionalen Polizeihauptquartiers und zündete seinen Sprengsatz. Die Wucht der Detonation war kilometerweit zu spüren. Sie riss das
Dach des Gebäudes weg und zerstörte alle Fensterscheiben des Hauses. Ein Sprecher von Boko Haram erklärte, die Festnahme von
Sektenmitgliedern sei der Grund für die Attentate gewesen
Es ist die nächste Eskalationsstufe im Kampf zwischen Muslimen und Christen im bevölkerungsreichsten Land Afrikas. Boko Haram
wird für mindestens 510 Morde im vergangenen Jahr verantwortlich gemacht. An Weihnachten 2011 waren vor mehreren Kirchen
selbstgebaute Bomben hochgegangen. Damals starben mehr als 40 Menschen, auch hier bekannte sich Boko Haram zu den Bluttaten.
Nicht nur die Frequenz der Angriffe steigt, die Attentäter sind auch immer besser organisiert und bewaffnet. Vor wenigen Jahren waren die Kämpfer
aus dem Nordosten noch mit vergifteten Pfeilen und Macheten gegen die Polizei vorgegangen. Inzwischen sind sie nicht nur mit Sprengstoff, sondern
auch mit höher entwickelter Waffentechnik ausgestattet. Beobachter vermuten sogar Unterstützer der Gruppe in der Politik. Im November 2011 war
ein Senator wegen möglicher Kontakte zu der radikalen Sekte verhaftet worden.
Dabei waren die Behörden in Nigeria noch Mitte 2009 davon ausgegangen, die Sekte zerschlagen zu haben. Zuvor waren bei groß angelegten
Razzien und Unruhen im Nordosten rund 700 Menschen getötet worden, darunter auch der damalige Führer der Boko Haram, Mohammed Yusuf. Es
gibt Videoaufnahmen aus jener Zeit, die zeigen, wie Uniformierte mutmaßliche Sektenmitglieder von einem Pick-up zerren und auf der Stelle
erschießen.
Inzwischen aber hat sich die Gruppe reorganisiert und mehr Zulauf denn je. Zudem haben die Fundamentalisten Anschluss an das
globale Terrornetzwerk gefunden. Ein Netz, das die Schabab-Milizen in Somalia, militante Gruppen in Pakistan sowie al-Qaida in der
Sahara umfasst. Es wird vermutet, dass sich die rasche Professionalisierung der Gruppe auch mit diesen Kontakten zusammenhängt.
Im Land werde sie bereits die "Taliban Nigerias" genannt. Laut "Wall Street Journal" wurden schon ab 2007 Mitglieder von Boko
Haram in Terrorcamps in Afghanistan ausgebildet.
Armut und Korruption im Norden Nigerias
Gegründet wurde Boko Haram etwa Mitte der neunziger Jahre nahe der Millionenstadt Maiduguri im armen Nordosten des Landes. Vor rund zehn
Jahren hatte Mohammed Yusuf, ein Anhänger der Scharia, die Führung übernommen. In dem Gebiet fand er die idealen wirtschaftlichen und
demografischen Rahmenbedingungen für eine radikale Organisation.
Von den Öleinnahmen des christlichen Südens ist in Maiduguri, außer in den Taschen des Gouverneurs und seiner Helfershelfer, nie etwas
angekommen. Hinzu kommen Arbeitslosigkeit, Korruption und ein brutaler Polizeiapparat. Entsprechend groß sind Frust und Gewaltbereitschaft,
gerade in der jüngeren Bevölkerung.
Hussaini Abdou, Landesdirektor der Organisation "Action Aid Nigeria", beschrieb die Situation in der ARD so: "Boko Haram lehnt
westliche Erziehung ab. Die Radikalisierung hängt stark mit der schlechten wirtschaftlichen Lage zusammen. Boko Haram ist zum
Sammelbecken geworden für junge Leute ohne Bildung, ohne Job." Eines der erklärten Ziele der Gruppe ist die Einführung der
islamischen Rechtssprechung. Die Scharia müsse im ganzen Land gelten, so die Forderung.
Spaltung des Landes wird befürchtet
Inzwischen halten viele Nigerianer sogar eine Spaltung des Landes für möglich. Der Generalsekretär der christlichen Kirchen im Norden des Landes
rief bereits zur Selbstverteidigung auf. "Es reicht. Wir fürchten, dass die Lage in einen Religionskrieg ausartet."
Die Nigerianer selbst haben die von Boko Haram ausgehende Gefahr lange unterschätzt. Noch Anfang 2010 attestierte ein hoher Geheimdienstmann
der Gruppe "mangelnde organisatorische Fähigkeiten". Sie sei nicht in der Lage, "ausländische Interessen zu gefährden". Mit dieser Einschätzung lag
er gründlich falsch: Im August desselben Jahrs verübte Boko Haram einen Selbstmordanschlag auf den Uno-Sitz in Abuja und tötete 25 Menschen.
jok
URL:

http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,810582,00.html
http://www.welt.de/politik/ausland/article13826917/Mehr-als-130-Tote-nach-islamistischerAnschlagserie.html?wtmc=Newsletter.NL_Persoenlich
NIGERIA
21.01.2012
Mehr als 130 Tote nach islamistischer Anschlagserie
Bei Anschlägen der radikal-islamistischem Sekte Boko Haram sind mindestens 130 Menschen getötet
worden. Die Sekte fordert die Einführung der Scharia im ganzen Land.
Die radikalen Islamisten der Sekte Boko Haram haben in Nigeria erneut die Sicherheitsbehörden ins
Visier genommen: Bei Anschlägen sollen mindestens 130 Menschen getötet worden sein – einige
Nachrichtenagenturen befürchten sogar mindestens 160 Tote. Kurz nach den Anschlägen war von
deutlich weniger Opfern ausgegangen worden.
Noch am Samstagmorgen waren Schüsse in den Straßen von Kano zu hören, einer
Millionenmetropole des Nordens. Ziel der Anschläge waren am Freitag Polizeigebäude,
Einwanderungsbüros und der örtliche Sitz der Geheimpolizei.
Detonation war kilometerweit zu spüren
Der Sprecher der Bundespolizei, Olusola Amore, rief am Freitagabend in einer Stellungnahme die
Einwohner von Kano zur Ruhe auf und bat um Informationen über die Attentäter. Die Anschläge
begannen am Freitag nach den Nachmittagsgebeten.
Unter anderem fuhr ein Selbstmordattentäter mit seinem Auto auf das Gelände des regionalen
Polizeihauptquartiers und zündete seinen Sprengsatz. Die Wucht der Detonation war kilometerweit zu
spüren. Sie riss das Dach des Gebäudes weg und zerstörte alle Fensterscheiben des Hauses. Die
Behörden verhängten ein 24-stündiges Ausgehverbot.
Sekte fordert die Einführung der Scharia
Zu den Taten bekannte sich die radikale islamistische Sekte Boko Haram. Ein Sprecher erklärte, Grund
sei, dass die Polizei weiterhin Sektenmitglieder inhaftiert habe. Die Sekte fordert die Einführung der
Scharia im ganzen Land. Ihre Anschläge richteten sich in der Vergangenheit gegen Christen und
Muslime gleichermaßen. Zuletzt zielten sie jedoch hauptsächlich auf Christen ab. Die Sekte kündigte
an, alle Christen im muslimisch dominierten Norden des Landes zu töten.
510 Morde im vergangenen Jahr
Inmitten der zunehmenden Gewalt in Nigeria wurden auch zwei Journalisten ermordet. Ein
Korrespondent des Fernsehsenders Channel Television wurde am Freitag erschossen, als er in Kano
über die Anschläge der Boko Haram berichtete, wie Kollegen erklärten.
Der 31-Jährige habe Menschen am Tatort gefilmt und nicht gewusst, dass es sich bei ihnen um
bewaffnete Mitglieder der Sekte gehandelt habe. Das Komitee zum Schutz von Journalisten mit Sitz in
New York teilte am Samstag mit, ein Nachrichtenredakteur des staatlichen Radiosenders Highland FM
sei am Donnerstag in der Stadt Jos tot aufgefunden worden. Kollegen gingen davon aus, dass der 46Jährige ermordet worden sei.
Mindestens 510 Morde im vergangenen Jahr
Die Boko Haram wird für mindestens 510 Morde im vergangenen Jahr verantwortlich gemacht. In
diesem Jahr sind es bisher 76, wie die Nachrichtenagentur AP berichtete. Die Behörden in Nigeria
waren 2009 davon ausgegangen, die Sekte zerschlagen zu haben.
Zuvor waren bei Razzien und Unruhen im Nordosten rund 700 Menschen getötet worden, darunter
auch der damalige Führer der Boko Haram. 2010 formierte sich die Gruppe neu. Im August verübte
sie einen Selbstmordanschlag auf den UN-Sitz in Abuja und tötete 25 Menschen. Bei einer
Anschlagsserie am ersten Weihnachtsfeiertag kamen mindestens 42 Menschen ums Leben.
dapd/mcz
http://www.welt.de/politik/ausland/article13825456/Wie-ein-Christ-in-Pakistan-fuer-Menschenrechtekaempft.html?wtmc=Newsletter.NL_Persoenlich
Wie ein Christ in Pakistan für Menschenrechte kämpft
Paul Bhatti vertritt die Nicht-Muslime, seit sein Bruder Shahbaz Bhatti, einst Minister für religiöse
Minderheiten, ermordet wurde. Auch er sieht sich ständig der Gefahr ausgeliefert.
Ein paar Wochen bevor sein Bruder ermordet wurde, bekam Paul Bhatti einen Anruf. Shahbaz
Bhatti, zehn Jahre jünger als er selbst und Pakistans Minister für religiöse Minderheiten, lud ihn ein,
nach Pakistan zu kommen. „Ich glaube, es war mehr ein Scherz“, sagt Bhatti.
Er lehnte dankend ab. „Bist du verrückt, habe ich ihm gesagt, ich habe hier meine Klinik und meine
Familie, Italien ist meine Heimat.“ Doch vier Wochen später war der Kinderarzt zurück in Pakistan,
dem Land, in dem sein Bruder gerade auf kaltblütige Weise umgebracht worden war. „Ich bin selbst
ein bisschen erstaunt darüber“, sagt Bhatti und lacht.
Er müsste sich das alles nicht antun: Nicht die fünf Wachen, die mit Maschinengewehren auf dem
Schoß gelangweilt vor seiner Bürotür sitzen, nicht die Leibwächter, die ihm überall hin folgen und auch
nicht den großen Schreibtisch übersät mit Papieren, Briefen und Bitten. Doch an diesem Tisch saß
einst auch sein Bruder. „Ich kann nicht einfach davonlaufen“, sagt Paul Bhatti.
Bhatti hatte seinen Tod vorhergesehen
Aus dem 6. Stock des Hochhauses schaut man auf das grüne, überschaubare Islamabad. Der
moderne, von Stadtplanern auf dem Reißbrett entworfene Regierungssitz Pakistans gilt als die
sicherste Stadt des vom Terror gepeinigten Landes. Doch genau hier wurde Shahbaz Bhatti, Minister
für Minderheiten und einziger Christ der Regierung, Anfang März ermordet.
Unbekannte hatten ihn vor dem Haus seiner Eltern abgepasst und erschossen. Bhatti hatte
seinen Tod vorhergesehen: Er sei der nächste auf der Todesliste, hatte er prophezeit. Der
Minister hatte sich vehement für die Abschaffung von Pakistans umstrittenem BlasphemieGesetz ausgesprochen, das die Todesstrafe nach sich ziehen kann. Das wurde ihm zum
Verhängnis.
Geistliche hatten Muslime aufgefordert, Politiker zu enthaupten
Islamische Geistliche hatten eine Fatwa, einen religiösen Bannspruch, gegen den 42-jährigen
Katholiken erlassen und Muslime aufgefordert, den Politiker zu enthaupten. Doch das hatte
Shahbaz Bhatti nicht stoppen können. „Wir müssen gegen diese terroristischen Kräfte
kämpfen, weil sie das Land terrorisieren“, sagte er Mitte Januar. Kurz zuvor war ein anderer
prominenter Politiker und Gegner des Blasphemie-Gesetzes, Salman Taseer, von seinem
eigenen Leibwächter erschossen worden. „Ich kann den Sicherheitsmaßnahmen nicht
vertrauen“, erklärte Bhatti damals. „Ich glaube, dass Schutz nur vom Himmel kommen kann.“
Sein Bruder erinnert sich noch an diese Zeit. „Ich habe ihn gedrängt, das Land zu verlassen. Aber er
wollte das nicht hören“, erzählt sein älterer Bruder über ihn. „Als Taseer von seinem eigenen
Leibwächter getötet wurde, war klar, man kann niemandem mehr trauen.“
Paul Bhatti trägt einen grauen Anzug mit farblich fein abgestimmter Krawatte. Sein Italienisch ist
perfekt, mit einem eleganten, norditalienischen Akzent. Er passt gut in ein Krankenhaus im
beschaulichen Treviso oder in eine Kaffeebar in den Altstadtgassen von Padua. Ein respektierter Arzt
Mitte 50 mit seiner eigenen, gut gehenden Praxis, eine gepflegte, angenehme, kultiviert Erscheinung.
Sein altes Leben hat Paul Bhatti aufgegeben
Das alles hat er über Nacht aufgegeben, um in Pakistan die Arbeit seines Bruders weiterzuführen. „Es
gibt viele gute Ärzte in Italien“, sagt Bhatti. „Aber hier werde ich gebraucht.“
Paul Bhatti ist sich der Gefahr bewusst, die er mit seiner Entscheidung eingegangen ist. „Ich kann
getötet werden und ich will mein Leben nicht verlieren“, sagt er trocken. Seine Mutter hat er nach
Kanada zu seiner Schwester geschickt. Es beruhigt ihn, dass sie nicht mehr im Land ist. „Sicherheit in
Pakistan bedeutet nichts“, sagt er lapidar, nachdem er erzählt hat, dass er Personenschützer für sein
Haus, sein Büro und alle seine Wege hat. Das sei eben das Risiko, fügt er hinzu. „Gandhi, Mandela,
sie hatten alle kein leichtes Leben. So ist es eben, wenn man seiner Überzeugung folgt und
Veränderungen in der Gesellschaft will.“
Bhatti ist vorsichtiger als sein Bruder. Anders als Shahbaz drängt er nicht öffentlich auf eine
Veränderung des Blasphemie-Gesetzes. In Pakistan häufen sich in letzter Zeit Verurteilungen
und Festnahmen wegen Gotteslästerung. Im November 2010 war die 40-jährigeChristin Asia Bibi
wegen Blasphemie-Verdacht zum Tod am Galgen verurteilt worden.
Sein Ton ist verhaltener
Shahbaz Bhatti hatte sich für eine Begnadigung der fünffachen Mutter eingesetzt. Das wurde ihm
offenbar zum Verhängnis. Menschenrechtsgruppen fordern schon seit Langen eine
Abschaffung des Gesetzes, weil es oft dazu genutzt wird, persönliche Streitigkeiten
auszutragen. Meist reicht der bloße Verdacht der Gotteslästerung aus, um jemanden
monatelang ins Gefängnis zu werfen.
Taliban ermorden christlichen Minister Bhatti
Paul Bhatti gibt sich zurückhaltend, wenn die Sprache auf eine Abschaffung des Gesetzes kommt:
„Selbst wenn wir das Gesetz ändern – wenn die Haltung die gleiche bleibt, dann können wir nicht viel
tun“, sagt er. Seine Worte kommen überlegt. In diesem Punkt unterscheidet er sich von seinem Bruder
oder von dem ermordeten Gouverneur Salman Taseer. Der hatte die Verordnung als „schwarzes Gesetz“
bezeichnet.
Paul Bhatti will lieber zunächst an der Veränderung der Gesellschaft arbeiten. „Es gibt viele Menschen
mit gutem Willen und es gibt Verrückte. Es gibt Fälle, wo Konflikte gut gelöst werden“, sagt er. Sein
Bruder hatte hingegen stets auf eine Veränderung des Paragrafen gedrängt. Trotzig sagte er seinen
Widersachern: „Ich werde weiter dagegen angehen, diese Fanatiker können mich nicht stoppen.“
Der Mord am Bruder ist noch immer nicht aufgeklärt
Paul Bhatti ist weniger öffentlich sichtbar als sein Bruder. Er hält sich bei seiner Arbeit lieber bedeckt.
Dabei hilft, dass es den Ministerposten, den sein Bruder hatte, nicht mehr gibt. Die Regierung hat das
Ministerium im Zuge einer föderalen Reform abgeschafft, die Aufgaben sind nun an die fünf Provinzen
des islamischen Landes übergegangen. Paul Bhatti ist offiziell Berater für Minderheiten des
Premierministers.
„Unsere Regierung tut ihr bestes“, sagt er. Doch er muss zugeben, dass sich die Situation im Land
verschlechtert – auch für religiöse Minderheiten. Pakistans Bündnis mit den USA im Kampf gegen den
Terror habe zu Feindseligkeit gegen den Westen, aber auch zu einer Zunahme der religiösen Gewalt
geführt. All dies mache die Menschenrechtslage schlechter.
Bhatti hofft, dass er das Werk seines Bruders weiterführen kann, der sich für die Minderheiten im Land
stark machte. „Wenn ich nützlich bin, werde ich bleiben“, sagt er. Auch seine Mutter habe ihre Zweifel
überwunden und ihn schließlich bestärkt: „Du musst weitermachen“, habe sie ihm gesagt. Das mache
es ihm leichter zu bleiben, sagt Bhatti. Doch seine Klinik in Italien habe er immer noch, erklärt er auf
Nachfrage.
Dass es auch neun Monate nach dem Tod seines Bruders noch keinen Hinweis auf die Mörder gibt
und die Ermittlungen der Behörden sich im Kreis drehen, ficht Bhatti nicht an. „Ich kann mich nicht
darauf konzentrieren, die Mörder zu finden“, erklärt er. „Es ist nur Zeitverschwendung.“ Bhatti glaubt,
dass islamistische Kräfte die Mörder bezahlt haben. Doch in Pakistan werde man nie die Wahrheit
finden, sagt er. Es sei wichtig, dass Erbe seines Bruders zu erhalten – „damit sein Opfer nicht
umsonst ist“.
Man kann es nicht fassen:
Berliner Kammergericht „segnet“ Jihad als gültigen „Vornamen“ ab
Im letzten Rundbrief haben wir darüber berichtet, das Elfi Yaghi ihr 14. Kind, einen
strammen Jungen von über 6 kg Gewicht, im Berliner Charité-Krankenhaus zur Welt brachte.
Der Name des Jungen wurde mit „Jihad“ (andere Schreibweise: Dschihad oder Djehad)
angegeben. „Jihad“ bedeutet „Heiliger Krieg“ und wird, spätestens seit dem 11. September
2001, damit auch in Verbindung gesetzt. Wir konnten uns nicht vorstellen, daß ein Name mit
dieser Deutungsweise ins Geburtregister eingetragen werden.
Bei unseren Recherchen stießen wir auf einen gleichen Fall, der sich bereits 2005 ebenfalls in
Berlin ereignet hatte und als letzte Instanz durch das Berliner Kammergericht 2009
entschieden wurde.
Damals nannte der Extremist Reda S. aus Charlottenburg seinen Sohn „Dschihad“. Doch der
Standesbeamte wollte diesen Namen nicht in das Geburtregister eintragen. Er begründete dies
damit, daß das Kindeswohl erheblich gefährdet sei, da „Jihad“ eine stark negative Bedeutung
hätte. Doch Reda S. akzeptierte die Entscheidung des Standesbeamten nicht, stritt sich mit
dem Innensenator und zog vor Gericht.
Amtsgericht und auch das Landgericht sahen die Namenswahl als unbedenklich an. Auch die
nächsthöhere Instanz, das Kammergericht, bestätigte in seinem Urteil diese Auffassung. Hier
Auszüge aus der Entscheidung des 1. Zivilsenats Berlin vom 30.6.2009:
„Das Recht der Eltern … umfasse auch das Recht ihrem Kind einen Namen zu geben, wobei
sie bei ihrer Wahl des Vornamens … grundsätzlich frei seien. Eine Grenze besteht nur dort,
wo die Ausübung des Wahlrechts das Kindeswohl zu beeinträchtigen drohe. In Wahrnehmung
seines Wächteramts sei der Staat verpflichtet, das Kind vor verantwortungsloser Namenswahl
durch die Eltern zu schützen.“
„Auch die Befürchtungen…,es bestehe die Gefahr, das Kind politisch zu instrumentalisieren
und als Botschafter der politischen Einstellung der Eltern zu mißbrauchen, führt nicht zur
Unzulässigkeit des Vornamens ‚Jihad‘“.
„Ob der Vorname im konkreten Fall eine Last für das Kind ist, hängt zuletzt von der sozialen
Umwelt des Kinders ab. Vor allem geht es dabei um die Frage, ob und inwieweit die Gefahr
besteht, daß das Kind im Schulalter wegen des Namens Nachteile erleidet, die sich hindernd
auf das ganze Leben des Betroffenen auswirken können ...“
„Der Senat verkennt nicht, daß der Begriff ‚Jihad‘ von radikalen Islamisten im Sinne eines
bewaffneten Kampfes gegen ‚Ungläubige‘ auch mit den Mitteln des Terrors verwendet wird.“
„Ob sich aus dem gewählten Vornamen ‚Jihad‘ eine Gefährdung des Kindeswohls ergibt,
kann letztlich auch nicht darauf abgestellt werden, ob das Kind eine Schule besuchen wird, in
der ihm aufgrund seines Vornamens möglicherweise mit Ablehnung entgegengetreten wird.
Hier wäre es Aufgabe der Pädagogen, in der Schule einer ‚Brandmarkung‘ durch einseitig
verkürzende Deutung des Namens ‚Jihad‘ entgegenzuwirken!“
Wir ersparen uns hier jeden Kommentar zur Urteils-Begründung des Berliner
Kammergerichts. Es sei noch erwähnt, was die „Berliner Zeitung (BZ)“ meldete:
Reda S. ist kein Unbekannter. Er ist öffentlich durch Lob für die Terror-Organisation alQaida
aufgefallen und gilt in Sicherheitskreisen als Terrorverdächtiger. Auf Reda S. könnte deshalb
demnächst der nächste Prozeß zukommen. Die Staatsanwaltschaft München hat Anklage
gegen acht mutmaßliche Islamisten wegen der Bildung einer kriminellen Vereinigung und
Verbreitung volksverhetzender Schriften erhoben. Einer der Beschuldigten ist Reda S. Er wird
verdächtigt, einer der Initiatoren des Bombenanschlags von Bali 2002 zu sein.
http://www.welt.de/politik/ausland/article13831792/Von-der-toedlichen-Gefahr-zum-falschen-Gott-zubeten.html?wtmc=Newsletter.NL_Persoenlich
Nigeria
DruckenBewerten Autor: Eva-Marie Kogel und Christian Putsch| 24.01.2012
Von der tödlichen Gefahr, zum falschen Gott zu beten
Die islamistische Terrorgruppe BokoHaram treibt Nigeria an den Rand eines Bürgerkriegs, aber die Regierung
unterschätzt die Krise.
Den Tod ihres Sohnes erlebte Amina am Telefon. Die Mörder persönlich hatten abgenommen, und als sie ihm
den Schädel einschlugen, hörte die Mutter am anderen Ende der Leitung seine letzten verzweifelten Schreie. In
Nigeria sagen sie, ein Mensch, der durch Schläge sterbe, klinge wie eine Hyäne. Es waren schreckliche
Geräusche, die durch das Telefon an ihr Ohr drangen.
Im Norden des Landes ist der Tod in diesen Tagen endgültig zum grausamen Alltag geworden. Die 150
Millionen Einwohner des bevölkerungsreichsten afrikanischen Landes erleben eine der größten Krisen seit dem
Biafra-Krieg vor knapp 40 Jahren, der mehr als eine Million Menschen das Leben kostete.
Seinen vorläufigen Höhepunkt erreichte das Elend am vergangenen Freitag mit einer Serie von koordinierten
Bombenanschlägen, die nach Behördenangaben 157 Menschen das Leben kosteten.
Größeres Massaker wurde nur knapp verhindert
Es sind die blutigsten Anschläge der radikal-islamischen Sekte BokoHaram. Ziele waren vor allem
Polizeistationen in der Millionenstadt Kano. Erst allmählich wird das Ausmaß der Katastrophe klar: Nach
Angaben von Führern der betroffenen Gemeinden beträgt die Zahl der Opfer gar 211. Wohl nur knapp wurde ein
Massaker noch größeren Ausmaßes verhindert: Gestern gab die Polizei bekannt, sie habe zehn Autos mit rund
300 in Getränkedosen getarnten Sprengstoffkörpern beschlagnahmen können.
Simultan durchgeführte Anschläge in immer kürzeren Abständen, komplexe Waffen und sorgsam
ausgewählte Ziele – die Angriffe tragen immer deutlicher die Handschrift des internationalen Terrors.
„Seit dem Jahr 2011 ist erwiesen, dass BokoHaram intensive Verbindungen zu al-Qaida und al-Schabab
hat“, sagt der Sicherheitsexperte Martin Ewi von der südafrikanischen Denkfabrik ISS.
Anführer von BokoHaram verbreiteten selbst, dass Kämpfer zur Ausbildung nach Mauretanien und in
den Jemen geschickt wurden. Berichte der nigerianischen und amerikanischen Geheimdienste bestätigen
dies, wie auch die Reise von radikal-islamischen Kämpfern aus Afghanistan und Somalia nach Nigeria.
Ins Bild passen außerdem die intensivierten Pressekontakte. BokoHaram bezeichnete die Anschläge als
„Vergeltungsmaßnahmen“ in Folge der jüngsten Verhaftungen von Mitgliedern der Terrororganisation.
„Unser Kampf richtet sich gegen die Regierung, die Sicherheitskräfte und den Verband der Christen in
Nigeria, weil sie uns abgeschlachtet haben“, heißt es in der Stellungnahme des BokoHaram-Führers
AbubakarSchekau, der zuletzt wiederholt in Videobotschaften nach dem Vorbild Osama bin Ladens
auftrat.
Feiern nach den Anschlägen vom 11. September
BokoHaram mag erst in den vergangenen Jahren an Kraft gewonnen haben – doch ihr Kampf ist nicht neu. Er
wird nur mit anderen Mitteln und neuer Intensität ausgetragen. „Bei den Anschlägen des 11. Septembers 2001
sind viele Menschen im Norden Nigerias auf die Straßen gegangen und haben gefeiert“, sagte Ewi.
Seit Jahrzehnten habe es in Nigeria unterschiedliche Gruppierungen gegeben, die radikal für die
flächendeckende Einführung der islamischen Gesetzgebung Scharia kämpften. Die Ursache der Gewalt –
die versäumte Aussöhnung von Christen und Muslimen – habe aber nie erkenntlich auf der Agenda der
verschiedenen Regierungen gestanden. „Die Regierung hat stets mit äußerster Brutalität zerschlagen“, so
Ewi, „doch dann haben sich innerhalb kürzester Zeit neue Organisationen formiert.“
Eine vergleichbare Gewaltintensität erreichte aber keine von ihnen. Seit dem Jahr 2009 sei BokoHaram
für 935 Tote verantwortlich, teilte die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch mit, 250 davon
alleine in den ersten Wochen des neuen Jahres.
Auch ein Hauptquartier der Vereinten Nationen in Abuja im vergangenen August geht auf das Konto der
Extremisten. Die Botschaft des ersten internationalen Zieles: Unser Kampf beschränkt sich nicht alleine
auf Nigeria.
Anschläge auf Hunderte Ölförderanlagen
BokoHaram ist Haussa und bedeutet übersetzt so viel wie „westliche Bildung verboten“. Ihre Anhänger,
meist verarmte junge Männer ohne Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt, traten in den ersten Jahren nach
der Gründung im Jahr 2002 noch überwiegend friedlich und mit einem politischen Programm auf.
Zentrale Forderung neben der Stärkung der islamischen Gesetzgebung ist eine stärkere Beteiligung an
den Ölmilliarden.
Unter diesem, teils als Deckmantel des Verbrechens missbrauchten Argument, verübten zeitgleich
Rebellen im Süden Anschläge auf Hunderte Ölförderanlagen. Die Regierung kämpfte also einen Krieg an
zwei Fronten: Auch BokoHaram setzte zunehmend auf Gewalt, die im Jahr 2009 eskalierte. Bei Kämpfen
mit der Armee wurden innerhalb weniger Tage 800 Menschen getötet.
Der Boko-Haram-Anführer, Muhammad Yousef wurde gefangen genommen. Kurz nach seiner
Festnahme entstanden zahlreiche Videos, die ihn zwar fast nackt und verängstigt, aber lebendig zeigen.
Kurz nach seiner Übergabe an die Polizei war er tot.
Seither rivalisieren mehrere Stammesfürsten mit immer blutigeren Anschlägen um seine Nachfolge – und
schüren damit die Spannungen zwischen dem überwiegend muslimischen Norden und dem christlichen
Süden.
Plötzlich entfesselte Gewalt kann jeden treffen
Aminas Sohn war Muslim und die Männer, die auf ihn einprügelten, sind wohl Christen gewesen. Hamisu
musste sterben, weil er zur falschen Zeit am falschen Ort war. Und weil seine Mörder fanden, dass er die
falsche Sprache spricht, die falsche Kleidung trägt und in die falsche Himmelsrichtung betet.
Geschichten wie diese erzählt man sich viele in Jos, einer Stadt im bergigen Hochland von Nigeria. Sie
stehen für eine Gesellschaft, in der plötzlich entfesselte Gewalt jeden treffen kann – egal ob Christ oder
Muslim. Längst nicht jeder Anschlag geht dabei auf das Konto von BokoHaram.
Es ist unklar, ob die Sekte auch für den Anschlag auf die Kirche verantwortlich ist. Als unstrittig gilt aber, dass
die Organisation ein Klima der Gewalt schürt, das weitere Eskalationen befördert. In Benin City etwa, einer
Stadt im Süden, die von Anschlägen BokoHarams bislang verschont blieb, wurde vergangene Woche eine
Moschee angegriffen. Fünf Muslime starben als Vergeltung für Anschläge, die Hunderte Kilometer weit entfernt
passiert waren.
Ungeachtet der Gefahr reiste Präsident Goodluck Jonathan in den vergangenen Tagen in Städte des Nordens.
Sein Amt wäre auch ohne den Antiterrorkampf schon schwierig genug: Gewaltiges Bevölkerungswachstum,
zunehmend überfüllte Städte und Massenarbeitslosigkeit plagen Nigeria.
Der eher technokratisch wirkende christliche Premier hat sich das Vertrauen vieler Muslime erarbeitet, unter
seiner Führung sind viele Finanzströme an BokoHaram versiegt. Die Organisation begründete einige Anschläge
mit ausbleibenden Millionenzahlungen, die sie offenbar bislang von Gouverneuren einiger Provinzen bekommen
hatte.
Doch Jonathan trifft auch taktisch unkluge Entscheidungen. Zum Jahresbeginn hatte seine Regierung die
Ölsubventionen gestrichen, das Benzin war über Nacht doppelt so teuer geworden: Hunderttausende Nigerianer
gingen auf die Straßen.
"Realistische Möglichkeit" eines Bürgerkriegs
Das Vertrauen in die Staatsgewalt war auch vorher schon gering: Auch das ist ein Grund, warum Nigerianer sich
oft für Selbstjustiz entscheiden. „Der Zeitpunkt der jüngsten Krise ist katastrophal, das Vertrauen ist auf den
Nullpunkt gesunken“, sagt Analyst Ewi.
Jonathan unterschätze zudem die internationale Dimension des Problems: „Es findet viel zu wenig
Kommunikation mit den Nachbarländern statt.“ Sollte sich die Krise weiter verschärfen und BokoHaram seine
Anschläge auf den Süden ausweiten, sehe er „die realistische Möglichkeit“, dass es zu einem Bürgerkrieg in
Nigeria kommen könne.
Mörder beschimpfen die Mutter ihres Opfers
Der ist für Amina längst Realität. Immer wieder gehen ihr die letzten Sekunden ihres Sohnes durch den Kopf.
Wenige Stunden vor seinem Tod war in GadaBiu, einem Stadtteil von Jos, ganz in der Nähe einer Kirche eine
Bombe explodiert. Wie durch ein Wunder starben nur zwei Menschen. Hamisu hatte sich unter die Schaulustigen
gemischt, als sie ihn anrief.
Er nahm den Anruf an: „AssalamuAleikum“, sagte er, Friede sei mit dir. Dieser muslimische Gruß war genug
der Provokation, brachte den Mob um ihn in Rage. Ob er gekommen sei, um die christlichen Opfer der wohl
muslimischen Bombe zu verhöhnen? Kurze Zeit später war er tot. Als Amina erneut anrief, waren die Mörder
am Telefon. Sie brüllten und beschimpften die Mutter ihres Opfers. Dann legten sie auf.
31. Januar 2012, 13:43 Uhr
Geschäftszentrum für Muslime
Islamisch korrekt, politisch unkorrekt
Von Benjamin Schulz
Im Hamburger Süden soll ein kleines Geschäftszentrum eröffnet werden. Dafür werden
explizit islamische Unternehmen gesucht - das stößt bei anderen Geschäftsleuten und
Politikern auf Kritik. Ein Lehrstück in Sachen Integration.
Die Fensterrahmen des Hauses sind blau gestrichen, die Schaufenster großteils mit alten
Zeitungen zugeklebt. Ein Plakat hängt hinter der Scheibe, Format A0. Im Vergleich zur
Leuchtreklame von "Schiki Miki Hairstyling" rechts nebenan oder der Spielhalle
"Glücksstern" links wirkt das Poster unscheinbar, langweilig.
Was darauf gedruckt ist, macht es allerdings interessanter als jedes Hairstyling und jede
Spielhalle. "Hier eröffnet bald insh'allah [so Gott will, Red.] das Firdaus Center", steht dort.
Die Kernpunkte des Geschäftsvorhabens sind aufgelistet. Punkt Nummer eins lautet:
"Islamische Unternehmen gesucht". Diese drei Worte reichen, um in Hamburg-Harburg eine
Debatte loszutreten. Laut den weiteren Punkten sind Büros zu vermieten, Gewerbeflächen ab
6,78 Euro pro Quadratmeter. Für Gastronomie stehen 163 Quadratmeter zur Verfügung.
Bisher ist das Center nur eine Idee, eine Möglichkeit - nicht mehr als eine Absichtserklärung
auf einem Blatt Papier in einem Schaufenster. Und dennoch regt sich wegen
Aufzählungspunkt Nummer eins massive Kritik. Vielleicht, weil das Plakat für viele
Harburger ein Schreckensszenario beschreibt.
Vordergründig geht es nur darum, ob ein solches Geschäft in die Harburger Innenstadt
passt. Aber wer mit den Beteiligten spricht, merkt, dass es ihnen mindestens ebenso sehr
um das große Ganze geht. Dann fallen Schlagworte wie Provokation,
Parallelgesellschaft. Im Bezirk Harburg leben laut dem Statistischen Amt für Hamburg
und Schleswig-Holstein etwa 152.000 Personen, davon knapp 56.000 mit
Migrationshintergrund. Und auf einmal steht das kleine Ladenlokal am
Krummholzberg 9 stellvertretend für alles, was nach Ansicht der Kritiker beim Thema
Integration versäumt worden ist oder derzeit schiefläuft.
"Entspricht nicht dem Gedanken der Integration"
Krummholzberg 9 ist keine Adresse, um die sich Geschäftsleute reißen. Doch angesichts des
geplanten Zentrums zeigt selbst der Harburger City-Manager Matthias Heckmann Vorlieben:
"Vermietung ist zwar besser als Leerstand. Aber alles andere wäre besser gewesen, selbst ein
Tattoo-Studio. Das Firdaus Center trägt nicht zur Aufwertung des Standorts bei."
Diese Einschätzung teilen auch die großen Fraktionen in der Harburger Bezirksversammlung.
"Die Ausrichtung entspricht nicht dem Gedanken der Integration, ganz im Gegenteil", sagt
Jürgen Heimath, Vorsitzender der SPD-Bezirksfraktion. Wenn etwas ausdrücklich nur einem
bestimmten Kreis zugänglich sei, könne das nicht gut für die Gesellschaft sein. Das sieht auch
Ralf-Dieter Fischer von der CDU so: "Seit Jahren bemühen wir uns um Integration, jährlich
wird ein Integrationspreis verliehen." Die geplante Eröffnung sei sehr provokant, zumal erst
Anfang 2011 nur wenige Meter entfernt ein Bürgerzentrum eröffnet worden sei, das sich um
Austausch und Miteinander bemühe.
Allerdings weiß auch Fischer: "Solange nichts in Betrieb geht, was die Diskriminierung
deutlich macht, kann die Verwaltung nichts machen - das ist außerordentlich unbefriedigend."
Wenn niemandem in dem geplanten Zentrum die Tür gewiesen werde, könne man nichts
ändern.
Laut dem Harburger Bezirksamt ist es bei der Bearbeitung eines Gewerbeantrags unerheblich,
auf welche Kunden oder Untermieter das Unternehmen abzielt. Eine Genehmigung des
Gewerbes müsse man erst neu prüfen, falls ein Antrag auf veränderte Nutzung gestellt werde.
Das sei aber bislang nicht geschehen.
Versandhandel für strenggläubige Muslime
Wie ernst die Sache mit den muslimischen Unternehmen gemeint ist und worauf das Zentrum
abzielt, kann nur Noura A. beantworten. Sie hat dem Bezirksamt zufolge für die
Geschäftsräume am Krummholzberg ein Einzelhandelsgewerbe angemeldet.
Allerdings ist A. für niemanden zu erreichen. Nicht für City-Manager Heckmann, nicht für
die Parteien. "Die Frau lehnt jeden Kontakt ab, selbst wenn sich muslimische Journalisten bei
ihr melden", sagt CDU-Mann Fischer. Auch für SPIEGEL ONLINE war A. nicht zu
sprechen. Sie reagierte nicht auf wiederholte Anrufe und hinterlassene Nachrichten,
beantwortete Anfragen per E-Mail nicht. Auch an ihrer Privatadresse war sie nicht
anzutreffen.
So müssen sich Skeptiker auf die Informationen verlassen, die es sonst von A. gibt. Sie
betreibt den "Mumin Shop", einen Internethandel für Kleidung "nach dem Maßstab
des Islams". "Mumin" werden besonders strenggläubige Muslime genannt. Das
Impressum nennt A. als Verantwortliche.
Die Produktpalette des Onlinehandels ("Kleidung, so wie sie sich im Islam gehört!!!")
ist nicht dazu geeignet, Kritiker des Einkaufszentrums milder zu stimmen. Im Shop
werden wallende Gewänder angeboten und Schleier, die nur einen schmalen Sehschlitz
offenlassen. Zudem gibt es für Frauen den Appell: "Bitte achtet darauf, dass Ihr euch
auf Straße islamisch korrekt kleidet!"
Noch deutlicher wird der Shop auf seiner Facebook-Seite. Es gebe keine Entschuldigung
dafür, Kopftuch und ein den ganzen Körper verhüllendes Gewand nicht zu tragen, heißt
es dort. "Selbst wenn die Frau ihre Aura durch das Tragen einer Hose oder eines
wadenlangen Rocks und undurchsichtiger Socken bedeckt, ist sie sündhaft."
Derzeit dringt der "Mumin Shop" mit seinen Botschaften allerdings nicht durch: Seit einigen
Tagen ist der Laden offline.
URL:

http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/0,1518,811876,00.html
http://www.welt.de/kultur/literarischewelt/article13829116/Selbstmordattentaeter-und-diePrediger-hinter-ihnen.html?wtmc=Newsletter.NL_Persoenlich
Islamismus
Rolf Tophoven| 31.01.2012
Selbstmordattentäter und die Prediger hinter ihnen
Was verbindet die Mitglieder der deutschen Sauerlandgruppe und Selbstmordtäter in
Israel? Ein Sozialforscher auf den Spuren islamistischer Terroristen.
Seit dem 11. September 2001 gibt es zahlreiche Untersuchungen, die in das Innenleben von
Terroristen hineinleuchten. Martin Schäuble tut das auch, aber er tut es auf besondere Art.
Auf einfühlsame Weise nähert sich der junge Sozialforscher und Publizist der Psyche junger
Männer, die sich entschließen, "Heilige Krieger" zu werden.
Monatelang ist Schäuble dem Lebensweg Daniel Schneiders nachgegangen, dem führenden
Mitglied der terroristischen Sauerlandgruppe. Darüber hinaus zog er für mehrere Monate nach
Nablus ins Westjordanland, um mit den Familienmitgliedern des palästinensischen
Selbstmordattentäters Sa’ed zu sprechen. Auf diese Weise gelingt es Schäuble, sich ein
Überblick über die Milieus der Terroristen zu verschaffen und sie zu vergleichen.
Schäuble stellt die unterschiedlichen Lebensläufe der Protagonisten in Parallelverläufen vor
und verfolgt akribisch deren Schicksal. Der Deutsche Daniel aus dem Saarland und Sa’ed
könnten unterschiedlicher kaum sein, dennoch verbindet sie der Gedanken, in den
Dschihad zu ziehen und als Mujahed (Gotteskrieger) zu sterben.
Zu Daniel: Er ist Mitglied der "Sauerland-Gruppe", bürgerlich aufgewachsen, Gymnasiast
und Basketballer. Dann plötzlich nach der Scheidung der Eltern sucht Daniel Halt. Er findet
ihn im Kreise radikaler Islamisten und konvertiert. Nach Sprachschulung in Kairo folgt ein
Terrortraining im pakistanisch-afghanischen Grenzgebiet.
Im Anschluss kehrt Daniel nach Deutschland zurück. Er beginnt, ein Attentat zu planen. Kurz
vor dem Terroranschlag in Deutschland wird er zusammen mit seinen drei Komplizen
verhaftet und vom Oberlandesgericht in Düsseldorf zu zwölf Jahren Haft verurteilt.
Sa’ed ist hingegen Palästinenser aus Nablus: Schulabbrecher, aufgewachsen mit neun
Geschwistern, muss er früh zum Unterhalt der Familie beitragen. Schlüsselerlebnis ist für ihn
die Zweite Intifada, der Palästinenseraufstand gegen die israelische Besatzung. Die tägliche
Auseinandersetzung mit Israels Soldaten radikalisiert Sa’ed. Er endet als Selbstmordattentäter
in Jerusalem. Sa’ed stirbt als Siebzehnjähriger und reißt sieben Menschen in den Tod.
Die Gegenüberstellung der beiden Viten zeigt: Es gibt kein einheitliches Profil für eine
terroristischer Entwicklung. Zu komplex ist die unterschiedliche Motivation von jungen
Männern, sich auf den Weg "ins Paradies" zu machen.
Durch die Befragung unmittelbar Betroffener aus dem Umfeld Daniels und Sa’eds
durchleuchtet Schäuble die Motivlage der Terroristen. So entsteht ein eindrucksvolles Bild
jener Facetten, die den militanten islamistischen Terrorismus und seine Akteure prägen.
Wie sehr radikale Prediger die Köpfe junger, nach Orientierung suchender Männer
missbrauchen können, zeigt sich in der Bilanz dieses Buches. Auf Daniel Schneider und
die Sauerlandgruppe bezogen, zitiert Schäuble den Richter des Prozesses gegen die
Sauerland-Gruppe: "Das Verfahren hat mit erschreckender Deutlichkeit gezeigt, zu
welchen Taten hasserfüllte, verblendete und von verqueren Dschihad-Ideen verführte
junge Menschen in der Lage sind".
Zu diesem Zeitpunkt hatte sich Daniel schon von seinen radikalen Ansichten distanziert.
Allah habe gewollt, dass man ihn verhaftet. Anders die Szene in Nablus nach Sa’eds
Selbstmordanschlag. Die Kämpfer der al-Aqsa-Märtyrer-Brigaden tragen
Kalaschnikows und M-16-Sturmgewehre. Auf einem Plakat feiern sie ihren
"heldenhaften Märtyrer". Ein Prediger preist die Bluttat. Eine zynische Rechtfertigung
des Terrors!
Unterlegt wird dieses Szenario noch durch eine vierstellige Summe, die Sa’eds Familie
nach dessen Tod von den Organisatoren des Anschlags erhalten hat. Wenigstens Sa’eds
Mutter relativiert im Gespräch mit dem Autor die verbale Erhöhung ihres Sohnes zu
einem Helden Palästinas durch die Islamisten. Sie rückt Werte und Maßstäbe ins
menschlich richtige Licht: "Das ganze Geld der Welt kann den Verlust meines Sohnes
nicht wiedergutmachen".
Martin Schäuble: Black Box Dschihad. (Hanser, München. 218 S., 14,90 €. ISBN: 9783446236653.).
ÄZ 2.2.12
Andere Kulturen, andere Symptome
Was alles kann hinter der Bulimie einer jungen muslimischen Patientin stecken?
In Arztpraxen werden kulturelle Unterschiede oft schneller deutlich als im
Alltag. Die Bundesärztekammer rät zur Aufmerksamkeit.
Von Sunna Gieseke
BERLIN. Als sich ein türkischstämmiger Arzt in einer kleinen Ortschaft in Deutschland
niederließ, ging ein Aufatmen durch die in der Gegend wohnende muslimische
Gemeinschaft.
"Die Menschen freuten sich: Endlich ist ein Arzt für uns da", beschreibt die
Sozialwissenschaftlerin und Publizistin Necla Kelek die Reaktionen auf die Eröffnung der
neuen Praxis. Das Wartezimmer des Arztes sei vom ersten Tag an überfüllt gewesen.
Kulturelle Unterschiede bei der Wahrnehmung von Krankheiten
Viele der in Deutschland lebenden rund vier Millionen Menschen mit muslimischer
Herkunft suchten am liebsten eine Praxis auf, in der sie sich verstanden fühlten, so
Kelek. Sie hätten eben mehr Vertrauen in einen "Landsmann". Denn auch bei sowohl bei
den Ursachen als auch bei der Wahrnehmung von Krankheiten gebe es kulturelle
Unterschiede.
Als Beispiel nennt sie das stressbedingte und durch schlechte Arbeits- und
Wohnbedingungen hervorgerufene Magengeschwür. "Türkische Mitbürger haben auch
signifikant häufiger Diabetes", sagte Kelek während des 36. Interdisziplinären Forums der
Bundesärztekammer in Berlin. Ärzte müssten den Betroffenen gezielt eine
Ernährungsberatung anbieten.
Solche Diagnosen seien jedoch nur ein Teil des Problems. Zusätzlich gebe es
nämlich auch Indikationen, die ausschließlich in der islamischen Gesellschaft
ihre Ursache hätten und nur in den Traditionen und Werten der Kultur des Islam
begründet seien.
Dazu gehört aus Sicht der Sozialwissenschaftlerin unter anderem die
wahrscheinlich häufige Rekonstruktion des Jungfernhäutchens. Damit solle die
"Unberührtheit" der Frau durch einen chirurgischen Eingriff wieder hergestellt
werden. Für muslimische Frauen sei vorehelicher Sex verboten.
Stresskrankheiten wie Bulimie und Anorexie sind häufiger
Der soziale Druck führt auch zu psychischen Problemen bei muslimischen
Frauen. Zum Beispiel würden Töchter nicht selten von ihrer Familie gezwungen
zu heiraten oder gegen ihren Willen isoliert.
Das führe zu häufig auftretenden Depressionen sowie Stresskrankheiten wie
Bulimie und Anorexie, im Extremfall sogar zur Selbsttötung. Unter jungen
Muslima sei die Suizidrate höher als bei Gleichaltrigen anderer Religionen.
Ärzte aber auch Pflegepersonal müssten sich auf die kulturellen Unterschiede einstellen,
sagte Dr. Max Kaplan, Vizepräsident der Bundesärztekammer (BÄK). Daher biete die BÄK
entsprechende Fortbildungen für Ärzte, um ihnen Kenntnisse über die psychosozialen
Bedingungen und kulturellen Hintergründe für Gesundheitsprobleme von Migranten zu
vermitteln.
Die Sozialwissenschaftlerin Kelek will deutlich mehr: eine gesellschaftliche Diskussion.
"Ärzte alleine können diese Probleme nicht dauerhaft lösen", so Kelek.
http://www.welt.de/politik/ausland/article13846508/Der-Palaestinenser-der-Hamas-die-Stirnbietet.html?wtmc=Newsletter.NL_Persoenlich
Gazastreifen
Autor: Michael Borgstede| 01.02.2012
Der Palästinenser, der Hamas die Stirn bietet
Der Menschenrechtler Abu Rahma im Gazastreifen hat seine Regierung kritisiert – und fast
mit dem Leben dafür bezahlt. Er bestätigt, dass die Zivilbevölkerung als Schutzschild
missbraucht wird.
Den ersten Angriff hatte Mahmud Abu Rahma noch verschwiegen. Sein Bruder war krank, er
hatte andere Sorgen und außerdem war ja nicht viel passiert. Die maskierten Männer waren
unbewaffnet gewesen und hatten ihm vor seiner Wohnung aufgelauert. „Sie wollten mir wohl
einen Denkzettel verpassen“, sagt der 38-jährige Menschenrechtsaktivist. Doch bevor sie so
richtig zuschlagen konnten, gelang ihm die Flucht.
Täglich bekam er Hass- und Drohbriefe, immer wieder klingelte das Telefon: Unbekannte
Anrufer beschimpften den dreifachen Vater, drohten mit Prügel oder mit dem Tod. „Sie
sagten, ich sei ein Kollaborateur und solle auf meine gerechte Strafe warten oder meinen
Artikel widerrufen.“ Aber dazu war Abu Rahma nicht bereit.
Stichwunden im Bein, Rücken und in der Schulter
Zehn Tage später kam der zweite Angriff. Er sei gerade vom Haus seines genesenden Bruders
heimgekehrt, als er die drei maskierten Männer bemerkte, die ihm durch die Gassen von
Gaza-Stadt folgten. „Ich wollte schnell in mein Haus flüchten, bin aber auf der Treppe
gestolpert und hingefallen“, erinnert er sich. Mit einem scharfen Gegenstand stachen die
Angreifer ihm mehrmals in das Bein, in den Rücken und in die Schulter, währen sie ihn einen
Verräter und Atheisten schimpften.
Auch seine Hand wurde verletzt. Schlimmeres konnte Rahma wohl nur verhindern, weil er
sich sein Laptop schützend vor die Brust hielt. Schließlich gelang ihm die Flucht zu einem
befreundeten Arzt. Und dieses Mal ging er an die Öffentlichkeit: In seiner Wohnung geben
sich seit seiner Entlassung aus dem Krankenhaus die verschiedensten Besucher die Klinke in
die Hand. Palästinensische und internationale Menschenrechtsorganisationen fordern die
Aufklärung des Vorfalls.
Hamas
Gründung
Die Hamas ist eine sunnitisch-islamistische Palästinenser-Organisation, die den Staat Israel
mit terroristischen Mitteln beseitigen und einen islamisch-theokratischen Staat in Palästina
errichten will.
Sie wurde 1987 als Zweig der Muslimbruderschaft unter anderen von Ahmed Yasin
gegründet. Sie besteht aus den paramilitärischen Qassam-Brigaden, einem karitativen
Netzwerk und einer politischen Partei.
Angriffe
Die Hamas verübte seit 1993 Selbstmordattentate und andere Angriffe auf israelische
Zivilisten und Soldaten. Sie gilt Wissenschaftlern daher als Terrororganisation und wird
juristisch von der Europäischen Union, den Vereinigten Staaten, Israel und anderen Staaten
als terroristische Vereinigung definiert. Einige Staaten und Organisationen teilen diese
Einstufung nicht.
Gazastreifen
Seit ihrem Wahlsieg 2006 und dem bürgerkriegsartigen Kampf um Gaza Juni 2007 stellt die
Hamas als politische Partei die Regierung über den Gazastreifen.
Aussagen einiger Hamasvertreter seither, Israel unter Bedingungen anzuerkennen, haben zu
keiner Abkehr vom programmatischen Ziel der Zerstörung Israels geführt.
Quelle: Wikipedia
Seit 15 Jahren arbeitet Abu Rahma für die palästinensische Menschenrechtsorganisation alMezan im Gazastreifen. Er ist für die internationale Kooperation und Kommunikation
verantwortlich. Solange Abu Rahma und seine Organisation sich mit den der israelischen
Besatzung beschäftigen, mussten sie die in Gaza de facto regierende Hamas nicht fürchten.
Dass Kritik an der Regierung gefährlich ist, wusste Abu Rahma.
Immer wieder wurden Büros von Menschenrechtsorganisationen in Gaza durchsucht,
Computer beschlagnahmt oder Kameras von Journalisten, die das falsche Motiv gefilmt
hatten. Trotzdem veröffentlichte der sehr sanft sprechende Abu Rahma am Silvesterabend
2011 auf der Webseite der palästinensischen Nachrichtenagentur Maan einen Artikel, der ihn
fast das Leben gekostet hätte.
„Die Bürger eines Staates haben die Verpflichtung, jene zu kritisieren, die sie regieren“,
schrieb er. Und dabei nahm Abu Rahma in seinem langen Text kein Blatt vor den
Mund. Kaum jemand kommt ungeschoren davon: Die Israelis natürlich nicht, die
Fatah-Regierung im Westjordanland auch nicht. Die Schmuggler an der Grenze zu
Ägypten nicht und die Lehrer, die ihre Schüler schlagen, ebenfalls nicht.
Schutz des Volkes vor Regierung
Doch am schärfsten geht er mit den „bewaffneten Widerstandsgruppen“ ins Gericht, die
anderswo auf der Welt auch Terrorgruppen genannt werden. Die Hamas-Regierung
komme ihrer Verpflichtung nicht nach, die Bevölkerung angemessen zu schützen,
schreibt Abu Rahma und kommt zum Kern des Problems: „Wer wird das Volk
schützen vor den Widerstandskämpfer und der Regierung?“
Die Antwort gibt er gleich selbst: Es sei eine sichere Annahme, das weder die Regierung
noch die „Widerstandsorganisationen“ willens seien, für die Sicherheit von Menschen
einzustehen, die an ihnen Kritik geübt hätten. „Jeden Tag sehen wir Festnahmen und
Verhaftungen von Dutzenden Bürgern; nicht weil sie gegen Gesetze verstoßen hätten,
sondern für das, was sie sind und was sie denken, oder auch nur für ihre politischen
Loyalitäten.“ Mehrere Menschen seien in Haft gestorben, es gebe zahllose Berichte von
Missbrauch und Folter in Gefangenschaft – sowohl in Gaza als auch im
Westjordanland.
Regelmäßig tödliche Explosionen
Durch Querschläger aus den Trainingslagern der „Widerstandsgruppen“ seien mehrere
Menschen, darunter auch Kinder, verletzt worden. Es gebe regelmäßig tödliche Explosionen
in dicht besiedelten Gebieten, Schüsse lösten sich aus Versehen in Privathäusern, militärische
Übungsgebiete befänden sich in unmittelbarer Nähe von Wohngebieten oder gar Schulen.
Von dort abgefeuerte Raketen würden die ansässige Zivilbevölkerung zum Ziel israelischer
Angriffe machen, schreibt Abu Rahma.
Der mutige Menschenrechtler berichtet von einem Mann, der neben einem militärischen
Übungslager lebte und sich immer wieder besorgt beim Kommandeur über die Gefahr für das
Leben seiner Familie und deren Hab und Gut äußerte. „Aber ihm wurde gesagt, die Familie
könne nicht aus der Gegend wegziehen, selbst wenn sie die Mittel für einen Umzug gehabt
hätten.“ Der Mann starb am 9. Dezember 2011 gemeinsam mit seinem elfjährigen Sohn durch
einen israelischen Luftangriff auf das Lager. Seine Frau und vier Kinder wurden verletzt.
Zivilbevölkerung als menschlichen Schutzschild
So deutlich hat wohl noch nie öffentlich ein Palästinenser zugegeben, dass die Hamas und
andere militante Organisation tatsächlich – wie von den Israelis behauptet – ihre
Zivilbevölkerung als menschlichen Schutzschild einsetzt. Zweifellos wurde Abu Rahma
wegen dieser deutlichen Worte zum Ziel – auch wenn die Hamas zunächst auf einen ganz
normalen kriminellen Hintergrund verwies. Doch nachdem sich die Beschwerden häuften,
kündigte das von der Hamas geführte Informationsministerium nun eine gründliche
Untersuchung des Vorfalls an.
MEs handele sich um eine offensichtliche Menschenrechtsverletzung, hieß es. Die Hamas
respektiere das Recht auf politische Meinungsäußerung, so lange es nicht im Widerspruch zur
„nationalen Verantwortung“ stehe. Doch bisher sind das Lippenbekenntnisse: „Ich habe noch
keine Informationen über Ermittlungsfortschritte“, sagt Abu Rahma. Eine Kundgebung zu
seiner Unterstützung wurde von der Hamas nicht genehmigt und bei einem Solidaritätstreffen
verschiedener Organisationen in Gaza fehlte nicht nur die Hamas, sondern auch die Fatah und
der Islamische Dschihad.
Hamas gibt sich ahnungslos
Der Angriff auf Abu Rahma war nicht der einzige gewalttätige Übergriff in der Woche. Nach
dem Bericht eines Augenzeugen stürmten Männer in Polizeiuniformen der Hamas ein Haus in
BeitLahija, wo etwa 15 Schiiten dem Ende der 40-tägigen Trauerzeit für den Imam Hussein
gedachten. Nach einem Bericht von al-Mezan wurden mindestens sieben der Anwesenden
brutal zusammengeschlagen, festgenommen und auf der Polizeiwache weiter misshandelt,
bevor sie in einem Militärkrankenhaus behandelt worden seien.
Die Hamas gab sich ahnungslos: Die Palästinenser im Gazastreifen seien ja für gewöhnlich
Sunniten, hieß es. Man wisse gar nichts von irgendwelchen Schiiten. Und außerdem habe es
sich mal wieder um ganz gewöhnliche Kriminelle gehandelt.
Allah ist ein falscher Gott!
KURUER DER CHRISTLICHEN MITTE 2/2012,2
Offener Brief an Dr. Franz Brendle, Vorsitzender RfP -„Religionen für den Frieden", Im Schellenkönig 61, 70184
Stuttgart
In Ihren „Informationen Religions für Peace" (Nr. 85, 2011) greifen Sie, Herr Dr. Brendle, die CHRISTLICHE
MITTE an. Sie schreiben in Ihrem Beitrag „Dialog der Religionen eine Illusion?" (S.27ff):
„Nur mit Erschütterung kann man in diesem Kontext zur Kenntnis nehmen, was eine Gruppe, die sich `Christliche
Mitte' nennt, in einem Rundbrief von sich gibt". - Zuerst: Die CHRISTLICHE MITTE ist eine Partei, und zweitens:
Der „Rundbrief" ist eine international verbreitete „Monatszeitung für Religion und Politik- KURIER der
CHRISTLICHEN MITTE` mit bis zu 50.000 Lesern. Diese große Leserzahl wird Sie, Herr Dr. Brendle, vielleicht
beunruhigen, zumal Sie folgendes Zitat aus der KURIER-Ausgabe Nr. 6/96 als „Verstoß gegen die fundamentalen
Prinzipien der Religionen" kritisieren:
„Allah ist ein Götze. Götzen sind Menschen, Tiere, Geister, Bildwerke, Naturerscheinungen oder erfundene
Wesenheiten, denen göttliche Ehre erwiesen wird. Bereits Jahrhunderte vor Mohammed, dem Empfänger der
dämonischen Offenbarungslehre des Islam, wurde der Götze Allah neben 365 anderen Göttern in der Kaaba,
dem Götzentempel Mekkas, angebetet und mit Menschenopfern geehrt..". Das ist historische Tatsache, Herr Dr.
Brendle. Darüber müssen Sie nicht erschüttert sein.
Sie zitieren weiter aus dem KURIER: „In unserer Zeit, da die Irrlehre, Allah sei identisch mit dem einen, wahren
GOTT, wie ein Flächenbrand um sich greift, ist es heilige Pflicht jedes Christen, sich kundig zu machen, um
Irrende belehren zu können."
Dass Sie, Herr Dr. Brendle, diese „Position für völlig inakzeptabel" halten - wie Sie schreiben - erschließt sich
dem Leser aus Ihrer eigenen Position: „Der Standpunkt, dass nur die eigene Religion die Wahrheit besitzt, ist das
Ende jeden interreligiösen Dialogs. Ich möchte als Christ davon ausgehen, dass wir Christen die Wahrheit nicht
besitzen ...". Letztere Aussage setzen Sie in Fettdruck! Weiter schreiben Sie: „Der interreligiöse Dialog ist zum
Scheitern verurteilt, wenn man vom absoluten Wahrheitsanspruch einer Religion ausgeht." Auch diese Aussage
setzen Sie in Fettdruck!
Sie werfen der CHRISTLICHEN MITTE vor, diesen absoluten Wahrheitsanspruch des Christentums als
„Standpunkt" zu vertreten. Ja, Herr Dr. Brendle, die Mitstreiter der CHRISTLICHEN MITTE glauben an JESUS
CHRISTUS, den Sohn GOTTES, und verwerfen daher jeden anderen „Gott" als Götzen, als falschen Gott. Und
Ja, Herr Dr. Brendle, wir sehen es als unsere heilige Pflicht an, den wahren drei-einigen GOTT zu verteidigen, da
ER die Wahrheit ist - das Licht - das nichts mit der Finsternis - dem Götzen Allah - gemeinsam hat.
Sie, Herr Dr. Brendle, stellen fest, dass „das Interesse am interreligiösen Dialog in den letzten Jahren
nachgelassen hat" und fragen: „Sind die Dialogbemühungen, etwa des Weltparlamentes der Religionen, die
Gebetstreffen in Assisi und in der Folgezeit an anderen Orten, die weltweiten Aktivitäten von Religions for Peace,
das Projekt Weltethos von Hans Küng auf politisch lebenspraktischer Ebene wirklich folgenlos geblieben und
vergeblich gewesen?" Wir antworten: Die Dialogbemühungen, die Missionsarbeit ablehnen, weil - wie Sie es
ausdrücklich feststellen: „jede missionarische Absicht das absolute Ende des interreligiösen Dialogs ist", sind zum
Scheitern verurteilt, weil sie nicht nur auf Sand gebaut sind, sondern gegen GOTT antreten, indem sie den
Missionsbefehl JESU CHRISTI verraten!
Dagegen setzt die CHRISTLICHE MITTE ihr JA zum politischen Dialog - unbedingt - und ihr JA zur Mission, aber
ein entschiedenes NEIN zum interreligiösen Dialog.
Ich lade Sie ein, sich mit den neun Islam-Büchern der CHRISTLICHEN MITTE zu beschäftigen, Herr Dr. Brendle,
die ich Ihnen gern schenke. Adelgunde Mertensacker, Bundesvorsitzende der „CHRISTLICHEN MITTE für ein
Deutschland nach GOTTES Geboten".
05.02.12
[email protected]
Sehr geehrter Herr Brendle,
angesichts Ihres Kommentars zur CRISTLICHEN MITTE und deren Aussagen zum Islam
möchte ich Sie auf meine (im Aufbau befindliche) homepage NAHTODFORSCHUNG.COM
verweisen, auf der Sie - nach dem Forschungsstand, meinen Publikationen und Filmen zum
Thema NAH-TODERFAHRUNGEN - am Ende auch einige (herunterladbare) Artikel zur
PSYCHOPATHOLOGIE des Islam finden.
Gerne erwarte ich eine Reaktion von Ihnen
12. Februar 2012, 18:38 Uhr
Umstrittene Tweets
Malaysia liefert Mohammed-Zweifler an
Saudi-Arabien aus
Mit drei Tweets über seine Zweifel am Propheten Mohammed löste er einen Sturm der Entrüstung aus und
musste ins Ausland fliehen. Jetzt ist der 23-Jährige Journalist Hamsa Kaschgari von Malaysia an SaudiArabien ausgeliefert worden - dort droht ihm die Todesstrafe wegen Blasphemie.
Kuala Lumpur - Malaysia hat einen wegen seiner kritischen Bemerkung über den Propheten Mohammed gesuchten
saudi-arabischen Journalisten an sein Heimatland ausgeliefert. Hamsa Kaschgari habe am Sonntagmorgen im
Gewahrsam saudi-arabischer Beamter das Land verlassen, sagte ein malaysischer Regierungsvertreter. Mehrere über
den Kurznachrichtendienst Twitter verbreitete Bemerkungen Kaschgaris über den islamischen Religionsgründer hatte in
Saudi-Arabien für Empörung gesorgt. Einige forderten sogar seine Hinrichtung.
Der 23-Jährige hatte auf Twitter ein fiktives Gespräch mit dem Propheten geführt, inzwischen sind die drei Beiträge
wieder gelöscht. "An deinem Geburtstag werde ich mich nicht vor dir verbeugen", hatte Kaschgari geschrieben. "Ich
habe Sachen an dir geliebt und ich habe Sachen an dir gehasst und es gibt viel, was ich über dich nicht verstehe."
Angesichts zehntausender empörter Reaktionen hatte Kaschgari sich entschuldigt. Ein hochrangiges Komitee
islamischer Geistlicher erklärte ihn aber zum "Ungläubigen" und forderte, dass er vor Gericht gestellt werde. Mehr als
13.000 Menschen schlossen sich daraufhin einer Facebook-Seite ein, die seine Hinrichtung fordert. Kaschgari hatte
zuvor für die saudi-arabische Zeitung "al-Bilad" als Kolumnist gearbeitet, war dort jedoch entlassen worden, weil
manche seiner Ansichten nicht zur Ausrichtung des Blattes gepasst haben sollen.
Bei der Ankunft in Malaysia verhaftet
"Das ist eine interne Angelegenheit Saudi-Arabiens, wir können uns dazu nicht äußern", sagte ein Sprecher der
malaysischen Polizei. Kaschgari, der für eine Lokalzeitung in Dschiddah arbeitet, war vergangene Woche nach Malaysia
geflüchtet - ein Land, das für seine moderate Auffassung des Islam bekannt ist. Laut einem Zeitungsbericht soll er
geplant haben, in Neuseeland politisches Asyl zu beantragen. Doch Kaschgari wurde direkt bei seiner Ankunft am
Donnerstag am Flughafen von Kuala Lumpur aufgrund eines von Interpol ausgestellten Haftbefehls von den
malaysischen Behörden festgenommen.
Menschenrechtsgruppen forderten daraufhin die Regierung in Kuala Lumpur auf, ihn nicht auszuliefern, da ihm bei
einem Verfahren in dem erzkonservativen Königreich die Todesstrafe drohe. "Saudische Geistliche haben schon
beschlossen, dass Kaschgari ein Ungläubiger ist, der bestraft werden muss", hatte Christoph Wilcke, Experte für den
Mittleren Osten bei Human Rights Watch, in einer Mitteilung am Freitag geschrieben. "Die malaysische Regierung sollte
sich nicht mitschuldig machen, sein Schicksal zu besiegeln, indem sie ihn zurückschickt."
Kaschgaris Anwalt Mohammed Noor hatte mitgeteilt, er habe eine gerichtliche Anordnung erwirkt, die die Abschiebung
verbietet, es sei ihm jedoch nicht erlaubt worden, mit seinem Klienten zu sprechen. "Wenn die malaysische Regierung
ihn nach Saudi-Arabien deportiert und die gerichtliche Anordnung ignoriert, ist das eindeutig gegen das Gesetz und
nicht zu akzeptieren." Malaysia und Saudi-Arabien haben kein Auslieferungsabkommen, unterhalten aber
freundschaftliche Beziehungen.
Hier finden Sie die drei Tweets von Kaschgari im Wortlaut
Laut der Zeitung "The Daily Beast" hat Kaschgari kurz nacheinander folgende drei Nachrichten bei Twitter abgesetzt:
"An Deinem Geburtstag werde ich sage, dass ich den Rebellen in Dir geliebt habe, dass Du mir immer eine Quelle der
Inspiration warst und dass ich Deinen göttlichen Heiligenschein nicht mag. Ich werde nicht für Dich beten."
"An Deinem Geburtstag sehe ich Dich, wo auch immer ich hinschaue. Ich habe bestimmte Aspekte von Dir geliebt,
andere gehasst und viele nicht verstanden."
"An Deinem Geburtstag werde ich mich nicht vor Dir verbeugen und nicht Deine Hand küssen. Stattdessen werde ich
sie schütteln, wie Gleichgestellte es tun. Und ich werde Dich anlächeln, wie Du mich anlächelst. Ich werde zu Dir wie zu
einem Freund sprechen und nicht anders."
sto/AFP/dpa/Reuters
URL:

http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,814785,00.html
21. Februar 2012, 11:06 Uhr
Nato-Soldaten
Tausende Afghanen protestieren gegen Koran-Schändung
Vor der US-Basis in Bagram haben sich Tausende wütende Afghanen versammelt. Sie demonstrieren gegen eine
mutmaßliche Schändung des Korans durch Nato-Soldaten. Isaf-Kommandeur Allen entschuldigte sich bei
Präsident Karzai für den Vorfall.
Kabul - Die Atmosphäre vor dem US-Militärstützpunkt Bagram in Afghanistan ist aufgeladen: Rund 2000
zornige Afghanen belagern die Basis und demonstrieren gegen die mutmaßliche Schändung des Korans durch
Nato-Soldaten. Laut Angaben der Nachrichtenagentur AP riefen sie Slogans wie "Tod den Ausländern!".
Ein Polizist berichtete, US-Soldaten hätten innerhalb der Basis mehrere islamische Dokumente angezündet,
darunter auch Koran-Ausgaben. Nach Angaben eines AFP-Fotografen warfen wütende Demonstranten
Brandsätze. Eines der Tore sei dabei in Brand geraten.
Ein Sprecher des afghanischen Innenministeriums bestätigte die Proteste. Zu der etwa 60 Kilometer nördlich von
der Hauptstadt gelegenen US-Basis sei Verstärkung entsandt worden, um weitere Gewalt zu verhindern. Ein
Polizeisprecher berichtete von einer zweiten Kundgebung in Kabul in der Nähe weiterer Nato-Stützpunkte. Die
Polizei habe die Situation im Griff.
John Allen, Chef der Isaf-Schutztruppe, entschuldigte sich bei Präsident Hamid Karzai, der Regierung und dem
"edlen Volk von Afghanistan" für den Vorfall und ordnete eine umfassende Untersuchung an. "Sobald wir von
den Vorgängen erfuhren, griffen wir ein und stoppten sie. Die betroffenen Dokumente werden von den
zuständigen religiösen Autoritäten angemessen behandelt", erklärte der US-General.
Ein Sprecher der Provinzregierung sagte der Nachrichtenagentur AP, dass es sich bei den Koranausgaben um
Exemplare handele, die ehemaligen Häftlingen zur Verfügung gestellt worden seien. Die US-Truppen
unterhalten auf dem Stützpunkt ein umstrittenes Gefängnis, über das die afghanische Regierung möglichst bald
die Kontrolle übernehmen will. Die Koranexemplare hätten sich im Müll befunden, den zwei Soldaten zu einer
Grube auf dem Gelände gebracht hätten, um ihn dort zu verbrennen, sagte der Vertreter der Provinzregierung,
Ahmed Saki Sahed. Afghanen seien eingeschritten, als sie in dem Müll die Koranausgaben entdeckt hätten.
"Manche sind verbrannt, manche sind nicht verbrannt", sagte Sahed.
Allen betonte, die Soldaten hätten nicht vorsätzlich gehandelt. Die Isaf werde sicherstellen, "dass dies nicht noch
einmal geschieht".
Ähnliche Vorfälle lösten in der Vergangenheit immer wieder gewaltsamen Proteste aus. Bei tagelangen
Kundgebungen gegen die Koran-Verbrennung durch den radikalen US-Pastor Terry Jones in Florida waren im
vergangenen April mindestens zehn Menschen getötet worden. In dem streng islamischen Land steht auf
Beleidigung der Religion die Todesstrafe. Muslimen gilt die unsachgemäße Entsorgung des Korans als
Schändung der heiligen Schrift.
hen/dpa/AFP/AP
URL:

http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,816609,00.html
21. Februar 2012, 13:21 Uhr
Krieg in Afghanistan
Taliban zwingen Kinder zu Selbstmordattentaten
Von Hasnain Kazim, Islamabad
Die Taliban forcieren eine perfide Strategie: Sie unterziehen Kinder einer Gehirnwäsche und schicken sie dann
mit einer Sprengstoffweste zu Selbstmordattentaten. Befreite Schüler berichten nun, wie die Extremisten sie
mit Lügen, Rauschgift und Drohungen gefügig machten.
Der Jüngste ist nur sechs Jahre alt. Der Älteste elf. "Wir haben vergangene Woche insgesamt 41 Kinder befreit",
sagt ein Sprecher des afghanischen Innenministeriums in Kabul. "Sie waren in den Händen der Taliban und
sollten in Pakistan zu Selbstmordattentätern ausgebildet werden." Die Polizeiaktion fand bereits am Mittwoch in
der ostafghanischen Provinz Kunar statt, nahe der Grenze zu Pakistan. Vier Taliban, die die Kinder über die
Grenze in ein Camp der Militanten bringen sollten, wurden verhaftet.
Der Sprecher erklärte, es sei Ziel der Taliban, die Kinder einer Gehirnwäsche zu unterziehen, um sie
anschließend "auf Selbstmordanschläge gegen afghanische und internationale Truppen in Afghanistan"
vorzubereiten. Die Militanten hätten den Eltern, allesamt arme Leute, versprochen, dass die Kinder in Pakistan in
Koranschulen eine Ausbildung erhalten würden. "Wir haben aber Hinweise, dass sie auf tödliche Missionen
geschickt werden sollten."
Belege dafür liefert die afghanische Regierung zwar nicht, doch bereits in der vergangenen Woche waren zwei
Jungen festgenommen worden, ausgerüstet mit Sprengstoffwesten. Die Jungen, beide zwölf Jahre alt, wurden
Reportern als Nasibullah und Azizullah vorgestellt, ihre echten Namen aber aus Sicherheitsgründen
verschwiegen.
Zum zweiten Mal mit einer Sprengstoffweste erwischt
Azizullah erzählte, dass er eine Koranschule, eine sogenannte Madrassa, in der pakistanischen Stadt Quetta
besucht hatte. "Die Lehrer sagten mir, es würde nicht wehtun. Ich müsste nur losziehen und mich in die Luft
sprengen." Von der Madrassa sei er in die südafghanische Stadt Kandahar gebracht worden, eine Hochburg der
Taliban. Dort wurde er, ebenso wie Nasibullah, vom afghanischen Geheimdienst NDS aufgegriffen. Azizullah,
der aus der ostafghanischen Provinz Paktia stammt, sagte, er bitte die afghanische Regierung um Gnade, damit er
zu seiner Familie zurückkehren könne.
Nasibullah war bereits im vergangenen Sommer von der Polizei gefasst worden, bevor er sich in die Luft
sprengen konnte. Man schickte ihn nach Kabul, wo er gemeinsam mit anderen festgenommenen Kindern bei
Präsident Hamid Karzai vorsprechen durfte. Es war der Fastenmonat Ramadan, in dieser Zeit begnadigt der
Präsident traditionell Gefangene. "Präsident Karzai fragte mich, was passiert war. Ich sagte ihm, dass die Taliban
mich als Selbstmordattentäter losschicken wollten und dass ich verhaftet wurde. Karzai antwortete: 'Mach dir
keine Sorgen, mein Sohn, wir werden dich nach Hause schicken.' Und so wurde ich begnadigt."
Doch Nasibullah, der nach Angaben des NDS aus der pakistanischen Provinz Balutschistan stammt, kehrte
zurück in die Koranschule, wo man ihn erneut dazu brachte, als Selbstmordattentäter loszuziehen. Jetzt hofft er,
dass Karzai ihn ein zweites Mal begnadigt. "Ich verspreche, dass ich nicht wieder zurück in die Koranschule
gehe", sagte er vor Reportern.
Die meisten der schätzungsweise 13.000 Koranschulen in Pakistan sind in den achtziger Jahren mit finanzieller
Hilfe Saudi-Arabiens und der USA entstanden, um sogenannte Mudschahidin, "heilige Kämpfer", für den Krieg
gegen die sowjetischen Besatzer in Afghanistan auszubilden. Nach dem Sieg über die Rote Armee blieben die
Schulen bestehen. Manche bilden heute Dschihadisten für den Kampf gegen westliche Truppen in Afghanistan
aus. Aber auch pakistanische Sicherheitskräfte sind häufig Ziel von Terroranschlägen, weil sie als Verbündete
der USA wahrgenommen werden.
Armut und mangelnde Bildung größtes Problem
Die Psychologin Feriha Peracha bezweifelt, dass die kindlichen Attentäter ausschließlich in Pakistan ausgebildet
werden. "Auch auf afghanischer Seite werden Kinder auf solche Einsätze vorbereitet", sagt sie SPIEGEL
ONLINE. "Es bringt nichts, wenn beide Länder sich gegenseitig die Schuld zuschieben."
Peracha, die im nordpakistanischen Swat-Tal verhinderte Selbstmordattentäter therapiert, sieht in der Armut und
in dem damit verbundenen Mangel an Bildung das größte Problem. Gerade wieder wurden zehn Jungen in ihre
Praxis eingewiesen, die größtenteils von der pakistanischen Regierung finanziert wird.
"Die meisten Eltern sind so arm, dass sie froh sind, wenn jemand verspricht, für ihre Kinder zu sorgen", sagt sie.
"Manche Jungen werden auch entführt, andere Eltern schicken ihre Kinder bewusst in den Heiligen Krieg, in der
Hoffnung auf eine bessere Zukunft im Jenseits."
In Afghanistan herrscht seit mehr als drei Jahrzehnten Krieg, seit Generationen wachsen Kinder in einer
Atmosphäre der Gewalt auf. Auch im Westen Pakistans ist das Leben hart und entbehrungsreich, für Extremisten
ist es hier ein Leichtes, mit großen Versprechungen Nachwuchs zu rekrutieren. Besonders gern nutzen sie Kinder
als Attentäter, weil diese an Kontrollpunkten seltener und weniger gründlich überprüft werden und daher eher ihr
Ziel erreichen.
Den Kindern, sagt Peracha, werde eingetrichtert, dass die Amerikaner böse seien und dass die pakistanische
Armee für die USA arbeite. Im Koran stehe, dass man sie töten müsse. Wer das befolge, den erwarte eine
Belohnung im Paradies. "Irgendwann setzt man sie unter Drogen, schnallt ihnen eine Sprengstoffweste um und
schickt sie in eine Menschenmenge." Es habe öfter Fälle gegeben, in denen die Kinder sich geweigert hätten.
"Dann wurden sie geschlagen und unter Druck gesetzt. Man sagte ihnen, dass ihre Eltern die versprochene
Belohnung nicht erhalten würden, wenn sie nicht gehorchten."
Die amerikanische Wissenschaftlerin C. Christine Fair sieht gleichwohl in den Koranschulen nur ein kleines
Problem. Die Dozentin an der Georgetown-Universität in Washington hat eine Studie über diese Bildungsstätten
verfasst. "Nur wenige Koranschulen haben Verbindungen zu militanten Organisationen und helfen aktiv dabei,
Kämpfer zu rekrutieren. Die meisten Terroristen kommen aus gebildeteren Schichten, nicht von Koranschulen."
Eine Befragung von 141 Familien von Selbstmordattentätern ergab, dass nur 19 an einer Madrassa rekrutiert
wurden - nicht mehr als von staatlichen Schulen. Die meisten, insgesamt 50, wurden im Freundeskreis
angeworben, 32 an Moscheen und 27 von missionierenden Gruppen.
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http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,816632,00.html
http://www.welt.de/politik/ausland/article13884066/Pastor-droht-im-Iran-der-Tod-durch-denStrang.html?wtmc=Newsletter.NL_Persoenlich
Christenverfolgung
Autor: Thomas Winkel und Christoph Schmidt | 23.02.2012
Pastor droht im Iran der Tod durch den
Strang
Mitten im Atomstreit lässt Teheran die Muskeln spielen. Das Land bereitet die Hinrichtung
eines inhaftierten Pastors vor. Er soll in den nächsten Tagen gehenkt werden.
Beim Streit um das iranische Atomprogramm lässt Teheran an vielen Fronten die Muskeln
spielen: gegenüber der Internationalen Atomenergiebehörde, in der Meerenge von Hormus
und nun offenbar auch im Zentralgefängnis von Rasht im Norden des Landes.
Dort soll der inhaftierte Pastor Youcef Nadarkhani in den nächsten Tagen hingerichtet
werden. Das Gefängnispersonal habe bereits die Anweisung erhalten, die Exekution
vorzubereiten. Das berichtet die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM).
Der 1977 geborene Pastor einer Pfingstgemeinde wurde vor anderthalb Jahren zum Tod
durch den Strang verurteilt – wegen „Abfalls vom islamischen Glauben“. Dies löste in
der westlichen Welt eine Welle der Empörung aus, auch in Deutschland.
Bundesregierung und Bundestag setzten sich für Nadarkhani ebenso ein wie die Deutsche
Bischofskonferenz und Menschenrechtler. Mitten in der Auseinandersetzung um das
Atomprogramm wird es plötzlich eng und ernst für den Pastor hinter Gittern.
Gröhe fordert Aufhebung des Todesurteils
CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe fordert jetzt erneut den Iran auf, das Todesurteil gegen
Nadarkhani aufzuheben und ihn bedingungslos freizulassen. Niemand dürfe in seiner
Religionsfreiheit eingeschränkt werden, sagte Gröhe. Erst recht dürfe ein „Glaubensabfall“
kein Grund für eine Hinrichtung sein, so Gröhe. Protest kommt auch von der IGFM.
Beobachter zeigen sich besorgt über die Lage der Menschenrechte, die sich im Land der
Ayatollahs weiter verschlechtere.
Nadarkhani ist nun ins Licht gerückt; zugleich steht sein Name für andere Fälle, die das
Regime im Dunkel halten kann. Denn kaum eine Forderung birgt soviel Zündstoff für das
islamisch-westliche Verhältnis wie die nach Religionsfreiheit. Der eingekerkerte Pastor leitete
eine Pfingstgemeinde.
Am 22. September 2010 verurteilte ihn ein Revolutionsgericht zum Tod, wegen „Abfalls
vom Islam“ und „Verbreitung nichtislamischer Lehren“. Ein anderes Gericht hatte
zuvor festgestellt, dass Nadarkhani vor seinem Wechsel zum Christentum ein echter
Muslim gewesen sei. Laut UN-Menschenrechtscharta kein Problem. Danach hat das
Recht auf Religionsfreiheit universale Geltung.
Abfall vom Glauben als Verbrechen gegen die Gemeinschaft
Doch die harten Urteile in einigen islamischen Ländern gegen vom Glauben
„Abgefallene“ sprechen eine andere Sprache. Hinrichtungen zeigen, dass zwischen
Rechten auf dem Papier und Rechten im Alltag eine tödliche Lücke klafft.
Dabei droht der Koran Abgefallenen nicht mit weltlichen Strafen, sondern „nur“ mit
Gottes Zorn im Jenseits. Scharia-Gelehrte stützen sich vor allem auf überlieferte
Aussprüche Mohammeds – etwa: „Wer den Glauben aufgibt, den tötet!“
Westlicher Individualismus und islamisches Kollektivdenken prallen bei der
Beurteilung der sogenannten Apostasie direkt aufeinander. Der Mehrheitsislam wertet
den Abfall vom Glauben nicht als private Entscheidung, sondern als Verbrechen gegen
die Gemeinschaft.
Von Anfang an verkündete er die Einheit von Religion und Staat und bezog seine
Identität auch aus der Abgrenzung gegenüber Andersgläubigen. Deshalb erschien
muslimischen Führern eine Abkehr vom Glauben, das heißt von ihrem Glauben, als eine
Art Fahnenflucht.
Glaubenswechsel wird selbst in gemäßigten Ländern hart bestraft
Staaten wie der Iran, Saudi-Arabien, Sudan und Jemen bedrohen die Abwendung von
der Staatsreligion weiterhin mit dem Tod. Hinrichtungen sind jedoch selten, schon weil
die Fälle von Apostasie selten sind. Aus Ägypten sind neben Hafturteilen auch
Zwangsscheidungen und Einweisungen in die Psychiatrie bekannt.
Auch in gemäßigteren Ländern wie Tunesien oder der Türkei bleibt Glaubenswechsel
zutiefst verpönt und sozial geächtet. In Deutschland haben die großen Verbände DITIB
und Zentralrat der Muslime in offiziellen Erklärungen freilich jede Bestrafung
abgelehnt.
Die christlichen Kirchen in der islamischen Welt gehen mit der Missionierung sehr
zurückhaltend um. Nur einige freikirchliche Gruppen setzen gezielt auf offensive
Mission unter Muslimen und haben damit kleine Erfolge – leben aber gefährlich.
KNA
28. Februar 2012, 17:34 Uhr
Frankreich
Oberstes Gericht kippt umstrittenes Völkermord-Gesetz
Unter heftigem Protest der Türkei verabschiedete Frankreich ein Gesetz, das die Leugnung
des Völkermords an den Armeniern unter Strafe stellt. Nach Ansicht des höchsten Gerichts
des Landes verstößt es jedoch gegen die Meinungsfreiheit. Präsident Sarkozy will mit einem
neuen Gesetz nachlegen.
Paris - Das französische Gesetz, das die Leugnung des Völkermords an den Armeniern unter
Strafe stellt, ist verfassungswidrig. Der Verfassungsrat entschied am Dienstag in Paris, dass
das Gesetz gegen das Gebot der Meinungsfreiheit verstoße. Damit kann das umstrittene
Gesetz, gegen das die Türkei scharf protestiert hatte, nicht in Kraft treten.
Nationalversammlung und Senat hatten das Gesetz verabschiedet, das die Leugnung eines in
Frankreich anerkannten Völkermords unter Strafe stellt. Dazu zählt neben dem Holocaust das
Massaker an den Armeniern im Osmanischen Reich zwischen 1915 und 1917, bei dem nach
armenischen Angaben 1,5 Millionen Menschen starben. Er sieht für das Leugnen eines in
Frankreich anerkannten Völkermords eine Haftstrafe von einem Jahr und Geldstrafen von bis
zu 45.000 Euro vor.
Die Türkei weist den Vorwurf des Völkermords zurück und geht von einer Opferzahl von bis
zu 500.000 Menschen aus. Gegen das Gesetz hatten mehr als hundert Abgeordnete
Beschwerde eingelegt. Die Regierung hatte mit dem Abbruch der Beziehungen und mit einem
Verbot französischer Firmenbeteiligungen im Land gedroht.
Ankara lobt den Richterspruch umgehend
Die Türkei reagierte umgehend: Außenminister Ahmet Davutoglu sagte, die Regierung
begrüße die Entscheidung der französischen Richter und werde nun prüfen, wirtschaftliche
und politische Beziehungen mit Frankreich wieder aufzunehmen.
Der Verfassungsrat begründete sein Urteil damit, dass durch das Gesetz die Gefahr
bestehe, dass jegliche Leugnung eines Völkermords, der vom Gesetzgeber anerkannt
würde, unter das Gesetz fallen würde. Die Richter hoben dabei hervor, dass sie sich
nicht in die Arbeit von Historikern zur Beurteilung eines Massakers einmischten.
Daher sei dies keine Beurteilung des französischen Gesetzes von 2001, das den Völkermord
an den Armeniern anerkennt. Zugleich verwies der Verfassungsrat mit Blick auf das
französische Gesetz von 1990 zum Holocaust darauf, dass dieser Völkermord nicht vom
französischen Gesetzgeber, sondern international anerkannt worden sei.
Sarkozy will nachlegen
Doch auch Frankreichs Präsident Nicholas Sarkozy reagiert prompt auf das Urteil. Er forderte
die Regierung auf, eine neue Version des Gesetzes zu erarbeiten. Die Leugnung eines
Genozids sei nicht tolerabel und müsse bestraft werden, hieß es in einem Statement Sarkozys.
Sarkozy, dem die Türkei vorgeworfen hatte, das Gesetz aus wahltaktischen Gründen
voranzutreiben, hatte schon zuvor ein neues Gesetz für den Fall des Scheiterns angekündigt.
Nach Ansicht der Türkei will sich Sarkozy durch das Gesetz die Stimmen der mehr als
400.000 armenischstämmigen Wähler bei der Präsidentschaftswahl im April und Mai sichern.
Beim Verfassungsrat waren Ende Januar zwei Anträge von jeweils mehr als 60
Parlamentariern verschiedenster Parteien eingegangen. Sie hielten das am 23. Januar
verabschiedete Genozid-Gesetz für verfassungswidrig und sind damit der gleichen
Auffassung wie die türkische Regierung. Auch die französischen Kritiker sahen in dem
Gesetz einen Angriff auf das Recht der freien Meinungsäußerung. Das Oberste Gericht
stimmte ihnen nun zu.
fab/AFP/dpa
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02. März 2012, 12:08 Uhr
Ehefrauen der Tyrannen
Teufel in Chanel
Von Angelique Chrisafis
Ihre Männer sind die Herrscher der arabischen Welt - verantwortlich für Unterdrückung, Gewalt, Bürgerkrieg.
Aber auch eine Frau Assad oder Madame Mubarak spielen in diesem System eine wichtige Rolle: Sie geben
Tyrannei und Korruption ein freundliches Gesicht.
London - Sie trafen sich zum Lunch unter den goldenen Kronleuchtern des Élysée-Palastes: die französische
First Lady Carla Bruni und Asma al-Assad, die Frau des syrischen Präsidenten. Brav saßen sie mit ihren
mächtigen Ehemännern an einem Tisch. Das Tischtuch war mit Schmetterlingen bedruckt, ein pastellfarbenes
Blumengesteck schmückte die Tafel.
Kurz machte ein Fotograf seine Bilder für ein französisches Klatschblatt. Denn aus seiner Sicht tagten hier zwei
Hohepriesterinnen der Mode und des Stils: Ein ehemaliges italienisches Supermodel hatte eine Chanel-Trägerin
zu Gast, die das französische Magazin "Elle" einmal zur "elegantesten Frau in der Weltpolitik" erklärt hat. "Paris
Match" dichtete gar hingebungsvoll, die in London aufgewachsene Asma sei eine "Diana des Morgenlands" und
"ein Lichtstrahl in einem Reich des Schattens".
Nur wenige Tage nach diesem glanzvollen Mittagessen nahm sich ein verzweifelter tunesischer Gemüsehändler
das Leben, indem er sich selbst verbrannte - und löste damit den Arabischen Frühling aus.
Dass Sarkozys Butler den Assads auf silbernen Tabletts und in bestem Kristall frisch gepressten
Orangensaft kredenzten, registrierten Diplomaten mit Unbehagen. Ein französischer Präsident, der
freundlich mit dem Herrscher eines Regimes plauderte, das für seinen grausamen Umgang mit politischen
Gefangenen bekannt war?
Aber Nicolas Sarkozy weiß um die Bedeutung fotogener Frauen an der Seite von Politikern - für ihn war
Asma so etwas wie eine Garantie, dass nichts falsch interpretiert werden würde. Der frühere französische
Außenminister Bernard Kouchner erzählte die Episode Journalisten später so: "Als wir ihm sagten, dass
wir es da mit einem schlimmen Tyrannen zu tun hätten, erwiderte Sarkozy: 'Baschar beschützt die
Christen, und wenn er eine solche moderne und aufgeschlossene Frau hat, kann er so übel nicht sein'."
"Jede Revolution hat ihre Lady Macbeth"
Elf Monate später sind Tausende Syrer dem Bürgerkrieg zum Opfer gefallen und Zehntausende ins Exil geflohen
- Assad lässt die Opposition im Land brutal unterdrücken.
Damit ist allerdings auch Asmas sorgfältig gepflegtes Image als freundliches Gesicht des Regimes dahin. Als sie
am vergangenen Sonntag - wie immer elegant gekleidet - an der Seite ihres Manns an die Wahlurne trat, um ihre
Stimme für die neue Verfassung abzugeben, hat sie den Verdacht der Opposition bestätigt, dass es sich bei ihr
wohl um eine moderne Marie-Antoinette handele.
Im vergangenen Jahr hatte es bereits große Aufregung gegeben, als Reporter der amerikanischen
"Vogue" ihr karitatives Engagement und ihre Schuhe von Louboutin in einer peinlichen Lobeshymne
priesen. Auch ihr Auftritt bei einer Kundgebung, als sie öffentlich ihre Kinder herzte und für die Politik
ihres Gatten warb, kam beim Volk nicht gut an. Dasselbe gilt für eine Mail an die Londoner "Times", in
der sie darlegte, warum sie die Politik Baschar al-Assads weiter unterstütze.
Sie hat damit zumindest eines erreicht - eine Diskussion über die Rolle der Despotenfrauen in der Arabischen
Revolution anzustoßen.
"Jede Revolution hat ihre Lady Macbeth", seufzte vor kurzem ein Nahost-Experte in Paris. Die Frauen an der
Seite der Tyrannen mögen alle sehr verschieden sein, doch sie eint der Hass, den sie auf sich ziehen, die
unglaublichen Reichtümer, die sie angehäuft haben und ihre exquisite Garderobe. Ähnlich auch ihre Rolle im
Regime - als Galionsfigur eines sogenannten arabischen Feminismus oder Vorsitzende karitativer
Organisationen.
Sie lenken von der Brutalität der Herrschaft ab, das ist ihre Aufgabe.
Wer waren und sind die mächtigsten Frauen der arabischen Welt? Welche Rolle spielen sie an der Seite
ihrer Gatten - und wie luxuriös leben sie? Ein Überblick:
Leila Trabelsi war von allen Tyrannenfrauen in der arabischen Welt wahrscheinlich die am meisten
gehasste. Die politisch ehrgeizige Frau des tunesischen Autokraten Ben Ali war das lebende Symbol für
Vetternwirtschaft und Korruption: Sie bediente sich so schamlos am Volkseigentum der Tunesier, dass
einem selbst Imelda Marcos mit ihren 3000 Paar Schuhen noch harmlos vorkommen mag. Trabelsi hat
mit ihrer mafiagleichen Herrschaft über das Land der Arabischen Revolution das Leitmotiv vom
"Unrecht" geschenkt.
Sie plünderte ihr Land aus, um ihre eigenen Taschen zu füllen und die Familie ihres Gatten zu
beschenken. 30 bis 40 Prozent der tunesischen Wirtschaft, heißt es, wurden von ihr und ihrem Clan
kontrolliert. Vom Autohandel über Supermarktketten und den Bananenimport bis zum tunesischen Zoll alles Geschäftsfelder der Herrscherfamilie. Wenn sie Land brauchten, haben sie die rechtmäßigen
Besitzer enteignet. Wenn sie ein Unternehmen für profitabel hielten, haben sie es einfach beschlagnahmt.
Trabelsi hat ihren Palast mit archäologischen Artefakten dekoriert, ihre Tochter und ihr Schwiegersohn
ließen sich aus St. Tropez Eiscreme einfliegen, wenn sie Gäste hatten.
So hat sich Trabelsi, die sich "Madame La Présidente" nennen ließ, den Ruf verdient, den Arabischen
Frühling ausgelöst zu haben. Bis heute erfüllt es die Tunesier mit Grauen, wenn sie von Machenschaften
der Madame hören. Vor kurzem hat einer ihrer Butler ein Buch veröffentlicht, in dem er genau
beschreibt, wie sie regelmäßig Chamäleons in einem Ritual geopfert habe, um ihren Gatten mit einem
Zauber zu belegen.
Jetzt sitzt sie mit Ben Ali in ihrem saudi-arabischen Exil und versucht, Einspruch gegen das Urteil
einzulegen, das in ihrer Abwesenheit verhängt wurde: 35 Jahre Gefängnis wegen Hochverrats. Als sich
das Tyrannenpaar abgesetzt hatte, fand man in ihrem Palast vor den Toren von Tunis Bargeld und
Schmuck im Wert von 27 Millionen Dollar, außerdem Waffen und zwei Kilo diverser Drogen.
Ähnlich der Fall von Suzanne Mubarak, der Halb-Waliserin an der Seite von Husni Mubarak. Sie genoss
die Vorzüge eines Milliardenvermögens in einem Land, in dem geschätzte 40 Prozent der Bevölkerung
weniger als 1,20 Dollar am Tag zum Leben haben. Gegen sie und ihren Gatten wird jetzt ermittelt - wegen
Vergehen gegen den Staat. Umstrittene Aktiva im Wert von fast 2,5 Millionen britischen Pfund soll sie
inzwischen wieder herausgegeben haben.
Vor der Arabischen Revolution waren ganze Seiten in den Tageszeitungen für die Berichterstattung über
ihr "karitatives Engagement" und ihren "Einsatz" für die ägyptische Frau "reserviert". Doch das war wie bei Leila Trabelsi - nur Fassade. Die tunesische First Lady agierte als Vorsitzende diverser offizieller
Frauenrechtsbewegungen - und es war ihr nicht zu peinlich, sich selbst Preise für feministische
Pioniertaten zu verleihen, während draußen auf den Straßen demokratische Aktivistinnen verprügelt und
politische Gefangene in den Folterkellern des Regimes vergewaltigt wurden.
Suzanne Mubarak hielt es genauso: Sie jettete zu Gipfeltreffen mit den Ehefrauen anderer arabischer
Potentaten, wo man über Frauenfragen debattierte, während Frauenrechtlerinnen im eigenen Land
massiv unterdrückt wurden.
Die heute 71-jährige Suzanne - der Vater war Arzt und die Mutter Krankenschwester im walisischen
Pontypridd - heiratete Mubarak, als sie gerade einmal 17 war und er 30 Jahre und Offizier der
ägyptischen Armee. Sie soll während des Aufstands weinend auf dem Boden des Palasts gelegen haben.
Sie weigerte sich zu gehen, weigerte sich einzusehen, dass sie gehen musste. Sie soll ihren Sohn bis zuletzt
bedrängt haben, die Nachfolge von Husni Mubarak anzutreten. Hauptsache, die Macht blieb in der
Familie.
Beim libyschen Diktator Muammar al-Gaddafi denkt man vielleicht zuerst an seine ukrainische
Krankenschwester und seine weiblichen Bodyguards - und dann erst an seine Frau. SafiaFarkash,
ebenfalls gelernte Krankenschwester, hat genauso erfolgreich ihr Land ausgeplündert wie ihre
Kolleginnen aus Tunesien und Ägypten.
Gaddafis Tochter Aisha, gerne als die Claudia Schiffer der arabischen Welt beschrieben, machte übrigens
Karriere als Anwältin; sie gehörte zu den Verteidigern des irakischen Diktators Saddam Hussein. Auch
sie spielte ihre Rolle im System Gaddafi - als Paradebeispiel für die Durchsetzung von Frauenrechten in
seinem Land. Während des Bürgerkriegs ist sie mit ihrer Mutter über die Grenze nach Algerien geflohen.
Safia Gaddafi hat sich selten in den Vordergrund gedrängt, aber gelegentlich hat sie sich in westlichen
Medien als brave Hausfrau und Mutter porträtieren lassen - immer dann, wenn es galt, den Tyrannen als
treusorgenden Ehemann zu zeigen. 1980 barmte sie vor US-Reportern, sie sei so zartbesaitet, dass ihr
selbst der "Anblick eines toten Huhns" Angst einflöße. Das sollte im Umkehrschluss über Gaddafi sagen:
"Wenn ich auch nur den Verdacht hegen würde, dass er ein Terrorist sein könnte, würde ich nicht mit
ihm leben und Kinder zeugen können. Er ist einfach nur ein Mensch."
Die Medien im Westen gieren offenbar nach Hochglanzfotos von jungen, modernen, bestens ausgebildeten
Frauen aus dem Nahen und Mittleren Osten. Möglichst nach dem Vorbild der jordanischen Königin Rania, die in
einem Ranking von "Harper'sBazaar" als drittschönste Frau der Welt geführt wird. Als Asma al-Assad im Jahr
2000 auf der Bildfläche erschien, schien sie dieses Verlangen perfekt zu bedienen. "Es ist schon sehr
merkwürdig", sagt Karim Bitar vom Pariser Institut für Internationale Beziehungen, "dass die Assads vor der
Revolution bei allen als fortschrittliches, junges Paar galten." Erst mit Beginn des Arabischen Frühlings seien
"kalte, selbstsüchtige Züge" erkennbar geworden.
Asma kam in London zur Welt, ihre Eltern waren Syrer, der Vater Kardiologe, die Mutter Diplomatin. Sie wuchs
in einer kieselgrauverputzten Doppelhaushälfte in Acton auf, ging erst auf die Grundschule der Anglikanischen
Kirche und später auf eine angesehene Privatschule. Sie studierte Informatik am King's College in London und
fand einen Job als Investmentbankerin bei JP Morgan. Die Assads kannte sie schon von Kind auf; sie war zehn
Jahre jünger als Baschar, der nach England übersiedelte, um Augenheilkunde zu studieren.
Mit diesem Hintergrund eignete sie sich hervorragend als freundliches Gesicht eines Regimes, das seinem Volk
Reformen versprach. Als sie in einem Interview gefragt wurde, ob sie nicht zögern würde, ihren schönen Job und
das MBA-Studium für die Rolle einer First Lady in Syrien aufzugeben, antwortete Asma zuckersüß: "Wer würde
schon Harvard den Vorzug über die Liebe geben?" Sie würde natürlich ihre Expertise sowie ihre Fähigkeit,
"auch unter enormem Druck zu arbeiten", in den Dienst diverser NGO einbringen, deren Vorsitz sie nun
übernehmen sollte.
In Damaskus ließ sich das Paar gerne dabei beobachten, wie es abends ausging oder mit dem Auto durch die
Stadt kurvte. Das Bild, das sie der Welt vermitteln wollten, war das eines jungen, unbekümmerten Paars, das die
Bequemlichkeiten einer eigenen Luxuswohnung dem Pomp und Protz eines Palasts vorzog. Ein großer Auftritt
gelang Asma einmal in Paris, wo sie unter den Augen der heutigen IWF-Chefin Christine Lagarde eine
vielbeachtete Rede hielt - ohne Redemanuskript, völlig frei. In einem Interview mit CNN verurteilte sie 2009 die
israelische Offensive im Gaza-Streifen als "barbarisch" und verlangte das sofortige Ende der Kampfhandlungen "als Mutter und als Mensch". "Wir leben im 21. Jahrhundert. Wie kann so etwas in unserer Zeit noch geschehen?
Unglücklicherweise geschieht es eben doch", sagte sie in ihrem bedächtigen britischen Akzent. Worte, die sie
jetzt verfolgen dürften.
Ganz am Anfang, als sie in die Rolle der fotogenen First Lady hineinwuchs, versuchte sie noch Abstand zu
wahren. Im Gespräch mit NBC sagte sie einmal: "Das ist nur, was ich tue, und nicht, was ich bin. Ich werde
immer die Person sein, die ich war, bevor ich den Präsidenten geheiratet habe."
Dieser Text stammt aus dem "Guardian". Übersetzung: Olaf Kanter
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01. März 2012, 15:02 Uhr
Studie zu Muslimen
Stunde der Angstmacher
Von Anna Reimann und Oliver Trenkamp
Eine Studie über junge Muslime sorgt für Aufregung - Innenminister Friedrich warnt prompt vor Fanatismus.
Tatsächlich eignet sich das Papier kaum als Munition in der Integrationsdebatte. Es liest sich vielmehr wie ein
Aufruf an die Deutschen, sich Fragen zu stellen.
Berlin - Das Thema Integration bringt Innenminister Hans-Peter Friedrich kein Glück. Wenn sich der CSUMann mit dem Thema befasst, kann das schon mal ziemlich schiefgehen. Unvergessen bleibt, wie er zur
Empörung der Migranten-Gemeinschaft erklärte, der Islam gehöre nicht zu Deutschland. Und jetzt ist es wieder
mal so weit.
Die "Bild"-Zeitung berichtet über eine Studie zu Muslimen aus seinem Hause - und schlägt Alarm. Von einer
"Schock"-Studie ist die Rede, die zu belegen scheint, dass muslimische Migranten mehr oder weniger ein
Unglück für Deutschland sind.
Garniert wurde der Artikel mit einem knackigen Zitat des Innenministers. Man "akzeptiere nicht den
Import autoritärer, antidemokratischer und religiös-fanatischer Ansichten. Wer Freiheit und Demokratie
bekämpft, wird hier keine Zukunft haben", sagte Friedrich.
Das Problem für Friedrich: Fach-Abgeordnete seiner eigenen Koalition wussten gar nicht, worüber er da
eigentlich spricht. Die Studie, um die es ging, wurde erst am Donnerstagmittag auf der Homepage des
Ministeriums online gestellt. Eine öffentliche Vorstellung des Papiers gab es nicht, vielleicht auch, weil
Friedrich selbst die mehr als 700 Seiten Studie nicht fassen konnte. Auch die Opposition schießt sich auf ihn
ein. Friedrich selbst zeige keine Integrationsbereitschaft, sagte Grünen-Mann Volker Beck.
Doch damit nicht genug: Vor allem ist die Untersuchung weitaus differenzierter, als es die von Friedrich mit
verursachte Aufregung vermuten lässt. Sie eignet sich kaum, um Reflexe zu bedienen. Es geht in dem Papier mit
dem Titel "Lebenswelten junger Muslime in Deutschland" detailliert um die Einstellung von deutschen,
nichtdeutschen Muslimen und nichtmuslimischen Deutschen. Es geht um Antisemitismus, es geht um das
Gefühl, abgelehnt zu werden, es geht um Vorurteile gegenüber dem Westen, Religiosität, Sarrazin - und darum,
wie das alles zusammenhängt. Wohlgemerkt lassen sich die Ergebnisse der Studie nicht auf alle Muslime in
Deutschland hochrechnen - das betonen auch die Forscher nachdrücklich. Sie schreiben sogar: Man dürfe es
nicht.
Studie: Muslimische Lebenswelten sind höchst ambivalent
Sie haben 717 zufällig ausgewählte junge Muslime angerufen - das erste Mal im Herbst 2009, das zweite Mal
wurde etwa die Hälfte dieser Gruppe im Jahr darauf befragt. Außerdem riefen sie bei rund 200 deutschen
Nichtmuslimen an, um einen Kontrollwert zu haben. Die Wissenschaftler haben zudem Tausende Einträge in
Internetforen ausgewertet, die von Muslimen genutzt werden. Sie haben die Berichterstattung deutscher,
türkischer und arabischer TV-Sender analysiert. Auch haben sie Gespräche mit muslimischen Familien geführt,
allerdings nur relativ wenige - an der Interviewstudie nahmen lediglich 18 Muslime teil.
Gleich am Anfang der Studie steht ein Zitat eines Befragten, das einen Hinweis gibt, worum es den Forschern
tatsächlich geht. "Du bist so durcheinander zwischen den Welten." Es ist ein Einstieg, der sich nicht dazu eignet,
Ressentiments auf irgendeiner Seite zu bedienen. So geht es weiter. In dem Papier steht Beruhigendes - und
Besorgniserregendes - für alle Seiten.
In ihrem Fazit betonen die Forscher deshalb:

Es gebe nicht die eine muslimische Lebenswelt in Deutschland, sondern zahlreiche ambivalente.

Außerdem zeige die Untersuchung, dass sich alle in Deutschland lebenden Generationen unabhängig
von ihrer Religiosität und dem Grad der Integration in die deutsche Gesellschaft mehrheitlich deutlich vom
islamistischen Terrorismus distanzierten. Sie litten allerdings unter der Pauschalverurteilung der Muslime als
Terroristen.

Die Mehrheit aller Befragten sei zudem bestrebt, sich zu integrieren - sie wollen ihre Herkunftskultur
bewahren und gleichzeitig die deutsche Mehrheitskultur annehmen.

In der Gruppe der nichtdeutschen Muslime hätten allerdings 48 Prozent starke
Separationsneigungen. Außerdem gebe unter den 14- bis 32-jährigen befragten nichtdeutschen Muslimen
eine große Gruppe von "stark Religiösen" mit starken Abneigungen gegenüber dem Westen, tendenzieller
Gewaltakzeptanz und ohne Integrationstendenz - 24 Prozent. Und das sehen auch die Forscher
problematisch. Sie erklären sich das auch mit traditioneller Religiosität, autoritären Einstellungen, der
Orientierung an "Macht" und "Erfolg".
Es ist dieses letzte Ergebnis, auf das Friedrich seine Kommentar verengt hat - aber es ist ein Befund, der sich
auch als Aufforderung zu einer sachlichen Debatte der deutschen Gesellschaft liest. Warum kann Deutschland
vor allem die jungen Muslime nicht gewinnen? Die, von denen die meisten hier geboren sind? Ist das nicht auch
als riesiges Versäumnis der deutschen Gesellschaft zu lesen? Und wie ist der Zusammenhang zwischen
Zugehörigkeitsgefühl und der deutschen Staatsbürgerschaft, den die Studie immer wieder herstellt? Haben die
"integrationsunwilligen" jungen Muslime keinen deutschen Pass, weil sie sich nicht integrieren wollen - oder
wollen sie sich nicht integrieren, weil sie keinen deutschen Pass haben?
Und was hat nun Sarrazin damit zu tun?
Für all jene, die sich integrieren wollten, sei das jedenfalls eine große Herausforderung, schreiben die
Wissenschaftler: Muslime in Deutschland müssten ein positives Selbstbild entwickeln, auch wenn sie sich als
Muslime oft abgelehnt fühlen.
Der Forscher Wolfgang Frindte, der maßgeblich an der Studie beteiligt war, geht in einem Exkurs auch der Frage
nach, was die Diskussion um die Sarrazin-Thesen mit den Ergebnissen der Befragung zu tun haben könnte. Denn
die Telefoninterviews mit den jungen Muslimen wurden vor und nach dem Höhepunkt der Debatte geführt. "So
fällt auf, dass vor allem zwischen den nichtdeutschen Muslimen "vor" und "nach" Sarrazin bedeutsame
statistische Unterschiede hinsichtlich der abgefragten Einstellungen und Meinungen bestehen. Die "nach
Sarrazin" Befragten geben deutlich stärker zum Ausdruck, dass die Muslime die Kultur ihres Herkunftslandes
bewahren sollten. Auch Vorurteile gegenüber Juden, dem Westen oder religiös-fundamentalistische
Überzeugungen seien stärker. Es liege nahe, dass die Debatten um Sarrazin "einen von niemandem gewollten
Effekt" gehabt hätten, nämlich "dass sich die nichtdeutschen Muslime noch weiter aus der Mehrheitsgesellschaft
ausgeschlossen wahrgenommen haben und deshalb mit noch stärker ausgeprägten Vorurteilen und noch stärkerer
Abgrenzung reagiert haben".
Die Wissenschaftler kommen zu einem Ergebnis, das wie eine direkte Aufforderung an Innenminister Friedrich
zu verstehen ist: Es müsse Muslimen leichter gemacht werden, beide kulturelle Identitäten in Deutschland zu
leben - damit könne auch der Radikalisierung vorgebeugt werden. "Die häufig problematisierte Diskriminierung
von Muslimen durch Mitglieder der Mehrheitsgesellschaft beeinflusst diese Prozesse negativ."
Thilo Sarrazin selbst nutzt die Aufregung um die Studie für eigene Zwecke. Der Zeitung "Die Welt" sagte er, er
fühle sich "glänzend" bestätigt. Die Parteien müssten, "die Wirklichkeit der muslimischen Einwanderung mit
mehr Realismus und weniger Wunschdenken" sehen.
Am Nachmittag schließlich hörte sich dann die Stellungnahme Friedrichs schon deutlich anders an. "Die
Muslime in Deutschland lehnen Terrorismus kategorisch ab", sagte er. Es liege in der Verantwortung der
Medien, "nicht den Fokus auf eine kleine Minderheit, die Probleme macht", zu richten. Die Studie habe auch
ergeben, dass sich viele junge Muslime ungerecht behandelt und unter Generalverdacht gestellt fühlten.
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Muslime Was die Integrationsstudie wirklich sagt
Eine Untersuchung zu jungen Muslimen sorgt für Furore. Dabei zeigt sie nur: Deutsche und Einwanderer
müssen sich für bessere Integration gemeinsam anstrengen.
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Von: Lisa Caspari
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Datum: 01.03.2012 - 19:40 Uhr
An der Friedrich-Schiller-Universität in Jena ist man fassungslos: Eineinhalb Jahre hat ein Team aus
Psychologen, Soziologen und Kommunikationswissenschaftlern akribisch geforscht. Wie es wirklich steht um
die Lebenswelten junger Muslime in Deutschland, das wollten die Wissenschaftler gemeinsam mit Kollegen
anderer Universitäten und einem Sozialforschungsinstitut herausfinden.
Die Forscher haben möglichst genau gearbeitet. Sie wollten endlich empirisch belastbare Aussagen treffen
können. Eine 750 Seiten starke Schrift ist entstanden, die am Donnerstagmittag veröffentlicht werden sollte.
Doch dann das: "Studie belegt: Jeder fünfte Muslim in Deutschland will sich nicht integrieren", schrieb schon
am Donnerstagmorgen die Bild-Zeitung. Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) erhob in dem
Zeitungsbericht sogleich den mahnenden Zeigefinger: "Wer Freiheit und Demokratie bekämpft, wird hier keine
Zukunft haben."
Ärger wegen einseitiger Darstellung
Die Mitarbeiter der Studie seien "emotional erregt" gewesen über dieses einseitige Urteil, sagt Projektleiter
Wolfgang Frindte ZEIT ONLINE. "Da ist ein kleines Detail in den Mittelpunkt gerückt worden", betont der
Jenaer Professor für Kommunikationswissenschaften. Denn das sehr komplexe Forschungsergebnis lässt sich
nicht in eine knackige Überschrift fassen. Es ist vielmehr so ambivalent wie das Leben. Das Resümee der
Forscher besagt nämlich vor allem eines, etwas eher Altbekanntes: "Integration ist ein wechselseitiger Prozess,
der nur bei gemeinsamem Engagement sowohl der Migranten als auch der deutschen Mehrheitsbevölkerung
gelingen kann."
Muslime wollen sich integrieren, aber Herkunft nicht aufgeben
Die Studie näherte sich auf mehreren Wegen der Lebenswirklichkeit der Muslime. Die Wissenschaftler haben
sechs Familien und die in ihr lebenden Generationen ausführlich interviewt, sie haben eine Telefonbefragung
von mehr als 700 deutsch-, arabisch- und türkischsprachigen jungen Menschen durchgeführt, sie haben über
6.700 Postings in muslimischen Internetforen ausgewertet.
Folgende Hauptergebnisse lassen sich zusammenfassen: Die meisten Muslime fühlen sich in Deutschland wohl.
Vor allem die hierzulande geborenen Mitglieder der Einwandererfamilien identifizieren sich stark mit der
Bundesrepublik. Gleichzeitig haben fast alle auch eine starke Bindung zu ihrer Heimatkultur, sie möchten diese
muslimische Identität nicht völlig aufgeben.
Muslime finden, dass ihnen die deutsche Bevölkerung sehr distanziert gegenübertritt. Sie werden das Gefühl
nicht los, dass von ihnen totale Assimilation verlangt wird. Tatsächlich unterhalten viele Muslime eher soziale
Beziehungen zu anderen Muslimen, einfach weil sie diese als "vertraut und inniger empfinden".
Ein für die Integrationswilligkeit wichtiger Aspekt, das sagen auch die Forscher, scheint für Muslime das Gefühl
zu sein, von ihrer deutschen Umwelt akzeptiert zu werden. So stellten die Forscher eine stärkere Betonung der
eigenen muslimischen Identität bei ihren Befragten fest, nachdem 2010 Thilo Sarrazin ein
integrationsskeptisches Buch veröffentlicht und damit für Verunsicherung und Verärgerung bei den Muslimen
gesorgt hatte. Die Autoren der Studie betonen aber, dass man aus dieser Beobachtung nur bedingt empirisch
belastbare Schlüsse ziehen könne.
Ein statistisch signifikantes Ergebnis hingegen ist, dass Muslime mit deutschem Pass eine stärkere
Bereitschaft zeigen, sich zu integrieren, als Muslime mit ausländischer Staatsangehörigkeit. Die Forscher
definieren Integration als das "Bewahren der traditionellen Herkunftskultur und die gleichzeitige
Bereitschaft zur Übernahme der deutschen Mehrheitskultur". 78 Prozent der deutschen Muslime
zwischen 18 und 32 Jahren befürworten laut der Studie Integration, 52 Prozent der Muslime
ausländischer Nationalität. Für die anderen heiße das erst einmal nur, dass diese sich im Moment noch
eher ihrer Herkunftskultur verbunden fühlten.
Islamistischer Terrorismus wird von den allermeisten befragten Muslimen abgelehnt, und zwar unabhängig
davon, wie religiös sie sind. Es wird kritisiert, dass der Islam von vielen Deutschen und vielen deutschen Medien
pauschal mit Terrorismus gleichgesetzt wird.
Im Vergleich zu Nichtmuslimen haben Muslime stärkere Vorurteile gegenüber den USA und Israel, sie werfen
Deutschland vor, sich nicht genug für die Belange der Palästinenser einzusetzen. Manch einer legitimiert
"Gewalt als Mittel zur Verteidigung der islamischen Welt gegen die Bedrohung durch den Westen". Allerdings
verweisen die Forscher darauf, dass damit nicht "persönliche Gewaltbereitschaft" gemeint ist. Viele Muslime
glaubten aber, der Westen wolle ihre Religion verdrängen.
Studie befragte nur junge Muslime
Kernstück der Studie ist eine Telefonumfrage unter Muslimen und Nichtmuslimen im Alter von 18 bis 32
Jahren. Es handelt sich also um sehr junge Teilnehmer, die noch in der Ausbildung sind oder arbeitslos: 60
Prozent der Befragten gingen laut der Studie keinem Beruf nach. "Viele von ihnen fühlen sich von der
Gesellschaft abgehängt und diskriminiert", sagt Forscher Frindte. Er spricht von "leider bekannten Problemen
vieler Jugendlicher mit Migrationshintergrund."
Diese Information ist wichtig, um das von der Bild-Zeitung zitierte Ergebnis richtig einordnen zu können, denn
keinesfalls ist es repräsentativ für alle in Deutschland lebenden Angehörigen der Religionsgruppe: 15 Prozent
der deutschen Muslime und 24 Prozent der Muslime ohne deutschen Pass im Alter von 18 bis 32 Jahren
fallen in eine Gruppe, die die Wissenschaftler als "streng religiös mit starken Abneigungen gegenüber
dem Westen, tendenzieller Gewaltakzeptanz und ohne Integrationstendenz" bezeichnen. Das ist eben
nicht "jeder fünfte" aller in Deutschland lebende Muslime, wie in der Schlagzeile der Bild angedeutet.
Doch diese jungen Menschen haben tendenziell mehr private Kontakte mit Muslimen als andere
Vergleichspersonen, sie informieren sich in deutschen Privatsendern oder im türkischen Fernsehen statt in den
Programmen ARD oder ZDF, sie suchen Hilfe für allgemeine Lebensprobleme eher in der Moschee oder auf
fundamentalistischen Websites. Dabei sind sie laut Frindte nicht weniger gebildet als gemäßigtere Muslime.
Die Gruppe hebt im Vergleich zu anderen Muslimen oder Nichtmuslimen die Wichtigkeit von Respekt
gegenüber familiären und religiösen Gebräuchen mehr hervor und sagt häufiger, es mache sie wütend, wenn
Muslime als Terroristen vorverurteilt würden. Nicht jeder Muslim, der in diese Gruppe fällt, muss bei jedem der
genannten Aspekte besonders extreme Einstellungen haben, darauf verweist Forscher Frindte im Gespräch mit
ZEIT ONLINE. Die Gruppe der bei all diesen abgefragten Merkmalen extrem Eingestellten sei minimal: Bei den
Muslimen mit deutschem Pass waren es nur vier, bei denen mit ausländischem Pass nur zwölf Befragte.
Frindte ist außerdem ein weiterer, einordnender Vergleich wichtig. Auch in der Forschung zu Vorurteilen, die
Deutsche gegenüber Muslimen oder Juden haben, würden verschiedene Einstellungen abgefragt und schließlich
zu einem Gesamtbild gebündelt. Auch hier ergebe sich regelmäßig, dass bis zu einem Viertel aller Deutschen
bedenkliche Ansichten vertrete.
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Quelle: ZEIT ONLINE
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Adresse: http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2012-03/studie-integrationmuslime/komplettansicht
http://www.welt.de/politik/deutschland/article13901503/Man-ist-so-durcheinander-zwischen-denWelten.html?wtmc=Newsletter.NL_Persoenlich
INTEGRATIONSSTUDIE
Autor: Alan Posener|03.03.2012
"Man ist so durcheinander zwischen den Welten"
Wollen sich Muslime in Deutschland nicht integrieren? Ist Multikulti gescheitert? Hat Sarrazin doch
recht? Die Integrationsstudie erregt die Gemüter. Hauptsächlich aus einem Grund.
Schlag nach bei Goethe: „Die Deutschen“, so der Weimarer Geheimrat, „und nicht sie allein besitzen
die Gabe, die Wissenschaften unzugänglich zu machen.“ Der Spruch wird in der Studie „Lebenswelten
junger Muslime in Deutschland“ zitiert, die im Auftrag des Bundesinnenministeriums erstellt wurde. Und
die Rezeption der Studie kann als Beleg dafür dienen, dass Goethe recht hat. 764 Seiten umfasst die
Arbeit der Psychologen, Soziologen und Kommunikationswissenschaftler aus Jena, Bremen, Linz und
Weimar, doch deren Aussage wurde – unmittelbar nach der Veröffentlichung am Donnerstag um
11.30 Uhr – in der medialen Darstellung und öffentlichen Diskussion weitgehend auf die Feststellung
reduziert, 22 Prozent der deutschen und 48 Prozent der nicht deutschen jungen Muslime würden die
Integration ablehnen.
Die Reaktionen waren so schnell wie vorhersehbar. Die Integrationsbeauftragten von FDP, CDU,
SPD und Grünen betonten, die Studie, die sie unmöglich bis dahin gelesen haben könnten, sei
unwissenschaftlich und tendenziös.
Man erinnerte daran, dass Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) der Feststellung seines
Vorgängers Wolfgang Schäuble und des ehemaligen Bundespräsidenten Christian Wulff (beide CDU),
der Islam gehöre zu Deutschland, widersprochen habe.
Die Tatsache, dass die entscheidenden – negativen – Zahlen einen Tag vorher in der „Bild“-Zeitung
zu lesen gewesen waren, deutete selbst eine seriöse Kommentatorin wie Marietta Slomka im ZDF als
Beleg für eine Skandalisierungsabsicht des Innenministers.
Auf der anderen Seite fühlte sich Thilo Sarrazin „glänzend bestätigt“, obwohl die Studie ausdrücklich
feststellt, die Diskussion um sein Buch habe der Integration der Muslime in Deutschland geschadet.
Und Minister Friedrich legte zwei Tage nach Veröffentlichung der Studie in der „Bild“ mit der
Behauptung nach: „Die Multi-Kulti-Illusion ist gescheitert!“
"Bindestrich-Identität“ als Deutschtürken
Obwohl die Studie ausdrücklich fordert, den Muslimen ein „bikulturelles“ Leben in Deutschland zu
ermöglichen, also eine „Bindestrich-Identität“ als Deutschtürken oder deutsche Muslime, bei der sie
„ihre traditionelle Herkunftskultur bewahren und gleichzeitig die deutsche Mehrheitskultur
übernehmen“.
Noch einmal Goethe: „Gottes ist der Orient! / Gottes ist der Okzident! / Nord- und südliches Gelände /
Ruht im Frieden seiner Hände.“ Mit diesem Vers aus dem „West-östlichen Divan“ schließt die Studie.
Man darf das zunächst ruhig als frommen Wunsch bezeichnen. Denn die gegenseitigen Vorbehalte
sind groß.
In Mehrgenerationen-Interviews mit muslimischen Familien und in Telefoninterviews mit
jungen Muslimen zwischen 14 und 32 Jahren zeigten sich im Vergleich zur Kontrollgruppe der
deutschen Nichtmuslime im Durchschnitt stärkere Vorurteile, teilweise sogar stark negative
Emotionen gegenüber dem Westen und gegenüber Juden, stärker ausgeprägte religiösfundamentalistische Einstellungen, eine größere Distanz gegenüber der Demokratie und eine
höhere Akzeptanz ideologisch begründeter Gewalt „als Mittel zur Verteidigung gegen die
Bedrohung durch den Westen“ – etwa in Afghanistan oder dem Irak und besonders gegen
Israel.
Besorgniserregender Befund
Wer den Befund nicht besorgniserregend findet oder mit „Diskriminierungserfahrungen“ wegerklären
will, muss sich den Vorwurf der Verharmlosung gefallen lassen.
Auf der anderen Seite gibt es natürlich Vorurteile und Diskriminierung. Nur etwa 4,6 bis 5,2 Prozent
der deutschen Bevölkerung – das sind zwischen 3,8 und 4,3 Millionen Menschen – sind Muslime.
Dennoch meinen 46,1 Prozent der Deutschen, es lebten hier zu viele Muslime. 52,5 Prozent stimmen
der Aussage zu: „Der Islam ist eine Religion der Intoleranz.“ 17,1 Prozent der Deutschen (und 22
Prozent der Europäer) glauben: „Die Mehrheit der Muslime findet islamistischen Terrorismus
gerechtfertigt.“
Tatsächlich fand die jetzige Studie, dass selbst in der Gruppe der „streng religiösen Muslime mit
starken Abneigungen gegenüber dem Westen, tendenzieller Gewaltakzeptanz und ohne
Integrationstendenz“ (15 Prozent der deutschen und 24 Prozent der nicht deutschen Muslime) der
islamistische Terrorismus mit großer Mehrheit abgelehnt wird.
Wie Goethe sagte: „Man hält die Menschen gewöhnlich für gefährlicher als sie sind.“ Dazu passt auch
der Befund, dass 77 Prozent der deutschen Muslime glauben, durch „die Teilnahme an politischen
Prozessen“ ihre Integration zu fördern. In Frankreich hingegen glauben nur 49 prozent an die
Wirksamkeit der Politik, in Großbritannien nur 54 Prozent.
Durcheinander zwischen den Welten
Woher kommt aber die „zurückhaltende, die eigene Herkunftskultur betonende Haltung“ von etwa der
Hälfte der nicht deutschen und immerhin fast einem Viertel der jungen deutschen Muslime? „Man geht
raus, und wenn ich rausgehe, sehe ich, wie jemand trinkt, und jemand macht das und das, was in
meiner Religion verboten ist …, und manchmal ist man so deprimiert, man ist so fertig, dass man als
Einziger das nicht darf und alle anderen machen das. Man ist so durcheinander zwischen den
Welten.“ So schildert einer der Interviewpartner aus der dritten Generation seine Situation.
Wenn es denn tatsächlich eine „Multikulti-Illusion“ gegeben hat, dann dehalb, weil urbane,
aufgeschlossene Deutsche die unterrgeordnete Rolle der Religion in ihrem eigenen Leben übertragen
haben auf die Muslime und darum den kulturellen Unterschied auf eher folkloristische Elemente
reduzierten.
Die Studie stellt dagegen fest, dass es zwar bei den muslimischen Gesprächspartnern
verschiedene Grade der Religiosität gab, „von streng traditionell gebunden“ (insbesondere bei
den Sunniten) „bis moderat-säkular“ (vor allem bei Aleviten und bei Schiiten aus dem Iran).
„Aus den Lebenswelten wegzudenken war der Islam jedoch bei keinem der Teilnehmer.“
Empfehlung: Bis Seite 638 durchkämpfen
Der Bürgermeister von Berlin-Neukölln, Heinz Buschkowsky (SPD) fasste den Zusammenhang von
sozialen Faktoren und Religiosität im Deutschlandfunk so zusammen: „Aus meiner Sicht sind das
häufig kompensatorische Dinge. Es handelt sich dann um Jugendliche, die den Weg in die
Gesellschaft nicht gefunden haben, die auch in der Schulbildung ein bisschen zurückgeblieben sind.
Die sehen plötzlich, andere haben alles das, was sie haben wollen, sie können es nicht haben, sie
fühlen sich subjektiv ausgegrenzt, benachteiligt, und dann suchen sie nach einem Ventil, das ihnen
sagt, ich bin doch wer, ich bin gut, ich bin kein Versager. Und dann gibt es eben auch Prediger, es gibt
Imame, die sich bewusst an diese jungen Menschen wenden und sagen, komm zu mir, ich zeige dir
das Heil, ich zeige dir, wie gut du bist und warum die anderen schlecht sind ... Mich erschüttert und
überrascht diese Studie nicht sehr.“
Was ja nicht heißt, dass man daraus keine Schlussfolgerungen ziehen sollte. Vorschnelle Kritiker und
Bejubler der Studie sollten sich etwa bis Seite 638 durchkämpfen, wo Integration wie folgt definiert
wird: „Beibehalten der Herkunftskultur bei gleichzeitigem Übernehmen der neuen Mehrheitskultur“,
und wo kritisiert wird, dass die Deutschen, „wenn sie von ‚Integration‘ der Muslime sprechen, wohl
eher eine Assimilation (also Anpassung) an ihre, die deutsche, Kultur erwarten“.
Minarett- und Kopftuchverbote stärken Extremisten
Und entgegen der simplen Rechnung, die den Islam mit Intoleranz gleichsetzt, betonen die Forscher:
Die „in die kulturelle Identität eingebettete Religiosität zeigte in unseren Interviews keinen
Zusammenhang mit Radikalisierung.“
Die Forscher gehen davon aus, dass „islamistische Radikalisierung eher aus dem Erleben einer
kulturellen Entwurzelung entsteht. Demzufolge radikalisieren sich eher solche Muslime, die die
Beziehung zur Herkunftskultur verloren haben und sich gleichzeitig von der Aufnahmekultur abgelehnt
und stigmatisiert fühlen.“
Deshalb würden etwa „Minarett- und Kopftuchverbote“ Extremisten stärken. Die doppelte
Staatsbürgerschaft könne die „Bikulturalität“ fördern. Das seien Schlussfolgerungen, so der Sprecher
des Innenministeriums Jens Teschke, „die wir anders sehen“.
Johann Wolfgang von Goethe freilich hätte wohl zugestimmt: „Wer sich selbst und andre kennt, wird
auch hier erkennen: Orient und Okzident sind nicht mehr zu trennen."
http://www.welt.de/politik/deutschland/article13924439/Islamistische-Kampflieder-auf-den-Index-gesetzt.html
Der Beat des Dschihad
Drucken Bewerten Autor: Florian Flade| 08:02
Islamistische Kampflieder auf den Index gesetzt
Erstmals werden in Deutschland islamistische Kampflieder als jugendgefährdend eingestuft und auf den Index
gesetzt. Sie radikalisieren viele junge Muslime.
Am frühen Vormittag des 2. März 2011 verließ Arid U. die Wohnung seiner Eltern im Frankfurter Stadtteil
Sossenheim. Als sich der 21-jährige Deutsch-Kosovare auf dem Weg zum Frankfurter Flughafen machte, hörte
er Musik über seinen iPod.
Gegen 13.30 Uhr lief ein Lied, gesungen von einem Bonner Islamisten, der vor Jahren in ein Terrorcamp in
Pakistan ausgewandert war: "Die Schreie wurden lauter, die Wunden nahmen zu, die unerfüllte Pflicht, sie ließ
mir keine Ruh'. Noch heute muss ich gehen, morgen wär' es schon zu spät. Mutter bleibe standhaft, dein Sohn ist
im Dschihad!"
Um 14.55 Uhr stieg U. in einen US-Militärbus am Flughafen Frankfurt und erschoss zwei amerikanische
Soldaten.
Über das Internet blitzschnell radikalisiert
In den Wochen vor seiner Bluttat hatte sich der Attentäter über das Internet blitzschnell radikalisiert.
Entscheidenden Beitrag zur Wandlung des inzwischen zu lebenslanger Haft verurteilten Arid U. hin zum
fanatischen Gotteskrieger sollen islamistische Kampflieder, sogenannte "Anashid", geleistet haben.
Die "Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien" (BPjM) setzte nun erstmals drei solcher DschihadSongs auf den Index. Auf Anregung des Berliner Verfassungsschutzes vom Oktober 2011 hatte die
Behörde ein gutes Dutzend islamistische Kampflieder des ehemaligen Rap-Musikers und bekennenden
Islamisten Denis C. (alias "Deso Dogg") geprüft. Jetzt sollen die Dschihad-Hymnen aus dem Internet
verschwinden.
Der aus Berlin-Kreuzberg stammende Denis Mamadou C. (36) produzierte vor einigen Jahren noch unter
seinem Künstlernamen "Deso Dogg" sogenannten "Gangster-Rap". Inzwischen gehört Denis C. der
radikalislamischen Salafiten-Szene an und veröffentlicht über die Videoplattform Youtube regelmäßig
Acapella-Songs mit militant-islamistischem Inhalt.
Bin Laden – "Der schönste Märtyrer dieser Zeit"
"Diese in Deutschland produzierten und verbreiteten Kampf-Naschids erklären den militanten Dschihad
zu einem untrennbaren Bestandteil muslimischer Glaubenspraxis", heißt es in einer Mitteilung der
Bundesprüfstelle. "Sie fordern junge Muslime zur Teilnahme am Dschihad auf und bewerben den
'Märtyrertod' als nachzuahmend."
DAS GILT ERST RECHT FÜR DEN KORAN, DER MIT DENSELBEN GRÜNDEN VERBOTEN WERDEN
MUSS (m.Z.)
Seit Ende 2010 hatte Denis C., der sich mittlerweile "Abu Talha" nennt, eine Reihe von Anashid über
Youtube und islamistische Webseiten veröffentlicht und teilweise auch öffentlich bei Islam-Seminaren in
Moscheen gesungen.
In den Songtexten preist C. den Kampf gegen die Ungläubigen und fordert Muslime zur Auswanderung
nach Afghanistan und Somalia auf. Den getöteten Al-Qaida-Führer Osama bin Laden nennt der
Islamisten-Rapper, gegen den die Staatsanwaltschaft Berlin aktuell wegen des Verdachts der
Volksverhetzung ermittelt, "den schönsten Märtyrer dieser Zeit".
"Wir halten die Linie, bis der Tod zu uns kommt!"
Drei Anashid von C. gelten nun offiziell als jugendgefährend – "Mu´mina" (Gläubige), "Wofür wir
stehen", "Mujahid lauf". Letzteres wurde von der Bundesprüfstelle sogar in Teil D ("schwer
jugendgefährdend“ mit möglicher strafrechtlicher Relevanz) auf die Liste jugendgefährdender Medien
aufgenommen, die anderen beiden Lieder werden unter Teil C ("jugendgefährend") geführt.
Im Liedtext von "Mujahid lauf" heißt es: "Mujahid lauf, Mujahid kämpf! Guck' wie der Kafir stirbt und
brennt! (...) Allah hat versprochen, der Sieg wird kommen (...) Shahada ist der Lohn, ja Shahada ist der
Lohn! (...) Wir halten die Linie, bis der Tod zu uns kommt! Unser Ziel ist die Scharia, bis der Tod zu uns
kommt!"
Das Lied "Wofür wir stehen" sieht der Berliner Verfassungsschutz als eindeutige Glorifizierung von
Krieg und Märtyrertod. Darin singt Denis C.: "Mein Herz schlägt für Dschihad, bis zum jüngsten Tag!
(...) Der Weg ins Paradies - der beste Sieg! Das Schwert, das niemals ruht – aus Liebe geben wir unser
Blut!"
Junge Muslime werden durch die Songs radikalisiert
Eine Analyse des Landesamtes für Verfassungsschutz Berlin warnt vor der Wirkung der islamistischen
Rap-Songs. Sie radikalisieren junge Muslime mit ihrem extremistischen Inhalt und der vermeintlichen
Autorität ihrer Macher. "Der Dschihad wird zum untrennbaren Bestandteil des Islam erklärt und als
gerechte Sache verbrämt", so die Verfassungsschützer.
"Kampf-Naschids zielen insbesondere auf Jugendliche ab – ganz gleich, ob diese als Muslime geboren
oder Konvertiten sind", heißt es in einer Analyse des Berliner Verfassungsschutzes. Den Jugendlichen
bleibe beim Hören der Lieder unklar, dass sie mit militant-salafistischer Ideologie indoktriniert werden.
Die islamistischen Kampflieder präsentierten – oft in einer emotional aufgeladenen Situation – eine
harmlose und die vermeintlich einzig richtige Praktizierung des Islam.
"Jugendliche vermögen häufig nicht zu erfassen, dass sie mit Gedankengut indoktriniert werden, das den
militanten Dschihad sowie den „Märtyrertod“ zu vermeintlich essenziellen Bestandteilen des Islam
erhebt", so die Verfassungsschützer, "Hierbei spielt C. mit seiner Person und seinen Kampf-Naschids eine
besondere Rolle".
Arid U. bewunderte den Gangster-Rapper
Auch für den Flughafen-Attentäter Arid U. spielte der islamistische Rapper eine besondere Rolle. Der junge
Deutsch-Kosovare bewunderte den ehemaligen Gangster-Rapper, der sich noch im vergangenen Jahr "Abou
Maleeq" genannt hatte, und dessen Wandlung hin zum fundamentalistischen Muslim.
"Und selbst wenn jemand zum Dschihad aufrufen würde. Na und? Das ist nun mal Teil dieser schönen
Religion. Man darf nun mal Kuffar (Ungläubige) bekämpfen", schrieb Arid U. am 07. Januar 2011 auf
seine Facebook-Seite, "Abou Maleeq, ich liebe dich für Allah!"
15. März 2012, 12:23 Uhr
Private E-Mails der Assad-Familie
Tyrannen-Gattin im Shoppingrausch
Möbel für 10.000 Pfund, Pumps mit Kristallbesatz: Die privaten E-Mails des Assad-Clans, über die der
"Guardian" berichtet, liefern einen Einblick in den Alltag die Diktatoren-Familie - Shopping-Liste der First Lady
inklusive. Der Präsident vergnügt sich demnach lieber im iTunes-Store.
Damaskus/London - Der 4. Februar 2012 war einer der düstersten Tage während der blutigen Belagerung der
Stadt Homs durch die syrische Armee. Stundenlang feuerten Truppen des Assad-Regimes Granaten auf die
Rebellenhochburg, Hunderte Zivilisten sollen bei dem Beschuss gestorben sein. Einen Tag später soll Diktator
Baschar al-Assad eine E-Mail an seine Ehefrau Asma geschickt haben - und widmete ihr ein Lied des USCountry-Stars Blake Shelton. So berichtet es zumindest die britische Zeitung "Guardian".
"Ich bin wandelnder Herzschmerz/Ich hab es ganz schön verbockt/Der Mensch, der ich jetzt bin/Ist nicht der, der
ich sein will", heißt es in der Ballade "GodGaveMeYou". Den Link zum Download in Apples iTunesMusikbibliothek hatte der syrische Herrscher demnach gleich beigefügt.
Diese bizarre Episode ist nur einer der Einblicke in die private Kommunikation der Assad-Familie, die die rund
3000 E-Mails liefern, die dem "Guardian" zugespielt wurden. In ungekannter Detailfülle dokumentieren die
Dateien, wie die Herrscher-Sippe abgeschottet vom Leid im Land weiter ein Leben im Luxus genießt.
Der "Guardian" hat die Dokumente nach eigenen Angaben aus Kreisen der Opposition erhalten - und
Informationen sowie Kontaktdaten so gut es geht überprüft. Zudem wurden zahlreiche im Mail-Verkehr
benannte oder sogar dirket involvierte Personen von dem Blatt konfrontiert. Die Authentizität lässt sich trotzdem
nicht zweifelsfrei belegen.
Während das Volk im Land immer stärker unter den internationalen Sanktionen leidet - und die Armee mit
unverminderter Härte gegen die Opposition vorgeht - sorgte sich Asma al-Assad laut den "Guardian"Informationen im Januar 2012 eher um den Zustand zweier luxuriöser Nachttische. Diese waren bei einem
Möbelbauer in London bestellt worden. "Die haben unterschiedliche Lackierungen - und verschiedenfarbige
Schubladen", heißt es in einer Beschwerde-E-Mail unter dem Pseudonym "Alia". Immer wieder taucht diese
"Alia" in Bestellungen bei Geschäften in Paris und London auf. Dahinter soll sich Asma al-Assad verbergen.
Ming-Vase, kristallbesetzte Pumps - und Country-Musik aus den USA
Trotz aller Handelsbeschränkungen schaffte es die Assad-Familie offenbar problemlos, sich Lifestyle-Produkte
aus dem Westen zu besorgen. "Zehn Wochen Lieferzeit" heißt es lapidar in der Nachricht eines Mittelsmanns in
London, der im Edelkaufhaus Harrods die Shoppings-Liste aus Damaskus abarbeitete.
Auch Geldsorgen scheinen der schwerreichen Sippe weiter fremd: 10.000 britische Pfund für Kerzen und
Kronleuchter im Juli 2011; eine Blumenvase für 2650 Pfund im Monat davor; 3800 Pfund für kristallbesetzte
Damenschuhe im Februar 2012 - der "Guardian" führt die Liste ausführlich fort.
Während sich die Gattin über das Internet mit Luxusgütern versorgt, scheint der syrische Diktator selbst
besonderen Gefallen am Online-Shopping bei iTunes gefunden zu haben. Über einen Account, bei dem ein
Name und eine Anschrift in New York hinterlegt sind, stöberte Assad laut "Guardian" regelmäßig im AppleStore. Ob County-Musik, das Pop-Duo Right Said Fred oder die Hip-Hopper Chris Brown und Busta Rhymes alles fand den Weg in den Warenkorb des Machthabers.
Bezahlt wurden die Audio-Dateien offenbar über ein American-Express-Kreditkartenkonto. Auf welchen Namen
dieses Konto gemeldet ist, ist bislang unklar.
Trotz Shoppingrausch und iTunes-Faszination: Ganz ignorieren kann offenbar selbst Asma al-Assad die
dramatische Lage im Land nicht. Kurz vor dem Jahreswechsel schickte die syrische First Lady einen Link an
ihren Gatten. Dieser führt auf eine Internetseite für kugelsichere Herrenjackets.
jok/fab
URL:

http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,821524,00.html
ÄZ 9.3.12
Extremisten verhindern Ausrottung der Kinderlähmung
Polio ist weltweit fast ausgerottet. Aber kriegerische Auseinandersetzungen
und islamische Extremisten verhindern den endgültigen Sieg über die
Kinderlähmung. Vor allem in Nigeria droht ein Rückschlag.
KAPSTADT/ABUJA (dpa). Anders als in anderen Ländern sind in Nigeria die
Poliofälle im Jahr 2011 deutlich gestiegen.
Der bevölkerungsreichste Staat Afrikas wird seit Monaten von Terroranschlägen
erschüttert. Zudem sprechen sich dort islamische Sekten gegen die PolioImpfung aus.
"Sie glauben, der Impfstoff sei nicht sicher und verursache Unfruchtbarkeit",
berichtet die Sprecherin des UN-Kinderhilfswerks Unicef in Nigeria, Tommi
Laulajainen.
250.000 Kinder jedes Jahr
Poliomyelitis ist zwar weltweit zu 99 Prozent ausgerottet. Ende 2011 gab es
laut WHO nur noch rund 650 gemeldete Erkrankungen. Die wenigen Fälle
bleiben jedoch eine Bedrohung für den Rest der Welt.
Das Virus unter Kontrolle zu bringen, ist ein ehrgeiziges und teures Projekt. Als
in Kenia 2006 nach 22 Jahren erstmals wieder ein Polio-Fall entdeckt wurde,
musste das Land zehn Millionen US-Dollar investieren, um eine weitere
Ausbreitung zu verhindern.
Falls Polio also nicht in den nächsten Jahren ausgerottet wird, werden laut WHO
innerhalb der nächsten Dekade jedes Jahr wieder 250.000 Kinder gelähmt
werden. Vor allem in Nigeria droht jetzt ein herber Rückschlag.
Im muslimischen Norden des Landes, dem afrikanischen Epizentrum der
Krankheit, wird die Impfung großflächig abgelehnt. Der Terror-Anschlag auf das
UN-Gebäude in der Hauptstadt Abuja im August 2011 mit 18 Toten hatte die
Lieferungen des Impfstoffs im Land massiv erschwert. Die Zahl neuer Poliofälle
stieg sofort.
Polio weiter eine Gefahr
Auch in Pakistan und Afghanistan lehnen Gruppen wie die Taliban die Impfung
ab, berichtet die WHO. Heute ist Polio nur noch in Nigeria, Pakistan und
Afghanistan in größerem Maße verbreitet.
Doch von hier aus breitet sich das Virus erneut in Länder aus, die zuvor als poliofrei
klassifiziert worden waren. 2011 wurden wieder Fälle aus dem Tschad, der
Demokratische Republik Kongo, aus Angola, Bangladesch, Nepal, Tadschikistan und
China gemeldet.
"Solange es Poliomyelitis irgendwo gibt, bleibt das Virus überall eine Gefahr", warnt der
Direktor der US-Behörde für Krankheitsbekämpfung (CDC), Thomas Frieden.
"Wenn wir nicht wachsam bleiben, wird Polio mit Gewalt wiederkommen, mit hohen
menschlichen und finanziellen Kosten."
http://www.welt.de/vermischtes/weltgeschehen/article13922894/16-Jaehrige-begeht-nach-ZwangsheiratSelbstmord.html?wtmc=Newsletter.NL_Persoenlich
Marokko
14.03.2012
16-Jährige begeht nach Zwangsheirat Selbstmord
Amina al-Filali wurde nur 16 Jahre alt. Sie sollte eine gerichtlich angeordnete Zwangsheirat mit ihrem
Vergwaltiger eingehen. Doch sie zog den Freitod vor.
In Marokko sorgt der Selbstmord einer 16-Jährigen für Bestürzung, die sich aus Verzweiflung über die
Zwangsheirat mit ihrem Vergewaltiger das Leben genommen hat. Amina al-Filali habe sich vergangene Woche
aus Protest gegen die Eheschließung mit ihrem Peiniger in Larache im Norden des Landes mit Rattengift getötet,
sagte die Vorsitzende der Demokratischen Liga für Frauenrechte, Fouzia Assouli. Der Fall wurde in vielen
marokkanischen Internetnetzwerken aufgegriffen.
Die Hochzeit wurde laut Assouli von einem „Familiengericht“ in Larache angeordnet, nachdem sich die
Familien von Opfer und Täter darauf verständigt hatten.
Möglich sei die Einigung durch Artikel 475 des marokkanischen Strafrechts geworden, wonach der
Vergewaltiger im Falle einer Hochzeit mit seinem Opfer einer Haftstrafe entgehe, sagte Assouli. Sie kündigte für
Donnerstag eine Protestaktion ihrer Organisation vor dem Gericht an.
AFP
14. März 2012, 07:42 Uhr
Amnesty-Bericht über Syrien
Mit 31 Foltermethoden gegen die Menschenwürde
Die Opfer werden in Autoreifen aufgehängt und verprügelt, mit Gewehrkolben oder Kabeln
misshandelt: Amnesty International hat einen detaillierten Bericht über die systematische
Folter in Syrien vorgelegt. Vor allem Vergewaltigungen und Elektroschocks werden immer
häufiger eingesetzt.
Damaskus - Es sind schockierende Szenen, die ehemalige Häftlinge des Assad-Regimes aus
den Gefängnissen des Landes schildern. In Syrien werden Gefangene nach Angaben von
Amnesty International offenbar systematisch gefoltert. Schon bei der Einlieferung in die
Haftzentren würden Festgenommene mit Stöcken, Gewehrkolben, Peitschen und Seilen
geschlagen, berichtete die Menschenrechtsorganisation am Mittwoch zum ersten Jahrestag der
Massenproteste gegen Präsident Baschar al-Assad.
Wie die Organisation in einem Bericht mit dem Titel "Ich wollte sterben" schreibt, hat das
Ausmaß der Misshandlungen ein neues Niveau erreicht und erinnert an das brutale Vorgehen
des Regimes in den siebziger und achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Erst am
Dienstag war bekannt geworden, dass syrische Soldaten offenbar massenhaft Landminen an
den Grenzen auslegen. Damit soll vor allem der Flüchtlingsstrom aus dem Land gestoppt
werden.
In diesem Bericht schildern die Opfer insgesamt 31 Foltermethoden. Überlebende von
Verhören berichteten demnach, dass sie in einen Autoreifen gezwängt, aufgehängt und
mit Stöcken, Gewehrkolben und Kabeln misshandelt worden seien. Häufig würden die
Opfer an einem Haken oder Türrahmen mit Handfesseln aufgehängt, so dass die
Zehenspitzen kaum den Boden berührten. Weit verbreitet sind Amnesty zufolge auch
Folterungen mit Elektroschocks. Zudem hätten Berichte über Vergewaltigungen von
Gefangenen zugenommen.
Beleg für Verbrechen gegen die Menschlichkeit
Amnesty hat nach eigener Darstellung für den Bericht Aussagen syrischer Flüchtlinge in
Jordanien gesammelt. "Die Aussagen sind weitere Beweise für Verbrechen gegen die
Menschlichkeit in Syrien", sagte die Syrien-Expertin von Amnesty in Deutschland, Ruth
Jüttner.
Angesichts der Gewalt im Land werden die Forderungen nach einer Intervention des Westens
immer lauter. Der oppositionelle Syrische Nationalrat schrieb in einer in der Nacht zum
Dienstag veröffentlichten Erklärung: "Wir fordern ein militärisches Eingreifen der arabischen
Staaten und der internationalen Staatengemeinschaft". Der Rat appellierte erneut an die
Arabische Liga und an den Westen, eine Flugverbotszone über dem gesamten Staatsgebiet
und Schutzzonen für Zivilisten einzurichten.
Die "Tötungs- und Zerstörungsmaschinerie" müsse ausgeschaltet werden. Zudem baten sie,
Waffen an die Deserteure der Freien Syrischen Armee zu liefern. "Wir haben keine andere
Wahl mehr, als uns mit Waffengewalt zu wehren", sagte Bassam Ishak, ein Mitglied des
Syrischen Nationalrates dem Nachrichtensender al-Arabija.
Jebali bezeichnet Eingreifen als "Wahnsinn"
In einem Interview mit SPIEGEL ONLINE hatte sich Tunesiens Ministerpräsident Hamadi
Jebali jedoch vehement gegen ein Eingreifen ausgesprochen. Ein solcher Schritt wäre "reiner
Wahnsinn" und würde Assad den Vorwand liefern, um seine Armee noch schärfer vorgehen
zu lassen, so Jebali.
In Damaskus kündigte das Regime Wahlen für den 7. Mai an. Ende Februar war in Syrien
eine neue Verfassung in Kraft getreten, in der die Vormachtstellung der regierenden BaathPartei nicht mehr festgeschrieben ist. Dennoch stellt die bevorstehende Wahl wohl keine
Bedrohung für das Assad-Regime dar. Beobachter gehen davon aus, dass eine saubere und
faire Abstimmung in weiten Teilen des Landes wegen der Kämpfe und des Klimas der Angst
ohnehin nicht möglich ist.
Die US-Außenamtssprecherin Victoria Nuland sagte am Dienstag in Washington:
"Parlamentswahlen für ein Erfüllungsgehilfen-Parlament mitten in dieser Art Gewalt, die wir
überall im Land sehen, sind lächerlich".
jok/Reuters/dapd/dpa
URL:
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http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,821197,00.html
ÄZ 16.3.12
Genitale Beschneidung bei Frauen hat gravierende Folgen
Genitale Beschneidung wird meist nicht mit Deutschland verbunden. Doch auch
hier gibt es Frauen, die darunter leiden. Experten geben Tipps zum ärztlichen
Umgang.
NEU-ISENBURG (eb). Nach Schätzungen der WHO gibt es weltweit 150 Millionen
Mädchen und Frauen, die von weiblicher Genitalbeschneidung betroffen sind.
Auch in Deutschland leben betroffene Frauen und gefährdete Mädchen. Das teilen die
Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG), Terre des Femmes
(TDF) und der Arbeitskreis Frauengesundheit (AKF) mit.
Beschneidungen der Schamlippen und der Klitoris mit traditionsgebundenem Hintergrund
gelten in Deutschland als Körperverletzung und sind strafbewehrt.
Schmerzen bei Sex und Menstruation
Frauen nach genitaler Beschneidung können unter Schwierigkeiten beim
Wasserlassen leiden sowie unter Schmerzen bei der Menstruation, unter
wiederkehrenden Infektionen, Zysten, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr und
erheblichen Schwierigkeiten bei der Geburt, oder weil sie durch den Eingriff
selbst schwer traumatisiert wurden.
Sie brauchen dann ärztliche Betreuung und Beratung. Deshalb hat die DGGG eine
Empfehlung erarbeitet mit Hinweisen zum ärztlichen Umgang mit Frauen, die unter den
Folgen einer Beschneidung leiden und ärztliche Hilfe benötigen.
Die Empfehlungen enthalten neben Informationen zu den gesundheitlichen Folgen von
Genitalbeschneidung auch Hintergrundinformationen zur rechtlichen Lage in Deutschland.
"Beschneidung" nicht "Verstümmelung"
Sie weisen darauf hin, dass im Umgang mit den Frauen selbst der Begriff "Beschneidung"
oder auf englisch "Female Genital Cutting" statt "Female Genital Mutilation" verwendet
werden sollte, weil der Begriff "Verstümmelung" von vielen Frauen als verbale Verletzung
und als ein weiterer Eingriff in die persönliche Integrität verstanden wird.
Die DGGG verurteilt jeden medizinisch nicht indizierten Eingriff und jede Verletzung am
äußeren Genitale von Mädchen und jungen Frauen.
Terre des Femmes und der Arbeitskreis Frauengesundheit begrüßen die Empfehlungen in
einem Kommentar und weisen darauf hin, dass das ärztliche Gespräch mit einer
beschnittenen Frau auch der Prävention gefährdeter Mädchen dienen kann:
TDF hat dazu unter dem Titel "Wir schützen unsere Töchter" eine Informationsbroschüre
in Deutsch, Englisch, Französisch, Arabisch, Kiswaheli und Somali herausgegeben.
Erhältlich ist die Broschüre im Internet auf: www.frauenrechte.de
ÄZ 12.3.12
Kopftuchnadeln auf Abwegen
Seitdem es modern ist, das Kopftuch nicht mehr mit Sicherheitsnadeln, sondern
mit spitzen Nadeln zu fixieren, steigt die Zahl junger Musliminnen, die ihre
Kopftuch nadel versehentlich aspirieren.
Von Dagmar Kraus
JERUSALEM. Israelische HNO-Ärzte beobachten ein neues Phänomen, das dem
Ausdruck "fashion victim" eine ganz neue Bedeutung verleiht: die
Kopftuchnadelaspiration.
Zwischen den Jahren 2001 und 2010 wurden an der Hadassah-Hebrew Universitätsklinik
in Jerusalem 26 Frauen behandelt, denen Kopftuchnadeln in die Atemwege geraten
waren (Laryngoscope online 28. Februar).
Dabei handelte es sich ausschließlich um junge Musliminnen, alle zwischen 12 und 33
Jahre alt.
Erstaunlicherweise ist aus den Jahren zuvor kein einziges solches Ereignis bekannt.
Als Ursache für dieses Phänomen vermuten die Autoren einen neuen Modetrend: Bei
jungen Musliminnen ist es inzwischen Mode, das Kopftuch mit spitzen Nadeln zu fixieren
und nicht mehr - wie es ihre Mütter taten - mit Sicherheitsnadeln.
Halten sie dann beim Anlegen des Kopftuches die Nadeln zwischen den Lippen, besteht
die Gefahr der Aspiration, schreiben die Kollegen aus Jerusalem.
Solange dieser Modetrend anhält, sei es wichtig, dass Ärzte von diesem Risiko wissen
und bei jungen Musliminnen mit Aspirationssymptomen daran denken. Mit einer exakt
erhobenen Anamnese und einer Röntgenthoraxaufnahme sei die Diagnose dann leicht zu
stellen.
Zusätzlich eine laterale Röntgenaufnahme
Ob die Nadel in der Trachea oder doch vielleicht im Ösophagus stecke, lasse sich aber
nur differenzieren, wenn zusätzlich zur A. p.- auch eine laterale Röntgenaufnahme
vorliege, so das Ärzteteam.
Eine Patientin, die sich bei ihnen vorstellte, hatte Glück: Sie hustete die Nadel wieder
aus. Bei rund der Hälfte der jungen Frauen jedoch blieb die Nadel in der Trachea stecken,
bei sieben gelangte sie in den rechten Lungenflügel, und bei acht in den linken.
lücklicherweise ließ sich das Corpus Delicti bei fast allen Frauen, nämlich zwanzig,
komplikationslos über ein starres Bronchoskop ent fernen. Bei dreien musste die
Bronchoskopie unter Durchleuchtung erfolgen .
Die Autoren empfehlen das starre Bronchoskop, einerseits, weil die Atemwege
kontrolliert werden können und die Handhabung weniger Training erfordert; andererseits,
weil die Spitze der Nadel in das Bronchoskop gezogen werden kann und so das
Verletzungsrisiko beim Herausziehen geringer ist.
Doch nicht bei allem Mädchen lief es so glimpflich ab: Bei immerhin zweien kamen die
Mediziner nicht umhin, den Brustkorb zu öffnen, um die Nadel zu entfernen.
Lüneburger Nachrichten 22.3.12,16
Zwangshochzeit.
mit Vergewaltiger
Proteste in Marokko nach Freitod einer 16-Jährigen
Von Hubert Kahl u. Mohsin el-Hassouni
Rabat. Auf dem Heimweg von der Schule wurde Amina von einem Mann überfallen und vergewaltigt. Damit hatten
die Leiden der 15-Jährigen aber kein Ende. Die Eltern des Mädchens im Nordwesten Marokkos vereinbarten mit der
Familie des Täters, dass die Schülerin ihren zehn fahre älteren Peiniger heiraten sollte. Auf diese Weise blieb dem
Vergewaltiger nach einer Bestimmung des marokkanischen Gesetzbuchs die Haftstrafe erspart.
Amina ertrug es nicht mehr
Amina ertrug die von den Eltern arrangierte Ehe drei Monate lang. Vor gut einer Woche nahm sich die mittlerweile
16Jährige das Leben. Ihr Freitod löste in Marokko eine beispiellose Welle der Empörung aus. Frauenverbände
protestierten vor dem Gerichtsgebäude in Larache und vor dem Parlament in der Hauptstadt Rabat. In Internetforen
wurde eine Kampagne unter dem Slogan „Wir alle sind Amina" gestartet und eine Abschaffung des umstrittenen
Gesetzes gefordert.
Die Proteste richten sich gegen Artikel 475 des Strafgesetzbuches. Dieser räumt Vergewaltigern die Möglichkeit
ein, einer Haftstrafe zu entgehen, sofern das Opfer einer Heirat zustimmt. „Dieser Artikel ist ein Skandal", sagt
Rhizlaine Benachir, Präsidentin der Frauenvereinigung Jossour Forum. „Es ist undenkbar, dass eine Frau nach
einer Vergewaltigung obendrein noch mit ihrem Peiniger zusammenleben muss."
Auch die Ministerin für Frauenfragen, Bassima Hakkaoui, spricht sich für eine Gesetzesänderung aus. „Der Artikel bedarf dringend einer Reform", sagt das einzige weibliche Mitglied in der Regierung des gemäßigten Islamisten
Abdelilah Benkirane. „Es wird auch eine grundlegende Debatte über Eheschließungen von Minderjährigen geben."
Damit Aminas Heirat mit dem Vergewaltiger überhaupt zustande kam, hatte es nämlich nicht ausgereicht, dass das Ge richt Artikel 475 anwandte. Es musste obendrein auf eine Ausnahmeregelung im Familienrecht zurückgreifen: Nach
einer von König Mohammed Vl. eingeleiteten Reform dürfen Marokkaner frühestens mit 18 Jahren heiraten;
Ausnahmen bedürfen der Sondergenehmigung eines Richters. „Der Fall Amina ist alles andere als ein Einzelfall",
betont Khadija Ryadi, Präsidentin der marokkanischen Vereinigung für Menschenrechte. Die Juristin Aicha Nassiri
beklagt, dass Vergewaltiger in Marokko zumeist mit milden Strafen davonkommen. „Die Strafen sind lächerlich, in
den meisten Fällen sind es ein bis zwei Jahre Haft."
Amina stammte aus einer Familie, die in einem Dorf in einfachen Verhältnissen lebt. In ländlichen Gegenden Marok kos gilt es häufig als eine Schande für die Familie, wenn eine Tochter vor der Ehe die Jungfräulichkeit verliert. „Ich
wollte verhindern, dass Amina ein Leben voller Demütigungen führen muss, und daher habe ich der Heirat mit dem
Vergewaltiger zugestimmt", sagte die Mutter des Mädchens der spanischen Zeitung „El Mundo".
http://www.welt.de/politik/deutschland/article106163929/Ein-Koran-in-jedem-d
eutschen-Haushalt.html
http://www.welt.de/print/welt_kompakt/vermischtes/article106174717/Islamiste
n-bedrohen-Journalisten.html
http://www.youtube.com/watch?v=8uiw3Zbt50s&feature=relmfu
12. April 2012, 11:25 Uhr
Umstrittene Koran-Verteilung
Salafisten bedrohen kritische Journalisten
"Wir wissen, wo du wohnst" - mit diesen Worten hat eine Salafistengruppe via YouTube Journalisten in
Deutschland bedroht. Diese hatten über die Kampagne "Lies!" berichtet, bei der 25 Millionen Koran-Exemplare
an Nichtmuslime verteilt werden sollen. Hinter der Aktion stecken Islamisten aus NRW.
Hamburg - Sie verteilen den Koran und hetzen gegen Journalisten, die kritisch darüber berichten. In einem
vierminütigen YouTube-Video, das eine salafistische Gruppe ins Internet stellte, sind Reporter der "Frankfurter
Rundschau" und des "Tagesspiegels" bedroht worden. Inzwischen wurde das Video von der Internetplattform
genommen.
"Wir besitzen eine Menge an Daten von dir, zum Beispiel wissen wir, wo du wohnst, wir kennen deinen
(Fußball-)Verein, wir besitzen deine Mobilfunknummer", sagt nach Angaben der "Welt" eine Computerstimme
in dem Kurzfilm. Dazu sollen private Fotos und Informationen der Autoren gezeigt worden sein. Die Macher des
Films drohten mit der Offenlegung weiterer Namen vor Journalisten, die kritisch über die Salafistengruppe
berichteten.
Die Aktion steht offenbar in Zusammenhang mit der Kampagne "Lies!", bei der deutsche Salafisten 25 Millionen
Koran-Übersetzungen kostenlos verteilen wollen. Der Name der Aktion - "Lies!"- geht auf das erste Wort
zurück, das Erzengel Gabriel nach islamischer Überlieferung an Prophet Mohammed gerichtet haben soll.
Nach Informationen der "Welt" hat der Macher des Videos eng mit dem Organisator der Verteilaktion, dem
Kölner Ibrahim Abou-Nagie, zusammengearbeitet. Nordrhein-Westfalen gilt als Hochburg der salafistischen
Bewegung in Deutschland, die einen Staat nach dem Vorbild der islamischen Urgemeinde unter Prophet
Mohammed anstrebt. In dem Bundesland leben etwa 500 Salafisten, vor allem in Mönchengladbach und
Solingen.
FDP sieht Koran-Verteilung gelassen
In vielen deutschen Städten, vor allem in Niedersachsen und Hessen, haben die Salafisten in den vergangenen
Monaten schätzungsweise 300.000 Korane unters Volk gebracht. Sie wollen damit Nichtmuslime vom Übertritt
zum Islam überzeugen. Doch nun will die Ulmer Druckerei Ebner & Spiegel die Auslieferung der Bücher nach
Angaben der "Welt" stoppen.
Die Parteien debattieren lebhaft über die Verteilaktion der Salafisten. Die FDP sieht kaum Chancen für ein
Verbot: "Solange bei der konkreten Verteilung in Fußgängerzonen oder anderswo keine Gesetze verletzt werden,
ist ein Verbot mit dem Rechtsstaat nicht vereinbar", sagte die innenpolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion,
Gisela Piltz, der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Die Verfassung schütze das Werben für den eigenen Glauben,
solange dieser nicht das Grundgesetz ablehne.
Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann (CDU) warnte vor einer Werbung für die salafistische
Ideologie durch die Koran-Verteilung. Diese biete einen Nährboden für islamistischen Terrorismus.
Der Religionssoziologe Rauf Ceylan riet dagegen zu größerer Gelassenheit. Die Salafisten wollten mit ihrer PRKampagne nur Aufmerksamkeit auf sich ziehen.
syd/dpa/dapd
URL:

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,827054,00.html
http://www.pi-news.net/2012/04/liebe-fr-lieber-tagesspiegel/#more-248980
“Wir haben nun detaillierte Informationen über die Affen und Schweine, die verlogene Berichte über DawaFFM
(Salafisten-Gruppe im Raum Frankfurt, Anmerkung der Redaktion) und viele andere Geschwister veröffentlicht
haben.”
(Von Arent)
“Wir besitzen eine Menge an Daten von dir, zum Beispiel wissen wir, wo du wohnst, wir kennen deinen
(Fußball-)Verein, wir besitzen deine Mobilfunknummer”, heißt es in dem rund vierminütigen Stück. Damit
sollen auch andere Journalisten eingeschüchtert werden, die über die Koran-Verteilung berichten. “Wir besitzen
weitere Namen, die wir zu einem anderen Zeitpunkt offenlegen werden.” (Quelle: WELT.de)
Ihr, liebe Mitarbeiter der Frankfurter Rundschau (FR) und des Tagesspiegels, habt PoliticallyIncorrect
diffamiert. Ihr habt das Verbot von PI gefordert. Ihr habt euch gefreut, wenn PI nach einer DOS-Attacke mal
wieder off war. Ihr habt nach Toulouse die Frechheit besessen, gemeinsam mit der Süddeutschen, der FAZ und
der Tagesschau den Europäern die Schuld an der Ermordung europäischer Kinder jüdischen Glaubens zu geben.
Ihr habt Beifall geklatscht, wenn in ARD und ZDF vom ‚Inside Job’ die Rede war. Jetzt seid ihr – nach dem
Anschlag auf Jyllands Posten und obwohl eure Kritik sich lediglich mit den Symptomen und nicht mit der
Ursache beschäftigt – selbst ins Fadenkreuz geraten. Wie es vorherzusehen war.
Unsere offene Gesellschaft ist im höchsten Maße angreifbar. Auf Facebook sind Informationen über beliebige
Journalisten, Islamkritiker, Ex-Muslime oder vor Zwangsheirat geflüchteten Mädchen abrufbar. Während der
Studentenproteste im Iran wurden die Studenten über Facebook-Comments enttarnt. Mit etwas Glück kann man
bei exponierten Leuten die Arbeitsstelle herausfinden, die Wohnadresse, die Schule, auf die die Kinder gehen.
Google stellt den Terroristen die Anfahrt zu eurem Haus. Es gibt 20 Millionen illegale Waffen in Deutschland
und nur halb so viele legale. Unsere Gefängnisse sind besser als jede Rentnerwohnung und unsere Regierung
gibt Mördern nach fünf Jahren den ersten Ausgang. Mit der OIC hat sich ein milliardenschweres Konglomerat
von 57 Staaten 2006 den Istanbul-Prozess, die Abschaffung der Meinungs- und Informationsfreiheit, auf die
Fahnen geschrieben.
Ich möchte euch daran erinnern, dass ihr es wart, die Frankfurter Rundschau, die mit voller Absicht PI gehackt
hat, um die Klarnamen von Islamkritikern zu veröffentlichen. Es hat einen Grund, wieso Islamkritiker anonym
auftreten. Es hat einen Grund, dass Sabatina James, Geert Wilders, AyaanHirsi Ali, Kurt Westergaard etc. unter
ständigem Polizeischutz leben, in einer offenen Gesellschaft wie Gefangene. Euer Ziel war es, die Menschen auf
PI angreifbar zu machen. Ihr habt gehofft, dass sich jemand findet, der sie, wie Theo van Gogh, abknallt. Das
Leben dieser Menschen war euch egal.
Man soll nichts mit Bosheit erklären, was mit Inkompetenz erklärt werden kann. Aber gerade die Verbreitung
von Verschwörungstheorien ist Bosheit. Die Schuldzuweisung an Europäer nach Toulouse ist Bosheit. Wegen
Menschen wie euch hat George Orwell gesagt, dass Pazifisten Diktaturen nützen und Demokratien schaden. Ihr
habt die Anschläge von 1972, von 9/11, die Anschläge von Madrid und London und auch den Anschlag von
Toulouse ideologisch vor- und nachbereitet. Ihr wart nicht in der Lage zu begreifen, dass die Welt im Wandel ist,
dass es ein China gibt, ein Indien, eine islamische Welt und dass Amerika eine bessere Weltmacht war, als die
meisten der Geschichte, dass die kommenden Weltmächte nicht demokratisch sind und keine Veranlassung
haben, gute Weltmächte zu sein.
Versteht ihr nun, wieso wir Israel für keinen Apartheidsstaat halten, sondern für den besten Staat der Welt?
Versteht ihr jetzt, wieso wir der SVP zujubeln und auch unser Sturmgewehr – wie die Schweizer Reservisten –
zu Hause lagern wollen? Wieso wir über die Staatsbürgerschaft auch lokal entscheiden wollen, wie in der
Schweiz? Begreift ihr, wieso wir euch für ideologisch verblendet halten, wieso wir euch die Schuld geben?
Begreift ihr, dass wir an eurer Bosheit, eurem Opportunismus und eurer Inkompetenz schier verzweifeln?
http://www.pi-news.net/2012/04/die-medien-und-der-arabische-fruhling/#more-249079
Das Parteilogo der Muslimbrüder ist der Koran mit zwei darunterliegenden Schwertern. Das alles auf
grünem Hintergrund – der Farbe des islamischen Glaubens. Die Satzung der Muslimbrüder ist
ebenfalls rein islamisch geprägt und seit 1928 unverändert, sie lautet: „Allah ist unser Ziel; der Koran
ist unsere Verfassung; der Prophet ist unser Führer; der Dschihad unser Weg und der Tod für Allah
unser größtes Verlangen.“
(Von M. Schäfer)
Die Botschaft ist offensichtlich. Wer in Deutschland oder sonst irgendwo in Europa eine Partei mit
ähnlich brisanten Zielen gründen, oder besser gesagt den Versuch unternehmen würde, dies zu tun,
wäre schnell aus dem Verkehr gezogen.
Anders ist es aber in Anbetracht der Folgen des „Arabischen Frühlings“. Gemeinsam mit den ebenfalls
äußerst radikalen Salafisten haben die Muslimbrüder bei den ersten Wahlen 2011 überragende
Erfolge erzielt.
Ermöglicht wurde das alles nur nach politischem Druck aus dem Westen, der dabei geholfen hat,
Mubarak zu stürzen. Aus unserer Sicht sind die Folgen dessen ein ziemlicher Tritt ins Gesicht –
schließlich verkörpern die Muslimbrüder alles andere als das, was wir uns für Ägypten gewünscht
haben. Werte wie individuelle Freiheit, Aufklärung, Informationsfreiheit, Gleichheit aller Menschen,
Religionsfreiheit etc. stehen nicht im Parteiprogramm der Muslimbrüder und werden lediglich
gebetsmühlenartig runtergeleiert, wenn gerade westliche Medienvertreter in der Nähe sind.
Was sich da noch zusammenbrauen wird, bleibt abzuwarten. Man erinnere sich einfach an frühere
geschichtliche Ereignisse, bei denen ebenfalls aus ehemaligen Verbündeten plötzlich Feinde wurden:
Der kalte Krieg zwischen Ost und West beispielsweise. Oder die Anschläge von Al-Qaida gegen die
gesamte westliche Welt, obwohl Amerika zuvor Osama Bin Laden geholfen hat, die Russen aus
Afghanistan zu vertreiben.
Gelernt hat daraus offenbar niemand. Bündnisse zwischen ungleichen Partnern halten eben nur so
lange, bis das Ziel erreicht ist – danach wird „neu verhandelt“. Oder um es im Falle Ägyptens
wesentlich trefflicher mit den Worten Erdogans zu beschreiben: „Die Demokratie ist ein Zug, in den
man einsteigt, bis man am Ziel ist.“
Wo aber ist nun die Demokratie in Ägypten? Unsere westlichen Medien waren sehr schnell dabei, den
als „Arabischen Frühling“ gelobten Aufstand in den Himmel zu loben. Was nicht so richtig in den
Medien gezeigt wurde, waren die dunklen Gesichter der „Revolution“. Beispielsweise das Ende des
libyschen Machthabers: Gaddafi in Händen der „Demonstranten“, zu sehen in einem Video auf
YouTube, da lebte er noch. Kurz darauf lag er in einem Kühlhaus zur Schau ausgestellt, tot, sein
Körper schwer misshandelt.
Irgendwie ein schlechtes Omen, das Ende der angeblichen Barbarei mit einer Handlung der Barbarei
einzuläuten. Aber gut, jedenfalls ist Mubarak gegangen, Gaddafi wurde gegangen und nun konnte
das Volk demokratisch entscheiden, wen es an der Spitze haben möchte, und es hat entschieden:
Gefährliche Islamisten sollen es sein, die zu Zeiten der früheren Machthaber, dem Frieden mit dem
Westen zu liebe, aus allen Ämtern verbannt waren oder gar in Gefängnissen saßen.
Genau hier ist Schluss mit der Demokratie, auch wenn unsere Medien uns etwas anderes erzählen
möchten. „Der Beginn der Demokratie in Ägypten (…)“ heißt es nun. Dabei hat (abgesehen von der
Wahl der Muslimbrüder) das alles nichts mit Demokratie zu tun, ansonsten müsste man feststellen,
dass das ganze dritte Reich ein äußerst demokratischer Staat war. Oder dass es Demokratie ist,
wenn zwei entscheiden, den dritten zu verprügeln.
Demokratie heißt, dass die Mehrheit bestimmt, das ist klar. Allerdings baut die Demokratie auf
Grundpfeilern auf. Einer davon wäre, dass Minderheiten nichts zu befürchten haben. Oder, dass jeder
Mensch sein eigener Herr ist, sein und tun kann, was er will, solange er niemand anderem schadet.
So betrachtet, befindet sich Ägypten gerade auf dem Weg zurück ins frühe Mittelalter.
Amnesty International macht in einem Flugblatt vom Februar 2012 vor allem auf die Diskriminierung
von Frauen aufmerksam. Nach wie vor zählt eine Frau vor Gericht, vor allem wenn es um Ansprüche
aus Erbschaften geht, halb so viel wie ein Mann. Die Rede ist auch von „Jungfräulichkeitstests“ in
Frauengefängnissen, mit der Androhung bei negativem Testergebnis die betroffene Frau als Hure
anzuklagen.
Die Koptische Gemeinde, die in Ägypten die Christliche Minderheit vertritt, beklagt zahlreiche Morde
seit Beginn des „Arabischen Frühlings“. Islamisten nutzen die politisch instabile Lage, um Kirchen
niederzubrennen.
Die NGO „Open Doors“ beklagt, dass die weltweite Christenverfolgung seit dem Anbeginn des
„Arabischen Frühlings“ ihren Höhepunkt erreicht hat.
Der Islam ist in Ägypten Staatsreligion und alle Gesetze basieren laut Paragraph 2 des
Grundgesetzes auf der Scharia. Christen hatten demnach in Ägypten bisher ohnehin keine schöne
Zeit. Anders als erwartet oder erhofft, hat sich seit den Umstürzen in ganz Arabien für Christen nichts
geändert – im Gegenteil, die Zustände haben sich verschlimmert. Nachdem Mitte Oktober 2011 in
Assuan wieder einmal eine Christliche Kirche niedergebrannt wurde, demonstrierten Angehörigen der
Koptischen Gemeinde in Kairo friedlich gegen religionsmotivierte Gewalt. Die Demonstranten wurden
schnell von radikalen Muslimen eingekreist, die Folge waren mindestens 19 Tote, fast ausschließlich
Christen.
Doch solche Neuigkeiten hört man in unseren Medien nicht oder bestenfalls nur am Rande. Der
Wettbewerb unserer linksgerichteten Medien, den miserablen Verlauf des „Arabischen Frühlings“ doch
als Erfolg zu verkaufen, nimmt skurrile Züge an. Es werden ganz neue Wörter erfunden, um das
Debakel möglichst beschönigend zu beschreiben: Spricht man von den Muslimbrüdern, ist die Rede
von „gemäßigten Islamisten“ – das klingt nach süßem Salz. Nach dieser Definition wären die Taliban,
die sich ebenfalls ausschließlich nach den Regeln der Scharia richten, auch „gemäßigte Islamisten“.
Die Muslimbrüder wollen „Demokratie, Menschenrechte und Religionsfreiheit auf Grundlage der
Scharia“ – das ist eine Lüge und ein Widerspruch in sich, ähnlich einem “Raubüberfall auf
Gesetzesgrundlage”.
Die Radikalen Muslimbrüder dürfen die Kufar (Ungläubige), wie wir es sind, anlügen, um ihre Ziele zu
erreichen – das nennt sich dann Taqiyya, ist laut Scharia legitim und wird bereits tatkräftig praktiziert.
Nach den ersten gewonnenen Wahlen 2011 hieß es, die Muslimbrüder möchten keinen
Präsidentschaftskandidaten aufstellen. Die Muslimbrüder haben es sogar versprochen, womit die
Angst westlicher Regierungen, dass Ägypten in Hand von Islamisten fällt, besänftigt wurde. Alle
Christen, Kopten, Ungläubige, Alkoholfreunde, Freidenker und Homosexuelle atmeten auf.
Was WELT-Online am 1.4.2012 berichtete ist leider kein Aprilscherz:
„Die ägyptische Muslimbruderschaft setzt zum Sprung in den Präsidentenpalast an. Die IslamistenBewegung kündigte am Samstag an, sie werde entgegen früherer Ankündigungen nun doch einen
eigenen Kandidaten für die Wahl des Präsidenten aufstellen.“
“…entgegengesetzt früherer Ankündigungen (…)”? - Das war dann wohl einfach gelogen.
Ganz offenbar wird es ein Arabischer Winter, und der wird kalt. In der Wüste werden keine Eiszapfen
wachsen, davon kann man jedenfalls ausgehen. Aber Stoff für neue Konflikte und die Grundlage für
Unmenschlichkeit, Mord und Terror. Dass eine menschenfeindliche, dem Westen feindlich
gesinnte, rein religiös motivierte Partei derartige Erfolge verbucht, mag die politische Angelegenheit
anderer Länder sein – jedenfalls solange wir hier davon nichts spüren und die europäische
Gemeinschaft nicht von politischen (eigentlich religiösen) Flüchtlingen überrannt wird.
Dass der ganze Lug und Trug der Muslimbrüder allerdings so kommentarlos hingenommen wird und
es hierzulande niemand wagt, die Sache beim Namen zu nennen, das ist der wahre Skandal. Was
machen unsere Mainstream-Medien, wie die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender, Tageszeitungen
und Radiosender? Nichts. Das ist leider nichts Neues. Von den angeblich „freien“ Medien sind wir es
gewohnt, dass politisch unliebsame Nachrichten verschwiegen und nötigenfalls politisch-korrekt
zurechtgebastelt werden. „Negative Berichterstattung“ ist in Anbetracht von Themen, die Religionen
vor den Kopf stoßen könnten, nicht erwünscht, was Angela Merkels „Bürgerdialog“ beispielhaft belegt
– das aber, ist ein anders Thema.
(Foto oben: Der Präsidentschaftskandidat der ägyptischen Muslimbrüder, ChairatelSchater, will nach
einem Wahlsieg das islamische Recht einführen. Die Scharia sei „erstes und letztes Ziel“)
Fundamentalismus Verfassungsschutz greift Koran-Verteilung der Salafisten an
Die Debatte um die Gratis-Koran-Aktion radikal-islamischer Salafisten in Fußgängerzonen ist voll entbrannt.
Der Verfassungsschutz warnt vor Gefahren für die Demokratie.

Datum: 13.04.2012 - 07:46 Uhr
© Peer Grimm/dpa
Das Bundesamt für Verfassungsschutz hält die Verteilung von Koran-Exemplaren durch radikal-islamische
Salafisten für eine Propaganda-Aktion. "Koran-Verteilung ist das falsche Stichwort. Es geht hier um salafistische
Propaganda und die Rekrutierung von Anhängern", sagte der Behördensprecher Bodo Becker dem Kölner StadtAnzeiger. Der Koran sei nur das Vehikel dafür.
Salafisten stellten die freiheitliche Demokratie infrage, sagte Becker. "Nicht jeder Salafist ist ein Terrorist; aber
jeder uns bekannte Terrorist war irgendwann einmal in salafistischen Zusammenhängen unterwegs", zitierte
Becker den Ausspruch des Verfassungsschutz-Präsidenten Heinz Fromm aus dem vorigen Sommer.
Meinungen der Politiker gehen auseinander
Der Grünen-Politiker Josef Winkler wertete die Koran-Verteilung als Versuch, den Religionsfrieden zu stören.
Bei den Salafisten handele es sich um politische und religiöse Extremisten, sagte der kirchenpolitische Sprecher
der Grünen-Bundestagsfraktion in der Mainzer Allgemeinen Zeitung. Dagegen hatte der SPD-Innenexperte
Michael Hartmann die aktuelle Debatte als grotesk bezeichnet. In einem freien Land dürfe die Heilige Schrift
einer Weltreligion verbreitet werden. Die stellvertretende FDP-Fraktionsvorsitzende Piltz hatte gemahnt, dass es
für ein Verbot der Aktion keinen Raum gebe.
Salafisten drohen Journalisten
Am Donnerstag waren Drohvideos radikaler Islamisten im Internet aufgetaucht. Sie richteten sich namentlich
gegen Journalisten der Frankfurter Rundschau und des Berliner Tagesspiegels, wie die Zeitung Die Welt
berichtet hatte. Die Journalisten hatten über radikal-islamische Salafisten und die umstrittene Koran-VerteilungsAktion berichtet. Daraufhin seien strafrechtliche Ermittlungsverfahren eingeleitet worden, wie das
Bundesinnenministerium mitteilte. Das rund vierminütige Video ist inzwischen nicht mehr auf der
Videoplattform YouTube verfügbar.
Die Ulmer Druckerei Ebner & Spiegel, die die kostenlosen Koran-Exemplare produziert hat, hatte die
Auslieferung am Mittwoch gestoppt. Man wolle den Vorgang juristisch prüfen lassen, hatte eine
Konzernsprecherin der Welt mitgeteilt. Es werde nicht gedruckt, was "extrem im Sinne von islamistisch ist".
Mehrmals seien Kriminalpolizei und Verfassungsschutz in der Druckerei in Ulm gewesen. Die Beamten hätten
dann aber gesagt, die Koran-Version sei unbedenklich.
Salafisten wollen nicht nachgeben
Die Salafisten wollten an diesem Wochenende weiter kostenlose Koran-Exemplare in deutschen
Fußgängerzonen verteilen, berichtet Die Welt unter Berufung auf Sicherheitskreise. Demnach hat die
Organisation des Koran-Projekts für Samstag bundesweit 38 "Info-Stände" bei den zuständigen Ämtern
angemeldet.
Die Organisatoren der Koran-Aktion "Lies!" zeigten sich laut Welt unbeeindruckt. Der Kölner Prediger und
Projekt-Initiator Ibrahim Abou Nagie, aus dessen persönlichem Umfeld nach den Recherchen auch die
Drohvideos stammen, gibt sich im Internet kämpferisch. Seine Anhänger rief er demnach auf, durchzuhalten und
weiter Korane zu verteilen.
Der Salafismus ist eine fundamentalistische Strömung, die sich am frühen Islam des 7. Jahrhunderts orientiert.
Salafisten stützen sich maßgeblich auf den Koran. Er wird wortwörtlich ausgelegt, es gibt keine symbolische
Auslegung.
Ein großes Problem sei, dass es keine Studien über Salafisten in Deutschland gebe, sagt der Religionssoziologe
Rauf Ceylan von der Universität Osnabrück. Die Koranverteilung sei eine Taktik der Fundamentalisten, um
Aufmerksamkeit zu erregen. In Deutschland ist unter anderem der ehemalige Boxprofi Pierre Vogel als Prediger
bekannt.
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Quelle: ZEIT ONLINE, AFP, dpa, Reuters

Adresse: http://www.zeit.de/gesellschaft/2012-04/salafisten-koran-debatte/komplettansicht
17. April 2012, 09:15 Uhr
Umstrittene Gratis-Koran-Aktion
Niedersachsen fordert Pakt gegen Salafisten
Die radikalislamischen Salafisten verteilen bundesweit gratis Koran-Exemplare, jetzt fordert Niedersachsens
Innenminister Schünemann Konsequenzen. Er will, dass die Islamkonferenz gegen die "missbräuchliche
extremistische Instrumentalisierung" vorgeht.
Hannover/Berlin - Die kostenlose Verteilung von Koran-Ausgaben durch radikalislamische Salafisten stößt auf
anhaltende Kritik. "Wir brauchen einen Pakt gegen den Salafismus in Deutschland", forderte der
niedersächsische Innenminister Uwe Schünemann (CDU) in der "Rheinischen Post". Deshalb habe er
Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) gebeten, das Thema auf die Tagesordnung der Islamkonferenz
zu setzen.
In vielen deutschen Städten, vor allem in Niedersachsen und Hessen, hatten Salafistenin den vergangenen
Monaten schätzungsweise 300.000 Koran-Ausgaben kostenlos unters Volk gebracht. Die Gratis-Koran-Aktion
sorgt seit Tagen für Schlagzeilen. Der öffentliche Druck wurde so groß, dass die Ulmer Druckerei am Montag
den Koran-Auftrag zurückgab.
Salafisten sind Anhänger einer fundamentalistischen Strömung des Islam. Sie streben nach Erkenntnissen der
Sicherheitsbehörden einen islamischen Gottesstaat an, der mit der westlichen Demokratie unvereinbar ist. Der
Verfassungsschutz beobachtet deswegen die Salafisten. Die Behörden gehen derzeit von rund 4000 Menschen
im salafistischen Umfeld in Deutschland aus.
Schünemann will Handlungskonzept
"Ich bin fest davon überzeugt, dass uns eine gemeinsame Positionierung gegen diese Aktion als missbräuchliche
extremistische Instrumentalisierung des Islam gelingen wird", schrieb Schünemann nach Angaben der Zeitung in
einem Brief an Friedrich. Der CDU-Politiker erwartet, dass sich die auf der Islamkonferenz vertretenen MuslimVerbände an die Spitze einer bundesweiten Aufklärungskampagne über die Gefahren der Salafisten stellen,
schreibt die "Rheinische Post".
Schünemann wolle ein Handlungskonzept zur "Antiradikalisierung und Prävention" gegen islamistischen
Extremismus und Terrorismus zur Diskussion stellen. Dazu gehörten Präventionspartnerschaften der
Sicherheitsbehörden mit muslimischen Institutionen, die Beteiligung kommunaler Präventionsräte sowie gezielte
Aussteigerprogramme.
"Religion nicht für ideologische Machtansprüche missbrauchen"
Erstmals äußerte sich Bundesinnenminister Friedrich zu der umstrittenen Gratis-Koran-Aktion. Er warnte die
Salafisten in der "Bild"-Zeitung vor einem Missbrauch der Religion. "Religion darf nicht für ideologische
Machtansprüche missbraucht werden."
Der Sprecher der reformorientierten Ahmadiyya-Gemeinde in Deutschland, Mohammed Dawood
Majoka, sagte Bild.de, es gelte "für alle die Religionsfreiheit". "Aber es gelten eben auch alle anderen
Rechte und Pflichten des Grundgesetzes."
Die Ahmadiyya-Gemeinde war vor einigen Jahren durch einen umstrittenen Moschee-Bau in Berlin-Pankow in
die Schlagzeilen geraten.
heb/dpa/dapd/AFP/dpa
URL:

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,827974,00.html
http://www.pi-news.net/2012/04/klage-gegen-abou-nagie-muss-eingestellt-werden/#more-249841
Klage gegen Abou-Nagie muss eingestellt werden
Das Verfahren gegen den Kölner Hassprediger Ibrahim Abu-Nagie wegen seiner Hasstiraden gegen Christen und
Juden vor Jugendlichen und Kindern (PI berichtete), muss nach einer Ermittlungspanne der Kölner
Staatsanwaltschaft eingestellt werden.
Der Focus dokumentiert die peinliche Justizposse:
Die Jünger des Initiators der Koran-Verschenk-Aktion höhnen im Netz über die Blamage der Kölner
Staatsanwaltschaft. Wegen einer Ermittlungspanne mussten die Staatsschützer den Fall des Kölner Islamisten
Abou-Nagie einstellen.
Oberstaatsanwalt Ulf Willuhn ist ein gewissenhafter Mann. Seit Jahresbeginn leitet er die politische Abteilung
der Kölner Staatsanwaltschaft. Was er dort kurz nach seinem Amtsantritt erleben musste, wächst sich inzwischen
zu einer veritablen Justizposse aus. Dabei trifft den rheinischen Staatsschützer die geringste Schuld an dem
Malheur, das die hiesige Islamistenszene im Internet derzeit in wahre Jubelstürme versetzt.
Ausgerechnet Abou-Nagie, der neue Star der salafistisch-radikalen Predigerszene, der umstrittene
Initiator der medienwirksamen Koran-Verschenk-Aktion, ein Mann, der Juden und Christen die Hölle
prophezeit, bereitete der rheinischen Justiz eine derbe Schlappe.
Dank einer Ermittlungspanne muss die Kölner Staatsanwaltschaft eine Staatsschutz-Anklage gegen den
ultraorthodoxen Koran-Gelehrten zu den Akten legen. Die Jünger des Kölner Internet-Imams reagieren
begeistert. „Alhamdulillah ist diese Hetze eben in die Hose gegangen“, frohlockt ein Anhänger in einem
einschlägigen Web-Forum.
Abou-Nagie soll zur Tötung von Christen und Juden aufgerufen haben
Die Chronologie der Ermittlungsfehler, die Oberstaatsanwalt Willuhn in Vermerken zusammengefasst hat und
die FOCUS-Online vorliegen, lesen sich wie die verzweifelte Suche nach einem zentralen Beweisstück, das es
nie gab.
Im Kern geht es darum, dass Abou-Nagie wohl Ende 2010 oder Anfang 2011 vor einer Gruppe Schüler in KölnPorz zur Tötung von Christen und Juden aufgerufen haben soll. Die Hetztirade, auf Video mitgeschnitten, soll
auf YouTube zu sehen gewesen sein.
Bei den Kölner Ermittlern geht Mitte Februar 2011 eine Strafanzeige gegen Abou-Nagie durch den Bürger B.
ein. Der Mann war durch Zufall im Netz auf den vermeintlichen Hass-Clip gestoßen und hatte die Polizei
eingeschaltet.
Abou-Nagie umschiffte Klippen der Strafgesetze
Die Staatsschützer wähnten sich am Ziel. Seit Jahren beobachtet der Sicherheitsapparat den wachsenden Einfluss
des Geistlichen in der Islamistenszene. Die Verfassungsschützer sehen in dem Macher des Internetportals „Die
Wahre Religion“ einen der geistigen Brandstifter, die mit ihrer mittelalterlichen Interpretation des Islam und der
Forderung nach einem Gottesstaat den Nährboden für islamistisch motivierte Terroristen legen. Die beiden
Solinger Konvertiten, die in England unter Terrorverdacht verhaftet und verurteilt wurden, zählten zu den
Gefolgsleuten des Kölner Chefideologen.
Bisher taten sich die Behörden schwer, Abou-Nagie strafbare Hetzpropaganda nachzuweisen. In seinem
Heimstudio im Keller seines Hauses hat der Islamist bereits Hunderte Predigten und Videobotschaften
angefertigt. Auf seinem Portal finden sich mehr als 5000 salafistische Clips, ohne dass er den zulässigen
Rahmen überschritten hätte. Geschickt umschifft Abou-Nagie mit seiner religiös-verbrämten völlig
rückständigen Ideologie die Klippen hiesiger Strafgesetze.
Hunderte Anhänger im Netz mobilisiert
Im Frühjahr 2011, so scheint es, hat sich der rheinische Eiferer offenbar zu weit vorgewagt. Die
Ermittlungsrichterin erlässt auf Antrag der Staatsanwaltschaft Durchsuchungsbeschlüsse. Die Staatsschützer
durchstöbern das ganze Haus des Islamisten und beschlagnahmen Dateien in Terrabyte-Größe.
Im August 2011 erhebt der Kölner Staatsanwalt O. gegen den Prediger Anklage wegen des Aufrufs zu
einer Straftat vor dem Amtsgericht. Die Ermittlungsakte nebst Beweis-CD-Rom mit dem kopierten
Youtube-Auftritt geht zur zuständigen Richterin. Die Juristin lässt die Anklage zu und terminiert den
Prozessbeginn auf den 30. Januar 2012.
Die Anhänger Abou-Nagies reagieren entrüstet. Im Netz mobilisiert die Gruppe Hunderte von
Sympathisanten. Die Sicherheitsbehörden alarmieren Staatsanwaltschaft und Gericht: Es sei mit einem
Riesenaufgebot an jenem Verhandlungstag im Kölner Justizzentrum zu rechnen. Am 2. Januar 2012
übernimmt Oberstaatsanwalt Willuhn die politische Abteilung. Das große Medienecho und die Warnung
der Staatsschützer wecken sein Interesse an dem Verfahren.
Zunächst klickt er auf YouTube das indizierte Video an. Zu seinem Erstaunen findet sich dort das
Tötungsdiktat nicht wieder. Zunächst glaubt Willuhn an eine „bereinigte Fassung“. Am 13. Januar lässt
er sich die gesamte Ermittlungsakte nebst der Beweis-CD-Rom kommen. Zu seinem „Erstaunen“ stellt
der Chefermittler fest, dass auch diese Disc keine Hassrede „mit strafrechtlicher Relevanz“ aufweist.
Strafbare Textteile fehlen im Hauptverfahren
Willuhn wird nervös. Er zeigt Staatsanwalt O., der die Anklage verfasst hat, den Mittschnitt. Der kann sich die
Sache nicht erklären. Gruppenleiter O. erklärt nach wenigen Sequenzen, dass sei nicht jener Clip, der „die
Grundlage für die Anklageschrift“ gebildet habe.
Das andere Video habe einen weitaus aggressiveren Inhalt enthalten. Zudem hätten auch zwei Rechtsreferendare
sowie die Ermittlungsrichterin N. sich den Film angesehen und seien „ebenfalls äußerst negativ beeindruckt
gewesen“.
Nun nimmt der Fall skurrile Züge an: Chefermittler Willuhn hakt beim zuständigen Kriminalhauptkommissar
der Staatsschutzabteilung nach. Freimütig erzählt der Kripo-Mann K., er habe sich ohnehin über die Anklage
gewundert. Hätte das Video einen Tötungsbefehl enthalten, hätte er dies sicherlich in seinem Vermerk vom 14.
Februar 2011 hineingeschrieben.
Willuhn spielt das Beweisvideo auch der Amtsrichterin S. vor, die den Prozess eröffnet hat. Die Juristin erklärt,
dass sie die strafbaren Textteile vermisse. Ohne den Tötungsaufruf „hätte sie das Hauptverfahren doch nie
eröffnet“. Ob sie sich jemals zuvor das Video angesehen hat, lässt der staatsanwaltschaftliche Vermerk
allerdings offen.
Wurde die Beweis-CD nachträglich manipuliert
Willuhn befürchtet nun Schlimmes: Was, wenn es diese Todespassage nie gab? Was, wenn der radikale
Geistliche am 30. Januar freigesprochen und wie ein Triumphator von seinen Anhängern aus dem
Gerichtssaal getragen würde? Der Oberstaatsanwalt beantragt den Prozesstermin aufzuheben. Er will der
Sache nun auf den Grund gehen.
Willuhn hegt nun einen anderen Verdacht: Möglicherweise könnte auch der Verteidiger Abou-Nagies’, der
Bonner Anwalt Mutlu Günal, die Beweis-CD-Rom nachträglich manipuliert haben. Einem Verteidiger stehen
alle Original-Beweismittel der Anklage zur Verfügung, es wäre sicher ein Leichtes gewesen, die
kompromittierende Sequenz zu löschen. Willuhn lässt die CD-Rom durch das Bundeskriminalamt (BKA)
überprüfen. Dort aber schließt man schnell etwaige Manipulationen aus.
Mitte März schreibt der Oberstaatsanwalt seinen letzten Vermerk in der Causa: Er bietet dem Anwalt des
Predigers an, das Verfahren einzustellen. Und der nimmt großzügig an und wird auch auf mögliche
Schadenersatzforderungen verzichten: „Mein Mandant ist nicht nachtragend“, erklärt Anwalt Günal süffisant.
„Er vergibt denjenigen, die den Fehler verursacht haben.“
Das ist aber großzügig von Abou Nagie. Der Verantwortliche für die Verteilung deutscher
Koranübersetzungen in den deutschen Innenstädten kann also weiterhin Unterrichtsstunden wie diese
hierzulande abhalten, ohne dafür belangt zu werden:
http://www.pi-news.net/2012/04/video-sabatina-james-frauenrechte-im-islam/
Es gibt wieder zwei neue Videos von Sabatina James, in denen sie sich über Frauenrechte im
Islam spricht. Und wer könnte sich authentischer zu diesem Thema äußern, als die junge Frau
aus Pakistan, die es geschafft hat, sich aus der Unterdrückung muslimischer Frauen zu
befreien und über ihre eigene, leidvolle Erfahrung bereits ein Buch geschrieben hat.
http://www.pi-news.net/2012/04/political-correctness-und-vulgaratheismus/#more-249918
Auf diesem Blog, das an vierter Stelle den Untertitel “gegen die Islamisierung Europas”
aufweist, und weil der Islam oftmals als eine Religion wie andere auch angesehen wird, bleibt
es konsequenter nicht aus, dass das Transzendentale immer mal wieder Gegenstand von
Beiträgen und innerhalb des Kommentarbereichs ist. Wäre dem nicht so, fehlte auch ein nicht
unbedeutender Aspekt in der Auseinandersetzung mit dem Islam; insbesondere bei der Frage,
ob der wachsende Einfluss des Islam speziell auf die Gesellschaften in großen Bereichen
Europas allein auf die millionenfache Anwesenheit von Mohammedanern zurückzuführen ist,
oder aber es dafür nicht auch andere Gründe gibt.
(Eine Erwiderung von “Graue Eminenz” auf den Gastbeitrag von Bert Conrados
“Tranzendale Wirrungen” vom 30. März 2012)
Eine unbestreitbare Tatsache ist, dass sich im besonderen Maße die politische Linke als
Fürsprecher des Islams hervortut und so, wie der Mainstream links geprägt ist – was große
Teile der sich diesem Mainstream in Teilen anpassenden beiden großen Kirchen mit
einschließt – nimmt es wenige Wunder, dass diejenigen, die dem Islam kritisch bis ablehnend
gegenüber stehen, generell mit den zentralen Hass- und Feindbezeichnungen der Linken
belegt werden: “Rechte”, “Nazis” und “Rassisten”. Dieser Umstand entbehrt auf den ersten
Blick schon dadurch nicht einer gewissen Komik, dass einer der Urväter der Linken; nämlich
Karl Marx in “Die Kriegserklärung – Zur Geschichte der orientalischen Frage”
höchstpersönlich über den Islam zu berichten wusste:
Der Koran und die auf ihm fußende muselmanische Gesetzgebung reduzieren Geographie und
Ethnographie der verschiedenen Völker auf die einfache und bequeme Zweiteilung in
Gläubige und Ungläubige. Der Ungläubige ist ‘harby’, d.h. der Feind. Der Islam ächtet die
Nation der Ungläubigen und schafft einen Zustand permanenter Feindschaft zwischen
Muselmanen und Ungläubigen.
Da nun die marxschen Thesen über das Proletariat und die Bourgeoisie dazu so gar nicht
auf die mohammedanische Welt passen wollten, erklärte er dann noch die
Mohammedaner im Wesentlichen für “unterentwickelte Völker”, die notfalls im Sinne
der Weltrevolution zwangsbeglückt oder notfalls auch physisch ausgerottet werden
sollten. Ganz offensichtlich haben die Linken mittlerweile in Bezug auf Marx eine 180°Wende vollzogen und übersehen dabei noch geflissentlich, dass nun gerade die
Nationalsozialisten eine große Affinität zum Islam hatten. Die islamische Umma ist einer
“arisch-germanischen” Gemeinschaft nämlich nicht ganz unähnlich, wiewohl ihr
natürlich der naturwissenschaftliche Hintergrund der Rassenlehre an sich fremd ist; die
Zweiteilung der Welt in Herrenmenschen und solche, die diesen zu dienen hätten
(Dhimmis), ist allerdings schon frappant.
Die linke Kehrtwendung – weg von vielen; wenn auch nicht grundsätzlich; Aktiomen Marx’ –
ist eine Folge aus den offensichtlichen Fehlschlüssen, die der Urvater des Kommunismus’
aufgestellt hatte: So passte es überhaupt nicht zu seiner Lehre, dass 1914 mit Ausbruch des
ersten Weltkrieges sich nicht etwa das internationale Proletariat gegen das Bürgertum erhob,
sondern – teilweise mit Begeisterung – in den Uniformen ihrer Länder gegeneinander in das
industrielle Massenabschlachten zog. Zwar keimte bei denen, die in toto an Marx glaubten,
wieder noch etwas Hoffnung auf, als sich in Russland 1917 die Bolschewisten an die Macht
putschten, doch der Funke der angeblich nun beginnenden Weltrevolution wollte so gar nicht
erfolgreich auf den Rest Europas überspringen – auch wenn es in Deutschland 1919 durchaus
noch Tendenzen dazu gab und Protagonisten wie Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg eine
Demokratisierung des Reiches mit allen Mitteln inklusive brutaler Gewalt verhindern wollten.
Die mittel- und westeuropäische Linke war danach zum Teil in einer Sinn- und
Erklärungskrise und während sich eine Gruppe zu der entstehenden Sowjetunion und Lenin –
später Stalin – hingezogen fühlte, der im Kaukasus in reiner, marxscher Logik dem Islam den
Garaus machte, suchte eine andere neue Erklärungen; vor Allem aber ein neues Konzept in
Ergänzung und Teilkorrektur der Thesen Marx’, wie man das kommunistische Paradies auf
Erden errichten könne, denn die stalinsche Variante wollte ihnen – vielleicht verständlicher
Weise – nicht allumfassend schmecken. Die Antworten auf die drängenden Fragen, wie es
nun weitergehen sollte sowie eine neue Strategie, entwickelte darauf hin die so genannte
“Frankfurter Schule“, die während der nationalsozialistischen Diktatur über fast ganz Europa
auch ein bis heute andauerndes Gastspiel in den Vereinigten Staaten gab und gibt. Es ist auch
exakt die politicalcorrectness, gegen die dieser Blog angetreten ist, welche auf diese Gruppe
von Denkern und Agitatoren zurückzuführen ist (ein sehenswertes Video dazu gibt es hier).
Zusammenfassend ist die in der “Frankfurter Schule” begründete Doktrin, dass das Scheitern
der Weltrevolution 1914/1917/1919 ihre Ursache in der abendländischen Kultur habe und das
Proletariat diese derart in sich aufgenommen hätte, dass es nicht das notwendige
Klassenbewusstsein entwickeln könnte, um die Revolution zu starten und erfolgreich
durchzuführen. Anstelle des Arbeiters, der versagt hätte, müsste eine neue, intellektuelle
Schicht treten, die Wegbereiter und Avantgarde der Weltrevolution sein sollte. Deren
Zielsetzung ist zunächst die Zerstörung des abendländischen Wertesystems; denn zerstört
könne es auch nicht mehr die Arbeiter beeinflussen und ihn vom Revolutionieren abhalten.
Das Proletariat müsste also geradezu von diesem Wertesystem “befreit” werden und
bestenfalls dadurch, in dem es von innen heraus vernichtet wird. Die grundsätzliche
Ausrichtung ist daher eine Zurückstellung ökonomischen Betrachtungen à la Marx
Betrachtungen aber eine Hinwendung zu einer kulturellen Zersetzungsarbeit: Nur wenn das
Proletariat frei wäre von abendländischen Moral- und Wertegrundsätzen, wäre es auch bereit
für eine kommunistische Weltrevolution.
Um dieses Ziel zu erreichen entwickelte die “Frankfurter Schule” eine Strategie, die mit Hilfe
von einfachen Schlagworten und teilweise absurder Realitätsumdeutung und unter
Ausnutzung eines Heers von tumben Mitläufern und Parolenbrüllern sich die Bahn brechen
soll. Die Schaffung vermeintlicher Opfergruppen gehört ebenso dazu wie die Erhöhung sowie
quasi Seligsprechung allerlei nicht fortpflanzungsgebundener sexueller Praktiken, wie es sich
in der Homosexuellen-Bewegung aber auch in den unverhohlenen Kindersexphantasien eines
Cohn-Bendit oder Volker Becks ebenso niederschlägt wie in den Vorkommnissen der
“Odenwaldschule”, die jüngst ins Licht der Öffentlichkeit gekommen sind. Desweiteren
suchte man eine Rückbesinnung auf die Lehre eines Rousseaus, die den “edlen Wilden”
anpries und in Zivilisation, Technik sowie Bildung die Ursache für die Grundübel der
Menschheit glaubte, verorten zu können. “Joschka Pfuscher” hatte in diesem Zusammenhang
einen bemerkenswerten Gastbeitrag auf PI geschrieben.
Nun mag man von den Denkern der “Frankfurter Schule” halten, was man will; so kann man
ihnen aber ganz bestimmt nicht einen hohen Bildungsstand und Intelligenz absprechen – auch
wenn sie Ersteres nicht unbedingt auch ihrer Gefolgschaft und Fußsoldaten zubilligen wollen.
Selbstverständlich war daher den Protagonisten klar, dass eines der Hemmnisse zur
“Befreiung” der Arbeiterklasse nach wie vor das im Okzident tradierte Menschenbild war/ist;
und dass dieses vor Allem christlich geprägt ist. Der Gedanke der Gleichberechtigung aller
Menschen ist ohne die jüdisch-christliche Grundannahme der Gottesebendildlichkeit des
Menschen nicht vorstell- und darstellbar. Ich habe diesen Komplex hier jüngst auf PI unter
dem Gesichtspunkt “Demokratie und Islam” schon einmal ausführlicher dargestellt und
verweise einfach mal auf den entsprechenden Beitrag, um eine langatmige Ausführung dazu
zu vermeiden.
In so ziemlich allen Werten, die den Arbeiter 1914/1917/1919 von der Weltrevolution
abhielten, erkannte die “Frankfurter Schule” ganz richtig den christlichen Glauben und die
mit ihm verbunden Werte, wie sie im Abendland als “natürlich” empfunden werden. Um
diese “Festung” angehen zu können, wurde eine Taktik des wühlenden Unterminierens alles
Christlichen und insbesondere ein – wie ich es nenne – Vulgäratheismus entwickelt. Dieser
läuft einher mit der zunehmenden Abschaffung einer gutbürgerlichen Allgemeinbildung und
gipfelt etwa in solch idiotischen wie schlicht falschen Vorstellungen, dass die Aufklärung
grundsätzlich antireligiös bzw. antichristlich gewesen wäre. Zwar gab es durchaus
atheistische Aufklärer, aber es warennunmal nicht Alle und wohl eher eine Minderheit. Denn
den meisten Aufklärern – wie etwa Kant – war sehr bewusst, dass ohne das jüdisch-christliche
Menschenbild ein kantscher Imperativ nicht funktioniert und dass die Aufklärung selbst auch
nur aufgrund dieses Bildes überhaupt entstehen konnte; es als sine qua non voraussetzt.
Die Strategie der “Frankfurter Schule” setzt zum Umerziehen der Massen in ihrem Sinne
nicht auf eine differenzierte Betrachtung komplexer Zusammenhänge; sondern auf einfache
sowie simple Parolen, die durch dauerhafte Wiederholungen eingebläut werden sollen, um das
christliche Wertesystem generell zu verunglimpfen. Dabei sind die blödesten
Falschbehauptungen ebenso erwünscht, wie ein geifernder und höchst emotionaler Hass. Der
Beitrag des Bert Conrados, auf den ich mich hier beziehe, spiegelt das auf eindrucksvolle
Weise wider:
Zunächst fällt auf, dass er über den Buddhismus mit einer gewissen Nachsichtigkeit zu
berichten weiß – wobei darin wohl eine neumodische Verklärung und eher infantile
Sicht liegt, die etwa dem Dalai Lama allenfalls ein müdes Grinsen hervorlocken könnte
und etwa den Shinto-Buddhismus mit solchen Dingen wie die Kriegsethik der Samurai
einfach mal ignoriert, was möglicher Weise daran liegt, dass das nicht so recht ins
selbstgebastelte Bild passt. Wie anders dann aber die Wortwahl, wenn er auf das
Christentum zu sprechen kommt: Da ist plötzlich von “Unfug”, “naivsten Gläubigen”,
“katastrophal falsch”, “schlicht dumm” und “Absurditäten” die Rede; Begrifflichkeiten,
die in dieser Häufung und Intensität sich nicht einmal bei der Beschreibung des Islam
wiederfinden. Ganz unbewusst (hoffentlich zumindest) zeigt Bert Conrados allein schon
in der Emotionalität beim christlichen Glauben, dass sein Atheismus tatsächlich nur ein
verkleideter Hass aufs Christentum ist – und (hoffentlich) ebenso unbewusst ist ihm,
welch Geistes Kind er realiter ist und vor welchen Karren er sich hat spannen lassen.
Äußerst mager fällt dementsprechend dann auch die Begründung dafür aus, dass der
Islam mehr einer Ideologie denn den anderen Religionen ähnelt. Sollte der Autor und
Erfinder des Wortes “transzendal” sich nämlich dieser Sache ehrlich annähern, müsste
er sich die Frage nach seinem eigenen Weltbild stellen und bei ehrlicher Betrachtung –
die nicht nur an der Oberfläche kratzt und ein paar Parolen beinhaltet – würde er wohl
auch bei sich selbst um die Prämisse – zumindest in der Auswirkung – des
Gottesebendbildlichkeit des Menschen nicht herumkommen.
Solche Beleuchtungen, die in die Tiefe gehen, sind aber beim Vulgäratheismus nicht gefragt;
stattdessen ergeht man sich lieber in völlig irrigen Märchen, wie etwa, dass die Kirche die
kugelähnliche Gestalt der Erde jahrhundertelang nicht anerkannt hätte. Tatsächlich hat die
Kirche dies nie bestritten und auch die Auseinandersetzungen über das heliozentrische
Weltbild sind Bert Conrados offensichtlich weitestgehend unbekannt. Würde er nicht
unhinterfragt die üblichen vulgäratheistischen Phrasen artig wiederholen und aufsagen, hätte
ihm zum Beispiel auffallen können, dass wir heute den Gregorianischen Kalender benutzen.
Dieser wurde von katholischen Astronomen berechnet, und seine Exaktheit – die auch heute
noch ganz gut funktioniert – ist ohne die Berechnungsgrundlage, dass die Erde um die Sonne
kreist, gar nicht möglich gewesen. Dieser Gregorianische Kalender wurde von Papst Gregor
XIII. im Jahre 1582 – also vor Galileis Werken!!! – eingeführt. Wieso nun die katholische
Kirche ganz zweifelsfrei das heliozentrische Weltbild selbst anwendete, Galilei aber verbot,
darüber zu schreiben, ist ein anderes Thema, das derart vielschichtig ist, dass ein näheres
Eingehen darauf hier den Rahmen sprengte.
Es fällt eben bei solchem Unwissen des Gastautors auf, dass er ganz unhinterfragt ewig alte
Lügen schlicht weiterverbreitet und eben über Wissen darüber nicht verfügt und offensichtlich
auch gar nicht daran interessiert ist, sich welches zuzulegen. Dieser Umstand macht seine
Exkursion über die Genesis, der er offenbar nicht als Parabel und Bild in der Lage ist,
einzuordnen, direkt komisch und seinen Anspruch auf “Wissenschaftlichkeit” geradezu
grotesk. Überhaupt scheint Bert Conrados reichlich unbeleckte Vorstellungen von
wissenschaftlichen “Erkenntnissen” über die Entstehung des Universums im Allgemeinen und
die Entstehung von Leben im Speziellen zu haben. Dass hierbei nämlich “Erkenntnisse”
vorlägen, die das Bild aus der Genesis (wobei es dort genau genommen zwei unterschiedliche
Parabeln gibt) widerlegten, ist schlicht Unsinn. Während er also dem Christentum per se die
Verbreitung von wissenschaftlich unhaltbarem Aberglauben unterstellt, verhält es sich exakt
so, dass dieser Vorwurf auf ihn selbst in Gänze zutreffend ist. Auch seine Unfähigkeit
zwischen christlichem Glauben und Kirchenpolitik zu unterscheiden, spricht nicht gerade für
eine rationale Herangehensweise an das Thema. Vielmehr vermittelt er den Eindruck, dass
sein Atheismus sich im Aufsagen von vorgefertigten Idiotien beschränkt – eben ein primitiver
Vulgäratheismus – und, trotz angegliederter aber wenig fundierter Islamkritik als Feigenblatt,
realiter nur eine antichristliche Propagandaveranstaltung ist.
Ich will gar nicht behaupten, dass der Gastautor sich bewusst ist, im Sinne der “Frankfurter
Schule” zu agieren und dass seine kruden Thesen und schlichten Falschinformationen eben
aus jenem think tank stammen, mit der Zielsetzung der Zerstörung des Abendlandes im Sinne
eines kommunistischen Paradieses auf Erden – aber seine “Argumente” gegen das
Christentum stammen eben daher und sollen diesen Zweck ursprünglich erfüllen. Die
Strategie der “Frankfurter Schule” ist es, das abendländische Wertesystem in den Köpfen und
Herzen kaputt zu schießen, um es sturmreif zu machen. Die Hofierung des Islams ist dabei
letztlich auf der gleichen Linie und es nimmt nicht Wunder, dass die Antifa genauso an der
Seite von Mohammedanern randaliert, wie sie im Christentum einen ihrer Erzfeinde zu
erkennen glaubt, was schon mal dazu führt, dass Christen von ihr auch gleich noch als
“Nazis” tituliert werden.
Der Siegeszug des Islams in Europa aber scheint den Protagonisten mittlerweile völlig
aus der Kontrolle zu laufen und sich zu verselbstständigen. Dass er aber so erfolgreich
ist, liegt daran, dass im Geiste der “Frankfurter Schule” große Teile des Okzidents
bereits kaputt gemacht worden sind. Als Verdeutlichung sollen hier mal die viel
gescholtenen, amerikanischen Evangelikalen herhalten, die sich gegenüber
Islamverstehern ebenso immun erweisen wie gegenüber der Öko- oder Klimareligion
und anderer Nonsens- und Zersetzungskampagnen. Dass Bert Conrados diesen gegenüber
wahrscheinlich nur blinden Hass und Verachtung empfinden können wird, zeigt nur zu
eindeutig, inwiefern er sich – wenn auch nicht beabsichtigt – benutzen lässt.
(Foto oben: Die Frankfurter Schule: Horkheimer (v.l.), Adorno (v.r.) und Habermas (h.r. mit
Hand im Haar) auf dem Max Weber-Soziologentag im April 1964)
http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/49897
Opiumkonsumenten sterben früher
Mittwoch, 18. April 2012
Teheran – Opiate sind nicht nur als Arzneimittel eine riskante Droge. Auch der gewohnheitsmäßige
Konsum, der in der nordiranischen Provinz Golestan vor allem bei älteren Männern verbreitet ist,
erhöht einer prospektiven Kohortenstudie im Britischen Ärzteblatt (BMJ 2012; 344: e2502) zufolge das
Sterberisiko.
Die Golestan Cohort Study ist ein gemeinsames Projekt des Digestive Disease Research Centre
(DDRC) in Teheran, der International Agency for Research on Cancer (IACR) in Lyon und des USNational Cancer Institute in Bethesda. Es wurde ursprünglich ins Leben gerufen, um die Ursache für
die hohe Prävalenz des Ösophaguskarzinoms in der nordiranischen Provinz Golestan zu
untersuchen. Schon bald stellte sich heraus, dass neben dem Mangel an Obst und Gemüse, der
Gewohnheit den Tee kochend heiß zu trinken, der Vorliebe für Wasserpfeife und Kautabak auch
Opium ein Risikofaktor ist.
Der Milchsaft aus der Samenkapsel der Opiumpflanze wird vor allem in den ländlichen
Regionen von Golestan konsumiert. Er wird entweder als Teriak (getrocknete Milch) geraucht
oder gegessen, als Sukhteh (Asche des gerauchten Teriak, enthält viele Karzinogene)
gegessen, als Shireh (gekochtes und gefiltertes Sukhteh) geraucht, inhaliert oder gegessen,
oder auch nach Art der Ungläubigen als Heroin injiziert oder geraucht.
Vielen Konsumenten gelingt es die Opiummenge auf durchschnittlich 3 Nokhod
(Gewichtseinheit für Opium, jeweils 0,2 Gramm) zu begrenzen, doch auch im Rosengarten (so
die wörtliche Übersetzung von Golestan) ist der fortgesetzte Opiumkonsum der Gesundheit
nicht gerade zuträglich. Hooman Khademi vom DDRC und Mitarbeiter ermitteln ein bei
Männern und 83 Prozent erhöhtes Sterberisiko. Bei Frauen, der eher selten zur Droge greifen,
war es sogar um 143 Prozent erhöht.
Die Drogenkonsumenten sterben an Atemwegserkrankungen wie Asthma (Hazard Ratio HR
11,0) und chronisch-obstruktiver Lungenerkrankungen (HR 5,44). Beides dürfte mit der
häufigen inhalativen Aufnahme der selbst zubereiteten Droge zusammenhängen. Auch ein Teil
der häufigeren Krebstodesfälle (HR 1,61) dürfte hiermit in Verbindung stehen, meint Khademi.
Der Drogenkonsum war aber auch mit einer erhöhten Sterblichkeit an Herz-KreislaufErkrankungen (HR 1,81) assoziiert.
Die Todesfälle könnten mit der Atemdepression durch die Wirkung im Hirnstamm
zusammenhängen, während die erhöhte Rate von Tuberkulose (HR 6,22) eine Folge der
geschwächten Immunabwehr sein könnte. Die Epidemiologen haben sich bemüht,
Verzerrungen zu vermeiden. So wurden chronisch Kranke in den ersten Monaten von der
Auswertung ausgeschlossen, da hier eine tödliche Krankheit Ursache des Opiumkonsums (zur
Schmerzlinderung) gewesen sein könnte.
Sofern die Assoziation tatsächlich kausal ist, könnten nach den Berechnungen von Khademi
15 Prozent aller Todesfälle in Golestan auf den Konsum von Opium zurückzuführen sein. Für
den Editorialisten Irfan Dhalla vom St. Michael's Hospital in Toronto zeigt dies, auch wenn die
Ergebnisse natürlich nicht auf westliche Länder übertragen werden können, dass Opiate riskante
Substanzen, die auch als Arzneimittel immer mit Vorsicht eingesetzt werden
sollten. © rme/aerzteblatt.de
Die UN-Menschenrechtserklärung fordert das Recht auf freie Religionsausübung in Artikel 18:
Jeder Mensch hat Anspruch auf Gedanken -, Gewissens- und Religionsfreiheit;
dieses Recht umfasst die Freiheit, seine Religion oder seine Überzeugung zu we chseln, sowie die
Freiheit, seine Religion oder seine Überzeugung allein oder in Gemeinschaft mit anderen in der
Öffentlichkeit oder privat durch Lehre, Ausübung, Gottesdienst und Vollziehung eines Ritus zu
bekunden.
Der auch vom Iran unterzeichnete „Inter nationale Pakt über bürgerliche und politische Rechte /
International Covenant an Civil and Political Rights (ICCPR)" gewährleistet das Recht auf
Religionsfreiheit in Artikel 18:
(1) Jedermann hat das Recht auf Gedanken -, Gewissens- und Religionsfreiheit. Dieses Recht
umfasst die Freiheit, eine Religion oder eine Weltanschauung eigener Wahl zu haben oder
anzunehmen, und die Freiheit, seine Religion oder Weltanschauung allein oder in Gemeinschaft mit
anderen, öffentlich oder privat durch Gottesdienst, Beacht ung religiöser Bräuche, Ausübung und
Unterricht
zu bekunden.
(2) Niemand darf einem Zwang ausgesetzt werden, der seine Freiheit, eine Religion oder eine
Weltanschauung seiner Wahl zu haben oder anzunehmen, beeinträchtigen würde.
UPDATE 01/2012: Die iranische Regierung bemüht sich offenbar darum, den Fall aus dem Fokus der
westlichen Öffentlichkeit zu bringen: So wurde Pastor Nadarkhanis Anwalt in Rasht darüber
informiert, dass das Gericht die Anweisung erhalten hat, ein Jahr lang nichts in diesem Fall zu
unternehmen. Youcef bleibt solange ohne Kontakt zu Anwälten und Familie inhaftiert, eine
schriftliche Ausfertigung des letzten Urteils vom September 2011 soll es vorerst nicht geben.
Weitere Informationen
Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) Borsigallee 9, 60388 Frankfurt/Main
4
E-Mail: [email protected],
Internet: www.igfm.de
1 www.freiheitfuernadarkhani.de
Erste Videos vom Salafistenangriff in
Solingen

PI berichtete bereits über den Angriff von islamischen Extremisten auf Polizeibeamte
in Solingen, bei dem drei Polizisten und ein Passant verletzt wurden. Inzwischen sind auch
Videoaufnahmen der Szenarie aufgetaucht, die wir unseren Lesern nicht vorenthalten wollen.
[mehr]
Als einen Sieg für die Meinungsfreiheit bezeichnete der PRO-NRW-Generalsekretär Markus
Wiener das Urteil des Verwaltungsgerichtes Minden zum Karikaturenverbot des NRWInnenministers Ralf Jäger (Foto). Das Gericht hatte Jägers Verfügung aufgehoben. Die
Karikaturen dürfen heute in Bielefeld gezeigt werden. PRO NRW werde deshalb auch
weiterhin den islamischen Extremisten den Spiegel vorhalten, betonte Wiener:
„Die Rechnung des Innenministers und der Ministerpräsidentin gehen nicht auf, wenn diese
versuchen, PRO NRW als Täter hinzustellen, nur weil wir als freiheitliche Kraft von unserem
Recht auf Meinungsfreiheit Gebrauch machen. Nicht die Karikaturen sind die Ursache der
Gewalt, sondern die gewalttätige Ideologie der Islamisten. Wir werden in den anstehenden
Tagen vor der Wahl alles tun, um die Bürger auf die wirklichen Gefahren für den
freiheitlichen Rechtsstaates hinzuweisen.“
Morgen findet ab 14 Uhr vor der DITIB-Großbaustelle in Köln-Ehrenfeld der mit Spannung
erwartete Abschluss der Tour statt. Auch dort sollen selbstverständlich die MohammedKarikaturen wieder gezeigt werden. PRO NRW wird an diesem Tag noch einmal
Unterstützung von der FPÖ-Politikerin Susanne Winter bekommen. Auf der Gegenseite
mobilisieren SPD-Bezirksbürgermeister und Islamversteher “Jupp” Wirges, die DITIB und
die Salafisten zu Protesten.
7.5.12
[email protected]
angesichts Ihrer ZUM GLÜCK ERFOLGLOSEN Versuche, nicht den PATHOLOGISCHEN
KORAN/ISLAM, sondern dessen Kritik via Karikaturen zu verbieten, finden Sie am Ende
meiner homepage NAHTODFORSCHUNG.COM zum Islam folgende
WISSENSCHAFTLICHE Aussagen (und herunterladbare Literatur)
http://newpi.wordpress.com/2012/05/07/pro-nrw-krieg-gegen-die-bundesrepublikdeutschland/#more-32
PRO NRW – Krieg gegen die
Bundesrepublik Deutschland
Mai 7, 2012bynewpi
20.03.2012: Der Generalstab der rechtsextremen Organisation PRO NRW erklärt der
Bundesrepublik Deutschland den Krieg: Er fasst den Beschluss, zur Landtagswahl in
Nordrhein-Westfalen am 13. Mai 2012 anzutreten. Mit Hetz- und Naziparolen wie: „Erhalt
des dreigliedrigen Schulsystems“, „Für die Zukunft unserer Kinder“, „Freiheit statt Islam“
und ähnlichen staatsfeindlichen Aussagen will PRO NRW einen gewaltsamen Umsturz in der
Bundesrepublik Deutschland herbeiführen.
(Von Smiley)
14.04.2012: PRO NRW wird zur Landtagswahl zugelassen. Noch am selben Tag erteilt PRO
NRW seinen schwerbewaffneten Kampfverbänden – von der Größe und Kampfkraft her
vergleichbar mit den SS-Divisionen der Nazi-Zeit – den Befehl zur Mobilmachung und zur
Vorbereitung auf den totalen Krieg gegen die Bundesrepublik Deutschland.
30.04.2012: Der nordrhein-westfälische Innenminister Ralf Jäger (SPD) scheitert zum
Entsetzen der Islam-Lobby in Politik und Medien mit dem Versuch, PRO NRW die
Verwendung staatsfeindlicher Mohammed-Karikaturen per Gericht zu verbieten und damit
die kriegerischen Aufmärsche von PRO NRW-Kampfeinheiten vor den Moscheen in
Nordrhein-Westfalen zu stoppen. PRO NRW beginnt daraufhin mit den Kriegshandlungen.
Im Rahmen der allgemeinen Mobilmachung werden diejenigen Mohammed-Karikaturen
gedruckt, für die der Karikaturist Kurt Westergaard – in Würdigung und Anerkennung seines
Eintretens für die Verteidigung der Presse- und Meinungsfreiheit – im Jahr 2010 von
Bundeskanzlerin Merkel mit dem Potsdamer Medienpreis ausgezeichnet wurde.
Die WAZ-Presse meldet die ersten Opfer des Krieges: Der Seriöse Journalismus ist auf dem
Schlachtfeld gefallen, die Meinungsfreiheit soll schwer verwundet worden sein.
01.05.2012: PRO NRW zieht starke Kampftruppen vor einer Moschee in Solingen zusammen.
Hunderte aufrechte, tapfere Demokraten von ANTIFA, SPD, Grünen und Ji-Hartz-Salafisten,
bewaffnet lediglich mit Messern und Steinen, stellen sich friedlich und todesmutig der aus 12
Personen bestehenden Nazi-Kampfeinheit von PRO NRW, darunter mehrere Rentnerinnen
mit großen Handtaschen unbekannten Inhalts, entgegen. Mehrere gutgekleidete Salafisten
nähern sich mit einer weißen Fahne den Truppen von PRO NRW und versuchen leise, höflich
und in fließendem Deutsch, PRO NRW von einem Sturm auf die Moschee abzuhalten.
Vergeblich. Die Nazi-Soldaten von PRO NRW, mehrere Rentnerinnen vorneweg, setzen
symbolisch zum Sturmangriff auf die Moschee an, in dem sie Plakate zeigen. Die völlig
verängstigten friedliebenden Salafisten ziehen sich in die Moschee zurück. Starken
Sondereinheiten der Polizei und des Bundesgrenzschutzes gelingt es im letzten Moment, den
Angriff abzuwehren.
05.05.2012: Ein Freiwilligen-Verband von 500 tapferen Salafisten, bewaffnet lediglich mit
leichten Schusswaffen, Messern, Gullydeckeln und Steinen, zieht einen Verteidigungsring um
das König-Fahd-Zentrum in Bonn, um einen Angriff von 30 PRO NRW- Soldaten, die erneut
mit Plakaten schwer bewaffnet sind, abzuwehren. In der Abwehrschlacht gegen PRO NRW
werden über 100 Polizeibeamte teils schwer verletzt. Innenminister Jäger und die gesamte
Islam-Lobby einschließlich der Kriegspresse reagieren entsetzt über die ungeheure Brutalität
der PRO NRW Kriegstruppen. Erste Stimmen sprechen von Kriegsgräueln.
06.05.2012: Die Situation in Nordrhein-Westfalen eskaliert an allen Fronten. Weite Teile des
Landes drohen trotz des heldenhaften Widerstandes des links-grün-roten Islam-Bündnisses an
die Nazi-Divisionen von PRO NRW verloren zu gehen. Geheimgehaltene Wahlumfragen
signalisieren zudem den Einzug von PRO NRW in den Landtag.
Die Bundesregierung verhängt das Kriegsrecht und ruft den Verteidigungsfall aus. BundesVerteidigungsminister Lothar de Maiziere (CDU) ordnet eine Teil-Mobilmachung in
Deutschland an und beruft 150 000 Reservisten ein. Für Ärzte, Sanitäter und
Krankenschwestern gilt eine bundesweite Urlaubssperre. Die Bevölkerung wird zu
Blutspenden aufgerufen.
07.05.2012 – Vormittags: Schwere Luftkämpfe im Großraum Gelsenkirchen. AWACS
Aufklärungsflugzeuge der NATO melden den Anflug feindlicher Flugzeuge von PRO NRW
im westlichen Ruhrgebiet. Aiman Mazyek, Vorsitzender des Zentralrates der Muslime,
befürchtet die Bombardierung von mehrheitlich von Muslimen bewohnten Stadtteilen im
Ruhrgebiet, möglicherweise auch der Veltins-Arena des FC Schalke 04. Von verschiedenen
Luftwaffenstützpunkten steigen Kampfjets der Bundeswehr auf. Nach stundenlangen
Luftkämpfen werden drei PRO NRW Maschinen abgeschossen. Die Propellermaschinen von
PRO NRW trugen Werbebanner mit staatsfeindlichen Parolen wie „Direkte Demokratie“,
„EUDSSR – nein danke“ und „Stoppt den EURO-Verschuldungswahnsinn – denkt an unsere
Kinder“.
Die Bundesmarine meldet anhaltende Seegefechte vom Baldeneysee in Essen. Kriegsschiffe
der Marine versenken Teile der PRO NRW-Flotte, die sich als Ruderboote mit Anglern
getarnt hatten.
07.05.2012 – Nachmittags: Die Bundesrepublik Deutschland schließt die Grenzen nach
Österreich und Belgien, nachdem bekannt wurde, dass Nazi-Truppen aus beiden Ländern,
bestehend aus drei Parlamentariern der FPÖ und zwei Abgeordneten des Vlaams Belang, den
Marschbefehl nach Nordrhein-Westfalen zur Unterstützung von PRO NRW erhalten haben.
Immer mehr Vertreter des breiten pro-islamischen Bündnisses in Deutschland melden sich
freiwillig zur Front. Claudia Roth (GRÜNE) arbeitet als Krankenschwester in einem
Feldlazarett, Christian Ströbele (GRÜNE) als Flakhelfer, der Münchner Imam Idriz, genannt
Pinocchio, als Feldgeistlicher. Guntram Schneider, pausbäckiger NRW-Integrationsminister,
wird Ober-Kommandeur der Feldküche eines Nachschub-Bataillons in Dortmund.
08.05.2012: Der Vormarsch von PRO NRW geht weiter. Mit Flugblättern schwer bewaffnete
Divisionen der Organisation marschieren vor der Ditib-Moschee in Köln auf. 5.000
friedliebende Gegendemonstranten stellen sich der Übermacht von 40 PRO-NRW-Kämpfern
todesmutig entgegen, um die Islamisierung Deutschlands zu verteidigen.
Freiwilligen-Verbände der Berliner Salafisten erleiden bei ihrem Vormarsch auf das
Ruhrgebiet schwere Verluste, bedingt nicht durch Feindeinwirkung sondern – wie ein UNBeobachter bestätigt – durch den nicht-fachmännischen Umgang mit Explosivstoffen und
schweren Waffen.
09.05.2012: Sämtliche Autobahnen in Deutschland werden für den Zivilverkehr gesperrt. Aus
dem Süden der Republik werden mit Tiefladern und Truppentransportern Panzereinheiten und
Gebirgsjäger in das Ruhrgebiet verlegt. Luftlandetruppen und schwer bewaffnete Infanterie
der Bundeswehr, unterstützt von Panzer-Bataillonen, bauen am Rhein sowie im östlichen
Ruhrgebiet neue Verteidigungslinien gegen die PRO NRW-Divisionen auf.
Kampfflugzeuge beginnen mit der Bombardierung der Hauptquartiere von PRO NRW in
Köln, Krefeld und Düsseldorf. Pausenlos heulen im Ruhrgebiet die Sirenen. Die
Zivilbevölkerung wird aufgerufen, Zuflucht bei McDonalds oder bei ihren Großeltern auf
dem Land zu suchen.
10.05.2012: Der Vormarsch von PRO NRW ist gestoppt. Im zähen Häuserkampf Mann gegen
Mann erobert die Bundeswehr Haus für Haus, Stadt für Stadt zurück, ohne dass die Militärs
dabei auf PRO-NRW Nazi-Soldaten treffen.
Die WAZ-Kriegspresse meldet am Nachmittag den erfolgreichen Abschluss einer
Kesselschlacht im westlichen Ruhrgebiet: Sieben PRO NRW-Kämpfer geraten in einem
Biergarten in Mülheim in Gefangenschaft. Den vorrückenden deutschen Truppen fallen
dutzende von Flugblättern und Plakaten in die Hände. In Bochum wird eine Panzer-Division
von PRO NRW, bestehend aus drei VW-Bussen, nach schweren Gefechten vernichtet.
11.05.2012: Nach stundenlangem Artilleriebombardement, unterstützt von heftigen
Luftangriffen mit aus den USA eingeflogenen bunkerbrechenden Waffen, stürmen
Fallschirmjäger und Panzergrenadiere der Bundeswehr die letzten Kommandozentralen von
PRO NRW. Bei der Einnahme des Hauptquartiers Ost in Dortmund wird die PRO NRWKämpferin Liese Kötter, 74 Jahre alt, in der Badewanne festgenommen und gerät in
Kriegsgefangenschaft.
12.05.2012: Auch die stark befestigten Kommandozentralen von Pro NRW in den
Frontabschnitten Mitte (Bochum) und West (Oberhausen) werden nach schweren Gefechten
von der Bundeswehr eingenommen. In einer von einem Jägerzaun umgebenen Gartenhütte
werden insgesamt 7 PRO NRW-Kämpfer, drei Studenten und vier Rentner, beim Grillen von
Würstchen überrascht, festgenommen und marschieren in Kriegsgefangenschaft.
Markus Beisicht, Vorsitzender von PRO NRW und Oberbefehlshaber der Kampf-Divisionen
der rechtsextremen Organisation, weigert sich, die bedingungslose Kapitulation von PRO
NRW zu unterzeichnen. Ein Kriegsgericht verurteilt ihn daraufhin zur Höchststrafe: Er muss
den Koran lesen. Gegen den Organisator der „Freiheit-statt-Islam“ – Tour von PRO NRW,
Jörg Uckermann, ergeht in Abwesenheit das selbe Urteil.
13.05.2012 – Landtagswahl in NRW. Das Bundesverteidigungsministerium meldet das
vorläufige Ende der Kampfhandlungen. Deutschland ist gerettet.
Die Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen kann frei und demokratisch stattfinden.
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