Für mehr Lernfreude und Gelassen-Sein in KiTas Ein Plädoyer zum Stressabbau in der KiTa-Entwicklung Dokumenttitel] Elisabeth Hollmann Institut für Integrale-LernKultur-Entwicklung Hermann-Steinhäuser-Str. 43-47 D-63065 Offenbach TelL 069-86005450 / Fax: 069-86005580 / Mail: [email protected] 2 Gliederung Einleitung: Da ist zuviel Stress drin! Chancen zur Wandlung A Lernfreude – Ziel der Integralen-LernKultur Entwicklung* Konstruktive Impulse auf vier Ebenen fördern die Motivation 1. Die Haltung: der Lernkompetenz vertrauen 1.1 Wie Erzieher/innen mit den Kindern lernen 2. Die Teamarbeit: Klugheit in der Gemeinschaft entdecken 3. Die Bildungs-Landschaft : Räume als Spiegel der Kultur nutzen 3.1 Warum? Vier Antworten auf aktuelle Ausgangslagen 3.2 Wer dennoch zeitweise in der Gruppe leben will – kein Problem! 4. 4.1 4.2 4.3 Die Strukturen: Freiräume für Sicherheit und Selbständigkeit gestalten Über mehrere Jahre voraus – und im Jahresrhythmus planen Beispiel eines stressfreien Ablaufs am Vormittag Bei Bedarf Gruppentage im Wochengefüge einflechten B Mit Eltern gemeinsam über das Lernen lernen C Im Team Ballast abwerfen, damit es leichter wird Zusammenfassung Anlage: Auswahl von Literatur, Filmen, Webadressen - nach Kapiteln geordnet Offenbach, den 01.01.11 Vervielfältigung und Veröffentlichung erwünscht. * Die Integrale-LernKultur-Entwicklung, genannt ILKE, ist ein von mir erarbeiteter Entwicklungsansatz, der beim Patentamt eingetragen und markenrechtlich geschützt ist. Für zukünftige ILKE-Trainer/innen biete ich eine langfristige Weiterbildung. Die Ausschreibung dazu ist auf meiner Web-Seite abrufbar: www.elisabeth-hollmann.de Das Netzwerk von ILKE-Trainer/innen befindet sich im Aufbau. Elisabeth Hollmann Institut für Integrale-LernKultur-Entwicklung Hermann-Steinhäuser-Str. 43-47 D-63065 Offenbach TelL 069-86005450 / Fax: 069-86005580 / Mail: [email protected] 3 Einleitung: Da ist zuviel Stress drin! Chancen zur Wandlung Als Fortbildnerin und Organisationsentwicklerin in der Elementarbildung sehe ich mich in der Verbindung zwischen Theorie und Praxis. Erkenntnisse verschiedener Wissenschaftsdisziplinen sind für mich wichtig, ebenso die Interaktion mit Pädagog/innen und die Be(ob)achtung der Kinder vor Ort in Kindertagesstätten (in Zukunft KiTas genannt – Krippe, Horte oder Grundschulen sind eingeschlossen). Ich anerkenne Kinder und Erwachsene als Subjekte ihres Lernens und gestalte mit ihnen institutionelle Bedingungen die ihr Potential, ihre Neugier und ihr lernendes Handeln lockt. Menschen und die Kultur eines Hauses sehe ich in ihrem gegenseitigen Wechselverhältnis und wünsche mir zwischen ihnen positive Ansteckungs-Muster. Nun, es gibt viele KiTas in denen Erzieher/innen mit Kindern auf entspannte Weise lernen. Probleme haben sie selbstverständlich auch, denn wo Kinder sind, entsteht immer auch ein von Gefühlen aufgeladenes Umfeld, und da gehören Konflikte dazu. Aber es ist spürbar, ob ein Team versucht Konflikte zu vermeiden oder ob es diese zum Lernen nutzt. Wo letzteres gelingt, dort setzt sich Kreativität frei. Wir erkennen es an den „sprechenden Wänden“, wenn Kinder und Pädagog/innen miteinander denken, Ideen schmieden und gemeinsam ungewöhnliche Vorhaben mit Ausdauer und Vergnügen umsetzen. Wo Pädagog/innen sowohl phantasievoll sind aber auch diszipliniert, wo Kinder mit Spaß und Ernst bei ihren Sachen sind und wo sie interessante Dinge mit Stolz ausstellen – da erleben Kinder und Erwachsene: Lernen passiert mit Freude! Z. Zt. erlebe ich die glücklichen Orte der frühen Kindheit eher selten. Viel mehr nehme ich in KiTa-Teams ein hohes Harmoniebedürfnis wahr, verbunden mit Gefühlen der Überbelastung. Fleißig übernehmen Pädagog/innen eine Anforderung und „Bildungs“Aufgabe nach der anderen, mitunter wird die Liste der Fördermaßnahmen für Kinder immer länger. Gleichzeitig bleiben aber Strukturen und Vorstellungen, wie der Alltag in KiTas abzulaufen hat, traditionell in den Köpfen bestehen sowohl bei Eltern als auch bei Pädagog/innen und oft genug ebenso bei Trägervertreter/innen und Berater/innen. Wenn es um Einrichtungen der Kindheit geht, sollte im Prinzip einerseits alles so bleiben, wie es einst war – und andererseits werden in das bekannte System neue und angeblich besser bildende Trainings und Projekte zusätzlich eingepasst! Viele Erzieher/innen sind inzwischen lustlos geworden oder leiden unter chronischen Krankheiten. Warum? Sie fühlen sich einem Daueransturm fordernder und verunsichernder Eltern ausgesetzt im Sinne von „mein Kind lernt hier nicht genug!“ Gleichzeitig müssen die täglichen Öffnungszeiten ausgeweitet werden. In der Regel öffnen heute KiTas von 07.00h – 17.00h, manche länger. Immer mehr Essenskinder wollen in der KiTa versorgt sein, obwohl dafür oft noch nicht die räumlichen Voraussetzungen geschaffen wurden. Zu lange Zeit bleiben Stellen unbesetzt da es immer Mangel an Erzieher/innen gibt. Die Kolleg/innen besuchen aufgrund stetig neuer Maßstäbe in der Bildungsarbeit oft Fortbildungsseminare und fehlen dann in der Praxis,... . Insgesamt scheint das Chaos in KiTas auszubrechen, weil die inneren Strukturen nicht mehr zu den Qualitätsansprüchen passen und man gleichzeitig überlegt, wo Kinder unter 3 Jahren ihren Platz in der KiTa finden... . „Stress hoch 5“ – so denke ich oft, wenn ich Erzieher/innen in der Praxis zuhöre. Und ich verstehe sie gut. Elisabeth Hollmann Institut für Integrale-LernKultur-Entwicklung Hermann-Steinhäuser-Str. 43-47 D-63065 Offenbach TelL 069-86005450 / Fax: 069-86005580 / Mail: [email protected] 4 In den frühkindlichen Bildungsinstitutionen scheinen sich Interessenkonflikte zwischen Eltern und Pädagogen auszutoben, gar zu viele Miss-Verständnisse entstehen. Die heutige Generation der Eltern sorgt sich sehr um die Zukunft ihrer Kinder. Es ist die Angst vor der Angst, ihr Kind könne später arbeitslos sein. Es ist die Angst, bereits in der Gegenwart nicht mehr genug Geld zur Verfügung zu haben für die alltägliche Lebensgestaltung. Es ist die Angst, nicht genug Zeit für die eigenen Kinder zu haben. Viele Eltern wissen heute, dass Kinder in frühen Jahren sehr lern-begabt sind und sie glauben, wenn mein Kind früh viel lernt, schafft es das Abitur eher als andere. Der Wettlauf um die weniger werdenden Arbeitsplätze will früh gewonnen werden. Eltern wünschen sich heute „Chemie für Dreijährige“ – und gewiefte Produzenten von Lernmaterialien nähren den Markt mit entsprechenden Produkten. Wenn aber Eltern Angst vor der Zukunft haben, werden Erzieher/innen sie kaum davon überzeugen, dass das Spielen in „Feld, Wald und Wiese“ hirnbiologisch und lerntheoretisch das Denken bei Kindern auf vielerlei Weise anregt, dass ihr Spiel in der Natur (und das reflektierende Sprechen darüber) chemische, physikalische und mathematische Erfahrungen beinhaltet, incl. Sprach- und Bewegungsförderung. Es braucht viel Reflexion und Selbstbewusstsein der Erzieher/innen in den Kinderhäusern und Familienzentren, um dem Wunsch nach „Chemie für Dreijährige“ nicht nachzukommen und den Eltern der kleinen Kinder zu sagen: „Ja – so ist es, unsere gemeinsame Zukunft ist ungewiss und für die Bewältigung der Ungewissheit stärken sich bei uns die Kinder!“ Es braucht zudem einigen Durchblick durch die prinzipiell hilfreichen Bildungspläne der Länder, um darin Widersprüchliches zu entdecken zwischen der Beschreibung der Selbst-Lernkompetenz von Kindern und den Aufzählungen fächerorientierter Bildungsbereiche. Oberflächliches Lesen der Bildungspläne nährt die gängige Vorstellung, frühe Bildung sei ein anspruchsvolles Vor-Schulprogramm. Viele Erzieher/innen wollen trotz des erheblichen Erwartungsdrucks „das Beste“ machen für und mit den Kindern, aber sie erhalten kaum Anerkennung dafür – dies zehrt an ihren Kräften, schürt Unzufriedenheit und fördert Resignation im Pädagog/innen-Team. Da heute in Teams auch Absolvent/innen der universitären Ausbildungsgänge arbeiten, was mitunter zu Phantasien über die Akademisierung des Elementarbereichs führt, treibt dies Praktiker/innen an, im Spagat diverser Anforderungs-Erwartungen alles zu geben durch Abarbeiten überfüllter Tagesabläufe. Es gibt aufgrund der genannten Belastungen in zu vielen Einrichtungen eine unheilvolle dramatische Spiralentwicklung in den Stress hinein. Das müsste uns aufhorchen lassen, denn noch nie hat ein Kind in einem Stress-Klima gut lernen können. Wenn sich aber Elementarpädagog/innen an der Durchführung von frühen Bildungsmarathons beteiligen, weil sie gerne alle Wünsche befriedigen wollen oder sie es aufgrund von Anweisungen aus der Trägerschaft tun müssen, dann wird es einem Kind erschwert zum konkreten Selbst-Denken zu kommen kann kaum ein Kind die emotionale Aufmerksamkeit und Zuwendung der Erzieher/in bekommen, die es zur Entfaltung seiner Persönlichkeit braucht, kann es sein, dass sich Kinder durch die Reflexion des institutionellen Chaos noch auffälliger verhalten, als sie sich sonst zeigen würden. Eine längere Zeit dieses Stresses in KiTas wird also niemand gutheißen können! Die Chance des Problems heißt: Sicherheit in der Ungewissheit zu erlangen. Elisabeth Hollmann Institut für Integrale-LernKultur-Entwicklung Hermann-Steinhäuser-Str. 43-47 D-63065 Offenbach TelL 069-86005450 / Fax: 069-86005580 / Mail: [email protected] 5 Immer wenn der Druck groß wird, steigen gleichzeitig Chancen und Potential zur Wandlung in den Institutionen. Ein Prozess der Wandlung in KiTas wird Freiräume eröffnen, wenn alle Beteiligten darin ihre gewohnte Denkart und ihr eingespieltes Alltagshandeln unterbrechen, d.h. sich nicht persönlich immer mehr Anforderungen zumuten sondern mit Blick auf ihr zu eng gewordenes System neue Prioritäten setzen und die vorhandenen Ressourcen anders = kreativ nutzen. Wandel ist Entwicklung, deshalb passt dieses Prinzip zu Kindern! Wir Erwachsenen, Eltern und Pädagog/innen, befürchten oft bei Veränderungen, Kinder würden verunsichert. Kinder sind aber Meister in der Bewältigung von „Fehlern“ und des Veränderns, das sind nicht ihre Probleme. Kinder reagieren verunsichert auf abruptes, spontanes „Hin und Her“ der Erwachsenen, zumal wenn es von ihren Angstgefühlen begleitet wird. „Sicherheit in der Ungewissheit“ zu erlangen, muss das Ziel von Eltern, Pädagog/innen und Trägervertreter/innen werden um in der Gegenwart und Zukunft bestehen zu können. Für diese Zukunft wünsche ich mir eine gewandelte Art der Lernkultur in Bildungseinrichtungen, die sich an den Stärken und differenzierten Interessen der Kinder und Erwachsenen orientiert und ihnen spiegelt, dass sie ihre Zukunft meistern werden. Einem zuversichtlichen Bild von Zukunft nähern sich Pädagog/innen am besten gemeinsam mit Eltern in dem sie sich gemeinsam mit den Grundlagen des neuen Wissens über das Lernen, d. h. mit den Erkenntnissen der Neurowissenschaften auf lebendige Art und Weise befassen ( siehe S.16). Die Prioritätensetzung bei der Elementarbildung liegt bei der Beachtung der menschlichen Fähigkeit, dass wir immer lernen und Kinder besonders exzellent auf informelle Weise lernen in einer Umgebung, in der es lustvoll zugeht. In dieser Erkenntnis liegt die Chance einer entspannenden KiTa-Entwicklung: Die Strukturen so zu wandeln, dass eine flexibilisierte Lernwelt entsteht, die über einen indirekten Weg das Forschen der Kinder stimuliert. Gelingt dies, könnten sich Pädagog/innen weitgehend von den Bemühungen des direkten Lehrens befreien! Mehr noch: schärft sich die Wahrnehmung von Eltern und Pädagogen, aber auch die von Trägern und öffentlichen Meinungsbildnern dafür, dass z.B. langweilige oder desolate Lernräume, dazu einengende oder unverbindliche Strukturen das Lernvermögen der Kinder und der Pädagogen blockieren, würden wir endlich begreifen, warum Kinder in Deutschland nicht ausreichende Lernleistungen aufweisen und wir würden eine völlig andere Bildungsdiskussion führen. A Lernfreude – Ziel der Integralen-LernKultur-Entwicklung Konstruktive Impulse auf vier Ebenen fördern die Motivation Der von mir kreierte Ansatz der Integralen-LernKultur-Entwicklung (ILKE) basiert auf dem Wissen der Neurobiologie und der systemisch-konstruktivistischen Lerntheorie. Woraus abzuleiten ist, dass wir selbstverständlich immer lernen, und zwar das, wozu uns unsere Sinne herausfordern. Der Mensch ist von Natur aus motiviert, er will denken und lernen. Darf er das, wozu er in der Lage ist, dann hilft es ihm, wenn er im Spiegelungsprozess seiner Umwelt Derartiges erlebt bzw. solche Impulse empfängt die entsprechende Fähigkeiten in ihm wachrufen. Lernen gelingt, wenn es mit lustvollen Elisabeth Hollmann Institut für Integrale-LernKultur-Entwicklung Hermann-Steinhäuser-Str. 43-47 D-63065 Offenbach TelL 069-86005450 / Fax: 069-86005580 / Mail: [email protected] 6 Gefühlen in der Startphase verbunden war und sich die Motivation über Krisen und Misserfolge hinweg erhält. Kinder schauen sich alles ab, hören genau hin, schmecken, riechen, tasten und sind insofern Spezialisten des Lernens, weil sie bereits von Anfang an alle ihre Sinne, ihren gesamten Körper einsetzen, um sich ihre Welt anzueignen, sie zu erlernen. Ihre angeborene ganzheitliche Aneignungs- oder Lernkompetenz entfaltet sich optimal bei einem Zusammenwirken mehrerer Faktoren. Kinder brauchen zum erfolgreichen Lernen eine wertschätzende vertrauende Haltung liebevolle verlässliche Beziehungen ein interessantes zu-mutendes Umfeld verbindliche, aber öffnende Strukturen (in der Familie wie in der KiTa), die ihnen Sicherheit geben aber auch Impulse zu Selbständigkeit auslösen. Kinder nehmen diese Bedingungen nicht als abstrakte Faktoren wahr, sondern als einen „bunten Gefühls Mix“, der sie im Lernprozess beflügelt. Fragen wir nun im Sinne der Sozialökologie danach welche Art Lebenswelt Kinder in einer modernen KiTa brauchen, damit sie ihre Lernkompetenz ausbilden, ist meine Antwort: Kinder sollten in ihrer Umgebung auf authentische Weise das Optimistische, Gelingende, das Neugier weckende spüren. Der Ansatz der Intergralen-LernKultur-Entwicklung (ILKE) lernt von den Kindern und leitet ab, dass diese auf den vier Ebenen Mensch – Beziehungen – RaumBildung – Strukturen konstruktive Impulse ihres Könnens erleben müssen. Das Prinzip ILKE vermittelt quasi zwischen Bedürfnissen der Kinder und der nonverbalen „Sprache“ einer Institution. Es inspiriert sowohl mit Hilfe von Erfahrungsprozessen und Reflexion das Denken der Pädagogen als auch die Institutionskultur mit dem Ziel, dass sich spiegelbildlich vor Ort das Können der Kinder und der Pädagogen abbildet. In der Praxis zeigte es sich immer wieder: infolge des Synergie-Effekts, der Verbindung der vier Ebenen, entsteht eine Quintessenz, eine energiereiche neue Qualität mit einem Super-Flow-Effekt für die Lernkompetenzen bei Kindern und Erwachsenen: Eine positive Resonanzwirkung, die eine Stimmung für das Gelingen erzeugt! Der Ansatz der Integralen-LernKultur-Entwicklung (ILKE) beschreibt einen vierfach verknüpften Weg der Organisationsentwicklung in lernenden Institutionen, in dessen Verlauf sich eine stärkenorientierte Haltung, Teamfähigkeit, eine wunder-bare Bildungslandschaft und sowohl Sicherheit gebende wie Freiheit unterstützende Strukturen herausbilden. Die förderlichen Qualifizierungsprozesse auf den Ebenen der Persönlichkeits- und Teamentwicklung, aber auch in Bezug auf eine sinn(es)volle Raumgestaltung und eine effiziente, ressourcenorientierte Ablauforganisation führen zu einer Art Ansteckungskultur, in der das Gelingende zur Spiegelung kommt. Beginnen wir im Folgenden mit der Beschreibung auf der ersten Ebene, wissend dass sich in der Praxis das Wirken auf den vier Ebenen nicht nacheinander sondern nur vernetzt miteinander vermitteln und wahrnehmen lässt: 1. Die Haltung: der Lernkompetenz vertrauen Kinder brauchen von Eltern und Pädagog/innen die Haltung des Ver- und Zu-trauens, damit sie sich ins Leben bewegen können. Aber auch Erwachsene lernen leichter, wenn Vorgesetzte oder Lernbegleiter diese Haltung ausstrahlen. Pädagog/innen wissen längst, wie wichtig es ist, die Kompetenzen der Kinder zu sehen, doch ihre alten Lernmuster verführen sie immer wieder, nach den Fehlern und den Schwächen zu schauen. Es ist wichtig an diesen bekannten aber störenden Lernmustern zu arbeiten Elisabeth Hollmann Institut für Integrale-LernKultur-Entwicklung Hermann-Steinhäuser-Str. 43-47 D-63065 Offenbach TelL 069-86005450 / Fax: 069-86005580 / Mail: [email protected] 7 und sich selbst und andere daraufhin anzuschauen was alles gelingt im Leben und in der Arbeit. Wer stärkenorientiert denkt, erhält mehr Energie zurück und hat auch in einem anstrengenden Beruf mehr Kraft. Er ist präsenter und kann sich über kleine Erfolge freuen. Das ist bedeutsam für die Gestaltung einer konstruktiven Ausstrahlung, dass wir Pädagog/innen persönlich spüren: Kinder tragen das Leben und die Zukunft in sich und das trägt zu unserer Lebensenergie bei. Ich wünsche uns einen stärkenorientierten Blick auf Kinder, auf Pädagog/innen und uns selbst, der entlastend wirkt und uns erlaubt, Freude bei der Arbeit zu empfinden. Folgende Fragen helfen, sich mit der Haltung und dem Wissen über das lernende Kind auseinander zu setzen, bzw. einen stärkenorientierten Arbeitsstil zu entwickeln: o Warum wurde ich Pädagogin / Pädagoge und was sagen mir meine Motive über meine Werte, jetzt und im Hinblick auf die Zukunft der nächsten Generation? o Was sind die Erkenntnisse der Hirnforschung / Lerntheorie über das Lernen? Was haben sie zu tun mit Aussagen früherer Pädagogen, z.B. von Pestalozzi, Fröbel, Montessori,...? o Wie mache ich Pause an meinem Arbeitsplatz und wie sieht dabei mein Umfeld aus? Was kann ich tun, damit es mir beim Pause machen richtig gut geht? o Was kann ich tun, damit ich regelmäßig Feedback und Anerkennung erhalte? Fazit: Stärken-orientiert über Menschen zu denken, hilft, sie klug werden zu lassen! 1.1 Wie pädagogische Fachkräfte mit den Kindern lernen Wenn Pädagog/innen ernst nehmen, was sie in der Zeit mit Kindern tun, können sie leicht die Kritik auflösen, sie würden sich nicht genügend mit Kindern befassen. Zunächst finde ich wichtig, dass Erzieher/innen mit sogenannter „frei schwebender Aufmerksamkeit“ arbeiten. Das bedeutet, dass sie sich mit Demut zurückhalten, wissend, jedes Kind kommt und will etwas ausprobieren auf dem Hintergrund seines eigenen Wollens. Voraussetzung ist, dass der Raum ansprechend, anregungsreich und klar geordnet ist. Das ist ein hoher Anspruch, der konzeptionell verankernd sein sollte, der kaum so nebenher, sondern in der Verfügungszeit umgesetzt werden muss. Das Weitere ist schnell gesagt: selbst etwas tun, was einem Spaß macht Kinder be(ob)achten und ihnen mit Freude und Interesse zuschauen hier und dort mitspielen, in Beziehung gehen und im Gespräch sein Kindern Impulsfragen stellen, mit ihnen weiterfragen, mit ihnen über ihr Tun nachdenken Kindern Impulse zur Selbsthilfe und zum Weiterlernen geben mit Kindern Lern-Geschichten dokumentieren, Kinder dabei einbeziehen, die Geschichten ausstellen konsequent dafür sorgen, dass man selbst und die Kinder die wenigen Regeln einhalten Fühlen sich Pädagog/innen in ihrer fachlichen Rolle sicher, ist ein wichtiges Ziel erreicht. Doch wie gesagt, es braucht noch drei weitere einflussreiche Faktoren für eine entspannte Lernkultur. Hier folgt die zweite Ebene: 2. Die Teamarbeit: Klugheit in der Gemeinschaft entdecken Neue Gedanken und Ideen entstehen meist, wenn wir offen sind für Gespräche mit anders denkenden Menschen, dann erweitert sich unser Horizont. Dialoge zwischen zwei Personen oder anregende Diskussionen in der Gruppe sind ein Geschenk. Elisabeth Hollmann Institut für Integrale-LernKultur-Entwicklung Hermann-Steinhäuser-Str. 43-47 D-63065 Offenbach TelL 069-86005450 / Fax: 069-86005580 / Mail: [email protected] 8 Es ist schön, einer Geige zuzuhören, aber großartiger klingt ein Orchester, indem sich viele Instrumente, unterschiedliche Melodien und Rhythmen zu harmonierenden Klängen verbinden. Für Kinder ist es wunderbar, wenn sie erleben, ihre Eltern verstehen sich mit den Pädagog/innen und die Pädagog/innen „spielen“ miteinander. Gemeinsam wirken sie wie ein engagiertes, sicherndes Netz im Hintergrund, das den Kindern Orientierung bietet und sie dabei unterstützt, ihre Welt zu erkunden. Ein „Orchester-Gefühl“ entsteht unter Pädagog/innen in einem Team erst, wenn sie spüren, dass sie in ihrer individuellen Eigenart gesehen und gebraucht werden. Manche Erzieher/innen verstecken sich in ihren Kindergruppen, weil sie ihre Kompetenzen und ihre Bedeutung im Großteam gar nicht kennen. Daher ist es für ein Miteinander hilfreich, herauszubekommen, wer in einem Team was besonders gut kann, wo die unterschiedlichen Begabungen und Stärken liegen und wer am besten seine Fähigkeiten in welchem Bildungsbereich einbringen kann. Solche Team-Klärungsprozesse stärken nicht nur den / die einzelne sondern das gesamte Team. Mitunter fürchten sich harmoniebedürftige Pädagog/innen vor solchen Klärungsprozessen, obwohl sie ersehnt werden. Wenn sie aber lernen, sich zu zeigen mit ihren Kompetenzen, dann können sie das Zusammenspiel miteinander einüben und erfahren, dass nach einiger Zeit zehn oder 15 Stimmen im Zusammenklang schöner klingen als eine Solostimme. Voraussetzungen für gelingende soziale Beziehungen unter Kindern in einer KiTa sind Pädagog/innen, die ein konstruktives und verlässliches Beziehungsverhalten untereinander pflegen, gut kooperieren, flexibel und verlässlich miteinander umgehen, also das vorleben, was sie sich von Kindern wünschen. Hier einige unterstützende Fragen mit dem Ziel, im Team Entlastung zu erzeugen: o Wer kann was besonders gut und wie bringen wir unsere Begabungen für Kinder ein? o Wie können wir Eltern und ihre Situation besser kennen lernen? Wie können wir ihre Fähigkeiten in unsere Alltagssituation integrieren? o Was würde uns noch helfen, damit wir uns - wie in einem Dorf untereinander respektieren können? o Wen kennen wir in Stadt und Gemeinde, die/der uns unterstützen könnte? Fazit: Kreativität wächst in einem Team, das von seiner Vielfalt lebt! Nach Beantwortung der Fragen wird deutlich: es ist effizienter und gleichsam Beziehung fördernd, in der KiTa das Denken und Arbeiten in (Klein)-Gruppenstrukturen zu erweitern, also die Fähigkeiten aller Frauen und Männer im Gesamtteam für die Kinder zu nutzen. Vernetzt mit dieser Erkenntnis ist die Idee, dann auch das Raum-Volumen eines Hauses den unterschiedlichen Interessen der Kinder zur Verfügung zu stellen. So wenden wir uns jetzt der 3. Ebene, den Räumen, zu: 3. Die Bildungs-Landschaft: Räume als Spiegel der Kultur nutzen Einen Gruppenraum für 25 Kinder einzurichten, ist nicht einfach. Leichter ist es, ein Haus vom Keller bis zum Dach mit Platz für alle Beteiligten zu gestalten. Ich kenne KiTas, in denen täglich 120 Kinder und ca. 14 Pädagog/innen gemeinsam unter einem Dach entspannt miteinander leben und lernen. Da ist jeder Raum anders interessant eingerichtet und stellt eine anregungsreiche Bildungswelt dar. Die Kinder essen in einem gepflegten Kinderrestaurant und die Kleinen gehen in ihren traumhaften Schlafraum. Ist diese KiTa-Welt begeisternd und wertorientiert gestaltet, arbeiten darin die Kinder wie die Erwachsenen, mit hoher Konzentration. Elisabeth Hollmann Institut für Integrale-LernKultur-Entwicklung Hermann-Steinhäuser-Str. 43-47 D-63065 Offenbach TelL 069-86005450 / Fax: 069-86005580 / Mail: [email protected] 9 Sie lernen auf direktem und indirektem Weg, durch Zuschauen oder durch Anleitung, sie sind motiviert, aufgrund der inspirativen Stimmung, die im Haus herrscht. Vorausgesetzt die Räume setzen immer mal wieder neue Impulse oder die Pädagog/innen gehen auf die Suche nach etwas Neuen, weil ein Kind etwas Besonderes für das Weiterdenken an seiner Frage braucht. Durch bewusste RaumBildung entscheiden wir uns für die konstruktive Spiegelungswirkung, d.h. für vorteilhafte Wirkungen einer indirekten aber intentionalen Didaktik, daher spreche ich auch von einer „Ästhetik der RaumBildung“ (s. S. 10). Mehrere Ziele sind mit einer „Ästhetik der RaumBildung“ verbunden, hier einige: Wertorientierung, wie z.B. Achtsamkeit zu vermitteln die Gehirnaktivitäten durch Überraschungen fürs Auge zu wecken unterschiedliche Interessen der Kinder anzusprechen Rückzugsmöglichkeiten zu bieten Gruppierungen unterschiedlicher Art Raum zu geben Kinder zu Gesprächen über das Gesehene zu animieren Besondere Begabungen zu fördern Impulse zum Spiel, zur Arbeit – und damit zum Lernen zu inszenieren den Raum als Kultur- und Struktur gebendes Merkmal zu nutzen Fragen zur Anregung, wenn es das Ziel ist, die gesamte Raumkapazität eines Hauses für Kinder zu nutzen, bzw. auch neue Lernorte außerhalb einer KiTa zu öffnen: o o o o Inwieweit kann ich mir vorstellen, dass wir die gesamte KiTa als Bildungsreich nutzen für das Spielen und Lernen der Kinder? Gehe ich selbst gerne in Museen und fühle ich mich in der Lage, sie mit in das bildungsreiche Leben der KiTa einzubeziehen? Gehe ich gerne in Restaurants und andere Institutionen, die sich um das Wohlergehen anderer Menschen kümmern? Was kann ich von ihnen lernen für die KiTa? Was bietet mir die Natur, und all die anderen Dinge, die selbstverständlich im Umfeld von Familien vorhanden sind – mit dem wir spielen bzw. von dem wir lernen können? Fazit: Anregungsreiche Räume bilden eine LernKultur aufgrund ihrer Spiegelungskraft! 3.1 Warum macht es Sinn eine Bildungslandschaft in der KiTa zu gestalten? Vier Antworten auf aktuelle Ausgangslagen Veränderte Familiensituationen erfordern eine längere Verweildauer in KiTas Frauen aus allen Bildungsmilieus tragen heute zum Familienunterhalt bei und wollen arbeiten. Eltern benötigen längere Öffnungszeiten in der KiTa und sie benötigen Plätze für ihre Kleinkinder. Aufgrund dieser Situation verweilen heute Kinder mehr und mehr ab dem 2. Lebensjahr in der Institution. Das bedeutet, sie verweilen eine längere Lebenszeit in der KiTa, sowohl an Jahren und auch täglich an Stunden. Elisabeth Hollmann Institut für Integrale-LernKultur-Entwicklung Hermann-Steinhäuser-Str. 43-47 D-63065 Offenbach TelL 069-86005450 / Fax: 069-86005580 / Mail: [email protected] 10 Elisabeth Hollmann Institut für Integrale-LernKultur-Entwicklung Hermann-Steinhäuser-Str. 43-47 D-63065 Offenbach TelL 069-86005450 / Fax: 069-86005580 / Mail: [email protected] 11 Undenkbar, dass sie dann über vier Jahre täglich mit mehr als 20 Kindern und ihren zwei Erzieher/innen in nur einem einzigen Gruppenraum leben. Zumal in nur einem Raum wenige Bildungsbereiche zur Verfügung stehen also alles viel zu klein und zu „niedlich“ ist. Ein normal entwickeltes Kind hat außerdem einen Gruppenraum in ca. einem Jahr ausgekundschaftet. Alles Weitere müsste dann durch die Animation der Erzieherin erfolgen. So bietet es sich an, die gesamte Raumkapazität einer Kita zu nutzen und sie in eine anregungsreiche Bildungslandschaft zu verwandeln. Veränderte Kindheit und die Zukunft der Kinder „ruft“ nach mehr Frei-Raum Kindheit ist heute im Zuhause der Familien oft eine beobachtete und verplante Kindheit. Spielen ohne Aufsicht ist für kleine Kinder heute kaum mehr möglich, ebenso wenig das Spielen mit Nachbarskindern im „Viertel“ oder in der Natur. Kinder – so beobachten wir – kommen häufig dreijährig recht unselbständig in die KiTa, weil bislang alles für sie gemacht wurde, weil sie mit vielerlei bildungstechnischen Angeboten überversorgt, gleichzeitig oft emotional unterversorgt sind. Von daher ist es für sie wichtig, in der KiTa unter kleineren und größeren Kindern aufzuwachsen und Kind sein zu dürfen. Dass sie Natur erleben oder überhaupt zum Spielen kommen. Dass sie lernen, sich in die Gruppe der Kinder einzuordnen, aber auch Alltagsaufgaben zu bewältigen. Dass sie sich darin üben, ihre Bedürfnisse kennen zu lernen und für sich Entscheidungen zu treffen. Dies alles ist faktisch nur möglich, wenn sie Zeit genug zum Spielen und Lernen haben und wenn sie – für eine Zeit am Tag Wahlfreiheit haben, wo, und mit wem sie was gemeinsam oder alleine tun können. Im Spiel - mit anderen zusammen - auf lustvolle Weise das Lernen bzw. das NachDenken und Kombinieren zu lernen ist wichtiger als sich Wissen anzueignen. Wissen eignet sich jeder Mensch aus eigenem Willen an, wenn er auf etwas neugierig ist oder etwas bewältigen will. Daher brauchen kleine Kinder in der Institution KiTa neben verlässlichen Gruppenbeziehungen auch die Freiheit, in einer anregungsreichen Bildungswelt – in den Räumen und im Garten - sich bewegen zu können. Denn auch im späteren Leben kommt es darauf an, wach und beweglich zu sein, kreativ denken zu können, um in sich wandelnden Situationen immer neue Lösungen (er)-finden zu können. Neurowissenschaftler und Lerntheoretiker empfehlen gute Beziehungen und eine anregungsreiche Umgebung zur Lernförderung Wenn sich im Kind Motivation ereignet, dann ist es höchst lernfähig, weil es in diesem Augenblick „aufgeweckt“ ist, etwas machen, be-greifen und verstehen zu wollen. Intrinsische Motivation entsteht, wenn die Sinne eines Kindes im Gehirn Begeisterung auslösen. Besonders die Augen sind für die Reizübermittlung zur Lernfreude ausschlaggebend. Aber: und das ist die didaktische Kunst – die Räume dürfen nicht überfüllt wirken, sondern müssen überschaubar sein. Die Dinge oder die Szenarien lösen Staunen aus, wenn sie leicht zugänglich sind und einladend wirken, damit der kleine Mensch auch eigenaktiv tätig werden kann. Vielfältige Erfahrungsmöglichkeiten sollen Kinder locken, wissend, dass jedes Kind zu seiner Zeit interessiert ist, zuzugreifen und etwas auszuprobieren. So ist es von großer Bedeutung, Kindern großzügige Bau-Landschaften anzubieten und nicht Bauecken, dazu ausgiebige Rollenspielbereiche und nicht nur Puppenküchen, ebenso Forscherstationen oder Ateliers mit diversen handwerklichen Herausforderungen. Gleichzeitig sollten sich Kinder zwischen ihren Konzentrations-Zeiten körperlich bewegen oder ausruhen können, das Außengelände ist also ein gleichberechtigter Lernort, gut wenn er Kindern zu jeder Zeit zur Verfügung steht. Mitunter haben Kinder bereits den Stress ihrer Eltern internalisiert und kommen gestresst in die KiTa. Also brauchen sie Bewegung, Rituale, Gespräche, Märchen, Elisabeth Hollmann Institut für Integrale-LernKultur-Entwicklung Hermann-Steinhäuser-Str. 43-47 D-63065 Offenbach TelL 069-86005450 / Fax: 069-86005580 / Mail: [email protected] 12 musische Ausdrucksformen wie Tanzen, Singen, Malen, Plastizieren, aber auch Yoga und andere Entspannungsformen, ... dies nicht erst dann, wenn es die/der Erzieher/in erlaubt, sondern dann, wenn Kinder sie brauchen. Und wo kann man das machen? Immer dort, wo ein ansprechender Raum die Kinder dazu einlädt. Die Rahmenbedingungen in KiTas wandeln sich – Ein Wir-Gefühl im Haus fördert die Organisations-Flexibilität Eine Überwindung des Gruppendenkens in den KiTas wird heute von vielen Trägern erwünscht, meist weniger aus fachlich-pädagogischen als aus organisatorischen Gründen. Inzwischen gibt es eine eingeschränkte Doppelbesetzung in allen Gruppen, dazu wurden aber die Aufgaben einer Erzieherin erweitert (Durchführung von Familienbildung, Beobachtung der Kinder, Dokumentation ihrer Lernprozesse, Gestaltung einer inspirativen Lernumgebung). Da sich KiTas heute aufgrund vielfältiger familiärer Veränderungen ständig wandeln müssen (z.B. Aufnahme von Kindern U3, längere und flexible Öffnungszeiten, steigende Anzahl von Mittagessensversorgungen,....), muss ein KiTa-Team flexibel reagieren können. In einem Team, das sich gemeinsam für eine gelingende Betreuung und die Bildung aller Kinder engagiert – und indem nicht nur zwei Pädagog/innen auf „ihre Gruppe“ fixiert sind – lassen sich derartige Wandlungsprozesse einfacher und qualitativ besser gestalten. 3.2 Wer dennoch zeitweise in der Gruppe leben und arbeiten will – kein Problem! Über Raumbildung in KiTas gibt es inzwischen viele Fachbücher und dadurch eine Menge Anregungen für jeden Bildungsbereich, sei es das Atelier, die Holzwerkstatt, der Spiele-Raum, der Bauraum, das Rollenspielzimmer, die Bibliothek mit der Wortwerkstatt oder der Experimentierraum,... . Eine ergänzende praktische Hilfe für alle Kinder ist, dass gruppenübergreifend im gesamten Haus eine transparente und werte-bewusste Ordnung herrscht - so können alle Kinder und Pädagog/innen überall im Haus die Dinge finden. Wenige Regeln sind visuell dargestellt, an die sich alle halten. Nun legen aber manche Pädagog/innen dennoch Wert auf ihre Gruppe, sie wollen sich mit den Kindern ihrer Gruppe täglich für eine Zeit in ihrem Gruppen-Heimat-Raum treffen. Das ist leicht zu regeln, in dem man in jedem Funktionsraum einen Platz schafft, wo sich die Gruppe zum Kreis trifft und wo eine kleine Auswahl verschiedener SpielUtensilien lagern die den Bildungsschwerpunkt des Raums ergänzen. Ein Funktionsraum, der auch als Gruppenraum gilt, könnte folgende Ausstattung haben: Schreibtisch / Bürocontainer für die Gruppenerzieherin Korb mit Boden-Kissen zum Sitzen einen runden, einfarbigen Teppich eine kleine Ausstattung zum Malen, Schneiden, Basteln ca. 6 Bilder-Bücher ca. 6 Spiele für unterschiedliche Entwicklungsstufen (öfter tauschen!) ca. 2 Kästen mit Legematerialien (öfter tauschen) die Eigentumsfächer der Kinder eine Planungswand (evtl. flexibel) Treffen sich täglich Kinder in ihren s. g. „Heimat“-Gruppen und möchte man aber gleichzeitig die gesamte KiTa mit ihren wunderbaren Bildungsräumen nutzen für eine freie Spiel- und Lernzeit ist es unerlässlich, gruppenübergreifend und verbindlich neue Zeitorganisationen im Tagesablauf zu gestalten. Deshalb wenden wir uns jetzt der vierten Ebene zu, der strukturellen Ablaufplanung: Elisabeth Hollmann Institut für Integrale-LernKultur-Entwicklung Hermann-Steinhäuser-Str. 43-47 D-63065 Offenbach TelL 069-86005450 / Fax: 069-86005580 / Mail: [email protected] 13 4. Die Strukturen : Freiräume für Sicherheit und Selbständigkeit gestalten Die Integrale-LernKultur-Entwicklung, so leuchtet es inzwischen ein, geht von der Prämisse aus: Freiheit und Verantwortung sind keine Widersprüche. Ebenso ergänzen sich Sicherheit / Verbindlichkeit und Forscherdrang / Abenteuerlust im Reich der Kinder. Ein Strukturwandel, der beides in KiTas erlaubt und ermöglicht gelingt über einen öffnenden Weg. Eine s. g. Offene KiTa (oder besser: eine „vernetzt“ organisierte KiTa) ist m. E. die passende Form, damit sich sowohl soziale Kompetenzen und Beziehungsfähigkeit als auch Lernlust und Entdeckerfreude herausbilden können. Unter einer Offenen KiTa verstehen wir eine Strukturform, in der Kinder durchaus verbindlich in Gruppen organisiert sein können, aber zudem Zeit genug ist, um im gesamten Haus parallel bedürfnisorientiert zu spielen und zu lernen. In der vernetzt, bzw. offen organisierten KiTa gibt es viele Chancen, unterschiedliche Beziehungen eingehen zu können: Freundschaften zu schließen oder Projektgruppen zu gründen, einem Chor beizutreten oder einer Englisch-Gruppe, mit Gleichgesinnten Theater zu spielen oder den Tischdienst zu übernehmen. In allen Gruppierungen gibt es Verhaltensweisen mit positiven Auswirkungen auf das spätere Leben zu lernen. Eine offen organisierte KiTa bietet sowohl feste Gruppen als auch freiwillig gewählte Gruppierungen, dazu die gesamte Kinderschar. Diese verschiedenen sozialen Beziehungen sind von großem Wert für die Entwicklung jeden Kindes und eine echte Ergänzung zu familiären Bindungen. So lernt das Kind frühzeitig, dass es unterschiedliche Sprachen und Gebräuche gibt, dazu verlässliche Beziehungen zwischen Erzieher/innen und Kindern, ebenso unter den Erzieher/innen und zu den Eltern. So wird auch eine offen organisierte KiTa ein Modell für Orientierung und Verbindlichkeit, wenn sich täglich Zeitrhythmen wiederholen und übergreifend gültige Regeln für alle Kinder gelten. Fragen, die helfen, mit der vorhandenen Zeit sinnvoller umzugehen: o Wie können wir Kindern mehr Zeit zum freien Spielen einräumen? o Wie können wir uns Zeit und Ruhe gönnen, um ganz präsent mit Kindern in Beziehung zu sein? o Wie organisieren andere Berufsgruppen den funktionierenden Ablauf an Orten, wo viele Menschen sind? Was können wir von ihnen lernen? o Wie verbindlich gehen wir im Team mit der Zeit um und wie effizient nutzen wir unsere Verfügungszeit? Fazit: einfache und klare Struktur-Bildungen helfen uns, Zeit sinnvoll zu gestalten. 4.1 Über mehrere Jahre voraus - und im Jahresrhythmus planen Macht man sich klar, dass jedes Kind mitunter vier, meist drei Jahre Zeit hat, um alles zu lernen, was es braucht um die nächste Lebensphase in der Schule bewältigen zu können, kommt Gelassenheit ins Denken. Alle Altersgruppen lernen während mehrerer Jahre voneinander, sie profitieren von ihrem unterschiedlichen Sein, einfach nebenher. Bedeutsam ist die zugewandte Gestaltung der verbindlichen Eingewöhnungszeit in einer KiTa und die der liebevollen Vorbereitung und Verabschiedung in die Schule. Beide Situationen des Übergangs sind für das Kind und die Eltern verunsichernd. Daher ist es grade in diesen Phasen wichtig alles zu tun, um den Stress gering zu halten und sich aufmerksam diesen Zeiten des Übergangs zu widmen. Damit ist bereits klar, worin für Kinder – und damit auch für Pädagogen – die bedeutsamen Lernaufgaben liegen, am Anfang, in der Mitte und am Ende, also bei den „Minis“, den „Midis“ (den „Mittleren) und den „Maxis“. Elisabeth Hollmann Institut für Integrale-LernKultur-Entwicklung Hermann-Steinhäuser-Str. 43-47 D-63065 Offenbach TelL 069-86005450 / Fax: 069-86005580 / Mail: [email protected] 14 Folgende Übersicht zeigt, welche besonderen Aufgaben wann in welcher Altersspanne interessant sein könnten: 2 – 3 Jährige: Beziehungen zu Erzieher/innen und zu Kindern aufbauen Den Gruppenraum kennenlernen Das gesamte Haus mit seinen Bildungsbereichen nach und nach auskundschaften, auch das Außengelände Rhythmische Sprach- und Tanzspiele 4 – 5 Jährige: 5 – 6 Jährige: Angeleitete Rhythmik Musik- und Tanzstunden Einführung in verschiedene Techniken im Atelier Exkursionen nach draußen Vertiefungen in allen Bildungsbereichen (übrigens: mathematische Erfahrungen finden überall im Leben und zu jeder Zeit statt) Patenschaft für ein neues Kind übernehmen Spezialaufgaben übernehmen wie - Restaurantdienst - Mithilfe in der Rezeption - Einkaufen - andere Hausdienste und Pflege des Außengeländes sog. „Wundertüten“ Aktionen für Große die Schule kennen lernen Zu Beginn eines jeden KiTa-Jahres empfehle ich zu überlegen, welche wenigen Feste im größeren Umfang gefeiert werden und welche Öffentlichkeitsaktionen damit auf effiziente Weise gleich mit verbunden sein könnten. Zu bedenken wäre, ob ein Kind nur einmal in seiner Kita-Zeit eine Laterne bastelt und nicht dreimal. Und ob es Sinn macht, kurz vor Schuleintritt noch mal mit den Großen eine Übernachtungsfahrt zu unternehmen, wenn man sich eigentlich voreinander trennen muss? Es gibt so manche Überlegung für sinnvolle Zeitplanungen, um Kraft und Energie sparen zu können. Viel zu wenig wird noch sinnvoll einbezogen, dass jedes KiTa-Jahr aus einer Sommerund einer Winterzeit besteht. Im Sommer könnte mehr draußen mit Holz an der Werkbank oder im Garten gearbeitet werden außerdem lädt der Sommer zu Erfahrungen mit Wasser ein, bzw. zu anderen großflächigen Aktionen, vorausgesetzt man hat dazu einen schattigen Platz. Im Winter ist der Bewegungsraum mit angeleiteten Übungen wieder mehr gefragt. Man muss nicht zu jeder Zeit immer alles machen. Das Ausschöpfen der saisonalen Vorzüge bereichert das Bildungsgeschehen sehr. 4.2 Beispiel eines stressfreien Ablaufs am Vormittag Es gibt mehrere Möglichkeiten, einen Tagesablauf zu planen. Hier stelle ich einen möglichen vor, der sowohl eine Gruppen- als auch eine freie Zeit miteinander verbindet. Bei allen Zeitplanungen im KiTa-Alltag sollten zwei Ziele im Vordergrund stehen: Verlässlichkeit und Präsenz Zeit für freies Spielen und Erkunden Start in den Tag: Personaltechnisch gesehen ist es notwendig, morgens bis ca. 08.15h, wenn noch nicht alle Kinder da sind, nur mit etwa 2 Erzieher/innen zu beginnen. Das Ankommen kann monatlich in einem anderen Bildungsbereich stattfinden, damit die Kinder kennen lernen, wo es was Interessantes gibt. Wer sich erst einmal austoben muss, darf das auch draußen, in Sichtweite zur/m Erzieher/in. Frühstücks-Restaurant: Schön, wenn man morgens nach Bedarf schon frühstücken gehen kann. Es ist aber nicht notwendig, über den gesamten Vormittag hin zu frühstücken, denn sonst hat man ja mittags keinen Hunger. Vielleicht ist das Restaurant zum Frühstücken bis 10.30h geöffnet? Möglicherweise machen hier morgens Eltern Dienst? Eine Gruppe von Eltern Elisabeth Hollmann Institut für Integrale-LernKultur-Entwicklung Hermann-Steinhäuser-Str. 43-47 D-63065 Offenbach TelL 069-86005450 / Fax: 069-86005580 / Mail: [email protected] 15 oder Großeltern könnte für diese Aufgabe nach einer fachlichen Einführung verantwortlich sein. Ruhiger Anfang in den Gruppen, z. B. in der Zeit von 08.15 – 09.45h: beginnen die anderen Erzieher/innen ihren Dienst, gehen sie, in der Regel zu zweit, in ihre Gruppen. Die Kinder ordnen sich zu ihnen. Es wäre sinnvoll, wenn in der morgendlichen Frühzeit alle Sprachkurse stattfinden (falls es einen solchen Auftrag gibt). In der Gruppenzeit ist es möglich Geburtstage zu feiern oder täglich einen Morgenkreis durchzuführen. Will ein Kind frühstücken, jemanden anderes besuchen oder in den Garten, sollte es in dieser Zeit sein Vorhaben der Erzieherin mitteilen. Ziel ist der konzentrierte gruppenbezogene Start in den Tag – und möglicherweise haben die Kinder im Morgenkreis entschieden wo sie später – zumindest für die erste Zeit – hingehen werden. Aber wer bleiben will, kann auch in seinem Gruppen-Nest bleiben. Freie Spiel- und Lernzeit im gesamten Haus zwischen 09.45h – 11.15h / 30h: In dieser Zeit teilen sich alle Erzieher/innen auf und konzentrieren sich mit großer Aufmerksamkeit auf das Spielen und Lernen der Kinder in verschiedenen Bildungsbereichen. (Ausnahmen gelten für die Kinder unter 3 Jahren oder für die Krippengruppen – diese Kinder bleiben in aller Regel in ihrer Gruppe.) Es empfiehlt sich, dass immer eine Fachkraft im Außengelände arbeitet, eine andere in der Eingangshalle (um Kinder von A nach B begleiten zu können, die noch unsicher auf ihrem Weg sind). Ziel ist, dass Kinder mit dem vorhandenen Material und den präsentierten Spielangeboten ihre eigenen Erfahrungen machen, und zwar in überschaubaren Gruppengrößen. Am Ende der Zeit räumen alle Kinder überall auf. Findet in dieser Zeit ein angeleitetes Angebot von z.B. zwei Erzieher/innen statt – beispielsweise ein Vorschul-Angebot – kann ein Bildungsraum geschlossen sein, weil es ja dafür an anderer Stelle ein „Sonderprogramm“ gibt. Ebenso ist denkbar, dass man im Raum eine Hochebene vorübergehend schließt weil man alleine im Raum seine Augen nicht überall haben kann. Mag sein, dass sich in der freien Spiel- und Lernzeit auch einmal Kinder entziehen, sie ihre Ruhe haben wollen. Das ist ihr gutes Recht. Nur sollten sie nicht beziehungslos im Haus herum fallen was sie auch nicht tun werden, wenn die Räume hoch-interessant sind und alle Pädagog/innen achtsam auf Kinder eingehen. Auswertung der freien Spiel- und Lernzeit von 11.30h – 12.00h Es macht Sinn, sich mit den Kindern zusammenzusetzen, um den Vormittag auszuwerten, sich gegenseitig zu erzählen, wer wo was erfahren hat. Solche Treffen machen Spaß bei gutem Wetter draußen unter einem Baum abzuhalten. 4.3 Bei Bedarf Gruppentage im Wochengefüge einflechten Mitunter wünschen sich Pädagog/innen, die Wert legen auf wiederholende Gruppentreffen, einen gesamten Tag für das Zusammensein in der Gruppe nutzen. Wenn sich ein Team auf das Einrichten eines solchen Tags einigt, empfiehlt es sich, dass alle Gruppen ihn gemeinsam auf den gleichen Tag legen. Denn nur dann ist gewährleistet, dass an den anderen Tagen während der freien Spiel- und Lernzeit möglichst viele Pädagog/innen in den Räumen zur Begleitung der Kinder bereit stehen. Auch ist es klug, den Gruppentag entweder montags oder freitags einzurichten, denn nur so ist es möglich, dass sich die Kinder möglichst mehrere Tage hintereinander an die freie Spiel- und Lernzeit gewöhnen. Ich kenne viele KiTas, die freitags ihren Exkursions- oder Waldtag haben. Es ist dann ganz klar, dass man freitags, wenn es das Wetter irgendwie zulässt, das Haus verlässt. Elisabeth Hollmann Institut für Integrale-LernKultur-Entwicklung Hermann-Steinhäuser-Str. 43-47 D-63065 Offenbach TelL 069-86005450 / Fax: 069-86005580 / Mail: [email protected] 16 B Mit Eltern gemeinsam über das Lernen lernen Wie in der Einleitung beschrieben, wissen junge Eltern-Paare aus eigener Erfahrung, wie hart der Konkurrenzkampf heute in Firmen ist. Daher sorgen sie sich häufig – gegen jede Vernunft – bereits wenn ihr Kind noch sehr klein ist über dessen späteren beruflichen Erfolg. Verständlich, denn das Kind wird geliebt und soll es später gut haben. Auch wenn gute Erzieher-Ratgeber davor warnen, wie sehr dem kleinen Kind elterlich ausgeübter Lernstress schadet, schwingt Versagensangst durch Herz und Hirn, gehen die elterlichen Emotionen mit einem durch und dann kreist der Gedanke, „müssten wir oder andere nicht mehr lernen mit unserem Kind?“ unentwegt im Kopf herum. Da helfen in der Regel auch keine Belehrungen, ebenso wenig Vorträge. Moralisierende Vorträge manifestieren sogar tradierte Vorstellungen des Lernens, weil ja dann, wie gewohnt, jemand der es angeblich besser weiß, anderen etwas beibringen will. Daher bin ich überzeugt, dass die Haltung: „lasst uns gemeinsam schauen, was Hirnforscher heute über Lernen sagen und lasst uns gemeinsam erfahren, wie wir das informelle und eigenaktive Lernen der Kinder in der KiTa unterstützten die bessere Lösung ist. Eltern brauchen Erfahrungen darüber, wie Kinder in der KiTa lernen, sie wollen wissen, wofür sich ihr Kind interessiert und sie wollen sich auch darüber freuen können, wenn ihr Kind etwas Besonderes leistet. Ich empfehle, in KiTas sich eine langfristig wirkende und unterhaltsame (entspannte) Elternbildungs-Strategie auszudenken, nach dem Motto „Wir gönnen uns Lernfreude!“. Ich denke dabei an ein flankierendes multidimensionales erfahrungsreiches Bildungsangebot für Eltern, das sich über ca. 2 Jahre hinzieht, und systematisch aufgebaut ist. Im Rahmen eines langfristigen Programms macht es Sinn, z. B. Filme gemeinsam anzuschauen, erfahrungsorientierte Elternabende zu verschiedenen Themen durchzuführen, Literaturempfehlungen zu geben, Ausstellungen zu produzieren und Exkursionen anzubieten, alles in einem bunten Mix. Jeden Monat kann etwas anderes zum Thema passieren. Die Bildungs-Abende sollten locker aber zu-mutend durchgeführt werden, das Ambiente darf Entspannung fördernd gestaltet sein, wichtig ist das Interaktionsgeschehen in der Elternschaft, das gemeinsame miteinander Denken. Wenn Filme eingesetzt werden – es ist immer gut, wenn man sehen und hören kann – hat das Team diese Filme sicher vorher selbst angeschaut und beim Sehen den transportierten Inhalt wiederholend gelernt. Alle weiteren Methoden kann man sich ausdenken oder sich inspirieren lassen durch Artikel, siehe Medienliste. In Krippen wäre es gut, eine Elternbildungs-Strategie evtl. mit einer Hebamme gemeinsam zu planen um bereits werdende Eltern erreichen zu können. In KiTas macht es Sinn, auch schon zukünftige Eltern frühzeitig zu bestimmten Abenden einzuladen. Falls Eltern die deutsche Sprache nicht verstehen, brauchen sie Übersetzungshilfe durch andere Eltern ihres Heimatlandes, die bereits in dieser KiTa ein erfahrungsorientiertes Verständnis des Lernens sich erarbeiten konnten. Ich empfehle mit sprachgewandten Eltern anderer Herkunftsländer eine Art Übersetzer-Pool zu gründen, auch wenn deren Kind bereits die Schule besucht und die KiTa verlassen hat. Hier folgen nun ein paar Ideen zur Anregung für ein Elternbildungs-Programm aber jedes Team sollte es sich selbst aufbauen. Brainstormining für eine multidimensionale Bildungsstrategie in einer KiTa Elisabeth Hollmann Institut für Integrale-LernKultur-Entwicklung Hermann-Steinhäuser-Str. 43-47 D-63065 Offenbach TelL 069-86005450 / Fax: 069-86005580 / Mail: [email protected] 17 o ca. 3 x im Jahr einen Filmabend zum Thema „Lernen“ durchführen o einen erfahrungsorientierten Elternabend über „Lernen im Stuhlkreis“ anbieten o einen erfahrungsorientierten Elternabend mit Forscherfragen in allen Bildungsräumen durchführen o monatlich mit Hilfe einer Liste interessante Utensilien für einen jeweiligen Bildungsraum einsammeln o Im Flur eine „Weltwissen-Vitrine“ aufstellen, in der interessante Dinge liegen, die man sich nach Hause ausleihen kann o mittags spontan zu einer Ausstellung in einem Bildungsbereich einladen o Samstags mit Vätern und Kindern in den Wald gehen (evtl. den Vätern einen Auszug kopieren aus: Schäfer u. a.: Natur als Werkstatt, siehe Anhang) o Originelle Fragen der Kinder an die Fenster malen, damit man sie bereits von draußen sieht o mit Kindern und Eltern in ein Museum fahren o einfach zu lesende Artikel austeilen, z.B. von Reinhard Kahl (siehe www.archivder-zukunft.de und Literaturliste) o Eltern über interessante Webseiten informieren o In der Elternecke eine kleine Bibliothek zum Ausleihen aufbauen Nach und nach werden sich Eltern entspannen, weil sie sich einen konstruktiven Lernbegriff selbst aneignen konnten und sie nun darauf vertrauen, dass ihr Kind selbstverständlich gerne und gut in der KITa lernt. Durch Erfahrung und Reflexion prägt sich neues Lernen bald ein – Ohh! Haiku, E. Hollmann C Im Team Ballast abwerfen damit es leichter wird Es ist nicht leicht, sich im Team von eingeübten Gewohnheiten zu verabschieden,denn unser Gehirn hat sie gelernt. Gelingt es uns aber, die eingespurten Muster loszuwerden, setzt das entspannende Ausatmen ein. Der ILKE-Ansatz legt Wert auf lernbiografische Reflexionen. Mitunter ist es erst möglich, in ein gewandeltes Lernverständnis zu gelangen, wenn wir uns von erlebten Dramen rund um das persönliche Lernen verabschieden, bzw. erkennen, dass in solchen alten Geschichten die Funken für unsere gegenwärtige Motivation herausleuchten. Es gilt, alte Grauschleier wegzupusten, damit wir uns für eine lernfreudige Zukunft öffnen können. Gut, wenn wir uns von perfektionistischen Idealen verabschieden. Dürfen wir fehlerfreundlich sein kommen unsere kreativen und disziplinierten Fähigkeiten in den Blick. Begraben müssen wir unbedingt die Ansicht, dass Kinder durch angeleitete Angebote viel lernen. Wenn wir diese Ansicht los sind, können wir uns für die Kunst öffnen, animierende Szenarien zu gestalten, in denen Kinder nach dem Warum fragen. Animierende Szenarien können nur die Sinne der Kinder locken in einer die Wertschätzung spiegelnden RaumBildung. Dazu ist es oft notwendig, alle Räume zu klären, vom Keller bis zum Dach. Bis nur noch die brauchbaren Dinge aufbewahrt werden und die funktionstüchtigen, ist es oft ein anstrengender Weg, bei dem viele Dinge im Container landen. Gar nicht förderlich ist der Gedanke, erst müssten Kinder in sicheren Beziehungen leben und dann könnten sie die Welt erobern. Es gibt kein Nacheinander, sondern eine Gleichzeitigkeit. Kinder versuchen bereits in den ersten Tagen ihres Lebens alles Elisabeth Hollmann Institut für Integrale-LernKultur-Entwicklung Hermann-Steinhäuser-Str. 43-47 D-63065 Offenbach TelL 069-86005450 / Fax: 069-86005580 / Mail: [email protected] 18 Lebendige, auch die Dinge, zu erforschen und zu entschlüsseln – und dies immer in der Interaktion und der Ver-Sicherung zu Bezugspersonen. Wenn wir das verstehen, fällt es uns leichter das immense Bewegungsbedürfnis von Kindern zu achten und es wird einsichtiger, dass sie überall im Haus Verlässlichkeit spüren müssen. Über Bord werfen könnten wir auch die Vorstellung, „offene“ KiTas seien permanent chaotisch. Zwar gibt es das durchaus, aber es ist nicht die Regel. Das Aufrechterhalten des Vor-Urteils befreit uns offensichtlich von der Verantwortung, mit Kolleg/innen verbindlich umzugehen und solche Strukturen gemeinsam zu entwickeln und einzuhalten, die für eine geordnete Freiheit förderlich sind. Als Ballast dürfen wir auch die weit verbreitete Meinung abwerfen, dass man sich erst dann wandeln dürfe, wenn es dazu einen Impuls oder eine Anordnung vom Träger gibt. Träger haben heute oft den Schreibtisch voller Akten, um die notwenigen Gelder beschaffen zu können. Sie sind froh, wenn die Kitas oder Schulen mit eigenen Ideen vorangehen und die Leitungskräfte im Wandlungsprozess stabil bleiben. Dann möchte ich Pädagog/innen beim Ausmisten eines Haupt-Gedankens unterstützen nämlich der Vorstellung Führungskräfte würden sich nicht genug kümmern... . Sie kümmern sich, soviel sie können. Aber auch sie wollen nicht nur Kummer und sich kümmern, sondern sich von der Idee der Lernlust anstecken lassen. In diesem Sinne.... Zusammenfassung Stress in KiTas und Schulen, der durch falsche und / oder überfordernde Ansprüche der Fachkräfte untereinander ebenso genährt wird wie durch wiederholende Kritik und Abwertung aus Elternschaft, Trägerinstitution, Wissenschaft und Politik, führt zur DeMotivation bis hin zu Burn-out- Erkrankungen bei Pädagog/innen. Leidet ein KiTa-Team (oder auch ein Schul-Kollegium) über längere Zeit unter Blockaden in der internen Entwicklung, entsteht eine resignierende Stimmung in der Institutionskultur mit entsprechend unklaren dunklen Botschaften und Resonanzen. Kinder werden auf diese Weise seelisch belastet, müssen einfallsreich Wege finden, um in der Unklarheit gesehen zu werden, jedenfalls sind sie dann nicht offen genug, „die Welt“ zu erkunden... In dramatischen Situationen hilft Pädagog/innen ein aufmerksamer Rundum-Blick in ihre umgebende Kultur, wobei es gilt, persönliche Anteile zu reflektieren, ebenso die Beziehungen im Team, innerhalb des Trägerbereichs und nach außen. Die RaumBildungen und zeit-organisatorischen Gestaltungen bilden den strukturellen Anteil der Kultur. Besonders die aufmerksame Beachtung der RaumBildung wird zeigen, inwieweit die zielorientierten Werte des Teams für Kinder eindeutig wahrnehmbar sind. Der ILKE-Ansatz überwindet die Vorstellung, es käme allein auf die Kompetenz des einen guten Pädagogen an, damit sich Kinder gesund und lernfreudig entwickeln. Denn jede/r gute Pädagoge kann nur so kompetent sein, wie es ihr / ihm in einem System erlaubt ist, seine Fähigkeiten zur Entfaltung zu bringen. Der ganzheitliche ILKE-Ansatz zielt darauf ab über konstruktive und Entspannung fördernde Resonanzprozesse im System einer Bildungseinrichtung alle Beteiligten – Kinder, Eltern und Pädagoginnen zum Zusammenspiel zu ermutigen, damit sich in der Inspiration des Miteinanders die vorhandene Lernmotivation der Kinder und der Pädagog/innen entfaltet. Ich danke allen Pädagog/innen in KiTas, mit denen ich bis jetzt arbeiten durfte und die mich immer motivierten, mit ihnen gemeinsam weiterzulernen! Elisabeth Hollmann, 01.01.2011 Elisabeth Hollmann Institut für Integrale-LernKultur-Entwicklung Hermann-Steinhäuser-Str. 43-47 D-63065 Offenbach TelL 069-86005450 / Fax: 069-86005580 / Mail: [email protected] 19 Anlage: Auswahl von Literatur, Filmen, Webadressen – nach Kapiteln geordnet Einleitung und Kapitel A: Netz-tipps: www.elisabeth-hollmann.de www.gerald-huether.de www.sinn-stiftung.de www.uni-magdeburg.de/bio/hirnforschung.htm www.verhaltensbiologie.com Literatur: Altner, N.: Achtsam mit Kindern leben: Wie wir uns Freude am Lernen erhalten. Ein Entdeckungsbuch, München 2009 Ansari, Salman Dr.: Was heißt Frühförderung und naturwissenschaftliche Bildung im Kindergarten? In: „Betrifft Kinder“, Heft 05 / 10, S. 6 – 15 Brandes, H.: Selbstbildung in Kindergruppen – Die Konstruktion sozialer Beziehungen, München 2008 Diskowski, D.: Der Elementar – wie auch der Primarbereich haben erheblichen Entwicklungsbedarf; in: TPS, Heft 3 / 2010, S. 26 / 27 Greine, R.: Stress war gestern! Mehr Gelassenheit im KiTa-Alltag, Düsseldorf 2008 Hollmann, E.: Die Möglichkeiten der Welt müssen im Kleinen vorhanden sein; in: „klein&groß“, Heft 11 / 06, S. 18 - 21 Hollmann, E.: „Alles was stark macht“ die KiTa als Resilienz förderndes Umfeld, unveröffentlichtes Manuskript 2008 Horx, M.: Das Buch des Wandels – Wie Menschen Zukunft gestalten, München 2009 Hüther, G. Prof. Dr. rer. nat. Dr. med. habil: Was kleine Kinder wirklich brauchen..., in: „Betrifft Kinder“, Heft 05 / 10, S. 16 – 17 Hüther; G.: Wie aus Stress Gefühle werden – Betrachtungen eines Hirnforschers, Göttingen 2003 Kahl, R.: Schule träumen! Was wollen wir von der Bildung? in: „Betrifft Kinder“, Heft 11/12 09, S. 12 - 14 Liegle, L. Prof. Dr.: Wir brauchen eine Didaktik der indirekten Erziehung; in: „Betrifft Kinder, Heft 09 / 09, S. 6 – 13 Lüpke, G. v.: Altes Wissen für eine neue Zeit; Gespräche mit Heilern und Schamanen des 21. Jahrhunderts, München 2008 Schäfer, G. E.: Anfängergeist – über Bildung und Beteiligung im frühen Kindesalter, in: Betrifft Kinder, Heft 10 / 2008, S. 7 - 17 Schäfer, G. E. u.a.: Natur als Werkstatt, Weimer / Berlin 2009 Sievers, S. K. / Loh, N.W.: Das Wunder der Wandlung, Stellshagen 2009 1. Kapitel siehe Literatur zur Einleitung. Zum Thema „Wertschätzung verzichte ich auf viele Literaturangaben weil ich mich nicht unter dem Überangebot spiritueller und psychologischer Veröffentlichungen im Themenbereich „Gefühle“ und „Selbstführung“ entscheiden kann. Leicht zu lesen und gut empfinde ich - das Themenheft von „klein & groß“, Heft 10 / 04 - Furmann, Ben: es ist nie zu spät, eine glückliche Kindheit zu haben, Basel 1999 2. Kapitel Weiß, K.: Es könnte so schön sein – der Wunsch nach Harmonie und der konstruktive Umgang mit Konflikten; in: TPS, Heft 4 / 2010, S. 4 – 8 Weiß, K.: Teamentwicklung in der offenen Arbeit; in: Siegel B. (Hrsg): Offene Arbeit in Kindertagestätten, Berlin 2008 3. Kapitel Beek, Angelika v.d.: Bildungsräume für Kinder von drei bis Sechs, Weimar / Berlin 2010 Bendt, U. / Erler, C.: Spiel-buden-zauber – Sinnvolle Raumgestaltung in Kita und Krippe, Mühlheim 2010 Elisabeth Hollmann Institut für Integrale-LernKultur-Entwicklung Hermann-Steinhäuser-Str. 43-47 D-63065 Offenbach TelL 069-86005450 / Fax: 069-86005580 / Mail: [email protected] 20 Jacobs, D.: Kreative Dokumentation – Dokumentationsmethoden für Kindertageseinrichtungen, Berlin 2006 Eine ausführliche Liste zur RaumBildung kann bei mir angefordert werden. 4. Kapitel Ott, B. u.a.: Die systemische Kita, Weimar / Berlin 2007 Kapitel B Filme: Akademie für Kinder: „Wie kommt der Ton aus dem Gong?“ (DVD 20 Min.), zu bestellen über www.akademie-fuer-kinder.de Ansari, S. Dr.: Entdeckergeist – Forscherdialoge mit Dr. Salman Ansari, zu bestellen unter www.agentur-digipaed.de/film Elschenbroich / Schweitzer: Filme zu bestellen bei www,donata.elschenbroich.de o Die Dinge daheim. Ein Bildungshaus im Taubertal o In den Dingen. Eltern und Kinder öffnen die Wunderkammern des Alltags o Early Excellence im Wohnzimmer (Filme wurden vorgestellt in: Betrifft Kinder, Heft 04/10) Spitzer, M: Lernen – Die Entdeckung des Selbstverständlichen. Ein Vortrag, bestellen unter www.archiv-der-zukunft-de Spitzer, M: Erfolgreich lernen in Kindergarten und Schule. Vertrieb: Jokers edition Kahl, Reinhard: „Kinder“ – Dokumentarfilm (DVD 100 Min.) 2007, bestellen unter: www.archiv-der-zukunft.de (dort gibt es weitere interessante Filme) Artikel: Eilers-Sieling, M.: Interaktive Elternarbeit statt Elternrevolte – Ein Erfahrungsbericht über den Prozess der Gruppenöffnung; in: TPS, Heft 04 / 10, S, 16 - 18 Kempkens , M.: Werdende Eltern frühzeitig erreichen – Frühkindliche Förderung von Geburt an, in: klein & groß, Heft 07-08/10, S. 30 – 33 Omert, K.: Heute spielen, singen und tanzen die Eltern – ein Elternabend zum Thema „Stuhlkreisspiele“, in klein & groß, Heft 05 / 10, S. 14 - 17 Kapitel C Kühn, T. / Petcov, R.: Ich habe den Mut, nicht perfekt zu sein! Stärkung des Selbstwertgefühls und Erziehung zu Verantwortungsbewusstsein und Selbstdisziplin; in: „klein & groß“, Heft 12 / 09 Elisabeth Hollmann Institut für Integrale-LernKultur-Entwicklung Hermann-Steinhäuser-Str. 43-47 D-63065 Offenbach TelL 069-86005450 / Fax: 069-86005580 / Mail: [email protected]