1 Manual AAT 2009 Respekt als Friedfertigkeits-Modul Respekt vor Dir selbst – Achtung vor dem anderen ...? aat-company hamelner modell Domeierstr. 6 31785 Hameln Tel. 05151/23204 2 Manual AAT 2009 Einführung ................................................................................................. 3 I. Respekt: Konzept – Definition ......................................................... 8 II. 2.4 Respekt als Therapiemodul: Relevanz für Opfer, Täter und Trainer ............................................... Die philosophische Ebene von Respekt ............................................. Definition: Allgemeine Menschenrechte und Menschenwürde ......... Das Recht auf Selbstbestimmung ...................................................... Der Ich-Inhaber als Ausgangspunkt für jedwede friedensorientierte Beziehungsdefinition ........................................... Die psychologische Ebene von Respekt ............................................ Vom Selbstrespekt zur Fremdachtung: Die Charisma-Faktoren ....... Kausalattribution und Respekt .......................................................... Von Schafen und Schäferhunden: Das „Drittelmix-System“ ........... Die sozialpädagogische Anwendungs-Ebene von Respekt ............... Die Methode der Vorläufigen Zustimmung ...................................... Das Turbo-Interview ......................................................................... Die Detail-Matrix: Das Sinnliche-Hineingehen in den vertikalen Wissensbestand des Individuums ...................................................... Respekttraining: Ein „Frisches“ Modul ............................................ III. Das Klassische Konzept des AAT .................................................. 34 IV. Ausblick: Respekt als Gegengift bei Ich-Entfremdung ...? .............. 35 Literaturempfehlung ................................................................................ 38 2.1 2.1.1 2.1.2 2.1.3 2.2 2.2.1 2.2.2 2.2.3 2.3 2.3.1 2.3.2 2.3.3 Anlagen 10 11 12 14 16 16 17 19 20 26 27 28 29 30 3 „Der einzelne kann sich vervollkommnen. Aber die Menschheit als Ganzes wird weder besser noch schlechter.“ (Denis Diderot) Einführung Die Programmatik des Anti-Aggressivitäts-Trainings hat sich von der Konzeptualisierung einer Behandlungsmaßnahme für Schläger zu einem umfassenden Identitäts-Manual erweitert. Diese Handanweisung für den „Ganz Normalen Ich-Inhaber“ basiert auf dem Deduktiv-Induktiven Paternoster: Von der oberen Ebene der Lebensphilosophie über den Mittelbau einer Persönlichkeitstheorie bis hin zu der Konkretisierung als Trainingsmanual sind einige Grundaxiome, die sich auf die drei Grundaufgaben eines jeden Menschen (auch und gerade eines fehlangepassten) beziehen, „durchextrapoliert“,: Der Mensch als sein IchArchitekt, als sein Ich-Verwalter und als sein Ich-Optimierer. Hier die Kurzzusammenfassung der Ankerpunkte: Ebene der Lebensphilosophie 1. Der Mensch ist „Ich-Inhaber“ und „Du-Anbieter“: Jeder Mensch hat nur über einen einzigen Menschen wirklich Macht: Über sich selbst. Jeder Mensch auf der Welt ist dein Kunde: Willst du ihn zu einer Einstellungsveränderung oder zu einer Verhaltensweise „verführen“, liegt es an dir, dein Angebot für ihn zu optimalisieren „bis er kauft“. 2. Die Aufgabe der Ich-Verwaltung ist nicht delegierbar: Macht dein Gegenüber Liegestütz, bekommt du vom Zusehen keine Muskeln. 3. Dein Leben ist doppelt gedeckelt: Nach unten („Warum bin ich entstanden?“) wie nach oben („Wohin gehe ich nach dem Tod?“) gibt es keine für das Menschengehirn verwertbaren „finalen Antworten“ – dazwischen liegt es an dir, auf Grundlage der gleichmäßig getakteten Vorwärtsbewegung deines Fließbandes das beste aus jedem Moment und aus jeder Situation (Ich-Optimierung) zu machen. 4. Jeder Mensch hat Respekt vor seinem Zustandekommen: Wenn du keinen Respekt vor dem Wunder deines Zustandekommens, vor der Aufgabe deiner ständigen Kompetenzstabilisierung und –erweiterung entwickelst, kannst du niemals Respekt vor der Ich-Verwaltung deines Nebenmannes auf seinem Fließband entwickeln. Die Vergänglichkeit deiner Kompetenzen und die Vergänglichkeit der von dir verursachen „Umwelteffekte“ bringt dich zum Gegenwartsbezug: Aus der Vergangenheit die positiven Strahlen im Gedächtnis verdichten (10%) und die Zukunft als lockeren Aufforderungscharakter achten (10%). 80% deiner Energie beziehen sich auf den aktuellen Moment: Die Gegenwart ist dein einziges wahres Leben. Die Zukunft bleibt immer dein Verführer (du musst an mich denken) – kommst du der Verführung nach, verrätst du die Gegenwart und wirst in dem Moment, wo du wirklich agieren kannst, schwächer. 4 5. Der Selbstverwaltungsauftrag des Menschen entspringt seinem Selbstbestimmungsrecht: Die je gelebten und je lebenden Menschen haben genau den gleichen Selbstverwaltungsauftrag – jeder benötigt dafür das gleiche (unteilbare) Selbstbestimmungsrecht. 6. Der Mensch geht Sozialbeziehungen aktiv und selbstbestimmt ein: Geht ein Mensch Kontakte zu einem „Individuum auf dem Nebenfließband“ ein, ist dies eine freiwillige und von ihm als zu vergebendes Mandat aktiv gesuchte Sozialbeziehung: Es gibt keine Verpflichtung, keinen Zwang und somit auch kein ultimatives Gebot zu sozialen Kontakten – sie erleichtern jedoch die Selbstverwaltung. Je besser die Selbstverwaltung um so solidarischer und loyaler das mögliche Sozialverhalten. 7. Die Hoffnung auf Gott beträgt genau 50Prozent: Keiner hat bewiesen, dass es ihn nicht gibt – keiner hat bewiesen, dass es ihn gibt. Das macht gerade dieses göttliche (eben nicht mit Menschengehirn erreichbare) Prinzip aus – wenn es ihn (hoffentlich) geben sollte. 8. Der Mensch lebt nach einem evolutionärem Imperativ: Du bekommst den Staffelstab von deinen Eltern – du schnitzt deine Kerbe hinein und du gibst ihn an deine Kinder weiter. Vorbehaltlose Liebe und unabdingbare Unterstützung (der Mensch als Nesthocker könnte sonst am Anfang gar nicht überleben) sind einseitige Geschenke: Du bekommst sie von deinen Vorfahren (Eltern), du gibst sie an deine Nachfahren weiter und diese schenken sie – je nachdem wie großzügig du selbst warst – in ähnlichem Ausmaß an ihre Kinder (deine Enkelkinder) weiter. Diese vorbehaltlose Liebe bleibt eine Einbahnstraße: Du hast am Anfang bekommen, du wirst weitergeben – du wirst jedoch eher weniger zurückerhalten (die Refinanzierung durch deine Kinder ist so direkt nicht vorgesehen ...). 9. Das Leben gestaltet sich in Systemebenen: Du startest als „Aufnehmendes System“ in den ersten 10 Jahren; das „Sich Verdichtende System“ der ständigen Kompetenzzuwachse ist dein persönliches Trainingslager in den nächsten 10 Jahren. Von 20 bis 60 bist du „Abgebendes System“: Du reproduzierst dein eigenes Leben und das von sechs bis zehn anderen Zeitgenossen (den ganz Kleinen, die noch nicht können; den ganz Alten, die nicht mehr können und denen, die zwischenzeitlich eine Auszeit benötigen). Als „Ausleitendes System“ schaust du würdevoll und respektvoll auf deinen Lebensweg, dein bisheriges Lebenswerk und deine noch vorhandenen „Restkompetenzen“ zurück: Du versöhnst dich damit, dass du nun wieder auf die funktionalen Kompetenzebenen des Jugendlichen, des Kleinkindes, des Säuglings und des gerade Neugeborenen „zurückextrapoliert“ wirst. 5 Ebene der Persönlichkeitstheorie Die drei Bereich der Identitätskonstruktion I. Die Architektur des ICHS (Instrumente) 1. Die ICH-Grenzen Unterscheidung zwischen ICH und Nicht-ICH 2. Die ICH-Inhalte Die Stolzhitliste als psychischer Fingerabdruck der Person 3. Das ICH-Wachstum Das Neue wird zum neuen ICHbestand durch Wiederholung II. Die Funktionen des ICHS (Ebenen) 1. Größen-ICH Stolzerleben, Exklusivitätswahrnehmung und Nachweis der eigenen Lebensberechtigung 2. Geborgenheitssuche Zugehörigkeitsempfinden und Wir-Gefühl 3. Gotteshoffnung Hoffnung ist weniger als Glauben – Glauben ist weniger als Wissen. Es hat noch nie jemand bewiesen, dass es Gott gibt – Es hat auch noch nie jemand bewiesen, dass es ihn nicht gibt. III. Der Auftrag des ICHS (Aufgaben) 1. ICH-Wirksamkeit Der lebenslangen Auftrag, Instrumente (Wenns) zu entwickeln, die notwendige und erwünschte Effekte (Danns) verursachen. Kontrollerleben als Grundlage von Selbstwirksamkeit. 2. ICH-Immunität Die Fähigkeit, den "Einen-Meter-Abstand" (Intimraum, Hoheitsraum, persönliche Schutzzone) mental und physisch verteidigen zu können. 3. ICH-Integrität Die Fähigkeit, eine Balance zwischen Offensivität und Defensivität so herzustellen, dass sowohl die Aufnahme von Neuem als auch die Optimierung des Angestrebten (Vorhandenen) gelingt. 6 Ebene der konkreten Anwendung: Trainingsmanual Die Neun „Täglichen Trainingshanteln“ für den Ich-Inhaber I. Körperhantel 1. Ausdauer (Kondition) 2. Kraft (Muskeln) 3. Beweglichkeit (Ästhetik) II. Kopfhantel 1. Logik (Antizipation) 2. Gedächtnis (Konzentration) 3. Wissen (Kulturkenntnisse) III. Gefühlshantel 1. Sensibilität (Einfühlungsvermögen) 2. Dankbarkeit (Gesamtwahrnehmung) 3. Mut (Risikobereitschaft) 7 Selbstarchitektur, Selbstverwaltung und Selbstoptimierung hängen letztlich von der „Friedlichkeit“ des parallel agierenden (des sozial erreichbaren und in der Globalisierung auch des virtuell erreichbaren) Ich-Inhabers ab: Eine wohlwollend zulächelnde, respektvolle, unterstützende, lobende und letztlich mutmachende „Ausstrahlung“ als friedensgetragenes, harmonisches und ausbalanciertes Sozialgefüge erleichtern die (ultimativ vorhandenen und eben nicht delegierbaren) Aufgaben des Ich-Inhabers während seiner „Anwesenheit“ – Feindseligkeit, Destruktivität, Bestrafungswünsche und Vernichtungshandeln erschweren genau diesen „Heiligen Auftag“. Die Kernfrage eines Friedfertigkeitstrainings (z.B. eines AAT) lautet mithin: Wie entsteht Selbstrespekt, wie entsteht Respekt für den „Nebenmann“ und wie entsteht Respekt für den „Rest der Gang“, den noch erreichbaren Sozialpartnern in verschiedenen konzentrischen Kreisen von Nähe und Entfernung (vgl. Dege, 2007; Fischhof, 2006)? Die Grunddefinition von Respekt basiert auf zwei Linien: 1. Respekt für dieses „Lebewesen an sich“ (Ich-Inhaber), dem Leben geschenkt wurde und das lebt. 2. Respekt für die Leistungen, die dieser Mensch auf „seinem Fließband“ während seiner Lebenszeit verursacht hat bzw. hinterlässt. Der erste allumfassende eher „Formale Respekt“ und der zweite leistungsbezogene eher „Funktionale Respekt“ verbünden sich im täglichen Umgang oft zu einem Bedürfnis nach Anerkennung, Zuwendung, Sympathie und zu dem nach Lob, Bewunderung und vielleicht sogar Liebe (vgl. Fritsch, 2008). Diese „Verdichtung emotional sozialer Gaben“ erst an die eigene Person und dann an andere (relevante) Mitmenschen – bis hin zu ihrer Vergeistlichung im Sinne eines „den Nächsten liebenden Imperativ – definiert den Geltungsrahmen des Konzeptes „Respekt“. Ohne Respekt keine Ich-Optimierung – ohne Ich-Optimierung die Gefahr von Feindseligkeit und Gewalt: So einfach ist das! 8 „Der beste Beweis für wirklich Wollen ist das Tun!“ (M. Heilemann) I. Respekt: Konzept-Definition Respekt in seiner „Alten Bedeutung“ korreliert mit Aspekten von Unterordnung, einer gewissen Scheu aber auch einem Eingeschüchtertsein: Man erweist einer Obrigkeit einen gewissen Respekt oder man lässt es am nötigen Respekt fehlen. Insgesamt sind in der begrifflichen Semantik schon die Parallelbegriffe wie Achtung, Anerkennung, Ansehen, Ehrfurcht und vielleicht auch Würde implizit. Im ursprünglichen Sinne beinhaltet eine respektvolle Haltung also eine Unterordnung in Bezug auf eine „Autorität“, der eine außerordentliche Kompetenz (zumindest in einem Lebensbereich) zugeschrieben wird. Unter religiös-christlicher Prägung steht hingegen eher der Aspekt der „Allgemeinen Menschenwürde“ im Vordergrund: Respektiert wird das Leben, das Lebendige an sich, das Leben schlechthin. Diese „Doppelte Bezogenheit“ des Begriffes Respekt auf den Wert des Menschen an sich (das Sein) oder auf seine besondere Kompetenz bzw. seine besonderen „Spuren“, die er hinterlassen hat, findet sich auch in den Synonym-Konzepten: 1. Würde: Würde wird auf den Wert eines Menschen (entweder von ihm selbst betrachtet oder als Fremdbild in Bezug auf einen anderen) einmal als „Wesensmerkmal“ (das Sein) und zum anderen in Bezug auf die „gelebte Gestaltung“ erklärt. Würde ist somit eine „Haltung“, die von dem Bewusstsein des eigenen hohen Wertes geprägt ist, wobei der eigene Status (die eigene Stellung in der Gesellschaft – als das „komprimierte Fremdbild aller anderen Gesellschaftsmitglieder) einen katalysierenden Effekt ausübt. Während Würde als Wesensmerkmal speziell in der christlichen Lehre als „Gottgegeben“ und als „untrennbar mit jedem Einzelwesen“ definiert wird (unabhängig von Lebensumständen und Verhalten) – der Mensch als Ebenbild Gottes hat allein aus dieser Konstruktion heraus etwas würdevolles – ist der Gestaltungsauftrag des einzelnen Menschen unter dem Aspekt von „Würde“ insbesondere durch die Entscheidungsfreiheit, die sogenannte sittliche Autonomie und letztlich durch das Selbstbestimmungsrecht des Menschen geprägt (vgl. Lütz, 2007). 2. Achtung: Der Begriff der Achtung bezieht sich zuerst auf Aspekte der Wahrnehmung: Jemanden beachten, jemandem wahrnehmen, jemandem Aufmerksamkeit schenken und quasi in eine „Hab-Acht-Stellung“ geraten. Der weiterführende (moralische) Bedeutungsgehalt bezieht sich dann ebenfalls auf die Wertigkeit des Menschen: Vor jemandem Hochachtung haben, heißt, ihn aus der Menge der „Normalos“ hervorzuheben und ihn in besonderer Weise zu bewundern (vgl. Hutterer, 1998). 3. Ehre: Die Ehre ist im weitergehenden Sinn das nach außen getragene sichtbare Zeichen von Achtung. Eine Ehrenbezeugung beinhaltet quasi ein „Bekennertum“ zu dem Verehrten: Es handelt sich um einen besonders ehrenvollen, ehrenhaften und eben charismatischen Menschen, der in gewisser Weise auf einen „Thron“ gehoben wird und den nicht nur der Einzelne selbst sondern möglicherweise die gesamte Menschheit bewundern sollte. 9 Im heutigen Sprachgebrauch wird der Begriff Ehre eher in einem mehr bagatellisierenden Sinne (Gesichtsverlust) verwandt: Harsche Kritik oder gar eine Beleidigung führt zu „Ehrverlust“ – Verlust des Statusses der Normalität im Selbstbild der entehrten Person aber auch die Gefährdung, bei anderen eine entsprechende Abwertung dieser Person zu provozieren. Ehrverlust hat in der Regel einen „ehrwiederherstellenden Auftrag“ (z.B. beim Show-Down im Wilden Westen) zur Folge: Der Entehrte hat indirekt den Auftrag, sich zu duellieren und den Peiniger zu eliminieren. Gerade in Kulturen, in denen die kollektive Ehre (die Ehre der Familie, der ethnischen Gruppe) höher als der individuelle Wert des Menschen eingestuft wird, ist der Ruf nach „Wiedergutmachung“ stärker (vgl. Heilemann, 1996). 4. Stolz: Stolz ist das Gefühl einer nachhaltigen Zufriedenheit mit sich selbst und entspringt der subjektiven Gewissheit, etwas besonderes oder gar Zukunftträchtiges geleistet zu haben bzw. daran mit gewirkt zu haben (vgl. Attwood, 2007). Ein Mensch, der stolz auf sich selbst ist, bestätigt sich in seiner Weltanschauung selbst und / oder identifiziert sich in besonderer Weise mit seinem Kollektiv (ist stolz auf seine Familie, auf seine Religionsgemeinschaft, auf die Zugehörigkeit zu einem klar umschriebenen Kollektiv). In der Kritikgesellschaft gilt „zu viel Stolz“ (z.B. als Synonym mit Überheblichkeit) – vielleicht gar die Bereitschaft zum Selbstlob – als kritikwürdig: Ein Mensch mit zuviel Stolz auf sich selbst entzieht sich der „Bewertungsgesellschaft“ und lässt nicht zu, dass andere Menschen ohne seine Zustimmung ein Bewertungsmandat über seine Person erlangen können. Die „Regierbarkeit“ eines solchen „stolzautonomen“ Menschen ist reduziert. 10 „Es ist nicht fair, von anderen zu verlangen, was du selbst nicht zu tun bereit bist.“ (A.E. Roosevelt) II. Respekt als Therapiemodul: Relevanz für Opfer, Täter und Trainer Respekt ist – ähnlich wie Nähe – ein zweipoliges Verhaltensmodul: Du kannst Respekt empfangen und du kannst Respekt geben. Das Bedürfnis, Respekt zu empfangen, hängt unmittelbar mit der Verpflichtung jedes einzelnen Ich-Inhabers zusammen, seine Selbstachtung und somit seine „täglich immer wieder aufs Neue persönliche Lebensberechtigung“ nachweisen zu müssen: Je mehr Respektzufuhr von außen um so mehr Beweiselemente. Anderen Mitmenschen Respekt zu zollen fällt leichter, wenn Selbstachtung vorliegt: Ich fühle mich in meinem Ich wohl und bewundere, wie der andere sein Ich verwaltet. Die mehr mystische, gelöste, umfassende und verklärte Bewunderung (eines Idols, eines Gurus, eines „Superstars“) verweist hingegen auf eher verminderte Selbstachtung: ich ergänze das bei mir selbst wahrgenommene Kompetenzund Attraktivitätsdefizit durch Identifikation mit einem Wunschbild. Die Definition des Begriffes „Respekt“ lässt sich auf zwei Ebenen darstellen: Respekt, weil ich lebe (für mein Dasein). Respekt für meine Wirksamkeit (für meine Handlungen). Der mehr formale Aspekt beruht auf Dankbarkeit dafür, dass es Lebendiges an sich gibt und das ich und gerade ich lebendig sein darf. Der zweite, eher funktionale Aspekt, reflektiert den Auftrag des Menschen von der ersten bis zur letzten Minute die Welt zu erkunden, um sich selbst möglichst umfassend regulieren zu können(vgl. Strobl, 2008). Selbstrespekt auf der funktionalen Ebene bedeutet: Bei Opfern: Stärkung von Körper (SV) und Geist (Auffassungsschnelligkeit) als Grundlage von Vergebung. Bei Tätern: Umkehr der Stoßrichtung: Wo und wie kann ich den anderen loben, unterstützen, fördern und damit „belohnen“. Bei Trainern: Gierige Freude an der weiteren Ich-Optimierung um mich als „Abgebendes System“(potentes Verhaltensmodell) täglich weiter zu qualifizieren. 11 2.1 Die philosophische Ebene von Respekt Wir leben im Zeitalter der Aufmerksamkeit und damit im Zeitalter der Erfolgskultur: Erfolg ist nicht das, was ich durch Leistung erarbeite, sondern Erfolg ist das, was ich durch Status beweise. Die Pflicht zum Erfolg – zur persönlichen Performance – ist Grundlage eingenommener Aufmerksamkeit, die als Währung unserer Zeit beschrieben wird (vgl. Franck, 2007). Die demonstrative zur Schaustellung persönlich körperlicher (sexuelle Attraktivität) und ökonomisch-statusrelevanter Facetten ist keine Lust, sondern pure Pflicht und wird im Sinne eines „Wettbewerbsindividualismusses“ als tägliche persönliche Bewährung erlebt. Dies hängt somit nicht mehr von dem Bemühen, von der Arbeit, von der erzielten Veränderung in der Umwelt des Einzelnen ab: „Die Aushöhlung des Leistungsprinzip in Wirtschaft und Arbeitswelt ist hierfür ein bezeichnendes Beispiel. Die Vermarktlichung der modernen Ökonomie prämiert das geschäftliche Ergebnis und interessiert sich wenig dafür, wie es zustande kommt, ob es auf Anstrengung oder Ausbildung, auf Wissen oder Pflichterfüllung ruht. Was zählt ist der reine Geldbetrag“ (Neckel, 2008, S. 10). Der Verzicht auf eine eigene Leistungsmoral ist bei der obersten Oberschicht (moderne Geldelite) um so perverser, je mehr dem „niedrigen Volk“ Leistungsmoral („Man kann auch mal für weniger als 5,00 EUR die Stunde arbeiten“) beigebracht werden soll. Diese Erfolgskultur (Pflicht zum Erfolg) entspricht also einer sogenannten „Vermarktlichung der Gesellschaft“, wobei die persönliche Bewährung des einzelnen Ich-Inhabers in einem Wettbewerb zu einem Wettbewerbsindividualismus auf der Ergebnisseite (formaler Aspekt) und nicht auf der Leistungsseite (funktionaler Aspekt) erfolgt. Gewinner dieses Wettbewerbs um (momentanes und mehr dem Zufall überlassenes) persönliches Wohlempfinden sind die Spitzenmanager, die ihrerseits jeden Arbeitsethos des formalen bürgerlichen Kapitalismusses durch eine Form des „Ökonomischen Neufeudalismus“ auf den Kopf stellen: „In seinem Hang zum profanen Kult zur Verschwendung berührt er sich auch mit der Bewunderung, die in den plebejischen Schichten für die demonstrative Ausstellung des Reichtums zu finden ist“ (Neckel, 2008, S. 12). Für die Selbstachtung und für den Selbstrespekt des aktuellen Ich-Inhabers bedeutet dies die Antwort auf drei Fragen: Bist du bekannt? Bist du sexy? Hast du gewonnen? Werden alle drei Fragen mit „Ja“ beantwortet, liegt „sichtbarer Erfolg“ (Performance) vor und soziale Durchsetzung – unabhängig von der Erbringung tatsächlicher produktiver Leistungen – ist gelungen. Problem dieser „perversen Respektregel“: Der Zufall tritt anstelle des eigenen Leistungsergebnis: Nicht mehr internale sondern externale Faktoren dominieren in diesem ökonomischen und persönlichen Prinzip der reinen Ergebnisorientierung. Dieser Neokapitalismus (Turbokapitalismus, Showkapitalismus, Kasinokapitalismus) verpflichtet zum Erfolg und der damit einhergehende Wettbewerbsindividualismus korrespondiert mit den Unwägbarkeiten der ökonomischen Märkte: „Ökonomische Märkte, deren Trennung von Gebrauchswert und Tauschwert von formaler und materieller Rationalität bereits Karl Marx und Max Weber analysierten, sichern weniger denn je eine materielle Wertrealisierung seit die Dominanz der Finanzmärkte die Bedeutung produktiver Leistungen für das wirtschaftliche Geschehen verblassen lässt (Neckel, 2008, S. 16). Fazit: Durch die Entkopplung von persönlicher Leistung einerseits und zugeschriebenen (und damit auch innerlich erlebten) Erfolg andererseits ist der aktuelle Ich-Inhaber in Bezug auf seine Gefühle aber auch in Bezug auf seine Handlungsstruktur mehr denn je dem Zufallsprinzip ausgeliefert: Er selbst kann kaum noch etwas direkt bewirken – er ahnt nur, ob eine Handlungsstrategie in dieser „Casting-Gesellschaft“ dem momentanen Zeitgeist (und damit der ungeheuren Aufmerksamkeitszufuhr) entspricht oder nicht .... 12 2.1.1 Definition: Allgemeine Menschenrechte und Menschenwürde Die Menschenwürde des aktuellen Ich-Inhabers wird durch „Überflüssigkeit“ seiner Handlungen (seiner Leistungen, seiner persönlichen Verursachungen, seiner Wirksamkeit, seiner Arbeitsergebnisse) bedroht: Maschinenarbeit (Automaten) ersetzen Menschenarbeit. Der ergebnisorientierte Kapitalismus – wer noch auf persönliche Leistung setzt, wertet sich hier selbst ab – also der Wirtschaftsliberalismus (die globalen Märkte regulieren sich selbst) gibt der Chance, jeden Tag aufs neue, die eigene persönliche Würde und den Respekt vor sich selbst aufbauen zu wollen und zu müssen, nochmals einen Tritt: Sozialpolitiker illusionieren, dass der Einzelne durch seine Leistung (Leistungsbereitschaft) doch noch autonom an seiner Glücksschraube drehen kann – der Wert seiner individuellen Menschen-Arbeit ist auf der Ebene der globalen Abwehr jedoch so weit verkommen (reduziert), dass dies die gemeinste Lüge der Gegenwart für jeden „Ich-Inhaber“ darstellt. Die Akteure (Performer) auf dem oberen Rand der Gesellschaft (Globalisierungsgewinner, Beherrscher der globalen Märkte) lachen sich zynisch ins Fäustchen: Dann gibt es eben noch eine Casting-Show mehr – wir werden schon genug Bühnen für die „Selbstwertalimentierung“ des GlobalisierungsProletariates schaffen .... Respekt und Menschenwürde als epochenübergreifende Berechtigung für jeden Ich-Inhaber: Im Moment schwer einzulösen (vgl. Kennedy, 2007). Der einzelne Ich-Inhaber wird spätestens dann wach, wenn er bemerkt, ein Vorstandsvorsitzender eines Dax-Unternehmens verdient in einem Monat genauso viel wie der normale durchschnittliche Arbeitnehmer während seiner gesamten Lebensarbeitszeit: „In den USA hat sich in einem Zeitraum von ca. 2001 bis eben jetzt 2009 eine extreme Spreizung der Dienstmargen ergeben – musste ein Angestellter bisher ca. 3 ½ Jahre arbeiten, um das Monatsgehalt eines Vorstandsbosses zu erhalten, sind es jetzt in der Spitze ca. 33 Jahre, die er für ein solches Monatsgehalt malochen muss (eben seine gesamte Lebensarbeitszeit, sofern er nicht vorzeitig pensioniert werden muss).“ Als die Gehälter der Vorstandschef im Vergleich zum Durchschnittsgehalt der Mitarbeiter von einem normalen Verhältnis von 40:1 auf über 400:1 stiegen, verschlechterte sich der industrielle Fortschritt, statt sich zu beschleunigen.“ (Samuelson, 2008, S. 69). Wirtschaftswissenschaftler nennen diese entartete Form der Marktliberalisierung auch „totale Faktorproduktivität“. Hier wird das „Gesetz von den unbeabsichtigten Folgen“ durch den Steuerungsverlust in Bezug auf die globalisierten Finanzsysteme bestätigt: „Der Wert der Finanzanlage übersteigt den Wert aller weltweit verkauften Waren und Dienstleistungen inzwischen um das Dreifache. Und dieser Überfluss an Kapital ist immer wieder die Quelle neuer Booms und Blasen, sie heißen „New Economy, Surprimes oder Emerging Markets“ .... Die unregulierten globalen Geldströme und die durch die Kreditspirale des vergangenen Jahrzehnts betriebene Geldvermehrung haben einen Finanzmarkt getriebenen - nicht mehr auf Gütern und Waren und Handel gegründeten Kapitalismus etabliert .... . Der Finanzmarkt ist der eigentliche Markt geworden, die klassische Wirtschaft ist es nicht mehr.“ (Balzli, 2008, S. 80). Die fehlenden Zuordnungsregeln von eigenem menschlichen Verhalten einerseits und „zugewiesenem Erfolg“ (als Wertbestimmungsmerkmal für diesen Menschen) andererseits machen auch die – wenigen – Erfolgreichen unsicher: „Welche Zufälle benötige ich in der Zukunft? Bleibt mir das Glück hold? Hoffentlich mache ich keinen Fehler, von dem ich nichts merke (Ich selbst weiß ja nicht, was richtig und falsch ist. Ich selbst weiß ja letztlich auch nicht, wann was funktioniert) und warum gehöre ich in Bezug auf die Erfolgreichen zu den Supererfolgreichen (die Erfolg für sich persönlich erleben dürfen)?“ Besonders problematisch für den Aufbau von Eigenrespekt, selbsterlebter Menschenwürde und einem Gefühl für „gerechte und allgemein gültige Menschenrechte“ entstehen vor allen Dingen bei den Menschen, die ständig das Negative erwarten, die den Abschwung der 13 Wirtschaft oder den persönlichen Abstieg in der Gesellschaft für sich befürchten und dadurch auch prognostizieren – also die primär von Gefahrenmomenten und Katastrophenahnungen getrieben werden: „Pessimisten neigen dazu, die negativen Aspekte ihres eigenen Verhaltens zu überverallgemeinern: Wenn ihnen ein Fehler unterläuft, deklarieren sie sich als total unfähig – in allen Bereichen und für alle Zeit“ (Hansch, 2006, S. 96). Moderne Terrorismustheorien – die von der subjektiven Uneinholbarkeit eines Maßstabes des dann todesbereiten und todesbringenden Fatalisten (Lebensverweigerer bzw. Lebenszerstörer) ausgehen, betonen insbesondere den Tunnelblick und die innere Festlegung des „Aussteigers aus dem Prinzip Leben“: Die Wahrnehmung engt sich auf den als negativ interpretierten Sachverhalt ein.“ Diskrepanzen zwischen verabsolutierten Erwartungen und den Gegebenheiten des Seins werden als Widerstand erlebt, der den primären Antrieb der Aggressionsbereitschaft startet – es resultiert Ärger und Wut (Hansch, 2006, S. 100). Respekt vor der eigenen Person und damit die Rückeroberung eigener Würde benötigt folglich über die Empfindung von „Generalisierter Dankbarkeit“ die Rückkehr zu den Tatsachen der eigenen Lebendigkeit (vgl. Nuber, 2003; Krech, 2007). Der Ich-Inhaber kann Dankbarkeit auf vier Ebenen erleben: 1. Für das direkte Geschenk, das er und gerade er leben darf. 2. Für das indirekte Geschenk, das die Mit-Menschen, die parallel mit ihm leben, für ihn erreichbar sind: Er kann ihnen seine Kompetenz schenken und er kann von der Kompetenz profitieren, die sie sich erarbeitet haben. 3. Er kann dankbar sein für die Energie-Vorleistung von Menschen, die vor ihm gelebt haben und die sowohl materielle wie immaterielle Dinge (z.B. philosophische Erkenntnisse) an ihn weitergegeben haben. 4. Er kann dankbar sein für Menschen, die ihm nachfolgen, denen er wiederum den Staffelstab übergeben darf und die über seinen Tod hinaus Teile seiner Lebendigkeit in die nächste Zeitebene hineintragen. Die Dankbarkeit für diese Formen der individuellen und kollektiven Existenz lassen ein VierFelder-Schema der „Respekt-Entfaltung erkennen: Richtung des Respekts Selbst-Respekt Fremd-Respekt Modalität des Respektss Formal Funktional Dankbarkeit als Heiligung der Existenz (des Lebendigen an sich) Erfahrung von Kompetenz, Verursachung und internal hervorgerufener Effekte des Ichs (innerer Erfolg) Anerkennung für die Abstammung und die Herkunft (Achtung der Wurzeln) Sichtbare Ergebnisse der eigenen Produktivität (äußerer Erfolg) 14 Den meisten Respekt erlebt der Mensch für sein eigenes Ich – aber auch bei der Betrachtung seiner Mitmenschen – wenn er die Hypothese eines „gelungenen Lebens“ erfüllt sieht. Philosophen wie Schopenhauer, Kierkegaard, Feuerbach, Marx oder auch Nietzsche tun sich schwer, dieses Kriterium eines „erfüllten Lebens“ einzugrenzen. Diese sogenannte „Denkökonomie“ der Philosophen versucht oftmals sogar die Frage nach dem Sinn des Lebens auszuklammern: „Für Ernst Mach löst sich die Frage nach dem Sinn des Leben mit dem Ich zugleich auf. Wenn der Schmetterling nicht mehr das gleiche Ich hat wie die Raupe, das Kind ein anderes als ein alter Mann, dann lohnt es sich nicht mehr, über alles Leben einen gemeinsamen Sinn zu stülpen .... Für Sartre hingegen besteht der Sinn des Lebens darin, sich durch sein Tun selbst zu verwirklichen. Da die Welt im Ganzen keinen Sinn hat, steht es mir frei, meinen eigenen Sinn zu stiften. Als „work in progress“ kommt, verweilt und vergeht er mit dem einzelnen Menschen. Für Peter Singer allerdings ist eine solche Sinnstiftung asozial. Für ihn kommt es darauf an, den Stein des Guten ein Stück weiter zu rollen und die Welt zu einem besseren Ort zu machen.“ (Precht, 2008, S 373 / S. 374). In einer automatisierten, zunehmend virtuellen und letztlich durch eine globalisierten Ebene entfremdeten Welt ist die „Exklusivität des Ichs“ als kennzeichnende und möglicherweise der Nachwelt hinterlassene „Spur“ noch schwerer in Stein zu meißeln: Die Menschenwürde scheint sich immer mehr auf den flüchtigen Moment des Augenblickes, auf die hier erlebte Sympathie, die in dieser Sekunde erlebte Liebe, den erlebten Respekt und eben auf das kurz aufflackernde Glücksempfinden zu reduzieren (vgl. Tschechne, 2006). Der vom Arbeitsprodukt entfremdete und doppelt alimentierte Mensch scheint nun nur noch nach einer Anhäufung dieser „Glücksmomente“ zu gieren (vgl. Whybrow, 2007). Die Summe machts ... 2.1.2 Das Recht auf Selbstbestimmung Der Ich-Inhaber hat vor allen Dingen eine Hoheitsaufgabe ständig und unaufhörlich auszuüben: Das Ich-Grenzen-Management. Hierzu gehört einerseits das Einregulieren von Nähe und Distanz zu anderen Menschen – insbesondere aber das Ausmaß, die Intensität und die Zeitpunkte von Informationsaufnahnme aus der „Restwelt“. Der Ich-Inhaber muss immer wieder entscheiden – auch wenn es ihm nicht klar bewusst ist – ob und wann, von wem und zu welchem Thema er Informationen aufnehmen möchte. Zu viele Informationen heißt Überflutung und Diffusion – zu wenig Information heißt Verkümmerung, Rigidität, Starrheit und letztlich Abspaltung von der Realität (Realitätsverlust). Das Recht auf Selbstbestimmung des Ich-Inhabers verweist aber auch auf seine Aufgabe, ständig für genügend „Narzißtische Einnahme“ zu sorgen: Woher bekomme ich Zustimmung, Unterstützung, Lob, Sympathie. Anerkennung, Freundschaft, Geborgenheit und vielleicht auch Liebe ....? Das Recht, sich in einem guten Licht zu sehen, sich an sich selbst zu freuen und andere zu bitten, die eigene Person ebenfalls hochzuwerten (aufzuwerten) gehört nicht nur zum Recht auf Selbstbestimmung sondern ist letztlich eine Pflicht im Rahmen der Selbstbestimmung, sich selbst Wert ständig und ausreichend „zu sichern“ (vgl. Weiner, 2008). Es gibt verschiedene Tricks und Strategien, diesen Auftrag der Selbstbestimmung (Selbstwertlevel hochhalten) auch im Rahmen der Kritikkultur einzulösen: 1. Sich auf Schwäche und Krankheit berufen: „Ist jemand krank, dann hat er eine Entschuldigung, um sich Ansprüchen zu entziehen und darf selbst Ansprüche an andere stellen. Genauer gesagt: Er hat eine Entschuldigung, um sich Ansprüchen zu entziehen, deren Erfüllung normalerweise von einem erwartet wird, und darf selbst über das normale Maß hinausgehend Ansprüche stellen. Wer krank ist, darf Dinge tun, die ansonsten inakzeptabel sind“ (Zurhorst u. Gottschalk-Mazuuz, 2008, S. 61). 2. Einen überzogenen Machtanspruch definieren: Auf Grundlage extremen Misstrauens, extremer Abgrenzung und damit eines extremen Verhaltens wird der andere durch den 15 Machtbesessenen gerade zur Unterordnung verdammt: „Die Machtbesessenen sehen jeden Widerspruch und jede Widerspenstigkeit (jede Verweigerung) als persönliche Beleidigung und als sofort zu beantwortende Herausforderung an: „Sie beginnen zu glauben, dass normale Grenzen für sie nicht gelten und das ihnen jegliche Ausbeute zusteht, derer sie habhaft werden können“ (Dammann, 2007, S. 75). 3. Künstliches Aufgabendenken: Das Erleben des persönlichen Wertes resultiert auf einer Differenzwahrnehmung hinsichtlich der Anstrengungsbereitschaft des Fleißes, der „Bereitschaft, sich selbst auszubeuten“ und letztlich der Produktivität der anderen: Der sogenannte „Stress-Typ A“ ist gekennzeichnet durch extremes Leistungsstreben, Ungeduld, Perfektionismus, Hektik und damit einhergehender Feindseligkeit (wenn andere zu langsam sind) und Aggressionsbereitschaft („Beweg deinen Arsch“) – hieraus wird ein Lifting des persönlichen Werterlebens (ich mache mehr, also darf ich auch mehr Anerkennung abfordern) abgeleitet. 4. Proklamierte Autonomie: Das Bedürfnis nach Unabhängigkeit und grenzenloser Kompetenz (eigener Grandiosität) führt zu einer Immunisierung gegen negative abwertende Informationen von der sozialen Restwelt: Die Entwertung anderer geht mit einer Idealisierung der eigenen Person und all derer, die mit der eigenen Person „durchstecken“ einher. Insbesondere Liebesobjekte und enge Mitarbeiter werden „vereinnahmt“, um somit die Grandiosität des eigenen Ichs (und dadurch wiederum die Autonomie in dem Bewertungsgeschehen und damit wiederum die Feldunabhängigkeit) zu stabilisieren: „Der andere, etwa dessen Erfolge, dient der eigenen Selbstwertregulation. Häufig hat der andere dadurch die Funktion eines „Selbstobjektes“. „Solche Menschen sind ..... „oft sehr leicht kränkbar, sie erleben sich so, dass sie selbst auf der Suche nach Liebe, Unterstützung und anerkennender Bewunderung sind, während sie andere so erleben, dass sie von ihnen kritisiert, kontrolliert oder eingeengt werden. Mit Hilfe dieser Selbstidealisierung kann jede Abhängigkeit von anderen vermieden werden“. Der Begriff der Selbstbestimmung – auf Grundlage eines Zutrauens in die eigene Lebensberechtigung und in den eigenen Wert (Beurteilungsmandat und Verhaltensauftrag während der „ca. 80 Jahre auf dieser Welt“) – wird in der aktuellen Philosophiedebatte letztlich auf das „Ganzheitsgefühl“ des einzelnen Menschen (des Ich-Inhabers) fokussiert: „Körper und Geist lassen sich nicht voneinander trennen, ebenso wenig wie Unterbewusstsein und Bewusstsein. Wenn unsere Moral immer auch etwas mit Gefühlen zu tun hat, dann können wir diese nicht einfach wegkürzen .... . Eine Moral, die auf ihre Verträglichkeit mit unserer Intuition und damit auf die biologischen Grundlagen unseres Moralgefühls verzichtet, ist sicher schlechter als eine, die diese Intuition mit einbezieht. Wenn man keine widersinnigen Verhaltensregeln aufstellen will, kommt man an der Intuition nicht vorbei. Keiner kommt ohne Werte aus. Und Werte sind ihrer Natur nach, nicht von der Vernunft erdacht, sondern gefühlt“ (Precht, 2008, S. 192/ S. 193). Fazit: Das Recht auf Selbstbestimmung ist das Recht, in jeder Sekunde des vom IchVerwalter zu verantworteten Lebensmomentes eine Idealkombi zwischen wahrgenommenen Reizen, kognitiver Kalkulation und abgeschichteten Bauchgefühl herzustellen, um dann Selbstbestimmung (Überleben) zu sichern – letztlich auch dafür, um weiterhin ein Unterstützer für die „parallel Anwesenden“ sein zu können (vgl. Hansch, 2008). Das Credo von Selbstbestimmung lautet: Gefühl ist mehr als Denken, also die Verdichtung aller eingelagerter Erfahrungen (vgl. Mc Kays, 2008). Und: vorbehaltloser Selbst-Respekt ist die Gefühls-Grundlage meiner selbsterlebten Lebensberechtigung – eine Verbeugung vor dem Geschenk, dass ich lebendig sein darf ... 16 2.1.3 Der Ich-Inhaber als Ausgangspunkt die jedwede friedensorientierte Beziehungsdefinition Selbstrespekt als Grundlage für Fremdrespekt: Nur wenn ich Kraft, Mut und Anstrengung aufbringe, mich selbst zu trainieren, kann ich Dir gerecht werden (vgl. Bartlett, 2005; Hohensee, 2008). Nur wenn ich mich vorher in meinen Trainings gequält habe, kann ich dir Kraft und Wissen und sowie Unterstützung und Liebe abgeben. Nur dann habe ich die Courage als Unterstützer und Friedensstifter, wenn ich vorher die (Eigen-) Batterie aufgeladen habe. Mühsam aufgeladen, immer wieder aufgeladen, täglich aufgeladen: „Steh auf, beweg deinen Arsch, quäl dich du Sau.“ Die „Sich quälende Sau“ ist das Individuum, das auf Grundlange von Frieden mit sich selbst Frieden mit anderen generiert (vgl. Bueb, 2007; Doskoch, 2006). Wo also kommt über Respekt die Friedlichkeit her? Nahezu jedes Kind wird vorbehaltlos, bedingungslos und unbändig (ohne Gegenforderung, ohne Gegenleistung, ohne Unterbrechung) unterstützt, gefüttert und eben „geliebt“. Jeder Mensch möchte diese bedingungslose Liebe nicht nur am Anfang seines Lebens sondern auch bis zum Ende seines Lebens erfahren und erhalten (Sucht nach Ehrlichkeit, nach Treue und nach Gerechtigkeit). Kein Mensch erhält diesen „bedingungslosen und vorbehaltlosen Respekt“ von anderen lebenslang. Jeder weiß aber, dass er ihn gerne lebenslang hätte. Also: Gibt jeder soviel wie möglich an vorbehaltlosen (formalen, für die Tatsache, dass der andere lebt) Respekt an andere ab, ist er schon einmal stolz auf sich selbst, dass er dies kann. Zum anderen verändert er den „Gesamtfriedlichkeits-Score“ seiner (Um-) Welt ein wenig. Und er ist vielleicht Modell für andere. In jedem Fall ist er keine Bestrafung sondern eine Belohnung – die Spur, die er hinterlässt, ist sehenswert. Und er bleibt bei sich selbst: Was er gern von anderen erhalten möchte, gibt er (freiwillig, im Rahmen des vorauseilenden Gehorsams) gern, ständig, bereitwillig und großzügig an andere ab. Herz, was willst du mehr ....? 2.2 Die psychologische Ebene von Respekt Jemandem Respekt zollen, einer Person Respekt schenken – wie geht das? Die Untersuchung der psychologischen Abläufe innerhalb des „Respektgebers“ beziehen sich einerseits auf konkrete Wahrnehmungen (Fremdbilder) bezüglich der Respektperson – gleichzeitig sind es die Einstellungen (abgeschichtete Werte und Normen im Gefühlsgefüge des Respektgebers), die diese aktuelle Bewertung (Respekt) erlauben. Hierbei kann sich Respekt sowohl auf das konkrete Verhalten der Person, die ich beobachte (Anerkennung für ihre Leistung) oder eben auch auf das Gesamtempfinden, das sich beim Denken an diese Person einstellt, beziehen. Die Anerkennung für die Leistung und / oder die übergeordnete Wertschätzung per se können sich auch zu einem „Doppelerleben verbünden“: Dann entsteht so etwas wie Huldigung, Verehrung und vielleicht auch überdauernde Mythosbildung. Die Wertschätzung für einen Menschen, den man „erspürt“, ohne dass man über seine Produktivität, seine Leistungen, sein „Ergebnis“ oder gar über seinen Nutzen für einen nachdenkt, bezieht sich in unserer Kultur auf eine „Bescheidenheitswahrnehmung“: Ein Mensch, der bei sich ist, der wenig fordert, der gelassen und abwartend Dinge akzeptiert, ohne fatalistisch zu sein und der ein offenes Ohr für jeden Mitmenschen hat: Bescheidenheit, die in sich selbst ruht und die ohne ein machtorientiertes Forderungsprofil einfach da ist, einfach präsent ist. Respekt aus Wertschätzung veredelt letztlich auch die Persönlichkeit des Respektgebers: „So definiert etwa der Gelehrte und Kritiker William Lyon Phelps den Gentleman als „einen 17 Menschen, der selbst jenen Leuten Respekt entgegenbringt, die für ihn keinerlei Nutzen haben“. Albert Camus „Nichts ist kläglicher als Respekt, der auf Angst basiert“ (Strobel, 2008, S. 22). Respekt, der sich mehr auf den „Output“ (Produktivität) der respektierten Person bezieht, basiert insbesondere auf Wahrnehmung und Beurteilung von geistigen, körperlichen oder auch energetischen Potentialen, die in ihrer Kombination den „Respekt vor Höchstleistungen“ abverlangen. Diese Grundlagen für „Vertikalen Respekt“ (man könnte auch sagen, es gibt eine Leistungspyramide, in der einige Wenige ganz oben sind) lassen sich dann auch auf das „Lebenswerk“ oder auf eine besondere Husarenleistung (Rettung der Stadt Hamburg vor dem Hochwasser durch Altbundeskanzler Schmidt) konkret festmachen. Der bedingungslose Respekt, der von Herzen kommt, unabhängig von Leisten oder Nutzen und tief empfunden wird, wird hingegen „Horizontaler Respekt“ genannt. Ob „Horizontaler Respekt“ (vielleicht auch ein tiefes Gefühl von Solidarität mit dem Lebewesen neben mir) oder „Vertikaler Respekt“ (Anerkennung einer respektablen Leistung) – es gibt letztlich auch die Tendenz zur Bagatelligisierung des Respektbegriffes. Wenn jemand „Respekt, Respekt“ sagt, meint er: Das ist ganz in Ordnung, es ist ja nur auf den Moment bezogen. Oder noch spöttischer gemeint: „Gib mal nicht so an, Alter.“ In der Jugendkultur (speziell im Knast) und hier speziell „unter Schlägern“ wird der folgende Satz oft verwandt: „Ich habe Respekt – aber keine Angst.“ Hiermit ist gemeint, dass der andere schon ein gleich guter Schläger ist, dass er sich seinen „Namen“ verdient hat, dass man aufpassen muss aber das er letztlich auch zu schlagen ist (im wahrsten Sinne des Wortes). 2.2.1 Vom Selbstrespekt zur Fremdachtung: Die Charisma-Faktoren Um andere Menschen zu respektieren, benötige ich zu erst einmal ein Koordinatensystem, das mir eine entsprechende Beurteilung von „Lebenswertigkeit“ erlaubt. Ich muss Vergleiche zwischen Person A und zwischen Person B in meinem ganz persönlichen normativen Wertesystem als „Ich-Inhaber“ herstellen können. Hierbei handelt es sich nicht um ein Wertesystem sondern um mein Wertesystem. Ein Wertesystem, das sich in meiner Person bis hin zu einer gewissen konstanten Identitätswahrnehmung (bis zur Ausprägung des Erwachsenen-Ichs, also in etwa bis zum 18. Lebensjahr) herauskristallisiert hat. Einerseits erlaubt dieses Normengerüst die Beurteilung anderer bis hin zur Bewunderung; z.B. wird bei „Stars“ erlebtes Charisma über drei Wertigkeiten (Energie, Intelligenz und Moral) „erspürt“ (vgl. Anlage 1). Dieses Wertesystem erlaubt dem Ich-Inhaber jedoch in erster Linie, sich täglich seine eigene Lebensberechtigung (nur er entscheidet, ob er morgen aus dem Bett aufsteht oder liegenbleibt) abzuleiten; sekundär erlaubt es ihm auch, seine Mitmenschen zu beurteilen. Darüber hinaus entsteht Fremdrespekt (Respekt für den anderen) nicht nur aus dieser „Beurteilungsmatrix“, sondern ist auch abhängig von dem Ausmaß des Selbstrespektes: Je mehr ich mich selbst mag, je mehr ich mich selbst akzeptiere, je dankbarer ich für meinen Lebensentwurf bin, um so großzügiger, generöser und letztlich auch – in der mittleren Lebensphase – mit mehr „Generativität“ kann ich den anderen in seinem Persönlichkeitsentwurf erkennen, annehmen, akzeptieren und vielleicht auch bewundern. Fremdrespekt hängt von Selbstrespekt doppelt ab! Eine respektvolle Haltung nimmt ein Mensch am ehesten dann ein, wenn er auch den Respekt des anderen spürt. Gegenseitige Rücksichtnahme (das Gegenteil von Feindseligkeit, Sarkasmus, Zynismus, Verachtung, Demütigung und Kränkung) führt zu einer „Berücksichtigung“ auch der „Gefühlten Bedürfnisse“ des anderen: Ein Begegnen auf Augenhöhe von Ich-Inhaber zu Ich-Inhaber. Hansen (2008, S. 27) spricht von Bezogenheit: „Ob eine Beziehung gelingt, hängt im starken Maße davon ab, wie diese Verbundenheit gelebt werden kann: Wie intensiv wir uns in die Welt des anderen hineindenken und Wert darauf legen, dass wir mitbekommen, welche Erfahrungen unser Partner täglich in der Welt 18 macht.“ Aus Sicht des Paartherapeuten ist mangelnder Respekt in der partnerschaftlichen Beziehung eine direkte Risikovariable („Risikobotschafter“): „Einer dieser Reiter ist die verletzende Kritik, sind die Beschwerden als persönlicher Vorwurf, wobei dem anderen Schuld und Versagen unterstellt werden. Beispielsweise in dem herablassend und genervt dahingeschleuderten Satz: Das ist so typisch für dich.“ (Hansen, 2008, S. 28). Von daher lautet die Grundregel, speziell für Respekt zwischen zwei Personen (z.B. in der Partnerschaft) und letztlich auch für respektvolle Haltungen im allgemeinen: „Ich bin wichtig, du bist wichtig, wir sind gleich wichtig“ (Strobel, 2008, S. 28). Jeder Mensch möchte drei soziale Grundleistungen (man kann schon fast von emotionaler Grundsicherung des Ich-Inhabers sprechen) vom anderen erfahren: Ehrlichkeit Treue Gerechtigkeit Die meisten Menschen glauben, dass die Mitmenschen mehr von diesen drei „emotionalen Versorgungsgütern“ erhalten, als sie selbst: Die anderen kriegen 80 bis 90Prozent – ich bekomme nur 10 bis 20Prozent. Dieser Grundirrtum – der sich in das Bewertungserleben vieler Menschen immer wieder einschleicht – führt letztlich zu Hadern mit dem Gegenüber (Ärger statt Respekt), zu Hadern mit dem eigenen Leben und letztlich zu Misstrauen gegenüber den Schicksalsmächten – eine Einbahnstraße in Resignation, Depression, bis hin zum Endpunkt der Lebensskala, der Apathie (vgl. Schiraldi, 2008). Respekt gegenüber dem anderen (und auch Respekt gegenüber „dem Leben“) entsteht nur durch einen einfachen Trick: Gib einfach 80 bis 90Prozent an Ehrlichkeit, an Treue und an Gerechtigkeit den Menschen, die du heute triffst. Versuche, Ehrlichkeit als Überlebensinstrument zu praktizieren, schenke Treue auch dem kleinsten Moment, der gerade vergeht (der heilige Moment, der deine Gegenwart darstellt) und versuche, ganz konkret und dabei eben auch immer wieder übergeordnet gerecht zu sein – dein Schaden soll es nicht sein! Anders ausgedrückt: Wer sich darauf konzentriert, möglichst oft und vielleicht sogar ständig, Ehrlichkeit, Treue und Gerechtigkeit „zu produzieren“, dem wird es weniger wichtig, dass er sie erhält (vgl. Plassmann, 2008). Derjenige entwickelt soviel „Grundrespekt“ gegenüber allen (sozialen) Mikrosituationen in seinem Leben, dass er immer weniger daran denkt, selbst diese drei Güter (Ehrlichkeit, Treue, Gerechtigkeit) selbst erhalten zu wollen. Er ist so erhaben von seinem „Geben“, dass ihm das „Nehmen“ immer weniger wichtig wird. Und das Beste daran: Sein Selbstrespekt (das was ich tue, ist richtig, ist fruchtbar, ist hilfreich) wächst an – und von daher wächst auch noch einmal zusätzlich seine Bereitschaft, Respekt wegzuschenken .... Auf der Linie des Zunehmenden Respekterlebens tendiert er leichter zu den entspannten Gefühlsqualitäten und leidet weniger unter Wut und Traurigkeit. 19 GEFÜHLSDIAGRAMM Havarie: Gewalt Grundgefühl Grundgefühl Transportergefühl Wut Ärger Hass Feindseligkeit Transportergefühl Mitleid Mitgefühl Nachsicht Trost Grundgefühl Trauer Sehnsucht Angst Hilflosigkeit Depression Hoffnung Optimismus Zuversicht Freude Liebe Fröhlichkeit Euphorie Linie: Zunehmender Selbst-Respekt 2.2.2 Kausalattribution und Respekt Respekttraining ist die vielleicht wirksamste „Waffe“ im Kampf gegen Aggressivität und im Kampf gegen Bereitschaft zur Körperverletzung: Wer Respekt vor einer anderen Person hat, hat eine wesentlich höhere Hürde, diesen anderen Menschen zu verletzen (vgl. Voß, 2008). Zum Handwerkzeug im Anti-Gewalt-Training gehört also dringend und vorrangig ein „Respekt-Modul“. Um ein solches entwickeln und einsetzen zu können, benötigen wir auch Kenntnisse über die Art und Weise, wie der betreffende Mensch zu seiner Weltanschauung (Lebensphilosophie) kommt und - vor allem – wie er über Urteile (Respekturteile) hinsichtlich seiner Mitmenschen gelangt (vgl. Wallace, 2008). Sogenannte Attributionspräferenzen bestehen in dem unterschiedlichen Stil von Menschen, bestimmte Dinge zu erklären, also ihnen „Gründe und Ursachen“ zuzuschreiben. Diese Ursachenzuschreibung passiert bei der einen Gruppe der Menschen eher internal und stabil: Sie glauben daran, dass zu einer Person fest zugehörige Kompetenzen die Dinge verursacht haben und das diese Kompetenzen bei dieser Person (bei diesem Ich-Inhaber) auch stabil bleiben. Diese Gruppe kann man auch Leistungsoptimisten (sie sind geprägt von Hoffnung auf Erfolg) nennen: Möglicherweise bringen sie mehr und länger Energie auf, um einen bestimmten Effekt zu verursachen, um eine bestimmte Produktivität hervorzurufen. Die andere Gruppe von Menschen glaubt eher an Zufall und Glück (externale Faktoren, die ein Ergebnis verursachen) und glaubt eher daran, dass man sich im Leben auf nichts verlassen kann: Es gibt zu viele Schwankungen, zu viele Ungereimtheiten und das meiste ist instabil: Diese Menschen könnte man Unterstützungssucher (sie suchen Unterstützung von Glück, Zufall und eben externen Kräften) nennen. 20 Leistungsoptimisten und Unterstützungssucher unterscheiden sich auch in ihrer Respekthaltung. Während Leistungsoptimisten eher an die eigenen Kräfte glauben (jeder ist selbst seines Glückes Schmied) entwickeln sie auch mehr vertikalen Respekt: Der, der sich Mühe gibt und der seine eigenen Kompetenzen im Schweiße seines Angesichts täglich weiterentwickelt, verdient letztlich ein Quentchen mehr an Respekt. Unterstützungsoptimisten haben manchmal eher ein mystisches und vielleicht sogar esoterisches Weltbild: Sie hoffen auf den (glücklichen) Zufall und auf die Gnade externer Mächte. Das Schicksal soll mir gewogen sein und wenn es mir gewogen ist, weiß ich, dass ich zu den glücklichen Menschen gehöre, die „auf der richtigen Seite“ sind. Hier steht insbesondere die horizontale Respekthaltung im Vordergrund: Jeder Mensch darf auf Glück hoffen, jeder Mensch sollte an den guten Zufall glauben und jeder Mensch hat eine zweite Chance: Wenn nicht in diesem dann im nächsten Leben. Menschen, die einen solchen Respektbegriff und eine solche Kausalattribution bevorzugen, drehen eher am „Geborgenheitsteller“ (für sie ist die Einbindung ins Kollektiv besonders wichtig) – Leistungsoptimisten, die eher eine internale Kausalattribution favorisieren, drehen eher am „Stolzteller“: Für sie ist es wichtig, dass sie ihre Dankbarkeit für das ihnen geschenkte Leben durch tägliches eigenes Bemühen ausdrücken. Negativ formuliert: Leistungsoptimisten drohen eher zu vereinsamen – Unterstützunghoffer drohen eher ihr eigenes Ich zu vernachlässigen. Was heißt das nun für unser „Respekttraining“? Antwort: Die einen müssen das eine mehr trainieren – die anderen das andere! Das Respekttraining im AAT benötigt also ein „Doppeltes Trainingsmanual“: je nach „Sorte Mäuse“, die auf Schlägerseite vor Dir sitzt! 2.2.3 Von Schafen und Schäferhunden: Das „Drittelmix-System“ Authentischer, echter Respekt setzt immer die Bereitschaft zur Integration voraus: 1. Beim einzelnen Menschen: Er muss widersprüchliche Persönlichkeitszüge, verschiedene Motive und eben verschiedene Bedürfnisse und Ansprüche in seinem eigenen Ich als Ich-Inhaber zu einem Ganzen integrieren. 2. In einem geschlossenen Kollektiv (Familie, Arbeitsbetrieb , Verein): Hier müssen verschiedene Persönlichkeitstypen in ein System so integriert werden, dass es wenig Intrigen, Hinterhälte oder „Parallelbewegungen“ gibt. 3. Das System der offenen (globalisierten) Gesamtmenschheit: Hier muss die Individualisierung des einzelnen Menschen und die Spezialisierung verschiedener Kulturen – also die Vielfalt menschlicher Lebendigkeit – sich in gewisser Weise unter einer „Menschlichkeitsglocke“ bündeln, so dass scheinbare Widersprüche zwischen (speziell religiösen) Ansichten zu einem einheitlichen, vereinfachten Respektband komprimiert werden: Jeder Ich-Inhaber hat genau die gleichen Aufgaben, die gleichen Bedürfnisse und die gleichen Schwierigkeiten – es wechseln die Orte, es wechseln die Epochen und es wechseln die Schwerpunktaufgaben – es wechselt niemals aber der Solidaritätsbedarf derer, die gleichzeitig auf der Welt leben. Letztlich benötigt ein „Respekttraining“ am Ende auch ein Steuerungssystem, so dass parallel Persönlichkeit und parallel Kollektive die Bildung eines solchen – von gegenseitigem Respekt geprägten – Gesamtsystems (z.B. Weltregierung mit Weltphilosophie) fördern. Die Abwandlung einer „Glaubensmaxime“ kann gelten: „Das 21. Jahrhundert ist ein Jahrhundert der Weltintegration oder keines.“ 21 Die Polarität innerhalb einer Person (Gut und Böse), zwischen Menschen (introvertiert und extrovertiert) und auch zwischen Gruppen (individualistisch oder kollektivistisch orientiert) ist letztlich die Grundlage für eine solche „Respektsynthese“. Die Aufgabe der Respektphilosophen lautet: Beide Pole so genau beschreiben, erkennen, einbeziehen, liebhaben und letztlich zu einem System integrieren, das wohlwollend, unterstützend, fördernd und - im Sinne einer „Weltintegration“ - vereinfacht funktioniert. Eine diesbezüglich vereinfachende psychologische Beschreibung von „Typen einzelner Menschen oder auch Typen einzelner Gruppe (Subkollektive der Menschheit) ist in der letzten Zeit auch auf Basis von Tierpsychologie versucht worden. Entsprechende Analogiebildungen finden wir z.B. in folgenden Bildern: 1. Der innere Schweinehund: Hier werden die Blockaden und Phlegmatismen von Menschen unter „103 Blickwinkeln“ lokalisiert und systematisiert: „Eigentlich wissen wir ganz genau, was wir tun sollten: Endlich mal aufräumen, besser miteinander reden oder mehr Mut haben. Ja, eigentlich ... Aber: Wir kennen auch diese hartnäckige Stimme in uns, sie sagt: Lass das sein, mach das später, oder, das schaffst du eh nicht. Diese Stimme kommt von Günter. Günter ist unser innerer Schweinehund“ (Frädrich, 2008, S. 226). 2. Bärenstrategie: Auch hier wird gefragt, welche Persönlichkeitsanteile in der Person „schlummern“, welche Art von „Arbeitstier“ der einzelne Mensch ist. Hier handelt es sich um eine Persönlichkeittypologie mit Aufforderungscharakter: „Bärig lebt´s sich leichter! Denn Bären stehen für die Ruhe und die Kraft, die nötig sind, um die Herausforderungen eines hektischen Alltags zu meistern. Anhand einer charmanten Fabel wird gezeigt .... , wie man dank kluger Zeiteinteilung seine Ziele und Wünsche verwirklichen oder ein glückliches und sinnerfülltes Leben führen kann“ (Seiwerd, 2007, S. 130). 3. Von Wölfen und Giraffen: Hier werden nun schon zwei gegensätzliche Persönlichkeitstypen in teilweise polarisierender Form gegenübergestellt: „Während der Wolf für interpretierende, bewertende Art zu denken, zu sprechen und zu hören steht, symbolisiert die Giraffe einen einfühlsamen, nicht auf Dominanz ausgerichteten Kommunikationsstil. Die Wolfssprache beherrschen wir bestens, hingegen ist unsere Fähigkeit zur Giraffensprache unterentwickelt und deshalb zu trainieren (Mauelshagen, 2009, S. 85). Besondere Widersprüche in einem bekannten Kollektiv (z.B. Betrieb, Firma) sind letztlich die „Ausgangskontraste zwischen Führungskräften und Mitarbeitern, also zwischen „Schäferhunden und Schafen“. Ein „Schäferhund“ ist im besten Falle (bei zusätzlich hoher Intelligenz) ein wohlwollender Begleiter seiner Herde, der für sich selbst und eben auch für das gesamte Kollektiv den Überblick behält. Ein Schäferhund ist wachsam, umsichtig, fürsorglich, verantwortlich aber eben auch mutig und im Zweifelsfall kampfesbereit – er ist oftmals aber auch einsam. Die Schäferhunde werden von den Schafen oftmals bewundert, bestaunt und manchmal gefürchtet und zumeist in ihrer Macht respektiert: Sie werden aber niemals von den Schafen „verstanden“: Wenn Du ein angesehenes Mitglied einer Schafherde sein willst, musst du vor allen Dingen eins sein: „Ein Schaf“. „Bittet ein Schäferhund um die Aufnahme in die Schafherde, möchte er das Wir-Gefühl, die Wärme und Geborgenheit dieser Gruppe erleben, wird er scheitern. Nicht, dass die Schafe ihn nicht verstehen wollen – sie können sein Ich, seine Mission, seinen Auftrag, seinen Patriotismus und seinen umfassenden Verantwortungshorizont nicht begreifen. Die Einsamkeit des Schäferhundes ist zuerst aufzulösen durch den Kontakt mit anderen Hütehunden: Seinesgleichen. Diese sind jedoch selten anzutreffen, denn sie befinden sich auf einer anderen Weide, haben selbst hunderte von Schafen "am Hacken" und finden kaum den Zeitplatz, sich mit einem von ihresgleichen auszutauschen. Wenn – dann ist dies das absolute 22 Highlight, denn Schäferhunde kommen in ihrer "blinden Übereinstimmung" noch schneller gemeinsam auf den Punkt als das normale Schaf in seiner Gruppe. Nur: Dieses Wir-Erlebnis ist selten, so selten.... Fühlt sich der Schäferhund von den Schafen ungerecht behandelt, ist dies eine Fehleinschätzung: Sie können ihm nicht gerecht werden, sie haben nicht die Übersicht und den Überblick, die Größe seines Auftrages zu würdigen und die Anstrengung und die Willenskraft, die er lebenslang einbringt, auch nur nachzuvollziehen. Würde der Schäferhund dies den Schafen erklären wollen – sie würden ihm nicht glauben können. Sie hielten es für übertrieben, für angeberisch, für arrogant, für überheblich – denn kein Schaf kann sich je vorstellen, was das Leben vom Schäferhund täglich abfordert. Die Großzügigkeit des Schäferhundes vor der Ignoranz der Schafe ist die zusätzliche Kompetenz, die sich der Schäferhund im Laufe seines Daseins (mit viel Schmerz, mit viel Trauer, mit viel Ungerechtigkeitserleben und manchmal mit viel Wut) als "Souveränitätsmodul" erarbeiten muss. Hierdurch und nur hierdurch kann er sich mit den Schafen versöhnen und ihre Ignoranz im Lichte "wohlwollender Gelassenheit" hinnehmen, ertragen und zulassen. Der Unterschied zwischen einem Anführer oder „Häuptling“ auf der einen Seite und einem Gefolgsmenschen auf der anderen Seite besteht in der "Unbedingtheit des Seins" oder in der "Gier nach Wirksamkeit": Das Risiko einzugehen, zu versagen und dies nicht als persönlichen Fehler sondern als nicht ausreichenden oder eben noch nicht vollkommenen Lösungsversuch zu erleben, ist das Privileg des Kämpfers. Der Anführer kämpft für die Sache und um die Sache. Er will sich spüren, er will den Fortschritt spüren, er will vielleicht auch den Erfolg erleben, aber er achtet erst einmal nicht auf Beifall oder Missbilligung. Er kann nicht darauf achten, weil er sich vollkommen im Lösungsprozess befindet, darin aufgeht, nicht eine Sache macht, sondern "diese Sache ist". Der schlimmste Fehler der "Zuschauer im eigenen Leben", also der Menschen, die noch am Anfang ihrer Ich-Optimierung stehen, hingegen besteht darin, Energie sparen zu wollen. Sie glauben, dass Wegsehen und Verdrücken das Leben verlängert, weil man nicht so viel Kraft ausgibt. Sie hoffen, dass sie Stärke, Kompetenz und vielleicht auch Genussfähigkeit erlangen, indem sie zuschauen und Sachen aussitzen. Sie lassen andere machen, um zu gucken, was denen dabei passiert: "Vielleicht bringt er sich ja um Kopf und Kragen ....?" Der Verdrücker hält sich für clever, wenn er mit wenig Aufwand viel Ertrag realisiert. Der Aktivist kennt das Gegenteil: Sich ständig und immer bemühen, ständig die eigenen Lösungsversuche zu wiederholen, ist die einzige Chance auf Kompetenzzuwachs und damit auf IchAnreicherung. Der Aktivist weiß, dass er nur dann gut zum Kollektiv sein kann, wenn er sich selbst mit Kompetenz versorgt, weil er dann nicht von den anderen abhängig wird und weil er dann und erst dann auch etwas dem Kollektiv weiterschenken kann, von dem, was er in seinem Ich an wirksamen Instrumentarium eingelagert hat. Auf einen Aktivisten kommen neun Verdrücker. Verdrücker sind Menschen, die glauben, dass es clever ist, wenn man Aufgaben an andere delegiert, sich versteckt, möglichst wenig tut und sich heimlich ins Fäustchen lacht. Verdrücker sind Menschen, die sich clever fühlen, wenn sie weniger tun als andere oder gar nichts tun – trotzdem aber ihre Belohnung (z.B. Lohn, Anerkennung) erhalten. Wenig Aufwand – viel Effekt: Das ist die Losung der Verdrücker! (Heilemann, Fischwasser-v. Proeck, 2005, S. 229-230). Und sind die einsamen Schäferhunde nicht die puren Unterdrücker und die angepassten Schafe, nicht die feigen Verdrücker: Die soziale Realität ist vielfältiger: 23 „Schafe gelten nicht gerade als Intelligenzbestien. Sie leben in Herden und richten sich bei all ihren Aktivitäten nach den Vorgaben ihrer Gruppen: Sie fressen zusammen, sie wandern zusammen umher und wenn sie sich erschrecken, rennen sie alle zusammen davon. Es mag sein, dass diese enge Verbundenheit wenig individuell und nicht besonders schlau wirkt. Aber wahr ist, Schafe sind alles andere als dumm. Englische Wissenschafter fanden heraus, dass Schafe sich bis zu 50 Gesichter von Artgenossen merken können, selbst wenn sie nur ein Foto vorgelegt bekommen. Und mehr noch: Auch zwei Jahre später wussten die Schafe noch, wer einmal zur Herde gehört hat und wer nicht. Bei einem anderen Versuch untersuchten australische Forscher das Erinnerungsvermögen von Schafen mit Hilfe eines Labyrinths. Auch hier war das Ergebnis verblüffend: Die Tiere fanden sich schnell zurecht und erinnerten sich auch Wochen später noch an die richtigen Abzweigungen. Ganz schön schlau so ein Schaf!“ (Fressnapf-Journal, 2/2008) Auch die Schäferhunde haben ihre Eigenheiten: „Ein Schäferhund braucht eine Aufgabe .... Schäferhunde sind hoch intelligente, wache und zudem führige Hunde. Es gilt: Machen Sie Ihren Schäferhund zu Ihren Partner, dann haben Sie einen der besten Kameraden, den die Hundewelt zu bieten hat! Es gibt eine Vielzahl bodenständiger Hütehunde. Diese unterscheiden sich je nach ihrem Verbreitungsgebiet, vor allem in Fellart, Farbe, Größe. Auch die Größe der zu hütenden Schafe war letztendlich einflussnehmend: Kleine Heidschnucken in Norddeutschland erfordern kleinere Schäferhunde. Große Schafe schließlich wurden von größeren, kräftigen Hunden gehütet. Schäferhunde werden schon seit Jahrhunderten von Menschen dazu eingesetzt, Schafe aber auch andere Tiere wie Rinder oder Ziegen zu treiben und zu hüten. Einige von ihnen – insbesondere der Pyräneenberghund oder der Tatrahund waren und sind reine Wächter der Schafherde, sogenannte Hirtenhunde. Sie sollen Herden vor 2- und 4beinigen Räubern schützen. Zusammengehalten wird die Herde von kleineren wendigeren Schäferhunden. Schäferhunde sind Allrounder, die sowohl die Schafe zusammenhalten und treiben, als auch bewachen und beschützen sollen (Laukner, 2000, S. 8 und S. 11). Der Schäferhund wirkt vom Wesensbild her ausgeglichen, nervenfest, selbstsicher, absolut unbefangen und gutartig, dazu aufmerksam und führig. Er muss Mut und Kampftrieb besitzen, um als Begleit-, Wach-, Schutz-, Dienst- und Hütehund geeignet zu sein“ (Laukner, 2000, S. 114). Die besondere Charakterfestigkeit, den Mut, die Verantwortlichkeit, die Solidarität, die Vorausschau und letztlich auch die umfassende strategische Führungskraft – letztlich tut er es nicht für sich sondern für das Kollektiv – des Schäferhundes wird in folgender Episode deutlich: „Hilfe, ein Wolf! In der Morgendämmerung werden die Schafe unruhig. Ein Wolf streift umher. Der Wachhund hat ihn gerochen. Er lässt sich wie immer mitten in der Herde treiben und ist so gut wie unsichtbar. Als der Wolf näherkommt, wirft sich der Hund zwischen das Raubtier und die Schafe. Wenn er die Zähne fletscht, weicht der Wolf ängstlich zurück. Er will nicht gebissen werden! (Tracqui, 2002, S. 23). Schafe erfahren Respekt von Schafen – und sie geben den Schafen Respekt. Schäferhunde erfahren Respekt von den Schafen auf einer mehr formalen, auf Unterordnung und Angst basierenden aber weniger auf „Verständnis“ basierenden Respektebene: Solange der Schäferhund präsent ist (dynamisch, kräftig) wird ihm gefolgt – eine Verantwortung der Schafe für den Schäferhund über die „Lebensphase seiner gelebten Stärke hinaus“ gibt es nicht. Schäferhunde untereinander schenken sich umfassenden Respekt – jedoch sehen sie sich selten und haben wenig Kontakt miteinander: Sie wissen voneinander aber sie können dieses Wissen nicht in sinnliche, nähebezogene und letztlich konkrete Solidarität umsetzen. Sowohl bei den Schafen wie bei den Schäferhunden gibt es einen Drittelmix: 30Prozent aller Schafe sind überaus untergeordnet, sehr folgsam und haben noch weniger eigene Meinung als der Rest der Truppe – 30Prozent der Schafe sind auf einem normalen Niveau und entwickeln sich manchmal stärker oder schwächer in Richtung auf eine „spezifische Schafsautonomie“: 24 Das Durchschnittsschaf mit der eigenen Persönlichkeit und eigenen Charakterschwerpunkten. Dann gibt es noch die Specials: Die 30Prozent der sogenannten Diplomatenschafe, die alles über Schafe wissen (also über sich selbst) und über die anderen beiden Gruppen und die auch – fast – alles vom Schäferhund kennen: Kein Lebewesen auf der Welt kann dem Schäferhund so gerecht werden, kann ihm seine Stärken und Schwächen spiegeln und ihn letztlich unterstützen – kein Lebewesen auf der Welt wird ihm im Zweifel jedoch so stark die Treue versagen wie eben dieses Diplomatenschaf. Trotzdem: Die Chance für gegenseitigem Respekt (Weltrespekt, Weltfrieden) liegt in dem umfassenden Verständnishorizont dieser Diplomatenschafe. Das Drittel-Mix-System 100 ZentralSchafe „Ich mach mein Ding: Das reicht mir“ 100 DiplomatenSchafe „Ich kenne beide Seite der Medaille: Puh, ist das anstrengend“ 100 SchlaffiSchafe „Ich lass mich gehen:: So bin ich“ 1 IntegrationsHund „Synergie ist: Wenn sich unter meinem Dach alle wohlfühlen u. anstrengen“ 1 SchafferHund „Die Firma muss wachsen: Das Produkt wird verbessert“ 1 BeißHund „Mach den Weg frei: Jetzt komme ich“ Ähnliches finden wir bei den Schäferhunden: Es sind ja wenige – 30Prozent von ihnen sind die absoluten Egoistenschweine, die Narzißten und die „Ausbeuter“ – 30Prozent der Führungskräfte liegen in der Mitte: Sie müssen hart sein aber sie haben auch ihre weiche Seite.(die sie vor sich und anderen oftmals verstecken). Und dann gibt es noch die leicht charismatischen Führungskräfte, die neben ihrer hohen Potenz auch eine hohe emotionale Intelligenz vorweisen: Sie sind die natürlichen Verbündeten der Diplomatenschafe. Die Schnittmenge zwischen den „Diplomatenschafen“ einerseits und den „Integrationshunden“ andererseits sind letztlich unsere „Respekttrainer“: Kommuniziere innerhalb deiner eigenen Gruppe und sei Genie bei der „Reversibilität der Perspektive“ (vgl. Blardi, 2005; Golemann, 1996). Vermittele Deiner Gruppe die Perspektive der anderen „Sorte Mäuse“... 25 Schafe Schäferhunde Offensiv Extravertiert Mutig Verteidigungsbereitschaft Hoffnung auf Erfolg Kürzer lebend Einzelgänger Vertikaler Respekt Stolzteller Verantwortung für alle Wirksamkeitsmaximierung Defensiv Introvertiert Ängstlich Todstellreflex Angst vor Misserfolg Länger lebend Herdentier Horizontaler Respekt Geborgenheitsteller Verantwortung für mich Selbst Geringe Reichweite der eigenen Wirksamkeit Solidarisch Speziell kognitiv präzise Angepasst und eingepasst Sympathiesant Äußere Moral Autoritätshörig Mitleiden Nur in der Gruppe sind wir stark Mir reicht die Grasfläche, auf der ich stehe Zufriedenheit Einfacher Grabstein Viel Raum für den Nachwuchs Ausprobieren: Auf zu neuen Wiesen Ausruhen tut gut Zuhören und Anschauen Behaglichkeit Liegt im Whirlpool Liest Biographien großer Menschen Kann sich dem Tod fügen Kennt seine Grenzen Pessimistisch, fatalistisch Hingabefähig Lust am Genießen Glück, Hoffnung, Zufall Angenehmer Mitmensch Eingenommene Ehrlichkeit, Treu und Gerechtigkeit reicht aus Wechselnde Koalitionen Interessiert an dem „Neuen“, Wechselhaften Altersgerechte und lebensgerechte Performance Lass laufen Kumpel Komm ich heut nicht, komm ich morgen „Alteer, lass meine Gruppe in Ruhe“ Schön, dass wir so viele sind Gott wird es schon richten Fordernd Übergreifend intelligent Autonom und frei denkend Märtyrer Innere Moral Norm definierend Lautes Aufbegehren Hilf dir selbst sonst hilft dir keiner Es wird expandiert Umtriebigkeit Differenzierter Nachruf Ambitioniertes Fördern Besitzstand erst sichern – Dann gezielte Expansion Stillstand ist Rückschritt Hochziehen und Weitertreiben Produktivität Baut Wellnesshotels Schreibt Biographie seines Menschen Versucht den Tod zu überlisten Die Hoffnung stirbt zuletzt Optimistisch, visionär Abgrenzungssüchtig Lust am Funktionieren Planung, Konzentration, Wirksamkeit Anstrengender Mitmensch Erlebtes Dauerdefizit bei emotionalen Essentiells Prinzipientreue Kontinuierliche Weiterentwicklung der Baumringe Selbsterzwungene Vitalität bis zum Ende Der letzte Tropfen wird herausgepresst Der frühe Vogel fängt den Wurm „Jungs, hier ist der neue Trainingsplan“ Geniescout: Permant Casting Hoffentlich weiß Gott, dass ich mir wünsche, dass er gerecht ist 26 Die Schnittmenge zwischen den beiden Respekt-Gruppen wird also von der „Emotionalen Elite“ gebildet: Auf ihr liegt die Hauptlast der Verständigung zwischen angeblich inkompatiblen Sozialpartnern: Diplomatenschaf und Integrationshund Diplomatenschaf Integrationshund Besondere Stärke Hochintelligente Empfindsamkeit Hochenergetisches Organisationstalent Besondere Schwäche Fehlender Mut Fehlende Geborgenheit Die Synergie zwischen Diplomatenschaf und Integrationshund stellt letztlich auch die Friedenschance im Deeskalationstraining, Coolnesstraining und im Anti-Mobbing-Training dar (vgl. Zeger, 2008): Übergreifender Respekt als „Erlernen einer fremden Sprache“ ... 2.3 Die sozialpädagogische Anwendungs-Ebene von Respekt Was bedeutet für Dich Respekt? Wem erweist Du Respekt? Von wem erwartest Du welche Art von Respekt? In einer empirischen Kurzuntersuchung (Interviewleitfaden Anlage 2) werden Gewalttäter nach ihrem „Respektbegriff“ befragt. Die Auswertung zeigt eindeutige Trends: 1. Der Schläger erwartet mehr Respekt als er bereit ist zu geben. 2. Für den Schläger ist es selbstverständlich, dass das Gegenüber ihm für „seine Erscheinung an sich“ (horizontaler Respekt) würdigt – er selbst ist vor allem dann bereit, Respekt zu zeigen, wenn der andere in der körperlichen Stärke gleichrangig oder minderwertig erscheint. 3. Brutalität und ein „Guter Ruf als Schläger“ sowie Mut, Risikobereitschaft, Schmerzunempfindlichkeit und Draufgängertum (vor keinem Angst haben) sind Einzelvariablen beim Zustandekommen von Respekterleben des Schlägers. Auch die Bereitschaft, die „eigene Frau“ zu verteidigen oder sich für seine Rasse, Kultur oder Peergroup einzusetzen, ist Grundlage seines Respekterleben (vgl. Lembach, 2007). 4. Empathietechniken „der gegenseitigen Schonung“, anderen zu ermöglichen in einem positiven Licht dazustehen oder gar ein Taktgefühl, das dem Selbstbild und dem „Öffentlichen Auftritt“ des anderen dient, gehören weniger zum respektempfindenden bzw. zum respektschenkenden „Verhaltensset“ des Schlägers. Vor allem gilt für den Schläger nicht: „Takt dient dem Image fremder Personen, nicht der eigenen Imagepflege“. (Tenzer, 2008, S. 43). Fazit: Respektanspruch an andere und Respektbereitschaft (für andere) differieren beim Schläger maximal: Er benötigt in Bezug auf sein minderentwickeltes Selbstwertgefühl eine extrem hohe „Respektausbeute“ von anderen (schon für extrem niederschwellige Handlungen und / oder allein für die Tatsache, dass er so – stark – ist wie er ist) – gleichzeitig ist er weder willens noch schon jetzt in der Lage, Wertgefühl und Respekt (selbst für extrem herausragende lebensbiographisch prägnante Leistungen des anderen z.B. auch eines vertikalen Respektes) zu produzieren. Hier fehlt 27 insbesondere die Bereitschaft zur Empathie, wobei es besonders an der Fähigkeit, die Fehler der anderen nicht zu bemerken, mangelt. „Abraham Lincoln beschrieb Takt als Fähigkeit, andere so zu beschreiben, wie sie sich selbst sehen.“ Takt ist .... „die Fähigkeit, mit dem Gehirn des Gegenübers zu denken oder Gestrauchelten wieder auf die Beine zu helfen, ohne ihnen dabei auf die Füße zu treten. Taktvolles Benehmen setzt also offensichtlich voraus, sich selbst zurücknehmen zu können, wenn es anderen in heiklen Situationen hilft“ (Tenzer, 2008, S. 41 / S. 42). Die Entwicklung des Respektmoduls im AAT beinhaltet also Wahrnehmungstraining, Reversibilitätsbereitschaft, Mut zur (emotionalen) Bedürfnisartikulation und insbesondere „Geberbereitschaft“: Geben ist seliger denn Nehmen – wenn ich einem anderen Respekt schenke, fühle ich mich selbst erhaben. 2.3.1. Die Methode der Vorläufigen Zustimmung Es geht bei dieser Methode ausschließlich um Vorgehensweisen in Kommunikationsprozessen, bei denen es inhaltlich nicht um reinen Wissensaustausch, Fakten geht. ( 1 + 1 = 2 ob ich nun zustimme oder nicht). Zustimmung ist eine Meinungsäußerung, die sich der Verlautbarung eines anderen anschließt: ich gebe meine Stimme (Meinung ) zu der von dir geäußerten Ansicht hinzu, dann sind wir schon zwei: wir entwickeln Synergie. Der Begriff „Vorläufig“ weist auf einen zeitlich begrenzten Rahmen hin. Die Zustimmung ist vorübergehend, provisorisch, nicht endgültig - ohne dabei unverbindlich zu sein. Zustimmen bedeutet: Synergie, Frieden, Freundschaft, Wertschätzung, Respekt, Das Gegenteil – also nicht zustimmen - bedeutet: Ablehnung, Blockaden aufbauen, Feindseligkeit, Misstrauen, Missgunst, Neid, Vorläufiges Zustimmen bedeutet aus Sicht des Ichinhabers (z.B. AAT-Trainers): „Ich nehme dich und deine Aussagen zur Kenntnis, ich werde mich später damit auseinandersetzen, ich werde mir später auch für dich und deine Thesen Zeit nehmen!! Ich spalte deine Aussagen von dir ab, dich als Person nehme ich 100%ig ernst, deine Aussage nehme ich zur Kenntnis, bewerte sie positiv als einen Ausdruck deiner Gedanken und werde sie dann später auf ihre Inhalte und ihre mögliche Kompatibilität mit meinen Auffassungen prüfen. Ich muss nicht unbedingt 100%ig mit deiner Meinung übereinstimmen. Ich zeige dir durch meine vorläufige Zustimmung aber Zugewandtheit. Ich unterstütze somit unseren gesamten Kommunikationsprozess und den gegenseitigen Austausch und schaffe durch meine Haltung ( nicken, lächeln, verbal zustimmen) eine Atmosphäre der Freundlichkeit, der Güte, des Wohlwollens und letztlich des Respekts dir gegenüber. Ich kann mich dir nur so vorbehaltlos zuwenden und dir zustimmen, weil ich selber souverän bin und vor mir selber größten Respekt habe. Ich fühle mich bei der Zustimmung rundherum wohl und groß(zügig) und bin stolz auf mich und meine Qualitäten.“ Einige Kernsätze (zum Auswendiglernen) dieser Methode lauten: - Das sehe ich ganz genauso wie du. - Das ist wunderbar formuliert. - Genauso ist es. - Das ist ja hochinteressant. - Kannst du mir das noch einmal sagen, das finde ich klasse. - Das habe ich bisher noch nie so klar formuliert gehört. 28 - Du hast dich damit wahrscheinlich lange auseinandergesetzt. Deine Meinung ist sehr differenziert, ich habe sehr viel von dir gelernt. Eine geniale Sichtweise, das macht mich neugierig. Ein neuer Ansatz, der mich berührt und sehr nachdenklich stimmt. Besser kann das nicht gesagt werden. Warum bin ich da nicht selber drauf gekommen? Ich bewundere die Art und Weise deiner Ausdrucksfähigkeit Merksatz: Wenn ich dir (vorläufig) zustimme, verliebe ich mich gleichzeitig ein wenig in Dich... (vgl. Selby, 2006; Weiner, 2008). Trainerintelligenz und Trainerliebe sind die ultimativen therapeutischen Wirk-Variablen. 2.3.2. Das Turbo-Interview Das Turbo- Interview ist eine sozialpädagogische Interventionsmöglichkeit, um möglichst zügig und umgehend ( Turbo, abgeleitet von Turbine, als Möglichkeit der Leistungssteigerung mit gebündelter Energie) seinen Mitmenschen kennen zu lernen und ihm zeitgleich Wertschätzung zu geben und „Respekt“ zu zollen . Das Interview an sich kann als sog. „Forschungsinstrument in Miniaturformat“ beschrieben werden, mittels dem man - bei planmäßigen Vorgehen - den Befragten durch eine Reihe gezielter Fragen zu Auskünften veranlasst. Es gibt unterschiedliche Stile der Interviewführung: - Das „Weiche Interview“, in dem sich der Interviewer eher zurücknimmt. - Das „Harte Interview“, indem der Interviewer das Gespräch dominiert . - Das „Neutrale Interview“, in dem eher eine sachliche Beziehung zwischen den Interviewpartnern entsteht. In dem „Turbo-Interview“ sind völlig andere Parameter gefragt: es geht weder um Zurücknahme von eigenen Bedürfnissen (nicht vom Frager, nicht vom Befragten) noch um Dominanz oder Sachlichkeit. Der Interviewer hat nur einen einzigen Job: Er muss – als Verfechter der Lobkultur - gierig sein , die ein oder zwei Geniepunkte des Befragten zu erfahren. Und diese Geniepunkte, die in dessen Stolzhitliste oben an stehen und somit seinen „psychischen Fingerabdruck“ darstellen, müssen dann vom Interviewer aufbereitet, präsentiert und letztlich euphorisch( dabei authentisch, echt und nicht übertrieben, sondern angepasst) zelebriert werden . Die besondere Kunst des Fragers während des Interviews besteht darin, sich auf Spurensuche zu begeben und sich in diese Spurensuche des Geniepunktes - als Geniepunkt-Scout – zu verlieben. Sie beinhaltet eine hohe professionelle Kompetenz, die dann zum Erfolg führt, wenn eine große Portion „Leidenschaft“ beim Sozialprofi vorhanden ist: Leidenschaft, in der Gegenwart zu sein und der eigenen Intuition zu trauen. Hierbei gilt der Grundsatz :“ Ich bin vollkommen gegenwärtig mit jedem Menschen , dem ich begegne und mit dem ich zusammen bin „(vgl. Attwood,2007, S.76). Bei der Spurensuche nach dem Genie-Punkt begibt sich der Interviewer auf zwei Fährten: 1. Was hat der Befragte für Begabungen, Talente, besondere Leistungsvoraussetzungen oder überdurchschnittliche Fähigkeiten, wobei hier auch stets die genetische Komponente eine wichtige Rolle spielt, der Blick geht in die Vergangenheit, in die Kindheit und auch in die Schulzeit zurück. 29 2. Was hat der Befragte aktuell für Interessen? Hat er bestimmte Vorlieben, hat er Hobbys, denen er regelmäßig –vielleicht auch mit Erfolg – nachkommt? Wie viel kognitive Anteilnahme respektive Aufmerksamkeit schenkt der Befragte einer ganz speziellen Sache oder Person? Letztendlich besteht die Kunst des Turbo-Interviews darin, herauszubekommen, wie diese beiden „ Lebensfährten“ miteinander korrespondieren ,dann zusammenlaufen und gebündelt den Geniepunkt des Menschen entstehen lassen und ihn zum Strahlen bringen. Auf der Grundlage der Lobkultur, auf der Grundlage der Geniepunkt-Suche, auf der Grundlage der gierigen punktgenauen Fragehaltung, gibt der Interviewer sich selbst für sein „Werk“, für seine Energie Wertschätzung, Selbstsicherheit und Respekt und ist dadurch prädestiniert für Respektweitergabe und für Friedfertigkeit im engen sozialen Kontext: „Andere bemerken meine Selbstsicherheit und sagen mir, wie schön es ist, in meiner Nahe zu sein (vgl.Attwood ,2007.S.76). Das Respektmodul „Turbo-Interview“ ist so einfach, so informativ und so gewinnbringend für beide Seiten: es lässt den gesamten Therapieraum (Trainingskontext) erstrahlen ...... 2.3.3 Die Detail –Matrix: Das Sinnliche-Hineingehen in den vertikalen Wissensbestand des Individuums In der ersten Phase des Anti-Aggressivitäts-Trainings – der Biographischen Analyse – werden sogenannte „Chinesische Wandzeitungen“ erstellt, die das bisherige Leben des „jungen Schlägers“ (zumeist befinden sich die Klienten zwischen dem 14. und 22. Lebensjahr) bildlich und damit ganzheitlich – also auch sinnlich – darstellen. Die Unterscheidung zwischen dem Horizontalen Wissensbestand eines Individuums (was er im Moment über sich weiß) und dem Vertikalen Wissensbestand (was je in seinem Leben passiert ist und wo er in Bezug auf alle Kontexte insgesamt der einzige Zeuge ist) ist hier zu beachten: Während das Turbo-Interview eher die aktuellen momentanen gegenwärtigen Zusammenhänge „abfragt“, ist die Biographische Analyse als vertikales Erkenntnissystem die Summe aller Identitätselemente dieses Menschen. Dem Ich-Inhaber selbst sind diese vertikalen Wissensbestände (seine Gesamtidentität) nicht in allen Facetten bewusst – oft ist auch nicht alles bewusst-machbar (wir denken an verdrängte, projizierte oder „traumvermischte“ Identitätsanteile). Trotzdem: Das sinnliche Hineingehen in diese „Persönliche Historie“ erweckt immer wieder auch einzelne sinnliche Wahrnehmungsqualitäten (Gerüche, Geschmäcke, aktustische Bilder oder auch visuelles Geschehen), so dass sich der Klient (IchInhaber) gerade an die ihn prägenden – und damit ihn ausmachenden – und insgesamt auch immer wieder „schönen“ Lebensmomente emotional erinnert (vgl. Erikson, 1976). Die Gefahr der „Vertikalen Beschreibung dieses Gesamtkunstwerkes“ besteht darin, dass der kritische Abstand des Diagnostikers (Trainers / Therapeuten) sich massiv verringert und im besten (oder sollen wir sagen: im schlimmsten) Fall eine extreme Identifikation mit dem bisherigen Lebensweg des Probanden entsteht (vgl. Mc Kays, 2008). Die Bereitschaft, ins eigene bisherige Ich einzutauchen, hinabzutauchen, zurückzutauchen und sich letztlich ehrfürchtig vor diesem Kunstwerk (der Chinesischen Wandzeitung, die das eigene Leben abbildet) ehrfurchtsvoll „aufzustellen“, wird insbesondere durch die „Sinnlichkeit der Bilder“ bewirkt: Wie genau hat sich der Teddy mit dem du geschmust hast und in den du deine Tränen hineingeweint hast, angefühlt? Welche Farbe hatte er? Wie groß war er? Wie beweglich waren seine Arme und Beine? Wie hieß er ...? 30 Wie war die Farbe deiner Tapete im Kinderzimmer? Wo war die Tapete eingerissen? Wo hast du vielleicht beim Einschlafen aus eigenem Tapetenmuster ein Traumbild geformt? Wie war sie am Fenster ausgeblichen ....? Aus welchem Winkel hast du aus deinem Kinderbettchen auf die Tür geblickt? Wie sah die Klinke aus? Was hast du gefühlt, wenn die Klinke runterging und Mama hineinkam ...? Wie haben sich die Geräusche von dem Motor des Autos deiner Eltern in deinem Kinderbett angehört, als sie nach Hause kamen? Wieviel schöner war das Motorengeräusch, als du ganz lange gewartet hattest und glaubtest, dass sie gar nicht mehr kommen und du diesen verflixten Motor dann doch noch gehört hast ....? Diese wunderbare Einzigartigkeit, diese Exklusivität und damit auch die „Heiligkeit“ einiger deiner bisherigen identitätsprägenden Erfahrungen – auch wenn du erst 14 Jahre alt bist – sind der Öffner (das Opening) für die nächsten Therapiephasen: Für den Heißen Stuhl – also für die Konfrontation damit, wie du dich wegentwickelt hast von deinen „heiligen“ Kinderwünschen – und für die Attraktivitätsphase und damit der Kraft, die du benötigst, um dich täglich etwas härter zu trainieren als selbst Oliver Kahn es in seinen besten Zeit tat. Der Respekt, den du dir jetzt in der Nachpubertät – als fieser Schläger, der anderen in die Fresse haut – neu erarbeiten musst, hat eine Grundlage: Sie befindet sich in dem vertikalen Wissensbestand deiner bisherigen Lebensetappen! 2.4 Respekttraining: Ein „Frisches“ Modul Respekttraining im AAT ist sowohl eine Grundlage der Trainerausbildung und ist auch als „Anwendungsmodul“ direkt einsetzbar in der konkreten Täterarbeit. Während bei der Dozentenausbildung sowohl die Persönlichkeitsbildung (PB) wie auch die Professionelle Performance (PP) greift, steht bei der direkten AAT Anwendung bei aggressiv-auffälligen Trainingsteilnehmern die PB (Ich-Weiterentwicklung) im Vordergrund. Allgemein werden die folgenden Arbeitsaufträge definiert: Definition und Abgrenzung des Respektbegriffes Bestimmung des individuellen Respekt-Statusses: Welche Form und welche Intensität von „Respekterleben und Respektbereitschaft“ kann erkannt werden. Bestimmung des Differenzmaßes zwischen Ist- und Sollzustand: Welche Defizite sind im Selbstrespekt-Profil und / oder im Fremdrespekt-Profil erkennbar? Spezifizierung der emotionalen Trainingshanteln für den „Respekt-Lehrling“: Sensibilitätstraining, Dankbarkeitstraining und Muttraining. Spezielles Training der „Wahrnehmungsrezeptoren“ für horizontalen Respekt (der Mensch an sich) und für vertikalen Respekt (die Leistung des Menschen) beim jeweiligen Gegenüber. Training der Ausdrucksmöglichkeiten von „zu erweisendem Respekt“: Wie können einzelne „Respektgesten“ im Kommunikationstraining (speziell Rollenspiel) erlernt werden? Respektvertrag: Festlegung zukünftiger Ziellinien des Ich-Inhabers bezüglich Selbstrespekt und Fremdrespekt. Bei der Definition des Respektbegriffes werden im Trainingsmodul besonders die folgenden Aspekte herausgearbeitet: 1. Selbstbestimmungserleben: Menschen, die sich aktiv als Akteure in ihrem konkreten Umfeld erleben und die autonom und selbstbestimmt den Mut haben, ihre „wahre Meinung“ zu äußern , entwickeln Selbstrespekt (SR) und Fremdrespekt (FR) in besonders hohem Maß. 31 2. Menschen, die sich im Sinne eines Commitment gegenüber ihrer Gruppe festgelegt und eingebunden fühlen, die Geborgenheit erleben und letztlich dazu gehören, sind stärker respektbereit und leiden weniger unter Zorn, Ärger, Hass und Aggressivität. 3. Menschen, die sich direkt und bewusst Gedanken über einen respektvollen Umgang untereinander machen, strahlen auch gerade eine intensivere Respekthaltung aus. Respekt ist von daher die „Einstellung eines Menschen einem Anderen gegenüber, bei welcher er in diesem einen Grund erkennt, der es aus sich heraus rechtfertigt, ihn zu beachten und auf solche Weise zu agieren, dass bei ihm über Resonanz das Gefühl entsteht, bei seiner Bedeutung und in seinem Wert anerkannt zu sein“ (Eckloff, 2008, S. 46). 4. Respekt steigt, wenn der Mensch das Lebensumfeld mit den Augen des anderen Menschen betrachtet (Reversibilität der Perspektive) und dessen Bezugsrahmen (Freiheitsgrade, Beeinträchtigungen, Wünsche aber auch eingelagerte Kränkungen und Demütigungen) möglichst schnell und umfassend erkennt und „einscannt“. 5. Respekthaltung steigt, wenn die Hochachtung im allgemeinen aber auch die konkrete Achtsamkeit vor dem Leben an sich bei der anderen Person ausgeprägt ist: Dann werden Ansprüche von Aufmerksamkeit, Beachtung, Sympathie, Zuwendung und letztlich „Liebe“ dem anderen gegenüber leichter in respektvoller Form befriedigt als in einem eher gleichgültigen, wenig wertschätzenden und letztlich beliebigen Verhältnis gegenüber dem „Leben als Geschenk“. 6. Respekt steigt, wenn jemand sich selbst trainiert, Wertschätzung und Sympathie in seinem eigenen Verhalten ausdrücken zu wollen: Der Erkenntnisprozess, dass respektvollen Verhalten gleichzeitiges, paralleles friedliches Leben überhaupt erst ermöglicht, motiviert dazu, selbst respektvolles Verhalten (im offenen Ausdruck, so dass der andere sie erkennen und decodieren kann) bei sich selbst einzutrainieren. 7. Respektvolles Führungsverhalten hängt davon ab, dass die Führung im eigenen Ich als heiligste aller Aufgaben „erkannt“ und mit der nötigen Willensstärke, Anstrengungsbereitschaft und Konsequenz täglich umgesetzt wird: Nur wer sich selbst führt, kann andere führen. Nur wer Selbstrespekt vor der „Schwere des täglichen Trainings“ hat, kann Hochachtung vor der aktuellen Aufgabenbewältigung des anderen respektvoll erleben. 8. Wenn bei kleinen Menschen, die heranwachsen, Zutrauen in deren „eigenständige Entwicklungsgier“ vorhanden ist, entsteht Selbständigkeit und Autonomie, die sich insbesondere in Belastungssituationen und soziostrukturellen Veränderungskontexten (Globalisierung) als „Respektquelle“ bewähren: Der Einzelne und das Kollektiv (die Organisation) müssen sich teilweise drastisch und rasant verändern –Zutrauen und Respekt in diese Innovationskraft sind Grundlage von Vertrauen in „die Welt an sich“. Zentral ist die Erkenntnis des Bedürfnisses nach drei Gefühlsgütern: 1. Ehrlichkeit 2. Treue 3. Gerechtigkeit Die Ehrlichkeit bekomme ich dadurch, dass ich mein eigenes Sensibilitätstraining erhöhe. Mehr Gerechtigkeit bekomme ich dadurch, dass ich bereit bin, mit mehr Mut und mehr Risiko in die Welt hinein zu gehen und nicht nur Gerechtigkeit zu fordern, sondern sich auch zu geben. Mehr Treue erhalte ich dadurch, dass ich tägliches Dankbarkeitstraining durchführe und von daher eine Ahnung davon habe, wieviel Energie, Mühe aber vielleicht auch Leid andere Menschen schon im Vorfeld oder gerade jetzt in diesem Moment einbringen, damit ich ein materielles oder soziales Gut nutzen bzw. mitnutzen darf. 32 Besonders für die Zufriedenheit des Menschen ist es von daher besonders wichtig, dass seine Einnahme an Ehrlichkeit, Treue und Gerechtigkeit nicht wesentlich geringer ist als seine Ausgabe. Erst in einem nächsten Entwicklungsschritt, wenn sich Autonomie und damit auch eine gewisse Selbständigkeit in der Bewertung und in der emotionalen Selbstversorgung (z.B. durch stärker differenziertes und damit perfektioniertes Selbstlob) ergeben, ist es erträglicher, wesentlich mehr an diesen emotionalen Gütern auszugeben als hiervon einzunehmen. Dann wird auch weniger damit gehadert, dass andere Menschen angeblich hier einen besseren Quotienten aufweisen: Scheinbar geben sie weniger von diesen Gütern aus und bekommen mehr von diesen emotionalen Zielgütern durch ihre Umwelt zurück. Zur Zeit wird in Abhängigkeit von Alter, Geschlecht und Schulbildung eine entsprechende Untersuchung über „Gefühlte Einnahme von Gefühlsgütern“ im AAT durchgeführt (vgl. Anlage 3). Allein die Kenntnisse über Ausgabe und Einnahme der verschiedenen Respektkategorien befreien den Ichinhaber also in gewisser Weise von seinem Vergleichshadern Ausgabe und Einnahme von Respekt Es gibt vier Formen von Respekt, die ich erkennen kann: 1. Horizontaler Respekt: Dem Menschen wird Respekt dafür, dass er als Mensch überhaupt auf der Welt ist, gezollt. 2. Vertikaler Respekt: Dem Menschen wird für eine besondere Leistung, die er getätigt hat, Respekt gezollt. 3. Charismatischer Respekt: Dem Menschen wird für seine umfassende Überlegenheit gegenüber fast allen anderen Menschen eine besondere Form von Respekt (Hochachtung) gezollt. 4. Mystifizierender Respekt: Einem längst verstorbener Mensch – der in seiner Epoche ein übergeordneter Charismatiker gewesen sein soll – wird von nachfolgenden Epochen in mystifizierender und idealisierender Form ein extremes Maß an Respekt gezollt. Diese vier Formen von Respekt brechen sich im „täglichen subjektiven Selbsterleben“ des einzelnen Menschen (wieviel Respekt bekomme ich, wem gebe ich Respekt) auf einer mehr emotionalen Ebene herunter: Ich fühle mich respektiert, wenn ich sehr viel Ehrlichkeit, sehr viel Treue und sehr viel Gerechtigkeit von meinen Mitmenschen erhalte. Hypothese: Gerade depressive Menschen glauben, dass jeder andere mehr von diesen drei Gütern (und damit dann auch mehr Netto-Respekt) erhält als sie selbst. Therapie: Gib jedem Menschen, den du triffst soviel Ehrlichkeit, Treue und Gerechtigkeit wie du kannst – erwarte von deinen Mitmenschen jedoch weiterhin ein eher geringes Maß an Erhalt dieser emotionalen Güter. Auch wenn du glaubst, dass die anderen 90Prozent der Güter bekommen und du nur 10Prozent – versuche deine „Ausgabe“ selbst auf 90Prozent zu steigern, auch wenn erst einmal dein Rücklauf bei 10Prozent hängen bleibt. Ergebnis: Du wirst dich immer weniger darauf spezialisieren, etwas zurück zu bekommen und du bist immer stolz auf dich, dass es dir auch heute wieder gelungen ist, ein Maximum an diesen drei Gütern an andere Mitmenschen zu verschenken. Dadurch, dass du ein solch großartiger Geber bist, fühlst du immer mehr stolz in dir selbst, achtest dich immer mehr und entwickelst letztlich ein hohes Ausmaß an Selbstrespekt, so dass dir der früher noch so notwendige Fremdrespekt immer weniger wichtig wird. 33 Unterschiede gibt es beim Respekttraining hinsichtlich der Zugehörigkeit zur Leitkultur oder zur Subkultur: In der Subkultur gelten als „Respektfaktoren“ eher gelebte Stärke – die den anderen erlaubt, auf sich und die Gruppe stolz zu sein - und die gemeinsame Abstammung: Gruppenspezifischer Respekt Dankbarkeit (Vertikaler Respekt) Leitkultur Subkultur Solidarität (Horizontaler Respekt) Für überlassene Werte: ideelle und materielle Überlieferung Bei ungerechter „Behandlung und unverschuldetem“ Leid: Mitempfinden Für gelebte Stärke: Körperliche Dominanz Bei gleicher Herkunft: Abstammung Respekttraining hat also eine philosophische Komponente (Was ist Respekt? Wie ist er in die Menschheit gekommen?), einen psychologischen Aspekt (Wer ist wann unter welchen Bedingungen bereit, Respekt für sich selbst zu empfinden und für sich selbst zu erleben und bei anderen zu empfinden?) und einen sozialpädagogisch-anwendungsorientierten Aspekt (Wie kann man Respektwahrnehmung und Respektverhalten trainieren?). Die Lobkultur (Geniepunktsuche, vorläufige Zustimmung), das Extreminteresse (Turbointerview) und letztlich die Hochachtung vor dem Leben an sich (vertikaler Respekt) sind Trainingshanteln, die unser Respektmodul in besonderer Weise ausmachen (vgl. Moskowitz, 2008; Spitzer, 2007) 34 „Damit das Mögliche entsteht, muss immer wieder das Unmögliche versucht werden.“ (Hermann Hesse) III. Das Klassische Konzept des AAT Das Manual AAT 2009 ( vgl. Anlage 4) in seinem „klassischen Profil“ basiert weiterhin auf das „Vier-Phasen-Modell“ und auf die parallel dazu „quer einschießenden“ fünf Handlungsmodule (vgl. Heilemann u. Fischwasser-v.P., 2008, S 25 bis S. 27). Unter dem Aspekt von „Respekttraining für Schläger“ sind einige neue Schwerpunkte zu beachten: 1. Biographische Analyse Das Turbointerview, der Einstieg in die vertikale biographische Linie des Probanden und letztlich das Zustimmungsverhalten der Diagnostiker beim Erstellen der Chinesischen Wandzeitung ist vielleicht die respektträchtigste Diagnoseform, die es in der deutschen Psychologie gibt. Das Stilmittel der „Totalidentifikation mit dem bisherigen Leben“ des Klienten wird erst später – in der Konfrontationsphase – von einer kritischen Distanz in Bezug auf seine destruktive Handlungen ergänzt und dadurch einer therapeutischen Gesamtreflektion zugeführt (vgl. Greenberger und Padesky, 2007). 2. Die Konfrontationsphase Im Gegensatz zur despotischen Machtausübung der Trainer in Bezug auf die Schläger beim Heißen Stuhl – Unterwerfungsrituale und Kleinmachen – erlaubt die wachstumsorientierte Konfrontation des Ich-Inhabers (Schlägers) auf dem Heißen Stuhl in diesem „RespektAAT“ – eine andere Fokussierung: Der Klient (Schläger) wird dafür beschimpft, dass er sein bisheriges Ich –Wachstum nicht gierig genug ausgeübt hat und das er auch und vor allem deswegen in die Bredouille kam, weil er sich aufgrund seiner dann entstandenen Mickrigkeit künstlich durch Destruktivität (Brutalität) anderen Menschen (Opfern) gegenüber aufwerten musste. Der Heiße Stuhl ist sozusagen das „Nadelöhr für Selbstrespekt“, so dass über das Attraktivitätstraining dann auch die nötigen Kompetenzen beim Ich-Inhaber eingelagert werden können, die er benötigt, um endlich seinem Sozialkollektiv das an Wachstumsunterstützung, Güte und Lob zurückgeben zu können, was ihn persönlich in seinem weiteren Lebensweg veredelt (vgl. Baudrillard, 2006). 3. Attraktivitätstraining Der Respekt vor der Anstrengungsbereitschaft, die der Meister benötigt, um am Ende in der Leistungspyramide oben anzukommen, ist vielleicht eine der größten Menschheitserkenntnisse, die jeder einzelne Ich-Inhaber für sich selbst am eigenen Leibe erspüren muss (nur wenn ich mich in den eigenen Schweiß verliebe, habe ich auch Muskelzuwachs – wenn ich dir zuschaue, bekommst du Muskeln aber mein Ärmchen bleibt dünn). Diese „Generalerkenntnis“ ist der Schlüssel für Ich-Architektur und Ich-Verwaltung – das Attraktivitätstraining ist im Prinzip das „Respektmedium“ in dem ich über Anstrengungsbereitschaft zum Selbstrespekt und dann zum Fremdrespekt komme (vgl. Kutzner, 2006). 4. Realisationsphase Die Anwendung meiner mühsam erarbeiteten und weiter lebenslang zu erarbeiteten Kompetenzen im sozialen Umfeld - als Guardian Body, als Tutor oder einfach auch als Laien-Sozialarbeiter – vertiefen letztlich Selbstrespekt und Fremdrespekt: Gerade der horizontale Respekt gegenüber schwachen Menschen (kleinen Kindern, älteren Menschen, Gebrechlichen) wird durch tägliches Solidaritätshandeln zu einem tiefen eigenen Lebensgefühl des früheren Schlägers verdichtet (vgl. Lenz, 2005). AAT 2009 ist letztlich mehr als Respekttraining – Respektzuwachs ist aber ein schönes Nebenprodukt (vgl. Heilemann u. Fischwasser-v.P., 2005). 35 „Der Mensch sagt, die Zeit vergeht. Die Zeit sagt, der Mensch vergeht.“ (Sprichwort aus Asien) IV. Ausblick: Respekt als Gegengift bei Ich-Entfremdung ...? Verdammt, wo soll dieser ganze (Selbst-) Respekt in der jetzigen Menschheitsepoche denn bloß herkommen ...? Der Mensch (die Menschheit) lebt aktuell in einem Zuordnungsproblem: Der Wert des eigenen Tuns, des eigenen Handelns, des eigenen Verhaltens und letztlich der eigenen Produktivität kann zunehmend schlechter – teilweise überhaupt nicht mehr, teilweise sind die Linien kaum noch erkennbar – einer „Monitären Äquivalenz“ zugeordnet werden: Weder vom Einzelnen, noch vom globalen Kollektiv. Die Finanzmärkte dominieren die Realwirtschaft: Sie spielen mit ihnen Katz und Maus. Teilweise wird die Maus hofiert, dann wird sie angelockt und aufgekauft, dann ausgeplündert und später zensiert: Am Ende fragen dann wiederum alle: Was hat die Maus nur gemacht, dass die Katze so böse mit ihr umgehen musste? Realmärkte und somit auch das reale (Arbeits-) Verhalten des Menschen verkommen nun endgültig zur Farce – der Kapitalismus frisst seine Kinder. Aber noch abstruser: Der Kapitalismus hat sich aus sich selbst heraus (von innen) in der jetzigen Epoche zum Totalkommunismus gewandelt – der Mensch als Arbeitnehmer soll und darf nicht mehr arbeiten (er stört die automatisierten Produktionsprozesse) – gleichzeitig soll er möglichst viel genießen, sich ausruhen, sich zurücklehnen und vor allen Dingen bloß keinen „Terror“ machen. Die doppelte Alimentierung (Du bekommst zu essen und Du sollst Dich werthaft fühlen aber Du darfst nichts dazu beitragen) definiert die Farce dieses „Überkommunismusses“. Wo soll nun der Respekt des einzelnen Menschen für sich selbst und seinen direkten Mitmenschen herkommen? Wo gibt es noch Visionen für den mystischen Volkshelden? Schon schwierig! Frühe Religionsgemeinschaften haben in ihren Philosophien Gewinne durch Zins und Zinseszins (Finanzmärkte) als Gotteslästerung geächtet – haben sie die Entwertung des Menschen in seinem Tun (Zuordnung von Produktivität zu Ertrag) schon so umfassend vorausgesehen? Der Einzelne muss und braucht sich selbst nicht mehr zu reproduzieren und er sollte auch keinen Mehrwert mehr schaffen – dies wird ihm abgenommen. 10Prozent der „Weltelite“ erschafft über Automatisierung und KI (Künstliche Intelligenz) die Totalverwaltung des Einzelwesens (vgl. Vowinkel, 2006; Zeger, 2008). Was kann der Einzelne überhaupt noch tun? Gefragt ist sein Wohlverhalten. Sich in die Castingshows und die alimentierten Rentensysteme so hineinfügen, dass er als Vorbild für die Angepasstheit der anderen gilt – dies wird dann mit Sondervaluta honoriert (vgl. Boldt, 2008; Reinhardt, 2007). Ansonsten gibt es wenig Spielraum: sich hochzuklimmen zu der Regentschaft mag einzelnen Extrem-Charismatikern der Unterschicht im Einzelfall gelingen – aber selbst oben angekommen, bleiben sie Kanonenfutter. Das Abtauchen in die Revolution (dem Menschen das Menschliche zurückgeben) bleibt dann der Selbstmordidee oder einer ebenfalls hoch organisierten Terrorismus-Maschinerie vorbehalten. Wenig Platz für die „Normalos“! Eine vom eigenen Verhalten gesteuerte Tauschgesellschaft unterhalb dieser Machtadministration ist in Ansätzen erkennbar. Diese expandierende Flohmarktkultur im Rahmen einer Second-Hand-Markt-Direktbewirtschaftung eröffnet neu das Fenster zum Hand-Work (vgl. Sennett, 2008). Ansonsten verkommt das Proletariat zum allseits alimentierten Internethocker – virtuell verdrahtet mit Bildschirm, Tastatur und Maus (da ist sie wieder die Maus). Aus These (Kapitalismus) und Anti-These (Kommunismus) entsteht die Synthese: Globalifiesmus. 36 Die Administration ist gleichzeitig die Intelligenz, ist gleichzeitig das Kapital (Regentschaft über die Finanzmärkte) und ist gleichzeitig der Tod des Einzelwesens. Der Kapitalismus frisst seine Kinder und mutiert zum allversorgenden, alimentierenden Kommunismusparadies. Die menschliche Intelligenz will auch hier optimieren und automatisieren und coacht die künstliche Intelligenz. Ist das die neue Synthese? Menschliche Intelligenz, Künstliche Intelligenz daraus folgt Schöpferische Intelligenz? Gott – wenn es ihn denn hoffentlich gibt: bewahre er uns davor. Zerstörung durch Fortschritt Ausgangslage: Die besondere Intelligenz des Menschen definiert von restlichen intelligenten Wesen in der Natur vor allen Dingen durch eine Variable: Der Mensch kann über sich selbst nachdenken, er kann sich „neben sich stellen“ und er kann Dinge „hoch- rechnen“ (mit sogenannter abstrakter Logik antizipieren), die andere Lebewesen in dieser Form nicht voraussehen und kontrollieren können: Die Natur istgegenwartsbezogen – der Mensch will sich immer größere Reichweiten in Bezug auf Zukunftsvorhersage sichern. Letztlich leidet die Menschheit unter dem, was sie ausmacht: 1. Eichhörnchensyndrom Zukunfts-Sicherung (Einlagern und Konservieren geht vor Suchen müssen) Antizipationssucht (Bedenke alles im Voraus) Prophylaxe-Idee (Spare in der Zeit, dann hast du in der Not) 2. Vereinfachungswahn Phlegmatismus-Referenz (Bleibe cool) Delegations-Prinzip (Lass es die anderen tun) Automatisierungs-Wunsch (Es soll wie von alleine funktionieren) Ausgangspunkt, Grundlage und Antrieb für diese besondere menschliche Meta-Intelligenz die sich von der Konkreten Intelligenz der übrigen Natur abhebt, damit das Gesamtsystem (Natur) letztendlich vielleicht überfordert, sind diese beiden Hauptmotivationen: Angst (vor Verhungern) und Arroganz (vor zuviel Selbermachen). Gefahr: 1. Auch die Intelligenz selber soll im Überfluss angehäuft (gespeichert) werden: Eichhörnchen-Syndrom. 2. Durch die Entwicklung von „Programmen“ soll sich diese Meta-Intelligenz „von alleine“ zur künstlichen Intelligenz weiter entwickeln: Vereinfachungswahn. Folge: Der Mensch macht sich selbst als (Re-) Produktionsfaktor seiner eigenen „Versorgung“ zunehmend überflüssig und wird doppelt alimentiert: In seinem physischen Konsumbedarf (das benötige ich) und in seinem mentalen Bedarf nach selbstverursachter Wirksamkeit (das habe ich getan). Diese zunehmende Selbstentfremdung des Menschen von seiner biologisch-mentalen Basis verändert auch die sogenannte „Politik“: Staatseinnahmen durch Arbeitnehmer generierte Steuern werden weniger – Staatseinnahmen durch Standort orientierte Firmensteuer (die „Firma“ organisiert die Menschen befreite allautomatisierte Service- und Wahrenproduktion) stellt den Ersatz dar: 1. Arbeitnehmerorientierte Steuern 2. Standortortorientierte Steuern 3. Staatliche Alimentierung der Bürger (Konsumgutscheine / Genussgutscheine) 4. Konjunkturbelebung (durch Konsum, der über die „staatlich geschenkten“ Konsumgutscheine getragen wird) Fazit: Automaten produzieren, der Staat nimmt ein, Firmen (Verwalter der Automatenstraßen) erhalten durch „Bürgerkonsum“ ihren monitären Rückfluss. Das Eichhörnchen-Syndrom und der Vereinfachungswahn spielt letztlich der Totalautomatisierung und der künstlichen Intelligenz in die Hände: Er lässt die Hand-Arbeit und das Hand-Werk des Einzelwesens zur Farce verkommen. 37 Die Entfremdung des Menschen von seinen Verhaltensergebnissen (Produktivität; Leistungsergebnisse) definiert die Entfremdung von seinem Selbst-Respekt. Respekttraining unterhalb der Globalisierung, Automatisierung und Virtualisierung lautet der Suchauftrag derer, die menschliche Emotionalität (Gefühlsberechtigung; emotionale Intelligenz) vor der künstlichen Intelligenz (vor den Automaten, Robotern und den sich selbst erfindenden Automatensystemen) schützen müssen. Können wir das als „Sozialfuzzies“ überhaupt schaffen? Zumindest sollten wir es verstehen wollen, denn wir sind an der Schnittstelle zwischen dem verwalteten Individuum und den Systemen, die sich gerade verselbständigen (vgl. Schwarz, 2007; Whybrow, 2007). Die Frage, wie wir Respekt erlernen und im Sinne des Weltfriedens praktizieren können, stellt sich im AAT ganz konkret: Ist der andere mir wohlgesonnen oder will er mich zerstören? Zurückgebrochen auf den Ichinhaber lautet sie: Bin ich dem anderen wohlgesonnen und kann ich dadurch mitbewirken, dass auch er mir wohlgesonnen ist? Neurophysiologie ist dabei, ein sogenanntes „Mind-Reling-Zentrum“ zu suchen und zu finden, dass dem Anspruch des Menschen - die Absichten des Anderen wirklich zu erkennen – entspricht. Die Suche nach den Beweggründen anderer ist insbesondere nach der „Beurteilung seiner Respektbereitschaft“ ein ständiges gegenseitiges abscannen: Jeder Ichinhaber will wissen, woran er bei dem anderen Ichinhaber ist (vgl. Moskowitz, 2008). Hier setzen auch therapeutische Ansätze und Trainingsmodule für Respekt an: Das „Fünf-Sinne-Marketing“ oder auch das „Neuro-Marketing“ dient der Erklärung von Emotions- und Entscheidungsabläufen bei der Konsumforschung. Die sogenannte „multisensorische Verstärkung“ führt dazu, dass jemand kauft oder nicht kauft – das jemand Respekt abliefert oder ihn verweigert (vgl. Warmbier, 2008). Letztlich geht es auch und gerade beim Respekttraining darum, Erkenntnisse über die friedlichen Absichten des anderen zu gewinnen. Von daher ist Erkenntnistraining eben auch immer zuerst Wahrnehmungstraining und dann Verhaltenstraining. Wahrnehmungstraining zielt darauf ab, wahre Erkenntnisse mit den Sinnen, mit dem Verstand und mit dem Gefühl „abzutasten“. In der Definition ist Erkenntnis eine „vom Bewusstsein der Wahrnehmung begleitete Einsicht eines Erkenntnisobjektes in einen objektiven Sachverhalt“. Das Erkenntnisproblem ist eng mit dem Wahrheitsproblem verknüpft. Im Unterschied zum bloßen Meinen ist Erkenntnis begründbar, sie erhebt Anspruch auf Wahrheit“ (vgl. Der Brockhaus, 2004, S. 86). Mehr Sorgfalt bei der Wahrnehmung und Erarbeitung von Selbstrespekt und von Fremdrespekt bedeutet also auch mehr Sorgfalt hinsichtlich der Erkenntnissuche und der verhaltenstheoretischen Feinabstimmung: Der Ichinhaber entscheidet letztlich selber, wie wirksam, wie angenehm, wie ungefährlich und wie befriedigend sein Lebensweg verläuft. Er ist schließlich auch der respektvolle Hüter seiner Lebens-Bilanz ... 38 Literaturliste Manual 2009 ADLER, A.: Menschenkenntnis. Göttingen, 2007. ATTWOOD, J.B.: Passion Test. Entdecken Sie die Leidenschaft. Bielefeld, 2007. BAJORAT, M.: Die neuen starken Jungs. Wie aus kleinen Helden tolle Kerle werden. Freiburg, 2008. BALZLI, B.: Der Bankraub. Das Kapital-Verbrechen: Anatomie einer Weltkrise ... Der Spiegel, 47/2008. BALZLI, B. u. SCHIESSL, M.: Spekulanten. Ab durch die Hecke. 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