Tourismus und das Menschenrecht auf Wasser

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Nr. 20 (Oktober 2000)
wdq
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freundinnen und Freunde,
nachdem im vergangenen Jahr der langjährige Leiter von Tourism Watch, Martin Stäbler,
verstarb, wurde nun auch seine und unsere geschätzte Sekretärin, Margot Wörz (54), nach
schwerer Krankheit am 4. September aus dem Leben gerissen. Sie hatte im April 1991 ihre
Arbeit aufgenommen, als Tourism Watch noch "Zentrum für entwicklungsbezogene Bildung
(ZEB) hieß. Wir werden sie schmerzlich vermissen.
Seit einigen Jahren mehren sich international die Stimmen in der Tourismuswirtschaft,
Qualitätstourismus bedeute Fünf-Sterne-Hotels, Luxus und ungehemmtes Geldausgeben der
Gäste. Insbesondere in Entwicklungsländern steigerte sich diese Vorstellung zu einem neuen
Mantra. Fortan wurden Besucher in begehrte "Qualitätstouristen" und ungeliebte
"Niedrigqualitätstouristen" ("low quality" oder "economy tourists") eingeteilt. Zu den ersten
zählen mit Vorliebe Golf-Touristen, zu den letzteren Individualreisende und überzeugte ÖkoTouristen, denen ein echter umwelt- und sozialverantwortlicher Tourismus am Herzen liegt.
Was die Verfechter des sog. Qualitätstourismus übersehen, ist die Tatsache, daß ungezählte
Individualreisende ebenso viel ausgeben wie "5-Sterne-Besucher". Ihr Geld wird nur anders
verteilt bzw. umverteilt und kommt daher einer Region breiter und nachhaltiger zugute. Was
Bundesbürger unter "Qualität" im Urlaub verstehen, finden im ersten Beitrag.
Mit freundlichen Grüßen
Heinz Fuchs
Ludmilla Tüting
Nr. 23 (Juni 2001)
mit großer Freude können wir Ihnen heute die Gewinner unseres Karikaturen-Wettbewerbs
präsentieren.
Hier der zweiten Preis: "Globaler Tourismus", von Sergio Langer aus Argentinien.
Mit freundlichen Grüßen
Heinz Fuchs
Ludmilla Tüting
Wenig Transparenz und Mitwirkung
Eine kritische Betrachtung der deutschen Auftaktveranstaltung des
Ökotourismus-Jahres
Christina Kamp
Ganz im Zeichen des Ökotourismus stand im Januar die Tourismus-Messe "Reisepavillon" in
Hannover. Erstmals hatten auf dem ,,Marktplatz für anderes Reisen" auch kleine und
mittelständische Anbieter aus dem Ökotourismus-Bereich in Afrika, Asien und Lateinamerika
die Möglichkeit, sich auf dem Reisepavillon vorzustellen. Mit finanzieller Unterstützung des
Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) veranstalteten
die Welttourismus-Organisation (WTO) und die Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit
(GTZ) als deutschen Auftakt zum ,,Internationalen Jahr des Ökotourismus 2002" (IYE) ein
,,Forum International".
Das ,,IYE" (International Year of Ecotourism) habe weder klare Ziele noch gebe es einen
vordefinierten Prozess, betonte Oliver Hillel, Tourismus-Koordinator beim Umweltprogramm
der Vereinten Nationen (UNEP). Seit Monaten stehen UNEP und die WTO, zuständig für die
Koordination internationaler Aktivitäten zum Ökotourismus-Jahr, im Schussfeld der Kritik. So
forderte ein internationaler Zusammenschluss von Nichtregierungsorganisationen (NGOs) eine
fundamentale Neubewertung des IYE. Es gebe klare Beweise, so die Koordinationsgruppen des
,,Clearinghouse for Reviewing Ecotourism", dass der Ökotourismus weltweit zu einer Form von
,,Entwicklungsagression" geworden sei und nicht selten mit Umweltzerstörung, der Plünderung
biologischer Ressourcen, Störungen des Gemeinschaftslebens, Vertreibung der Bewohner von
ihrem Land und Diskriminierung einheimischer und indigener Völker einhergehe. Die offiziellen
Vorbereitungen zum IYE seien immer weniger transparent, und nur eine begrenzte Auswahl von
Akteursgruppen seien wirklich beteiligt, so der Vorwurf.
Auch das ,,Forum International" bestätigte diesen Vorwurf eher, als dass es ihn entkräftete. So
fand das zweitägige Vortrags- und Diskussionsprogramm mit mehr als 40 Referenten aus 20
Ländern ohne Dolmetscher statt - sehr zum Leidwesen vieler der eingeladenen Gäste. Im ,,Forum
International" durften die Gäste aus dem Süden zwar ihre Vorträge halten, waren jedoch von den
Diskussionen und den Vorträgen der anderen Referenten praktisch ausgeschlossen. Es blieb dem
jeweiligen Moderator überlassen, darauf zu verweisen, dass NGO-Vertreter und Reisemittler aus
den touristischen Zielgebieten als Referenten nicht vertreten waren, jedoch mit im Publikum
saßen. Besonders die durchgehende Nicht-Beteiligung der Tourismuskritiker am ,,Forum
International" war offensichtlich. Dabei soll das Ökotourismus-Jahr unter anderem ,,die
Kooperation aller am Prozess Beteiligten, staatlicher wie nicht-staatlicher Organisationen"
fördern.
Weitaus partizipativer ging es am "Stand der Arbeitsgemeinschaft für nachhaltige
Tourismusentwicklung (DANTE)" zu. Hier waren die Besucherinnen und Besucher des
Reisepavillons in einer Malaktion eingeladen, ihre Vorstellungen vom oder Kritik am
Ökotourismus selber ins Bild zu setzen. Anregungen zum Malen gab die bekannte argentinische
Karikaturistin Marlene Pohle, die in Stuttgart lebt.
Umfrage "Was verstehe ich unter Ökotourismus?"
Für diejenigen, die ihre Ideen lieber in Worte fassen, befragte TURISMOVISION 114 Gäste
nach ihrem Verständnis von Ökotourismus. Turismovision ist das gemeinsame Dialogprogramm
zum Lateinamerikatourismus von KATE, Stuttgart und TOURISM WATCH, Bonn. In der
Umfrage wurde deutlich, dass der Ökotourismus bei den Besuchern überwiegend ein positives
Image hat. Nur dreimal tauchte der Begriff ,,Mogelpackung" auf, der deutlich machen soll, dass
vieles, was als Ökotourismus vermarktet wird, doch nicht so ,,öko" ist. Der Begriff
Ökotourismus werde leider von der Tourismusindustrie missverstanden, es bestehe die Gefahr,
dass die letzten Naturparadiese für den Tourismus kolonialisiert würden, so die Befürchtung.
Die meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Befragung kümmerten jedoch weniger die
verkaufsfördernden Argumente der Tourismuswirtschaft, sondern vielmehr das Verhalten und
die Einstellung der oder des Einzelnen. Ökotourismus wurde beschrieben als Reisen ,,im Sinne
der Nachhaltigkeit", ,,im Sinne der Agenda 21", ,,im Einklang mit Natur und Umwelt", ,,mit
möglichst geringer Schadstoff- und Energiebelastung", ,,per Rad, zu Pferd oder zu Fuß". Wichtig
waren auch ,,schonender Umgang mit den Ressourcen", ,,Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel,
vorzugsweise Bahn", ,,kurze Reisewege", ,,Orte aufsuchen, die z.B. ihre Energie aus
regenerativen Quellen beziehen", ,,Lebensmittel aus der Region", ,,keine großen Hotelketten als
Urlaubsresidenz".
Ökotourismus ist ... "die Natur zu lieben und zu schützen"
Im Vordergrund stand auch die aktive Beteiligung am Natur- und Umweltschutz sowie die
Umwelterziehung der Touristen: ,,Natur lassen wie sie ist und helfen sie zu erhalten",
,,Naturschutzgebiete und seltene Pflanzen und Tiere sehen und dadurch den nötigen Schutz
besser verstehen", ,,Umwelt und Natur bewusst wahrnehmen, erleben und lieben lernen. Nicht
immer in die Ferne schweifen, denn das Gute ist auch nah!". Die negativen Auswirkungen des
Massentourismus als Gegenmodell wurden ebenfalls thematisiert, dem Ökotourismus Potentiale
für die ,,Regeneration schon vorhandener Schäden" zugesprochen: ,,Reisen unter
Berücksichtigung, Erhaltung und Regeneration der Natur und Kultur des Reiselandes".
Doch nicht nur ,,Öko"-logisches sondern auch Menschliches wurde als wichtig erachtet:
,,Bewusst reisen, sich Zeit nehmen", ,,Gemeinsamkeit mit Fröhlichkeit und natürlichen
Interessen", ,,Rücksichtnahme aufeinander", ,,Erlebnisse, Erfahrungen und Entwicklung",
,,miteinander sprechen", ,,glücklich sein im Einklang mit den Naturgesetzen", ,,Austausch
zwischen Gästen und Gastgebern", ,,Kontakt mit Einheimischen", ,,Land und Leute kennen
lernen (aber nicht nur die deutschsprechenden Kellner)", und ,,vor allem muss es Spaß machen!".
Ökotourismus ist .... ,,einfach die Zukunft, die wir brauchen!"
Nicht selten wurde Ökotourismus mit nachhaltigem Tourismus gleichgesetzt: ,,ökologisch,
ökonomisch und sozio-kulturell verträglich". Gemeint ist, dass dieser Tourismus ,,die Natur und
Mensch nicht benutzt, sondern allen nützt", ,,dass der Mensch, das Land und auch die Bewohner
etwas vom Urlaub haben". Für die einheimische Bevölkerung bedeutet es ,,Einbindung", ,,ohne
Ausbeutung", ,,wirtschaftlicher Nutzen", ,,umwelt- und sozialverträglicher Tourismus, der dazu
auch noch ökonomisch rentabel ist". Für die Touristen heißt es ,,Berücksichtigung der sozialen
und kulturellen Bedürfnisse und Gegebenheiten des Landes", ,,Respekt vor den Kulturen,
Traditionen und Mentalitäten", ,,Zurückhaltung, Austausch, keine Spuren hinterlassen". Hierfür
braucht es Informationen: ,,sich vorher informieren, was einem begegnen wird", ,,Informationen
über den Reiseanbieter und die Gegend, die Kultur, die Unterkunft, die Landwirtschaft, die
Verpflegung", aber auch Reflektion: ,,nachdenken über Land und Leute und essen und leben wie
die Bevölkerung vor Ort".
Während Ökotourismus für die einen ganz real und umsetzbar erscheint, bleibt er für andere
,,eine Utopie", ,,eine Vision", oder auch der Wunsch, ,,dass jeder, der den Ort betritt, das Gefühl
hat zu Hause zu sein. Dass er ihn hinterlässt, als wäre er nicht da gewesen, kein Fremder,
sondern ein Teil davon."
(7.299 Anschläge, 94 Zeilen, März 2002)
Wohin geht die Reise?
Trotz Wirtschaftsflaute und zurückhaltendem "Frühbucherverhalten", insgesamt boomt die
Reisebranche (wieder): immer öfter, immer weiter, dafür immer öfter kürzer, all-inclusive
einschließlich Geld zurück und Rundum-Sicherheits-Wohlfühl-Garantie heißen die Trends.
Lesen Sie hierzu den Artikel von Heinz Fuchs.
Internationales WTO Symposium in Madrid
Unter dem Thema "Liberalization and Trade in Tourism" veranstaltete die
Welttourismusorganisation (WTO) am 22. und 23. März 2004 ein internationles Symposium in
Madrid. Auch Heinz Fuchs, Leiter der Arbeitsstelle TOURISM WATCH im Evangelischen
Entwicklungsdienst nahm an diesem Symposium teil.
Lesen Sie hier seinen Redebeitrag unter dem Motto: From Mumbai to Porto Alegre.
Fairtrade-Angebote im Tourismus
Hier finden sie die englische Version der Studie Fairtrade-Angebote im Tourismus. Ausgewählte
Ergebnisse einer Sonderanfrage im Rahmen der Reiseanalyse 2007, ausgearbeitet von Dr. Peter
Aderhold, F.U.R., EED (Hg.), Bonn 2007.
"Tränen heilen die Wunden nicht"
Eine Untersuchung über soziale Verantwortung und Handlungsmöglichkeiten der Deutschen
Reisebranche am Beispiel der Umsetzung des Verhaltenskodexes für die Mitglieder des
Deutschen Reisebüro und Reiseveranstalter Verbandes (DRV) zum Schutz von Kindern vor
kommerzieller sexueller Ausbeutung durch Touristen. (2004)
Tourismus nach Tsunami?
Ein kommentierender Zwischenruf
Heinz Fuchs
(27.01.2005) "Reisen Sie in die betroffenen Gebiete, damit helfen Sie den Menschen am
meisten" - so klingt es allenthalben und die Urlaubsreise wird zum Instrument der Katastrophenund Entwicklungshilfe. Doch ist die dahinter stehende These, Tourismus an sich schaffe
Einkommensmöglichkeiten für viele und führe zur Verbesserung der Lebensbedingungen,
fragwürdig und - von Ausnahmen abgesehen - unhaltbar.
Besonnen und professionell hat die Reisebranche auf die Flutwelle in Südostasien und im
Indischen Ozean reagiert. Das weitreichende Engagement in der Katastrophen- und Nothilfe
verdient Anerkennung. Mit dem Verein "DRV Hilfe ohne Grenzen e.V." unterhält der Deutsche
Reisebüro und Reiseveranstalterverband, kurz DRV, eine eigene Hilfsorganisation. Nach
Informationen des Verbandes sind alle großen Reiseveranstalter und Airlines Deutschlands wie
LTU, Rewe Touristik, TUI, Thomas Cook, Airtours, FTI Touristik etc. angeschlossen. Einen
eigenen Weg beschreitet die TUI, Europas größter Reisekonzern. "Ein nachhaltiges
Hilfsprogramm für die Krisenregionen Südasiens wurde verabschiedet" und für den
Wiederaufbau eines Dorfes im Süden Sri Lankas werden 1,25 Mio. Euro bereitgestellt. Das
Projekt wird in Kooperation mit einer bekannten Hilfsorganisation realisiert. Dabei sollen viele
der 18 Millionen TUI Gäste und der 65.000 Mitarbeiter das Projekt unterstützen. Das
Unternehmen kündigt an, Mitarbeitern und Kunden über die Hilfsorganisation auch
Patenschaften für Kinder in Sri Lanka vermitteln zu wollen. Auf einer entsprechend
eingerichteten Internetseite sollen sich Paten und Förderer künftig regelmäßig über den Stand des
Dorfprojektes informieren können. Mit tatkräftiger Hilfe der Branche, ihren Mitarbeitenden und
der Reisenden wird umfassend versucht "sinnvolle und nachhaltige" Hilfe zu leisten. Dies ist die
eine Seite, doch bleibt die Erfahrung der Katastrophe offensichtlich ohne weiteren Einfluss auf
die zukünftige Gestaltung des touristischen Kerngeschäfts. Die Zielgebiete fordern, sie jetzt nicht
als Urlaubsregion zu meiden und nach der Naturkatastrophe jetzt nicht eine wirtschaftliche
folgen zu lassen. Mit Sonderpreisen und Schnäppchen will die Reisebranche verlorenes Terrain
zurückgewinnen und Hotels und andere Dienstleister in den Zielgebieten werden ihre ohnehin
knappen Margen mit spitzem Bleistift nachkalkulieren - so ihnen überhaupt eine Wahl bleibt.
"Reisen Sie in die betroffenen Gebiete, damit helfen Sie den Menschen am meisten" - so klingt
es allenthalben. Doch ist die dahinter stehende These, Tourismus an sich schaffe
Einkommensmöglichkeiten für viele und führe zur Verbesserung der Lebensbedingungen,
fragwürdig und - von Ausnahmen abgesehen - unhaltbar. Lang ist die Liste der Beispiele, wo
Tourismus auch zur Verarmung von Menschen und zu ihrer Marginalisierung geführt hat:
Bauern haben ihr Land, Fischer den Zugang zum Strand verloren, Familien verarmten, weil ihre
Einkommen mit den gestiegenen Lebenshaltungskosten in Tourismusgebieten nicht Schritt
halten konnten, Frauen und Kinder wurden in die Prostitution gedrängt. Neben einer
gigantischen Shrimps-Industrie hat auch der Tourismus zur Vernachlässigung des
Küstenschutzes, zur Zerstörung von Korallenriffen und Mangrovenwälder und damit
möglicherweise zu den verheerenden Auswirkungen der Flutwelle beigetragen.
Schneller als angekündigt und erwartet kommt das Geschäft wieder in Gang. Ab Februar, wenn
alle Reiseziele wieder angesteuert werden, scheint das Weitermachen wie bisher endgültig
eingeleitet, zumal - wie sich nach Erdbeben und Terroranschlägen in der Vergangenheit schon
zeigte, Reisende sehr schnell vergessen, besonders wenn das Thema aus den Schlagzeilen der
Tagesaktualität verschwindet. Um so wichtiger sind jetzt die langfristigen Perspektiven einer
touristischen Neuorientierung. Die Einbeziehung sozialer und ökologischer Prinzipen sind mehr
denn je in der touristischen Entwicklung gefordert. Partner des EED, wie die Ecumenical
Coalition on Tourism (ECOT), befürchten die unkontrollierte Erschließung neuer
Tourismusressorts, speziell in Sri Lanka oder den Andamanen und Nicobaren. Andere warnen
vor hektischem Aktivismus mit dem Ziel, schnelle Erfolge zu präsentieren und betonen die
Wichtigkeit partizipativer Prozesse beim Wiederaufbau. Sie verweisen auf die erfolgreiche
Praxis nach dem Hurrikan Mitch in Honduras, wo die Nothilfe mit einer klaren
Entwicklungsperspektive erfolgte, Ausbildung und Arbeitsplätze geschaffen und langfristig
soziale und ökologische Gefährdungspotenziale reduziert wurden. Besonders im Aufbau der
Infrastruktur liegen viele Risiken für die Armen. Wem nützen Straßen und Versorgungssysteme
und wie kommen Menschen aus dem informellen Sektor des Tourismus an wirksame Hilfe und
Zukunftsperspektiven? Sorgfältige Planung und Transparenz sind gefordert, damit sich der
Wiederaufbau nicht gegen die Interessen der Armen richtet und Bedingungen ihrer
Benachteiligung zementiert werden. Besonders sie brauchen Schutz und Empowerment, damit
sie beim touristischen Wiederaufbau nicht das Nachsehen haben. Die Menschen und nicht die
ökonomischen Wachstumsdaten müssen Ausgangspunkt touristischer Entwicklungen sein. Sie
sind es, die in den Zielgebieten hinter der touristischen Fassade stehen, Dienstleistungen
erbringen, Gastgeber und Gastgeberinnen sind oder ihre Chancen im informellen Sektor suchen.
Der EED und seine Partner warnen vor diesem Hintergrund vor einem überhasteten
Wiederaufbau des Tourismus. Sie fordern die stärkere Beachtung sozialer und ökologischer
Kriterien, die Beteiligung der lokalen Bevölkerung an Planungsprozessen,
Qualifizierungsangebote für Benachteiligte in den Zielgebieten und den Aufbau sozialer
Sicherungssysteme im Tourismus. Diese Herausforderung für Tourismusmacher,
Reiseunternehmen, Welttourismusorganisation, Tourismusverbände und Politik sollte als Chance
genutzt und darf nicht durch ein vorschnelles Weitermachen wie bisher vertan werden.
Heinz Fuchs EED TOURISM WATCH - 27.01.2005
Urlaubskartell?
Zwei Rezensionen, ein Buch
Von Karin Chladek
Der Politikwissenschaftler Rüdiger Liedtke analysiert in sehr anschaulicher Weise die
Konzentrationsprozesse der Branchenriesen, die in den letzten Jahren die Tourismusindustrie in
ihren Strukturen grundlegend verändert haben. Gekonnt zeigt Liedtke auf, welche Mechanismen
und Verflechtungen das Geschäft mit den sogenannten "schönsten Wochen des Jahres" zu einem
Milliardenspiel gemacht haben, bei dem immer mehr Abhängigkeiten entstehen. Er führt vor
allem am Beispiel der drei Großkonzerne "World of TUI", "Thomas Cook" und "ReweTouristik" vor Augen, wie immer mehr Druck auf Länder und Regionen, auf Mitarbeiter und auf
kleine und mittlere Mitbewerber (unabhängige Reiseveranstalter, Reisebüros und Hoteliers)
ausgeübt wird. Besonders bemerkenswert ist der kritische Blick, den der Autor auf die
Auswirkungen des Massentourismus und ganz besonders des All-inclusive-Geschäfts in den
Ländern des Südens wirft. Er stellt fest, dass die Konzerne ihrer ökologischen, sozialen und
kulturellen Verantwortung, die sie gegenüber den Gastgeberländern und -regionen haben, bislang
nur sehr unzureichend und oft nach dem "Feigenblatt"-Prinzip nachkommen. Liedtke entlarvt
auch die angebliche Vielfalt des Angebots der "Big Player", die den Kunden durch üppige
Kataloge und verschiedene Marken vorgegaukelt wird. Ganz nebenbei gibt der Autor auf
kompakten 170 Seiten einen Überblick über die Strukturen und Institutionen der deutschen wie
europäischen Tourismuswirtschaft. Ein Muss für alle, die hinter die Kulissen der Branche
blicken möchten - einer Branche, die wie kaum eine andere mit Träumen spielt, welche in
Wirklichkeit längst geplatzt sind.
Von Jörn W. Mundt
Schon der Titel des Buches enthält eine Unterstellung. Er setzt nämlich die Existenz eines
Zusammenschlusses von Großunternehmen voraus, das den Wettbewerb auf dem Reisemarkt
aushebelt. Um es gleich vorwegzunehmen: Den Beweis dafür bleibt Rüdiger Liedtke uns
schuldig. Beweise und Belege sind generell die Sache des Autors nicht. Gleich auf der ersten
Seite behauptet er ohne Beleg, sechs Großveranstalter beherrschten über 85 Prozent des
deutschen Marktes. Nach mehrfachen Wiederholungen rückt er erst auf S. 66 seine Datenquelle
heraus: Es ist, wie vermutet, die Dokumentation "Deutsche Veranstalter 2001" der deutschen
Fachzeitschrift FVW, die ganze fünfzig (!) von den ca. 2.000 deutschen Reiseveranstaltern
erfasst. Einem Autor, der vorgibt, sich kritisch mit dem Reisemarkt auseinandersetzen, hätte ein
solcher Lapsus nicht passieren dürfen. Aber auch begriffliche Genauigkeit ist ihm fremd. Er setzt
"die Reisebranche" durchgängig mit dem Veranstaltermarkt gleich und lässt so den Eindruck
entstehen, als dominierten die Konzernreiseveranstalter den gesamten Reisemarkt. Dass die
Mehrheit der Urlaubsreisen in Deutschland individuell organisiert sind, wird damit ebenso
ignoriert wie fast der gesamte Busreisemarkt, auf dem die großen Veranstalter kaum eine Rolle
spielen. Dazu kommen weitere Begriffsverwirrungen und Ungenauigkeiten, die an der
Recherchefähigkeit des Autors zweifeln lassen. Unangebracht polemische Formulierungen
lassen zudem auf ein Feindbild des Autors schließen, das offensichtlich auch bei der
Formulierung Pate gestanden hat, nach der "die drei großen deutschen Reisekonzerne ... in
teilweise neureicher Attitüde die wichtigsten Absatzmärkte in Europa ... okkupiert" haben (S.
73). Schlampigkeiten, Wiederholungen und terminologische Kapriolen verstellen nicht nur den
Blick auf ein in der Tat interessantes Thema, sondern machen weitgehend noch das Wenige
zunichte, was der Autor mit seinen Recherchen zu diesem Buch zutage gefördert hat. Damit
bleibt eine ernstzunehmende und für ein großes Publikum geschriebene kritische
Auseinandersetzung mit den Entwicklungen auf dem Reisemarkt weiterhin ein Desiderat.
Rüdiger Liedtke: Das Urlaubs Kartell. Der Reisemarkt im Griff der Konzerne. Frankfurt
am Main 2002, Eichborn Verlag, 167 Seiten, ISBN 3-8218-3911-2
Schnäppchen-Urlaub für den Wiederaufbau
Pressemitteilung des EED - 27.01.2005
(Bonn, 27.01.05) Angesichts der Ankündigung der Reisebranche, ab 1. Februar wieder alle
touristischen Ziele anzusteuern, warnt der Evangelische Entwicklungsdienst davor, mit einem
überhasteten, unkontrollierten Wiederaufbau von Hotelzentren die Chancen für einen sozial
verantwortlichen und umweltverträglichen Neuanfang nach dem Tsunami zu verwirken.
"Tourismusbranche und Medien erwecken den Anschein, dass man den Menschen in Thailand,
Indien und Sri Lanka schon mit einem Pauschalurlaub in die Regionen helfen kann. Diese
Debatte ist nicht ehrlich und schadet mehr als sie hilft", warnt Konrad von Bonin,
Vorstandsvorsitzender des Evangelischen Entwicklungsdienstes. Mit Sonderpreisen und
Spendenwerbung setze die Reisebranche das Geschäft fort, ohne aus der Krise zum Vorteil von
Mensch und Natur zu lernen. Die Annahme, Tourismus als solcher verbessere bereits die
Bedingungen der Menschen vor Ort, hält der EED für falsch. Zwar ist in vielen Ländern der
Tourismus größter Wirtschaftsfaktor, die Bevölkerung profitiert davon jedoch nur im geringen
Maß. Problematisch ist nicht nur die Situation von Hotelangestellten, die vielerorts ohne soziale
Absicherung arbeiten, sondern es geht auch um langfristige Schäden: wo Urlaubsgebiete
entstanden, haben vielerorts Bauern ihr Land und Fischer den Zugang zum Meer verloren.
Gestiegene Preise trieben Familien häufig in Armut und Frauen und Kinder in die Prostitution.
Und auch die Umweltschäden sind enorm: Hotels, neue Straßen und unzählige Garnelen-Farmen
haben dazu geführt, dass an vielen Stellen der natürliche Küstenschutz zerstört wurde und damit
auch die Flutwelle ungehindert einbrechen konnte. Die EED-Partnerorganisation Ecumenical
Coalition on Tourism (ECOT) ist besorgt, dass jetzt neue Tourismus-Ressorts überhastet und
unkontrolliert erschlossen werden, speziell in Sri Lanka und auf den Andamanen und Nicobaren.
Irreführend sei das Angebot führender Reiseanbieter, unter dem Siegel "nachhaltiger Hilfe"
Pauschalreisen und Patenschaftsprojekte gemeinsam anzubieten - ohne zur zukünftigen
Gestaltung des touristischen Kerngeschäfts Stellung zu nehmen. "Nachhaltig sind nur
Programme, die Strukturen verändern - das gilt auch für touristische Gebiete", kritisiert von
Bonin. Durch Patenschaftsprogramme für Kinder oder Familien allein werde aber die
Abhängigkeit von außen verschärft, ohne dass sich die Perspektive für die Küstenbewohner
verbessere. Der EED wirbt dafür, jetzt die Gelegenheit zu einer neuen Partnerschaft im
Tourismus zu nutzen, der sozial verantwortlich und umweltverträglich ist. Dass dies möglich ist,
zeigt das Beispiel Honduras, wo nach dem Hurrikan Mitch Nothilfe und Wiederaufbau mit einer
klaren Entwicklungsperspektive gekoppelt wurde, Ausbildung und Arbeitsplätze geschaffen und
langfristig Risiken für die Umwelt verringert wurden. "Wir empfehlen jetzt, nur dorthin zu
reisen, wo Länder und Tourismusindustrie offen legen, wie sie verantwortlich für bessere
Lebensbedingungen sorgen wollen", meint Heinz Fuchs von der EED-Fachstelle Tourism
Watch. "Das bedeutet, die Bevölkerung an der touristischen Entwicklungskonzepten für Hotels,
Straßen und Versorgungssystemen zu beteiligen, faire Arbeitsbedingungen abzusichern und den
Raubbau an der Natur zu stoppen. Viele Menschen haben gespendet, damit in der
Katastrophenregion ein Leben in Würde möglich wird. Jetzt muss die Reiseindustrie ihren
Beitrag dazu leisten." Achtung Redaktionen: Ihre Ansprechpartner: Heinz Fuchs, Fachstelle
Tourism Watch, Tel. 0228-8101-2302 Ilonka Boltze, Pressestelle, Tel. 0228-8101-2503
"Zur sexuellen Ausbeutung von Kindern im Tourismus"
Ausgewählte Ergebnisse einer Sonderanfrage im Rahmen der Reiseanalyse 2005, ausgearbeitet
von Dr. Peter Aderhold, F.U.R., EED (Hg.), Bonn 2005.
UNWTO-Statement zur Lage im Libanon
UNWTO Presseerklärung zur Situation im Libanon ruft internationalen Protest
hervor
Die von der Welttourismusorganisation UNWTO am 21. Juli 2006 herausgegebene
Presseerklärung zur Situation im Libanon hat unsere Partnerorganisation EQUATIONS in Indien
zu einem Protestbrief an die UNWTO veranlaßt, der von zahlreichen Organisationen und
Einzelpersonen unterschrieben worden ist.
"Tourism Enriches" - kritische Anmerkungen zum
Welttourismustag 2006
Partner aus der Ökumene kritisieren undifferenzierten Slogan der UNWTO
September 2006 - Kritisch äußern sich u.a. die "Ecumencial Coalition on Tourism" (ECOT) mit
Sitz in Chiang Mai, Thailand und "Kabani - The other direction" aus Kerala, Indien. So weist
Kabani auf das Los von Fischerfamilien hin, die der touristischen Entwicklung weichen müssen
und ECOT erklärt dass im weitgehend liberalisierten Tourismus durch die Dominanz
internationaler Unternehmen vielersorts eine Entwicklung stattfinde, die Menschen an den Rand
dränge und von der nur wenige profitieren würden. Stattdessen wird ein Tourismus in Würde
gefordert, der einen fairen Austausch von Mensch zu Mensch und zwischen Mensch und Natur
ermöglicht. Dann könne Tourismus einen ernst zu nehmenden Beitrag zur menschlichen
Entwicklung leisten.
www.kabani.org
www.ecotonline.org
www.unwto.org
Wenn einer eine Reise tut...
Nicht nur vor den Sommerferien stellt sich der interessierte Reisende wieder folgende Frage: wie
verhalte ich mich richtig vor Ort, was sollte ich über mein Reiseland wissen, wie bekomme ich
Informationen über sozial und ökologisch verantwortungsvolle Tourismusprojekte.
Informationen über ein Reiseland zu finden, die den Rahmen eines Reiseführers sprengen oder
von Tourismusprojekten zu erfahren, die soziale und ökologische Kriterien berücksichtigen, ist
nicht ganz einfach.
Die sehr informative Homepage www.fairunterwegs.org des Arbeitskreises Tourismus und
Entwicklung aus Basel bietet Antworten auf genau diese Fragen. Ob sie Länderinformationen zu
Äquatorialguinea suchen oder wissen wollen, wie viel CO2-Ausstoß ihr Flug nach Vanuatu
verursacht, hier finden sie Aussagen dazu. Darüber hinaus finden sie unter anderem detailierte
Informationen zu verschiedenen Siegeln, die es im Tourismus gibt und alternative
Urlaubskonzepte besonders für junge Menschen, wie etwa Freiwilligendienste und Praktika.
Wenn sie noch einige Gramm in ihrem Gepäck frei haben oder Platz in einer Hosentasche sei
Ihnen die Broschüre "Fair reisen mit Herz und Verstand" empfohlen. Ohne erhobenen
Zeigefinger und mit Karrikaturen, die zum Nachdenken anregen, liefert dieses Heft Tipps zum
Verhalten im Urlaubsland. Sie können die Broschüre kostenfrei bei uns bestellen.
Der Studienkreis für Tourismus und Entwicklung e.V. gibt mehrmals jährlich
SymphatieMagazine heraus, die einen tiefergehenden Einblick in die Lebenswelten der
Bevölkerung in touristischen Destinationen bieten. Die Hefte sind für 3,60 Euro erhältlich und
werden regelmäßig aktualisiert. Der Informationsdienst TourismWatch hält sie über
Neuerscheinungen auf dem Laufenden.
Jährlich schreibt der Studienkreis für Tourismus und Entwicklung e.V. den To Do!-Preis aus,
einen internationalen Wettbewerb für sozialverantwortlichen Tourismus. Bisher konnten 31
Projekte weltweit ausgezeichnet werden, darunter 26 Projekte aus Entwicklungsländern. Eine
unabhängige Begutachtung der Projekte vor der Preisverleihung bürgt für die soziale und
ökologische Verträglichkeit der touristischen Unternehmen.
Im zweijährigen Rythmus wird der Filmwettbewerb Toura D'Or ausgeschrieben. Er wählt
Filmproduktionen aus, die sich für einen zukunftsfähigen Tourismus einsetzen.
Tourismus und das Menschenrecht auf Wasser
Laut Welttourismusorganisation soll Tourismus zur Bekämpfung der Armut beitragen. Dazu
gehört auch - als eines der Millenniumsentwicklungsziele - die Verbesserung des Zugangs zu
sauberem Trinkwasser. Häufig geschieht jedoch genau das Gegenteil: Für viele Menschen
bedeutet Tourismus in ihrer Region, dass sich sowohl die Wasserqualität verschlechertert als
auch die Verfügbarkeit von Trinkwasser abnimmt. Anhand von Beispielen aus dem südindischen
Bundesstaat Kerala haben Christina Kamp (freie Mitarbeiterin von Tourism Watch) und Sumesh
Mangalassery (KABANI)untersucht und dokumentiert, wie sich für Einheimische vor Ort die
Auswirkungen des Tourismus auf ihre Wassersituation darstellen.
Der Schwerpunkt der Präsentation mit zahlreichen Fotos liegt auf der subjektiven Wahrnehmung
durch die Betroffenen. Danach hat sich in Kainakary in der Nähe von Alappuzha (Alleppey)
durch die zunehmende Anzahl von Hausbooten die Wasserqualität dramatisch verschlechtert.
Während der Wasser-Vergnügungspark "Vegaland" in der Nähe von Ernakulam mit der
Sauberkeit des Wassers wirbt, leiden die Dorfgemeinschaften außerhalb des Parks unter dessen
Abwässern, die die Landwirtschaft beeinträchtigen.
Aus den Erfahrungen haben die Autoren politische Forderungen abgeleitet und diese in den
zivilgesellschaftlichen Vorbereitungsprozess der Verhandlungen beim Umweltprogramm der
Vereinten Nationen (UNEP) im Februar 2006 eingebracht. Darunter die Forderung nach
Beachtung von natürlichen und gesellschaftlichen Tragfähigkeitsgrenzen und eine entsprechende
Gesetzgebung (die auch durchgesetzt werden muss!), um weitere Umweltschäden zu verhindern.
Tourismusunternehmen, die die Umwelt verschmutzen, müssen für die damit verbundenen
Schäden aufkommen. Doch dies allein genügt nicht. Die Regierung muss auch dafür sorgen, dass
der Bedarf der Bevölkerung an sauberem Trinkwasser gedeckt ist. Dazu dürfen die Rechte der
lokalen Selbstverwaltungen (panchayats) nicht ausgehöhlt werden.
www.kabani.org
Tourismus und das Menschenrecht auf Wasser
Eine Präsentation von Sumesh Mangalassery (Kabani) und Christina Kamp, die zeigt, wie sich
für die Bevölkerung vor Ort die Auswirkungen des Tourismus auf ihre Wassersituation
darstellen. (2006)
Tourism and the Human Right to Water
This presentation by Sumesh Mangalassery (Kabani) and Christina Kamp, shows, how the local
population is effected by the tourism-induced water sitution. (2006)
Good news from Africa
Text von Heinz Fuchs zum Schwerpunktthema "Faszination Afrika" auf dem Reisepavillon
2007 in Hannover
Fakten und Gedanken zu Tourismus und Afrika
Fairtrade-Angebote im Tourismus
Ausgewählte Ergebnisse einer Sonderanfrage im Rahmen der Reiseanalyse 2007, ausgearbeitet
von Dr. Peter Aderhold, F.U.R., EED (Hg.), Bonn 2007.
Fairtrade Travel Offerings
Selected findings from an exclusive single question survey on Fairtrade Travel Offerings. As part
of Reiseanalyse 2007 (RA 07)by EED TOURISM WATCH + F.U.R.
"Buchen hilft!" - Marketing statt Nachhaltigkeit für den
Tourismus in Südasien
Dieser Bericht, herausgegeben von EED Tourism Watch und der Ecumenical Coalition on
Tourism (ECOT), 2007 beschreibt die Schieflage im touristischen Wiederaufbau, zwei Jahre
nach der Tsunami-Katastrophe.
"Booking helps!" Putting marketing ahead of sustainability
for tourism in South Asia.
A closer look at the rehabilitation of the tourism industry following the tsunami. Commissioned
by the EED (Church Development Service) and the Ecumenical Coalition on Tourism (ECOT)
(May 2007)
Welttourismustag 2007 - Jenseits von Arbeits- und
Karrieremöglichkeiten
Offener Protestbrief aus Kerala, Indien, zum diesjährigen Motto der UNWTO "Tourism opens
doors for women" Lesen Sie den offenen Brief von NGOs, Gewerkschafts- und
Selbsthilfegruppen an die indische Tourismus-Ministerin Ambika Soni.
Weitere Stellungnahmen zum Welttourismustag erreichten uns von unseren
Kooperationspartnern Equations aus Indien und der Ecumenical Coalition on Tourism, Thailand.
Weniger fliegen und intensiver reisen...
Heinz Fuchs
...und vor allem wohl überlegte Reiseentscheidungen treffen - auch und gerade bei Projekt- und
Lernreisen
Klimaneutral fliegen letztlich nur diejenigen, die nicht fliegen! Alle Formen der Kompensation
,,für nicht zu vermeidende Flüge", sind allenfalls die zweitbeste Möglichkeit. Andererseits ist
Tourismus in vielen Entwicklungs- und Schwellenländern und damit für eine große Zahl von
Menschen zu einer unverzichtbaren Einnahmequelle und Grundlage der Existenzsicherung
geworden. So zugespitzt, ist es eine schwierige, geradezu grausame Alternative, wenn mein
klimaschützender Verzicht unmittelbar Menschen ihr Einkommen oder gar die Lebensgrundlage
entzieht.
Den gesamten Text finden sie hier zum download.
Selbstverständlich Qualitätstourismus
Heinz Fuchs
Alle erwarten, suchen und bieten Qualität - auch im Tourismus. TOURISM WATCH wirbt für
Qualität auf beiden Seiten der touristischen Dienstleistungskette.
Keine Frage, als selbstbewusste, verantwortliche Konsumenten setzen wir mit Recht auf
Qualität: weder akzeptieren wir Gammelfleisch noch gefährliches Kinderspielzeug. Als
Touristen erwarten wir sauberes Wasser, bequeme Betten, intakte Umwelt und guten Service.
Wenn all dies auch noch günstig zu haben ist, dann stimmt - zumindest gewohnheitsmäßig und
auf den ersten Blick - die Qualität. Doch genau hier liegt bisher der Haken in der
allgegenwärtigen touristischen Qualitätsoffensive.
Armutsbekämpfung durch Tourismus bleibt fragwürdig
Untersuchungen der ST-EP Initiative der Welttourismusorganisation (UNWTO) in Kolumbien
und Äthiopien. Bearbeitet von Isabelle Schunck, in Zusammenarbeit mit EED / Tourism Watch.
Bearbeitungszeitraum 2006-2008.
Kinderferienbücher
"Conni am Strand" und "Am Meer"
Wenn Kinder reisen, dann gehört - ebenso wie bei den Großen - Reiseliteratur mit ins Gepäck.
Urlaubsgeschichten für die Jüngsten knüpfen an beliebte Feriengebiete und deren naturräumliche
Gegebenheiten und Attraktionen an. Wie unterschiedlich sie dies tun, zeigen zwei Kinderbücher
aus dem Carlsen-Verlag.
"Wenn es hier Krokodile gibt, packe ich sofort meine Sachen und fahre nach Hause!" jammert
eine Frau im Lesemaus-Buch "Conni am Strand" - und trägt damit kaum dazu bei, dass sich
Conni (oder die junge Leserin), mit den Gegebenheiten ihrer Urlaubsregion auseinandersetzt und
diese akzeptiert. Natürlich können sich schon die Kleinsten denken, dass es hier keine echten
Krokodile gibt, denn von Anfang an dreht sich alles um das mitgebrachte Plastikkrokodil
Fridolin. Was Conni am Meer findet - Federn, Treibholz und Muscheln - spielt dagegen nur eine
unbedeutende Nebenrolle.
Im Emil-Mal- und Mitmachbuch "Am Meer" steht die Tierwelt der Nordseeküste im
Vordergrund. Nach dem Motto "Je mehr man über das Meer weiß, desto mehr gibt es zu
entdecken" sind junge "Forscher" zwischen 5 und 7 Jahren eingeladen, sich kreativ damit
auseinanderzusetzen. Naturschutzgedanken werden eingeführt und es wird gezeigt, wie Kinder
dazu beitragen können, die Natur im Feriengebiet zu schützen.
Conni am Strand. Ein Lesemaus-Buch. Ab 3 Jahren. Von Wolfram Hänel, neu erzählt von Anna
Döring, mit Bildern von Eva Wenzel-Bürger. Carlsen Verlag, 2004. ISBN 978-3-551-08814-7.
Am Meer. Ein Mal- und Mitmachbuch für Kinder von 5 bis 7 Jahren. Von Nele Banser,
illustriert von Anne Möller. Carlsen Verlag, Hamburg, 2007. ISBN 978-3-551-21506-2.
-ck(1654 Zeichen, 22 Zeilen, September 2007)
Reisemaus auf Tour
"Die Reisemaus in Griechenland" / "Die Reisemaus in der Türkei"
Ein Picknick mit Oliven auf der heimischen Wiese oder ein Zeitungsbericht über “tanzende
Bäuche“ machen die Reisemaus neugierig auf fremde Länder und sie macht sich auf den Weg:
nach Griechenland und in die Türkei. Da sie vor Ort einheimische Freunde hat, gelingt es ihr,
nicht nur interessante Sehenswürdigkeiten kennen zu lernen, sondern auch viel über das Leben
der Menschen (bzw. in diesem Fall: Mäuse) in den Gastländern zu erfahren, z.B. bei einer Fahrt
mit dem Bus über Land, wo es in einem türkischen Dorf frisches warmes Fladenbrot gibt.
Die Reisemaus lernt – und vermittelt ihren jungen Leserinnen und Lesern – auch ein paar Worte
der Landessprache, denn ein typischer Reisemaus-Band enthält jeweils auch einen kurzen
Sprachführer. Für die Türkei gibt es einen kleinen Knigge, welcher die Kinder darauf hinweist,
dass man z.B. vor dem Betreten einer Moschee die Schuhe auszieht und Arme und Beine
bedeckt. In Griechenland wird die Reisemaus in ihrem Erkundungsdrang gebremst und lernt –
“sigá, sigá“ – eine neue, dem heißen Klima angepasste Langsamkeit.
Die Reisemaus-Bände gibt es auch zu verschiedenen weiteren Ländern und als Hörspiel-CDs mit
Musik.
Die Reisemaus in Griechenland. Von Angela Lenz. Thienemann Verlag, Stuttgart/Wien.
2003, ISBN: 3-522-43427-7. 24 Seiten.
Die Reisemaus in der Türkei. Von Angela Lenz. Thienemann Verlag, Stuttgart/Wien. 2003,
ISBN: 3-522-43427-8. 24 Seiten.
-ck(1.478 Anschläge, 22 Zeilen, März 2008)
Ferien mit Bodo Bär
Liebevoll gestaltete Pappbilderbücher für Kinder ab 2 Wo andere Seilbahn und Sessellift fahren,
erwandert Bodo Bär auf ?sanfteren? Wegen seine Urlaubsregion. Die Anreise, so zeigt sich, ist
nicht nur mit Bus oder Auto, sondern auch mit der Bahn möglich. Mit viel Liebe zum Detail regt
der Zeichner Hartmut Bieber in seinen Bilderbüchern Kinder dazu an, ganz genau hinzuschauen.
Mit Bodo Bär in den Bergen lernen schon die Kleinsten, auch Nebenschauplätzen und
?Parallelwelten? im Tourismusgeschehen besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Damit
werden Fähigkeiten geübt, die den verantwortungsvoll reisenden Touristinnen und Touristen von
morgen zugute kommen werden - und damit auch den ?Bereisten? wie dem dicken Piet, den
Bodo Bär am Meer besucht. Auch im neu erschienenen Band ?Spielen, lernen und entdecken mit
Bodo Bär? genießen Bodo Bär und seine Freunde das Strandleben. Doch auch für Kinder, die
nicht in die Ferien fahren, gibt es - ganz im Sinne nachhaltiger Naherholung - Spannendes zu
lernen und zu entdecken: zum Beispiel bei einem Ausflug in den Zoo, in den Wald oder auf eine
bunte Blumenwiese. In einem Flusstal gibt es Segelboote, Fahrräder und Windräder zu zählen und weit und breit kein einziges Auto! Bodo Bär in den Bergen, 2003, ISBN 3-8157-2796-0.
Bodo Bär am Meer, 1999, ISBN 978-3-8157-1722-6. Spielen, lernen und entdecken mit Bodo
Bär, 2007, ISBN 978-3815768082. Texte: Susan Niessen, Illustrationen: Hartmut Bieber,
Coppenrath Verlag, Münster.
Ferien mit Bodo Bär
Liebevoll gestaltete Pappbilderbücher für Kinder ab 2 Wo andere Seilbahn und Sessellift fahren,
erwandert Bodo Bär auf ?sanfteren? Wegen seine Urlaubsregion. Die Anreise, so zeigt sich, ist
nicht nur mit Bus oder Auto, sondern auch mit der Bahn möglich. Mit viel Liebe zum Detail regt
der Zeichner Hartmut Bieber in seinen Bilderbüchern Kinder dazu an, ganz genau hinzuschauen.
Mit Bodo Bär in den Bergen lernen schon die Kleinsten, auch Nebenschauplätzen und
?Parallelwelten? im Tourismusgeschehen besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Damit
werden Fähigkeiten geübt, die den verantwortungsvoll reisenden Touristinnen und Touristen von
morgen zugute kommen werden - und damit auch den ?Bereisten? wie dem dicken Piet, den
Bodo Bär am Meer besucht. Auch im neu erschienenen Band ?Spielen, lernen und entdecken mit
Bodo Bär? genießen Bodo Bär und seine Freunde das Strandleben. Doch auch für Kinder, die
nicht in die Ferien fahren, gibt es - ganz im Sinne nachhaltiger Naherholung - Spannendes zu
lernen und zu entdecken: zum Beispiel bei einem Ausflug in den Zoo, in den Wald oder auf eine
bunte Blumenwiese. In einem Flusstal gibt es Segelboote, Fahrräder und Windräder zu zählen und weit und breit kein einziges Auto! Bodo Bär in den Bergen, 2003, ISBN 3-8157-2796-0.
Bodo Bär am Meer, 1999, ISBN 978-3-8157-1722-6. Spielen, lernen und entdecken mit Bodo
Bär, 2007, ISBN 978-3815768082. Texte: Susan Niessen, Illustrationen: Hartmut Bieber,
Coppenrath Verlag, Münster.
Fragile (Traum-?)Inselwelten
Jean-Claude Tsafack
In vielen Gesellschaften ist der so genannte ,,Insel-Mythos" tief verwurzelt. Inseln werden
entweder positiv mit dem ,,Garten Eden" assoziiert, oder negativ mit Gefängnissen und
Gefahren. Die Tourismusindustrie nutzt vor allem die positive Konnotation als wirksames
Marketinginstrument. Nicht nur natürliche Inseln sondern auch künstliche Inselwelten werden
auf dem Tourismusmarkt angeboten. Doch es sind ,,fragile Inselwelten" - so der Titel eines
Sammelbandes zum Thema Inseltourismus der Arbeitsgemeinschaft für Pazifische Studien. Die
meisten Inselstaaten im pazifischen, karibischen und indischen Raum, von denen viele zur
Kategorie der Entwicklungs- oder Schwellenländer gehören, setzen zunehmend auf den
Tourismus als Devisen bringenden Wirtschaftszweig. Er soll helfen, die schwache ökonomische
Struktur zu diversifizieren. Natürliche Inseln sind sensible Ökosysteme in denen der Tourismus
wie eine ,,tödliche Waffe" wirken kann, wenn er sich unkontrolliert entwickelt. Die
südthailändischen Inseln Phuket und Samui zeigen, dass Massentourismus Umweltschäden durch
Abwässer und Abfälle, Zerstörung von Korallenriffen, Entwaldung sowie enorme
sozioökonomische und demographische Probleme mit sich bringt. Auf der peruanischen Insel
Amantani im Titicacasee hat sich ein ,,community based tourism" entwickelt und wird als
solcher auch von den Touristen wahrgenommen. Doch mit der Zunahme der Besucherströme
entstehen Interessenkonflikte innerhalb der Gemeinde zwischen den individuell und den
gemeinschaftlich geprägten Ansichten der Tourismusgestaltung und zwischen den
Gemeindemitgliedern und den lokalen Reiseagenturen auf dem Festland. ,,Trauminseln?" Das
Fragezeichen des Buchtitels ist ausschlaggebend. Auch in diesem Buch zeigt sich, dass sich
hinter den traumhaften Bildern des Inseltourismus, die einerseits in unserer kollektiven und
persönlichen Imagination liegen und anderseits durch die Reiseliteratur geformt und gelenkt
werden, ungeheure Traumata, Konflikte und Machthierarchien verbergen. In Sri Lanka wurden
und werden Menschen aus allen sozialen Schichten vom Bürgerkrieg bzw. ethnischen Konflikten
tief geprägt. Die Insel ist politisch instabil. Unsicherheit, Entführungen, Angst, politische Morde,
das Verschwinden von Menschen und Folter gehören in diesem ,,Paradies" zum Alltag. Dazu
kam die Flutwelle vom 26. Dezember 2004, bei der wieder Menschen starben oder
verschwanden. Eine Traum(a)insel, wie Barbara Götsch und Barbara Preitler sehr treffend ihren
Beitrag titeln, denn die Bevölkerung Sri Lankas leidet unter enormen psychischen Belastungen.
Im türkischen Teil Zyperns floriert ein illegaler Bauboom. Immobilienhändler profitieren von
den ungeklärten Eigentumsverhältnissen, die in Nordzypern herrschen und verkaufen
Gründstücke vor allem in der Küsteregion. Der Bauboom führt nicht nur zur Umweltkatastrophe,
sondern behindert auch die Bemühungen auf dem Weg zur Wiedervereinigung der beiden
Volksgruppen auf Zypern, denn viele der Grundstücke im Norden, auf denen jetzt eifrig illegal
und überwiegend zur touristischen Nutzung gebaut wird, gehörten vor der Teilung griechischen
Zyprioten. Die touristische Vermarktung Fidschis basiert vorwiegend auf den in Europa
verbreiteten Stereotypen über den so genannten ,,Südseemenschen". Die Reisewerbung preist
Sandstrände, Palmen und türkisblaues Wasser kombiniert mit Wildheit, Unberührtheit,
natürlichen und authentischen Menschen und ihrer Kultur an und verspricht einen
unvergesslichen Traumurlaub. Dabei werden die politischen, wirtschaftlichen und sozialen
Turbulenzen in dieser Region verschwiegen und kulturhistorische Phänomene wie zum Beispiel
Kannibalismus, einseitig und exotisierend dargestellt. Nur ein tieferer Einblick in dieses
Phänomen und die Einordnung in die Geschichte der Insel ermöglicht ihre sachgerechte
Beurteilung. Im ,,Paradies" Mauritius mit seiner ,,Regenbogengesellschaft" werden Black
Creols, die Nachkommen afrikanischer Sklaven, politisch, wirtschaftlich und sozial ausgegrenzt.
Dass Mauritius nach dem Wegfall von Exportbegünstigungen auf Zuckerrohr und Textilien nun
verstärkt auf den Tourismus setzt, birgt die Gefahr, dass diese heterogene Volksminderheit noch
stärker diskriminiert und isoliert wird, wenn beispielsweise Fischern an den Stränden der Zugang
zum Meer untersagt wird. Die Beiträge des Sammelbandes ,,Trauminseln?" wollen die
Inseldestination keineswegs an den touristischen Rand drängen. Vielmehr sind sie ein Appell an
die Reisenden, diese Urlaubsziele mit offenem Herz und offenen Augen zu besuchen und die
touristischen Strukturen und Fassaden zu hinterfragen. Reisende sind Klischees und Bildern der
Reisewerbung nicht hilflos ausgeliefert, sie können durch eigenes Verhalten aktiv dazu
beitragen, den Tourismus fair und nachhaltig zu gestalten. Fragile Inselwelten - Tourismus,
Umwelt und indigene Kulturen. Von Michael Waibel/ Tanja Thimm/ Werner Kreisel (Hg).
Horlemann Verlag, Bad Honnef, 2005. 254 Seiten. ISBN 3-89502-204-7. Trauminseln?
Tourismus und Alltag in ,,Urlaubsparadiesen". Von Heidi Weinhäupl/Margit Wolfsberger (Hg.),
LiT Verlag GmbH, Wien, 2006. 296 Seiten. ISBN 3-8258-8638-7.
Tourismus als nachhaltige Entwicklungsstrategie
Wie der Tourismus mit seinen unterschiedlichen Dimensionen nachhaltiger gestaltet werden
kann, stellt die Welttourismusorganisation (UNWTO) in ,,Making Tourism More Sustainable",
einem Handbuch für politische Entscheidungsträger, ausführlich dar. Die Publikation soll
Regierungen Ansätze zur Formulierung und Umsetzung von Handlungskonzepten für eine
nachhaltigere Tourismusentwicklung bieten. Dabei werden auch die potenziellen negativen
Auswirkungen des Tourismus nicht ausgeklammert. Die Hauptverantwortung der Regierungen
besteht laut UNWTO darin, ein Umfeld zu schaffen, in dem der Privatsektor nachhaltiger
arbeitet, und ihre Koordinierungsfunktion wahrzunehmen, um die Besucherströme und das
Verhalten der Touristen in verantwortlichere Bahnen zu lenken. Kleinbetriebe im Tourismus
bräuchten gezielte Unterstützung, um nachhaltiger arbeiten zu können. Die UNWTODokumentation ,,Tourism's Potential as a Sustainable Development Strategy" gibt einen
Überblick darüber, in welchem Umfang und auf welche Weise Entwicklungsbanken und
Geberorganisationen der Entwicklungszusammenarbeit derzeit in den Tourismus investieren.
Nachdem zum Beispiel die Weltbank in den 1980er und 1990er Jahren nicht mehr auf Tourismus
gesetzt hat, ist dieses Terrain nun offenbar wieder entwicklungspolitisch salonfähig geworden.
Von den Weltbankgeldern für den Tourismus (2,9 Milliarden US-Dollar von 2000 bis 2004)
fließen 58 Prozent in die Infrastrukturentwicklung, und nicht mehr in Resorts oder Luxushotels,
wie es in den 1970er Jahren noch oft der Fall gewesen sei. Bei der deutschen Gesellschaft für
technische Zusammenarbeit (GTZ) beträgt das Jahresbudget für tourismusbezogene Aktivitäten
nach dieser Dokumentation (Stand 2004) zehn Millionen Euro, die in 60 laufende
tourismusbezogene Projekte fließen. Tourism's Potential as a Sustainable Development
Strategy, Hg. World Tourism Organization, Madrid 2005, 162 S., ISBN 978-92-844-0819-1.
Making Tourism More Sustainable: A Guide for Policy Makers. Hg. World Tourism
Organization/ United Nations Environment Programme Division of Technology, Industry and
Economics, Paris/Madrid 2005, 209 S., ISBN 978-92-844-0821-4. -ck- (2.198 Anschläge, 27
Zeilen, Dezember 2006)
Tourismusethik
Ludmilla Tüting
In Graz gibt es einen Publizisten, der gleichzeitig gelernter Jurist, Philosoph und ein erfahrener
Reiseleiter ist. Im Moment schreibt Harald A. Friedl an seiner Doktorarbeit über die
Auswirkungen des Tourismus bei den Tuareg. Davor veröffentlichte er aber noch zwei Bücher
über Tourismusethik. Das eine ist seine Diplomarbeit, das andere ein kleiner praktischer
Leitfaden zum Mitnehmen. In seiner "Tourismusethik" untersucht er umfassend Theorie und
Praxis des umwelt- und sozialverträglichen Fernreisens. Dabei hat er Probleme mit jenen
Tourismuskritikern, die an "eklatanter Realitätsferne leiden" und deren Erfolg sich meistens "auf
die Rolle eines einsamen Rufers in der Wüste" beschränke. Seiner Ansicht nach kann für eine
"praktische Tourismusethik die Antwort auf die Frage nach dem 'richtigen' Handeln alleine nicht
genügen". Mindestens so wichtig sei die Frage, "auf welche Weise sich touristische
Verantwortung wirkungsvoll verkaufen lasse. Friedl: "Reisende verstoßen ja nicht aus Bosheit
gegen regionale Tabus, sondern weil sie auf Grund ihres touristischen Selbstverständnisses gar
nicht an die Möglichkeit eines Verstoßes denken". Tourismusethik habe deshalb sehr viel mit
Sensibilisierung, Aufklärung und der Kunst der Vermittlung zu tun. Tourismusethik müsse, um
angenommen und damit wirksam zu werden, allen etwas bringen. Andernfalls bleibe alles graue
Theorie. Friedls kleines Handbuch "Respektvoll reisen" sei dem interessierten Leser ebenfalls
wärmstens ans Herz gelegt. Es ist eine sehr gute Orientierungshilfe bei der Vorbereitung,
während der Reise und danach, denn letztlich wirke die Reiseethik nach der Heimkehr weiter,
weil man durch die persönliche Reiseerfahrung auch neue Verantwortung übernommen habe.
Ein paar kleine, aber wichtige Ergänzungen möchte ich dennoch vorschlagen. Wie verhält
Mann/Frau sich, wenn man bei Begegnungen gleich mit der Frage konfrontiert wird, wie viel
man verdient, wenn man zum hundertsten Mal die Fragen beantworten muss "What is your
name?", "Where do you come from?", wenn mein Gegenüber nie "Danke schön" sagt (da vor Ort
unüblich) oder wenn Männer (auch einheimischen) Frauen an die Brust fassen oder zwischen die
Beine greifen. Friedl, Harald A.: "Tourismusethik. Theorie und Praxis des umwelt- und
sozialverträglichen Fernreisens", Schriftenreihe "Integrativer Tourismus & Entwiklung",
respect/ITTF, Wien (Hg.), Profil Verlag, München/Wien 2002, 256 S., ISBN 3-89019-530-X
(D), 3-902146-03-6 (A). Friedl, Harald A.: "Respektvoll reisen", Reise Know-How Verlag Peter
Rump, Bielefeld 2002, 160 S., ISBN 3-8317-1039-2.
Literatur zum Thema "Alpen"
Ein Leuchtturm unter den Wissenschaftlern ist Werner Bätzing, Professor für Kulturgeographie
an der Universität Erlangen-Nürnberg mit dem Schwerpunkt Alpenraum. Er kann nicht nur sehr
verständlich und interessant schreiben, sondern ist neben dem Verfassen von (zum Teil
bahnbrechenden) Standardwerken über die Alpen auch engagierter Autor der Wanderführer
"Grande Traverata delle Alpi" (Norden und Süden, Rotpunktverlag, Zürich). Der
Weitwanderweg führt durch die piemontesischen Alpen von den Walliser Bergen im Norden bis
zu den ligurischen Alpen im Süden. Bätzing setzt sich grundsätzlich und visionär für eine
nachhaltige Entwicklung inkl. Tourismus und gegen eine Entvölkerung der Bergregionen ein.
Seine Webseite: www.geographie.uni-erlangen.de/wbaetzing (/infonetz.html: umfangreiche
Link-Liste). Zur Vertiefung unbedingt empfohlen sind seine Bücher: Bätzing, Werner: Die
Alpen - Geschichte und Zukunft einer europäischen Kulturlandschaft, C.H.Beck Verlag,
München 2003, 431 S., zahlreiche farb. Abb., Karten, Tabellen, ISBN 3-406-50185-0 Bätzing,
Werner: Kleines Alpen-Lexikon - Umwelt, Wirtschaft, Kultur, Beck'sche Reihe/Tb, München
1997, 320 S., ISBN 3-406-42005-2 -tü-
Buchtipps zu Burma
Markand/Petrich/Klinkmüller: "Myanmar (Birma)", Stefan Loose Travel Handbuch, Berlin
November 2003, 512 S., ISBN 3-7701-6147-5 Gerade erschien dieser neue Reiseführer zu
Burma, in dem auch auf Tai Pan und die AUA hingewiesen wird. In einem gesonderten Beitrag
empfiehlt "Respect" nachdrücklich, sich vorher umfassend zu informieren und kritisch und mit
offenen Augen zu reisen. Leider ist dem - empfehlenswerten - Buch nicht zu entnehmen, welche
Hotels vom Militärregime betrieben werden. Vielleicht können diese Informationen für kritische
Touristen in der zweiten Auflage berücksichtigt werden. -tü- Ma Thanegi: "Pilgerreise in
Mynamar", Horlemann Verlag, Bad Honnef 2002, 200 Seiten, ISBN 3-89502-1466Kennzeichnend für die zeitgenössische Literatur, die die Zensur in Burma erlaubt, ist Ma
Thanegis "Pilgerreise in Myanmar", Originaltitel "The Native Tourist". Es ist das gegenwärtig
einzige in deutscher Übersetzung vorliegende Buch aus Burma und schon deshalb zu empfehlen,
um überhaupt eine Ahnung zu bekommen, welche Farbtupfer der weiße Fleck zu bieten hat. Die
Schriftstellerin und Malerin aus Rangoon schließt sich einer Reisegruppe von Landsleuten an
und begibt sich auf Pilgerfahrt im eigenen Land. Köstlich, wie sie Menschen und Situationen
beschreibt - humorvoll mit der beobachtenden Distanz einer gebildeten, modernen, städtisch
orientierten Frau. Der Leser, vor allem der europäische, erfährt Erstaunliches und Erhellendes
aus und über Burma. Zum Alltag, zum Umgang mit Geistern, zur Vielfalt der buddhistischen
Klöster macht Ma Thanegi ihre liebevollen spöttischen Anmerkungen, die sie mit sympathischen
Zeichnungen illustriert. Das liest sich flott und unterhaltsam. Nur eines fällt auf: Die Reise und
die Reflektion darüber finden in einem scheinbar unpolitischen Raum statt. Rüdiger Siebert
(1.232 Anschläge, 16 Zeilen, Dezember 2003, Quelle: Aus "Die allgegenwärtige Zensur der
Generäle", epd Entwicklungspolitik 18/2003)
Schmelzende Gletscher, biblische Fluten
Klimawandel im Himalaya
Thomas Döhne
Heftige Monsunregen haben Ende August 2008 in Nepal und dem angrenzenden indischen
Bundesstaat Bihar eine gewaltige Flutkatastrophe ausgelöst. Nach einem Dammbruch hat der
Kosi, einer der großen Himalaya-Flüsse, die in den Ganges münden, seine Fließrichtung um 120
Kilometer nach Osten verschoben. Zahlreiche Gebiete im Südosten Nepals und in Bihar sind
überschwemmt. Nach offiziellen Angaben wurden etwa 250.000 Häuser zerstört, mehr als drei
Millionen Menschen wurden obdachlos, Hunderte starben in den Fluten. Ein Teil der 1.600
betroffenen Dörfer konnte inzwischen mit Hilfsgütern versorgt werden. Etwa 500.000 Menschen
wurden in Notunterkünften untergebracht. Das gesamte Ausmaß der Katastrophe ist noch nicht
absehbar, da der Regen weiter anhält. Dass die Schleusenanlagen nicht ausreichend gewartet
wurden und der Hochwasserschutz zwischen den nepalischen und den indischen Behörden
schlecht koordiniert ist, wird als Ursache dieser Katastrophe angesehen.
Himalaya zunehmend uncool Unverkennbar zeigen sich hier Folgen des Klimawandels. Seit
Jahren berichten Bauern in Nepal, Indien und Bangladesch darüber, dass der Monsunzyklus sich
verändert hat und Wetterextreme zunehmen. In der höchsten Gebirgskette der Welt sind diese
Auswirkungen sogar stärker als im Weltdurchschnitt. Wissenschaftler beobachten eine
dramatische Gletscherrückbildung. Schneefelder und natürliche Eisflächen verschwinden, die
Gletscher schrumpfen. Durch die Gletscherrückbildung wird die natürliche Speicherfunktion für
Wasservorräte vermindert. "Das Verschwinden der Eisflächen und Schneefelder bedeutet, dass
in der Trockenzeit weniger Wasser zur Verfügung steht. Wenn wir in die Zukunft blicken,
müssen wir mit trockeneren Trockenzeiten und regenreicheren Regenzeiten rechnen", erklärt
Mats Eriksson, Gletscherforscher am renommierten "International Centre for Integrated
Mountain Development" (ICIMOD) in Kathmandu, das die Gebirgsökologie der
Hindukuschregion erforscht. Steigende Temperaturen bedeuten, dass mehr Energie im
hydrologischen Zyklus verfügbar ist und die Niederschläge in der Regenzeit heftiger werden.
Statt steter, gemächlicher Schauer ist zunehmend mit heftigen Regenfällen zu rechnen, die sehr
zerstörerisch sind. Die Gletscher des Himalaya sind gigantische Wassertürme von
lebenswichtiger Bedeutung für 1,3 Milliarden Menschen, die im Einzugsgebiet der großen
Himalaya-Flusssysteme leben. Die gesamte Wirtschaft hängt von der ökologischen
Funktionsfähigkeit von Flusssystemen wie dem Indus, Brahmaputra, Ganges, Yangtse und dem
Gelben Flusses ab - bei der Strom- und Energieerzeugung, der Landwirtschaft und der
Industrieproduktion. Auch für den Tourismus spielen sie eine wichtige Rolle - und das nicht nur
an den berühmten heiligen Stätten.
Himalaya-Tourismus und der gefühlte Klimawandel In diesem Jahr sind nach Angaben der
Tourismusbehörde bis Ende August 224.679 Touristen mit dem Flugzeug nach Nepal eingereist.
Das ist erfreulich in einem Land, in dem Tourismus ein wichtiger Wirtschaftszweig ist, von dem
mehr als 200.000 Menschen profitieren. Doch die Touristen reisen mit großem "ökologischen
Rucksack". Während im Tiefland große Gebiete überschwemmt sind, müssen Tanklaster die
Hotels in Kathmandu mit Wasser beliefern. Die Fluten haben wichtige Überlandstraßen zerstört
und zu Versorgungsengpässen geführt. Während die Touristen die Teuerungen mit ihrer
Kaufkraft kompensieren können, leidet die arme Bevölkerung zusätzliche Not. Angesichts des
hohen Ressourcenverbrauchs muss neu überlegt werden, wie nachhaltiger, gemeindenaher
Tourismus in Nepal und in der gesamten Himalaya-Region in Zukunft aussehen muss, damit
Klimawandel und Naturzerstörung nicht weiter forciert werden. Einstweilen gibt es noch keine
schlüssigen Konzepte.
Ewiges Eis wird nackter Fels Ende Juli 2008 berichteten Bergsteiger darüber, dass sich die
Eisfelder auf dem Mount Everest gegenüber dem Vorjahr sichtbar zurückgebildet hätten und sie
selbst in 8.600 Meter Höhe streckenweise über nackte Felsen geklettert seien. Wenn so ein
Schneefeld schmilzt, kommt manches zum Vorschein, was die Freude am Naturerlebnis trüben
kann: Flaschen, Plastikmüll, Batterien, Elektroschrott und andere Hinterlassenschaften früherer
Reisegruppen und Expeditionen, mitunter auch eine gut konservierte Leiche. Gelegentliche
Aufräumaktionen und Expeditionen zur Müllbeseitigung haben in erster Linie symbolischen
Wert. Das zunehmende Auftreten von Wetterextremen führt zu spürbaren Veränderungen bei der
Wahrnehmung von Naturerlebnissen und bei Begegnungen mit den Menschen in den jeweiligen
Reiseländern. Die überfluteten Gebiete in Ostnepal und Bihar zählen zwar nicht zu den
Hauptreisezielen. Doch angesichts der unvermeidlichen Kollision des Bergtourismus, der
Naturnähe sucht, mit den fühlbaren Folgen des Klimawandels, drängt sich eine Neubestimmung
der Erlebnisinhalte für nachhaltigen Tourismus förmlich auf.
Aufräumarbeiten Mitte September beginnt wegen des angenehmen Klimas in Nepal die
Hauptreisezeit. Gerade hat die nepalische Regierung in den von den Fluten betroffenen Gebieten
Ostnepals den Notstand ausgerufen. Wegen des anhaltenden Regens wird es noch eine Weile
dauern, bis die Wassermassen des Kosi in das ursprüngliche Flussbett zurückfließen. Die
Aufräum- und Reparaturarbeiten können vermutlich erst nach dem Ende der Monsunzeit im
Oktober beginnen. Ebenso lange müssen die Überlebenden mit Essen und Unterkünften versorgt
werden, da sie nicht in ihre Häuser zurückkehren können. Wie sie langfristig ihren
Lebensunterhalt sichern können, steht noch nicht fest. Indiens Premierminister Manmohan Singh
bezeichnete die Überschwemmungen in Bihar bei einem Besuch in der betroffenen Region als
"nationale Katastrophe". Es wird wohl nicht die letzte sein - weder in Indien noch in Nepal.
Dr. Thomas Döhne ist freier Journalist und entwicklungspolitischer Berater. (5.936 Anschläge,
81 Zeilen, September 2008)
Klimawandel und Tourismus kurz gefasst
In einem Faltblatt und einem vierseitigen "Fact Sheet" hat das Klimabündnis Österreich kurz und
übersichtlich Informationen rund um das Fliegen und seine Auswirkungen auf den Klimawandel
zusammengestellt. Faltblatt ,,Fliegen und Klima. Von Brigitte Bohusch (Red.),
Klimabündnis Österreich, Wien. http://doku.cac.at/fliegenundklimafolder.pdf
Fact Sheet Klimawandel und Tourismus - die Zusammenhänge. Von Karin Chladek,
Andreas Zotz (respect) Brigitte Bohusch (Klimabündnis Österreich), Christian
Baumgartner, Margit Leuthold und Wolfgang Mehl. Wien. Juli 2008. 4 Seiten.
www.nfi.at/dmdocuments/Fact_Sheet_Klima_DE.pdf
-ck- (652 Anschläge, 10 Zeilen, September 2008)
Dritter Weltkongress gegen sexuelle Ausbeutung von
Kindern
Vom 25. bis 28. November 2008 findet in Rio de Janeiro der Dritte Weltkongress gegen sexuelle
Ausbeutung von Kindern und Jugendlichen statt. Es soll vor allem darum gehen, konkrete Ziele
festzulegen, um diesen schweren Menschenrechtsverletzungen wirksamer zu begegnen. Die
deutsche Arbeitsgemeinschaft zum Schutz der Kinder vor sexueller Ausbeutung (ECPAT
Deutschland) und UNICEF Deutschland fordern in diesem Zusammenhang die Bundesregierung
auf, das Zusatzprotokoll zur Kinderrechtskonvention betreffend Kinderhandel,
Kinderprostitution und Kinderpornografie zu ratifizieren. Minderjährige Prostituierte aus dem
Ausland müssten in Deutschland Schutz und Hilfe bekommen, besonders wenn sie als Zeugen
gegen Menschenhändler und Zuhälter aussagen. Eine Abschiebung sollte unter allen Umständen
vermieden werden.
Weitere Informationen: www.ecpat.de/, www.ecpat.net/WorldCongressIII/index.php
-ck- (872 Anschläge, 11 Zeilen, September 2008)
Mondkuchen und Geburtstagsnudeln II
"China's Outbound Tourism"
Christina Kamp
Bislang kann sich nur eine Minderheit der Chinesen - weniger als zehn Prozent der Bevölkerung
- überhaupt Auslandsreisen leisten. Doch nachdem seit Ende der 1990er immer mehr Länder
"Approved Destination Status (ADS)"-Abkommen mit China geschlossen habe, ist damit zu
rechnen, dass sich in Zukunft mehr und mehr Chinesinnen und Chinesen ins Ausland aufmachen
werden. Der wachsenden Bedeutung des Quellmarktes China geht Wolfgang Georg Arlt in zwei
fundierten wissenschaftlichen Werken ausführlich nach. In "China's Outbound Tourism"
untersucht er die politischen und wirtschaftlichen Dimensionen des Tourismus aus China sowie
soziologische Besonderheiten der chinesischen Reisenden und ihre Reisemotivation.
"Chinesen sind keine Japaner" ist eine seiner zentralen - und keineswegs banalen - Botschaften.
Denn von den einstigen Pionieren unter den asiatischen Touristen unterscheiden sich die
Chinesen deutlich: Reisen ist für sie weitaus mehr eine Statusfrage und sie geben auf ihren
Reisen viel Geld für Markenartikel aus. Der Gruppen-Kollektivismus steht im Vordergrund und
die Chinesen sind anspruchsvoll: chinesisches Essen, Wasser für die Teezubereitung,
Mondkuchen im August und im Bedarfsfall lange Geburtstagsnudeln für chinesische
Gruppenreisende gehören zu den Anforderungen, die Touristen aus dem "Reich der Mitte" an
ihre Gastgeber stellen.
China's Outbound Tourism. Von Wolfgang Georg Arlt. Routledge Verlag, Oxford, 2006.
ISBN 978-0-415-36536-9. 300 Seiten.
(2.307 Anschläge, 31 Zeilen, Dezember 2008)
Tourismus von und für Dorfgemeinschaften
Das brasilianische Netzwerk "Turisol"
Cecilia Zanotti
Um die Diskussion über die Tourismusauswirkungen und die in Brasilien schon existierenden
Ansätze des Solidaritätstourismus zu stärken, wurde 2003 inoffiziell das Brasilianische Netzwerk
für solidarischen und gemeindebasierten Tourismus ("Rede Brasileira de Turismo Solidário e
Comunitário - Turisol") gegründet. Das Netzwerk besteht aus brasilianischen Organisationen, die
Solidaritätstourismusprojekte entwickeln, durch Erfahrungsaustausch existierende Initiativen
unterstützen und weitere Dorfgemeinschaften für die Entwicklung eines anderen Tourismus
gewinnen wollen.
Tourismusauswirkungen in Brasilien
Auch wenn der Tourismus als Entwicklungsinstrument betrachtet werden kann, erzeugt er auch
negative Wirkungen. Verschiedene gesellschaftliche Gruppen werden ausgeschlossen und es
kommt zur Zentralisierung von Macht. Es entsteht ökonomische Abhängigkeit von einer nichttraditionellen und häufig saisonbedingten Aktivität. Die Natur, die gleichzeitig die
Ressourcenbasis darstellt, erleidet Schäden. Das Einkommen aus dem Tourismus konzentriert
sich in den Firmen, die diesen Sektor beherrschen und die geschaffenen Arbeitsplätze kommen
selten der lokalen Bevölkerung zugute. Öffentliche Investitionen konzentrieren sich jetzt auf den
Tourismus. Andere, traditionellere Sektoren der lokalen Wirtschaft werden dabei vernachlässigt.
Die Gewinne, die den Menschen in den touristischen Zielgebieten bleiben, sind gering,
verglichen mit den Gewinnen der transnationalen Tourismusunternehmen. Es sind zudem die
lokalen Dorfgemeinschaften, die unter den negativen Folgen der Tourismusentwicklung am
stärksten leiden.
Gemeindebasierte Projekte als Alternative
Vor dem Hintergrund dieser Auswirkungen begann in Brasilien eine Diskussion über die
Notwendigkeit, neue Tourismusformen zu schaffen, die auf einem gerechten Modell basieren,
das die Umwelt respektiert, die lokale Bevölkerung ins Zentrum der Planung, Durchsetzung und
Kontrolle der Touristenaktivitäten stellt und so Arbeitsplätze und Einkommen für die lokale
Bevölkerung schafft.
Die Erfahrungen in Brasilien haben gezeigt, dass die Menschen von dieser Art Tourismus stärker
profitieren. Um solche Erfahrungen aktiv zu verbreiten und um Strategien für einen gerechten
Tourismus zu entwickeln, bei dem die Menschen im Mittelpunkt stehen, wurde "Turisol"
gegründet.
"Turisol"-Prinzipien
Nach den Richtlinien von "Turisol" wird ein Tourismus gefördert, der folgenden Prinzipien
entspricht:
1. Die lokale Dorfgemeinschaft soll Inhaberin der Tourismusunternehmen sein und den
Tourismus gemeinschaftlich verwalten.
2. Die lokale Dorfgemeinschaft soll Hauptnutznießerin des Tourismus sein, der zu ihrer
Entwicklung und Stärkung dient.
3. Haupttouristenattraktion ist der Lebensstil der Dorfgemeinschaft, ihre Organisationsform, die
sozialen Projekte, die Gemeinschaftsmobilisierung, kulturelle Traditionen und wirtschaftliche
Aktivitäten.
4. Es werden Aktivitäten geschaffen, um den Besuchern kulturellen Austausch und Lernen zu
ermöglichen. Es handelt sich nicht um kulturelle Folklore-Vorträge, sondern um
Alltagsaktivitäten, die die Touristen kennen lernen sollen.
5. Die Reiserouten respektieren die Normen zur Erhaltung der Umwelt des Gebietes. Sie dürfen
nur möglichst wenige Auswirkungen auf die Umwelt haben.
6. Transparenz bei der Mittelverwendung. Die Dorfgemeinschaft und die Besucher beteiligen
sich an der gerechten Verteilung des finanziellen Gewinns.
7. Soziale Partnerschaft mit Reiseagenturen. Es wird versucht, mit dem gemeinschaftlichen
Gewinn alle Teilnehmer der touristischen Wertschöpfungskette zu begünstigen.
Netzwerkkonsolidierung
Ende 2007 führten die Organisationen und Gemeinden Projeto Bagagem, Acolhida na Colônia,
Prainha do Canto Verde, Stiftung Casa Grande, Institut Terramar, Grãos de Luz e Griô und das
Umweltministerium ein Treffen durch, um "Turisol" zu stärken. Etwa zeitgleich zeigte auch das
Tourismusministerium erstmals Interesse an dem Thema und organisierte ein Treffen mit einigen
der NGOs. Gemeinsam mit dem Virtuellen Tourismusinstitut der Universität von Rio de Janeiro
(UFRJ) wurde ein Vorschlag zur Schaffung eines brasilianischen Netzwerks für
gemeindebasierten Tourismus vorgestellt. Auch das Umweltministerium und das Ministerium für
Landwirtschaftsentwicklung waren beteiligt.
Da ein solches Netzwerk jedoch bereits existiert, entschied das Tourismusministerium, nicht
noch ein neues zu schaffen. Stattdessen lancierte es im Juni 2008 eine Ausschreibung für
gemeindebasierte Tourismusprojekte. Einige Mitglieder von "Turisol" organisierten sich, um
sich mit einem Projekt für das Netzwerk zu bewerben. Jedes Mitglied koordinierte einen
Arbeitsbereich, was schließlich zum "Turisol"-Arbeitsplan führte.
"Turisol"-Aktivitäten
Einer der wichtigsten Arbeitsbereiche von "Turisol" ist der Bereich Schulung und Ausbildung.
Es werden Bildungsveranstaltungen auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene organisiert.
Didaktisches Material wird zu den Themen erstellt, die in den Veranstaltungen behandelt
wurden, und zu den Methoden, die von den Netzwerkmitgliedern erfolgreich angewendet
werden.
Ein weiterer wichtiger Bereich ist die Lobbyarbeit. Der Dialog mit den Ministerien und
Behörden - Sitzungen, Vorschläge, die Erarbeitung von Projektausschreibungen sowie die
Teilnahme als Netzwerk an diesen Ausschreibungen. Ein weiteres Standbein ist der MarketingBereich. Mit gemeinsamen Marketingprodukten und -strategien werden die einzelnen, von den
"Turisol"-Mitgliedern angebotenen Zielgebiete beworben.
Eine ganze Reihe von Aktivitäten konnte bereits umgesetzt werden. So wurden bereits sieben
Verwaltungsmodelle für gemeindebasierten Tourismus entwickelt, und drei für Unterkünfte in
den Dorfgemeinschaften: Unterkünfte in Gastfamilien und in Lodges und Pousadas, die der
Gemeinschaft gehören. Zum Beispiel hat Acolhida na Colônia eine Vorgehensweise im Bereich
Agrotourismus entwickelt und systematisiert, die vom Tourismusministerium als Referenz im
Sektor "ländlicher Tourismus" anerkannt wird. Das "Tucum"-Netzwerk im Nordosten Brasiliens
hat systematisiert, wie gemeindebasierter Tourismus umgesetzt und gefördert werden kann.
Projeto Bagagem und Grãos de Luz e Griô haben ein Integrationsprojekt zwischen
gemeindebasiertem Tourismus und dem formalen Schulsystem entwickelt, das aber noch
finanziert werden muss.
Entsprechend dem Aktionsplan bis 2010, der vom Tourismusministerium genehmigt wurde,
sollen nationale und internationale Produkte mit allen Projekten der Netzwerkmitglieder
geschaffen werden und gemeinsam vermarktet werden. Momentan besteht "Turisol" aus neun
Mitgliedern in sieben brasilianischen Bundesstaaten und beteiligt 59 Gemeinden. Ziel ist es, das
Netzwerk bis 2010 von neun auf 50 Mitglieder zu erweitern.
Cecilia Zanotti ist Gründungsmitglied und Präsidentin von "Projeto Bagagem", einer
Nichtregierungsorganisation, die sich für die Förderung des gemeindebasierten Tourismus
("Turismo Comunitário") in Brasilien einsetzt.
Der Beitrag wurde von Ana Gabriela da Cruz Fontoura in ausführlicherer portugiesischer
Fassung auf dem Weltsozialforum im Januar 2009 in Brasilien präsentiert.
Übersetzung aus dem Portugiesischen: Esther Neuhaus
Weitere Informationen: www.fboms.org.br. Dort ist auch der Original-Beitrag eingestellt.
(6.833 Anschläge, 98 Zeilen, März 2009)
Netzwerk für nachhaltigen Tourismus im südlichen Afrika
Ein Netzwerk für nachhaltigen Tourismus im südlichen Afrika ("Sustainable Tourism Network
Southern Africa") soll dazu beitragen, die Anstrengungen für einen nachhaltigen Tourismus und
die Zertifizierung nachhaltiger Angebote in der Region voranzubringen. Eine Website soll als
Austauschplattform dienen, um die Kommunikation unter den Ländern der
Entwicklungsgemeinschaft des Südlichen Afrika (SADC) zu fördern.
Weitere Informationen: www.fairtourismsa.org.za/regional_news/page2.php
-ck(470 Anschläge, 6 Zeilen, März 2009)
Dossier: Schutz der Kinder vor sexueller Ausbeutung
Der Dritte Weltkongress in Rio de Janeiro
Die sexuelle Ausbeutung von Kindern ist eines der schlimmsten Verbrechen gegen die
Menschlichkeit. Vor bald 20 Jahren hat deshalb die Kampagne ,,End Child Prostitution in Asian
Tourism" (ECPAT) ihre Arbeit aufgenommen. ECPAT ist heute eine internationale
Kinderrechtsorganisation mit Gruppen in 70 Ländern. Die Abkürzung steht für ,,End Child
Prostitution, Child Pornographie and Trafficking of Children for Sexual Purposes".
Ausgangspunkt damals war eine Studie der asiatischen Kirchen, die einen Zusammenhang
zwischen der steigenden Zahl von Kindern in der Prostitution und dem wachsenden Tourismus
nachwies. Von da aus war es ein langer Weg, bis Staaten nationale Aktionspläne entwickelten
und Reiseveranstalter sowie touristische Unternehmen begannen, sich mit einem
Verhaltenskodex für den Schutz von Kindern zu engagieren. Neue Anforderungen sind in den
letzten Jahren durch das Internet hinzugekommen. Drei Weltkongresse zum Schutz von Kindern
vor kommerzieller sexueller Ausbeutung haben das Thema auf die Tagesordnung der
internationalen Politik gehoben.
Dieses Dossier vermittelt einen Eindruck vom Dritten Weltkongress in Brasilien und weist auf
Aufgaben und Handlungsansätze hin, die auch Thema einer deutschen Nachfolgekonferenz sein
werden. Die Beiträge sind auch ein Appell an Sie, verehrte Leserinnen und Leser: Wenn Sie in
Ihrer Umgebung, in Medien, im Urlaub oder auf Reisen Anzeichen von sexualisierter Gewalt
gegen Kinder wahrnehmen, schauen Sie nicht weg - suchen Sie den Kontakt zu
Kinderrechtsorganisationen, sprechen Sie mit Ihrem Reiseveranstalter oder informieren Sie die
Polizei! Denn Kinderhandel, Kinderprostitution und Pornographie mit Kindern zu beenden, ist
eine Aufgabe, die uns alle angeht.
Sun, Sand and Sustainable Tourism?
Tourism Watch at ITB 2009
On Friday, 13th of March EED-Tourism Watch realized a presentation on Corporate Social
Responsiblity in Practise under the title: "Sun, Sand and Sustainable Tourism".
Jennifer Seif (Fair Trade in Tourism South Africa) and Rosemary Viswanath (Equations, India)
presented together with ECPAT Germany and ECPAT Netherlands their experience with the
implementation of the "Code of Conduct for the Protection of Children from sexual exploitation
in Travel and Tourism".
Michael Awad from Palestine presented the "Code of Conduct for Travelling in the Holy Land"
which was launched by the Palestinian Initiative for responsible Tourism (PIRT).
TourCert (Association for the Labelling of CSR-reports in Tourism) handed the lable
CSRcertified over to 12 small and medium enterprises.
In the context of Climate Change EED -Tourism Watch called on the travel industry to reduce
their emissions and not to use CSR as a fig leaf.
Studien und Abschlussarbeiten zum Herunterladen
STUDIEN
"Armutsbekämpfung durch Tourismus bleibt fragwürdig" Untersuchungen der ST-EP
Initiative der Welttourismusorganisation (UNWTO) in Kolumbien und Äthiopien. Bearbeitet von
Isabelle Schunck, in Zusammenarbeit mit EED / Tourism Watch. Bearbeitungszeitraum 20062008. Studie Äthiopien (deutsch) Studie Kolumbien (deutsch)
"Fairtrade-Angebote im Tourismus" Ausgewählte Ergebnisse einer Sonderanfrage im
Rahmen der Reiseanalyse 2007, ausgearbeitet von Dr. Peter Aderhold, F.U.R., EED (Hg.), Bonn
2007. (Englische Version)
"Buchen hilft!" - Marketing statt Nachhaltigkeit für den Tourismus in Südasien Dieser
Bericht, herausgegeben von EED Tourism Watch und der Ecumenical Coalition on Tourism
(ECOT), 2007 beschreibt die Schieflage im touristischen Wiederaufbau, zwei Jahre nach der
Tsunami-Katastrophe. (Englische Version)
Tourismus und das Menschenrecht auf Wasser Eine Präsentation von Sumesh Mangalassery
(Kabani) und Christina Kamp, die zeigt, wie sich für die Bevölkerung vor Ort die Auswirkungen
des Tourismus auf ihre Wassersituation darstellen. (2006)
"Zur sexuellen Ausbeutung von Kindern im Tourismus" Ausgewählte Ergebnisse einer
Sonderanfrage im Rahmen der Reiseanalyse 2005, ausgearbeitet von Dr. Peter Aderhold, F.U.R.,
EED (Hg.), Bonn 2005.
Tränen heilen die Wunden nicht- Kinderprostitution im Tourismus Eine Untersuchung über
soziale Verantwortung und Handlungsmöglichkeiten der Deutschen Reisebranche am Beispiel
der Umsetzung des Verhaltenskodexes für die Mitglieder des Deutschen Reisebüro und
Reiseveranstalter Verbandes (DRV) zum Schutz von Kindern vor kommerzieller sexueller
Ausbeutung durch Touristen. (2004)
ABSCHLUSSARBEITEN Für an dieser Stelle veröffentlichte Abschlussarbeiten übernehmen
wir keine redaktionalle Verantwortung. Die Verantwortung für den Inhalt liegt allen beim
Verfasser. Studenten und Doktoranden sind herzlich dazu eingeladen, uns ihre
Abschlussarbeiten zur Verfügung zu stellen! Bedingung zur Veröffentlichung ist ein
herausragendes Ergebnis (Note: 1,x), sowie ein thematisch enger Zusammenhang zur Arbeit von
Tourism Watch.
Partizipation ländlicher Gemeinschaften am Tourismus in Entwicklungsländern
Diplomarbeit von Antje Monshausen (Juli 2007)
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