1146759437456be19cada52

Werbung
Datum:
27. November 2006
Thema:
Rund um unsere Körpermitte
Häufige Magen-Darm-Proleme
Referenten:
Ass. Prof. Dr. Hubert Schwaighofer, Abteilung f. Gastroenterologie u.
Hepatologie an d. Medizinischen Universität Innsbruck
Dr. Fausto Chilovi, Primar der Abteilung für Gastroenterologie
des Sanitätsbetriebs Bozen
Der Magen und seine häufigsten Krankheiten
Der Magen ist ein Organ, das sowohl als Speicher-, aber auch als Verdauungsorgan fungiert.
Magensäure und Enzyme beginnen die aufgenommenen Speisen zu verdauen.
Der Magen schließt an die Speiseröhre, ein ca. 25 cm langes Organ, dass den Rachen und den
Magen verbindet, an, und geht dann in den Zwölffingerdarm über. Der Zwöffingerdarm ist der erst
Teil des Dünndarmes. Der Magen produziert in 24 Stunden ca. einen Liter Magensaft, mit dem
sowohl die Verdauung beginnt (Enzyme), aber auch die meisten Bakterien, die wir mit dem Essen
aufnehmen, abgetötet werden (Säure). Obwohl einige Substanzen wie zum Beispiel Alkohol
bereits im Magen absorbiert und in die Blutbahn aufgenommen werden, spielt der Magen für die
Nährstoffaufnahme nur eine geringe Rolle.
Mindestens 30% der Bevölkerung geben Beschwerden im Oberbauch an. Die meisten dieser
Beschwerden werden dem Magen zugeschrieben, aber in Wirklichkeit sind sehr oft auch die
Speiseröhre, der Zwölffingerdarm oder andere Oberbauchorgane für die Beschwerden
verantwortlich.
Die häufigsten Krankheiten die den Magen betreffen sind die Magenentzündung (Gastritis), die
Refluxkrankheit, Magengeschwüre und der Magenkrebs.
Im Jahr 1983 entdeckten zwei australische Wissenschaftler, Dr. Barry J. Marshall und Dr. J. Robin
Warren die Ursache für Magengeschwüre und Magenentzündungen. Ein Bakterium, dass die
Magenschleimhaut und den Zwölffingerdarm besiedelt, den Heliobacter Pylori. Für diese
Entdeckung erhielten die beiden Forscher im Jahre 2005 den Nobelpreis für Medizin. Diese
großartige Entdeckung erlaubt es Magengeschwüre und Magenentzündungen mit Antibiotika
ursächlich zu therapieren, und somit die Ursache der Schmerzen zu beseitigen.
Eine weitere Krankheit, die Refluxkrankheit, die Symptome wie unangenehmes Sodbrennen
verursacht, kann durch Veränderung des Lebensstiels, mit spezifischen Medikamenten oder auch
chirurgisch behandelt werden.
Als letztes der Magenkrebs, eine Krankheit die in der westlichen Welt immer seltener auftritt, aber
dennoch die furchteinflößendste der Magenkrankheiten bleibt. Sie kann nur durch endoskopische
oder chirurgische Eingriffe behandelt werden. Man muss jedoch betonen, dass die meisten
Veränderungen des Magens, aus denen sich ein Tumor entwickelt, mit einer hohen
Wahrscheinlichkeit bei regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen erkannt werden können und so die
Entstehung eines Magenkrebses verhindert werden kann.
Um die Diagnose bei Magenbeschwerden zu stellen müssen die Symptome beschrieben werden,
Röntgenuntersuchungen, endoskopische Untersuchungen, sowie Analysen des Magensaftes, die
Beweglichkeit von Magen und Speiseröhre und die Anwesenheit des Bakteriums Heliobacter Pylori
untersucht werden.
Der Verdauungstrakt
Im Verdauungstrakt wird die Nahrung in die einzelnen Bestandteile gespalten, in den Blutkreislauf
aufgenommen und die unverwertbaren Stoffe werden zur Ausscheidung vorbereitet. Aus der
Mundhöhle gelangt sie über die etwa 25 Zentimeter lange Speiseröhre in den Magen. Der Magen
dient als Reservoir für die Nahrung. Durch die Schleimhaut im Magen werden täglich 1-1,5 Liter an
Verdauungssäften, Schleim und Salzsäure abgegeben, die Nahrung ca. 1 Stunde vorverdaut und
auf den Weitertransport in den Dünndarm vorbereitet. Der Dünndarm weist eine Länge von 4-7 m
auf und setzt sich aus 3 Abschnitten zusammen. Der sich unmittelbar an den Magen
anschließende ca. 25-30 Zentimeter lange Teil wird als Zwölffingerdarm (Duodenum) bezeichnet.
Daran schließt sich der Leerdarm (Jejunum) und der Krummdarm (Ileum) an. Im Dünndarm
vollzieht sich der Endabbau der Speisen durch die Drüsensekrete. Diese werden teils in der
Darmwand selbst, teils von der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) und der Leber (Galle) gebildet.
Durch die Ausstülpungen (Zotten) des Dünndarmes wird die Oberfläche auf ein Vielfaches
vergrößert und die Bestandteile der Nahrung in den Körper aufgenommen. Die übrig gebliebenen
Nahrungsbestandteile und Wasser gelangen nun durch eine Klappe (Ileozökalklappe) in den
Dickdarm (Colon). Neben der Klappe sitzt auch der Wurmfortsatz (Appendix). Der Dickdarm
entzieht dem Darminhalt Wasser und Salze und dickt ihn zunehmend ein. Der Mastdarm (Rektum)
misst 15-20 cm und dient als Stuhlreservoir. Durch den Schließmuskel am Ende des Darmes
(Anus) wird die willkürliche Stuhlentleerung gesteuert.
Störungen und Erkrankungen des Darmtraktes
Dieses komplexe System kann zu einer Vielzahl von Beschwerden, Störungen und Erkrankungen
führen. Typische Symptome und Beschwerden des Darmtraktes sind Völlegefühl, Blähungen
(Meteorismus), Schmerzen, Stuhldrang, Durchfall (Diarrhö) und Verstopfung (Obstipation). Die
Ursachen dieser Beschwerden können Funktionsstörungen sein, die zwar in der Regel nicht
gefährlich sind, aber häufig sehr wohl eine Behandlung benötigen. Dieselben Beschwerden
können jedoch auch ihre Ursache in organischen und zum Teil auch gefährlichen Erkrankungen
des Darmtrakts haben. Nicht zuletzt können gefährliche Erkrankungen, wie z.B. der Darmkrebs,
jahrelang keinerlei Beschwerden machen und nur mittels Vorsorgeuntersuchungen rechtzeitig
erkannt werden. Alle genannten Beschwerden können plötzlich (akut) auftreten und häufig auch
wieder plötzlich verschwinden, oder sie dauern an, bzw. kommen regelmäßig wieder (chronisch).
Ein typisches Beispiel für kurzzeitige Beschwerden stellt der plötzlich einsetzende Durchfall bei
infektiösen Darmentzündungen (Enteritis, Enterocolitis) dar, die meist durch Viren (z.B. Rotaviren
bei Kindern) oder Bakterien (der typische Reisedurchfall in fernen Ländern) verursacht werden. In
schweren Fällen ist auch hier eine ärztliche (z.B. antibiotische) Behandlung nötig.
Funktionelle Störungen des Darmtraktes
Mögliche Ursachen dieser Störungen liegen in Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Die häufigsten
davon sind die Unverträglichkeiten von Fruchtzucker (Fruktose), Milchzucker (Laktose), Sorbit und
Histamin. Die Diagnose dieser Intoleranzen erfolgt heute mittels einfacher Atemtests. Eine
Sonderform stellt die Glutenunverträglichkeit (Zöliakie, Sprue) dar, bei der eine Allergie gegen ein
Protein vorliegt, das in vielen Getreidesorten vorkommt. Diese Erkrankung kann mittels eines
Bluttests und einer Probenentnahme aus dem Dünndarm durch eine Magenspiegelung
(Gastroskopie) diagnostiziert werden und erfordert eine lebenslange glutenfreie Diät.
Die weitaus häufigste funktionelle Störung ist jedoch der Reizdarm (Colon irritabile, RDS, IBS). Bei
einem Reizdarm handelt es sich um eine funktionelle Darmstörung, im Gegensatz zu den
organischen Erkrankungen. Häufige Symptome sind Völlegefühl, Blähungen, Wechsel von
Durchfall und Verstopfung oder nur Durchfall oder nur Verstopfung und zum Teil krampfartige
Bauchschmerzen. Bei sämtlichen Untersuchungen findet man keine krankhaften Veränderungen.
Der Reizdarm ist viel verbreiteter als chronisch entzündliche Darmerkrankungen. Zu Beginn der
Erkrankung ist es nicht immer einfach, einen Reizdarm von entzündlichen oder anderen
organischen Darmerkrankungen abzugrenzen. Im Krankheitsverlauf finden sich bei den Patienten,
die an einem Reizdarm leiden, allerdings nie krankhafte Laborwerte und auch alle anderen
durchgeführten Untersuchungen, einschließlich Darmspiegelung und Gewebsprobenentnahme,
sind komplett unauffällig. So ist die Diagnose eines Reizdarmes letztlich eine Ausschlussdiagnose,
nachdem organische Erkrankungen ausgeschlossen wurden.
Chronisch entzündliche Darmerkrankungen
Unter dem Oberbegriff der chronisch entzündlichen Darmerkrankung (CED, IBD) werden zwei
Erkrankungen zusammengefasst, der Morbus Crohn (MC) und die Colitis ulcerosa (CU).Beide
Krankheiten sind ihrer Ursache nach unklare chronische Darmentzündungen. Der Beginn beider
Erkrankungen liegt meist in der Jugend bzw. im jüngeren Erwachsenenalter. Der Krankheitsverlauf
und die Schwere der Erkrankung können sehr unterschiedlich sein. Sie verlaufen meistens
schubweise. Bei vielen Patienten gibt es neben Phasen mit hoher Krankheitsaktivität lange
Abschnitte relativer Gesundheit (Remission). Allerdings gibt es auch Patienten mit ständiger
Aktivität der Darmentzündung (chronisch aktiv). Beide chronisch entzündlichen Darmerkrankungen
können nach dem momentanen Erkenntnisstand durch medikamentöse Maßnahmen sehr gut
behandelt, jedoch nicht geheilt werden. Die Behandlung mit Medikamenten hat das Ziel, die
Entzündungsaktivität zu verringern, Rückfälle zu vermeiden und dadurch die Lebensqualität der
überwiegend jungen Patienten zu verbessern.
Darmkrebs
Dickdarmkrebs ist die zweithäufigste Krebserkrankung. Einer von 20 Menschen erkrankt daran im
Laufe seines Lebens. Je früher der Krebs erkannt wird, um so größer sind die Überlebenschancen:
Fast alle Patienten mit einem oberflächigen Schleimhautkrebs können dauerhaft geheilt werden,
dagegen leben nur wenige der Betroffenen mit Tumorabsiedelungen (Metastasen) länger als 5
Jahre. Da das heilbare Frühstadium bzw. der Darmpolyp als Vorläufer des Darmkrebs keine
Symptome machen, ist eine Vorsorgeuntersuchung unbedingt nötig. Ab dem 40. Lebensjahr sollte
eine jährlich ein Stuhltest auf unsichtbares Blut im Stuhl durchgeführt werden. Ab dem 50.
Lebensjahr soll alle 7-10 Jahre mittels Dickdarmspiegelung (Coloskopie) auf Krebs oder Polypen
untersucht werden. Diese Polypen, aus denen 90% aller Darmkrebsfälle entstehen, können
während der Spiegelung entfernt werden. Für Personen mit erhöhtem erblichen (familiären) Risiko
sollte die Dickdarmspiegelung bereits ab dem 40. Lebensjahr alle 7-10 Jahre durchgeführt werden.
Nähere Informationen:
Ass. Prof. Hubert Schwaighofer
Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie
an der Medizinischen Universität Innsbruck
Anichstraße 35, 6020 Innsbruck
Tel.: 0043/512/504-24019
e-Mail: [email protected]
Prim. Dr. Fausto Chilovi
Abteilung für Gastroenterologie ds
Sanitätsbetriebs Bozen
Zentralkrankenhaus Bozen, Lorenz-Böhler-Straße
5, 39100 Bozen
Tel.: 0471/908506
e-Mail: [email protected]
Herunterladen