2.1.1 Humanistisches Axiom

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
AAT 2007
Anti-Aggressivitäts-Training
„Globalisierung des Lebens –
Individualisierung des Ichs?“
aat-company  hamelner modell  Domeierstr. 6  31785 Hameln  Tel. 05151/23204
2
Gliederung
1.
Manual AAT 2007:
Therapeutische Antworten auf den globalisierten Lebensentwurf .................... 3
1.1 Die drei Ich-Killer der Globalisierung:
Automatisierung, Virtualisierung und Mobilitätsverpflichtung ..............................
7
1.2 Zeitalter der Aufmerksamkeit ..................................................................................
8
1.3 Jugendproteste im Westlichen Kulturkreis ..............................................................
9
1.4 Integration als „Holeschuld“? ................................................................................... 10
1.5 Sieben AAT-Essentials:
Das Gegenteil von Gewalt ....................................................................................... 12
1.6 Aktuelle Herausforderung für das AAT ................................................................ 14
2.
Modernes Anti-Aggressivitäts-Training:
Ein Induktiv-Deduktiver Paternoster .................................................................. 18
2.1 Philosophische Ebene .............................................................................................. 20
2.2 Einstellungs-Ebene .................................................................................................. 23
2.3 Interventions-Ebene ................................................................................................. 30
2.4 Die Evaluation zum AAT ........................................................................................ 33
3.
Zertifizierte Ausbildung als AGT-TrainerIn (Curriculum) ............................ 38
3.1 Ausbildungs-Angebot durch bfw (Kiel) .................................................................. 38
3.2 Ausbildungs-Kurzinfo ............................................................................................ 40
4
Resümee:
Friedensarbeit durch Ich-Optimierung .................................................................... 41
Literatur-Empfehlung
„Jeder Augenblick im Leben
ist ein neuer Aufbruch, ein Ende
und ein Anfang, ein Zusammenlaufen
der Fäden und ein Auseinandergehen.“
(Yehudi Menuhin)
3
Manual AAT 2007
1. Therapeutische Antworten auf globalisierte Lebensentwürfe
Globalisierte Welt bedeutet automatisierte Welt (Wegfall des menschlichen Anteils an der
Produktion), virtuelle Welt (Informationsüberflutung des Menschen und Allvergleichbarkeit
seines Ichs mit allen weiteren Ichs auf der Welt) und mobile Welt (Entwurzelung und
Geborgenheitsverlust). Die Entwicklung des Ichs (der Identität) eines „Kleinen Menschen“
ist in der globalilsierten Welt nicht einfacher: Er weiß nicht worauf hin er sich beruflich
entwickeln soll (Entfremdung von den Waren), er weiß nicht, welche Informationen wirklich
wichtig sind (Informationsüberflutung) aber er weiß, dass er „Seinen Platz“ sehr oft im
Leben wechseln muss. Früher wussten wir, dass wir an dem Ort, wo wir groß geworden sind
(Elternhaus) lange Zeit bleiben, in der Nähe leben und relativ oft zurückkommen konnten –
nun ist auch diese Gewissheit (Verwurzelung) porös geworden.
Der Mensch ist Architekt seines Ichs und Verwalter seines Ichs – Globalisierung erschwert
beides. Vor allen Dingen beeinträchtigt sie sein Verursachererleben: Ich bin der Verursacher
dieses Ereignisses oder dieses Effektes. Ich habe dies hervorgerufen, ich habe das bewirkt,
Solche lebenswichtigen und Ich-stützenden Wahrnehmungen und Überzeugungen (IchGewissheiten) hält die Globalisierung für den Einzelnen jetzt immer weniger parat- zumindest
in der realen Welt, in der sinnlichen Welt, in der Welt, wo er als Mensch mit seinem Körper
und seiner persönlichen Anwesenheit etwas verursachen will. Deshalb entsteht auch die große
Versuchung, in die irreale (virtuelle) Welt auszuweichen.
Gewaltbereitschaft als Folge von Ich-Diffusion: Nur die eine Wahrheit! Das SichZurückziehen in eine individuelle, von anderen nicht mehr überprüfbare, durch mich selbst
hoch zu lobende virtuelle (Spiele-) Welt, ist die schönste Form der Kompensation meiner
erlebten Wirkungslosigkeit, meiner erlebten Minderwertigkeit und letztlich meiner erlebten
Unwichtigkeit. Die andere Wahrheit bei der Entwicklung von Gewaltbereitschaft,
Aggressivität und Zerstörungswut heißt jedoch: Am besten gefallen mir Spiele, in denen ich
etwas zerstöre und töte, in denen ich das Blut anderer Menschen verspritze. Denn: Etwas
aufzubauen lohnt sich sowieso nicht, denn wer will überhaupt noch neue Dinge beklatschen,
wenn nicht mehr der Mensch sondern die Maschine produziert.
Etwas grandios zu zerstören (viele Menschen auf einmal wirkungsvoll töten) ist aber immer
noch wirksam: Hier schreien alle auf (Ich kann mir diesen Amoklauf nicht erklären!), hier
haben alle Angst und hier bewegen selbst die Politiker „ihren Arsch“, weil nun plötzlich das
„Unberechenbare“ auch in ihr Leben eintritt.
Wo steht ein wirksames Anti-Aggressivitäts-Training im Jahr 2007?
Immer noch da, wo es immer schon stand: Ein wirksames Verlieben von extravertierten
Körperkindern (schlägeraffinen Jugendlichen – vielleicht auch in Gangs) ist die beste
Prophylaxe gegen Amokläufe von introvertierten, dünnarmigen Kopfkindern (schießwütigen
Amokgymnasiasten).
Was hat das AAT in den letzten Jahren dazu gelernt?
Schutzbedürftig sind alle Jugendlichen, denn alle Jugendlichen müssen ihr Ich in einer
zunehmend entfremdeten globalisierten Welt entwickeln. Besonders schützbedürftig sind
offensichtlich aber männliche Jugendliche mit ihrem Allanspruch (die Familie als Mann
beschützen zu wollen), mit ihrem Lern- und Konzentrationsdefizit (langweilige Sachen mache
ich nicht, ich brauche neue Reize), mit ihrer Förderungsbehinderung (im Gegensatz zu
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Jungenprojekten gab es Mädchenprojekte in den letzten 20 Jahren zuhauf) und mit ihrer
Vereinzelung (das „Lonesome-Wolf-Syndrom“ trägt immer noch die „Identitäts-Matritze“
beim kleinen Jungen) und dies nicht zuletzt durch Abwesenheit eines gleichgeschlechtlichen
Verhaltensmodells (Jungs wachsen viel öfter bei alleinerziehenden Müttern auf als Mädchen
bei alleinerziehenden Vätern). Das AAT muss also insbesondere das überlaufende
Frustrationsvolumen bei kleinen Jungs (erst latenten und dann manifesten Schlägern)
beachten. Hier gibt es nun wieder „Zwei Sorten Mäuse“: Die introvertierten Kopfkinder mit
ihren dünnen Armen und die extravertierten Körperkinder mit der großen Fresse. Die ersten
zurückgezogen in ihrem Kinderzimmer und dann vor ihrer Spielekonsole – die zweiten
Herrscher der Straße, des Pausenhofes und später Türsteher in der Disko.
Die Kopfkinder haben letztlich zwei Feindesgruppen.
Die körperlich präsenten, gebräunten, muskelgestählten, „schlagfertigen“, den Schulunterricht
verweigernden, mädchenaffinen, gruppenfähigen und letztlich cleveren Abziehertypen auf der
einen Seite und die formalistische Erwachsenenwelt, die sich zu allen Jugendlichen abgrenzt
(das ist noch nichts für dich, geh erst einmal auf Dein Zimmer) auf der anderen Seite.
Erwachsene sind nicht nur Eltern und Lehrer, sind auch Nachbarn, sind die Wegschauer
insgesamt, sind die Verweigerer im Generationenvertrag, sind die, die nicht mehr das Mühleund Dame-Spiel und die Skatkarten oder die Mensch-Ärgere-Dich-Nicht Figuren herausholen
(wie ihre Eltern es noch mit ihnen getan haben) sondern die den Computer als
Informationsquelle und als „Spielfeld der Jugend“ stellvertretend zu ihrem eigenen
Präsenzauftrag instrumentalisieren. Die introvertierten Kopfkinder fallen erst einmal
überhaupt nicht auf (Ihre Wut, ihr Hass, ihre Zerstörungsbereitschaft, ihre Mordlust richtet
sich erst einmal nach Innen (gegen die eigene Person) und das als Bereitschaft, aber nicht als
konkretes Handeln nach Außen (Tötungsphantasien gegenüber den Körperkindern): Sie sind
eben gehemmt, wahrnehmungsstark, sensibel, intelligent, vergleichend, gedemütigt, gekränkt,
gerechtigkeitsfordernd, hilflos im manifesten Verhalten und grandios in ihren
Zerstörungsphantasien. Es sind diese Kinder, die gerne lernen würden, die den Eltern es recht
machen wollen, die dem elterlichen Auftrag (Lerne was, dann kannst du was) gerecht werden
wollen, die aber eins auf die Fresse kriegen, wenn sie eine Eins schreiben oder sich zu oft
melden: Die Körperkinder regieren ihr unmittelbares, direktes, sinnliches Umfeld. Deswegen
verpissen sich die Kopfkinder vor die Bildschirme und können da – erst einmal phantasievolle Rache üben.
Die Körperkinder sind auf den ersten Blick die „noch ärmeren Schweine“: Gerade die
„Besten“ von ihnen sind besonders frustriert, da sie spüren, dass sie eine hohe logische
Intelligenz, eine hohe physische Präsenz (Ausdauer, Muskelkraft, Kampfesfähigkeit) und eine
extreme Auffassungsschnelligkeit („Checker“, „Blicker“) haben und gleichzeitig in den
formalen qualifikationsorientierten Anforderungsprofilen (Schule, Beruf) als Loser, Verlierer
und Versager gehandelt werden. Die Differenz zwischen selbst wahrgenommener Begabung
(und dadurch selbst wahrgenommenem Status-Anspruch) einerseits und von der Gesellschaft
(external) zugeschriebenem Wert andererseits macht sie erst wütend – dann berechtigt diese
Differenzwahrnehmung sie zum umfassenden Rachefeldzug: Gegenüber der
Erwachsenenwelt und gegenüber den Strebern (Kopfkinder): „Euer Vater kann als
Unternehmer meinem Vater Vorschriften machen – wir werden euch doppelt und dreifach
einnorden, beherrschen, unterwerfen, ausbeuten und ängstigen: Euer Vater ist der Herrscher
im Unternehmen – wir sind die Herrscher auf der Straße, auf dem Schulhof und letztlich in
eurem Kopf: Ihr habt keine andere Wahl als Rückzug in eure angeblich so luxuriöse
Behausung.“
Wir haben bei den Kopfkindern also den „Inneren Amoklauf“: Erst Selbstaggression und
dann Fremdtötungs-Phantasien. Die Amokläufer sind immer die „verhinderten und
zurückgedrängten Streber, die absolute Ohnmacht in Allmacht (bis hin zur Macht über den
eigenen Tod und den Tod der vormaligen Unterdrücker) umwandeln. Die Erwachsenenwelt
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bekommt von dieser „inneren Hasswelt“ der Kopfkinder wenig mit: Die Erwachsenen
(Eltern, Lehrer, Nachbarn) leben in einer Parallelwelt: Die Kontaktfläche zu den Kids ist
gering – die Unkultur des Wegsehens und des Weghörens bei Erwachsenen ist zur Kultur
geworden. Hierbei haben die jetzigen Erwachsenen (in der beginnenden Globalisierung)
„vergessen“, dass Sozialisation eine einseitige Bringeschuld von den Erwachsenen zu den
Kids ist: Der Generationenvertrag läuft immer nur in eine Richtung: Deine Eltern geben dir
am Anfang Schutz, dann Orientierung und später Unterstützung in deinem Wachstum – du
gibst es ihnen als Kind nicht zurück, sondern du vermittelst genau das, was du an
„umfassender intellektueller und sinnlicher Abfederung“ bekommen hast, an deine Kinder
weiter. Das freut deine Eltern, weil sie sind die Großeltern von funktionierenden Enkeln.
Die jetzige (globalisierungsgeschädigte) Erwachsenengeneration ist die erste Generation, die
den direkten sinnlichen Kontakt zu ihren Nachfolgern verweigert: Das Mühle- und Damebrett
ist nicht abgeschubbert, die Skatkarten sind noch in der Originalverpackung, Fußball wird auf
dem Bildschirm gespielt, die Kommunikation mit den eigenen Kids findet über SMS statt.
Die Forderung im AAT-Manual 2007 an die Gebergeneration (Erwachsenen) lautet also: Du
hast eine formale Mission (als Politiker, als Kultuspolitiker, als Sozialpolitiker, als
Psychotherapeut, als Lehrer, als Jugendamtsmitarbeiter, als Richter am Familiengericht, als
Schulsozialarbeiter usw.) und jeder von uns hat zusätzlich eine persönliche Mission: Als
Elternteil, als Nachbar, als ganz normaler erwachsener Mitmensch für jedes Kind, was mir
über den Weg läuft.
Gründe für Gewalt? Genau diese: In der Kultur der Kinder kommt von uns Erwachsenen als
direkter Stimulus (in den Kopf, in das Herz, für den Körper) fast nichts bis sehr wenig an:
Jugendliche sind zu Selbstversorgern im Internet geworden. Hier holen sie ihre
Informationen, hier verdichten sie ihre Phantasien und hier motivieren sie sich zu ihren
eigenen Handlungsaufträgen. Globalisierter Internetzugriff ist dann auch ein
Selbstbedienungsladen für:
Infozugriff auf Adressen von Opfern
Waffenzugriff
Drogenzugriff
Zugriff auf Erpressungsstrategien (Schutzgeld)
Gangmobilisierung auch über Handy-Vernetzung
Video-Gewaltclip-Versendung usw..
Was heißt das für Anti-Aggressivitäts-Trainings und Gewaltprävention an der Schule?
In den letzten 20 Jahren wurde nicht nur für Mädchen sondern auch für Jungen Schulpflicht
definiert – ohne dass ihnen Schulsicherheit gegeben wurde (ca. 75% aller Opfer von
Körperverletzungen sind männlich). Schulpflicht ohne Schulsicherheit ist ein Vergehen der
Erwachsenengeneration (Eltern, Lehrer) an den männlichen Nachfolgern (an den kleinen
schulpflichtigen Jungs). Würden Gerhard Schröder oder Angela Merkel jemals einen Fuß ins
Kanzleramt setzen, wenn ihr Sicherheitsempfinden nicht durch angemessene
Securityleistungen für sie subjektiv verfügbar wäre? Ist ein kleiner männlicher Schüler
weniger wert als Gerhard Schröder oder Angela Merkel? Ist ein subjektives
Sicherheitsempfinden nicht genau so seine Sache wie dies bei den Kanzlern der Fall ist?
Müssen wir (ignoranten) Erwachsenen ihm seine Wahrnehmung, seine Unsicherheit, seine
Angst,
seine
subjektive
Verletzungsgefahr,
sein
Demütigungserleben,
sein
Unterwerfungserleben und seinen Kränkungsgrad absprechen? Dürfen wir überhaupt jemals
weinende Jungen zur Schule schicken, die Angst vor dem Schulweg und Angst vor der
Pausenzeit haben? Ist es nicht elitär, wenn wir sagen: „Die 45 Minuten im Schulunterricht
sind noch die sicherste Zeit im Leben eines Jugendlichen?“ Was sind wir für kinderfeindliche
„Forscher“, von deren Forschungsergebnis beim real lebenden Kind nichts ankommt? Noch
nicht einmal beim eigenen Kind ....
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Um Amok von Kopfkindern und um ständige Übergriffsbereitschaft von Körperkindern (als
Kompensation des eigenen mickrigen Lebensverlaufes) zu verhindern, sind Schulsecuritys –
starke, intelligente, emotional einfühlsame, gutmütige und bewunderungsfähige, akademisch
orientierte Bodybuilder - die idealen Ergänzer für das am Curriculum orientierte
Lehrerpersonal, das selbst um den „eigenen Arsch“ fürchtet und durch ständige Autoritätsund Verletzungsangst in den Burn-out getrieben wird, die Garantie für eine funktionierende
Schule in einer globalisierten Welt. Das Versprechen würde lauten: Weniger Sitzenbleiber,
weniger Schulschwänzer, weniger Leistungsverweigerer, weniger Meldeängstliche, weniger
„Einpisser“ bei guten Arbeiten und somit weniger Bedrohung von guten leistungswilligen
Schülern durch Schulverweigerer (die z.B. als Neuzuwanderer manchmal noch nicht einmal
die allgemeine Schulsprache beherrschen): eine Garantie für bessere Pisa-Ergebnisse und für
mehr Vertrauen innerhalb der Familie. Der Bruch in der Kommunikation zwischen den
Generationen und der Bruch in dem Vertrauen zwischen den Generationen (eben wegen der
zu geringen sinnlichen Kontaktflächen – der sinnliche Raum zwischen Vater und Sohn wird
kaum noch direkt besetzt) wird durch die Gewaltstatistiken nicht ausreichend abgebildet: Das
reale Gewaltaufkommen entspricht nicht den bekanntgewordenen Straftaten, die die
Grundlage statistischer Vergleiche sind. Die angezeigten Fälle sind bei allen Deliktgruppen
grundsätzlich um das Dunkelfeld (die tatsächlich stattgefundenen Fälle – das tatsächliche
Ausmaß an Opfern) zu ergänzen. Eine besonders große Differenz zwischen bekannt
gewordenen Fällen (und dies sind wahrlich schon genug) und tatsächlichen Fällen (dem
wirklichen Leid der zusammengeschlagenen männlichen Kinder und Jugendlichen) ist aber
gerade im Bereich des Deliktes Körperverletzung sehr viel höher als bei anderen Delikten,
denn: Das Körperverletzungsdelikt hat einen eingebauten Anti-Anzeige-Mechanismus: „Du
darfst alles tun, nur mich nicht anzeigen. Du weißt, das dass dein Tod wäre, du weißt, dass ich
dich dann richtig fertigmache. Du hast gespürt, was ich jetzt mit dir getan habe – das wird
sehr viel schlimmer für dich werden. Sei vernünftig und scheiß mich nicht an: Weder bei
deinen Alten noch bei den Paukern, noch bei den Bullen und schon gar nicht bei den Richtern
– sonst bist du richtig dran.“ Die (deutsche) polizeiliche Kriminalstatistik beinhaltet trotzdem
für sich genommen schon genügend Dramatik: Die bekannt gewordene
Körperverletzungsdelikte im Jahr 2004 (497 365) haben sich zum Jahr 2005 (517 377) noch
einmal um 4 Prozent gesteigert: 20 012 Menschen wurden noch einmal mehr verletzt,
gedemütigt, geschändet und in ihrem Lebensoptimismus zerstört. Abnehmende Tendenzen für
2006 oder für 2007 werden von den AAT-Trainern nicht erwartet – die Entkernung des Ichs
der Jugendlichen wird eher zunehmen – die Gewaltbereitschaft steigt weiter an. Der
Multiplikationsfaktor von den tatsächlich bekanntgewordenen Zahlen zu den tatsächlich
stattgefundenen Fällen verzeichnet auch noch einmal sein spezielles Wachstum.
Der Auftrag des Anti-Aggressivitäts-Trainings bei zunehmender Gewaltdynamik bezieht sich
trotzdem immer wieder auf den einzelnen Menschen (Tätermensch, Opfermensch). Aus
Sicht des Schlägers (und somit als therapeutischer Auftrag für uns Trainer) heißt das: Frieden
mit Dir kann nur entstehen durch Dankbarkeit für mein Zustandekommen - im Erleben des
Täters für sein Ich - und durch Dankbarkeit dafür, dass du parallel zu mir auf dieser Welt
lebst (Dankbarkeit für mich – Dankbarkeit für Dich). Durch Lobkultur und Geniepunktsuche
bei mir und bei Dir entsteht das Zielkonstrukt des AAT´s: Das Friedensambiente (Erarbeitung
der friedlichen Grundhaltung). Traurigkeit (zu wenig Liebe) und Ärger (zu wenig
Gerechtigkeit und Anerkennung) führen hingegen zu Empfindungen von Hilflosigkeit.
Hilflosigkeit mündet in Resignation (Nichtstun oder Zerstörung). Zerstörungsbereitschaft
wirkt sich lange Zeit – und bei manchen immer – in irrealer (virtueller)
Zerstörungsbereitschaft (Töten in der Phantasie) und bei einigen in realem
Zerstörungshandeln (verletzen, töten, Amoklauf) aus.
Was ist das Anliegen unserer Klienten? Was benötigt der kleine Schläger durch uns, durch
das AAT? Wie können wir dem Opfer von Unterdrückung (Angst) oder von Körperverletzung
(Verlust des gesamten Lebensmutes) therapeutisch „helfen“?
7
Wir müssen den Status des sich entwickelnden (männlichen) Kindes ernst nehmen und wir
müssen nachschauen, in wiefern der jetzige „Reale Gesamtstatus“ hiervon entfernt ist.
Diese Differenzbildung definiert unseren Auftrag im AAT. Bei jedem Jugendlichen ist der
Gesamtstatus aus verschiedenen Aspekten zusammengesetzt:
 Wissensstatus (kognitive Kompetenz)
 Gefühlsstatus (emotionale Kompetenz)
 Körperstatus (physiologische Kompetenz)
 Finanzstatus (konsumtive Kompetenz)
Das tägliche Training der einzelnen Statusanteile – gemäß dem individuellen Anspruch und
der eigenen Stolzhitliste werden die Schwerpunkte immer auf Vorgabe des Klienten (des
jugendlichen Ich-Inhabers) gesetzt – definiert den Weg ins stabile Ich.
Was heißt das für uns AAT-TrainerInnen? Wir müssen insbesondere den eigenen
Gefühlsstatus in die Balance bringen und somit unser eigenes Gefühlsbedürfnis (Bedürfnis
nach Geliebtwerden, nach Geborgenheit, nach Zugehörigkeit, nach Bewunderung, nach
Anerkennung, nach gegebener und erhaltener Gutmütigkeit) täglich befriedigen: Erst einmal
muss es mir als TrainerIn vom Herzen her gut gehen. Wann geht es mir gut? Wenn genau
diese Ansprüche von meiner Umwelt befriedigt werden:
 Mein Anspruch auf Gerechtigkeit
 Mein Anspruch auf Treue
 Mein Anspruch auf Ehrlichkeit
 Mein Anspruch auf Bewunderung
Werden die Ansprüche in der Trainerpersönlichkeit ausreichend abgedeckt – wobei diese
hohen Güter vom Leben immer nur in kleinen Dosen verschenkt werden und gerade wir
Trainer hier sehr bescheiden bleiben dürfen – haben wir das emotionale und soziale Volumen,
von unserem funktionierenden Ich etwas abzugeben: An die gewaltbereiten (Täter) und an
die gewaltzerstörten (Opfer) Klienten. Von Mitmensch zu Mitmensch. Dann ist der AATPaternoster auch 2007 erfolgreich unterwegs ...
1.1
Die drei Ich-Killer der Globalisierung
Auch in einer globalisierten Welt hat der Mensch den immer gleichen Auftrag: Er ist
Durchlauferhitzer der Evolution! Den Auftrag, als Architekt seines Ichs und als Verwalter
seines Ichs, die „80 Jahre“ seines Lebens zu verwalten, ist nicht auf eine andere Person zu
delegieren: Du hast nur über einen einzigen Menschen auf der Welt Macht – über Dich selbst;
das Training, das ein anderer in seinem Ich und mit seinem Ich durchführt, bringt dir keinen
Kompetenzzuwachs: Du musst schon selbst trainieren!
Die Erschwerung der Ich-Verwaltung durch Globalisierung lässt sich zur Zeit durch vier
Stichworte untermalen:
1. Informationsüberflutung, Virtualisierung (Diffusion im Ich)
2. Automation (Freistellung von der Arbeit / Produktionsauftrag)
3. Regionale Supra-Mobilität (Entwurzelung / Näheverlust)
4. Staatszerfall (Machtzuwachs bei Firmenkonsortien)
Fazit: Die „Klasse der Psychologen“ muss ein neues soziostrukturelles Design für
Gesellschaft und damit auch für individuelle Therapie (individuelle Wachstumsunterstützung
des einzelnen Ichs) kreieren :
8



Auflösung des doppelten Alimentierungsauftrags für den einzelnen Menschen
(Konsumalimentierung; Weralimentierung durch Castinggesellschaft).
Aufbau dezentraler (sinnlicher) Kollektive unterhalb der „globalen Oberfläche“
(Regionalisierung).
Aufbau neuer Verantwortungssysteme (Patenschaft durch Firmenkonsortium) nach
Staatszerfall.
1.2 Zeitalter der Aufmerksamkeit
1.2.1 Abfolge der Epochen
Das Geldzeitalter (Geld macht sexy) ist von der Informationsepoche (Wissen ist Macht)
abgelöst worden. Nun herrscht das „Zeitalter der Aufmerksamkeit“: Die Aufmerksamkeit,
die man einnimmt, ist das Maß für Erfolg und Reichtum und sie ist eine knappe, individuell
zu vergebene Ressource. Aufmerksamkeit ist das „Begehrteste Einkommen“ unserer Zeit.
Diese – jetzige Epoche – wird langsam vom „Zeitalter der Gen-Reproduktion“ überlagert und
dann abgelöst.
1.2.2 Aufmerksamkeitszufluss als „Persönliches Einkommen“

Jeder will mehr Aufmerksamkeit einnehmen als sein Nebenmann (Mitkonkurrent) und
strebt die Aufmerksamkeit des Gegenübers möglichst ungeteilt zu 100 Prozent an.

Die Aufmerksamkeitsökonomie bestimmt die Geldökonomie: Wem es gelingt,
Aufmerksamkeit im großen Stil einzunehmen und verzinste Aufmerksamkeit (auch im
Falle der persönlichen Abwesenheit) zu generieren, der wird ökonomisch belohnt. Wer
prägnante Reize ausstrahlt, kann im Verdrängungswettbewerb Aufmerksamkeitszuwachs
bewirken: Obwohl auch „Mehrfachbeschallung“ zugemutet wird, ist die
Aufmerksamkeitsspanne des abgebenden Individuums letztlich begrenzt.

Eingenommene Aufmerksamkeit als Wertmaßstab wird operationalisiert: Gütekriterien
können sein: Wie oft wird eine Internetwebseite besucht? Wie hoch sind die
Einschaltquoten einer Sendung? Wie hoch ist die Auflage einer Zeitung? Wie hoch ist der
Zitationsindex eines Wissenschaftlers? Wie lange verbleibt der Blick der Zuhörer?

Unser Selbstwertgefühl hängt von dem Ausmaß der eingenommenen Aufmerksamkeit
ab: Je mehr Aufmerksamkeitseinkommen um so mehr Selbstakzeptanz.

Wo jemand weniger Aufmerksamkeit zollen muss als er vom anderen einnimmt, besteht
ein asymmetrisches Machtverhältnis: Der Chef kann das Wort abschneiden und seine
Aufmerksamkeit abrupt entziehen – dem Untergebenen steht dies nicht zu.
1.2.3 Aufmerksamkeitsvergabe

Der einzelne muss immer genauer und immer schneller entscheiden, wem er seine
Aufmerksamkeit schenkt: Entscheidet er sich für eine Informationsquelle hat er Angst,
dass wichtige Inputs alternativer Quellen an ihm „vorbeirauschen“. Es entsteht ZappSucht.
9

Durch gezielte, vielleicht sogar inszenierte und akzentuierte Aufmerksamkeitsvergabe
lässt sich das Verhalten des Senders steuern: Der Empfänger erhält manipulative Macht
über das Verhalten des Senders (Referenten).

Aufmerksamkeitsaskese – bewusster Verzicht auf Teilnahme an der
Informationsaufnahme – ist die höchste Form von Luxus und die höchste Form der
Askese: Nur ein selbstbewusster oder vielleicht sogar selbstgefälliger, arroganter Mensch
leistet sich im Zeitalter der Aufmerksamkeit den Luxus, bewusst „mit sich selbst in
Klausur zu gehen“: Dies ist gleichzeitig die höchste Schutzfunktion des Ichs in dieser
Epoche.
1.3 Jugendprotest in West-Europa
Durch die Entfremdung von der Arbeit und durch die Automatisierung von
Produktionsprozessen wird der Mensch in seiner zentralen Wirksamkeit beeinträchtigt:
Das führt dazu, dass er sich zu wenig als Verursacher und als Hervorrufer lebens-wichtiger
Prozesse und Produkte fühlt.
Die von jedem Menschen gewünschte und benötigte Wertzuschreibung wird alternativ neu
geschaffen: Sie bezieht sich auf gegenseitiges Versichern, Akzeptieren, Unterstützen und
damit auch zumeist auf eine „gegenseitig gefälschte Identität“, d.h.: Ich sage Dir, dass Du in
Ordnung bist und Du sagst mir, dass ich in Ordnung bin. Wir können nicht mehr produzieren
sondern unsere Wirksamkeit nur noch im Zerstören erfahren. Dies ist für beide der einzig
verbleibende Weg.
Diese Situation erschwert sich um so mehr für Jugendliche, die aus Zuwandererfamilien
kommen: Sie haben Ökonomische Nachteile (Chancen für Geldeinnahme), Statusnachteile
(Lebensumfeld), Bildungsnachteile (Sprachbarrieren) und oftmals Stolzdefizite. Denn: Sie
verlassen Ihr Land, weil die „neue Heimat“ einen mehrfachen Zivilisationsvorsprung
signalisiert.
Das entstandene individuelle und das kollektive Unterlegenheitsgefühl führt zu extremer
Dissonanz, die nur durch Zerstörung „des strahlenden Sterns“ abgemildert und (bestenfalls)
ins Gegenteil umgekehrt werden kann.
So entsteht paradoxerweise ein völlig neues Werteempfinden: Gründe für das Abwandern
aus der alten Kultur werden plötzlich zu Gründen für ein neues Überlegenheitsgefühl. Das
objektiv Angestrebte (der Ort, wo ich hinwandere) wird subjektiv in kollektiver
Übereinstimmung mit den anderen „Chancenlosen“ diffamiert, verdammt und entehrt. Es
entsteht Abwertungssucht und generalisierte Feindseligkeit. Für den einzelnen Menschen
bedeutet das, dass derjenige, der bei sich selbst am wenigsten Grund sieht, Respekt von
anderen zu erhalten (weil er entweder individuell oder kollektiv noch nichts „Großes“
produziert hat) den größten Anspruch auf Respekt, auf Unterordnung und auf Unterwerfung
entwickelt. Zollt der eigentlich Beneidete mir aktiv Respekt, beweist er damit, dass mein
(wenn auch nicht unbedingt selbst ausgewählter) Lebensweg der höherwertige ist, auch wenn
dieser „Respekt“ durch infame Gewaltübergriffe erzwungen wird.
Auswirkungen dieser Ungerechtigkeitsempfindungen haben in vergangener Zeit immer
wieder zu organisierten Aktionen in Teilen von Europa geführt: z.B. zum Jugend-Protest in
den Vorstädten, der im Kontext einer „belohnungslosen“ Zeit zu Gewaltexzessen führt, die
euphorisieren, Größenerleben vermitteln. Letztlich entsteht ein Gefühl realer Autonomie im
Sinne einer „Persönlichen Unerreichbarkeit“: das Bedürfnis nach Unschlagbarkeit.
10
Auf gesellschaftspolitischer Ebene bedeutet dass, dass die zunehmende, komplexe
wechselseitige Abhängigkeit sämtlicher Produktionsfaktoren und ökonomischer
Einnahmegesetze die aufwandsfreie Entschädigung stärkt: Der Aktienindex steigt mit
zunehmender Entlassungsquote. Weltweit operierende Firmenkonglomerate ersetzen die
Staatsmacht. Die kollektive (Staats-) Ohnmacht generiert das Kontrasterleben durch „direkte
Macht auf der Straße“. Die stärkste Möglichkeit, die eigene evolutionäre Kraft zu spüren
kumuliert in dem Empfinden: Gewalt macht sexy ...
Dieses Lebensgefühl fokussiert sich in einem Motto: Ihr Vorstandsvorsitzende macht die
Gesetze der Entlassung – wir regulieren das Lebensgefühl Eurer Kinder. Denn: Die Straße
gehört uns, Ihr müsst Euch in Eure „Geschützten Käfige“ zurückziehen (Arm regiert Kopf).
Die Mittelschicht versucht noch, das Beste daraus zu machen: Die Helden der Unterschicht
werden als persönliche Schutzgeber, als „Securities“ von den Globalisierungsgewinnern
rekrutiert und somit als „Sklaven auf Zeit“ gekauft.
Der ständige körperliche und mentale Überlebenskampf führt zu einer nachhaltigen Stärkung
von Gewaltpotenz und Überlebenheitscleverness. Dies führt letztlich zu einem objektiven
Machtwechsel durch „Verschiebung des Angstmonopols“: Die konkrete Aktion ist stärker
als eine symbolisierte (staatliche) Strafandrohung. Die Geschichte hat uns bereits einmal
gezeigt: Der ständig trainierende Sklave verjagte Kaiser Nero aus Rom.
1.4 Integration als „Holeschuld“?
Für die einen ist es ein ewiges „Entweder Oder“; für die anderen ein deutliches „Sowohl als
auch“. Es gibt Thesen für die Behauptung, dass Integration erst einmal eine Bringeschuld des
Zuwanderungswilligen ist – es gibt Argumente für die andere Position, dass der
aufnehmenden Gesellschaft hier eine Holeschuld zukommt.
Fest steht, dass die Integration ein asymmetrisches und verstärkt einseitiges Geschehen ist:
Der Integrationswillige, der Bewerber um die „zukünftige Zugehörigkeit zu einer
Standortgemeinschaft“ (Wertegesellschaft) hat ein aktives Anliegen, das einer
„Bringeschuld“ entspricht. Der Integrationsgeber (Heimatgesellschaft) muss überlegen, unter
welchen Bedingungen er dem Antrag des Zuwanderungswilligen (Integrations-Antragstellers)
gewähren bzw. genehmigen möchte bzw. kann, ohne dass der Gütestandard (die
Qualitätskriterien) eben dieser Ausgangsgemeinschaft (Zuwanderungsziel des Antragstellers)
zu stark verändert, revidiert, modifiziert oder gar in Frage gestellt wird. Der Integrationsgeber
hat einen bewahrenden Auftrag (Qualitätssicherung) – der Integrationswillige hat einen
bewerbenden Auftrag (welche Zusatzqualitäten bringe ich ein, wenn ich aufgenommen würde
...?).
 Moralische Verpflichtung
Die moralische Verpflichtung der „Aufnahmequalifikation“ liegt immer beim Antragsteller:
Er ist der Bewerber, der seine „Bewerbungsunterlagen“ einreichen muss und der
aufnehmenden Firma (Zielnation) seine Vorzüge anpreisen muss, damit diese einen Sinn /
Nutzen in seiner Aufnahme sieht.
 Integrationsinteresse
Der Bringeschuld des Integrationsbewerbers (Antragstellers) steht der Prüfungsauftrag des
Integrationsgebers
(Infrastrukturschaffer;
Infrastrukturinhaber)
entgegen:
Wieviel
Energieverlust oder wieviel Qualitätsneutralisierung einerseits bzw. wieviel Synergie und
möglicherweise gemeinsamer Entwicklungsfortschritt entstehen aus einer möglichen
geplanten und letztlich genehmigten Aufnahme in das Ausgangssystem?
11
 Integrationsaufgaben
Sollte es zu einer Integrationsvereinbarung zwischen dem Bewerber und dem
Antragsgenehmiger kommen, ist neben der konkreten Erstprüfung (Aufnahmeprüfung) die
Begleitforschung (prozessuale Evaluation) in Bezug auf die tatsächlichen Verhaltensverläufe
und Handlungsergebnisse des Bewerbers sicherzustellen: War seine Bewerbung nur ein
„leeres Versprechen“ oder hält er aufgrund seiner eingebrachten Kompetenz tatsächlich die
fortlaufenden „Zahlungsverpflichtungen“ (gemessen in Energieeinheiten) ein? Welches
Abbruchkriterium gibt es zu einer Auflösung des Vertrages (Ausweisung aus dem Zielland)?
Welche prozessualen (rechtlichen) Verfahrensregeln sind zwischen den Verfahrensbeteiligten
(Integrationsbewerbern; Integrationsgeber) zu vereinbaren?
Der Respekt und die Achtung des um Zuwanderung bemühten Integrationsbewerbers gebührt
uneingeschränkt dem Integrationsgeber: Der Integrationsgeber (Verwalter des Ziellandes) hat
die gesamte Infrastruktur und damit die „Nutzungsfläche“ mit seiner Energie und der Energie
seiner Vorfahren erarbeitet. Der Integrationsbewerber möchte nun um die nachträgliche
Nutzung dieser Güter im Sinne einer Alimentierung nachsuchen. Von daher ist Respekt,
Würde und Hochachtung in Bezug auf die energetischen Vorleistungen des Ziellandes eine
der wichtigsten Dankbarkeitsvoraussetzungen (Wahrnehmungsgegebenheiten) des
Bewerbers: Er muss das Ausmaß des „alimentierten Mitnahmeeffektes“ für sich und seine
Familie erkennen, beschreiben und „anbeten“ lernen, damit zumindest diese
„Dankbarkeitsleistung“ für die Energievorausleister (abgebenden Systeme) spürbar wird.
Hierbei handelt es sich erst einmal um die einzige Refinanzierung der über Jahrzehnte /
Jahrhunderte vor-verauslagten Energie.
Sollte der Integrationsbewerber diese Begriffe von Respekt, Ehre und Dankbarkeitsgelöbnis
umkehren, d.h. seinerseits Respekt von den Gebern, in deren Land er sich freiwillig
hineinbewegen will abfordern oder vielleicht sogar von ihnen Unterwerfung, Gehorsam und
Ehre erwarten, handelt es sich um einen paradoxen Anspruch: Nicht der Integrationsgeber
„flüchtet“ aus seiner Heimat, sondern der Integrationsbewerber sieht einen qualitativen
Unterschied zwischen dem zu verlassenden Land (seiner Heimat) einerseits und dem
angestrebten Land (seinem Zielland, in das er sich integrieren will) andererseits: Hierbei
handelt es sich um eine selbständige Werteentscheidung und um eine freiwillige
Verhaltensentscheidung, die letztlich das Respektgefälle zwischen Bewerber einerseits und
Geber andererseits aus sich selbst heraus definiert.
Eine paradoxe Umkehrung dieses Respektbegriffes ergibt sich oftmals aus
Minderwertigkeitsgefühlen der Bewerber: Sie selbst spüren, dass sie zum Teil Jahrzehnte und
manchmal Jahrhunderte „Rückständigkeit“ (oftmals auch einer der Gründe für ihre freiwillige
Umsiedlung und ihr Integrationsbegehren) nicht aufholen können – dies führt zu
Selbstvorwürfen und Reduzierung im Selbstwertgefühl (sowohl individuell wie auch kollektiv
– bezogen auf die ganze Sippe bzw. bezogen auf die Herkunftsnation). Diese
Selbstwertminderung kann nur durch formale (niemals aber durch funktionale)
Unterwerfungsansprüche gegenüber dem „eigentlich überlegenen“ Individuum (Kollektiv)
ausgeglichen werden. Das Motto hierzu würde lauten: „Gib einem Menschen mit besonders
wenig Selbstwertgefühl besonders viel Lob für gerade geleistete niederschwellige kleine
„Erfolge“- er wird ganz langsam seinen Kompetenznachteil aufholen.“
Diese künstliche „Lobzuwendung“ ist ebenfalls eine Alimentierung der Geberländer
(Stammländer), in die die Integrationswilligen hineindiffundieren möchten. Beide (das
abgebende System als Zielland und das energieaufnehmende System als
Integrationsbewerber) sollten dieses „paradoxe Respektbedürfnis des Unterlegenen“ kennen,
um es rational einordnen zu können.
12
In der sozialpraktischen Realität erwarten die „Unterlegenen“ oftmals Respekt – sie meinen
jedoch „blinden“ Gehorsam, losgelöst von funktionalen Vorteilen und entsprechenden
Überlegenheitswahrnehmungen. Beispiel: Ein Vater, der alt, krank, geistig nicht mehr auf der
Höhe, kulturell und politisch wenig orientiert ist, erwartet hundertprozentigen und absoluten
Respekt von seinem Sohn – dieser Sohn schenkt dem Vater den abgeforderten Respekt
aufgrund von Liebe und Treue zu seiner Herkunftsfamilie; hierbei handelt es sich dann nicht
um Respekt vor der Kompetenz, sondern in Bezug auf absoluten Gehorsam auf Grundlage der
Herkunft und der familiären Treue. Dieser hundertprozentige Gehorsam führt dazu, dass der
Vater sämtliche Übergriffsrechte gegenüber dem Sohn (inkl. ins Gesicht schlagen usw.) vom
Sohn erhält – der Sohn ordnet sich diesem autoritären (funktional aber inzwischen nicht mehr
ernstzunehmenden) Vater zu hundert Prozent freiwillig unter.
Diese Unterordnung im Sinne einer Gehorsamsleistung wird dann von dem Sohn – der sich
seinerseits funktional dem Zielsystem (Land in das er hineinwandern möchte) unterlegen fühlt
– ebenfalls in gleicher „absoluter“ Weise abgefordert wir er dies seinem Vater auf der
formalen Ebene geschenkt hat.
Beispiel: Ich ordne mich meinem Vater zu absolut unter, er darf über mich bestimmen, er ist
mein „Gott“, ich zolle ihm Respekt (Gehorsam), weil er mir als Vater per Definition
überlegen ist. Da ich z.B. als Türke dem Deutschen per Definition überlegen bin, muss er mir
– genau wie ich es bei meinem Vater getan habe – zu hundert Prozent Respekt und Gehorsam
(Unterwerfung) zollen – bei Verweigerung habe ich das gleiche Recht, ihm ins Gesicht zu
schlagen (obwohl er gleichaltrig ist und ich nicht sein Vater bin) wie mein Vater bei
Verweigerung das Recht hätte, mir ins Gesicht zu schlagen.
Fazit: In der Integrationsdebatte fordert der, dem erst einmal wenig Respekt und kaum
Gehorsam gebührt, extremsten Respekt und Gehorsam ab. Der, der Respekt (auf der
funktionalen) Ebene abfordern dürfte – weil ja die anderen zu ihm zuwandern wollen –
fordert diesen Respekt für sich kaum ab. Dieser Zustand kann in der jetzigen Krisensituation
auch als das „Integrations-Respekt-Paradoxum“ zu beschreiben.
1.5 Das Gegenteil von Gewalt
Wo soll und kann zukünftig der Weg hingehen? Welche Konzepte liegen dem anvisierten
Zielkonstrukt – nämlich dem Gegenteil von Gewalt – zugrunde und vor allem, welche
Handlungsaufträge lassen sich für jeden einzelnen Menschen daraus ableiten?
Um Friedfertigkeit und Gewaltlosigkeit täglich zu leben, um als Architekt und Verwalter
seines Ichs die 80 Jahre auf der Welt zur persönlichen Zufriedenheit zu gestalten, sind
mindestens sieben philosophische, psychologische, friedensorientierte Lebenskonzepte auf
der Erkenntnisebene zu entwickeln und auf der Handlungsebene umzusetzen.
13
Das Gegenteil von Gewalt
Konzept
Handlung
1. Frieden
Friedensbereitschaft mit ihm. Frieden mit Ich demonstriere Vereinigungswillen mit
parellel auf der Erde anwesenden
allem Lebendigen: Anbeten.
Lebewesen.
2. Toleranz
Ich entwickle Ehrfurcht vor seinem
Lebensentwurf.
Ich zeige Interesse an seinem Weg:
Befragen.
3. Respekt
Ich habe Respekt vor seiner Identität, vor
seiner Person, vor seinem Ich.
Ich demonstriere Hochachtung in Bezug auf
„sein Profil“: Loben.
4. Dankbarkeit
Ich bin dankbar für seine
Anstrengungsbereitschaft und für die
Energievorleistungen, die er „in die
Umwelt gegeben hat“ und von denen ich
direkt oder indirekt mitprofitiere.
Ich bemühe mich um Anerkennung seiner
Mühe: Bewerten.
5. Treue
Ich empfinde Treue speziell zu den
Erkunden aktueller und früherer
Mitmenschen und Vorfahren, die mir mein Bemühungen: Forschen.
Leben und meinen Lebensweg ermöglicht
haben.
6. Willenskraft
Ich entwickle Willenskraft für mein
Aufbau eigener Kompetenz: Trainieren.
tägliches Training, für meinen Beitrag zur
Refinanzierung meines Lebens und des
Lebens anderer.
7. Versöhnung
Ich versöhne mich mit all den
Schwierigkeiten und Handicaps, die mein
Weg bisher für mich hatte und vielleicht
auch noch zukünftig für mich haben wird.
Ich versöhne mich mit mir.
Stetigen und eigenen Lebenssinn definieren
und eigene Lebensberechtigung nachweisen:
Aktualisieren.
Dem Anti-Aggressivitäts-Training liegen diese sieben Essentials als Inhalte, als
Trainingsaufgaben und als Ziel zu Grunde. Die Umsetzung scheint so abstrakt zu sein, ist aber
doch so einfach und effektiv ...
14
1.6
Aktuelle Herausforderungen für das AAT
Die wenigen manifesten Amoktaten („Äußerer Amok“) haben das Funktionieren des
„Helfersystems“ als Ganzes erneut in Frage gestellt.
In der Tat: Der tatsächliche Amoklauf – die Möglichkeit, so stark zu hassen, um alles um sich
herum und sich selbst zu zerstören – verweist auf eine große Gruppe verzweifelter
Jugendlicher, die sich in den “Inneren Amoklauf“ vor den Bildschirmen ihres
„Kinderzimmers“ verrannt haben. Das „Erblindete Helfersystem“ (früher: Hilflose Helfer)
wirkt erstarrt und wenig kundenorientiert (marktorientiert): Der Riss zwischen den
Auftragsbüchern der Jugendlichen (Entwickele dein Ich in einer nun global auf dich
zukommenden Welt) und den ermüdeten Erwachsenen (Wer kann diese Jugend noch
erreichen) fokussiert sich insbesondere im Rollenverständnis der Sozialprofis: Ermattet,
erschlafft, verständnislos und teilweise erblindet: Burnout innen und Burnout außen ....?
1.6.1 Amoktäter
Der immer wieder auftretende innere und sehr selten auftretende äußere Amoklauf von
Schülern bezieht sich insbesondere auf die „Introvertierten Kopfkinder“. Während der
vermummte, schwarz gekleidete und schwer bewaffnete tatsächliche Amoktäter (Umsetzer)
sehr früh kraft eigenen Entschlusses am Ende seines Lebensweges angekommen ist, findet der
innere Amoklauf oft nur im medialen Raum (umgesetzt auf der Tastatur und mit der Mouse)
statt.
Die Trennung der Jugendlichen in zwei Hauptdimensionen erlaubt eine bessere Verständnis
dieses Geschehens:
 Die „Introvertierten Kopfkinder sind die vorerst gutgläubigen und lernwilligen Schüler,
die der Erwachsenenwelt (Lehrern, Sozialarbeitern, Eltern) am Anfang noch
Glaubwürdigkeit und Autorität zuschreiben. Ihre Lernbereitschaft wird nicht immer von
der „versprochenen“ Aufmerksamkeit und Belohnung der Erwachsenen honoriert:
Oftmals wenden diese sich eher noch den verweigernden (verhaltensauffälligen) Kids zu.
Letztlich kommt es aus Sicht der „Introvertierten Kopfkinder“ auch zu einem
Verantwortungsbruch und Vertrauensverlust: „Die Erwachsenen nehmen nicht genau
wahr, sie greifen nicht wirklich ein, sie lassen mich im Stich und im Zweifel sagen sie:
Wir mussten uns damals auch selbst wehren.“ Letztlich werden die introvertierten
Kopfkinder sowohl durch die Nachlässigkeit der Erwachsenen im Schulbus und auf dem
Pausenhof wie auch durch die grenzenlose Radikalität der „Extrovertierten
Körperkinder“ bei deren Mission (Beherrscher der Straße, des Schulgeländes und der
Clubs) missbraucht und unterworfen: Sie müssen mit zwei übermächtigen
„Frustrationsquellen“ leben und müssen ihr kleines sich entwickelndes Ich hieran
ängstlich adaptieren.
 Die „Extrovertierten Körperkinder“ haben früh gespürt, dass sie weniger materiellen
und weniger akademischen Status haben als die Kopfkinder – es gibt auch keine Instanz in
ihrem Leben, die hier für Ausgleich sorgt; das müssen sie schon selber tun. Frechheit
siegt: Nur der Dreiste kann seine Dissonanz aus eigener Machtvollkommenheit auflösen:
Zu Ungunsten der Erwachsenen aber insbesondere zu Ungunsten der
gleichaltrigen/jüngeren Kinder und Jugendlichen. Zuerst noch nicht einmal organisierte
Kriminalität sondern vielmehr organisierte Kompensation führt zu extremer
Übergrifflichkeit (im Jargon der Erwachsenen: Verhaltensauffälligkeit), die letztlich
wenig Entwicklungsraum und wenig Spielraum für die ausgesuchten Opfer lässt.
Unterwerfung des Schwächeren zur momentanen Kompensation eigener Machtlosigkeit,
15
eigener Wertlosigkeit, eigener Hilflosigkeit und eigener Mickrigkeit: Die extrovertierten
Körperkinder setzen alles auf eine Karte – körperliche Stärke und ungebremste
Grenzüberschreitung.
Besonders gefährdet für „Inneren Amok“ und extreme phantasiegeleitete, virtuelle
Feindseligkeit sind also introvertierte Kopfkinder: Gehemmt, wahrnehmungsstark, sensibel,
intelligent, vergleichend, gedemütigt, gekränkt, gerechtigkeitsfordernd, hilflos im manifesten
Verhalten und „grandios“ in den Zerstörungsphantasien.
1. Der zurückgezogene Phantast:
Nur für sich – seine virtuelle Macht auskosten: Im Kinderzimmer erschießen sie mit
Killerspielen und Mörderspielen den fiktiven Gegner, dabei stellen sie sich das fette,
muskelbepackte, mächtige Körperkind vor oder den besserwisserischen Lehrer.
2. Der mediale Schauspieler
Das Kopfkind, das in aufmerksamkeitserheischender Weise Wirkung erzielen will, indem er
sämtliche Erwachsenen „in Aufruhr bringt“ und es schafft, dass sowohl die Schule von der
Polizei umstellt wird, als dass auch die Medien über seine potentielle Bedrohung berichten.
3. Der tatsächliche Umsetzer
Der tatsächliche Umsetzer, der die manifeste finale Schießgewalt auf sich nimmt und letztlich
vorher entscheidet, sich am Ende selbst zu töten.
Der Phantasierer hat kaum Kosten (keiner zieht ihn zur Rechenschaft), der Schauspieler hat
mittelhohe Kosten (bestenfalls wird er inhaftiert), der Umsetzer hat extrem hohe Kosten (er
bezahlt mit seinem eigenen Leben).
Im Rahmen der aufsteigenden Linie von Radikalität gehören ca. 90Prozent der frustrierten
Kopfkinder zu den Phantasierern, 9,9Prozent zu den Schauspielern und vielleicht nur
0,1Prozent zu den Umsetzern.
Das Problem der frustrierten Kopfkinder besteht in der großen Differenz zwischen eigenem
Statusanspruch (Idealselbst) und realem Gesamtstatus. Sowohl der Wissenstatus wie der
Gefühlsstatus, wie der Körperstatus, wie der Finanzstatus und auch der Geborgenheitsstatus
(geschiedene Eltern?) entsprechen nicht dem Anspruch an das eigene Leben ( an das eigene
Selbst).
Statusanspruch entspricht nicht dem realen Gesamtstatus:
 Wissensstatus (kognitive Kompetenz)
 Gefühlsstatus ( emotionale Kompetenz)
 Körperstatus ( physiologische Kompetenz)
 Finanzstatus (konsumtive Kompetenz)
 Geborgenheitsstatus (soziale Kompetenz)
Gefühlsstatus und sozialer Status (Bedürfnis nach Liebe) beinhaltet:
 Anspruch auf Gerechtigkeit
 Anspruch auf Treue
 Anspruch auf Ehrlichkeit
 Anspruch auf Bewunderung
Die fatale Fehleinschätzung der „frustrierten Kopfkinder“ besteht in der Annahme, dass fast
alle anderen Menschen auf der Welt im Gefühlsstatus besser vom Schicksal ausgestattet
werden – nur ich selbst werde um meine Erträge betrogen. Die Wahrheit lautet: Jeder Mensch
erhält nur 10 bis 20Prozent dieser Gefühlsgüter – kaum einer weiß, dass es dem anderen
16
genau so beschissen geht. Eine realistische Wahrnehmung der realen Verteilung dieser
Güter würde den Frustrationsgrad und damit die Gefährlichkeit der Kopfkinder reduzieren.
Gleichzeitig müssten sie mehr „Körpertraining“ (Selbstverteidigungskompetenz) von der
Erwachsenenwelt abfordern: „Erweitert Euer kopflastiges Curriculum“.
1.6.2 Defizitäres Helfersystem
Das Helfersystem hat den Zugang zu den extrovertierten Körperkindern – die keinen Zugang
zu ihrem intellektuellen Ich und zu dem zuerst eigenen und fremden Wachstumsauftrag als
„Ganzheitliche Person“ finden – und zu den introvertierten Kopfkindern - die sie schutzlos
im Regen stehen lassen – offensichtlich verloren. Schüler und Erwachsenen leben in
Parallelwelten. Impulse für die Sozialisation von Kids werden durch die Erwachsenenwelt
nicht befriedigt. Die aktuelle Anforderung an das Helfersystem lautet:
 Startet die Regionalisierung von „Sozialisationsbotschaften“ der Erwachsenen zur
Orientierung der Kids im „Sinnlichen Nahraum“.
 Stoppt die Unkultur des Wegsehens und des Weghörens bei den Erwachsenen.
 Erkennt, dass Erwachsene eine formale Mission (wir hier) und eine persönliche Mission
(als Eltern, Lehrer und Nachbarn) haben.
 Überwindet Euer Vermittlungsproblem: Der Sozialisationsauftrag ist zu allererst eine
Einbahnstraße von der Erwachsenenwelt zur Jugendlichenwelt.
Für die institutionellen „Sozialisationsräume“ – so z.B. für Strafvollzug,
Jugendfreizeitheimen, aber insbesondere Schule als verbindliches Vermittlungssystem von
der Erwachsenenwelt zur Jugendlichenwelt – brennen die folgenden Fragen auf den
(erwachsenen) Nägeln:
- Warum Schule ohne Schulsicherheit?
- Warum Schulpflicht ohne Schulfähigkeit (Sprachfähigkeit)?
- Warum Schulpflicht ohne Körpermandat für Schüler und Lehrer?
- Warum so viele Sitzenbleiber?
- Warum soviel Erpressung (anfangs noch wohlwollender, „guter“) Schüler durch
Schulverweigerer?
- Warum soviel Schüler-Burnout und Lehrer-Burnout durch knapp 10Prozent
extrovertierter Körperkinder?
Insgesamt gilt für die Sozialisationsräume: Je geringer der Freiheitsgrad des dort
„eingenordeten“ (jungen) Individuums, um so höher muss der Schutzauftrag der Institution
ausfallen.
Der homogene Elternbegriff findet in der Globalisierung immer weniger statt:
Elternschaft wird individualisiert (Alleinerziehende).
Elternschaft wird innerlich nicht mehr wahrgenommen (medikamentierte, alkoholisierte und
drogenabhängige Eltern).
Elternschaft wird abgesprochen (durch Überformalisierung der Systeme).
Elternschaft wird aufgelöst (Trennungs- und Scheidungsraten) und somit gilt:
Elternschaft ist für viele Kinder nicht mehr verlässlich.
Für diese „Restsummenbildung von Elternschaft“ gilt in Bezug auf die staatlichen
Institutionen aber trotzdem und letztlich um so mehr:
„ Wir haben unser Kind in die Fürsorge des Staates (Schule, Heim, Jugendstrafvollzug)
übergeben – die Fürsorglichkeit gegenüber unserem Kind wird jedoch wegen des fehlenden
Schutzverhaltens der Institution oftmals nicht eingelöst.
17
Für die Kunden (Ihr Ich entwickelnde Jugendliche) bildet sich das „Erblindete
Helfersystem“ in „verkommenden staatlichen Sozialisationsräumen“ ab: Die Einsamkeit des
Kindes/ Jugendlichen in einem verwahrlosten Erwachsenensystem.
Hierbei gilt zusätzlich: Je geringer der Freiheitsgrad des Individuums, um so höher der
Schutzauftrag der Institution: Im Jugendknast herrscht Verbüßungspflicht für den jungen
Täter, in der Schule herrscht Schulpflicht für die jungen Menschen – im Jugendfreizeitheim
oder auf dem Fußballplatz gibt es hingegen mehr Freiheitsgrade in Bezug auf des
Weggehenkönnens und somit zumindest eine Option auf passiven Schutz der eigenen Person
vor Kränkung, Unterdrückung und Beschädigung durch kompensative willkürliche und
brutale „Körperkinder“.
Allgemein ist auch den extrovertierten Körperkindern nicht geholfen, wenn die
Sozialisationsräume Übergrifflichkeit zulassen: Hierdurch wird die intellektuelle Verblödung
des einseitig auf den „dicken Arm“ setzenden Jugendlichen konserviert, kultiviert und
letztlich die Hilflosigkeit der Ich-Entwicklung auch und speziell „dieses Kindes“ in Kauf
genommen.
Nicht nur die tatsächliche körperliche Verletzung und das „tatsächliche Abziehen“ von
Eigentums sondern allein die oftmals allgegenwärtige Bedrohung (durch Blicke, durch
Gesten, durch singuläre Befehlsworte) zerstört den Entwicklungsraum für das junge Ich. Der
Neuankömmling im Jugendstrafvollzug muss in der ersten Nacht am Fenster Rapport über
seine Straftaten abgeben – er wird in den nächsten Wochen auf seine Glaubwürdigkeit
geprüft. Seine familiäre Situation wird von den „Anstaltsleitern auf Insassenseite“ (jungen
Herrschern der Subkultur) überprüft und bis ins feinste Detail „evaluiert“. Niemals darf eine
erlebte Bedrohung oder Unterdrückung im Strafvollzug von einem Neuankömmling oder
einem der vielen „körperlich chronisch Unterlegenen“ (Schwachen) mitgeteilt werden: Als
schwacher Knacki darfst du niemals Zeuge in eigener Sache sein, du darfst niemals
Verteidiger deines Ichs sein, du darfst niemals institutionelle Hilfe einholen: Als
„Anscheißer“ bist du bis zur letzten Minute deiner Strafverbüßung in das „Zusatzgefängnis
deiner eigenen Angst“ – doppelt – eingesperrt.
Für Schüler muss gelten: Keine Schulpflicht ohne Schulsicherheit.
Die Erwachsenenwelt muss ein Scannersystem für Bedrohung, Unterdrückung, Mobbing und
Psychoverletzung ihrer Kinder entwickeln: Blindheit muss aufhören. Sensibilität für
Entehrung und Respektlosigkeit (vor allen Dingen der Körperkinder gegenüber den
Kopfkindern) ist eine der vornehmsten Aufgaben von AAT-Trainings: Wir arbeiten weiter am
Täter – weiterhin vor allem im Auftrag der Opfer.
Die Erwachsenen müssen nach 60 Jahren pädagogischer Liberalität in einer „übergrifflichen
Welt“ nun endlich Flagge zeigen: Gegen Gewalt, die die Demokratie im Lebensraum ihrer
Kinder missbraucht. Demokratiemissbrauch bedeutet letztlich eine Radikalisierung der
Gutwilligen im Sinne einer sich einschleichenden Amokidee: Du bist hilflos, du bist der
Einzige, der diese Hilflosigkeit aus eigener Machtvollkommenheit überwinden muss.
Integrationshilfe bei männlicher Rollenaneignung sowohl bei den introvertierten Kopfkindern
wie bei den extrovertierten Körperkindern ist insbesondere durch den Einsatz „männlicher
Topmodelle (plus minus 20 Jahre) möglich: Hierdurch kann die Impotenz des Helfersystems
beim Schutzauftrag und beim Impulsauftrag für die Ich-Entwicklung überwunden werden.
AAT-TrainerInnen spüren den Kommunikationsbruch zwischen Kidswelt und
Erwachsenenwelt: Hochsportliche, hochintelligente, hochsympathische und hochattraktive
(hochpotente) junge Männer um die Zwanzig, die im Sinne eines „Boy.Scoutings“ in die
18
Sozialisierungsräume als „potente Sperrspitze der Erwachsenenwelt“ im Rahmen eines
vierphasigen Ablaufschemas beauftragt werden:
1. Boy-Scouting bei Zivis:
AAT-Trainer suchen optimale Rollenvorbilder.
2. Multiplikatorenseminar AAT für Schulsozialarbeiter, Gewaltbeauftragte der Schulen
(Lehrer) und Boy-Scouts durch AAT - Dozenten (Koordinatoren).
3.
Durchführung von Männlichkeitsseminaren für Körperkinder (extrovertierte
Unterdrücker) und für Kopfkinder (introvertierte Opfer) durch Boy-Scouts in Verbindung
mit AAT ausgebildeten Schulsozialarbeitern und Schulbeauftragten.
4.
Supervision und Evaluation im Sinne einer fortlaufenden Supervision und Evaluation
(Prä-Post-Test) durch AAT – Dozenten.
Die Erwachsenenwelt muss die „Körperkomponente“ von Sozialisationsaufträgen erkennen
und bedienen – ansonsten bleibt das Generationenband mehrfach durchtrennt und
zerschnitten: Wir ließen dann die „Körperkinder“ (mit ihrem Anfangs-Wachstumspotential)
und die „Kopfkinder“ (mit ihrer doppelten Dissonanz – bezogen auf brutale Gleichaltrige
und ignorante Erwachsene) im Regen stehen ....
2. Modernes Anti-Aggressivitäts-Training:
Ein Induktiv-Deduktiver Paternoster
Im AAT werden die Aufgaben der Trainer und der die Aufgaben der Teilnehmer in einem
"Deduktiv-Induktiven-Paternoster“ verzahnt: Der Trainer kommt von oben – der Teilnehmer
startet von unten. Am Ende des Vermittlungsprozesses laufen beide gleichförmig im Kreis:
Langsam holt der Teilnehmer den Trainer auf allen drei Ebenen (Philosophie, Psychologie,
Verhalten) ein. So zumindest die Vision. Die Aufgabe des AAT beim gewaltbereiten Klienten
lautet: Verändere das Identitätserleben des Täters vom Zerstörer-Ich zum Friedens-Ich. Es
gibt hierbei ein Ausgangsproblem, einen Interventionsauftrag und ein Ziel.
Ausgangsproblem
Interventionsauftrag
Ziel
Der Schläger hat ein Problem Der Ex-Schläger konstruiert
sein "Ich" und trainiert seine
in sich:
"Ich-Kompetenz":
Binnenproblem
Persönliche Kompetenz
Der Ex-Schläger ist
Architekt und Verwalter
seines Ichs:
Ich-Optimierung
Er projiziert und transferiert
dieses Binnen-Problem im
Rahmen eines ScheinKonfliktes auf einen anderen
Menschen, auf das Opfer:
Scheinbares
Zwischenproblem
Der Ex-Schläger ist als
Friedenscout (Mutiger
Pazifist) Vorbild und
Eingreifer bei
(gesellschaftlichen)
Deeskalationsanlässen:
Gesellschaftspolitisches
Aufgrund der vorhandenen
Kompetenz kann er solidarisch,
loyal, sozial, hilfreich und
friedlich soziale Regeln befolgen
und dem Kollektiv einen
"Mehrwert" schenken:
Soziale Kompetenz
19
Mandat
Der Täter muss immer zuerst Dankbarkeit für sein Zustandekommen, Respekt vor sich
Selbst, Wertschätzung für seine eigene Person (für seine Kompetenz, für seine Qualitäten)
und ein Ehrgefühl in Bezug auf sein eigenes Ich entwickeln, bevor er dies im Sinne "Sozialer
Kompetenz" an andere weitergeben kann.
Regel: Zuerst entsteht persönliche (emotionale, kognitive, physische) Kompetenz – dann
soziale (solidarische, loyale, weitergebende) Kompetenz. Das AAT besteht aus drei Ebenen,
die sich sowohl deduktiv (von der Philosophischen Ebene zur Interventionsebene) wie
induktiv (von der Interventionsebene zur Philosophischen Ebene) als durchlässig erweisen.
Die auszubildenden AAT-Trainer orientiert sich eher an einer deduktiven Didaktik – die zu
behandelnden AAT-Teilnehmer (Ex-Schläger) werden zuerst mit einer induktiven Didaktik
trainiert, um dann als Selbst-Coach eigenständig und aktiv lebenslang von den drei
„Paternoster-Ebenen“ zu profitieren
Induktiv-Deduktiver-Paternoster
Kreisprozess der AAT-Didaktik
Trainer-Sicht:
Täter-Sicht:
I
2.1
2.1.1
2.1.2
2.1.3
2.1.4
Philosophische Ebene
III
Humanistisches Axiom
Individuelle Menschenrechte
Persönliche Wachstumsverpflichtung
Nachweis der Lebensberechtigung
II
2.2
2.2.1
2.2.2
2.2.3
2.2.4
2.2.5
Einstellungsebene
II
Identitätskonstruktion
Kausalattribution
Lobkultur / Dankbarkeitstheorem
Machtstile
Emotionslehre
Deduktive
Didaktik
III
2.3 Interventionsebene
2.3.1 Phasen des AAT
2.3.2 Handlungsmodule
Induktive
Didaktik
I
Die drei didaktischen Ebenen - Philosophie, Psychologie, Intervention - entsprechen letztlich
(in AAT-Spezialdidaktik übersetzt) dem Ich-Optimierungs-Auftrag des normalen Menschen:

Die Intervention zur Verhaltensoptimierung und zur Verbesserung des alltäglichen
Handelns erlaubt, dass der Mensch konkretes Kontrollerleben "im aktuellen Moment" hat,
so dass er seine Verhaltensinstrumente und damit seine persönliche Kompetenz täglich
trainiert. Sie repräsentiert letztlich das "konkrete Leben" ...

Die Psychologie ermöglicht ständig verbesserte Erklärungsmuster für eigene
Beweggründe und für die Motive der Mitmenschen: Warum tue ich das, warum tut er
das ....?
20

Die Philosophie stellt Fragen nach dem übergeordneten Sinn, ohne dass sie finale
Antworten bereit hält. Die Art der Fragen an sich selbst und die Diskussion mit dem
zufällig zur gleichen Zeit und im gleichen Raum anwesenden Mit-Menschen vermittelt
das Gefühl von Lebensberechtigung, reduziert Angst vor dem Sterben und erlaubt Stolz
auf das Mensch-Sein: Der Mensch als einziges Wesen auf der Welt, das metaebenenfähig
ist, das über sich selbst und über seinen Lebensweg hinaus reflektieren kann ....
Diese drei Ebenen der Ich-Optimierung (Philosophie, Psychologie, Intervention) werden im
aktuellen AAT-Curriculum (Konzeptadaption: Manual 2007) konkretisiert: sowohl bezogen
auf den gesellschaftlichen Veränderungsauftrag (den das Kollektiv dem Täter gibt) wie
auch bezogen auf den persönlichen Veränderungsauftrag (der mehr und mehr vom Täter
selbst für seine eigene Ich-Entwicklung adaptiert wird).
2.1 Philosphische Ebene
2.1.1 Humanistisches Axiom



Selbstverantwortlichkeit
Aufklärung
Primär: Selbstcoaching
Sekundär: Solidarität/Beziehungsfähigkeit
Im "HUMANISTISCHEN AXIOM" wird die Selbstverantwortlichkeit des Menschen für
seine eigene Entwicklung, für seine persönliche Festlegung auf ethische und moralische
Normen und die direkte Verantwortlichkeit für die eigene Lebenszufriedenheit von der
"Kantschen Idee" abgeleitet: Du hast nur über einen einzigen Menschen auf der Welt
Macht: Über dich selbst.
Jeder Mensch kann sich in jeder Sekunde seines Lebensweges entscheiden: Bin ich eine Belohnung oder bin ich
eine Bestrafung für meine (menschliche) Umwelt? Dies gilt auch für den Täter!
In der Humanistischen Psychologie (Hutterer, 1998; Quitmann, 1996) ist der Wachstumsauftrag, den sich jeder
Mensch selbst stellt, die Grundlage des "Belohnungswertes" für sich und für andere. Wachstumshoffnung,
Willenskraft und Anstrengungsbereitschaft als Trainingsgrundlage für Kompetenzwachstum und letztlich
Wachstumswahrnehmung (wahrgenommener Funktionszuwachs) sind die "Garanten des guten Menschen":
"Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das
Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese
Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Erschließung und des
Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Zu dieser Aufklärung aber wird nichts
erfordert, als Freiheit; nämlich die: Von seiner Vernunft in allen Stücken öffentlich Gebrauch zu machen. Denn
jeder Mensch ist berufen, selbst zu denken" (Imanuel Kant, 1964, S. 53).
Das AAT ist von daher ein Animationsprogramm für die eigene Größe und danach für das Empfinden sozialer
Verpflichtung (Sozialkompetenz) als Grundlage des Gefühls von Geborgenheit (Gruppenzugehörigkeit).
Letztlich steht der Mensch auf zwei Fundamenten: Tägliches Training am Größen-Ich (gemäß der individuellen
Stolzhitliste) und tägliches Herstellen von Geborgenheitssicherheit.
Als Mitmensch bin ich in erster Linie für mein eigenes Wachstum zuständig. Erst nachdem ich meine "Batterie
mit Energie gefüllt habe" kann ich Strom (Coaching, Unterstützung, Solidarität) an andere abgeben. Das
"Humanistische Axiom" definiert als erstes die Beziehung (Verantwortlichkeit) vom "Ich zum Ich", dann die
Beziehung vom "Ich zum Du" und dadurch die Beziehung vom "Wir zum Euch". Beziehungsfähigkeit
entwickelt sich immer von Innen nach Außen. Denn: der wird hier als eigenverantwortliches Wesen definiert,
der in einer dualen Perspektive für sich Menschenrechte definiert und sie gleichzeitig dem anderen einräumt..
21
2.1.2 Individuelle Menschenrechte




Individualisierung des Menschen
Menschenwürde
Magna Charta; Franz. Revolution; Deutsche Aufklärung
Schläger-Ich als Menschheitsbedrohung
Die Idee der Unverletzbarkeit der individuellen Menschenrechte und damit die
"Individualisierung des Menschen" basiert mit ihren Eckpfeilern in der englischen Magna
Charta, in der französischen Revolution und in der deutschen Aufklärung. Nach diesen
Gedanken steht der Mensch im Mittelpunkt mit seinem Auftrag, sich selbst zu entwerfen und
seine eigene Existenz immer wieder neu zu versuchen. Diese neue, moderne Ordnung stellt
den einzelnen Menschen in den Mittelpunkt: Als konkrete Person, als Rechtsobjekt und als
Repräsentant seiner Gattung. Auf Grundlage der Allgemeinen Menschenrechtserklärung
der Generalversammlung der Vereinten Nationen vom 10. Dezember 1948 handelt es sich
um ein "Internationales Wertebekenntnis" als Grundlage aller aktuellen Zivilisationsideen:
Der Eigenwert des Einzelnen gegenüber dem Kollektiv ist unantastbar.
Das Curriculum des AAT basiert auf einer expliziten Werteverpflichtung in Bezug auf Menschenwürde und
Ich-Hoheit: Nicht das alte, faschistoide, menschenzerstörende und kompensativ-schlagende (tötende)
"Schläger-Ich" ist schützenswert, sondern das neu zu entwickelnde, auf Selbstachtung und Fremdachtung
basierende "Friedens-Ich" eines mutigen Pazifisten. Wer das alte Schläger-Ich schützt, schädigt sowohl den
Noch-Schläger (er versündigt sich weiter, er verhindert weiter sein Kompetenzwachstum, er hat weiter extreme
Selbstzweifel und Schuldgefühle, er mag sein eigenes Ich nicht mehr ansehen) wie die weiter von ihm
produzierten Opfer mit den entsprechenden Traumatisierungen (wenn es nicht zur Fremdtötung kam, dann eben
oftmals doch zu Selbsttötungabsichten und manchmal eben auch mit Selbsttötungstaten). AAT bedeutet eine
Befreiung des Schlägers von seinem Destruktivismus und ein "Freischalten seines persönlichen
Wachstumsprogrammes": Es bedeutet eine Befreiung der Gesellschaft von Feindseligkeit, körperlichen
Übergriffen und Zerstörungen und letztlich "Sozialkrieg". Es bedeutet insbesondere eine Befreiung der Opfer
von der Racheangst des Täters, der nach seiner "Ich-Wandlung" eher Opferlobby, Opferschützer (GuardianBody) und eigenständiger "AAT-Trainer" ist als - wie zuvor - Legitimationsstratege seiner eigenen globalen
Feindseligkeit. Kein Mensch benötigt den Schläger: Weder er sich selbst noch irgendeiner seiner zufällig
räumlich und zeitlich in seiner Umgebung lebenden Mit-Menschen...!
Das AAT2006 stellt den Aspekt von Menschenwürde in den Vordergrund: Wer zulässt, dass der Täter
weiterhin Mit-Menschen zerstört, schädigt die Person des Täters, so dass sich Selbstverachtung, Schuldgefühle,
Wachstumsblockade und destruktive Kompensationshandlungen perpetuieren. Er schädigt die Opfer mit ihren
Traumatisierungen (manchmal Selbsttötungsabsichten, manchmal Selbsttötungshandlungen) und er schädigt die
Gesellschaft, in der Feindseligkeit und im "Absprechen von Lebensberechtigung" des willkürlich ausgesuchten
Opfers eine allgemeine "Kriegs-Affinität" weiter schüren. Nicht das zerstörerische, alte Schläger-Ich" ist
schützenswert: Die Befreiung hiervon ist eine Grundforderung der Menschenwürde und der Achtung des
Lebendigen. Das Motto des AAT 2006 könnte von daher mit Rosa Luxemburg lauten: "Die Menschen machen
ihre Geschichten nicht freiwillig, aber sie machen sie selbst."
2.1.3




Persönliche Wachstumsverpflichtung
Mensch als Architekt und Verwalter seines Ichs
Vom Bestrafer zum Belohner
"Vorbehaltlosigkeit" als Wachstumsturbo
Dankbarkeit als Grundlage von Friedlichkeit
Durch die "Persönliche Wachstumsverpflichtung" hat der Mensch als Architekt seines
Ichs und später als lebenslanger Verwalter seines Ichs die Aufgabe, seine Talente
eigenständig zu trainieren. Verliebe dich in deinen Schweiß oder – als morgendliches
Imperativ für jeden einzelnen Menschen – "Quäl dich du Sau" – sind die ultimativen
Motivationssprüche. Durch ständige Wiederholung der Basisfähigkeiten verliebt sich der
Einzelne in seine Spezialbereiche (Spitzenpunkte in seiner Stolzhitliste), wodurch seine
22
Geniepunkte und sein Charisma nur durch die später mögliche freie Kombination der
Basics entstehen kann. Nur wer in sich selbst Kompetenz einlagert, kann diese auch an
andere weitergeben. Nur wer sich selbst trainiert, kann auch solidarisch, hilfsbereit, friedlich
und loyal zu seinen Mitmenschen (zum Kollektiv) sein Leben gestalten.
Vom Zerstörer zum Anbeter – Vom Bestrafer zum Belohner: Dies ist der Weg des Täters im AAT. Ein
"Verhaltensmodell" für diesen Weg ist in einer der großen Weltregionen in dem überlieferten Bild von Jesus zu
finden: Jesus als Revolutionär und Jesus als non-konformistischer Infragesteller überholter gesellschaftlicher
Normen, der durch sein direktives und sofortiges Handeln (Helfen), den hier gemeinten Prozesscharakter des
AAT vorwegnimmt und abbildet (vgl. Flusser, 1968; Wolff, 2002). Während der komplizierte Mensch – im
Gegensatz zu Einsteins Aufforderung "Mach eine Sache so einfach wie irgendwie möglich aber nicht einfacher"
– vorher Handlungsfolgen ausgiebig antizipiert, um dann doch nicht zu handeln, beurteilt ein effektiver Trainer
sein Verhalten während der Handlung. Sofort starten, sofort handeln, dabei weitere Informationen aufnehmen,
die Handlung prozessorientiert optimieren und die Ziele ständig korrigieren, ohne die Vision aus dem Auge zu
verlieren: Solange unterstützen wie meine Kraft reicht, dabei meine eigene Kompetenz steigern, schlafen und
am nächsten Morgen weitermachen ...
Der "Humanistische Vierschritt" auch im Sinne einer christlichen Grundgesinnung (vgl. Wehr, 2002) ist
letztlich Handlungsanweisung erst für den Trainer und später für den Ex-Täter, der als Co-Trainer
Verantwortung für Schwache (Opfer) übernimmt:
Der Humanistische Vierschritt:
Jesus als Vorbild




Hat gegeben, ohne zu zaudern: Schnelligkeit
Hat gegeben, ohne Unterschiede zu machen: Großzügigkeit
Hat gegeben, ohne zu fragen, warum: Bedingungslosigkeit
Hat gegeben, ohne zurückzufordern: Einseitigkeit
Bleib bei Dir, bleib Dir treu, trau Dir, geh voran, ohne Dein Handeln dauernd in Frage zu stellen. Letztlich
muss der einzelne Mensch den Geboten seines Lebensweges folgen, indem er seinen Auftrag zum Handeln
annimmt und ernstnimmt. Der Mensch kann sich durch überlieferte Bilder seiner Vorfahren und eben auch bei
charismatischen Vorbildern Orientierung holen – Umsetzer seines täglichen Auftrages ist immer nur er selbst.
Jede Handlung, die er verpasst, jede Entscheidung, die er hinauszögert, jede zeitliche Latenz, die er in Kauf
nimmt, jedes Grübeln, das seine Wirksamkeit reduziert, nimmt letztlich eine "Ausdünnung seiner
Lebensäusserungen" und führt damit (wenn es zu oft passiert) zur "Ausdünnung seiner Lebensspur. Kraft tanken
durch Ruhe und Genuss und – manchmal und oftmals sogar gleichzeitig und dabei – und das "Ausgeben von
Energie" und das "Produzieren von Wirksamkeit" kannst Du niemals auf Morgen verschieben, denn keiner von
uns weiß, ob er "das Morgen" erreicht.
Die drei Gebote Deines Weges
Du als Umsetzer
 Der einzige Mensch über den du Kontrolle hast, bist du selbst:
Gebot der Ich-Stärkung
 Der einzige Coach, der für dich und deine soziale Anbindung lebenslang
Verantwortung trägt, bist du allein: Gebot der Geborgenheitssuche
 Die Hoffnung auf einen Gott und die Hoffnung auf "ein Leben nach dem Tod",
gibt dir Zusatzkraft: Gebot der Hoffnung
Weil nach der Idee religionsorientierter (und hierbei religionsübergreifender) Mitmenschlichkeit Werte wie
Vorbehaltlosigkeit, persönliche Hingabe und bedingungsloses Helfen den Grundauftrag der Person
ausdrücken, ist darüber hinaus die Treue zur eigenen Herkunft und Abstammung aber auch das Verpflichten
der „Mitstreiter“ wichtiger Ausdruck der Ehrfurcht vor der eigenen "weggeschenkten" Energie und deren
Zustandekommen. Gleichzeitig ist dies aber auch eine Ehrerbietung an den Beschenkten, dessen
"Wahrnehmungsstärke" und Sensibilität durch das Geschenk animiert wird. Das "Konzept der Dankbarkeit" ist
von daher die Grundlage für Demut vor dem eigenen Leben, Demut vor dem Leben des anderen und somit
Demut vor dem Leben insgesamt. Erlernte Demut vor dem "Prinzip Leben" ist die einzige Friedensgarantie,
die der Ex-Täter dem Trainerteam geben kann (vgl. Ryan, 2001; Spangenberg, 2001). Das Erlernen von
Dankbarkeit ist von daher eines der zentralen lebensphilosophischen Kernaufgaben des einzelnen Menschen, um
seinen "Auftrag" erfüllen zu können.
23
2.1.4 Nachweis der Lebensberechtigung




Fließband des Lebens
Kontrollerleben
Das Ich als "Selbst-Bewertungsinstanz"
Mensch als sein eigener "Philosoph"
Durch den täglichen Nachweis der persönlichen Lebensberechtigung ist der Mensch sein
eigener Taktgeber und sein eigener Biograph in seinem Lebensverlauf. Der Mensch steht auf
einem Fließband, das in einem unerbittlichen Takt die zeitlichen und räumlichen
Begrenzungspfähle definiert: Jede Sekunde, die du dir selbst wegnimmst oder die ein anderer
dir stiehlt, wird nicht ersetzt. Du hast eine begrenzte Anzahl von Orten und eine begrenzte
Anzahl von Mit-Menschen, die dich in der Zeit, in der du dein Ich verwaltest, inspirieren und
fordern. Der Mensch hat in unterschiedlichen Lebensphasen unterschiedliche Aufgaben zu
bewältigen – nur er ist sein eigener Bewerter und nur er wird am Ende seine Bilanz schreiben.
Wer es nicht schafft, sich allmorgendlich nachzuweisen, dass es Sinn gibt, dass er auf dieser Welt als exklusives
Einzelwesen weiter existiert, der wird kaum die Kraft entwickeln, aufzustehen, an sich zu arbeiten und dann
einen "Effekt in der Umwelt" zu produzieren. Jeder Mensch muss jeden Tag – immer wieder aufs Neue – sich
selbst seine eigene Lebensberechtigung nachweisen. Dir wird nichts geschenkt – aber es ist schön, dass du die
Mittel hast, dir das erarbeiten zu können, was du als Wirksamkeitsinstrument für deine Ich-Zufriedenheit
benötigst.
Vom ersten bis zum letzten Atemzug probiert der Mensch, Kontrolle über seine direkte sinnliche Umwelt durch
von ihm entwickelte und "lebenslang trainierte" Instrumente (persönliche Funktionen, Kompetenzen)
herzustellen und zu erleben (vgl. auch Lange, 2001). Er entwickelt so genannte "Wenns" (Einflußmöglichkeiten,
Kontrollmöglichkeiten), um so genannte "Danns" (Ergebnisse, Konsequenzen), die ihm Angst nehmen oder die
ihm Bedürfnisse befriedigen, zu erreichen. Die persönliche Sicherheitszone (Einen-Meter-Abstand um den
eigenen Körper), das eigene Verursachererleben (Ich und speziell Ich habe diesen Effekt hervorgerufen) und die
Attributionsmöglichkeit, Einfluss und Macht über "die Dinge in der Welt" entwickeln zu können, führt
wiederum zu einem Gefühl von Selbstzufriedenheit, Selbstakzeptanz, Stolz auf das eigene Ich und Sinnerleben:
"Es gibt Sinn, dass Ich und gerade Ich auf der Welt bin. Ich habe einen bestimmten Auftrag und einen
bestimmten Platz, den ich durch eigenes Training und eigene Anstrengung besetzen und optimieren kann." Die
Exklusivität des eigenen Ichs, die Unverwechselbarkeit und vielleicht auch der lebenslange Auftrag (IchMission) werden in den verschiedenen Entwicklungsebenen spürbar und durch Kontrollerleben auf die eigene
Person als "Zentrum des Bebens" reattribuiert". Während der gesamten Lebens-Zeit wird so immer wieder der
aktuelle Beweis zu erbringen sein: „Warum gibt es Sinn, dass gerade Ich auf der Welt bin – Wem hilft es, wem
schadet es?
2.2 Einstellungsebene
2.2.1 Identitätskonstruktion
Hat das Warten denn nie ein Ende ...? Die ideale Konzeption eines Menschenlebens besteht
zu 10% aus der Vergangenheit (durchlebte Stationen), zu 75% aus der Gegenwart (Aktion)
und zu 15% aus der Zukunft (Hoffnung).
Treue, Gerechtigkeit und Ehrlichkeit definieren den Anspruch des menschlichen Lebens als
"Durchlauferhitzer der Evolution": Du übernimmst den Staffelstab von deinen Vorfahren, du
trägst ihn ein Stück des Weges und du übergibst ihn an deine Nachfahren. Mehr nicht? Mehr
nicht!
Handlung
Zeitraum
Anspruch
Rückblick
=
Vergangenheit =
Treue
Aktion
=
Gegenwart
=
Gerechtigkeit
Hoffnung
=
Zukunft
=
Ehrlichkeit
24
„Dissonanzen“ erlebt ein Mensch, wenn seine Erwartung, also sein Anspruch an eine Person
oder an eine Situation unrealistisch (zu hoch) ist.
Oftmals glaubt der Mensch aufgrund seiner naiv-optimistischen Grundhaltung, dass er diese drei Dinge im
Leben grundsätzlich erwarten kann:
1. Treue
als Verbundenheit mit den durchlebten Lebenssituationen (Blick auf Vergangenheit)
2. Gerechtigkeit
als adäquate Refinanzierung von „Energie-Aktionen“ (Aktion in der Gegenwart)
3. Ehrlichkeit
als verläßliche, verbindliche Absprachen für „Morgen“ (Hoffnung auf Zukunft)
Das tatsächliche Aufkommen (die „Einnahme“) dieser „Sozialen Güter“ ist oftmals geringer als sich der
Mensch dies erhofft. Der Mensch ist also enttäuscht und glaubt, dass ihn und nur ihn das Leben ungerecht
behandelt als dies bei seinen Mit-Menschen der Fall ist. Je öfter er solche Enttäuschungen über das Ausbleiben
von Verbindlichkeit, Gerechtigkeit und Ehrlichkeit erlebt, um so mehr hadert er mit dem Gesamtleben (mit dem
Schicksal, mit Gott, mit dem Prinzip der Lebendigkeit). Irgendwann hört der Mensch dann auf, diese ihm so
wichtigen Dinge zu erwarten, er resigniert, er „schmeißt alles hin“ und er verweigert sich nun seinerseits:
seinem Leben.
Vorschlag: Sehe den Erhalt der erhofften Dinge (Verbindlichkeit, Gerechtigkeit, Ehrlichkeit,) als Ausnahme an:
In 90% der Fälle bekommst Du sie nicht – in 10% der Fälle vielleicht. Wenn Du sie bekommst, sage einfach:
„Ich habe gar nicht mehr damit gerechnet, dass es so etwas wie Treue, Gerechtigkeit und Ehrlichkeit gibt – nun
habe ich sie heute erhalten und es ist wunderbar. Ich bedanke mich. Ich weiß, das ist eine Ausnahme. Ich weiß,
das ist eher zufällig. Ich weiß, ich hätte es eigentlich viel öfter verdient, aber wenn ich es denn mal wie jetzt
gerade erhalte, bin ich glücklich, weil es das eher „unwahrscheinliche Ereignis“ ist.“
Das Geheimnis der Nicht-Depression liegt also darin, dass Du das Nicht-Eintreten dieser drei wichtigen Güter
als das normale Ereignis erwartest. Tritt es ein, ist es die erfreuliche Ausnahme – bleibt es aus, ist es
Standard.
Die Erwartung von Treue, Gerechtigkeit und Ehrlichkeit sollte also maximal bei 10 Prozent liegen. Dies gilt für
alle Menschen. Warum sollte gerade ich eine Ausnahme sein? Warum soll ich so anmaßend sein, etwas zu
erwarten, was „nicht-normal“ ist. Warum sollte ich von diesen positiven Gütern mehr bekommen als andere
Menschen? Warum sollte ich so arrogant und unmäßig sein, mehr zu erwarten? Was gibt es für einen Sinn, wenn
ich mehr als 10% erwarte und dann am Ende enttäuscht, hadernd, depressiv und aggressiv werde?
Das Problem des „Enttäuschten“ kann man also in einem „Drei-Schritt“ beschreiben:
1. Zu hohe Erwartung
2. Enttäuschung (Dissonanz) und Hadern mit dem Schicksal
3. Resignation, Depression, Apathie und Zerstörungswünsche (Ausstieg aus dem eigenen Leben).
Die Veränderung der Wahrscheinlichkeitsannahme in Bezug auf die gute Behandlung durch meine
Mitmenschen und „das Leben“ ist der Schlüssel, um eine tragfähige und „lebbare“ Identitäts-Konstruktion zu
erhalten.
Wann ist sie tragfähig? Wenn die übergeordnete Gewinnerwartung (Gesamtgewinnerwartung) in einem
umfassenden Sinn erreichbar erscheint und täglich immer wieder durch mich selbst aktualisiert werden kann.
Die Versöhnung mit dem eigenen Ich, die Versöhnung mit meinem Lebensweg, die Versöhnung mit meinem
persönlichen Auftrag (meiner Lebensmission), also die „Lebbarkeit meines durch mich verwalteten Daseins“ ist
keinesfalls gleichzusetzen mit einer Konsumerwartung (Genusserwartung):
Leistung =
vorbehaltlos maximieren
Konsumhoffnung =
radikal reduzieren
Konsum =
nachhaltig genießen
Treue erbringen, Gerechtigkeit schenken und Ehrlichkeit durchhalten: Das ist meine Leistung, die ich zu 100
Prozent geben kann (vorbehaltlos maximieren). Kein Mensch auf der Welt kann mich davon abhalten – auch
keine Enttäuschung durch das Leben oder durch irgendeinen meiner Mit-Menschen kann verhindern, dass ich
diese Leistung so lange wie ich wach bin (so lange wie ich lebe) in dem mir möglichen maximalen Umfang
abliefere: Dies kostet keine Kraft – dies gibt mir Kraft. Dies gibt mir das Gefühl von Erhabenheit, von Potential,
von Wirksamkeit, von Lebendigkeit und somit letztlich von Lebensberechtigung. Die Konsumhoffnung muss ich
25
radikal reduzieren: Will ich Treue konsumieren, will ich Gerechtigkeit konsumieren und will ich Ehrlichkeit
konsumieren wird mir das wahrscheinlich auf dem gesamten Weg des Lebens nur zu „10 Prozent“ meiner
ursprünglichen (naiven) Erwartung zuteil werden – ich sollte die Hoffnung aus eigener Kraft von vornherein
selbst angleichen. Ist es denn aber so, dass ich eines oder zwei oder gar alle drei dieser „höchsten mentalen
Güter“ konsumieren darf (das mir Treue / Gerechtigkeit / Ehrlichkeit zuteil werden), dann darf, muss und soll ich
diese Situation nachhaltig genießen. Denn: Es kommt ja nicht so oft vor. Ich muss darauf ja manchmal „bis zum
Abwinken“ warten. Hat denn dieses Warten nie ein Ende? Nein. Zum Glück nicht ...
2.2.2 Kausalattribution
Ein bestimmtes Ereignis (z.B. eine Handlung) liegt vor. Nun geht es darum, die Gründe
hierfür zu erklären. In der „Kausalattribution“ wird danach gefragt, ob die Gründe
(Verursachung) in der handelnden Person liegen, oder ob die äußeren Umstände (die
Situation) für das Zustandekommen dieses Ereignisses ursächlich sind?
Anders herum: Wenn eine Person handelt, kann man auch fragen, ob die Motive eher internal
(Absicht) oder eher external (durch die Situation angeregt) begründbar sind. Liegt der
Ursprung einer Handlung in der Person oder in der Situation? Äußere Beobachter neigen
häufig dazu, das Handeln einer Person durch ihren Charakter (internale Faktoren) zu erklären
– die Person selbst neigt hingegen meistens dazu, ihr eigenes Handeln durch
Situationszwänge (externale Faktoren) zu begründen.
Die „Attributions-Theorien“ versuchen also zu erklären, wie eine Zuordnung von Ursachen zu beobachteten
Ereignissen geschieht – „Attributionale Theorien“ hingegen beschäftigen sich mehr mit den Konsequenzen für
das weitere Verhalten, nachdem Menschen Ursachen für ein bestimmtes Ereignis gefunden haben.
Wenn man erklären will, welche Ursachen Menschen „finden“, muss man auf drei verschiedene
Informationsarten schauen:
1. Distinktheits-Information
2. Konsensus-Information
3. Konsistenz-Information
1.
2.
3.
Wenn ein niedriger Konsensus vorliegt (nur diese Person zeigt eine spezielle Reaktion) wird die Person
selbst als „unnormale Bedingung“ identifiziert, die dieses Ereignis verursacht hat.
Liegt eine hohe Distinktheit vor (erzeugt nur dieser eine spezielle Umweltreiz ein bestimmtes Ereignis),
wird dieser Stimulus als „unnormale Bedingung“ (als Ursache für das betrachtete Ereignis) eingeordnet.
Liegt eine niedrige Konsistenz vor – müssen extrem viele unterschiedliche Aspekte zusammenkommen,
um ein unerwartetes Ereignis ursachenmäßig zu erklären – wird eben diese Konstellation als „unnormale
Bedingung“ (spezielles Ursachendesign) erlebt.
Attribution (Zuschreibung) von Ursachen zu beobachteten Ereignissen verläuft auf drei Ebenen (ist über drei
Dimensionen zu beschreiben:
1. Personabhängigkeit (internal / external)
2. Stabilität (stabil / instabil)
3. Globalität (global / spezifisch)
Personen, die z.B. ein negatives Ereignis (mein Freund hat mich verlassen) mit internalen, stabilen, globalen
Gründen (Faktoren) erklären, neigen dazu, ein schlechtes Bild von sich selbst (z.B. in Bezug auf die eigene
Geschlechtsrollen-Attraktivität) zu haben.
26
Schaubild
Ereignis: Mein Freund hat sich von mir getrennt
Personabhängigkeit
Internal
Stabilität
Stabil
External
Instabil
Stabil
Instabil
Global
Ich bin für
Männer
unattraktiv
Was ich sage,
langweilt die
Männer manchmal
Männer verhalten
sich aggressiv
gegenüber intelligenten Frauen
Männer geraten manchmal
in schlechte
Stimmung
Spezifisch
Ich bin
für ihn
unattraktiv
Was ich sage,
langweilt ihn
Er verhält sich
aggressiv gegen
Frauen
Er war in
schlechter
Stimmung
Globalität
Dieses dreidimensionale Klassifikationsschema führt letztlich dazu, dass man persönliche Attributionsstile von
Menschen in unterschiedlichen Lebenssituationen (zur Erklärung unterschiedlicher Ereignisse) oftmals als stabil
erlebt: Man spricht auch von „persönlichen Attributionsvorlieben“.
Ein bekanntes Beispiel aus der Leistungsmotivation sind die beiden „Erklärungsstile“:
1. Hoffnung auf Erfolg
2. Furcht vor Misserfolg
Menschen mit Hoffnung auf Erfolg beziehen kleine Fortschritte (z.B. beim Weitsprung) auf ihre Begabung
(internal stabil) und auf ihre Willenskraft (internal instabil) und schreiben sich in globaler Weise zu, dass diese
Eigenschaften früher oder später (wenn man niemals aufgibt und sich über jeden kleinen Fortschritt freut) sowie
auch der Gesamterfolg (das angestrebte Ergebnis) eintreten werden.
Menschen, die durch „Furcht vor Misserfolg“ geprägt sind, attribuieren genau umgekehrt: (Zufällige) Erfolge
werden auf externale Faktoren (Rückenwind) und auf instabile Faktoren (zufällig den richtigen Absprungspunkt
gefunden) bezogen – Misserfolge hingegen werden internal (fehlende Begabung) und instabil (mir fehlt der
Wille) erklärt. Letztlich möchte der „Erfolgshoffer“ nur eines: Erfolg. Der Misserfolgsängstliche möchte
ebenfalls nur eines: Sich für den möglichen (für ihn wahrscheinlichen oder gar sicheren) Misserfolg nicht
schämen zu müssen – er geht aus dem Feld, er flüchtet, er meidet die Gesamtsituation und er kann sich niemals
durch ständiges Üben kleine Kompetenzfortschritte erarbeiten.
Erfolgsorientierte Kausalattribution ist also die Grundlage für Ich-Architektur und Ich-Verwaltung;
anders ausgedrückt: Für Ich-Coaching und für Ich-Optimierung.
2.2.3 Lobkultur
Wir leben in einer Zeit, in einer Gesellschaftsform, in der die Kritikkultur unser gesamtes
Leben, unseren Alltag aber auch unser Ich, unsere Persönlichkeit bestimmt. Jeder Mensch ist
in der Kritikkultur darauf gepolt, sich zu entsolidarisieren, die Defizite des anderen
aufzuspüren, sich darüber kurzfristig aufzuwerten und sich damit auf billige Art, also ohne
Anstrengung – wohl und gut zu fühlen.
Wenn wir wegwollen von der Kritikkultur, dann heißt das Zielkonstrukt "Lobkultur". Um
die Lobkultur, die uns allen noch so fremd ist, einzuleiten, müssen wir zwei wichtige Dinge
beherzigen: Selbstlob üben, denn die Selbstbeurteilung ist das beste Informationsmaß, das
der Mensch überhaupt hat. Zugleich müssen wir die Abhängigkeit vom Fremdlob aktiv und
bewusst aufgeben.
Die Tatsache, dass in der Kritikkultur ein strenges Selbstlobverbot nach dem Motto "Eigenlob stinkt" herrscht,
der Wunsch nach Beurteilung der eigenen Person, ihrer Wirkung, ihrer Kompetenz, ihres Handels aber dennoch
27
bei jedem Menschen vorhanden ist, hat zur Folge, dass sehnsüchtig auf das Fremdlob des "Patrons" gewartet
wird, d.h. auf das Lob der Eltern, der Kindergärtnerin, der Grundschullehrerin, des Ausbilders, des Professors,
des Vorgesetzten, des Chefs. Das Ziel dabei: Ich möchte hören, dass ich besser bin, dass ich kompetenter bin,
dass ich potenter bin, dass ich meine Arbeit flüssiger und produktiver verrichte als mein Kollege. Der Wettlauf
um das Fremdlob des "Patrons" hat begonnen, und sobald ich in diesem Geschäft als Kritik-Scout verankert
bin, ist mein Blick ausschließlich darauf ausgerichtet, die Schwachstelle des anderen zu finden und diese
möglicherweise ganz dezent dem so genannten "Chef" mitzuteilen, um im Vergleich immer die bessere Position
inne zu haben.
Misstrauisch sein, den anderen klein machen, Schadenfreude haben, gleichzeitig Zweifel an der eigenen Größe
haben, nicht um Unterstützung bitten können, nicht gut abgeben können, dem Fremdlob ausgeliefert sein, unter
ständig anbrandenden Neidgefühlen leiden, ein heimlicher Verhinderer sein, viel Ironie verbreiten, sich im noch
so kleinen Vorteil sonnen, alles festhalten wollen und eine ängstliche Lebensgrundhaltung haben, immer mit
dem Gefühl, jemand anderes könnte mich überholen, ich könnte etwas verpassen – all diese Verhaltensweisen
machen das Leben kompliziert, entfremden den Menschen vom eigenen Ich und entfremden ihn dadurch auch
von seinen Mitmenschen.
So wie in der Kritikkultur der "Patrone" der Gewinner ist, so wird in der Lobkultur der Lober als Sieger
hervorgehen. Seine drei Hauptvorteile:
1. Kompetenzzuwachs:
Indem ich den Geniepunkt, die Super-Eigenschaft des anderen erkenne, bewundere, lobe, ja sogar anbete, kann
ich mich von der Eigenschaft inspirieren lassen, kann von dem anderen etwas lernen und kann damit mein
eigenes Wachstum weiter ausbauen. Dann, und nur dann, kann ich von seiner Kompetenz profitieren. Das geht
auf keinen Fall, wenn ich nur auf seine Defizite, auf seine Fehler achte.
2. Sympathiezuwachs
Dem anderen wird das, was er sowieso schon über sich weiß (jeder ist schließlich der Experte über die eigenen
Stärken und Schwächen), durch meine positive Rückmeldung, durch mein Lob und vor allem durch meine
Präsentation als eine die Selbstsicht stabilisierende Botschaft (Mitteilung) überbracht, um die er in der
Kritikkultur ansonsten oftmals erfolglos gerungen hat. Die Kongruenz seines wahrgenommenen Selbstbildes
zum übermittelten Fremdbild führt bei meinen Mitmenschen zu einem Glücksgefühl, mit dem zusätzlich eine
positive Sozialatmosphäre vermittelt wird, ein akzeptierendes und auch friedenstiftendes Klima wird definiert.
3. Souveränitätszuwachs
Der Lobende, die Loberin erlebt sich selbst als großzügig, wachstumsfördernd und vor allen Dingen
friedensstiftend, weil durch das Lob gezeigt wird, dass er/sie es nicht mehr nötig hat, kleinlich, engstirnig,
feindselig und mobbend das Lebensgefühl des Mitmenschen zu beeinträchtigen und somit auch nicht mehr
Botschafter des "Misstrauens zwischen den Abhängigen" bleibt. Schon jetzt kann der Geniepunkt-Scout auf
Kritiksucht verzichten, während seine Mitmenschen häufig noch in diesem alten Dilemma stecken.
Der Mensch in der Lobkultur entscheidet sich aktiv, eine Belohnung – und nicht mehr eine Bestrafung für
sich und seine Mit-Menschen zu sein. An welchen Aussagen erkennt man dies:
Lobscout-Items
 Das sehe ich ganz genau so wie du.
 Das ist wunderbar formuliert.
 Genauso ist es.
 Das ist ja hoch interessant.
 Kannst du mir das noch einmal sagen, das finde ich klasse.
 Das habe ich bisher noch nie so klar formuliert gehört.
 Du hast dich unwahrscheinlich lange damit auseinandergesetzt.
 Deine Meinung ist sehr differenziert – ich habe eben sehr viel gelernt."
Frieden durch Respekt und Achtung vor dem eigenen Ich und vor den Bemühungen des anderen um sein Ich
beginnt also auch schon da, wo ich den Mund aufmache ...
2.2.4 Machtstile
Menschliches Handeln begründet und erklärt sich psychologisch vor allem durch die
Machtlehre: Zumeist will ich andere kontrollieren, wenn ich es nicht schaffe, mich selbst zu
kontrollieren. Die Kenntnis über die Entwicklung von Machtpräferenzen und die
Konstruktivität oder Destruktivität von Machtausrichtungen ist also zentraler
Wissensbestandteil eines "Mutigen Pazifisten": Erst wenn ich die Machtausübung nicht mehr
gegen andere sondern über mich (Selbstmanagement) anstrebe und gleichzeitig meine
Anstrengungsbereitschaft steigere und die Machtquelle nicht durch Ausbeuten anderer
28
sondern durch Aktivierung des eigenen Trainingsfleißes realisiere, ergibt sich ein
autonomer, selbstgesteuerter und sozial kompatibler Machtstil.
Vier Machttypen – die sich in den ersten 10 Lebensjahren entwickeln und in dem späteren "Erwachsenen-Ich"
mehr oder weniger manifestieren - werden vorgestellt. Der Machttyp bestimmt, über wen oder was jemand
Macht haben will und aus welcher Machtquelle er seine Kraft (Energie) schöpft:
Typ 1. "ES STÄRKT MICH"
Dieser Machttyp schöpft Kraft von außen (von anderen) und möchte Macht nach innen ausüben. Er möchte nicht
andere unterwerfen, aber er möchte auch nicht von anderen (die außerhalb seiner eigenen Kraftquelle stehen)
dominiert werden.
Typ 2: "ICH STÄRKE MICH"
Dieser Machttyp schöpft Kraft von innen, indem er sich selbst kontrolliert. Er möchte Macht nur nach innen
ausüben und letztlich Selbstkontrolle behalten.
Typ 3: "ICH KONTROLLIERE DICH"
Dieser Machttyp schöpft Kraft von innen, indem er sich selbst Stärke aneignet – gleichzeitig möchte er über
andere dominieren und steht in ständiger Konkurrenz mit "möglicherweise Gleichguten".
Typ 4: "ICH FÜHLE MICH BERUFEN, MEINE PFLICHT ZU TUN"
Dieser Machttyp schöpft von außen (ich handele im Auftrag der Organisation) und möchte Macht nach außen
ausüben (ich muß dies tun, weil sonst die Organisation Schaden nehmen würde).
Machtstile und "Friedenspotential"
Typ 1
Typ 2
Typ 3
Typ 4
schöpft Kraft von
außen
innen
innen
außen
übt Macht aus nach
innen
innen
außen
außen
Rolle/Persönlichkeit
Bewunderung
Hingabe
Bedingungslose
Liebe
Perfektionist
Entwickler
Leiter
Organisierer
Vollstrecker
Charme
Sympathie
Teamer
30%
40%
10%
20%
Friedens-Quotient
"Der Mutige Pazifist"
Die Auseinandersetzung mit dem eigenen Machtanspruch ist eines der zentralen psychologischen Themen für
jeden einzelnen Menschen: Machtkompetenz über Mein Ich bedeutet Frieden - Machtanspruch über Dein Ich
bedeutet Krieg.
Die böse Seite der Macht offenbart sich in der folgenden Grundannahme: Wo sich dem Menschen die
Möglichkeit bietet, andere ungestraft zu terrorisieren, tut er dies auch.
Karriere machen bedeutet oftmals nicht, großes zu leisten sondern Macht über andere zu erlangen. Nietzsche
sagt: „Wo Leben ist, da ist auch Wille, aber nicht Wille zu leben, sondern Wille zur Macht“. Wer andere
beherrscht, der schreibt Erfolge sich, Fehlschläge seinen Mitarbeitern zu. Auf Dauer führt das dazu, dass
Menschen in Machtpositionen sich für wertvoller halten als ihre Untergebenen. Je mehr ein Chef Zwang und
Druck ausübt, um so geringer schätzt er seine Untergebenen. Mächtige entwickeln erst einen Rauschzustand bis
sie sich in einem realitätsentfernten Unfehlbarkeitsgefühl verlieren.
Je weniger sich Menschen um das reale Leben kümmern müssen, um so mehr Zeit verbringen sie offensichtlich
damit, sich gegenseitig zu piesacken: Um so privilegierter Menschen leben, um so mehr Energie verwenden sie
darauf, ihre Mitmenschen seelisch unter Druck zu setzen und sich dabei gut zu fühlen, den anderen
herumkommandieren zu können: Wir fühlen uns gut, wenn wir Macht über andere haben.
Die Gefahr von morgen: Die Kontrolle über synthetisch hergestelltes Leben kann im Extremfall dazu führen,
dass weniger „mächtige“ Menschen mit ihrem Fortpflanzungscode die Genstruktur der gesamten menschlichen
Nachwelt kontrollieren. Machtäquivalenz und Ausgewogenheit der Mittel ist also in der Folge des Kampfes um
den „Affenhügel“ im Zeitalter des Kampfes um die Gendominanz wichtiger denn je.
Robert Greene (Die 48 Gesetze der Macht) fasst im übrigen die effektivsten Machtspiele der letzten 3000 Jahre
wie folgt zusammen:
1. Stelle nie den Meister in den Schatten
29
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
11.
12.
13.
14.
15.
Vertraue deinen Freunden nie zu sehr – bediene dich deiner Feinde
Halte deine Absichten stets geheim
Scheue Bindungen wo immer es geht
Mache Menschen von dir abhängig
Lass andere Menschen für dich arbeiten, doch streiche die Anerkennung dafür immer selbst ein
Ansteckungsgefahr: Meide Unglückliche und Glücklose
Spiele den Deppen, um Deppen zu überlisten. Gib dich dümmer als dein Opfer
Gib dich wie ein Freund aber handele wie ein Spion
Versetze andere in ständige Angst: Kultiviere die Aura der Unberechenbarkeit
Vernichte deine Feinde vollständig
Plage den Hirten und die Schafe zerstreuen sich
Befriedige das menschliche Bedürfnis an etwas zu glauben und fördere einen Kult um deine Person
Lass andere mit den Worten spielen, die du austeilst
Spiele mit den Träumen der Menschen
Fazit: Globale „Machtgambler“, der diese Empfindungen berücksichtigt, entwickelt sich grundsätzlich zum
Menschenfeind. Da er auch selbst ein Mensch ist, entwickelt er sich auch zum Feind seines eigenen Ichs.
2.2.5 Emotionslehre
Bei Gefühlen handelt es sich um ein sogenanntes „Zustandsbewusstsein“, das man zu
Vorgängen der bewussten Informationsverarbeitung abgrenzt. Gefühle sind quasi eine
Verdichtung von Erinnerungen. Es handelt sich um einzigartige seelische Zustände, die
auf der Grundlage einer nachhaltigen persönlichen Betroffenheit und meist unwillkürlich
entstehen. Zumeist sind Gefühle innerhalb zwischenmenschlicher Beziehungen entstanden
und werden über nichtverbale Kommunikationskanäle vermittelt. Sie beziehen sich oft auf
einen nicht direkt bewusstseinsmäßig fassbaren Zustand und gehen mit einem erhöhten Grad
von Erregung einher. Die Person selbst erfährt sich bei einer Gefühlsregung als eher passiv –
gleichzeitig weiß sie, dass bestimmte Gefühle zu bestimmten Situationen gehören und dass
bestimmte Situationen bestimmte Gefühle bei ihr auslösen.
Insbesondere wenn eine Situation oder eine Person immer wieder in der gleichen Weise mit positiven oder
negativen Empfindungen „besetzt“ wird (weil die Person diesen Kontext als Belohnung oder als Bestrafung
erlebt hat) entstehen sogenannte festgefügte Gefühlshaltungen: z.B Hass und Neid oder Liebe und
Geborgenheit. Gefühle zeigen sich als eine aktuelle leiblich-seelische Befindlichkeit eines Menschen –
gleichzeitig kann ein Mensch auch durch eine „gefühlsmäßige Dauertönung“ seiner Person (sein persönlicher
atmosphärischer Hintergrund) als eher heiter und optimistisch auf der einen Seite und als eher ängstlich und
niedergeschlagen andererseits beschrieben werden.
Gefühle können unter verschiedenen erkenntnistheoretischen Forschungsaspekten betrachtet werden: Die
Psycho-Physiologische Forschung fragt eher nach Ablaufmustern im Sinne eines Reiz-Reaktions-Schemas; die
Evolutions-Biologische Forschung schaut auf die Zweckdienlichkeit von Gefühlen (Überlebensvorteil);
Handlungstheoretische Modelle überprüfen, in wie fern Gefühle das Verhalten von Menschen in konkreten
Situationen „regulieren“ und Kognitions-Psychologen überprüfen Annahmen, welche Wahrnehmungen,
Gedanken und intellektuellen Beurteilungen Gefühlen vorausgehen.
Eine phänomenologische Gefühlsbetrachtung erlaubt somit auch die Erklärung der romantischen Anteile
persönlicher Gefühle: Persönliche Auslöser und persönliche Ausdruckformen von Gefühlen hängen eben mit
diesen unterschiedlichen Persönlichkeitsentwicklungen in jeweils einzigartigen Umweltkonstellationen (und
Zeitetappen) zusammen: Ob überhaupt, bei welchen Anlässen, wie oft, warum und mit welchen Folgen jemand
ein Gefühl zeigt – im Vergleich zu anderen Personen – ist nur hierdurch zu erklären. Unabhängig von diesem
individuellen Gefühlsbild kann im Rahmen eines Gefühlsdiagrammes die Wertigkeit und der Übergang von
verschiedenen Grundgefühlen durch das „Einschieben“ von Transportergefühlen wiederum mehr im
übergeordneten Sinne verständlich gemacht werden: Der Mensch erklärt sich durch sein kognitives System
(Gedanken), die eigentlich „unwillkürlich“ auftretenden Gefühlsschübe.
30
Gefühlsdiagramm
Grundgefühl
Grundgefühl
Transportergefühl
Wut
Zorn
Ärger
Hass
Feindseligkeit
Mitleid
Mitgefühl
Nachsicht
Grundgefühl
Transportergefühl
Trauer
Hilflosigkeit
Angst
Resignation
Depression
Sehnsucht
Hoffnung
Optimismus
Zuversicht
Freude
Liebe
Frohsinn
Fröhlichkeit
Werbung, Religionsforscher, politische Mandatsbewerber, Liebhaber(innen), Eltern, Pädagogen,
Psychotherapeuten und Hochstapler versuchen, über den direkten „Gefühlszugang“ Menschen zu beeinflussen
und vielleicht auch zu manipulieren. Von daher sollte jeder einzelne Mensch etwas über die „allgemeine
Gefühlsforschung“ wissen, um seinen persönlichen „Gefühlsvorbehalt“ (die Einzigartigkeit seines individuellen
Gefühlssystems) vor anderen und für sich bewahren zu können.
2.3 Interventionsebene
Das Manual AAT 2007 ist eine Konzeptadaption für die „Neuzeit". Das "Hamelner Modell"
feierte im Jahr 2006 20jähriges Jubiläum als ältestes, bestes, bewährtestes, am meisten
verbreitetes und wirksamstes Anti-Gewalt-Training in Deutschland. Dem Vier-PhasenKonzept und den eingewobenen Handlungsmodulen kann sich kaum einer der
„Schwersttäter“ entziehen. Die Langzeiteffekte bezüglich der Legalbewährung könnten
durch institutionell verordnete Nachbetreuungsprojekte im Sinne eines anhaltenden
Opferschutzes jedoch noch optimiert werden.
2.3.1 Phasen des AAT
1. Biographische Analyse:
Im Sinne einer öffentlichen, transparenten und "gestalteten" Anamnese (Wandzeitung) wird dem Ex-Täter ein
umfassender Gesamtüberblick seiner bisherigen Kränkungen, Demütigungen, Entwicklungslinien aber auch
Bedürfnisse, Wünsche und Visionen "geschenkt". Es ist sein Soll-Lastenbuch, es ist sein Auftragsbuch für
Entwicklungsmöglichkeiten.
2. Konfrontationsphase (Heißer Stuhl):
In direkter Konfrontation (Tonbandinterviews o.ä.) wird dem Täter durch seinen eigenen "Heißen Stuhl" und
durch die Mitwirkung bei den Konfrontationen der (ca. 7) weiteren Teilnehmer ermöglicht, eine tiefe Abscheu
gegen Gewalt (sich von der Gewalt scheiden lassen) zu empfinden. Die Parteilichkeit für die Unversehrtheit des
Körpers und der Psyche eines jeden gleichzeitig mit ihm diese Erde bevölkernden bewohnenden Mit-Menschen
und eben der Ekel vor eigener und fremder Gewalt sind das "Nadelöhr" durch das der Täter durch muß. Erst
dann ist er frei für das Selbst-Management (Kompetenztraining) als lebenslange Versicherung gegen
kompensative Gewaltanwendung zu Gunsten eines "Unschuldigen Dritten".
3. Attraktivitätstraining:
20 Kernmodule des Kompetenztrainings werden im Sinne jeweils abgeschlossener Unterrichtseinheiten so
vermittelt, dass durch tägliches, konkretes Selbsttraining der Kompetenzrückstand (Entwicklungshandicap,
Kenntnishandicap, Motivationshandicap) aufgeholt werden kann.
4. Realisationsphase:
Vom Kunden zum Verkäufer – vom Konsumenten zum Produzenten: Als Mitwirkender im AAT-Team (Tutor),
als Guardian-Body (Schützer der Schwachen in öffentlichen Veranstaltungen) oder als Didakt (gestaltet
Unterrichtseinheiten gegen Gewalt in Schulen zusammen mit dem Lehrerteam) wird der Ex-Täter und AATAbsolvent "vom Empfänger zum Sender": Er gibt der Gesellschaft (Gemeinde) einen Teil der in ihn investierten
Mittel zurück, indem er sich jetzt aktiv für Friedlichkeit einsetzt. Gleichzeitig erhöht er hiermit seine
31
Selbstfestlegung in Bezug auf eigene Friedlichkeit und eigene ständige Kompetenzerweiterung und er
praktiziert aktive indirekte Wiedergutmachung (unterstützt Friedlichkeit, denkt dabei an seine frühere Opfer), so
dass prosoziales Handeln früheres Schuldempfinden und früher erlebte Selbstkasteiung verringert.
Das AAT als handlungswirksamer Arm für „Friedlichkeit im Täter" ist also ein Geschenk an den Täter – die
Verhinderung oder die Vermeidung von Konfrontation als "Einstieg für sein Wachstum" ist das Schlimmste, was
Sozialpädagogen dem Täter antun können. Jeder und jede, die sich mit seiner Noch-Gewalt arrangieren sind
Feinde des Täters: Wer sich selbst als gewaltakzeptierend, gewaltbereit oder gewalttätig beschreibt, etikettiert
sich in den Augen der Umwelt als asozial: die Mitwelt benötigt keine „Bestrafer“
Der Schulterschluss mit seinen Opfern, die Handreichung zur Versöhnung und das gierige Bemühen um
Wiedergutmachung hat also eine Voraussetzung: Der Täter schließt Frieden mit seinem "mickrigen Ich". Er
schließt Frieden mit seinem "Schicksal", mit seinem bisherigen Leben, mit all den Handicaps,
Benachteiligungen, Demütigungen und Kränkungen, die bisher für ihn als ganz kleines Wesen, als kleiner Junge
und als Jugendlicher, bisher vorgesehen waren. Er schließt Frieden mit den Handicaps, denen er aus eigener
Kraft (der Mensch als Nesthocker) zumindest zuerst nicht entrinnen konnte, die vom Leben (Schicksal) über ihn
"drübergestülpt" wurden, die bisher seine Vorsehung waren, die ihm als "kleine Mülldeponie" bisher psychisch
verschmutzt haben. Er hat diesen ganzen Dreck in sich eingelagert und konnte es nicht verhindern. Nun ist er
Verfechter von Menschenverachtung und Feindseligkeit. Durch die Konfrontation muss die Wende geschafft
werden.
Der "Heiße Stuhl" ist keine Bestrafung, sondern das grösste Geschenk, das der Täter in seinem bisherigen
Leben je erhalten hat. Der "Heiße Stuhl" ist die einzige Chance, durch den er sich von seinem inneren
Faschismus und seiner Menschenverachtung – er verachtet sich selbst und er verachtet andere – loslösen kann.
Der "Heiße Stuhl" ist sein Rettungsanker und ein Strohhalm, an dem er sich festhalten kann: Das
Überbrückungskabel zu seinem neuen Ich.
Attraktivitätstraining : 20 Module für Ich-Wachstum
1. Rhetorik-Training
Kurzrede
2. Deeskalationstraining / Coolnesstraining
Körperliche Abwehrtechniken und Anti-Mobbing-Training, Provokationstest
3. Schauspieltraining
Rollenaneignung, Talkshow, Schauspieler-Interview
4. Fitnesscheck
Ausdauertraining, Kondition, Schnellkraft, Muskelaufbau
5. Gehirnjogging
Logiktraining, Gedächtnis, Konzentration, sprachliche Intelligenz
6. Tanztraining
Standardtänze, Ballett, Aerobic, Tüchertanz, Break-Dance
7. Gefühlsjogging
Gedichte, klassische Musik, Lebensweisheiten, Gefühlspektrum
8. Weiche Körper
Massagetechniken, Akupressur
9. Training der männlichen/weiblichen Rolle
Klassische Geschlechtsrolle, Emanzipation, Flirttraining
10. EDV-Schulung
Das Internet im Laptop – Immer dabei
11. Handytraining
Kommunikationscenter am Handgelenk
12. Politische Grundschulung
Demokratie, Attack, Zivilcourage
13. Bewegunglehre
Vom Laufsteg bis in die Fußgängerzone
14. Ernährungslehre
Diät ist das Normale
15. Fahrertraining
Faszination Rallye-Sport
16. Fußballprofi
Wie die Karriere wirklich starten?
17. Ein Stuntman zeigt Courage
Einblicke in die Filmbranche
18. Sexuelle Befriedigung
Wer ist für wen zuständig?
19. Misterwahl
Welche Typen haben Chancen?
20. Abschlusssitzung:
Stolzhitliste, Provokationstest und Verleihung des "Gesellenbriefs"
Ich-Profil, Trainingsvertrag, Persönliches Wachstumsprogramm,
"5-Jahres-Vision"
32
2.3.2 Handlungsmodule
Die
fünf
Handlungsmodule
im
AAT
sollen
ohne
Wirkungsbegründung
(Rechtfertigungszwang bzw. Legitimationszwang der Behandler) als sofort wirksame,
sinnliche und direkt verhaltensgeleitete Kompetenstrainings eingesetzt werden.
Die therapeutische Formel lautet: Körper führt – Geist folgt. Anders ausgedrückt: Vertraue
der Weisheit des Meisters (der Behandelnden), wiederhole die vorgeschlagene Übung
mindestens zehn mal und begründe du dann, warum es für dich gut ist...!
Die Handlungsmodule entwickeln eine eigenständige Dynamik und Plausibilität für den Anwender: Er spürt eine
innere Befreiung von Feindseligkeit, von Misstrauen, von Hilflosigkeit und letztlich von Zerstörungsbereitschaft.
Positiv ausgedrückt: Das einzelne Handlungsmodul wird vorrangig zu einer besseren Beziehung zum eigenen
Ich und – in der Folge – zu einer Verantwortungsübernahme für das Ich des anderen (für das Du) und letztlich
für das Ich der Gruppe (für das Wir) eingesetzt. Es entsteht Achtung vor der eigenen Person und vor dem
„Heiligen Auftrag“, das eigene Ich zufriedenstellend durchs Leben zu manövrieren, Achtung und Respekt vor
dem - absolut gleichen – Auftrag des anderen und Dankbarkeit für das Vorhandensein des anderen und der
Gruppe (das Kollektiv) als räumlich und zeitlich einzig wahre (spürbare, anwesende) Mit-Menschen.
Die Gier auf persönliche Kompetenzerweiterung soll durch die Handlungsmodule in Gang gesetzt werden – der
Respekt vor dem eigenen Ich soll durch tägliche Anstrengungsbereitschaft und Willenskraft transportiert und die
Sinnstiftung soll (von innen nach außen); vom Ich zum Du) positioniert werden. Die Handlungsmodule sind der
verhaltensgesteuerte Rahmen für Erweiterung von Reflektion, Einsichtsfähigkeit, „Glauben“ und somit von
Selbst-Coaching.
Die Kunst des Therapeuten liegt darin, ein Anfangsvertrauen (Vertrauensvorschuss) in Bezug auf Folgsamkeit
des Klienten herzustellen. Danach funktionieren die Handlungsmodule als sich selbst regulierende Systeme
innerhalb des Klienten, der dadurch auch seine Rolle (vom Klienten zum Selbst-Therapeuten) wechselt.
Letztlich wird er selbst zum „Meister“ (Animateur) der Kompetenzerweiterung und des Größenwachstums
seiner Mit-Menschen.
Die Haupt-Wirkungsrichtung der fünf Handlungsmodule:
1. Entspannungs-Training:
Die eigene Mitte finden, sich von äußeren Reizen weniger erreichen lassen, sich entschleunigen,
physiologische Erregungsparameter absenken.
2.
Aufmerksamkeits-Training:
Die Konzentration und damit die Informationsaufnahme optimieren (Empfängerstatus); die Möglichkeit, bei
konkurrierenden „Anbietern“ die Aufmerksamkeit anderer Menschen auf sich zu ziehen, verbessern
(Senderstatus).
3.
Anti-Blamier-Training:
Offensivität steigern, Handlungspielräume (Freiheitsgrade) erweitern; Bewertungshoheit über das eigene Ich
gewinnen und absichern; Kränkbarkeit durch andere reduzieren; Fröhlichkeit von innen nach außen
verbreiten.
4.
Synchronisations-Training:
Gefühl für den anderen entwickeln, lernen sich hinzugeben, sich einzubringen, sich in einen „gemeinsamen
Tag zu verlieben“; Geborgenheitsgefühl (Wir-Gefühl) genießen.
5.
Nähe-Training:
Sich als großzügig (Spender) in Bezug auf die Vermittlung positiver Gefühle beim
anderen erleben;
lernen, etwas anzunehmen ohne Schuldgefühle (einen unmittelbaren Kompensationsimpuls) zu entwickeln;
Mißtrauen abbauen; Hingabefähigkeit steigern.
Die Handlungsmodule sind die Einstiegstür in den Induktiv-Deduktiven-Paternoster des
AAT Manual 2007.
„Schnelle Erledigung
ist die Seele des Geschäfts.“
(Philip Chesterfield)
33
2.4 Die Evaluation zum AAT®
Bei der Evaluation von Behandlungserfolgen kann man in der empirischen Sozialforschung
zwischen quantitativen und qualitativen Forschungskonzepten unterscheiden. Grundlage sind
immer soziale Daten im engeren Sinn, also systematisch erhobene Aspekte
gesellschaftlicher Wirklichkeit. Es handelt sich hierbei um soziale Tatbestände die als
"Ausschnitte sozialer Wirklichkeit", die im Focus der jeweils theoretischen Annahme
festgehalten werden (vgl. Atteslander, 1999).
Die Reduktion auf einen "Wahrnehmungsausschnitt" muß hierbei grundsätzlich und immer
vorher theoretisch begründet werden. Die Deskription sozialer Wirklichkeits-Ausschnitte
ermöglicht das Feststellen von Regelmäßigkeiten und Auffälligkeiten und eben auch von
Veränderungen, wobei dies immer auf Grundlage der vorherigen Festsetzung der
Erkenntnisziele erfolgt.
Forschungsregeln müssen also zu folgenden Fragen Auskunft geben:
1. In welcher Situation und mit welchem Ziel werden die Daten erhoben?
2. Welche theoretischen Grundannahmen sollen empirisch überprüft werden und wie sind
die Begriffe (Konzepte) hierfür definiert/operationalisiert?
3. Welches ist das Ziel der Untersuchung und welcher Entdeckungszusammenhang besteht
(Motivation, Auftraggeber)?
4. Auf
Grundlage
welchen
Begründungszusammenhanges
werden
welche
Forschungsinstrumente entwickelt / angewandt (auch: Art der Datenverarbeitung)?
5. In welchem Verwertungszusammenhang sollen die Forschungsergebnisse weiter
vermittelt werden (Art der Publikation)?
Wichtig: Über die "Wissenschaftlichkeit" einer empirischen Untersuchung entscheidet nicht
nur die Einhaltung von Forschungsregeln sondern auch der Forschungsverlauf insgesamt.
Hierbei sind wiederum drei Hauptphasen zentral:
I. Problembenennung:
Die theoretische Abgrenzung des Problems (hier: Aggressivitätsverminderung) wird
durch
Hypothesen
(Behandlungswirksamkeit
von
Behandlungsmodulen)
wissenschaftstheoretisch als Funktion dargestellt.
II. Gegenstandsbenennung:
Der Forschungsgegenstand (das zu erforschende Verhalten / die zu erforschende
Verhaltensveränderung) wird operationalisiert und damit "messbar" gemacht.
Wichtig hierbei ist:
1. Eine Hypothese beinhaltet immer eine konkrete Aussage.
2. Hypothesen werden durch eine logisch Operation (wenn-dann) zueinander in
Beziehung gesetzt.
3. Die Hypothesen sind widerspruchsfrei, ein Begriff schließt den anderen semantisch
nicht von vorn herein aus.
4. Die empirischen Geltungsbedingungen für die vermuteten Zusammenhänge werden
eingegrenzt und dargestellt.
5. Die Hypothese ist prinzipiell falsifizierbar, d.h. sie kann durch die beobachteten
Abfolgen (sozialen Daten) widerlegt werden.
III. Festlegung der Forschungsmethoden:
Das Forschungsdesign muß die Abfolge der abzuklärenden Fragestellungen
nachvollziehbar machen. Hierbei erscheint es wichtig, eingeschränkte Fragestellungen zu
behandeln, um einzelne Kausalfaktoren und Abläufe isolieren zu können. Dies erleichtert
34
die spätere Auswertung (Datenanalyse) sowie die Verwendung der Ergebnisse
(Interpretation).
Bei der Datenerhebung in Bezug auf aktuelles menschliches Verhalten kann man
grundsätzlich zwei Formen der "Datengenerierung" unterscheiden:
1. natürliche Verhaltensdaten
2. Labordaten.
Während natürliche, fortlaufende "Daten aus Feldstudien" zum einen durch Beobachtung
(offenes Verhalten) und zum anderen durch Befragung (Interviews über den erlebten sozialen
Zustand) eruiert werden können, sind sog. Labordaten ausschließlich im kontrollierten
Experiment zu erheben. Die Sonderstellung von sog. "Feldexperimenten" soll hier nicht
erörtert werden.
Bei der Einordnung eines Forschungsprojektes wird zwischen wissenschaftlicher
Grundlagenforschung einerseits und praktischer Bedarfsforschung andererseits
unterschieden: Eine besondere ergiebige Form der Bedarfsforschung findet sich in dem
Paradigma der "Aktionsforschung" wieder. "Bei Aktionsforschung" stellt der Forscher nicht
nur einen Teil des Untersuchungsgegenstandes dar, sondern versucht ganz bewußt und
kontrolliert, diesen Gegenstand im Verlauf der Forschung zu verändern.
Bei der Aktionsforschung handelt es sich um ein qualitatives Vorgehen, wobei
insbesondere die Angemessenheit der Forschungsmethode in Bezug auf die Fragestellung und
de Akzeptanz des Forschers (Trainers) durch die zu erforschende Zielgruppe eine wichtige
Rolle spielen. Die systematische Kontrolle des Forschungsablaufs und sogar die
Berücksichtigung "reaktiver Elemente" qualifiziert das jeweilige Forschungsdesign, wobei die
Forderung nach Repräsentativität hier nachgeordnet
bleiben muss: Die
Forschungsergebnisse zeigen hauptsächlich (wenn auch nicht ausschließlich) einen
Wirksamkeitsnachweis für die konkret eingesetzte Methode.
Als wichtigstes Vorgehen eines solchen qualitativen Ansatzes gilt die Beobachtung:
"Unter Beobachtung verstehen wir das systematische Erfassen, Festhalten und Deuten
sinnlich wahrnehmbaren Verhaltens zum Zeitpunkt seines Geschehens" (Atteslander, 2000, S.
73). Immer ist der Doppelcharakter von Beobachtung hervorzuheben: Neben der Erfassung
und Deutung sozialen Handelns ist Beobachtung auch immer gleichzeitig selbst soziales
Handeln (besonders in der qualitativ teilnehmenden Beobachtung). Dies bedeutet, dass die
Beobachter sich nicht starr nach Normen und Regeln verhalten, sondern fortwährend soziale
Situationen interpretieren und so prozesshaft soziale Wirklichkeit mit konstituieren. Dadurch
ist der Gegenstand der Forschung in erster Linie der Interpretationsprozess des Beobachters
als dessen "persönliches Fazit"
Als Grundlage qualitativer Sozialforschung kann im Sinne dieses "Interpretativen
Paradigmas" die Phänomenologie angesehen werden (vgl. auch Flick, 1995).
Gekennzeichnet wird diese Forschungshaltung von folgenden Variablen:
1. Offenheit:
Der Untersuchungsgegenstand wird nicht immer (ausschließlich) vorab durch Theorien
bestimmt, sondern die Forschung ist gegenstandsorientiert.
2. Prozesscharakter:
Der Forscher / Beobachter ist selbst Gegenstand des sozialen Prozesses, den er erforscht,
bestimmt Kommunikationsregeln und beeinflußt direkt / indirekt so die zu erforschenden
Interaktionsabläufe.
3. Flexibilität der Thesenformulierung:
Hypothesen und ihre Operationalisierung können sich im Verlauf der Forschung /
Beobachtung verändern, so dass auch verschiedene Forschungsphasen während der
Beobachtung ineinander übergehen.
35
4. Transparenz:
Das theoretische Konzept des Forschungsraumes muß offengelegt werden. Einzelne
Forschungsschritte und Entscheidungen sind zu beschreiben, um die Interpretation
letztlich nachvollziehbar zu machen.
5. Kommunikation:
Der Forscher / Beobachter kommuniziert
mit allen Beteiligten über seine
Forschungstätigkeit, seine Forschungsregeln und die Veränderung seines Focusses.
6. Problemorientierung:
Der Forscher legt offen,
inwiefern gesellschaftliche Probleme (hier: Ziel der
Gewaltminderung) sein Forschungsvorhaben, aber auch sein Forscherverhalten
mitverändern, so dass das Forschungsziel eher als praktisches Erkenntnisziel und weniger
als theorieüberprüfendes Globalziel "auf dem Tisch liegt".
Fazit: Beobachtungsinstrumente werden fortlaufend – teilweise unter Einbeziehung der
Klienten – mitentwickelt bzw. weiterentwickelt und der natürlichen Lebensumwelt des
Untersuchungsgegenstandes angepaßt. Hierbei ist über die Beschreibung des konkreten
"Forschungsfeldes" insbesondere das Verhältnis von Distanz und Nähe zwischen Forscher,
Trainer und Teilnehmer darzustellen. Qualitative Forschung erlaubt die teilweise personelle
Identität zwischen Forscher und Akteur und auch eine zeitweilige Identifikation mit dem
Forschungsgegenstand (verändertes Verhalten), wobei eben diese "Rollenkonfusion"
dargestellt und explizit ausgewiesen werden muss (vgl. auch Girtler, 1992).
Qualitative Verhaltensbeobachtung muss also insbesondere Angaben über die
Verhaltensweisen machen, die erfasst werden sollen, wobei klar ist, dass der
"Untersuchungsgegenstand" auf den Forschungsablauf einwirken kann, die Forschung von
daher flexibel angelegt ist. Klar zu trennen ist in jedem Fall aber zwischen
 Beobachtungsfeld
 Beobachtungseinheiten
 Beobachter
 Beobachtete
Bei der Skalierung von Beobachtungsdaten müssen die Kriterien der Skalendimensionen
(auch Itembestimmung) und des Skalenniveaus als Grundlagen der statistischen
"Weiterverarbeitung" transparent sein. Schließlich sollte der Beobachtete selbst Einblick und
Rückmeldung über Forschungsablauf und –ergebnis erhalten.
Fazit:
Qualitativ orientierte Verlaufsforschung kann als "Fieberthermometer" und als
"Therapieturbo"
(Katalysator
therapeutischer
Wirksamkeit)
eine
gewünschte
Doppelfunktion einnehmen, wobei die sog. sozialwissenschaftliche "Objektivität" hier
durchaus Nachrang erhalten darf (siehe Regelkonsens). Trotzdem bleiben die
Theorieorientierung, die Hypothesenableitung, die Variablenoperationalisierung und die
vorherige Bestimmung der statistischen Verrechnungsmethoden Grundlagen dieses
deduktiven Forschungsdesigns (vgl. u.a. Flick, 1995; Strauss und Corbin, 1990).
Verlaufsnahe Verlaufsdiagnostik bei Gewaltstraftätern ist die Grundlage für
Arbeitszufriedenheit der Trainer und gleichzeitig die Grundlage für die Institution, ihre
"gesetzestreue Aufgabenbewältigung" nachzuweisen. Die fortlaufende Datenerhebung und
der sofortige Datenzugriff erlauben Wirksamkeitsabschätzungen im Interesse der Opfer
(Kunden), aber auch im Interesse der Überwacher (staatliche Kontrollebene).
Die Grundforderung lautet also:
Während der Therapiedurchführung müssen Verhaltensdaten der Täter fortlaufend skaliert
werden, um Therapieerfolge überhaupt feststellen zu können. Mehrzeit-Messungen dürfen
sich nicht nur auf Abgreifen von Verhaltensdaten der Teilnehmer zu Beginn und am Ende der
36
Therapie beschränken: Ansonsten kann die differentialtherapeutische Wirksamkeit der
Einzelmodule des Therapiekonzeptes nicht nachgewiesen werden. Eine deduktive
(theoriegeleitete),
qualitative
(umfassende,
ganzheitliche
und
während
des
Forschungsprozesses für Veränderung offene) und eine verlaufsorientierte "BegleitForschung" muß nach den Kriterien der empirischen Sozialwissenschaft zwingend
vorgeschrieben werden (vgl. auch Girtler, 1992 und Friedrichs, 1999).
Es ist also an der Zeit, ein messgenaues AAT-Evaluations-Design vorzustellen. Die Vorteile
einer solchen deduktiven und qualitativen Verlaufsdiagnostik, im folgende AAT-ED genannt,
lassen sich wie folgt zusammenfassen:
1.
Das AAT-ED ist "gerecht":
Die erhobenen Daten und die Forschungsergebnisse sind abbildgetreu und messgenau,
da durch die Mehrzeitpunkt-Messung und den kontinuierlichen Datenfluss nicht nur
störungsspezifische
(deliktspezifische)
Wirksamkeitsaussagen
sondern
auch
modulbezogene Wirksamkeitszuschreibungen möglich sind. Eine Vermeidung der
Konfundierung tatsächlicher Wirksamkeit der Maßnahme durch später hinzugekommene
"Moderatorvariablen“ lässt gültige Aussagen zu, die durch eine Ex-Post-Facto-Evaluation
nicht möglich sind. Die direkte Fortentwicklung der Maßnahme und ihrer Einzelmodule
ist durch die erhobenen Wirksamkeitsnachweise in manualrelevanter Weise möglich.
Diese Forschung ist bedarfsgerecht, da sie Informationen zu dem Zeitpunkt liefert, wo sie
benötigt werden und ist somit als "Meta-Steuerungsmodul" ihr Geld wert.
2. Das AAT-ED ist aktuell:
Fortlaufende Transparenz der "Aktualwirksamkeit" des Trainingssets und somit die
fortwährende Kontrolle durch den Auftraggeber (Kunden) aber auch die Entwicklung von
Abbruchkriterien werden im Gegensatz zu Ex-Post-Facto-Forschungsdesigns einlösbar.
Sogenannte Ergebnisforschung (Rückfallforschung) kommt demgegenüber "um Jahre zu
spät", da sowohl die Kontextbedingungen als auch die Modulbedingungen aber auch die
Klientenbedingungen der damals durchgeführten Therapie oftmals bereits verändert sind.
Solche Daten sind zudem extrem aussagegemindert: Sie haben ihr "Verfallsdatum" in
doppelter Weise überschritten.
3. Das AAT-Ed ist motivierend:
Verlaufsdiagnostik (Begleitdiagnostik) ist für Therapeuten und Klienten motivierend
("Hawthorne Effekt"): Sowohl die Trainer als auch die Teilnehmer sind an unmittelbarer
positiver Rückmeldung ihrer Arbeit bzw. ihres Lernerfolges in "produktorientierter
Weise" interessiert und optimieren im Sinne vorgegebener Feedbackschleifen
realitätsgerecht und situationsgerecht (aufgabengerecht) ihre Anstrengungen.
In den künftig durchgeführten AAT-Seminaren werden pro Einzelsitzung für jeden
Teilnehmer 15 Beobachtungsdaten zum Ende der Sitzung durch den "Paten"
(Einzelbeobachter) skaliert. Gleichzeitig wird die Qualität des Gesamtseminars durch den /
die Seminarleiter eingeschätzt. Hier werden 10 thematische Dimensionen abgefragt.
Aufgrund der Theorie des AAT sind im Laufe der 24 Einzelsitzungen Kompetenzzuwächse
beim
einzelnen
Teilnehmer
und
durchschnittliche
Zuwächse
bei
der
Gesamtteilnehmerpopulation zu erwarten. Die unabhängige Variable (Training) ist durch die
Einzelmodule
(Einzelsitzungen)
differenzierbar
–
die
abhängige
Variable
(Kompetenzzuwachs
beim
Teilnehmer)
ist
ebenfalls
durch
verschiedene
Verhaltensdimensionen spezifizierbar.
Die Erhebung zusätzlicher Außenkriterien (lebensbiographischer Daten) wie
 Anzahl der Disziplinarverstöße
 Gewaltanwendung
37
 Bekanntgewordene Straftaten
 Durchführung selbstaggressiver Handlungen
 Schulerfolg / Berufserfolg
 Veränderung der Beziehungssituation (z.B. Verlobung, Heirat)
 Aktive Trainerarbeit in der Gemeinde
können als externe Ankerpunkte ebenfalls mit den Verlaufsdaten (Basisdaten) korreliert
werden. Die direkte Messung der "Therapiewirksamkeit" ist von daher als Ausgangskriterium
für den "Wert der Therapie" – die externen Zusatzparameter können sowohl als
Therapieeffekt-Stabilisatoren wie auch als von der Therapie mit verursachte
Legalbewährungsbeweise betrachtet werden.
Fazit: Rückkfallforschung ohne konkrete Erforschung der Therapieergebnisse ist eine
Mogelpackung, die die Durchführer (Trainer), Teilnehmer (Täter) und Kunden (Opfer) um
den gemeinsamen Erfolg im "therapeutischen Dreieck" bringen. Was dem Chirurgen zusteht,
darf dem Psychotherapeuten nicht verwehrt bleiben: Das Recht (aber auch die Pflicht) der
Produktprüfung, solange der Kunde den Laden noch nicht verlassen hat. Für Beschädigung
außerhalb der Verkaufszone übernehmen wir künftighin keine Haftung mehr: Sollte der
Kunde das Produkt zu Hause zerstören, muß er nun einmal erneut in die Tasche greifen und
"nachkaufen". Auch Therapie ist ein Produkt mit beschränkter Haftung: Die Haftung endet
nach Verlassen des Geschäftes ...
Wir alle sind es uns schuldig, dass wir die Wirksamkeit unserer Arbeit uns selbst, unseren
Probanden sowie den Opfern aber auch den institutionellen Auftraggebern nachweisen. Wir
bedanken uns bei Ihnen, dass Sie nicht nur Ihre Arbeit, also Ihre Therapie, sondern auch die
Beurteilungsmaßstäbe Ihrer Arbeit ernst nehmen. Albert Einstein hat einmal gesagt: "Mache
eine Sache so einfach wir irgend möglich – nur nicht einfacher". Sie werden es nicht einfach
haben, Ihre Effekte nachzuweisen, aber es ist einfacher, als wenn Sie den sogenannten
Rückfallforschern weiterhin Tür und Tor öffnen, um diewirklichen (wahren) Effekte Ihrer
Arbeit zu verfälschen.
38
3. Zertifizierte Ausbildung als AGTTrainerIn (Curriculum)
3.1 Ausbildungsangebot durch bfw (Kiel)
Immer häufiger werden Jugendliche und junge Erwachsene gewalttätig. Täglich sorgen
jugendliche Gewaltexzesse, körperliche Übergriffe und Bandenkriminalität für Schlagzeilen.
Gewaltstraftaten, die beängstigend in ihrer Brutalität und furchtbar in den Folgen für die
Opfer sind. Neben der Ursachenforschung werden immer wieder dieselben Fragen laut:
„Wie können wir so etwas künftig verhindern?“
„Wie geht man angemessen – deeskalativ – mit Gewaltsituationen um?“.
Antworten und Lösungsvorschläge bietet ein erfolgreiches, präventives, konfrontatives und
wachstumsorientiertes Konzept: Das Anti-Gewalt-Training. Das bfw in Kiel bietet hierfür
eine zertifizierte (berufsbegleitende) Ausbildung an, deren Grundlagen auch aus dem
Repertoire des AAT resultieren.
Das Anti-Gewalt-Training (AGT) ist eine Behandlungsmaßnahme, die aus langjährigen
Erfahrungen mit offensiver, wachstumsorientierter, täterbezogener Intervention in
Jugendstrafanstalten, in der Kinder- und Jugendhilfearbeit, in stationären und ambulanten
Einrichtungen sowie in der Erwachsenenbildung hervorgegangen ist. Die Konzeption des
Programmes basiert auf kognitiv-lerntheoretischen Grundlagen und wird durch konfrontative
Pädagogik vermittelt.
Die Zielgruppen für eine solche persönliche Zertifizierung sind Mitarbeiter/Innen aus allen
Berufsgruppen, die im sozialen Tätigkeitsfeld arbeiten:
- Sozialpädagogen
- Sozialarbeiter
- Erzieher
- Lehrer
- Dipl. Pädagogen
- Dipl. Psychologen
- Dipl. Sozialpädagogen
- Fachkräfte für Schutz und Sicherheit
Die angesprochenen Berufsfelder bilden eine große Bandbreite, so dass sowohl pädagogische
Einrichtungen wie Schulen und Kindergärten als auch sozialpädagogische Einrichtungen wie
Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen und Bereiche des Jugendvollzuges, der
Bewährungshilfe und des Maßregelvollzuges als Anwendungsbereiche in Frage kommen.
Die Ausbildungsbedingungen definieren einen Zeitraum von 4 Monaten; insgesamt umfasst
das Ausbildungsangebot 80 Stunden, die in einem theoretischen und einem praxisbezogenen
Anteil abgeleistet werden müssen.
Die 64 Stunden Theorie werden in vier Blöcken á 2 Tagen (á 8 Stunden) angeboten. Der
Praxisanteil umfasst 16 Stunden, die in der Jugendanstalt Schleswig und in der
Justizvollzugsanstalt Neumünster absolviert werden können. In diesen Anstalten werden von
den Referenten Anti-Gewalt-Trainingsprogramme durchgeführt.
Zum Abschluss der Ausbildung absolviert jeder Teilnehmer im Rahmen eines Kolloquiums
eine Prüfung und erhält ein Ausbildungszertifikat zum Anti-Gewalt-Trainer.
39
Gliederung der Ausbildungsmodule
Theoretische Module:
 Gewaltdefinition
 Theorien zur Erklärung von Aggression
 Entwicklungspsychologische Grundannahmen und Entwicklungsphasen des Menschen
 Impulskontrolle
 Zielverhalten beim Abbau von Aggression
 Lob- und Kritikkultur
 Die vier Machtstile
 Ich-Optimierung
Handlungsorientierte Module
 Empathietraining (Opferempathie)
 Fragetechniken
 Übungen zur Förderung der sozialen Kompetenz
 Kommunikationstechniken
 Konfrontationstechniken
 Konfliktschlichtung (Anti-Mobbing-Training)
 Deeskalationstechniken
 Nähetraining
 Entspannungstraining
 Anti-Blamiertraining
 Aufmerksamkeitstraining
 Synchronisationstraining
 Strafvollzugstheorien
 Veränderung der Lebensbedingungen
- Zeitalter der Aufmerksamkeit
- Globalisierung
- Globale Entfremdung
- Virtualisierung
- Neue Formen der Vorstadt-Proteste
Anwendung im stationären Bereich (Jugendstrafanstalten)
 Theoretischer Hintergrund
 Methodik der konfrontativen und wachstumsorientierten Pädagogik
 Lerntheoretisch-kognitiv und behavioristische Grundlagen
 Vier Phasen des Anti-Gewalt-Trainings
- 1. Phase: Biographische Analyse
- 2. Phase: Konfrontationsphase (Heißer Stuhl)
- 3. Phase: Attraktivitätstraining (Kompetenztraining), 10 Module
- 4. Phase: Realitätstest





Übertragung in den ambulanten Bereich
Integration sozial-systemischer Umfelder
Prüfung der Durchführungsmöglichkeiten (Auftaktveranstaltung in der Gemeinde)
Vermittlungsstrategien für Kinder und Jugendliche
Konfrontationstraining
Deeskalationstraining in Konfliktsituationen
40
3.2 Ausbildungs-Kurzinfo
„Wir haben etwas gegen Gewalt...“
ZERTIFIZIERUNG:
ANTI-GEWALT-TRAINER
Die Vorteile
Die Referenten







Dipl. Päd. Christian Scholz (Leitung)
Dipl. Soz. Wiss. Gabriele Fischwasser–v. Proeck
Psychotherapeut Dr. Michael Heilemann
Prof. Dr. Thomas Bliesener, Universität Kiel
Prof. Dr. Hagemann, Universität Kiel
Dr. Christian Böhm, Stadt Hamburg
Claudio Valerio, Avci Wing Tsun, SV-Trainer
Thema Aggression: Wirksame Instrumente
Ihr Erfolg: Neues Potential u. neue Aufträge
Vermittlung von Lobkultur/Wachstumszielen
Steigerung sicherer Leistungsfähigkeit
Verbesserung der Kommunikationsfähigkeit
Entwicklung von Konfliktlösestrategien
Erschließung neuer Kooperationsmöglichkeiten
Ausbildungsangebot: Berufsbegleitende Ausbildung für alle MitarbeiterInnen im sozialen
Tätigkeitsfeld zur Planung, Durchführung und Leitung von AGT-Seminaren mit
gewaltbereiten Delinquenten.
Durchführung: Vier aufeinander aufbauende Wochenend-Workshops über 4 Monate
(insgesamt 80 Unterrichtsstunden: 64 Std. Theorie; 16 Std. Praxis) in Kiel.
Praxiserprobung: Direktes Erlernen der Konfrontationsmethodik über täterbezogene
Maßnahmen („Hamelner Modell“) in Jugendanstalten des Landes Schleswig Holstein.
Gesamtdauer: 6 Monate
Kosten: 1.900,- EUR
Teilnehmerzahl: 20 Personen
Nächster Seminar-Start:
Auskunft und Information: Berufsfortbildungswerk (bfw)
Frau Elsbeth Kawalek
Tel: 04321/9770-0
Fax: 04321/9770-40
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4. Resümee: Friedensarbeit durch Ich-Optimierung
„Jedes Geschöpf ist mit einem anderen verbunden
und jedes Wesen wird durch ein anderes gehalten.“
(Hildegard von Bingen)
Die Ich-Gestaltung eines jeden Menschen (also auch Trainer, Täter, Opfer) ist der
Ausgangsauftrag im AAT Manual 2007. Lobkultur ist hier mehr als positive Psychologie
(Vergl. Auhagen, 2004; Seligmann, 2003): Die Vermehrung und die Förderung von Stärken,
Fähigkeiten, Tugenden und Ressourcen sowie die Verminderung des Negativen und somit die
Verbesserung der Lebensbedingungen verbleibt immer noch im Bereich der „Passiven
Psychologie“, die über den Menschen hinweg denkt, urteilt, beschließt und ihn letztlich
psychologisch reglementiert. Die Frage geht über den Kopf und über das Herz des betroffenen
Ich-Inhabers (einzelnen Menschen) noch hinweg: „Wie kann die positive Psychologie zum
Verlernen und Überwinden wenig hilfreicher Strategien, Gewohnheiten, Gedanken, Gefühle
und Handlungsweisen im Alltag – z.B. Wut, Ärger, Stress oder negatives Denken –
beitragen?“ (Auhagen, 2004, Seite 52). Im AAT – getragen durch die Lobkultur – ist und
bleibt die Psychologie eine Hilfswissenschaft für den einzelnen, an der er sich bedienen kann,
wenn er will, wie er will und soweit er will. Sie ist eine von vielen Hilfswissenschaften, die
ihm seinen Ich-Auftrag zu gestalten und zu lösen ermöglicht:
„Lobkultur legt Schutz, Stolz und Sinnstiftung des einzelnen Menschen nur und ausschließlich in seine Hand.
Lobkultur geht davon aus, dass die Menschen vor 300 Jahren, die Menschen heute und die Menschen in 300
Jahren immer die gleiche Aufgabe – jeder für sich und Gott für alle – einlösen müssen: Diesen verdammten IchAuftrag. Dieser Ich-Auftrag ist obligatorisch, er ist undelegierbar, er ist nicht aufschiebbar, er kann nicht
wirklich "reduziert" betrieben werden, er ist lebenslang wachstumsorientiert (auch wenn das Leben nur kurz
andauert), er geht von einer Normalverteilungskurve der Kompetenzentwicklung aus, wobei langsamer Aufbau
und langwierige Kompetenznutzung in langsamen aber eben gleichsinnigen Abbau mündet und er lässt die
Bilanzpflicht bei dem, der sie hat: Beim Ich-Verwalter! Schutzauftrag, Stolzauftrag und Sinnauftrag münden in
dem Integrativen Ich, in einer Wahrnehmung, dass es Sinn gibt, dass es mich gibt.
Lobkultur weist dem einzelnen Ich-Inhaber keinesfalls von außen einen Auftrag zu: Sie definiert einen Auftrag,
den jeder kaufen kann oder auch nicht. Trotzdem ist sie niemals passiv, liberal, nachgiebig, nachlässig,
behutsam, rücksichtsvoll, antiautoritär oder gar unverbindlich – im Gegenteil.
„ Arbeitet, als würdet ihr kein Geld brauchen!
Liebt, als hätte euch noch nie jemand verletzt!
Tanzt, als würde niemand zuschauen!
Singt, als würde niemand zuhören!
Lebt, als wäre das Paradies auf Erden!“
(Unbekannt)
Gibt es in der globalisierten Welt – die das Ich durch Entwurzelung, Geborgenheitsverlust,
Informationsüberflutung und Entscheidungsbarrieren bedroht – eine Überlebenschance für
eine Lober-Identität? Kann der Mensch es weiterhin schaffen, seine Drei Teller als Künstler
auf der Bühne seines Lebens so akrobatisch zu drehen, dass keiner dieser Teller herunterfällt?
Sowohl die eigene Größenwahrnehmung, also das tägliche Training mit mir selbst (Erster
Teller) als auch das Einlösen der Geborgenheitswahrnehmung (Zweiter Teller) und – im
Hintergrund – das Aufrechterhalten einer undogmatischen Weiterlebenshoffnung (Dritter
Teller) sind das tägliche Brot im Sollbuch des Ichs.
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Für den Ersten Teller (Größen Ich; Stolz sein auf mich selbst) gilt: „Körper führt – Geist
folgt“ oder „Verhalten führt – Einstellung folgt“.
Der Zweite Teller (Geborgenheitserleben) bezieht sich auf das Wir-Gefühl und das
Eingebundensein in der Gruppe sowie auf das weitergehende Gefühl von den jeweils
erreichbaren Kollektiven geachtet, gemocht und eben nicht ausgestoßen zu werden.
Die Ich-Optimierung während des Lebens lebt aber auch immer von dem Dritten Teller
(Gotteshoffnung) ,dem Teller, hoffen zu dürfen, ohne glauben zu müssen. Hoffnung ist
weniger als Glaube: Hoffen ist die gottesfürchtige Haltung vor der Frage nach Gott.
Die Überlebenschance für das Lober-Ich in einem durch Globalisierung unübersichtlichen
künstlich komplizierten und überfordernden Lebensumfeld existiert, wenn weniger spekuliert
und mehr gehandelt wird. Schnell das vorläufige Ziel bestimmen, sofort einige Infos
aufnehmen, diese so bewerten, dass eine Entscheidung entstehen kann und das Handeln sofort
starten. Während des Handelns dann erneute Zielkorrektur, beständige Infoaufnahme,
permanente fortlaufende Neuentscheidungen treffen und somit einfach weitermachen. Der
Mensch als „Dauerspekulierer“, der sein einzig wahres Leben (die Gegenwart) an die Zukunft
verrät, ist verloren. Die Macht über sich selbst (Ich-Hoheit) behält der Mensch nur, wenn er
den Job annimmt, gleichzeitig Architekt und Verwalter seines Ichs zu sein.
Konzeptentwickler, Dozenten, Trainer und Teilnehmer sowie Tutoren des AAT haben auch
2007 den doppelten Auftrag: Optimiere erst dein eigenes Ich – hilf dann deinem Nebenmann
bzw. deiner Nebenfrau, die Ich-Erschwernisse in einer zunehmend global-diffusen Welt zu
meistern. Ego-Shooting (Selbsttraining) ist mehr denn je Grundlage jeglicher Solidarität.
„Man erkennt einen Menschen daran,
wie er jemanden behandelt,
der ihm absolut nichts anhaben kann.“
(Samuel Johnsen)
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Anti-Aggressivitäts-Training
Dr. Michael Heilemann
Dipl. Psychologe, Psychologischer Psychotherapeut
Geburtsdatum, Geburtsort:
20.05.1953; Berlin-Neukölln
Aktuelle berufliche Funktion:
Selbständiger kassenzugelassener Psychologischer Psychotherapeut.
Autor für Fachartikel. Selbständiger Dozent für berufsbegleitende Seminare, Workshops und
Kongressbeiträge.
Arbeitsschwerpunkte:
Weiterentwicklung kognitiv-motivationaler Konzepte in der Verhaltenstherapie.
Entwicklung von Behandlungsmodulen zum Thema Ich-Emanzipation, Ich-Optimierung
und Anti-Gewalt-Traininig (Prävention).
Gabriele Fischwasser-von Proeck
Dipl. Sozialwissenschaftlerin, Beamtin im Strafvollzug
Geburtsdatum, Geburtsort:
05.09.1954; Barntrup
Aktuelle berufliche Funktion:
Mitarbeiterin in der Vollzugsplanung der JA Hameln. Autorin und Dozentin i.R. der AntiGewalt-Thematik.
Arbeitsschwerpunkte:
Lebensbiographische Analysen von Gewalttätern. Vermittlung von theoretischen
Interventionsformen und praktischer Anwendung (Handlungsmodule) des AAT.
Projekte ´07:
1. Ausbildung von Streetworkern/Streitschlichtern:
Prävention bei FAN-Projekten (Task Force, DFL)
2. Ausbildung von „umgeschulten“ Ex-Bundeswehr-Soldaten zum Sozialarbeiter:
„Körperorientierte-Schul-Security“
3. Soz-Päd-SEK im Strafvollzug: Offensiv-Aufsuchende Täterarbeit
4. Ausbildung von Boy-Scouts für Jungencoaching: AAT Schulprojekte
(Gewaltprävention)
5. Opfertherapie: Selbstbehauptungs-Kurse
6. Vorträge zum Thema: Regionalisierung des Ichs in einer globalisierten Umwelt
7. Erarbeitung eines wissenschaftstheoretischen Konzeptes:
Von der Ich-Integration zur Integration ins Kollektiv.
Kontakt:
AAT-Company
Domeierstr. 6
31785 Hameln
Tel: 05151/23204
Fax: 05151/959544
Email: [email protected]
[email protected]
Homepage: www.aat-hameln.de
www.ich-optimierungs.de
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