Manual 2009 - AAT Hameln

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Manual

AAT 2009
Respekt als Friedfertigkeits-Modul
Respekt vor Dir selbst – Achtung vor dem anderen ...?
aat-company  hamelner modell  Domeierstr. 6  31785 Hameln  Tel. 05151/23204
2
Manual AAT 2009
Einführung ................................................................................................. 3
I.
Respekt: Konzept – Definition ......................................................... 8
II.
2.4
Respekt als Therapiemodul:
Relevanz für Opfer, Täter und Trainer ...............................................
Die philosophische Ebene von Respekt .............................................
Definition: Allgemeine Menschenrechte und Menschenwürde .........
Das Recht auf Selbstbestimmung ......................................................
Der Ich-Inhaber als Ausgangspunkt für jedwede
friedensorientierte Beziehungsdefinition ...........................................
Die psychologische Ebene von Respekt ............................................
Vom Selbstrespekt zur Fremdachtung: Die Charisma-Faktoren .......
Kausalattribution und Respekt ..........................................................
Von Schafen und Schäferhunden: Das „Drittelmix-System“ ...........
Die sozialpädagogische Anwendungs-Ebene von Respekt ...............
Die Methode der Vorläufigen Zustimmung ......................................
Das Turbo-Interview .........................................................................
Die Detail-Matrix: Das Sinnliche-Hineingehen in den vertikalen
Wissensbestand des Individuums ......................................................
Respekttraining: Ein „Frisches“ Modul ............................................
III.
Das Klassische Konzept des AAT ..................................................
34
IV.
Ausblick: Respekt als Gegengift bei Ich-Entfremdung ...? ..............
35
Literaturempfehlung ................................................................................
38
2.1
2.1.1
2.1.2
2.1.3
2.2
2.2.1
2.2.2
2.2.3
2.3
2.3.1
2.3.2
2.3.3
Anlagen
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11
12
14
16
16
17
19
20
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28
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30
3
„Der einzelne kann sich vervollkommnen.
Aber die Menschheit als Ganzes
wird weder besser noch schlechter.“
(Denis Diderot)
Einführung
Die Programmatik des Anti-Aggressivitäts-Trainings hat sich von der Konzeptualisierung
einer Behandlungsmaßnahme für Schläger zu einem umfassenden Identitäts-Manual
erweitert. Diese Handanweisung für den „Ganz Normalen Ich-Inhaber“ basiert auf dem
Deduktiv-Induktiven Paternoster: Von der oberen Ebene der Lebensphilosophie über den
Mittelbau einer Persönlichkeitstheorie bis hin zu der Konkretisierung als Trainingsmanual
sind einige Grundaxiome, die sich auf die drei Grundaufgaben eines jeden Menschen (auch
und gerade eines fehlangepassten) beziehen, „durchextrapoliert“,: Der Mensch als sein IchArchitekt, als sein Ich-Verwalter und als sein Ich-Optimierer.
Hier die Kurzzusammenfassung der Ankerpunkte:
Ebene der Lebensphilosophie
1. Der Mensch ist „Ich-Inhaber“ und „Du-Anbieter“:
Jeder Mensch hat nur über einen einzigen Menschen wirklich Macht:
Über sich selbst. Jeder Mensch auf der Welt ist dein Kunde:
Willst du ihn zu einer Einstellungsveränderung oder zu einer Verhaltensweise
„verführen“, liegt es an dir, dein Angebot für ihn zu optimalisieren „bis er kauft“.
2. Die Aufgabe der Ich-Verwaltung ist nicht delegierbar:
Macht dein Gegenüber Liegestütz, bekommt du vom Zusehen keine Muskeln.
3. Dein Leben ist doppelt gedeckelt:
Nach unten („Warum bin ich entstanden?“) wie nach oben („Wohin gehe ich nach
dem Tod?“) gibt es keine für das Menschengehirn verwertbaren „finalen Antworten“ –
dazwischen liegt es an dir, auf Grundlage der gleichmäßig getakteten
Vorwärtsbewegung deines Fließbandes das beste aus jedem Moment und aus jeder
Situation (Ich-Optimierung) zu machen.
4. Jeder Mensch hat Respekt vor seinem Zustandekommen:
Wenn du keinen Respekt vor dem Wunder deines Zustandekommens, vor der Aufgabe
deiner ständigen Kompetenzstabilisierung und –erweiterung entwickelst, kannst du
niemals Respekt vor der Ich-Verwaltung deines Nebenmannes auf seinem Fließband
entwickeln. Die Vergänglichkeit deiner Kompetenzen und die Vergänglichkeit der von
dir verursachen „Umwelteffekte“ bringt dich zum Gegenwartsbezug: Aus der
Vergangenheit die positiven Strahlen im Gedächtnis verdichten (10%) und die Zukunft
als lockeren Aufforderungscharakter achten (10%). 80% deiner Energie beziehen sich
auf den aktuellen Moment: Die Gegenwart ist dein einziges wahres Leben. Die
Zukunft bleibt immer dein Verführer (du musst an mich denken) – kommst du der
Verführung nach, verrätst du die Gegenwart und wirst in dem Moment, wo du
wirklich agieren kannst, schwächer.
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5. Der Selbstverwaltungsauftrag des Menschen entspringt seinem
Selbstbestimmungsrecht:
Die je gelebten und je lebenden Menschen haben genau den gleichen
Selbstverwaltungsauftrag – jeder benötigt dafür das gleiche (unteilbare)
Selbstbestimmungsrecht.
6. Der Mensch geht Sozialbeziehungen aktiv und selbstbestimmt ein:
Geht ein Mensch Kontakte zu einem „Individuum auf dem Nebenfließband“ ein, ist
dies eine freiwillige und von ihm als zu vergebendes Mandat aktiv gesuchte
Sozialbeziehung: Es gibt keine Verpflichtung, keinen Zwang und somit auch kein
ultimatives Gebot zu sozialen Kontakten – sie erleichtern jedoch die Selbstverwaltung.
Je besser die Selbstverwaltung um so solidarischer und loyaler das mögliche
Sozialverhalten.
7. Die Hoffnung auf Gott beträgt genau 50Prozent:
Keiner hat bewiesen, dass es ihn nicht gibt – keiner hat bewiesen, dass es ihn gibt. Das
macht gerade dieses göttliche (eben nicht mit Menschengehirn erreichbare) Prinzip aus
– wenn es ihn (hoffentlich) geben sollte.
8. Der Mensch lebt nach einem evolutionärem Imperativ:
Du bekommst den Staffelstab von deinen Eltern – du schnitzt deine Kerbe hinein und
du gibst ihn an deine Kinder weiter. Vorbehaltlose Liebe und unabdingbare
Unterstützung (der Mensch als Nesthocker könnte sonst am Anfang gar nicht
überleben) sind einseitige Geschenke: Du bekommst sie von deinen Vorfahren
(Eltern), du gibst sie an deine Nachfahren weiter und diese schenken sie – je nachdem
wie großzügig du selbst warst – in ähnlichem Ausmaß an ihre Kinder (deine
Enkelkinder) weiter. Diese vorbehaltlose Liebe bleibt eine Einbahnstraße: Du hast am
Anfang bekommen, du wirst weitergeben – du wirst jedoch eher weniger
zurückerhalten (die Refinanzierung durch deine Kinder ist so direkt nicht
vorgesehen ...).
9. Das Leben gestaltet sich in Systemebenen:
Du startest als „Aufnehmendes System“ in den ersten 10 Jahren; das „Sich
Verdichtende System“ der ständigen Kompetenzzuwachse ist dein persönliches
Trainingslager in den nächsten 10 Jahren. Von 20 bis 60 bist du „Abgebendes
System“: Du reproduzierst dein eigenes Leben und das von sechs bis zehn anderen
Zeitgenossen (den ganz Kleinen, die noch nicht können; den ganz Alten, die nicht
mehr können und denen, die zwischenzeitlich eine Auszeit benötigen). Als
„Ausleitendes System“ schaust du würdevoll und respektvoll auf deinen Lebensweg,
dein bisheriges Lebenswerk und deine noch vorhandenen „Restkompetenzen“ zurück:
Du versöhnst dich damit, dass du nun wieder auf die funktionalen Kompetenzebenen
des Jugendlichen, des Kleinkindes, des Säuglings und des gerade Neugeborenen
„zurückextrapoliert“ wirst.
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Ebene der Persönlichkeitstheorie
Die drei Bereich der Identitätskonstruktion
I. Die Architektur des ICHS (Instrumente)
1. Die ICH-Grenzen
Unterscheidung zwischen ICH und Nicht-ICH
2. Die ICH-Inhalte
Die Stolzhitliste als psychischer Fingerabdruck der Person
3. Das ICH-Wachstum
Das Neue wird zum neuen ICHbestand durch Wiederholung
II. Die Funktionen des ICHS (Ebenen)
1. Größen-ICH
Stolzerleben, Exklusivitätswahrnehmung und Nachweis
der eigenen Lebensberechtigung
2. Geborgenheitssuche
Zugehörigkeitsempfinden und Wir-Gefühl
3. Gotteshoffnung
Hoffnung ist weniger als Glauben – Glauben ist weniger als Wissen.
Es hat noch nie jemand bewiesen, dass es Gott gibt –
Es hat auch noch nie jemand bewiesen, dass es ihn nicht gibt.
III. Der Auftrag des ICHS (Aufgaben)
1. ICH-Wirksamkeit
Der lebenslangen Auftrag, Instrumente (Wenns) zu entwickeln,
die notwendige und erwünschte Effekte (Danns) verursachen.
Kontrollerleben als Grundlage von Selbstwirksamkeit.
2. ICH-Immunität
Die Fähigkeit, den "Einen-Meter-Abstand" (Intimraum, Hoheitsraum,
persönliche Schutzzone) mental und physisch verteidigen zu können.
3. ICH-Integrität
Die Fähigkeit, eine Balance zwischen Offensivität und Defensivität
so herzustellen, dass sowohl die Aufnahme von Neuem als auch die
Optimierung des Angestrebten (Vorhandenen) gelingt.
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Ebene der konkreten Anwendung: Trainingsmanual
Die Neun „Täglichen Trainingshanteln“ für den Ich-Inhaber
I. Körperhantel
1.
Ausdauer (Kondition)
2.
Kraft (Muskeln)
3.
Beweglichkeit (Ästhetik)
II. Kopfhantel
1.
Logik (Antizipation)
2.
Gedächtnis (Konzentration)
3.
Wissen (Kulturkenntnisse)
III. Gefühlshantel
1.
Sensibilität (Einfühlungsvermögen)
2.
Dankbarkeit (Gesamtwahrnehmung)
3.
Mut (Risikobereitschaft)
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Selbstarchitektur, Selbstverwaltung und Selbstoptimierung hängen letztlich von der
„Friedlichkeit“ des parallel agierenden (des sozial erreichbaren und in der Globalisierung
auch des virtuell erreichbaren) Ich-Inhabers ab: Eine wohlwollend zulächelnde,
respektvolle, unterstützende, lobende und letztlich mutmachende „Ausstrahlung“ als
friedensgetragenes, harmonisches und ausbalanciertes Sozialgefüge erleichtern die
(ultimativ vorhandenen und eben nicht delegierbaren) Aufgaben des Ich-Inhabers während
seiner „Anwesenheit“ – Feindseligkeit, Destruktivität, Bestrafungswünsche und
Vernichtungshandeln erschweren genau diesen „Heiligen Auftag“.
Die Kernfrage eines Friedfertigkeitstrainings (z.B. eines AAT) lautet mithin: Wie
entsteht Selbstrespekt, wie entsteht Respekt für den „Nebenmann“ und wie entsteht
Respekt für den „Rest der Gang“, den noch erreichbaren Sozialpartnern in verschiedenen
konzentrischen Kreisen von Nähe und Entfernung (vgl. Dege, 2007; Fischhof, 2006)? Die
Grunddefinition von Respekt basiert auf zwei Linien:
1. Respekt für dieses „Lebewesen an sich“ (Ich-Inhaber), dem Leben geschenkt wurde
und das lebt.
2. Respekt für die Leistungen, die dieser Mensch auf „seinem Fließband“ während
seiner Lebenszeit verursacht hat bzw. hinterlässt.
Der erste allumfassende eher „Formale Respekt“ und der zweite leistungsbezogene eher
„Funktionale Respekt“ verbünden sich im täglichen Umgang oft zu einem Bedürfnis
nach Anerkennung, Zuwendung, Sympathie und zu dem nach Lob, Bewunderung und
vielleicht sogar Liebe (vgl. Fritsch, 2008).
Diese „Verdichtung emotional sozialer Gaben“ erst an die eigene Person und dann an
andere (relevante) Mitmenschen – bis hin zu ihrer Vergeistlichung im Sinne eines „den
Nächsten liebenden Imperativ – definiert den Geltungsrahmen des Konzeptes „Respekt“.
Ohne Respekt keine Ich-Optimierung – ohne Ich-Optimierung die Gefahr von
Feindseligkeit und Gewalt: So einfach ist das!
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„Der beste Beweis für
wirklich Wollen ist das Tun!“
(M. Heilemann)
I. Respekt: Konzept-Definition
Respekt in seiner „Alten Bedeutung“ korreliert mit Aspekten von Unterordnung, einer
gewissen Scheu aber auch einem Eingeschüchtertsein: Man erweist einer Obrigkeit einen
gewissen Respekt oder man lässt es am nötigen Respekt fehlen. Insgesamt sind in der
begrifflichen Semantik schon die Parallelbegriffe wie Achtung, Anerkennung, Ansehen,
Ehrfurcht und vielleicht auch Würde implizit. Im ursprünglichen Sinne beinhaltet eine
respektvolle Haltung also eine Unterordnung in Bezug auf eine „Autorität“, der eine
außerordentliche Kompetenz (zumindest in einem Lebensbereich) zugeschrieben wird. Unter
religiös-christlicher Prägung steht hingegen eher der Aspekt der „Allgemeinen
Menschenwürde“ im Vordergrund: Respektiert wird das Leben, das Lebendige an sich, das
Leben schlechthin.
Diese „Doppelte Bezogenheit“ des Begriffes Respekt auf den Wert des Menschen an sich (das
Sein) oder auf seine besondere Kompetenz bzw. seine besonderen „Spuren“, die er
hinterlassen hat, findet sich auch in den Synonym-Konzepten:
1. Würde:
Würde wird auf den Wert eines Menschen (entweder von ihm selbst betrachtet oder als
Fremdbild in Bezug auf einen anderen) einmal als „Wesensmerkmal“ (das Sein) und zum
anderen in Bezug auf die „gelebte Gestaltung“ erklärt. Würde ist somit eine „Haltung“,
die von dem Bewusstsein des eigenen hohen Wertes geprägt ist, wobei der eigene Status
(die eigene Stellung in der Gesellschaft – als das „komprimierte Fremdbild aller anderen
Gesellschaftsmitglieder) einen katalysierenden Effekt ausübt. Während Würde als
Wesensmerkmal speziell in der christlichen Lehre als „Gottgegeben“ und als „untrennbar
mit jedem Einzelwesen“ definiert wird (unabhängig von Lebensumständen und
Verhalten) – der Mensch als Ebenbild Gottes hat allein aus dieser Konstruktion heraus
etwas würdevolles – ist der Gestaltungsauftrag des einzelnen Menschen unter dem
Aspekt von „Würde“ insbesondere durch die Entscheidungsfreiheit, die sogenannte
sittliche Autonomie und letztlich durch das Selbstbestimmungsrecht des Menschen
geprägt (vgl. Lütz, 2007).
2. Achtung:
Der Begriff der Achtung bezieht sich zuerst auf Aspekte der Wahrnehmung: Jemanden
beachten, jemandem wahrnehmen, jemandem Aufmerksamkeit schenken und quasi in
eine „Hab-Acht-Stellung“ geraten. Der weiterführende (moralische) Bedeutungsgehalt
bezieht sich dann ebenfalls auf die Wertigkeit des Menschen: Vor jemandem
Hochachtung haben, heißt, ihn aus der Menge der „Normalos“ hervorzuheben und ihn in
besonderer Weise zu bewundern (vgl. Hutterer, 1998).
3. Ehre:
Die Ehre ist im weitergehenden Sinn das nach außen getragene sichtbare Zeichen von
Achtung. Eine Ehrenbezeugung beinhaltet quasi ein „Bekennertum“ zu dem Verehrten:
Es handelt sich um einen besonders ehrenvollen, ehrenhaften und eben charismatischen
Menschen, der in gewisser Weise auf einen „Thron“ gehoben wird und den nicht nur der
Einzelne selbst sondern möglicherweise die gesamte Menschheit bewundern sollte.
9
Im heutigen Sprachgebrauch wird der Begriff Ehre eher in einem mehr
bagatellisierenden Sinne (Gesichtsverlust) verwandt: Harsche Kritik oder gar eine
Beleidigung führt zu „Ehrverlust“ – Verlust des Statusses der Normalität im Selbstbild
der entehrten Person aber auch die Gefährdung, bei anderen eine entsprechende
Abwertung dieser Person zu provozieren. Ehrverlust hat in der Regel einen „ehrwiederherstellenden Auftrag“ (z.B. beim Show-Down im Wilden Westen) zur Folge: Der
Entehrte hat indirekt den Auftrag, sich zu duellieren und den Peiniger zu eliminieren.
Gerade in Kulturen, in denen die kollektive Ehre (die Ehre der Familie, der ethnischen
Gruppe) höher als der individuelle Wert des Menschen eingestuft wird, ist der Ruf nach
„Wiedergutmachung“ stärker (vgl. Heilemann, 1996).
4. Stolz:
Stolz ist das Gefühl einer nachhaltigen Zufriedenheit mit sich selbst und entspringt der
subjektiven Gewissheit, etwas besonderes oder gar Zukunftträchtiges geleistet zu haben
bzw. daran mit gewirkt zu haben (vgl. Attwood, 2007). Ein Mensch, der stolz auf sich
selbst ist, bestätigt sich in seiner Weltanschauung selbst und / oder identifiziert sich in
besonderer Weise mit seinem Kollektiv (ist stolz auf seine Familie, auf seine
Religionsgemeinschaft, auf die Zugehörigkeit zu einem klar umschriebenen Kollektiv). In
der Kritikgesellschaft gilt „zu viel Stolz“ (z.B. als Synonym mit Überheblichkeit) –
vielleicht gar die Bereitschaft zum Selbstlob – als kritikwürdig: Ein Mensch mit zuviel
Stolz auf sich selbst entzieht sich der „Bewertungsgesellschaft“ und lässt nicht zu, dass
andere Menschen ohne seine Zustimmung ein Bewertungsmandat über seine Person
erlangen können. Die „Regierbarkeit“ eines solchen „stolzautonomen“ Menschen ist
reduziert.
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„Es ist nicht fair,
von anderen zu verlangen,
was du selbst nicht zu tun bereit bist.“
(A.E. Roosevelt)
II.
Respekt als Therapiemodul:
Relevanz für Opfer, Täter und Trainer
Respekt ist – ähnlich wie Nähe – ein zweipoliges Verhaltensmodul:
Du kannst Respekt empfangen und du kannst Respekt geben.
Das Bedürfnis, Respekt zu empfangen, hängt unmittelbar mit der Verpflichtung jedes
einzelnen Ich-Inhabers zusammen, seine Selbstachtung und somit seine „täglich immer
wieder aufs Neue persönliche Lebensberechtigung“ nachweisen zu müssen: Je mehr
Respektzufuhr von außen um so mehr Beweiselemente. Anderen Mitmenschen Respekt zu
zollen fällt leichter, wenn Selbstachtung vorliegt: Ich fühle mich in meinem Ich wohl und
bewundere, wie der andere sein Ich verwaltet. Die mehr mystische, gelöste, umfassende und
verklärte Bewunderung (eines Idols, eines Gurus, eines „Superstars“) verweist hingegen auf
eher verminderte Selbstachtung: ich ergänze das bei mir selbst wahrgenommene Kompetenzund Attraktivitätsdefizit durch Identifikation mit einem Wunschbild.
Die Definition des Begriffes „Respekt“ lässt sich auf zwei Ebenen darstellen:
 Respekt, weil ich lebe (für mein Dasein).
 Respekt für meine Wirksamkeit (für meine Handlungen).
Der mehr formale Aspekt beruht auf Dankbarkeit dafür, dass es Lebendiges an sich gibt und
das ich und gerade ich lebendig sein darf. Der zweite, eher funktionale Aspekt, reflektiert
den Auftrag des Menschen von der ersten bis zur letzten Minute die Welt zu erkunden, um
sich selbst möglichst umfassend regulieren zu können(vgl. Strobl, 2008).
Selbstrespekt auf der funktionalen Ebene bedeutet:
 Bei Opfern: Stärkung von Körper (SV) und Geist (Auffassungsschnelligkeit) als
Grundlage von Vergebung.
 Bei Tätern: Umkehr der Stoßrichtung: Wo und wie kann ich den anderen loben,
unterstützen, fördern und damit „belohnen“.
 Bei Trainern: Gierige Freude an der weiteren Ich-Optimierung um mich als „Abgebendes
System“(potentes Verhaltensmodell) täglich weiter zu qualifizieren.
11
2.1
Die philosophische Ebene von Respekt
Wir leben im Zeitalter der Aufmerksamkeit und damit im Zeitalter der Erfolgskultur: Erfolg
ist nicht das, was ich durch Leistung erarbeite, sondern Erfolg ist das, was ich durch Status
beweise. Die Pflicht zum Erfolg – zur persönlichen Performance – ist Grundlage
eingenommener Aufmerksamkeit, die als Währung unserer Zeit beschrieben wird (vgl.
Franck, 2007). Die demonstrative zur Schaustellung persönlich körperlicher (sexuelle
Attraktivität) und ökonomisch-statusrelevanter Facetten ist keine Lust, sondern pure Pflicht
und wird im Sinne eines „Wettbewerbsindividualismusses“ als tägliche persönliche
Bewährung erlebt. Dies hängt somit nicht mehr von dem Bemühen, von der Arbeit, von der
erzielten Veränderung in der Umwelt des Einzelnen ab: „Die Aushöhlung des
Leistungsprinzip in Wirtschaft und Arbeitswelt ist hierfür ein bezeichnendes Beispiel. Die
Vermarktlichung der modernen Ökonomie prämiert das geschäftliche Ergebnis und
interessiert sich wenig dafür, wie es zustande kommt, ob es auf Anstrengung oder
Ausbildung, auf Wissen oder Pflichterfüllung ruht. Was zählt ist der reine Geldbetrag“
(Neckel, 2008, S. 10). Der Verzicht auf eine eigene Leistungsmoral ist bei der obersten
Oberschicht (moderne Geldelite) um so perverser, je mehr dem „niedrigen Volk“
Leistungsmoral („Man kann auch mal für weniger als 5,00 EUR die Stunde arbeiten“)
beigebracht werden soll. Diese Erfolgskultur (Pflicht zum Erfolg) entspricht also einer
sogenannten „Vermarktlichung der Gesellschaft“, wobei die persönliche Bewährung des
einzelnen Ich-Inhabers in einem Wettbewerb zu einem Wettbewerbsindividualismus auf der
Ergebnisseite (formaler Aspekt) und nicht auf der Leistungsseite (funktionaler Aspekt)
erfolgt. Gewinner dieses Wettbewerbs um (momentanes und mehr dem Zufall überlassenes)
persönliches Wohlempfinden sind die Spitzenmanager, die ihrerseits jeden Arbeitsethos des
formalen bürgerlichen Kapitalismusses durch eine Form des „Ökonomischen
Neufeudalismus“ auf den Kopf stellen: „In seinem Hang zum profanen Kult zur
Verschwendung berührt er sich auch mit der Bewunderung, die in den plebejischen Schichten
für die demonstrative Ausstellung des Reichtums zu finden ist“ (Neckel, 2008, S. 12). Für die
Selbstachtung und für den Selbstrespekt des aktuellen Ich-Inhabers bedeutet dies die Antwort
auf drei Fragen:

Bist du bekannt?

Bist du sexy?

Hast du gewonnen?
Werden alle drei Fragen mit „Ja“ beantwortet, liegt „sichtbarer Erfolg“ (Performance) vor und
soziale Durchsetzung – unabhängig von der Erbringung tatsächlicher produktiver Leistungen
– ist gelungen.
Problem dieser „perversen Respektregel“: Der Zufall tritt anstelle des eigenen
Leistungsergebnis: Nicht mehr internale sondern externale Faktoren dominieren in diesem
ökonomischen und persönlichen Prinzip der reinen Ergebnisorientierung. Dieser
Neokapitalismus (Turbokapitalismus, Showkapitalismus, Kasinokapitalismus) verpflichtet
zum Erfolg und der damit einhergehende Wettbewerbsindividualismus korrespondiert mit den
Unwägbarkeiten der ökonomischen Märkte: „Ökonomische Märkte, deren Trennung von
Gebrauchswert und Tauschwert von formaler und materieller Rationalität bereits Karl Marx
und Max Weber analysierten, sichern weniger denn je eine materielle Wertrealisierung seit
die Dominanz der Finanzmärkte die Bedeutung produktiver Leistungen für das wirtschaftliche
Geschehen verblassen lässt (Neckel, 2008, S. 16).
Fazit: Durch die Entkopplung von persönlicher Leistung einerseits und zugeschriebenen (und
damit auch innerlich erlebten) Erfolg andererseits ist der aktuelle Ich-Inhaber in Bezug auf
seine Gefühle aber auch in Bezug auf seine Handlungsstruktur mehr denn je dem
Zufallsprinzip ausgeliefert: Er selbst kann kaum noch etwas direkt bewirken – er ahnt nur, ob
eine Handlungsstrategie in dieser „Casting-Gesellschaft“ dem momentanen Zeitgeist (und
damit der ungeheuren Aufmerksamkeitszufuhr) entspricht oder nicht ....
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2.1.1 Definition: Allgemeine Menschenrechte und Menschenwürde
Die Menschenwürde des aktuellen Ich-Inhabers wird durch „Überflüssigkeit“ seiner
Handlungen (seiner Leistungen, seiner persönlichen Verursachungen, seiner Wirksamkeit,
seiner Arbeitsergebnisse) bedroht: Maschinenarbeit (Automaten) ersetzen Menschenarbeit.
Der ergebnisorientierte Kapitalismus – wer noch auf persönliche Leistung setzt, wertet sich
hier selbst ab – also der Wirtschaftsliberalismus (die globalen Märkte regulieren sich selbst)
gibt der Chance, jeden Tag aufs neue, die eigene persönliche Würde und den Respekt vor sich
selbst aufbauen zu wollen und zu müssen, nochmals einen Tritt: Sozialpolitiker illusionieren,
dass der Einzelne durch seine Leistung (Leistungsbereitschaft) doch noch autonom an seiner
Glücksschraube drehen kann – der Wert seiner individuellen Menschen-Arbeit ist auf der
Ebene der globalen Abwehr jedoch so weit verkommen (reduziert), dass dies die gemeinste
Lüge der Gegenwart für jeden „Ich-Inhaber“ darstellt. Die Akteure (Performer) auf dem
oberen Rand der Gesellschaft (Globalisierungsgewinner, Beherrscher der globalen Märkte)
lachen sich zynisch ins Fäustchen: Dann gibt es eben noch eine Casting-Show mehr – wir
werden schon genug Bühnen für die „Selbstwertalimentierung“ des GlobalisierungsProletariates schaffen .... Respekt und Menschenwürde als epochenübergreifende
Berechtigung für jeden Ich-Inhaber: Im Moment schwer einzulösen (vgl. Kennedy, 2007).
Der einzelne Ich-Inhaber wird spätestens dann wach, wenn er bemerkt, ein
Vorstandsvorsitzender eines Dax-Unternehmens verdient in einem Monat genauso viel wie
der normale durchschnittliche Arbeitnehmer während seiner gesamten Lebensarbeitszeit: „In
den USA hat sich in einem Zeitraum von ca. 2001 bis eben jetzt 2009 eine extreme Spreizung
der Dienstmargen ergeben – musste ein Angestellter bisher ca. 3 ½ Jahre arbeiten, um das
Monatsgehalt eines Vorstandsbosses zu erhalten, sind es jetzt in der Spitze ca. 33 Jahre, die er
für ein solches Monatsgehalt malochen muss (eben seine gesamte Lebensarbeitszeit, sofern er
nicht vorzeitig pensioniert werden muss).“ Als die Gehälter der Vorstandschef im Vergleich
zum Durchschnittsgehalt der Mitarbeiter von einem normalen Verhältnis von 40:1 auf über
400:1 stiegen, verschlechterte sich der industrielle Fortschritt, statt sich zu beschleunigen.“
(Samuelson, 2008, S. 69). Wirtschaftswissenschaftler nennen diese entartete Form der
Marktliberalisierung auch „totale Faktorproduktivität“. Hier wird das „Gesetz von den
unbeabsichtigten Folgen“ durch den Steuerungsverlust in Bezug auf die globalisierten
Finanzsysteme bestätigt: „Der Wert der Finanzanlage übersteigt den Wert aller weltweit
verkauften Waren und Dienstleistungen inzwischen um das Dreifache. Und dieser Überfluss
an Kapital ist immer wieder die Quelle neuer Booms und Blasen, sie heißen „New Economy,
Surprimes oder Emerging Markets“ .... Die unregulierten globalen Geldströme und die durch
die Kreditspirale des vergangenen Jahrzehnts betriebene Geldvermehrung haben einen
Finanzmarkt getriebenen - nicht mehr auf Gütern und Waren und Handel gegründeten Kapitalismus etabliert .... . Der Finanzmarkt ist der eigentliche Markt geworden, die
klassische Wirtschaft ist es nicht mehr.“ (Balzli, 2008, S. 80).
Die fehlenden Zuordnungsregeln von eigenem menschlichen Verhalten einerseits und
„zugewiesenem Erfolg“ (als Wertbestimmungsmerkmal für diesen Menschen) andererseits
machen auch die – wenigen – Erfolgreichen unsicher: „Welche Zufälle benötige ich in der
Zukunft? Bleibt mir das Glück hold? Hoffentlich mache ich keinen Fehler, von dem ich nichts
merke (Ich selbst weiß ja nicht, was richtig und falsch ist. Ich selbst weiß ja letztlich auch
nicht, wann was funktioniert) und warum gehöre ich in Bezug auf die Erfolgreichen zu den
Supererfolgreichen (die Erfolg für sich persönlich erleben dürfen)?“
Besonders problematisch für den Aufbau von Eigenrespekt, selbsterlebter Menschenwürde
und einem Gefühl für „gerechte und allgemein gültige Menschenrechte“ entstehen vor allen
Dingen bei den Menschen, die ständig das Negative erwarten, die den Abschwung der
13
Wirtschaft oder den persönlichen Abstieg in der Gesellschaft für sich befürchten und
dadurch auch prognostizieren – also die primär von Gefahrenmomenten und
Katastrophenahnungen getrieben werden: „Pessimisten neigen dazu, die negativen Aspekte
ihres eigenen Verhaltens zu überverallgemeinern: Wenn ihnen ein Fehler unterläuft,
deklarieren sie sich als total unfähig – in allen Bereichen und für alle Zeit“ (Hansch, 2006, S.
96). Moderne Terrorismustheorien – die von der subjektiven Uneinholbarkeit eines
Maßstabes des dann todesbereiten und todesbringenden Fatalisten (Lebensverweigerer bzw.
Lebenszerstörer) ausgehen, betonen insbesondere den Tunnelblick und die innere Festlegung
des „Aussteigers aus dem Prinzip Leben“: Die Wahrnehmung engt sich auf den als negativ
interpretierten Sachverhalt ein.“ Diskrepanzen zwischen verabsolutierten Erwartungen und
den Gegebenheiten des Seins werden als Widerstand erlebt, der den primären Antrieb der
Aggressionsbereitschaft startet – es resultiert Ärger und Wut (Hansch, 2006, S. 100). Respekt
vor der eigenen Person und damit die Rückeroberung eigener Würde benötigt folglich über
die Empfindung von „Generalisierter Dankbarkeit“ die Rückkehr zu den Tatsachen der
eigenen Lebendigkeit (vgl. Nuber, 2003; Krech, 2007). Der Ich-Inhaber kann Dankbarkeit auf
vier Ebenen erleben:
1. Für das direkte Geschenk, das er und gerade er leben darf.
2. Für das indirekte Geschenk, das die Mit-Menschen, die parallel mit ihm leben, für ihn
erreichbar sind: Er kann ihnen seine Kompetenz schenken und er kann von der
Kompetenz profitieren, die sie sich erarbeitet haben.
3. Er kann dankbar sein für die Energie-Vorleistung von Menschen, die vor ihm gelebt
haben und die sowohl materielle wie immaterielle Dinge (z.B. philosophische
Erkenntnisse) an ihn weitergegeben haben.
4. Er kann dankbar sein für Menschen, die ihm nachfolgen, denen er wiederum den
Staffelstab übergeben darf und die über seinen Tod hinaus Teile seiner Lebendigkeit in
die nächste Zeitebene hineintragen.
Die Dankbarkeit für diese Formen der individuellen und kollektiven Existenz lassen ein VierFelder-Schema der „Respekt-Entfaltung erkennen:
Richtung des
Respekts
Selbst-Respekt
Fremd-Respekt
Modalität
des Respektss
Formal
Funktional
Dankbarkeit als
Heiligung der
Existenz (des
Lebendigen an sich)
Erfahrung von Kompetenz,
Verursachung und internal
hervorgerufener Effekte
des Ichs (innerer Erfolg)
Anerkennung für
die Abstammung
und die Herkunft
(Achtung der Wurzeln)
Sichtbare Ergebnisse
der eigenen Produktivität
(äußerer Erfolg)
14
Den meisten Respekt erlebt der Mensch für sein eigenes Ich – aber auch bei der Betrachtung
seiner Mitmenschen – wenn er die Hypothese eines „gelungenen Lebens“ erfüllt sieht.
Philosophen wie Schopenhauer, Kierkegaard, Feuerbach, Marx oder auch Nietzsche tun sich
schwer, dieses Kriterium eines „erfüllten Lebens“ einzugrenzen. Diese sogenannte
„Denkökonomie“ der Philosophen versucht oftmals sogar die Frage nach dem Sinn des
Lebens auszuklammern: „Für Ernst Mach löst sich die Frage nach dem Sinn des Leben mit
dem Ich zugleich auf. Wenn der Schmetterling nicht mehr das gleiche Ich hat wie die Raupe,
das Kind ein anderes als ein alter Mann, dann lohnt es sich nicht mehr, über alles Leben einen
gemeinsamen Sinn zu stülpen .... Für Sartre hingegen besteht der Sinn des Lebens darin, sich
durch sein Tun selbst zu verwirklichen. Da die Welt im Ganzen keinen Sinn hat, steht es mir
frei, meinen eigenen Sinn zu stiften. Als „work in progress“ kommt, verweilt und vergeht er
mit dem einzelnen Menschen. Für Peter Singer allerdings ist eine solche Sinnstiftung asozial.
Für ihn kommt es darauf an, den Stein des Guten ein Stück weiter zu rollen und die Welt zu
einem besseren Ort zu machen.“ (Precht, 2008, S 373 / S. 374).
In einer automatisierten, zunehmend virtuellen und letztlich durch eine globalisierten Ebene
entfremdeten Welt ist die „Exklusivität des Ichs“ als kennzeichnende und möglicherweise
der Nachwelt hinterlassene „Spur“ noch schwerer in Stein zu meißeln: Die Menschenwürde
scheint sich immer mehr auf den flüchtigen Moment des Augenblickes, auf die hier erlebte
Sympathie, die in dieser Sekunde erlebte Liebe, den erlebten Respekt und eben auf das kurz
aufflackernde Glücksempfinden zu reduzieren (vgl. Tschechne, 2006). Der vom
Arbeitsprodukt entfremdete und doppelt alimentierte Mensch scheint nun nur noch nach einer
Anhäufung dieser „Glücksmomente“ zu gieren (vgl. Whybrow, 2007). Die Summe machts ...
2.1.2 Das Recht auf Selbstbestimmung
Der Ich-Inhaber hat vor allen Dingen eine Hoheitsaufgabe ständig und unaufhörlich
auszuüben: Das Ich-Grenzen-Management. Hierzu gehört einerseits das Einregulieren von
Nähe und Distanz zu anderen Menschen – insbesondere aber das Ausmaß, die Intensität und
die Zeitpunkte von Informationsaufnahnme aus der „Restwelt“. Der Ich-Inhaber muss immer
wieder entscheiden – auch wenn es ihm nicht klar bewusst ist – ob und wann, von wem und
zu welchem Thema er Informationen aufnehmen möchte. Zu viele Informationen heißt
Überflutung und Diffusion – zu wenig Information heißt Verkümmerung, Rigidität, Starrheit
und letztlich Abspaltung von der Realität (Realitätsverlust). Das Recht auf Selbstbestimmung
des Ich-Inhabers verweist aber auch auf seine Aufgabe, ständig für genügend „Narzißtische
Einnahme“ zu sorgen: Woher bekomme ich Zustimmung, Unterstützung, Lob, Sympathie.
Anerkennung, Freundschaft, Geborgenheit und vielleicht auch Liebe ....? Das Recht, sich in
einem guten Licht zu sehen, sich an sich selbst zu freuen und andere zu bitten, die eigene
Person ebenfalls hochzuwerten (aufzuwerten) gehört nicht nur zum Recht auf
Selbstbestimmung sondern ist letztlich eine Pflicht im Rahmen der Selbstbestimmung, sich
selbst Wert ständig und ausreichend „zu sichern“ (vgl. Weiner, 2008).
Es gibt verschiedene Tricks und Strategien, diesen Auftrag der Selbstbestimmung
(Selbstwertlevel hochhalten) auch im Rahmen der Kritikkultur einzulösen:
1. Sich auf Schwäche und Krankheit berufen: „Ist jemand krank, dann hat er eine
Entschuldigung, um sich Ansprüchen zu entziehen und darf selbst Ansprüche an andere
stellen. Genauer gesagt: Er hat eine Entschuldigung, um sich Ansprüchen zu entziehen,
deren Erfüllung normalerweise von einem erwartet wird, und darf selbst über das normale
Maß hinausgehend Ansprüche stellen. Wer krank ist, darf Dinge tun, die ansonsten
inakzeptabel sind“ (Zurhorst u. Gottschalk-Mazuuz, 2008, S. 61).
2. Einen überzogenen Machtanspruch definieren: Auf Grundlage extremen Misstrauens,
extremer Abgrenzung und damit eines extremen Verhaltens wird der andere durch den
15
Machtbesessenen gerade zur Unterordnung verdammt: „Die Machtbesessenen sehen
jeden Widerspruch und jede Widerspenstigkeit (jede Verweigerung) als persönliche
Beleidigung und als sofort zu beantwortende Herausforderung an: „Sie beginnen zu
glauben, dass normale Grenzen für sie nicht gelten und das ihnen jegliche Ausbeute
zusteht, derer sie habhaft werden können“ (Dammann, 2007, S. 75).
3. Künstliches Aufgabendenken: Das Erleben des persönlichen Wertes resultiert auf einer
Differenzwahrnehmung hinsichtlich der Anstrengungsbereitschaft des Fleißes, der
„Bereitschaft, sich selbst auszubeuten“ und letztlich der Produktivität der anderen: Der
sogenannte „Stress-Typ A“ ist gekennzeichnet durch extremes Leistungsstreben,
Ungeduld, Perfektionismus, Hektik und damit einhergehender Feindseligkeit (wenn
andere zu langsam sind) und Aggressionsbereitschaft („Beweg deinen Arsch“) – hieraus
wird ein Lifting des persönlichen Werterlebens (ich mache mehr, also darf ich auch mehr
Anerkennung abfordern) abgeleitet.
4. Proklamierte Autonomie: Das Bedürfnis nach Unabhängigkeit und grenzenloser
Kompetenz (eigener Grandiosität) führt zu einer Immunisierung gegen negative
abwertende Informationen von der sozialen Restwelt: Die Entwertung anderer geht mit
einer Idealisierung der eigenen Person und all derer, die mit der eigenen Person
„durchstecken“ einher. Insbesondere Liebesobjekte und enge Mitarbeiter werden
„vereinnahmt“, um somit die Grandiosität des eigenen Ichs (und dadurch wiederum die
Autonomie in dem Bewertungsgeschehen und damit wiederum die Feldunabhängigkeit)
zu stabilisieren: „Der andere, etwa dessen Erfolge, dient der eigenen Selbstwertregulation.
Häufig hat der andere dadurch die Funktion eines „Selbstobjektes“. „Solche Menschen
sind ..... „oft sehr leicht kränkbar, sie erleben sich so, dass sie selbst auf der Suche nach
Liebe, Unterstützung und anerkennender Bewunderung sind, während sie andere so
erleben, dass sie von ihnen kritisiert, kontrolliert oder eingeengt werden. Mit Hilfe dieser
Selbstidealisierung kann jede Abhängigkeit von anderen vermieden werden“.
Der Begriff der Selbstbestimmung – auf Grundlage eines Zutrauens in die eigene
Lebensberechtigung und in den eigenen Wert (Beurteilungsmandat und Verhaltensauftrag
während der „ca. 80 Jahre auf dieser Welt“) – wird in der aktuellen Philosophiedebatte
letztlich auf das „Ganzheitsgefühl“ des einzelnen Menschen (des Ich-Inhabers) fokussiert:
„Körper und Geist lassen sich nicht voneinander trennen, ebenso wenig wie Unterbewusstsein
und Bewusstsein. Wenn unsere Moral immer auch etwas mit Gefühlen zu tun hat, dann
können wir diese nicht einfach wegkürzen .... . Eine Moral, die auf ihre Verträglichkeit mit
unserer Intuition und damit auf die biologischen Grundlagen unseres Moralgefühls verzichtet,
ist sicher schlechter als eine, die diese Intuition mit einbezieht. Wenn man keine
widersinnigen Verhaltensregeln aufstellen will, kommt man an der Intuition nicht vorbei.
Keiner kommt ohne Werte aus. Und Werte sind ihrer Natur nach, nicht von der Vernunft
erdacht, sondern gefühlt“ (Precht, 2008, S. 192/ S. 193).
Fazit: Das Recht auf Selbstbestimmung ist das Recht, in jeder Sekunde des vom IchVerwalter zu verantworteten Lebensmomentes eine Idealkombi zwischen wahrgenommenen
Reizen, kognitiver Kalkulation und abgeschichteten Bauchgefühl herzustellen, um dann
Selbstbestimmung (Überleben) zu sichern – letztlich auch dafür, um weiterhin ein
Unterstützer für die „parallel Anwesenden“ sein zu können (vgl. Hansch, 2008). Das Credo
von Selbstbestimmung lautet: Gefühl ist mehr als Denken, also die Verdichtung aller
eingelagerter Erfahrungen (vgl. Mc Kays, 2008). Und: vorbehaltloser Selbst-Respekt ist die
Gefühls-Grundlage meiner selbsterlebten Lebensberechtigung – eine Verbeugung vor dem
Geschenk, dass ich lebendig sein darf ...
16
2.1.3 Der Ich-Inhaber als Ausgangspunkt die jedwede
friedensorientierte Beziehungsdefinition
Selbstrespekt als Grundlage für Fremdrespekt: Nur wenn ich Kraft, Mut und Anstrengung
aufbringe, mich selbst zu trainieren, kann ich Dir gerecht werden (vgl. Bartlett, 2005;
Hohensee, 2008). Nur wenn ich mich vorher in meinen Trainings gequält habe, kann ich dir
Kraft und Wissen und sowie Unterstützung und Liebe abgeben. Nur dann habe ich die
Courage als Unterstützer und Friedensstifter, wenn ich vorher die (Eigen-) Batterie
aufgeladen habe. Mühsam aufgeladen, immer wieder aufgeladen, täglich aufgeladen: „Steh
auf, beweg deinen Arsch, quäl dich du Sau.“ Die „Sich quälende Sau“ ist das Individuum,
das auf Grundlange von Frieden mit sich selbst Frieden mit anderen generiert (vgl. Bueb,
2007; Doskoch, 2006).
Wo also kommt über Respekt die Friedlichkeit her? Nahezu jedes Kind wird vorbehaltlos,
bedingungslos und unbändig (ohne Gegenforderung, ohne Gegenleistung, ohne
Unterbrechung) unterstützt, gefüttert und eben „geliebt“. Jeder Mensch möchte diese
bedingungslose Liebe nicht nur am Anfang seines Lebens sondern auch bis zum Ende seines
Lebens erfahren und erhalten (Sucht nach Ehrlichkeit, nach Treue und nach Gerechtigkeit).
Kein Mensch erhält diesen „bedingungslosen und vorbehaltlosen Respekt“ von anderen
lebenslang. Jeder weiß aber, dass er ihn gerne lebenslang hätte.
Also: Gibt jeder soviel wie möglich an vorbehaltlosen (formalen, für die Tatsache, dass der
andere lebt) Respekt an andere ab, ist er schon einmal stolz auf sich selbst, dass er dies kann.
Zum anderen verändert er den „Gesamtfriedlichkeits-Score“ seiner (Um-) Welt ein wenig.
Und er ist vielleicht Modell für andere. In jedem Fall ist er keine Bestrafung sondern eine
Belohnung – die Spur, die er hinterlässt, ist sehenswert. Und er bleibt bei sich selbst: Was er
gern von anderen erhalten möchte, gibt er (freiwillig, im Rahmen des vorauseilenden
Gehorsams) gern, ständig, bereitwillig und großzügig an andere ab.
Herz, was willst du mehr ....?
2.2 Die psychologische Ebene von Respekt
Jemandem Respekt zollen, einer Person Respekt schenken – wie geht das?
Die Untersuchung der psychologischen Abläufe innerhalb des „Respektgebers“ beziehen sich
einerseits auf konkrete Wahrnehmungen (Fremdbilder) bezüglich der Respektperson –
gleichzeitig sind es die Einstellungen (abgeschichtete Werte und Normen im Gefühlsgefüge
des Respektgebers), die diese aktuelle Bewertung (Respekt) erlauben. Hierbei kann sich
Respekt sowohl auf das konkrete Verhalten der Person, die ich beobachte (Anerkennung für
ihre Leistung) oder eben auch auf das Gesamtempfinden, das sich beim Denken an diese
Person einstellt, beziehen. Die Anerkennung für die Leistung und / oder die übergeordnete
Wertschätzung per se können sich auch zu einem „Doppelerleben verbünden“: Dann entsteht
so etwas wie Huldigung, Verehrung und vielleicht auch überdauernde Mythosbildung.
Die Wertschätzung für einen Menschen, den man „erspürt“, ohne dass man über seine
Produktivität, seine Leistungen, sein „Ergebnis“ oder gar über seinen Nutzen für einen
nachdenkt, bezieht sich in unserer Kultur auf eine „Bescheidenheitswahrnehmung“:
Ein Mensch, der bei sich ist, der wenig fordert, der gelassen und abwartend Dinge akzeptiert,
ohne fatalistisch zu sein und der ein offenes Ohr für jeden Mitmenschen hat: Bescheidenheit,
die in sich selbst ruht und die ohne ein machtorientiertes Forderungsprofil einfach da ist,
einfach präsent ist.
Respekt aus Wertschätzung veredelt letztlich auch die Persönlichkeit des Respektgebers: „So
definiert etwa der Gelehrte und Kritiker William Lyon Phelps den Gentleman als „einen
17
Menschen, der selbst jenen Leuten Respekt entgegenbringt, die für ihn keinerlei Nutzen
haben“. Albert Camus
„Nichts ist kläglicher als Respekt, der auf Angst basiert“ (Strobel, 2008, S. 22). Respekt, der
sich mehr auf den „Output“ (Produktivität) der respektierten Person bezieht, basiert
insbesondere auf Wahrnehmung und Beurteilung von geistigen, körperlichen oder auch
energetischen Potentialen, die in ihrer Kombination den „Respekt vor Höchstleistungen“
abverlangen. Diese Grundlagen für „Vertikalen Respekt“ (man könnte auch sagen, es gibt
eine Leistungspyramide, in der einige Wenige ganz oben sind) lassen sich dann auch auf das
„Lebenswerk“ oder auf eine besondere Husarenleistung (Rettung der Stadt Hamburg vor dem
Hochwasser durch Altbundeskanzler Schmidt) konkret festmachen. Der bedingungslose
Respekt, der von Herzen kommt, unabhängig von Leisten oder Nutzen und tief empfunden
wird, wird hingegen „Horizontaler Respekt“ genannt.
Ob „Horizontaler Respekt“ (vielleicht auch ein tiefes Gefühl von Solidarität mit dem
Lebewesen neben mir) oder „Vertikaler Respekt“ (Anerkennung einer respektablen Leistung)
– es gibt letztlich auch die Tendenz zur Bagatelligisierung des Respektbegriffes. Wenn
jemand „Respekt, Respekt“ sagt, meint er: Das ist ganz in Ordnung, es ist ja nur auf den
Moment bezogen. Oder noch spöttischer gemeint: „Gib mal nicht so an, Alter.“ In der
Jugendkultur (speziell im Knast) und hier speziell „unter Schlägern“ wird der folgende Satz
oft verwandt: „Ich habe Respekt – aber keine Angst.“ Hiermit ist gemeint, dass der andere
schon ein gleich guter Schläger ist, dass er sich seinen „Namen“ verdient hat, dass man
aufpassen muss aber das er letztlich auch zu schlagen ist (im wahrsten Sinne des Wortes).
2.2.1 Vom Selbstrespekt zur Fremdachtung: Die Charisma-Faktoren
Um andere Menschen zu respektieren, benötige ich zu erst einmal ein Koordinatensystem,
das mir eine entsprechende Beurteilung von „Lebenswertigkeit“ erlaubt. Ich muss
Vergleiche zwischen Person A und zwischen Person B in meinem ganz persönlichen
normativen Wertesystem als „Ich-Inhaber“ herstellen können. Hierbei handelt es sich nicht
um ein Wertesystem sondern um mein Wertesystem. Ein Wertesystem, das sich in meiner
Person bis hin zu einer gewissen konstanten Identitätswahrnehmung (bis zur Ausprägung des
Erwachsenen-Ichs, also in etwa bis zum 18. Lebensjahr) herauskristallisiert hat. Einerseits
erlaubt dieses Normengerüst die Beurteilung anderer bis hin zur Bewunderung; z.B. wird bei
„Stars“ erlebtes Charisma über drei Wertigkeiten (Energie, Intelligenz und Moral) „erspürt“
(vgl. Anlage 1). Dieses Wertesystem erlaubt dem Ich-Inhaber jedoch in erster Linie, sich
täglich seine eigene Lebensberechtigung (nur er entscheidet, ob er morgen aus dem Bett
aufsteht oder liegenbleibt) abzuleiten; sekundär erlaubt es ihm auch, seine Mitmenschen zu
beurteilen. Darüber hinaus entsteht Fremdrespekt (Respekt für den anderen) nicht nur aus
dieser „Beurteilungsmatrix“, sondern ist auch abhängig von dem Ausmaß des
Selbstrespektes: Je mehr ich mich selbst mag, je mehr ich mich selbst akzeptiere, je dankbarer
ich für meinen Lebensentwurf bin, um so großzügiger, generöser und letztlich auch – in der
mittleren Lebensphase – mit mehr „Generativität“ kann ich den anderen in seinem
Persönlichkeitsentwurf erkennen, annehmen, akzeptieren und vielleicht auch bewundern.
Fremdrespekt hängt von Selbstrespekt doppelt ab!
Eine respektvolle Haltung nimmt ein Mensch am ehesten dann ein, wenn er auch den Respekt
des anderen spürt. Gegenseitige Rücksichtnahme (das Gegenteil von Feindseligkeit,
Sarkasmus, Zynismus, Verachtung, Demütigung und Kränkung) führt zu einer
„Berücksichtigung“ auch der „Gefühlten Bedürfnisse“ des anderen: Ein Begegnen auf
Augenhöhe von Ich-Inhaber zu Ich-Inhaber. Hansen (2008, S. 27) spricht von Bezogenheit:
„Ob eine Beziehung gelingt, hängt im starken Maße davon ab, wie diese Verbundenheit
gelebt werden kann: Wie intensiv wir uns in die Welt des anderen hineindenken und Wert
darauf legen, dass wir mitbekommen, welche Erfahrungen unser Partner täglich in der Welt
18
macht.“ Aus Sicht des Paartherapeuten ist mangelnder Respekt in der partnerschaftlichen
Beziehung eine direkte Risikovariable („Risikobotschafter“): „Einer dieser Reiter ist die
verletzende Kritik, sind die Beschwerden als persönlicher Vorwurf, wobei dem anderen
Schuld und Versagen unterstellt werden. Beispielsweise in dem herablassend und genervt
dahingeschleuderten Satz: Das ist so typisch für dich.“ (Hansen, 2008, S. 28). Von daher
lautet die Grundregel, speziell für Respekt zwischen zwei Personen (z.B. in der Partnerschaft)
und letztlich auch für respektvolle Haltungen im allgemeinen: „Ich bin wichtig, du bist
wichtig, wir sind gleich wichtig“ (Strobel, 2008, S. 28).
Jeder Mensch möchte drei soziale Grundleistungen (man kann schon fast von emotionaler
Grundsicherung des Ich-Inhabers sprechen) vom anderen erfahren:
 Ehrlichkeit
 Treue
 Gerechtigkeit
Die meisten Menschen glauben, dass die Mitmenschen mehr von diesen drei „emotionalen
Versorgungsgütern“ erhalten, als sie selbst: Die anderen kriegen 80 bis 90Prozent – ich
bekomme nur 10 bis 20Prozent. Dieser Grundirrtum – der sich in das Bewertungserleben
vieler Menschen immer wieder einschleicht – führt letztlich zu Hadern mit dem Gegenüber
(Ärger statt Respekt), zu Hadern mit dem eigenen Leben und letztlich zu Misstrauen
gegenüber den Schicksalsmächten – eine Einbahnstraße in Resignation, Depression, bis hin
zum Endpunkt der Lebensskala, der Apathie (vgl. Schiraldi, 2008). Respekt gegenüber dem
anderen (und auch Respekt gegenüber „dem Leben“) entsteht nur durch einen einfachen
Trick: Gib einfach 80 bis 90Prozent an Ehrlichkeit, an Treue und an Gerechtigkeit den
Menschen, die du heute triffst. Versuche, Ehrlichkeit als Überlebensinstrument zu
praktizieren, schenke Treue auch dem kleinsten Moment, der gerade vergeht (der heilige
Moment, der deine Gegenwart darstellt) und versuche, ganz konkret und dabei eben auch
immer wieder übergeordnet gerecht zu sein – dein Schaden soll es nicht sein!
Anders ausgedrückt: Wer sich darauf konzentriert, möglichst oft und vielleicht sogar ständig,
Ehrlichkeit, Treue und Gerechtigkeit „zu produzieren“, dem wird es weniger wichtig, dass er
sie erhält (vgl. Plassmann, 2008). Derjenige entwickelt soviel „Grundrespekt“ gegenüber
allen (sozialen) Mikrosituationen in seinem Leben, dass er immer weniger daran denkt,
selbst diese drei Güter (Ehrlichkeit, Treue, Gerechtigkeit) selbst erhalten zu wollen. Er ist so
erhaben von seinem „Geben“, dass ihm das „Nehmen“ immer weniger wichtig wird. Und das
Beste daran: Sein Selbstrespekt (das was ich tue, ist richtig, ist fruchtbar, ist hilfreich) wächst
an – und von daher wächst auch noch einmal zusätzlich seine Bereitschaft, Respekt
wegzuschenken .... Auf der Linie des Zunehmenden Respekterlebens tendiert er leichter zu
den entspannten Gefühlsqualitäten und leidet weniger unter Wut und Traurigkeit.
19
GEFÜHLSDIAGRAMM
Havarie: Gewalt
Grundgefühl
Grundgefühl
Transportergefühl
Wut
Ärger
Hass
Feindseligkeit
Transportergefühl
Mitleid
Mitgefühl
Nachsicht
Trost
Grundgefühl
Trauer
Sehnsucht
Angst
Hilflosigkeit
Depression
Hoffnung
Optimismus
Zuversicht
Freude
Liebe
Fröhlichkeit
Euphorie
Linie: Zunehmender Selbst-Respekt
2.2.2 Kausalattribution und Respekt
Respekttraining ist die vielleicht wirksamste „Waffe“ im Kampf gegen Aggressivität und im
Kampf gegen Bereitschaft zur Körperverletzung: Wer Respekt vor einer anderen Person hat,
hat eine wesentlich höhere Hürde, diesen anderen Menschen zu verletzen (vgl. Voß, 2008).
Zum Handwerkzeug im Anti-Gewalt-Training gehört also dringend und vorrangig ein
„Respekt-Modul“. Um ein solches entwickeln und einsetzen zu können, benötigen wir auch
Kenntnisse über die Art und Weise, wie der betreffende Mensch zu seiner Weltanschauung
(Lebensphilosophie) kommt und - vor allem – wie er über Urteile (Respekturteile)
hinsichtlich seiner Mitmenschen gelangt (vgl. Wallace, 2008). Sogenannte
Attributionspräferenzen bestehen in dem unterschiedlichen Stil von Menschen, bestimmte
Dinge zu erklären, also ihnen „Gründe und Ursachen“ zuzuschreiben. Diese
Ursachenzuschreibung passiert bei der einen Gruppe der Menschen eher internal und stabil:
Sie glauben daran, dass zu einer Person fest zugehörige Kompetenzen die Dinge verursacht
haben und das diese Kompetenzen bei dieser Person (bei diesem Ich-Inhaber) auch stabil
bleiben. Diese Gruppe kann man auch Leistungsoptimisten (sie sind geprägt von Hoffnung
auf Erfolg) nennen: Möglicherweise bringen sie mehr und länger Energie auf, um einen
bestimmten Effekt zu verursachen, um eine bestimmte Produktivität hervorzurufen. Die
andere Gruppe von Menschen glaubt eher an Zufall und Glück (externale Faktoren, die ein
Ergebnis verursachen) und glaubt eher daran, dass man sich im Leben auf nichts verlassen
kann: Es gibt zu viele Schwankungen, zu viele Ungereimtheiten und das meiste ist instabil:
Diese Menschen könnte man Unterstützungssucher (sie suchen Unterstützung von Glück,
Zufall und eben externen Kräften) nennen.
20
Leistungsoptimisten und Unterstützungssucher unterscheiden sich auch in ihrer
Respekthaltung. Während Leistungsoptimisten eher an die eigenen Kräfte glauben (jeder ist
selbst seines Glückes Schmied) entwickeln sie auch mehr vertikalen Respekt: Der, der sich
Mühe gibt und der seine eigenen Kompetenzen im Schweiße seines Angesichts täglich
weiterentwickelt, verdient letztlich ein Quentchen mehr an Respekt. Unterstützungsoptimisten
haben manchmal eher ein mystisches und vielleicht sogar esoterisches Weltbild: Sie hoffen
auf den (glücklichen) Zufall und auf die Gnade externer Mächte. Das Schicksal soll mir
gewogen sein und wenn es mir gewogen ist, weiß ich, dass ich zu den glücklichen Menschen
gehöre, die „auf der richtigen Seite“ sind. Hier steht insbesondere die horizontale
Respekthaltung im Vordergrund: Jeder Mensch darf auf Glück hoffen, jeder Mensch sollte an
den guten Zufall glauben und jeder Mensch hat eine zweite Chance: Wenn nicht in diesem
dann im nächsten Leben. Menschen, die einen solchen Respektbegriff und eine solche
Kausalattribution bevorzugen, drehen eher am „Geborgenheitsteller“ (für sie ist die
Einbindung ins Kollektiv besonders wichtig) – Leistungsoptimisten, die eher eine internale
Kausalattribution favorisieren, drehen eher am „Stolzteller“: Für sie ist es wichtig, dass sie
ihre Dankbarkeit für das ihnen geschenkte Leben durch tägliches eigenes Bemühen
ausdrücken. Negativ formuliert: Leistungsoptimisten drohen eher zu vereinsamen –
Unterstützunghoffer drohen eher ihr eigenes Ich zu vernachlässigen.
Was heißt das nun für unser „Respekttraining“?
Antwort: Die einen müssen das eine mehr trainieren – die anderen das andere!
Das Respekttraining im AAT benötigt also ein „Doppeltes Trainingsmanual“: je nach „Sorte
Mäuse“, die auf Schlägerseite vor Dir sitzt!
2.2.3 Von Schafen und Schäferhunden: Das „Drittelmix-System“
Authentischer, echter Respekt setzt immer die Bereitschaft zur Integration voraus:
1. Beim einzelnen Menschen:
Er muss widersprüchliche Persönlichkeitszüge, verschiedene Motive und eben
verschiedene Bedürfnisse und Ansprüche in seinem eigenen Ich als Ich-Inhaber zu einem
Ganzen integrieren.
2. In einem geschlossenen Kollektiv (Familie, Arbeitsbetrieb , Verein):
Hier müssen verschiedene Persönlichkeitstypen in ein System so integriert werden, dass
es wenig Intrigen, Hinterhälte oder „Parallelbewegungen“ gibt.
3. Das System der offenen (globalisierten) Gesamtmenschheit:
Hier muss die Individualisierung des einzelnen Menschen und die Spezialisierung
verschiedener Kulturen – also die Vielfalt menschlicher Lebendigkeit – sich in gewisser
Weise unter einer „Menschlichkeitsglocke“ bündeln, so dass scheinbare Widersprüche
zwischen (speziell religiösen) Ansichten zu einem einheitlichen, vereinfachten
Respektband komprimiert werden: Jeder Ich-Inhaber hat genau die gleichen Aufgaben, die
gleichen Bedürfnisse und die gleichen Schwierigkeiten – es wechseln die Orte, es
wechseln die Epochen und es wechseln die Schwerpunktaufgaben – es wechselt niemals
aber der Solidaritätsbedarf derer, die gleichzeitig auf der Welt leben. Letztlich benötigt
ein „Respekttraining“ am Ende auch ein Steuerungssystem, so dass parallel Persönlichkeit
und parallel Kollektive die Bildung eines solchen – von gegenseitigem Respekt geprägten
– Gesamtsystems (z.B. Weltregierung mit Weltphilosophie) fördern. Die Abwandlung
einer „Glaubensmaxime“ kann gelten: „Das 21. Jahrhundert ist ein Jahrhundert der
Weltintegration oder keines.“
21
Die Polarität innerhalb einer Person (Gut und Böse), zwischen Menschen (introvertiert
und extrovertiert) und auch zwischen Gruppen (individualistisch oder kollektivistisch
orientiert) ist letztlich die Grundlage für eine solche „Respektsynthese“. Die Aufgabe der
Respektphilosophen lautet: Beide Pole so genau beschreiben, erkennen, einbeziehen,
liebhaben und letztlich zu einem System integrieren, das wohlwollend, unterstützend,
fördernd und - im Sinne einer „Weltintegration“ - vereinfacht funktioniert. Eine
diesbezüglich vereinfachende psychologische Beschreibung von „Typen einzelner
Menschen oder auch Typen einzelner Gruppe (Subkollektive der Menschheit) ist in der
letzten Zeit auch auf Basis von Tierpsychologie versucht worden. Entsprechende
Analogiebildungen finden wir z.B. in folgenden Bildern:
1. Der innere Schweinehund:
Hier werden die Blockaden und Phlegmatismen von Menschen unter „103
Blickwinkeln“ lokalisiert und systematisiert: „Eigentlich wissen wir ganz genau, was
wir tun sollten: Endlich mal aufräumen, besser miteinander reden oder mehr Mut
haben. Ja, eigentlich ... Aber: Wir kennen auch diese hartnäckige Stimme in uns, sie
sagt: Lass das sein, mach das später, oder, das schaffst du eh nicht. Diese Stimme
kommt von Günter. Günter ist unser innerer Schweinehund“ (Frädrich, 2008, S. 226).
2. Bärenstrategie:
Auch hier wird gefragt, welche Persönlichkeitsanteile in der Person „schlummern“,
welche Art von „Arbeitstier“ der einzelne Mensch ist. Hier handelt es sich um eine
Persönlichkeittypologie mit Aufforderungscharakter: „Bärig lebt´s sich leichter! Denn
Bären stehen für die Ruhe und die Kraft, die nötig sind, um die Herausforderungen
eines hektischen Alltags zu meistern. Anhand einer charmanten Fabel wird gezeigt ....
, wie man dank kluger Zeiteinteilung seine Ziele und Wünsche verwirklichen oder ein
glückliches und sinnerfülltes Leben führen kann“ (Seiwerd, 2007, S. 130).
3. Von Wölfen und Giraffen:
Hier werden nun schon zwei gegensätzliche Persönlichkeitstypen in teilweise
polarisierender Form gegenübergestellt: „Während der Wolf für interpretierende,
bewertende Art zu denken, zu sprechen und zu hören steht, symbolisiert die Giraffe
einen einfühlsamen, nicht auf Dominanz ausgerichteten Kommunikationsstil. Die
Wolfssprache beherrschen wir bestens, hingegen ist unsere Fähigkeit zur
Giraffensprache unterentwickelt und deshalb zu trainieren (Mauelshagen, 2009, S. 85).
Besondere Widersprüche in einem bekannten Kollektiv (z.B. Betrieb, Firma) sind letztlich
die „Ausgangskontraste zwischen Führungskräften und Mitarbeitern, also zwischen
„Schäferhunden und Schafen“. Ein „Schäferhund“ ist im besten Falle (bei zusätzlich
hoher Intelligenz) ein wohlwollender Begleiter seiner Herde, der für sich selbst und eben
auch für das gesamte Kollektiv den Überblick behält. Ein Schäferhund ist wachsam,
umsichtig, fürsorglich, verantwortlich aber eben auch mutig und im Zweifelsfall
kampfesbereit – er ist oftmals aber auch einsam. Die Schäferhunde werden von den
Schafen oftmals bewundert, bestaunt und manchmal gefürchtet und zumeist in ihrer
Macht respektiert: Sie werden aber niemals von den Schafen „verstanden“: Wenn Du ein
angesehenes Mitglied einer Schafherde sein willst, musst du vor allen Dingen eins sein:
„Ein Schaf“.
„Bittet ein Schäferhund um die Aufnahme in die Schafherde, möchte er das Wir-Gefühl, die
Wärme und Geborgenheit dieser Gruppe erleben, wird er scheitern. Nicht, dass die Schafe ihn
nicht verstehen wollen – sie können sein Ich, seine Mission, seinen Auftrag, seinen
Patriotismus und seinen umfassenden Verantwortungshorizont nicht begreifen.
Die Einsamkeit des Schäferhundes ist zuerst aufzulösen durch den Kontakt mit anderen
Hütehunden: Seinesgleichen. Diese sind jedoch selten anzutreffen, denn sie befinden sich auf
einer anderen Weide, haben selbst hunderte von Schafen "am Hacken" und finden kaum den
Zeitplatz, sich mit einem von ihresgleichen auszutauschen. Wenn – dann ist dies das absolute
22
Highlight, denn Schäferhunde kommen in ihrer "blinden Übereinstimmung" noch schneller
gemeinsam auf den Punkt als das normale Schaf in seiner Gruppe. Nur: Dieses Wir-Erlebnis
ist selten, so selten....
Fühlt sich der Schäferhund von den Schafen ungerecht behandelt, ist dies eine
Fehleinschätzung: Sie können ihm nicht gerecht werden, sie haben nicht die Übersicht und
den Überblick, die Größe seines Auftrages zu würdigen und die Anstrengung und die
Willenskraft, die er lebenslang einbringt, auch nur nachzuvollziehen. Würde der Schäferhund
dies den Schafen erklären wollen – sie würden ihm nicht glauben können. Sie hielten es für
übertrieben, für angeberisch, für arrogant, für überheblich – denn kein Schaf kann sich je
vorstellen, was das Leben vom Schäferhund täglich abfordert.
Die Großzügigkeit des Schäferhundes vor der Ignoranz der Schafe ist die zusätzliche
Kompetenz, die sich der Schäferhund im Laufe seines Daseins (mit viel Schmerz, mit viel
Trauer, mit viel Ungerechtigkeitserleben und manchmal mit viel Wut) als
"Souveränitätsmodul" erarbeiten muss. Hierdurch und nur hierdurch kann er sich mit den
Schafen versöhnen und ihre Ignoranz im Lichte "wohlwollender Gelassenheit" hinnehmen,
ertragen und zulassen.
Der Unterschied zwischen einem Anführer oder „Häuptling“ auf der einen Seite und einem
Gefolgsmenschen auf der anderen Seite besteht in der "Unbedingtheit des Seins" oder in der
"Gier nach Wirksamkeit": Das Risiko einzugehen, zu versagen und dies nicht als persönlichen
Fehler sondern als nicht ausreichenden oder eben noch nicht vollkommenen Lösungsversuch
zu erleben, ist das Privileg des Kämpfers. Der Anführer kämpft für die Sache und um die
Sache. Er will sich spüren, er will den Fortschritt spüren, er will vielleicht auch den Erfolg
erleben, aber er achtet erst einmal nicht auf Beifall oder Missbilligung. Er kann nicht darauf
achten, weil er sich vollkommen im Lösungsprozess befindet, darin aufgeht, nicht eine Sache
macht, sondern "diese Sache ist".
Der schlimmste Fehler der "Zuschauer im eigenen Leben", also der Menschen, die noch am
Anfang ihrer Ich-Optimierung stehen, hingegen besteht darin, Energie sparen zu wollen. Sie
glauben, dass Wegsehen und Verdrücken das Leben verlängert, weil man nicht so viel Kraft
ausgibt. Sie hoffen, dass sie Stärke, Kompetenz und vielleicht auch Genussfähigkeit erlangen,
indem sie zuschauen und Sachen aussitzen. Sie lassen andere machen, um zu gucken, was
denen dabei passiert: "Vielleicht bringt er sich ja um Kopf und Kragen ....?" Der Verdrücker
hält sich für clever, wenn er mit wenig Aufwand viel Ertrag realisiert. Der Aktivist kennt das
Gegenteil: Sich ständig und immer bemühen, ständig die eigenen Lösungsversuche zu
wiederholen, ist die einzige Chance auf Kompetenzzuwachs und damit auf IchAnreicherung. Der Aktivist weiß, dass er nur dann gut zum Kollektiv sein kann, wenn er
sich selbst mit Kompetenz versorgt, weil er dann nicht von den anderen abhängig wird und
weil er dann und erst dann auch etwas dem Kollektiv weiterschenken kann, von dem, was
er in seinem Ich an wirksamen Instrumentarium eingelagert hat.
Auf einen Aktivisten kommen neun Verdrücker. Verdrücker sind Menschen, die glauben,
dass es clever ist, wenn man Aufgaben an andere delegiert, sich versteckt, möglichst wenig
tut und sich heimlich ins Fäustchen lacht. Verdrücker sind Menschen, die sich clever fühlen,
wenn sie weniger tun als andere oder gar nichts tun – trotzdem aber ihre Belohnung (z.B.
Lohn, Anerkennung) erhalten. Wenig Aufwand – viel Effekt: Das ist die Losung der
Verdrücker! (Heilemann, Fischwasser-v. Proeck, 2005, S. 229-230).
Und sind die einsamen Schäferhunde nicht die puren Unterdrücker und die angepassten
Schafe, nicht die feigen Verdrücker: Die soziale Realität ist vielfältiger:
23
„Schafe gelten nicht gerade als Intelligenzbestien. Sie leben in Herden und richten sich bei
all ihren Aktivitäten nach den Vorgaben ihrer Gruppen: Sie fressen zusammen, sie wandern
zusammen umher und wenn sie sich erschrecken, rennen sie alle zusammen davon. Es mag
sein, dass diese enge Verbundenheit wenig individuell und nicht besonders schlau wirkt. Aber
wahr ist, Schafe sind alles andere als dumm. Englische Wissenschafter fanden heraus, dass
Schafe sich bis zu 50 Gesichter von Artgenossen merken können, selbst wenn sie nur ein Foto
vorgelegt bekommen. Und mehr noch: Auch zwei Jahre später wussten die Schafe noch, wer
einmal zur Herde gehört hat und wer nicht. Bei einem anderen Versuch untersuchten
australische Forscher das Erinnerungsvermögen von Schafen mit Hilfe eines Labyrinths.
Auch hier war das Ergebnis verblüffend: Die Tiere fanden sich schnell zurecht und erinnerten
sich auch Wochen später noch an die richtigen Abzweigungen. Ganz schön schlau so ein
Schaf!“ (Fressnapf-Journal, 2/2008)
Auch die Schäferhunde haben ihre Eigenheiten: „Ein Schäferhund braucht eine Aufgabe ....
Schäferhunde sind hoch intelligente, wache und zudem führige Hunde. Es gilt: Machen Sie
Ihren Schäferhund zu Ihren Partner, dann haben Sie einen der besten Kameraden, den die
Hundewelt zu bieten hat! Es gibt eine Vielzahl bodenständiger Hütehunde. Diese
unterscheiden sich je nach ihrem Verbreitungsgebiet, vor allem in Fellart, Farbe, Größe. Auch
die Größe der zu hütenden Schafe war letztendlich einflussnehmend: Kleine Heidschnucken
in Norddeutschland erfordern kleinere Schäferhunde. Große Schafe schließlich wurden von
größeren, kräftigen Hunden gehütet. Schäferhunde werden schon seit Jahrhunderten von
Menschen dazu eingesetzt, Schafe aber auch andere Tiere wie Rinder oder Ziegen zu treiben
und zu hüten. Einige von ihnen – insbesondere der Pyräneenberghund oder der Tatrahund
waren und sind reine Wächter der Schafherde, sogenannte Hirtenhunde. Sie sollen Herden vor
2- und 4beinigen Räubern schützen. Zusammengehalten wird die Herde von kleineren
wendigeren Schäferhunden. Schäferhunde sind Allrounder, die sowohl die Schafe
zusammenhalten und treiben, als auch bewachen und beschützen sollen (Laukner, 2000, S. 8
und S. 11). Der Schäferhund wirkt vom Wesensbild her ausgeglichen, nervenfest,
selbstsicher, absolut unbefangen und gutartig, dazu aufmerksam und führig. Er muss Mut und
Kampftrieb besitzen, um als Begleit-, Wach-, Schutz-, Dienst- und Hütehund geeignet zu
sein“ (Laukner, 2000, S. 114).
Die besondere Charakterfestigkeit, den Mut, die Verantwortlichkeit, die Solidarität, die
Vorausschau und letztlich auch die umfassende strategische Führungskraft – letztlich tut er es
nicht für sich sondern für das Kollektiv – des Schäferhundes wird in folgender Episode
deutlich: „Hilfe, ein Wolf! In der Morgendämmerung werden die Schafe unruhig. Ein Wolf
streift umher. Der Wachhund hat ihn gerochen. Er lässt sich wie immer mitten in der Herde
treiben und ist so gut wie unsichtbar. Als der Wolf näherkommt, wirft sich der Hund
zwischen das Raubtier und die Schafe. Wenn er die Zähne fletscht, weicht der Wolf ängstlich
zurück. Er will nicht gebissen werden! (Tracqui, 2002, S. 23).
Schafe erfahren Respekt von Schafen – und sie geben den Schafen Respekt. Schäferhunde
erfahren Respekt von den Schafen auf einer mehr formalen, auf Unterordnung und Angst
basierenden aber weniger auf „Verständnis“ basierenden Respektebene: Solange der
Schäferhund präsent ist (dynamisch, kräftig) wird ihm gefolgt – eine Verantwortung der
Schafe für den Schäferhund über die „Lebensphase seiner gelebten Stärke hinaus“ gibt es
nicht. Schäferhunde untereinander schenken sich umfassenden Respekt – jedoch sehen sie
sich selten und haben wenig Kontakt miteinander: Sie wissen voneinander aber sie können
dieses Wissen nicht in sinnliche, nähebezogene und letztlich konkrete Solidarität umsetzen.
Sowohl bei den Schafen wie bei den Schäferhunden gibt es einen Drittelmix: 30Prozent aller
Schafe sind überaus untergeordnet, sehr folgsam und haben noch weniger eigene Meinung als
der Rest der Truppe – 30Prozent der Schafe sind auf einem normalen Niveau und entwickeln
sich manchmal stärker oder schwächer in Richtung auf eine „spezifische Schafsautonomie“:
24
Das Durchschnittsschaf mit der eigenen Persönlichkeit und eigenen Charakterschwerpunkten. Dann gibt es noch die Specials: Die 30Prozent der sogenannten Diplomatenschafe,
die alles über Schafe wissen (also über sich selbst) und über die anderen beiden Gruppen und
die auch – fast – alles vom Schäferhund kennen: Kein Lebewesen auf der Welt kann dem
Schäferhund so gerecht werden, kann ihm seine Stärken und Schwächen spiegeln und ihn
letztlich unterstützen – kein Lebewesen auf der Welt wird ihm im Zweifel jedoch so stark die
Treue versagen wie eben dieses Diplomatenschaf. Trotzdem: Die Chance für gegenseitigem
Respekt (Weltrespekt, Weltfrieden) liegt in dem umfassenden Verständnishorizont dieser
Diplomatenschafe.
Das Drittel-Mix-System
100 ZentralSchafe
„Ich mach
mein Ding:
Das reicht mir“
100 DiplomatenSchafe
„Ich kenne beide
Seite der Medaille:
Puh, ist das
anstrengend“
100 SchlaffiSchafe
„Ich lass mich gehen::
So bin ich“
1 IntegrationsHund
„Synergie ist:
Wenn sich
unter meinem
Dach alle
wohlfühlen u.
anstrengen“
1 SchafferHund
„Die Firma
muss wachsen:
Das Produkt
wird verbessert“
1 BeißHund
„Mach den
Weg frei: Jetzt
komme ich“
Ähnliches finden wir bei den Schäferhunden: Es sind ja wenige – 30Prozent von ihnen sind
die absoluten Egoistenschweine, die Narzißten und die „Ausbeuter“ – 30Prozent der
Führungskräfte liegen in der Mitte: Sie müssen hart sein aber sie haben auch ihre weiche
Seite.(die sie vor sich und anderen oftmals verstecken). Und dann gibt es noch die leicht
charismatischen Führungskräfte, die neben ihrer hohen Potenz auch eine hohe emotionale
Intelligenz vorweisen: Sie sind die natürlichen Verbündeten der Diplomatenschafe.
Die Schnittmenge zwischen den „Diplomatenschafen“ einerseits und den
„Integrationshunden“ andererseits sind letztlich unsere „Respekttrainer“: Kommuniziere
innerhalb deiner eigenen Gruppe und sei Genie bei der „Reversibilität der Perspektive“ (vgl.
Blardi, 2005; Golemann, 1996). Vermittele Deiner Gruppe die Perspektive der anderen
„Sorte Mäuse“...
25
Schafe
Schäferhunde











Offensiv
Extravertiert
Mutig
Verteidigungsbereitschaft
Hoffnung auf Erfolg
Kürzer lebend
Einzelgänger
Vertikaler Respekt
Stolzteller
Verantwortung für alle
Wirksamkeitsmaximierung














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

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
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
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









Defensiv
Introvertiert
Ängstlich
Todstellreflex
Angst vor Misserfolg
Länger lebend
Herdentier
Horizontaler Respekt
Geborgenheitsteller
Verantwortung für mich Selbst
Geringe Reichweite der eigenen
Wirksamkeit
Solidarisch
Speziell kognitiv präzise
Angepasst und eingepasst
Sympathiesant
Äußere Moral
Autoritätshörig
Mitleiden
Nur in der Gruppe sind wir stark
Mir reicht die Grasfläche, auf
der ich stehe
Zufriedenheit
Einfacher Grabstein
Viel Raum für den Nachwuchs
Ausprobieren: Auf zu neuen
Wiesen
Ausruhen tut gut
Zuhören und Anschauen
Behaglichkeit
Liegt im Whirlpool
Liest Biographien großer Menschen
Kann sich dem Tod fügen
Kennt seine Grenzen
Pessimistisch, fatalistisch
Hingabefähig
Lust am Genießen
Glück, Hoffnung, Zufall
Angenehmer Mitmensch
Eingenommene Ehrlichkeit, Treu
und Gerechtigkeit reicht aus
Wechselnde Koalitionen
Interessiert an dem „Neuen“,
Wechselhaften
Altersgerechte und lebensgerechte
Performance
Lass laufen Kumpel
Komm ich heut nicht, komm
ich morgen
„Alteer, lass meine Gruppe
in Ruhe“
Schön, dass wir so viele sind
Gott wird es schon richten
Fordernd
Übergreifend intelligent
Autonom und frei denkend
Märtyrer
Innere Moral
Norm definierend
Lautes Aufbegehren
Hilf dir selbst sonst hilft dir keiner
Es wird expandiert
Umtriebigkeit
Differenzierter Nachruf
Ambitioniertes Fördern
Besitzstand erst sichern –
Dann gezielte Expansion
Stillstand ist Rückschritt
Hochziehen und Weitertreiben
Produktivität
Baut Wellnesshotels
Schreibt Biographie seines Menschen
Versucht den Tod zu überlisten
Die Hoffnung stirbt zuletzt
Optimistisch, visionär
Abgrenzungssüchtig
Lust am Funktionieren
Planung, Konzentration, Wirksamkeit
Anstrengender Mitmensch
Erlebtes Dauerdefizit bei emotionalen
Essentiells
Prinzipientreue
Kontinuierliche Weiterentwicklung der
Baumringe
Selbsterzwungene Vitalität bis zum Ende
Der letzte Tropfen wird herausgepresst
Der frühe Vogel fängt den Wurm
„Jungs, hier ist der neue Trainingsplan“
Geniescout: Permant Casting
Hoffentlich weiß Gott, dass ich mir
wünsche, dass er gerecht ist
26
Die Schnittmenge zwischen den beiden Respekt-Gruppen wird also von der
„Emotionalen Elite“ gebildet: Auf ihr liegt die Hauptlast der Verständigung zwischen
angeblich inkompatiblen Sozialpartnern:
Diplomatenschaf und Integrationshund
Diplomatenschaf
Integrationshund
Besondere
Stärke
Hochintelligente
Empfindsamkeit
Hochenergetisches
Organisationstalent
Besondere
Schwäche
Fehlender
Mut
Fehlende
Geborgenheit
Die Synergie zwischen Diplomatenschaf und Integrationshund stellt letztlich auch die
Friedenschance im Deeskalationstraining, Coolnesstraining und im Anti-Mobbing-Training
dar (vgl. Zeger, 2008): Übergreifender Respekt als „Erlernen einer fremden Sprache“ ...
2.3
Die sozialpädagogische Anwendungs-Ebene von Respekt
Was bedeutet für Dich Respekt? Wem erweist Du Respekt? Von wem erwartest Du welche
Art von Respekt?
In einer empirischen Kurzuntersuchung (Interviewleitfaden Anlage 2) werden Gewalttäter
nach ihrem „Respektbegriff“ befragt. Die Auswertung zeigt eindeutige Trends:
1. Der Schläger erwartet mehr Respekt als er bereit ist zu geben.
2. Für den Schläger ist es selbstverständlich, dass das Gegenüber ihm für „seine Erscheinung
an sich“ (horizontaler Respekt) würdigt – er selbst ist vor allem dann bereit, Respekt zu
zeigen, wenn der andere in der körperlichen Stärke gleichrangig oder minderwertig
erscheint.
3. Brutalität und ein „Guter Ruf als Schläger“ sowie Mut, Risikobereitschaft,
Schmerzunempfindlichkeit und Draufgängertum (vor keinem Angst haben) sind
Einzelvariablen beim Zustandekommen von Respekterleben des Schlägers. Auch die
Bereitschaft, die „eigene Frau“ zu verteidigen oder sich für seine Rasse, Kultur oder
Peergroup einzusetzen, ist Grundlage seines Respekterleben (vgl. Lembach, 2007).
4. Empathietechniken „der gegenseitigen Schonung“, anderen zu ermöglichen in einem
positiven Licht dazustehen oder gar ein Taktgefühl, das dem Selbstbild und dem
„Öffentlichen Auftritt“ des anderen dient, gehören weniger zum respektempfindenden
bzw. zum respektschenkenden „Verhaltensset“ des Schlägers. Vor allem gilt für den
Schläger nicht: „Takt dient dem Image fremder Personen, nicht der eigenen Imagepflege“.
(Tenzer, 2008, S. 43). Fazit: Respektanspruch an andere und Respektbereitschaft (für
andere) differieren beim Schläger maximal: Er benötigt in Bezug auf sein
minderentwickeltes Selbstwertgefühl eine extrem hohe „Respektausbeute“ von anderen
(schon für extrem niederschwellige Handlungen und / oder allein für die Tatsache, dass er
so – stark – ist wie er ist) – gleichzeitig ist er weder willens noch schon jetzt in der Lage,
Wertgefühl und Respekt (selbst für extrem herausragende lebensbiographisch prägnante
Leistungen des anderen z.B. auch eines vertikalen Respektes) zu produzieren. Hier fehlt
27
insbesondere die Bereitschaft zur Empathie, wobei es besonders an der Fähigkeit, die
Fehler der anderen nicht zu bemerken, mangelt.
„Abraham Lincoln beschrieb Takt als Fähigkeit, andere so zu beschreiben, wie sie sich
selbst sehen.“ Takt ist .... „die Fähigkeit, mit dem Gehirn des Gegenübers zu denken oder
Gestrauchelten wieder auf die Beine zu helfen, ohne ihnen dabei auf die Füße zu treten.
Taktvolles Benehmen setzt also offensichtlich voraus, sich selbst zurücknehmen zu
können, wenn es anderen in heiklen Situationen hilft“ (Tenzer, 2008, S. 41 / S. 42). Die
Entwicklung des Respektmoduls im AAT beinhaltet also Wahrnehmungstraining,
Reversibilitätsbereitschaft, Mut zur (emotionalen) Bedürfnisartikulation und
insbesondere „Geberbereitschaft“: Geben ist seliger denn Nehmen – wenn ich einem
anderen Respekt schenke, fühle ich mich selbst erhaben.
2.3.1. Die Methode der Vorläufigen Zustimmung
Es geht bei dieser Methode ausschließlich um Vorgehensweisen in
Kommunikationsprozessen, bei denen es inhaltlich nicht um reinen Wissensaustausch, Fakten
geht. ( 1 + 1 = 2 ob ich nun zustimme oder nicht).
Zustimmung ist eine Meinungsäußerung, die sich der Verlautbarung eines anderen
anschließt: ich gebe meine Stimme (Meinung ) zu der von dir geäußerten Ansicht hinzu, dann
sind wir schon zwei: wir entwickeln Synergie.
Der Begriff „Vorläufig“ weist auf einen zeitlich begrenzten Rahmen hin. Die Zustimmung ist
vorübergehend, provisorisch, nicht endgültig - ohne dabei unverbindlich zu sein.
Zustimmen bedeutet:
Synergie, Frieden, Freundschaft, Wertschätzung, Respekt,
Das Gegenteil – also nicht zustimmen - bedeutet:
Ablehnung, Blockaden aufbauen, Feindseligkeit, Misstrauen, Missgunst, Neid,
Vorläufiges Zustimmen bedeutet aus Sicht des Ichinhabers (z.B. AAT-Trainers):
„Ich nehme dich und deine Aussagen zur Kenntnis, ich werde mich später damit
auseinandersetzen, ich werde mir später auch für dich und deine Thesen Zeit nehmen!! Ich
spalte deine Aussagen von dir ab, dich als Person nehme ich 100%ig ernst, deine Aussage
nehme ich zur Kenntnis, bewerte sie positiv als einen Ausdruck deiner Gedanken und werde
sie dann später auf ihre Inhalte und ihre mögliche Kompatibilität mit meinen Auffassungen
prüfen. Ich muss nicht unbedingt 100%ig mit deiner Meinung übereinstimmen. Ich zeige dir
durch meine vorläufige Zustimmung aber Zugewandtheit. Ich unterstütze somit unseren
gesamten Kommunikationsprozess und den gegenseitigen Austausch und schaffe durch meine
Haltung ( nicken, lächeln, verbal zustimmen) eine Atmosphäre der Freundlichkeit, der Güte,
des Wohlwollens und letztlich des Respekts dir gegenüber. Ich kann mich dir nur so
vorbehaltlos zuwenden und dir zustimmen, weil ich selber souverän bin und vor mir selber
größten Respekt habe. Ich fühle mich bei der Zustimmung rundherum wohl und groß(zügig)
und bin stolz auf mich und meine Qualitäten.“
Einige Kernsätze (zum Auswendiglernen) dieser Methode lauten:
- Das sehe ich ganz genauso wie du.
- Das ist wunderbar formuliert.
- Genauso ist es.
- Das ist ja hochinteressant.
- Kannst du mir das noch einmal sagen, das finde ich klasse.
- Das habe ich bisher noch nie so klar formuliert gehört.
28
-
Du hast dich damit wahrscheinlich lange auseinandergesetzt.
Deine Meinung ist sehr differenziert, ich habe sehr viel von dir gelernt.
Eine geniale Sichtweise, das macht mich neugierig.
Ein neuer Ansatz, der mich berührt und sehr nachdenklich stimmt.
Besser kann das nicht gesagt werden.
Warum bin ich da nicht selber drauf gekommen?
Ich bewundere die Art und Weise deiner Ausdrucksfähigkeit
Merksatz: Wenn ich dir (vorläufig) zustimme, verliebe ich mich gleichzeitig ein wenig in
Dich... (vgl. Selby, 2006; Weiner, 2008). Trainerintelligenz und Trainerliebe sind die
ultimativen therapeutischen Wirk-Variablen.
2.3.2. Das Turbo-Interview
Das Turbo- Interview ist eine sozialpädagogische Interventionsmöglichkeit, um möglichst
zügig und umgehend ( Turbo, abgeleitet von Turbine, als Möglichkeit der
Leistungssteigerung mit gebündelter Energie) seinen Mitmenschen kennen zu lernen und ihm
zeitgleich Wertschätzung zu geben und „Respekt“ zu zollen .
Das Interview an sich kann als sog. „Forschungsinstrument in Miniaturformat“ beschrieben
werden, mittels dem man - bei planmäßigen Vorgehen - den Befragten durch eine Reihe
gezielter Fragen zu Auskünften veranlasst.
Es gibt unterschiedliche Stile der Interviewführung:
- Das „Weiche Interview“, in dem sich der Interviewer eher zurücknimmt.
- Das „Harte Interview“, indem der Interviewer das Gespräch dominiert .
- Das „Neutrale Interview“, in dem eher eine sachliche Beziehung zwischen den
Interviewpartnern entsteht.
In dem „Turbo-Interview“ sind völlig andere Parameter gefragt: es geht weder um
Zurücknahme von eigenen Bedürfnissen (nicht vom Frager, nicht vom Befragten) noch um
Dominanz oder Sachlichkeit. Der Interviewer hat nur einen einzigen Job: Er muss – als
Verfechter der Lobkultur - gierig sein , die ein oder zwei Geniepunkte des Befragten zu
erfahren. Und diese Geniepunkte, die in dessen Stolzhitliste oben an stehen und somit seinen
„psychischen Fingerabdruck“ darstellen, müssen dann vom Interviewer aufbereitet,
präsentiert und letztlich euphorisch( dabei authentisch, echt und nicht übertrieben, sondern
angepasst) zelebriert werden .
Die besondere Kunst des Fragers während des Interviews besteht darin, sich auf Spurensuche
zu begeben und sich in diese Spurensuche des Geniepunktes - als Geniepunkt-Scout – zu
verlieben. Sie beinhaltet eine hohe professionelle Kompetenz, die dann zum Erfolg führt,
wenn eine große Portion „Leidenschaft“ beim Sozialprofi vorhanden ist: Leidenschaft, in der
Gegenwart zu sein und der eigenen Intuition zu trauen. Hierbei gilt der Grundsatz :“ Ich bin
vollkommen gegenwärtig mit jedem Menschen , dem ich begegne und mit dem ich zusammen
bin „(vgl. Attwood,2007, S.76).
Bei der Spurensuche nach dem Genie-Punkt begibt sich der Interviewer auf zwei Fährten:
1. Was hat der Befragte für Begabungen, Talente, besondere Leistungsvoraussetzungen oder
überdurchschnittliche Fähigkeiten, wobei hier auch stets die genetische Komponente eine
wichtige Rolle spielt, der Blick geht in die Vergangenheit, in die Kindheit und auch in die
Schulzeit zurück.
29
2. Was hat der Befragte aktuell für Interessen? Hat er bestimmte Vorlieben, hat er Hobbys,
denen er regelmäßig –vielleicht auch mit Erfolg – nachkommt? Wie viel kognitive Anteilnahme respektive Aufmerksamkeit schenkt der Befragte einer ganz speziellen Sache oder
Person?
Letztendlich besteht die Kunst des Turbo-Interviews darin, herauszubekommen, wie diese
beiden „ Lebensfährten“ miteinander korrespondieren ,dann zusammenlaufen und gebündelt
den Geniepunkt des Menschen entstehen lassen und ihn zum Strahlen bringen.
Auf der Grundlage der Lobkultur, auf der Grundlage der Geniepunkt-Suche, auf der
Grundlage der gierigen punktgenauen Fragehaltung, gibt der Interviewer sich selbst für sein
„Werk“, für seine Energie Wertschätzung, Selbstsicherheit und Respekt und ist dadurch
prädestiniert für Respektweitergabe und für Friedfertigkeit im engen sozialen Kontext:
„Andere bemerken meine Selbstsicherheit und sagen mir, wie schön es ist, in meiner Nahe zu
sein (vgl.Attwood ,2007.S.76).
Das Respektmodul „Turbo-Interview“ ist so einfach, so informativ und so gewinnbringend
für beide Seiten: es lässt den gesamten Therapieraum (Trainingskontext) erstrahlen ......
2.3.3 Die Detail –Matrix: Das Sinnliche-Hineingehen in den vertikalen
Wissensbestand des Individuums
In der ersten Phase des Anti-Aggressivitäts-Trainings – der Biographischen Analyse – werden
sogenannte „Chinesische Wandzeitungen“ erstellt, die das bisherige Leben des „jungen
Schlägers“ (zumeist befinden sich die Klienten zwischen dem 14. und 22. Lebensjahr)
bildlich und damit ganzheitlich – also auch sinnlich – darstellen. Die Unterscheidung
zwischen dem Horizontalen Wissensbestand eines Individuums (was er im Moment über
sich weiß) und dem Vertikalen Wissensbestand (was je in seinem Leben passiert ist und wo
er in Bezug auf alle Kontexte insgesamt der einzige Zeuge ist) ist hier zu beachten: Während
das Turbo-Interview eher die aktuellen momentanen gegenwärtigen Zusammenhänge
„abfragt“, ist die Biographische Analyse als vertikales Erkenntnissystem die Summe aller
Identitätselemente dieses Menschen. Dem Ich-Inhaber selbst sind diese vertikalen
Wissensbestände (seine Gesamtidentität) nicht in allen Facetten bewusst – oft ist auch nicht
alles bewusst-machbar (wir denken an verdrängte, projizierte oder „traumvermischte“
Identitätsanteile). Trotzdem: Das sinnliche Hineingehen in diese „Persönliche Historie“
erweckt immer wieder auch einzelne sinnliche Wahrnehmungsqualitäten (Gerüche,
Geschmäcke, aktustische Bilder oder auch visuelles Geschehen), so dass sich der Klient (IchInhaber) gerade an die ihn prägenden – und damit ihn ausmachenden – und insgesamt auch
immer wieder „schönen“ Lebensmomente emotional erinnert (vgl. Erikson, 1976).
Die Gefahr der „Vertikalen Beschreibung dieses Gesamtkunstwerkes“ besteht darin, dass der
kritische Abstand des Diagnostikers (Trainers / Therapeuten) sich massiv verringert und im
besten (oder sollen wir sagen: im schlimmsten) Fall eine extreme Identifikation mit dem
bisherigen Lebensweg des Probanden entsteht (vgl. Mc Kays, 2008).
Die Bereitschaft, ins eigene bisherige Ich einzutauchen, hinabzutauchen, zurückzutauchen
und sich letztlich ehrfürchtig vor diesem Kunstwerk (der Chinesischen Wandzeitung, die das
eigene Leben abbildet) ehrfurchtsvoll „aufzustellen“, wird insbesondere durch die
„Sinnlichkeit der Bilder“ bewirkt:
 Wie genau hat sich der Teddy mit dem du geschmust hast und in den du deine Tränen
hineingeweint hast, angefühlt? Welche Farbe hatte er? Wie groß war er? Wie beweglich
waren seine Arme und Beine? Wie hieß er ...?
30



Wie war die Farbe deiner Tapete im Kinderzimmer? Wo war die Tapete eingerissen?
Wo hast du vielleicht beim Einschlafen aus eigenem Tapetenmuster ein Traumbild
geformt? Wie war sie am Fenster ausgeblichen ....?
Aus welchem Winkel hast du aus deinem Kinderbettchen auf die Tür geblickt?
Wie sah die Klinke aus? Was hast du gefühlt, wenn die Klinke runterging und Mama
hineinkam ...?
Wie haben sich die Geräusche von dem Motor des Autos deiner Eltern in deinem
Kinderbett angehört, als sie nach Hause kamen? Wieviel schöner war das
Motorengeräusch, als du ganz lange gewartet hattest und glaubtest, dass sie gar nicht mehr
kommen und du diesen verflixten Motor dann doch noch gehört hast ....?
Diese wunderbare Einzigartigkeit, diese Exklusivität und damit auch die „Heiligkeit“ einiger
deiner bisherigen identitätsprägenden Erfahrungen – auch wenn du erst 14 Jahre alt bist – sind
der Öffner (das Opening) für die nächsten Therapiephasen: Für den Heißen Stuhl – also für
die Konfrontation damit, wie du dich wegentwickelt hast von deinen „heiligen“
Kinderwünschen – und für die Attraktivitätsphase und damit der Kraft, die du benötigst, um
dich täglich etwas härter zu trainieren als selbst Oliver Kahn es in seinen besten Zeit tat.
Der Respekt, den du dir jetzt in der Nachpubertät – als fieser Schläger, der anderen in die
Fresse haut – neu erarbeiten musst, hat eine Grundlage: Sie befindet sich in dem vertikalen
Wissensbestand deiner bisherigen Lebensetappen!
2.4 Respekttraining: Ein „Frisches“ Modul
Respekttraining im AAT ist sowohl eine Grundlage der Trainerausbildung und ist auch als
„Anwendungsmodul“ direkt einsetzbar in der konkreten Täterarbeit. Während bei der
Dozentenausbildung sowohl die Persönlichkeitsbildung (PB) wie auch die Professionelle
Performance (PP) greift, steht bei der direkten AAT Anwendung bei aggressiv-auffälligen
Trainingsteilnehmern die PB (Ich-Weiterentwicklung) im Vordergrund. Allgemein werden
die folgenden Arbeitsaufträge definiert:
 Definition und Abgrenzung des Respektbegriffes
 Bestimmung des individuellen Respekt-Statusses: Welche Form und welche Intensität von
„Respekterleben und Respektbereitschaft“ kann erkannt werden.
 Bestimmung des Differenzmaßes zwischen Ist- und Sollzustand: Welche Defizite sind im
Selbstrespekt-Profil und / oder im Fremdrespekt-Profil erkennbar?
 Spezifizierung der emotionalen Trainingshanteln für den „Respekt-Lehrling“:
Sensibilitätstraining, Dankbarkeitstraining und Muttraining.
 Spezielles Training der „Wahrnehmungsrezeptoren“ für horizontalen Respekt (der
Mensch an sich) und für vertikalen Respekt (die Leistung des Menschen) beim jeweiligen
Gegenüber.
 Training der Ausdrucksmöglichkeiten von „zu erweisendem Respekt“: Wie können
einzelne „Respektgesten“ im Kommunikationstraining (speziell Rollenspiel) erlernt
werden?
 Respektvertrag: Festlegung zukünftiger Ziellinien des Ich-Inhabers bezüglich
Selbstrespekt und Fremdrespekt.
Bei der Definition des Respektbegriffes werden im Trainingsmodul besonders die folgenden
Aspekte herausgearbeitet:
1. Selbstbestimmungserleben:
Menschen, die sich aktiv als Akteure in ihrem konkreten Umfeld erleben und die
autonom und selbstbestimmt den Mut haben, ihre „wahre Meinung“ zu äußern ,
entwickeln Selbstrespekt (SR) und Fremdrespekt (FR) in besonders hohem Maß.
31
2. Menschen, die sich im Sinne eines Commitment gegenüber ihrer Gruppe festgelegt und
eingebunden fühlen, die Geborgenheit erleben und letztlich dazu gehören, sind stärker
respektbereit und leiden weniger unter Zorn, Ärger, Hass und Aggressivität.
3. Menschen, die sich direkt und bewusst Gedanken über einen respektvollen Umgang
untereinander machen, strahlen auch gerade eine intensivere Respekthaltung aus. Respekt
ist von daher die „Einstellung eines Menschen einem Anderen gegenüber, bei welcher er
in diesem einen Grund erkennt, der es aus sich heraus rechtfertigt, ihn zu beachten und auf
solche Weise zu agieren, dass bei ihm über Resonanz das Gefühl entsteht, bei seiner
Bedeutung und in seinem Wert anerkannt zu sein“ (Eckloff, 2008, S. 46).
4. Respekt steigt, wenn der Mensch das Lebensumfeld mit den Augen des anderen
Menschen betrachtet (Reversibilität der Perspektive) und dessen Bezugsrahmen
(Freiheitsgrade, Beeinträchtigungen, Wünsche aber auch eingelagerte Kränkungen und
Demütigungen) möglichst schnell und umfassend erkennt und „einscannt“.
5. Respekthaltung steigt, wenn die Hochachtung im allgemeinen aber auch die konkrete
Achtsamkeit vor dem Leben an sich bei der anderen Person ausgeprägt ist: Dann werden
Ansprüche von Aufmerksamkeit, Beachtung, Sympathie, Zuwendung und letztlich
„Liebe“ dem anderen gegenüber leichter in respektvoller Form befriedigt als in einem
eher gleichgültigen, wenig wertschätzenden und letztlich beliebigen Verhältnis gegenüber
dem „Leben als Geschenk“.
6. Respekt steigt, wenn jemand sich selbst trainiert, Wertschätzung und Sympathie in seinem
eigenen Verhalten ausdrücken zu wollen: Der Erkenntnisprozess, dass respektvollen
Verhalten gleichzeitiges, paralleles friedliches Leben überhaupt erst ermöglicht,
motiviert dazu, selbst respektvolles Verhalten (im offenen Ausdruck, so dass der andere
sie erkennen und decodieren kann) bei sich selbst einzutrainieren.
7. Respektvolles Führungsverhalten hängt davon ab, dass die Führung im eigenen Ich als
heiligste aller Aufgaben „erkannt“ und mit der nötigen Willensstärke,
Anstrengungsbereitschaft und Konsequenz täglich umgesetzt wird: Nur wer sich selbst
führt, kann andere führen. Nur wer Selbstrespekt vor der „Schwere des täglichen
Trainings“ hat, kann Hochachtung vor der aktuellen Aufgabenbewältigung des anderen
respektvoll erleben.
8. Wenn bei kleinen Menschen, die heranwachsen, Zutrauen in deren „eigenständige
Entwicklungsgier“ vorhanden ist, entsteht Selbständigkeit und Autonomie, die sich
insbesondere in Belastungssituationen und soziostrukturellen Veränderungskontexten
(Globalisierung) als „Respektquelle“ bewähren: Der Einzelne und das Kollektiv (die
Organisation) müssen sich teilweise drastisch und rasant verändern –Zutrauen und
Respekt in diese Innovationskraft sind Grundlage von Vertrauen in „die Welt an sich“.
Zentral ist die Erkenntnis des Bedürfnisses nach drei Gefühlsgütern:
1. Ehrlichkeit
2. Treue
3. Gerechtigkeit
Die Ehrlichkeit bekomme ich dadurch, dass ich mein eigenes Sensibilitätstraining erhöhe.
Mehr Gerechtigkeit bekomme ich dadurch, dass ich bereit bin, mit mehr Mut und mehr
Risiko in die Welt hinein zu gehen und nicht nur Gerechtigkeit zu fordern, sondern sich auch
zu geben. Mehr Treue erhalte ich dadurch, dass ich tägliches Dankbarkeitstraining
durchführe und von daher eine Ahnung davon habe, wieviel Energie, Mühe aber vielleicht
auch Leid andere Menschen schon im Vorfeld oder gerade jetzt in diesem Moment
einbringen, damit ich ein materielles oder soziales Gut nutzen bzw. mitnutzen darf.
32
Besonders für die Zufriedenheit des Menschen ist es von daher besonders wichtig, dass seine
Einnahme an Ehrlichkeit, Treue und Gerechtigkeit nicht wesentlich geringer ist als seine
Ausgabe. Erst in einem nächsten Entwicklungsschritt, wenn sich Autonomie und damit
auch eine gewisse Selbständigkeit in der Bewertung und in der emotionalen Selbstversorgung
(z.B. durch stärker differenziertes und damit perfektioniertes Selbstlob) ergeben, ist es
erträglicher, wesentlich mehr an diesen emotionalen Gütern auszugeben als hiervon
einzunehmen. Dann wird auch weniger damit gehadert, dass andere Menschen angeblich hier
einen besseren Quotienten aufweisen: Scheinbar geben sie weniger von diesen Gütern aus und
bekommen mehr von diesen emotionalen Zielgütern durch ihre Umwelt zurück. Zur Zeit wird
in Abhängigkeit von Alter, Geschlecht und Schulbildung eine entsprechende Untersuchung
über „Gefühlte Einnahme von Gefühlsgütern“ im AAT durchgeführt (vgl. Anlage 3).
Allein die Kenntnisse über Ausgabe und Einnahme der verschiedenen Respektkategorien
befreien den Ichinhaber also in gewisser Weise von seinem Vergleichshadern
Ausgabe und Einnahme von Respekt
Es gibt vier Formen von Respekt, die ich erkennen kann:
1. Horizontaler Respekt:
Dem Menschen wird Respekt dafür, dass er als Mensch überhaupt
auf der Welt ist, gezollt.
2. Vertikaler Respekt:
Dem Menschen wird für eine besondere Leistung, die er getätigt hat, Respekt gezollt.
3. Charismatischer Respekt:
Dem Menschen wird für seine umfassende Überlegenheit gegenüber fast allen anderen
Menschen eine besondere Form von Respekt (Hochachtung) gezollt.
4. Mystifizierender Respekt:
Einem längst verstorbener Mensch – der in seiner Epoche ein
übergeordneter Charismatiker gewesen sein soll – wird von nachfolgenden Epochen in
mystifizierender und idealisierender Form ein extremes Maß an Respekt gezollt.
Diese vier Formen von Respekt brechen sich im „täglichen subjektiven Selbsterleben“ des
einzelnen Menschen (wieviel Respekt bekomme ich, wem gebe ich Respekt) auf einer mehr
emotionalen Ebene herunter: Ich fühle mich respektiert, wenn ich sehr viel Ehrlichkeit, sehr viel
Treue und sehr viel Gerechtigkeit von meinen Mitmenschen erhalte.
Hypothese: Gerade depressive Menschen glauben, dass jeder andere mehr von diesen drei
Gütern (und damit dann auch mehr Netto-Respekt) erhält als sie selbst.
Therapie: Gib jedem Menschen, den du triffst soviel Ehrlichkeit, Treue und Gerechtigkeit wie du
kannst – erwarte von deinen Mitmenschen jedoch weiterhin ein eher geringes Maß an Erhalt
dieser emotionalen Güter.
Auch wenn du glaubst, dass die anderen 90Prozent der Güter bekommen und du nur 10Prozent –
versuche deine „Ausgabe“ selbst auf 90Prozent zu steigern, auch wenn erst einmal dein Rücklauf
bei 10Prozent hängen bleibt.
Ergebnis: Du wirst dich immer weniger darauf spezialisieren, etwas zurück zu bekommen und du
bist immer stolz auf dich, dass es dir auch heute wieder gelungen ist, ein Maximum an diesen drei
Gütern an andere Mitmenschen zu verschenken. Dadurch, dass du ein solch großartiger Geber
bist, fühlst du immer mehr stolz in dir selbst, achtest dich immer mehr und entwickelst letztlich
ein hohes Ausmaß an Selbstrespekt, so dass dir der früher noch so notwendige Fremdrespekt
immer weniger wichtig wird.
33
Unterschiede gibt es beim Respekttraining hinsichtlich der Zugehörigkeit zur Leitkultur
oder zur Subkultur: In der Subkultur gelten als „Respektfaktoren“ eher gelebte Stärke – die
den anderen erlaubt, auf sich und die Gruppe stolz zu sein - und die gemeinsame
Abstammung:
Gruppenspezifischer Respekt
Dankbarkeit
(Vertikaler Respekt)
Leitkultur
Subkultur
Solidarität
(Horizontaler Respekt)
Für überlassene Werte:
ideelle und materielle
Überlieferung
Bei ungerechter „Behandlung
und unverschuldetem“ Leid:
Mitempfinden
Für gelebte Stärke:
Körperliche Dominanz
Bei gleicher Herkunft:
Abstammung
Respekttraining hat also eine philosophische Komponente (Was ist Respekt? Wie ist er in
die Menschheit gekommen?), einen psychologischen Aspekt (Wer ist wann unter welchen
Bedingungen bereit, Respekt für sich selbst zu empfinden und für sich selbst zu erleben und
bei anderen zu empfinden?) und einen sozialpädagogisch-anwendungsorientierten Aspekt
(Wie kann man Respektwahrnehmung und Respektverhalten trainieren?). Die Lobkultur
(Geniepunktsuche, vorläufige Zustimmung), das Extreminteresse (Turbointerview) und
letztlich die Hochachtung vor dem Leben an sich (vertikaler Respekt) sind Trainingshanteln,
die unser Respektmodul in besonderer Weise ausmachen (vgl. Moskowitz, 2008;
Spitzer, 2007)
34
„Damit das Mögliche entsteht,
muss immer wieder das Unmögliche versucht werden.“
(Hermann Hesse)
III. Das Klassische Konzept des AAT
Das Manual AAT 2009 ( vgl. Anlage 4) in seinem „klassischen Profil“ basiert weiterhin auf
das „Vier-Phasen-Modell“ und auf die parallel dazu „quer einschießenden“ fünf
Handlungsmodule (vgl. Heilemann u. Fischwasser-v.P., 2008, S 25 bis S. 27). Unter dem
Aspekt von „Respekttraining für Schläger“ sind einige neue Schwerpunkte zu beachten:
1. Biographische Analyse
Das Turbointerview, der Einstieg in die vertikale biographische Linie des Probanden und
letztlich das Zustimmungsverhalten der Diagnostiker beim Erstellen der Chinesischen
Wandzeitung ist vielleicht die respektträchtigste Diagnoseform, die es in der deutschen
Psychologie gibt. Das Stilmittel der „Totalidentifikation mit dem bisherigen Leben“ des
Klienten wird erst später – in der Konfrontationsphase – von einer kritischen Distanz in
Bezug auf seine destruktive Handlungen ergänzt und dadurch einer therapeutischen
Gesamtreflektion zugeführt (vgl. Greenberger und Padesky, 2007).
2. Die Konfrontationsphase
Im Gegensatz zur despotischen Machtausübung der Trainer in Bezug auf die Schläger beim
Heißen Stuhl – Unterwerfungsrituale und Kleinmachen – erlaubt die wachstumsorientierte
Konfrontation des Ich-Inhabers (Schlägers) auf dem Heißen Stuhl in diesem „RespektAAT“ – eine andere Fokussierung: Der Klient (Schläger) wird dafür beschimpft, dass er sein
bisheriges Ich –Wachstum nicht gierig genug ausgeübt hat und das er auch und vor allem
deswegen in die Bredouille kam, weil er sich aufgrund seiner dann entstandenen Mickrigkeit
künstlich durch Destruktivität (Brutalität) anderen Menschen (Opfern) gegenüber aufwerten
musste. Der Heiße Stuhl ist sozusagen das „Nadelöhr für Selbstrespekt“, so dass über das
Attraktivitätstraining dann auch die nötigen Kompetenzen beim Ich-Inhaber eingelagert
werden können, die er benötigt, um endlich seinem Sozialkollektiv das an
Wachstumsunterstützung, Güte und Lob zurückgeben zu können, was ihn persönlich in
seinem weiteren Lebensweg veredelt (vgl. Baudrillard, 2006).
3. Attraktivitätstraining
Der Respekt vor der Anstrengungsbereitschaft, die der Meister benötigt, um am Ende in der
Leistungspyramide oben anzukommen, ist vielleicht eine der größten
Menschheitserkenntnisse, die jeder einzelne Ich-Inhaber für sich selbst am eigenen Leibe
erspüren muss (nur wenn ich mich in den eigenen Schweiß verliebe, habe ich auch
Muskelzuwachs – wenn ich dir zuschaue, bekommst du Muskeln aber mein Ärmchen bleibt
dünn). Diese „Generalerkenntnis“ ist der Schlüssel für Ich-Architektur und Ich-Verwaltung –
das Attraktivitätstraining ist im Prinzip das „Respektmedium“ in dem ich über
Anstrengungsbereitschaft zum Selbstrespekt und dann zum Fremdrespekt komme
(vgl. Kutzner, 2006).
4. Realisationsphase
Die Anwendung meiner mühsam erarbeiteten und weiter lebenslang zu erarbeiteten
Kompetenzen im sozialen Umfeld - als Guardian Body, als Tutor oder einfach auch als
Laien-Sozialarbeiter – vertiefen letztlich Selbstrespekt und Fremdrespekt: Gerade der
horizontale Respekt gegenüber schwachen Menschen (kleinen Kindern, älteren Menschen,
Gebrechlichen) wird durch tägliches Solidaritätshandeln zu einem tiefen eigenen
Lebensgefühl des früheren Schlägers verdichtet (vgl. Lenz, 2005).
AAT 2009 ist letztlich mehr als Respekttraining – Respektzuwachs ist aber ein schönes
Nebenprodukt (vgl. Heilemann u. Fischwasser-v.P., 2005).
35
„Der Mensch sagt, die Zeit vergeht.
Die Zeit sagt, der Mensch vergeht.“
(Sprichwort aus Asien)
IV.
Ausblick: Respekt als Gegengift bei Ich-Entfremdung ...?
Verdammt, wo soll dieser ganze (Selbst-) Respekt in der jetzigen Menschheitsepoche denn
bloß herkommen ...? Der Mensch (die Menschheit) lebt aktuell in einem Zuordnungsproblem:
Der Wert des eigenen Tuns, des eigenen Handelns, des eigenen Verhaltens und letztlich der
eigenen Produktivität kann zunehmend schlechter – teilweise überhaupt nicht mehr, teilweise
sind die Linien kaum noch erkennbar – einer „Monitären Äquivalenz“ zugeordnet werden:
Weder vom Einzelnen, noch vom globalen Kollektiv.
Die Finanzmärkte dominieren die Realwirtschaft: Sie spielen mit ihnen Katz und Maus.
Teilweise wird die Maus hofiert, dann wird sie angelockt und aufgekauft, dann ausgeplündert
und später zensiert: Am Ende fragen dann wiederum alle: Was hat die Maus nur gemacht,
dass die Katze so böse mit ihr umgehen musste? Realmärkte und somit auch das reale
(Arbeits-) Verhalten des Menschen verkommen nun endgültig zur Farce – der Kapitalismus
frisst seine Kinder. Aber noch abstruser: Der Kapitalismus hat sich aus sich selbst heraus (von
innen) in der jetzigen Epoche zum Totalkommunismus gewandelt – der Mensch als
Arbeitnehmer soll und darf nicht mehr arbeiten (er stört die automatisierten
Produktionsprozesse) – gleichzeitig soll er möglichst viel genießen, sich ausruhen, sich
zurücklehnen und vor allen Dingen bloß keinen „Terror“ machen. Die doppelte
Alimentierung (Du bekommst zu essen und Du sollst Dich werthaft fühlen aber Du darfst
nichts dazu beitragen) definiert die Farce dieses „Überkommunismusses“.
Wo soll nun der Respekt des einzelnen Menschen für sich selbst und seinen direkten
Mitmenschen herkommen? Wo gibt es noch Visionen für den mystischen Volkshelden?
Schon schwierig! Frühe Religionsgemeinschaften haben in ihren Philosophien Gewinne durch
Zins und Zinseszins (Finanzmärkte) als Gotteslästerung geächtet – haben sie die Entwertung
des Menschen in seinem Tun (Zuordnung von Produktivität zu Ertrag) schon so umfassend
vorausgesehen? Der Einzelne muss und braucht sich selbst nicht mehr zu reproduzieren und
er sollte auch keinen Mehrwert mehr schaffen – dies wird ihm abgenommen. 10Prozent der
„Weltelite“ erschafft über Automatisierung und KI (Künstliche Intelligenz) die
Totalverwaltung des Einzelwesens (vgl. Vowinkel, 2006; Zeger, 2008).
Was kann der Einzelne überhaupt noch tun? Gefragt ist sein Wohlverhalten. Sich in die
Castingshows und die alimentierten Rentensysteme so hineinfügen, dass er als Vorbild für
die Angepasstheit der anderen gilt – dies wird dann mit Sondervaluta honoriert (vgl. Boldt,
2008; Reinhardt, 2007).
Ansonsten gibt es wenig Spielraum: sich hochzuklimmen zu der Regentschaft mag einzelnen
Extrem-Charismatikern der Unterschicht im Einzelfall gelingen – aber selbst oben
angekommen, bleiben sie Kanonenfutter. Das Abtauchen in die Revolution (dem Menschen
das Menschliche zurückgeben) bleibt dann der Selbstmordidee oder einer ebenfalls hoch
organisierten Terrorismus-Maschinerie vorbehalten. Wenig Platz für die „Normalos“!
Eine vom eigenen Verhalten gesteuerte Tauschgesellschaft unterhalb dieser
Machtadministration ist in Ansätzen erkennbar. Diese expandierende Flohmarktkultur im
Rahmen einer Second-Hand-Markt-Direktbewirtschaftung eröffnet neu das Fenster zum
Hand-Work (vgl. Sennett, 2008). Ansonsten verkommt das Proletariat zum allseits
alimentierten Internethocker – virtuell verdrahtet mit Bildschirm, Tastatur und Maus (da ist
sie wieder die Maus). Aus These (Kapitalismus) und Anti-These (Kommunismus) entsteht die
Synthese: Globalifiesmus.
36
Die Administration ist gleichzeitig die Intelligenz, ist gleichzeitig das Kapital (Regentschaft
über die Finanzmärkte) und ist gleichzeitig der Tod des Einzelwesens. Der Kapitalismus frisst
seine Kinder und mutiert zum allversorgenden, alimentierenden Kommunismusparadies.
Die menschliche Intelligenz will auch hier optimieren und automatisieren und coacht die
künstliche Intelligenz. Ist das die neue Synthese? Menschliche Intelligenz, Künstliche
Intelligenz daraus folgt Schöpferische Intelligenz? Gott – wenn es ihn denn hoffentlich gibt:
bewahre er uns davor.
Zerstörung durch Fortschritt
Ausgangslage: Die besondere Intelligenz des Menschen definiert von restlichen intelligenten
Wesen in der Natur vor allen Dingen durch eine Variable: Der Mensch kann über sich selbst
nachdenken, er kann sich „neben sich stellen“ und er kann Dinge „hoch- rechnen“ (mit
sogenannter abstrakter Logik antizipieren), die andere Lebewesen in dieser Form nicht
voraussehen und kontrollieren können: Die Natur istgegenwartsbezogen – der Mensch will sich
immer größere Reichweiten in Bezug auf Zukunftsvorhersage sichern.
Letztlich leidet die Menschheit unter dem, was sie ausmacht:
1.
Eichhörnchensyndrom

Zukunfts-Sicherung (Einlagern und Konservieren geht vor Suchen müssen)

Antizipationssucht (Bedenke alles im Voraus)

Prophylaxe-Idee (Spare in der Zeit, dann hast du in der Not)
2.



Vereinfachungswahn
Phlegmatismus-Referenz (Bleibe cool)
Delegations-Prinzip (Lass es die anderen tun)
Automatisierungs-Wunsch (Es soll wie von alleine funktionieren)
Ausgangspunkt, Grundlage und Antrieb für diese besondere menschliche Meta-Intelligenz
die sich von der Konkreten Intelligenz der übrigen Natur abhebt, damit das Gesamtsystem
(Natur) letztendlich vielleicht überfordert, sind diese beiden Hauptmotivationen: Angst (vor
Verhungern) und Arroganz (vor zuviel Selbermachen).
Gefahr:
1. Auch die Intelligenz selber soll im Überfluss angehäuft (gespeichert) werden:
Eichhörnchen-Syndrom.
2. Durch die Entwicklung von „Programmen“ soll sich diese Meta-Intelligenz „von alleine“
zur künstlichen Intelligenz weiter entwickeln: Vereinfachungswahn.
Folge: Der Mensch macht sich selbst als (Re-) Produktionsfaktor seiner eigenen
„Versorgung“ zunehmend überflüssig und wird doppelt alimentiert: In seinem physischen
Konsumbedarf (das benötige ich) und in seinem mentalen Bedarf nach selbstverursachter
Wirksamkeit (das habe ich getan). Diese zunehmende Selbstentfremdung des Menschen von
seiner biologisch-mentalen Basis verändert auch die sogenannte „Politik“: Staatseinnahmen
durch Arbeitnehmer generierte Steuern werden weniger – Staatseinnahmen durch Standort
orientierte Firmensteuer (die „Firma“ organisiert die Menschen befreite allautomatisierte
Service- und Wahrenproduktion) stellt den Ersatz dar:
1. Arbeitnehmerorientierte Steuern
2. Standortortorientierte Steuern
3. Staatliche Alimentierung der Bürger (Konsumgutscheine / Genussgutscheine)
4. Konjunkturbelebung (durch Konsum, der über die „staatlich geschenkten“
Konsumgutscheine getragen wird)
Fazit: Automaten produzieren, der Staat nimmt ein, Firmen (Verwalter der
Automatenstraßen) erhalten durch „Bürgerkonsum“ ihren monitären Rückfluss. Das
Eichhörnchen-Syndrom und der Vereinfachungswahn spielt letztlich der
Totalautomatisierung und der künstlichen Intelligenz in die Hände: Er lässt die Hand-Arbeit
und das Hand-Werk des Einzelwesens zur Farce verkommen.
37
Die Entfremdung des Menschen von seinen Verhaltensergebnissen (Produktivität;
Leistungsergebnisse) definiert die Entfremdung von seinem Selbst-Respekt.
Respekttraining unterhalb der Globalisierung, Automatisierung und Virtualisierung lautet der
Suchauftrag derer, die menschliche Emotionalität (Gefühlsberechtigung; emotionale
Intelligenz) vor der künstlichen Intelligenz (vor den Automaten, Robotern und den sich selbst
erfindenden Automatensystemen) schützen müssen. Können wir das als „Sozialfuzzies“
überhaupt schaffen? Zumindest sollten wir es verstehen wollen, denn wir sind an der
Schnittstelle zwischen dem verwalteten Individuum und den Systemen, die sich gerade
verselbständigen (vgl. Schwarz, 2007; Whybrow, 2007).
Die Frage, wie wir Respekt erlernen und im Sinne des Weltfriedens praktizieren können, stellt
sich im AAT ganz konkret: Ist der andere mir wohlgesonnen oder will er mich zerstören?
Zurückgebrochen auf den Ichinhaber lautet sie: Bin ich dem anderen wohlgesonnen und kann
ich dadurch mitbewirken, dass auch er mir wohlgesonnen ist? Neurophysiologie ist dabei,
ein sogenanntes „Mind-Reling-Zentrum“ zu suchen und zu finden, dass dem Anspruch des
Menschen - die Absichten des Anderen wirklich zu erkennen – entspricht. Die Suche nach
den Beweggründen anderer ist insbesondere nach der „Beurteilung seiner
Respektbereitschaft“ ein ständiges gegenseitiges abscannen: Jeder Ichinhaber will wissen,
woran er bei dem anderen Ichinhaber ist (vgl. Moskowitz, 2008). Hier setzen auch
therapeutische Ansätze und Trainingsmodule für Respekt an: Das „Fünf-Sinne-Marketing“
oder auch das „Neuro-Marketing“ dient der Erklärung von Emotions- und
Entscheidungsabläufen bei der Konsumforschung. Die sogenannte „multisensorische
Verstärkung“ führt dazu, dass jemand kauft oder nicht kauft – das jemand Respekt abliefert
oder ihn verweigert (vgl. Warmbier, 2008). Letztlich geht es auch und gerade beim
Respekttraining darum, Erkenntnisse über die friedlichen Absichten des anderen zu gewinnen.
Von daher ist Erkenntnistraining eben auch immer zuerst Wahrnehmungstraining und dann
Verhaltenstraining. Wahrnehmungstraining zielt darauf ab, wahre Erkenntnisse mit den
Sinnen, mit dem Verstand und mit dem Gefühl „abzutasten“. In der Definition ist Erkenntnis
eine „vom Bewusstsein der Wahrnehmung begleitete Einsicht eines Erkenntnisobjektes in
einen objektiven Sachverhalt“. Das Erkenntnisproblem ist eng mit dem Wahrheitsproblem
verknüpft. Im Unterschied zum bloßen Meinen ist Erkenntnis begründbar, sie erhebt
Anspruch auf Wahrheit“ (vgl. Der Brockhaus, 2004, S. 86).
Mehr Sorgfalt bei der Wahrnehmung und Erarbeitung von Selbstrespekt und von
Fremdrespekt bedeutet also auch mehr Sorgfalt hinsichtlich der Erkenntnissuche und der
verhaltenstheoretischen Feinabstimmung: Der Ichinhaber entscheidet letztlich selber, wie
wirksam, wie angenehm, wie ungefährlich und wie befriedigend sein Lebensweg verläuft. Er
ist schließlich auch der respektvolle Hüter seiner Lebens-Bilanz ...
38
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Hamburg, 2006.
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Die Achtsamkeitsrevolution. Aktivieren Sie die Kraft der Konzentration.
Frankfurt, 2008.
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Hand und Fuß. Wie die Evolution uns zu Menschen machte.
Frankfurt, 2008.
WARMBIER, W.:
Der programmierte Kunde.
Neuromarketing. Frontalangriff auf unsere Sinne.
Berlin, 2008.
WEINER, E.:
Geographie des Glücks.
Auf der Suche nach den zufriedensten Menschen der Welt.
Berlin, 2008.
WERNER, S.:
Die konstruktivistische Erkenntnistheorie.
München, 2008.
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In Dankbarkeit und Anerkennung.
Norderstedt, 2008.
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Wenn mehr nicht genug ist. Analyse einer gierigen Gesellschaft.
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Der freie Wille. Die Evolution einer Illusion.
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Der berechnete Mensch. Leben in der totalen Gesellschaft.
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ZITTLAU, J.:
Warum Affen für die Liebe zahlen.
Noch mehr Pleiten und Pannen im Bauplan der Natur.
Berlin, 2008.
ZUTA, V.:
Warum tiefe Männerstimmen doch nicht sexy sind?
Frankfurt, 2008.
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