Objektwahrnehmung und Gestaltgesetze

Werbung
Objektwahrnehmung und Gestaltgesetze
von Susanne Albrecht
Gliederung
1.
Das Problem der Objektwahrnehmung
1.1
Das Problem der Bilderkennung bei Computern
1.2
Wahrnehmung von Rätsel- und mehrdeutigen Bildern
1.3
Fragen zur Objektwahrnehmung
2.
Wahrnehmungsorganisation u. gestalttheoretische Erklärung
2.1
Anfänge der Gestaltpsychologie
2.2
Gestaltgesetze in der Wahrnehmung
2.3
Figur-Grund-Trennung
2.4
Heutige Bewertung des gestalttheoretischen Erklärungsansatzes
3.
Wahrnehmung als Konstruktionsprozess
Warum ist die Objektwahrnehmung ein Problem?
(1.1) Probleme der Bilderkennung bei Computern
1.
Der Computer muss zweidimensionale Darstellung in dreidimensionale Objekte umwandeln.
Problem: Zweidimensionale Darstellung 
viele dreidimensionale Objekte möglich
2.
Computer muss entscheiden, ob drei Linien, die zu einem Schnittpunkt zusammenlaufen, zum selben Objekt gehören.
3.
Er muss die Form von Objekten bestimmen können, auch wenn sie teilweise verdeckt sind.
(1.2)
Warum werden die Umrisse zu Bs gruppiert, wenn das schwarze Klecksmuster darübergelegt wird?
Warum fällt es den Menschen schwer, nachdem sie die Gesichter wahrgenommen haben, wieder zu ihrer anfänglichen Wahrnehmung von Felsen und Bäumen
zurückzukehren?
= Probleme, denen sich die Psychologen gegenübersehen, die die Objektwahrnehmung erforschen wollen
(1.3) Fragen zur Objektwahrnehmung
1.
Wie organisieren wir kleine Elemente zu einem größeren Ganzen?
Wie erkennen wir den Unterschied zwischen den Gegenständen und ihrem jeweiligen Hintergrund?
2.
Welche physikalischen Vorgänge sind nötig?
3.
Wie erkennen wir dreidimensionale Formen?
4.
Wie würde das Gehirn Objekte wahrnehmen, wenn es bei der Analyse der Netzhautbilder so vorginge wie ein Computer?
5.
Welche Rolle spielen Neuronen und ihre Signalverarbeitung bei der Objektwahrnehmung?
(2.1)
Wahrnehmungsorganisation: Gruppierung kleiner Teile zu einem größeren Ganzen
 Gestaltpsychologie:
-
als Reaktion auf Elementenpsychologie
Phänomen der Scheinbewegung
Scheinkonturen
Grundregel: „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.“
(2.2) 1. Prägnanzgesetz: Jedes Reizmuster wird so gesehen, dass die resultierende Struktur so einfach wie möglich ist.
2. Gesetz der Ähnlichkeit: Ähnliche Dinge erscheinen zu zusammengehörigen Gruppen geordnet.
3. Gesetz der fortgesetzt durchgehenden Linie: Punkte, die als gerade oder sanft geschwungene Linien gesehen werden, wenn man sie verbindet, werden als
zusammengehörig wahrgenommen. Linien werden tendenziell so gesehen, als folgten sie dem einfachsten Weg.
4. Gesetz der Nähe: Dinge, die sich nahe beieinander befinden, erscheinen als zusammengehörig.
5. Gesetz des gemeinsamen Schicksals: Dinge, die sich in die gleiche Richtung bewegen, erscheinen als zusammengehörig.
6.Gesetz der Vertrautheit: Dinge bilden mit größerer Wahrscheinlichkeit Gruppen, wenn die Gruppen vertraut erscheinen oder etwas bedeuten.
(2.3) Figur-Grund-Trennung
Eigenschaften:
- Figur wirkt „dinghafter“, einfacher im Gedächtnis zu behalten als Hintergrund
- Figur wird als vor dem Hintergrund stehend gesehen
- Hintergrund wird als ungeformtes Material gesehen, erstreckt sich hinter der Figur
- Konturen, die Figur vom Hintergrund trennen, scheinen der Figur zu gehören
Beeinflussung der Eigenschaften der Reize:
- symmetrisch geformte Bereiche Figur
- konvexe Formen eher Figur
(konvexe Formen setzen sich symmetrischen durch)
- kleinere Flächen eher Figur
vertikale oder horizontale Orientierungen Figur
- bedeutungshaltige Gegenstände mit größerer Wahrscheinlichkeit als Figur
(2.4) Heutige Bewertung
Einwände:
- Wirkung der Gestaltgesetze nicht immer eindeutig wie in Musterbeispielen
- Figuren lassen sich auf mehrere Weisen sehen  Welche ist „einfacher“? (Gesetz der Einfachheit : keine Kriterien für Einfachheit)
- Menschen haben komplexere Wahrnehmungseindrücke
- Erklärungen meist erst im Nachhinein
- Tendenz, eher zu beschreiben als zu erklären
(3.) Wahrnehmung als Konstruktionsprozess
Was geschieht beim Wahrnehmungsprozess im kognitiven System?
Wahrscheinlichkeitsprinzip (Helmholtz, 19. Jh.): Wir nehmen dasjenige Objekt wahr, das mit der größten Wahrscheinlichkeit die Ursache unserer jeweiligen
sensorischen Empfindung ist.
Hypothesentesten (Gregory, 1973): „Wir können uns vorstellen, dass sensorische Stimulation uns Daten für Hypothesen über den Zustand der äußeren Welt
liefert.“
Külpe (1904): Wahrnehmung hängt nicht nur von den Reizeigenschaften ab und wird von der Person aktiv beeinflusst.
Analyse der Augenbewegungen (Hochberg, 1971)
Herunterladen