Untersuchungen zur Diagnostik und Prävalenz von Infektionen

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Effect of group size and structure on the welfare and performance of pregnant
sows in pens with electronic sow feeders
L. Anil et al.
The Canadian Journal of Veterinary Research 70, 2006, 128-136
Die meisten kritischen Punkte im Bereich des Wohlbefindens von tragenden Sauen betreffen die
Unterbringung. Die Standhaltung von Galtsauen gab immer wieder Anlass für Kritik. Als Alternative gilt
die Gruppenhaltung, obwohl auch sie einige Nachteile aufweist wie Aggressionsverhalten während
der Gruppenbildung sowie im Bereich der Fütterung. Gruppenstruktur und –Grösse beeinflussen das
Verhalten innerhalb der Sauengruppen. In dynamischen Strukturen werden die Gruppen laufend
verändert um die Platzverhältnisse ideal auszunützen, während in statischen Strukturen die Tiere
immer in den gleichen Gruppen bleiben. In intensiver Haltung wird somit die Zusammensetzung der
Gruppe sehr häufig verändert.
Der Einsatz von elektronischen Fütterungssystemen (ESF) hat es den Produzenten ermöglicht, die
individuelle Futteraufnahme zu kontrollieren. Da bei vielen ESF nur eine Sau auf einmal fressen kann,
kommt es häufig zu Rangordnungskämpfen und Aggressionen im Eingangsbereich der Futterstation.
Das Aggressionsverhalten nimmt in statischen Gruppen ab, sobald die Hierarchie ausgemacht ist.
Das häufige Einführen von neuen Sauen in eine Gruppe führt jedes Mal wieder zu neuen
Hierarchiekämpfen. Obwohl bekannt ist, dass in Grossgruppen das Aggressionspotential geringer ist,
da die Sauen die Möglichkeit haben einander auszuweichen und sich Untergruppen bilden können,
wurde eine optimale Gruppengrösse bisher nicht ausgemacht.
Die Autoren studierten Gruppen von tragenden Sauen, die mittels ESF gefüttert wurden um den Effekt
der Gruppengrösse und –Struktur auf Indikatoren für das Wohlbefinden (SpeichelkortisolKonzentration, Verletzungsscore und Verhalten) sowie auf Produktionsdaten und Langlebigkeit zu
erfassen.
Der Versuchsbetrieb in Minnesota beherbergt 800 Yorkshire X Landrasse Sauen. Insgesamt wurden 6
Buchten (12.75 X 6.75m) mit je einem zentralen ESF zum durchlaufen und einem Vollspaltenboden
benützt. Pro Bucht standen 3 Wassertränken zur Verfügung. Bei 1.4m2 pro Sau konnten pro Bucht 60
Sauen untergebracht werden. Im ESF wurden die Tiere mittels Ohrmarke erkannt, jedoch nur, wenn
sie den Kopf in den Trog steckten. Die Tür des ESF war nicht mit Tiererkennung ausgestattet, somit
hatten auch Sauen, die ihre Tagesration bereits erhalten hatten, Zutritt. Nach 30 Sekunden jedoch
wurde die Türe für eine neue Sau geöffnet. Die Futtermenge wurde dem Trächtigkeitsstadium
angepasst und mit Wasser angemischt.
Alle Sauen wurden nach einer Säugezeit von 17-22 Tagen für 10 Tage im Deckzentrum eingestallt
und anschliessend in die beschriebenen Buchten oder in Einzelstände verbracht.
Für den Versuch wurden Sauen mit 0-7 Würfen und einem Gewicht von 146-294 kg ausgesucht. Es
wurde mit einem Absetzrhythmus von 2 Wochen gearbeitet und 20-30 Tiere in die Gruppenbuchten
eingestallt. Pro Anordnung wurden 4 Wiederholungen durchgeführt.
Um eine dynamische Gruppe zu konstruieren wurden 2 Buchten kombiniert, bevor der Versuch
gestartet wurde. Die erste Gruppe wurde 5 Tage nach dem Decken in die Bucht (12.75 X 13.5m, 2
ESF, 6 Wassertränken) eingestallt und eine weitere Gruppe, die bereits längere Zeit trächtig war dazu
gegeben. 14 Tage später wurde eine weitere Gruppe mit trächtigen Sauen zugegeben, bis
schlussendlich 4 Gruppen gemischt waren. Die Tiere verblieben in dieser Anordnung, bis die erste
Gruppe fürs Abferkeln wieder entfernt wurde und neue Tiere zugeführt wurden, so dass die
Gruppengrösse konstant blieb. Dieser Vorgang wurde weitergeführt, bis alle Tiere aus der ersten
Viereranordnung entfernt waren.
Um eine zweifach durchmischte Gruppe zu erhalten wurde in eine leere Bucht (12.75 x 6.75 m 2) eine
Gruppe Sauen 5 Tage nach Belegung eingestallt und die Tiere konnten sich während 14 Tagen
vermischen. Anschliessend wurde eine zweite Gruppe eingestallt. Es wurden 2 solcher Gruppen
erstellt.
Ersteller : Riccarda Ursprung
Datum : 31.08.2006
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Für die statische Gruppe wurde eine Bucht diagonal aufgeteilt und 2 Gruppen eingestallt, die durch
den gleichen ESF gefüttert wurden, wobei die Fütterungszeiten reguliert waren. Auf diese Weise
wurden 4 Gruppen getestet.
Die Anzahl Sauen in der dynamischen, zweifach gemischten und statischen Gruppe betrug 98, 109
bzw. 103.
Pro Gruppe wurden zufällig 15 Sauen ausgewählt und Speichelproben gesammelt, sowie das
Verhalten beobachtet. Die Verletzungen wurden bei allen Tieren aufgezeichnet.
Mittels Baumwolltupfern wurden den ausgesuchten Tieren 1 Tag vor dem Umstallen sowie 1 und 14
Tage nach dem Mischen Speichelproben entnommen. Mit einem Radioimmun Assay wurde der
Kortisolspiegel gemessen.
Zur gleichen Zeit wurden jeweils auch bei allen Sauen die Verletzungen aufgenommen. Die Häufigkeit
und Stärke der Wunden wurde in verschiedene Scores eingeteilt (0-3), und die Zahl zum totalen
Verletzungsscore (TIS) zusammengezählt.
Das Verhalten wurde mittels Video während 24 Stunden aufgezeichnet. Die Kameras wurden so
angebracht, dass der Ein- und Ausgang des ESF beobachtet werden konnten. Es wurden jeweils die
ersten 15 Minuten jeder Stunde ausgewertet. Für die dynamischen Gruppen wurden die 24 Stunden
Perioden jeweils am Tag des Einstallens, 24 Stunden und 14 Tage später und 1 Tag bevor die neue
Gruppe eingeführt wurde aufgezeichnet. Für die 2-fach gemischten Gruppen wurden für die erste
Gruppe die Aufzeichnungen an den Tagen der Vermischung, 24 Stunden später und 24 Stunden vor
dem Zuführen einer neuen Gruppe nach 2 Wochen gemacht. In der 2. Gruppe wurden die gleichen
Zeitspannen beobachtet, es entfiel jedoch die Zeitspanne 24 h bevor eine Gruppe eingeführt wurde. In
der statischen Gruppe wurden die Beobachtungen zum Zeitpunkt des Mischens, 24 Stunden und 14
Tage später durchgeführt.
Die Aktivitäten wurden in verschiedene Muster unterteilt:
- Aggressive Sozialkontakte: Durchgeführte oder erhaltene Interaktionen wie paralleles oder
inverses gegeneinander Drücken, Kopf-zu-Kopf Stösse, Beissen und Drohverhalten ohne
Kopfkontakt.
- Nicht-aggressive Kontakte Sozialkontakte: Nase-zu-Nase oder Nase-zu-Körper Kontakte
- Stellungen: Stehen, Liegen, Sitzen
- Warten vor dem ESF: Dauer und Häufigkeit
- Nichtsoziale Interaktionen: „Wühlen am Boden“
- Stereotypien: Vakuum-Kaubewegungen, Beissen und Belecken von EinrichtungsgegenStänden.
Die Körperkondition wurde anhand von Gewichtsmessungen am Tag des Absetzens und 109 Tage
nach Belegung sowie der Bestimmung der Rückenspeckdichte beurteilt.
Folgende Fruchtbarkeitsparameter wurden ermittelt: Zeitspanne Absetzen bis Trächtigkeit,
Trächtigkeitsrate am Tag 45 nach Belegung, Anzahl geborener Ferkel, Anzahl lebend geborener
Ferkel, Anzahl abgesetzte Ferkel, Geburts- und Absetzgewicht.
Häufigkeit und Ursache von Erkrankungen und Todesfällen wurde ebenfalls aufgezeichnet.
Die Haltung hatte keinen signifikanten Einfluss auf die Speichelkortisolkonzentration. Auf die TIS
konnte jedoch eine Wirkung beobachtet werden, wobei die höchsten Werte in der dynamischen
Gruppe verzeichnet wurden. Sowohl die Kortisolwerte als auch die Verletzungen waren am Tag nach
dem Mischen signifikant höher als 2 Wochen später unabhängig von der Haltung. 2 Wochen nach
dem Mischen war die TIS (nicht jedoch die Kortisolwerte) in den dynamischen Gruppen signifikant
höher als bei den anderen Gruppen. Die durchschnittlichen Kortisol- und TIS-Werte waren am Tag der
Gruppenbildung jeweils am niedrigsten.
In den 2-fach gemischten Gruppen war die Frequenz des Schlangestehens am häufigsten. Innerhalb
der Gruppen konnten zu den unterschiedlichen Beobachtungszeitpunkten keine Unterschiede im
totalen Aggressionsverhalten, Schlangestehen und nicht-aggressiven Interaktionen gesehen werden.
Die Tiere der statischen Gruppen verbrachten mehr Zeit im Liegen als die Sauen der beiden anderen
Haltungssysteme.
Kortisolkonzentration und TIS waren in den dynamischen und 2-fach gemischten Gruppen positiv
signifikant korreliert. Das totale Aggressionsverhalten war in allen Gruppen positiv mit der AnstehFrequenz und –Dauer korreliert. In keiner der Gruppen konnte eine signifikante Assoziation zwischen
totalem Aggressionsverhalten und Kortisolkonzentration und TIS nachgewiesen werden.
Es konnten keine Unterschiede in der Fruchtbarkeit und Langlebigkeit festgestellt werden.
Hauptfaktor für Stress und Verletzungen waren Aggressionen bedingt durch Mischen der Tiere und
Rangeleien im Eingangsbereich des ESF bei rationierter Fütterung. Es machte den Anschein, dass
eine gute Bekanntschaft unter den Tieren die Sauen dazu ermutigte, auch nach erhaltener
Futterration in den ESF zu gelangen, was zu weiteren Kämpfen Anlass gab. Die Kortisol- und TISErsteller : Riccarda Ursprung
Datum : 31.08.2006
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Werte zu den unterschiedlichen Messzeitpunkten lassen vermuten, dass die Bildung von neuen
Gruppen den grössten Stressfaktor ausmachte.
Da die schwächeren Sauen den dominanten Tieren eher ausweichen, als die dominanten die
schwächeren angreifen, ist es wichtig, dass genügend Platz vorhanden ist, damit sich die Tiere aus
dem Weg gehen können. Als genügend wird ein Abstand von 4-5 Körperlängen erachtet. Da in
diesem Versuch die Platzverhältnisse für alle Gruppen gleich waren, stand den Tieren der statischen
Gruppe total weniger Platz zur Verfügung. Dies hat vielleicht die Chancen von niedrigeren TIS-Werten
verringert.
Nach den anfänglichen Aggressionen bildete sich eine neue Hierarchie, welche das Verhalten der
Sauen massgeblich beeinflusste. Die Stabilisierung einer Sauengruppe ist ein progressiver Prozess
und wird durch die Kompetition um die Ressourcen beeinflusst. In diesem Versuch wurden die Daten
über die Verletzungen am Tag nach dem Mischen und 14 Tage später gesammelt. Obwohl eine
Reduktion im Aggressionsverhalten erkannt werden konnte, waren die Gruppen am Tag 14 noch nicht
vollständig stabilisiert, wahrscheinlich, weil rationiert gefüttert wurde.
In grösseren Gruppen, wie hier in der dynamischen Gruppe, ist es für die Sauen schwierig, die
einzelnen Individuen zu erkennen und somit eine stabile Hierarchie zu bilden.
Die Tatsache, dass in kleineren Gruppen weniger um Rangordnungspositionen gekämpft werden
muss führte wohl zu niedrigeren TIS Werten in der statischen Gruppe. Auch die allgemeine Aktivität in
grösseren Gruppen war höher, was wiederum zu mehr Aggressionen führte.
Das Verhältnis zwischen neuen und ansässigen Tieren spielt eine grosse Rolle bezügliche
Aggressionspotential. Die ansässigen Sauen sind gegenüber neu eingegliederten Sauen dominant,
worauf diese sich isolieren und die Futterstation weniger häufig frequentieren und sich selten in deren
Nähe aufhalten. Da es ca. 3 Wochen dauert, bis sich Sauen in neuen Gruppen richtig durchmischt
haben und die Daten bereits 2 Wochen nach dem Zusammenführen gesammelt wurden, könnte dies
eine Erklärung sein, weshalb die neu eingeführten Tiere der dynamischen Gruppen sich nicht so oft im
Bereich des ESF aufhielten und weniger häufig in der Reihe standen.
Die meisten Verletzungen und Aggressionen traten in allen Gruppen auf, bis die Hierarchie erstellt
war. Anschliessend waren die meisten aggressiven Handlungen mit dem Fütterungssystem assoziiert.
Die Reproduktionsdaten waren für alle 3 Gruppen gleich.
Wie in dieser Arbeit gezeigt werden konnte sind Aggressionen während der Neugruppierung und
Rangeleien beim Eingang der Abruffütterung die wichtigsten Punkte, die das Wohlbefinden der Sauen
beeinflussen. Veränderungen in der Gruppengrösse und –Zusammensetzung allein können das
Wohlbefinden nicht beeinflussen. Bessere Buchtenaufteilung und Fütterungssysteme sollten erforscht
werden, um das Verhalten und somit Wohlbefinden positiv zu beeinflussen. Vermehrte Strohgabe
während der Neugruppierung sowie die Bildung von kleineren Gruppen, die anschliessend zu
Grossgruppen zusammengeführt werden wird empfohlen.
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Der Effekt von Gruppengrösse und –Zusammensetzung auf das Aggressionsverhalten
wurde erforscht.
Trächtige Sauen wurden in dynamischen, 2-fach gemischten und statischen Gruppen
von verschiedenen Grössen gehalten. Die Fütterung erfolgte über eine Abrufstation
(ESF).
Der totale Verletzungsscore (TIS) war bei den Sauen aus der dynamischen Gruppe
signifikant höher.
In allen 3 Gruppen war der Speichelkortisolgehalt gleich gross.
Die Anzahl aggressiver Aktionen war in allen 3 Gruppen positiv und signifikant
korreliert mit dem Anstehen am ESF.
Es gab keine Unterschiede betreffend Langlebigkeit und Zuchtleistung.
Der höhere TIS Wert und die geringeren nicht-aggressiven Interaktionen in der
dynamischen Gruppe weisen darauf hin, dass verglichen mit den anderen Gruppen,
das Wohlbefinden negativ beeinflusst wurde.
Ersteller : Riccarda Ursprung
Datum : 31.08.2006
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