Modernisierung durch Naturschutz - Userpage

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„Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg“
Interviewtranskription zum gleichnamigen Forschungspraktikum
15698 PjS.: Forschungspraktikum II
am Institut für Soziologie der Freien Universität Berlin
unter Leitung von Bernhard Glaeser, Torsten Reinsch, Manfred Schulz
2001
Erstellt von Torsten Reinsch
Unterstützt durch das Wissenschaftszentrum Berlin (WZB) im Rahmen des Wervertrages
„Transkription und Auswertung von Interviewdaten zum Thema „Modernisierung durch Naturschutz? Das
Untere Odertal““
im Auftrag von Bernhard Glaeser
Stand 28.1.2009
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
Inhaltsverzeichnis
1.
Interview Hartwig Wohleben, Oberförster a.D., vom 28.6.2000 in Garz, ca. 130 Min. .......................... 2
2.
Interview Herr Tischbierek, vom 28.06.2000 in Schwedt, ca. 95 Min. ................................................... 19
3.
Interview Pfarrer Ehrlich, vom 28.6.2000 in Criewen, ca. 95 Min. ........................................................ 31
4.
Interview Ralf Bardicke, Berufsfischer, vom 28.6.2000 in Schwedt, ca. 45 Min. .................................. 47
5.
Interview Michael Nadje, Bürgermeister von Criewen, vom 27.6.2000, ca. 50 Min. ............................ 55
6.
Interview Frau Ebert, Geschäftsführerin der Villa Siebenpunkt, vom 29.6.2000 in Criewen, ca. 75
Min. .............................................................................................................................................................. 63
7.
Interview Hans Peter Wilde, Versicherungsmakler, vom 29. Juni 2000 in Criewen, ca. 45 Min......... 79
8.
Interview Ursula Birlem, SPD-Stadtverordnete, vom 30.06.2000 in Schwedt, ca. 95 Min. .................. 91
9.
Gruppen-Interview mit Mitgliedern der Akademie für Berufsförderung und Umschulung Berlin e.V.
(ABU), vom 29.6.2000 in Schwedt, ca. 130 Min. .................................................................................... 104
10. Interview Herrn Lück, vom 27.06.2000 in Criewen, ca. 35 Min. .......................................................... 128
11. Interview Andrea Wolsky, vom 29. Juni 2000, in Criewen, im Bürgermeisteramt, ca. 75 Min. ........ 135
12. Interview Karin Fähling, Vorsitzende der Interessensgemeinschaft der Landeigentümer, vom
26.6.2000 in Schwedt, ca. 75 Min. ............................................................................................................ 146
13. Interview der Sekretärin von Herrn Wilde, vom 28.6.2000 in Bergholz-Mayenburg, ca. 35 Min. .... 158
14. Interview Herr Zahn, „Oberfischer“, vom 28.6.2000 in Schwedt, ca. 75 Min. .................................... 164
15. Interview Thomas Berg, 1. Vorsitzenden des „Vereins der Freunde des Deutsch-Polnischen EuropaNationalparks Unteres Odertal e.V.“, vom 30.6.00 in Lunow, ca. 50min. ........................................... 179
16. Diskussion zum Thema: Trägerwechsel“ im Nationalpark Unteres Odertal vom 8.6.2001, Schwedt 188
17. Gespräch mit Lothar Englert vom 29.06.2000, Criewen, 17.00 Uhr ..................................................... 208
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
Bei den transkribierten Interviews handelt es sich um eine Auswahl von Interviews, die im
Rahmen des Forschungspraktikums „Modernisieurng durch Naturschutz? Das Untere
Odertal?“ am Institut für Soziologie der Freien Universität Berlin unter Leitung von Bernhard
Glaeser, Torsten Reinsch und Manfred Schulz im Juni 2000 im Unteren Odertal zusammen
mit den Studierenden geführt worden sind. Diese Transkripte werden Teil der Lehre und
weiterer wissenschaftlicher Auswertung.
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
1. Interview
Hartwig
Wohleben,
Oberförster a.D., vom 28.6.2000 in
Garz, ca. 130 Min.
5
Interviewer: Bernhard Glaeser, Torsten Reinsch
Stand: 2.11.2000
Band: 52, 53
Transkriptionszeichen:
HW: Hartwig Wohleben
TR: Torsten Reinsch
BG: Bernhard Glaeser
(??): nicht verstanden
..: kurze Pause
15 ...: lange Pause
(...): Auslassung
|: wird kurz lauter
||: wird kurz sehr laut
/: wird leiser
20 //: wird sehr leise
55
60
10
65
70
75
Interviewatmosphäre:
Das Interview wurde Tags zuvor vereinbart. Es fand
am Nachmittag in des Oberförsters a.D. privatem
25 Haus statt. Bereits beim Eintreten entwickelte sich
mit Herrn und Frau Wohleben ein freundliches
Gespräch über den Garten und die offensichtlichen
Baumaßnahmen im Eingangsbereich des Hauses.
Wir wurden in das Wohnzimmer gebeten und Frau
30 Wohlleben brachte uns Kaffee, nahm jedoch selbst
nicht am Gespräch teil.
Das Gespräch war entspannt,
freundlich und angenehm.
35
40
80
BG: das ging aber schnell
HW: ja, eigentlich waren nur vier
BG: oh.
85
durchgehend
Transkriptionsbeginn:
90
TR: Das wäre jetzt meine nächste Frage, da können
Sie gleich weiter machen, also wenn Sie etwas über
sich ... wenn Sie sich kurz vorstellen würden, ein
paar Worte über sich erzählen
95
HW: das muß auch sein?
TR: das wäre, äh, ja, nein muß nicht sein, sie
müssen gar nichts...
HW: wir können es ja auch ganz kurz machen
100
HW: geht es schon los?
45
TR: Ja, es geht schon los..
HW: Also, meinen Namen wissen Sie, Hartwig
Wohleben. Der Name Hartwig sagt schon was aus
über das Alter Geburtsjahr 34, Hartwig war da ein
schöner Name, ein passender Name (...), bin voriges
50 Jahr mit 65 in Rente gegangen, hatte das Glück
gehabt, nie arbeitslos zu sein, das ist auch was...
und da mein Vater erst 49 aus der
Kriegsgefangenschaft zurückkam und wir sieben
Kinder waren äh, und wir Schulgeld dann bezahlen
sollten, mußte ich runter vom Gymnasium vor dem
Abitur, hab die mittlere Reife Gemacht und wollte
dann über die Forstfachschule Revierförster
machen. Ich hatte zwei Optionen, Pilot zu werden
oder Förster und hab mich dann nach dem Krieg
blieb ja nicht, blieb ja, war ja Pilot keine
Möglichkeit, also Förster, so und da bin ich in die
Lehre gegangen in die Forstfacharbeiterlehre, es
war gerade der Zeitpunkt, wo es die Forstlehre nicht
mehr gab, auch die die Förster werden wollten
mußten erst Forstfacharbeiter werden und wollte
dann auf Fachschule, aber da hätte ich auf eine
Warteliste kommen müssen und da habe ich mich
entschlossen, weil Angebot da war zur ABF, wissen
Sie was das ist? Die Arbeiter und Bauernfakultät,
das war der zweite Bildungsweg zum Studium in
drei Jahren dort das Abitur zu machen; ich hab es in
zwei Jahren gemacht; ich kam nach dem ersten Jahr
in eine Gruppe, die die restlichen zwei Jahre in
einem Jahr gemacht hat und bin dann zum Studium
nach Tarant gegangen, an die Fakultät der
Technischen Hochschule damals, und habe
Forstwirtschaft studiert und nach fünf Semestern
war ich damit fertig
105
110
BG: das muß man Heute betonen
HW: ja, ich hab, war im Gymnasium in Ilmenau
2
HW: ich hab den technischen Zweig, der ganz neu
war und war auch einmalig, ist dann nicht
wiederholt worden. Ich hab dann noch
Brückenbauer studiert, technische Mechanik und so
ein Kram, und daher mußte ich ein Semester länger
machen. Und das hat mir außer einen anderen
Blickwinkel
nicht
viel
gebracht,
dieses
Zusatzstudium , war dann ... oh wie lange, ..etwas
über ein Jahr bei der Grenzpolizei in, an der
Tschechischen Grenze, und dann kam ich wieder
nach Hause, und hab nach einem halben Jahr
Betriebsassistentenzeit, die Oberförsterei Groß
Breitenbach übernommen im Thüringer Wald, und
eh ich da heimisch werden konnte hat der.. ach so
hab inzwischen geheiratet in Tarant... hab ne Frau
geholt...und eh wir heimisch geworden sind wurde
mir ein Angebot unterbreitet hier hochzugehen nach
Garz, mußte ich erst auf der Karte suchen wo das
ist, unmöglich da hinzugehen, und, aber da wurde
nicht lange gefackelt, da wurde auch ein bisschen
Druck ausgeübt. Wenn ich mich gewehrt hätte,
hätte ich nicht gehen brauchen, aber es war auch
ganz interessant mal eine andere Ecke zu sehen. Da
bin ich hier her gekommen. Hier wurde der Betrieb
Schorfheide mit Sitz Joachimsthal aufgelöst, oder
war schon aufgelöst und hier waren eben
entsprechend Stellen frei die dringend besetzt
werden mußten und da kam ich hier her und hab die
Oberförsterei Garz übernommen, die erst 1958
gegründet worden ist, die habe ich im Herbst 1962
Interview Hartwig Wohleben, Oberförster a.D., vom 28.6.2000 in Garz, ca. 130 Min.
übernommen und hatte das Glück und war auch ein
bisschen Ausdauer dabei und ich hab mich nicht
hier wegwerben lassen wieder, dass ich bis zu
meiner Berentung hier als Oberförster gearbeitet
5 hab. Ich kann mich also nicht rausreden, wenn der
Waldzustand nicht in Ordnung ist...
TR: da haben sie was mit zu tun ...
HW: das ist mein Werk...(lacht)...und ich glaube,
ich habe nicht viel falsch gemacht, // sehen wir mal
10 davon ab, dass äh, bloß da gab es kein Ausweg, wir
haben viel zu viel mit der Kiefer gearbeitet, ja. | Das
war aber preußische Tradition , und äh..
Oberförsterei hatte 6.000 ha wir hatten die 6.000 ha
vollständig
in
Bewirtschaftung
über
Bewirtschaftungsverträge, Nutzungsverträge mit
den Privateigentümern, bis auf ein Paar,
60 Friedrichstal und so, die haben ihren Wald selber
bewirtschaftet , das waren aber keine großen
Flächen,
jetzt
sind
übriggeblieben
zur
Bewirtschaftung von der Oberförsterei 1.800 ha
Preußenwald, der Rest des Preußenwaldes
65
HW: ... äh, das ist der ehemalige preußische
Staatswald
BG: ja, ja
HW: das war auch am einfachsten und am
sichersten. Also man hätte waldbaulich, und das
habe ich dann wie es zum Ende meiner Dienstzeit
ging, schon zu DDR-Zeiten noch, versucht zu
ändern, die Kurve zu kriegen, zum, im mehr
Laubholz anzubauen und so weiter, und nach der
20 Wende ist das ja sehr gefördert worden, und da
lagen wir schon richtig auf dem Kurs hier, und es ist
ach zu sehen, was da gemacht worden ist, aber eben
auch die gute fachliche Arbeit – ich will mich nicht
loben, ich hab’s ja nicht alleine gemacht – führt
25 doch dazu, dass eben die Wälder gefährdet sind von
Naturschützern mit Beschlag belegt zu werden.
15
BG: ach so
HW: wir bewirtschaften den schon die ganze Zeit
seit der Wende als Brandenburgischen Landeswald,
stand aber vor zwei Jahren komischer weise wieder
zu Debatte, weil das Land es noch nicht
übernommen hatte, sondern war noch in
Treuhandeigentum; nun hat es das Land
75 übernommen, will ihn aber offensichtlich gar nicht;
will nun die Wartezeit überbrücken, bis er verkauft
werden kann und will dann verkaufen, neija,
70
BG: An Privatpächter oder so was?
80
BG: ja, ja,
HW: Wenn der Wald nicht in Ordnung wäre, wenn
er nicht sehenswert wäre, wäre Naturschutz egal.
30
35
40
45
50
55
BG: Wurde eigentlich hier auch viel Duglasie
angepflanzt? Das war ein Problem im Westen.
HW: Viel nicht. Ich war im Schwarzwald, da sind ja
ganze Berghänge mit Duglasien bepflanzt, das hier
nicht, obwohl der Betrieb und das Amt Eberswalde,
zu dem ich seit 1963 gehöre, viel im
Ausländerandbau experimentiert hat. Aber das ist
Tradition und hat sich aber vor allem auf die
Lehroberförstereien Eberswalde und Freienwalde
konzentriert, wir haben es aus freien Stücken
gemacht hier immer mal was anderes mit rein,
reingebracht, aber wir haben den Standort hier nicht
in großer Fläche wie Duglasien und so weiter, //
anbauwürdig ist .. // die guten Standorte sind hier
landwirtschaftlich belegt die Lehmstandorte auf der
Lehmplatte auf der Grundmoräne .. weil dies hier
an Steilhängen und so weiter, Grundmoräne an den
Abfallhängen oder auf Talsanden und so weiter, wo
man es auch pflanzen kann die Duglasie, aber wo
sie nicht diese riesen Leistung bringt. Nö, wir haben
auch mit der Küstentanne experimentiert und so
weiter, die ist sehr gut hier, wenn das Grundwasser
kommt, dann zieht sie auch große Erträge aber auch
davon kommen wir ab, die Baumart hier ist die
Eiche, wenn sie auch krank ist, die Eich muß her
...Gut, also das war es kurz und bündig, Die
BG: Was ist Preußenwald?
HW: Nein, an .. ja, es gibt wohlhabende, die sich
ein großes Stück Wald kaufen nur der Jagd wegen,
also so solls nicht sein und so sollte es auch von der
Treuhand aus nicht sein und es ist doch gemacht
worden. Das tut dem Wald nicht gut.
BG: ne, gar nicht
85
HW: überhauptnicht. Gut dann trinke ich einen
Schluck Kaffee
TR: Gut, dann kann ich auch gleich zur nächsten
Frage übergehen, wenn sie die letzten zehn Jahre
anschauen, was hat sich aus ihrer Sicht hier in der
90 Region am, am ja am deutlichsten verändert.
HW: in der Region?
TR: so wie sie
BG: nehmen sie erst mal ein Schluck Kaffee
95
TR: vielleicht auch dann gleich mit Bezug zum
Nationalpark, also das kann man, das wäre dann
sozusagen die nächste Frage dazu.
HW: ja, es hat sich viel verändert und auch wenig.
Wir waren zu DDR-Zeiten hier so die hinterste
Ecke kurz vor Polen und sind es jetzt noch genauso.
100 Ich hab das immer als schön empfunden. Der
Förster will seine Ruhe haben, der will in Ruhe
arbeiten können, deswegen viel uns dann auch
schwer, als es um darum ging, Nationalpark oder
nicht und so weiter öffentlich zu werden. Das fällt
105 einem Förster schwer, da muß er sich überwinden,
Podiumsdiskussionen mitzumachen und so weiter,
das war nicht unser Ding, da waren wir als DDR-
3
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
Bürger auch gar nicht darauf eingerichtet. Aber wir
haben das so gelernt, das selbst gelernte Wessis
dann erstaunt waren,
BG: wie professionell
HW: wie wir das plötzlich auch konnten. Und diese
Wessis standen auf der Gegenseite, die waren ganz
erstaunt, dass wir uns wehren können. Aber eins
haben wir verpaßt, wir hatten noch nicht
verstanden, dass man als Einzelperson überhaupt
10 nichts bewirken kann, sondern es muß zumindest
ein Verein her und das haben wir zu spät erkannt
gehabt. Wir haben als Einzelpersonen gekämpft
und, das war nicht so recht wirksam. Man kommt ja
auch nicht an alles rann, man wird nicht eingeladen,
15 man muß sich aufdrängen, das bewirkt schon
Gegenreaktionen und so weiter, neija gut, jetzt
wissen wir das auch. ... So, nun aber die Frage?
Was sich verändert hat.
5
TR: genau, auch z.B. in wirtschaftlicher Hinsicht,
20 wäre so ein Aspekt, der uns natürlich interessieren
würde
25
30
35
40
HW:
also
interessant
ist,
dass
die
Beschäftigtenzahlen hier, vor allem in der
Landwirtschaft auch in der Forstwirtschaft stark
zurück gegangen ist, also wir hatten hier in der
Oberförsterei in guten Zeiten 60 bis 70
Beschäftigte, wir hatten hier unten da im alten
Sägewerk unseren Technikstützpunkt. Wir hatten
jede Menge Traktoren und ne eigene Werkstatt
gehabt, die mußte man haben, weil es keine
privaten Werkstätten gab wo man hingehen konnte,
und unsere Technik war sehr reparationsbedürftig,
reparierbedürftig und also wir waren hier ein
Wirtschaftsfaktor in Garz... die Oberförsterei. Jetzt
sind wir, jetzt sind wir, jetzt | existieren | wir gar
nicht mehr Das ist ja übernommen worden bei
meinem Ausscheiden von der Oberförsterei
Schwedt mit. Ja, das merkt nun überhaupt keiner
mehr, also das die Oberförsterei leer steht. Also die
60 Mann, die, die haben in der Luft gehangen.
BG: ja, ja, ja
HW: ne, äh, die leeren Stallanlagen stehen ja
überall, äh, herum und und verschandeln die Dörfer.
Aber eben, es geht auch mit mit viel viel weniger /
60 Arbeitskräften / (...) das was hier schlimm ist, ist die
... hohe Arbeitslosigkeit, die Perspektivlosigkeit in
Bezug auf Arbeit für die Enkel nun, die Kinder
müssen sich durchwursteln, für die Enkel .. die
ganzen jungen Menschen wenn sie in die Lehre
65 gehen wollen müssen sie nach Bayern oder nach
Nordrhein-Westfalen und da bleiben sie natürlich.
Da finden sie ne Freundin oder einen Freund und da
haben sie ordentlich Arbeit und die Tendenz, man
sieht es ja in Schwedt, wie die Einwohnerzahl
70 rapied runtergeht
TR: ja
BG: ja
HW: das ist aber erst mal das | Erwachsenen |
wegziehen
75
HW: .. aber wenn der Nachwuchs dann nicht
hierbleibt, dann das wird dann .. gut, ob das eine
schlimme Entwicklung ist, oder nicht, die Natur
freut sich, je weniger Menschen hier sind, desto
80 desto besser ist es, aber äh, wollen wir denn das
eigentlich? Wir wollen doch hier nicht entvölkern
die Gegend.
TR: so richtig dicht besiedelt ist es ja auch nicht
85
HW: .. na, das finde ich herrlich, dass man hier da
bis nach Schwedt fahren kann da und und keiner
Ortschaft vorbeikommt. Find ich herrlich ja ..
BG: Wir haben es auch genossen auf der Herfahrt
HW: ja
BG: die Alleestraßen
TR: ja
HW: aber soll ja nun nicht noch weniger werden,
das ist ja dann, dann ist ja die ganze Infrastruktur
gar nicht mehr zu finanzieren.
HW: Das ging nicht mit einemmal
BG: Genauso ist es.
TR: ja
HW: aber neun Beschäftigte sind jetzt noch, .. die
müssen jetzt noch reduzieren die können nicht alle
bleiben. | Und |ebenso ist es in der Landwirtschaft.
Hier gab es große Landwirtschaftsbetriebe die diese
Flächen hier bewirtschaftet haben; jetzt ist kein ha
unbewirtschaftet aber .. he hä, die paar Mann die da
50 noch Lohn und Brot haben, ja das ist auffallend,
dass es auch so geht.
90
95
45
(Lachen)
HW: Ob obwohl die Viehbestände die hier sehr
hoch waren, jetzt sehr, sehr niedrig sind
55
TR: ja
TR: ja
HW: und da müßte was gemacht werden. Kleine
Betriebe her, und so weiter und hier in Garz hat
man eben den Fehler gemacht, unser Amtsdirektor
der Wohltat, haben sie den auch interviewt?
BG: nein
100
HW: äh, der ist Kuratoriumsvorsitzender vom
Nationalpark
BG: ach daher
HW: der hat die ganze Hoffnung auf den
Nationalpark gesetzt. Wir haben ihm das versucht
auszureden. Denn, das Schlimme war, in der
105 Nationalparkdiskussion .. wußten sie ja alle nicht,
was ein Nationalpark ist und haben sich überhaupt
nicht die Mühe gegeben, da mal nachzulesen was
4
Interview Hartwig Wohleben, Oberförster a.D., vom 28.6.2000 in Garz, ca. 130 Min.
ein Nationalpark ist. Bis zum Minister ging das
hoch, bis zum Ministerpräsidenten, nicht (lacht)
BG: Der muß es nicht wissen, der hat seine
Fachleute
5
HW: ja, die wußten es offenbar auch nicht ...
BG: Und Herr Wohltat ist jetzt was?
(holt eine Karte)
HW: die karte hatte ich unten in meinem Zimmer,
mein Arbeitszimmer unten, wo ich aber nicht
arbeite (ZW361?) müßte ich soviel machen, mache
ich aber überhaupt nichts.. ziehe ich mich
bestenfalls mal um .. hier ist die alte Karte von (...)
55 eine alte Karte von von von von 1796
50
HW: Der ist hier .. hier gibt es ein Verwaltungsamt
TR: tatsächlich sehr alt
BG: ja
HW: so, und hier ist die .. Pommerische Grenze und
hier ist Garz
HW: das ist das alte Modell von NordrheinWestfalen. Das Garzer Amt hat, ich glaube 15
Gemeinden die dazu gehören und die Verwaltung
wir im Amt gemacht, und die Gemeinden haben
einen ehrenamtlichen Bürgermeister auch Garz hat
nur einen ehrenamtlichen Bürgermeister die dann so
15 diese Bürgermeisterrolle ausführen .. ich finde das
System als nicht so schlecht..
TR: doch so weit drin?
10
BG: und er ist Verwaltungspräsident ?
HW: ja, Amtsdirektor nennt der sich
BG: Amtsdirektor
20
HW: aber Präsident klingt natürlich noch schöner
BG: nein, nein ich wollte es aufschreiben, wie es
heißt
HW: ja, ja
BG: Amtsdirektor
25
HW: ja, ja, ..
BG: ist das, ist das die Bürgermeisterei am am
Stadttor?
HW: nein, da ist ein Teil des Amtes ja, die haben
das das Ärztehaus, was noch zu DDR-Zeiten
30 angefangen worden ist zu bauen, dann fertig war
dann waren die Ärzte drin, dann waren den, war den
die Miete zu teuer, die sie Zahlen mußten, dann die
Ärzte raus und das Amt ist rein gegangen, äh, die
konnten es sich wahrscheinlich leisten. Und das hat
35 die Tendenz nun auch nun immer immer größer zu
werden, immer größer zu werden (lacht) Das ist der
größte Arbeitsgeber geworden hier
BG: Da ist uns noch was aufgefallen bei dieser, in
diesem Backsteingebäude steht außen dran also
40 Amt Garz und dann Brandenburg-Vorpommern, das
fanden wir etwas ungewöhnlich
HW: Vorpommerisch-Brandenburgisches Amt Garz
TR: genau
BG: ja
45
HW: ja, das ist ja, das ist ja nun nicht mehr zu
sehen, wo die Grenze ist... Garz gehört seit eh und
je zu Pommern und ein ganzer Teil hier, das ist ein
bisschen ...
60
HW: ja, so das hier ist Garz und das ist der schöne
Wald hier, wo ist Schwedt, hier, hier sind Sie durch
den schönen Wald gefahren, da gab’s die B2 noch
nicht, hier
BG: ja, ja
HW: und da, hier steht auf der rechten Seite so ein
gelbes Haus, das ist das Grenzhaus. Die Grenze ist
noch deutlich zu sehen, das ist ein tiefer Graben
durch den Wald und da war so gar Stacheldraht so,
und hier geht’s dann hoch nach Garz, früher ging
70 die Straße hier außen lang und das haben sich ... das
Revier heißt auch Wildbahn das haben sich die die
.. dieser preußische Nebenzweig der in Schwedt
residiert hat, hat sich das als Jagd, Jagdgebiet noch
an Land gezogen im im im im im Frieden von
75 Landien //1650 oder so, oder 1550? Und da geht es
so ein Zipfel hoch // .. und das ist Pommern. Das
Vorpommern und das ist Hinter- Hinterpommern ist
hier und das ist die Neumark ... also das war hier
Vorpommern und der größte Teil des Garzer Amtes
80 .. auch , bloß Vierraden war Vierraden war ..
Brandenburgisch und Schwedt Hohen- Hohenfelde
Hohenfelde.
65
(bringt die Karte weg)
HW: und deswegen dieser komische Name ...
85
BG: Dann ist eigentlich Vorpommern zwischen
Mecklenburg und Brandenburg aufgeteilt? Ist das
richtig?
HW: Na, bloß diese, dies Ecke
BG: dieses Stückchen
HW: das, wir wir haben zum also hier die Ecke ich
ich ja nicht mit damals, wir waren Kreis-Randow
mit Sitz in Stettin, ... so die nächste größere Stadt
für Garz war Greifenhagen hier drüben Gyfinow, so
große Beziehung zu Schwedt gab’s nicht und das
95 hat sich nach dem Krieg vollkommen geändert. Die
Beziehungen haben sich zu Schwedt und
Angermünde aufgebaut (...) das war erst KreisLübnitz und das ging aber wohl nicht und das haben
sie dann geändert so das, Schwedt liegt ja nun näher
100 als Lübnitz haben sie dann geändert und dadurch ist
die Infrastruktur ausgerichtet worden, Schwedt
90
5
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
Angermünde Berlin und die waren so schlau hier,
das so zu lassen ... das wäre nicht gut gewesen, wir
wären ja noch || weit, weit || mehr hinterm Mond,
als wir jetzt schon sind, wenn wir nach
5 Mecklenburg Vorpommern gekommen wären.
Obwohl der Garzer Pfarrer der hier war, Minister in
Meckelnburg-Vorpommern war. Hat da ein große
Rolle als Kultusminister gespielt, aber nicht lange
(lacht). Selbst der hat, hats nicht geschafft die Leute
10 zu überzeugen nach Mecklenburg-Vorpommern zu
gehen. So also, auffallend ist, die niedrige
Beschäftigtenzahl, hier, hier
aufbaut heimlich still und leise, hinter der ganzen
Öffentlichkeit ist da gebastelt worden, und die
Öffentlichkeit dann vor vollendete Tatsachen
gestellt worden. Ne, da flossen schon die ersten
60 Fördermittel, da kam es dann raus was die da
gemacht haben. Da hat selbst Minister
Zimmermann aufgerufen, die Vössingbalken zu
beseitigen. Das waren die Schlagbäume. Ja. (lacht).
Ist Tatsache.
65
TR: ja, ja
HW: viele Pendler
15
TR: ja
HW: die jungen Leute, die hier Häuser haben und
so weiter, einer meiner Söhne auch, der arbeitet bei
einer Firma .. aus Holland .. der muß da immer
rüber fahren auf Sitzungen .. so ist das alles auf
20 Berlin ausgerichtet, das war es früher auch schon,
nun wir haben gehofft, das hört nun auf und nun /
und deswegen auch diese Brandenburger Stimmen
gegen den
Zusammenschluß
mit
Berlin,
wirtschaftlicher Wahnsinn dagegen zu sein, aber
25 das muß man den Leuten hier
BG: das haben wir auch gelernt
HW: zu gute halten. Alle Maurer haben in Berlin
gearbeitet, hier wurde nichts gebaut, wenn dann so
ein Landbaubetrieb der mit großen mit großen
30 Platten da was zusammenmontiert hat, ist so ein
häßliches Haus hier da, das Tierärztehaus,
schrecklich, schrecklich und so und also immer
benachteiligt zu Gunsten Berlins, wenn man was
bestimmtes kaufen wollte mußte man von hier nach
35 Berlin fahren, da kriegte man es, .. Fernseher oder
irgend was..
HW: Es wird da gelogen. Der Herr Vogel, der
Leiter der Landesanstalt für Großschutzgebiete, hat
jetzt irgendwo, stand in der Zeitung, in einem
Vortrag gesagt, nun fängt das langsam an zu treiben
hier mit dem Nationalpark, ich weiß nicht wieviel
75 Übernachtungen
hier
nur
vom
Nationalparkbesuchern gebucht worden sind, das
stimmt nicht. Die ganzen Herbergen hier die sind
nicht ausgelastet, und die haben mehr
Übernachtungen durch Bauarbeiter und so weiter,
80 als von Nationalparkbesuchern ... also da ist noch
nichts gekommen; und sind für einige äh, zu DDRZeiten ehrenamtliche Naturschützer gute Leute zum
großen Teil, sind hauptamtliche Stellen raus
gekommen, finde ich in Ordnung aber auch für
85 viele, die nur so rein gerutscht sind und die nun am
meisten um ihre Arbeitsplätze kämpfen, die
kämpfen ja nicht um den Nationalpark, die kämpfen
um ihre Arbeitsplätze, ist ja auch legitim
70
BG: natürlich
90
TR: ja
50
HW: wenn der das öffentlich sagt und das kommt
im Fernsehen und das steht in der Zeitung, geht bei
unseren Leuten hier die Jalousie auf Dauer wieder
runter
BG: Klar
55
HW: wenn die da offensichtlich untergekommen ist,
schön schön warm und überwindich, da kämpfen
sie natürlich drum, das würde ich auch so machen
BG: ist klar
BG: na gut, das ist ja jetzt nicht mehr
HW: neee, das ist nicht mehr, aber jetzt sind ja auch
Äußerungen in die Richtung gekommen,
40 Brandenburg ist der Freizeitpark für Berlin und wir
haben gefälligst die Natur vorzuhalten für die
Berliner Besucher und wir sollen da möglichst nicht
drin arbeiten, keine Bäume fällen, keine Wiesen
mähen und so weiter, das sieht ja dann nicht so
45 schön aus, und .. die Tendenzen hat man ja gehört
und wenn das ein Senator – ja heißen sie in Berlin
Senator ? –
TR: Gibs auch irgendwie so Bevölkerungsgruppen
die jetzt davon profitieren von der Entwicklung. Sie
haben ja jetzt eher Negativbeispiele gebracht. Gibt’s
auch Leute die also, wo man sagen kann, ja also den
geht’s
HW: ja, also ein Aufschwung oder irgend so was ist
da noch nicht gekommen. Die richtigen
Nationalparkbesucher, das sind Leute die mit dem
Fahrrad kommen, die ihr Zelt mit haben, die ihre
Colabüchse hinten drin haben und das Essen für den
nächsten Tag auch und dann sind sie wieder weg.
100 Die, die bringen hier kein Geld her. Da muß man
das so aufziehen wie im Bayrischen Wald, aber das
hat mit Nationalpark dann wieder nichts zu tun..
Nicht, waren sie mal unten da, da gibt’s ja so
Spielwiesen da, schon das Zentrum das
105 Nationalparkzentrum mit dem großen Tierpark und
so mit dem Tiergehege ... im Bayrischen Wald
waren sie noch nicht?
95
TR: nein
110
HW: das war ja damals so. Und wenn dann ein Herr
Vössing hier ein Berliner, einen Nationalpark
6
HW: ach so, das ist so das hat mit Nationalpark
nichts zu tun, da zieht man Leute ran, da können
Familien mit den Kindern Spazieren gehen, und da
sehen sie Tierleiden (ZW 485?) und so was, das soll
Interview Hartwig Wohleben, Oberförster a.D., vom 28.6.2000 in Garz, ca. 130 Min.
hier auch noch herkommen, aber außerhalb des
Nationalparks, da kommen dann Leute, /wenn so
was geboten wird ja, aber so/
5
BG: Sie sprachen von Beschäftigung und
Arbeitslosigkeit. Welche Zahlen haben sie da bei im
Sinn, offizielle und inoffizielle
HW: Mit der gehandelt wird hier, also hier hat
dieser dieser Wohltat, der Amtsdirektor der macht
immer so ab und zu mal Inszenierungen, er hat mal
10 die Bahnlinie blockiert, um nach Stettin und jetzt
hat er Hungerstreik angefangen zu machen
trotz der ganzen Kürzungen. Aber hier sind viele
Leute so die stellen nicht mal ein Antrag auf
Sozialhilfe oder auf /irgend so was /. | Manche
können es nicht | da gab’s so ne ABM-Sache den
60 Leuten dabei zu helfen, das gibt’s nicht mehr, viele
können es dann gar nicht, und viele wollen es dann
aber auch nicht.
TR: also aus Scham oder
65
BG: das gibt’s im Westen auch.
BG: ja, haben wir im Tagesspiegel gelesen
HW: weil dieses ...nah diese Duty-free-Schiffe nicht
mehr in Garz anlegen sollten, da war die Rede von
15 30% Arbeitslosigkeit hier und das kommt das
kommt einigermaßen hin und wenn man die ABMLeute noch mit dazuzählt ist es noch mehr. Also es
ist katastrophal und ... es heißt nicht, dass es den
Leuten schlecht geht, so ist es nicht, wer ordentlich
20 zu Leben versteht, haushalten kann und so, der
braucht nicht zu hungern, und den geht’s nicht
schlecht, aber ein Mensch | will ja arbeiten, der will
ja gebraucht werden | der will das Gefühl haben,
dass er auch ein klein bisschen wichtig ist. Wo zu
25 ist er denn sonst da?
HW: Gott sei Dank gibt’s auch noch solche Leute,
70
75
BG: woher kommen die Einkommen?
HW: ... tja, das frag ich mich manchmal auch, hä,
ich hab eine Tochter, die die .. in deren Leben es
nicht so glatt gegangen ist, wie bei meinen drei
Jungs, die lebt in Augenblick jetzt lebt sie wieder
in... Nordrhei Westphalen, in dieser Ecke da muß
45 man ja nur ein paar Kilometer umziehen ist man in
einem anderen Bundesland, ja in Freudenberg
wohnt sie jetzt. ... Deren Mann ist Fahrer bei einer
Spedition also bei der man, also die machen auch
Pleiten und gründen sich neu und strukturieren sich
50 um und so weiter, so dass der oft dem Lohn
hinterherrennen muß und dann manchmal ein Jahr
lang müssen sie klagen und so, ... Sozialhilfe,
Arbeitslosengeld und so weiter .. zwei Kinder sind
da und so.. irgendwie stellt die Anträge die ist
55 findig die kommen über die Runden, also es geht, ...
40
TR: also, könnte man, gibt’s vielleicht doch arme
Haushalte mehr, also des des einerseits sagten Sie
eigentlich gibt’s muß hier niemand so richtig, aber
das wenn Leute aus Scham sozusagen es lieber
kaputt gehen dann ist das ja doch noch ein anderer
Aspekt, den sie jetzt
HW: das sind vor allem alte Leute,
BG: ja
TR: genau
HW: und gefährlich ist die Entwicklung auf den
Dörfern, hier hier
TR: genau
HW: und das macht die Leute kaputt. Jetzt gab’s
innerhalb kurzer Zeit zwei Ertrunkene in der Oder,
das waren alles Leute, die es aufgegeben haben, die
30 gesoffen haben da. Eine ist so in die Oder gefallen
und der andere ist nach dem Angelen, da waren sie
aber auch rand randvoll aus dem Boot gefallen und
ist ersoffen. Also das sind wenig schöne
Erscheinungen,
aber
die
Leute
werden
35 hoffnungslos, | obwohl es ihnen nicht schlecht geht |
so viele Autos wie jetzt hier stehen und fahren und
so, gab’s noch nie und auch ein Arbeitsloser muß ja
ein Auto haben, der hat auch eins,
HW: zuviel Stolz oder, neija man kann es als
Scham bezeichnen, aber auch als Stolz, soviel Stolz,
die gehen lieber kaputt als das sie da..
80
TR: ja, verstehe
HW: geht’s doch immer noch, aber auf den Dörfern
das ist ja auch, das war zu DDR-Zeiten auch so,
was sich auf den Dörfern abspielt, das ist keine
Idylle, nicht nur nebenbei (ZW547?) ... da | läuft
85 auch sehr viel krimminelles | in den Familien und so
weiter was man sich gar nicht träumen läßt, hier
gab’s ne Sonderschule für Lernbehinderte (...) und
die, der Lehrkörper machte da ungerne
Hausbesuche auf den Dörfern ... also was da damals
90 schon zur Kenntnis genommen werden mußte, das
ist jetzt, obwohl es den Leuten besser geht, /im
Grunde genommen jetzt auch nicht anders
geworden/. ... Also die Dörfer ../, | man kann
wunderbar auf dem Dorf leben | aber .. ich kenn se,
95 eine Idylle ist es nicht in jedem Fall ... Da sind
schwere Schicksale, was sich die Menschen
gegenseitig antun in so einem kleine Topf in dem
sie sind, der gedeckelt ist und das ist gar nicht so
einfach. Da ist der Big Brother nichts dagegen.
100
TR: soziale Kontrolle ist da
HW: ja, ja was da sozial sich abspielt in den
Familien
TR: das wäre jetzt auch so meine nächsten Fragen
gewesen also das soziale Klima, ob sich das so
105 verändert hat, Sie haben ja gesagt eigentlich nicht
so ..
7
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
HW: nö, also da ist schon einiges gelaufen auf den
Dörfern damals, und ich nehme an /das hat sich
nicht verschlimmert das hat sich aber auch nicht
wesentlich verbessert/.
TR: Also wir haben ja schon gehört, dass also auch
gerade auf dem Dörfern eben auch die
Arbeitsstätten
viel
auch
diesen
sozial
Zusammenhalt mit organisiert haben und das ist ja
nun auch weggebrochen und darum nun auch
10 Vereinneugründungen, die versuchen, das zu
ersetzen, da schien mir schon eine ganz schöne
Dynamik drin zu sein ..
TR: Also das war aber vor der Wende anders?
60
5
HW: ja, das hängt Einzelpersonen, die so was in die
Hand nehmen, ja. Und hier diese Gegend ist ja
15 ausgeblutet, die ist zweimal, die ist zu DDR-Zeiten
als Berlin noch offen war ist hier die Creme
abgehauen, die wohlhabenden sind weg, die geistig
was in der Birne hatten sind weg, die Lehrer waren
weg, die Bürgermeister waren weg, alles war weg,
20 die Pfarrer, die Pfarrer vielleicht nicht, doch die
Pfarrer auch,
(lachen)
HW: ja, ja es ist ja alles hier, alles war weg und da
mußten eben solche armen Schweine wie ich, wir
25 mußten ja her, ja der Zufall wollte es das ein Cousin
von mir, der kommt aus Sondershausen auch hier
aufgetaucht ist, Landwirtschaft studiert, mußte
hierher. ..Mein Bruder hat auch Landwirtschaft
studiert in Jena, der mußte aber nach Mecklenburg30 Vorpommern, also damals Bezirk Rostock. Neija,
die mußten alle hoch die jungen Leute weil hier
nichts war.
BG: Also in Sachen Berlin?
HW: Auch in Schwedt. Auch in Schwedt, ja ja. Das
war eigentümlich. Ich hab aber nicht versucht zu
ergründen, was das für Ursachen hat. Die wurden
hier Taubenzüchter und Karnickelzüchter und alles
so Sachen, die man zu Hause machen kann. Haben
70 sie sich verkrochen. Aber das war auch so ein
Spezifikum der DDR ..
65
BG: Ja, ja
HW: Die innere, die innere Emigration. Das war ..
das war auch was, ja, das war auch wichtig. Aber
75 jetzt.. was gekommen ist, aber schon zu DDRZeiten, Garz hat eine Karnevalsgesellschaft, aber
wie lange Mensch, 30 Jahre, / 30 Jahre / ... irgend
ein Jubiläum war, wir waren von Anfang an dabei
dann als unsere Kinder auch zum Karneval kamen
80 fanden wir das erst schön, aber dann haben wir uns
zurückgezogen und haben das Feld den Kindern
überlassen,
(Lachen)
85
40
45
50
55
HW: Neija, die jungen Lehrer hier, die machen hier
so ein paar Jahre und versuchen dann wieder
Richtung Berlin zu kommen, Richtung Kultur, ..
obwohl man hier, ich weiß auch nicht woran das
liegt, Schwedt gibt sich große Mühe auf der
Kulturstrecke, zu DDR-Zeiten meine Frau und ich
wir waren oft in Schwedt, wir waren oft in Berlin,
vor allem in der komischen Oper, das war unsere
Strecke ja ganz wunderbar.. dann gab’s ein
Wendeknick .. da hat man um modern zu sagen,
null Bock nach Berlin zu fahren, da hatte man
andere Sorgen. Warteschleife, der schöne
Ausdruck, da war man in der Warteschleife und die
Kinder, was wird aus den Kindern, die waren noch
nicht im Berufsleben drin und das ging gerade los,
und so weiter, da hat man da hat man, da wird man
auch kulturell autark, da kauft man sich eine
Anlage, da kauft man sich CDs, da kauft man sich
Platten, hier drüben ist alles voll Platten, da macht
man die Hausmusik zu Hause die Konzerte und so ..
ist nicht gut aber, wir fahren im Moment nicht mal
nach Schwedt, wenn da Veranstaltungen sind,
schade aber ich weiß nicht wo rann das liegt. Seid
der Wende, mit einmal
HW: das war dann komisch und das ist wirklich fast
Rheinländisch hier der Karneval
BG: ist lebendig
HW: ja ja, ja ja
TR: also jetzt hier nur in Garz oder?
TR: Habe ich sie richtig verstanden, diese
Entwicklung geht heute eigentlich weiter?
35
HW: Ja, aber davon haben auch vor der Wende zu
wenig Gebrauch gemacht. Z.B. die Lehrerschaft in
Garz bei solchen Sachen nirgends zu sehen.
Komisch war das, habe ich nie verstanden.
90
HW: in Garz, dann kleckerte Hohenselchow
Kasekow
nach,
die
hatten
auch
eine
Karnevalsgemeinschaft, hier war es ein Herr Zander
der das ins Leben gerufen hat, ich glaub der kommt
aus dem Rheinland.
TR: Kulturimport
95
BG: ja anders geht das nicht
HW: der war hier Geflügelzüchter, der hatte eine
Hühnerfarm, ich glaub und dann in Hohenselchow
Kasekow, da war es der Arzt, der da die Sache, der
kommt aus Thürigen, die Sache in der Hand hatte,
100 neija und dann kleckerte Angermünde nach da hält
sich‘s noch, Schwedt macht auch hier ein Ülfest,
Ülprinz (ZW638 ?) oder so, neija, aber hier, das war
so die ersten zehn Jahre als das alles noch so nicht
professionell war, das war phantastisch, das war
105 schön, da waren wir, obwohl die Kinder zu Hause
waren, ich bin immer während der Veranstaltung
nach Hause gerannt, ob die Kinder schlafen und so,
und bin dann wieder los, das war schön, das war so
richtig da kam Leben in den Ort
110
BG: Und das hat richtig Eingang gefunden?
HW: das wird aber immer professioneller, jetzt geht
8
Interview Hartwig Wohleben, Oberförster a.D., vom 28.6.2000 in Garz, ca. 130 Min.
es nach dem Geld und so, Geld spielte damals keine
Rolle, man krichte sowieso nicht viel, aber ist noch
ist
noch
mächtig
im
Gange.
Der
Generationswechsel ist auch gelungen, da ist schon
5 ein paar Jahre ein ganz junger Präsident
TR: Also ist eine sozusagen einer der bedeuteren,
bedeutenden Vereine hier?
HW: das ist eine ganz feine Sache, (...) ansonsten ist
es hier auch die Feuerwehr soll die Rolle
10 übernehmen hier
TR: gab’s das schon zu DDR-Zeiten
HW: Feuerwehr gab‘s, ja
TR: ich meine jetzt Freiwillige Feuerwehr?
15
20
25
30
35
40
45
HW: die gab‘s, aber die hatte so auf dem kulturellen
Sektor nüscht also keine Funktion. Aber jetzt auf
den Dörfern übernimmt ja oft die Feuerwehr die
Sache, stellt auch einen Bürgermeisterkandidaten
und so solche Dinge
TR: Und rund um den Nationalpark haben sich ja
ach verschiedenen Vereine gebildet hatte ich so den
Eindruck
HW: neija, unsere Interessengemeinschaft, die erst
gegen den Nationalpark gerichtet war, da waren wir
ein ziemlich loser Haufen, aber brachten schon was
auf die Beine, und der hat sich ja dann neu
gegründet, also die Interessengemeinschaft als
Verein dann richtig, aber.. ich hab mich dann
zurückgezogen als die Politik, da war gerade
Wahlkampf, als die Politik da mit in den Vorstand
kam, da habe ich mich zurückgezogen, dann haben
sie auch die klare Linie verloren ... und ich sehe da
keinen rechten Sinn mehr drin in der
Interessengemeinschaft. Die hat sich so einbauen
lassen nun, also, .. man durfte nicht mehr gegen den
Nationalpark sein, obwohl, ne wenn man ein Ziel
erreichen will, wenn man auch gar nicht wirklich
den Nationalpark beseitigen will, man muß aber als
Verein, der zumindest einen anderen Nationalpark
haben will, dass die Menschen nicht total raus
gedrängt werden, muß man die Stoßrichtung gegen
den Nationalpark haben und nicht einen besseren
Nationalpark von vornherein sagen, wir wollen
einen besseren Nationalpark haben, da knickt die
Spitze weg, da bauen sie einen in so Arbeitsgruppen
mit ein und so weiter und dann (...) (ZW 679?)
BG: das dann nicht mehr so
HW: da sehe ich kein Sinn drin, die sollen wenn sie
ihren Nationalpark haben, und den haben sie ja nun,
da sollen sie das ordentlich machen sie kriegen ihr
50 Geld dafür. Da sollen sie nicht noch Leute, die ihn
eigentlich gar nicht haben wollen nun noch
ausnützen, dass er besser wird, das mache ich nicht,
ist nicht mein Ding. Nein. .. Der gehört nicht hier
her. Ich kann es nachweisen, aber ...hähähä .... ......
.... aber eine Unterschutzstellung gehört her, hier für
diese Gegend. Das ist ganz, ganz wichtig und wir
waren immer für eine Unterschutzstellung in Form
eines Biosphärenreservates, das wäre der richtige
Deckel hier gewesen so wie Chorfheide Chorin, da
60 werden die Menschen nicht raus gedrängt, die
arbeiten da ökologisch, beachten diese Dinge mehr
als normal und kommen da gut über die Runden
und die Natur kommt auch über die Runden. Aber
hier wird der Mensch ja, das hat der Nationalpark
65 so an sich, die amerikanischen offenbar nicht ich
weiß nicht, aber die Nationalparks nach der
internationalen Richtlinie haben das so an sich und
dafür sind sie ja auch geschaffen ein Refugium für
die Natur wo sie überleben kann in ihrer
70 Artenvielfalt und so weiter, vor Menschen zu
schützen. Dafür sind sie da. ... Neija gut. ... Fragen
Sie
55
TR: Also wie schätzen Sie jetzt sozusagen die
Einflußmöglichkeiten ein der, es haben sich ja
75 Vereine gebildet, der National.. die Probleme um
den Nationalpark haben eine recht große Dynamik
auch in der Presse in Berlin auch erhalten, also wie
wie beurteilen sie jetzt die Möglichkeiten da
tatsächlich gestaltend mitzuwirken an dieser
80 Entwicklung oder fällt das alles vom Himmel und
man ist
85
90
95
100
HW: also Vereine die sich mit dem Nationalpark
befassen, pro oder kontra haben sich außer unserer
Interessengemeinschaft keine gegründet, wüßte ich
nicht. Der Jagdverband ist da, ob ein Nationalpark
da ist oder nicht, er hat seine Meinung dazu die ist
gespalten, weil viele Jäger ja auch im Nationalpark
hauptamtlich tätig sind, der Anglerverband war da,
der möchte sein Rechte und so weiter also das .... da
haben sich keine neuen Vereine gegründet, aber die
Bauernverband z.B. die bestehenden Verbände die
anderswo andere Interessen vertreten, vertreten
diese hier auch, aber vertreten die Interessen der
Mitglieder auch gegenüber den Ansprüchen des
Nationalparks, die erweitern praktisch da ihre
Tätigkeit in diese Richtung aber es ist sehr schwer
da .. .. die Naturschutzseite die hat eine ganz für
Gegner schwierige Taktik, also mit den Leuten ist
schwer auszukommen, es sind ganz sympathische
Leute dabei
(hier endet die erste Seite, Zählwerk wird
zurückgestellt)
HW: (...) die machen hier einen Nationalpark mit
50% Totalreservat, obwohl es kein Nationalpark mit
105 50% Totalreservat geben kann, es sei denn in einem
kurzem Übergangsstadium. 75% Totalreservat
müssen sein in einem Nationalpark. Den Leuten
wird selbst vom Minister erzählt 50% und Schluß.
Das gibt doch das Nationalparkgesetz gar nicht her.
110 Da steht 50% müssen bis 2010 erreicht sein. Das es
da aufhört da steht davon nichts drin. Aber der
9
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
Minister sagt, Birthler sagt, bei 50% ist Schluß. Das
sind alles solche taktische Sachen, die nicht der
Wahrheit entsprechen, die die Leute für dumm
halten. Und, so ist das in vielen Dingen, man muß
5 da erst mal, das ist, die ganze Sache ist geschickt
konstruiert, so nun kann ich den Leuten nicht
unterstellen dass das ihr Plan war, aber es hat
wunderbar funktioniert. Ausgangspunkt war Prof.
Succow der stellvertretende Umweltminister war,
10 der
hier
in
Zusammenarbeit
mit
Naturschutzaktivisten aus DDR-Zeiten, eingereiste
Westdeutschen und Wissenschaftlern und HobbyOrnithologen und so weiter in der DDR schnell
Gebiete unter Schutz stellen wollte, um eine
15 Zersiedelung und so weiter zu verhindern. Ganz
prima und in Ordnung.
BG: haben wir auch bewundert
20
25
30
35
40
45
50
HW: Ja, das war ganz prima, das hat auch
funktioniert, nur hier nicht, hier hat es sich
verzögert, die Begründungen waren schwer zu
kriegen und so weiter. Und hier ist die Sache
heimlich gelaufen. Hier ist eine Antrag gestellt
worden auf eine Gewässerrandstreifenprogramm.
Ein Ossi konnte sich gar nichts darunter vorstellen
so; ein Graben und daneben vielleicht ein Streifen
von fünf Meter und da wollen wir irgendwas
machen, das ist ein Gewässerrandstreifenprogramm
vielleicht, so gut. Gesetzliche Unterlagen gab’s
auch noch nicht, hatten nur die Fachleute, und da ist
das ist das, ist eben ein Antrag geschrieben worden
auf ein Gewässerrandstreifenprogramm von Dr.
Vössing und Mitarbeitern ... von denen hier die
Kommunalbehörden und die Verbände, soweit es
welche gab damals schon, gar nichts mußten. Und
dieser Antrag ist genehmigt worden, die
Fördermittel die sind genehmigt worden und
wurden
ausgereicht
mit
einem
Mittelverteilungsschreiben. ...Von dessen Existenz
muß man erst mal erfahren. Und es hat sich eine
Verein gebildet Der Freunde des DeutschPolnischen Internationalparks, so, und der hat da
agiert als Verein in dem Mittelverteilungsschreiben,
also, wir haben immer gesagt Zuwendungsbescheid,
bei Fördermitteln heißt das eigentlich so, aber den
ihrer Begriff ist eben Mittelverteilungsschreiben, da
stehen die Bedingungen für den Gelderfluß drin. So
und ich war einer der ersten, der sich so ein Ding
besorgt hat. Oh, da waren sie ganz erstaunt, da
waren sie erschrocken, dass ich das Ding hatte, und
da, kennen Sie es?
HW: dann ging‘s darum, einen Nationalpark zu
gründen. Da ging der Kampf um das
Nationalparkgesetz. Da mußte man auch erst mal
das Bundesnaturschutzgesetz und die IUCNUnterlagen mußte man sich ranholen und so, das
war alles ganz schwierig, verteilt haben die nüscht.
65 Das, mit den gesetzlichen Unterlagen, das se den
den Leuten gegeben haben, das nicht, das mußte
man sich alles organisieren. Und mußte das
natürlich, mußte sich rein denken, ich hatte es in
sofern gut, ich hatte eine Angleichungsfortbildung
70 gehabt für einen höheren Dienst, das klingt
schrecklich, und da war natürlich die Juristerei die
war
das
Wichtigste.
Z.B.
der
Begriff
‚Grundsätzlich’ der hat in der DDR eine ganz
andere Bedeutung gehabt.
60
75
HW: ja, Bürgerliches Recht gab’s ja bei uns nicht
BG: doooch
HW: neiiin, wir hatten..
BG: BGB galt auch
80
BG: das müßten wir uns auch mal besorgen
HW: neiin
BG: na gut, also Sie
HW: nein, Sie können es glauben. Wie hieß denn
das bei uns? ... nein, nein ... Bei uns war
‚Grundsätzlich‘ da gab’s nichts anderes.
85
BG: Ja, das ist der volkstümlichere Begriff
HW: und nach Bürgerlichem Recht, ,Grundsätzlich‘
heißt es gibt jede menge Ausnahmen und
Möglichkeiten und Variationen
BG: Das muß man auch, auch, das muß man lernen
HW: Das gab’s in der DDR nicht. Wenn einer
gesagt hat, der 1. Sekretär der Kreisleitung ‚Das ist
grundsätzlich verboten‘ dann brauchte man gar
nichts mehr unternehmen. Schon alleine solche
Dinge, da haben wir dran gekaut. Bis ich das
95 begriffen hatte, was ‚grundsätzlich‘ jetzt heißt, da
hatte ich schon viel begriffen. Aber wir haben das
alles falsch verstanden, viele Dinge nicht nur das.
90
BG: Wissen Westler auch nicht, es sei denn sie
haben eine juristische Vorbildung. Also wer ein
100 Verein gründet z.B. der kommt damit in Berührung
mit solchen Dingen. Aber sonst
HW: Übrigens hatten wir die Sache bei einem
Berliner Professor, Müller
BG: nein
HW: Da stehen knallharte Bedingungen drin, was
hier gemacht werden soll. Als wir damit unter die
Leute gegangen sind, da standen denen die Haare zu
55 Berge, aber da flossen die Gelder ja schon. Da
flossen die Gelder schon und so und dann ging es
darum, Nationalpark zu Gründen.
BG: Das ist aber Bürgerliches Recht
TR: neija
HW: Müller, es gibt viel (lacht), (...) Der hatte ein
Hobby, der hat so einen Verein gegründet Nutzung
der Sonnenenergie, das war sein Steckenpferd, ganz
interessanter Mann. Der konnte Vorlesungen halten,
wunderbar. Neija. Aber Man muß selber sich die
110 Unterlagen ansehen. Paragraphen, das ist ganz
wichtig. So, und also in dem Kampf um das
105
10
Interview Hartwig Wohleben, Oberförster a.D., vom 28.6.2000 in Garz, ca. 130 Min.
Nationalparkgesetz, da da waren da ging‘s auch mit
Halbwahrheiten, mit Überrumpelungen, ach da
ging‘s um um, ich habe die ganzen Entwürfe habe
ich hier, das war ein zäher Kampf und hat ja auch
5 reichlich lange gedauert. Und das war eigentlich
noch nicht alles so, dass alles hier in Frieden weiter
ablaufen konnte. Aber dann wurde .. die
Behandlung im Landtag Freitag Nachmittag
gemacht. Mir hat das einer erklärt, was interessiert
10 einen Landtagsabgeordneten aus der Prignitz was
hier im Odertal passiert. Und am Freitag
Nachmittag interessiert den das schon überhaupt
nicht, so. Und dann gab’s den Fraktionszwang ... so
der größte Gegner jetzt in Schwedt, der hat sich
15 enthalten, der hatte nicht den Mut gehabt dagegen
zu stimmen. Ja, so das mit überwältigender
Mehrheit das Nationalparkgesetz durchgekommen
ist.
BG: Der größte Gegner war ein parteipolitischer
20 Gegner, oder Interessengegner, was meinen Sie
damit
55
TR: Wann war das jetzt? Sie haben
60
25
65
70
75
HW: der verliert ja immer die Fassung wenn es um
den Nationalpark geht.
TR: Den sehen wir am Donnerstag noch, der kommt
zu uns
80
HW: der hat sich mal , das wird er erzählen, in
Berlin in einen, da hat er in Potsdam gelesen
30 irgendwo da, Dr. Vössing hält irgendwo da ein
Vortrag über die Vorgänge hier im Odertal. Hat er
sich rein gesetzt, ohne das Vössing ihn gesehen hat
und hat dann wohl
mit fürchterlichen
Zwischenrufen
85
35
(Lachen)
HW: gearbeitet und Vössing hat sich nicht stören
lassen und dann ist er wohl am Schluß
hinterhergerannt und hat ihn noch bedroht, das
bringt natürlich auch nichts
40
TR: das ist wahr, ja
HW: wir waren auf eigene Kosten im Landtag, wir
haben da mit den Leuten gesprochen, waren in den
Fraktionen, im Ministerium waren wir ein paar Mal
und ... waren sehr höflich, entweder hatten sie keine
45 Zeit, waren aber höflich, oder sie waren höflich und
hatten Zeit, haben still zugehört und haben dann
dafür gestimmt. (lacht). Neija ich hab ich hab nicht
zufällig ich hab was unten raus gesucht, gleich am
Anfang hab ich ein Schreiben an den Staatssekretär
50 Wecke gemacht ... war 54 ich hab ja bloß die
Reinschriften der Entwürfe ... warum hier der
Nationalpark nichts zu suchen hat
HW: 94, Januar 94 hab ich das Herrn Wecke
gegeben. Aber ich hab kein Ablichter da ich hab‘s
jetzt bloß einmal hier, warum das kein Nationalpark
sein kann und dann warum er hier nicht her gehört,
BG: ja
HW: ... der Herr Englert
BG: ach so, SPD damals
HW: Und hab da, da habe ich da war ich noch auf
einem,
wie
sagte
ich,
Angleichungsfortbildungslehrgang für den höheren
Dienst, da war ich noch da, und da habe ich mir
auch die ganzen Unterlagen besorgt.
90
HW: auch die Gesetzesverstöße damit ... so und
dann habe ich (ZW 242) (...) dann habe ich, das war
das erste, wie ich aus dem Dienst raus war, da
wollte ich mächtig anfangen was zu machen ... da
habe ich hier mal ... versucht in dieses, in dieses
Wirrwarr mit Verein und Nationalpark, die Leute
haben ja alles durcheinander geworfen, da im
Nationalparkgesetz im Mittelbewilligungsschreiben
für den Verein der Freunde steht das die einen
Pflege- und Entwicklungsplan zu erarbeiten haben
und
im
Nationalpark
steht
für
den
Nationalparkverwaltung, das die Pflegerichtlinien
auszuarbeiten hat, so und die Pflegerichtlinien muß
das Kuratorium bestätigen, und der Pflege- und
Entwicklungsplan vom Verein der ist ja x Mal
vertagt worden, ja und da mußten pojektbegleitende
Arbeitsgruppe mußte da sein und da war ich mit
drin, die Belange der Örtlichkeiten hier zu vertreten
hatte, aber das war nur eine reine Formsache und
die hat ihn dann bestätigen müssen, und der
Wirrwarr
war
so
groß,
dass
das
Nationalparkkuratorium
den
Pflege
und
Entwicklungsplan sich vorgenommen hat, um ihn
zu bestätigen. Der war dafür gar nicht zuständig. So
ist das durcheinander ge(...) und hier schwirren
Kernzone und alles Mögliche schwirrt hier
durcheinander
TR: Und Kernbereiche
HW:
ja,
die
ganzen
Begriffe,
im
Mittelbewilligungsschreiben
stehen
die
95 Festlegungen
für
das
Gewässerrandstreifenprogramm, das deckt sich aber
nicht in jedem Falle mit den Festlegungen für den
Nationalpark. Und die Begriffe decken sich auch
nicht, Kernzone und Zone 1 und Zone 2 und was da
100 so alles ist, so dass da keiner mehr wußte.., was der
andere eigentlich meint. Das war ein herrlicher
Zustand, da konnten sie alle machen was sie
wollten.
105
(kramt in Unterlagen)
11
TR: Also wenn ich sie richtig verstehe, sind das
doch eher haarsträubende Bedingungen von
Beteiligungsmöglichkeiten, von Strukturen wie man
so einen Prozeß begleiten kann wo eigentlich ein
normaler halbwegs interessierter nicht so
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
mitkommen kann, wenn er sich nicht
HW: nein, es war auch nicht gewollt offensichtlich.
Das war auch von vorne von der ganzen Anlage
her, war das gar nicht gewollt. Und basiert auf einer
5 ... auf der Meinung von Dr. Vössing, dass die
Landwirtschaft hier sich von alleine in Nichts
auflöst. Da habe ich auch einen Artikel von Vössing
hier, den er mal geschrieben hat, also das sich die
Probleme hier mit Land landwirtschaftlicher
10 Nutzung, mit dem Jagdrecht und so weiter, alle von
alleine lösen, da die Landwirtschaft hier keine
Perspektive hat und sowieso in Zukunft keine Rolle
mehr spielen wird, und den Antrag für das
Gewässerrandstreifenprogramm den habe ich bis
15 heute nicht gesehen, aber Englert hat ihn, Englert
hat ihn, der hat ihn sich besorgt mit großen
Widerständen.
TR: Da gab’s doch irgendwas, der mußte sich die
Akteneinsicht einklagen, irgendwas habe ich da
20 gehört.
Landwirtschaftsbetriebe in der Regel nicht
Grundeigentümer sind, können sie den Landerwerb
nur indirekt verzögern oder verhindern“ und so
60 weiter. An den Nutzern vorbei mit den
Eigentümern, die mit schönen Preisen ködern und
so ist es ja auch gelaufen.
TR: und die Pachtverträge dann nicht verlängern?
HW: Ja, das war auch so ein spezielles Ding, da hat
auch der, da mußte ja in Folge der Einfuhr Vor-OrtFernsehsendung von Potsdam, mußte ja der
Vereinsvorsitzende Dr. Gille zurücktreten, und dann
hat der Herr Berg, der Pastor da übernommen. Aber
der Dr. Gille war wenigstens ein Fachmann, vor
70 allem seine Frau, ich weiß nicht, kennen Sie die?
Frau Dr. Gille, die ist Trockenrasenspezialistin, die
ist auch schuld dran, dass der schöne grüne Rasen
vor dem Schwedter Klinikum nun jedes Jahr
vertrocknet und da ist ein Stecker da drin, wo drauf
75 steht, das ist ein Trockenrasen, natürlicher
Trockenrasen sieht im Sommer fürchterlich aus
65
HW: Ich glaube, das war die Sache, aber er mußte
offensichtlich unterschreiben, dass er es mir nicht
gibt oder so.
TR, BG: lachen
25
BG: Das ist ja unglaublich
HW: ja, mich haben sie gerne hier (lacht). Also wir
sagen uns guten Tag, wir unterhalten uns, und so
weiter, ja, aber ich weiß jetzt aus den
Arbeitsgruppen bin ich ausgegrenzt worden man
30 wollte mich nicht mehr da haben. Neija. Da hat
sogar
der
Vorsitzende
von
unserer
...
Interessengemeinschaft, war ein Revierförster von
mir, der Herr Kabelitz
TR: Jetzt ist es Herr Möbius?!
HW: Jetzt ist es Herr Möbius, aber Herr Möbius ist
es erst vor vier Wochen oder sechs Wochen
geworden, bis dahin war es Herr Kabeliltz. Und ..
der hat von seinem jetzigen Chef, dem Oberförster
von Schwedt einen Rüffler gekriegt, dass er mich in
40 die eine Arbeitsgruppe gesteckt hat. | Ich hab dir
doch gesagt, laß ihn draußen | ...
(Lachen)
TR: nicht das den jemand gießt
HW: nein, der wird nicht gegossen, so, das ist Frau
Dr. Gille. Und aber, das waren Fachleute, also der
Herr Berg, der hat sich mal so ausnehmen lassen, da
war eine Sendung, das war auch im Fernsehen, ich
weiß nicht was da war, und da haben sie Herrn Berg
Interviewt, und die müssen wohl weggekriegt
85 haben, das der, ich nehme an aus seiner
Studentenzeit, so ein Fahrrad hat, wo er drauf liegt
und strampelt. Und da haben sie den Interviewt und
haben den auf dem Fahrrad immer um die Kirche
rum fahren lassen. Das sieht aus, so richtig, junge,
90 junge, junge, der hat was am Keks (lacht) und der
hat das nicht gemerkt.
80
TR: so ein Liegerad, was ganz modernes
35
HW: ja?
TR: ja.
95
TR: Der Berg auch?
TR: Auf wessen Initiative hat der das gesagt?
HW: Ich nehme an von sich aus weil ich in der
Arbeitsgruppe, als er ist pro Nationalpark, weil ich
45 in der Arbeitsgruppe war Auewald Inscenierung
Inniziierung, und was ist mit dem Wirtschaftswald
der jetzt im Nationalpark ist, werden soll, und da
sollte ich ja nicht mitarbeiten. Ach, da bin ich da
raus, da hab ich meine Ruhe. Also Vössing hat hier
50 so diese Lösung von selbst kommen sehen hier, „Im
Rahmen des Landerwerbs stellt sich nach und nach
die Frage der Jagd natürlich neu und scheint
lösbar“, also wenn der Nationalparkverein
Eigentümer ist, hat er auch das Jagdrecht, dann sind
55 die Jäger draußen und mit der Landwirtschaft hier
stehen ähnliche
Sachen drin.
„Da die
HW: aber, das sah wirklich kindisch aus. Aber der
ist auch, / der ist ein arroganter Mensch /.
HW: als Pfarrer eigentlich selten. Ob er das
gegenüber jedem ist, oder nur gegenüber denen, von
100 denen er meint, die stehen dem Nationalpark
kritisch gegenüber, das weiß ich nicht. Aber, der hat
den Ruf eines ganz überheblichen
TR: also ähnlich wie der Vössing, eigentlich
HW: so ähnlich? Genau die Linie wie der Vössing,
genau die Linie wie der Vössing. Vössing ist,
Vösing ist aber so ein Mann, der lieber im
Hintergrund arbeitet. ... Bei der ersten Vor-OrtSendung mußten sie ihn glaube ich auf das Podium
zerren, denn da war er auch schnell wieder runter.
110 ... Sein Buch über den Nationalpark, ich hab’s in
der kurzen Fassung, ich hab’s auch in der dicken
105
12
Interview Hartwig Wohleben, Oberförster a.D., vom 28.6.2000 in Garz, ca. 130 Min.
Fassung mit den ganzen Artenlisten, das dicke habe
ich geschenkt gekriegt, das dünnere habe ich mir
gekauft.
TR: jetzt kommt Vössing
HW: ja, da hat er aber die ganzen Grundlagen die
Arbeitsgruppen die in ABM gearbeitet haben und
so, hat er da verwertet. Aber ist recht ordentlich das
Buch. Ja, ja ... also der Kritik kommt von allen
Nutzerverbänden, Bauernverband, aber eben auch
10 gespalten, manchmal sind sie dafür, manchmal sind
sie dagegen, wird nur was unternommen, wenn sie
auf die Füße getreten worden sind, wenn‘s
irgendwo ganz akut weh tut. Dann sagt der
Bauernverband was, dann sagt der Jagdverband
15 was, aber mit der Jagd löst sich wirklich übers
Eigentum und da werden die ganzen Jäger dann
eines Tages mal außen vorstehen. Jetzt, der
Vorsitzende von unseres Kreisjagdverband, Herr
Wangerin, haben sie schon mit ihm gesprochen?
5
20
25
30
35
40
45
50
55
TR: nein
HW: Herr Wangerin , ja Augenblick, der ist es nicht
mehr, der kam nun, sein Stellvertreter ist war der
Herr Kabelitz, Herr Wangerin ist froh, der kommt
nicht aus Naturschützerkreisen, der war arbeitslos,
der um seinen Arbeitsplatz zu erhalten ist er
natürlich sehr für den Nationalpark und stand nun
immer in so einer Rolle, ist aber auch gerne Jäger,
er war zu DDR-Zeiten schon Jäger, also nicht so
einer der er erste Nation ne der zweite, der erste war
Vössing, der zweite war Müller, da mußten alle
Mitarbeiter, je nach Eignung natürlich, die
Jagdprüfung machen und die Fischereiprüfung
mach. Da ist auch der Herr Schmidt, der
Naturschützer vom Nationalpark Jäger geworden,
der ist seit dem Jäger. Gut der Herr Wangerin stand
nun immer neben sich, gegen sich und so weiter
und Herr Kabelitz hat immer tüchtig gegen den
Nationalpark und so, so dass Herr Wangerin,
obwohl er gerne Funktionen hat wie sein Vater, ich
kenne seien Vater, ich habe seinen Vater immer
geärgert als er noch lebt, der war, hier war ein
Arbeitsdienstlager hier in der nähe von
Friedrichsthal die haben mit dem Spaten das Garzer
Bruch entwässert. Das war aber nicht erste Mal, das
war das x-te Mal wahrscheinlich mit so vielen
kleinen Stichgräben und mit dem Spaten. Dazu war
das Arbeitsdienstlager da und daraus entstanden ist
ein ganz wunderbares Bild vom Garzer Bruch, jeder
Graben wurde von, an an beiden Ufern von dem
Graben waren Weidenbüsche, die haben sich dann
über den Gräben, weil die waren 40er Jahren 45 so
haben sie die letzten Gräben gemacht oder 44 und
dann wuchs das zu. Die Gräben waren überdacht
mit Weiden. Wenn man hier die Straße lang fuhr
immer diese Weidenwälle da und dazwischen die
Wiesen wurden immer kleiner die Wiesenflächen
wurden immer enger und dann kam die nächste der
nächste Graben mit den Weiden. Oh, ein jagdliches
Eldorado, wunderbar, dann Schilfhorste drin, da
60 waren die Schweine drin, auf den Wiesen waren die
Rehe bloß kein Weg, wenn man das was geschossen
hatte mußte man es raus tragen, wie so ein
Urmensch. So, und der war Chef vom
Arbeitsdienstlager, und .. das muß doch nichts aufs
65 Band
BG: dann machen wir mal Stop
Nach ca. 5 Minuten Unterbrechung fährt das Band
fort
70
HW: und Buryn hat ihn nun gleich eingesetzt als
Verantwortlicher für die Jagd im Nationalpark. Da
war er selber erschrocken, aber er kann ja nicht nein
sagen, er möchte die Arbeitsstelle behalten, und
75 gefällt ihm gar nicht, aber es ist halt seien
Arbeitsstelle. Aber wir ich habe den Faden verloren
TR: Also dieser, wir waren glaube ich bei
Beteiligungsmöglichkeiten,
80
HW: ja
TR: wie kann man hier auch seine Interessen
umsetzen, wie kann man vielleicht auch was
verändern. Das klingt ja eigentlich nach einem
unmöglichen Politikstil der da
HW: wir hätten nur weitermachen können in der
Interessengemeinschaft wenn man die Stoßrichtung
gegen den Nationalpark behalten hätten, wenn wir
auch keine Aussicht haben ihn weg zukriegen. Aber
diese Stoßrichtung hätten wir weiter behalten
90 müssen. Und die haben wir eben nicht weiter
behalten und das ist schade und so ist das Schwert
stumpf geworden. Die begleiten nun das, was der
Nationalpark macht, achten drauf das es nicht zu
schlimm wird und so und damit hat es sich.
85
TR: Ist es eigentlich so auch typisch für andere
Prozesse die in der Region laufen, dass das letztlich
nur irgendwie nur mit äußerstem Aufwand
sozusagen zu gewährleisten ist, dass sich die
Bevölkerung beteiligen kann, dass man seine
100 Interessen irgendwie, wenn man sozusagen gegen
eine Entwicklung ist, ich meine, ist ja relativ
undemokratisch was da passiert, wenn ich ihre
Schilderungen so, .. also nicht, ist das eher typisch
oder kann man sagen das hat sich hier nur an
105 diesem Fall also so ein bisschen
95
HW: Das ist ein schwieriger Prozeß hier. Die Leute
waren wenig beteiligt am Wohl und Wehe des
Staates. Das hat die Kreisleitung für uns gemacht
oder die Bezirksleitung und so weiter ja und da sind
110 wir so ein bisschen Politik entwöhnt gewesen und
13
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
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35
40
das muß sich wie gesagt muß sich erst wieder,
müssen sich Leute aufraffen und müssen sich
artikulieren können, deswegen auch so viele
Pastoren in die Politik gekommen, die hatten
während des Studiums Rhetorik zu lernen. Das
waren die einzigen, die frei ohne Konzept reden
konnten, und dann bloß noch ein paar Tierärzte,
bloß die Tierärzte bloß die Tierärzte sind weil sie
arbeitslos waren in die Politik gegangen, ja. Die
waren zusammengekoppelt mit den sehr hohen
Viehbeständen, die es dann nicht mehr gab. Die
Tierärzte waren echt arbeitslos, und wer ein
bisschen was drauf hatte und nicht belastet war, ist
in die Politik gegangen und konnte sein Glück
machen. Und die in der Wirtschaft waren, das
waren die
Schweiger,
oder
sie
waren
Parteisekretäre, die konnten auch bloß vom Blatt
vorsingen, ... alle. Ja das war so, und das müssen
die Leute jetzt erst lernen. In Garz war eine, sollte
ein D2-Verstärker über Garz oben auf dem
Runkelberg heißt das hier, an der B2 gebaut werden
war eine Bürgerinitiative, ging aus von der Frau die
in dem einzelnen Haus wohnt, die wäre am
nächsten dran gewesen und hat kleine Kinder, die
hat die Initiative ins Leben gerufen unter fast
gleichaltrigen jungen Frauen, die haben dann
schwer dagegen protestiert und so weiter, ist nicht
gebaut worden. Dann hat der Segewerksbeitzter, der
enteignet worden ist, obwohl er gar nicht enteignet
worden ist, das war auch so eine komische
Geschichte, der hat von uns unsere Werkstatt
gekriegt, wir waren auf dem Sandgrundstück drauf
und die LPG-Pflanzenproduktion war drauf, hat er
die Hallen wo die wo der Kartoffelsortierer drin war
hat er zurück gekriegt, und als Nebengabe diese
großen Schornstein der hier steht mit Bohrlöchern,
der sollte gesprengt werden, mit Bohrlöchern. Und
der hat den vermarktet an Mannesmann, die wollten
da einen Verstärker einbauen. Nun lebte die
Bürgerinitiative wieder auf gegen den Verstärker,
nun war er mitten im Ort hier.
TR: Was für ein Verstärker?
HW: Für D2, für Mannesman
45
TR: Ach so, verstehe, fürs Telefon, jetzt hab ich‘s,
alles klar
BG: Ach, jetzt ... ja, ja, Fernmelde
TR: So und nun war die Bürgerbewegung wieder
da. Tja, die haben protestiert, die haben
Protestversammlungen da auf dem alten Segewerk
50 gemacht und in der Presse und so weiter. Und die
haben sich gar nicht drum gekümmert, die haben
sich die Genehmigung beim Landrat geholt und
haben das ganze Ding ins Leere laufen lassen. Die
haben einfach gebaut. Die haben protestiert.
55 (Lachen). So und das war nun wieder ein Schlag ins
Kontor. Nun sind die Leute die sind ganz schnell so
weit, und sage, es hat ja doch kein Zweck, die
machen doch, was sie wollen. Ist eigentlich schade.
60
65
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75
80
TR: Na gut, das ist ja jetzt hier privatwirtschaftlich.
Aber so ein Nationalpark ist ja eigentlich ein
öffentliches Anliegen, was
HW: Ja, das ganze Ding war entschieden und
gelaufen mit der Bewilligung der Mittel für das
Gewässerrandstreifenprogramm. Alles andere, so
das, der Nachfolger von Englert im Landtag der
Herr Bischof, der war vorher der Zuarbeiter für
Herrn Englert. Mit den hatte ich eine
Auseinandersetzung gehabt, da war Ringsdorf hier
in im Schützenhaus und da ging‘s auch um den
Nationalpark hier, und da haben sie sich Ringsdorf
geholt weil da um den Nationalpark oben in
Mecklenburg kein Knatsch ist. Und ich war ich x
Mal oben, Müritz und so, ich kenne den Laden
genau, da hat nämlich die Forstwirtschaft den Kram
übernommen.
So
und
nun
gibt’s
da
Nationalparkämter, das sind die die alten
Umweltschützer die die Nationalparke gegründet
haben, die sind da irgendwie pro Forma noch Chefs
sind aber auf Kongressen und so weiter und
Forstamtsleiter ehemalige die auch noch in Uniform
und beamtet sind und so weiter, die schmeißen den
Laden da und das läuft
BG: das läuft
85
HW: das läuft prima, das ist aber hier nicht so. Und
... was war den nun mit Ringsdorfer ... was wollte
ich denn noch (lacht) ....
TR: Sie hatten erst das mit dem Verstärker gesagt
und das war ja nun eine privatwirtschaftliche
Angelegenheit, und der Nationalpark ist ja
90 eigentlich eine öffentliches Anliegen also wo
HW: ach so, ja und da konnte ich auch nicht an
mich halten und hab dann wieder so eine Tirade
gegen den Nationalpark los gelassen und hab das
auch begründet aber so spezielle Sachen die da zur
95 Sprache kamen. Und hinterher hatte ich mit Herrn
Bischof eine kurze Auseinandersetzung, und da
sagte er, das kannst du doch nicht machen, das
kannst du doch nicht nicht machen, die Auflösung
des Nationalparkes zu fordern und so, weißt Du,
100 was dass das Land Brandenburg kostet? Wir
müssen die ganzen Fördermittel zurückzahlen, so
und damit ist das Ding gelaufen. Was sollen wir den
noch. Die haben das alles, der das war auch so ein
Dilettantismus, das Geld kam vom Bund, so und
105 das Land hat nur seinen Prozentsatz mit dazu
gepackt und dann ging‘s weiter. Da hat der Kreistag
beschlossen, dass keine Gelder mehr gezahlt
werden.
BG: kann er gar nicht
HW: Der Kreistag kann, ... da hat der Landtag
beschlossen, dass keine Gelder mehr gezahlt
werden, die sind trotzdem geflossen, so da hat der
Landtag beschlossen, dass die kein Land mehr
kaufen, .. da haben sie dagegen geklagt und haben
115 Recht gekriegt, ja, das ist die Konstruktion,
Gewässerrandstreifenprogramm ist was anderes als
110
14
Interview Hartwig Wohleben, Oberförster a.D., vom 28.6.2000 in Garz, ca. 130 Min.
der Nationalpark, das ist, ich glaube das ist zufällig,
TR: ja,
HW: also der Vössing wäre ein riesen Stratege und
ich glaube wir würden ihn überschätzen, wenn er
5 das, wenn das so gewollt gelaufen wäre, das ist nur
so entstanden weil die Gründung des Nationalparks
durch die Schwierigkeiten mit dem Gesetz, weil zu
viele Gegner da waren, weil das eben zeitlich so
einen großen Zwischenraum gelassen hat. Aber
10 entschieden ist es mit den ersten Millionen, die
geflossen sind. Das Land wird keine Million
zurückzahlen können.
TR: Aber die Gegner sind doch ein Stück weit
Hausgemach. Sie haben auch gesprochen, dass die
15 Leute auch dann frustriert werden, dass die sich
nicht beteiligen, man erfährt nichts man wird
hinters Licht geführt, es wird so nur wenn es sein
muß, wird was erzählt, also das ist natürlich auch
atmosphärisch sicherlich nicht dazu geeignet um so
20 einen Konflikt zu entschärfen, also habe ich den
Eindruck.
HW: Also meine Erfahrung mit Naturschützern, mit
hauptamtlichen Naturschützern vor allem mit den
beiden, die aus dem Westen kommen, Vogel und
25 Vössing aber auch Prof. ist er jetzt, Prof. Dr.
Freude,
Russen so Fertigteilhäuser da exportieren, aber da
gab’s dann keine Hermesbürgschaften mehr und
dann war gar nichts mehr. Und dann wollte er hier
groß in Bernau hat er da eine große Siedlung gebaut
und da hat sich wohl die Stadtbank Berlin, gibt‘s so
was, zurückgezogen aus der Geschichte und da war
60 er pleite.
55
BG: Sparkasse vielleicht, Landesbank
HW: nee
BG: Stadtbank gibt’s nicht, aber ist egal
65
BG: Wo sind wir jetzt,
70
TR: Buck?
40
TR: wie viele ha sind‘s insgesamt
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90
BG: Steierer Puch? nee
95
BG: kenne ich gar nicht
HW: das ist eine Reichenhaller Firma, die hat, das
waren
Raketen-...Wartungswerk
von
der
Volksarmee. Ich glaube nicht, das die neue Raketen
gebaut haben, da waren hier jede Menge Leute
beschäftigt. Deswegen gibt es so viele Schlosser
50 und Elektriker hier. Und das hat Buck übernommen
und hat da Munition entsorgt und das wurde immer
weniger, dann hat er einen Technologiepark gemach
mit jede Menge Fördermitteln und wollte für die
HW: ach sind .. 1900
TR: damit ich weiß, was 400 ha bedeutet
HW: Buck, die Reichenhaller Firma, die hier
Munition entsorgt hat,
HW: Buck, Buck,
TR: über Pinnow war, Soldaten-Pinnow
HW: | ach so, da war die Betroffenheitsanalyse |
und da stellt sich raus, die hat das Amt für Agrar,
jetzt heißt es anders, Agrarordnung in Prenzlau
gemacht. Die ist für uns zuständig und da waren
75 vier Vertreter der Forstwirtschaft da, und da vielen
mir Unstimmigkeiten in Zahlen auf. Da tauchten
plötzlich 350 oder 400 ha mehr Wald im
Nationalpark auf,
TR: ach Freude
HW: sind negativer Art, sehen wir mal davon ab,
dass sie grundsätzlich unpünktlich sind, sie sind ja
30 so wichtig, sie können sich das leisten. Das ärgert
mich maßlos, das ist eine Überheblichkeit sonder
gleiche, andere können warten, sind sie nicht offen,
nicht ehrlich, es geht sogar bis zur Lüge. Da war
eine Auswertung der Betroffenheitsanalyse für den
35 Nationalpark in Pinnow, in dem Soldaten-Pinnow,
wir haben ja noch Groß-Pinnow, Soldaten-Pinnow,
das ist das, wo Buck die Fördermittel kassiert hat
und pleite gegangen ist,
HW: aber so was mit Stadt war es und neija da ist er
pleite gegangen und ist weg. Solche Leute kennen
wir, die haben ihre eigenen Werke zu Hause mit
den Fördermitteln saniert und dann hören sie auf.
So nun ist der Faden wieder weg.
45
100
105
15
HW: ist in der Summe keine wichtige Größe aber,
insofern wichtig, die haben die, da viel mir auf, dass
da plötzlich mehr drin ist und da habe ich mich
dann, habe ich den Prof. Freude gefragt um welchen
Wald es sich handelt, und so, ja er gibt zu es ist
mehr, es ist hier reiner Kiefer-Wirtschaftswald hier
im Talsandgebiet und wir wollen da sehen, wie aus
Wirtschaftswald wieder Naturwald wird und so.
Deswegen haben wir das mit rein genommen. Und
dann auf dem, da gab’s einen heftigen Disput, dann
stellten wir auch noch fest das er die Forstwirtschaft
in der Betroffenheitsanalyse vollkommen vergessen
hatten, angeblich, und dann auf dem Parkplatz
draußen kam Feude zu uns ran, wir haben da noch
diskutiert wir vier, ich kannte ihn schon von den
Diskussionen und so weiter, und da sagt er, es tut
mir leid ich konnte das nicht sagen drin, wir mußten
den Wald rei nehmen, um auf die Fläche zu
kommen. Ich habe nun mal den politischen Auftrag,
den Nationalpark hinzustellen und das mache ich.
So, drinne hatte er es bestritten, ich hatte ihm auf
den Kopf zugesagt, die Flächen sind nur rein
gekommen um die Totalreservatsfläche im Jahr
2010 zusammen zu kriegen und das hat er da
wehement bestritten und draußen sagt er dann es ist
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
so, konnte es aber drinnen nicht sagen. Und so, so
arbeiten die Burschen und ich weiß nicht, da hat er
eine Anwandlung von Ehrlichkeit gehabt, aber seit
dem ist der Mann bei mir, mit dem brauche ich
5 nicht mehr streiten. Ist schade dass das so ist. Ja, ...
fragen sie weiter
TR: Ja, wir haben ja schon eine ganze Menge durch,
es kann eigentlich auch bald zum Abschluß
kommen, vielleicht noch mal so einen
10 perspektivischen Blick, einen Blick in die Zukunft,
wie stellen, wie sehen sie die Entwicklung hier so
der Region auch in Bezug zum Nationalpark, ich
meine es geht ja in jedem Fall weiter. Was erwarten
sie, wie sehen sie das
15
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25
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40
45
HW: Also der Nationalpark bringt kein
irgendwelches keinen Aufwärtstrend in die Gegend,
ich will nicht sagen das er sich negativ auswirkt, auf
die Beschäftigtenzahl, in der Landwirtschaft auf alle
Fälle, aber, na gut das sind ich glaub das ist in der
Größenordnung von 30 bis 50 Arbeitsplätzen, wenn
die Arbeitsplätze ersetzt werden könnten, wäre das
kein Streitobjekt. Also, er bringt kein Leben hier in
die Gegen rein. Das kann auch ein Nationalpark
eigentlich nicht, es sei denn, man baut die
Peripherie aus das er für Laien interessant ist, also
man stellt irgendwo noch ein Tiergehege hin und
ein großes Besucherzentrum, wie es in Criewen
gemacht werden soll und so. Der Nationalpark
eignet sich auch auf Grund seiner Figur auf seiner
riesen Länge und geringen Tiefe und der
Begehbarkeit nur auf den Deichen im wesentlichen
nur auf den endlosen Deichen, gar nicht fürn für
Besucher, die da mal rein laufen und das geht
eigentlich gar nicht. Hier muß eben trotz
Nationalpark muß die Wirtschaft hier angekurbelt
werden die Keimzelle Schwedt ist auszunutzen ist
zu fördern. Trotz Nationalpark kommt der Hafen ja
nun, das war auch ein schwieriges Ding, der
Grenzübergang der müßte dann auch verlegt
werden, müßte kommen, im Moment besteht der
Bedarf bei den Polen noch nicht. Das Interesse bei
den Polen wird aber kommen. Und die Option muß
man sich offen halten. Die Durchschneidung wäre
eigentlich würde eigentlich nach den Buchstaben
der Vorschrift, den Nationalpark schon eliminieren.
Die neue Durchschneidung. Da war man sich aber
von vorn herein drüber klar, ja
65
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80
85
TR: und sehen sie da noch irgendwie
Kompromißmöglichkeiten, die auch nicht genutzt
wurden, vielleicht auch wegen dieser Politikstile,
wegen dieser Kommunikation?
90
HW: aber wenn der jetzige Minister Birthler, der
war damals Fraktionsvorsitzender der SPD im
Landtag hat zu mir gesagt, wir machen einen
Brandenburger Nationalpark mit 50 %, .. ich sag,
das geht doch nicht. Was sagt denn da das
Umweltministerium in Bonn dazu, weil die Gelder
55 ja da her kommen. .. Da sagt er, ich hab’s wörtlich
noch hier stehen, der Herr Töpfer ist ein sehr kluger
Mann, doch der sitzt in Bonn und wir sind hier in
Brandenburg. Und damit war das Ding für ihn
erledigt. Der ist jetzt Minister für Landwirtschaft
60 und Naturschutz. Also es ist nicht sauber gearbeitet
HW: Also eigentlich, wenn es ein richtiger
Nationalpark sein soll, wird er immer (Zw708?) als
ein Entwicklungsnationalpark das ist
(hier endet die Aufzeichnung der zweiten Seite)
HW: (...) in zehn Jahren, ach Gott noch mal, das
nehmen sie eher hin, die denken nicht an ihre
Kinder und nicht an ihre Enkel und so wird das
gestreckt. Die Politik macht es im Großen ja auch
so, die schweren Sachen treten erst in Kraft, wenn
die nächste Regierung dran ist, die gar nichts dafür
100 kann, so wird das gemacht. Das ist doch oft so. Das
erleichtert den Leuten zuzustimmen, oder ein
Fischer kriegt eben gesagt, so lange du lebst, kannst
du fischen und da freut der sich, aber das da kein
Nachfolger kommt. Ja, im Königssee darf der
105 Fischer von St. Bartolomee darf als einiger im
Königssee Fische fangen.
95
BG: ja, ja
50
worden es ist nicht sauber mit den Betroffenen
umgegangen worden, es ist nur an Restriktionen
zugegeben worden, was die anderen irgendwoher
erfahren hatten und was sie nicht leugnen konnten,
es ist nicht offen und ehrlich mit den Leuten hier
umgegangen worden. Man muß auch sehen, dass
die Leute hier, weil die ja auf dem Land wohnen,
ihre Freizeit auch Gott sei dank nicht in der Kneipe
sonder draußen verbringen, als Angler als Jäger, als
Spaziergänger, als notorische Spaziergänger mit
ihrem Hund da, riesen Gänge machen die da und so
weiter. Die brauchen die Natur. Die Angler sind
Leute die Nachts im Dunkeln raus fahren mit dem
Fahrrad nun da an ihre Angelstellen und angeln
gehen. Wenn sie das nicht mehr machen können,
bricht für die eine Welt zusammen, die kennen das
nicht anders. Ebenso wie dir Ornithologen, die in
Schwedt spitze sind, die in das Konzept nun rein
passen, die beobachten, zählen, die schützen und so
weiter und so fort. Aber eben Angler angelt und der
Jäger ist dazu da, dass er was schießt und da hat er
seine Freude dran und das man denen diese
Möglichkeiten weg nimmt, das ist doch nicht in
Ordnung. Aber der Nationalpark muß den Leuten
diesen Freizeitspaß wegnehmen, sonst ist es keiner.
BG: In Schwedt haben wir das auch.
HW: Ich weiß nicht, ob das dort auch
personengebunden ist, dass wenn der mal stirbt,
110 kein Fisch mehr gefangen werden darf. Aber das
sind so Methoden, um mit wenig Protest so über die
Runden zu kommen. Und die Jagd wird erledigt mit
dem Grundeigentum, das haben wir ja schon paar
mal gesagt, die haben ja genug Leute mit der
115 Jagdprüfung im Nationalpark, die dann, das ist aber
dann keine Jagd mehr, das ist schrecklich was sie da
im Bayrischen Wald machen da, was sie
Reduzieren des Wildes nennen und das machen die
16
Interview Hartwig Wohleben, Oberförster a.D., vom 28.6.2000 in Garz, ca. 130 Min.
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25
dann hier auch, das ist so eine Art
Schädlingsbekämpfung. Das sollen die dann
machen. Im Nationalpark Bayrischer Wald wird das
Rotwild dezimiert in den Wintergattern, weil das
Rotwild da nicht überleben kann in den Hochlagen
und in den äsungsarmen Gebieten, weil‘s nicht
wandern kann frei, gehen die im Winter in
Wintergatter, da werden sie gefüttert, da fühlen sie
sich sicher und da werden sie wie aus einer
Viehaltung werden sie eben da abgeknallt. Das ist
nichts für Jäger. Ein Jäger muß dem Wild immer
eine Chance geben, ein Jäger gibt dem Wild eine
Chance, ist ein Zweikampf zwischen Wild und
Jäger und das ist das was Spaß macht. Man muß
Wild überlisten. Mancher überlistet es, in dem er
sich hinsetzt und ganz ruhig ist und dann wartet bis
durch Zufall irgendwas kommt und dann schießt er.
Da hat er auch seine Freude dran und mancher
pirscht eben und versucht es so zu überlisten, aber
das ist der Spaß an der Sache, nicht das Töten. Das
Beute machen ist ein alter Trieb des Menschen, aber
wenn man da so in einem Wintergatter da das Wild
da tot schießt... ich finde es unappetitlich. Und
ähnlich wird dann hier. Dann irgendwann machen
sie große Jagden ... ich weiß alles, na gut (ZW78?)
TR: Ja was denken, was glauben Sie, was andere so
über diese Region denken, hat sicherlich auch was
mit dem Streit zu tun, den man in der Presse ließt,
darum sind wir z.B. hier, ...
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35
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45
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55
HW: Was andere über diese Region denken? Also
ich finde sie wunderbar die Region obwohl ich aus
dem Thüringer Wald komme. Ich bin auch gerne in
Österreich in den Bergen, aber ich wollte mal weg,
aber ich bin dann doch nicht weggegangen, weil die
Kinder dann nicht wollten. Also ich find‘s hier
wunderbar. Die Leute die hier wohnen ... wollen
nicht weg. Die jungen Leute gehen noch eher, weil
sie Arbeit suchen. Wir wollen doch nicht, dass alles
so bleibt wie es ist. Es soll sich verändern, es soll
sich modernisieren die Geschichte hier, es soll
Arbeitsplätze geben. Dann vertragen wir auch den
Nationalpark. Wenn für die Angler die Möglichkeit
weiter ist, da ihren Freizeitsport nachzugehen, für
die Naturwanderer eben da wandern zu gehen und
was da so alles ist, dann kann man mit dem
Nationalpark leben. Aber wenn der Nationalpark
evt. als Bremse für Schaffung von Arbeitsplätzen
wirkt, dann können die Leute hier sauer werden.
Und offensichtlich wirkt er schon als Bremse, in
dem viele Bürgermeister sich gar nicht mehr drum
bemühen, dass sich kleine Betriebe ansiedeln, weil
sie denken, die Touristik schafft‘s mal. Und die
wird’s nicht schaffen. Außerdem touristisch
interessant sind ja letzten Endes auch nur
Gegenden, wo es den Leuten gut geht. Die auch die
Finanzen haben, das Umfeld so zu schaffen, dass
sich Leute sagen, Mensch, hier möchtest du auch
gerne wohnen und so, die schönen Dörfer und so
weiter. Oft wird’s übertrieben, wie in Österreich
und in Bayern. Die möchten ja noch, die Bauern
möchten ja noch übern Misthaufen da so eine
Glocke machen eine Käseglocke und so, dass es ja
nicht ein bisschen riecht. Das sieht manchmal
schrecklich ordentlich aus, schrecklich. Ein
65 Bauernhof, ich komme vom Dorf, eine Bauernhof
ist was wunderschönes. Abenteuerliches für Kinder,
es war herrlich ja , aber die sind ja so was von
sauber und geordnet und ah, das macht ja direkt
kein Spaß mehr.
60
70
(Lachen)
HW: Also so braucht es nicht sein, aber ein
bisschen mehr müßte hier rausgucken, dass es den
Leuten gut geht dann kommen auch Gäste her. Aber
wenn die merken, den geht es nicht so gut und die
75 sind hinter jeder Mark her und dann und die machen
es eigentlich nur, dass sie Geld kriegen, wenn man
das Gefühl hat, dann, dann guckt man alles unter
dem Blickwinkel an, die wollen dich ja nur
abzocken.
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85
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BG: ja
Man kann nicht eine Gegend hochpeppeln im
Wohlstand durch den Tourismus. Es muß den
Leuten erst gut gehen, dann kommt die Touristik
und dann entwickelt sich das schon irgendwie. Aber
arme Gegenden, da gehen sie nicht gerne hin. Dann,
dann muß schon ein Währungsgefälle sein, da. Auf
Kuba, da stört die Leute nicht, dass sie rund rum
verhungern, da haben sie ihre Robinsons-Clubs und
so weiter und da prassen sie und da haben sie einen
guten Wechselkurs und da fühlen sie sich wohl,
aber das geht ja hier im Inland nicht. ....Ja, also es
hätte alles vernünftiger und besser gemacht werden
können, wenn nicht das Piratenstück passiert wäre
mit den Gewässerrandstreifenprogramm, der
Vereinsgründung
mit
dem
Antrag
Gewässserrandstreifenprogramm und Nationalpark
hinterhergekleckert. Die Nationalparkverwaltung
macht sich ja regelrecht lächerlich gegenüber dem
Verein. Denn der hat, der hat‘s Geld der hat die
Macht. ... Dabei ist das eine wunderbare
schützenswerte Gegend und... es wäre so friedlich,
wenn es ein Biosphärenreservat geworden wäre. Da
wäre fast die selbe Unterschutzstellung möglich
gewesen und so weiter. Auch die Bevölkerung wäre
mit einbezogen und Wald kann z.B. auch schön
sein, wenn er genutzt wird. Wenn‘s vernünftig
gemacht wird, er kann schöner sein, als ein Urwald,
für einen Laien. Für einen Fachmann ist es immer
noch was anderes. Aber was man jetzt machen will,
diesen Wirtschaftswald da nun noch im
beschleunigten Verfahren zum Urwald machen zu
wollen und noch Geld reinzupumpen, da stehen mir
die Haar zu berge. Da sind schon Versuche gemacht
worden (...) in so kleine Kiefernaufwüchse die mit
viel Geld gepflanzt worden sind, nun da irgendwo
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
regellos da Löcher reinzuhacken und so, und da
Eichen reinzupflanzen oder zu hoffen, dass da
Eichelheer kommt und sich da welche rein, ja eh die
Eiche wachsen kann, hat sich die Kiefer
5
10
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55
60
BG: natürlich
HW: die will sich ja schließen, und wenn die Äste
an der Seite noch so lang werden, aber die nutzen
die Möglichkeit, Sonnenenergie aufnehmen zu
können, so aus, dass jedes Loch was da ist, wieder
geschlossen wird. Und wenn man das Loch zu groß
macht, da kommt der Sandrohr, Calamacrostis, dass
ist so ein Landschilf nennt man es auch, bedeckt
den Boden und dann kommt aber erst mal nichts
mehr auf Jahrzehnte, weiß der Teufel wie lange.
Wir haben das früher mit der chemischen Keule
bekämpft und haben da einen Wald draus gemacht.
Wie lange die Natur braucht, wird auch mal
überwunden dieses Stadium, aber im Nationalpark
muß man sich Zeit nehmen. Die wollen nun aus den
Poldern wollen sie Auwald machen, wollen sie nun
pflanzen oder säen, zumindest den Boden aufreißen,
das nächste Hochwasser spült dann alles weg, ist
doch klar, und so, also als wenn alte Männer einen
Sandkasten haben, und da nicht warten wollen das
der Regen da eventuell was daraus macht und so,
sondern die wollen ihren Urwald noch erleben. Und
das werden sie nie. Da können sie noch soviel Geld
reinstecken. Ein Förster denkt in Zeiträumen von
100 Jahren und länger und das können die
Naturschützer offenbar nicht. Die Kiefer ist in der
natürlicher Entwicklung ein sogenannter Vorwald
für das nachfolgende Laubholz. Im deutschen Raum
geht die Entwicklung von Wald grundsätzlich
(lacht), dass heißt mit Ausnahmen, bis zum
Buchenwald. Das ist das Endstadium. Der
Buchenwald erneuert sich dann immer wieder zum
Buchenwald, wenn keine Waldbrände oder so was
ist, keine großen Störungen, so. Die Nutzung durch
den Bewirtschafter war so eine große Störung. Da
kommt hinterher die Kiefer und die Birke als
Erstbesiedler. Und die haben wir nun gepflanzt,
aber sie ist da. Die kann man nun stehen lassen.
Eiche auf eine freie Fläche zu pflanzen, bringt
nichts, weil die erfriert bei späten Frösten. Die ist so
spätfrostempfindlich und hier gibt’s fast jedes Jahr
welche, die kommt nicht auf der freien Fläche vor.
Grundsätzlich nicht. Es gibt Ausnahmen, an
Hängen, wo die Kaltluft abfließt, da kommt sie. Da
wird sie aber vom Wild gefressen, da kommt sie
trotzdem, aber da ist der Weißdorn die schützende
Vorwaldart, man sieht sie ja Eingang Garzer-Schrei,
Weißdornhecken, und da kommen plötzlich Eichen
druntern. Da kommt das Wild nicht ran, die
wachsen durch. Und die Kaltluft fließt ab. Dann
geht das. Also die Kiefer hier wachsen lassen, eines
Tages kommt die Eiche drunter, die Kiefer bricht
zusammen, und da haben sie eigentlich jetzt schon
ihren Urwald in Form eines Kiefernvorwaldes, wie
es die Natur auch gemacht hätte. Vielleicht ein Paar
Birken drunter. Aber nun wird aufgehackt und da,
ich weiß nicht was sie nun beschließen, was da
gemacht werden soll. Auf jeden Fall haben sie Geld
und ... es muß was gemacht werden. So
Geschäftehuber-Mentalität. Eigentlich wer einen
65 Nationalpark gründet, der muß auch so gelassen
sein, die Natur nun wirklich machen zu lassen, aber
die wollen scharren wie die Hühner und wollen der
Natur zeigen, wo sie langzugehen hat, ja, die wollen
ja auch einen künstlichen Flußlauf da noch machen
70 ..... im Poldergebiet, so einen zentralen Flußlauf
machen, mit Baggern da rein und da, und das im
Nationalpark. Sandkastenspiele alter Männer.
TR: Das ist eigentlich ein schönes Abschlußwort
HW: Und das auf Kosten der Leute die hier leben.
75
Hier Endet die Aufzeichnung
18
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
5
2. Interview Herr Tischbierek, vom
28.06.2000 in Schwedt, ca. 95 Min.
60
InterviewerInnen:
Beloussov
Stand 20.11.200
Band Nr.: 54, 55
65
Vera
Meyer,
Alexander
Transkriptionszeichen:
VM Vera Meyer,
AB Alexander Beloussov
B die befragte Person
(...?) nicht verstanden
.. kurze Pause
15 ... lange Pause
¦ wird lauter
/ wird leiser
(...) Auslassung
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75
20
VM: Sie meinen damit die Kulturlandschaft?
Transkriptionsbeginn:
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35
40
B: (...) Also Landespresse war da, ist das mehr
würde ich mal sagen anleitend für die einzelnen
Vereine. Es sind fast 30 Vereine jetzt, also
Boxvereine oder Boxabteilungen-Verein hier und
man muss sich vermarkten, man muss sich
verkaufen, man muss sich öffentlich darstellen und
da fehlt es in den einzelnen Vereinen öfter so ein
bisschen an Ideen, was zu versuchen oder was
reinzubringen. Früher hat man dann von Seiten des
DTSB das verfasst, dann ging das durch und heute
muss man sehr viel an den Leuten selber arbeiten.
Aber deswegen mache ich das auch öfter mit, mit
den Dingern (das Diktiergerät gemeint)... Oder
wenn ich am Ring sitze, ich kann nicht am Ring
sitzen und sprechen, das Ringgeschehen nach den
Vorschriften oder nach den Regeln mit beeinflussen
und kann zur gleichen Zeit schreiben, das geht
nicht; also habe ich eine kleine Flüstertüte immer
dabei. Da spreche ich die Reportagen rauf und dann
habe ich das. Mit dem habe ich kein Problem (das
Diktiergerät gemeint).
VM: Sind Sie noch in einem anderen Verein oder
irgendeiner anderen Organisation tätig?
45
B: Na ja, tätig.. Ich bin im Verein zum Schutz des
Unteren Odertals. Das ist meine Position. Oder
meine Position deckt sich mit dem Ziel dort und
deswegen haben die wahrscheinlich auch angefragt
ob ich bereit wäre für so ein Gespräch hier.
50
VM: Und Ihre Position, wenn Sie die kurz
zusammenfassen würden; was will ich da
bezwecken? Ihre Interessen,
B: Noch mal die Frage bitte.
55
Allgemeinheit gewahrt wird, dass alle Interessen
und alle Dinge, die, sagen wir mal, nicht nur einen
Verein betreffen, sondern einen größeren Umfang,
annehmen, dass die gewahrt bleiben und dass
Vorstellungen, die durch keinerlei ökologische,
ökonomische Zwänge na eben reingebracht werden,
dass die durchgesetzt werden. Da bin ich eigentlich
dagegen. Denn, ich hab mir noch mal in
Vorbereitung der Ganzen Geschichte das Leitbild
des „Vereins der Freunde des Unteren Odertals“
noch mal vorgenommen, also ich sehe keine
zwingenden Notwendigkeiten. Bin von Beruf
Landwirt und da kenne ich mindestens
Zusammenhänge, obwohl es viele Jahre her ist. Da
kenne ich aber zumindestens die Zusammenhänge
in der Natur und ich weiß auch, dass das, was hier
so schützens- und schaffenswert entstanden ist, aus
Notwendigkeiten heraus entstanden ist im 17.
Jahrhundert, also wo es dann losgegangen ist mit
der Re..
B: Ja, die Kulturlandschaft. Und die ist ja so gehegt
und gepflegt worden, ich bin auch Angler gewesen,
aber jetzt habe ich keine Zeit mehr, als Rentner (B.
lacht), dass eben das, was so schön war, durch den
Status erreicht wurde, der sich im Verlaufe der
Jahrhunderte herausgebildet hat. Und dass das, was
85 jetzt passieren soll, es gibt keine Notwendigkeiten,
es sind Vorstellungen, es sind subjektive Utopien in
meiner Sicht und da kann ich eigentlich nicht
mitgehen mit der Geschichte hier.
80
90
VM: Und damit: „das, was passieren soll“, meinen
Sie das Totalreservat ?
B: Ja. Na ja, das alles, was der „Verein der
Freunde“ sagt, das Leitbild kann nur unter
Rahmenbedingungen erreicht werden, die vom
heutigen Zustand grundverschieden sind.
95
VM: Ja, aber solche Leitbilder sind immer in der
Art gefasst, dass sie weiträumig und irgendwo leer
sind. Also, Sie meinen damit das Totalreservat?
B: Ja, das Totalreservat.
VM: Also, die Sperrung?
B: Ja, die Sperrung, die Aussperrung praktisch aller
anderen Interessen unter den Vorstellungen eines
Vereins. Es muss ja nicht Überflutung sein. Es muss
kein Auenwald her. Es müssen keine Schranken
ringsum sein. Muss nicht sein. Es ist bisher so
105 gegangen, ist geschützt worden, die Artenvielfalt
hat sich auch unter den Bedingungen entwickelt.
Und das sind, in meinen Augen sind das
Vorstellungen, die ... keine, wo keine
Notwendigkeiten hinter stehen, sondern nur, wollen
110 wir sagen, Visionen bestimmter Leute.
100
VM: Meinen Sie, das sind „nur Visionen“ - also es
ist nur eine ideologische Position, „man sollte die
Natur schützen“, oder steckt da was anderes
dahinter?
VM: Ihre Interessen die Sie in diesem
Zusammenschluß dieser Interessengemeinschaft
vertreten wollen.
B: Meine Interessen sind, dass das Anliegen der
19
Interview Herr Tischbierek, vom 28.06.2000 in Schwedt, ca. 95 Min.
B: Na man sollte die Natur natürlich schützen, als
Landwirt, als Angler bin ich auch mit diesen
Dingen
konfrontiert
worden,
und
jede
Konservenbüchse oder jede Folie, die liegen bleibt
5 am Wasser, die dient ja nicht der Natur hier, aber
ich bin nicht der Meinung, dass Naturschutz um des
Naturschutzes willen gemacht werden soll, oder um
die Utopien einiger Leute dort durchzusetzen, also
da bin ich strikt dagegen.
10
VM: Meinen Sie, dieser Verein hat nur utopische
Vorstellungen, oder steht da auch noch etwas
anderes dahinter, also was die Fördergelder betrifft
oder usw.?
Existenzgrundlage für die Landwirte entzogen und
die Tierarten, .. ja, welche sollen noch sein, wenn es
60 270 Tage im Jahr überflutet ist?
VM: Das ist ein Problem. Das ist immer eine Frage,
was es denn nun geschützt werden sollte. Und
manche Naturschützer haben einen Ansatz und die
anderen einen anderen. Das wird immer ein
65 Konflikt sein.
70
B: Die Fördergelder sind ja Mittel zum Zweck.
15
VM: Sehen Sie die nur als Mittel zum Zweck?
B: Ja, nur, sicher. Die können auch für den
Naturschutz sicher eingesetzt werden, aber nicht auf
die Art und Weise, wie das hier propagiert wird
hier. Wissen Sie ich bin, vor ein paar Wochen
20 waren wir im Urlaub in Kroatien gewesen. Da
waren wir auch in einem Naturschutzgebiet bei dem
<Kretka Wasser?>. Kennen sie ja?
75
80
VM: ja, ist sehr schön
B: Ist ja wunderbar, und dort sind auch Menschen
drin, und dort sind auch Fahrzeuge drin. Ich meine,
sicher, durch die Streckenführung können die
Fahrzeuge nicht überall hin, es ist ganz begrenzt
und so, aber sie sind eben da, und das Erlebnis der
Natur wird den Menschen ja durch die Art und
30 Weise nahe gebracht, wie die Wegeführung ist und
wie alles dort ist jetzt. Hier steht überall ein Schild.
Und wenn ich da lese beispielsweise (B. liest aus
dem „Leitbild..“ vor) ... „touristische Aktivitäten
hauptsächlich auf das Umfeld verlagern“ - ja, was
35 soll das?
25
VM: Genau, das ist ein Problem, weil so entsteht
ein Gegensatz zwischen Mensch und Natur: der die
Natur auf einer Seite und ...
B: Ja, so denke ich das auch. Also, Sperren, Verbote
und Behinderungen lassen dann den Tourismus
nicht zu, also wird der Tourismus sterben. Wenn ich
nur um ein Gebiet rumfahre, das attraktiv ist, und
die Attraktivitäten selbst nicht sehen kann, sondern
sie nur von Ferne oder aus irgendwelchem
45 Bildmaterial in Büchern oder Führungen oder so
was, (...?) dann bringt mir das nicht, dann bringt das
auch den Tourismus nicht her. Zumal ja der ganze
Ansatz, soweit mir das bekannt ist, der ganze
Ansatz darauf hinzielt, dass die Landwirtschaft eben
50 aussen vor bleibt. .... Was soll die Mad im
September? Wissen sie, ich hab mal gelernt : „Mähe
das Gras nach seiner Güte, möglichst vor Beginn
der Blüte, bringst auch weniger Du nach Haus,
gleicht der Futterwert es aus“. Das ist so eine alte
55 Regel gewesen. (B. aufgeregt) Ich hab doch Stroh,
da ist nicht mehr drinnen, kein Nährstoff, kein
Nüscht, kein Garnüscht mehr, da ist doch die
40
85
90
95
100
105
B: Ja, ganz sicher. Ich gehe vom Sport aus: der eine,
der schwört auf den Fußball (...?) und der andere
schwört auf Boxen der dritte schwört auf Tennis,
was weiß ich, das ist bei den Naturschützern auch
so, sicher. Denn ich kann mich erinnern, erst
wurden ja diese Windkrafträder da, als das große
Highlight dargestellt und jetzt stellt sich ein Teil der
Naturschützer jedenfalls dagegen. Aber ich meine
um hier von diesem .. Dings auszugehen, wenn ich
davon ausgehe, dass 270 Tage im Jahr so gut wie
alles überflutet hier ist oder großflächig überflutet
ist, dann hält sich noch eine Tierart, das sind die
Fische. Möglicherweise. Aber alles andere, was
jetzt ist und was als Vielfalt beschrieben wird, wird
doch nach draußen rangedrängt. Und die Utopien,
die sie hier schreibten (...?) .. Wachtel. (B. liest vor)
„Wiesenbrüter wie Wachtel und Brachvögel sollen
im Umland neue Lebensräume finden“. Da frage
mich: wie wissen die das? Mit dem Wachtelkönig
beispielsweise ist vor Jahren hier noch groß
Reklame gemacht worden. Gut, und schützenswert
und so. Hat jeder eingesehen, dass da die Mahd ein
bisschen später ist, damit die (undeutlich) rausgeht,
ist alles okay. Also diese Festlegen, das sind doch
Utopien...Das ist ja nicht vom Verein zum Schutz,
sondern ist ja vom Verein der Freunde ist dieses
Material erarbeitet hier. Da muss ich doch sehen,
dass sind doch... Ich war vier Jahre in der NVA,
und da gab’s den Befehl Hundert, und der legte fest,
bestimmte Dinge, die gemacht werden durften und
nicht, und so machen die das auch hier. Keine
Wege, Verbote und so weiter und so fort. Das kann
wohl nicht der Sinn des Naturschützes sein.
VM: Und denken Sie, auch bis jetzt gab’s nicht viel
Tourismus hier. Wie könnte man das fördern? Wie
könnte man den Park so ausbauen, sei es Naturpark,
sei es Nationalpark, das es touristisch interessant
wäre?
B: Na ja, zumindest indem die, der Naturschutz so
wie er bisher war, weitergetrieben wird. Auch mit
strengen Auflagen. Also ich bin auch, ich weiß
nicht, sind sie Berlinerin direkt?
VM: Nein, eigentlich nicht.
B: Sie Berliner? (an AB)
110
AB: Ne, ich komme aus Sankt-Petersburg.
B: Aha, alles klar. Habe ich mir gedacht he, he.
VM: Wir leben aber beide in Berlin
B: Ja, gut, also ich will, ich meine die Berliner, jetzt
20
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
5
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20
die speziellen Berliner, die fahren mit ihren Autos
dort rein. Machen Camping vollkommen unbelastet,
schmeißen ihr Zeug weg. Ich selbst gesehen, ich
hab mich selbst mit ihnen angelegt. Auch noch nach
dem jetzt diese Schilder überall sind und so. Das
interessieren die nicht, die fahren rein, die wollen
was sehen. Also ich meine Tourismus wäre
machbar in der Form eines gelenkten Tourismus,
der Schutz muss sein. Und wenn fachlich versehene
Leute da sind, die bestimmte Biotope zeigen, was
weiß ich, bestimmte Pflanzen, die sich entwickeln,
bestimmte Tierarten mit beobachten usw., aber
nicht vom Rande aus !. Denn der Rand ist unruhig
und da ziehen sich die Tiere zum Zentrum rein, in
das Innere rein her. Aber wenn ein gelenkter
Tourismus ist, mit Fahrrädern, mit Pferden und
dann dürfte es eigentlich schon aufhören hier, oder
zu Fuß, das sind die drei Varianten hier, dann würde
ich sagen, wenn dieses System ausgebaut wird,
dann könnte es schon besser werden, als diese
Abgrenzung, die bringt doch nicht, man sieht doch
nichts.
VM: Also, Sie stellen es Ihnen eher als Lehrpfad
vor, wo Touristengruppen, geführt durch die Natur
25 kommen...?
B: Ja, in etwa.
VM: Und meinen Sie das wird für die Region was
bringen, also Arbeitsplätze ..?
B: Hat sich ja angedeutet. Ging ja los.
30
35
40
45
50
55
VM: Sehen Sie wirklich eine Chance, dass das ...?
B: Ja, sicher. Ich meine, das ist nicht in zwei Jahren
gemacht, da brauche ich vielleicht ein Jahrzehnt,
um das zu bekommen, denn es müssen die Wege
festgelegt werden, die Biotope müssen beobachtet
werden
vorne
weg,
es
müssen
Nachschutzmaßnahmen gemacht werden, es
erkundet werden, wie viel, oder was verträgt dir
ganze Geschichte, aber das, die Natur erlebe ich
nur, wenn ich in der Natur bin und nicht, wenn ich
an der Natur bin. Das zieht keinen her, wenn es ein
abgeschlossenes Gebiet ist, wo kein Eingang ist und
wo man sagt, also da hinten da ist der Graureier und
dahinten in 3,5 Km, da sehen wir was weiß ich,
Wiesenbrüter oder so was. Das wollen doch die
Leute sehen. Und ganz gewiß würde auch eine
Störung, ja, man muss natürlich auch sehen, wenn
Brutzeiten sind, das muss irgendwie gelenkt
werden, aber dazu sind die Fachleute sicher besser
in der Lage, das zu sagen, was möglich ist. Aber ich
bin auf alle Fälle der Meinung, dass einen gelenkte
Führung
lehrpfadmässig,
mit
(...)
Aussichtspunkten... und sowas, dass das durchaus
möglich wäre. Der Pferdefuss der ganzen
Geschichte... (B. sucht im „Leitbild“) Den habe ich
so unter anderem entdeckt hier. Wo war denn das
gewesen? ... Ja, „Keine Regulierung des
Wildbestandes durch Menschen, Jagd kurzfristig
einzelf(...?).“ Ja, bin ich auch der Meinung. Das
könnte man machen.
60
VM: Das könnte aber gleichzeitig
Vermehrung einer einzigen Art führen.
zu
der
B: Ja, das ist durchaus möglich.
VM:Also, sei es der Schutz der Kormorane kann
dazu führen, dass ...
B: (B. lacht) Oh, ja, ich weiß sicher. “Jagd ist
kurzfristig einzustellen“, zwei Sätze weiter: „der
Förderverein schafft einen eigenen Jagdbezirk und
verpachtet nicht weiter“. Habe ich runter
geschrieben „Wie bei Erich“. ... Ja, Privilegien. Der
70 schafft sich Privilegien da durch, und das kann nicht
sein. Ich weiß nicht, ob es Ihnen bekannt ist, aber
durch die Polder und auch durch die erweiternden
und was immer (... ) durch die Polder führen die
Systeme der Erdölleitung. Die werden überflutet,
75 was ist, es hat sich kein Mensch dazu geäußert, was
ist wenn 270 Tage im Jahr Hochwasser ist praktisch
... und was dann? Und da ist eine Havarie? Ist doch
möglich. Die Röhre sind ja auch der Korrosion
ausgesetzt,
65
80
VM: Die sind auch schon mehrere Jahrzehnte alt
B: Die sind auch schon mehrere Jahrzehnte da, da
muss was reguliert werden, planmäßig oder nicht
planmäßig. Weiß was ich, wenn Havarien oder so...
Das könnte ja zu Katastrophen großen Ausmaßes
85 führen hier. Und wer, hat ja überhaupt keiner
untersucht, weiß heute schon die Auswirkung dieses
Wassers auf Grundwasserstand von Schwedt? Der
drückt ja hoch! Die Kleingarten können ja
dichtmachen, bin ich fester Überzeugung. Denn ich
90 habe selbst mal einen Garten gehabt, (...?) wenn
Hochwasser war, waren die Gärten schon
überschwemmt. Na gut, das war kurze Zeit, das war
nicht so viel, nicht so lange, aber... Das sind Dinge,
die vollkommen unausgegoren sind, die irgendeiner
95 Vision entsprechen, und nach meinem Dafürhalten
sind das Privatinteressen, die hier durchgesetzt
werden. Und auch die Verfassung sagt: Gemeinnutz
geht vor Eigennutz, ich weiß zwar nicht in welchem
Artikel, aber es steht drinnen.
100
VM: Und wie weit ist hier die Gemeinde überhaupt
beteiligt gewesen? Also von 90 ging ja dieser
Prozeß los so nach der Wende.
B: Ja, ja, hier die Stadtverwaltung?
VM: Ja überhaupt die Leute, Landwirte, Fischer?
B: Gar nicht, gar nicht, sind immer vor vollendete
Tatsachen gestellt worden. Der Verein hat sich
gegründet, da hat sich keiner was gedacht, weil es
da viele Vereine gegründet werden, aber dann ... hat
man doch so gemerkt, Schritt für Schritt, in welcher
110 Richtung der Land geht. Ich komme immer wieder
auf den Punkt zurück: es gibt keine ökologische,
keine ökonomische und touristische Notwendigkeit,
so etwas zu machen, das sind Vorstellungen (...?) zu
errichten
105
21
Interview Herr Tischbierek, vom 28.06.2000 in Schwedt, ca. 95 Min.
VM: Und es hatten sich ja noch weitere Vereine
gegründet, also z.B. von Herrn Manthey, die eher
dagegen auftraten. Sehen Sie da eine Chance, dass
diese etwas erreichen können, also solche
5 Interessengemeinschaften?...
B: Schwer zu sagen. Der Verein der Freunde des
Unteren Odertals, oder weiß nicht, wie der lange
Name da ist, dieser Bandwurm hier, da sind wohl
60 Mann drin, das ist eine Elite, vielfach Vertreter
10 der Grünen mit sehr exponierten Einstellungen; wir
haben über 2300 Mitglieder, denke ich mal so.
Alles, was sich angeschlossen ist, die Angler und,
wer auch immer sich dort zusammengetan hat hier.
Aber das ist keine Sache der Masse, sondern eine
15 Sache politischer Intuition. Denn solange ein Herr
Birthler da drin wirkt, der das Landwirschafts- und
das Umweltministerium zusammengelegt hat, kann
natürlich Dinge bewirken, die am Volksinteresse
vorbeigehen, indem er administrative Dinge
20 vorbereitet, festlegt, den Informationen rechtzeitig
zukommen lässt, die eher reagieren können als wir,
also ich halte das ein bisschen, da ein bisschen
politisches Intrigenspiel ist da mit bei, auf alle
Fälle, nach meiner Auffassung.
25
AB: Sagen Sie bitte, die Mitglieder des
Fördervereins, kommen Sie aus der Region, oder?
zu machen hier. Es werden Existenzen vernichtet:
Landwirte, Fischer, Tourismus, vielleicht noch ein
bescheidenes Pflänzchen, aber auch. Es werden
Gefahren durch die Umwelt heraufbeschworen
60 durch die Industrielle Anlagen im Schützgebiet hier,
das nicht betreten werden darf. Also
VM: Und Sie sagen, sie waren früher Angler. Das
machen Sie aber jetzt nicht mehr?
65
VM: Und also Felder haben Sie schon noch?
B: Wie?
VM: Sie haben schon noch ein Grundstück?
B: Grundstück?
70
VM: Ja
B: Nein.
75
AB: Des Fördervereins
VM: Förderverein der..
B: Ach, Berlin, Greifswald, sonste wo, ein paar
kirchliche Vertreter, Pfarrer ist da drin, aber der ist
aus dem Territorium, aber dieser Verein der
35 Freunde des Unteren Odertals,
VM: Herr Berg
B: Herr Berg, ja, aber da drum ist Kuratorium, sitzt
in Berliner, also was solls. Und die Leute, die da
drin sind, sind in Personalunion mit dem
40 Vereinsvorstand, das Kuratorium ist geschaffen
worden, um bestimmte Regularien (...?), aber wenn
die gleichen Leute, oder zum Teil die gleichen
Leute da und dort sitzen und
45
AB: Welche Interessen haben Sie denn hier, die aus
dem Verein der Freunde des Unteren Odertals?
B: Ja, welche Interessen? Vielleicht wollen sie sich
ein Denkmal setzen damit. Könnte sein. Das haben
wir geschaffen, da war mal eine geschützte
Kulturlandschaft, jetzt ist eine abgeschlossene
50 Auenlandschaft, das hat sich der Charakter
geändert, da sind soundso viel Hektar Bäume zu
pflanzen und dies und das und jenes hier, und das
haben wir geschaffen. Vielleicht ist das ein
Anspruch, den sie an sich selber stellen. Aber nach
55 meiner Auffassung gibt es keine Notwendigkeit das
VM: Nichts mehr, also da sind Sie nicht mehr
interessiert.
B: Nein, nein, nein, ... ich habe in der
Landwirtschaft hab Landwirtschaft gelernt und
dann Lehrer an einer Fachhochschule gewesen, also
Biologie und Tierzucht unterrichtet, desshalb
AB: Die Mitglieder des, Fördervereins
30
VM: Also Felder, oder
B: Ich?
B: Ich?
B: Welche Mitglieder, des Vereins
B: Ich komme aus Zeitgründen nicht mehr dazu. Ich
arbeite noch ein bisschen.
VM: desshalb, verstanden. Ich wusste es nicht (...?)
Ganz verschiedene Leute haben mir erzählt, von
denen ich nie gedacht habe, dass sie noch Felder
haben, dass sie parallel in der Landwirtschaft tätig
sind, auch Gemeindearbeiter sind und auch noch
85 weitere Interessen haben.
80
B: Ja, sicher. Es gibt viele, die haben noch... Es ist
ja auch wie ein Flickenteppich. Wie soll ich sagen,
der eine hat 3 Ha da und dann 4 Km weiter oder 2
Km weiter sind noch mal 5 Ha und das ist aber alles
90 sein Land, und durch Verpachtung und so was ist
das schon so geregelt, dass zusammenhängende
Flechen entstanden sind für die Nutzer und viele der
Eigentümer sind gar nicht mehr Nutzer. ...Also das
ist das Problem. Aber ich habe da, wollen wir mal
95 sagen, keine Interessen, keine wirtschaftlichen oder
ökonomischen Interessen an der ganzen Geschichte,
es geht mir eigentlich nur darum, die
Kulturlandschaft so zu erhalten, wie sie gewesen ist,
und nicht durch irgendwelche Visionen jetzt
100 irgendwas hinzustellen, was einen Haufen Geld
kostet.
VM: Es geht auch um die Entwicklung dieser
Region. Das ist auch eine Idee, dass dadurch die
Region entwickelt wird. Und viele sagen, dass ist ja
105 nicht, was entwickelt werden sollte, sondern die
Arbeitslosigkeit sollte bekämpft werden und das
Geld soll. Was ist hier in den letzten 10 Jahren, was
hat sich da so verändert? Seit der Wende oder mehr
oder weniger auch
22
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
B: Auf welchem Gebiet
VM: Hier in dieser Region, Region Schwedt und
Umgebung?
B: Also Schwedt selber hat einen eklatanten
Einwohnerschwund, es waren mal so um die
50.000, jetzt sind 37.000-38.000 vielleicht. Das ist
Punkt eins. Punkt zwei: die Stadt ist sehr viel älter
geworden, weil die jungen Leute da einziehen, wo
die Arbeit ist. Ist logisch.... Es hat sich natürlich
10 durch den Markt auch vieles getan, muss man auch
so sagen. Also, da haben eben viele ihr Häuschen
gebaut hier ringsum. Das ist das Kuriosum. Das
sind Schwedter, die wohnen jetzt vielleicht 1,2 oder
1,1 Km weiter oder 800 Meter weiter,
5
15
VM: Also die Jungen wandern alle ab?
B: Meistens.
VM: Und hat sich dadurch auch was geändert was
den Zusammenhalt der Leute betrifft?
B: ja
VM: So seit der Wende? Also wo man sich trifft,
oder so mit Nachbarn, die Beziehungen?
35
65
B: Ja, ich gehe mal nicht von unserem Haus aus
hier, bei uns hat sich da eigentlich wenig geändert.
VM: Also so Vereine? Feuerwehr?
B: Nein. Die Gewerkschaft
70
VM: Und das war früher so?
B: Ne. Ach, nein, nein. Ja, sehen sie mal. Früher
war das so gewesen: beispielsweise, meine Frau die
hatte im Klinikum gearbeitet hier drüben in der
50 Verwaltung, dann haben die Bereiche ihre ... Feste
gemacht, Brasniki, und das war immer, das hat die
Leute zusammengefügt, da hat es auch Spannungen
die es mal gegeben hat innerhalb des Kollektivs, die
sind da abgebaut worden, das gibt es heute nicht
VM: Die Gewerkschaft
B: Die Gewerkschaft hat das meistens organisiert
oder die FDJ.
VM: Und jetzt gibt es ja auch so Feuerwehrverein,
Chor...
75
B: Ja, unendlich. Schützerverein, Feuerwehrverein,
Anglerverein, Gartenfreundeverein... weiß der
Teufel
VM: Und die gab es schon früher, oder sind die erst
jetzt so richtig?
B: Nein, ja die Gartenvereine gab’s schon früher
z.B. Die Feuerwehr gab’s auch, die freiwillige
Feuerwehr, und die hat auch schon immer ganz
aktiv ihr Eigenleben gehabt. Und die Sportvereine
mehr oder weniger auch. Aber was jetzt so an
85 Vereinen ist... Briefmarken... Kulturbund war es
früher
gewesen
in
der
DDR.
Die
Briefmarkenfreunde, die Numismatiker, oder viele
was weiß ich...
80
90
VM: Sie wohnen schon seit langem hier?
B: Ich wohne schon seit 76 hier. Habe vorher in
Frankfurt/Oder gewohnt und bin dann hierher
40 gezogen. Im Haus ist eigentlich ein gutes
Verhältnis. Sind paar neue, junge Leute
reingezogen, die passen sich ein, und da gibt’s
eigentlich auch keinen Ärger, aber ansonsten macht
eben jeder sein ... Haus dicht „my home is my
45 castle“ und dann ist die Sache erledigt.
VM: Und diese Zusammenschlüsse gingen alle über
die Betriebe?
B: Ja
VM: In Criewen oder in Zützen
B: Ach gar nicht, Stadtrand von Schwedt. Aber der
Stadtrand von Schwedt ist mit dem letzten Haus zu
Ende und der nächst Garten gehört schon zum
Landkreis Angermünde, also sind sie keine
20 Schwedter mehr. Es ist formal, aber es ist, aber es
wohnen eben viele in den Siedlungen rings rum, ja
natürlich die Arbeitslosigkeit ist natürlich sehr
hoch. Die liegt zur Zeit bei 22,3% so in diesem
Dreh. Und das ist enorm, das ist enorm. Wer eine
25 Arbeit, wer spezialisiert ist auf einem Gebiet, der
könnte eventuell noch, aber da ist auch das Angebot
zu groß hier, dass das kaum machbar ist.
30
mehr. Ja, ich muß nach Hause, da kommen die
Maurer, ich muß eine Kabelgraben schachten hier,
ausgraben oder so ..das ist jeder, also der
Zusammenhalt ist nicht mehr so hier. Und dann
wurden Bereichsfeste gefeiert, und dann hat man
60 ein schönes Erlebnisse gehabt, da war eine tolle
Kapelle da, da konnte man tanzen, da konnte man
auch mal auch mal (...?) hinter hauen, das war
überhaupt kein Problem (reibt sich die Hände) und,
das ist heute nicht mehr.
55
VM: Und die Leute in diesen Vereinen, das sind vor
allem ältere, oder querbeet?
B: Das ist gemischt.
(Unterbrechung durch Klingel)
95
VM: Was sind denn hier eigentlich so die Macher,
also die das auch in der Hand haben? Gibt es da ein
paar Personen...?
B: Ich sage mal so. Der Sport ist mit 6.400
eingeschriebenen Mitgliedern eigentlich die größte
100 Organisation.
VM: Das ist der Verein, der aber auch mehrere..
B: Nein, alle Vereine. Das sind ja viele Vereine.
Von PZK ist einer hier, dann Blau-Weiß-90 und
Boxverein und Reitverein und weiß der Teufel was
105 alles...Die Interessenvertretung des Sports ist schon
eine Lobby, ist schon da, aber die Lobby fehlt noch.
23
Interview Herr Tischbierek, vom 28.06.2000 in Schwedt, ca. 95 Min.
Und jetzt haben – bin ich auch wieder drin - einen
Verein
gegründet:
Die
IG
Sport
Interessengemeinschaft Sport Schwedt eV., die die
grundsätzlichen Interessen des Sports vertritt, weil
5 sonst kümmert sich jeder um seinen Sponsor und
dann war’s das auch gewesen. Aber die Verbindung
zum Kreis, die Verbindung zur Kommune, die
Verbindung zum Landessportbund und so und so die hat völlig gefehlt. Und der Kreis ist von seiner
10 Struktur her ein Agrarkreis, ein Großenflächenkreis,
wissen Sie das? Haben Sie sich damit vertraut
gemacht?
VM: Ja
B: Der ist größer als das Saarland. Und damit sind
natürlich auch.. ist das nicht gebündelt. Prenzlau
macht seine eigene Politik, die bezieht sich auf
Prenzlau selber, vielleicht noch auf Templin, weil
da der Vorsitzende des Kreissportbundes herkommt
und dann ist aus. Aber wo der Schwerpunkt ist, hier
20 in Schwedt. In 14 Leistungszentren hier in Schwedt.
14 Sportleistungszentren sind hier! Boxen, Fechten,
Schwimmen, Handball, Kanu , Rudern, ich krieg sie
gar nicht alle zusammen... Tanzen, ein super
Tanzsportclub hier. Das wird nicht wahrgenommen,
25 das wissen die gar nicht. Und deshalb macht der
Sport eben und bewegt hier sehr viel in Schwedt,
ansonsten kultureller Art wird viel gemacht durch
das Theater hier, da gibt’s auch einen Förderverein,
der sich sehr intensiv darum kümmert hier. Na, ich
30 muß mal sagen, der Einfluss der Parteien ... das
weiß ich nicht...
15
VM: Das sind eher die Organisationen, die von der
Basis, von den Kommune ...
B: Ja, wo ständig was ist....
35
VM: Ja, wo was los ist ...
B: Wo sich ständig was bewegt. Die Parteien haben
ihre ...ihre...na ...ihre Wahlperioden, wo sie was
machen müssen, und dazwischen, wenn keine
Wahlen sind und vor allem nach den Wahlen dann
40 machen sie, ja sie machen auch was, aber sie haben
nicht die Hand so viel drin, wie es sein müsste.
Einfluss haben sie natürlich durch das Parlament,
auch auf Entscheidungen, die durch das
Stadtparlament gefällt werden, das ist schon klar,
45 also ob die Straße zum Aquarium gebaut wird,
wissen Sie, was das Aquarium ist?
die SPD auch ihre Meinung dazu und der
Bürgermeister vertritt die auch. Identisch mit seiner
eigenen Meinung auch, ganz bestimmt, denn ich
60 kenne den auch. Ich weiß auch seine Einstellung
dazu. Denn das, was sich durch den Nationalpark
oder wie er werden soll gestaltet, hat unmittelbaren
Einfluss auf die Stadt, also muss er was dazu sagen,
die Parteien sicher auch. Aber ansonsten ist der
65 Einfluss der Parteien und die Wirkung der Parteien
so sonderlich groß nicht, so schätze ich mal.
VM: Und wenn die Leute so organisiert sind, also
auf verschiedenen Ebenen, wegen Sport und so,
warum gab’s da keine Einflussmöglichkeit ... auf
70 den Nationalpark? Das steht hier schon seit dem
Anfang 90er fest, dass da was wird. Zuerst hieß es,
so und so viel Prozent, und es wurde ja immer
ausgeweitet. Und wieso hat sich da eigentlich keine
richtige Beteiligung aufgebaut? Waren die Leute
75 nicht genug interessiert oder nicht genug informiert
oder haben sie immer das Gefühl gehabt, dass es
ihnen was aufgestülpt wird?
B: Also, zuerst, die erste Phase, so nach der Wende,
wie sich dann die Reservate abgezeichnet haben,
80 auch territorial, da möchte ich mal so sagen: da war
schon sehr viel Einfluss und da war man eigentlich
auch dafür. Weil man geglaubt hat, dass es mit der
Bevölkerung und mit den Interessengruppen
machbar ist. Das hat sich ja erst so konträr
85 entwickelt wie an Schwedt vorbei Festlegung
getroffen wurden, von wem auch immer, und die
haben in vielen Dingen nicht gepasst. Die Angler
haben sofort revoltiert. Die haben sofort gesehen,
also, wir dürfen nicht mehr an unser Wasser ran,
90 und die Angler waren ja die besten Naturschützer
hier bei uns. Ich weiß ja selber, denn in
vergangenen Jahren, auch zu DDR-Zeit, da mussten
wir dann eben Stunden machen hier, wurden eben,
das Ufer wurde dann begradigt, oder dann wurden
95
B: Na sicher, NAW. Kennen Sie das nicht?
Nationales Aufbauwerk hieß das damals.
VM: Ach so, ja.
100
VM: Ja, das große Schwimmbad.
B: Ja, das bestimmen die natürlich, das ist auch
klar, muss ja auch jemand sein. Oder was weiß ich
50 ob der Kindergarten geschlossen wird oder jener
geschlossen wird, das bestimmen die auch, aber so
...
VM: Aber zum Beispiel Nationalpark, das sind so
heikles Thema, darum geht es da nicht, oder ...
55
VM: Und das wurde von den Anglern gemacht?
105
B: Von der nationalen Front gesteuert. Und da
haben die Angler eben ihren Teil dazu beigetragen,
Gewässerränder in Ordnung zu bringen, sauber zu
machen, zu harken, ich bin ja selber mit Kisten und
Kasten durch die Gegend gezogen.
VM: Und wer war da noch beteiligt außer den
Anglern?
B: Na ja, sicher die Landwirte auf ihrem Gebiet,
/aber ansonsten ../
VM: Fischer?
110
B: Na ja, doch, indirekt schon, denn der
Bürgermeister wird von der SPD gestellt und da hat
24
B: /Fischer, ja, natürlich, klar./ Die mussten ja
schon, wenn sie ihre Reusen stellen wollten und
ihre Erträge sichern wollten, da mussten sie schon
Sauberkeit haben, da konnten sie nichts verhudeln
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
lassen oder verkommen lassen. /Das ist schon.. Das
ist bestimmt so gewesen. /
5
VM: Weil eigentlich sollte.. gab’s ja diese Idee,
dass das ein deutsch-polnischer internationaler
B: Ja, na sicher.
B: Ist ja nicht schlecht.
VM: Aber zwangsläufig oder war das auch so zum
Schutz und so für die eigenen Interessen?
VM: Aber die Kooperation
60
65
70
75
VM: Na, ich weiß, dass der Park schon vorher
existierte, und auch auf der polnischen Seite.
B: Ja, ja.
VM: Aber auf der polnischen Seite, sagen viele, das
ist zwangsläufig irgendwie durch den Krieg
erstanden. Also nachdem da das nicht mehr
30
B: Kein Draht dazu, ne, genau. Sie kümmern sich
um ihre Existenz und / und dann hat sich das/.
VM: Und die haben sich schon damals dafür
eingesetzt?
B: Na ja, sich stand das Interesse der Angler in
Mittelpunkt ein vernünftiges Angelrevier zu haben
10 hier. Und dass da zwangsläufig Beschädigungen mit
verursacht worden, das ist auch klar, dass die
beseitigt worden, dass wir sozusagen die
Notwendigkeit, auf die hingewiesen wurde, aber die
Vereine, die hatten ihre Stunden zu leisten, aber
15 dann wieder sind ein paar Leute, die handwerklich
begabt waren, die haben dann das Anglerhaus
instand gesetzt hier in Eigenleistung und es wurden
aber immer auch die Jugendlichen dazu angehalten,
mit an diesen Einsatztagen odere NAW-Tagen mit
20 rauszugehen und das in Ordnung zu bringen. Ich
muss sagen //, ist doch einiges gemacht worden.
Also, es ist keine Erfindung der BRD hier, der
Naturschutz (lacht).
25
55
B: Durch Umsiedlung
VM: Genau, wegen der Umsiedlung und das
verwahrloste eben und wurde dadurch zu einer
Wildnis.
B: Na ja, ich sage mal so, ich kann mir kein Bild
35 machen über die Intensität der polnischen Seite.
Weiß ich nicht.
VM: Sie waren nicht drüben?
B: Ja, ich fahr ständig rüber.
VM: Intensität in welcher Hinsicht also?
B: In Naturschutz und in solcher Sachen. Da gibt es
ganz sicher auch Leute, die sich für diese Ideale
einsetzten, aber sie haben sicher nicht diese Masse
und das Interesse, weil beim normalen Menschen
dort (??), das weiß ich. Ich habe Bekannte, die
45 selber Fischteiche haben, und Jäger sind und so
was.. Die müssen zwar auch Gesetzlichkeiten
einhalten, aber /so wollen wir mal sagen, das
Interesse, das ist/ .. ich würde mal so sagen: wenn
einer eine Handgranate hätte, würde er sie immer
50 noch in den Teich reinschmeißen die Fische raus,
aber viele von den einfachen Leuten interessiert das
nicht, die haben da keinen
40
80
B: Ja, na sicher, sicher läuft die Kooperation
zwischen den interessierten Personen.., aber die
Polen, die sperren sich also, sagen wir jetzt, die
offiziellen Stellen, die sperren sich auch aufgrund
mangelnder Beweglichkeit hier, zur größeren
Aktion, verstehen das teilweise auch nicht, das
Verständnis ist sicher noch ganz anders, die haben
ihre Reservate an der Ostsee dort, wo Wisente und
so ein Zeug (..?) oder wie die heißen bei denen,
gehalten werden, und das hier sicher auch, aber dass
das Reservat hier, denke ich, hält sich durch ..
mangelnde Besiedlung, mangelnde Nutzung .. und
mangelndes Interesse an irgendwelchen anderen
Sachen. Dadurch ist ein gutes ... Genauso wie die
alten Schiessplätze und Truppenübungsplätze, die
eben noch ein bisschen Tabu sind hier so, da gibt’s
tolle Isotope, da gibt’s tolle Fichten, da gibt’s tolle
Pflanzen und alles, alles okay. So ist das denke ich
mal dort drüben auch. Zwischen den Personen ja
aber große Förderung gibt’s da nicht. Die können
das Momentan nicht anders, die haben das Geld
nicht...
VM: Also hier, sie meinen, dass auch hier das Beste
wäre, man würde es so lassen, wie es ist, zwar das
touristisch ausbauen, wenn dazu die Mittel da sind,
85 aber das so lassen und den Bauern weiter die
Nutzung .. oder mit aufladen aber..
B:..
AB: Vera versteht kein Russisch.
B: Ne? Aber Sie verstehen das. Also „fährst Du
langsam, kommst Du besser an“. Und das .. wie
gesagt, ich muss
immer
wider darauf
zurückkommen, dass die Notwendigkeit, so etwas
zu machen, sehe ich einfach nicht und Tausende
andere sehen die auch nicht. Abgesehen davon, dass
95 ihre persönlichen Interesse dann irgendwie den
Bach runtergehen, aber die Notwendigkeit aus
irgend .. kann mir bestimmt keiner erklären, warum
das so werden soll und gemacht werden soll.
90
100
VM: Ja, außer diesen utopischen Ideen, der
Naturschutz, die ja auch ihre Berechtigung haben
B: Ganz gewiss.
VM: Bloß das Problem ist eher, dass sie nicht mit
der Bevölkerung, mit denen, die wirklich betroffen
sind, also, wenn die aus Berlin sagen, wir brauchen
105 unser Naherholungsgebiet
B: Ja
VM: und machen hier sich einen Park, die sind ja
davon nicht betroffen, die fahren ja raus, haben
VM: Kein Weitblick (...?)
25
Interview Herr Tischbierek, vom 28.06.2000 in Schwedt, ca. 95 Min.
ihren Spaß und gehen zurück.
B: Ja.
VM: Aber wenn das abgesprochen wäre, also
könnte man da vielleicht mehr machen?
B: Von Anfang an ist das Ding an Baum gegangen,
weil es über die Köpfe der Interessentengruppen
hinweg gemacht wurde, das war von Anfang an die
Ursache gewesen nach meiner Auffassung... Und es
ist ganz sicher nicht der ... na, wollen wir mal
10 sagen, auch der Versuch gemacht worden, zu
kooperieren, nicht? Dann tauchen plötzlich die
Ranger auf mit ihren materialistischen Hüten hier,
mit Krempe hoch und .. das hat die Leute irgendwie
abgestoßen hier.. Ein Mehr von Miteinander von
15 Anfang an wäre ja besser gewesen. /Und der Verein
ist nicht bereit Kompromisse zu schließen, in keiner
Weise.. Wird so gemacht, ..und fertig./
5
AB: Sagen Sie bitte, und welche Maßnahme finden
Sie
am
problematischsten?
Z.B.
das
20 Gewässerrandstreifenprogramm oder ..dieser ..
Pflege- und Entwicklungsplan oder (...?) also was
würde
B: Ja, der PEP ist schon sehr problematisch. Übers
Wasserrandstreifenprogramm da könnte ich mich
25 gar nicht so äußern, da kenne ich die
Zusammenhänge zu wenig, da würde ich jetzt
vielleicht Dinge sagen, die ich nicht begründen
kann aber hier mit diesem .. sogenannten PEP muss
ich sagen, ist schon sehr problematisch. Für die
30 Betroffenen. Denn .. es wird ja vollkommen anderer
Rhythmus dadurch in die ganze Geschichte rein
gebracht, ¦wenn überhaupt noch,¦ wenn überhaupt
noch.. ..Und der ist meiner Ansicht nach .. ein
bürokratisches .. eine bürokratische Hürde, die
35 eingebaut wird hier..
AB: Und wie denken Sie könnten die Konflikte auf
der politischen Ebene gelöst werden? Ich meine die
Konflikte um den Nationalpark. Was könnte man
dazu machen?
B: Ja .. Alle beteiligten oder hauptbeteiligten
Interessengruppen, die müssen an einen Tisch. Und
es gab ja bisher Ausgrenzungen. Also,
beispielsweise, die Stadtverwaltung Schwedt, die ist
überhaupt in vielen Dingen gar nicht erst gefragt
45 worden, die ist erst mit Beschlüssen und
Festlegungen konfrontiert worden, mit denen sie
auseinandersetzen musste.. Na ja, der Verein zum
Schutz des Unteren Odertals beispielsweise, der
müsste mit an einen Tisch gezogen werden. Da gibt
50 es.. gab es Widerstände von vornherein, soweit das
dann eben die Landesregierung mit beeinflussen
konnte, sind wir außen vorgelassen worden, auch
andere Interessengruppen, die Landwirte, wie nennt
sich das, ¦Bauerverband¦, der Bauerverband außen
55 vorgelassen worden. Immer erst werden Tatsachen
geschaffen, dann sollte man seine Zustimmung
geben. Es gab in wenigen Fällen, ich will nicht
sagen generell ein Gespräch vorher über das
40
Problem. Das .. könnte dann auf dem politischen ..
könnte auch politische Auswirkung haben, insofern
als sich die Parteien dann auch zu äußern müssen.
Denn der Kreis Uckermark, beispielsweise, also in
Prenzlau, müssen die Parteien SPD und PDS oder
wer auch immer und und die CDU, die müssen ja
65 auch Farbe bekennen. Brauchten sie bisher ja
eigentlich gar nicht. Waren immer so
Einzelaktionen/ Und der Herr Birthler ist ja SPDMitglied, aber .. die SPD im Kreis Uckermark hat
eine ganz andere Auffassung zu der Geschichte als
70 er. Das Gespräch vorher, das offene Gespräch
vorher zum Problem ist nicht gesucht worden, und
da haben sich die Fronten verhärtet. Und jetzt
vermutet jeder sofort beim anderen, was führt er da
mit im Schilde, was wird er machen.. Und dann
75 wird immer schon so.. die Igelstacheln draußen
hier, nicht. Ah, was kommt jetzt wieder, was
kommt jetzt wieder, und das erschwert die Sache.
60
AB: Und wie verhält sich die Presse in diesem
Konflikt?
80
B: ¦Hier bei uns? ¦
AB: Ja.
B: ..Pf .. Ja. hält sich raus. Druckt Leserbriefe ab,
mal den, mal den.. mal einen Provokateuren, die
Antwort auf die Provokation, von wen auch immer
85 jetzt, (...?) na ja und gibt aber keine eigene
Stellungnahme ab dazu, in einer Kolonne, in einem
Kommentar oder wie auch immer, gar nicht. Und
ebenfalls die die die Märkische Oderzeitung macht
das nicht, der Uckermark Kurier macht das schon
90 gar nicht, der ist zu weit weg, der wohnt in
Prenzlau, ist ihre Redaktion, der hält sich ganz und
gar raus, schreibt auch bloß Leserbriefe, also da
sehe ich kein eindeutiges Engagement für die eine
oder die andere Sache.
VM: Und zum Beispiel all die Programme, die da
laufen, also sei es das Kulturlandschaftsprogramm,
sei es das PEP und so weiter, die werden auch nicht
in der Zeitung irgendwie thematisiert, damit die
Leute wissen, worum es überhaupt geht, also jeder
100 kriegt es vom Hören-Sagen mit oder
95
B: Ja, sage ich mal so, durch die Presse werden..
wird das schon mit.. mit Begriffen operiert und,
dafür oder dagegen, sind da schon die Stimmen
gleich da. Aber.. doch, es hat auch gegeben, doch,
105 es hat auch gegeben, es hat einmal hier in der MOZ,
das ist die meist gelesene erstmal, es hat in der
MOZ mal ein eine Beschreibung des PEPL gegeben
und so ein paar grundsätzliche Dinge auch schon.
Aber es ist auch einmal na ja gut, kannst dich ja
110 auch nicht gebetsmühlenartig dort wiederholen, das
geht nicht.. Also ist schon gemacht worden, aber als
neutrale Darstellung.
VM: Ja, einfach die Informationen, aber das ist
nicht nur das, was die Leute von Nachbarn
115 mitkriegen, da lauft irgendwas und keiner weiß aber
genau.
26
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
B: Ja, ja, das ist schon gemacht worden hier, aber da
ist geschrieben worden: PEP, hauptsächliche
Punkte, und Wasserrandstreifenprogramm ist auch
mal erläutert worden, und da sehe ich ja auch nicht,
5 dass es notwendig ist oder dass es möglich ist das
nun ständig zu wiederholen.
VM: Ja, nein, aber dass es überhaupt
B: Ja, ja, es ist schon, es ist schon erwähnt worden,
und wer Interesse hatte, konnte sich da
10 interessieren.. Ich habe mich für PEP interessiert,
Wasserrandstreifenprogramm ist mir irgendwie
durch die Lappen gegangen. Ich weiß zwar, dass es
dort gibt.. aber die Eckpunkte.. aber mehr eigentlich
Zusammenhänge (...?) könnte ich nicht darstellen...
15
AB: Dass sich Angler und Fischer und Landwirte
aufregen ist klar, die sind betroffen. Und die
Einwohner der Stadt, wie würden Sie das soziale
Engagement von denen einschätzen zu diesem
Konflikt?
B:..
Tja..
Ich
hab
natürlich
keine
Einwohnerbefragung gemacht, aber die Diskussion
so hier im Haus oder unter Bekannten.. die meisten
haben kein Verständnis dafür.. die meisten, die ich
kenne, ich hab.. ich kenn, ich sag es mal anders
25 rum: ich kenne keinen, der gesagt hat: oh, was die
da machen wollen mit der Überflutung ist
superschau und die Bäume die da wachsen werden
und was alles. Es hat kein Mensch Verständnis
dafür, es begreifen die Leute einfach nicht.
30 Vielleicht aus Mangel an Kenntnis der Details, rein
instinktiv.. viele gehen davon aus, ich weiß nicht,
/wir hatten 97 hatten wir das Oderhochwasser hier,
nicht. War hier auch alles überschwemmt. Waren
Sie damals auch hier, haben Sie das mal gesehen?/
sind sie denn nun? Kommt Braunkohlenwerk, gibt’s
aber Verunreinigung. Kommt .. Es weiß keiner, ich
auch nicht, wie das sein soll in 30 Jahren. Ich
60 meine, da bin ich Asche, interessiert mich dann
vielleicht nicht, na ja, aber .. na ja, dann müsste ich
100 werden, ne aber ist wirklich so. Für einen
vernünftigen Naturschutz, der sichtbar ist
VM: Begeistern kann sich dafür keiner
B: Ah, gibt es schon, aktive Leute hier. Aber.. ich
sage mal ein Beispiel. Die Frau Doktor Gille, das ist
die grüne Oberchefin hier im Krankenhaus. Die
hatte vor ein paar Jahren durchgesetzt, dass die
Anlage vor dem Klinikum, die Rasenanlage, dass
70 die nicht gemäht werden darf. Also, da wuchs alles
hoch, kippt um, die nächste Saat rieselte raus,
wuchs auch, es war ein richtiger dicker Urwald war
da gewesen, Grasurwald sage ich mal. Da hat sie
eben Einzigartige Mückenarten aufgespürt gehabt,
75 die mußten geschützt werden, und da wurde das
Ding da nicht gemäht. Es sah ¦furchtbar¦ aus.
65
20
35
VM: Nein, aber es gab auch anderswo Hochwasser
und ich weiß, was das für eine.
B: Und dann stand das ziemlich lange, da waren
Schwärme von Mücken hier, Schwärme von
Mücken, die
40
VM: Aus hygienischen Gründen kann es vor einem
Klinikum genauso problematisch sein.
B: Ja, aber das hat nicht gezählt bei ihr. Das
Argument kam ja auch. Ich weiß immer nicht,
meine Frau (...?) wenn die Diskussion war. 91 oder
92 vielleicht. Das sah wüst aus. Da ging jeder durch
eine .. durch eine Unordnung sonder gleichen. (...)
Ja und damit hat sie natürlich sich den Boden bei
85 den meisten .. entzogen, denn die haben gesagt: na,
wenn das alles so sein soll wie damals am
Krankenhaus (lacht), dann danke, ne.
80
VM: Also Wildnis wird dann mit „unordentlich“
mehr
oder
weniger
gleichgesetzt,
also
90 schützenswert ist in dem Sinne eher eine
Kulturlandschaft und nicht das, wenn das so alles
vor sich hin wuchert.
95
(Ende der Kassettenseite)
Kassette 54
100
B: Ich sage mal so ... Schwer zu sagen jetzt. Für
einen nicht militanten Naturschutz wird sich sicher
45 die Masse einsetzen. Auch die Kommune. Auch die
Vereine. Alles. Also, dass das wilde Rumfahren in
den Poldern oder so was, oder das wilde Camping
da irgendwo, das würde keiner befürworten. Oder
die meisten nicht, zumindest die mit der Thematik
50 dann irgendwie interessiert sind. Aber so diese
diese übertriebenen Aktionen, da schütteln sie nur
alle mit dem Kopf. Die meisten sagen, aus meinem
Bekanntenkreis zumindest.. //„die Grünen sind
gegen alles. und für Nichts.“ Das ist so eine
55 Einstellung hier. Die sind gegen die Windmühlen,
die sind gegen die Atomkraftwerke, ja, aber wofür
105
110
27
B: Ja, sehen sie mal, es ist hier vielfach Beispiel
genommen worden am Bayerischen Wald, ja? Hier
mit den Konzeption. Aber das ist doch ganz was
anders. Das ist eine durch Menschen zielgerichtet
geschaffene .. Ökologie gewesen, oder ist es ja
heute auch noch, und soll ja auch so bleiben, die
aufgrund der speziellen Nützungsweise, der
speziellen Lage an der Oder, Aufnahme von
Überflutungen usw. usf.. .. Aber eigentlich doch
geschaffen wurde dem Menschen zu nutzen. Im
Bayerischen Wald, da kann ich die Felsen doch
nicht um.. funktionieren. Da sind nun mal die
Felsen. Was da drauf gewachsen ist, ist seit
Urgedenken wächst das so. Und die Forstwirtschaft
hat zwar dort auch ihren Einfluss gehabt, und der ist
ja auch ausgeschaltet worden, selbst als dieser
große Schädlingsbefall war. Hat man ja gesagt,
lassen wir so, aber das sind doch zwei ganz
verschiedene Dinge. Da sind doch Äpfel mit Birnen
gleichgesetzt worden. Das geht nun mal nicht hier.
Denn das ist entstanden durch den Menschen, ist
geschützt worden durch den Menschen, und hat sich
Interview Herr Tischbierek, vom 28.06.2000 in Schwedt, ca. 95 Min.
so entwickelt. Jetzt soll es, ich komme immer
wieder darauf, jetzt soll es aufgrund einer Vision in
Urzustand zurück versetzt werden. Warum?
ja die Menschen nicht ausrotten, die hier gelebt
haben. Ich habe früher auch eine Funktion in Sport
gehabt hier, nicht? Und ... haben mich dann
abgeschossen, na gut (lacht) Pech gehabt. Aber
VM: Und wer weiß, was der Urzustand ist?
B: Ja, wer weiß das? Wer weiß das? Also, große
Bedenken bestehen natürlich bei den Leuten, die
einigermaßen mitdenken und so ein bisschen
Ahnung haben. Gerade Fragen des Hochwassers,
des Hochwasser das Grundwasserstandes, werden
10 natürlich enorm verändern hier, denn der drückt ja
unter dem Kanal durch. Die Sicherung des Kanals
ist natürlich auch in Frage gestellt, denn wenn
Wasser ständig an die .. an die Dämme schwappt
hier. Kennen Sie die Gegend hier?
5
15
VM: Ja, wir sind genug rumgefahren mit den
Fahrrädern.
B: Ja, dann hat es natürlich auch Auswirkungen
hier, dann laß mal Treibeis auftauchen so zum Ende
des Winters, hier, der anfängt an der Kanlböschung
20 zu reiben. Das sind ja alles Dinge, die sind ja gar
nicht erforscht. Deswegen sind das Utopien von den
Leuten. Und wenn ich dann noch höre, die machen
sie sich ihr eigenes Jagdgebiet, dann gehen sie
natürlich auch da drin angeln, weil das sehr attraktiv
25 ist, was sich so (reinzieht hier?). Also.. Ich denke,
das ist ..überhöhter Naturschutz..
AB: Was mich noch interessieren würde. Die Frau,
die Grüne, war sie auch vor der Wende irgendwie
aktiv, oder
30
B: Nein
AB: Ist sie von hier, eine Einheimische?
B: Die Frau Gille - ja. Ja, gut, die hat
wahrscheinlich diesen Tick schon immer gehabt,
was heißt Tick, ist ja kein Tick, ist ja gut, ich bin ja
35 für den Naturschutz auch, und auch die Leute haben
ja nichts dagegen, dass eben extreme Auswirkungen
bekämpft werden und die Dinge, die notwendig
sind gemacht werden. Und das war die sicher
vorher war die auch schon, aber hatte nun jetzt die
40 Möglichkeit
gehabt durch die veränderte
Gesellschaftsform sich dort zu aktivieren und sich
dort zu profilieren und das macht sie, ist auch
legitim, ich habe nichts dagegen.
45
VM: Wer konnte sich noch so durch diese
Veränderung also nach der Wende.. Wer kam noch
hoch? So was konnte sich
B: .. /Wer kam noch hoch? /
VM: Also die, die früher schon hier so oben waren,
sind immer noch oben oder hat sich da
B: Nein, das nicht, der Mittelstand hat sich natürlich
rausgebildet hier, das war ja vorher nicht gewesen,
das war staatlich. Das ist schon von den
gesellschaftlichen Strukturen.. ist die Herausbildung
des Mittelstandes schon eine der eklatantesten hier..
55 Aber ansonsten.. wollen wir mal sagen, man konnte
50
60
VM: Dann hätten sie natürlich einen anderen
gesucht
B: Ja, eben. Und da fehlt es. Denn die jungen Leute,
die müssen erst mal ihre Familie sichern, arbeiten,
es gibt keine Kompromisse, es gibt keine
65 Freistellungen mehr. Wenn wir früher irgendwas
gehabt haben, dann wurde eben eine Freistellung
geschrieben an die Schule, dann ging er eben vier
Tage ins Trainingslager oder.. was weiß ich, an
Betrieb oder was. Die Fußballer hier in Schwedt,
70 die hatten ja alle bloß eine Scheinstellung gehabt,
die haben ja kaum hat da einer gearbeitet. Die
hatten irgendwie als Wimi.. wissen Sie, was ein
Wimi ist?
VM: Nein.
75
B: Wissenschaftlicher Mitarbeiter. (lacht)
VM: Ach so, ja. (lacht)
B: Hatten sie irgendwie eine Funktion, aber im
Prinzip haben die zwei mal am Tag trainiert wie die
Profis hier. Hat zwar auch nichts gebracht, aber
80 ..Fußball wird ja auch verboten, haben Sie schon
gehört? Fußball wird verboten. Weil Glücksspiele
unter freiem Himmel verboten sind. (Lachen) Na ja,
na gut, es ist, bestimmte Funktionen sind West ..
aus den Altbundesländern, gekommen hier,
85 beispielsweise in der Sparkasse, im PZK, das Werk
draußen hier, das gebaut wurde, die zweite
Papierfabrik hier, Heindel, das ist die ganze
Führungsetage aus dem Westen ist, ist normal.
90
AB: Sie haben von der Herausbildung der
Mittelklasse gesprochen. Man spricht.. es wird auch
von Verarmung der Region geredet, dass es mehr
arme Haushalte auftauchen.
B: Ja, ja. Das bezieht sich aber vielleicht nur
teilweise auf Schwedt, sondern mehr auf die
95 gesamte Region Uckermark. Da möchte ich mich
nicht zum Richter der ganzen Geschichte machen.
Fakt ist eins, dass die Dörfer.. fast leer sind.. dass es
nur wenige größere Betriebe sind, auf welchem
Besitz auf welchem Eigentumsform auch immer,
100 das ist egal. Aber..wenn man durch manche Dörfer
fährt die sind eben Zweitwohnstätten für Schwedter
oder Berliner, oder was auch immer, wo die
herkommen.. weiss der Teufel, wunderschön, nicht?
VM: Ja, sehr schöne Häuser
B: Ja (lacht), sehr schön, sehr schöne Höfe dahinter.
Super alles, nicht? Alles klar. Aber die Produktion..
/das hat schon seine Ursachen, nicht/ Na ja, das
hängt auch wider mit der großen Politik zusammen.
Wie heißt das hier, diese, diese .. Norm..
110 Produktionsnorm. Ein anderes Word.. Wie heißt
denn das? ... Quoten! Milchquote, Getreidequote
105
28
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
usw., das ist klar. Wir haben ein paar gutgehende
Betriebe, die von Anfang an sich sicher über die
Wende gerettet haben, die haben sich da stabilisiert,
bringen das, was an Quote zu bringen ist, und die
5 kleinen Wirtschaften, die schwachen, sind
weggegangen.
Dann
kamen
die
Eigentumsverhältnisse, das gesamte LPG-Land, wer
es wieder zurück wollte und nicht in die agraren AG
gegangen ist, der hat seines zurückgenommen, also
10 Flächen ausgegliedert.. /Manche haben es verkauft
oder verwildern lassen, oder, das ist eben dein
Eigentum, da kann er machen, was er will.. Die
Strukturveränderung insgesamt hat sich da schon
negativ bemerkbar, das kann man heute sagen./
15
VM: Aber ich denke, das sind manche Strukturen,
die auch ähnlich in allen Ländern des Ostblocks,
also die LPGs, die sich aufgelöst haben und was da
passierte.. das ist nicht spezifisch
B: Ne, ne, aber es ist so. Wie gesagt, ich fahre viel
nach Polen und kenne da ein Haufen Leute.. und
hab einen Freund, der hat früher eine
Großhühnerhaltung gehabt, zwei lange Ställe,
ellenlang, Paarzig Tausend Hühner drin, (...?),
Hähnchen hier, Bräulerproduktion, Eierproduktion
25 hatte er ja, er ist Tischler jetzt. Hat nichts mehr
gebracht, bringt doch nichts mehr. Und.. ganz privat
und außerhalb des Programms, aber die Polen, die
werden sich umgucken, wenn sie in die EU
kommen, das steht fest. Die drehen sich um. /Also..
30 Wenn man so fährt, die kleinen Felder, die bringen
doch nichts, ist doch nicht produktiv, geht auch gar
nicht.
20
nur die richtige Begründung schreiben.. Was
denken Sie, was in Sport für Begründungen
geschrieben werden, um bestimmte Dinge zu
60 erreichen? Man muss das nur richtig formulieren.
Muss natürlich letztlich sein Zweck erfüllen, ja.
AB: Aber da muß man sicher sehr bewandert sein in
diesen Dingen?
65
VM: Nein danke
B: Nicht?
70
B: ¦Weiß ich auch nicht. Möchte auch nicht darüber
diskutieren.¦
VM: Nur eine abschließende Frage. Dieses ganze
Nationalparkprojekt, das sollte ja zur Attraktivität
80 der Region beitragen. Wenn das nicht durchsetzbar
ist oder wenn das nichts bringt, was wären dann
andere Möglichkeiten, also was könnte hier dazu
beitragen, dass die Region gefördert wird? Also,
infrastrukturell, sagen wir mal, was Schwimmbäder
85 und Läden betrifft, oder was.. oder was kann man
hier noch machen?
90
VM: Ich habe noch eine abschließende Frage. Hast
Du noch was (an AB)?
B: Ja bitte, Sie brauchen sich keinen Zwang antun.
40
AB: Noch eine dann. Äm, haben Sie den Eindruck,
dass die Region durch die öffentlichen Mittel
unterstützt wird? So kann man das merken oder
B: .. Also, ganz gewiss, kommen bei einer
vernünftigen Planung und bei einem vernünftigen
45 Programm.. gibt’s auch öffentliche Förderung, das
ist unbestritten.. Inwieweit das gerecht verteilt ist
oder nicht, inwieweit das Giesskannenprinzip in
Anwendung kommt, das kann ich natürlich aus
meiner Sicht nicht sagen. Aber es ist ganz sicher,
50 dass für bestimmte Vorhaben, wenn dieses
Vorhaben dann gut durchdacht ist, auch
Fördermittel
kommen.
Das
Aquarium
beispielsweise, das ist ja überwiegend aus
Fördermittel gebaut von der Landwirtschaft.
55
VM: Ganz sicher nicht
B: Der ist nämlich heute geöffnet, weil die Tür zur
Reparatur ist (lacht). Ja doch, für den Sport gibt’s
auch, Fördermittel, für den Nachwuchssport.
Unsere Bundesliega muß sich über Sponsoren und
75 Einnahmen finanzieren. Da gibt’s nicht (...?) dazu,
gar nichts. Aber, doch, die Frage ist schon mit ja zu
beantworten.
VM: Ja, die Frage ist, wie schnell sie reagieren
können, wie flexibel sie da sind. Das weiß ich nicht.
35
B: Au ja, au ja, das stimmt. Also wir haben ja nun
auch wirklich zu kämpfen mit der Finanzierung bei
der ganzen Geschichte. ... Sie können ruhig noch
ein Kaffee haben hier
95
100
105
110
VM: Von der Landwirtschaft?
B: (☺) Ja, von dem Landwirtschaftministerium.. Ja,
29
B: Tja, das ist eine gute Frage. Was kann man hier
noch machen. Also, die Umgebung ist schon ein
Kapital. Und wenn das einer vernünftigen
touristische Nutzung zugefügt wird, dann ja. Ich bin
auch aufgrund der.. ich war vorhin hier im Sport
hauptamtlich tätig und dann bin ich natürlich auch
wenig weggekommen, die Sonnabende und
Sonntage, wo man sonst sich die Gegend anguckt,
da sind wir dann oft zu Wettkämpfen gewesen und
so was, und da habe ich eigentlich auch erst
nachdem ich dann, na ja, seit 91-92 meine offizielle
Tätigkeit beendet war, habe ich dann ab und zu Zeit
gefunden, dann konnte ich mich auf Fahrrad setzen,
auch wirklich da erst so habe ich erkannt, welche
Schönen und welche Schönheit die Uckermark
darstellt. Nicht nur da mit dem Nationalpark, auch
andere Ecken, gibt’s auch tolle Dinge, ..aber die
Erschließung, die touristische Erschließung, ist
schon die einzige Möglichkeit, weil der Standort
Schwedt ja ein bisschen sehr weit, außen.. na außen
der normalen Reichweite raus ist. Andere Dinge
sehe ich im Moment nicht, und .. sehen Sie
beispielsweise das Verbot, bestimmte Reitwege im
Nationalpark einzuführen, also ist ja blockiert
worden. Das ist doch schon die Sache, die Leute
wieder abhält oder die viele reinlocken würde, ne?
Es gibt genügend Reiterhöfe hier, es gibt genügend
Interview Herr Tischbierek, vom 28.06.2000 in Schwedt, ca. 95 Min.
Leute, die sich dafür engagieren wollten, es wird
auch
ganz
bestimmt
ein
notwendiges
Reiterwegesystem notwendig sein, dass man also
mit dem Gaul nicht querfeld Acker macht, aber das
5 wird durch diese Dinge wird das ja alles blockiert.
Und auf Pferden, die Natur zu erkunden, ist eine der
natürlichen Sachen, sehe ich jedenfalls so. Aber.. da
sind zu viel Blockaden.. Ja, und wie gesagt, diese
von Rand aus das zu beobachten, /das kann man
10 auch vergessen/ Das kann ich beim Fußball machen
VM: Das dann wie im Museum
B: Ja, ja, ja. Und Theater vielleicht noch, ja. (...?)
Stimmt, und das ist hier genau das Gleiche, zumal
sich die Tiere ja nicht produzieren sondern sich
15 verstecken, wenn der Mensch kommt hier, und
wenn das auf vernünftige Art und Weise geregelt
werden könnte, die gewöhnt sich auch an bestimmte
Dinge Ich hab jetzt so eine Sache .. hier im
Fernsehen.. in Alaska, die Elche jucken die Straße
20 nicht, die gehen da eben rüber weg, wenn sie daran
gewöhnt sind. (..?)
AB: Also, man kann zusammenfassen, das heutige
Konzept des Nationalparks hemmt eher als fördert
die Entwicklung des Tourismus in der Region.
B: Die.. Das Konzept, wie es vom Verein der
Freunde des Unteren Odertals und polnischen
Nationalpark und was noch alles dran ist, das
hemmt, das stimmt so, das hemmt die touristische
Entwicklung in jedem Fall. Weil es.. macht
30 Barrieren, es grenzt aus ..., und die Ausgrenzung
kann nicht der Sinn des Tourismus sein, geht
einfach nicht, das geht nicht miteinander...
25
VM: Na gut, da bedanken wir uns.
B: Gern geschehen.
35
30
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
3. Interview Pfarrer Ehrlich, vom
28.6.2000 in Criewen, ca. 95 Min.
5
InterviewerInnen: Susanne Gabelmann, Alexander
Beloussov
Stand 14.11.2000
Band 56B, 57
Transkriptionszeichen:
PE: Pfarrer Ehrlich
SG: Susanne Gabelmann
AB: Alexander Beloussov
.. : kurze Pause
... : Pause längere Pause
15 (...?): unverständliches Wort oder Satzteil
55
SG: Und aus der Gegend hier kommen Sie also
nicht?
PE: Nein, ich komme aus dem Spreewald.
60
10
Interviewatmosphäre:
Gemütlich im Garten des Privathauses des Pfarrer.
Persönlich, freundlich mit Bewirtung
20
Transkriptionsbeginn:
PE: ... haben Sie schon mitgekriegt. Ja, natürlich
nicht
nur
für
Criewen,
für
sieben
Kirchengemeinden.
25
SG: Für sieben Kirchengemeinden
PE: Für sieben Kirchengemeinden, von denen
mehrere, also Zützen, zum Beispiel auch, aber auch
Flemsdorf und Felchow, die Nationalparkanreiner
sind, aber nicht alle.
30
SG: Nicht alle
35
PE: Eigentlich vier: Criewen, Zützen, Flemsdorf,
Felchow sind ja auch betroffen als Anlieger des
quasi Landschaftzsschutzsgebietes bzw. des
Felchowsees, ne, der ja auch noch da zugehört.
PE: Ganz allgemein oder speziell jetzt durch den
Nationalpark, weil es ist ja äh, es ist ja, es hat ja
ganz viele Veränderungen gegeben, die natürlich
nur auch hier bedingt mit dem Nationalpark zu tun
haben, weil der ja quasi so mit der Wende einher
70 kam und die Leute oft nicht auseinanderhalten
können, sag ich, was ist denn jetzt eigentlich `ne
Auswirkung des Nationalparkes oder was ist `ne
Auswirkung von der Wende, die hier sowieso
gegeben hätte auch wenn wir den Nationalpark
75 nicht gegeben hätte. Ich glaub` zum Beispiel die
Landwirte verwechseln das ganz oft.
SG: Das ist eben genau, warum wir eigentlich beide
Fragen stellen, zum einen versuchen rauszufinden,
was sind die allgemeinen Veränderungen, jetzt
80 erstmal auch so auf der wirtschaftlichen Schiene
oder soziopolitischen Schiene und dann auch was
das für das soziale Zusammenleben hat, aber dann
eben auch mit dem Schwerpunkt, Focus auf den
Nationalpark, deswegen wäre das wunderbar, wenn
85 Sie das auch getrennt anreissen könnten.
90
95
SG: Und Sie sind seit zwölf Jahren hier, wo waren
40 Sie vorher tätig?
PE: Vorher war ich als Vikar, also als Praktikant in
Agermünde. Vorher war ich nicht als Pfarrer tätig,
da hab ich andere Sachen gemacht.
45
100
SG: Und was haben Sie vorher berufstätig gemacht,
noch?
PE: Also, ich hab` mal gelernt in der
Landwirtschaft, Zootechniker, nannte man das in
der DDR, also Landwirt für Tierproduktion
sozusagen habe ich gelernt. Und ja dann hab ich
50 mal `ne Weile mit geistig Behinderten gearbeitet
und dann Theologie hatte ich schon mal
zwischendurch studiert und hab dann noch ein paar
andere Sachen, andere, zwischendurch gemacht und
dann als ich dass Gefühl hatte jetzt kann man sich
SG: Aus dem Spreewald. ... Gut ja, die erste
allgemeine große Frage wäre für uns auch schon
mal zu den Veränderungen von der Region, da
kriegen Sie ja sicherlich viel mit, Sie sind ja seit
zwölf Jahren auch hier ...
65
PE: Landin zum Beispiel gehört noch dazu Pinnow,
die sind ja nicht direkt betroffen
SG: Und wieviel sind das dann drei oder vier von
ihren Gemeinden, die betroffen sind?
mal irgendwo niederlassen, dann habe ich mir eine
Pfarrstelle gesucht, ja.
105
110
31
PE: Gut, na ja die größte Veränderung und
spürbarste für die Leute hier ist ja einfach der
massive Anstieg der Arbeitslosigkeit, die hohe
Arbeitslosigkeit, die es in der Region hier gibt, ne.
Ähm in einer Region in der vorher, des muß man ja
so sagen, hier auf den Dörfern, die meisten Leute in
der Landwirtschaft gearbeitet haben. Die waren ja
quasi in Criewen gab es, ach wissen Sie ja
inzwischen alles, hier in Criewen gab es das
Volkseigene Gut und bis auf so ein paar Leute, die
da in Schwedt in der Erdölindustrie gearbeitet
haben, waren ja die meisten Leute entweder hier auf
der LPG oder im Volkseigenen Gut beschäftigt und
das war in den Nachbardörfern natürlich ähnlich
und mit der Wende hat ja die Landwirtschaft sich
völlig
umstrukturiert
und
die
großen
Landwirtschaftsbetriebe, die es heute noch gibt,
sind ja sehr maschienenintensiv, aber nicht
Arbeiskräfte, also haben ja keine große Zahl an
Arbeitskräften sondern, dass was früher hier an
Fläche, das volkseigene Gut da mit über 600 Hektar
bewirtschaftet hat, dass machen heute vier Leute
und da haben die früher, weiss ich nicht, da
insgesamt wieviel 50, 60 Angestellte gehabt
vielleicht. Und des sind ja Auswirkungen der
Wende und der Vereinigung und der EuLandwirtschaftspolitik usw., die es ja nicht nur hier
Interview Pfarrer Ehrlich, vom 28.6.2000 in Criewen, ca. 95 Min.
in der Uckermark und nicht nur in Ostdeutschland
gibt, sondern Erscheinungen, die man zeitversetzt in
Westdeutschland, oder auch anderen EU- Staaten ja
auch hat, auch speziell in der Landwirtschaft zum
5 Beispiel, ich denk`, dass ist das interessanteste für
unsere Dörfer, weil alles andere spielt ja in diesen
Dörfer keine Rolle, so bisschen Handel und da
Handwerk, das ist ja eher nebensächlich.
10
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SG: Das macht ja genau dann das Problem für die
Jugend aus, eben für Arbeitsperspektiven?
PE: Richtig, also Landwirtschaft ist ja, hat ja
ohnehin keine Perspektive, gut die haben hier ein
paar Lehrlinge, aber welcher Jugendliche
heutzutage sucht sich ein oder wünscht sich als
Perspektive in die Landwirtschaft zu gehen, wo ich
jeden Tag aus jeder Zeitung lesen kann, dass das ja
alles keine Zukunft hat. Die haben, denke ich ein
ganz anderes Problem, die haben das Problem
überhaupt etwas zu finden und zwar ganz egal, ob
Landwirtschaft oder Industrie oder einen
Handwerksberuf oder was auch immer .. und da ist
natürlich die ganze Region einbezogen und da zählt
da schon so ein Ort oder so ein Industriestandort
wie Schwedt auch mit, was die Ausbildung von
Jugendlichen betrifft. Und da ist es ja ganz genauso,
dass die diese PCK, zum Beispiel, was ja der größte
Arbeitgeber hier war, mit mal über 8.000
Beschäftigten, ich weis nicht, was die im Moment
noch haben, ich glaube was in den 2.000 oder so,
dass das seine Auswirkungen hat und dass, zum
Beispiel, sich das auswirkt in Schwedt, Schwedt hat
ja, glaub` ich seit der Wende zwölftausend
Einwohner verloren, die einfach weggezogen sind
hier, weil sie keine Arbeit finden und da passiert
was, da passiert was auch für die Region ziemlich
schlimmes, nämlich ich ´sag`s mal etwas gelinde:
alle pfiffigen Leute ziehen weg, alle flexiblen, alle
die wat können, alle die die Chance haben irgendwo
was zu werden, die gehen, ja. Also für die
soziologische Struktur, zum Beispiel einer Stadt
Schwedt, ich denke in so `ner Stadt ist das noch
anders ein bisschen als auf dem Dorf, ist das ganz
wichtig und, wenn man sich wundert, dass da so ein
soziales Spannungsfeld entsteht und, dass da auf
einmal alle Jugendlichen rechts sind uns so hat das
auch damit was zu tum wer da übrig bleibt nämlich,
alle anderen sind längst weg. Und auf den Dörfern
ist das natürlich bisschen anderes, weil s ja auf den
Dörfern anders als in den Städten so etwas wie eine
Bodenständigkeit gibt, also eine Familie, die seit
Generationen hier auf so dem Dorf wohnt, die geht
nicht weg, die geht auch nicht weg, wenn sie hier
keine Arbeit mehr haben, die haben hier ihr Haus,
die haben hier die Ländereien, auch wenn die sie
nicht mehr bewirtschaften, auch wenn die längst
verpachtet sind, die schon Urgroßvater oder was
bestellt hat und das schmeisst man nicht einfach hin
für nen Job irgendwo, ja, sondern die bleiben
natürlich hier, des ist ein bisschen andere Situation
auf den Dörfern.
SG: Und wie hat sich das jetz auf das soziale Klima
ausgewirkt? -ein paar Stichworte haben sie ja auch
schon genannt.
65
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75
80
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115
PE: Wir haben eine massive Zunahme an an
Rechtsradikalismus, natürlich, der inzwischen,
inzwischen ja so in bisschen andere Formen
gegangen ist, also der ist ja nicht mehr so
gewalttätig wie noch vor fünf oder sechs Jahren, wo
es ständig irgendwelche unter Jugendlichen so
halbe Totschlägereien gab und so was, der ist
inzwischen etwas intelligenter geworden, aber er ist
auch sehr viel verbreiteter, also auch bei
Erwachenene sehr viel verbreiteter, so ein latenter
Ausländerhaß zum Beispiel, was ja, sag ich mal,
was ja hier in der Uckermark ein absoluter Blödsinn
ist. Wir haben ein Prozent Ausländer und die treffen
kaum einen, also man muß sich schon Mühe geben.
Und trotzdem zieht das Argument, die nehmen uns
die Arbeitsplätzen weg, obwohl es für die
Uckermark überhaupt gar nicht stimmen kann, denn
wir haben eine Arbeitslosigkeit, ich kenne den
momentanen Stand nicht ganz genau, aber so um
die fünfundzwanzig Prozent, denke ich, verdeckte
bei vierzig Prozent, wenn ich alle ABMler und
sowas dazunehme und, wenn ich dann ein Prozent
Ausländer habe, des kann jedes kleine Kind sich an
den Fingern abzählen, dass das nicht der Grund sein
kann und trotzden zieht das, weil der Mensch neigt
dazu irgendwie einfache Lösungen haben zu wollen
und nen Schuldigen und dass passt halt gut. Also,
dass passiert nach wie vor, grade vor ein paar Tagen
war hier so ein Johannisfeuer, wo wir so grade noch
so `ne Prügelei verhindert haben und dann mit den
Jugendlichen ne riesen Diskussion hatten, da kam
das alles, genau dieses ganze Zeug kam dann
wieder, dass die ja so frustriert sind, weil die
Ausländer alles wegnehmen und so. - - Ja, das ist so
eine Erscheinung, zweite Erscheinung habe ich
schon gesagt, dass alle pfiffigen Leute besonders
aus den Städten wegziehen, dass Jugendliche
wegziehen, in den Dörfern gibt`s ne komische
Erscheinung, die Dörfer werden ja eher größer, ne,
jedenfalls hier so, die die so ein bisschen lukrativ
sind wie Criewen und Zützen, die werden ja größer
erstens dadurch, dass die etwas gutbetuchterten aus
den Städten auf die Dörfer ziehen und sich ihre
Häuser bauen, was aber auch wieder so `ne Schere
bringt, des sind ja so ein bisschen besser Gestelltewer sich heute ein Haus baut, der hat ja so ein
bisschen was auf der Kante und macht so sein Ding
für sich und die sind auch oftmals wollen sie es gar
nicht, aber andererseite liegt es auch an den Leuten,
die
schon
immer
hier
wohnen,
in
Anführungsstrichen, dass die hier gar nicht
reinlassen wollen in sowas wie Dorfgemeinschaft,
manche wollen auch gar nicht, aber gibt auch
mache die wollen haben es schwer reinzukommen
SG: Also, da entsteht sowas wie ein Dorf, wo
vorher alle zusammengehört haben plötzlich so
120 zwei Gruppen...
32
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
5
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25
PE: Zwei oder drei je nachdem, so größere Orte wie
?Werkshof
Meienburg,
die
so
mehrere
Wohngebiete haben sind das dann so mehrere
Grüppchen oder irgendsowas und es gibt noch,
wollt ich noch sagen zu dem Wachstums es gibt
noch einen anderen Wachstum, der kommt daher,
dass ganz viele junge Familien, die aus den Dörfern
stammen, die alle mal nach Schwedt gezogen waren
oder in andere Städte, da `ne Wohnung hatten und
so, dass die aus Kostengründen wieder
zurückkehren auf die Dörfer. Da ham die die Böden
ausgebaut inzwischen oder haben sich noch ein
kleenes Häuschen auf Vaters Acker gebaut oder so
und kommen wieder aufs Dorf zurück, obwohl sie,
weiss ich 20 Jahre oder was in Schwedt gewohnt
haben in einer Neubauwohnung und das auch in
Ordnung fanden, aber aus Kostengründen jetzt und,
wenn ich keine Arbeit hab und, wenn ich Miete
zahlen muß, da wohne ich ja bei Muttern im alten
Bauernhaus auf dem Boden sehr viel besser, weil
des ist Eigentum, das kostet mich ja nichts oder
jedenfalls nicht viel mehr als es Muttern sowieso
kosten würde,... so des Ding...
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65
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75
80
AB: Gibt es mehr ärmere Haushalte seit der
Wende?
PE: Ach das ist ja arm, was ist denn arm, arm ist ja
sehr relativ, also wenn ich mich hier umgucke, dann
gibt es hier ja fast nur Reiche, sag ich. Ich habe ja
vielleicht einen anderen Masstab also, ich gucke ja
30 so ein bisschen auf den Weltmasstab oder auch
nach europäischen Masstäben, also, wenn man sich
in Großbrittanien umguckt oder auch in
Skandinavien umguckt oder so, ich denke der
Standard, den wir heute für den Mindeststandart
35 halten, der ist weit über dem was notwendig ist,
insofern...
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90
95
AB: Aber verglichen mit vor der Wende.
PE: Nein. Es ist schwer zu sagen. Die Leute in ihrer
Befindlichkeit denken die Leute, dass sie ganz ganz
40 verarmt sind, aber sie haben alle in den zehn Jahren,
die seit der Wende vergangen sind, gucken Sie sich
um, haben sie die Häuser verputzt, haben neue
Fenster eingesetzt, haben sich `ne Ölheizung
eingebaut, haben neue Dächer gedeckt, haben das
45 erste, zweite, dritte Auto inzwischen stehen, des istvon Armut kann das ja nicht kommen.
AB: Welche Gruppe profitiert besonders von der
Wende?
PE: Na profitieren, im Sinne von Finanzen sind des
50 die die, denk ich mal als Unternehmer, wie soll ich
sagen `ne Marktlücke gefunden haben und pfiffig
sind. Also ein bisschen Pfiffigkeit muß man schon
mitbringen, die fehlt sehr oft so bei Leuten hier
habe ich so den Eindruck. Nehmen wir mal
55 Gastromoniegewerbe,
zum
Beispiel
ähm
Gastromoniegewerbe hier in einem Gebiet, wo man
ja mit touristischer Entwicklung rechnen kann ist
nach wie vor, geht davon aus, dass ihnen alles
100
geregelt werden muß, dass irgend jemand ihnen die
Leute in die Gaststätte bringen muß, anstatt sich
Mühe zu geben, jetzt mal irgendwie mit einem
besonderen Service oder einer besonderen Werbung
die Leute ranzuholen. Leute kommen hier und
schütteln den Kopf und sagen, wie kann denn des
sein im Sommer ham die Montags Ruhetag hier die
Gaststätte, scheint es ja nicht nötig zu haben, so.
Das ist immer noch so ein, ich sag mal, da ist so ein
alter DDR Trott drin, einfach. Der alte DDR Trott
erstens, dass der Staat alles mir regeln muß, für
mich alles regeln muß und nicht ich derjenige bin
auf
den
es
ankommt
und
der
die
Hauptverantwortung hat, Stück jedenfalls, ob mein
Geschäft oder mein Anliegen, was ich vorhabe
gelingt. Also, schönes Beispiel war, zum Beispiel
Gemeindevertretersitzung in Criewen vor vierzehn
Tagen, war der Chef des Nationalparkes da und hat
über den Parkplatz gesprochen, der hier Criewen
auf Kosten des Nationalparkes gebaut werden soll,.
dann kommt die von der Gemeinde-, vom
Bürgermeister die Frage: wie der Nationalpark das
sich denn denkt, es würden ja zunehmend mehr
Wohnmobile in die Region kommen und ob der
Nationalpark und das Land Brandenburg das mal
regelt und wann die hier einen Stellplatz für
Wohnmobile bauen. So, dass ist die typische
Denkform, da muß doch einer kommen und muß
uns jetzt einen Campingplatz für Wohnmobile
bauen, anstatt zu sagen, Mensch da müßen wir doch
mal irgendwie die Idee in unser Dorf setzten, da hat
kann doch einer sich einen Broterwerb schaffen und
kann einen Campingplatz aufmachen und der würde
doch davon leben können. Aber das passiert nicht,
die schimpfen und klagen, wann endlich mal einer
kommt der das ihnen nun hier hin baut. Das das
sind so ein bisschen Denkstrukturen, an denen hier
manches krankt, einfach. So ne Ewartungshaltung,
anstatt ne Initiativhaltung, wo ich sage versuche
ichs einfach mal gehen wir es mal an.
AB: Und wird die Region durch öffentliche Mittel
unterstützt?
PE: Na sehr, natürlich. Erst einmal ist es ja
Grenzregion, da gibt es ja verschiedene
Förderprogramme, die von der EU oder auch vom
Bund gefördert werden, als Grenzregion, ich weis,
105 da gibt es dieses Pommeraniaprogramm, was so
Grenzregion zu Polen fördert und so verschiedene
Sachen ähm die ...
SG: Ganz kurz, weil ich kenne diese
Förderprogramme für Grenzregionen gar nicht so,
110 ist das - warum?- Ganz einfach.
PE: Na weil, weil Grenzregionen immer
benachteilgt sind sind ja immer benachteiligt schon
dadurch, dass ihnen immer das Hinterland fehlt, ich
habe ja immer nur `ne halbe Umgebung, sozusagen,
115 zum Beispiel an Kunden, ne Stadt wie Schwedt
hätte normalerweise ja doppelt soviel Umland hat
sie nicht.
33
Interview Pfarrer Ehrlich, vom 28.6.2000 in Criewen, ca. 95 Min.
SG: Läuft da auch was an grenzübergreifenden
Sachen oder Zusammenarbeit auf der polnischen
Seite oder kulturellen Austausch?
PE: Na klar gibt es auch. Zunehmenden Masse auch
ja, zunehmenden Maße ...und diese Wirtschafts-,
diese
Förderprogramme
sind
ja
auch
unterschiedlich, es gibt da ja wes ick, `ne
Wirtschaftsförderung für Randwirtschaftsbereiche,
es gibt `ne kulturelle Förderung und so weiter, des
10 läuft ja auf verschiedenen Ebenen und und natürlich
äh, wenn wir beim Nationalpark sind ist ja klar,
dass jede Menge an öffentlichen Fördermitteln in
die Landwirtschaft fliessen. Erstens ohnehin
fliessen die überall in die Landwirtschaft und
15 zweitens durch den Nationalpark ja noch mal in
besonderen Mase, was nicht unerheblich dazu
beiträgt, dass der Konflikt hier so ... eskaliert, weil
es geht einfach, um Geld. Und da hört die
Freundschaft oft auf und da sind oft auch alle Mittel
20 recht. Ich verstehe die Landwirte auch, das sie da
hoch pokern, weil solange das klappt, dass da
immer noch mehr Gelder rausgeholt werden sollen,
können, wären sie ja dumm, wenn sie es nicht
machen würden.
5
SG: Sie hatten jetzt die Entwicklung ersteinmal
unabhängig vom Nationalpark beschrieben, mit der
Arbeitslosigkeit, der großen Migration? und der
Veränderung des sozialen Klimas - jetzt ersteinmal
die drei Hauptpunkte - wie sieht das jetzt mit dem
30 Nationalpark zusammen aus? - Hat der einen
Verstärkeraspekt für diese drei Punkte auch, gibt es
noch zusätzliche Sachen, die durch den
Nationalpark angerollt wurden?
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25
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60
PE: Also, des der Nationalpark ... im Bereich der
Landwirtschaft
Schwierigkeiten
und
Umständlichkeiten schafft, das ist ganz sicher klar,
das ist wirklich wahr, ob er wirklich Arbeitsplätze
vernichtet wie die Landwirte immer behaupten, mag
ich bezweifeln, dass müßte man, das müßte wirklich
mal richtig jemand untersuchen, ob das wirklich
wahr ist und das könnte man ja nur tun, indem man
mal so ein Gebiet vergleicht mit der Entwicklung
eines Gebietes, das nicht so einen Schutzstatus hat,
ob da nicht auch in der Landwirtschaft soundsoviele
Arbeitsplätze mit der Zeit kaputt gehen, um
rauszukriegen, ob das wirklich an dem Nationalpark
liegt oder nicht. Ich würde es bezweifeln. Es wird
auch behauptet, dass der Nationalpark einen
Negativeinfluß auf den Industriestandort hat, also
zum Beispiel Schwedt, dass sich bestimmte
Industriezweige oder Firmen nicht niederlassen
würden. Gar nicht mal, weil sie konkrete
Benachteiligungen im Blick haben, sondern einfach
dadurch, weil sozusagen schon das Image: Ach, da
ist ein Nationalpark, oh, da gibts nur Ärger, da
werden wir lauter Ärger kriegen und lauter
Auflagen, ohne das man konkret guckt, dass
sozusagen ein Investor gleich sagt: Oh, da such ich
mir lieber was anderes, das vermeide ich mal
gleich. Das mag vielleicht sein, dass es konkret eine
90
95
Benachteiligung durch den Nationalpark gibt,
jedenfalls so wie wir in jetzt haben, will ich auch
nicht recht glauben. Weil, also, zum Beispiel sind ja
viele Kompromisse ausgehandelt worden, der
Hafen kommt ja jetzt, der Grenzübergang, den man
immer für so wichtig erachtet hat für die
Wirtschaftsentwicklung der Region ist ja auch im
Nationalpark
vorgesehen
oder
ausgespart,
sozusagen. Also die wichtigen Dinge, die man
immer gesagt hat, die müssen wir unbedingt haben,
sonst geht es wirtschaftlich nicht, die hat man
sozusagen schon in den Nationalpark irgendwie
reingeflickt, dass die auch gehen können, dort wo
die Wirtschaftsexperten immer gesagt haben, das
brauchen wir unbedingt. Ähm ich will es mal
andersherum sagen es ist vielleicht als der
Nationalpark propagiert und eingerichtet wurde,
eher im umgekehrten Sinne zuviel Euphorie
verbreitet worden, nämlich dass der Nationalpark
im positiven Sinne ein Image schafft, was
Investoren anlockt, weil sie sagen, da am Rande des
Nationalpark, da kriegen wir vielleicht noch
zusätzliche Fördeprogramme und so oder wes ich so
wie Heindel wir produzieren Papier, von dem man
weis Papierherstellung ist eine der größten
Umweltverschmutzer, und der macht das
ausgerechnet neben dem Nationalpark und hat
damit das Mäntelchen also des ist ne ganz saubere
Firma, das muß man einfach sagen geht ja gar nicht
anders, wenn ich an einem Nationalpark Papier
herstelle, das ist ganz klar das ist einfach
umweltmässig super geregelt, so mit diesem
Mäntelchen. Das man dem irgendwie überschätzt
hat, dieses positive Image, was der Natinalpark
bringen würde.
SG: Aber gut zu dieser Euphorie jetzt, so wie ich
das bisher verstanden habe war den Leuten aber
auch nicht bewusst, was auf sie zukommen würde.
Also sagen wir mal die Einrichtung des
100 Totalreservats das das an Anafng mit diesen fünf
Prozent war.
105
110
115
120
34
PE: Ne, es war ihnen nicht bewusst, dass glaube ich
auch. Es war ihnen nicht bewusst, obwohl
eigentlich von Anfang an - also die Unterstellung ist
eigentlich immer, dass der Nationalpark nicht
gesagt hätte, was hier kommt und das ist nicht wahr,
aber die Leute haben es trotzdem nicht gewusst,
aber einfach deswegen, weil sie sich nicht
informiert oder nicht hingehört haben oder weil sie
immer erst aufwachen, wenn das Kind in den
Brunnen gefallen ist, sozusagen. Also, wer sich
dafür interessiert hat und ich habe das getan, ganz
von Anfang an, hat gewusst, was kommt. Mit einer
Einschränkung, einer einzigen Einschränkung gibt
es, dass am Anfang der Plan anders war und der
Plan ja einen deutsch - polnischen Nationalpark
vorsah, bei den den Landwirten und das ist
allerdings wahr, des hat sich verändert bei den am
Anfang den Landwirten gesagt wurde und die 50
Prozent Totalreservat, die liegen fast alle in Polen.-[Pause PE geht an die Tür]-- Wo waren wir stehen
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
geblieben, ach ja beim Deutsch- polnischen
Totalreservat. Das ist natürlich wahr, dass man am
Anfang von einer bisschen anderen Konstellation
ausging und die Lanwirte auch irgendwie beruhigt
5 waren, so nach dem Motto, na so sehr betrifft es uns
ja gar nicht, dass kommt ja alles nach Polen, das
Schlimme kommt alles nach Polen und dann ist es
für uns ja o.k.
SG: Nochmal zu dem Informationsfluß das ist ja
auch nicht unerheblich, Sie meinen, wenn man
wollte konnte man an die Informationen kommen.
War das so klar ersichtlich für alle, dass die
Informationen da liegen, also wurde da von Seiten
der Nationalparkverwaltung und wer das alles
15 initiert hat ...
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PE: Ach, es hätte besser sein können, des gibt´s ja
gar keine Frage, es hätte besser sein können, nur,
dass ist ja immer so, hinterher weis man natürlich,
wenn ich jetzt von hinten das betrachte und sehe, a
man hat einfach den Leuten wieder zuviel
zugetraut, dass die dahin kommen und sich die
Sachen holen, weiss ich, wenn dann in der Zeitung
steht ihr könnt euch den Pflege- und Nutzungsplan,
jeder der den will kann den dort holen. Das machen
die Leute natürlich nicht. Die gehen da nicht hin
und holen sich den. Trotzdem diskutiert jeder
darüber, ohne dass er ihn gesehen hat, aber des
machen die Leute auch nicht, ähm es hat auch
natürlich Informationsveranstaltungen gegeben, sie
haben`s schon probiert, sie haben es schon probiert,
klar könnte man sagen sie hätten viel mehr machen
können und nicht in jedem dritten Dorf, sondern in
jedem Dorf, oder was weis ich, aber ich weiss nicht,
ob das an der Situation ernsthaft etwas geändert
hätte. Ne, ich glaub` eigentlich nicht, denk nicht,
dass sich daran etwas geändert hätte.
SG: Aber die die Einbeziehung der Bevölkerung,
dass die ein bisschen mehr von Anfang
miteinzubeziehen in die Planung, hätte das jetzt
40 nicht einige Konflikte vielleicht abmildern können,
oder dass man versucht, dass die Leute viel mehr
auch von Anfang an mittragen. - Oder vor allem
auch nachzufragen ...
Befr: Wie soll das denn passieren, wie soll das denn
passieren. Es war ja auch eine besondere Situation,
der Nationalpark ist ja von der letzten, so quasi von
der Volkskammer der DDR, noch auf den letzten
Pfiff, und der Succow hat des ja wohl auch richtig
eingeschätzt, durchgepeitscht worden und und weil
50 er gesehen hat, wenn das nicht mehr in der
Volkskmmer durchkommt, sondern in den
Bundestag verlegt wird, dann dauert das ewig,
wenn`s überhaupt zustande kommt und da haben
die natürlich auch ein bisschen unter Zeitzwang,
55 einfach ein bisschen schnell versucht die Sache
durchgepeitscht und wahrscheinlich in dem
Zusammenhang natürlich auch, wie soll man sagen
Bevölkerungsstimmungen da einfach aussser Acht
gelassen, das mag sicher sein, dass das so gewesen
60 ist. ... Tja, Patentrezept hat keiner, nur eins ist doch
auch klar, wenn ich hergehe, wenn ich hergehe und
sage, liebe Leute von Criewen können wir mal alle
zusammenkommen, wir wollen hier einen
Nationalpark machen, 50 Prozent Totalreservat und
65 da könnt ihr dann nicht mehr wirtschaften und ihr
dürft da nicht mehr angeln und reingehen und
fahren dürft ihr nicht mehr und das wird nicht mehr
sein und das wird nicht mehr sein wir machen das
aber nur, wenn ihr das wollt, wollt ihr das. Na wat
70 kommt denn da raus, sagen alle, wollen wir nicht,
ist doch klar.
SG: Gut, gut, fragen wir mal andersherum, fragen
wir mal die andere Seite: Kann man so einen
Nationalpark machen ohne dass die Leute, die hier
75 leben das wollen? Also ich mein, ist das fair, mal so
ganz subjektiv, ist das fair, den Fischern
meinetwegen
oder
Landwirten
die
Lebensgrundlage, die sie im Moment noch haben,
zumindest für die jetzige Generation unterm Boden
80 wegzuziehen oder die Leute die hier, die immer ihre
Generationen gerne aufzählen, seit wann sie hier
leben, hier ein Totalreservat hinzupflanzen- ich
meine das ist doch die andere Seite,...
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PE: Das ist richtig, das ist richtig. Natürlich die
Frage stelle ich mir auch immerzu die andere Frage
ist ist es fair, was der Mensch macht gegenüber der
Natur sie nur herzunehmen, um sie auszubeuten und
so zu gestalten wie er sie braucht, um für sich oder
und vielleicht auch ein bisschen schnippisch gesagt
oder für seine Generation nur, weiter geht der Blick
ja auch gar nicht, zu überleben. Und das ganze, und
da versuche ich immer ein bisschen globaler die
Sache zu sehen, und das ganze in einem der, muß
man ja so sagen in einem der reichsten Länder der
Welt, in einem Land in dem es Förderprogramme
gibt dafür, dass landwirtschaftliche Flächen nicht
bestellt werden in anderen Regionen, dass ist ja,
dass sind ja alles Tatsachen. Es ist ja Tatsache, dass
woanders Leute dafür Geld kriegen, dass sie
Flächen, richtige landwirtschaftliche Nutzflächen
nicht bewirtschaften, die aber da sind. Hier ist ein
Stück Fläche die, sagen wir mal, von ihrem
Naturwert her, so wertvoll ist, dass man sagt, da
müßte man vielleicht mal ein Stück aus der
Nutzung nehmen. Woanders liegen die Stücke
brach und der Bund zahlt Geld dafür, dass die
Brach liegen. Des ist doch sozusagen eine Aufgabe
der Politik und des Staates diesen Ausgleich
herzustellen, den man, den man herstellen kann.
Den kann man nur nicht dadurch herstellen, dass
man die Leute hin- und herschiebt, die Leute kann
ich nicht hin- und herschieben, ich kann nicht den
Landwirt nehmen und sagen, pass mal uff, in
Niedersachsen, da liegen soviele Hektar brach, da
gehst du jetzt mal hin, dass kann ich nicht machen,
aber ich kann das ja über die finanzielle Schiene
regeln, das ist doch eine Aufgabe der Politik, das zu
machen. Insofern denke ich immer, dass sind, dass
das lösbare Konflikte sind auch, wenn es um den
Lebensunterhalt der Leute geht, die jetzt wie die
Fischer oder die Landwirte ganz unmittelbar von
Interview Pfarrer Ehrlich, vom 28.6.2000 in Criewen, ca. 95 Min.
dem Gebiet leben und das muß in einem Land wie
der Bundesrepublik Deutschland einfach möglich
sein. Deren Lebenssunterhalt abzusichern, auch
wenn ich das aus der Nutzung will und, wenn der
5 Staat sagt, dass ist uns landschaftlich so wertvoll,
dass da drinnen nicht mehr so gewirtschaftet kann,
werden kann wie die Leute da wollen, aber ich muß
denen, die davon leben, möglich machen zu leben
auch, wenn sie davon nicht mehr wirtschaften
10 können. Und des muß so ein Land hinkriegen,
denke ich.
informiert bin und das ein Nationalpark nicht
vorsieht eine Kulturlandschaft unter Schutz zu
stellen bzw. eine Kulturlandschaft herzunehmen
und sie irgendwie Schrittweise zu einer
60 Naturlandschaft zurück zu entwickeln, oder so
ähnlich. Um solche Diskussionen geht es ja da. Ja,
... des sind ja so Statusfrgaen, ... die so die
gestzlichkeiten betreffen, ..
SG: Gut, also mit Fischer und Landwirten haben
wir ja jetzt die zwei Bevölkerungsgruppen, die am
direktesten betroffen sind, auch wenn es auf andere
15 ausstrahlt. Die Landwirte bekommen ja jetzt
Entschädigungszahlungen,
ne
Entschädigungszahlungen nennt man das nicht, für
einmal mähen soundsoviel Geld für gar nicht mähen
noch mehr Geld, die Fischer ja zum Beispiel
20 überhaupt nicht - keine Entschädigungszahlungen,
da ist ja kein finanzieller Ausgleich.
AB: Hier sei alles durch Menschenhand errichtet
eigentlich, diese Landschaft hier und, wenn da die
nicht mehr gepflegt wird, dann geht alles zu
Grunde, dann wird die Artenvielfalt redzuziert.
AB: Es geht eigentlich darum (?)...
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75
PE: Na, wie sind denn die Regelungen, soviel ich
weiss ist es doch so, dass die Fischer ihre
Wirtschaften solange weiterführen dürfen, ....
SG: Bis der Pachtvertrag ausgelaufen ist, jetzt
ersteinmal. Der Pachtvertrag von den Fischern läuft
2004 aus und dann ist die Frage, dann kann man
legal natürlich herausgehen, wird einfach nicht
weiter verpachtet. Das Problem ist dass der ja keine
30 Ausweichfläche hat.
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PE: dass der keine Ausweichfläche hat - richtig
SG: Und, dass er im Gegenteil zu den Landwirten
da auch keine, nicht mit Austauschflächen
gearbeitet werden kann und ich meine, dass ist ja
35 ein Manko dann
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PE: Natürlich, ist das schlimm für die Leute, es ist
schlimm. Wieviel sind`s ?
SG: Sechse oder so.
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PE: Kein Mensch hat gefragt als das PCK
40 zusammengeschrumpelt ist, wo die sechstausend
Leute hingehen, die jetzt auf einmal nicht mehr
arbeiten konnten, also ich finde das persönlich
schlimm für die sechs Leute, klar.
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AB: Es gibt ein paar objektive Gegenargumente.
Einer lautet es gäbe hier überhaupt keine objektiven
Voraussetzungen für die Errichtung eines
Nationalparks.
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PE: Diese Diskussion über Kulturlandschaft oder
nicht Kulturlandschaft.
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AB: Ja
PE: Gut. Ja, da kann man sich drüber streiten- ... da
geht
man
ja
von
einem
bestimmten
Definitionsbegriff eines Nationalparks aus, nämlich
das es über die Unterschutzstellung einer
55 natürlichen Landschaft geht, wenn ich richtig
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PE: Ja
PE: Na, das ist ja ne Geschichte, die die
Naturschützer selber diskutieren und und wo die
sich auch nicht einig sind darüber, denn es ist ja
wohl wahr, das stimmt ja, dass wenn man jetzt hier
diese Totalreservate sich entwickeln lässt, dass sich
auf alle Fälle eine Artenveränderung einstellen wird
und das ähm das zum Beispiel ein Vogel wie die
Wasserralle oder der Säckenrohrsänger, in einem
Gebiet, was ich sich selber überlasse wahrscheinlich
demnächst verschwinden wird, dass ist richtig. ...
des sind aber so Artenschutzdiskussionen, des ist
mir alles ein bisschen fern. Mir geht`s mehr
eigentlich darum, und das akzeptier ich, sag mal
und da ist mir schnurtzpiepegeal, ob das
Nationalpark heisst oder wie das auch immer heisst,
das es doch möglich sein muß der Natur ein paar
Refugien einzuräumen, sag ich mal einfach so, wo
der Mensch nicht mit drin rumfuscht, so, denn es
gibt kaum noch Gebiete auf der Erde, wo das
überhaupt passiert und schon gar nicht in unserem
Land und das muß doch, muß doch möglich sein.
Nun kann man darüber diskutieren gibt es da nicht
besser geeignete in Deutschland, das weis ich nicht,
ob es da besser geignete Gebiete gibt, es gibt ja in
Deutschland sicher kaum Gebiete, wo der Mensch
intensiv eingegriffen hat und schon gar keine keine
Flußlandschaften, wo der Mensch nicht eingegriffen
hat. Ich wüßte nicht, wo es so etwas gibt in
Deutschland, ähm und dann ist es auch sekundär
von der Diskussion her, danach zu fragen ist es ne
Landschaft, ne Kulturlandschaft, die mal ganz
intensiv vom Menschen geprägt war und zwar
nämlich zu einer Zeit, als er angewiesen war auf
diese landwirtschaftlichen Nutzflächen einfach für
die, sag ich mal so Volksernährung. Oderbruch
ganz genauso, wo man dann ein Tabu getroffen hat
als man mal darüber diskutiert hat, ob man das nicht
das Oderbruch, weil es gar nicht mehr gebraucht
wird, landwirtschaftlich eigentlich nicht mehr
gebraucht wird für die Ernährung der Bevölkerung,
ob man nach diesem Hochwasser, ob man nicht dort
mal an eine Rückbesiedelung denken sollte, hat
man ist ja klar natürlich in alle Fettnäpfchen
getreten bei den Leuten, die da leben, aber
grundsätzlich ist so ne Frage ja durchaus richtig.
Das ist mal unter bestimmten Zeitzwängen nutzbar
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
gemacht worden und die Zwänge liegen ja aber
offensichtlich nicht mehr vor.
SG: Ja, aber der fact dabei ist ja - ist ja schon fast
mehr ne Diskussion als ne Frage , aber ok - der fact
5 ist ja dabei, dass die Menschen ja, die Menschen
sind ja trotzdem auch noch da. Das ist ...
PE: Natürlich sind die da...
SG: ... also, dass ist was Sie vorhin ja gesagt haben
mit der Bodenständigkeit der Menschen gerade hier
10 ...
Pflege- und Nutzungsplan verfolgt hat, wo es um
diese Initialpflanzungen geht und so Geschichten,
dann merkt man doch schon, dass das dort auch gar
nicht klar ist, die einen sagen, also wat denn nun,
60 entweder machen wir hier ein Stück Natur, dann
müßen wir sehen, was da sich entwickelt oder
machen wir nicht Natur, dann pflanzen wir da was
an, aber dann ist es nicht mehr natürlich entwickelte
Natur, ist ja schon wieder der Mensch.
65
PE: Ja aber, das finde ich ist die Aufgabe der Politik
diesen Ausgleich herzustellen.
SG: Aber, wenn wenn Totalreservat heisst und
wenn`s heisst der Mensch wie sie ja selbst gesagt
15 haben; wär schön ein Gebiet, wo überhaupt keine
Menschen sind, jetzt haben wir ja aber hier ...
PE: Das hab ich nicht gesagt, dass da keine
Menschen sein sollen, ich habe gesagt, dass der
Mensch nicht drin rum fuhrwerkt, d.h. eingreift. Ich
20 bin nicht so ein Freund von von, da darf ich nicht
mehr reingehen. Ich denke des muß dem Menschen
irgendwie möglich sein auf ein paar Pfaden, da auch
durchzugehen und die unberührte Natur zu erleben.
Sonst kann man es auch gar nicht, wenn man es
25 nicht erlebt, kann man es auch vielleicht gar nicht
einschätzen wie wertvoll des eigentlich ist. Halte
ich auch für, wie soll ich es sagen, der Störfaktor
Mensch, eines spazierenden Menschen, der auf
einen Weg, sich auf einen Weg durch ein
30 Totalreservat bewegt, also der geht ja gegen Null.
SG: Aber, wenn Sie einen Fischer fragen oder einen
Landwirt, und das fand ich halt auch sehr
interessant und ihn fragen wie hoch sein Störfaktor
ist in der Natur, dann sagt der ihnen, der ist Null. In
35 seiner Wahrnehmung ist der Null, weil er für`n
Gleichgewicht sorgt.
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80
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90
95
PE: Ja ich weiss, auch die Jäger nehmen sich als
Natürschützer wahr und es mag sich´, mag ja in
bestimmter Hinsicht auch stimmen, aber sie sind es
nicht nur.
100
SG: Sie sind es nicht nur, aber sie sprechen sich auf
jeden Fall das Recht oder geben sich das Recht auf
45 jeden Fall zumindest zu sein
50
SG: Dann ist halt die Frage, ob hier nicht
verschiedene Bilder von Naturschutz natürlich
aufeinanderprallen, dann ...
PE: ... das ist richtig, also, dass denke ich, dass die
Diskussion zum Beispiel darüber und das ist sicher
von denen, die den Nationalpark wollten und schon
ein bisschen mehr Weitblick hatten, als wir alle, die
wir noch ganz unbeleckt waren, mit Absicht
gemacht worden, dass über den Schutzstatus am
Anfang nicht diskutiert wurde. Also eine eine
öffentliche Diskussion, machen wir jetzt hier einen
Naturpark oder oder ein Biosphärenreservat oder
einen Nationalpark, die ist nicht geführt worden und
da hat es wahrscheinlich auch eine unzureichende
Diskussion darüber gegeben wie die Unterschiede
zwischen diesen einzelnen Schutzgebiets- - formen,
wie die eigenltich sind, und das ist auch von vielen
Leuten am Anfang verwechselt worden also
Nationalpark war für die ein anderer Name für
Naturschutzgebiet oder so, das ham die Leute doch
auch nicht so überblickt, so.
AB: Und Sie persönlich, welche Schutzform
würden Sie vorziehen? Und ist es wirklich
notwendig, dass ein Nationalpark hier zu errichten,
oder...?
AB: Sogar mehr, die nehmen sich als Natürschützer
wahr, zum Beispiel die Angler
PE: Ja, das will ich ihnen auch nicht nehmen, auch
Landwirte sind Natürschützer in bestimmter
Hinsicht ...
AB: es gibt auch mildere Formen von
Naturschutzgebieten,
zum
Beispiel
Biosphärenreservat oder Naturparke
105
110
PE: Das kann ich so nicht sagen, da bin ich zu
wenig Fachmann und habe zu wenig Einblick oder
Überblick über die, über die Natur in der
Bundesrepublik. Das kann ich nicht einschätzen Ich
kann nur soviel sagen, ich halte es für wichtig, dass
so ein reiches Land wie Deutschland ähm es schafft
auf seinem Gebiet der Natur bestimmte Refugien zu
überlassen und die Fachleute müssen sagen,
welches eignet sich dafür am ehesten in diesem
Land, Deutschland. Aber was wir nicht machen
können ist auf alle Fälle sagen; schützt ihr dahinten
mal eure Regenwälder, wie ihr wirtschaftlich klar
kommt ist unwichtig, aber die müßt ihr schützen,
die sind auch für uns ganz wichtig, seht mal zu wie
ihr damit zurecht kommt, sondern das kann ich nur
fordern, wenn ich auch in meinem eigenen Land das
irgendwie schaffe bestimmte Zonen der Natur zu
überlassen. Das einzuschätzen, ob das jetzt das am
besten geignete Gebiet ist in Deutschland oder
Brandenburg dafür ist, das würde ich, würde ich mir
nicht anmassen, das kann ich nicht sagen.
AB: Ist das denn die Aufgabe von Fachkompetenten
oder kann es dort am Ort entschieden werden, vor
Ort entschieden werden.
PE: Sicherlich, ja, ganz klar... aber es ist ja selbst
unter eingefleischten Naturschützern sehr umstritten
wie man Naturschutz richtig betreibt, also wenn
55 man jetzt die Diskussion zum Beispiel, um diesen
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Interview Pfarrer Ehrlich, vom 28.6.2000 in Criewen, ca. 95 Min.
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35
PE: Also Ortsansässige werden überall auf der Welt
sagen, dass sie es zu entscheiden haben eigentlich,
ich denk aber, dass ohne Fachkompetenz geht es ja
nicht, das Problem bei fachkompetenten Leuten ist
leider einfach oft, dass sie nur das Fachliche sehen
und, dass sie die Leute aussen vor lassen und das sie
die nicht so sehr im Blick haben und was ja in der
in der, also in dem Sarkasmus
der
Nationalparkgegener kommt das ja sehr oft zum
Ausdruck, dass dass wes ick, dass ne Kröte mehr
wert ist als der Mensch, was ja so nich` stimmt,
aber man muß es auch überspitzt sagen, damit es
verstanden wird, dass das die Fachleute oft nur,
oder wie die Leute hier oft sagen, die Ökofuzzies
oder die grünen Spinner den Menschen nicht mehr
sehen, der hier wohnt und leider und für die Leute
spielt das auch eine Rolle ... leider eben auch unter
den, sag ich mal Fachleuten, die hier im
Nationalpark tätig sind oder die die Rescherchen
machen für die Leute zuwenig Leute sind, die sie
als bodenständig anerkennen, also die kommen alle
woanders her und vielleicht noch aus dem Westenist noch schlimmer ja und sagen uns jetzt, wie es
langgeht, andererseits na klar, irgenwo müssen sie
ja herkommen, aber irgendwie, wie soll ich sagen
beste Lösung wäre sozusagen des wären Fachleute,
die hier irgendwie aus der Region wären und wo die
auch sagen also und es gibt ja auch welche, einige
auch im Nationalpark und ich denke es immer klar,
die hierherkommen, ich weis nicht, wie sie die die
Leute kennen vom Nationalpark, wie der Herr
Haferland, die sind einfach akzeptierter, die sind
akzeptierter als jemand, der von irgendwo sonst
herkommt und fachlich mag er alles draufhaben,
aber er wird von den Leuten natürlich nicht so
akzeptiert.
AB: Das wäre dann eine Art, die Konflikte zu lösen,
dass die Einheimischen mehr Einfluß auf das
Geschehen haben oder ?
PE: Also, ich denke jedenfalls, dass das der ganzen
Sache durchaus gut tun würde, wobei das nicht vor
dem Konflikt schützt und alle Leute, also ich erleb`
das ja auch, weil ich erzähle das ja nicht nur Ihnen,
ich halte ja nicht hinterm Berg mit meiner Meinung,
45 alle Leute, auch die aus der Rgion kommen und
sich öffentlich für den Nationalpark aussprechen,
natürlich auch ganz schnell schief angesehen sind
und da spielt dann auch die Bodenständigkeit nur
noch eine untergeordnete Rolle. Aber ich denke
50 dass das insgesamt der Geschichte ganz gut
anstehen würde, das denke ich schon.
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AB: Welche Lösungen wären denn dann noch
angebracht, um den Konflikte zu lösen?
Möglichkeiten Konflikte zu lösen ?
PE: Also, das aller aller wichtigste ist, denke ich
eigentlich, dass man miteinander redet, dass man
miteinander redet und dass man sich von beiden
Seiten, um Sachlichkeit bemüht und da erlebe ich
sehr unschöne Dinge, da erlebe ich von den einen
60 eine, sag ich mal, eine etwas so fachlich
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angehauchte Überheblichkeit, nach dem Motto, die
Bauern, die sind ja alle blöd, die verstehen das alle
überhaupt gar nicht, wir machen mal unser Ding,
als den Dussel das auch noch zu erklären und das
spüren die natürlich ganz genau, diese
Überheblichkeit, die da zum Ausdruck kommt und
da gibt es natürlich diese diese ganz weit verbreitete
Gegenpolemik, die eben auch oft sehr weit von
Sachargumenten entfernt ist leider, da fällt es mir
dann auch schwer mit Leuten, also ich kann nicht
mit Leuten über den Pflege- und Nutzungsplan
diskutieren, die den nie gelesen haben, aber ganz
genau wissen, was an dem alles schlecht ist, beim
allerbesten Willen, das fällt mir schwer, und da muß
ich sehr ruhig bleiben, wenn ich dann nach dem
dritten Argument merke, der hat das Ding ja
überhaupt gar nicht gelesen, also ich denke da ist
man auch verpflichtet sich zu irgendwie
informieren oder so, wenn ich mitreden und äh, das
macht es schwierig in dieser Diskussion und das
zieht sich ja durch, ob das jetzt, sag ich mal interne
Gespräche sind, ob das öffentliche Diskussionen
sind, ob das Darstellungen in den Medien sind, sie
haben es immer mit einer Mischung aus Polemik,
Überheblichkeit ud Sachdiskussion zu tun und das
muß man ersteinmal ausseinanderformulieren, naja
und sowas wie vertrauensbildende Massnahmen
sollte man wahrscheinlich versuchen, ich weis es
aber nicht, ob das alles schon zu spät ist, man hätte
ja von Anfang an bestimmte Dinge anders machen
sollen, das denke ich schon auch. Ich sehe zum
Beispiel so, guck immer so ein bisschen rum, nicht
nur in Deutschland auch woanders, zum Beispiel,
wenn ich das Biospährenreservat nehme, gut da
sind die Schutzbedingungen anders, aber
Konfliktpotential ist da trotzdem da, wenn ich das
Biospährenreservat sehe, wie die mit ihren
Landwirten umgehen, ich will jetzt nicht sagen,
dass die ein Herz und eine Seele sind, aber da ist
doch was gewachsen offensichtlich, da ist doch was
passiert, was man hier eben nicht nur nicht
geschafft hat, sondern praktisch ins Gegenteil
verkehrt hat. Und da, liegt des sicher auch, wie jede
Sache liegt das auch an Leuten, ist doch klar an der
Persönlichkeitsstruktur von Leuten, die des Projekt
Nationalpark vorangebracht haben liegts doch
natürlich auch, ist doch auch klar, wie jede Sache
liegt das auch an Leuten, also an der
Persönlichkeitsstruktur von Leuten, die das Projekt
Nationalpark vorrangebracht haben, liegt es doch
natürlich auch. Jede Sache der Welt ist immer ein
bisschen von den Leuten geprägt, die sie machen.
Und da waren hier eben ne zeitlang jedenfalls, und
vielleicht am Anfang ein paar Leute am Ruder, die
so meinten man kann so, alle die sowiso nicht
genau wissen wie es läuft, kann man einfach so
aussen vor lassen und wir machen jetzt mal des
Ding und das wird schon und wir müssen nur
zusehen, dass wir es nur so schnell in Sack und
Tüten haben, dass es nicht mehr zurückdrehbar ist.
Das ist ganz bestimmt so gemacht und gemeint
gewesen von machen.
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
SG: Also so die Leute, [?] quasi ...
PE: Ja, so und wenn`s dann nicht mehr, die das
gemerkt haben, ist das schon in einem Staus, wo das
nicht mehr umkehrbar ist.
5
AB: Sind diese Akteure neu auf der politischen
Bühne oder waren sie schon vor der Wende tätig?
PE: Äh, hehe, also...[Band Ende] - [neues Band]...
ja wissen sie noch nicht so genau Bescheid, wir
machen das jetzt mal ganz schnell und bevor die
10 aufwachen ist schon passiert, sozusagen.
SG: Da hätte ich ne kurze Zwischenfrage, Sie haben
gemeint vorhin wurde, ganz am Anfang, dass viel
vermischt wird, was sich verändert hat durch oder
ohne den Nationalpark- Spielt dann bei bei grade
15 bei den Konflikten zwischen lokaler Bevölkerung
und Nationalparkverwaltung oder wer auch immer
da noch alles mit reinhängt auch schon ein bisschen
dieses Ost- Westding mitrein?- Die Wessis kommen
und machen jetzt.
20
zurücktrat und mein Kollege Berg den Vorsitz
übernahm, den kenne ich als Kollegen von mir, ich
mag ihn sehr und wir machen manche Sachen
zusammen, aber dass er kein Typ der Integration
und des Kompromisses ist das weis ich und dass
60 sich damit nicht unbedingt etwas verbessern wird,
war mir vorher klar, aber es ist nun mal so. Deswegen sag ich, es liegt manchmal auch an
Personen und, wenn man da zum Beispiel, also mal
abgesehen davon, wie so ein Vorsitzender gemacht
65 wird von so einem Verein, also der wird da ja nicht
so von so einem Verein gewählt, des ist ja alles,
also ich krieg das ja alles nur so halb mit, da ziehen
sie
irgendwo
in
diesen
Instutionen
Großschutzgebiet und da wird da aufeinmal so ein
70 neuer Vorsitzende aus dem Boden gestampft und
dann müssen wir alle Fingerchen heben, ne. Ähm
davon mal ganz abgesehn - ähm, jetzt hab ich den
Faden verloren...
55
75
PE: Auch, na klar.
PE: Ja, ja, ja
SG: Und trifft wahrscheinlich auch voll in die
Erwartungen ...
PE: So ist es ja und es geht ja auch um Mitarbeiter,
um Nationalparkmitarbeiter, ganz konkret und so,
25 ne, da, na klar werden alle Klisches gepflegt, die es
so gibt.
SG: Noch mal ganz kurz zu den Akteuren- Können
sie uns da vielleicht nocheinmal ganz kurz ein Bild
über die einzelnen aktivsten Akteure geben und was
30 da so gelaufen ist.
PE: Ja, ja der der umstrittenste und äh und sehr
masgebliche und ja jetzt immer noch umstrittene
und etwas in den Hintergrund getreten ist ja der
Herr Vössing und um den hat sich hier vieles
35 einfach auch gedreht und der hat sicher ein gutes
Anliegen, aber im Blick auf die Leute ist der eben
völlig an denen vorbeigeschossen oder ich will des
ihm jetzt nicht so unterstellen, dass der des jetzt
vorsätzlich gemacht hat, vielleicht hat der das eher
40 intuitiv gemacht oder vielleicht ist der auch, ne
kann ich eigentlich auch nicht sagen, weltfremd ist
der auch nicht, also um den hat sich ja sehr viel
kristalisiert, zum Beispiel. - Ja und -ist schon blöd
über Personen zu reden, dass muß ich schon
45 sagen,...
SG: Oder über Vereine...
PE: Ich bin ja Mitglied dieses Vereins, muß ich
auch noch sagen, vielleicht
SG: Welchem?
50
PE: Von dem Verein der Freunde des
Nationalparks. Ist vielleicht wichtig für sie zu
wissen
Int.: Ja, ja
PE: Und mir war klar, als dann der Vössing
SG: Wir hatten es von ja von Freunde des
Nationalparks
SG: ..das die auch an manchen Personen liegt...
PE: Ach, so, das es an den Personen liegt. Und
wenn man da zum Beispiel eine Person gefunden
80 hätte, der eine Person, die also so ein bisschen so
einen integrativen Charakter hätte oder so und ne
gewisse Kompromißbereitschaft mitgebracht, wäre
vielleicht manches anders gelaufen zum Beispiel,
denke ich ja. Mal abgesehn davon, dass ich ein
85 grundsätzlich in dieser Region für falsch halte einen
Kirchenman da zum Vorsitzenden zu machen hier
im Osten Deutschlands, wo wo naja aus bekannten
Gründen also Kirche nicht gerade sehr beliebt ist
und des trifft ja nun noch sozusagen, da werden ja
90 auch wieder bestimmte Klisches bedient. Das hab
ich auch für unklug gehalten.
SG: Mal nochmal zu Verein, wo Sie Mitglied sind,
vielleicht so ein bisschen nochmal Brainstorming
kurz, was hat der Verein gutes gemacht, was hätte
95 er besser machen können. Also so ein paar Punkte.
PE: He, naja was heisst was hat er Gutes gemacht,
ich bin mir auch nicht so sicher, ob der, ob es nicht
andere Konstruktionen gegeben hätte für diesen, für
diesen für diesen Nationalpark, der Verein hat ja so
100 bestimmte Aufgaben übernommen wie jetzt dieses
Flächentauschprogramm und so Sachen zu machen.
Ob des dafür wirklich so eines Vereins bedurft hätte
kann ich auch nicht, bin ich nicht juristisch klug
genug da waren eben bestimmte Leute, die haben
105 gesagt, so müssen wir das machen anders geht es
nicht ähm , ob es nicht auch anders gegangen wäre,
weiss ich nicht. Äh, ob es besser gelaufen wäre,
wenn das irgendwie das Land direkt gemacht hätte
oder so, ich ich weiss ich nicht ... - Also wichtig
110 und gut denke ich ist einfach, dass da Leute
zusammen sind, leider auch wieder viel zu wenig
aus der Region, sich erstmal Leute gefunden haben,
39
Interview Pfarrer Ehrlich, vom 28.6.2000 in Criewen, ca. 95 Min.
die auch öffentlich sagen; wir stehen zu dem
Nationalpark und die muß ja auch geben, denk ich.
Leider ist es da ja auch so, wenn ich die
Mitgliederliste durchgehe, na so fifty fifty
5 wahrscheinlich höchstens, die anderen sind viele
Auswärtige, oder viele Professoren aus Berlin und
so, ist natürlich nett, aber das bringt natürlich keine
Akzeptanz hier in der Region.
10
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65
AB: Besteht für Sie persönlich Klarheit im
Vorgehen des Verein oder können sie alles
nachvollziehen, was der Verein macht?
PE: Ne, kann ich nicht. Der Verein ist ja auch ein
Alibiverein zum großen Teil und ein großer Teil der
Vereinsarbeit läuft einfach über`s Jahr im Vorstand.
15 So.
AB: Es wird auch viel beklagt, dass die arbeit im
Verein nicht ..
70
75
SG: ... transparent ist?
PE: Das ist so. Das ist richtig. Es ist auch für
20 Vereinsmitglieder nicht alles transparent und nur
wenn man offene Ohren und Augen hat merkt man
so manchmal so ein bisschen was hinter den
Kulissen gezerrt und gezogen und gedacht wird, ja.
SG: Nationalparkverwaltung was ist mit der?
80
SG: Also da bestünde Verbesserungsbedarf?
PE: Denk ich ganz sicher und kritische
Vereinsmitglieder sind ja auch da. Es ist ja nicht so,
dass da alles Freude, Friede, Eierkuchen ist,
sondern, und auch das versucht man ja ein bisschen
zu vertuschen, auf mancher Vereinssitzung hat es
30 riesen Spektakel gegeben und riesen Krach, das
möchte man natürlich auch nicht, dass das so sich
äußerlich alles darstellt.
25
SG: Nochmal zu dem anderen Verein, den größten
Gegenverein hier, dem Interessensverein zum
35 Schutze .. können Sie da ein paar Stichworte zu
sagen?
40
45
50
55
PE: .--. Hmhm, - also es fällt mir schwer - , also,
noch anders, - ich muß sagen, ich hab ich da hab,
ich hab da so ein paar persönliche Betroffenheiten.
Da sind so ein paar Leute Mitglied, mit denen ich
mich eigentlich sonst ganz gut verstehe oder wo es
mich sehr betroffen gemacht hat, dass die dass die
da Mitglied sind. Und zwar deswegen sehr
betroffen gemacht, weil gerade die dieser Verein
eben auch, in seinen öffentlichen Statements immer
diese, sag ich mal unsägliche Mischung an
Sachdiskussion und Sachkritik und an Polemik hat,
ganz ganz stark und äh, insofern fällt mir das, fällt
mir das sehr schwer ... mich mit dem Anliegen
dieses Vereins ausseinander zusetzen, obwohl ich
sehr bereit bin eigentlich, eben auch die Anliegen
der Leute zu hören und mich auch bemüht habe und
auch Gespräche mit Landwirten, also es kommt ja
nun durch meine Arbeit ohnehin, dass man mit
Leuten im Gespräch ist und mich bemüht hab auch
das immer zu hören und auch die andere Seite zu
hören, dass ist vielleicht auch etwas, was da bei
dem Verein oder den einzelnen Vereinsmitgliedern
sich auch zu leicht gemacht haben, wenn man den
die Position des Landwirtes nur aus seiner Brille
sieht und sich nicht wirklich mal anhört wie er
empfindet oder so, dann kann man das auch schwer
nachvollziehen. - ja das fällt mir schwer mit denen
da umzugehen, weil die immer diese Mischung von
Sachkritik und Polemik haben und wenn das - wenn
das in diese undefinierte und oft ja auch sehr
verletztende Polemik hineinkommt, dann, muß ich
ganz ehrlich sagen, dann dann fällt es mir schwer
noch ne sachliche Diskussion zu führen und das
dann immer rauszupicken, wenn da nur diese
polemische und oft ja sehr verletzende Geschichte
dann immer noch davor geschaltet ist und das ist bei
dem Verein ja nun sehr stark so, so wie ich ihn
erlebt habe bei allen, ob das bei Fernsehauftritten
war oder in Pressemeldungen oder in Transparenten
oder was weiss ich.
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90
95
100
105
PE: Na ja hehe die sind ja eher, ich weiss auch nicht
was das für eine merkwürdige Geschichte ist die die
sind
na
gut,
das
sind
ja
sozusagen
Landesangestellte, die auch ihrem Dienstherren
verpflichtet sind und das macht ja deren Situation
auch ein bisschen schwierig also mir bekennen sie
in der Öffentlichkeit oft zu wenig Farbe, so halten
sich oder versuchen sich sehr oft im Hintergrund zu
halten und nicht ins Kreuzfeuer zu geraten. Ich
nehme an, dazu haben sie auch deutliche
Anweisungen vom vom Land Brandenburg, aber
das finde ich eigentlich nicht so gut und nicht so
richtig. ansonsten erlebe ich, dass sie oft mit dem
Nationalparkverein auch sehr quer sind, das ist ja
nun - wahrlich nicht so, dass man da reibungslos
Hand in Hand arbeitet, was wahrscheinlich auch für
das ganze Projekt eigentlich sehr wichtig wäre, dass
man da besser zusammenarbeitet, aber so wie ich
das das erlebe, aus der Sicht eines einfaches
Vereinsmitgliedes,
der
nicht
immer
alle
Hintergrundsinformationen hat, ähm läuft das nicht
so gut zwischen dem Vereinsvorstand und der
Nationalparkverwaltung. Ja und ansonsten sind sie
zu oft zu sehr im Hintergrund, das kann ich
eigentlich nur sagen. Aber das kann ich mir schon
erklären, warum das so ist.
SG: Und die Konfliktsituation, wie würden sie das
beschreiben,
das
klingt
nach
ziemlich
festgefahrener Position ist Kommunikation da,
fängt es an wieder mehr zu werden?
PE: Also der momentane Stand der Situation ist
eher wahrscheinlich, - also im Moment brennt`s ja
110 nicht. Also wir haben schon schon ganz andere
heisse Zeiten gehabt. Ich weiss nicht woran das im
Moment liegt, wahrscheinlich weil gerade nichts
neues passiert ist oder so, ich denke, wenn
irgendwie die nächste Aktion kommt oder
115 irgendwie jetzt der nächste Schritt gemacht wird,
dann eskaliert das wieder alles, des ist jetzt so ne
Ruhe
vor
dem
Sturm
oder
so
ne
40
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
Übergangsstimmung, einfach über die Dinge die bis
jetzt da sind hat man sich genug erregt und laut
genug diskutiert und dann verfliegt ja auch mal so
ein bisschen der Kampfgeist und im Moment ist das
5 so ne Art Status quo, oder so. Also das ist ja eher
ruhig um den Nationalpark, im Moment.
SG: Aber wie kann man sich das vorstellen sind da
wirklich so die Positionen so verfestigt und ist klar,
der ist Mitglied bei dem Verein und der da und man
10 trifft sich auf der Straße und gibt sich nicht mehr
die Hand oder ist es noch nicht ganz so weit?
PE: Also teilweise ist es so, ja
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70
SG: Teilweise ist das so
15
PE:Teilweise ist das so, ja. - ist verschieden, aber
mancher kann damit umgehen, mancher nicht.
SG: Ich meine, weil Sie auch vorhin meinten, Sie
sind schon teils, also, dass Sie auch teilweise
persönlich betroffen sind, das da jemand wo Sie
nicht erwartet hatten im Vereins[?] auch irgendiw
20 ist
PE: Ne für mich ist auch ein bisschen die Situation,
des geht jetzt über die Nationalparkbetrachtung
hinaus, ist die ja manchmal schwierig, ich bin ja als
Pfarrer - für meine Gemeindemitglieder zuständig
25 und zwar ganz gleich im Grunde genommen,
welcher politischer Anschauung die sind, aber auch
welcher Einstellung die zum Nationalpark sind und
ich hab ja nun unter meinen Gemeindmitgliedern
und das sind ja meistens so mehr die
30 Bodenständigen, zum Beispiel sehr viele Leute, die
mit Landwirtschaft sehr verbunden oder sogar
selber Landwirte sind und mit denen muß ich mich
ja bemühen, dass wir zwar offen miteinander reden,
dass wir nicht Katz- und Maus spielen und uns
35 verstecken voreinander, aber doch auch wohl, dass
wir noch weiter gut miteinander können und das ist
ne ganz schön schwierige Geschichte, des muß ich
schon mal sagen, das ist ganz schön schwierig.
SG: Ja das ist, was ich ja was ich eigentlich gerade
fragen wollte, also dass ich mir das durchaus
vorstellen kann, dass das für Sie als Pfarrer ja
durchaus manchmal zu ja vielleicht auch zu
Dilemma Situation oder für Sie auch zum Konflikt
kommen müßte. Sie kriegen ja alle Perspektiven mit
45 in der Gemeinde, denke ich mal oder in den
verschiedenen Gemeinden, wie ist da oder
versuchen Sie da auch manchmal als Vermittler
aufzutreten oder sind Sie in dem Moment,
versuchen sie neutral zu sein, die Sorgen von den
50 Leuten zu hören oder sind Sie als selber Aktiver in
einem...
40
PE: Ah, ist immer so ein Zwischending. Es ist ein
Zwischending zwischen Neutralität, Anhören,
Spiegeln, auch den Leuten einfach mal ihre
55 Argumente und die Tragweite ihrer Argumente
einfach vorführen, aber auch vermitteln oder besser,
ich muß es fast noch anders sagen, ich hab oder fast
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80
85
90
ist es eher so, dass ich lange Zeit versucht habe zu
vermitteln bis ich gemerkt habe, dass man auch als
Vermittler Dresche kriegt. ... Ja ... das ist, also zum
Beispiel, voriges Jahr, war`s voriges Jahr?, - voriges
Jahr hatten wir hier so eine Geschichte. Wir hatten
Parkfest, das macht der Dorfgemeinschaftsverein,
großes Fest, viertausend Besucher und da stellt seit
Jahren immer diese Criewener Agrargenossenschaft
Tiere aus zum Beispiel, auch da, die sind dann so in
so einer Ecke vom Park, des ist auch mit dem
Verein abgesprochen, dass die das so machen und
so irgendwann haben wir gesehen die Leute
schreiben da alle irgendwas immer an diesen
Ständen bei den Kühen, was schreiben denn die
Leute da. Da lief das Parkfest schon drei, vier
Stunden. Dann ist einer von uns gucken gegangen
so von den Organisatoren und dann haben die
Landwirte da ihre Listen gehabt gegen den
Nationalpark und haben immer wie die Leute
kamen da und besser ging`s ja nicht, 4.000 Leute
marschierten da vorbei, immer ihre Scheine und da
die Leute unterschreiben lassen. Und das haben wir,
das war nicht mit uns abgesprochen, also mit dem
veranstaltenden Verein, dass die das da tun, dass
haben wir ihnen etwas Übel genommen und haben,
sie beriefen sich auf ein Genehmigung des
Bürgermeisters, der das ihnen erlaubt hätte, der zog
sich aber zurück und sagte, er hätte nur erlaubt, dass
es ausserhalb des Parks, des Festgeländes passieren
dürfte und nicht mittendrin und auf jedenfalls haben
wir uns dann als Verein am nächsten Tag in der
Zeitung davon distanziert, also in dem wir einfach
mitgeteilt haben, dass die Unterschriftensammlung
gegen den Nationalpark nicht mit den Veranstaltern
abgesprochen war,
SG: Als Dorfgemeinschaftsverein
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110
115
41
PE: Als Dorfgemeinschaftsverein, das das nicht mit
den Verabstaltern abgesprochen war und das wir
uns davon distanzieren, dass da so getan wurde als
wäre das im Sinne des Veranstalters des Parkfestes,
dass da Unterschriften gegen den Nationalpark
gesammelt werden. und das hat dann einen großen
Leserbrief gegeben einen Gegenleserbrief; was
unheimliche Frecheit doch wäre und da da wurde
ich dann auch namentlich persönlich genannt, weil
ich da hingegangen bin und gesagt habe: Liebe Frau
Pischelt, dass finde ich nicht richtig, was sie hier
machen, Sie dürfen natürlich Unterschriften
sammeln, das ist ihr demokratisches Recht, aber
nicht auf, inmitten der Veranstaltung eines anderen
mit dem Sie darüber nicht gesprochen haben, ne ich
gehe
eben
auch
nicht
zu
ihrer
Landwirtschaftsveranstaltung und stelle mich dort
mitten rein mit, was weis ich, einer Liste für den
Nationalpark oder gegen den Havelausbau oder was
weis ich, ohne mit ihnen darüber gesprochen zu
haben, da geht`s noch gar nicht mal um: Für den
Nationalpark oder gegen, es geht einfach um so ein
paar Spielregeln, die man normalerweise einhält
und dann kam so ein Zeitungsartikel und da wurde
ich namentlich genannt und beschimpft, was ich mir
Interview Pfarrer Ehrlich, vom 28.6.2000 in Criewen, ca. 95 Min.
einbilden würde, da was zu sagen gegen diese
Unterschriftensammlung und dann den hatte jemand
geschrieben der wahrscheinlich ne ABM- Stelle
hier in der LPG hatte und ihr Arbeitsplatz würde
5 daran hängen und das wäre ja typisch, dass wir uns
gar nicht für die Leute interessierten und so was und
- das ist schon so, dass man da ein bisschen die Lust
verliert zu vermitteln, muß ich einfach so sagen,
also man hat ja, also ich hab ja auch keine
10 Elefantenhaut.
AB: Welche Stellung nimmt dann dann die Presse
in diesem Konflikt ein? Wird da ausgewogen
berichtet oder...?
PE: Na, die Presse ist eher, da bin ich mit unseren
Journalisten immer sehr in der Diskussion, Presse
spielt oft eher ne, oder überhaupt die Medien, eher
eine anheizende Rolle in der ganzen Geschichte,
weil sie sich immer nur die kritischen Punkte
rausnehmen, sie verstärken und weil die Presse
20 auch, kann man nun sagen, dass ist ihr gutes Recht,
zu sagen wir sind ja nur ne Presse und wir schreiben
ne Meinung oder auch ne Meinung von Leuten,
aber nicht im Blick hat, dass die Presse hier im
ehemaligen Osten einen anderen Stellenwert hat.
25 Die Presse hier im ehemaligen Osten hat ja nach
wie vor, in den Köpfen der Leute den Anspruch was
da schwarz auf weiß geschrieben ist, ist die
Wahrheit, im, ich sag mal im Unterbewußtsein ist
das nach wie vor so, also wenn ich sage des ist doch
30 nicht wahr, dann sagen die Leute, das hat doch in
der Zeitung gestanden und das ist dann sozusagen,
das ist das Höchste, was es gibt, ne
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65
70
15
(kurze Unterbrechung)
75
SG: Das wäre halt die (...?) Frage. Nochmal kurz
aufs Dorf zurück zurückzu kommen. Wie laufen
80 hier ungefähr oder sagen wir auch mal so für ihre
sieben Dörfern, ich weis jetzt nicht [Telefonklingel]
wie so ungefähr die Frontlinien hier laufen, wenn
man das so überspitzt sagen kann
PE: Im Dorf selber
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PE: So wo waren wir?
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SG: Wir waren bei der Rolle der Medien.
PE: Ach so ja. Und dass die eben so und dass die so
und dass die natürlich schon, dass die nicht sehen,
dass was da geschrieben ist, selbst ein Leserbrief
und wenn sie nur schreiben Landwirt soundso sagt,
das und das und das, dass das bei den Leuten einen
Wahrheitsanspruch hat und ich ich streit mich
manchmal mit denen rum darüber, ob man zum
Beispiel, man kann natürlich schreiben, Landwirt
sowiso sagt das und das und das und dann finde ich
immer dann hat aber die Presse die Aufgabe zu
rechaschieren, ob das was Landwirt soundso sagt
auch wahr ist und ob sie nicht dahinter schreiben
müßten das ist aber soundsoundso wenn das dann
anders ist. Und die Presse sagt, ne die Aufgabe
haben wir nicht, wir geben einfach nur Meinungen
wieder und das Bild oder die Bewertung kann der
Leser selber treffen und das sehen sie halt ein
bisschen anders und es hat ja so ein paar Vor-OrtSendungen gegeben zu dem Thema, die kann man
bestimmt auch angucken oder haben Sie schon
angeguckt wes ich nicht.
SG: Ne
PE: So Vorortsendungen zu dem Thema von von
hier ORB zum Thema Nationalpark so mit
Diskussion und so, die sich ja immer vornehmen so
sozusagen so auf so ne, also des soll ja immer so ein
Schlichtungscharakter alle Betroffenen hören und
dann irgendwie so zusammenführen und für mich
hat des immer mehr so ne Eskalationswirkung
gehabt, eigentlich, weil sich alle vor so einer
Kammera produzieren wollen wie verückt und
darstellen und das auf die Spitze treiben und so äh,
dass am Schluß schon also bei der letzten ORBSendung ist der eingeladene Verein zum Beispiel
überhaupt gar nicht erschienen, ne. Auch fraglich,
ob das gut ist, also der Verein der Freunde des
Nationalparkes ist gar nicht erschienen. Nachdem,
als ich gehört habe wie die anderen da los sind hab
ich verstanden warum Sie da vielleicht besser nicht
hingegangen sind, aber ob man dem denn
sozusagen sich nicht gar nicht mehr stellen, ob das
richtig ist, weiss ich auch nicht, also.
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105
SG: Ja
PE: .... .... ach kann ich so gar nicht so sagen, also
ich denke ne ne ne übergroße Mehrheit ist einfach
dagegen,
so
das
ist
glaub
ich
die
Grundeinschätzung. Die übergroße Mehrheit ist
dagegen aus aus zum Teil aus persönlicher
Betroffenheit, die sowas mit Landwirtschaft zu tun
haben also direkter auch sag ich mal
erwerbsmäßiger Betroffenheit zum Teil aus
indirekter Betroffenheit oder vielleicht ist es ja auch
eine direkte aber sag ich mal die nich, die nich jetzt
mein Broterwerb unmittelbar berührt. Das sind zum
Beispiel die Angler oder das sind die Einwohner
von Criewen, die jetzt nicht mehr mit dem Auto an
die Oder fahren dürfen oder zum Baden in die
Polder fahren dürfen. Das ist ja auch eine
Betroffenheit, na klar ist das ne Betroffenheit und
ne Einschränkung und der Mensch lässt sich
überhaupt gar nicht gerne einschränken in jeder
Hinsicht nicht und die kleinste Einschränkung wird
für negativ befunden.
SG: Ist es, nur kurz dazwischen ist es da nur ist es
die Frage, wie man es verpackt, wie man es den
Leuten nahebringt oder ist es allgemein einfach die
Einschränkung?
PE: Also, ich glaub der Mensach lässt sich
überhaupt nicht gerne einschränken. Ist sicher auch
ne Frage, wie man es den Leuten verklickert, aber
gerne wird er es trotzdenm nich machen. Also die
Angler fahren seitdem sie das nicht mehr dürfen in
115 der übergroßen Mehrheit mit dem Fahrrad dort
110
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Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
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25
hinein und es geht offensichtlich, aber sie tun das
ganz bestimmt nicht gerne und sie schimpfen und
die würden lieber mit dem Auto fahren, wo sie noch
ne Kiste Bier wegkriegen. Ist ja jetzt alles
schwierig, wie sie das nun machen sollen. So, ganz
einfache Dinge ist ja auch die Bequemlichkeit des
Menschen, die da auch ne Rolle spielt. und und man
selber ist ja auch Betroffen, muß man sich sagen
will, wenn ich das Eine will muß ich das andere
mögen also ich ich bin auch Angler oder ich hab ein
Pferd und darf da nicht mehr reiten, es gibt ja nichts
schöneres für mich als durch die Polder zu reiten,
aber ich darf das nicht mehr. Gut aber dat, macht
man so, also ich jedenfalls. Bei anderen ist schon
wieder ein bisschen anders, dass zum Beispiel
Leute, die die da weiss ich, wo der Großvater,
Urgroßvater Fischer war, die sind des nicht mehr,
aber sie fühlen noch sowas wie ein Vermächtnis in
ihrem Blut, wenn sie wenigstens angeln gehen, des
vom Großvater fortzusetzten und nun zu hören, dass
irgendwann in dem und dem Gewässer, weil es
Totalreserat ist, se das da nicht mehr dürfen, des
betrifft die schon sehr, das betrifft die, des tut denen
richtig weh, ganz also man kann es rational gar
nicht vollziehen, aber das tut ihnen richtig weh, die
fühlen ein Stück sich irgendwo abgeschnitten aus
ihrer Familiengeschichte oder so ...
SG: Aber für sie, sie haben gerade ihre eigene
Betroffenheit angesprochen einerseits Mitglied im
30 Freundeskreis
andererseits
vielleicht
auch
Hobbyreiter und Hobbyangler, aber für Sie sind ihre
Interessen jetzt am besten im Freundeskreis
vertreten? ..
PE: ...ach ach ja ..
35
40
45
50
55
SG: Also, Sie versuchen da jetzt eine Linie zu
kriegen oder ...?
PE: Ja, ach ne ach so ne Linie ist ja schwierig, ich
hab auch oft lange hin- und herüberlegt, ob ich da
nicht besser raustreten sollte, nur ich wes nicht, ob
das immer gut ist irgendwo rein und wenn einem
was nicht passt, geht man wieder raus und so. Man
muß ja auch ein bisschen Courage haben und
letztlich auch, denke ich kann man auch nur kritisch
eine Sache beleuchten, wenn man denn dabei ist
und nicht immer nur, wenn man außen vor steht.
Also ich bin ja nicht dem Nationalpark gegenüber
oder versuche ich nicht unkritisch zu sein, sondern
versuche ich kritisch zu sehen und dem Verein
gegenüber, aber für mich hab ich ne zeitlang hab
ich ... wirklich überlegt, ob ich da eigentlich richtig
aufgehoben bin, da drin. Dann hab ich mich
irgendwann entschieden, und habe gesagt; ne jetzt
egal was kommt jetzt bleibst du da drinn, du hast
doch einmal ja dazu gesag, ... und du mußt
versuchen, von innen auch ein paar Dinge zu
bewegen, aber es ist ganz schwierig und auch in
dem Verein ganz schwierig. Ja
SG: Noch mal kurz ein kleiner Wechsel zu den
Massnahmen, die jetzt im Zuge des Nationalparks
60
ähm veranstaltet wurden. Da hab ich nochmal zwei
Fragen. Die erste wäre, was meinen Sie was die
schwierigste oder konfliktreicheste Massnahme ist?
PE: Was meinen Sie denn jetzt mit Massnahme?
SG: Totalreservat oder äh...
65
PE: Ach so, so ne Geschichten
AB:
Was
uns
besonders
ineteressiert
Gewässerrandstreifenprogramm zum Beispiel.
SG: Ja, des ist noch mal ne andere ..ja
PE: Mmhm [im Sinne von verstehend]
70
AB: Aber des ist noch eine andere Frage.
SG: Ja, macht nichts ist ja auch ne Massnahme, was
denn da so die schwierigste oder konfliktreicheste
Massnahme ist?
75
PE: - - Mhm, man muß sich vor Augen halten, was
da alles so getrieben wurde. - SG: Na das mit
Tauschflächen..
den
oder
das
mit
den
PE: Die Tauschflächengeschichten,
SG: Die Verpachtung ...
PE: Totalreservatsgeschichte haben wir ja noch
nicht, also wird ja erst noch alles ganz massiv
kommen. ... Also, also diese Tauschgeschichten
waren schon ne ganz schwierige Sache weil’`s da
eben da ging`s auch um Werte und um Geld und so
85 Geschichten, also wo keiner mit sich spaßen ließ
und wo knallhart verhandelt wurde über diesen
Tausch -faktor, also zuwieviel zuwieviel wird
getauscht und so das ist schon ne ganz schwierige
Geschichte ich erlebe, zumal ich das von beiden
90 Seiten erlebe, die Kirchengemeinde hat ja Land dort
drin und ich muß ja andererseits wieder auch
gegenüber dem Nationalpark als Verwalter der
kirchlichen Ländereien die nadere Seite vertreten ...
80
SG: Noch ne dritte Rolle
PE: Ja, ja, also wir haben zum Beispiel Pächter
drauf, Pächter, die unsere landwirtschaftlichen
Nutzflächen gepachtet haben, wo wir einerseits
Geld kriegen, aber die uns aber auch irgendwie am
Herzen liegen, die wir auch lange Zeit zum Beispiel
100 bevorzugt haben, indem wir ihnen jahrelang ganz
niedrige Pachten gemacht haben, damit sie auch
einen kleinen Vorteil haben als Landwirte und so
kleine Geschichten und dann krieg jetzt zum
Beispiel so Tauschangebote vom Nationalpark und
105 statt weiss nicht genau sind glaub ich so 15 Hektar
Wiese die wir hier im Polder drin haben, an einem
Stück, nein zwei Stücke ein kleines Stück weis ich
nicht so zwei Hektar, und das andere ist aber eine
Wiese, alles an einem Stück und dann krieg ich ein
110 Tauschangebot, ich hab es ja nicht gezählt, aber es
waren ungefähr so 50 kleinste Flächen, verstreut in
mehreren Gemarkungen, die die uns als Tausch
anbieten. Da kann ich einfach nur lachen darüber,
95
43
Interview Pfarrer Ehrlich, vom 28.6.2000 in Criewen, ca. 95 Min.
das kann ich hier nicht machen, also denn wer soll
den hinterher die ganzen Verträge bearbeiten,
geschweige denn einen Pächter finden. Da hab ich
da einen Hektar und da einen Halben und da wieder
5 ein Stück und so, des geht einfach nicht, so
Geschichten gehen nicht da da frage ich mich auch,
wie kann man Sachen so bearbeiten und jemanden
so etwas anbieten, da mach ich mich doch schon
lächerlich indem ich das anbiete.
10
SG: Liegt das an der Organisation, fehlender
Organisation oder
PE: Liegt zum teil auch daran an den Ländereien,
die zum Tausch da sind, zum Beispiel und da und
und
und
an
dem
notwendigen
15 Flurneuordnungsverfahren, was ja nun wohl
kommt, aber wohl nun gleich wieder der nächste
Streit da ist.
SG: Haben Sie eigentlich dann mit den
Kirchengrundstücken haben Sie da auch was zu tum
20 mit diesem Interessensverein der Eigentümer mit
Fr. ...
PE: Fr.Fehling nicht direkt, also wir sind als
Kirchengemeinde, meine Kirchengemeinde sind da
nicht Mitglied. Mit Fr.Fähling habe ich schon sehr
25 viel zu tun, es ist wirklich, ist eben in so ner Region
so ist alles verknüpft. Fr.Fähling ist zum Beispiel
bei uns auf Honorarvertrag angestellt und vertritt
ähm
die
Grundstücksangelegenheiten
der
Kirchengemeinde, die ich auf meinem Schreibtisch
30 einfach nicht schaffe da muß ich Fr. Fehling immer
mal wieder, zumindest für meine Kirchengemeinde,
für andere kann ich ja nicht sprechen auch mal in
Richtung Nationalpark bremsen und sagen Fr.
Fähling, denken Sie drann, andere denken auch
35 anders darüber. So es geht eben auch bei uns quer
durch, ist ja auch in Ordnung so
PE: Ne wird da wird nicht ausgetragen, ne ne, da
denke ich ham wa des ganz gut und sachlich
miteinander hingekriegt, doch.
60
SG:
Jetzt
nocheinmal
kurz
zu
dem
Gewässerrandstreifenprogramm. Das das haben wir
auch schon verschiedenen Sachen gehört
inzwischen das war das läuft unabhängig vom
Nationalpark?
65
PE: Das ist ja Landwirtschaftsförderung
SG: Das ist ne Landwirtschaftsförderung
PE: Ja, ja das ist ja vom Minesterium für
Landwirtschaft, richtig
70
75
80
85
90
SG: Also, da gibt es auch nochmal unterschiedliche
Umgangsweisen..
PE: Ja, natürlich
40
95
SG: ... innerhalb der Eigentümer?
PE: Ja richtig. Und ich muß ja auch mit meinen,
also ich hab ja nicht Befugnisse über die
Ländereien, die haben ja die Gemeindekirchenräte,
da sitzen ja sechs sieben einheimische Leute und
45 ich bin ja nur einer von denen und auch unsere
Position jetzt als Kirchengemeinde gegenüber dem
Nationalpark, die ist zwar von mir mitgeprägt, aber
ich hab da nur eine, sicherlich als Pfarrer ein
bisschen lautere Stimme, aber da sitze auch sechs
50 Leute, die lassen sich nicht die Butter vom Brot
nehmen da im Gemeindekirchenrat
SG: Wird da vielleicht auch nochmal was von
persönlichen Betroffenheiten von den jeweiligen
Gemeinderatsmitgliedern auch darüber ausgetragen
55 oder denken Sie die können die Rolle schon ganz
gut trennen?
100
105
110
SG: Könnte das sein, dass das für die Leute auch
nicht ganz klar einsichtlich war, transparent war,
wird das verwechselt? Wie ist das mit diesem
Gewässerrandstreifenprogramm, was hats da auf
sich und mit dem Rest vom Nationalpark?
PE: Na, ich denke, dass - sicherlich für manche
Leute ist das nicht nicht so ganz klar, welches
Programm kommt jetzt hier von wem, zumal ja im
Nationalpark oder, zumal ja hier ganz besonders
durch die Person zweier oder durch zwei ganz
konträrer Minister, nämlich Hr. Platzeck und Hr.
Zimmermann, damals ja in diesem Nationalpark
ausgesprochen gegensätzliche Förderungspolitik
gemacht wurde, absichtlich sozusagen wobei ja
wahrscheinlich der Regierungschef schuld ist, dass
der so etwas zulässt, aber wenn der eine für
dasselbe Gebiet eine Förderung auflegt und sagt,
wenn ihr dort wirtschaftet kriegt ihr von mir Geld
und der andere sagt, und wenn ihr dort nicht
wirtschaftet kriegt ihr von mir Geld, dass kann ja
wohl nicht in einer Landesregierung eigentlich sein,
aber des haben die nun absichtlich gemacht und
wenn der Umweltminister das Nationalparkgesetz
dann in Kraft gesetzt hat und hier wurden die
Schranken hingemacht und dann ist der
Landwirtschaftsminister gekommen und hat die
Landwirte aufgerufen die Schranken zum
Nationalpark wieder abzureissen, was die natürlich
gemacht haben da da na ja ... (lacht) Aber wieder
zurück zum Gewässerrandstreifenprogramm. Das
ist vielen natürlich nicht klar, andererseits hat auch
der Nationalpark, was ich auch oder die Vertreter
des Nationalparks haben immer auch oft mit diesem
Gewässerrandstreifenprogramm geworben, so dass
so der Eindruck entstand, das ist auch nur möglich
dadurch, dass der Nationalpark hier ist, was
natürlich gar nicht stimmt. Sondern Ist ja ne
Landwirtschftsförderung und - jetzt kenne ich die
Details nich so ganz genau, aber es ist ja auch
irgendwie irgendwie ist das ja auch vermischt
worden,
ne
also
Gelder
aus
diesem
Gewässerrandstreifenprogramm sind doch auch in
den Nationalpark geflossen, a des krieg ich des
krieg ich jetzt nicht so ganz zusammen.
AB: Flächentausch wird das nicht Rahmen des
Programms vorgenommen?
44
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
PE: Ne, ne Flächentausch läuft nicht über des
Gewäserrandprgramm
SG: Des läuft ja übern Förderkreis so das
Tauschprogramm, äh...
PE: Das krieg ich ich krieg des jetzt nicht
zusammen, - ich krieg des jetzt nicht zusammen, da
ist so ne komische Dreierkombination. - Na Sie
haben, doch sie haben recht ein Teil der
Tauschgelder
stammen
aus
diesem
10 Ghewässerrandstreifenprogramm, stimmt schon,
insofern profitiert sozusagen auch der Nationalpark
da irgendwie von dieser Landwirtschaftsförderung,
aber diese Konstruktion krieg ich jetzt nicht hin.
5
15
SG: Also kann man eigentlich daraus, die ist nicht
ganz
einsichtig
oder
übersichtlich
und
wahrscheinlich auch für keinen so Recht
durchsichtig?
bestimmt
noch
verstärkt,
wenn
das
Informationszentrum ähm sich entwickelt hat, wenn
zum so Geschichtchen, wie der Campingplatz, was
ich vorhin erzählt habe, so was hätte, da da wächst
so was. Also, ich guck mir das sehr bewusst an,
wenn ich im Urlaub bin, Skandinavien oder so, wie
65 das in Nationalparks so zugeht. Da gibt es einen
Tourismus, aber des ist ja nicht so ein Boom, dass
da Millionen Leute hinströmen, des ist ja Quatsch.
60
SG: Wie sieht das dann allgemein, wenn das jetzt
ne bisschen überzogene Hoffnungen dort sind, wie
70 sieht das denn dann allgemein mit den
wirtschaftlichen Zukunftsperspektiven der Region
aus mit dem Nationalpark?
75
PE: Ne des krieg ich krieg ich aus`n Kopf nicht so
zusammen, krieg ich nicht hin.
20
SG: O.k.. Kein kein Thema. Gut vielleicht nochmal
ein bisschen zu den Perspektiven für die Region mit
dem Nationalpark. Stichwort zum Beispiel
Tourismus und Nationalpark, ist das ne
wirtschaftliche Perspektive oder ...?
25
PE: Des ist eine, aber ne ganz kleine und eine eine
denk ich völlig überschätzte, vielleicht auch am
Anfang, um die Leute ein bisschen anzufüttern
bisschen aufgebauschte Perspektive. Die ist ja
erstens schon da also es ist ja zu bemerken und
Leute, die hier hier so Pensionen und so haben oder
Privatzimmer, die merken ja dadurch durchaus
schon etwas, nur wer die Erwartungen hatte, dass
hier Leute herkommen, die hier vier Wochen
Urlaub machen und hier nur so mit der Knete, um
sich schmeissen, die haben einfach völlig, haben
völlig überzogene Erwartungen gehabt, zumal
Leute, dass liegt so nun in der Natur der Sache, so
ein bisschen, die als Naturerlebner kommen und
Naturfans sind sind in der Regel, sag ich mal, ist
jetzt auch wieder so ein Klische, aber ein bisschen
stimmt das schon, sind eher spartanische Typen, sag
ich mal, also die jetzt nicht hier groß Zechen gehen
und so, sondern da, die bringen sich noch ihr
Stullchen mit und sind da ganz so bescheiden und
leben nur von der Natur und von der Luft und so
und die bringen ja nu auch nicht gerade das große
Geld, also die wollen die wollen jetzt hier kein
Erlebniscenter haben, des würden die, geht ja
manchem so durch den Kopf, ja ,wie sollen denn
die Leute wenn wir nicht, wir brauchen hier sowas
wie den Heidepark, dann nehmen die das alles noch
mit, aber hier kommen ja auch ganz andere Typen
her, die würden ja auch gar keinen Heidepark hier
besuchen, denk ich mal. Deswegen kommen die ja
gar nicht her, also auch ein bisschen überzogene
Erwartungen, einfach da. Aber einen gewissen
Tourismus gibt es schon und wird es auch geben
und der wird zum Bespiel für Criewen ganz
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PE: Aus meiner Sicht ist sie mit oder ohne
Nationalpak schwierig strukturschwaches Gebiet,
kaum Industrie, Landwirtschaft hauptsächlich und
ich denke die wirtschafliche Lage, Landwirtschaft
nehmen wir jetzt mal raus, aber ich denke die
wirtschaftliche Lage sonst in der Region wäre ohne
den Nationalpark nicht wesentlich anders,
überhaupt nicht, denke ich nicht, also ich sag das
jetzt auch so aus dem Bauch, ich hab da keine, ich
kann es ja nicht vergleichen so und und na ja diese
ganze Perspektivlosigkeit, die sie hier unter den
Leuten hier so breit macht, die rührt ja eben da auch
her das niemand irgendwie ein Hoffnungsschimmer
sieht wie man von so einer 25 prozentigen
Arbeitslosigkeit runterkommen soll oder so in so
einer Region hier. Jede kleine Geschichte ist ein
Hoffnungsschimmer, weiss ich, wenn hier so in
Schedt so ein Callcenter aufmacht, wo dann mal
vielleicht zweihundert Leute arbeiten werden freuen
sich die Leute hier, aber das ist natürlich auch viel
zuwenig. Des hängt an der gesamtwirtschaftlichen
Entwicklung von Deutschlands oder der EU und
auch ein Stück vielleicht auch an der EU
Osterweiterung, bloß da wes man nu gar nicht so
richtig, wenn es eine EU Osterweiterung gibt, ob
des, wie sich manche erhoffen hier einen
wirtschaftlichen Aufschwung gibt oder nicht eher
einen wirtschaftlichen Abschwung, weil sich noch
die paar Dinge, die hier sind noch weiter nach
Osten verlangern werden oder so, bin ich skeptisch,
weiss ich nicht.
SG: Und jetzt nochmal auf den Nationalpark
bezogen, was hoffen Sie dass da, wie sehen Sie da
die Zukunft? Vielleicht mal im negativsten Falle
oder im positivsten Falle, auch mit den Menschen.
PE: pfh na, der negativste Fall, der ja immer
herbeigeschrieen wurde ist ja, dass der Nationalpark
110 wieder gekippt wird, das halt ich für relativ
unwahrscheinlich, bei der Gesetzteslage und bei
dem was da inzwischen an Institutionen geschaffen
ist u.s.w., des halte ich für relativ unwahrscheinlich.
Gut, es gibt ihn und gehen wir mal, gehe ich mal
115 davon aus es wird ihn weiter geben, nun kann es ihn
in zwei Formen geben, es kann ihn so geben, dass
er eben einfach administrativ da ist, nach dem
Motto ist uns egal wie die Leute damit klar
45
Interview Pfarrer Ehrlich, vom 28.6.2000 in Criewen, ca. 95 Min.
5
10
15
20
kommen, des wäre sicher auch nicht wünschenswert
und des wäre auch nicht schön. Äh, und das
optimale wäre einfach ein Nationalpark, der es
einfach schafft für sein Anliegen so zu werben, dass
die Leute, die hier leben ein Stück jedenfalls das
wenigstens verstehen können oder vielleicht auch
eines Tages so was wie einen Stolz entwickeln und
sagen, Mensch das ist unser Nationalpark, da
kommen Leute her und gucken sich den an und wir
hören wie die davon schwärmen und so, das ist
schon was da können wir auch ein Stück drauf stolz
sein, so. Andererseits muß man auch realistisch sein
und ich würd auch sagen, dass es immer einen
Grundkonflikt geben wird und den gibt es
wahrscheinlich überall, wo es Nationalparke gibt.
Ist auch in Ordnung so, find ich find ich der Mensch
muß sich miteinander auseinandersetzten des ist
richtig und solange das sachlich passiert, was uns ja
immer so schwer fällt, aber so lange das auf der
Sachebene passiert ist das auch ist das auch ist das
ja auch o.k. so.
einschränkt, des will ich nicht unterschätzen, dass
dass dass sozusagen im Vorfeld schon mancher sagt
60 da geh ich mal gar nicht hin, da hohl ich mir nur
Ärger, gehe ich lieber in eine Region, wo dieser
Ärger vielleicht nicht kommt. Aber, ansonsten ähalso, wie ich das schon gesagt hab denke ich, dass
die wirtschaftliche Situation in dieser Grenzregion
65 in dieser Strukturschwachen Region nicht anders
wäre wenn wir den Nationalpark nicht hätten. Auch
nicht besser, aber auch nicht schlechter.
SG: Also dass andere Label, Chance für die Region
der Nationalpark ist...
70
SG: Kann man auch nicht unterstützen ...
PE: Würde ich nicht so hoch puschen, ne.
SG: O.k. - gut
PE: Gut, jetzt muß ich...
75
SG: Ist das nicht kann man oder wie sieht das für
die Leute aus der ihrer Sicht aus oder kann man das
allgemein so sagen ...
25
PE: Würde ich nicht so hoch puschen.
[Ende der Aufzeichnung]
PE: Ich muß jetzt weg
SG: Ja genau, die allerletzte Frage noch, oder?
PE: mhm (zustimmend), ja
Int. 1: dass dieses Gefühl sowiso schon Land und
Peripherie zu sein durch diesen Nationalpark noch
30 verstärkt wird, dass das gut es sollten Gelder durch
den Nationalpark reinfliessen, aber die fliessen ja
nun auch in den Nationalpark, so dass dieses Gefühl
am Rand zu sein und das da nichts für den
Aufschwung getan wird wird das jetzt durch den
35 Nationalpark verstärkt oder aufgehoben für die
Leute hier so. Ich meine, sie sind ja ne Grenzregion
oder ne schwache wirtschaftliche Region
PE: Mhm, also so dass sie jetzt sozusagen
unmittelbar, das Gefühl haben, weil der
40 Nationalpark da ist, ist es jetzt noch mal viel
schlimmer, als es sowiso schon ist
SG: Ja oder, ob das nicht auch ein Signal eigentlich
setzt, weil es ist ja nicht so, dass dadurch gerade ner
Region ein wirtschaftlicher Input gegeben wird oder
45 es war die Ausgangsidee vielleicht über Tourismus,
aber mit Totalreservat zieht man ja auch nicht
gerade Touristen an.
PE: Nein, aber der Nationalpark ist doch, also die
Existens eines Totalreservates dort tut aus meiner
50 Sicht also ojektiv vielleicht subjektiv so vom Image
her, aber objektiv an einer Wirtschaftsansiedlung,
sag ich mal an dem Standort Pinnow, wo es ja noch
so einen kleinen Wirtschaftsstandort gibt tut der
doch weder positiv noch negativ was, objektiv
55 gesehen, weil da kann sich was ansiedeln, es gibt
vielleicht so ne subjektive Angst, dass der
Nationalpark ihnen was Böses tut oder sie
46
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
4. Interview Ralf Bardicke, Berufsfischer,
vom 28.6.2000 in Schwedt, ca. 45 Min.
5
InterviewerInnen: Susanne Gabelmann, Torsten
Reinsch
Stand: 20.11.2000
Band Nr.: 56a
Transkriptionszeichen:
RB: Ralf Bardicke
TR: Torsten Reinsch
SG: Susanne Gabelmann
(..?) fehlendes Wort
(...?) fehlende Wörter
15 ... Unterbrechung des Gesprächsflusses
10
Interviewatmosphäre:
Das Gespräch fand auf der Arbeitsstelle von Ralf
Bardicke im Gebäude der Berufsgenossenschaft in
20 Schwedt Stadt. Wir saßen in einem großen kahlen,
kalten und ungemütlich Versammlungsraum. Das
Gespräch verlief freundlich und problemlos. Ralf
Bardicke war – wie er uns vorher angekündigt hatte
– in Zeitdruck.
25
60
65
70
75
80
85
Transkriptionsbeginn:
TR: Ja, zunächst sollten wir schon, zunächst wollten
wir einige Vorabinformationen - dazu wäre es
gut, wenn Sie sich kurz vorstellen- bisschen was
30
über sich sagen.
35
40
45
50
55
RB: Ja, mein Name ist D., R.- bin irgendwie
geboren `53- bin auch schon ganz schön alt- habe
Fischer gelernt- arbeite schon nach Lehrende als
Fischer, hier in dieser Region, habe also den
Sozialismus noch mitgemacht und mein die Zeiten
ändern sich zum Guten und zum Schlechten. Wir
haben och schon zu DDR Zeiten Naturschutz
gemacht, wurde dann allerdings befohlen, aber die
Produktion, sag ich mal ging doch über alles, weil
der Fisch ein Grundnahrungsmittel war und eben
die Versorgung, sag ich mal gesichert sein sollte
oder musste - Die Dinge, die da gelofen sind jetzt,
mit Stützung und alles, war nicht in Ordnung, denn
immer aus dem vollen Topf nehmen geht nicht,
irgendwann wird der och mal leer- Nach der Wende
mußten wir uns - wir waren immer schon ne
Genossenschaft, sag ich mal seit 19 Hundert und 56
- ungefähr erst verschiedene Namen gehabt, aber
immer Genossenschaft gewesen - nach der Wende
unbenannt in eingeschriebene Genossenschaft,
geändert hat sich im Prinzip nichts. Nur dann kam
ebend der, sag ich mal der Nationalpark dazu
Probleme, - die damals auftraten wurden nicht
durch die Mitarbeiter des Nationalparks nicht
dargestellt so sie mal auf uns zukommen sollten im
Prinzip ist dieser gesamte Nationalpark nur auf Lug
und Betrug aufgebaut - denn, wenn ich jetzt
Fördermittel beantrage, muß ich muß ich hib und
stichfest nachweisen, wofür ich diese Fördergelder
90
95
verwende und wenn ich sie dann endlich verwendet
habe, muss ich nachweisen, dass ich sie auch zu
diesem Zweck ausgeben worden sind und ich muß
meine wirtschaftliche Grundlage eben begründen
und das wurde eben begründet damit beim
Nationalpark jetzt, denn die ham ja, was haben se
gekriegt 56 Millionen Mark, oder so ungefähr und
dass dieses ganze Gebiet nicht mehr bewirtschaftet
wird, nicht mehr befischert - bebaut und so weiter,
bloß das stimmte gar nicht, dieses ganze Gebiet
wurde bewirtschaftet und wird immer noch
bewirtschaftet. Und dann kam eben diese Sachen
dass Verbote ausgesprochen worden sind, ohne
vorherige Absprache, ob das überhaupt machbar ist
und so, na ja und dann kam das ja auch so weit das
sie Elchen ansiedeln wollten, na ja gut ich mein das
wissen Sie ja alles - bloß ich meine, man wurde
eben nicht richtig informiert wie die ganze Sache
überhaupt diese ganze Auswertung das Ganzen
wurde nicht informiert und zuerst hieß es ja
Deutsch- Polnischer Nationalpark Totalreservate in
Polen -maximal 50 Hektar, hier in Deutschland. Ja
und dann kam raus also das geht nicht
Länderübergreifend geht das nicht jedes Land muß
seine Totalreservate ausweisen ja und dann kam das
eben da von diesen 10.000 Hektar hier eben 5.000
Hektar Totalreservate werden müssen, um als
Nationalpark anerkannt zu sein so und na ja und
dann ging es eben los. Die Bauern Landtausch ist
möglich bei den Fischern Gewässertausch ist nicht
möglich, weil kein Wasser da ist, sind alles so- und
alles Wasser was eben in der Umgebung ist
verpachtet, oder Eigentum, wie auch immer ist
jedenfalls bewirtschaftet und es ist kaum
ranzukommen das einzige ist durch Aufgabe,
Betriebsaufgabe, wenn einer nicht mehr will oder
kann- so- ja das wär`s mal dazu.
TR: Vielleicht noch ganz kurz zu, Sie sagten sie
sind verheiratet- ham sie auch Kinder?
100
RB: Ja, einen mitgeheiratet und zwee die wohnen in
Berlin, die kenn ich nicht mehr
TR: Wie alt sind die..
RB: Meine eigenen sind 27, 23 ne Quatsch, ja doch
ne 27 und 25
105
TR.: Vielleicht jetzt noch allgemein so, wenn man
jetzt die letzten zehn Jahre betrachtet einiges haben
Sie ja im Rahmen des Nationalparks schon erzählt,
aber was würden sie sagen was hat sich hier in der
Region am deutlichsten verändert.
RB: Ja am deutlichsten verändert, sag ich mal, hat
sich dad die Kaufkraft eben gesunken ist durch ich
meine Schwedt war ja bekannt PCKA Papierfabrik da haben sie weis ich wieviel Leute entlassen oder
entlassen
müssen.
Wir
ham
jetzt
ne
Arbeitslosenquote von mmh, was waren des 22 bis
115 25 %.
110
TR: Hier jetzt in Schwedt?
47
Interview Ralf Bardicke, Berufsfischer, vom 28.6.2000 in Schwedt, ca. 45 Min
5
10
15
20
25
30
35
RB: Ja, ja und demzufolge ist natürlich klar, die
Leute müssen mit dem Geld rechnen, das wenn
einer in der Familie arbeitslos ist geht immer noch,
wenn zwee arbeitslos sind wird schon schlecht, die
leben dann entweder von Arbeitslosengeld, -hilfe
oder Sozialhilfe und ist für unser Gewerbe, sag ich
mal schon schlecht, weil Fleisch essen se alle- Fisch
kann man noch überlegen eß ich oder eß ich nicht,
laß ich`s sein - ich meine zu anziehen braucht man
auch irgend was und demzufolge fehlt eben das
Geld um- dass wir richtig wirtschaften können sag
ich mal. Wir halten uns zwar irgendwie über
Wasser und dann eben diese Querelen mit dem
Nationalpark kommen dazu Und wir haben ja kein
Eigentum am Gewässer wir leben ja nur auf Pacht
und die Pachtverträge laufen eben 2004 bzw. 2006
aus- Verlängerung ist unwahrscheinlich, weil ja
ebend das Land Brandenburg sich bereit erklärt hat
Flächen für die Totalreservat zur Verfügung zu
stellen und demzufolge werden se uns die
Pachtverträge nicht mehr verlängern och auf der
Oder, die sag ich jetzt mal ja nicht direkt zum
Nationalpark gehört wird des och so sein , das hat
aber andere Gründe, ich sag ja man könnte ja wenn
das Land da mitspielt auch handeln das se uns die
Pachtverträge wenigstens für die Oder lassen damit
wir nen kleenen Nebenverdienst noch haben und
dafür eben bestimmte Flächen im Nationalpark
abgeben, ich meine wird uns sowieso nicht
weitergehen und in dem Fall haben se den längeren
Arm und des mehrere Geld und denn soviel Geld
haben wir nicht, dass wir uns Wasser kaufen
können - fehlt einfach --- So.
SG: Ganz kurz wo wären
Wassermöglichkeiten zu kaufen?
denn
noch
60
65
SG: Und die wären aber von der Qualität haben die
nicht die gleiche Qualität wie jetzt die Polder
RB: Ne also kaum
80
85
90
SG: ... hier in der näheren Umgebung?
95
SG: Im Prinzip nicht
RB: wie gesagt das wäre dann nur wenn jemand
seinen betrieb aufgibt was jetzt och der Fall
gewesen ist ich mein er er mußte letztendlich auch
gehen weil er na ja familiäre Probleme und und und
er hat seine Pacht nicht mehr gezahlt Statistik, sag
45 ich mal ist zwar nicht mehr so wie zu DDR Zeiten
aber muß trotzdem geführt werden weil ich muß ja
mein Geld nachweisen und das Erbe bzw. alles [...?]
Geld muß ich ja wieder einsetzten um Ersatzfische
zu kaufen für die Gewässerhege und -pfleg hier und
50 für so wenn in dem Fall und der Verpächter ist ja
dazu berechtigt diese Statistik anzufordern und
wenn da nichts passiert wird er sich eines Tages
sagen also hier gefällt es mir nicht mehr des bringt
mir nichts mehr. So, haben ihm dann die
55 verpachteten, die Pachtverträge abgelöst und haben
die uns zur Pacht angeboten, aber wir müssen dafür
hier im Polder die Gewässer aufgeben und gerade
der Polder ist ein sehr produktives Gewässer weil
SG. Aber es wär` möglich Tauschgewässer so in der
Umgebung zu finden dass es noch machbar auch
vom Weg her- sie meinten auf der Oder das wäre
möglich, die ist ja nicht so weit
RB: Oder ist ja nu ich mein die die ham wa jetzt ja
och schon das wär ja fremde Gewässer, die wir ja
70 im Prinzip nicht kennen, die wir erst kennen lernen
müssen und sag ich mal das dauert ja nicht en Jahr
da muss man ein zwee Jahr mit rechnen dass man
das Gewässer erst mal richtig kennen lernt welcher
Fischbestand da ist und wie der zu bewirtschaften
75 ist.
RB: ...
RB: Im Prinzip nicht ...
durch die Überflutung kommt, sag ich mal neuer
Fisch rein ist auch sehr nährstoffhaltig, also ein
hoch produktives Gewässer. Und äh, wenn ich das
Gewässer abgeben soll, da so ein Gewässer finde
ich sag ich mal kaum, also sonst nirgends.
40
100
SG: Also, auch nicht das gleiche Auskommen
Einkommen daraus
RB: Ne, ne, Gut also ich meine mit dem
Einkommen Fischfang ist immer so ne Sache weil
ich muß ja den Fisch erst mal verkaufen bevor ich
ihn fange. Zu DDR Zeiten war das anders, da hab
ich ihn gefangen und ich wußte genau ich kann ihn
verkaufen ist jetzt nicht mehr so ich muß ihn im
Prinzip erst verkaufen bevor ich ihn fange. Nachteil
dabei ist ich kann keine Verträge eingehen, denn ich
weiß ja nicht, ob ich den Fisch wirklich fange das ja
das ist so. Ja und wie gesagt des ist alle so ne Sache
bloß diese Gewässer die liegen vor der Tür sind
schnell zu erreichen die beiden Seen die wir jetzt
zugepachtet haben die liegen schon ein bisschen
weiter weg, da muß ich immer fahren, Kähne,
Materialien kann man nicht dalassen, weil eben
soviel geklaut wird und ist immer mit nem
bestimmten Aufwand verbunden. Der sich, wenn
die Strecke noch länger wird, nicht mehr rechnet.
Dann muß ich ihnen sagen ich kann sie einfach
nicht pachten, weil es für mich unwirtschaftlich ist.
Unrentabel die langen Anfahrtswege uns so weiter.
Und so fort. Ja...
TR Ganz kurz zum Einkommen also, wenn es so
bliebe, könnten sie davon leben also oder ist es eher
105 knapp ich hab da jetzt keine Vorstellungen
RB: Na Leben , Leben ich leb immer noch man man
kann kene großen Sprünge machen.
TR.: Gut also, man kann keine großen Sprünge
machen und es wird ja eher weniger
110
RB: Einer, ich sag mal einer der arbeitslos ist im
Westen, der hat mehr Geld als ich. Das ist hundert
Prozent.
TR.: Also harte Arbeit wenig Geld- ja
48
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
RB: Ja, ja Wir sind ja Optimisten wir hoffen das es
besser wird- schlechter kann`s kaum noch werden
das wieder gepachtet kriegen wenn wa den Rest
wieder gepachtet kriegen.
SG.: Wandern jetzt eigentlich auch schon viele ab
oder sagen- gucken sich nach anderen Berufen um,
5 versuchen sich Umschulen zu lassen. Oder ist die
Stimmung weiterhin auf Optimismus - wir wollen
dabei bleiben und hoffen, dass es besser wird
SG: Also bei Verlängerung würden trotzdem 50%
wegfallen
10
15
20
25
RB: Ja, ich meine wir sind ja im Prinzip im Prinzip
sind wir ja bloß hier in der Genossenschaft sind wir
ja bloß zwei Fischer haben einen, sag ich mal einen
Angestellten, der auch Fischer gelernt hat. Mal
übers Arbeitsamt jetzt noch zugenommen und der
Rest ist ja Verkäufer und Verarbeitung,
Verarbeitung kann jeder machen im Prinzip nach
einer kürzeren Lernzeit, aber ja wir wollen erstmal
sehen wie es nach 2004 aussieht, wenn unsere
Pachtverträge auslaufen. Und wenn wir das Wasser
wirklich loswerden ja direkt hier von dieser
Verarbeitung, die wir jetzt hier noch haben kann
man nicht leben denn Rohstoffpreise steigen und
ich hab auch bloß ein bestimmtes Limit wie weit ich
gehen kann mit meinen Preisen jetzt über dem geht
nichts mehr Ja und dann sag ich mal werden wir
wohl das Licht auch bald ausmachen. Weil das
einfach Verarbeitung alleine geht nicht, ist einfach
unmöglich.
SG: Noch mal zu diesen Pachtverträgen wurde da
mit der Nationalparkverwaltung oder mit sonst
irgend jemanden Verantwortlichen von da über die
30 Zeit
nach 2004 gesprochen, wurden da
irgendwelche..
35
40
45
50
55
60
RB: Ja wir sind im Gesprächen gewesen es sollten
ja, die haben verschiedene Gedanken da, aber ich
sage mal, das läuft alles so nicht, den Leuten den
geht`s wirklich nur um dieses Gebiet hier ob da
welche über die Klinge springen sag ich mal ist
denen im Prinzip egal. Des ist denen vollkommen
egal letztendlich wollen die sich ihren Arbeitsplatz
sichern - ja das ist wirklich so, denn ich meine
Fischer sind wir ja eigentlich eins, zwei, drei, vier,
fünf in Schwedt hier in Schwedt sind, Friedrichstal
ist einer, sechse, ja die sechs Mann, hängen zwar
noch ein paar Familien dran, aber das spielt ja keine
Rolle, das ist einfach die wollen eben ihren ihren,
sag ich mal Spielplatz sichern - was nacher passiert,
des ist interessiert die nicht und Vorstellungen
haben sie auch das sie sag ich mal dieses ganze
Gebiet wieder herstellen wie es früher gewesen ist
aber ich meine weiss zwar keiner wie mal gewesen
ist, aber die denken das es so gewesen ist. Und ob
sich die Zeiten oder bzw. unsere Existenzgrundlage
dann noch, dann noch weiter besteht das weis man
auch nicht nicht sicher weil die wollen ja die oder
im Prinzip nicht direkt umleiten aber teilweise
umleiten und und dieses ganze Wasser oder ein Teil
des Wassers von der Oder durch dieses ganze
Gebiet fließen lassen. -- ob die ganze Sache für uns
dann noch rentabel wird bei dem bisschen Wasser
was wir noch behalten würden dann ich sag mal bei
jedem knapp 50% des Wassers geht weg- wenn wir
65
RB: Ja, ja die für Totalreservate vorgesehen waren
SG: Die Landwirte bekommen ja Entschädigung
teilweise ...
RB: ... ja ...
70
75
80
85
90
Int. 2: oder sagen wir`s mal so Geld dafür, dass sie
ihre Wiesen nicht mehr mähen. Ist das bei den
Fischern ...?
RB: Ne, ne. Ich meine Gespräche sind mit uns auch
geführt worden über Entschädigungsfragen, aber
bei uns ist es schlecht zu rechnen, wieviel Fisch
hätte ich fangen können, wieviel Fisch ist überhaupt
da - beim Bauern seh ich da steht Grass auf der
Wiese, des gibt soundsoviel Zentner Heu kann ich
einen Preis für machen, aber bei den Fischen ist es
eben anders, das sind Tiere die sind da - mal nicht
da. Des ist schlecht zu machen, schlecht
auszurechnen, wie überhaupt entschädigt werden
soll. Man kann zwar sagen pro Hektar Wasser krieg
ich- könnte man soundsoviel geben, aber die Leute
sind auch nicht dumm die wollen Geld sparen und
demzufolge werden sie dann iregendwann mal
sagen, ja ihr kommt ja ohne die Fischerei auch gut
aus und dann können wir den Rest auch wegfallen
lassen, denn die Bestrebungen gehen ja dahin nicht
nur 50 Prozent, sondern auch noch mehr Fläche als
Totalreservat auszuweisen, dass sie dann den Status
eines International Parks erreichen können. Und der
sag ich mal hätte dann 50 Prozent, das geht ja dann
75 Prozent und mehr
--
95
100
TR: Sie haben ja gesagt also insgesamt ist es - die
Entwicklung nicht so rosig, kann man sagen, wie
hat sich das - hat sich das aufs soziale Klima
ausgewirkt so zu den Nachbarn oder ja -- hat sich
da....
RB: Eigentlich nicht ...
TR: ...gegenüber früher...
RB: ...eigentlich nicht, sag ich mal, ich meine ich
wohne auf dem Dorf, ich wohne nicht in Schwedt .pff., ja gut ist eben Ellenbogengesellschaft, da ist
105 sich im Prinzip jeder, jeder sich selbst der Nächste,
aber im Großen und Ganzen sind doch noch so
geblieben, fast so geblieben, wie es mal war.
TR: Was hat sich da verändert, wenn`s nur fast, also
kann man da sowas nennen....
RB: Na, man, sag ich mal der der Arbeit hat, der
möchte seine behalten und der kann eben nicht
mehr drauf gucken acht Stunden sind um oder acht
einhalb Stunden sind um ich gehe nach Hause - die
Arbeitsschicht, man sieht sich einfach nicht mehr.
115 Und demzufolge, sag ich mal sind diese Bindungen,
110
49
Interview Ralf Bardicke, Berufsfischer, vom 28.6.2000 in Schwedt, ca. 45 Min
früher hat man dann abends zusammengessen das
ist
weitestgehends
weggefallen,
das
ist
weitestgehens weggefallen und die, wie gesagt die
die Arbeit haben die müßen ja auch weitere Wege
5 in Kauf nehmen. Früher war da war da war ein
kleiner Betrieb, da war ein kleiner Betrieb, LPGn
haben existiert wo viele Arbeit gefunden haben, jetz
wird eben maschinell bewirtschaftet. Nicht mehr
soviel Leute, demzufolge auch mehr Arbeitslose.
10 Ich sage mal, man ist nicht mehr so zusammen wie
es früher mal gewesen ist.
SG: Wie ist dieses, wie ist die die Zusammenarbeit
oder das Klima zwischen verschiedenen
Nationalparkinteressens -vereinen äh, Förderkreis,
15 Freundeskreis des Nationalparks, diese ganzen ...
60
65
70
RB: Na ja ich meine...
TR.: ... Interessensgemeinschaften
RB: Ja, mit dem Nationalpark kann man im Prinzip
nicht zusammenarbeiten, ist meine Meinung, wir
20 müssen es zwar und wir müssen auch untereinander
verständigen, weitestgehend das war doch nicht
ganz schräg gegeneinander laufen, ich meine wir
haben ja mit dem Förderverein haben wir im
Prinzip nicht zu tun, des sind ja die Schuldigen, des
25 sind die Leute die ja das Geld haben und dieser, der
anderer Verein des Freundes..
TR: Interessensgemeinschaft
RB: Interessensgemeinschaft ja- ist auch ein
Kollege Mitglied gewesen, ich weiss nicht ob er da
30 noch, ich hab mit den, mit meinen Kollegen, die
sich privat gemacht haben nicht mehr so nen
Verhältnis, weil ja schliesslich Konkurenten sind
für uns.
75
80
85
90
TR: Früher haben sie eher zusammengearbeitet
RB: Ja, da waren sie in der Genossenschaft, die sind
ja, die haben sich ja im Prinzip aus der
Genossenschaft herausgelöst und haben sich privat
gemacht und ich sage das Verhältnis ist locker
geworden nicht mehr so fest wie als wir noch alle in
40 der Genossenschaft waren. Ist ja ganz normal den
keiner will sich in die Karten kicken lassen, das ist
nunmal so. Ja und vom Interessensverein, ich sage,
wenn irgendwas anliegt, wenn was neues
gekommen ist an Gesetzten oder so haben wir
45 Informationen gekriegt und, wenn irgendwelche
Sitzungen waren haben wir auch Informationen
gekriegt. Der Nationalpark, sag ich mal hält sich
weitestgehend bedeckt und der sagt eben nicht alles,
was läuft.
35
50
55
TR: Und sehen sie da, also ihre Interessen, können
sie die da schon gut unterbringen in dieser
Interessengemeinschaft oder fehlt da eigentlich
auch noch was?
RB:Ja, die Interessen sind eben weitschichtig und
ne Intersessengemeinschaft kann im Prinzip nicht
alle Interessen gleich vertreten, das geht einfach
95
100
105
nicht,
aber
Ziel
oder
Bestreben
der
Interessengemeinschaft ist ja, dass das Untere
Odertal so bleibt wie es zur Zeit ist - also kene,
kenen neuen Wald anbauen und eben kene
Veränderungen und das die Natur, so wie sie jetzt
ist erhalten wird und geschützt wird. Nicht, naja der
Pflege - und Entwicklungsplan sagt eigentlich alles:
Pflege und Entwicklung. Das kann einfach nicht
sein, dass so nen Gebiet neu entwickelt wird. Wir
reden zwar über Naturschutz und den Erhalt der
Artenvielfalt, aber, wenn ich jetzt ein Gebiet
entwickel kommt zum Schluß ganz was anderes
raus. Arten die hier waren sind weg, weil die
Lebensgrundlage fehlt. Im Prinzip wird alles
umgestossen, umgemodelt werden sicher andere
Tierarten da hin kommen, aber eben nicht mehr, sag
ich mal diese die jetzt hier ansässig sind und im
Prinzip ist ja alles hier, was an Vogelzeug hier ist
oder oder gibt ist ja eigentlich hier, Pflanzen
genauso. Und, wenn ich das jetzt weiter entwickel,
neue Wälder anpflanzen will, Teile der Oder
durchleiten will, dann kann mir kener erzählen, dass
sich die Natur nicht verändert und Tierarten die
jetzt noch ansässig sind irgendwann mal
verschwinden, weil wie gesagt die Grundlage fehlt,
um hier leben zu können, des ist ganz normal und
das stört mich eigentlich an diesem ganzen Ding,
dieser Pflege- und Entwicklungsplan und des ist ja
eigentlich der Aufhänger. Der ganze Streit geht ja
nur um diesen Pflege- und Entwicklungsplan. Der
erste, den sie da losgelassen haben das war ja das
Elchpapier, wo sie Elch ansiedeln wollen ich meine
des hat Göring in der Schorfheide schon versucht,
damals - das hat auch nicht geklappt, weil das
Klima einfach nicht, bloß ich sage, ja das sind
Fachidioten, die haben sich sowas gedacht, ob das
letztendlich wirklich gegangen wäre, weiss man
auch nicht. Aber so ne Sachen kosten halt nen
Haufen Geld, da holen sie Leute ran, die gucken
sich von hier oben irgendwo das Gebiet an und
sagen sieht wundertschön aus, kann man machen,
dann schreiben se das Ding kostet eineinhalb
Millionen Mark, das wird dann auf die Menschheit
losgelassen. Ja, und dass dann denn so `nen Knatsch
kommt, das ist ja ganz normal. Bloß, wie gesagt des
ist alles was mich daran stört - diese ganze
Entwicklung oder dieser Entwicklungsplan, so wie
er jetzt auch in der zweiten Fassung nicht viel
verändert wieder vorgelegt wurde.
TR: Also sie hat niemand gefragt, was sie davon
halten
RB: Ne, ne, ne da hat mich keiner gefragt. Das, wie
gesagt das is `ne Firma gewesen aus dem Westen,
110 die sich damit befasst haben. Äh, wir sind sogar
noch mit den Leuten umhergefahren und haben
denen alles gezeigt und haben auch gefischt und
welche Fischarten da sind und so...
TR: Was waren das für Leute jetzt?
115
50
RB: Ja, ich weiss jetzt nicht wies es heisst
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
TR: Die waren vom Nationalpark
RB: Nein
TR: Die den Plan machen sollten
RB : Ja die den Plan machen sollten
5
TR: Ja verstehe
RB: Die haben na ja wie gesagt, das ganze Gebiet
angeguckt und auch mit uns fischen gewesen und
welche Fischarten da sind und so weiter und so fort
und dann haben sie des Ding losgelassen, und wie
10 gesagt und auf Deutsch gesagt scheisse -gemacht.
... ...
15
70
RB: ja, ja
RB: Ne, also seh ich jedenfalls so, das dadruchwo
Arbeitsplätze neu geschaffen werden, seh ich nicht
75 so, das seh ich einfach nicht, dass da neue
geschaffen werden. Vielleicht in zehn zwanzig
Jahren sieht´s vielleicht anders aus, aber in nächster
Zeit ja denke nicht wird`s ja, aber in nächster Zeit
nicht
RB: Ne Idee, klar so lassen wie es ist. Das ist das
einzige was, sag ich mal was für alle Beteiligten, na
20 gut für alle Beteiligten nicht, für den Nationalpark
wäre das natürlich schlecht oder für die
Angestellten, denn dadurch würden sie ja ihre ihren
Arbeitsplatz selber gefährden, im Prinzip, ne. Denn,
wenn ich nichts mehr anpflanzen brauche und das
25 im Prinzip alles so lasse und ein bisschen Pflege,
braucht man ja bei weiten nicht soviele Leute. Gut
einer vielleicht für ein bisschen durch die Gegend
laufen, wäre ne Möglichkeit, aber ansonsten wäre
wirklich aus meiner Sicht das beste, wenn die ganze
30 Sache bliebe, so wie sie ist.
TR: Bringt
Arbeitsplatze
40
45
50
55
TR: Wenn sie so an jüngere Leute, zum Beispiel
auch an die Altersgruppe ihrer Kinder denken, da ist
das eher nicht so perspektivisch, also Zukunft
TR: Die weitere Entwicklung im Nationalpark, sie
haben es ja schon angedeutet, die sehen sie eher
sehr pessimistisch, habe ich sie richtig verstanden
TR: Hätten sie denn eine Idee, wie man das besser
machen könnte.
35
oder leihen sich `nen Fahrrad aus oder bringen sich
womöglich noch ein Fahrrad mit, laufen dann eben
in den Nationalpark, nehmen sich ihre Stulle mit,
essen die unterwegs, kommen abends hin, setzten
60 sich ins Auto und fahren nach Hause. Des sind
meine Erfahrungen, die ich so gemacht habe, denn
bei uns haben se auch ein großes Hotel gebaut, was
heisst groß so groß ist es auch wieder nich, aber
durch den Nationalpark bzw. durch Leute, die den
65 Nationalpark kennenlernen wollen, da Geld zu
verdienen ist nicht, das ist einfach nicht. das ist viellleicht sieht das hier in der Stadt anders aus, das
weiss ich nicht, aber jedenfalls die umliegenden
Gemeinden haben so kenen Zulauf.
denn
der
Nationalpark
viele
RB: Ne, im Gegenteil, bringt er nicht ne, gut für den
Nationalpark direkt ja, aber eben für die, sag ich die
[?] für die von der Natur leben ist es der Tot, ist es
das Aus. Denn, mein Berufsstand, oder der
Berufsstand der Fischer wird dann, wenn es der
Nationalpark nicht selber macht, nicht mehr
existieren. Viele Bauern werden dann auch raus
müssen. Ich meine im Prinzip wirtschaften sie jetzt
schon alle wie zu Urgroßväterszeiten - extensive
Bewirtschaftung, machen wir im Prinzip auch, wir
fischen lange nicht mehr so intensiv wie zu DDR
Zeiten, weil ebend nicht mehr soviel Absatz ist.
Aber ansonsten, sag ich mal Arbeitsplätze
geschaffen, ne, ne dann eher vernichtet. Auch die
Gaststättengewerbe bzw. Hotelwesen und so, das
sie hier nen Reibach machen, dadurch das hier der
Nationalpark ist, ich meine in der Zeitung wird
zwar viel geschrieben, dass hier weiss ich wieviel
hundert tausend Übernachtungen sind durch Leute,
die sich den Nationalpark angucken - meine
Erfahrungen sind da ganz anders: Die Leute
kommen, speziell Berlin, kommen, stellen das Auto
auf den Parkplatz hin, borgen sich `nen Fahrrad
80
--- (Schweigen)
SG: Ja meinen Sie, dass das dann für die gesamte
Region das Aus bedeutet, im Prinzip, also gut
Schwedt hat noch seine Fabrik, die aber immer mit
höheren
Auflagen
rechnen
muß,
beim
85 Nationalpark...
RB: Äh, wird kommen, wenn, sag ich mal bloß
[...?] die Chancen, sag ich mal größer werden als
hier jetzt. Die Leute arrangieren sich irgendwie mit
dem Nationalpark, irgendwie ob [...?] oder was
90 weiss ich nich, jedenfalls die arrangieren sich.
Können wir nicht, weil wir eben dazu zu kleen sind
und unsere Existenz davon abhängt, weil wir direkt
drin im Nationalpark. [...?] PCK oder ja PCK, sag
ich mal jetzt und Heindel liegen ja nur am Rande,
95 da ist nicht ganz so, die können jetzt, sag ich mal
immer noch etwas ins Hinterland ausweichen. Is bei
uns aber nich, das ist bei uns nicht.
SG: Wenn sie mit nen, mit nem, wenn`s jetzt nicht
Nationalpark
wäre,
sondern
meinetwegen
100 Biosphärenreservat, wo man unter gewissen
Auflagen weiterfischen könnte wären Sie damit
einverstanden?
RB: Ja na sicher, ich sag ja ich bin auch mit dem
Nationalpark einverstanden, wenn diese Regelung
105 mit den 50 Prozent Totalreservat nicht wäre. Denn,
ich sag ja ich bin der letzte, der was gegen
Naturschutz hätte, das is nicht so, denn schliesslich
lebe ich ja von der Natur und es wäre unsinnig zu
sagen ich hab jetzt was gegen den Naturschutz, bloß
110 es muß alles im Rahmen bleiben, nicht diese
überzogenen Forderungen, die diese Leute da
aufstellen, das kann einfach nicht so sein. das geht
nicht. Ich könnt könnte damit leben, na sicher, ich
51
Interview Ralf Bardicke, Berufsfischer, vom 28.6.2000 in Schwedt, ca. 45 Min
könnte auch mit fünf oder zehn Prozent
Totalreservat leben, könnte ich, aber nicht mit 50,
das geht nicht. - Und eben diese ungewisse Zukunft,
ob ich meine Flächen, die dann in Zone zwei fallen,
5 das heisst Zone zwei ist eigentlich ohne
Aufschränkung bewirtschaftbar, wenn ich die
wiederkriege das ginge zur Not auch noch: Bloß das
weiss ich nicht, das weiss ich nicht. Welche
Bestrebungen, wo da im Gange sind, ob sie nun
10 gleich stramm rann gehen und sagen, wir verteilen
das überhaupt nicht mehr, das lassen wa für spätere
Zeiten, um weiteres Reservat Totalreservat
auszuweisen, das weis ich eben nicht und ob die
vom Nationalpark das wissen, das frag ich mich
15 auch oft.
TR: Wie sehen sie denn
Informationspolitik
jetzt
Nationalparkverwaltung..?
dann so
auf
die
die
RB: Nur das nötigste
20
befahren, die dafür bestimmten Parkplätze zu
benutzen und dann eben und wenn es noch ein
60 Kilometer zum Wasser ist, - laufen - ist es in
Ordnung, aber so ist eben nicht mehr, und ich sag ja
die Bestrebungen gehen eben dahin, alles was
Mensch
heisst
aus
diesem
Nationalpark
rauszuhalten und das sind eben auch Angler
65
SG: Noch ne Frage, was jetzt auch schon öfter kam,
haben sie ja schon angesprochen mit der
Entwicklung des Nationalparks, dass man ja auch
gar nicht weis, dass das ja auch nicht ist mit dem
70 Schutz von dem was da ist, sondern was entwickelt
werden soll, wie vor hunderten von Jahren, was
man eigentlich gar nicht weis, das das war, was das
war. Ähm hat man da schon, hat das schon
Auswirkungen gezeigt. Ich habe da immer nur das
75 Stichwort vom Komoran gehört schon, dass der
wiederrum sehr viele Fische jagt, die dann ...
TR: Nur das nötigste
RB: Nur das nötigste
TR: ... und des ... mehr fänden sie natürlich..
25
30
35
40
45
50
TR: Den könnenAngelschein
55
80
RB: Ja sicher, die sollen mit offenen Karten spielen,
hätten sie gleich von Anfang an machen sollen. Ich
meine das beste Beispiel sind die Angler. Für mich
ne Einnahmequelle, die Leute bezahlen schliesslich
Geld für ihren Angelschein und wollen angeln
gehen. als dieser Nationalpark noch in Gründung
war durfte jeder Angler, der ne Angelschein hatte
mit seinem Fahrzeug ins Gebiet reinfahren Parkplätze - das Auto sollte hingestellt werden und
die Leute zum Wasser laufen, ist in Ordnung. So,
dann ging das es los ja über 50- Jährige können
noch fahren, so, aber dann auch mit dem Fahrad
noch. So, dann ging das los, ne die durften noch mit
dem Auto, dann ging es los - Auto passe nur noch
mit dem Fahrrad so ne Fahrgenehmigung, in dem
Sinne für Angler, sag ich mal gibt es wohl eine
paar, aber des sind Leute, die wirklich nicht mehr
kriechen können, die kaum noch laufen können,
Schwerstbehinderte, die auch noch ein bisschen
angeln wollen, die dürfen dann eben mit ihrem
Fahrzeug rausfahren. Für mich auch schon wieder
eine Minus, denn der Mensch ist eben faul
geworden und ich meine, ich weiss nicht, wenn sie
Angler kennen, die ham so nen großen Stangen bei
-ist schwer und, wenn ich dann noch nen großen
Fisch fangen, wie soll ich den nach Hause kriegen
mit dem Fahrrad, ist schlecht und demzufolge, sag
ich mal kaufen immer weniger Leute nen
Angelschein oder eben für bestimmte Gewässer, die
leichter zu erreichen sind
sie
verkaufen
auch
den
RB: Ja. Ich sag ja, wenn die Möglichkeit besteht mit
dem Fahrzeug, wie es ja auch igendwann zu DDR
Zeiten schon mal angefangen hat die Wege zu
---[Schweigen]
85
90
95
100
105
RB: Ja, na ja Komorane sind meine besten Freunde.
Ähm eigentlich jedes Land darf den Komoran
abschiessen. In jedem Land darf der Komoran
geschossen werden hier im Nationalpark passiert
nichts, also der wird geschützt, wie alles was da ist
und und der nimmt eben überhand. Der is, sag ich
mal einer unserer größten Konkurrenten geworden.
Denn die größte Kolonie, die ist ja hier auf unserem
Gebiet, was wir gepachtet haben, und das ist ja
nicht so das die nur bei uns fressen, die fliegen ja
auch nach Polen und ich meine das haben schon
Professoren und Doktoren bewiesen durch, ach weis
ich was sie alles gemacht haben, durch durch ihre
Speiballen, die sie rausbringen, die Komorane, was
der gefressen hat, wieviel, das ist ja alles
nachgewiesen, bloß das ist alles nicht wahr, das ist
einfach nicht wahr. Die Leute wollen einfach nicht
anerkennen, dass der Fisch, dass der Komoran eben
ein Gewässer leerfressen kann, und das schafft der.
Denn, er steht ja nicht so, wie der Reiher nur am
Rand und pickt nach den Fischen die
vorbeischwimmen, sondern, er ist ja aktiv, er jagt ja
danach, er taucht und schwimmt den Fischen
hinterher und die jagen, sag ich mal im Verband,
die treiben die Fische in die Enge und dann machen
sie eben Kahlschlag, das ist so. Und der Komoran
darf nicht gejagt werden, also heisst nicht
geschossen werden nicht [ verdreht..?] werden,
denn da passen die Leute ganz doll auf, dass da ja
keiner unter die Bäume rumspaziert, wo der
Komoran eben nistet, da passen sie schon auf.
SG: Ja, aber das hiess ja das das zum Beispiel durch
so eine Überhandnehmen von Jungvogel ja andere
110 Fische, die vielleicht auch wertvoll sind oder wie
man auch sagt schützenswert sind, vielleicht
weggefressen, aussterben...
RB: Ja sicher, bloß, ich sag immer dazu Vögel
gibt`s auf der Erde ein Fische ist unter Wasser, der
115 ist nicht zu sehen. Wenn ein Fisch weg ist, merkt
man dann auch, aber erst nach einer bestimmten
52
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
Zeit, wenn dann das Gewässer wirklich leer ist, sag
ich mal, wenn ein Rudel Rehe von 20 (...?) und da
fehlen fünf, das fällt schon eher auf, aber wie
gesagt, weil die zu sehen sind. Vögel fliegen in der
5 Luft, die sind zu sehen, bloß der Fisch ist unter
Wasser, den sieht man einfach nicht und das ist
eben das Problem dabei. Die Leute schützen eben,
sag ich mal ihre Sachen, wenn sie zu sehen sind und
das was unter Waser ist, das ist eben nicht zu sehen
10 und das, sag ich mal fällt dann eben nich so auf.
SG: Also, hier würde dann eigentlich Naturschutz
von einem Tier zu Gunsten von anderen gemacht?
Also mal abgesehen von der Kokurrenz auch zum
Fischer, auch mal auf das Tiergleichgewicht
15 bezogen.
20
25
30
35
40
RB: Na sicher, klar. Denn das ist ja alle so, ich
mein, na gut gejagt werden darf -noch, im National
park, aber ich meine ich bin jetzt seit 71 arbeite ich
hier und ich habe ja die Entwicklung auch verfolgt.
Füchse gab es eigentlich schon immer, aber in den
letzten Jahren haben die Füchse überhand
genommen und ich bilde mir ein, das dadurch das
Rehhwild auch leidet, das Niederwild, die Vögel
leiden auch drunter, denn der Fuchs will ja
irgendwas zu fressen haben und dass er dann eben
grade die Bodenbrüter, die geschützt werden sollen,
auch aufgefressen werden oder zumindest die
Gelege zerstört werden. Also, bloß die Leute sind
der Meinung, irgenwann reguliert sich das selber,
nach ner bestimmten Zeit hat sich das alles
eingespielt, dass eben, wenn die Gewässer
leergefressen sind, von dem Komoran wird der sich
auch wieder verziehen, weil sie keine
Lebensgrundlage mehr haben, das ist eben die
Meinung und die Füchse ebnen so, sag ich mal,
wenn, für zwanzig kein Platz mehr ist, bleiben eben
nur zehn noch übrig. Bloß ist eigentlich nicht Sinn
von Naturschutz ist, meine Meinung dazu.
TR: Gibt es eigentlich auch positives was der
Nationalpark verursacht hat?
RB: ---Eigentlich nicht, aus meiner Sicht eigentlich
nicht
TR: Die wollen wir wissen.
RB: Aus meiner Sicht ne, denn also ich sage ich
sehe da nur nur Negatives. Behinderung bei meiner
Arbeit, auf dem Weg zur Arbeit durch, sag ich mal
Radfahrer,
rücksichtslose
Radfahrer,
durch
Rollschuhläufer oder hier diese Inlineskater, die
fahren hier und ich meine ist ja ausgebaut worden
50 als na ja als Rennstrecke, sag ich mal, schön
Arschglatt alles, fährt sich gut drauf und die Leute
sind eben, sag ich mal der Meinung hier haben
Autofahrer nichts zu suchen, hier bin ich. Und ich
sage, ja des geht soweit, naja die provozieren einen,
55 die fahren dann eben mit dem Fahrrad vorm Auto
her und machen keinen Platz, nicht alle, ich sag
rücksichtslose - gut, kann man sich mit abfinden,
muss aber nicht sein, sowat muss einfach nicht sein,
45
60
65
70
75
80
85
denn, ich meine ist schliesslich meine Arbeit, ich
muß da langfahren. Und ich bin eigentlich ein
gutmütiger Mensch, aber irgendwann klappt des
mal, den ich haue den einen vor die Schnauze ist
mir dann auch scheissegal, ne des ist wirklich so,
irgendwann verlier ich mal die Geduld, und bloß ich
ziehe den kürzeren, ich weiss des. Krieg `ne
Anzeige wegen Körperverletzung oder sonst noch
was, das weiss ich, aber des is mir dann auch egal.
Ja und ich sag ja ich sehe nur Nachteile, den wie
gesagt durch diese ganze Schutzstatus werde ich in
meiner Arbeit einfach behindert, den letztendlich
habe ich mal Fischer gelernt, irgendwann und wenn
ich mir was gepachtet habe müßte man mir das
überlassen, wie ich das bewirtschafte, welche
Fische ich einsetzte, bloß des geht ja auch so weit,
dass bestimmte Fische nicht mehr eingesetzt
werden dürfen, weil sie angeblich hier nicht
heimisch sind. die sind aber für uns Fische, sag ich
mal, Karpfen zum Beispiel, der sich gut verkaufen
lässt. Bloß dieses Problem habe ich in der
Biosphäre genauso, da darf ich auch keine Karpfen
mehr hinsetzten, weil sie nicht heimisch sind oder
waren, meine Meinung ist dazu anders, aber - ich
sag ja ich bin letztendlich von diesen Leuten
abhängig, wenn ich mich da als zu querstelle, die
können mir das Leben so schwermachen, weil sie,
wie gesagt am längeren Hebel sitzten.
TR.: Ein Blick auf die Uhr, Sie sind knapp jetzt?
Berf.: Ja...
90
TR: Gut, dann noch zum Abschluß vielleicht noch
so ein Blick ein Blick in die Zukunft vor dem
Hintergrund, was fehlt Ihnen am meisten und wie
sehen Sie die Zukunft?
RB: Na wie gesagt, da kann ich gar nichts zu sagen,
ich muß erst, sag ich mal die nächsten drei Jahre
95 noch abwarten oder vier Jahre, wie es dann
aussieht, ansonsten trübe. - Ohne Gewässer ist mir
die Grundlage entzogen und kann ich einfach nichts
machen, dann muß ich sehen, dass ich ne andere
Arbeit finde, bloß dann bin auch schon so alt, dass
100 mich keiner mehr will, das ist nunmal so. Ich habe
bloß Fischer gelernt, was anderes kann ich nicht
und wie gesagt irgendwo noch mal als Fischer
anzufangen, da bin ich dann wirklich zu alt, ich
meine in Bayern und so bieten sie an
105 Teichwirtschaft und so als Pachtgewässer, aber für
mich unmöglich, weil ich ja wie gesagt schon
ziemlich alt bin oder für`s Berufsleben schon so alt
bin
TR: Ja, das ist ja immer die Frage
110
RB: Ja - ja ich sag mal Zukunft eher düster als hell
und leuchtend. - - Aber wie gesagt, dass werden die
nächsten Jahre ersteinmal geben.
TR: Und was glauben Sie, denken andere über die
Region?
115
53
RB: Nicht viel anders als ich, denn der Widerstand
Interview Ralf Bardicke, Berufsfischer, vom 28.6.2000 in Schwedt, ca. 45 Min
gegen den Nationalpark ist überall da, weil eben
alle Leute, sag ich mal, beschnitten werden, die
direkt mit dem Nationalpark was zu tun haben, sei
er nun Angler oder Landwirte. Die Leute, die
5 hierherkommen, um sich den Park mal angucken ist
es wunderbar. Zur Zeit noch, bloß, wenn die
Flächen Totalreservate werden und die verwildern,
kommt ja auch kein Mensch mehr, um sich das
anzugucken. Wildnis, naja mein Gott ist nicht
10 interessant, für die meisten jedenfalls nicht. Gibt es
natürlich auch Leute, die sowas auch interessant
finden, aber für die meisten Leute, die wollen ja,
sag ich mal Tiere Vögel, Schmetterlinge, wie auch
immer sehen, bloß die werden sie dann nicht mehr
15 sehen können, weil ebent, weil sie ebend überhaupt
nicht mehr hinkommen - aber das wird die Zeit
erstmal erweisen, wie es wird, das werden wir
sehen. -- So, ist das.
20
TR: Ja gut, dann sind wir hoffentlich mit der Zeit
gut hingekommen...
[Ende der Aufzeichnung]
54
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
5. Interview
Michael
Nadje,
Bürgermeister von Criewen, vom
27.6.2000, ca. 50 Min.
5
InterviewerInnen: Susanne Gabelmann, Torsten
Reinsch
Stand: 22.11.2000
Band Nr.: 52b
Transkriptionszeichen
TR: Torsten Reinsch
SG: Susanne Gabelmann
MN: Michael Nadje
(??): nicht verstanden
15 ..: kurze Pause
...: lange Pause
(...): Auslassung
muß es gehen. So das zu meiner Person. Ich habe
zwei Kinder und wohne hier in Criewen
60
B: Das Haus habt Ihr schon gesehen und wenn Sie
mal Zeit haben, können Sie mal rum kommen und
die Hecke schneiden, das ist immer so ein Problem,
vorne schaffe ich es immer gerade noch und hinten,
65 aber an den Seiten..., naja. Ansonsten gibt’s nichts
weiter zu sagen
TR: Sind Sie auch hier geboren in Criewen?
10
20
Interviewatmosphäre:
Gespräch fand während der Sprechstunde des
Bürgermeisters in dessen Büro statt. Gespräch war
freundlich und aufgeschlossen.
B: Nein, ich bin ein Berliner, bin in Berlin geboren,
habe dort gearbeitet. Und bin dann aufgrund der
70 Wohnsituation, die in Berlin nicht rosig war,
jedenfalls im Ostteil Berlins damals, dann hier her
gezogen, weil Schwedt ja im Prinzip aus dem
Boden gestampft wurde und Sie kennen die ganze
Problematik Schwedt, wenn Sie sich damit
75 beschäftigt haben, hier gab es sehr viele
Wohnungen auch für junge Menschen. Schwedt war
eigentlich eine relativ junge Stadt und ist es auch
noch, sag ich jetzt mal, aber das wird nicht so
bleiben, -leider-. Und wie gesagt, nachdem ich zehn
80 Jahre im Neubau gewohnt habe, habe ich ein Haus
gebaut und wohne jetzt hier in Criewen.
Transkriptionsbeginn:
25
TR: Zunächst wäre es schön, wenn wir ein paar
Informationen zu Ihrer Person erhalten könnten,
wenn Sie sich kurz vorstellen, so zu sagen.
B: Meine Name ist Michael Nadje, bin
ehrenamtlicher Bürgermeister seit 1998 und zwar
30 seit Oktober 98 und bin selbständig, hab eine Firma
und beides unter einen Hut zu bekommen ist schon
sehr schwierig, aber ich sage mal für fünf Jahre
muß es gehen.
TR: Jetzt eine etwas allgemeinere Frage: Wenn Sie
so die letzten zehn Jahre Revue passieren lasse, was
hat sich da in der Region am deutlichsten geändert?
85
90
TR: Solange, fünf Jahre, wieso?
35
40
45
50
55
B: Fünf Jahre ist die Wahlperiode diesmal, sonst
waren es vier Jahre, jetzt sind es fünf Jahre. Ja und
gewählt durch die Gemeindevertreter und ja bis
jetzt haben wir schon einiges erreicht hier. Aber es
ist einfach so, dass man mehr erreichen will als
finanziell machbar ist. Sie wissen ja das die Kassen
leer sind. Ja und das Problem Nationalpark... Ach
so zu meiner Person noch: Ja von Beruf aus bin ich
Motorenschlosser, gelernter Motorenschlosser
(betonte Aussage) und habe dann nachher aber
studiert und bin Diplomingenieur für Maschinenbau
und war in dieser Funktion bis zur Wende tätig. Die
Firma in der ich gearbeitet habe wurde dann durch
die Treuhand, ich benutze mal dieses unschöne
Wort „abgewickelt“, so dass für mich im Prinzip die
Frage stand zum Arbeitsamt zu gehen oder eben
selbst etwas zu machen. Ich habe mich für das
zweite entschieden, also das letztere entschieden
und das schon seit, wie gesagt das mache ich schon
seit 1990, also jetzt im zehnten Jahr. Die Zeiten
werden immer härter, dass wissen Sie selber, Sie
kommen viel rum. Und dazu noch die Gemeinde, es
ist alles nicht leichter, aber irgendwo, sage ich mal,
TR: Das Haus haben wir schon gesehen...
95
100
105
B: Die Menschen an sich. Die Menschen haben
sich
verändert.
Dieses
Zusammengehörigkeitsgefühl, was früher da war ist
nicht mehr da. Diese neue Gesellschaft, so will ich
sie mal bezeichnen, ist hart und ungerecht zu den
Menschen an sich, aber der eine sieht es so, der
andere sieht es so. Aber der Mensch an sich, doch,
hat sich hier sehr verändert. So dieses
Kameradschaftliche
ist
total
weg,
das
harmonierende, also hier bestimmt nur noch das
Geld im Prinzip, regiert jetzt hier, ist
allgegenwärtig, der Job, der dazu gehört, um Geld
zu verdienen. Und... das sind schon Sachen, die
mich eigentlich befremden, sage ich jetzt einfach
mal so. Das sind Sachen, wie gesagt, die waren
früher nicht so gewesen. Ich will die alten Zeiten
um Gotteswillen nicht zurück haben, da gab es viele
Dinge, die nicht nachahmenswert waren, aber man
hätte nicht alles so übernehmen müssen wie es
übernommen wurde. Man hätte da doch schon ein
bisschen differenzieren können. Die Möglichkeit
war da gewesen, aber sie ist vertan worden.
TR: Hier in der Region spielt der Nationalpark eine
erhebliche Rolle. Zu mindestens für manche. Hat
sich das irgendwie auf die allgemeine Entwicklung
110 nieder geschlagen?
B: Die Landwirtschaft an sich ist hier, früher war
das ein Agrarkreis gewesen und ist nach wie vor ein
Agrarkreis. Die ganze Gegend Angermünde,
Schwedt, Templin, Prenzlau, Pasewalk, Garz, diese
55
Interview Michael Nadje, Bürgermeister von Criewen, vom 27.6.2000, ca. 50 Min.
5
10
15
20
Ecke war sehr agrarstrukturell bestellt. Wir haben
dort, sie konnten hingehen, wo Sie wollten, die
Pflanzenproduktion, Tierproduktion waren im
Prinzip auf dem Land die bestrittenen Arbeitgeber
gewesen. Das ist von der Sache her, hat sich viel
verändert. In der Landwirtschaft arbeiten heute, ich
weiß nicht wieviel Prozent, aber um ein vielfaches
weniger als vorher. Und die Leute sind hier
natürlich zu Hause. Teilweise haben sie einen Job
gefunden mit Umschulung, aber wie gesagt mit den
Arbeitsplätzen ist es hier relativ dünn gesät. Es ist
kein Vergleich zu Berlin bzw. für das nähere
Umland von Berlin, die Uckermark, hat sich zu
einem, ich sage mal so, ich will nicht vom
„Armenhaus“ sprechen, aber es ist doch sehr
schwer hier zu leben, es lebt sich schön hier, aber es
ist hart hier zu arbeiten, weil das Einkommen sehr
gering ist und die Menschen dann irgendwo auch
unbefriedigt nach Hause gehen. Das spielt sich so
alles(...?).
TR: Also Sie haben ja eigentlich einen ganz guten
Job, könnte man da so sagen, gibt es da
unterschiedliche
Bevölkerungsgruppen,
die
vielleicht mehr oder weniger oder kann man das so
25 nicht sagen, profitieren. Vielleicht junge Leute oder
nicht so...
B: Die jungen Menschen stehen hier vor der
Alternative einen schlecht bezahlten Job zu
bekommen oder weg zu ziehen, um an einen besser
30 bezahlten Job zu kommen. Also diese Alternative
haben sie. Die älteren Menschen ja, verpflanzen Sie
mal einen älteren Baum, dass wird Ihnen schlecht
gelingen, aber es gibt Beispiele, wo auch noch 50bis 60-Jährige in die alten Länder gezogen sind.
35 Aber die Leute an sich..., ja ich sage mal so, es ist
schwierig, aber man kann nicht davon sprechen,
dass
sich
hier
schon
bestimmte
Bevölkerungsgruppen
sich
hier
schon
herausgeschält haben. Also die Zeit war einfach zu
40 kurz gewesen. Aber es gibt schon welche, die sehr
gut verdienen, welche, die weniger gut verdienen,
und welche, die eben mit ihrem Leben überhaupt
nicht zufrieden sind.
TR: Und so etwas wie Armut, taucht sowas auf?
B: Also direkt Armut wird eigentlich durch den
Staat abgefangen. Würde ich mal so sagen. Dann
würde man doch diese Dinge auch noch mehr
spüren und auch mehr sehen. Dazu hat man ja auch
genug Möglichkeiten, ich komme eigentlich relativ
50 viel rum, und das würde man auch sehen. Natürlich
gibt es soziale Schichten, wo die Kinder halt nicht
so erzogen sind wie man sich das vorstellt, wo
Erwachsene nicht so ihr Leben an den Tag legen
wie man sich das vorstellt. Aber ich sage mal so
55 diese Snops gab es schon zu jeder Zeit. Ich möchte
nicht unbedingt behaupten, dass diese Wende da
einschneidend irgendwie gewirkt hat, der Staat wird
sich etwas einfallen lassen müssen, damit es nicht
so weit kommt.
60
TR: Und bei den Arbeitsplätzen, hat der
Nationalpark da irgend eine relevante Bedeutung?
Auch bei der ökonomischen Entwicklung?
B: Bei der Arbeit vielleicht, die Biologen... Aber
dass er jetzt ein Wirtschaftsfaktor ist, so wie Sie es
65 vielleicht jetzt...
TR: Wie mans manchmal hört, wenn man so die
netten Broschüren liest, also...
SG: Unter diesem Label läuft es ja eigentlich schon
teilweise... also Entwicklung durch Naturpark,
70 Nationalpark oder war auch die anfang (..?) Geld in
die Region zu bringen hier so...
B: Welche Entwicklung? Touristenentwicklung?
Oder was?
75
TR: Ja, es wird ja immer so unter diesem
allgemeinen Label gehalten, Entwicklung der
Region, also wirtschaftliche Entwicklung durch
Tourismus oder sonst was...
B: Ich muß mal sagen, dass ist eine Sache, die wird
einfach zu hoch gejubelt, es wurde irgendwann mal
80 gesagt, hier kommt ein Nationalpark hin, weil die
Gegend hier schützenswert ist und dann ist der hier
hin gekommen. Dann wurde in Potsdam das halt
beschlossen. Da habe ich mich niemals mit
beschäftigt. (...?) Aber so wie ich die Sache jetzt
85 sehe, würde ich mal sagen, als Wirtschaftsfaktor
würde ich diesen Nationalpark überhaupt nicht
bezeichnen wollen. Er ist halt da. Und durch
Gesetze praktisch geschützt, auch finanziell und
man versucht das beste draus zu machen.
90
SG: Und anders rum sind viele, wir haben es vorhin
schon angesprochen mit den Landwirten, ist auch
viel verloren gegangen an Arbeitsplätzen durch den
Nationalpark oder wird dieses Problem auch
überbewertet?
B: Ja es gab viele Diskrepanzen durch die Anfänge
und
die
Umsetzung
des
Pflege
und
Entwicklungsplans, der jetzt hier zur Diskussion
stand. Der Pflege und Entwicklungsplan war sage
ich mal für die Menschen und auch für die
100 Landwirte nicht gerade gut.
95
45
(Unterbrechung des Interviews)
SG: Wie waren beim Entwicklungsplan.
B: Ja, der ist natürlich für die Bauern, so wie er da
stand, war er sehr schädlich. Jetzt wird er
überarbeitet, auch für die Menschen war er
schädlich. Also es waren ja Reglementierungen
drin, also da hätte man sich hier gar nicht mehr
110 bewegen dürfen und können. Und das kann man
einfach nicht machen, man kann nicht einfach per
Gesetz eine Region einfach zum Nationalpark
erklären, also praktisch überstülpen und den Leuten
da klar machen; „also Ihr habt euch hier nur in den
105
56
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
5
10
15
20
25
und den Grenzen zu bewegen.“ So gern wir hier alle
die Natur schützen wollen, aber man kann nicht was
natürlich gewachsen ist, das kann man nicht
einfach, ich sage mal, durch den Nationalpark,
durch Gesetze, irgendwie, wie soll ich sagen,
auseinanderreißen, das geht nicht. Da machen auch
die Menschen nicht mit. Und die haben ja, Sie
haben es ja wahrscheinlich in der Presse gelesen,
dass da auch die Menschen in den Gemeinden und
auch wir als Gemeindevertretung selber dort soweit
gegangen sind, dass wir sogar einen Brief an Herrn
Stolpe geschrieben haben diesbezüglich. Das wir
uns mit diesen Praktiken nicht einverstanden
erklären. Und wie gesagt letztendlich ist diese
Masse der Proteste haben in Prinzip dazu geführt,
dass das hier auch eingeengt wurde, also das sich
im Prinzip denn endlich jemand vom Land davor
gespannt hat und hat einfach mal geschlichtet und
hat gesagt: „So geht’s nicht weiter.“ Wenn dann
geht es halt mit den Menschen nicht gegen die
Menschen. Ich möchte da auch jetzt keine Person
nennen, die diesen Prozeß negativ beeinflußt haben,
die wissen das schon. Sie wissen eigentlich schon
wer gemeint ist.
SG: Sie haben gesagt „übergestülpt worden“, also
wurde die Bevölkerung in den Anfängen nicht mit
einbezogen oder auf der Ebene der Gemeinden...?
B: Nein, die Bevölkerung wurde nicht mit
einbezogen. Das muß man mal so eindeutig sagen
30 und auch die Leute, die ihr Geld- und Broterwerb
haben, die Bauern, wurden auch nicht mit
einbezogen und auch diese Ausgleichsflächen, die
angeboten wurden. Das war alles nichts halbes und
nichts ganzes, also es war irgendwo immer der
35 Wille erkennbar, dass man letztendlich alle raus
haben will aus dieser... Man will irgendwo eine
Barriere aufbauen, so dass da keiner mehr rein
kann, so war es ja auch eigentlich mal gedacht. Das
der Mensch dort kein Zutritt mehr hat.
40
45
50
55
60
SG: Wohl wissend, dass da Menschen sind?
B: Ja, nun sagen Sie aber mal jemanden, der hier
geboren ist, der darf da nicht mehr hin, wo er
eigentlich von seinen Großeltern Land geerbt hat.
Diese riesen Polder. Das machen Sie ihm mal
begreiflich. Das begreift der nicht. Also ich bin hier
nicht groß geworden, ich bin hierher gezogen. Aber
soviel Verständnis bringe ich noch auf, dass ich es
den Menschen nicht begreiflich machen kann. Den
kann ich oben dreimal eine Austauschfläche
anbieten. Wenn er gerade dieses Landstück haben
möchte und er möchte das behalten, dann sieht er
das nicht ein, dass das nun auf einmal jetzt
schützenswert sein soll. Das ist ja auch das, was ja
die Masse der Leute, ja eigentlich ein bisschen
aufregt, will ich nicht sagen, aber bisschen
mißgestimmt sind. Und zwar, dass man halt ein
Nationalpark draus gemacht hat und die ganzen
Folgen, die das mit sich bringt. Es hätte ja auch ein
Naturpark gereicht. Oder ein Biosphärenreservat.
Aber es mußte der Nationalpark her. So und wie
gesagt, deshalb haben wir auch damit es eine
menschenverträgliche
Geschichte
wird
als
Gemeindevertretung uns da noch mal stark gemacht
und haben gesagt, also wie es geplant ist, sind wir
65 nicht einverstanden.
TR: Sie haben ja schon einige Konfliktpunkte
genannt, was würden Sie denn sagen sind die
wichtigsten Konfliktpunkte?
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B: Die wichtigsten Punkte sind einfach, dass den
Menschen nach wie vor gestattet werden muß, ihre
Heimat zu erleben. Also, dass ist erstmal der
wichtigste Punkt. Wir sind alle rumgekommen, wir
kennen es aus dem Ausland, wie dort mit
Nationalparks gearbeitet wird. Dort hat der Mensch
Zutritt, er wird sogar freundlich empfangen, wenn
er in diesen Nationalpark hineingeht, wenn er ihn
erlebt, also da gibt es kein Absperren. Sie kennen
vielleicht aus den USA oder Norwegen oder Afrika.
Wie gesagt, da kann man halt durch diese Parks
durchfahren, was ja hier nicht angebracht ist, aber
wenigstens, sage ich mal, dass man mit dem
Fahrrad durch kann oder durchlaufen kann. So, der
nächste Konfliktpunkt ist, muß ich sagen, was man
den Menschen gestatten soll, man muß dafür auch
eine Grenze finden, es gibt sehr viele Leute, die hier
einfach hergezogen sind und hier ihre Häuser
gebaut haben, auch schon vor der Wende. Weil sie
hier praktisch die Nähe zur Natur haben, weil sie
hier, ich spreche jetzt einfach mal von den Anglern,
weil sie Anglerfreaks sind. So und die sind hier
hergezogen, nur weil sie ihrem Hobby folgen
wollten. So und den sagte man früher, jetzt ist ja
alles, ich sage mal, bisschen zurückgedreht worden,
also Ihr dürft da nicht mal rein, wobei der Angler
eigentlich einer ist, der ja auf die Natur ein bisschen
aufpaßt, der ja auch ein bisschen, ich sage mal, die
Artenvielfalt doch ein bisschen, er fischt ja nicht
nur ab, durch sei angeln, sage ich mal, gibt es ja
auch die Möglichkeit, dass größere Fische
herausgenommen werden, dass kleinere Fische
nachkommen, also dass dieser ganze biologische
Kreislauf im Wasser hält. Das ist ja keiner, der
praktisch das biologische Gleichgewicht stört. Der
ist einfach nur ein Mensch, der wie früher die Jäger
und Sammler..., aber wie gesagt, da gibt es
unterschiedliche Auffassungen. Ich bin kein
Biologe, möchte auch keiner werden, das ist nicht
mein Ding, aber irgendwo... Die nächste Geschichte
ist die mit dem Wald. War soweit gewesen, dass
wie gesagt gewisse Waldgebiete nicht mehr
betreten werden dürfen; da wollte man einen halben
Urwald machen; Bäume, die umgefallen waren,
sollten da liegen bleiben und ich weiß nicht, da
wollten sich mal welche angucken, dass da, ich
übertreibe jetzt mal, Steinkohle draus wird. Aber
wie gesagt, das ist... jeder hatte so sein Hobby
gehabt zum Anfang von... Ich will jetzt gar nicht so
den Nationalpark ansprechen, ich will jetzt einfach
mal den Verein der Freunde ansprechen. Der ja
Interview Michael Nadje, Bürgermeister von Criewen, vom 27.6.2000, ca. 50 Min.
auch, sage ich mal, eine Rolle spielt. Und wie
gesagt, dass in der Masse haben die Leute irgendwo
nicht verstanden. Und wenn man hier lebt, möchte
man auch nicht irgendwo eingesperrt sein, sondern
5 man möchte seine Umgebung erleben können und
dürfen.
TR: Hätten Sie eine Vorstellung, wie man vielleicht
diesen Konflikt, der sich ja zum Teil verhärtet hat,
irgendwie ein bisschen auflösen könnte?
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50
B: Also wie es jetzt gemacht wird ist es schon ganz gut.
Man sollte einfach miteinander reden, alle Schritte, die
praktisch unternommen werden, was man vor hat, dass
muß mit den Gemeindevertretern, die jetzt hier im
Unteren Odertal sind, muß auch mit ihnen besprochen
werden. Das kann nicht immer im Kuratorium bleiben
usw. so wie es jetzt gemacht wird, wird es vernünftig
gemacht. Z.B. wurde jetzt hier ein Versuch gemacht, also
vom Grundsatz her, man will Auenwälder wieder
installieren; so nun versucht man über die Weiden
natürlich diese Auenwälder wider irgendwann natürlich
aussähen. Dazu muß man natürlich auch die Grasnarbe
aufreißen: So da sind die Leute einfach zu uns
gekommen, haben gesagt was sie machen wollen, haben
eine Karte mitgebracht und wir wußten Bescheid, wir
gehen mit unser Technik rein, reißen alle auf, so dass die
Samen hinein fliegen können usw. und versuchen nun, ob
da nun Weidenstecklinge raus kommen, oder ob der
Versuch fehl schlägt. Wir wollen ja im Prinzip nur
versuchen, ob es auf natürlicher Art und Weise geht. So
und das ist eine Sache, da bricht sich keiner irgendwie
einen Zacken aus der Krone, das ist einfach nur
miteinander reden. Aber redet man nicht miteinander,
fährt man jetzt mit der Technik einfach rein, reißt auf,
dann heißt es: „ Was machen die da.“ Dann geht’s gleich
wieder los. „Ist das überhaupt erlaubt?“ Erlaubt ist das
nicht. Sie müßten erst die Träger öffentlicher Belange
fragen, um das zu machen. Es reicht aber auch, wenn sie
die Gemeindevertretung fragen und den Eigentümer.
Aber so müssen sie das machen. Und so wie das jetzt
läuft, nur mal an dem einen Beispiel genannt, ist es schon
in Ordnung. Damit kann man dann auch leben. Wenn ein
Vertrauensverhältnis hergestellt wird. Wenn der
Nationalpark nicht nur aufgebaut wird auf Mißtrauen.
Also Vertrauen ist schon wichtig. Nachdem Porzellan,
was bisher zerschlagen wurde, ist Vertrauen eigentlich
das wichtigste bei der ganzen Geschichte. Es gibt viele
Leute, die sagen, also dem Nationalpark, alle die da
mitarbeiten, den kannst du gar nicht mehr trauen. Ich
gehöre nicht dazu, aber wie gesagt, weil ich letztendlich
immer noch an das Gute im Menschen glaube.
TR: F4: Wir kommen nunmehr dahin zurück, was
Sie am Anfang gesagt haben, auch zumsozialen,
zum Klima in der Region, wie die Leute
miteinander umgehen. Sie sagten es hätte sich ganz
55 doll geändert im Gegensatz zu früher. Könnten Sie
dies noch näher beschreiben?
B: Es ist schwierig jetzt an einfachen Beispielen.
Früher hat man zusammen gearbeitet. Machen wir
es an dem einfachen Beispiel im Dorf Das Dorf war
60 früher, also hier in der Uckermarck, also wir
bleiben mal hier in Criewen. Criewen war früher zu
80% von Landwirtschaft geprägt. Die Leute sind, es
gab zwei Landwirtschaftsbetriebe, einmal das VEG-
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Gut und VEGZ, Z steht für Zucht, VEGZTierproduktion, die sich ausschließlich mit der
Tierproduktion befaßt haben, hier hin Criewen und
in Flemsdorf, Flemsdorf gehörte dazu. Dann gab es
die
LPG-Tierproduktion,
die
sich
auch
ausschließlich nur mit der Tierproduktion befaßt
hat. Die haben aber keine Zucht gemacht, die haben
praktisch eine Kälberproduktionsstrecke gehabt und
Milchviehproduktion. Und oben war eine
Maststrecke gewesen, also ein Bullenmast und auch
eine Milchproduktionsstrecke. Die VEG hatte dann
noch hier unten eine Berufsschule, wo wir hier drin
sind, das war die Berufsschule, und das Internat war
drüben untergebracht, wo der Nationalpark jetzt das
Schloß ausbaut. Da war mal solch ein Anbau,
Küche und das ganze Schloß war Internat und
Küche gewesen. So wie gesagt, die Leute hatten
ihre Arbeit, das VEG-Gut ist weggebrochen, auch
die LPG Tierproduktion ist weggebrochen, dafür ist
noch die Criewener Agrar-GmbH geblieben mit, ich
weiß nicht wieviel Arbeitsplätzen, aber unter zehn.
Aber früher war dies wesentlich: man hat
zusammengearbeitet, man hat hier zusammen
gewohnt, aber jetzt sind eben viele durch den Rost
gefallen, sind zu Hause und einige wenige haben
noch Arbeit. So, die Leute haben früher auch
miteinander gesprochen, auch über die Arbeit,
selbst nach Arbeitsschluß war sie das Thema
gewesen. Das kann man sich gar nicht vorstellen,
aber es war so gewesen. Aber es ging alles etwas
lockere zu und jetzt über was wollen sie sich noch
mit ihrem Nachbarn unterhalten, wenn sie jetzt, der
hat Arbeit, der steht finanziell besser da, bei dem
passiert was jedes Jahr und der andere Nachbar holt
sich jeden Monat sein Geld mit seiner Frau vom
Arbeitsamt ab und die kommen so gerade im Monat
um die Runden, haben ein Haus, da ist was zu
machen und und und. Und so kann das schnell, sage
ich mal, umschlagen. Und das sind so Sachen, was
die Menschen sehr verändert hat. Das was viele
betroffen hat, ist dass das Leben im Dorf anders
geworden ist. Früher war der Zusammenhalt da
gewesen, was ich vorhin schon mal sagte und ich
will das alles aber nicht nur auf die Arbeit
beschränken, sondern auch auf den kulturellen
Bereich, sage ich mal. Es ist hier früher einiges
gewesen, es war mehr los gewesen, das ist vom
Betrieb gesteuert worden und das fällt jetzt auch
alles weg und die Vereine und Betriebe machen gar
nichts mehr kulturell. Aber die Vereinstätigkeit, die
ist jetzt hier, sage ich mal, zum Tragen gekommen,
ob nun Feuerwehr oder Dorfverein oder Sportverein
oder Chor. Wenn diese Vereine nicht sich
gegründet hätten, dann wär im Prinzip hier gar
nichts.
TR: F3: Vor der Wende gab es doch auch ein paar
Vereine?
B: Vereine gab es gar nicht. Vereine gab es, ja ein
Sportverein gabs und das war auch der einzige
Verein.
58
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
I/F3: Mit Angeln und so?
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20
B: Den Anglerverein gab es auch, aber ansonsten
den Dorfverein gab es nicht, den Feuerwehrverein
gab es nicht, also es gab viele Vereine, die halt jetzt
da sind, die gab es vorher gar nicht. Die brauchten
wir auch nicht, denn diese Aufgabe übernahmen die
Betriebe. Nun sind die Betriebe nicht mehr da, die
Leute wollen aber, dass die Arbeiten weiter
wahrgenommen werden und das, ich sag mal so,
dass die Feuerwehr weiterhin bestehen bleibt, dass
die Feuerwehr eben irgendwo im Mittelpunkt bleibt
und haben dann im Prinzip dann den
Feuerwehrverein gegründet, der ja auch Geld
heranschafft für die Feuerwehr. Auf der anderen
Seite muß man auch sagen, dass die Feuerwehr und
der Sportverein ja eigentlich die Vereine sind, die
die Jugend mehr oder weniger an sich binden. Das
ist ganz gut so, weil sonst würde es, sag ich mal,
mit der Jugend sehr schlecht bestellt sein. Denn
wenn
sich
hier
ein
Jugendklub
in
Anführungsstrichen etabliert, wobei man sich auch
etwas besseres wünschen könnte...
TR: F3: Der hier direkt neben, das Nebenzimmer?
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35
40
45
B: Da wo so schön die Türen knallen, gut ich
könnte jedes mal raus rennen und fragen, warum
haut er die Türen so zu, aber das verkneife ich mir.
Und wie gesagt die Jungs, die ,man kennt sich eben
und die sind auch in der Feuerwehr zusammen und
man kriegt sie schon irgendwo dahin, wo man sie
haben will. Auch erzogen, was zu Hause nicht
kommt bei einigen. Aber ansonsten so, der
Sportverein genau das gleiche, kann man so sagen,
dass da auch eine sehr große Aktivität ist. Also die
beiden Vereine, sage ich mal so, halten so von der
Masse den Ort zusammen. Ja und der Dorfverein,
der veranstaltet einjährlich sein Parkfest hier und
macht auch mit, wenn hier Kindertag ist, also bei
Kinderfesten. Und sage ich mal, oder kommt dann
irgendwann noch mal auf die Leute dann zu. Ja,
ansonsten sage ich mal so, wenn der Bürger eben
nicht so viel ehrenamtlichkeit in Aktivitäten
aufbringen würden, ja dann würde es, aber das ist
wahrscheinlich in den alten Bundesländern
genauso, dass
wahrscheinlich auch alles
ehrenamtlich ist.
TR: Klar, da ist natürlich da ist eben die Tradition
länger.
B: Da sind die Traditionen länger, natürlich und da
ist auch, ich sage mal, eine ganz andere Substanz
50 da. Und hier lebt man mehr oder weniger von der
Hand in den Mund.
60
(kurze Unterbrechung)
Also für mich ist diese Frage, die Sie gerade
gestellt haben, mir würde es als Jugendlicher gerade
65 so vorkommen: selber keine Zukunftsperspektive zu
haben und da wird viel Geld rein gesteckt.
B: Das sehen die nicht so.
SG: Das ist nicht der Zusammenhang?
70
SG: Ganz kurz, Torsten, darf ich Dir noch mal ganz
kurz reinreden. Zu Berlin würde ich gern noch mal
etwas fragen: Sie haben ja vorhin gesagt, dass die
Perspektiven hier schlecht und schlechter aussehen
für die Jugend, was die Arbeitsplätze betrifft und in
B: Nein, nein, sehen sie nicht so. In dem Alter die
Zusammenhänge so weit zu sehen, also ich muß
jetzt von meinen eigenen Kindern sprechen.
TR, /F3: Wie alt sind die?
B: Meine Kinder: einer ist 22, mein Junge und
meine Tochter 18. Also genau in dem Alter, wo
75 praktisch, sage ich mal, irgendwo gewisse
Entscheidungen im Leben fallen müssen bzw. wo
der eine jetzt mit der Lehre fertig ist. Er wird die
Probleme nicht so haben, weil er etwas gelernt hat,
was halt, was hier und woanders gebraucht wird.
80 Aber wie gesagt, dass liegt auch an den Eltern, dass
sie die Kinder in die Richtung versuchen zu
kriegen, dass sie was lernen, wo sie nicht
unmittelbar, wo schon vorgezeigt ist, dass sie nicht
auf der Straße landen bzw. auf der Straße nicht,
85 aber zum Arbeitsamt gehen müssen. Es gibt eben
auch Berufe, wo die Kinder gebraucht werden, aber
diese Diskrepanz, die Sie angesprochen haben,
würde ich mal sagen, sehen die jungen Leute hier
nicht so.
90
SG, /F3: Also der Nationalpark als Problematik
berührt sie gar nicht?
B: Na doch, die Jugendlichen, die jetzt direkt mit
dem Nationalpark über das Angeln z tun haben,
oder über die Eltern, dass die Eltern jetzt in der
95 Landwirtschaft tätig sind, dass sich praktisch dieses
Thema zu Hause stellt. Ansonsten würde ich sagen
nicht so.
TR: Passen das Angeln
zusammen? Sind da viele?
100
und
Jugendliche
B: Ja, Ja. Also wir haben hier richtige Freaks, die
Jugendliche, die da früher aufstehen als die Alten.
TR: Sonst sehe ich immer nur ältere Männer.
SG: Aber ich glaube Du stehst nicht früh genug auf.
105
TR: Es haben sich ja auch einige Vereine so um den
Nationalpark
55
dem Moment einfach nur gedacht, wenn hier nun
Nationalparkgebiete sind und mitkriegen, dass da
weiß ich wieviel Gelder hineingesteckt werden...
B: Da sind die Jungs schon weg, haben die Fische
heraus geholt, die die Alten noch holen wollten.
TR: F3: Ok, das kann schon sein.
SG: Das meinte auch Herr Mantay, dass er mit den
Jugendlichen angelt.
110
59
TR: Noch mal zu den Vereinen: Es haben sich ja
auch im Zusammenhang mit dem Nationalpark
viele Vereine gegründet oder auch im weitesten
Interview Michael Nadje, Bürgermeister von Criewen, vom 27.6.2000, ca. 50 Min.
Sinne hat diese Villa Siebenpunkt ist ja letztlich
auch, hat einen Nationalparkbezug...
B: Ist ein Gewächs, ja.
5
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20
25
TR: In diesem Sinne würde ich das jetzt verstehen
wollen. Ich habe nicht den Überblick, was sich da
alles so getan hat im Bezug auf den Nationalpark,
haben Sie da?
B: Na ja, das ist immer subjektiv. Also ich könnte
da jetzt sagen: Das ist positiv und das ist Negativ.
Ich würde nur sagen, dass die Frauen hier in der
Villa Siebenpunkt arbeiten, sich sehr viel Mühe
geben, dass das kein bösartiges Gewächs ist vom
Nationalpark, das ist schon etwas ganz positives.
Auch das Machen mit den Kindern usw., das ist
schon ganz in Ordnung. Aber es gibt auch Sachen,
wo man sich fragt, warum wurde das denn gemacht,
warum wurde da Geld rein gesteckt und da ist auch
wieder irgendwo etwas zurückgeschraubt worden,
zurück gedreht worden. Die haben hier auch den
Kräutergarten, den Parkgarten, der ja auch über die
Geschichte läuft, über die Umweltwerkstatt hier.
Das sind so Sachen, wo man geteilter Meinung sein
kann. Aber ich würde sagen, die Idee ist nicht
schlecht, aber das mit Mitteln auszustaffieren,
finanziell, damit etwas Vernünftiges raus kommt,
dass ist wieder...aber das ist jetzt meine persönliche
Meinung...
und wie das alles gelaufen ist, dass der Nationalpark
nun unbedingt hier, weiß ich auch nicht, also muß
ich Ihnen ganz ehrlich sagen. Also es ist mir nicht
60 zugetragen worden, vielleicht werde ich es
irgendwann mal erfahren. Jedenfalls die Leute hier
werden eine Verwaltung aufmachen für das
Schulungszentrum und für das Dorf ist das gut.
65
B: Irrsinn. Da hängen Mittel drin vom Land von
Grund und Europamittel. Also es ist Wahnsinn. Wie
gesagt die nächste Sache ist jetzt der Parkplatz. Wir
bauen einen Parkplatz. Und seit diesem Jahr wissen
70 wir, dass sie mit Hochdruck daran arbeiten müssen.
Das hätten wir alles, sage ich mal, etwas einfacher
haben können, in dem man es planmäßig macht.
Und nun sieht man erst mal, was da so ein
Nationalpark-Zentrum auch für die Gemeinde
75 bringen kann. Die bauen da jetzt ein Parkplatz
dahin.
TR: Ich meine, dass bringt nicht nur Geld, sondern
das wird sichtlich noch anderweitige Auswirkungen
haben auf die Gemeinde oder...?
80
B: Die ganze Geschichte ist halbherzig. Und
halbherzige Dinge liebe ich nicht.
85
TR: Kann ich verstehen.
B: Aber es ist so. Also wenn denn hätte man es mit
einem vernünftigen Budget anpacken müssen und
auch dann wenn man den Parkgarten macht, aber
35 auch ein paar Gewächshäuser anlegt. War alles
angedacht gewesen, sollten auch wieder hin, man
hatte es durchziehen müssen, aber wie gesagt...
TR: Und da fehlt dann das Geld Ihre Meinung
nach?
40
45
B: Natürlich, das Geld ist nicht da und von wo soll
es auch kommen? Die Zeiten, wo die Geldquellen
hier nur so gesprudelt sind wirklich vorbei, sind
schon lange vorbei und diese Gemeinde hat
eigentlich (...abhängig ?).
TR, I/F4: Die Scheune nebenan kostet 5 Millionen
oder was war das?
B: Da fragen Sie mich jetzt mal lieber nicht nach,
da habe ich nicht so den Überblick. Ich weiß nicht
nur, dass die ganze Maßnahme insgesamt15
50 Millionen entbunden hat und 15 Millionen... für die
Gemeinde ist es nicht schlecht. Das Schloß man
muß es einfach mal so sehen, wäre verfallen. Die
Arnims, also die Eigentümer, die haben kein
Interesse gehabt dieses Schloß zu übernehmen. Wir
55 als Dorf sind, ein privater Investor hätte kein
Interesse gehabt, dort irgendwie zu investieren. So
B: Wenn Sie jetzt auf finanzieller Hinsicht...
TR: vielleicht auch sozialer Hinsicht.
TR: Die wollen wir wissen.
30
TR: Das ist ja eine Rieseninvestition für ein solch
kleines Dorf?
90
95
100
B: Sozial, okay, wenn jetzt einige Arbeitsplätze,
sage ich mal, hier im Ort bleiben, wäre es nicht
schlecht bzw. durch die Besucher, den
Besucherstrom, den man sich ja wünscht, sich
wieder einige Leute, sage ich mal, privatisieren
bzw. irgendwie rechtzeitig die Marktlücke erkennen
und nicht das andere kommen und es vormachen.
Das sind immer so die Wehrmutstropfen, der da mit
drin hängt. Weil, sagen Sie doch mal jemand: „ Du
mußt das jetzt machen. Du hast zwar ein halbes Jahr
Durststrecke, aber es wird sich für Dich rechnen.“
Der kommt den ersten Tag an, will klingende
Münzen sehen und die Substanz ist auch finanziell
nicht da, dass man sagt: „Du mußt hier mal ein
halbes Jahr durchhalten.“, das geht nicht. Es gibt
viele Dinge, die man jetzt machen müßte, rein
privatwirtschaftlich, jetzt sag ich mal oder im
späten Herbst, im Winter, damit man dann nachher,
wenn wie gesagt, das hier los geht, vor Ort ist..
SG: F4: Haben Sie da jetzt Pensionen und
Gaststätten im Sinn?
B: Die Pensionen und Gaststätten sind eigentlich
die Sache ist abgelaufen..., aber gerade so in dem
105 Bereich, sage ich mal, eine zweite Gaststätte z.B.,
eventuell mal vor denken oder eine Vergrößerung,
sage ich jetzt mal der Eisdiele dort. Wir haben hier
unten auch eine Eisdiele, aber die ist, wenn viele
Besucher kommen ist die viel viel zu klein. Die
110 Leute scheuen sich das privatwirtschaftlich größer
zu bauen, dass kann ich irgendwo verstehen, aber
irgendwo, es wäre ja dumm, wenn irgendwann die
Eiswagen vorfahren. Eiswagen aus Berlin vorfahren
60
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
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und Eis verkaufen, hier und italienisches Eis
verkaufen. Mehr denn noch. Das haben wir auch
schon gehabt. Und da gibt es noch andere Dinge,
der Parkplatz z.B., da muß man eine vernünftige
Lösung finden, dass der nach her, muß man ja nun
nicht gleich machen, aber das wenn man merkt,
dass der sich rechnet, dass da halt Gebühren
genommen werden und das sich darüber eine
Arbeitskraft erhalten kann. Das geht ja in anderen
Kommunen auch, aber wie gesagt, es wird nicht
alles so hoch bewertet, wenn ich da an Münster
denke, was da los ist oder in anderen Städten, wo
wie gesagt solche Sachen natürlich gewachsen sind.
Das ist auch wieder eine Sache, die im Prinzip der
Region Übergestülpt wird. Das ist ja nicht von
unten raus, es ist ja irgendwo eine Sache, die ist ja
aufgesetzt worden und nun mit staatlichen Mitteln
versucht die Sache zum Laufen zu bringen.
Irgendwann läuft sie entweder allein oder es wird so
leid es dann einigen doch tun wird, wird dann
irgendwo im Sande verlaufen. Was wir nicht hoffen
wollen.
weiter äußern. Es sind wieder Steuergelder, die da
verschwendet erden, ja rausgeschmissen werden.
Das ist irgendwo nicht zu verstehen. Einigen Leuten
will ich ja gar nicht absprechen, dass sie ihre Arbeit
65 machen, aber dann soll man hier einen Stab bilden,
dass das hier vor Ort gemacht wird. Vor Ort
gemanagt werden und vor Ort geleitet werden.
SG: Das Konzept hätte also schon besser angepaßt
sein können an diese Region?
B: Sicher, wie gesagt, ein Stab vor Ort, wo die
Leute in der Woche hier schlafen, wo hier vor Ort
praktisch die Bauleitung erfolgt und nicht das einer
von Potsdam heraus kommt und mal guckt, ob da
alle arbeiten und die wissen, der kommt an dem und
75 dem Tag und dann volle Mannschaft. Das ist alles
irgendwie Käse. Das läuft nicht so wie es eigentlich
laufen könnte. Also ich könnte es mir besser
vorstellen. Gewisse Dinge, wie gesagt, das
Besucherinformationszentrum, das BIZ was hier
80 vorn an der Straße steht, waren Sie schon drin?
70
SG, TR: Nein.
SG, /F4: Hängen denn schon viele Hoffnungen
daran, dass daraus eine Zukunftsperspektive werden
25 könnte?
B: Also wenn Sie jetzt die Pensionen usw. meinen,
mit Sicherheit. Also generell alle in die Region, in
die, sage ich jetzt mal, die bestehende Natur
investiert. Das eben Leute kommen die sich das
30 angucken und hier natürlich übernachten. Und die
Gaststätten möchten natürlich, dass sie nicht nur ein
Tagestouristen haben, die ihre Stullen mitbringen,
sondern dass sie auch einkehren. Das sind schon
große Hoffnungen.
35
40
45
50
SG: Und wie schätzen Sie das real ein? Soweit man
das in der Zukunft real einschätzen kann? Wird der
Tourismus etwas bringen?
B: In den Pensionen traf man den sogenannten
Bautourismus an, weil hier sehr viel gebaut wurde nach
der Wende. Der ist relativ gut gelaufen, aber jetzt in der
Phase, wo es langsam wieder hoch geht, wo jetzt die
nächsten Maßnahmen hier gebaut werden, aber hier
müßte normalerweise auch die Geschichte einsetzen, mit
den Besuchern. Also es wird Zeit, dass hier die Sache, die
eigentlich schon seit zwei Jahren laufen müssen im
nächsten Jahr dann endgültig seiner Bestimmung
übergeben wird. Es wird Zeit. Aber es ist irgendwo, ich
sag mal so, da haben Sie ein Landesbauamt in Potsdam
von da aus wurde die ganze Geschichte gesteuert. Das
ist...
TR: Also kann man sagen, so ein paar Sachen
werden zu langsam angegangen und andere wieder
zu schnell?
B: Viel zu langsam, na ja, viel zu schnell, naja
einiges wird übers Knie gebrochen, sind da, die
Leute wollen ja mitmachen, andere Sachen, da
Fragen Sie sich, meine Herren, wenn das
privatwirtschaftlich wäre, sage ich mal, die wären
schon zehn mal Pleite. Aber es ist halt das
60 Landesbauamt und o.k...., was soll ich da noch
55
B: Noch nicht? Müssen Sie mal sehen, wenn die
Türen auf sind an den Seiten, da steht wie gesagt
ein Aquarium drin...
85
TR, SG, I/F4: Ach so, die Scheune, ach so
natürlich, die Scheune haben wir gestern gesehen.
B: Ja, die Sache z.B. sollte voriges Jahr fertig sein
und wird immer geschoben von einem Termin und
immer weiter. Da fragen Sie sich, warum, am Geld
90 kann es doch nicht liegen. Am Geld kann es doch
gar nicht liegen. Das Geld wurde irgendwo
bewilligt, genehmigt und da wie gesagt hätte man
bzw. müßte man anders herangehen. Als
Außenstehender ist es auch wieder schwer es
95 einzuschätzen, man sieht nur, dass es nicht vorwärts
geht.
TR, I/F4: Verstehe ich es auch richtig, dass die
Einflußmöglichkeiten zu verschiedenen Dingen hier
in der Region, man kann auch nicht richtig was
100 bewegen?
B: Sie können generell gar keine, was der
Nationalpark ist eine Sache für sich, er ist
landgesteuert und die Verwaltung ist hier in
Schwedt im Bootsweg und die haben sich
105 irgendwann mal dazu erklärt, die Verwaltung nach
Criewen zu verlegen und...
TR, I/F4: Diese Interessengemeinschaft z.B., dieser
riesige Verein als Opposition mehr oder weniger,
der ist ja mit seinen 2000 Mitgliedern ganz
110 Erheblich, dass sich da schon eine gewisse
Opposition gebildet hat, mehr oder weniger auch
spontan, die ja auch versuchen dort etwas zu
bewegen, zu ändern.
115
61
B: Das ist ja ein generelles Problem, so wie es
begonnen hatte, die Herangehensweise hat sich ja
im Prinzip so geäußert, dass dieser Nationalpark
Interview Michael Nadje, Bürgermeister von Criewen, vom 27.6.2000, ca. 50 Min.
oder diese Leute, die den Nationalpark gestalten,
gestaltet haben, vorbereitet haben, dass die, ich sage
mal so, dass die Durchführungsbestimmungen, so
will ich sie mal bezeichnen, den Nationalpark zu
5 etablieren, eindeutig darauf ausgerichtet waren,
Schwedt praktisch, ich sage mal so, von der
Außenwelt, sage ich mal, abzuschneiden. Also
Schwedt nichts mehr zu genehmigen, gar nichts
mehr zu gestatten
10
( Mitschnitt der Kassette hört im Interview auf)
62
Interview Frau Ebert, Geschäftsführerin der Villa Siebenpunkt, vom 29.6.2000 in Criewen, ca. 75 Min.
6. Interview
Frau
Ebert,
Geschäftsführerin
der
Villa
Siebenpunkt, vom 29.6.2000 in
Criewen, ca. 75 Min.
5
60
65
InterviewerIn: Anja Schatz, Torsten Reinsch
Stand 9.11.2000
Band Nr.: 58
Transkriptionszeichen:
E: Frau Ebert
TR: Torsten Reinsch
AS: Anja Schatz
..: kurze Pause
15 ...: lange Pause
(...): Auslassung
10
Interviewatmosphäre:
Das Interview fand unter freiem Himmel auf dem
20 Gelände der Villa Siebenpunkt und den Bänken im
hinteren Teil der Anlage statt. Das Gespräch verlief
freundlich, persönlich und angenehm.
Transkriptionsbeginn:
25
30
35
40
45
50
55
E: (...) diese Gärtnerei, als wir sie als Verein
sozusagen übernommen, oder als wir sie im
Modellprojekt erst mal übernommen haben, war im
Grunde genommen brache. Da war also das Haus,
was jetzt wunderschön wieder da ist kaputt und ja,
das Land war Brache. Und Projekt war dann, aus
diesem ehemaligen Schloßgarten der Familie
Arnim, also der, des Adelsgeschlechtes hier, ein
Lehrund
Anschauungsgarten
zu
Umweltbildungszwecken zu machen, was uns im
weitesten Sinne auch ganz gut gelungen ist. Ein
Problem ist halt, das es immer wieder ein Sektor ist,
wo sie viele Kosten haben, auf der anderen Seite
aber diese Kosten nicht mit den Einnahmen
Decken, also immer letzten Endes von
Fördermöglichkeiten, Zuschüssen und so weiter
abhängig sind. Ja, und darin besteht eben die hohe
Kunst sage ich mal, dass wir von 94 bis heute 2000
durchgehalten haben. Also immer über alle
möglichen Fördergeschichten, Fördertöpfe dieses
Projekt aufrecht zu erhalten und der Öffentlichkeit
zugänglich zumachen. Also überwiegend ist
Klientel Schulklassen, Grundschulbereich, aber
auch viele Interessenvereinigungen bis hin zum
Rentner die eben ganz gerne mal einen Ausflug
machen und sich die Geschichten angucken, oder
auch sehr interessierte, die einen Kleingarten haben
und dann bestimmte Beratungen im Bereich
bestimmter Gestaltungsbereiche wie Kräutergarten
oder Wildblumen und so weiter haben wollen. Und
das andere war dann, dass gesagt worden ist, also
wir können uns perspektivisch nicht immer von
Fördertöpfen abhängig machen, es muß also noch
irgendwo ein Standbein da sein, was irgendwo noch
70
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85
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100
105
110
Geld erwirtschaftet um eine gewisse Kontinuität im
Personalbestand zu haben, also nicht immer nur mit
ABMs zu arbeiten, weil sie da einfach nicht die
Kontinuität rein kriegen können, das hängt in der
Sache zu (...?), und da war dann die Idee, dass wo
wir jetzt sind sage ich mal, ist die ehemalige
Dorfschule, war bis 1970 Dorfschule, so
umzugestalten, mit viel Eigenmitteln und kaum
Kredit, weil wir konnten ja auch keine Sicherheiten
und nixt bieten, äh, als Kinder- und
Wanderherberge, ja und das ist dann mit viel
Eigenleistung unserer beiden Familien und ein
bisschen Kredit und ein bisschen Fördermitteln
passiert und wurde sage ich mal 1996 ja eröffnet
könnte man sagen, da waren wir noch nicht 100%
fertig, aber mit so einem Projekt denke ich mal ist
man auch nicht immer 100% fertig gleich, und dann
gings 97 eigentlich richtig los, lief 97 ganz gut, 98
weniger, 99 kam ein tiefer Bruch und dieses Jahr
teu, teu geht’s wieder. Und ich denke mal, das ist
ganz normal auch im Gaststättengewerbe, sinds ja
letzten Endes oder im Dienstleistungsgewerbe das
es eben sehr abhängig ist von vielen äußeren
Einflüssen, z.T. auch von der Medienpolitik zum
Nationalpark sehr abhängig war, das haben wir hier
oft gespürt. Also wenn wir in der Berliner Presse, in
der Berliner Presse sehr, ja .. negativ dargestellt
worden sind, man den Eindruck haben konnte, die
Presseleute haben ja immer so den Hang bestimmt
Dinge zu dramatisieren, dann hatten einige Gäste
den Eindruck, hier die Bauern würden hier mit den
Forken auf der Straße stehen und jeden Touristen
angreifen oder so, oder jeden Politiker, der hier
vorbeikäme und das hat man dann natürlich auch
entsprechend gespürt, und worauf sich die Leute
hier auch nicht gleich einstellen konnten, das war ja
am Anfang so, Aufbau Ost, sage ich mal 90, 91, 92
schossen hier die Zimmer wie Pilze aus dem Boden,
aber für Bauarbeiter, die haben überall geschlafen
zu jedem Preis und es haben nur ganz wenige den
Absprung eigentlich geschafft von dem sage ich
mal
ordinären
Bauarbeiter
oder
dem
Geschäftstourismus im Hotelbereich zu dem
eigentlichen Touristen, den wir haben wollen, also
dem naturverbundenen möglichst, der möglichst
dann auch mit seiner Familie auch für zwei, drei
Tage dann herkommt, nicht nur für einen Tag oder
so, und richtig aktiv Urlaub macht, aber eben, also
nicht unbedingt im totalen Funbereich so
Freizeitpark in dem Sinne , sondern mit viel
Wandern.
TR: Das waren ja jetzt so die Aktivitäten ähm zu
der Wanderherberge.
E: ja
TR: und äh,
115
63
E: Der Parkgarten selber ist
Anschauungsgarten im vorderen
LehrTeil,
und
also
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
5
10
15
20
25
30
insgesamt ist vier ha, 1,8 ha davon sind
Streuobstwiesen. Da geht’s im Grunde darum, das
dort 158 alte Bäume stehen alte Obstsorten, die z.T.
noch von den Arnims gepflanzt worden sind, davon
sind viele Sorten, die z.T. heute auch schon gar
nicht mehr ja vorhanden sind – da gabs also
Beziehungen zur Genbank Gattersleben, die hatten
das auch noch mal analysiert, welcher Bestand dort
ist. Im Moment arbeiten wir daran, die jetzt nach
langer Zeit wieder austreibenden Weinreben zu
analysieren, die sind auch noch von den Arnims,
sind also auch schon ihre guten 150, 180 Jahre alt,
dann gibs ein Teil, das ist auch so ein bisschen
noch, wo wir gleichzeitig Finanzierung mit
erwirtschaften,
Projektvertragsnaturschutz,
Erhaltung alter Kultursorten, da geht’s also sage ich
mal, früher hatten ja fast alle Bauern ihr eigenen
Getreide, jedes Dorf hatte so seine eigene
Getreidesorte, die man besonders gezüchtet hat,
oder auch Tomaten- und Kartoffelsorten, und das
sind alles alte Kulturpflanzen, die durch die
Entwicklung der, oder besser gesagt durch die
Industrialisierung der Landwirtschaft weggefallen
sind und die jetzt aber trotzdem erhalten.. Haben sie
bestimmt schon mal gehört von Greifenberg, wo es
um die Landnelke ging von Ludwig dem 14. Und
mit aus dieser Gärtnerei kriegen wir im Grunde
genommen unser Saatgut. Also da, die haben es
geschafft diese Landnelke, die schon nicht mehr
existent war, aus Gen...ja was weiß ich.
TR: Aus einer Genbank?
E: ja, oder irgendwelchen Samenrestbeständen,
wieder so erblühen zu lassen, das dann gerade
zufällig jemand da von Versei war und das gesehen
35 hat und gesagt hat und gesagt hat, die möchten wir
jetzt aber in hoher Stückzahl ... ja und ansonsten
nutzen
wir
es
hauptsächlich
für
Umweltbildungsprojekte also sind so Sachen wie
Tümpeltouren mit den Kindern oder eben
40 Schaubacken, also alte Handwerkstraditionen wie
man halt früher Brot gebacken hat
TR: Schaubacken ist da drüben (zeigt auf einen
alten Ofen in einer Ecke des Gartens)
E: Jaein, der nicht, der ist... das war ein ABMProjekt von einem gelernten Ofensetzermeister, der
das Ding so hin gezaubert hat, dass es nicht
benutzbar ist. Also, da muß ich mir im Winter noch
mal Gedanken machen oder im Herbst, wenn ich
dann nicht so viel zu tun habe, dass ich den so
50 herrichte, das man den nehmen kann. Wir benutzten
den oben im Parkgarten den kleinen da. Ja, soviel
zum Parkgarten..
TR: Und die Umweltwerkstatt macht ja dann also
nicht nur Parkgarten, sondern auch das, was sie
gerade geschildert haben, diese Kindergeschichten..
60
TR: Gut, ich werde die hier mit anlegen
E: da können sie sich auch noch mal sehen, da hat
es unser Chef auch noch mal ein bisschen aufge im
65 Grunde genommen ist es so, der Kopf heißt
Umweltwerkstatt, davon zwei Pfeiler einmal
Wanderherberge, einmal Parkgarten. Parkgarten ist
Frau Klocke, der geht’s im Grunde genommen um
den praktischen Teil der Umweltbildung und um
70 Kultur, also Genressourcen, alte Kulturpflanzen und
Jugendherberge sage ich mal ist Nutzer dieser
Angebotsmöglichkeiten, in dem eben hauptsächlich
Projekttage oder Klassenfahrten für die Kinder
angeboten werden.
75
55
E: Ja, Eigentum sogar, bzw. Erbpacht
TR: Und dieser Parkgarten, wie weit ist der mit
Herrn Vögel da irgendwie mit dem Verein, da ist
doch irgendwie eine Verbindung
E: da ist eine Verbindung. Der betreut den im
Grunde genommen fachlich könnte man sagen so
80 weit ihm das möglich ist. Der ist ja in der
Landesanstalt für Großschutzgebiete im Grunde
genommen und in Greifenberg stark involviert und
betreut den sozusagen ja, fachlich in einem großen
Maße mit.
85
TR: und em, das klingt ja auch so ein bisschen, dass
da eine Menge auch ehrenamtliches Engagement
drinsteckt.
E: Ja, also wir würden uns bei vielen Dingen
wünschen dass wir weiter wären, ist aber einfach
90 ein Kräfte- und eine Zeitproblem. Gerade so die
nicht so geliebten Hackarbeiten um eben bestimmt
Pflanzen besonders hervorzuheben, Wegebau und
so weiter ist eben nicht so in dem Maße und auf der
Höhe wie wir uns das vorstellen würden. ...
95
45
TR: Der Parkgarten, ist der jetzt ein Projekt der
Umweltwerkstatt oder?
E: ja, also wir haben oben noch mal extra
Umweltwerkstattgästeinformationen. Da steht das
noch mal alles ganz genau drinne,
TR: Gut, vielleicht kommen wir ja dann noch mal
darauf zurück
E: ja, ja
TR: aber jetzt gehe ich weiter in.. Jetzt kommt eine
ganz allgemeine Frage, vielleicht einfach mal so
100 reinassoziieren vielleicht, also wenn wir die letzten
10 Jahre so betrachten, was hat sich hier so in der
Region oder hier im Dorf oder so am deutlichsten
verändert.
105
64
E: Also ich sag mal, die Leute aus dem Dorf
betrachten es wahrscheinlich noch anders als meine
Interview Frau Ebert, Geschäftsführerin der Villa Siebenpunkt, vom 29.6.2000 in Criewen, ca. 75 Min.
5
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25
30
35
40
45
50
55
60
Wenigkeit. Also ich denke mal es hat sich eine
ganze Menge schon geändert. Wir sind a ein Dorf,
was eine sehr junge Bevölkerungsstruktur hat. Da
kann sicherlich das Amt Oder-Welse noch mal
sagen, wie im einzelnen die aussieht, aber es ist ein
sehr hoher Anteil von Erwerbstätigen Leuten. Auch
die Arbeitslosigkeit ist nicht in dem Maße so hoch,
wie in manch anderem Uckermärkischen Dorf. Als
ich angefangen habe 94 hatten wir 410 Einwohner,
voriges Jahr waren es schon 540, also das zeigt
eigentlich schon in welch kurzem Abstand das Dorf
an Einwohnern mit dazu gewinnt. Und es hat
eigentlich nach der Wende und das wollen viele
wahrscheinlich nicht mehr so richtig Wissen, einen
unheimlichen Zulauf von Leuten gegeben, die
vorher eben in Schwedt ganz einfach in der
Plattenbauwohnung gewohnt haben und gesagt
haben, so jetzt können wir uns Land kaufen, jetzt
bauen wir uns ein Häuschen jetzt kommen wir
wieder zurück. Und vom äußeren Erscheinungsbild
empfinde ich Criewen, sicherlich, es gibt eine
Menge noch zu machen, Infrastruktur, Straßen und
so weiter, aber man sieht doch, zumindest für mein
Empfinden, das was nach Vorne geht. Ja, und, wenn
es auch lange gedauert hat, aber jetzt kommen doch
so wichtige Sachen wie Parkplätze, jetzt kommt
hoffentlich
endlich
das
Besucherund
Informationszentrum. Was die Leute natürlich als
negativ einschätzen denke ich mal, durch den
Nationalpark keine Arbeitsplätze entstehen, sondern
das eben immer suggeriert wird, ja es würden im
Bereich
Fremdenverkehr
unheimlich
viele
Arbeitsplätze entstehen, aber das ist eben nicht so
sichtlich, und da wo Arbeitsplätze waren, diese
Betriebe gibt’s nicht mehr. Und ich denke mal, das
ist ein großer Kritikpunkt bei de meisten, dass sie
sagen so, und es gibt natürlich auch die Tendenz,
aber das ist in allen touristischen Regionen so, das
es natürlich auch ein Teil Touristen gibt die sich
eben etwas flegelhaft benehmen, und dann sagt man
natürlich schnell, nun seht ihr mal, was wir davon
haben. Vorher haben wir in der friedlichen Einöde
gelebt, da hat uns keiner rein geredet in unsere
Suppe und jetzt kommen hier lauter Berliner her
manchmal am Wochenende, Ostern war z.B.
unheimlich oder auch Pfingsten und Herrentag, wo
dann hier hunderte Autos standen und überwiegend
Berliner Kennzeichen und so, und so nach dem
Motto, und so was hat es früher nicht gegeben. Das
ist sicherlich richtig, das hat es in dem Maße nicht
gegeben, weil Criewen liegt so ein bisschen hinterm
Berg und ja das wußten auch nicht.. Aber dadurch
das hier Berufsschule war und hier auch immer
wieder frisches Blut rein geflossen ist durch die
diese Berufsschule, waren ja 50, 60 Lehrlinge die
hier jedes Jahr ausgebildet worden sind, sage ich
mal ist das auch nicht so, so ganz verschlossen wie
vielleicht ein anderes Uckermärkisches Dorf wie
Luckow oder Petershagen oder so, die dann noch
mehr in ihrer Einsiedelgemeinde gelebt haben. Wo
man schon sehr, aber das ist typisch dörflich denke
ich mal, darauf achtet, wer ist hier geboren und wer
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105
ist zugezogen. Ja selbst meine Kinder werden
Zugezogene sein und deren Kinder wenn die dann
mal Kinder haben, also die könnten dann evt.
Criewener werden, aber alles andere ist ..
Zugezogen, die haben sowieso nichts zu sagen. Ja,
was könnte man noch als Veränderung sehen, die
sichtlich sind?.. Im Grunde genommen eine Sache,
die vielleicht auch nicht gleich so auffällt, aber es
hat sich bei den einzelnen Häusern viel getan. Also,
das, dieses Bestreben, sage ich mal, vorher habe wir
uns gerne auf unsere sogenannten Datschen oder
Gartenlauben zurückzuziehen und jetzt versucht
man eben am eigenen Haus das herzurichten, das
alles so ein bisschen schön zu machen und so, also
was von der Warte eigentlich auch ein bisschen,
früher hatte wir so ne schönen Wettbewerbe, unser
Dorf soll schöner werden, da hat keiner so richtig
mitmachen wollen. Aber im Grunde genommen
machen sie es jetzt, weil jeder für sich alleine
macht, weil es sein Privates ist. Ich denke mal, da
ist eigentlich auch schon eine Menge passiert. Und
was auch passiert ist ist so eine Geschichte die
gerne angesprochen wird, wie Beschilderung. Also
das in der Richtung hier direkt im Gebiet viel
passiert ist eigentlich. Ja und der Rest muß einfach
kommen, und ich denke mal, äh, es gibt so viele
andere soziale Probleme dass man, ich sag mal bei
vielen Dingen wo anders ansetzt und vielleicht man
hier nun die wahnsinns Fortschritte erreicht wie
vielleicht woanders. Ne, es gibt ja auch so Beispiele
wie Frauenhagen oder wie, na gut Frauenhagen fällt
mir nun als erstes ein, oder vielleicht noch Pinnow
oder Schönermark wo dann so bestimmt Leute wie
Bürgermeister oder Amtsdirektoren sich privat
persönliche Denkmäler setzen. Und das dann
natürlich mehr passiert, nei ja gut, das ist dann aber
..wie gesagt von diesen Persönlichkeiten abhängig
und nicht unbedingt davon .. und Criewen hat eben
.. sag mal so lange wie ich es kenne kein Geld um
irgendwo groß was zu machen. Und das bisschen
Geld, was dagewesen ist hat man auch versucht
optimal einzusetzen. Man hat dann am Kindergarten
viel gemacht,.. was ja auch nicht so üblich ist, oder
man hat den, da wo heute der Spielplatz ist, weiß
nicht, ob sie den gesehen haben, war früher mal
eine Müllkippe,
TR: Ja, ja wir waren Gestern da
E: sieht wunder bar aus, das ist noch von der alten
Bürgermeisterin. Alleine der Lenee-Park, ich weiß
nicht, ob ihn das schon mal jemand gesagt hat, da
sind kurz nach der Wende über eine Million Mark
reingeflossen ich, weiß nicht genau ob 1,2 oder 1,4,
115 die Zahlen schwanken da, aber alleine dort ist viel
gemacht worden, gut, nun durch diese baulichen
Geschichten am Schloß selber geht viel verloren,
aber da ist eine ganze Menge eigentlich passiert um
den wieder so herzurichten nach fast 40 Jahren
120 Berufsschule das es wieder ein Lenee-Park ist. Das
war ja vorher eher auf die Bedürfnisse der
Berufsschule angepaßt.
110
65
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
TR: Also was natürlich hier ganz klar auffällt,
dieser kleine Ort und diese gigantischen
Fördermittel, die da rein fließen, nich, auch die
Baustellen und so, und dann wenn man sich hier
5 anguckt, doch sozial recht wichtige Gebäude,
davon und so, also da ist schon die ist in der Woche
und am Wochenende stark frequentiert.
TR: ja
50
E: ...ja, wo waren wir stehen geblieben
E: unser Gebäude (lacht)
TR: da muß man aufpassen
E: das einem nicht die Ziegel runterfallen.
10
TR: Also dieser offenkundige Widerspruch das
finde ich
E: unser, unser Gebäude ist eigentlich so das
Schlimmste, kann ich sagen und es laufen auch
ganz viele Bestrebungen darauf raus, aus diesem
Gebäude noch was zu machen. Aber es hat die Zeit
15 bisher einfach noch nicht gebracht und das andere
Projekt ist, dass was direkt neben dem BIZ steht,
dieses der ehemalige Korn
TR: ... Wie siehts aus mit so verschiedenen, hier ist
ja auch ein Jugendclub und so, so mit verschiedenen
Bevölkerungsgruppen hier, hier im Ort, es gibt ja
auch nicht nur Jugendliche, sondern gibt ja
55 vielleicht auch ältere, kann man da noch was, wenn
man sich die Veränderungen ankuckt, obs da
irgendwelche Unterschiede gibt, wo man sagen
kann, ja hier ist es schlechter, besser oder kann man
das so gar nicht sagen?
60
TR: gut
TR: BIZ ist jetzt Bürger-Infor
65
20
E:
Besucherinformationszentrum
Nationalparkes
des
TR: ja, genau
70
E: also das, wo jetzt der Parkplatz da gebaut wird.
Das soll mal
TR: Wo das Aquarium jetzt drin ist
75
E: Wo das Aquarium drin ist, genau, und davor
dieses Gebäude genau auf der Ecke ist der
ehemalige Kornspeicher der Arnims. Und dieses
Gebäude gehört ja, oder will der Landkreis der
Gemeinde zusammen nur mit der Turnhalle geben
30 und da soll viel Geld fließen, was die Gemeinde
natürlich nicht hat.
25
80
TR: Die Turnhalle ist dieses häßliche, Kasten Dings
85
E: ja, ja, es ist sicherlich häßlich, aber es erfüllt eine
Menge Funktionen und wenn man es ein bisschen
35 begrünt, dann kann man auch schon wieder mit
leben. Aber selbst dazu oder bis dahin ist man bis
heute leider noch nicht gekommen, weil es immer
dieses Hin und Her mit dem Eigentum und so
weiter, wem gehörts denn nun wirklich
40
TR: Welche Funktionen hats noch?
E: Ja, ich bin eher ein Verfechter dafür, das man
sagt, man kann es nicht sagen, es ist schlechter oder
es ist besser ist, es ist anders.
90
95
E: Ja, aber auf jeden Fall. Da macht die Polizei
drinne Sport, da gibt’s drei Frauenvereine, die da
Sport drin machen, da gibt’s von Schwedt ein paar
Leute, die da Sport drin machen, da gibt’s Fußball
45 Senjoren, Junjoren, wie nicht, was da noch alles für,
da trainieren die Kleinen und die Pappas noch
E: ja, also was sicherlich nicht mehr so ist, ist das
was wir früher genossen haben, das man sich
Abends auch mal hingesetzt hat und mal gequatscht
hat und geklönt hat wie man so schön sagt, das man
sich vor dem Haus getroffen hat und erzählt hat, das
man innerhalb der Arbeit oder das, heute heißt es ja
Team, des Kollegenkreises sich mal unterhalten hat,
da ist vieles weggefallen. Also so diese sehr sehr
engen sozialen Beziehungen untereinander sind
sicherlich weggefallen und das vermissen viele
Leute auch. Aber wenn sie das jetzt auf die
einzelnen Gruppen beziehen wollen, also für die
Jugend macht die Kirche was, die Kirche macht
was, das wird ja alles vom evangelischen, von der
evangelischen Diakonie mit geführt, die machen
auch viel für die Rentner, also um die Rentner wird
sich hier eigentlich ganz gut gekümmert, die haben
mehr Feten, als manch anderer hier, dann feten die
Fußballer und machen ihre Veranstaltungen, dann
gabs ein Dorfgemeinschaftsverein, den gibs zwar
immer noch, aber der ist ein bisschen daran
gekrampft, dass die meisten die da drinne waren,
eben nicht aus diesem Dorfe stammten, was dann
die, die aus dem Dorfe stammten denen wieder
Übel nahmen, die hatten eigentlich sich sage ich
mal eine ganze Menge auf die Fahnen geschrieben,
sind dann aber irgendwo, sage ich mal an ihrer
eigenen Courage auch gescheitert. Ja und
ansonsten, muß ich mal sagen, für den Bereich so
meiner Altersklasse, wo bleibt denn noch Zeit? Die
gehen alle arbeiten, dann kommen die nach Hause,
dann machen die ein bisschen am Haus und dann
fallen sie ins Bett und stehen am nächsten Tag
wieder auf und am Wochenende
TR: Die gehen alle arbeiten?
E: Der überwiegende Teil in unserem alter geht
66
Interview Frau Ebert, Geschäftsführerin der Villa Siebenpunkt, vom 29.6.2000 in Criewen, ca. 75 Min.
5
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arbeiten, doch muß ich sagen, also. Viele sage ich
mal pendeln dann halt, Schwedt ist ja nun die
geringste Entfernung aber Angermünde, Prenzlau
und so weiter also es gibt eigentlich, so weit wie ich
jetzt durchgucke, ja gerade in unserem
Altersbereich, nicht so wahnsinnig viele, die dann
arbeitslos sind. Es sind dann einige die sage ich mal
im Klientel 55 aufwärts, gerade Frauen, oder auch
ein Teil Männer, da gibt’s eben, die haben nur die
Chance über ABM oder so irgendwo weiter zu
kommen, aber sonst so, hat sich jeder eigentlich
versucht so zu arrangieren so gut er kann und sei es
irgendwelche Nebenbeschäftigungen oder so,
eigentlich wenn ich jetzt mein näheres Umfeld
angucke gibt’s eigentlich kaum jemanden der mir
sofort einfällt, der mir sofort einfällt, ja bis auf Frau
Wolsky, die jetzt mal wieder arbeitslos ist, aber die
hat vorher auch gearbeitet, also der jetzt so richtig,
also grassierende Arbeitslosigkeit eigentlich
weniger würde ich es einschätzen.
60
65
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AS: und Jugendliche?
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45
E: Ja die Jugendlichen, ja die haben sage ich mal
sicherlich ein schweres Standbein hier, wie
woanders, das es einfach zu wenig Betriebe gibt,
die
Ausbildungsplätze
und
wenn
sie
Ausbildungsplätze anbieten und die auch
durchziehen dann gibt’s eben hinterher keine
Arbeit. Das ist das große Problem und da gehen die
meisten halt weg, weil sie sagen o.k. also drüben
habe ich einfach bessere Chancen. Also, ich kann
mich jetzt nicht mit Einzelschiksalen sage ich mal
hantieren, aber ich weiß von vielen, das eben ja, die
meisten sind eben entweder in überbetrieblichen
Berufsbildungseinrichtungen oder sie versuchen
eben woanders Fuß zu fassen. Also so das so die, es
gibt bei vielen sicherlich das sie gerne hierbleiben
würden, aber wenn es halt mit der Schule zu Ende
ist und ich muß mich um eine Lehre kümmern um
weiter zu kommen, neija, dann muß ich eben sehen,
was ich kriegen kann und da fahren die meisten
sage ich mal überall rum um halt irgendwo was zu
kriegen. Also hier selber im Ort gibs ein Betrieb der
feiert Morgen 10 jähriges Bes, ne Übermorgen, 10
jähriges Bestehen, der bildet Lehrlinge aus, das ist
der Landmaschinenvertrieb und dann ist auch schon
erschöpft. ... Weiter gibt’s keinen der ausbildet,
ausbilden kann.
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100
105
TR: Wir haben es ja schon angesprochen, wenn
man so zum sozialen Klima kommen und uns so die
50 Veränderungen angucken, wie siehts aus, also mit
Nachbarn, Freunden ... hat sich da irgendwie
geändert?
E: Ja, hmm, wie soll man das sagen. Nun ist
natürlich mein Problem muß ich immer wieder
55 sagen, das ich die Zeit vor der Wende ja nicht hier
gelebt habe.. und .. jetzt muß ich sagen, man hat zu
den Nachbarn Kontakt, aber man ist nicht so, dass
110
115
67
man sich nun hinsetzt und stundenlang feiert oder
so. A hat man z.T. die Zeit nicht .. b hat man die
Muße nicht und c weiß ich auch nicht aber
irgendwie ist der Schnaps anders. Also früher, wir
haben heute beide einen Schluck Wein getrunken
und haben gesagt, einen Schluck und das reicht. Ja
man ist irgendwie wahrscheinlich auch so
körperlich, das man sagt, o.k. man kann sich nicht
so lange hinsetzen. Aber es wird durchaus gefeiert.
Also wir machen so, was ja eigentlich verpönt ist,
so Tuppa-Partys und Schmuck-Partys und WeinPartys und das sind dann so die Gelegenheiten mal
dem täglichen zu entschlüpfen und so mal in kleiner
Runde so nett zusammenzusitzen oder so, aber, ich
sag mal, ich würde nicht sagen das es jetzt hier
irgendwo ja extreme soziale ... also so ein großes
extremes soziales Gefälle .. denke ich mal ist nicht
so unbedingt. Es gibt sicher Leute, die im Ort auch
Wohnen, die das gerne zeigen, was sie für Geld
haben aber, also für mich persönlich muß ich sagen,
ne eigentlich nicht. Gerade wir auf dem Vorwerk,
Frau Kresse haben sie ja kennengelernt, die sind so,
da wohnt keiner dem es übermäßig gut geht und da
ist das eigentlich auch nicht so extrem und das ist
eher so im Mitteldorf wo dann die größeren Häuser
stehen, wo es ein paar gibt, die der Meinung sind,
sie müssen nur durchdrücken (..?), aber ansonsten
TR: Wir hatten ja auch schon über Vereine kurz
gesprochen, sind ja sicherlich auch nach der Wende
einige hinzugekommen, so haben wir vom
Bürgermeister irgendwie ein bisschen erfahren,
E: ja, ist auch, ich denke mal nach der Wende ist
eigentlich Vereinsleben so richtig los, weil vorher
hat dieses Leben ja im Grunde genommen der
Betrieb oder die Berufsschule organisiert. Denn hier
waren ja alle in irgendeiner Form mit der
Berufsschule verbunden, also arbeitsmäßig, wie
auch so, ja .. Freizeitbereich war eben viel, und
nach der Wende war der erste sage ich mal der sich
mit
hervorgetan
hat
dieser
Dorfgemeinschaftsverein, der sich da gegründet hat
der, der schon lange existiert und immer noch ganz
gut existiert ist der Chor, den haben wir vorhin
vergessen in der Aufzählung, die haben jetzt ja
gerade, wo Sie gekommen sind, haben die
Sängertreffen gehabt, sage mal da ist ja eigentlich
so auch eine schöne Gemeinschaft die sich so, und
dann ist sage mal massiv dazu gekommen, aber das
dann schon fast wieder so ein bisschen auch
politisch, .. bei der letzen Bürgermeisterwahl hat
sich der Feuerwehrverein etabliert. Das war
eigentlich so, das bleibt ja eine neeheehe (..?) eine
richtige Organisation die gebildet worden ist um
den Bürgermeister, die Bürgermeisterin abzusetzen,
weil man eben unzufrieden war und da hat man also
praktisch ja richtig eine Gegenpartei geschaffen .. in
einem Verein Gegenpol, eine Gegenkandidat
aufgestellt
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
TR: Wird hier also über Vereine und da wären wir
ja auch schon bisschen beim Nationalpark, das ist ja
hier, das funktioniert so ähnlich
60
E: ja, ja
5
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TR: Vielleicht kann man an der Stelle auch ein
bisschen was zum Nationalpark sagen. Ich meine
Ihr Verein, ist ja auch ein Verein, ist ja am Rande
auch so ein Pflänzchen zum, zum Nationalpark
E: Ja, nicht nur am Rande, wir wollen eigentlich,
wir wollten eigentlich viel viel mehr, sind aber auch
ein bisschen daran gescheitert, das wir sicherlich
nicht das wissenschaftliche Potential darbieten
können und haben gesagt, wir sehen uns eigentlich
immer noch so ein bisschen gerade weil da ist
dieses Besucherinformationszentrum und wir liegen
eigentlich direkt vor der Tür; einmal mit der
Jugendherberge und einmal mit dem Parkgarten und
sagen eigentlich, o.k. ihr habt jetzt ein
wunderschönes Ausstellungsräumchen, aber wenn
da Kinder kommen, die können sich praktisch nicht
betätigen, also bitte kommt doch in den Parkgarten
und wir machen dann mit euch Programm. Da
gibt’s
auch
eine
Konzeption,
eine
Umweltbildungskonzeption zu, wo das alles auch
aufgeschrieben ist und ja, nun muß das starten, dann
müssen wir mal sehen, wie das funktioniert. Bisher
haben wir als Verein den Eindruck, das der
Nationalpark sich halt mit seinen Alltagsproblemen
so sehr zudeckt, das so richtig konkrete
Vorbereitungsarbeiten, z.B. jetzt für die Eröffnung
oder so, bisher noch gar nicht diskutiert worden
sind. Ja, also ich könnte mir vorstellen, das man
sagt, also o.k. im September soll das Ding
aufmachen, jetzt machen wir mal schon ein paar
Programme fertig, die wir dann wenn es los geht
und wenn dann der Bedarf da ist, auch gleich
darbieten können. Wir haben darüber gesprochen,
es ist konzeptionell auch irgendwo mal
aufgeschrieben worden, aber es ist jetzt sage ich
mal wo Woche um Woche eigentlich vergeht, wo
der Termin immer
näher rückt,
keine
Konkretisierung und da muß ich sagen, das fehlt
uns eigentlich so ein bisschen und daran arbeiten
wir auch und versuchen auch immer wieder uns ins
Gespräch zu bringen, ja ansonsten, ja machen wir
erst mal weiter..
TR: Hier im Dorf ist ja doch eine ganze Menge los,
haben Sie mir gesagt und man siehts auch und Sie
machen ja auch sehr viel und wenn man sich so
50 anguckt, wer so die Persönlichkeiten sind, hängt das
so an an einigen wenigen oder waren die waren die
also.. oder ist das sehr verschieden, und em
..manchmal sinds ja so einzelne Personen die ganz
wesentlich sind und ähm...
55
E: Ja, es gibt sicherlich bei jedem Verein eine
wesentliche Person und dann gibt es die, die dann
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halt eben mitmachen und ich denke mal, dadurch
das viele in verschiedenen Vereinen sind ist aber
auch so, dass eben doch immer wieder einige
mitmachen und dadurch es nicht nur an ganz
wenigen hängt. Also es, das ist auch so dieses
Entstehung.. es äh, ja Charisma von diesem
Feuerwehrverein,
das
man
eben
diesen
Dorfgemeinschaftsverein, dessen Vorsitzender Frau
Pötter war, die gleichzeitig Bürgermeister war und
ich weiß nicht, ob sie die kennengelernt haben bei
der Befragung, die ist gleichzeitig beim Verein der
Freunde
des
Nationalpark,
ne
des
Internationalparks, also nicht bei dem Verein zum
Schutz, sondern beim Verein der Freunde, Ansgar
Vössing und sie sollte auch mal oder soll noch
immer, wie auch immer der Chef vom Tagungsund Kongreßzentrum werden also sie war mal
einfacher Berufsschullehrer und ist dann nach der
Wende durch ja Überleitung zur Stadtverwaltung
hauptamtlicher
Bürgermeister,
ehrenamtlicher
Bürgermeister hat sich da eine Machtkombination
ergeben die den Leuten im Dorf Angst gemacht hat
und die gesagt haben, a Wissen wir nicht genau was
gespielt wird, was wirklich Phase ist, b sehen wir,
das z.B. der Dorfgemeinschaftsverein jedes Jahr ein
großes Dorffest macht, wo ein Haufen Einnahmen
kommen, die aber dem Dorf nicht zu Gute kommen,
die nur diesem Verein zu Gute kommen und da hat
man sie regelrecht auflaufen lassen und da hat sie
dann, also das war richtig dramatisch hier die Wahl
und dann hat der Feuerwehrverein wie gesagt
diesen Gegenkandidaten aufgestellt, der auch
gewählt worden ist. Aber der Gegenkandidat hat
natürlich auch gelernt, das Altagspolitik was
anderes ist, als die Euphorie einer Wahl, und äh, ja
die Alltagsprobleme erschlagen ihn auch manchmal
denke ich mal, so bringt er es auch zum Ausdruck
und er würde schon ganz gerne auf Grund der
finanziellen Probleme die Hochzeit mit Schwedt
mal in Gang setzen. Neija
AS: Das heißt, Criewen soll eingemeindet werden?
100
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68
E: Ja, also es ist das Problem, das hier die
Eingemeindung irgendwann sowieso, sage ich mal
verordnet wird. Es war die Chance noch es vorher
in den Griff zu kriegen mit Zützen und Maienburg,
was so ein bisschen daran gescheitert ist, das erst
Maienburg nicht wollte, dann wollte Zützen wieder
nicht, die beiden Gemeinden haben sicherlich etwas
mehr Geld im Säckel als Criewen, Criewen war
schon immer stark verschuldet, und auf Grund
vieler Projekte die man vor hatte, die aber einfach
nicht so gekommen sind wie man sie wollte und
man hat sich eben mit Pandungsunterlagen (zw
555..?) stark verschuldet. Das hat auch zu großen
Differenzen,
das
hängt
auch
mit
der
Bürgermeisterin zusammen zum Amt geführt, und
dann kam auch vom Amt nichts mehr und dann
hingt die Gemeinde auch so ein bisschen so in der
Luft, zwar vom Kreis hoch gefördert oft gewonnen
im Dorfwettbewerb nach der Wende auch, aber
Interview Frau Ebert, Geschäftsführerin der Villa Siebenpunkt, vom 29.6.2000 in Criewen, ca. 75 Min.
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dann ja, da passierte sichtlich für die Leute nicht
mehr genug. Und dann hat man eben die
Feuerwehrverein, den neuen Bürgermeister und
dann kamen die Probleme wieder auf den Tisch und
das dann der Bürgermeister gesagt hat, jetzt haben
wir Juli, so im Dezember fing es so ungefähr an das
man so ein bisschen öffentlich darüber diskutierte,
das man sagte, wir würden gerne mit Schwedt,
wenn Schwedt mit uns will. Wir haben bloß das
Problem der territorialen Grenze zu Zützen, also
Zützen müßte mitziehen oder Schönbohm trifft eine
Ausnahmegenehmigung, das wir zu Schwedt gehen
können. Schwedt würde ganz gerne, weil Criewen
ist immer auch so ein bisschen Vorzeige, weil das
ist so Ausflugsort von vielen Schwedtern,
Wochenendausflugsort und so einige haben hier
auch hier hinten ihre Gärten, Schwedter schon
immer gehabt und da würden sie sich schon ganz
gerne Criewen noch mit anhängen, obwohl sie Geld
auch nicht so wahnsinnig viel haben, aber vielleicht
könnte man dann bestimmte Dinge, so ist es
zumindest von Schwedt auch angedacht und
versprochen worden ja regulieren und auch
rübergeben und vielleicht auch dem Gemeindehaus
mal wieder ein schönere Kleid verpassen, als es im
Moment ist.
TR: Wenn wir auch ein bisschen an die Konflikte
denken die natürlich hier auch überall, wie wir
gehört haben von Herrn Englert, macht sich das,
30 wie macht sich das, schlägt das hier irgendwie
durch nach Criewen?
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E: Ja na sicherlich. Hier sind viele Konferenzen
heiß dis.., Herr Englert hat auf dieser Bank da schon
öfter gesessen, heiß diskutiert, auch Herr Vössing
und Herr Vössing hat ihm dann das Wort verboten
... Bis ich dann gesagt habe, also bitte schön Herr
Vössing, noch haben wir auf diesen Bänken zu
entscheiden wer hier sitzen darf und wer nicht.
Sicherlich schlägt das Wellen und jede
..Zeitungsnotiz wird diskutiert, und als der PEP das
erste Mal den Plan vorgestellt hat wurde heiß
diskutiert, als der PEP das zweite mal den Plan
aufgestellt hat, hat sich kein Naturwächter irgendwo
an einen Landwirtschaftsbetrieb gewagt hier, weil
die hätten den mit Steinen beschmissen und die
Leute sind auch mitgezogen als es damals vor die
Uckermärkische Bühnen ging und die große
Demonstration gelaufen ist, und fühlen sich
eigentlich mehr den Bauern verbunden als dem
Nationalpark und der Naturwacht, weil ich sage mal
viele haben... das sind Leute die von außen
kommen, a am Anfang waren es Leute die von ganz
weit wegkommen, nämlich von der anderen Seite,
nämlich von den großen Brüdern und Schwestern,
dann waren es Leute, die von noch woanders
kamen, und ja man hat nicht das Gefühl gehabt, das
die einen Verstehen und das die einen zu Wort
kommen lassen und das denke ich mal ist der ... also
egal wieviel, es gab ja hier auch eine Menge
Fernsehsendungen, laufend war hier irgendwelches
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Fernsehen, Vor-Ort-Sendungen, als dann der PEP
das zweite mal raus kam war auch wieder, da haben
sie das Schloß beleuchtet, der größte Eindruck von
dieser Vor-Ort-Sendung, da haben wir so im Stillen
gedacht, das müßte jeden Abend so sein ja. Das
Fernsehen, das Schloß beleuchtet, selbst mit
Baugerüst ja, das im Fernsehen aus wie der
Eifelturm in P aris, wun-der- schön, ja, und nur so
ein paar Strahler rangestellt so richtig toll, ne und
da haben sie auch heiß diskutiert, natürlich die
Bewohner .. klar und das ist, das hatten wir ja
letzten schon gesagt es haben viele eben auch noch
Land, es haben viele Waldbesitz und so weiter und
es haben viele Jagderlaubnis und die Angler und
alle und der war richtig, doch war schon immer
Stimmung denn dazu und auch entsprechende
Meinungsäußerungen, mal mehr und mal weniger
laut. Man sucht sich immer gerne bei solchen
Sachen jemanden den man vorschickt, und das ist
im größten Falle auch immer Herr Englert dann
gewesen, gerade wenn es um solche Problematiken,
hat sich dann dahinter aufgebaut, hat gesagt ja, weil
selbst diese Leute die da im PEP gesessen haben,
die haben ja unweit von hier gesessen in
Schöneberg das war eben eine Gruppe eine in sich
geschlossenen Gruppe die nach Außen hat nichts –
dringen lassen und nach dem es mit Herr Vössing
und dem Verein der Freunde hatten wir so den
Eindruck überhaupt nicht mehr ging, hat dann der
Verein der Freunde versucht über den Pfarrer Berg
jemanden zu finden, in der Hoffnung, das der
jemand ist, der mit den Leuten reden könnte, aber
da wurde es noch viel schlimmer. Und wenn Herr
Berg sich nach einer Diskussion, nach dem den
Touristikern hier im Gemeinderaum der PEP, also
dieser Pflege- und Entwicklungsplan noch mal
vorgestellt worden ist, und schon vorher so ein
bisschen andiskutiert worden ist, so sagt, die doofen
Bauern, die lernen es doch nicht und die Touristiker
sind genauso blöd,
TR: das war hier im..?
E: ja, ja,
TR: ach hier ist der entscheidende Satz gefallen?
E: ja, wer hier schon alles war, hier war sogar
schon, heute kann man sich ja nicht mehr mit
rühmen, ne, Dr. Kohl ist hier schon aus dem
Hubschrauber gestiegen, hier war Prinz Phillip im
Park, also wenn es danach geht, dann können wir
hier, ist hier schon eine Menge Politik gemacht
110 worden, in der Richtung, also und so
Veranstaltungen, gerade so im Bauernbereich und
so, haben hier schon viele stattgefunden. Wo dann
hier die alle zusammengekommen sind und so und,
ja ich denke mal, da dokumentiert sich auch immer,
115 das einem das Hemd näher ist, als die Hose. Also
die Leute verbinden sich immer mit den Beträgen,
die hier ansässig sind und jahrelang mit den Leuten,
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Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
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mit den sie gearbeitet haben, als mit solchen die
hier herkommen und sagen, so Freunde, jetzt
machen wir mal hier einen Nationalpark draus.
Obwohl die Zielstellung gar keine schlechte ist, das
ist ja auch eine schöne Sache und die Leute sagen ja
auch nicht, das sie gegen den Naturschutz sind in
dem Sinne, aber sie wollen, das man mit ihnen redet
und nicht über sie redet und nicht über sie hinweg
entscheidet. Und das ist eben viel zu oft verkehrt
gemacht worden. .. Man hat eben sehr viel von oben
herab, und da ist sehr viel Porzellan zerschlagen
worden denke ich mal, dass inzwischen es schon so
ist das wenn man sich sieht schon soviel Vorurteile,
das ist wie in so einer Arena ja, wenn der Stier dann
rein gelassen wird, das man schon soviel Emotionen
hat und den schon gar nicht mehr sehen kann und
denn, da gibt’s keine Gespräche mehr oder
Diskussionen weil, die Vorbelastung einfach schon
so weit ist, das man sagt man kann sie nicht mehr
sehen und dann gibt’s viel menschliche Dinge die
eben passieren, wo eben sage mal Naturwächter
sich mal gehen lassen oder was falsch machen, was
eben nicht so gemacht werden dürfte und das wird
dann eben entsprechend hoch gekocht und dann
bleiben die Vorurteile
AS: Ja und sie sind mehr oder weniger auf der
Grenze, sie bekommen beides mit, irgendwie so ein
neutrales Fleckchen und kennen alle hochkarätigen
Personen und bekommen aber auch den ..
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E: von unten und oben
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AS: von unten und oben den Konflikt mit.
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E: Ja, ich sag mal so, ich halte die Idee, hier einen
Nationalpark zu machen für eine ganz tolle Sache,
aber man muß mit den Leuten reden und man klipp
und klar sagen, was soll wie in welcher Form
gemacht werden und wo. Und nicht irgendwo
irgendwelche Pläne aushängen, drei Worte dazu
sagen und dann verschwinden und dann war es das.
Und dann sehen die Leute plötzlich, ja jetzt werden
da in der Aue lauter Wälder gepflanzt, warum
werden denn da Wälder gepflanzt? Ja, die haben,
auch gerade so diese Angst 97 bei dem Hochwasser,
gabs eine unheimliche Solidarisierung der Leute
untereinander, so und dann plötzlich kommen die
wieder und sagen, ja und jetzt reißen wir die Deiche
nieder, ne... da haben die Leute gedacht, die sind im
falschen Film, ja, eben haben sie die Deiche noch
verteidigt und warn stolz auf sich und haben hier 24
Stunden Deichläuferdienst gemacht und alles und
dann kommt der Nationalpark und sagt, ja, ist ja
alles schön und gut aber in Zukunft gibt es gar
keine Deiche mehr, wir reißen die Deiche nieder.
Ja, da meinten die aber wieder, das in Teilbereichen
Deiche langsam abgetragen werden, dass vielleicht
auch nicht mehr gepumpt wird und so weiter. Es
sind ja immer zwei Seiten zu betrachten, das ist
soweit auch, die Brücken die einzelnen Wehre
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innerhalb der Polder sind zum Teil baufällig, wenn
da gepumpt wird und das Wasser sage ich mal, das
läuft ja im Winter rein und läuft im Frühjahr
langsam wieder zurück und in Schwedt z.B. ist ein
Schöpfwerk dann wird eben abgepumpt und dieses
Abpumpen, so hat es zumindest Minister Platzeck
mal hier gesagt kostet wohl im Jahr alleine für das
Schöpfwerk Schwedt 600.000 Mark und das sind
Steuergelder und die müßten nicht sein, wenn das
Wasser alleine zurückgeht dann können die Bauern
aber nicht im April rein, dann können sie vielleicht
auch nicht im Mai rein, sondern Ende Mai, Anfang
Juni, das wäre für die erst Mad schon ein bisschen
spät, denn das Gras, was sie dort ernten ist sehr
ertragreich, eiweißhaltig und ja wurde früher sage
ich mal bis, ja, wie wir Ossis sagen, in den Westen
verschoben für harte Devisen, ne, weil es eben so
toll war oder noch ist z.T. So, und die Leute haben
eben auch angst, wenn nichts mehr gemacht wird,
wenn nichts mehr gemäht wird usw., das dann ja,
das Gebiet verwuchert und das dann ja eine echte
Hochwasserbedrohung da ist, dass dann die
Mückenplage kommt. 97 war das so, nach dem das
Hochwasser weg war, konnten wir die Mücken mit
Handfeger und Müllschippe hier von Fenster
kratzen, ja das war richtig, richtig schlimm, da
waren die Fenster schwarz, auch das Haus war z.T.
schwarz. Dies Jahr war es so, nach dem warmen
Winter da waren dann so viele von diesen Mitzen
(..?) da, die waren so aggressiv, oder was weiß ich,
was die für einen Stoff in sich hatten, da mußten
manche Leute sich krank schreiben lassen, weil sie
aussahen wie die Streusselkuchen und gar nicht
mehr wußten, wo sie zuerst jucken sollten, und da
wird dann natürlich gesagt, na siehste, dass haben
wir nun davon. Da sind schon ein paar
Totalreservate jetzt kommen die Biester her. Also
es werden dann bestimmte Szenarien geschaffen,
die nicht bis zum Ende ausdiskutiert werden, wo
nicht klar wird, was passiert nun eigentlich
wirklich, und diese Unwissenheit denke ich mal auf
beiden Seiten führt dann dazu, dass ja andere
Vorstellungen kommen und das dann z.T. auch
Sachen erzählt werden, die dann vielleicht nicht so
sind und der Nationalpark sagt dann wider, ja mein
Gott für gemähte Wiesen, wo die Heuballen liegen,
das gibt’s auch in der Lüneburger Heide oder so,
dafür brauchen wir keinen Nationalpark. Ist auch
verständlich, ist auch richtig, also man muß
irgendwo denke ich mal ein Konsens finden und für
mich war der Dr. Müller, der vorher war der auch
95 das Nationalparkgesetz durchgebracht hat letzten
Endes, jemand wo ich gedacht habe, das ist einer,
der bringt das, also der kann mit den Leuten reden
und der kann diesen Konsens herstellen, denn das
ist nicht einfach und wenn wir uns andere
Nationalparke angucken, auch sage ich mal wenn
wir an der Nordsee sind, oder so, die haben auch
jeden Tag ihre Probleme und ich denke mal auch
nicht, dass das mit den Problemen wenn der jetzt
nun alles da ist, oder so, dass das denn alles
schlagartig aufhören würde. Die Probleme ergeben
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sich aus dem ganz normalen Alltagsgeschehen, bloß
man muß eben mit den Leuten reden. Und was die
Leute noch sehen, wenn der Nationalpark jemand
wäre .. und dabei sind wir schon wieder bei der
Geschichte, der Arbeitsplätze schaffen würde, dann
wären die alle dahinter, wette ich. Wenn der hier
massiv Arbeitsplätze schaffen würde, mit dem
entsprechenden Gehalt, nicht so wie Telegate hier
ja, kommen hier her, zocken das Arbeitsamt an,
kriegen 1,1 Millionen gesponsert für 200
Arbeitsplätze und zahlen dann 1600 Mark brutto,
von denen sie noch nicht mal das verdienen, weil
sie eine 30-Stunden-Woche haben oder so, schönen
Dank fürs Gespräch, den hätte ich auf den Mond
schießen können, die waren nämlich dann hier auch
noch gewesen, und so, und ja, dann würden die
Leute sagen, ja toll, ist eine tolle Sache. Ja, also
wenn ich sehe, Nordsee z.B. auf den Inseln, das
man sagt o.k. also Landwirtschaft ist für euch kein
Erwerb mehr, Naturschutz, und ihr macht jetzt hier
Naturschutz und ihr kriegt dafür euer monatliches
Einkommen, dann könnten die Leute damit leben,
dann würden sie sicherlich auch mehr für den
Nationalpark sein, aber Sie haben gesehen und
daraufhin sage ich mal ist das Ding ja auch so sehr
zum Kippen gekommen, wo sogar PCK-Leute, die
ja nun sage ich mal mit dem Naturschutz überhaupt
nichts zu tun haben, die eigentlich in einer
Dreckschleuder arbeiten, gut die hat sich nach der
Wende auch sehr entwickelt, .. das die sich dann in
der Betriebsversammlung hinstellen und sagen,
Nationalpark ist scheiße, wir sind gegen den
Nationalpark, weil der Nationalpark verhindert,
dass der Grenzübergang ausgebaut wird, weil der
Nationalpark verhindert, dass die Infrastruktur
ausgebaut wird, weil der Nationalpark verhindert,
dass Hafen ausgebaut wird, obwohl noch niemand
glaube ich so richtig weiß, ob der Hafen so genutzt
wird, wie er jetzt ausgebaut wird. Denn die
Interessen an so einem Hafenausbau sind sehr
spezifisch. Nach dem ich nämlich im Landtag war
und für den Nationalpark, damals, als das Gesetz
durchkommen sollte, haben auch Bürger
gesprochen, unsere Bürgermeisterin sollte sprechen,
und die konnte aber nicht sprechen und dann mußte
ich sprechen und dann habe ich natürlich die Hosen
voll gehabt, wenn sie da plötzlich da im Landtag
stehen und da die ganzen Herren Ministerien und so
weiter, ja, und da habe ich einen Satz gesagt, wo ich
sage ...manchmal war ich mir auch noch gar nicht
drüber klar, mit welcher Konsequenz der Satz da
gesprochen worden ist, bevor ich da hin gefahren
bin den Abend ist hier vorne, jetzt sie wieder
mächtig gelitten die eine Weide, gabs hier hinter
noch eine Kastanie und eine Weide und da ist die
Kastanie mitten über den Weg gefallen, .. und es
konnte keiner mehr rein noch raus, es war so, dass
also selbst mit Brücke es einfach nichts mehr zu
machen.. Ja, und da habe ich dann so gesagt, neija
und manchmal wehrt sich die Natur. Ja, und in dem
Moment hat sie es ja auch gemacht und hat sich in
gewisser Weise gewehrt. Es war eine Geschichte
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das man, nach dem man diese einstweilige
Sicherung des Landschaftsschutzgebietes durch
hatte, baute man in einer Nacht- und Nebelaktion
überall Schranken hier hin. Schranken an die
Wälder, Schranken an die Brücke und ein Jahr
vorher ist die Mauer gefallen. Naja, da können sie
sich vorstellen, was in den Leuten vorgegangen ist
oder vielleicht zwei Jahre vorher, weiß ich nicht
mehr genau, wann das mit dem Schrankenbau war,
weiß vielleicht, Englert weiß das bestimmt wann
die Schranken gekommen sind, und da haben die
Leute gesagt, das kann nicht sein, jetzt kommt der
Nationalpark daher und baut hier Schranken und
wir können nicht mehr in die Polder, wo wir sonst
jeden Tag hingegangen sind und wir können nicht
mehr in den Wald oder so, und ja und da war dann
natürlich auch sage ich mal schon wieder viel
kaputt gemacht worden und manchmal hat man
auch den Eindruck, und dann sind die Schranken
auch kaputt gemacht worden, und so ein bisschen
wie Maschinenstürmerzeit, dann wurden Tafeln
aufgestellt mit Pflanzen und Tieren, die wurden
dann ständig kaputt gemacht und so, ist ärgerlich ist
unvernünftig, aber da haben eben die Kinder sage
ich mal oder z.T. auch jugendlich das rüber
gebracht, was im Elternhaus diskutiert worden ist,
ne, die haben das dann da ausgelebt.
AS: ...Ähm, noch mal auf die Geschichte mit der
Partizipation dem Einbeziehen der Leute, ist da
schon alles Geschirr zerbrochen, oder gibt’s da
noch, sehen sie da noch Perspektiven vielleicht.
E: Nö, es gibt sicherlich, .., also wenn, wenn es
wirklich so sein würde, das der Nationalpark
sichtlich für die Leute Arbeitsplätze schafft, dann
ist alles Geschirr wieder gekittet, denke ich mal.
Also der größte Teil zumindestens, wenn die Angler
weiter Jagen dürfen, wenn die Jäger weiter jagen
100 dürfen, dann ist auch noch ein Grund und die
Fischer, die Berufsfischer sage ich mal ihre, ihre
und die Landwirte denke ich mal, mit den muß man
reden und es hat sich auch immer wieder gezeigt
das wenn denn
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(hier ist die erste Seite der Aufzeichnung zu Ende)
E: (...) 45 war der Krieg, dann kam die
Bodenreform, dann kam 51 die Sozialisierung der
110 Produktionsmittel, dann wurde alle sozialistisch
gemacht bis 64, dann haben wir Hurra alle
geschrien zum 8. Parteitag, jetzt sind alle
Produktionsmittel in sozialistischer Hand, damit
haben wir eigentlich jegliche Privatinitiative kaputt
115 gemacht und haben unsere Wirtschaft so richtig in
den Dreck gefahren, hat aber damals keiner
geglaubt, alle waren stolz auf sich, so, da haben die
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Leute zweimal wieder ihr Land weggenommen
gekriegt gehabt und dann kam die Wende, die Leute
kriegten ihr Land wieder, sie waren alle glücklich,
sie kriegten ihre Wälder wieder, sie kriegten ihre
Felder wieder und dann kommt der Nationalpark
und sagt, so Jungs, das war ein Scherz, jetzt machen
wir hier Naturschutz, jetzt machen wir hier
Nationalpark, ja, da kann man sich ja vorstellen,
dass die da nicht Hurra schreien drüber. So, na und
dann kamen die Schranken plötzlich, ohne mit den
Leuten vorher zu reden, wenn der jetzt in seinen
Wald fahren wollte oder so, plötzlich war eine
Schranke da, da hat der gesagt, na ihr spinnt doch
wohl, wa, so neija und dann haben sie dann wieder
Schlüssel ausgeteilt, das die, die dann da Wald
hatten eben wieder in den Wald rein fahren
konnten. Ich bin auch der Auffassung, dass
verboten werden sollte, da mit dem Auto rein
zufahren, ja, aber das die Leute sage ich mal, die da
eben wirklich noch Land haben, oder die da noch
bestimmte Aufgaben übernehmen, die sollten auch
die Möglichkeit haben, mit dem Auto reinzufahren,
nur da fährt ja immer wieder alle Mögliche. Ja, und
jeder nimmt sich da irgendwo das Recht raus da mit
dem Auto zu fahren, bis dahin, dass die
Fahrradfahrer eben bei Seite springen müssen weil
die Autos da 80 oder 100 langbreschen... und das
sind nicht immer Autos, die vom Hochwasserschutz
kommen oder oder vom ich sage mal vom Grenz
oder vom Zoll oder so kommen, sondern das sind
oft Autos, ja, die sich eben so das Recht
rausnehmen, ich denke mal dagegen sollte man, bis
dahin, das Berliner mit dem Jeep auf dem Eis lang
fahren, im Eis einbrechen und dann die Kinder aus
dem Auto, was voll Wasser läuft raus kommen
lassen, barfuß auf dem Eis stehen lassen, warten, bis
die Dämmerung hereinbricht, und dann zum
Nationalpark gehen und sagen, sie haben sich
verfahren. Sie hatten nur Pech, dass die ein Jäger
beobachtet hat und im Eis noch die Spuren der
barfüßigen Kinder zu sehen waren .... also so kleine
Extreme ... der hat noch Glück gehabt, dass er an
einer Stelle eingebrochen ist, wo es so flach war,
wenn der woanders eingebrochen wäre, die wären
weg gewesen, die hätte keiner mehr gefunden. Das
passiert ja auch ab und zu mal, dass das jemanden
erwischt.
TR: Sie haben ja gesagt, also dass die
Informationen auch über die Maßnahmen nicht so
50 richtig nicht so richtig klar
E: Ja, die Vorabinformationen.. das man mit den
Leuten vorher redet, dass man sie nicht einfach ..das
ist immer dieses von Oben herab, dass man sie nicht
vor vollendete Tatsachen stellt sondern dass man
55 mit ihnen redet und wenn man mit ihnen redet eben
auch wieder nicht von oben herab, sondern wirklich
versucht mit ihnen zu reden, ... das ist für meine
Begriffe bisher nicht in dem Maße so wahnsinnig
gelungen. Es gelingt in Teilbereichen, aber nicht
60 generell und es verhärten sich auf Dauer der Jahre
die Fronten und dann wird es immer schwieriger
mit einander zu reden
TR: Und hätten sie da so eine Idee, also wie man,
was man da so verbessern müßte
E: Ich denke mal in großer Runde wird man da
nichts lösen. Also wenn man da von einer Fraktion
alle einläd und an einen Tisch setzt, wird man es
nicht unbedingt erreichen. Es ist der Verein der
Freunde sehr stark in die Diskussion gekommen
70 und ich denke mal da müßte man erreichen, daran
arbeitet ja nun der andere Verein nun wieder, ob
nun immer so gerade richtig, ist dann auch eine
Frage der persönlichen Identifikation mit dem
Problem, das man
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TR: Die Interessengemeinschaft
E: Die Interessengemeinschaft, ja das man sagt, es
werden eben z.B., also der Nationalpark müßte
sagen, mit den und den Kompromissen können wir
leben oder können wir nicht leben. Und dann muß
80 man sich an einen Tisch setzen und das
ausdiskutieren und das müßte eben für meine
Begriffe mit den einzelnen Leuten gemacht werden,
also nicht jetzt immer nur über Vereinsleute und die
Obersten, sondern mehr von unten erreicht werden
85 eigentlich, das die von, die Kleinen sage ich mal,
die von unten angesprochen werden und eben nicht
immer nur die Vorsitzenden oder die Chefs
eingeladen werden. So generell denke ich mal ist es
eben wirklich so, wenn sichtlich klar wird, das
90 Arbeitsplätze entstehen, dann denke ich mal, dann
gewinnt das auch an Akzeptanz. Das hat es bis jetzt
nicht gezeigt. Im Gegenteil.
AS: Ist das eine Perspektive, das so eine
Nationalpark Arbeitsplätze schafft?
95
E: Stellen sie sich die Frage mal selber. Versuchen
sie mal wo
AS: Wir haben die verschiedensten Antworten
bekommen und die waren zuletzt eher ablehnend,
deswegen frage ich noch mal nach.
E: Also fangen wir beim Kopf an. In der
Verwaltung sitzt nicht ein Criewener. Da sitzen
überwiegen Schwedter, Städter, oder ganz fremde.
In der Naturwacht selber gibt’s einen Criewener
und es gibt in der Naturwacht einige, die aus den
105 Dörfern kommen, das ist schon mal eine ganz
wichtige Sache, das die Ranger, die jeden Tag im
Gebiet sind auch sage ich mal einen sozialen Bezug
dazu haben und einen Territorialen Bezug dazu
haben. Ich denke mal auf der Ebene ist auch schon
110 ein bisschen was passiert. Obwohl die auch
manchmal dann, die stehen ja auch immer zwischen
Baum und Borke sage ich mal sicherlich. Wenn die
dann mit der Verwaltung hier her kommen, gibt es
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für Criewener nicht einen Arbeitsplatz. So, und jetzt
haben wir das Zentrum hier, und es ist wieder nichts
passiert. Für die Leute sichtlich nichts passiert. Es
wird nicht mal eine Reinigungskraft geben. Oben ist
dieses Heim für abhängig Kranke entstanden vom
medizinischen Zentrum in Angermünde. Wir
machen das im Nationalpark, weil das so schön ist.
Da arbeitet nicht ein Criewener. Da sind nur Leute
von aussen drinne. Und die Leute sehen eben, wenn
jetzt jemand herkommt dann sind es halt Touristen,
die frequentieren eventuell spartanisch die
Gaststätte ein wenig, leben können sie von diesem
Tourismus alleine überhaupt auch nicht. Wenn einer
davon gut lebt, dann ist es die Pension von Frau
Bartsch. Da ist es aber auch durch ihre eigene
Agilität und durch ihre eigene Mund-zu-MundPropaganda, aber ansonsten, wenn ich mir die
anderen Zimmervermieter angucke, ich weiß nicht,
was sie jetzt für eine Position ihnen gegenüber
geäußert haben, sage ich mal, leben die Meisten
eigentlich nicht unbedingt von Touristen sondern
eher von Bauleuten und von ja, Durchreisenden.
Also wenig eigentlich von dem klassischen ..
Touristen. Es gibt eine Familie hier, die Familie
Ulbricht noch, die haben ein Ferienhaus, da ist es
noch ein bisschen gegeben, dass die mehr in die
Richtung gehen, aber ansonsten ist es überwiegend
dieses andere Klientel. Ja und perspektivisch, wie
soll den der Nationalpark Arbeitsplätze schaffen,
außer für die Naturwacht oder woanders. Und
dieses sage ich mal die so genannten Zu- und
Nebenerwerbsquellen werden in dem Maße nicht
kommen. Gucken sie sich die Nationalparkzentren
in den anderen Nationalparken an. Das ist doch
nicht wie in Amerika wo um 10ne mal der Geiser
mal spuckt oder so und wo dann 1.000de
hinflanieren und gucken jetzt kommt das Ding hoch
und jetzt gucken wir uns das an oder so. Also es
wird immer denke ich mal, das kann man eigentlich
sicherlich statistisch auch nachweisen eine
ansteigende Zahl von Besucher geben aber es ist ja
auch nicht gewollt, dass, ich sage mal – wir sagen
immer Terroristenbusse – das die Touristenbusse
hier einschweben , die in den Bussen sind
Terroristen (lacht), das sind keine Touristen, die
meisten jedenfalls, die sogenannten pauschalen
denn, das die hier nun massenweise einschweben
und hier groß was schaffen. Also alle die hier sind
nehmen sie Frau Lück, den kleinen Konsum,
nehmen sie uns, richtig Leben, gut Leben können
wir davon alle nicht. Und auch das Zu- und
Nebenerwerb, wie z.B. wo dann gesagt wird, ja also
Wäschereien haben hier, oder die Leute die
Führungen machen und so, dafür bezahlt keiner
groß Geld, davon können sie nicht leben. Selbst die
Volkshochschulen, die wir hier seit Jahren haben,
die versuchen so Bildungsprogramme anzubieten,
haben enorme Probleme diese Programme für Geld
anzubieten und zu machen. Der Nationalpark hat
dann
den
Versuch
gemacht
arbeitslose
Vorruheständler und andere Freizeitfunktionäre mit
Material auszustatten sie auszubilden und aus ihnen
Landschaftsführer zu machen. Ja, da gibt’s zwei,
drei, bei denen steckt das im Blut, die werden auch
65 ständig frequentiert, aber der Rest, ja... es ist, denke
ich mal nicht so ein Bereich, der so stark
expandieren kann, dass man sagen kann, da würden
wirklich so wahnsinnig viele Arbeitsplätze
entstehen. Und wenn, dann entstehen sie nur, weil
70 ein anderer wegfällt und dann wird der mit einem
anderen besetzt oder so. Ich wüßte selber nicht, wo
groß Arbeitsplätze entstehen. Und durch das
Tagungs- und Kongresszentrum, muß ich mir
ehrlich sagen, glaube ich auch nicht, dass da irgend
75 ein Criewener Arbeit findet. Werden wir ja sehen,
dauert ja noch eine weile, bis das fertig ist.
TR: Wie denken sie wird dieses Zentrum, also diese
doch recht mächtige Infrastruktur im Verhältnis
zum Dorf auf den Ort wirken. Was haben sie da für
80 Vorstellungen.
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E: Also, so ein Tagungs- und Kongresszentrum
sage ich mal hängt ja davon ab, wie stark es
frequentiert wird. So, und ich glaube nicht, dass das
so immens auf die Dauer frequentiert wird, dass das
ein permanentes Problem wird. Man wird sich mit
arrangieren. Denn man hat ja auch die Berufsschule
erlebt und da war ja auch mehr los im Dorf, weil
eben immer wieder Wechsel da war, neu Lehrlinge
sind gekommen, andere sind gegangen und dann
gehörten die Eltern dazu und dann gabs ein Internat
und so weiter, also man hat ja mit solchen
Bedingungen in gewisser weise schon mal gelebt,
mit einer höheren Frequentierung von Außen.
Alleine oben auf dem Vorwerk waren ja wahnsinnig
viele Leute beschäftigt. Das war ja richtig ein
kleiner Gigant da oben, die hatten ja auch eine
gewisse Macht und haben auch ich sage mal, ohne
Landwirtschaft würde dieses Gebäude hier auch
nicht geben. Das haben die in einer Nacht- und
Nebelaktion hingestellt als Berufsschulräume, wo
Physikund
Chemiekabinet
und
später
Computerkabinet mit angeboten worden ist. Ich
denke mal, es wurde immer gesprochen vom 60Bettenhaus was unbedingt kommen müßte um so
ein Tagungs- und Kongresszentrum am Leben zu
erhalten. Ich weiß nicht, ob so ein 60-Bettenhaus
dem Dorf so gut tun würde. Ich weiß nicht, ob da
dann irgendwo Arbeitsplätze entstehen, denn das
Problem ist ja, das hier sofort im Umland Zützen,
Winkel hat 12 Betten, Oder-Hotel weiß ich nicht,
wieviel die haben, Chalet-Europa weiß nicht,
wieviel die haben. Keiner von denen kann leben so
richtig. Die knabbern alle irgendwo, ja. Und dann
kommt dann hier ein 60-Betten-Haus hin für dieses
Tagungs- und Kongresszentrum, also da haben alle
Bauchschmerzen mit. Ich weiß nicht, ob das so gut
ist. Aber andererseits wird dann wieder gesagt, also
ohne so ein Bettenhaus kann so ein
Tagungszentrum nicht leben. Ich weiß es nicht. Ich
möchte erst mal sehen, dass es fertig wird. Seit 94
bin ich hier und seit 94 wird geredet, dass es
kommt. Jetzt sind sechs Jahre ins Land gezogen.
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
Das BIZ ist immer noch nicht offen, gut, es soll im
September eröffnet werden, aber das Schloß braucht
Minimum noch zwei Jahre. Da kann mir einer
erzählen, was er will. So, bis dahin ist noch viel
5
55
TR: Was machen die denn da solange?
60
E: Das ist eine Baustelle des Landesbauamtes.
TR: Ach so, dass erklärt sozusagen alles.
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15
20
25
E: Das denke ich mal erklärt alles. Wenn ein
Landesbauamtsdirektor sich hier hinstellt und sagt
zum Schornsteinfeger, passen sie mal auf, sie haben
hier gar nichts zu sagen, wir machen die Gesetze, ...
das ist auch eine Form von Umgang. Ich denke mal
...eine staatliche Baustelle mit allem was dazu
gehört. Wenn es ein Privater macht, der wäre schon
entweder kaputt gegangen oder fertig. Das kann
sich keiner leisten, was da passiert. Also normaler
Weise eigentlich nicht, denke ich mal. Sicherlich
haben wir als einzelner nicht den Einblick, in wie
Weit jetzt wieder Gelder gestrichen worden sind,
Gelder zurückgezogen worden sind, da wieder hin
verteilt worden sind, oder wie auch immer. Das ist
eine Sache, die entgeht uns. Aber wir sehen einfach,
das vieles gemacht wird, fertig gemacht wird,
wieder aufgerissen wird, wieder neu gemacht wird,
dann wird wieder da angefangen, dann regnet es
wieder irgendwo rein, dann kommt da wieder was
dazu, also es ist kein kontinuierlicher Baufortschritt
zu sehen. ... weiter
65
70
75
80
85
AS: Möchtest Du, sonst würde ich gerne
30
TR: ja
90
AS: Ja, die Entwicklung in der Region, wie wichtig
ist der Nationalpark da im Zusammenhang. Die
Konflikte sind relativ bewußt und dominant, aber
wie wichtig ist es wirklich so auch für Schwedt oder
35 auch ein bisschen weiter nach hinten, nicht nur
Criewen?
E: Es gab eine Zeit nach dem der PEP den zweiten
Plan vorgestellt hat, wo man gesagt hat, ohne
Nationalpark können wir auch leben. Vielleicht
40 leben wir sogar besser. Und die Meinung wurde im
Dorf bei uns sehr massiv vertreten. Wir haben
vorher auch ohne gelebt, wir können auch nachher
ohne leben. Weil den Leuten auf einer Weise
bewußt ist, das über Jahrzehnte, ja eigentlich ja
45 zwei Jahrhunderte, die letzten zwei Jahrhunderte
hier in diesem Gebiets nichts passiert ist, nichts
gebaut worden ist oder so. Man kann da nicht baue
und sie wollen eigentlich das weiter so haben, wie
es jetzt ist und wollen nicht ständig eingeschränkt
50 werden und messen denke ich mal der
Tourismusentwicklung nicht so eine große
Bedeutung bei, das sie sagen, dadurch würde sich
für uns irgendwas verändern, dadurch würde Geld
fließen. Es geht letzten Endes immer nur um Geld,
denke ich mal. Also dieses zu erkennen, welchen
Schatz wir haben, welche Ressourcen hier drin
stecken, denke ich mal, sie sehen es so, es ist ihre
Heimat, sie fühlen sich mit ihrer Heimat verbunden,
aber sie möchten sie weiter so haben und nutzen
wie bisher und nicht anders und nicht von aussen
reglementiert nutzen. Das dann bis dahingeht, das
gesagt wird, es gibt nur noch ein Stichweg von
Criewen nach Zützen und die anderen Wege sind
nicht mehr befahrbar, nur um zu sagen, das sind
Totalreservate. Also damit würden sie sich
sicherlich nicht identifizieren können. Ich mich
auch nicht. Ich möchte auch weiterhin zum Kriot
fahren könne und dort baden können. Nun haben sie
es leider nicht erlebt, es ist viel zu kalt im Moment
dazu, aber wir haben hier einen wunderschönen
kleinen Badesee, ja, der ist ein bisschen versteckt,
den kennt nicht jeder, das weiß nicht jeder, aber die
Dorfkinder gehen da eben sehr gerne hin und es war
eben auch dieses Ansinnen in diesem Plan, das eben
auch dieser Kriot nicht mehr zugänglich sein soll
und viele andere Dinge nicht mehr und damit
können die Leute nicht leben. Das denke ich mal ist
auch irgendwo verständlich und nachvollziehbar.
Sie wollen die Natur weiter so haben, wie sie jetzt
hier ist und nicht von aussen reglementiert kriegen
und sie denken im zweiten Ansatz denke ich nicht
das dieses Nationalparkwort oder diese Prädikat
was dann die Natur kriegen würde, irgendwelche
Fortschritte bringen würde, also es wird immer
danach geguckt wer kommt mit welchen Projekten
und bringt wieviel Arbeitsplätze. Und da ist ein
Projekt, was in Schwedt kommt, man hofft ja im
Moment auf die Italiener, wo dann wieder 800
Arbeitsplätze, der ist willkommener als jeder denke
ich mal der sagt, so und ich möchte hier aber die
Natur noch ein bisschen erhalten und schützen.
AS: Die frage komplett umgedreht, angenommen
der Nationalpark würde nicht stattfinden, jetzt
passiert irgendein grosser politischer Schlag, findet
95 nicht statt, können sie sich vorstellen, das es dann
mit der Wanderherberge und dem Parkgarten
weitergeht. Weil eigentlich, würde es sich ja erst
mal nicht viel verändern.
E: Das ist eine große Frage, die haben wir uns auch
gestellt. Gerade auf uns bezogen. Ich sage mal so,
wenn ich vom Kundenkreis oder Kundenkreis
klingt vielleicht blöd, aber wenn ich von den
Kindern und Jugendlichen und den Gruppen bisher
ausgehen, würde sich am Ansatz erstmal nicht viel
105 verändern. Weil die Kinder die wir jetzt kriegen, die
kriegen wir weil wir weil wir so sind, wie wir sind
und weil wir die Region so haben, wie sie jetzt ist
und die denke ich mal würde nicht sofort wegfallen,
nur weil es kein Nationalpark mehr wird. Die
110 meisten Wissen ja nicht mal, was das heißt
Nationalpark. Die sagen dann, na hier soll irgend so
ein Naturpark sein oder so. Und wenn wir ihnen
dann versuchen zu erklären, welche Status das
100
74
Interview Frau Ebert, Geschäftsführerin der Villa Siebenpunkt, vom 29.6.2000 in Criewen, ca. 75 Min.
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10
15
20
25
30
35
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55
60
eigentlich hat, dann gucken sie groß, rollen mit den
Augen, fahren rein, finden die Landschaft ganz toll,
finden gut, dass sie alleine rumfahren können, dass
ihnen keiner irgendwas vorschreibt, und kommen
wieder raus und sagen, toll ich komme gerne noch
mal wieder. Die empfinden das ja noch nicht so
extrem. Und wenn dann wirklich alles so kommen
soll, was eben auch keiner so richtig abschätzen
kann, was passiert denn nach 2005, wo können wir
dann überall nicht mehr hin oder so, das ist ja
eigentlich so die Angst, das der Nationalpark die
Zugänglichkeit des Gebietes stark einschränkt.
Wenn es so bleibt, wie es jetzt ist, dann ist den
Leuten eigentlich egal, ob es Nationalpark ist oder
nicht. Es hat ja Jahrelang auch ohne BIZ
funktioniert muß ich mal so sagen. Wenn ich jetzt
richtig drastisch denke, seit 94 bin ich hier und seit
94 arbeiten wir ohne BIZ und es ging ganz gut und
ich glaube, sicherlich wird in dem ersten Moment,
wo das BIZ eröffnet ist viel Zuspruch da sein, weil
die Medien da sind, weil viel Werbung gemacht
wird in dem Moment, aber ich glaube nicht, das auf
die Jahr hinaus so eine Kontinuität entsteht, das sich
hier gewaltig was verändert, muß ich ganz ehrlich
sagen. Denn ich sehe seit 94 nur Stellen die
wegfallen, die irgendwo wegbrechen, wo nichts
mehr passiert. Wir haben sogar am Anfang hats ja
die Gemeinde geschafft, von, ich glaube 90 sogar
schon bis 95 ein eigenes Fremdenverkehrsbüro sich
zu halten. Und das war auch nicht mehr
finanzierbar. Das ist auch weggebrochen. Ich
glaube auch nicht das ein Nationalpark .. ne, ich
glaube nicht nur, ich weiß, denn sonst würden wir ja
nicht so viele Probleme haben , das der
Nationalpark auch dafür nichts tun kann .. und das
auch denke ich mal irgendwo so eingestehen muß
und auch zum Teil eingestanden hat. Wir hätten ja
z.B. gerne gehabt, das der Nationalpark sagt z.B.
über diese Naturwachtstrecke oder so, das eben der
Parkgarten, wir würden den schon ganz gerne
weggeben, weil wir ihn einfach nicht mehr halten
können in dem Maße, weil wir ganz gerne sehen
würden, dass da noch zwei, drei Leute mehr drin
arbeiten um den noch besser auszugestalten eben
für diesen Bereich Besucherinformationszentrum.
Da heben die auch die Hände und sagen, ne können
wir nicht, wir haben kein Geld, geht nicht, können
euch da nicht helfen. Also im Extremfall kann es
uns passieren, so war es zumindest im Dezember
1999 als der Schuldenberg aufgelaufen ist, wenn
wir nicht irgendwo eine andere Lösung gefunden
hätten, dann wäre im Dezember schon schluß
gewesen und dann wäre der Parkgarten an den
Landkreis zurückgefallen und das Vereinsvermögen
an das Finanzamt. Dann wäre es das gewesen. Geht
also, kann auch ganz, ganz schnell gehen. Kann
auch wieder ganz ganz schnell gehen. Aber, bis
jetzt haben wir es halbwegs immer wieder
hingekriegt und staunen eigentlich, wie lange wir
schon durchgehalten haben. Anders kann man es
nicht sagen. Ich glaube nicht, dass sich wahnsinnig
viel ändern wird. Es wird sicherlich im September
ein Anstieg geben, lassen sie es bis Oktober sein,
dann wird es kalt, dann ist Ebbe, dann lassen sie es
65 Ostern werden 2001, dann geht’s noch mal richtig
los, vielleicht noch bis Pfingsten und dann bricht es
wieder ein. Weil, es ist eigentlich eine Gegend für
den Zweit- und Dritturlaub und nicht für den
Haupturlaub. Und wer macht heut schon noch 14
70 Tage in einer Gegend Urlaub, meistens ist es ja bloß
noch eine Woche oder so. Es sei denn, es ist
Dominikanische Republik oder Ballermann.
Vielleicht Kenia oder sonst wie oder so, aber in
diesen Gebieten macht ja kaum noch jemand länger
75 als drei, vier Tage Urlaub.
TR: Also diese vielen Millionen die hier, womit
immer geworben wird, das sei gut für die Region,
schafft Arbeitsplätze, das interpretiere ich jetzt
E: Ich persönlich glaube es nicht.
80
TR: Das ist ein Wort.
E: Ja, mehr kann ich dazu nicht sagen, wenn ich mir
andere Nationalparke angucke, muß ich sagen, ich
glaube es persönlich nicht. Gucken sie sich die
Blumberger Mühle an. Was da für Geld drin steckt.
85 Was da für Sponsoren hinter stecken. Und wo sind
da die vielen Tausende, wo sind die denn. Die
kommen ja nicht mal mehr zu den Feten groß.
Selbst da passierts, sage ich mal, vielleicht zwei,
drei Reisebusse, und noch ein teil Berliner die da
90 hinfahren, aber das die da alle so wahnsinnig von
also ne,.. sehe ich nicht.
TR: Machen wir mal ein Blick in die Zukunft.
Wenn Sie jetzt so Ihre Lebenssituation betrachten,
also auch erst mal eine Bewertung also kann man
95 sagen, sind sie damit jetzt erst mal zufrieden. Dann
gleich ein Blick in die Zukunft: Wie wird es
werden?
E: Wie wird es werden? Wenn ich das wüßte.
100
TR: Klar, weiß man nicht. Was fehlt, was fehlt
besonders?
E: Ich sag mal so. Es ist eine große Hoffnung da, es
ist viel Kampfgeist da und den Rest denke ich mal,
wird man sehen. Man wird sich versuchen zu
arrangieren. Egal, was wie wird. Man hofft, das es
105 gut wird, es ist von ganz tief jetzt auf ganz gut
geworden, was die Jugendherberge z.B. selber nur
angeht. Den Parkgarten wie gesagt krampfen wir
ein bisschen daran. Man müßte vielleicht im
Parkgarten sagen, o.K. man macht jetzt feste
110 Öffnungszeiten und feste Führungszeiten oder so,
aber es würde trotzdem sage ich mal nicht dieses ..
bringen, das man sagt, man kann wenigstens eine
Plan oder eine Stelle da im Parkgarten von tragen.
Des, man diese, diese Ruhe, ich sage mal, aber das
115 ist wohl generell in der Wirtschaft, diese Ruhe
75
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
5
10
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20
kriegt man einfach nicht rein. Man hat nicht, man
kann nicht sagen o.k. also man man arbeitet jetzt,
dann hat man dieses Kapital und dann sagt o.k. jetzt
kann man erst mal konzeptionell arbeiten, wenn
man noch weiss, man hat ein kleines Polster. Wir
haben kein Polster. Wir leben im Grunde
genommen nur von der Hand in den Mund und ich
denke mal nicht, das sich das perspektivisch
gravierend ändern wird. Es, wir hoffen das es besser
wird, aber ich glaube nicht, das es gravierend sich
verändern wird für kaum jemanden. ... Denn bisher
muß ich sagen, hat sich nicht wahnsinnig viel
verbessert. Man hat sich versucht zu arrangieren,
man kommt mit zurecht, man kommt zum Teil
immer besser mit zurecht mit allen äußeren
Umständen mit seinen eigenen Lebensumständen,
aber es hat sich nicht so wahnsinnig viel verbessert,
das man sagen kann, man hat irgendwo ein
gewisses Ruhepolster und kann sagen, o.k. jetzt
machen wir weiter. Man lebt eben wirklich von
heute zu morgen.
Kinder mit dem Bus zur Schule fahren und so ne
Sachen. Also in diesem Bereich sage ich mal,
60 Arbeitsgemeinschaften, was wir früher hatten,
früher hießen sie Pionierhäuser, jetzt nach der
Wende hießen sie eine kurze Zeit Feizeithäuser, das
bricht alles immer mehr weg und ich denke mal da
ist eigentlich, das ist, das würde ich mir schon ganz
65 gerne vorstellen, dass das wieder da ist. Aber da ist
eben das Geld nicht da und deswegen bricht das
eben weg.
TR: Neija, wenn wir uns hier umgucken, wie
gesagt, es gibt ja irgendwo Geld
70
E: Ja, das ist ja auch das, was die Leute vielleicht
ein bisschen bewegt.
TR: Das gibt zu Denken... und ähm. Ja was würden
sie gerne im nächsten Jahr machen, gibt’s da
irgendwas, ein ganz konkretes Ziel?
E: Ja, na klar. Ich bin auf der Suche nach einem
Sponsor mit dem ich dieses Haus instand setzen
kann. In dem ich dieses Haus ausbauen kann, dass
ich zwei Klassen unterbringen kann. Also Pläne
haben wir schon eine ganze Menge. Ne, wir sind
80 richtig ganz dolle auf der Suche, das wir jemanden
finden, sie haben es ja nun live erlebt, der Putz
blättert langsam ab, die Fenster sind undicht, hier
müßten neue Fenster rein, Heizen sage ich mal, ich
heize mehr für draußen als für drinnen und da sind
85 so viele Sachen, hier im Garten würde ich auch
gerne noch viele Dinge machen, wir wollten
eigentlich die Wiese gerne noch haben, aber die
bleibt erst mal beim Kneiper, das wir so einen
Zeltplatz.
75
TR: Aber das sich jetzt auch so wahnsinnig viel
verschlechtert hat, das kann man jetzt auch nicht
sagen.
S: Nö, das kann man auch nicht. Also da bin ich
auch ein Gegner, dass nur alle sich bloss noch
hinstellen und schreien, also bitte schön, wir wollen
die Mauer wiederhaben, das ist Quark. Wenn ich
mir die Familien im Einzelnen angucke, sicherlich
30 gibt’s besondere Schicksale, aber im Großen und
Ganzen leben wir doch alle nicht schlecht und
bestimmt nicht schlechter als vorher, im Gegenteil.
Sicherlich gibt’s bestimmt Dinge, die würde ich
auch ganz gerne wiederhaben, aber
25
35
40
45
50
55
TR: nämlich
S: Ja, z.B. die Absicherung im Kinderbereich. Ja,
alles was für die Kinder gemacht worden ist, da ist
soviel weggebrochen, wenn sie heute was für die
Kinder machen wollen, müssen sie Geld haben.
Also wenn ich mir jetzt die Musikschulendiskussion
jetzt angucke, also ich kann meine Kinder nicht auf
die Musikschule schicken oder so. Gut, dann gibt es
zum Teil noch ein bisschen im Sportbereich, aber
da müssen die Kinder eben auch bestimmte
Kleidung und, ja und dafür reicht eben im Moment
das Geld auch noch nicht, da groß was zu machen.
Und alles andere, sage mal jetzt der Jugendclub, ist
eine nette Initiative, aber es ist, reicht halt nicht so
richtig aus. Es ist so bisschen so, oder auch gerade
im Ausbildungssegment, da passiert auch viel zu
wenig. Wenn ich mir die Schulen angucke, wie das
da alles aussieht, das ist reudig. Bei meiner Tochter
da in der Schule, da fällt überall die Farbe von den
Decken, die Schule hat nicht das Geld, das zu
sanieren und die Stadt hat auch nicht das Geld, das
zu sanieren und dann wird darüber diskutiert, dass
die Eltern jetzt noch mit veranlagt werden, dass die
90
TR: Bei wem?
E: Von der Gaststätte
TR: A ja
E: das wir so einen Zeltplatz noch mit anbieten
können. Wir hatten mal die Idee Planwagen, also
95 alte Bauwagen hinzustellen und Planwagen da raus
zu machen. Ja und im Moment ackern wir noch,
sage ich mal so, wenn es hier gar nicht weiter geht
haben wir noch jemanden, der ist gerade dabei mit
der Gemeinde in Passow darüber zu reden, also da
100 geht es dann auch ohne Nationalpark sage ich jetzt
mal am Rand, so eine Art Palisadendorf, so leben
wie in einer mittelalterlichen Stadt an einem
Badesee aufzubauen. Ideen und Möglichkeiten
gibt’s schon genug da in der Richtung. Also ich bin
105 jetzt nicht so, das man sagt o.k. also, wir Wissen
nicht wie es weiter geht und ha und, ne, also um
Gottes willen
TR: Das habe ich mir gedacht, mich hat nur
interessiert, was ihnen dazu einfällt.
76
Interview Frau Ebert, Geschäftsführerin der Villa Siebenpunkt, vom 29.6.2000 in Criewen, ca. 75 Min.
E: Ne, also da würden wir schon ganz gerne. Wir
würden auch ganz gerne, wir waren mal eine Zeit
lang, war der Verein also von 95 bis 97 der größte
Arbeitgeber im Dorf. Wir hatten über 30
5 Beschäftigte, natürlich alles ABM. Da waren wir
eine richtige Macht. Da haben wir was bewegt.
50
55
TR: Haben die dann jetzt feste Stellen bekommen
so dannach?
E: Ne, wie denn
60
10
TR: Ja, weiß ich nicht
E: Die haben im Grunde genommen Renaturierung
gemacht, Aufräumungsarbeiten. Die haben den
Wanderweg gebaut, den Umweldlernpfad gebaut,
im Parkgarten waren ein paar,
15
65
TR: Waren die alle aus dem Ort die ABM-Stellen?
E: Ne
70
TR: ach so
E: ne, ne, das ging über das Arbeitsamt
Angermünde und dann werden die besetzt von
20 Angermünde und zum Teil kamen auch welche aus
Schwedt oder den umliegenden Dörfern ganz
unterschiedlich. ... Also ich sag mal so, es ist schön,
wenn infrastrukturell durch den Nationalpark was
passiert und ich bin auch für den Naturschutz und
25 ich denke auch mal, dass Nationalpark an sich eine
ganz tolle Sache ist. Aber so wie es bisher
umgesetzt worden ist, ist es äußerst kritikwürdig
von meiner Sicht aus und das würde ich auch in
jeder Hinsicht so vertreten... ganz im Gegenteil zu
30 meiner anfänglichen Euphorie 1994/95.
TR: Was war denn da so euphorisch, also auch
schon so die Perspektive Tourismus oder
E: ja, ja, da war ich gutgläubig
35
TR: Das hat man leicht geglaubt, das hat ins
Konzept gepaßt, da hat man gesagt,ja toll?
E: ja, ja, vor allem waren da ja hochdotierte Leute,
die da 10.000de Mark-Studien erarbeitet haben,
wonach das alles möglich war und auf dem Papier
kann man eben alles schönrechnen. Und als ich das
40 erste Mal damit zu tun hatte, habe ich eben wirklich
daran geglaubt. Und dann sind wir eben in Urlaub
gefahren und haben uns viele Sachen angeguckt und
haben gesagt, ja o.k. also .. schöne Sache, aber so
wahnsinnig viel verändern wird es nicht, glaube ich
45 nicht. Sicherlich in Teilsequenzen, aber nicht so
ganz.
75
E: Also von den Berlinern die wir bisher
kennengelernt haben und auch von den Leuten aus
den Alt-Bundeslländern finden sie die Region ganz
toll, weil, sie haben ein riesen großes Gelände wo
sie kilometerweit mit dem Fahrrad fahren können,
wo sie unheimlich viele Tiere sehen, wo sie relativ
alleine noch im Gelände sind, dass auch sehr
genießen, das sie relativ alleine im Gelände sind
und finden die Naturvielfalt als erlebenswert und
unheimlich toll und finden auch den Ort sicherlich
auch durch den Lenee-Park, nun gut, im Moment
präsentiert der sich nicht im aller schönsten Bilde,
aber doch als sehenswert und kommen doch in
zunehmender Zahl her. Ansonsten, ja ich hab ihn ja
erzählt, es gibt auch solche Sachen, wo dann Leute
äh, ja so denken, wir sind so ein bisschen polnisch
hier, es ist so alles verloren und ein bisschen
rückständig, bisschen sehr provinziell und so, die
gibt’s natürlich auch und die bringen das auch zum
Ausdruck, aber der Großteil genießt eigentlich den
Freiraum den man hat in der Natur und die
Artenvielfalt... würde ich so sagen, zumindest von
dem Feedback was wir von den Leuten kriegen, die
hier sind., so würde ich es einschätzen. Und meine
eigene Entscheidung, ich bin ja auch nicht hier
geboren, komme eigentlich aus dem Bereich
Scharmützel-See, Bad-Sarow, was ja auch so eine
klassische Berliner Erholungsgegend ist, eigentlich
mehr von dem etwas gut betuchteren Klientel,
TR: Da waren Sie, kurz bevor Sie hier her
gekommen sind?
E: Ne, ne bis ich 18 war, war ich da, und dann bin
ich in die Kreisstatt gegangen, und bin dann in den
Bezirk gegangen nach Frankfurt Oder. Praktisch
auch schon sehr nah an der polnischen Grenze bin
dann hierher, erst nach Schwedt und dann hierher
85 gekommen. Bin eigentlich von Schwedt, also nach
Schwedt bin ich aus Liebe gegangen, weil ich da
meinen Mann kennengelernt habe und geheiratet
habe. Aber Schwedt war für mich immer, also wenn
mir vorher einer gesagt hätte, dass ich da mal
90 wohnen würde, waren ja nur zwei Jahre, dem hätte
ich einen Vogel gezeigt, weil Schwedt war für mich
eins selbst im Sozialismus, Plattenbauweise,
höchste Jugendkriminalität, Getto, ja Arbeiterregal
im schlimmsten Zustand
80
95
TR:
Im
Sozialismus,
also
Getto
und
Jugendkriminalität, also das war, das hat man damit
assoziiert
E: Ja, also für mich ja. Ich hab ja auch die
Statistiken gehabt, ich wußte im Grunde
100 genommen, weil wir ja im Bezirk sage ich mal zum
Teil auch den direkten Zugang zu den Statistiken
hatten gesehen was da so, das war schon zu DDRZeiten
TR: Was glauben Sie, was andere über die Region
hier denken.
TR: Wieso, haben sie das gesehen? Wieso hatten sie
77
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
die Statistiken?
E: Na, sie haben die Möglichkeiten gehabt, sich
diese Dinge zu besorgen, wenn sie das wollten und
das haben wir auch zum Teil genutzt um das
5 einfach zu sehen. Es war eben so, Schwedt war für
uns für mich, der eigentlich ja aus dem dörflichen,
dann in die Kreisstadt und dann in den Bezirk
gegangen ist immer so ein Ding, so Industrie, stinkt,
ja WK7, WK8 waren so die Vorzeigewohnprojekte,
10 Wohnbereiche,
oder so, ja also so hätte ich auch nie leben wollen.
Und so wohnen wir jetzt sage ich mal richtig, sie
55 haben es ja bei Frau Kresse gesehen, wir wohnen
praktisch das letzt Haus in der Straße, wir haben
nach hinten Land raus, da ist Feld, da ist ja,
TR: Ach so, sie wohnen da, dann auch Vorwerk
TR: Was ist das noch Mal, WK
E: Ich wohn das pastellgrüne Haus vor dem Haus
mit den gelben Scheiben. Das Haus mit den gelben
Scheiben ist das Wohnheim für die abhängig
Kranken. Dann kommt der Dorfteich und dann
kommen wir.
E: Wohnkomplex heißt das
TR: Verstehe
TR: ach
E: Also die Stadt war eingeteilt in Wohnkomplexe,
und ich hab dann, als ich meinen Mann
kennengelernt habe, der wohnte Gott sei Dank in
Wohnkomplex 4. Wohnkomplex 4 war historisch
gewachsen, war alt, war direkt am Park, alte
Kasernenwohnung, wunderschöne Wohnung so wie
20 in Berlin Altbauwohnung so in der Richtung
60
65
15
TR: Ja, äh, also ..
70
30
35
40
45
E: reicht
TR: ich war jetzt auch bei meiner letzten Frage.
Gut, dann danke ich Ihnen herzlich für das
Gespräch.
TR: Ja, ja
25
E: Wir wären auch gerne damit hochgezogen, aber
das wußten wir nicht, dass das da mal hinkommt
und ich sag mal bis jetzt teu, teu, kann man damit
auch leben.
E: Wäre ich da ins Getto gekommen, wäre ich
sowieso gleich wieder umgekehrt glaube ich. Und
dann muß ich sagen, o.k. da habe ich Schwedt, man
verkennt ja Schwedt immer, man sieht ja im Grunde
genommen immer nur die Plattenbauweise und
sieht nicht das grüne Umfeld und das hat mir
damals schon unheimlich gut gefallen und dadurch,
dass ich dann praktisch per Zufall hierher
gekommen bin und da habe ich gesagt, hier möchte
ich, dass meine Kinder groß werden. Ob die dann
hier bleiben ist eine ganz andere Sache. Aber von
der Umgebung her, ja sofort. Wir waren auch auf
anderen Dörfern, haben uns auf anderen Dörfern
angeguckt, wie es so funktioniert, gibt auch so in
Frauenhagen wo äh, wunderschöne Radwege,
wunderschöne Straßen, alles ist Straßenbeleuchtung
alles ganz toll, aber so richtig steril, schön gemacht
aber irgendwo steril. Also so ein bisschen diese
bäuerliche Vorgartenpolitik ist da völlig abhanden
gekommen, man hat eben auf wunderschöne
gepflasterte Wege und Straßen gesetzt und das ist
hier eben nicht in dem Sinne. Ja, und dann haben
wir uns hier ein Häuschen gekauft, sind zwar total
verschuldet, aber glücklich
TR: Ach, ist gar nicht so schlecht eigentlich
E: Und wir sind nicht in so einem Wohnbereich,
wie z.B. Zützen oder Bergholz die so in 500 qm
Bauweise bauen, ja also Häuschen an Häuschen und
50 jeder kann jedem in den Garten gucken und wehe
dem der grillt denn, weil das stört den und der
Gartenzwerk steht da und da quaken die Frösche
78
Interview Hans Peter Wilde, Versicherungsmakler, vom 29. Juni 2000 in Criewen, ca. 45 Min.
7. Interview
Hans
Peter
Wilde,
Versicherungsmakler, vom 29. Juni
2000 in Criewen, ca. 45 Min.
55
60
5
10
Interviewerinnen: Vera Mayer und Anja Schatz
Stand 1.11.2000
Band 59
Transkriptionszeichen:
VM: Vera Mayer
AS: Anja Schatz
HPW: Hans Peter Wilde
Kommentare: (kursiv in Klammern)
betont durch Hrn. Wilde: kursiv
65
70
15
Interviewatmosphäre:
Geführt
in
der
Villa
Siebenpunkt,
Aufenthaltsraum.Vorstellung und Vorabklärung der
Interviewsituation und lockeres Privatgespräch über
20 ein geklautes Auto. Daraus ergaben sich die
folgenden
Erkenntnisse:
Herr
Wilde
ist
Versicherungsmakler. Er hat auch, zusammen mit
einer polnischen Firma, eine GmbH für Handel und
Transport. Die halbe Arbeitswoche ist er in Polen.
25 Er spricht aber kein polnisch. Vor dem Interview
war er unterwegs in Polen, um einem Parteifreund
zu helfen dessen geklautes Auto bei der Mafia
auszulösen.
30
Transkriptionsbeginn:
75
80
VM: Das heißt, Sie sind mehr oder weniger
Jahrgang ´50?
85
90
95
HPW: Ja, ´51.
40
VM: Warum sind Sie hierher gekommen in die
Region?
HPW: Arbeitsplatz.
100
VM: Die gab es zu der Zeit?
45
50
HPW: Eine Lehrstelle gekriegt. Ich bin in der
achten Klasse abgegangen und man konnte damals
in den drei Lehrjahren die Hauptfächer mitmachen.
Hinterher hatte ich den zehnte Klasse Abschluß und
gleichzeitig einen Beruf. Allen anderen, die dann
später raus gegangen sind, war ich weit voraus.
VM: Welche Ausbildung haben sie da gemacht?
Dann bin ich zur kaufmännischen Krankenkasse
gegangen und war dann Geschäftsstellenleiter, erst
in Schwedt, dann in Angermünde.
VM: Das ging ohne weitere Ausbildung?
VM: Sie sind hier aus Schwedt?
HPW: Seit ´66 bin ich in Schwedt und seit Anfang
des Jahres in Bergholz, da habe ich mein Büro und
ein Haus gekauft, und eigentlich bin ich
35 Mecklenburger. Habe hier die Lehre gemacht und
so.
so ´ne Sachen. Da haben wir... , die ersten Jahre war
ich sozusagen Starschweißer, ohne anzugeben, aber
ich konnte alles schweißen und wurde sehr oft
geholt, weil ich auch mein Leben lang zu gutmütig
war und immer ja gesagt habe. Dann sind die gar
nicht erst wo anders hingegangen, sind immer
gleich zu mir gekommen, wenn irgend welche
Störungen waren. Und nachher, als ich Meister war,
das PCK hatte ja für bestimmte Sachen Devisen, so
dass sie schon ausländische Maschinen kaufen
konnten, und wir haben dann das, wofür sie kein
Geld ausgeben wollten, nachgebaut, oder selbst
entwickelt, und gebaut und geforscht und was nicht
alles. Das hat die ersten Jahre auch sehr viel Spaß
gemacht, aber nachher war es nur noch Ersatz. Wie
man so sagt, wir haben damals aus Scheiße
Bonbons gemacht. Das hat nachher keinen Spaß
mehr gemacht. Da gab es die Schrauben nicht und
das nicht. Die Vehikel sahen lustig aus, haben aber
gearbeitet. Es gab aber auf der Welt Sachen, die
heutzutage preiswert sind und von der Technik sehr
weit voraus. Und es war zur Wende abzusehen, dass
wenn das Geld da ist, dann kann das gekauft
werden, und dann brauchen wir das Fahrrad nicht
das dritte Mal noch mal zu erfinden.
105
110
HPW: Schweißer/Schlosser und hab dann Meister
Sondermaschinenbau gemacht. Und zur Wende
habe ich dann gemerkt, Sondermaschinenbau ist so
eine Sache. Wir haben... im PCK... Schuhcreme und
HPW: Alles nebenbei. Nach zwei Jahren hatte ich
gekündigt. Weil, ich hatte alle Verantwortung, nur
nichts zu sagen. Man wurde von oben getreten,
sozusagen. Man mußte fast arbeiten wie die Stasi,
mußte jeden Abend Formulare ausfüllen, wie viele
Leute man besucht hat... Verträge nicht zustande
gekommen sind, und was man machen will um
doch noch ran zu kommen. Und eigentlich ist die
KKH eine sehr gute Angestelltenkrankenkasse, aber
für die Mitarbeiter... , sie ist der Kapitalismus. Und
das hat mir einfach nicht mehr gefallen. Weil, das
war die Zeit die Leute haben von nichts gewußt,
man mußte sie wirklich beraten. Und nur: Hier
unterschreiben und dann ab... und die standen dann
da. Ärzte haben nach vier Jahren noch nicht
gewußt, wie sie für Private ihre Rechnungen
ausstellen sollen. Dann haben sie lieber drauf
verzichtet. Ja. Und das war mir dann nichts. Ich hab
beraten. Ich unterhalte mich gerne mit Leuten. Ich
habe Mitarbeiter gehabt und drei Landkreise
gemacht, und dann hab ich eine Mitarbeiterin
gehabt, die im Büro war, und die war dann ständig
krank. Dann mußte ich das auch noch mitmachen.
Das war denen aber egal. Ich mußte trotzdem meine
Aufnahmeanträge bringen und so weiter. Und dann
hab ich gekündigt.
VM: Und denen, also die Zentrale, also die KKH
wo ist die?
HPW: Die KKH ist hier in Schwedt. Und eine
kleine in Angermünde. Die nächst größere
79
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
Geschäftsstelle ist in Berlin.
VM: Und wie war das so nach der Wende den
Leuten das ganze neue System beizubringen?
HPW: Eigentlich... man hat ja hauptsächlich die
genommen, die man schon kannte, von
Beziehungen und so. Gerade in dem Bereich, im
Bereich Krankenkasse war es gar nicht so schwer,
weil ja doch die Vorteile gegenüber der AOK ganz
schön groß sind. Dann war ja bloß noch die Barmer
10 da, die TK durfte am Anfang auch noch mit... und
da war das am Anfang auch schon nicht schlecht.
60
5
VM: Und Sie hatten da schon..., sie haben ja ´66
angefangen zu arbeiten, hatten Sie schon die
Beziehungen hier, Sie kannten schon die Leute...?
HPW: Ja, durch Sport und so weiter. Und dann zur
Wendezeit, ich war erst im Neuen Forum, bin dann
in die FDP gegangen, damals war das ja noch die
LDPD, die Liberale Partei. ...Vor allen Dingen,
wenn man mit allen Leuten gut kann, dann kriegt
20 man ja schnell Kontakt.
65
70
15
VM: Also, Sie waren im Sportverein, in der
Partei,... ?
HPW: Ja.
VM: Was haben Sie noch gemacht?
HPW: Dann war ich Jahre lang Kommunalpolitiker
gewesen, Fraktionsvorsitzender in Schwedt.
Dadurch ist man automatisch in mehreren
Aufsichtsräten und irgendwelchen anderen Sachen.
Also ich hab das mal aufgeschrieben. Ich war so
30 ungefähr in fünfzehn Sachen drin, überwiegend im
Vorstand. Das ist schon ganz schön aufwendig.
Wenn ich jetzt so überlege, dass ich vieles nicht
mehr mache, außer eben vom Sport und viel mit der
Nationalpark-Sache und so. dass ich das überhaupt
35 geschafft habe. Ich komme so schon nicht über die
Runden, aber das ist alles gelaufen.
25
VM: Und als Kommunalpolitiker, haben Sie sich
schon damals mit dem Nationalpark beschäftigt,
oder...?
HPW: Ja. Ich wurde noch einen Tag vor der
Verabschiedung des Nationalparks, sagen wir mal,
wurde ich in der Zeitung als Nationalpark-Feind
Nr.1 betitelt, aber nur weil ich damals schon wußte
was man vorhatte, weil ich die Hintergründe wußte.
45 Man konnte, man hatte in der Presse kein Ohr
gefunden, das zu sagen was man wußte. Weil ich
wußte, was hinter den Kulissen gezogen wurde.
Und... eigentlich gegen den Nationalpark war ich
nicht. Ich war nur das.., weil ich wußte was sie
50 vorhaben. Und das hat sich bis heute bestätigt,
deswegen bin ich stolz, dass ich das damals gesagt
habe.
75
VM: In welchem Jahr war das, als Sie in der Presse
zum erstenmal...?
HPW: Na, das war ´95 wo die Verabschiedung war.
Wir hatten ja am Anfang alle dafür gestimmt, für
den Nationalpark, kurz danach haben wir uns aber
das, wie es alles werden soll, das haben wir uns
alles hintenrum besorgt. Und haben da hinterher
gewußt. Und dann ging der große Kampf dagegen
85 los, zumindest das Nationalparkgesetz so zu
gestalten, dass eben für den Menschen alles frei
bleibt. Und so haben wir jetzt so ein Gummigesetz.
Das sieht man ja jetzt, das legt der Verein so aus
(...?), der Verein geht gegen Beschlüsse des Landes
90 vor. Stolpe war zur letzten Wahl... , da hat er selber
darüber geschimpft, auch gegen den PEP und alles,
und die Wahl war kaum vorbei, da hat er nicht
dagegen gestimmt, dass sie weiter die Gelder
kriegen um Land zu kaufen, also so...
80
95
40
100
105
110
VM: Und was wußten Sie damals?
55
HPW: Ich wußte damals, dass sie vorhaben die
Menschen aus dieser Region, also was mit dem
Nationalpark.. zumindest was mit der Zone eins und
zwei... was das reine Poldergebiet ist, dass die die
da raus haben wollen. Und das Schlimme ist, man
kann ja wirklich nur..., erstmal bringt das die Presse
nicht und... , aber was das Schlimme ist, man weiß,
man kennt Schreiben, wo man hundertprozentig
weiß, dass es so ist, man weiß das es so ist. Man
kann aber nichts sagen, weil man Leute, die
Einblick in diese Papiere gekriegt haben, damit blos
stellt. Und teilweise könnten die das rein bringen,
auch ins Parlament, halten es aber politisch zurück,
um es zum richtigen Zeitpunkt zu bringen. Ich habe
aber immer die Befürchtung, dass dann schon
wieder alle Eulen verflogen sind. Dann jammern sie
zwar alle, aber dann hat der Verein das ganze Land
gekauft, und wie das mit privat ist in Deutschland,
das weiß man ja. Wem es gehört, der hat das Sagen.
Das ist der große Trick, den sie hier angewandt
haben, und versuchen auch in allen anstehenden
Nationalparks diese gleiche Vorgehensweise zu
machen.
115
80
Es ist so schlimm, wenn man das in die
Öffentlichkeit nicht reinbringt. Ich weiß auch nicht,
welche Macht die haben, das nicht mal die Presse
was bringt. Und wenn man das weiß, und kann das
nicht rüberbringen, das schmerzt dermaßen... . Aber
was nützt es, wenn ich nachher sage: Ja, ich habe
Recht gehabt. Dann ist alles vorbei. Was nützt das
den Leuten? Und es existieren Papiere... . Ich will
jetzt versuchen, dass ich auch den Einblick kriege,
weil wenn ich den Einblick kriege in diese Papiere,
kann ich damit auch an die Öffentlichkeit gehen. So
kann ich nichts machen. Wenn er dann sagt, er hat´s
nicht gekriegt, bloß um seine Parteifreunde nicht zu
gefährden, oder so... . Da steht unter anderem in den
Sachen drin, eigentlich sollen ja nur fünfzig
Prozent, na, aber, wenn die IOC (..?) haben wollen,
ist das viel höher. Da können die sagen, was sie
wollen, das ist alles schriftlich festgelegt. So. Und
dann gibt es da so ein paar Tricks. Dann machen die
aus der Trasse, wo dieser Grenzübergang kommen
soll, der ist ja erstmal rausgesetzt. Und den haben
Interview Hans Peter Wilde, Versicherungsmakler, vom 29. Juni 2000 in Criewen, ca. 45 Min.
die jetzt zur Zone 2 gemacht.
VM: Über welchen Grenzübergang sprechen Sie?
HPW: Da soll ein neuer kommen...
60
VM: Der zwischen Garz und Schwedt?
HPW: Ja. Und diese Zone ist erstmal jetzt
rausgenommen. Das hatte man auch einfach erst
gemacht, aber dann wurde auch festgestellt, dass es
wieder in den Papieren stand. Und mit viel hin und
her hat man das doch rausgekriegt. Aber nun ist
10 diese Zone als Zone 2+ benannt worden. Und im
internen Papier steht drin, dass dann, wenn die
Brücke fertig ist, dass dann aus diesem 2+ eine 1
gemacht wird. Und in dem Moment haben sie dann
natürlich schon über fünfzig Prozent zur Zone 1.
5
Und all so´ne Sachen. Da sind Schreiben drin, wo
dann auch wirklich – offiziell stehen die Sätze
dahinter: Also die Wege im Nationalpark sind
erstmal so und so festgelegt, aber sowie die Wege
dann durch Lenkung der Touristen nicht mehr so
20 begangen werden, und Pflanzen da sind, und so
weiter, werden die nach und nach zurückgehen.
Und dahinter ist dann der Satz: Das darf aber nicht
in der Öffentlichkeit bekannt werden, sonst... und so
weiter. Und so gibt’s so mehrere Sachen.
65
70
15
25
AS: Darf ich ganz kurz noch nachfragen: Das sind
Verbandspapiere,, oder Parteipapiere?
HPW: Das sind Schreiben zwischen dem
Ministerium, dem Förderverein und dem
Nationalpark. Und selbst der Nationalpark ist auf
30 dem Kriegsfuß mit dem Förderverein, weil der
Förderverein sich mit denen nicht unterhält. Da
existiert auch ein Schreiben, wo die sagen: Wir
machen sowieso was wir wollen.
AS: Der Förderverein?
35
HPW: Ja. Und jetzt sind ja auch so Arbeitsgruppen
gebildet worden, und da hat der Förderverein auch
schon gesagt, sogar schriftlich festgelegt, dass – die
können das zwar machen, aber im Endeffekt
arbeiten wir das nicht ein.
40
VM: Das sind die Arbeitsgruppen von der
Nationalparkverwaltung?
HPW: Das sind die wo, ich glaube vom
Kuratorium, wo die Wirtschaft zusammen sitzt, und
so weiter. Und das ist eigentlich nur die Taktik, die
45 die schon Jahre lang betreiben, das alles nur nach
hinten rauszuzögern. Dieser PEP hätte eigentlich
schon vor dem Nationalpark sein müssen. Das ist
gesetzlich festgelegt. Und das hat man alles
umgangen. Und das geht nur dadurch, dass das
50 Ministerium immer mitgespielt hat. Und.... ich
hatte... kurz vor... , da wo die Verabschiedung war
vom Nationalpark, da hatten die Parlamentarier hier
ein Treffen gehabt mit Nationalpark. Und da war
eigentlich auch Forst- und Landwirtschaft
55 eingeladen. Der Minister war damals auf unserer
Seite. Das ist ja das, dass wir eigentlich mehr
75
80
85
wissen. Wir haben mit dem gesessen und da hat er
gesagt... . Wir haben im Verein zum Schutz des
Unteren Odertals... der Vorsitzende ist ein Förster,
das ist ein Staatsbediensteter, zu dem hat der
Zimmermann gesagt: Du kannst da mitmachen, aber
zieh deine Uniform aus. Und als wir da waren und
erzählt haben, wie das alles so vorwärts geht, da hat
er gesagt, er weiß das, aber er kann nichts machen,
Stolpe haut ihm ans Schienbein. Und all so´ne
Sachen. Die kann man nicht rausbringen, weil man
dem dann hätte wieder Ärger machen können. Aber
das ist nun mal so. Und, was ich sagen wollte, als
dann dieses Treffen war, hat Platzeck seine
Sekretärin bei den Jägern und beim Verein zum
Schutz des Unteren Odertals, was damals noch eine
Interessengemeinschaft war, angerufen: Diese
Veranstaltung fällt aus. Und die ist aber nicht
ausgefallen. Die haben die trotzdem gemacht, nur
eben ohne die, die ein bisschen mehr darüber
wissen und so weiter. Und da hab ich dann einen
Artikel in der Presse darüber geschrieben, und hab
reingeschrieben, das sind für mich mafia-ähnliche
Methoden.
Und
an
dem
Tag
der
Nationalparkverabschiedung hat der Platzeck sein
Büro angerufen und gesagt, wenn ich das nicht
öffentlich zurücknehme, dann bringt er mich vor´s
Gericht. Und dann ist das Gesetz durchgegangen
und dann hat er sich nicht mehr gemeldet.
VM: In welcher Zeitung ist der Artikel, den Sie
damals geschrieben haben, erschienen?
HPW: In der Märkischen Oderzeitung.
VM: Eine andere Frage. Das erste Mal wo Sie für
den Nationalpark gestimmt haben, was für eine
90 Vorstellung hatte man damals?
HPW: Damals, was die Leute... , weil die Presse
einfach pro Nationalpark ist, das was die Leute
heute eigentlich auch denken. Die denken, das was
da ist, das was über Jahre gewachsen ist, die ganzen
95 Tiere und Pflanzen, die da drin sind, dass die
geschützt werden sollen. Das denken die. Aber das
ist ja nicht.
VM: Geschützt, in dem Sinne, dass....
HPW: Geschützt, dass die Natur so erhalten bleibt
wie sie ist. Und das man Gebiete, sag ich mal, was
wirklich los für die Tiere ist, da hat keiner was
dagegen, dass da wirklich streng geschützt wird,
dass da keiner reinkommt und so weiter. Aber dass
man die Leute eigentlich ganz und gar raus haben
105 will,... Mit den Fischern ist ja da die
Aussterberegelung, wenn die jetzt eine mbH haben,
wenn da der Chef ausstirbt, sind die weg vom
Fenster. Das ist alles so geregelt. Wenn die
Landwirte... , die kriegen Verträge vorgesetzt, die
110 sie eigentlich gar nicht unterschreiben dürften, oder
können, weil, so eine Landwirtschaft kann man
nicht machen, so kann man nicht wirtschaften,
werden aber erpreßt: Wenn Ihr’s nicht macht, seid
Ihr’s ganz und gar los. Oder wie es jetzt ist, dass sie
100
81
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
da Flurbereinigung machen, na gut, die sagen, es
eist keine Enteignung. Aber im Endresultat ist es
eine. Wie der Name ist, ist vollkommen egal. Wer
da zum Schluß nicht mitspielt... . Da wird vom
5 Land eben gesagt, das ist eben umwelt- und
naturschutzmäßig, wollen das alle... und ....(...?)
VM: Welche Chancen sehen Sie für die
verschiedenen Vereine, die sich für die
verschiedenen Interessen einsetzen? Bringt das
10 was?
15
20
25
30
HPW: Also, der Verein zum Schutz des Unteren
Odertals, der Hauptgegner, wo eigentlich alle, die
damit zu tun haben drin sind, wenn der nicht
gewesen wäre, dann wären hier schon alle Eulen
verflogen. Dann hätten die das schon durchgesetzt.
Dann hätten wahrscheinlich Plazek und seine Leute
beim letzten Hochwasser nicht sagen können:
Dadurch, dass der Nationalpark da ist, ist es hier
nicht zum Hochwasserschaden gekommen. Ne, aber
wenn man mal die Schreiben zurückblickt.... Der
Plazek zusammen
mit
Nationalpark und
Förderverein hatten die in ihren Papieren drin die
Deiche zu schleifen. Wenn die geschliffen worden
wären, so wie das Hochwasser ankam, das sind die
Deiche zwischen Winterdeich hier vorn und
Sommerdeiche (...?), wenn die schon geschliffen
worden wären, so wie das Hochwasser hier ankam,
hätte es den Winterdeich weggerissen. Aber die
stellen sich hin: Wir, der Nationalpark, hat die
Leute vor dem Hochwasser gerettet. Wenn man da
so die Hintergründe kennt, könnte man sonstwo
reinbeißen.
VM: Und die fachliche Kompetenz, wer hat die
eigentlich?
35
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45
50
55
60
HPW: Ja, die fachliche Kompetenz - das ist auch so
ein Gerangel. Es gibt welche, sagen wir mal, sogar
Professoren, die schon zu DDR-Zeiten über diese
Sachen geforscht haben, die werden gar nicht
angehört. Und da macht man, weil man eben
genügend Geld zur Verfügung hat, große Studien,
alles doppelt und dreifach, aber immer in dem
Sinne, wie man es selber gerne haben möchte. Da
gibt’s ja dieses Sprichwort mit dem Brot essen ... da
komm ich jetzt nicht drauf. Die machen die Studie
natürlich so, dass sie auch das Geld kriegen.
Eigentlich ist der ganze Punkt, wenn man sagt
Tourismus und so weiter, nein, eigentlich alles, ob
Landwirtschaft, ob Angler, oder sonst was. Die
möchten einen Punkt und das ist, dass die natürliche
Flutung da ist. Und wenn hier die natürliche
Flutung da ist, das reicht schon aus wenn mal ein
größerer Wind von der verkehrten Seite da ist, staut
sich sofort das Wasser vom Oderhaff her bis hier
und drückt in die Polder rein. Da kann man damit
rechnen, wenn wirklich ungünstiges Wetter ist,
dann steht das ganze Jahr das Wasser drin. Und
damit sind viele Vögel, die eigentlich keine
Wasserbrüter sind, weg. Und gerade der
Wachtelkönig, der hier sehr stark unter Naturschutz
steht und große Popularität hat, der könnte hier
65
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75
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85
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nicht mehr leben. Und der Storch auch nicht, weil
der Storch geht nicht ins hohe Gras. Und dann sieht
man erst hier wieder, Richtung Garz haben sie erst
wieder die Wiesen gemäht, waren hunderte von
Störchen. Wir habe das Jahr wo das
Sommerhochwasser war, wo die Landwirte nicht
mähen konnten, da sind die Störche bei den
Angelvereinen hingegangen und haben darauf
gewartet, dass da mal ein paar Fischköpfe
rumliegen. Die kommen mit dem hohen Gras nicht
klar. Die brauchen diese Bewirtschaftung. Aber da
hatte damals der Doktor Müller gesagt im Interview
mit der Bildzeitung, - damals hat sich die Zeitung
noch für interessiert, aber irgendwie ist das dann so
abgebrochen, als wenn dieser Doktor Vössing so
eine Macht da hat, ja und die haben sich nachher
auch nicht mehr gemeldet - , und da hat er gesagt,
auf die Frage nach dem Storch: Ja, der Storch wird
wohl auch dazu gehören, der dann hier
verschwindet. Aber dafür kommen wieder andere
Tiere. Und wir wollen ja schützen was da ist und
nicht warten, was für Experimente die hier machen.
Es sind dann nachher vielleicht andere Tiere da, es
werden wohl welche kommen, aber das was hier ist,
was die Leute eigentlich alles haben wollen, das ist
dann vielleicht nicht mehr da. Das ist das
eigentliche Problem dabei. Und diese Flutung, das
ist eigentlich das ...., wenn da das Wasser drin steht,
kann da kein Tourist rein. Keine Landwirtschaft
und nichts. Und damit ist das erledigt. Da können
die noch zehnmal sagen: Wir machen da noch einen
Aussichtsturm und wir legen ein Wegenetz fest, wo
die Leute rein können. Wenn das Wasser drin ist,
geht das nicht mehr. Und damit hat sich alles
erledigt. Und man weiß ja auch wie das mit
irgendwelchen Tieren ist. Dann sehen die irgendwo
eine Ameise und sagen: dieses Gebiet müssen wir
dieses Jahr auch sperren. Die Macht haben die
einfach. Und wenn dann sowieso alles privat
gekauft ist, dann brauchen die gar nicht mehr sagen
warum. Dann lassen die einfach keinen rein und
dann ist fertig.
VM:
Sie
sprachen
vorhin
von
diesen
Arbeitsgruppen,
die
sich
in
der
105 Nationalparkverwaltung gebildet haben, und dass
die weniger berücksichtigt werden, als es den
Anschein hat. Hatte die Bevölkerung schon vorher
irgendeine Möglichkeit sich da zu beteiligen, die
Meinung zu äußern, außer untereinander?
HPW: Nein. Eigentlich nur durch diesen Aufstand
der Interessengemeinschaft, und dann wenn das
Fernsehen - wie heißt es? – Vor Ort kam, dass sie
sich dann aufgeregt haben. Aber Mitspracherecht,
immer erst sehr weit hinter, wenn alles schon
115 gewesen ist, und auch wenn diese Veranstaltungen
waren, wurde immer vom Nationalpark, also vom
Förderverein oder von der Nationalparkverwaltung,
ein Text rausgegeben: Es ist alles Friede, Freude,
Eierkuchen. Und wenn man dann die Betroffenen
120 gesprochen hat: Nein, es ist gar nicht passiert. Das
ist ganz schlimm. Wobei: Wenn die Bevölkerung
110
82
Interview Hans Peter Wilde, Versicherungsmakler, vom 29. Juni 2000 in Criewen, ca. 45 Min.
hört, die sind sich wieder alle einig, und: Hoch lebe
die Natur! ...
Und die ist wirklich schön. Ich könnte heulen,
wenn das so kommt, wie die das haben wollen, ist
5 alles vorbei.
VM: Und die Bevölkerung. Also, die die nicht
direkt betroffen sind, die nicht Fischer oder Angler
oder Landwirte sind, wie stehen die zu der Natur?
Wissen Sie das? Also zur Natur als Naturpark, als....
HPW: Ja, die... positiv. Aber die wissen eben nicht,
was man wirklich hier vorhat. Zu dem würden sie
nicht so stehen. Weil, wir sprechen ja nun viel mit
Leuten. Und wenn man denen das nun erklärt,
selbst die die von außerhalb kommen. Und man
15 unterhält sich dann, und: Ach ist das schön, wir sind
da gestern mit dem Fahrrad rein, und so. Naja, wir
sind da´n bisschen gegen, was die da vorhaben.
Und: Ach warum denn. Das ist doch eine schöne
Landschaft, und das ist schön, und die Wege, und
20 wenn da die Angler sind und die Fischer, und die
Kühe stehen da und so... . Ja, sagen wir, das finden
wir auch schön. Aber das soll alles nicht mehr sein.
Und Ihr könnt nachher nur noch auf dem Weg hier
oben lang und vielleicht noch auf den
25 Aussichtsturm.
Krüppel, oder irgendwelche Krankheiten. Das muß
alles... . Der Fischer hat das immer so ein bisschen
reguliert. Weil durch diese Überschwemmung
immer wieder ein neuer Fisch reinkommt. Wenn
das nachher ständig drin ist, und es wird nicht
reguliert, dass man Raubfische raus nimmt. Weil
65 wir auch viel Wels haben und das ist ja wirklich ein
Fisch der ein großer Laichfresser ist und
Kleinfische und so weiter. Ich sehe da große
Gefahren.
60
10
Das ist dann wirklich nur noch interessant für
Fachleute, die wirklich auf dem Boden
rumkriechen, oder mit Ferngläsern bestimmte
Tierarten, die da zur Zeit noch alle da sind, und
30 damit umgehen können. Aber der Leihe, der sich
eigentlich nur mit normalem Auge was ansieht und
sich an der Natur erfreut, der sieht dann wirklich
nachher bloß noch Wasser und Bäume und... .
Das schlimme ist, dass man auch das mit dem
Hochwasser so runterspielt. Früher zu DDR-Zeiten
wurden die ganzen Gräben, die da drinnen sind, die
sind nicht bloß einfach so, Klar, da sind von der
alten Oder mal ein paar Arme übrig, aber jedes Jahr
wurden da mal so ein paar Pflanzen rausgeschnitten
40 und auch ausgebaggert, weil, die hatten nämlich
von damals her, von aus Kaiserzeiten, wo die die
Kulturlandschaft hier aufgebaut haben, war das
gewollt. Wenn jetzt das Hochwasser kommt geht es
in die kleinen Kanäle und wird das verteilt. Sowie
45 die zuwachsen, oder verschlammen durch diese
Überschwemmung, kommt das Wasser rein mit der
gleichen Fülle des Wassers und donnert oben drüber
und schlägt natürlich die Dämme kaputt.
35
Und wenn man... , jetzt mal vom Fischen her, wo
50 die Angler ja auch mit zugehören, wenn man da
bestimmte Gebiete... . Die sollten ja gar nicht zu
Zone 1 Gewässern gemacht werden. Aber
mittlerweile haben die das alles so hingebogen, dass
das auch Zone 1 ist, wenn da nicht drin gefischt
55 wird, da gibt es dann das sogenannte Verbeißen der
Fische. Dann sind zu viele Hechte drin, oder zu
viele andere Fische, die nehmen sich gegenseitig
die Nahrung weg und dann gibt es irgendwelche
70
VM: Und in dieser Interessengemeinschaft, sind da
nur Leute, die wirklich betroffen sind, oder alle?
HPW: Nein. Eigentlich alle. Das heißt im
Endresultat sind sie auch betroffen, weil die ja,
sagen wir mal Tourismus mit vertreten, aber auch
die Gewerkschaften sind mit drin, die Industrie und
75 Handelskammer...
VM: ...und der Laie, also der normale Bürger von
Schwedt, der natürlich auch ein Interesse hat da
spazieren zugehen?
HPW: Ja. Ja, alle drin.
80
VM: Weil ich das Gefühl habe, dass sich vor allem
die engagieren, die wirklich ein konkretes Interesse
haben und dass es eigentlich wenige in der Region
gibt, die sich für den Naturschutz, oder die unter
Schutz Stellung engagieren würden.
HPW: Ja. Das fehlt. Das fehlt aber nur deswegen,
weil es über die Presse nicht rüber kommt. Die
Leute denken wirklich der Verein zum Schutz des
Unteren Odertals, will dass da die Angler drin
bleiben und die Landwirtschaft und so weiter, und
90 interessiert eigentlich nicht was mit Natur, und mit
Vögeln und Fischen und so weiter ist. Und das ist ja
nicht. Wir wollen ja wirklich das was da ist. Das
wollen die Leute auch, sie wissen aber nicht, dass
das umgestellt werden soll. Und das ist das
95 Schlimme.
85
VM: Und meinen Sie, wenn das so weiter geht,
wenn diese Entwicklung so wie es der Förderverein
will... , dass sich das touristisch, wirtschaftlich auch
positiv auswirken kann?
100
HPW: Ne. Eher negativ. Weil, welcher Tourist soll
hier rein gehen, wenn er nicht....? Was soll der
herkommen, wenn er bloß auf dem Damm lang
laufen kann? ... Gut, über das Angeln kann man
denken wie man will.
105
VM: Sie sind Angler?
HPW: Rein zufällig.(lacht)Rein zufällig bin ich
Angler, aber ich hätte kein Problem damit, wenn ich
an gewisse Gewässer nicht ran komme, vor allem
weil ich so und so keine Zeit habe, aber wir gehen
110 wo anders hin. Aber das fehlt einem schon, die
gewisse Naturverbundenheit. Ich kann auch den
ganzen Tag am Wasser sitzen, wenn nichts beißt.
Das ist einfach – die Erholung ist da. Und das
Schlimme ist ja, früher durfte man noch auf
83
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
bestimmten Wegen mit Fahrzeug rein, bestimmte
Strecken schafft man als Angler, und hat sein
Geschirr, die schafft man gar nicht mit Fahrrad. Das
muß auch nicht unbedingt sein. Aber es gibt auch
5 Leute, die wirklich nicht mehr Fahrrad fahren
können. Und ich kenne so drei, vier Fälle wo die
Leute daran zugrunde gegangen sind und ins Gras
gebissen haben. Die einfach nicht mehr mit
Fahrzeug reinfahren durften, mit Fahrrad nicht
10 konnten, sind dadurch von ihrem Hobby weg und
von den Leuten mit denen sie zusammen waren,
vorher waren sie in Vereinen ....
VM: Sehen Sie da ein touristisches Potential? Also,
wenn jetzt die Entwicklung in der Richtung laufen
15 würde, dass da Touristen reinkommen, dass es nicht
diese Totalreservatsausweisung gibt?
HPW: Ja. Ja, dann besteht... . Es wird nicht der
Boom sein, den man den Leuten verspricht, aber,
die Landschaft ist einfach so schön. Man kann so
20 viele Leute hierher locken und... . Es wird nie so
eine Massenbewegung sein, weil außer dem
Nationalpark hier eigentlich nichts los ist.
Deswegen ist es ja auch gefährlich, wenn dieses
auch noch verloren geht, kann man die Region hier
25 vergessen. Da sehe ich schon ein großes Potential.
VM: Und wenn die Infrastruktur in der Region
weiter entwickelt würde, also für den Touristen,
wenn es nicht nur das Schwimmbad in Schwedt
geben würde, sondern auch noch weitere Sachen.
30
35
40
45
50
55
HPW: Muß auch sein. Nur reine Natur, das zieht
doch..., das sind meistens bloß Fachleute. Aber alles
angucken und auch andere Sachen noch mitnehmen,
da sehe ich schon eine Chance. Aber nicht so wie
geplant. Da ist Ebbe. Weil, was sollen die Leute
hier? Und wenn von der Auslastung der Pensionen
geredet wird, da rechnet man bewußt die mit, die
nur hier wohnen, weil sie im PCK in irgendwelchen
Anlagen arbeiten. Das ist echt so. Und die, die sich
wissenschaftlich mit den Tieren befassen, jetzt nicht
auftragsmäßig oder so, aber die die mal über´s
Wochenende kommen, oder die bloß am Tag
kommen, das sind alles welche, die Bringen sich ihr
Frühstück mit und gucken sich das an was sie
wollen und ziehen wieder los. Wenn, dann nehmen
sie höchstens noch ein Alster oder eine Brause, und
das ist dann auch schon alles. Und davon können
die nicht leben. Ja, aber wenn man das attraktiv
macht, dass man wirklich die Natur noch so erleben
kann, wie das hier ist, ich meine das sind ja jetzt
schon Einschränkungen. Das macht ja schon, dass
so wenige kommen. aber wenn das attraktiv ist,
dann sagt man, mensch das ist ´ne feine Sache, da
fahren wir mal ein Wochenende hin, oder eine
Woche Urlaub machen. Weil es ist wirklich viel zu
sehen.
VM: Was könnte man hier noch machen. Was ist in
den letzen zehn Jahren infrastrukturell gemacht
worden, also Einrichtungen, Schwimmbäder,... und
was könnte man hier noch machen? Denn der
60
Nationalpark soll ja auch zur generellen
Entwicklung der Region beitragen. Was ist hier
schon geschehen?
HPW: Das was Sie jetzt aufgezählt haben. Mehr ist
eigentlich nicht geschehen.
65
VM: Also jetzt nicht was den Nationalpark betrifft.
HPW: Nein, ich meine das auch schon so. Ein
Schwimmbad und so weiter. Es ist schwer hier was
her zu kriegen. Ich meine, noch so einen
Belustigungspark, oder so, aber da will hier keiner
70 herkommen, weil einfach zu wenig Leute hier
wohnen, weil sich das nicht rechnet. Also, außer
Nationalpark könnte ich jetzt auf einen Schlag nicht
sagen, was man hier noch schönes her holen könnte.
Da müssen sich Leute Gedanken machen, die
75 irgend was schönes anzubieten haben.
AS: Gibt es Einrichtungen, die der örtlichen
Bevölkerung
fehlen?
Infrastruktur,
oder
dergleichen?
VM: Jugendclubs, Theater, oder ...
HPW: Ja, das ist eigentlich alles da. Wird auch
genutzt. Und Jugendclubs und so weiter, die kosten
einen Haufen Geld, aber nicht um zu sagen, das ist
es nicht wert. Aber, die Jugend schreit immer nach
mehr Clubs und Discos, und attraktiver, aber die
85 Clubs werden teilweise zerkloppt. Und wenn eine
neue Disko aufmacht, es ist eigentlich eine größere
da, ...weil hier die Bevölkerung, das sind alles keine
Urbewohner von hier, die sind damals durch das
PCK aus der ganzen DDR, von überall hergeholt
90 worden und das sind alles so Eigenbrötler. Da ist
nicht so der ganze Zusammenhalt da. Und wenn
hier irgendwo eine Gaststätte, oder eine Disco neu
aufmacht, dann geht das zwei, drei Wochen und
dann kann derjenige eigentlich schon den
95 Pleitegeier aufs Dach setzen. Weil das Interesse ist
hier weg. Da ist nichts mehr.
80
VM: Und Sie denken, dass der Zusammenhalt in
der Bevölkerung deshalb nicht da ist, weil die Leute
von überall herkamen und hier nicht verwurzelt
100 sind, also, außer den Landwirten?
HPW: Hm.
VM: Und was könnte man dafür tun?
HPW: (Schmunzeln)
105
VM: Weil, ich meine das ist jetzt so. Damit müssen
Sie leben.
HPW: Die müssen so freundlich werden wie ich.
(Gelächter) Das hat ja auch viel mit der hohen
Arbeitslosigkeit zu tun. Die haben kein Geld. Disco
kostet Geld, oder sonst wo man hingehen will.
110 Theater ist für die, die kein Geld haben schon runter
gesetzt worden, aber da kann das Theater auch nicht
mehr Leben und die Stadt hat auch kein Geld. Das
Land gibt keins. Das ist eine Kette ohne Ende.
AS: Fließt hier genug Geld in die Region?
84
Interview Hans Peter Wilde, Versicherungsmakler, vom 29. Juni 2000 in Criewen, ca. 45 Min.
5
10
15
20
25
30
HPW: Zu wenig sage ich mal. Obwohl Schwedt
selbst, als Stadt, sehr viel abgeschöpft hat. Die
waren immer sehr schnell mit der Beantragung.
Man konnte dadurch schon sehr viel machen. Zur
Zeit ist es zu wenig, aber in ganz Brandenburg. Das
ist einfach die falsche Politik. Man setzt da Geld an
der verkehrten Stelle an. Klar ist es schön, wenn
jemand ABM macht, aber wenn man Leute kennt,
die ABM machen, und man weiß, wie das dann
gemacht wird... . Da werden Aufträge vergeben um
ein Haus abzureißen. Eine Firma muß so viele
Zertifikate bringen, sonst kriegt sie den Auftrag gar
nicht. Und urplötzlich können ABM-Truppen auf
einmal Häuser abreißen, können die Entsorgung
machen, können dies und das. Müssen aber, da die
Förderung ja ein Jahr ist, müssen sie ein Jahr
durchziehen. Da dürfen sie den Stein an einem Tag
nicht mehr nehmen, den dürfen sie erst am nächsten
Tag anfassen. Das ist mit allen ABM Sachen so,
auch, wenn die irgendwo Häuser streichen, oder so.
Da darf keiner zu schnell sein, weil: die Zeit muß
ausgeschöpft werden und das Geld. Das kostet im
Endeffekt mehr, als wenn man es einer Firma
gegeben hätte, aber es kommt eben aus einem Topf,
wo noch Geld ist. Und das ist eben in Brandenburg
und vielleicht auch noch in anderen Ländern in dem
Bereich was alles für Soziales ausgegeben wird.
Das Geld was erstmal erwirtschaftet werden muß,
was die Firmen bringen sollen, die man damit
kaputt macht, mit dieser ABM Sache.
komme und Frau
Repräsentation (?).
HPW: So ungefähr. Man muß ja immer noch
vorsichtig sein mit dem Wissen was man hat, (lacht
verhalten) weil man recht schnell rauskriegen
würde welche Firmen dadurch Schwierigkeiten
gekriegt haben und es ist ja einfach solche Firmen
40 nachher
nicht
mehr
zu
beteiligen,
an
Ausschreibungen und so weiter.
HPW: Nein, das möchte ich eigentlich nicht sagen.
VM: Also nicht die Nationalparkgeschichte, das ist
mir langsam klar. Aber sonst, gibt es noch so
Persönlichkeiten, sei es Politiker..., die wirklich
großen Einfluß hier haben?
50
HPW: Glaube ich nicht.
VM: Bürgermeister...
HPW: Bürgermeister, na gut...
VM: Hat der was zu sagen?
55
HPW: Ich schätze mal, seine Frauen haben mehr zu
sagen. Die unter ihm sind. Wirtschaftsdezernentin,
Frau Rückert (?) mit der ich aber recht gut klar
die
hat
Er verspricht auch schnell mal den Leuten was. Und
das ist eigentlich auch die Geschichte mit dem
Nationalpark. Er weiß ja auch was so hinter der ...
läuft, und das was sie vorhaben nicht gut ist für die
Stadt. Aber wenn er dann irgendwo eine Rede hält
und es paßt ihm in den Kram, dann lobt er den auch
65 hoch, ohne irgendwelche Hintersätze zu machen:
Aber wenn es dann so wäre, dass es bleibt wie es
ist..., oder so. Das macht er dann nicht. Er nutzt
dann schon für die Stadt den Namen des
Nationalparks aus. Und dann wird er natürlich bei
70 vielen Leuten auch unglaubwürdig. Was will er
denn eigentlich?
VM: Also in diesem Sinne: Er ist zu weich?
75
80
85
90
HPW: Ja. ... Na vielleicht noch mal kurz zum
Nationalpark. Ich hatte ja dann über die FDP auch
Politiker her geholt. Den Kächele und so weiter.
Und
dann
waren
wir
auch
bei
der
Nationalparkverwaltung gewesen und da war dann
auch der Doktor Vogel. Mit mir konnte er
wahrscheinlich nichts anfangen, sonst hätte er
wahrscheinlich nicht so erzählt. Da hat er auch so
ein paar Sachen durchschauen lassen, die sie
vorhaben und deswegen weiß ich, dass es so ist.
dass sie das alles vorhaben. Und da kam von einem
sehr gebildeten Mann der Satz, er wurde gefragt:
Was ist denn nun mit dem Wachtelkönig? Ich habe
gehört der braucht ja nun nicht dieses Wasser. Und
dann haben die gesagt: Naja, wenn das dann mit der
Überflutung ist, dann ziehen die Trockenwiesen bei
Kumerow. Also ich habe noch nie gesehen, dass
man denen irgendwie eine Reisekarte geben kann
und die ziehen dann dahin.
VM: Und Sie als Verein haben deinen Einfluß auf
die Presse, um da Öffentlichkeitsarbeit zu machen?
95
VM: Gibt es einzelne Personen in der Region, die
die Macher sind? Also die das so in der Hand
haben?
45
....(...?),
60
VM: Also wie Sie das schildern ähnelt das eher
einem Vierjahresplan, in dem alles in vier Jahren
gemacht werden muß. Ob es jetzt rentabel ist,
effektiv ist oder nicht.
35
Dokter
100
HPW: Nein, also wenn, dann kommen wir ganz
selten rein und dann aber auch total zerstückelt, so
dass das, was wir eigentlich sagen wollen nicht
rüberkommt. Wir überlegen schon, ob wir
Flugblätter rausbringen und so, aber das ist auch
wieder eine Frage des Geldes.
VM: Und hätte die Bevölkerung die Energie, die
Lust sich da irgendwie zu engagieren?
HPW: Na, ich glaube, ich weiß es jetzt gar nicht,
ich glaube wir haben jetzt vierzehntausend
Unterschriften gegen diesen Pflege- und
105 Entwicklungsplan,
um
irgendwann
das
Nationalparkgesetz zu novellieren. Also es ist schon
was da. Aber das Schlimme ist, man kann die
Politiker nur moralisch umstimmen. Rechtlich hat
man keine Chance mehr, weil diese Sache mit dem
110 Förderverein, diese Privatisierung,.... Die haben die
besten Anwälte eingestellt. Das hat keinen Sinn.
Die machen eher was kaputt, ehe wir da irgendwo
Recht kriegen. Wir können höchstens Abwarten,
dass dann in bestimmten Sachen, wenn das dann
85
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
passiert ist, irgendwas kommt. Das nützt uns ja
auch nicht, wenn wir dann klagen. Sie wissen ja wie
das ist mit dem Klagen. Dann machen die eine
Gegenklage, dann zieht sich das eher noch hin,....
5 alles vorbei.
VM: Und wie konnte das so kommen mit dem
Förderverein, dass er sich in so eine Position
gekommen ist...?
Und eigentlich ist das wirklich nur dieser
Privatverein – durch diesen Vössing. Ich weiß nicht,
60 das.. da ist einfach die Macht da. Die wollen
einfach ihre eigene Spielwiese, und mal sehen, was
dann daraus wird. Weil, selbst die Sachen, die die in
ihrem Plan drin haben, in dem PEP, der
Nationalpark gar nicht mit einverstanden ist. Aber..
65
HPW: Ganz einfach: ....
10
VM: Die rechten Leute zur rechten Zeit?
HPW: Nein, das ist richtig, ich sag mal, mafiamäßig
wie der aufgebaut wurde. Der Antrag. Da war der
Vössing damals noch Nationalparkchef. Da hat der
den Antrag gestellt für diese Sache. Dann war er im
15 Ministerium drin, hat diesen Antrag befürwortet.
Und saß dann auch auf dem Stuhl, in dem
Ministerium, das das Geld gegeben hat. Also er hat
sich alles selber gemacht. Das ist das Schlimme.
Und, das ganze Ding hat schon mit einer Lüge
angefangen. Diese Gegend wurde..., dem Bund und
gegenüber Europa hat man das als Lüge verkauft.
Man hat gesagt..., also... eine bestimmte
Würdigkeit... muß diese Sache haben .... Muß sehr
naturbehalten sein...., darf vom Menschen kaum
25 bewirtschaftet sein und so weiter. Und das stand
also in diesem Schreiben, wo die Beantragung war:
dass die Landwirtschaft so gut wie raus sei,
Fischerei kaum noch und, na eben alles so´ne
Sachen. Und ich weiß dieses Schreiben, wo der
30 Töpfer das auch so stark..., wo Töpfer damals noch
der Minister war für Umwelt. Selbst der schreibt in
diesem Schreiben: Er kann sich nicht vorstellen,
dass diese Gegend für einen Nationalpark... ,
würdig ist ein Nationalpark zu werden. Weil eben
35 viel zu viel Kultur und eben... Umgestaltung da drin
ist.
20
Und trotzdem wurde das in Hamburg durchgeboxt.
Das lag an der Landesregierung, weil die total Grün
durchwachsen ist. Die erste Wahlperiode, da waren
40 ja die Grünen mit drin, und da hatte man das
Umweltministerium total mit diesen Super-Grünen,
die heute noch drin sitzen. Und die eigentlich noch
oben hoch diese Macht haben. Und dann eben durch
Plazek, dadurch, dass der auch so stark dafür
45 gestanden hat.
AS: Kurze Nachfrage. Kann man das Parteipolitisch
zuordnen? Kann man sagen, dass die Grünen
tatsächlich hinter dem Nationalpark stehen, und
zwar nach wie vor?
50
VM: Und aus ideologischem Interesse: Natur ist
gut, oder steht da noch was anderes...?
HPW: Also für... Ich möchte sagen, die grünen
selber die werden eines Tages genauso enttäuscht
sein, wie die normale Bevölkerung. Weil der, der
55 wirklich für die Natur ist, auch der Meinung ist,
dass dieses was da ist zu erhalten sein soll. Die
wissen nicht, dass das ganz anders kommen wird.
VM: Und sie wollen ihre Spielwiese – für was?
Also ich meine, viele im Verein von Vössing sind
Berliner. Was wollen die damit? Wenn sie da selber
nicht rein gehen können, was...?
HPW: Ne! Die alle zu Vössing gehören, oder sag
ich mal, zu diesen Grünen – das soll kein
Schimpfwort sein – aber, die wirklich davon
träumen das alles umzugestalten, die kommen ja
auch immer rein. Wenn der Nationalpark die rein
läßt, oder der Förderverein die rein läßt – ihnen
75 gehört das ja. Die können sagen, wer rein kommt
und wer nicht rein kommt. Und das ist ja auch mit
der Jagd und so weiter. Die wollen ja die Jagd
selber betreiben nachher, weil es muß ja eine
gewisse....
70
80
Ende der ersten Seite des Bandes
HPW: .... wenn der Nationalpark und der
Förderverein sich nicht so beißen. Ich glaube schon
85 dass der Nationalpark und der Chef, der Burin,
obwohl der für mich ein wirklich sehr extrem
Grüner ist, aber wenn die beiden schon nicht
miteinander können, dann muß irgendwas faul sein,
denn es gibt’s nicht, einer, der sehr stark für Natur
90 ist, und der andere ist noch stärker für Natur.
Irgendwo ist ein Punkt wo man nicht drüber
springen kann. Und wenn die sich beide beißen,
dann ist das ein Interessenkonflikt für mich und
daran sehe ich dass der eigentlich was ganz was
95 anderes vor hat.
VM: Noch was: Sie sagten vorher, bezogen auf
Töpfer, dass dieser Park, diese Gegend nicht würdig
wäre ein Nationalpark zu sein. Es ist die Frage, ob
es würdig ist, oder ob es geeignet ist.
HPW: Na gut, würdig oder geeignet, welches Wort
nehme ich denn nun. Also es gibt ja ein Gesetz, was
Nationalpark werden kann. Und da steht eben drin:
nach Möglichkeit total Naturbelassen, darf eben
keine Kulturlandschaft sein, und so weiter. Das
105 trifft eben nicht zu. Weil auch das Flutungssystem,
das wir haben, mit Wasser rein lassen und Wasser
rauspumpen und so weiter, das dürfte alles nicht
sein. Deswegen konnte er sich das in dem Schreiben
nicht vorstellen , dass die EU das anerkennt als
110 Nationalpark. Aber das wurde eben alles so schön
verpackt, dass es eben doch gegangen ist.
100
AS: Wie schätzen Sie das ein, ist es möglich jetzt
noch Dinge in Ihrem Sinn wieder umzudrehen?
Also, die Nationalparkentwicklung entweder zu
86
Interview Hans Peter Wilde, Versicherungsmakler, vom 29. Juni 2000 in Criewen, ca. 45 Min.
modifizieren oder tatsächlich den Schutzstatus
wieder zu ändern?
HPW: Das ist möglich. Aber nur, wenn die
Landesregierung mitspielt. Und die spielt eben nicht
5 mit. Bloß das Schlimme war ja auch der
Wirtschaftsminister, er hätte so viel Macht, obwohl
er aus der Region kommt, er wohnt rein zufällig
sogar bei mir im Reihenhaus mit drin. Er hätte die
Macht gehabt. Er war vorher mit im Förderverein,
10 ist dann jetzt wo die Ministersache anstand schnell
ausgetreten, hatte dann auch gesagt, also der
Förderverein muß weg, und mittlerweile ist alles
wieder... Er ist auch derjenige, der am Parlament
vorbei, diesen Entscheid die Fördermittel zu
15 stoppen, einfach wieder ausgezahlt, und...
60
VM: Sie Sprachen von Schutzgebiet, vom
Randgebiet. Vorher, die Sache mit dem Übergang.
Wie wollen die das da machen? Eine Schutzzone 1
65 zu schaffen und in der Mitte ist der Grenzübergang?
HPW: Ja das wird eine Brücke.
VM: Also auf der Brücke dürfen die Autos rüber?
HPW: Da dürfen die rüber, und unten das Gebiet....,
weil dieser Korridor ist ja viel weiter, der ist ja nicht
70 bloß wie die Brücke. Ich weiß gar nicht wie viele
Quadratmeter. Hatten Sie schon mit dem Herrn
Manthey zu tun?
VM: Also es ist ein Netzwerk von wenigen
Personen, die das im Gang hält?
HPW: Ja...Ja. Ja.
20
25
30
35
40
AS: Wenn Sie jetzt selbst die Zukunft gestalten
könnten für die Region in den nächsten zwei Jahren,
und hätten sämtliche hoheitlichen Mittel an der
Hand, was wäre Ihnen wichtig?
HPW: Na gut, den Nationalpark erstmal so, dass
das wirklich so ist, dass die Leute noch rein dürfen,
dass das so erhalten bleibt, wie es ist. Ich würde
dann die Infrastruktur etwas schneller vorantreiben.
Das hängt aber auch vom Geld ab und von denen,
50 die das zu entscheiden haben, weil ich eben auch
weiß, dadurch, dass ich eben auch der Wirtschaft
sehr nahe stehe und versucht habe in den ersten
Jahren sehr viele Firmen her zu holen für die Stadt,
dass man mir dann einfach gesagt hat, weil da
55 schon immer das Theater war: Ja, ne, warum sollen
wir da hin kommen. Unsere Lkws brauchen so und
so lange ehe die hier her kommen und wenn dieser
hohe Schutzstatus hier ist, dann.. bleibt ja nicht...,
45
VM: Ja.
75
AS: Und es wäre auch wünschenswert, den
Schutzstatus wieder zu ändern?
HPW: Wir haben nichts dagegen, wenn das
Nationalpark heißt, aber das was die vorhaben, das
darf einfach nicht sein. Aber, ich meine, das ist ja
auch wieder eine gesetzliche Sache. Wenn ein
Nationalpark, oder sogar mit dieser hohen
Anerkennung, wenn das wirklich sein soll und
kommen soll, dann muß man dieses einfach
einhalten. Und dann kann man nichts machen. Aber
wenn es bloß darum geht, dass das Nationalpark
heißt, und dass es geschützt werden soll, so wie es
jetzt ist, oder hier und dort, wo kein Mensch was
von hat, aber die Tiere, dass man da wirklich keinen
ran läßt, ist das alles okay. Und das würde dann
auch funktionieren. Aber es ist rechtlich nicht
möglich. Es ist nur moralisch möglich, oder wenn
die Geldgeber was machen. Die Geldgeber ist das
Land und der Bund. Und da das aber im Land und
im Bund die Sachen sind, sage ich mal, die sehr
Grün sind, werden die nicht gegen ihre eigenen
Leute klagen. Und damit haben wir keine Chance.
Polder...., das Randgebiet muß ja auch etwas
weicher werden und so weiter und...., ne, den Ärger
wollen wir uns nicht aufhalsen.
HPW: Der hat da so die Zahlen. Ich mach das
immer so mehr emotional. Weil ich sage, die
Zahlen, die sind sowieso hinterher vergessen.
VM: Ja. ... Ich glaube unsere Fragen haben wir so
weit beantwortet. Vielen Dank.
HPW: Bitte, bitte.
80
VM: Und, wenn Sie möchten und interessiert sind
können wir auch eine Kurzfassung der Ergebnisse
zugeschickt bekommen. Ich habe Ihre Visitenkarte
von Ihrer Sekretärin bekommen.
HPW: Das würde mich schon mal interessieren.
VM: Wir hatten schon mal, voriges Jahr, im
Turmhotel, da waren auch Studenten da, da ging es
auch so für und wider den Nationalpark. Die waren
auch schon sehr erstaunt drüber, wie das eigentlich
abgelaufen ist, wie man dazu gekommen ist und
90 was man vor hat und so weiter. Aber... (...?).... Die
haben einfach so viel Macht. Wenn man sieht, wir
machen doch öfter Versammlungen und so weiter,
denen stehen die Tränen in den Augen wenn sie
erzählen, dass das alles weg soll. Und dann sitzen
95 sie da und grienen, grienen sich richtig eins. Weil
sie sagen: Das Haben wir doch schon alles in der
Tasche, was wollt ihr denn. Das schmerzt!
85
AS: Ganz kurz noch mal. Der Konflikt in der
Öffentlichkeit geht ja immer hoch und runter. Also,
100 war das jetzt einmal mit dem Elchpapier ganz laut
und ansonsten unterschwellig, oder wird das immer
wieder akut?
HPW: Immer wieder, weil man sagt, man
bearbeitet, oder überarbeitet den, aber alles das was
105 damals schlecht war, taucht immer wieder auf, wird
nicht raus genommen.
VM: Und auch vom Engagement der Bevölkerung
gibt es hohe Phasen und niedrige? ... Gibt es die
Leute , die sich dafür engagieren, die sich eigentlich
110 konstant dafür einsetzen?
HPW: Ja, ja. Und dann wird eigentlich die Wut
immer größer, aber auch die Verzweiflung, weil
87
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
man merkt, man hat recht, man hat keine Chance.
Und moralisch will der Minister nicht. Der ist der
einzige, der könnte, oder vielleicht auch noch der
Ministerpräsident, aber.... Es ist, die sind zu weit
5 weg vom Schuß, im großen und ganzen... Aber wir
wissen, dadurch, dass wir auch Kontakte haben zum
Spreewald und so weiter, dass die genau die
gleichen Schwierigkeiten haben. Wir haben sie
gleich gewarnt, dass das mit dem Privatbesitzkauf
10 der Knackpunkt ist. Sonst haben sie keine Chance.
Das ist überall das gleiche Strickmuster.
Die haben ja jetzt vor kurzem vom Kuratorium so
ein paar Leute eingeladen, sind da so den
Nationalpark abgereist (?) und wenn man da...,
15 wenn man sieht... . Wir hatten ja auch von dem
Bereich Forstwirtschaft jemanden mitgeschickt.
Und wenn man da, wenn man sieht, wie das
nachher in der Presse rüberkommt, was man da für
Erkenntnisse rausgezogen hat,... Der Wohltat von
20 Garz und auch der Nationalpark: Ja, jetzt haben wir
gemerkt, wir haben da keine Fehler gemacht, es ist
überall auch genau so gelaufen und alles schön. Die
kommen da mit ihren Leuten klar. Und wir können
das gar nicht verstehen, warum sich die Leute hier
25 so aufregen, und so weiter.
In Wirklichkeit ist es ganz anders. Wir kennen ja
die Betroffenen alle von da unten, wir haben genau
die gleichen Schwierigkeiten gehabt. Diese
Bereisungen, und dann sind die auch noch zu den
30 Leuten vom Nationalpark direkt hingegangen. Ist
klar, dass die alle: Bei uns ist Friede, Freude,
Eierkuchen.
AS: Das heißt, Sie kennen die Warte eines anderen
Naturparks.
Die
Schorfheide
ist
35 Biosphärenreservat?
40
45
50
55
60
HPW: Die ist Biosphärenreservat. Das hätten wir
uns hier auch vorstellen können, weil das auch vom
Gesetz her das ist, was es hätte sein können. Man
wollte an das Geld ran kommen. An diese hohe
Förderung, weil man dann wirklich mit dem Geld
spielen kann. Das ist ja noch nicht alles, dass die
das Fluten wollen. Die machen ja Sachen wo wir
dann auch wahrscheinlich klagen werden, weil das
kann einfach nicht angehen. Weil wenn man etwas
zum Schutzstatus macht, dann ist der Schutz da.
Man kann noch entwickeln, aber man kann nicht
umbauen. Die haben ja vor den alten Oder-Arm in
der Polder wieder auszuheben. Und wollen den
Deich an einer gewissen Stelle schlitzen und an
dann anderen Stellen so irgendwelche Rohre
einbauen, so dass eben ständig das Wasser drin
steht. Deswegen verstehe ich nicht – da müßte die
Bevölkerung doch merken – wie soll ich da noch
ran kommen, wenn ständig Wasser drin steht? Aber
da machen sich die doch gar keine Gedanken. Das
ist das Schlimme. Und selbst dieses Deichschlitzen,
Teile. Wenn die Überschwemmung kommt, kommt
es ja mit aller Macht. Wenn die da einen dreissig
Meter Schlitz machen, nach der Flutung ist der
dreihundert und mehr. Das reißt alles weg. Also
müßte man da wieder Betonbauten rein machen und
so und das beißt sich mit dem Schutzstatus.
Geschützt werden soll doch das was da ist. Man
kann bestimmt auch weiche... , wo man das auch
65 wieder hin kriegt, vielleicht auch ein paar Pflanzen
und so weiter ansiedelt. Aber das ist ein totaler
Umbau. Das ist ja ein Schaffen von irgendwas und
das beißt sich.
70
75
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85
90
95
VM: Ja es ist auch problematisch, wenn man
überlegt, ob die Wiederherstellung eines
ursprünglichen – was war das hier ursprünglich - ,
also das was hier schön ist, ist vielleicht die
Kulturlandschaft.
HPW: Ja, ja genau. Man sagt ja auch, man weiß
nicht was es wird. Also die wollen es erstmal
probieren. Und dieser internationale Status, dass das
nachher so gekommen ist, das ist doch alles nur aus
der Not geboren. Man hatte sich eigentlich damals
gedacht, in Polen ist sowieso alles Urzeit da noch.
Das machen wir zum Totalreservat und hier machen
wir die Zone Zwei draus. Und dann hieß es, da gibt
es die Regelung: Jedes Land muß seine eigenen
Prozente bringen. Damit war das weg. Und dadurch
reicht das Gebiet einfach gar nicht mehr aus und da
macht man teilweise, nimmt man Bereiche rein, ich
sag mal kranke oder tote Wälder, und ich sage mal
so überspitzt, die würden sogar Mülldeponien mit
reinnehmen um auf die Quadratmeter zu kommen,
um eben diese Fördergelder weiter zu kriegen. Und
man macht jetzt eigentlich was auch für den
Bereich ist, dass man den Leuten Angst macht und
sagt: Wenn wir das nicht hinkriegen bis 2010, dass
das hier ein Nationalpark wird, dann müßt ihr die
Millionen wieder zurückzahlen. So richtig
Erpressung.
AS: Wer müßte die Fördergelder zurückzahlen?
HPW: Das Land müßte die an den Bund
zurückzahlen, und an die Europäische Union. Das
was die ausgegeben haben, weil der Schutzstatus,
100 der die versprochen haben dann nicht da ist.
AS: Da geht es ja um viele Millionen. Wieviel
davon ist schon ausgegeben?
HPW: Eieiei. Jetzt geht es wieder um Zahlen. Ich
weiß nur, dass es insgesamt an die sechzig
105 Millionen waren, aber wieviel schon verbraten
wurde, das weiß der Herr Manthey.
VM: Dieses Geld, die Fördermittel, das wird alles
in den Nationalpark rein geleitet, oder?
HPW: Nö. Da kaufen die Land mit und ich nehme
an die machen auch noch andere Sachen damit.
Weil, ich meine da haben jetzt Sie keine Presse bei.
Aber zum Beispiel, dass die Presse so pro ist, der
hauptsächlich immer für den Nationalpark schreibt,
war am Anfang auch anderer Meinung, aber er hat
115 komischerweise hier in Criewen so ein, aus dem
historischen Gebäude beim Schloß, hat er auf
einmal ein Grundstück gekriegt, ´n Garten und so.
110
88
Interview Hans Peter Wilde, Versicherungsmakler, vom 29. Juni 2000 in Criewen, ca. 45 Min.
Auf einmal ist er Feuer und Flamme für den
Nationalpark.
VM: Da geht dieses Geld auch hin?
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50
HPW: Und ich weiß auch, dass die Wirtschaft,
wenn die von Anfang an mit uns gegen diesen
Quatsch gekämpft hätte, hätte es ja auch geklappt.
Aber die haben auch Angst gehabt, die kriegen zu
hohe Auflagen, und deswegen, wir stellen uns mit
dem Förderverein gut, gehen mit ins Kuratorium
mit rein, gehen da mit rein, geben Spenden und so
weiter. Die sind mittlerweile auch so falsch, weil sie
so überfahren wurden. Die haben zwar, sind zwar
überall drin, haben überall zugestimmt, aber werden
jetzt von denen bekriegt. Ja aber wie kommen wir
da nun wieder raus, nachträglich? Der Gerlach ist
ganz schön stinkig, der ist der Chef vom PCK, hat
aber auch nicht den Mut die Wahrheit zu sagen. Der
Haindl, dem hat man versprochen , dass er in dem
Bereich wo seine Maschinen sind, auch für seine
Mitarbeiter auch ein bestimmtes Gebiet kriegt, wo
er eine Eigenheimsiedlung bauen kann, wo er dann
nachher Geld und Wort und in dem Verein drin
war, haben sie gesagt, ist nichts geworden. Jetzt ist
er natürlich stinkig wie sonst was. Wir waren
damals auch mit Presse und so bei ihm gewesen,
auch damals mit ... (...?) gewesen und dann
sprachen die da noch so drüber. Und nachdem ich
die auch noch ganz gut kannte, hat er dann auch
gesagt wie gut er das findet. Und dann sage ich:
Aber!, und so!, und dann macht er dann so zu mir:
puch (lautmalerisch eine Pistole abgefeuert). Also,
so: Schön ruhig sein! Aus Witz aber, er hat mich
nicht erpreßt, aber er wußte genau worum es geht.
dass die nur eben da zugestimmt haben, weil vorher
man gesagt hat. Seid mal dafür, dann kriegt ihr das
und das, aber... Aber Gott sei Dank, wurden die
auch hinterher angeschmiert. Das freut mich ein
bisschen. Das nutzt ja nun alles nichts, das Gesetz
ist da. Damit ist mal der erste Schritt gemacht und
die Macht durch diese Privatisierung geht – ja – an
den Gesetzen vorbei. Wenn sie selbst mehr Macht
haben als das Land, haut das nicht hin. Da kann der
Minister auch, der kann das zehnmal sagen, er ist
nicht mehr da drin, er ändert ja sein Gedankengut
nicht von heute auf morgen. Das hat man ja
gesehen. Erst sagt er der Förderverein muß weg,
jetzt kann er auf einmal nicht mehr ohne den Leben.
Sind schon schlimme Sachen die hier passieren.
AS: Was heißt das? Wenn ich das jetzt richtig
verstanden habe, ist das Land finanziell davon
abhängig, dass die Sachen hier zu Ende laufen.
HPW: Ja. Die Fördergelder sind nur dafür da, wenn
es so kommt, wie es im Nationalparkgesetz steht.
Dieses was der Förderverein will ist ja noch weit
55 darüber hinaus, aber der PEP hätte vor dem
Nationalparkgesetz kommen müssen. Deshalb ist
die große Gefahr, wenn die jetzt im nachhinein
schärfer machen, können die ihn einfach nachher
einarbeiten. Und damit gilt das was da drin steht.
60 Und das ist das womit sie die Menschen hier alle
betrogen haben. Wir haben damals schon gewußt
was sie wollten, weil wir diese ersten
Entwicklungspläne und so weiter schon kannten.
Aber hätte man sie vor dem Gesetz, so wie es sein
65 sollte, der Bevölkerung mitgeteilt, hätte keiner für
diesen Nationalpark gestimmt. Das ist der ganze
Schmutz der hier so gelaufen ist.
AS: Und der Entwicklungsplan, der ja jetzt zum
zweiten Mal neu aufgelegt wurde..?
70
75
HPW: Ja der soll überarbeitet werden, dann soll das
aus den Arbeitsgruppen eingearbeitet werden, aber
der Förderverein hat schon gesagt: Macht ihr mal
ruhig, wir ändern sowieso nichts.
AS: Muß das nachher noch mal abgestimmt
werden?
HPW: Leider Gottes ist es glaube ich so, dass nur
die, die es eigentlich nicht wollen die Macht haben.
Nichtmal das Kuratorium, oder so. Nur die vier,
fünf, sechs Leute, die wirklich das wollen, was wir
80 nicht wollen, auch das Sagen haben zum Schluß.
AS: Also, das heißt, das ist personell wirklich mit
doppeltem Boden abgesichert. Und auch von den
Plänen...
HPW: Ja, total.
85
VM: Und wenn das alles durch geht, welche
Chancen haben Sie noch?
HPW: Eigentlich nur, was man sich einzeln
rausspicken kann. Weil selbst, wenn.. Wir können
ja jetzt sagen, so wie die zu den Fördermitteln
90 gekommen sind, ist das eigentlich verbrecherisch.
Aber wir können ja nicht klagen. Man kann,...
Wenn ich einen sehe, der bei rot über die Ampel
geht. Den kann ich nicht anzeigen. Das geht nicht.
Das kann nur derjenige, der wirklich dafür
95 verantwortlich ist, der kann den Leuten was an den
Haken. Und wenn Land und Bund gegen die nichts
wollen, haben die Narrenfreiheit.
Ändern könnte nur noch das Land was, da wird den
Leuten aber Angst gemacht, dass das Geld zurück
100 gezahlt werden muß. Obwohl ich das auch wieder
ein bisschen anders sehe, weil das Geld wurde ja
überwiegend nicht für Mist ausgegeben, sondern
man hat ja da drin was geschaffen. Aber das weiß
ich nicht genau, weil, mit den Gesetzen ist das ja
105 auch immer so gummimäßig. Man weiß ja nicht wie
das ausgelegt wird, ob das wirklich dann
zurückgezahlt werden muß, oder nicht.
VM: Letzte Frage. Also wenn das geschaffen wird
und die Region hat dieses Etikett von Nationalpark
110 oder Internationalpark, wenn die Polen jemals da
ihre eigenen Totalreservate ausweisen, was bringt
das ? Bringt das wirklich was, außer, dass viel Geld
eingesetzt wurde, dass Landflächen getauscht
worden sind? Bringt das für die Region was? Bringt
115 das für die wirtschaftliche Entwicklung was, dieses
Etikett?
89
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
5
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25
HPW: Das Etikett schon, aber nicht, was dahinter
steht. Weil das ist ja schon ein Name. Man hat auch
immer hier als Beispiel den Bayerischen Wald
genommen. Aber der Tourismus im Bayerischen
Wald, der ist nicht da, wo die ihre Totalreservate
haben. Das sind Strecken da kommt gar kein
Mensch hin. Die machen das mit ihrem Wildgehege
und so weiter. Na, das ist das was die Leute sehen
wollen. Was sie jetzt hier sehen, wenn die Kühe
drin sind, wenn die Störche da sind, wenn die
Fischer da was rausholen, wenn die Angler da
sitzen und sie selber die Tiere auch sehen können,
weil sie eben durch den Nationalpark gehen. Das ist
das was anzieht. Wenn das nachher geregelt ist und
man kommt nicht mehr rein, schon gar nicht, wenn
das mit dem Wasser ist, damit ist sowieso alles
gestorben. Also wenn der Punkt nicht raus kommt,
ist sowieso alles erledigt. Dann braucht man sich
über gar nichts mehr zu unterhalten. Und das ist
eben das mit dem Bayerischen Wald. Die Attraktion
ist nicht die eigentliche Natur. Es ist schön, dass das
geschützt wird, aber auch mit dem Wald...
Mittlerweile fangen die ja schon damit an, dass das
gar nicht so schlecht war, dass die Borkenkäfer da
alles kaputt gemacht haben. Da kommen jetzt
wieder andere kleine Pflänzchen.
(Gelächter und Ende des Interviews.)
90
Interview Ursula Birlem, SPD-Stadtverordnete, vom 30.06.2000 in Schwedt, ca. 95 Min.
eingesperrt (...?). Aber ich habe fast 20 Jahre
gebraucht, um mich daran zu gewöhnen. Muss ich
ganz ehrlich sagen, so wie es ist.
8. Interview Ursula Birlem, SPDStadtverordnete, vom 30.06.2000 in
Schwedt, ca. 95 Min.
5
Interviewerin: Anja Schatz
Stand: 23.11.2000
Band Nr.: 60
Transkriptionszeichen:
10 UB:
Ursula Birlem
AS:
Anja Schatz
(..?)
fehlendes Wort, nicht verstanden
(...?)
fehlende Wörter, nicht verstanden
...
Unterbrechung des Gesprächsflusses
15 [ ]
Anmerkungen in eckigen Klammern
AS: Wie lange sind Sie jetzt schon hier? 20, 30?
60
AS: Das ist eine ganz schöne Ecke. (...) - Und wie
viele Leute gehören noch zum Haushalt?
65
70
Transkriptionsbeginn:
AS: Ich würde vorschlagen, wir machen da weiter
wo wir aufgehört haben. Sie haben gerade erzählt,
20 wo Sie herkommen
75
UB: Ja, ich komme eigentlich aus Neu-Turnow. Da
sind auch (...) Familie. Drei Kilometer von (..)
entfernt. Es ist eine Endmoränenlandschaft genau,
eigentlich so wie hier, ähnlich. Eben von der Natur
25 aus, direkt wo ich gewohnt habe, ist hier schöner
mitten in der Natur. praktisch
80
AS: Wie sind sie nach Schwedt gekommen?
UB: (...?) Durch die Lehre bin ich dann nach
Schwedt gekommen. Ich bin nach Schwedt
30 gekommen 1963, habe hier Papiermache gelernt.
Naja, habe meinen Mann kennen gelernt, geheiratet.
Wegen dem Mann kein Studium gemacht, sondern
einen Meisterabschluss, danach (...).
35
AS: Moment, erst noch mal für das Verständnis: Sie
haben Papiermache gelernt, eine Ausbildung
gemacht, sind nicht hier zur Schule gegangen; und
haben dann eine weitere Ausbildung gemacht?
UB: Ja, später dann noch mal Industriekaufmann,
also nach dem Meister-Abschluss, wo dann mein
40 Sohn zur Schule gegangen ist - also den MeisterAbschluss habe ich schon mit 23 Jahren gemacht,
und dann, wo mein Sohn nachher in die Schule
gekommen ist, dann habe ich Industriekaufmann
noch mal gemacht, weil ich keinen (...). Und in
45 Schwedt - wie gesagt - hatte ich ganz schöne
Eingewöhnungsprobleme. Die großen Häuser,
wenig Natur, also, ich meine nicht die Polder und
so, das habe ich aber nicht als ... das Ideale
angesehen, sagen wir mal so. Ich habe ein bisschen
50 aus dem Zusammenhang raus. Zum Odertal gehören
ja die Hügelketten rechts und links. Und wenn man
nun so mitten drin wohnt, also für mich war das ein
bisschen komisch.
AS: Eingesperrt?
55
UB: Ja, so ungefähr. Also nicht frei, also
UB: 1963, das ist eine lange Zeit
85
90
95
100
UB: Ich bin jetzt alleine. Mein Sohn ... Ich habe
einen Sohn, der ist verheiratet. Der ist wieder aufs
Dorf gezogen und wohnt an so einem kleinen See.
Das zuletzt Haus da und haben tolle Natur. Ist auch
im Biosphärenreservat...Da fühle ich mich natürlich
wohl, (...-?)... Weil draußen sein, ... Durch mein
Großvater habe ich eigentlich die Natur kennen und
lieben gelernt. Als Kinder war es die erste Zeit ja
immer schrecklich, jeden Sonntag mit den
Großeltern im Wald spazieren gehen. Das war
üblich. Und ich bin aber auch sehr gerne freiwillig
mit meinem Großvater mitgegangen. Er kannte sehr
viele Pflanzen, Bäume, und interessante Tiere und
... eigentlich fast alles. Er fand immer auf alles eine
Antwort. Und was das Schlimme ist, wenn ich
heute, aus heutiger Sicht, wo 1997 hier das
Hochwasser
war,
die
Erzählung
vom
Oderhochwasser 1947 waren doch sehr weit. Und
wenn man dann die Deichdurchbrüche kennt, an der
alten Oder, wenn man die Kraft des Wassers kennt,
dann kriegt man schon ein bisschen Angst. Also,
ich war 1947 ein Jahr alt (...) Wir haben so
gewohnt, dass wir Flüchtlinge aufnehmen konnten.
Das Haus war zugänglich aber wir konnten nicht
über die Straße, weil die Straße unter Wasser war
und da habe ich meine Mutti dann gefragt, die lebt
noch, nach Mutti, wie war das denn 47, wie das
Wasser gekommen ist. Na, ja, sagt sie: „Das war
eine riesige schwarze Welle“. Und dann war das
Wasser da. Die Menschen konnten nicht mehr so
schnell weg. Autos gab es noch keine,
Pferdefuhrwerke. Da sind etliche vom Weg
abgekommen und wurden vom Wasser mitgerissen.
Die, die Wege nicht so kannten sind dann noch (...)
... oh, Gott, das ist ein Nebenfluss der Oder, das
wußte ich aber bisher auch noch nicht, (...?) die
Luka die fließt also in die Oder rein, und wie
gesagt, haben die verfehlt und haben es nicht mehr
geschafft (...)
AS: Also sie kennen hier das Wasser hier auch als
Bedrohung.
UB: Ich sehe das nicht als Bedrohung an. Es ist das
Hochwasser. So normal nicht. Also ich sehe es mit
unter als Bedrohung an. Ich habe hier in Schwedt
ein Sommer-Hochwasser, nein ein ein WinterHochwasser muss es gewesen sein. Ich weiß nicht
mehr in welchem Jahr. Wenn man zur Papierfabrik
110 rausfährt, (...?) dann sieht man das jetzt rechts und
links der Straße erhöht ist, da sind kleine Deiche
aufgeschüttet. Das wurde in den Jahren gemacht,
wo selbst diese Wiesen überflutet waren. Der alte
105
91
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
Welselauf, das der auch über die Ufer übergetreten
ist.(...?) Das war ganz extrem in dem Winter. Mein
Schwager hat da Meliration gearbeitet. Der hat da
auch Nachtwachen auf dem Deich (...) Das war
5 auch 1978 (...)
AS: Gab es in letzter Zeit
Überschwemmungen und Schäden?
in
Schwedt
UB: Ja, beim letzten Hochwasser ja. Da waren auch
in Schwedt Schäden. Aber das war ... also das
10 Hochwasser, das sieht immer ein bisschen wild aus.
Finde ich jedenfalls. Es hat eine unheimliche
Faszination. Wir sind dann immer, viele sind dann
immer spazieren gegangen, zur Oder, und wenn
man den Deich, den Damm, die Straße lang geht
15 und man sieht praktisch im Wasser. Das Wasser ist,
fehlt bloß noch vielleicht 40, 50 Zentimeter bis zur
Straße. Also nicht mehr viel und auch diese Straße
ist bedroht. Und man sieht überall die Baumkronen
aus dem Wasser. Das sieht phantastisch aus. Also,
20 der Anblick ist einmalig. Auch im Winter. Wir
haben jeden Winter Hochwasser
Ich brauche die Kommunikation mit Menschen.
Also ich würde wahrscheinlich total eingehen, wenn
ich nur zu Hause sitzen würde. Und einmal in der
Woche gehe ich zum Keramik. Und im letzten
60 Volkshochschuljahr bin ich noch einmal in der
Woche zum Englisch-Kurs gegangen. Bildung hat
noch keinem geschadet. Ich lese sehr viel, mache
viel Handarbeiten, wie gesagt, jetzt auch nicht mehr
so. Aber manchmal ... ein bisschen Malen. Ich finde
65 immer eigentlich eine Beschäftigung, immer eine
sinnvolle.
AS: Die Lücke zwischen 1990 und 1995 nach der
Wende. Was war da?
70
AB: Waren sie in der Fabrik tätig?
75
AS: Das heißt ...
UB: Durch diese Polderflutung haben wir jeden
Winter. Also, Wasser ist eigentlich (...) aber wenn
25 es so extrem kommt, und es (...)
80
AS: Also ihr Naturerleben ist hier ist auch ein sehr
ästhetisches. Also sie sind ein Mensch, der den
Anblick genießt und ..
30
UB: Ja, kann sagen Asthet. Ich sehe ja eigentlich,
...viel nein auch im Makaberen. Ist ja eigentlich
makaber, aber trotzdem ist es schön.
AS: Und sie setzen das dann auch in Ihrem Hobby
um, manchmal?
UB: .... Ja, manchmal ja. Ich habe jetzt wieder
35 Vasen gemacht. Mit Korbwaiden und Wasser. Aber
na ja, wenn man mit Keramik arbeitet, will man
Wissen, was hinterher raus kommt. Also, wenn man
malt (...). Die Glasur kann mitunter sehr hell sein
(...) Ich kann Ihnen mal zeigen. (...) Ich wusste nicht
40 das es so düster wird, und das hell und leicht.
85
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95
AS: Ich habe das auch mal versucht. Es sah immer
anders aus, als das Ergebnis.
UB: Ja, nicht, das ist, wie gesagt, wenn man das
sieht. Es sieht regelrecht bedrohlich aus. So, mit
45 dem Wasser sieht das ja ganz freundlich. So kann
man sagen, einmal ist es hell und freundlich, und
einmal dunkel und bedrohlich. Also so kann man
das Wasser hier auch empfinden.
50
AS: Ist das nur Ihr Hobby, oder verdienen Sie sich
damit auch ein kleines Zubrot?
UB: Nein, ich bin Erwerbsunfähigkeitsrentner seit
1995. Ich mache eigentlich immer (...), bin
ehrenamtliche Behindertenbeauftragte in Schwedt.
Bin ich Stadtverordnete, bin ich auch aktiv und, na
55 ja, gebe selber noch Kurse an der Volkshochschule.
UB: 1992 bin ich arbeitslos geworden. Weil sie
Frauen als Meisterin in der Papier-Industrie nicht
mehr gebraucht haben.
100
UB: In der Papierfabrik, als Meister. Ich habe einen
richtigen
Meister-Abschluss,
auch
einen
anerkannten nach dem jetzigen Standard für PapierHerstellung, also Meister für Papier und Pappe. War
zu DDR-Zeiten für Papier-Herstellung . Frauen sind
praktisch weniger wert. Die wollen keine Frauen
mehr in der Produktion haben. (...) Es sind noch ein
Paar in Schichten, auch direkt in der Produktion,
aber, wie gesagt, da habe ich auch schon gehört, die
müssen auch raus. Es ist mir sehr schwer gefallen.
Ich habe meinen Beruf sehr geliebt. Mein Beruf
hatte zu tun mit Physik und Chemie und Biologie,
und na ja, naturwissenschaftlich, wenn man so will.
Ich habe als TKO gearbeitet. TKO ist, war, also wir
haben praktisch TBL überprüft, TBL ist (...?),. also
wir haben geguckt, ob der Standardmäßig rein
gekommen ist, die Rohstoffe. Dann ... die Prüfung
haben andere durchgeführt. Sie wussten über den
Wareneingang bis zu da wo es rausging, bis zu ...
Üüber Lagerwirtschaft und Beladung alle
Vorschriften im Betrieb eben, die mit der
Lagerhaltung, die mit der Produktion selber zu tun
hatten (...).musste man genau wissen, die kommen
da und da hin. Also man musste praktisch die
Maschine kennen und man musste eben Fachwissen
haben. Und das war eigentlich eine ganze Menge,
was man wissen musste.
AS: War das auch ein gut bezahlter Job damals?
UB: Ja, eigentlich ja.
AS: Und danach?
UB: Danach, nach 90, 91wurden wir eigentlich alle
runtergestuft. Dann mussten wir, die noch bleiben
105 durften [starke Betonung auf „durften“], die
Letzten, die Meister mussten dann 1992 gehen. Wir
kriegten alle eine Änderungskündigung als
Hilfsarbeiter. Die Meister brauchten sie nicht mehr.
Uns war das gesamte Labor unterstellt, also die
110 einzelnen Abteilungen, die im Schichtdienst
gearbeitet haben und, ... war natürlich hart. Ich
meine, wir haben alle von der Pieke, ich habe
92
Interview Ursula Birlem, SPD-Stadtverordnete, vom 30.06.2000 in Schwedt, ca. 95 Min.
Papiermacher direkt gelernt ich habe es von der
Pike auf gelernt. Damit hätte ich eigentlich an
jedem Arbeitsplatz in dem Betrieb arbeiten können.
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20
25
AB: Mich interessiert. War den die Fabrik den
neuen Verhältnissen gewachsen, nach der Wende,
war sie konkurrenzfähig?
UB: Die existierte noch, Sie war konkurrenzfähig.
Das muss ich dazu sagen. Zeitungsdrcukpapier
haben wir hergestellt, es war für das Neue
Deutschland. Aber die anderen Kartonarten, die
gingen alle in den westlichen Teil Deutschlands.
Überwiegend. Überwiegend Exporte. Kartons für
Wellpappen. Die Maschine war auf dem neusten
Standard und da gab es eigentlich nicht ... Die
haben es zwar inzwischen umgebaut, aber das ist
jetzt ja die Regel, dass man ältere Maschinen immer
dem neusten Stand der Technik anpasst. Wir hatten
Honniwell und Akkore (...?) Steuertechnik,
Prozessleitsteuerung drin in den Maschinen. Das
war denke ich mal in der DDR die modernste
Fabrik, eben schon deswegen, weil wir für das ND
produziert haben und exportiert haben. Und
überwiegend für das so genannte NSW, „nichtsozialistische Welt“, produziert haben. Und da
waren die Anforderungen an die Qualität sowieso
noch höher, als im Inland.
AS: Ihre Anbindung an Ihren Beruf war sehr stark?
Waren sie damals auch schon so ausserhalb
engagiert?
UB: Ja, aber [lacht] erst seit ... da muss ich
überlegen, seit 1980. Aber ich war weder in der
Politik, habe mich eigentlich mehr um Haushalt und
Familie gekümmert. Wie es überall ist. Mein Sohn
ist 1969 geboren und dann zählte erst mal Haushalt
35 du Familie. Ich war ja zweieinhalb Jahre zu Hause.
Es war eine entsetzliche Zeit, habe keinen
Krippenplatz bekommen. Es hiess zwar, jeder kriegt
seinen Krippenplatz. Ich habe ihn aber trotzdem
nicht gekriegt. Mit der Begründung ich würden eh
40 zu viel verdienen. Wir hatten beide die gleiche
Lohngruppe, muss ich dazu sagen. Also, das heißt
die höchste im Betrieb, also die es für Arbeiter gab.
Wir als junge Meister, da haben sie gesagt „nur
Lohngruppe acht“ also ihr kriegt noch kein
45 Meistergehalt. Und Lohngruppe acht war die
höchste, die man überhaupt hätte kriegen können.
ja, und dann bin ich ein bisschen aufmüpfig
geworden. Und habe nicht mehr alles so gemacht,
wie er das wollte, sondern so wie ich das wollte und
das ging dann nicht gut. Dann kam 1982 die
Scheidung. Seit 1980 bin ich ja schon zum
Handarbeitszirkel gegangen. Komme das erste Mal
65 rein: und ja, wir müssen hier selber entwerfen und
so; da habe ich erst mal geguckt, aber da ich vorher
schon immer gerne gezeichnet hatte, war das alles
kein Problem für mich. Erstmal kreative
Zeichnungen in der Schule
60
70
UB: Handarbeitszirkel, .. auch in der Papierfabrik
draußen. Die hatten überall solche betrieblichen
Kulturhäuser und da gab es - wir haben gesagt
„Handarbeitszirkel“ - wie soll ich sagen ... das ist
75 eine Gruppe von Frauen gewesen, die sich
regelmäßig getroffen hat, vier mal im Monat, oder
so, oder vierzehntägig, oder mal jeden 2. und 4.
Dienstag im Monat oder so. Immer nach einem
bestimmten Schema und regelmäßig haben wir uns
80 immer getroffen. War für alle kostenfrei, Material
konnte man sehr billig kaufen und ... na ja, das ging
ja alles 1990 kaputt ... und die Kursleiter haben
Honorar bekommen, ungefähr so 25 Mark die
Stunde.
85
AS: Gibt es so etwas wieder?
UB: Nein. Das ist total kaputt gegangen [sinkender
Tonfall]
30
AS: Auch nicht in der Volkshochschule?
90
95
100
AS: Und sie haben sich damals...
UB: Dann habe ich 1988. Dann habe ich muss
sagen, ich war immer eigentlich gelern ich hab.
50 1965 habe ich mein Facharbeiter gemacht, 1968
hatte ich meinen Meister-Abschluss in der Tasche,
1978 bis 1980 ... also habe ich den IndustrieKaufmann-Abschluss gemacht, in der Anschulung
und ... nach der Scheidung dann ... habe ich mit
55 Kindern gearbeitet. Ab 1980 habe ich gedacht „Na,
jetzt hast ... ich wollte noch gerne studieren, aber
mein Mann wollte das nicht und ... Fernstudium
wollte er nicht und ich habe nachgegeben und, na
AS: Wo war das? Handarbeits?
105
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93
UB: Doch, ich biete Kurse an. Aber das ist nicht nur
der Kurs. Fünf, sechs oder zehn Termine, je
nachdem wie lang die Kurse sind ... aber das
Zusammengehörigkeitsgefühl ist nicht mehr so wie
soll ich sagen ... dieses Einstehen einer für den
anderen oder so, ist nicht mehr...
AS: Wollen sie darüber noch ein bisschen was
erzählen über das Zusammenleben, Nachbarschaft
hat sich das Verändert?
UB: Ja, das hat sich sehr geändert. Früher, sagen
wir auch so, die Kollegialität im Betrieb, das ist
möchte ich sagen, ist richtig umgeschlagen, einer
gegen den anderen. „Wer kann bleiben?“. Ich
möchte fast sagen „Mobbing“. Und wenn die
Chefin kam vom Labor, die sagte „Na ja, wenn ihr
nicht so arbeitet, wie ich will, da stehen genug
Leute draußen“. So eine Bemerkung. Und so was
gabs eben nicht. Also auch untereinander das
Verhältnis hat sich geändert. Ich war jetzt vor
kurzem in der Papierfabrik. Ich meine ich hatte
sowieso eine unangenehme Arbeit. Ich musste die
Leute kontrollieren ob alles in Ordnung ist. Ob auch
die Endprodukte auch den Vorschriften entsprechen
... Das, wenn ich Sie jetzt mit Fachausdrücken
bombardiere, wüssten sie sowieso nicht, dass die
Rollen an den Seiten der (..) gerade ist, dass da
keine Fusseln dran sind, die die in der Druckerei
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
spüren würden ...oder so, jedenfalls musste ich auch
auf die Qualität der Auslieferung achten. Und da
waren ja nur Männer [Betonung auf „nur“].
Überwiegend Männer in der Produktion. Ich meine,
5 es ist ja nicht so, dass da so viele Frauen gearbeitet
haben. (...) Und letztens war ich in der neuen, in der
neuen, in der anderen Papierfabrik. Da war ich sehr
erstaunt über manche Kollegen, dass die mich so
freudig begrüßt haben.
10
AS: Ach so,....
UB: Die waren damals ...
AS: Sie waren damals die böse Kontrolleurin ...
UB: Ja, und jetzt auf einmal, auch jetzt wenn ich
ehemalige Kollegen treffe: „Ach, und so, wie geht
15 es dir, schon lange nicht mehr gesehen“. Jetzt
immer recht nett und vorher waren sie immer froh,
wenn ich gegangen bin. Aber das bringt eigentlich
die Arbeit mit sich.
20
AS: War das eine Nachwendeerscheinung, oder war
das eine Erscheinung, die mit der Arbeitslosigkeit
zu tun. Oder war das eine Erscheinung die
möglicherweise mit dem Nationalpark und dem
ewigen Streit zu tun?
UB: Welche?
25
65
AS: Wollen Sie da drüber ein bisschen was erzählen
über ihr momentanes Engagement?
UB: Ich kann ja erst mal weiter gehen. 1992 bin
eben ich arbeitslos geworden und da habe ich
nochmal eine Umschulung gemacht zum
Abfallberater. Das ging ein Jahr und danach bin ich
krank geworden. So krank, dass ich praktisch kaum
noch in der Lage war, meine Haushalt zu führen.
45 Das ging so ungefähr ¾-Jahr, da war ich schon
Stadtabgeordnete. Ich habe aber gesagt, ich mache
das weiter. Ich kann mich jetzt, wenn ich jetzt alles
abgebe, was ich mache, dann gehe ich ein. Wie eine
Primel. Also, wie man so schön sagt. Ich habe alles
50 durchgezogen trotz Krankheit. Arbeitslosigkeit,
Arbeit gibt es sowieso keine und war ja auch
abzusehen, dass man in meinem Alter auch keine
mehr kriegt. Also wir haben ja immer gesagt,
entweder, man müsste 15 Jahre älter sein, dann
55 würde man Rente kriegen, oder 15 Jahre jünger,
dann hätte man noch mehr Chancen. Also es ist
AB: Ich wollte noch fragen, wer sind den
Gewinner?
UB: Gewinner? ... das war zwar Sozialauswahl, na
ja, Gewinner kann man auch so nicht sagen. Also,
man musste jung sein, man musste klug sein, wenn
es geht noch drei Kinder haben, dass man in die
70 Sozialauswahl kam, wenn es geht noch allein
stehend
oder
man
musste
einen
Schwerbehindertenausweis haben. Den hatte ich ja
nun. Die alle, die hatten ja den Kündigungsschutz.
Wir kannten ja so etwas nicht. Arbeitslosigkeit war
75 für uns, hat man ja so nicht, eine neue Erfahrung.
Gab es ja nicht offiziell.
AS: Das heißt, das Drastischste war tatsächlich ...
UB: Der Verlust der Arbeit
80
AS: Der Verlust der Arbeit - und davon waren sehr
viele Menschen betroffen?
UB: Ja
AS: Dass die Leute kühler geworden sind.
UB: Nein, das ist die Wende. Das merkt man hier
auch schon. Sagen wir früher war das nicht ganz so
dieses „an sich selber denken“. Das war nicht so.
Die sagen auch mal, sag mal „Du kriegst doch
30 Rente. Wann bist denn du mal zu Hause? Wann bist
du mal zu Hause?“. Ich bin fast immer unterwegs.
Ich hatte eigentlich Mittwochs Mittag mit Ihnen ein
Termin. Da war ich zur Auto-Demo in Prenzlau.
Wenn irgend etwas ansteht, hier in Schwedt, da bin
35 ich natürlich auch da. Wir müssen in Schwedt die
Wirtschaft erhalten.
40
wirklich, unsere Generation ist, die sind wirklich
wie gesagt .. durch die Wende, wir sind
überwiegend die Verlierer gewesen. Die
60 Nachkriegsgeneration, (...?). Also so, die alle so um
45, man kann sagen von 50, bis .. in diesem
Zeitraum ... sind überwiegend die Verlierer
gewesen, im Prinzip. (...)
AS: Und sehr viele Frauen?
UB: Frauen überwiegend, ja. Zuerst die Frauen und
in unserem Fall ja, wir als Meister, wir wurden
85 gleich die Kündigung gekriegt. Dann war noch mal
Einspruch drin, War ja auch Sozialausfall, da hängt
das Alter, die Betriebszugehörigkeit, ich war 29
Jahre in der Papierfabrik.
90
AS: Wir waren luletzt an der Stelle, wo Sie schon
Stadtverordnete waren ...
UB: Ja. Dann kam bin ich krank geworden, bin ich
Rentner geworden. Ja nun hiess das das ja immer, ja
.. weil ich hab dann gleich wo ich gesehen habe
„Eine Beschäftigung brauchst Du. Du wirst nicht
95 aufgeben“. Genau. Dann kam nachher als
Behindertenbeauftragte die Arbeit. Und das war
dann schon ganz schön viel. Ist ja ehrenamtlich, und
macht man ja nebenbei und ist aber ein großer
Zeiteinsatz.
100
AS: Das sind zwei verschiedene Ämter:
Stadtverordnete und Behindertenbeauftragte?
UB: Behindertenbeauftragte wird man über die
Stadtverordneten berufen. Und das Ehrenamt,.. das
ist verschieden. Das eine hat eigentlich mit dem
105 anderen
nichts
zu
tun.
In
der
Stadtverordnetenversammlung sitzt man für seine
Partei und Behindertenbeauftragte ist man
überparteilich. Da hat man Parteipolitik (...?).
AS: Darf ich mal fragen für welche Partei?
110
94
UB: SPD ... Wie gesagt, für mich hätte es auch sein
Interview Ursula Birlem, SPD-Stadtverordnete, vom 30.06.2000 in Schwedt, ca. 95 Min.
können, dass ich bei den Grünen gelandet wäre. Ich
habe mich mit einer ... der Frau Dr. Gille
unterhalten und die hat zu mir gesagt: „Na Frau
Birlem, sie send ja mehr grün wie ich, ne“, wegen
5 der Allee-Bäume wie ich vorhin schon gesagt habe,
dass sie lieber Straßen mit Schlaglöcher bauen
lassen würde, um die Bäume zu schützen, dass die
Autos nicht so rasen. Ich meine, als Autofahrer, ich
weiß ich selber, ich fahr auch manchmal etwas
10 schneller als ich darf, aber vor Allee-Bäume habe
ich Respekt und vor allem wenn da auch Kurven
sind und ich kenn die Strecke nicht
AS: Sie gehen nicht aus dem Weg
UB: Die gehen nicht aus dem Weg. Mir tun nur die
Bäume Leid. ... Ja, wie gesagt, durch meine ganze
Erziehung, schon als Kind so zur Natur (...). Und
wo es dann hieß, ja Nationalpark, da darf keiner
mehr rein, war ja auch so extrem. Ja da muß ich
ganz ehrlich sagen, da habe ich auch ein bisschen
20 Bedenken. Ich meineTotalreservate finde ich schon
in Ordnung. Aber wenn ich sehe ... wenn
Totalreservat ist, das heißt ja auch „wenn ein Baum
umfällt, der bleibt liegen“. Und das Wasser hat eine
Kraft. Und der Baum im Hochwasser wirkt wie eine
25 Ramme. Und dann gehen die Deiche kaputt. Und
wenn die Deiche kaputt sind, dann kommt das
Wasser. Das ist das Problem.
nach Schwedt gegangen. Die Leute, die Sie gefragt
haben, warum sie nach Schwedt gekommen sind,
die werden immer sagen, entweder „ich habe hier
gelernt, bin hier geblieben“, „wir hier haben hier
60 Arbeit bekommen und eine Wohnung“, „wir haben
Kindergartenplätze gekriegt“, es war ja ein
Wohnungsmangel in der DDR, selber Häuser bauen
durfte man nicht (...?) waren ja froh, die
Wohnungen das war eine super Ausstattung. So
65 eine 2-Zimmer-Wohnung war eine, also ein
Alleinstehender zu DDR-Zeiten überhaupt nicht,
man musste heiraten, um hier so bloß
zusammenleben und eine Wohnung, 1968 war das
noch nicht so, also man mußte schon verheiratet
70 sein, um zusammen eine Wohnung zu kriegen. ...
15
AS: Das heißt, Ihre Bedenken sind ...
UB: Angst vor dem Wasser
30
... ...
AB: Noch mal zu den Veränderungen nach der
Wende. Was hat sich hier infrastrukturell geändert?
In der Stadt: Sagen wir, sind hier mehr
Kindergärten entstanden?
35
AS: Das war glaube ich , die falsche Frage
UB: Also, Kindergärten reißen wir ab. Ab 2002
schließen wir die erste Grundschule. Wir haben
keine Kinder mehr. Wir haben über, weit über 3000
leere Wohnungen, in Schwedt, es werden noch
40 mehr. Wir haben die ersten Häuser abgerissen. Das
hat ja bisher alle bewegt.
[Telefon klingelt - Interview unterbrochen]
45
AS: Wir waren gerade an der Stelle, dass Häuser
abgerissen werden müssen ...
UB: Ja, in der ersten Zeit sind viele Leute
weggegangen. Fast mein ganzer Bekanntenkreis.
Die sind alle von Schwedt weg. Sie sind runter in
50 den Schwarzwald, (...?), überall dahin wo
Papierfabriken sind. (..), Hamburg. Aber wie
gesagt, Kontakte sind auch keine mehr, ist alles
abgebrochen. Die sind praktisch der Arbeit
nachgegangen. Also, wo Arbeit war, da sind sie
55 hingezogen. Wir sind ja damals wegen der Arbeit
AS: Sind inzwischen auch wieder
zurückgekommen nach Schwedt?
welche
UB: Ja, einige sind wieder zurückgekommen, weil
sie sich da wo sie hingezogen sind nicht wohl
75 gefühlt haben. Weil da wieder ... ich kenne das bloß
vom Hörensagen ... das Klima und alle so rund rum.
Ich habe auch eine Freundin, die wohnt in der Nähe
von Frankfurt a.M., die sagt: „Das Einzige was wir
haben, wri haben Arbeit, aber alles andere um uns
80 herum ist kalt“. .. So den Eindruck haben auch viele
Andere, Das ist nicht nur eine Meinung, es sind
viele, die so denken.
AS: Wir hatten neulich, die Tage, die Einschätzung
bekommen, Schwedt wird zur Rentner-Stadt, wie
85 sehen Sie das?
UB: Ja die ziehen alle weg. Das sehen sie ja schon,
wennan meine Sohn weggezogen ist. Die jungen
Leute die arbeiten haben, haben Geld und wollen
ein Haus bauen. Die ziehen auf das Land ins
90 Umland,
die
bleiben
nicht
in
den
Plattenbauwohnungen wohnen. Die ziehen ins
Umland oder gehen dahin, wo sie Arbeit kriegen.
Wer bleibt, sind die alten Leute. Was heißt alt?
(...?). Aber wir werden hier alle automatisch älter.
95 Wir sind ja als junge Leute hier her gekommen, vor
über 30 Jahre ... das ist dann schon ... ich bin jetzt
37 Jahre in Schwedt, da ist man ja auch 37 Jahre
älter geworden, nicht?
100
AS: Sehen Sie noch Chancen oder sehen sie eine
Perspektiven, dass hier neue Arbeitsplätze
geschaffen werden?
UB: Ja, eigentlich ja. Gestern habe ich erst wieder
in der Zeitung gelesen, was hier so eigentlich fehlt
an Dienstleistungen, da muss ich ganz ehrlich
105 sagen, wenn wir einen Glaser haben für die ganze
Stadt ist ein bisschen wenig. Da könnte sich
bestimmt noch ein anderer ansiedeln. Das der eine
ein bisschen Konkurrenz hat. Man sagt ja nicht
umsonst "Konkurrenz belebt das Geschäft“, nicht?
110 Das ist so mit so vielen Sachen, manche verstehen
das nicht wenn ich sage (...?). Die alten Leute dann
immer, die über 70 und 80 sind: „Ja, und stell’ dir
vor, die Kaufhalle hat zu gemacht und wo sollen
95
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
5
10
15
20
25
30
wir nun einkaufen gehen? Die könne doch nicht
einfach zu machen“. Natürlich ... oder dieses
Unverständnis, dass eben und da ist laufend ein
anderes Geschäft drin, ja dass das aber die Zeit ist...
das es nicht mehr alles von Bestand ist so wie es
mal gewesen ist. Wir hatten ein Zentral-Warenhaus,
und was wir da gekriegt haben, (...?) wenn wir
etwas anderes haben wollte, und noch woanders
hingucken wollten, mussten wir auch nach Berlin
fahren oder nach Eberswalde oder nach Prenzlau.
Prenzlau war ein anderer Bezirk, der gehörte zu
Neu-Brandenburg und da war schon eine Grenze
mit der Versorgung. Das hat man schon gesehen
obwohl man ja damals gesagt hat „In Schwedt, ja,
in Schwedt gibt es alles“ Die haben immer ein
bisschen mehr gekriegt als alle anderen. Aber das
hat auch seine Ursachen gehabt. Und in der ganzen
Republik Fleisch und Wurst und Butter wo es
Zuteilung gab, konnten wir das hier kaufen. Wenn
es Bananen gab, konnte das jeder kaufen. Meine
Schwester war sieben Jahre jünger. Wo die 14
geworden ist, ging sie in ein Geschäft und wollte
eine Banane kaufen, ja, „Ne, du kriegst keine
Banane mehr, du bist jetzt 14 und da kriegst keine
mehr“ Das war der eigene Onkel.„Ich kann dir
keine mehr geben, wir kriegen auch Zuteilung und
die Bananen kriegen die mit den kleinen Kindern“.
Deswegen muss man das auch ein bisschen
verstehen: Im Winter, das einzige Gemüse was es
immer gab, war Kohl. Also Kohl gab es immer.
Und Äpfel gabs auch immer.
AS: Und momentan ist es so, dass der Einzelhandel
gern mal schnell einen eingeht und dann wieder ein
neues Geschäft aufmacht.
UB: Ja. Es kommt aber auch immer darauf an, auch
mit Gaststätten ist das so. Ich kannte eine, die hat
eine Gaststätte gehabt, ein super Konzept, also man
hat sich wirklich wohlgefühlt darin. Die Gaststätte
ist aber von der Bevölkerung nicht angenommen
40 worden.
35
AS: Weil sie neu war, oder ...
45
50
55
60
UB: Weiß ich nicht ... Ja, nun war das auch ein
Gebiet, wo - wie soll ich sagen - sozialer ..
Sprengstoff (...?). Wo nicht mehr so viel investiert
wird, wo in die Wohnungsunternehmen nichts mehr
investiert, wo sehr viele ... Sozialhilfeempfänger
und überwiegend Rentner wohnen da noch nicht,
kinderreiche Familien und na ja ... auch von den
Dörfern nach Schwedt geschickt haben, die
Wohnungen waren nicht so gefragt, dann haben sie
(...) und jetzt sind in dem Stadtteil eben die
Probleme. Uhnd wenn man da ein bisschen so die
Zusammenhänge kennt (...?)die auf dem Dorf
praktisch (...?) kriegen Sozialhilfe, sind (nicht..?) in
der Lage ihre Kinder zu erziehen, zum Beispiel. Die
wohnen in einem baufälligen Haus, der eine
Eigentümer hat geklagt, hat das Haus vielleicht
zurück gekriegt und die müssen raus, ja. Wo gehen
sie hin? Nach Schwedt, so. Und nun gebt uns mal
ein Wohnung in Schwedt? Ja es gibt ja Wohnungen
und das Sozialamt zahlt.
AS: Schwedt hat auch sozialen Sprengstoff
UB: Natürlich, deswegen wollte ja ... es ist nicht so,
dass es hier von rechts und links, da hört man im
65 Augenblick kaum noch was. Weil die ich sag mal,
die extrem Rechten und die extrem Linken, das ist
wie überall eigentlich. Da soll mir mal einer eine
Stadt sagen, woes so etwas nicht ist.
70
AS: Gibt es wirklich beide Extreme - das ist jetzt
eine private Frage, so aus Neugierde ...
UB: Ja, na ja, mehr Linke vielleicht wie Rechte
würde ich sagen.
AS: Tatsache?
UB: Ja.
75
AS: Auch unter den jungen Menschen. Weil man
hat da immer so Vorurteile ...
UB: Die gehen zum Beispiel, dann heißt es, in den
Club gehen wir nicht, der ist ja rechts“, und die
anderen sagen, „in den Club gehen wir nicht, der ist
80 ja links“. Also, auch die ganzen Gruppierungen. Ob
es nun an dem wirklich ist, weiss man nicht. Aber
die Meinung ist „da gehen wir nicht hin, die sind ja
so oder die sind ja so, und da verkehren die und da
verkehren die“. Und dann haben sie ja diese ... Ich
85 finde es schön, wenn sich junge Leute engagieren,
auch in der Politik, aber die Jugend ist da, um alles
auszutesten. Ich meine, manch einer war früher
extrem links und der ist jetzt in der CDU oder was
weiß ich. Ich meine die Beispiele gibt es ja alle.
90 Deswegen sage ich nicht, das sei ein Fehler, man
muss mit den Leuten auch diskutieren.
AS: Haben sie den Einblick, sie haben ja
wahrscheinlich als Stadtverordnete eine Ahnung,
welche Verbände und Vereine es gibt. Engagiert
95 sich die Jugend tatsächlich auch? Organisiert sie
sich, Sportverein oder irgendwie?
UB: Ja, also im Sportverein, ja. Wir haben jetzt ja
eine ganze Menge Sportvereine und wir haben auch
Olympia-Teilnehmer, die an der nächsten
100 Olympiade teilnehmen aus Schwedt. Also, so ist es
nicht. Wir haben den Schwimmsport. Im Rudern
sind wir gut. Da haben wir einen Europameister in
Schwedt. (...?) Wir haben noch keinen Jugendklub
geschlossen, wie es in anderen Städten ist. Wir
105 versuchen, obwohl wir die Auflage eigentlich haben
vom Kreis, weil wir einen defizitären Haushalt
haben, wir machen ja unwahrscheinlich viel, das
sehen vielleicht andere anders, aber wenn man den
Einblick hat, die Stadt das Möglichste, um
110 Jugendarbeit zu unterstützen, so dass wirklich
nichts ab(...?), weil wir meinen, die Jugend muss
Beschäftigung haben. Ob sie es annehmen, ist eine
andere Sache.
AS: Gibt es hier auch Beratungsstellen?
115
96
UB: Ja, gibt es auch. Beratungsstellen für
Interview Ursula Birlem, SPD-Stadtverordnete, vom 30.06.2000 in Schwedt, ca. 95 Min.
Jugendlich gibt es. Das ist teilweise bei freien
Trägern angeordnet, auch. Auch die Drogen (...?)
die hier auch leider sind. (...?) Oder Vereine haben
sich gegründet, die mit Jugendlichen arbeiten und
5 alles mögliche. (...?)
AS: Ich würde jetzt sehr gerne einen Schwenk
machen zum Nationalpark. Und zwar gleich bei
Verbänden bleiben. Es gibt zwei richtig große, wie
wir das mitbekommen haben, für und gegen - wie
10 stellt
sich das Verbandsleben und die
Interessenvereinigungen für sie da?
UB: Also, die Verbände, oder wie
AB: In Bezug auf Gebiet des Nationalparks
UB: Auf den Nationalpark, also gut, da muß ich
dazu sagen... Also die Freunde (des Natioanparks
...?) extremer und die Interessengemeinschaft nicht
so extrem. Beide sind für ein Totalreservat. Es gibt
ja Gebiete, wo man sowieso nicht hinkommt, wo
das gar nicht auffällt, dass man da keinen Zugang
20 hat. Aber man sollte.. bei den beiden Extremen,
muss ich wirklich sagen, die gute Mitte finden.
Besser wäre, es ziehen viele gemeinsam an einen
Strang und eine Gruppe ist sehr groß und die andere
sehr klein. Die Kleinere hat die größere Macht
25 bisher und ... finde ich schon nicht so gut.
15
AS: Und wie so, haben sie eine Erklärung, wieso so
ein kleiner Verein so viel Macht hat?
30
35
40
45
50
55
UB: Die haben eben das Geld, die haben die
Fördermittel und was die wollen, setzen sie durch.
Die machen die Landkäufe. Und bei den
Landkäufen, da habe ich auch schon einmal gehört,
dass sie nicht mal an den Landbesitzer gegangen
sind, sondern zum Pächter. Und der Pächter hat gar
nichts zu sagen, es ist immer noch Eigentum des
Landbesitzer, und da haben sich mal Besitzer
aufgeregt in der Stadtversammlung. Wie denn so
was sein kann, obwohl das mit uns gar nichts zu tun
hat mit der Stadt... Ich höre auch vieles bloß aus der
Presse. Wie kann ich sonst wo Land kaufen und
dem Bauern das dann anbieten., was so 10, 15, 20
Km weiter weg ist. Für die Bauern das
Austauschland, ist für viele das Untere Odertal, die
(...?) ihre Äcker, (...?) Wiesen. Gerade zu DDRZeiten war ... wir konnten von Sonnenaufgang bis
Sonnenuntergang ins Gebiet rein. Nachts durfte
man nicht reingehen, Gebiet, war verboten. Das
ganze Gebiet hatte immer einen Schutz-Status. Das
war für den Vogelschutz, hatte es schon immer.
Also ich kann ich überhaupt nicht daran erinnern,
dass das mal irgendwie ... es war immer ... wir sind
mit den Fahrrädern, oder wir sind auch mal ein
Stück gelaufen, oder wir sind da baden gegangen,
weil wir in Schwedt noch keine Bademöglichkeiten
hatten. Sogar mit den Kindern ... irgendwie. Ich
finde die ganze Sache ... zu Fuß kann man sowieso
nicht überall hin. Und das man mit dem Auto nicht
überall hinkommt, finde ich total in Ordnung. Und
mit dem Fahrrad, gut, die Radwege. Wenn ich aber
zu den Radwegen was sagen soll. Der Nationalpark
macht Werbung. Oder die ganze Region macht
Werbung für den Radwanderweg, dass man auf den
Radwegen für Rollstuhlfahrer in den Nationalpark
reinkommt. Ist ja nicht so. Die stehen dann vor
einer Barke, wo es verschlossen ist, wo keiner mehr
65 rein kommt und das ist das Schlimme.
60
AS: Ihr spezieller Blickwinkel
Behindertenbeauftragte ...
ist
der
als
UB: Ja, und weil ich auch selber behindert bin.
Sagen wir, für mich, ich kann kaum noch Fahrrad
70 fahren, muss ich dazu sagen. Laufen ist bei mir
auch nicht mehr viel. Man sieht es mir nicht so an,
aber ich kann schlecht laufen, Fahrrad fahren habe
ich auch Angst wegen Sturzgefahr. Alleine schon
gar nicht, wenn, dann höchstens, das ich in einer
75 Gruppe mitfahre würde. Denn ich bin früher viel
unterwegs mit dem Fahrrad und auch zu Fuß und ...
AS: Welche Einrichtungen wären nötig? Für alte
Menschen oder Behinderte?
UB: Gerade alte, ja welche Einrichtungen? Auto?
Weiß ich nicht, aber. Aber es sollten ja auch die
Kutschfahrten die ich als sehr wesentlich ansehe,
die sollten ja auch nicht mehr sein und ... zumindest
müssen die Radwege erhalten werden, und wenn es
geht, sollte es auch mit dem Rollstuhl befahrbar
85 sein, Teilstrecken. Denn mit dem Rollstuhl kann ich
jetzt wirklich nur den Radwanderweg benutzen, was
anderes nicht. Und selbst die Aussichtspunkte die
sie gebaut haben, die finde ich schon eine Frechheit,
das da nicht mal zugänglich ist für Rollstuhlfahrer.
90 Ich meine, ich will nicht, dass der da hoch geht, auf
den Aussichtspunkt, aber von der unteren Ebene
hätte eine Möglichkeit geschaffen werden müssen
(...)
80
95
[Ende 1. Seite der Kassette]
AB: Ist ein Bedarf an strengerem Naturschutz nach
der Wende?
UB: Also ich muss sagen, ich habe Berliner Autos
an der Straße stehen sehen, nach Polen, in der
Stiege neben sich, die (...?)-Kraut ausgebudellt,
stiegenweise, da wachsen wilde Feilchen, (...?)Kraut, (...) im Frühjahr. Ja, wenn man solche
Sachen sich mitnimmt, hier gibt’s viele seltene
105 Pflanzen, und wenn man das sieht, da kriege ich das
Grausen ...dann kriege ich echt das Grausen: Dan
sagt man sich, oder den Unrat überall lassen, wenn
ich irgendwo bin, ich fahr auch öfter mal mit dem
Auto auf der polnischen Seite und packe mir einen
110 Picknick-Korb ein - mein Abfall wandert wieder
zurück. Ich brauche es nicht irgendwo im Wald
oder auf den Wiesen lassen.
100
AS: Bräuchte es da zu Kontrollen?
UB: Ja, würde ich sagen. Naturwacht muss hier
97
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
stattfinden.
AS: Auch mit Strafen?
UB: Ja, und drastische Strafen. Da bin ich dafür,
muss ich sagen. Da bin ich dafür.
5
10
15
20
25
30
AB: Es gibt unterschiedliche Formen des
Großnaturschutzgebietes. Was meinen sie: Ist der
Naturpark besonders wichtig für die Region oder
könnte man eigentlich eine andere Form wählen,
wie zum Beispiel Biosphärenreservat?
UB: Es kommt immer darauf an welche Schutzstufe
ist. Biosphärenreservate, ich kenne welche, ... Die
Leute, die da wohnen, die akzeptieren das
normalerweise, die kennen das und sagen „ja, das
ist was Besonderes“. (...?) am Fen oben, am Fen,
wo ist denn das. Die jungen Leute wissen ja gar
nicht mehr, wo Hochmoore sind, wo Quellen im
Wald sind ... kennen sie gar nicht, wissen sie gar
nicht mehr. Ich bin da mal mit meiner Nichte
spazieren gegangen, und dann sagt sie: „sag mal, du
kennst dich aber hier gut aus; woher weißt du denn
das alles, woher kennst du das? Hier war ich noch
nie. Ich habe noch nie gewusst, dass hier ein
Hochmoor ist.“ Sage ich: „ Na sag mal, was lernt
ihr denn in der Schule, lernt ihr eure Heimat nicht
kennen, nicht mal eure nähere Umgebung?“. Ein
bisschen traurig ... Ich sage mi immer, es ist viel
eine Erziehungsfragen wie „wie gehe ich mit der
Natur um?“, „Nutze ich die oder benutze ich sie?“.
„Benutzen“ heißt „zerstören“, und „nutzen“ alles ...
wie soll ich sagen ... also, nicht zum schaden der
Natur benutzen. Aber „benutzen“ wäre in meinen
Augen Schaden für die Natur.
AS: Das heißt?
auch nicht will. Diese absolute Verbot „da darf ich
nicht hin“. Das hatten wir in der DDR ... (...?), siehe
hier Schorfheide. Da gibt es viele Sachen, bei
60 Niepe, bei Oderberg.
AS: D.h. die frei Zugänglichkeit ist wichtig?
65
70
75
80
AS: Das heißt: Der Nationalpark hat welche
Bedeutung für die Stadt?
85
90
UB: Also wenn ich jetzt so Vermarkte. Sagen wir,
35 ich würde einen großen Campingplatz bauen. Da
kannst du drauf warten, bis da was kaputt geht.
AS:
Das
heißt,
der
Nationalpark
soll
menschenverträglich und die Menschen sollen sich
nationalpark-verträglich verhalten?
40
95
UB: Ja.
AS: Das heißt, sie würden für die Kombination von
Beidem?
UB: Ja, ja. Ich möchte, dass der Nationalpark und ..
Nationalpark und Mensch ... wir müssen ... wir
45 leben in einer Region, wir müssen mit dem
Nationalpark leben, es ist die ganzen Jahre
akzeptiert worden, wurde auch akzeptiert, dass man
nicht überall hin kann. Dann kam der Nationalpark,
Totalreservate. Und da darf eben keiner mehr hin.
50 Es ist immer dieses Verbot: Da darf ich nicht mehr
hin. Es muss auch Möglichkeiten geben, wenn
Totalreservat ist, dass man durchfahren kann, dass
man auch als Bürger, als interessierter Bürger, mal
Führungen mitmachen kann, (...?), rein kann. Nicht
55 das da irgendwo steht: „Hier betreten verboten“.
Das hatten wir. Das, was wir nicht wollten. Was ich
UB: Die ist erst mal wichtig. Also nicht den
Drahtzaun und nicht einen Elch. Das man den Elche
wieder ansiedeln will, bloss weil der mal vor 500
Jahren hier gelebt hat, hier in der Gegend. Es
kommen immer mal Elche, es kommen auch Wölfe
über die Oder. Es kommen mal Elche im Winter
rüber. Die gehen aber auch wieder weg. Wenn die
sich ansiedeln würden, würden sie ja bleiben. Und
nicht immer ... die kommen. Man hat hört, das
immer wieder, dass sie kommen, aber auch dass sie
gehen. Und ich meine, wir sind hier ja der größte
Landkreis in der Bundesrepublik und am dünnsten
besiedelt. Und Schwedt ist nun ausgerechnet die
größte Stadt, eine Industriestadt, und das noch am
Nationalpark. Das hörte sich in der ersten Zeit an,
„also am besten die Industrie in Schwedt platt
machen und weg, umsiedeln, bloß dass wir hier den
Nationalpark ...“. es hieß nur immer Nationalpark,
Nationalpark, Nationalpark, und Menschen raus, die
haben da nichts mehr zu suchen. Und das finde ich
eben (...?)
100
105
110
115
98
UB: Wir wollen, ich möchte auch mit dem
Nationalpark leben und ich möchte auch ... Natur
muss sein, ist schön. Und wenn wir schon einen
Nationalpark haben, müssen wir auch damit leben.
Die Industrie hat sich angepasst, in dem alles auf
den neusten technischen Standards, das die eben auf
die neusten Standards bauen und nachrüsten
müssen. Finde ich in Ordnung. Was neu gebaut ist,
neu gebaut wird, nach den höchsten Standard
gebaut wird. Also Umweltschutz, das betrifft ja
nicht nur uns, es betrifft auch die Enkelkinder, die
Urenkel und die nächsten Generationen - wie wir
heute damit umgehen. Aber wenn ich Nationalpark
habe, dann muss es eine Symbiose zwischen
Mensch und Natur sein. Ich meine der Mensch ist ja
selber auch ein Bestandteil der Natur. Ich kann ihn
ja nicht einfach irgendwo außen vor lassen. Und
wenn Sie Schwedt sehen: erst einmal die Randlage
zu Polen. Was ist denn rund um Schwedt? Die Seite
(...?) Ackerland und fast nichts. Die andere Seite ist
Polen. Zwischen der Stadt und Polen ist der
Nationalpark. Den sollen wir nach Möglichkeit
nicht mehr betreten und die Totalreservate sind
sogar ziemlich dicht dran an der Stadt, die
ausgewiesen werden. Das ist nämlich das
Schlimme. Wenn die Bürger sich ausgeschlossen
fühlen, ausgegrenzt fühlen. Dafür habe ich kein
Verständnis. Auch wenn ich das selber nicht mehr
so nutzen kann, es gibt bestimmt auch Menschen,
die das heute noch nutzen, die jeden Sonntag, oder
die Woche drei Mal irgendwo mit dem Fahrrad
unterwegs sind sich irgendwas angucken. Finde ich
Interview Ursula Birlem, SPD-Stadtverordnete, vom 30.06.2000 in Schwedt, ca. 95 Min.
total in Ordnung, bloß warum sollte man so etwas
verbieten?
AS: Ist da ...
5
UB: Davor habe ich Angst: vor dem Verbot ... es
nicht mehr betreten zu dürfen
AS: Ist der Nationalpark auch Dauerthema bei den
Stadtverordneten? Welchen Stellenwert hat er hier?
UB: Ne, also, Nationalparkbelange, das war mal ein
heißer Brenner. Da wurde es ganz extrem, als das
10 mit den Landverkäufen losging. Wo hier, hier
waren Vor-Ort-Sendungen zwei mal. Aber ist jetzt
ein bisschen ruhiger geworden die ganze Sache.
Man hört nicht mehr soviel. Die Presse nicht mehr
so aufmerksam. Also, mal hört weniger in den
15 Medien. Wenn irgendetwas ist, „bauen, bauen“,
Straßen, Wege, Veränderungen in der Stadt, das ist
dann natürlich, dass Nationalpark (...?). Ich meine
„Freunde
des
Nationalparks“
und
Nationalparkverwaltung sind ja zwei verschiedene
20 Sachen.
AS: Und wer muss dann gehört werden?
UB: Die Nationalpark-(..)
Problem und dadurch kommt auch die Gefahr,
wenn Hochwasser kommt und im Oderbruch die
Deiche brechen. Oder wenn es droht zu brechen,
60 wie in Aurich oder so. Das sind richtig tiefe Seen,
die da entstehen durch den Deichbruch. Am
Oderbruch die Stellen, die ich kenne, die zwei, da
hat man einfach den Damm rundumgelegt. Die sind
nicht verfüllt worden, da ist jetzt eine Ausbuchtung
65 und das andere ist ein kleiner See. Die leben damit,
die haben da einen See und... im 19. Jahrhundert
entstanden und heute noch ausgespült (...). Ich habe
keine Probleme damit, das ist eben die Natur, das
sind Naturgewalten und das Wasser sucht sich
70 immer eigentlich seinen Ursprung, wenn man dem
Wasser nicht Einhalt gebietet.
AS: Und die Medien - weil wir da gerade waren haben die Position bezogen, oder welche Bedeutung
haben die überhaupt? Und wir hier Aufklärung
75 betrieben oder hört man eher wenig?
UB: Im Augenblick ist eigentlich ein bisschen Ruhe
eingetreten (...?) obwohl Schwedt muss mit der
Natur gehen, Schwedt wird mit der Natur gehen
(...?). Das ist auch meine private Meinung (...?)
80 [sehr leise gesprochen]
AS: Gutes Stichwort: Werden die Bürger gut
informiert?
AS: Die Verwaltung?
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40
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50
55
UB: [zustimmender Laut] ... Es sind ja eigentlich
unterschiedliche Sachen. Ich meine, das ist ein
Verein, das ist ein Verein, das ist kein Verein. Die
Nationalparkverwaltung ist sozusagen die staatliche
Stelle.
AB: Und wie war das in den Medien? Welche
Partei (...?), die der Freunde (...?)?
UB: Ja, [Lacht] da können sie sagen, nicht
Interessengemeinschaft, die hat sich in der Zeit erst
gegründet. Da sind die Bürger praktisch auf die
Straße gegangen. Das hat ja den Bürger berührt.
Das war parteiübergreifend, außer den Grünen. Der
höchste Schutzstatus ist für die Grünen immer das
Ideale. Bloß ich kann nicht überall Totalreservat
machen und die Leute außen vor lassen. Das ist
auch eigentlich mein Bedenken. Erst einmal
Hochwasserschutz - das ist wichtig. Das
Allerwichtigste, die Polder sind geschaffen worden,
um die Städte, wie zum Beispiel Schwedt, Gryfino
und Stettin vor Wasser zu schützen. Die jetzt hier
die Polder, die hier sind, sind eigentlich der
Hochwasserschutzgebiet für Stettin. Wenn wir das
hier nicht vollaufen lassen würden, würde Stettin im
Wasser stehen. Sagen wir mal so: Die Altvorderern
haben sich was dabei gedacht. Das ist ja nicht so,
dass sie die alte Oder, die Oder begradigt war. Die
Alten sagen bei uns noch „neue Oder“,
Hohenwutzen. Der Grenzübergang. Da sagen die
Einheimischen: „das ist die neue Oder“, das ist
eigentlich ein Kanal, ein Stück. Die Alte Oder fließt
durch Oderbruch. Der Unterschied: Oderbruch, der
Wasserstand in der Oder ist sowieso höher als der
Oderbruch. Der Wasserstand ist höher, das ist das
UB: Das kommt immer ... eigentlich, wir haben
unser Amtsblatt in Schwedt und da wird alles was
85 die Stadt betrifft schon veröffentlicht. Und unsere
Presse ist eigentlich auch immer hinterher, dass sie
immer gute Informationen kriegt.
AS: Auch zum Nationalpark?
UB: Auch zum Nationalpark. Obwohl Schwedt ist
ja ... unsere regionale Seite und das ist ... wenn
irgendwas ist wird schon informiert. Und wenn
irgend was ist, was uns betrifft so als
Stadtverordnete, da ist ... ... wird da diskutiert. Ich
bin immer der Meinung, man darf die Bürger nicht
95 außen vor lassen.
90
AS: Und beim (...)?
UB: Bei den „Freunden des Nationalparks“ würde
ich sagen „nein“, bei diesem Verein, nein. ... Und
die Interessengemeinschaft hat sich aus einer
100 Bürgerbewegung gegründet. Und die (...?) Und
(...?)... Sanfterttourismus ist gut aber (...?) Der
Tourismus (...?). Viele wollen Urlaub auf dem
Bauernhof machen. Das ist nun mal eine ländliche
Gegend hier. Dann sind nun mal Pferde da. Da kann
105 man beim Reittourismus mitmachen, doch dann ist
schon wieder der Nationalpark da und da dürfen
keine Pferde. Die könnte ja mal was ablassen. Sind
aber zum Teil sind das hier noch alte Postwege in
der Gegend hier. Da sind die Hauptstraßen (...?) das
110 sind auch, die alten Postwege, wo die Postkutschen
gefahren sind, sind mitunter einfach Sandwege. Da
sind die Kutschenbreite durchgefahren und nicht
weiter, warum sollen solche Wege nicht auch weiter
99
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
genutzt werden? Ich meine, wenn der
Reittourismus, wenn die ihre Wege (...) und sie
langzureiten haben, und die halten sich daran,
können sie keinen großen Schaden machen. Aber
5 man kommt doch eine ganz andere Ecke, als wenn
ich das so sehe, ich hab von Oben einen anderen
Blick wie von unten. Und einer reitet nun mal
gerne, und wenn die vernünftig reiten, oder die
Kutschfahrten. Das würde ja in vielen Sachen dann
10 raus fallen, gerade in dem Bereich Totalreservate.
AS: Die Freunde des Nationalparks haben die
Bürger nicht einbezogen, wenn ich Sie richtig
verstanden habe? Die Planung ist aber sehr weit
vorangeschritten. Es gibt ja auch dieses
15 Nationalparkgesetz
und
dann
diese
Nachfolgepapiere jetzt. ... Wäre es aus Ihrer Sicht
sinnvoll, wenn man die Menschen noch mal neu mit
einbeziehen
würde?
Also
tatsächlich
Gesprächsstunden oder dergleichen ...
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UB: Na ja, ich meine , es sind Versprechungen
gemacht worden und denn gehalten worden. Wenn
ich sehe, was die „Freunde des Nationalparks“
damals für eine Macht hatten, zu welche Ämtern sie
gute Beziehungen hatten [betont: „hatten“] und
wenn ich sehe, dass ... Ich finde Naturschutz richtig,
aber man sollt es auch nicht übertreiben. Und wenn
ich Macht habe und Geld, dann versuche ich
natürlich mein Geld ruhig zu setzen. Und dann
versuche ich auch den höchsten Schutzstatus
durchzusetzen. Und Platzeck war ja mal
Umweltminister, der Herr Birthler gehörte mal, der
ist jetzt ja ausgetreten zu den „Freunden der
Nationalparks“, er wurde, mußte notgedrungen,
raus gehen, weil sie gesagt haben, wäre er sonst als
Landwirtschaftsminister nicht mehr glaubhaft. Die
Bauern sich dagegen gewehrt haben. Und wenn ich
sehe, welche Leute reinkommen, kann ich nur
sagen, die wollen wirklich den höchsten
Schutzstatus und den größrmöglichen ... Schutz
eben haben. So ist das Gesetz raus. Und Schwedt
musste dann kämpfen, wir müssen kämpfen, dass
wir unsere Industrie erhalten können, dass wir uns
ein bisschen erneuern können, dass wir
Arbeitsplätze schaffen können. Wenn wir den
Nationalpark vielleicht nicht hätten, aber die
Industrie, ist ja jetzt auch so, ich meinem, ich sehe
das jetzt aus meiner Sicht, die Industrie siedelt sich
auch da an, wo das Zusammenleben, wo Kultur
vorhanden ist, Infrastruktur. Zum Beispiel im
Nationalpark zählt ja Infrastruktur zählt da ja gar
nichts. Zur Infrastruktur gehört auch en neuer
Granzübergang nach Polen. Wenn hier alles durch
die Stadt geht., das geht auch hier durch die Polder,
das ist ein Knüppel dann, wo die Straße ist. Da gibt
es bestimmt auch Möglichkeiten, dass wenn man
einen neuen Übergang nach Polen macht, dass der
Verkehr umweltverträglich ist. Straßenstelzen, habe
ich auch gesehen an der Elbe, das praktisch dieses
Flutungsgebiet mit solchen Straßen, ich meine, nun
gut, das sind ganz schön viele Kilomenter...
irgendwie müsste so etwas zu regeln sein. Da muss
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man eben auch mehr Geld reinstecken, um die
Natur zu schützen. Und wenn ich sehe, ich habe
letztens gezählt, als ich nach Gartz gefahren bin, an
der Stecke das letzte Ende vor Garz, vor der
Brücke, die Störche die es hier gibt. 18 Störche. Ich
habe gedacht, das bibts nicht, so viele Störche habe
ich noch nie auf einen Haufen gesehen. Und jetzt
die Woche wieder (...?) da waren Kraniche, neben
der Straße, auf der Wiese. Zum Beispiel auch, wenn
frisch gemäht wird, dann sind die Störche hinterher,
sind die da. Die holen sich dann schon ihr Futter.
Viele Vögel gehen ja auch weg. Weil sie durch das
hohe Grass gar nicht mehr ... die Arten verändern
sich, die Vogelarten, Insektenarten, Grasarten. Da
wird sich alles verändern durch die Totalreservate.
Wenn nicht mehr gemäht werden darf, wenn dies
und jenes nicht mehr ist. Dann kommen wieder
vielleicht andere Vögel dazu, aber einige gehen
weg.
AS: Ist die Geschichte mit der Schutzzone 1 und
dem Totalreservat. Ist das schon alles entschieden?
UB: Na ja, also so gut wie, würde ich sagen, also
meiner Meinung nach. Und weil das ja im Gesetz
85 festgeschrieben ist. Ein Gesetz ist ein Gesetz. Da
kann man nur versuchen, dass man eine
Gesetzesänderung bekommt. Ich bin schon für
einen Nationalpark und auch für Totalreservat, aber
man muss auch bedenken, dass der Mensch nicht
90 außen vorsteht.
AS: Was ja im Moment so vorgesehen ist.
UB: ja
AS: Vertritt bezüglich des Nationalparks, oder gibt
es jemanden, der bezüglich des Nationalparks ihre
95 Interessen vertritt?
UB: [lange Pause] Da käme eigentlich höchstens
nur die Interessengemeinschaft in Frage, weil die
wollen ja auch Mensch und Natur in Einklang, also,
das ist das, was die wollen. Auch Totalreservate ja,
100 aber den Menschen nicht aus(...?) (sehr lautes
Husten von AS) man will die Artenvielfalt erhalten,
aber man will den Mensch nicht aussperren... trotz
Totalreservat. Und wenn Sie sich die Polder
angucken, zu Fuß, dann finde ich in Ordnung, dass
105 da keine Autos fahren. Aber dass da kein Angler
mehr ran darf, das finde ich schon etwas kurios.
Deswegen werden die Fische auch nicht mehr im
Wasser ...
110
AB: Welche Rolle kann der Nationalpark für die
zukünftige Entwicklung der Region spielen?
UB: Es kommt immer darauf an, wie sich der
Nationalpark gestaltet. Der Nationalpark mit den
Menschen, der mit Menschen arbeitet, der auch
zulässt, dass auf bestimmten Wegen, zu
115 bestimmtem
Zeiten,
Wandern,
Radtouren,
Kutschfahrten etc. möglich sind, da könnte sich
Tourismus ansiedeln. Aber im Nationalpark, der
gegen Menschen gerichtet ist, der schließt ja
100
Interview Ursula Birlem, SPD-Stadtverordnete, vom 30.06.2000 in Schwedt, ca. 95 Min.
Menschen aus, dann brauche ich kein Tourismus
mehr, und die Dörfer hier rund rum, die leben von
Tourismus, wenn sie keine Arbeit in Schwedt
finden.
5
AB: Es gibt schon Tourismus hier?
UB: Ja.
AB: und spielt eine gewisse Rolle?
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35
UB: Noch eine kleine Rolle, sagen wir so. Da ist ja
Criewen. Criewen hatte früher kein Hotel, eine
Gaststätte, das war’s. Zützen - dasselbe. Eine
Dorfgaststätte. Jetzt hat sich in den Orten schon viel
getan. Berkholz-Maienburg war dasselbe. Wenn Sie
hier rausfahren Richtung Gartz, auch Fridrichsthal,
oder so. Gatow. Hat sich doch mitunter doch schon
etwas getan. Nach der Wende waren ja erst mal alle
Gasstätten zu. Man kann ja jetzt eigentlich froh
sein, das wenigstens in den Orten, wo ein bisschen
Tourismus jetzt hinkommt, auch durch den
Nationalpark, dass sich da ein bisschen was
entwickelt, dass die Leute jetzt doch auf eine
anderer Art und Weise ihr Einkommen haben.
Früher die großen Gutshöfe oder die LPGn, die
überall waren. Jedes Dorf hatte seine Dorfgaststätte,
jedes Dorf hatte seinen Kindergarten, jedes Dorf
hatte - , Schulen hatten sie nicht mehr aber ihren
Konsum, wo sie einkaufen konnten. Sehr viel ist
nicht mehr. Die dörfliche Infrastruktur ist ja
weggebrochen. In Schwedt war es nicht anders. Wir
hatten 1990, nachdem wir die West-Mark hatten,
keine Gaststätten mehr. Hier konnten sie nirgends
(...?) gehen.. Hatten kein Hotel, war alles zu. Also
ein Hotel schon, aber nicht nach westlichen
Standard.
AS: Und das war auch eine Entwicklung vom
Nationalpark, dass sie ...
UB: Die dörfliche Entwicklung, die, hier in
Schwedt ist es mehr durch die Industrie, dass ich
Übernachtung anbieten muss, aber in den Dörfern,
das ist Tourismus, was da jetzt so ein bisschen
40 kommt. Kommt langsam und auch gehegt und
gepflegt werden. Viele Leute kommen ja auch
wegen des Nationalparks, und wenn ich das sage
„Ich kann da nicht mehr rein“. Und bloss, um da
mal auf der Straße langzugehen ... die wollen ja
45 wenn, dann die Natur erleben. Natur pur. Gehen Sie
mal abends auf die Brücke - in Zützen wohnen Sie
oder in Criewen?
konnten, Schifffahrt hatten, mal ein Schiff ge, war
es in den 70er oder 80er Jahren, das sie sich mal ein
60 Schiff gekauft haben und dann mal ein bisschen
hier durchgefahren sind. Schwedter Querfahrt, ein
Stück Oder und zurück. Von der Wasserseite aus,
ist die Landschaft natürlich noch viel reizvoller.
Wenn unsere Ruderer, und es gibt ja auch viele, die
65 ihr Kanu oder ihr Paddelboot haben und damit
durch die Gegend fahren, und sagen, „Vom Wasser
aus ist es phantastisch.“ Und die Welt vom Wasser
aus sieht anders aus als vom Land. Sieht viel
schöner aus.
70
UB: Ja. Das ist auch wichtig. Es gibt ja auch viele,
die auch Wassersport machen. Und, wie gesagt,
Motorboote würde ich nicht so gerne sehen. Da
75 muss ja nun nicht sein. Aber so, warum nicht? Aber
sowas müßte hier schon geführt werden, so eine
Wasserwanderung, eil die weil man sich durch die
vielen Nebenarme der Oder ganz schön verfahren
kann. Das wäre ein Problem. Würde man vielleicht
80 nicht mehr raus finden. Auf der Karten sehen Sie,
dass die Wasserläufe miteinander auch verzahnt
sind...
AS: Wäre das auch eine Aufgabe für die
Nationalparkverwaltung? Oder für die Ranger?
UB: Das man sowas vielleicht anbieten könnte.
Aber nur „könnte“. Denn empfehlen würde ich es
nicht. Wenn man schon so ein Kleinod hat, wäre
zum Beispiel, würde ich die Touristen raus lassen.
Wenn Sie schon einmal beobachtet haben, wie die
90 Rohrsänger an drei Schilfhalmen ein Nest gebaut
haben. Und als Kind beobachten konnten, als die
ihre Jungen gefüttert haben .. da müssen sie schon
ganz schön still werden, um so etwas zu sehen. (...?)
Wo die Rebhühner Brüten oder wo Fischotter an
95 Land gehen und der sein Schlafplatz hat (...?) Oder
das ganze Schilf. Das ist nicht nur Schilf. Da gibt es
immer Unterschiede. Oder wo im Winter das Schilf
geschnitten wird. Wenn die Oder zugefroren ist und
die brauchen wieder Schilf für ihre Dächer oder für
100 eine Scheune. (...) In bestimmten Gegenden machen
sie es heute noch. Aber warum soll das nicht
genutzt werden? Das Schilf wächst nach. Aber
mitunter bauen die Vögel dort. Aber die halten ja
auch nicht ewig.
85
105
AS: Criewen ...
UB: Hinten raus, und dann schauen sie mal rüber
abends. Was man da an Vögeln oder so ...
Wahnsinn. Abends oder gerade in der Dämmerung
oder wenn sie einen freien Blick haben, auch mal
von der anderen Seite der Oder. Das ist
phantastisch. Das ist dramatisch, wenn man das mit
55 unter sieht. Ja und wie gesagt. Wir haben die schone
Natur. Angefreundet mit Schwedt habe ich mich ja
da erst, wo wir auch mal auf dem Wasser fahren
50
AS: Das heißt, der Bootstourismus ist auch wichtig,
die Paddler?
AS: Tourismus haben wir dann geklärt. Wie würden
sie die gesamtwirtschaftlichen Perspektiven der
Region einschätzen?
UB: Ich kann nur hoffen, dass sich das neue
Chemiewerk ansiedelt. Das sind ungefähr 800
110 Arbeitsplätze. Schwedt wird kleiner. Die haben
letztens gesagt, wenn die Bevölkerung immer so
abnimmt, wie im vergangenen Jahr, können wir in
(14...?) Jahren Schwedt zuschließen.
AS: Ausgestorben ...
101
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
5
10
15
20
25
30
35
UB: Ja, ist traurig. Das ist aber nun mal die
Entwicklung. Ich habe vielleicht eine etwas andere
Übersicht, weil die demographischen Änderungen
wie sich Schwedt mal entwickeln wird, ist doch
noch anders. Das kennt nicht jeder. Und wenn wir
hier keine Industrie und Handwerk mehr ansiedeln,
und es zu unserem Rahmen passt, und das Gelände
ist da und dazu bauen, , auf dem vorgesehenen
Gelände was machen können, .. dann ist es gut,
dann Schwedt ist ja kein (..?)Ist ja nicht so, Schwedt
ist ja keine gewachsene Stadt (...?) 85% zerstört.
Früher gab es nie Industrie hier, außer Tabak.
Schwedt war Garnisonsstadt, Schwedt war
Markgrafenstadt, Schwedt war immer was anderes.
Schwedt war immer Teil der (..?). Weil dadurch,
dass es eine eigen Marktgrafschaft war, hatte es
ausgesorgt und war schon wieder extra. Als
Garnisonsstadt schon wieder extra. Dann kam die
Industrie nach Schwedt. 1958/59 so etwa, wurde per
Parteitagsbeschluss beschlossen, dass Schwedt eine
Papierfabrik kriegt, dass hier Erdölverarbeitung
herkommt, eben weil es eine schwache Region war,
weil es keine Industrie gab, weil es keine Arbeit
gab. Und dann wurde die Papierfabrik gebaut, dann
das Erdölwerk und das hier sind so die ersten
Grundblöcke, die gebaut wurden. So Ende der 50er
Jahre, Anfang der 60er, also die hier um die Ecke.
Für die Leute war damals (...) Das warme Wasser
kam aus der Wand. Ich meine von der Ausstattung
mit meinen Steckdosen her: Zwei in der Küche,
keine im Bad. Also, ist schlimm. Wenn ich mehr
Steckdosen haben will, muss ich bezahlen - haben
sie mir gleich gesagt, als ich eingezogen bin ...Was
war die Frage?
AS: Ja, die Frage war ...
UB: Wie die weitere Entwicklung ... ja? Damals
sind die Leute hergekommen, jetzt gehen sie wieder
weg. Das war schon Ende der 80er Jahre zu sehen,
dass die Kinder und Enkelkinder überall woanders
40 hingehen werden müssen. Es war uns schon
bekannt, dass sich nicht mehr die Arbeit für alle da
ist und das Schwedt eines Tages zu alt wird. Also
das war schon vorauszusehen. Die Leute, die
hierher gekommen sind, die sind ungefähr alle
45 gleich alt gewesen, die sind ungefähr alle zur
gleichen Zeit gekommen, so Ende der 60er bis 70er
Jahre ... ja. Und die Kinder, die (...?). Und dadurch,
dass sie wieder weggehen mussten, war klar: Die
Wende kam, Industrie geht kaputt. Es wurde absolut
50 Personal abgebaut, es war ja nun nicht so, dass wir
zu faul waren zum Arbeiten. (...?) Es fiel bei uns in
der Papierfabrik (...?).
AS: Wenn sie könnten wie Sie wollten, was würden
Sie unternehmen, wie würden Sie es haben wollen?
55 Sie können jetzt die Zukunft neu erfinden.
65
70
75
80
85
90
95
wir werden mehr Fußgängerzonen haben wie jetzt
(..?). Der Verkehr wird viel raus, also hier am Haus
werden keine LKWs mehr fahren, nur noch
vielleicht die Versorgungsfahrzeuge aber kein
Verkehr mehr durch die Stadt. Die jungen Leute
werden alle Arbeit haben. Das ist erst mal wichtig,
dass sie alle Arbeit haben. Die haben auch noch
Zeit sich kreativ zu beschäftigen und es wir
hoffentlich nicht mehr sein müssen, dass (...) die die
Arbeit haben nur arbeiten, und kaum Freizeit habe
und die anderen sitzen nur zu Hause und möchten
gerne arbeiten. Also so wird es dann hoffentlich
nicht mehr sein. Das die Arbeit gerechter verteilt
wird. Ja, und wenn Leute mehr Arbeit haben,
werden auch mehr in Schwedt mehr Kinder haben,
Schwedt wird vielleicht auch mal wieder jünger
werden, da muss ich aber schon weiter rechnen,
dann wird sich Schwedt auch wieder verjüngen.
Und man sieht in den frühen Jahren, in denen ich
hier schon lebe, und die Bäume gewachsen sind,
nicht nur Pappeln sondern auch Lorbeerbäume
schon von beachtlicher Größe hier stehen. Und so
wird es vielleicht überall schön grün sein. In der
Freizeit werde ich vielleicht mal wieder angeln
gehen können ohne ... ich meine, die Angler haben
sowieso schon große Auflagen, aber die können
dann trotzdem immer noch angeln gehen ... und die
Jäger könne immer noch zur Jagd gehen ... und die
Bauern können immer noch ihr Heu noch ernten
und ihre Kühe ab und zu mal das Gras kürzen
lassen (...?) Dass man die Zugvögel abends immer
noch immer noch hört, nachts die Gänse-Schwärme,
im Herbst und im Frühling. Dass man die
Nachtigall noch singen hört, da freue ich mich auch.
AS: Auch in der Stadt?
UB: Drüben ist der Nationalpark. Da am Theater ...
AS: Tatsächlich?
100
105
110
115
UB: Sie können jetzt die Zukunft neu erfinden. Tja,
Zukunft neu erfinden ... wenn ich mir die Vision
ausmale, dann werde ich sagen können, wo jetzt der
Stadtteil Waldrand ist, wird fast alles wieder Wald
60 sein, die Innenstadt wird belebt sein, und ...Autos,
102
UB: Da ist die Brücke, da sind Sie ja herüber
gefahren, ist ja nur über die Straße. Ja das alles.
Dann sehe ich natürlich noch aus einem anderen
Auge auf die Stadt: Das alles, was neu gebaut wird,
barrierefrei wird. Dass keine Leute mehr
ausgegrenzt werden. (...?) Das ist eine
Diskriminierung. Rollstuhlfahrer ... und dann gesagt
wird „Ja, die könne ja klingeln“ (...?) Bei
Gaststätten und Hotels ist das so (...?) Ich habe mal
die Hoffnung, dass auch Ärztehäuser zu den
öffentlichen Bereich gehört (...) [sehr leise] Der
Mensch und die Natur müssen im Einklang sein.
Das ist mein Anliegen. Was ich auch gerne möchte.
Wenn sich jeder so verhalten würde, der die Natur
liebt, wie ich mich verhalte, hätten wir
wahrscheinlich gar keine Probleme, dann würde
nirgendwo Müll rumliegen. Ich finde es zum
Beispiel sehr schön an Campingplätzen gibt es
Grill-Stellen, da kann man Grillen auch wenn ich
nur zum Banden hinfahre, so genehmigte Stellen
müssten sein. An bestimmten Stellen sollte man so
etwas anbieten, nicht jeder hat einen Garten. (...?)
Interview Ursula Birlem, SPD-Stadtverordnete, vom 30.06.2000 in Schwedt, ca. 95 Min.
AS: Herzlichen Dank.
103
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
9. Gruppen-Interview mit Mitgliedern der
Akademie für Berufsförderung und
Umschulung Berlin e.V. (ABU), vom
29.6.2000 in Schwedt, ca. 130 Min.
5
Anwesende Personen:
10
InterviewerInnen (AG):
Bernhard Glaeser
Claudia Müller
Milena Joschko
Kinga Rytau
Interviewte (ABU)
Frau Pils, Leiterin;
Frau Miersch, Behindertentourismus;
Frau Hoffmann, grenzüberschreitender Tourismus;
Herr Wurl, historisches Hügelgrabprojekt bei
20 Mescherin;
Herr Mai, Verbesserung des touristischen
Erscheinungsbildes;
Herr Krusche, schützenswerte Bäume und
Baumgruppen.
25 Die
Zuordnung
der
Namen
der
InterviewpartnerInnen gestaltete sich äußerst
schwierig.
Evt.
liegen
gelegentlich
Fehlzuordnungen vor.
15
30
Stand: 2.11.2000
Band Nr. 61, 62
Transkriptionszeichen:
ABU: Interviewte
35 AG: InterviewerInnen
(...) Pausen
(?...) Auslassungen weil nicht verstanden
40
Interviewatmosphäre:
Das Gespräch war freundlich, aufgeschlossen und
interessiert. Es fand in den Räumlichkeiten der
ABU statt. Insgesamt nahmen 10 Personen an dem
Gespräch teil.
Projekt zur Verbesserung des touristischen
Erscheinungsbildes im Nationalpark Unters
Odertal; und zwar wissen Sie ja auch, das im
Nationalpark bei Gründung noch Altlasten in den
Kerngebieten vorhanden sind, so Abriß und
Wanderwegsgestaltung und so weiter und sofort;
65 momentan ist er am BIZ, tätig haben sie sicher
schon gesehen; sie sind ja in Criewen dort haben sie
ja Ihre Logie. Wir haben die vielfältigsten
Einsatzgebiete auch in diesem Projekt.
60
Und zu guter Letzt kommt dann Herr Krusche. Herr
Krusche ist auch erst seit Anfang Juni bei uns und
ist in einem Projekt tätig, was sich mit
schützenswerten Bäumen, Baumgruppen und
Sträuchern befaßt direkt im Nationalpark. Und zwar
sind diese Bäume und Baumgruppen sollen unter
75 Schutz gestellt werden, da ja durch Beweidung im
Nationalpark die Kühe ja Schäden anrichten, große
Schäden anrichten, Trittschäden, durch Exkremente,
Verbisschäden und und und, und diese sind zu
kartieren
und
dann
letzten
Endes
in
80 Zusammenarbeit mit der Nationalparkverwaltung
diese Sache unter Schutz zu stellen. Weil ja sicher,
wenn man dieses jetzt nicht tun, diese prägnante
Landschaft die das Untere Odertal ja auszeichnet, ja
irgendwann mal verschwinden kann.
70
Alle Projekte sind bei uns, wir arbeiten in
Zusammenarbeit mit der Nationalparkverwaltung,
wir sind enge Partner seit vielen Jahren, solange,
wie es die ABU hier in Schwedt gibt, angefangen
mal hier in Schwedt und die Regionalstelle gibt’s
90 seit 8 Jahren, die gesamte ABU seit 10 Jahren. Wir
werden nächste Woche das 10jährige Bestehen
feiern. Am Anfang ist hier in Schwedt auch Bildung
gemacht worden, auf Tourismussektor, auf
Umweltsektor, und ich, ja was bin ich denn? Mein
95 Projekt, oder wir sind nur ein zwei Personenprojekt.
Mein Mitstreiter ist verhindert. Wir haben heute
auch noch eine Tourismusgruppe in der Criewener
Ecke, werden heute durch den Criewener Park und
die Kirche geführt.
85
100
AG, Glaeser: Wo sind die, wo bewegen die sich
genau?....
ABU, Frau Pils: Kann ich Ihnen jetzt nicht sagen..
45
Transkriptionsbeginn:
ABU, Frau Pils: ... ein vorgeschichtliches
Hügelgrab aus dem 17. Jh. wieder zu errichten als
ein touristischen Anziehungspunkt im nördlichen
Teil des Nationalparks in Lichterfelde, ein Ortsteil
50 von Mescherin. Das Projekt ist erst gestartet, wir
sind noch ein bisschen in den Anfängen in den
Anfängen. Es ist da geschichtliches Material
aufzuarbeiten und diese ganze Sache auch so
nachzugestalten, dass man sagen kann, also so war
55 es in dieser Zeit gewesen.
AG, Glaser (lachend): ....wir suchen verzweifelt
Touristen,
105
ABU, Frau Pils: Es sind 55 Leute die sind heute
hier...
AG, Glaeser: 45...dann kriegen wir unser Soll.
110
ABU, Frau Pils: ...im Nationalpark unterwegs. Kann ich
Ihnen jetzt nicht sagen wo die sich derzeitig aufhalten.
(lachend) (...) Weißt du es?
ABU, Frau Miersch: Also ich weiß nur, das die um
15 Uhr auf dem Schiff fahren.
Dann haben wir den Herrn Mai, Mai wie Frühling.
Herr Mai ist auch mit seinen Mannen im
Nationalpark tätig und zwar nennt sich dieses
ABU, Frau Pils: ...also 15 Uhr zum Schiff gehen.
Wohin? Zum Wollgatten(...?)
104
Gruppen-Interview mit Mitgliedern der Akademie für Berufsförderung und Umschulung Berlin e.V. (ABU),
vom 29.6.2000 in Schwedt, ca. 130 Min.
ABU, Frau Miersch: ..in Schwedt.
ABU, Frau Pils: Wir sind beide hier eingestellt als
sogenannte Projektkoordinatoren. Wir halten so die
Fäden in den Händen und sorgen dafür, das alle
5 Projekte untereinander verflochten sind, eine
Gemeinsamkeit da ist und eine Zusammenarbeit, bis
hin zur Öffentlichkeitsarbeit und was alles dazu
gehört, Projekterarbeitung.
AG, Glaeser: Gut, jetzt kommen wir dran. Mein
Name ist Bernhard Glaeser, ich bin Hochschullehrer
an der FU und wir haben eine Arbeitsgruppe
gegründet
im
Bereich
Soziologie,
Gesellschaftswissenschaften, eine Arbeitsgruppe,
die sich jetzt zum Thema genommen hat
15 Möglichkeiten und Chancen des Unteres Odertal
auszuloten, d.h. vor allem auch zu sehen welchen
Beitrag
der
Nationalpark
leisten
kann,
Möglichkeiten und Chancen. Natürlich haben wir
auch gelesen und auch mit verschiedenen Menschen
20 hier gesprochen, dass es nicht nur Möglichkeiten
und Chancen gibt, sondern auch Widerstände und
Konflikte und all das interessiert uns, all das
möchten wir gerne dokumentieren, und deswegen
sind wir hier und deswegen möchten wir auch mit
25 ihnen sprechen.
AG, Kinga: Ich heiße Kinga Rytau, und es wurde
schon alles gesagt, ich weiß gar nicht, was ich sagen
60 soll.
ABU, Frau Pils: Wo kommt denn dieser Name her?
AG, Kinga: Kinga kommt aus Ungarn, ungarischer
Name. Ich komme nicht aus Ungarn, ich bin in
Polen geboren. Bloß der Name ist ungarisch. Und
65 Rytau hieß ursprünglich Ritter, die Polen haben das
einfach vereinfacht.
10
Jetzt denke ich sollen sich die Mitglieder der
heutigen Gruppe, die übrigens innerhalb unserer
ungefähr 12 Kopf großen Gruppe sind wir
diejenigen, die sich speziell mit Tourismusfragen
30 befassen, insofern passen wir glaube ich ganz gut
heute zusammen. Wir haben dann noch eine andere
Gruppe, die sich speziell mit den Landwirten im
Gebiet unterhält und eine dritte Gruppe, die mit
Personen Kontakt hat, die weder dem einen noch
35 dem anderen Bereich angehören. So wir sind die
Touristen, und jetzt reiche ich das Wort weiter an
meinen Nachbarn zur Rechten.
AG, Claudia: Ja, fang ich wohl ers mal mit meinem
Namen an. Claudia Müller, Studentin an der Freien
40 Universität Berlin, wie wir alle, ich weiß ja nicht,
was sonst noch so interessiert?
AG, Milena: ...das wir uns vielleicht im
Hauptstudium befinden, 6. Semester, dass das jetzt
unser erstes Forschungsprojekt was wir machen, in
45 der wir praktisch eine großen Forschungsprozeß
beleiten (..?), also sprich mit allem drum und dran,
mit Fragebogen erstellen, für eine bestimmte
Problematik was jetzt den Nationalpark z.B. betrifft,
und befragen und dann zum Schluß auswerten und
50 dann wirklich einen Forschungsbericht zu
schreiben, also Praxis.
AG, Glaeser: Das war Helena Joschko.
AG, Milena: MILENA, (...) also, Herr Gleaser,
dafür das wir schon eine Woche hier sind und Sie
55 immer noch nicht meinen Namen wissen ...(lacht)
AG, Glaeser: ist wirklich furchtbar, ... grauenhaft
(lacht)
(...)
AG, Glaeser: Kommt die Familie aus Ungarn?
70
AG, Kinga: nein überhaupt nicht, eigentlich aus
Deutschland, die Großmutter ist Polin. Dann wollte
mein Großvater in Polen bleiben, wollte nicht mehr
nach Deutschland, so hat sich das ergeben.
(...)
75
AG, Milena: Dann würde ich sagen, fangen wir mit
der ersten Frage an: Wie hat sich aus ihrer Sicht in
den letzten 10 Jahren die Region hier um den
Nationalpark aber auch Unteres Odertal verändert?
So mal ganz pauschal gefragt.
(kleine Pause, Gehüstel)
80
85
90
95
100
ABU, Herr Krusche: Ja ich könnte dazu was sagen.
Durch das Hochwasser vor drei Jahren 1997, und da
sind im Park sehr viele Schäden entstanden, das
werden Sie bestimmt schon gesehen haben, wenn
Sie da durchgefahren sind mit dem Fahrrad oder so.
Viele Bäume sind da vertrocknet. Ich schätze, dass
das mit dem Hochwasser was zu tun hat. Und da ist
vieles abgestorben, weil es zu lange stand das
Wasser und zu hoch, wahrscheinlich hat das
Wurzelgebilde keinen Sauerstoff bekommen mehr
und (...) teilweise sieht man an Randstrecken wo
Wasserläufe sind, das da wieder etwas nachwächst.
Da müssen wir aber wieder klären, der alte Bestand,
der vertrocknet ist, der muß rausgeschnitten
werden. Also ich schätze das so ein, dass man da
wirklich was rausschneiden könnte an den trocknen,
was vertrocknet ist und abgestorben ist, das der
neue Trieb wieder nachwächst ansonsten, da ist
natürlich noch eine Krankheit drin in diesen
Bäumen. Ansonsten würde das Neue, was dann
nachtreibt, auch wieder krank werden. Das
Hochwasser hat einen großen Schaden angerichtet,
auch schlammmäßig und, und, und was da alles
mitkam..
AG, Milena: Einen Prozentsatz vielleicht?
ABU, Herr Krusche: Ach das weiß ich nicht. Das
Gebiet ist ja so groß, was da mit der Oder kam an
Schlammanteilen und... dann ging das Hochwasser
auch zurück, ich hab das ein bisschen verfolgt
damals, weil ich hier ein Grundstück habe, das war
110 fast mitbetroffen, wir mußten da Sandsäcke
schleppen um zu vermeiden, es konnte ja noch ein
Damm brechen. So, dann ging das los, das Wasser
105
105
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
ging wieder zurück langsam und dann war die
große Mückenplage, das war dann das Schlimmste.
ABU, Herr Krusche: Das sind ja auch riesige
Flächen wo der Bauer auch gar nicht irgendwie eine
Mad übernehmen kann, wo sich die Vögel
niederlassen können, wo sie brüten können.
AG, Kinga: Aber was würden Sie sagen hat sich in
Hinsicht auf die Wende, geändert hat
5
ABU, Herr 2: Früher wurde eben...
60
ABU, Herr 2: Aber es wurde eben doch abgepumpt
wie in Staffelde, weist Du, wo wir die Lichtmasten
alle abgerissen haben? Da haben Sie ein Pumpwerk
gehabt.(...?)
ABU, Frau Pils: Ich würde sagen, die Frage war
sicher auch so gemeint..
ABU, Herr 2: Es wurde früher eben alles intensiv
genutzt, Landwirtschaft und Tiere und alles und
10 damit ansprechend auch auf Deine Sache, viele
Sträucher, Bäume sind durch die intensive Nutzung
in Mitleidenschaft gezogen worden; und auch die
ganze Fragen der Betonplatten und so weiter,
auslegen der Wege das ist alles eine Frage, die sich
15 auf den Naturpark sich natürlich nicht gerade
positiv auswirkt. Das muß erst mal alles wieder
arbeiten. Die Tiere haben Gras, alles was Strauch
war, was grün war, bis runter (gefressen), und dann
wurde intensiv gedüngt, zusätzlich Jauche noch...
20
ABU, Frau Pils: ...der Schadstoffeintrag...
ABU, Herr 2: ...weil es nicht gereicht hat, weil es
nicht schnell genug nachgewachsen ist, dann wurde
eben noch Jauche rauf, noch wieder Wasser rauf
und so ist die Sache natürlich nicht gerade für den
25 Naturpark zum Positiven. Was sich jetzt natürlich
mit der Zeit zurück entwickelt, zur Natur wieder. Es
wurde ja alles, ..es war ja kein Stück, was nicht
intensiv genutzt wurde. Jede Ecke, jede Kante, alles
wurde genutzt.
30
ABU, Herr Krusche: Vor allem die Zeiten wurden
nicht eingehalten, die Brutzeiten (...). Das ging
einfach rein und wurde niedergewalzt. Das hat man
schon etwas mehr im Griff.
65
(...)
80
ABU, Frau Pils: Ja, es war ja schon immer ein
Vogelschutzgebiet, es haben ja auch im Winter
unzählige Vogelarten und Wasservögel hier gerastet
50 und es war auch immer schon ein Gebiet der
Zugvögel, die hier Station gemacht haben und dann
im Frühjahr weiter in den Norden geflogen sind
oder im Herbst dann weiter in den Süden, das war
schon länger ein Vogelschutzgebiet. Wie lange
55 kann ich nicht sagen.
ABU, Herr Krusche: ..der böse Kormoran...
ABU, Frau Pils: ... der böse Kormoran, der ist nicht
böse..
AG, Milean: Wer ist das?
ABU, Frau Pils: Kormoran?
85
AG, Kinga: Vogel..
AG, Milena: oh, oh Gott...
(Lachen...?)
35
ABU, Herr 3: Genau so ist es.
ABU, Herr 3: In Staffelde haben sich ja auch
erstmals wieder nach Jahren Schwarzstörche
angesiedelt. Die waren lange nicht da.
ABU, Frau Pils: Im Nationalpark ist es ja jetzt so,
es gibt ja so viele Vogelarten die bis Dato, wo es
70 eben erst mal nur bis zur Wende wo diese intensive
Bewirtschaftung stattgefunden hat, die sich hier gar
nicht nachweisen ließen, die jetzt wieder da sind.
Ich kann jetzt nicht irgendwelche Beispiele nennen,
aber ich hab unlängst wieder eine Führung und da
75 habe ich dann auch wieder erläutert bekommen,
welche
Vogelarten
jetzt
durch
die
Unterschutzstellung sich jetzt wieder angesiedelt
haben.
ABU, Herr 2: Und jetzt ist es auch geschützt..
ABU, Frau Pils: Jetzt müssen die Zeiten eingehalten
werden, solange die Bodenbrüter, am brüten sind,
eher darf der Bauer nicht rauf und eben die
Mad(?...) und eben auch die Tiere nicht rauftreiben
(?...) bevor eben das Wasser zurückgegangen ist,
40 darf ja sowieso keine Landwirtschaft betrieben
werden, man kann je eh gar nicht rein auf die
Wiesen. Aber ich sage mal wie Herr Krusche schon
sagte, das war ja dann halt früher so. Aber auch
schon zu DDR-Zeiten war es ja ein
45 Vogelschutzgebiet.
(?...)
AG, Kinga: Und wie hat sich das Leben hier
geändert, also in Bezug auf Industrie?
ABU, Frau Pils: Ja, das ist ein weites Feld, kann ich
was dazu sagen. Ich habe bis 1992 selber in der
Großindustrie gearbeitet. Hab von Hause aus
Chemie studiert und Ende 1992 kam für mich dann
das Aus über Personalabbau und in der
95 Großindustrie waren ja hier draußen 10.000 Leute
beschäftigt; der derzeitige Stand was ich weiß sind
es 1.400 glaube ich. Aber man muß ja sagen, viele
Ausgliederungen und Neugründungen sind ja
dadurch entstanden und mit diesem Abbau von
100 Arbeitsplätzen
ist ja auch diese große
Arbeitslosigkeit entstanden. Und natürlich hat man
im Zuge mit der Nationalparkgründung und schon
alleine erst mal am Anfang der 90er Jahre mit dem
Gedanken der Nationalparkgründung, wurden auch
105 viele, damals viele Hoffnungen verbunden, das sich
auf der Tourismusstrecke, es gibt ja adäquate
Gebiete wo Industrie mit Nationalpark ja völlig im
Einklang lebt, sind sehr viele Hoffnungen damit
verbunden worden, das sich dort auf der
90
106
Gruppen-Interview mit Mitgliedern der Akademie für Berufsförderung und Umschulung Berlin e.V. (ABU),
vom 29.6.2000 in Schwedt, ca. 130 Min.
Tourismusstrecke Arbeitsplätze geschaffen werden.
Industrie ist ja sehr viel auch weggebrochen, viele
Industriezweige sind weggebrochen; ich sag mal
diese zwei Betriebe, einer ist neu entstanden, diesen
5 gab es auch schon seit Mitte, seit Anfang der 60er
Jahre, den großen Chemiebetrieb seit Anfang der
60er Jahre auch und aber viele andere sind eben ....,
ja der Bedarf war nicht mehr da, anderweitig wurde
günstiger produziert und so ist hier diese hohe
10 Arbeitslosigkeit von über 20% entstanden.
AG, Milena: Wer ist der Gewinner oder wer sind
die Verlierer dieser ganzen Entwicklung? Wenn
man das mal so fragen darf, dieser Wende oder in
den letzten 10 Jahren in dieser Region?
15
20
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35
40
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50
55
ABU, Herr 3: Na dann würde ich mal sagen, die
Verlierer das ist die Landwirtschaft, denn man muß
sich ja vor Augen halten, es war damals hier und
heute noch Viehwirtschaft und die können ja jetzt,
also das Futter ist ja eingeplant oder war eingeplant
und die müssen ja nun sehen, das sie ihren
Viehbestand entweder halten oder abbauen, denn es
ist ja doch eine gewisse große Fläche, die jetzt nicht
mehr so intensiv bewirtschaftet wird. Und das war
ja hier unser Territorium alles mit Landwirtschaft
zum größten Teil, damals, außer hier Schwedt das
bisschen Industrie, das andere war ja nur, nur
Landwirtschaft. Und da sind die Bauern natürlich
die Verlierer. Die gehen dann natürlich zum Teil
auf die Barrikaden, haben sie ja sicherlich schon
gehört sicherlich, hier im Unteren Odertal. Man
muß beide Seiten sehen. Man muß sehen, auf eine
Art Naturpark ist gut, Arbeitsplätze und Tourismus,
man muß aber auch die Landwirtschaft sehen. Denn
die Bauern sagen, früher sind die Störche auch
gewachsen hier bei uns und die Vögel haben auch
gelebt und genau in dem Verhältnis wie heute. Und
wenn man mal mit so einem Landwirt spricht und
man kann das auch selbst beobachten, wenn die
jetzt die Freigabe kriegen hier vom Nationalpark die
Flächen zu mähen, dann ist die Brutzeit
wahrscheinlich zu Ende, dann mähen die
Landwirte, und dann sieht man aber auch die
Störche direkt dahinter, da finden die ihr Futter.
Wobei, wo das hohe Gras ist, das verfilzt ja, weil
das nicht bearbeitet wird, das verfilzt, der Boden
wird ja auch saurer dadurch und ich denke mal, da
kann sich so ein kleines Kriechtier doch nicht mehr
so halten und entwickeln, als wenn das mal
bearbeitet wird. Nicht, also wenn man mit den
Landwirten spricht, so erfährt man das ja auch. Ich
meine ich bin kein Doktor, ich bin kein Professor
aber, und die alten Bauern die sagen an und für sich
mit Recht, ja früher hat das auch alles gelebt und
gewachsen und gediehen.
ABU, Frau Pils: Sie wissen ja selber, wie das mit
der Landwirtschaft ist, mit den ufer(losen?)
Fördermitteln, viele Flächen werden brach
liegengelassen, es wird, sagen wir mal Ölfrucht
angebaut und dafür gibt’s Fördergelder und das ist,
wie soll ich sagen, der Landwirtschaft nun so
zuträglich nun auch nicht mehr, wie Herr (?...) eben
schon sagte, es ist ein Manko für die Bauern
entstanden. Vorhin sagte ich schon, viele Sachen
sind eben weggebrochen und so eben auch die
65 Landwirtschaft, weil andern Orts in Europa und EU
ja vieles viel preiswerter erzeugt wird und es ist ja
auch in Europa ein Überschuß an allem da.
60
ABU, Herr 2: Wir haben unseren (...?) selbst
erarbeitet. Dazu mußte die Landwirtschaft da sein,
70 wir brauchten die (...)
Abu, Frau Pils: Ja wir brauchten die
ABU, Herr 2: (...) zum Schlachten alles, wir
konnten ja nichts einführen, weil wir ja nichts
ausführen konnten, wir hatten ja nichts zum
75 Ausführen und da hebe wir eben alles selber
produziert und dann mußte eben alles intensiv
genutzt werden. Wenn ich jetzt so in Ständesee(?),
wo ich seit letztem Sommer wohne, da sind zwei
Bauern übrig geblieben; das ganze Dorf war Bauer.
80 War alles LPG, die großen Ställe, ist alles leer, 2
Bauern sind geblieben.
ABU, Herr Krusche: Ja (...) doch, es wurde sehr
viel ausgeführt, da wo sie (....?)
85
ABU, Herr 2: Jaaa, von uns in (...?) aber wir
mußten immer für uns selber (...durcheinander?) wir
haben ja damals aus nichts etwas gemacht.
ABU, Frau Pils: Es war ja bis Anfang der 60er
Jahre so hier in der Region, Landwirtschaft war das
Ausgeprägteste, hier Schwedt hatte ja 1961, wo wir
90 nach Schwedt gezogen sind, mit Ach und Krach
1000 Einwohner. Und dann ist ja erst die Industrie
gekommen und hat ja die vielen Arbeitsplätze
geschaffen; vorher war wirklich nur Landwirtschaft.
AG, Glaeser: 68, sagten Sie?
95
ABU, Frau Pils: 61 bin ich nach Schwedt
gekommen
ABU, Herr 2: Und 64 bin ich gekommen, da war
auch die PCK schon...
100
ABU, Frau Pils: Dann wuchs auch die Stadt ganz
schnell (...?) bis fast auf 60.000 Einwohner.
ABU, Herr 3: Und jetzt wird sie wieder automatisch
geschrumpft. Die Leute sind z.T. raus und die
Neubauten werden wieder abgerissen, he, he
105
ABU, Frau: Wir haben ja nur noch knapp über
40.000 Einwohner.
ABU, Herr 2: Na ja die jungen Leute haben keinen
Mut mehr, oder irgendwie keine Kraft oder keine
Zeit mehr, dass die Stadt wachsen könnte.
110
AG, Kinga: Suchen die Leute auch woanders
Arbeit, oder finden sie...
ABU Frau: Ich sagte ja, die Arbeitslosigkeit ist ja
über der Arbeit hinterher. Über 20 Prozent
107
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
Arbeitslose, viele junge Leute, so wie Sie, es ist
ganz schwierig für die jungen Leute hier in der
Region Arbeit zu finden, ganz schwierig Lehrplätze
zu finden Ausbildungsstellen, letzten Endes wenn
5 jemand, viele meinetwegen auch zum Studium
gehen oder so, die finden hier denn im Nachgang,
weil die Arbeitsplätze nicht da sind, finden sie
keinen Job. Und so, ich sage mal, dezimiert sich die
Stadt Schwedt. Die Stadt Schwedt war früher mal
10 eine junge Stadt vom Altersdurchschnitt. Die Stadt
Schwedt wird eine alte Stadt werden.
AG, Milena: Boote?
ABU, Herr Krusche: ..ja, Kleinst-, Kleinboote, um
11:30 kam ein riesen Fahrgastschiff, aus der
60 Schweiz..
AG: ups
ABU, Herr Krusche: ..ein riesen Pott war das...
ABU, Herr 3: ...der fährt öfter da, die machen
wahrscheinlich eine Rundreise
65
AG, Milena: Ich finde das merkt man jetzt auch
schon teilweise, also wenn man so in die Stadt geht,
das man da sehr viel Pensionäre trifft. Gibt es denn
15 Gewinner? Also das kommt so rüber, als wenn das
eben wirklich hauptsächlich wirklich nur Verlierer
gibt.
ABU, Herr 3: Nein, nein, also so kann man das nun
auch nicht sehen. Ich mein Gewinner, unser
20 Nationalpark sind wir erst beim Aufbau. Man kann
jetzt noch nicht sagen, wir haben von der
Landwirtschaft gesprochen, das sind jetzt die
Verlierer. Wir können uns das so noch nicht
erlauben zu sagen damit jetzt hier der Tourismus ...
25 man kann das noch nicht abwägen in wie weit jetzt
nicht ... wir hoffen damit wir durch den Tourismus
hier unten noch mehr Arbeitsplätze und, und wie
gesagt und alles mit rannkriegen (...), aber das ist
noch Aufbau, kann man so noch nicht abschätzen,
30 wir können ja bloß die eine Seite sehen, was da war.
Und wenn das mal fertig ist nachher, dann können
wir sagen, ja, so oder so.
ABU, Herr Krusche: Ich bin erst ganz kurze Zeit
erst da draußen in Gatow sind wir da, ich hab da
35 festgestellt, da ist ganz schön Bewegung drin schon,
da kommen aus Hamburg oder der Gegend, das
sieht man ja, die warten, die parken dann vor der
Brücke wo es dann rüber geht in den Park in den
Nationalpark, also da kommen Hamburger, da
40 kommen aus ganz Europa und Stuttgart, das sieht
man an die (...?) die da stehen..
ABU, Frau Pils: Ihr kriegt das da draußen am
ehesten mit, ...
ABU, Herr Krusche: ja, ja, da ist wirklich
Bewegung drinnen. Was da für Touristen kommen,
viele mit Fahrrad dann, die ganzen Polder abfahren,
weil es Fahrradwege sind, da staunt man schon, das
kriegt man so wenn man in der Stadt lebt, dann
kriegt man das so gar nicht mit, aber jetzt da
50 draußen so was da schon los ist..
AG:... Schornstein?
ABU, Herr 3: ...nein, der hat keinen Schornstein.
ABU, Herr Krusche: ...Führerhaus versenkt..
70
AG, Glaeser: ja ja ja
80
85
90
95
100
AG, Glaeser: ... dann müssen wir da mal hin..
105
ABU, Herr 3: ja
55
ABU, Herr Krusche: ...heute zum Beispiel, kamen
sie um 11:30..
ABU, Frau Hoffmann: ..ach so, ja noch besser
ABU, Herr Krusche: ... da ist er reingefahren, da
war nur noch soviel Platz unter der Brücke. Wenn
der Wasserstand noch ein bisschen höher gewesen
wäre... ganz langsam ist der da durch, ...aber soviel,
75 wirklich wahr, da bin ich schnell hingerannt, da hät
er rückwärts raus, wenn der Wasserstand höher
gewesen wäre.
45
ABU, Herr Krusche: ...die Schiffahrt und so, das hat
auch teilweise zugenommen.
ABU, Herr Krusche: der hatte zu tun, das der unter
die Gatower Brücke durch paßt, da hat er sein ...
110
108
ABU, Frau Pils: Um noch mal auf Tourismus
zurückzukommen, Frau Hoffmann und ich, wir
haben, wir sind ja beide, also ich 92 arbeitslos
geworden und sie auch so in dem Dreh, wir haben
ja damals beide eine Fortbildung oder Umschulung
gemacht auf der Tourismusstrecke, (...) 94 haben
wir angefangen damit und 94 war ja gerade so kurz
vor der Nationalparkgründung und haben uns ja
ausgiebig auf der Tourismusstrecke damit
beschäftigt. Es wird – das ist mein Standpunkt jetzt
– nie im Nationalpark den sog. Massentourismus
geben, wird es nie geben. Es ist eine prägnante
Landschaft eine einzigartige Landschaft in
Deutschland und auch in Europa, es wird immer ein
Zielgebiet bleiben für Spezialisten sage ich mal.
Spezialisten,
Individualisten,
Naturfreunde,
Radwanderfreunde, Wassertourismus wie Her
Krusche schon sagte, diese Zielgruppen werden
hauptsächlich diese sein, die man ansprechen
möchte. Dann auch ich sag mal Wissenschaftler,
Ornithologen, verschiedene (...?ZW470), und es
gibt ja auch der Nationalpark gibt ja zu allen
Jahreszeiten sein schönes Gesicht. Ob das jetzt im
Winter ist, wo das Hochwasser war, es war ein
schreckliches Ding sag ich mal so, aber es war eben
auch phantastisch, wir sind beide auch so
Photofreeks und es war unheimlich gut auch
anzusehen. Und auch im Winter, wenn die Polder
geflutet sind und es ist alles gefroren, und die
ganzen Wasservögel sind da, es ist eine schöne
Region. Aber es wird nie ein Massentourismus
geben und es ist ein Massentourismus ist für einen
verhältnismäßig kleinen Nationalpark auch nicht
Gruppen-Interview mit Mitgliedern der Akademie für Berufsförderung und Umschulung Berlin e.V. (ABU),
vom 29.6.2000 in Schwedt, ca. 130 Min.
zuträglich. Es ist ja nun nicht, was weis ich wie hier
die Rocky Mountains oder Grand Canyon , und ja,
aber, wie Herr Wurl schon sagte, es wird sich noch
in der nächsten Zeit entwickeln (...) müssen...
5
AG, Glaeser: ..müssen..
ABU, Herr 2: ne, ne, man sieht das aber auch,
wobei das in Garz war...
ABU, Frau Pils: ...ja, ihr kriegt das ja eher mit als
wir..
10
ABU, Herr 2: ...als wir draußen gearbeitet haben...,
meine Güte, das ging da ein Hin und Her, wie
gesagt nur mit Fahrrad, zu Fuß,...
ABU, Herr Krusche: schöne Wege
ABU, Herr 2: ..und mit Rollschuhe da, zogen die da
15 lang. Ich hatte eigentlich gedacht das gar keiner, wir
sind da alleine, aber das war nicht so, da war
ordentlich Betrieb, auch in Criewen jetzt eben (...)
auf der Kreuzung, die Jungen Leute (luft und
gütersogen? ZW489) kommen sie da an nicht, die
20 älteren Herren so wie ich es bin so und Damen mit
der Kutsche, nicht aber die jungen Leute die ziehen
da durch, hätte ich gar nicht gedacht, (...) weil sie
Criewen schon von früher kennen und da war ...
ABU, Frau Pils: und Criewen war auf der Strecke
immer schon, ersten durch den Lenné-Park, den gab
es ja schon solange, ne, und der war auch immer
gepflegt und wurde auch immer instand gehalten,
das schon immer so ein Ausgangspunkt und wo
auch Leute immer (...) ich fahr jetzt nach Criewen,
30 Lenné-Park, Kirche, ne, das war ja bekannt. Und
dann auch so in Zützen (...?ZW495), oder in Stolpe
Grützpott, der letzte Grützpott, der größte
Burgfrieden ne, und das waren solche
Anziehungspunkte schon immer (...) wo die Leute
35 hingeströmt sind.
25
ABU, Herr 2: ...und viele Schulklassen sind da
hingefahren wie ich festgestellt habe (...) wo ich in
der Schule ging, da waren wir doch alle fleißig
unterwegs
40
ABU, Herr Krusche: ... das ist auch richtig, dass die
Klassen die Umgebung kennenlernen ... und nicht
nach Moskau fahren, (...) die wissen nicht, dass hier
auch was zu sehen ist... ne, die wissen ja teilweise
45 schon gar nicht mehr, die Schulklassen (...?ZW503)
wie ne Kuh aussieht, deswegen sollen die auch mal
zur Landwirtschaft hingucken (...) wie das so läuft..
wo man rechts und links schön gemütlich gucken
kann und was sehen kann, wer will kann auch die
Quer- die Sommerwege benutzen aber im Grunde,
ich gucke auf Grunde meiner Arbeit hier was
behinderte Betrifft, nun ein bisschen danach, ob
60 auch so eine Zielgruppe da sich bewegen kann.
Aber ich muß sagen, der Radweg ist absolut der
Renner. Der wurde erst fertiggestellt, wann ist er
genau fertiggestellt?
55
ABU, Frau Pils: voriges Jahr,
65
ABU, Frau Pils: na komplett fertig ist er noch nicht
es fehlen noch die Anschlüsse
ABU, Herr 3: ...durchgehend bis Garz, wollen wir
mal so sagen, und dann kommt ja erst wieder die
70 hüglige Landschaft wo sich die Gelehrten drum
streiten. ...
ABU, Frau Pils: ...wo er lang gehen soll...
ABU, Herr 3: ..ne, aus welchem Material der gemacht
wird..
75
ABU, Frau Miersch: ... wobei ich eigentlich sagen
muß, der Uferradweg der neu entstanden ist, den
haben sie sicher schon gesehen, sind den bestimmt
schon abgeradelt, das ist ein absoluter Gewinn. Das
kann man ja erst mal so sehen. Das ist
wahrscheinlich erst einmal im Moment das Einzige,
ABU, Frau Pils: ach so, ja...
ABU, Herr 3:... wo er langgeht, das ist ja schon
abgestimmt, aber eben ob Pflastersteine oder
Bitumen und wie breit, und das muß ja auch immer
so sein, dass da im Notfall auch ein Rettungswagen
80 lang kommt und Feuerwehr, man kann ja nicht
einfach so einen schmalen... es kann ja mal was
sein, das muß ja alles berücksichtigt werden, ja.
ABU, Frau Pils: Bis Richtung Süden können sie
jetzt fahren, bis Oder-Neiße und...
ABU, Herr 3: ...bis zur polnischen Grenze, bis zur
Trockengrenze Richtung Polen, wir haben ja einmal
die Naßgrenze hier oben, die Ost-Oder und das
andere darüber da sagt man Trockengrenze wo
denn, ja das ist kein Wasser, da geht man von
90 (...?ZW525) da springt man über den kleinen
Graben und dann ist man in Polen.
85
AG, Milena: Haben Sie denn den Eindruck, dass die
Region in den letzten 10 Jahren genügend
unterstützt wurde durch öffentliche Mittel und wenn
95 dann durch wen bzw. durch wen dann nicht? Oder
was sie sich da erhofft haben?
(...kurze Pause)
ABU, alle: Schwere Frage, weil wir da keinen
Einblick haben
100
50
ABU, Herr 3: der ist noch nicht komplett fertig...
ABU, Frau Hoffmann: Wir sind selbst öffentlich
gefördert.
ABU, Herr Krusche: Da müßten sie vielleicht bei
der Naturschutzwacht nachfragen
105
109
ABU, Frau Hoffmann: (...) aber in dem
Zusammenhang, wenn sie jetzt in Criewen sind
oder (...) in der Nationalpark (...) Verwaltung, da ist
auch sehr viel Informationsmaterial da (...) aber was
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
Fördermittel jetzt betrifft?
ABU, Frau Pils: ...das entzieht sich unserer
Kenntnis.
5
AG, Glaeser: das können wir bei der Verwaltung
rauskriegen
ABU, Herr Krusche: ...ja wichtig ist das schon...
AG, Kinga: Wie ist das mit der Infrastruktur hier in
dieser Region, hat sich da was verändert; also es
geht mir um Kinos, um Jugendclubs, Kinderstätten,
10 haben die sich verbessert oder verschlechtert
ABU, Frau Pils: Auf jeden Fall, also Infrastruktur,
vor der Wende ich sag mal ich kann ja von 61 an
hier über Schwedt reden, als Kind hier groß
geworden. Es gab bis ... na richtig zur Wende, da
15 gab es große Demo hier und da ist dann auch alles
Mögliche gefordert worden ja und eben solche
Sachen angefangen beim Kino, so was gab es
damals alles nicht. Es gab kein Stadtbad wie wir es
jetzt haben, wir haben ja nur ein vereinseigenes Bad
20 gehabt, also zum Sportverein gehörig, wir haben ein
Kino, großes Kino, wir haben ein Hallenbad, wir
haben Freibad, wir haben Sportanlagen, wir haben
ein Bowlingcenter wir haben eine Tennishalle, was
haben wir denn noch alles ....Jugendclubs haben wir
25 ...weiß ich nicht wie viele, 4 oder 5 denke ich mal,
die hatten wir aber auch schon vor der Wende
ABU, Herr 3: ...ja das ist nun jetzt so wie Frau Pils
sagte von der Stadt, man muß ja auch weiter sehen.
Wir haben ja sehr verzweigte Dörfer hier und
Kleinstädte, z.B. Garz ist ja eine Kleinstadt oder
Vierraden, aber wenn ich jetzt davon ausgehe von
den Dörfern, wie früher, oder was heißt früher, zu
60 DDR-Zeiten es war, da ist das Landleben ist
entschieden schlechter geworden...
55
ABU, Frau Pils: das stimmt...
ABU, Herr 3: ...auf Grund der Tatsache, denn
früher hatte jeder kleine Ort oder jedes Dorf eine
65 Kneipe oder eine kleine Gaststätte gehabt, wo sich
alle mal getroffen haben, die älteren und und da war
auch mal ein Dorfvergnügen oder Disko oder Tanz,
das ist heut zum größten Teil alles weg, da passiert
nichts mehr.. Die haben wahrscheinlich auch nur so
70 einen kleinen Jugendclub, wie in Mescherin war
oder noch ist, und kam von anderen Dörfern noch
welche hinzu und dann haben sie alles kurz und
klein geschlagen, denn zwei Orte zusammen
kamen, der andere Ort hatte nichts mehr, da war ein
75 bisschen und dann wurde das Ding auch dicht
gemacht. Also ich würde mal sagen für die Jugend,
hat sich das Landleben in gewisser Hinsicht
verschlechtert. Das ist nicht mehr so wie es..
80
AG, Glaeser: ...was hatten sie vor der Wende?
ABU, Frau Pils: ..die Jugendclubs..
AG, Glaeser: ach so, ja
ABU, Frau Pils: ..die gab es auch schon vor der
Wende, Kitas, wenn sie so was meinen gab es ohne
Ende hier in Schwedt. Es war ja wie gesagt eine
junge Stadt mit fast 60.000 Einwohnern, ja und jetzt
sind wir an dem Punkt angekommen, weil ja nun
35 der Bevölkerungsrücklauf ist, kaum noch Kinder
werden geboren, werden diese Kitas so nach und
nach geschlossen, auch bei Schulen ist es
rückläufig, wenn keine Kleinkinder da sind, dann
sind auch keine Großen Kinder da...
30
40
ABU, Herr 3: junge Frauen müssen her, Männer
sind ja genug
ABU, Frau Pils: ..aber ich sag mal, so hat sich auf
jeden Fall die Infrastruktur verbessert, wir haben
ein Kulturhaus (..) Theater, Einkaufszentren (...)
45 ohne Ende..
AG, Glaeser: auch alles neu? das Kulturhaus,
Theater...
ABU, Frau Pils:.. nein das Kulturhaus gibt es seit
1975
50
ABU, Frau Hoffmann: und das Theater war schon
drin, mit integriert
ABU, Frau Pils: seit 1974, voriges Jahr 25
uff(...?ZW569)
ABU, Frau Pils:...es ist ja nicht nur das Landleben,
es fängt ja auch an, es gibt auf den Dörfern fast gar
keine
Einkaufsmöglichkeiten,
keine
Serviceleistungen, keine Dienstleistungsangebote..
ABU, Herr 2:... keine Post nichts...
ABU, Frau Pils: ... mit jedem Pub, sag ich mal muß
man in die Stadt fahren und viele Leute sind ja auf
den Dörfern fast nur noch ältere Leute, sind nicht
mobil, müssen Hilfe in Anspruch nehmen,
manchmal ist es sogar so, es gibt nicht mal mehr
einen Arzt, also medizinische Versorgung auf den
90 Dörfern, die Busanbindungen..
85
ABU, Herr 3:...ja,
ABU, Frau Pils: ...sind wesentlich schlechter
geworden. Sonst konnte man ja alle Stunde
irgendwohin fahren oder alle halbe Stunde. Also für
95 die Landbevölkerung ist es sehr schwierig
geworden.
AG, Claudia: Aber liegt das jetzt an der Wende,
oder liegt das einfach an der Verstädterung.
ABU, Herr 3: Also ich würde eher sagen, das lag an
der Wende, weil die Mittel nicht mehr dafür da
sind. Früher, oder na was soll ich sagen, zu DDRZeiten haben sich die Städte oder die Dörfer haben
sich das erarbeitet, das heißt die Landwirtschaft,
war ja alles Landwirtschaft, so und wenn die
105 Landwirtschaft dann meinetwegen 1.000 Mark mal
gespendet und dann war das Fest irgendwie
Dorffest oder ein Erntefest, das lief alles so heute
sponsert ja keiner mehr (...) weil ja da auch nichts
mehr ist. Wenn man abends durch ein Dorf heute
110 fährt, ich meine ich wohn ja hier, das ist, als wenn
100
110
Gruppen-Interview mit Mitgliedern der Akademie für Berufsförderung und Umschulung Berlin e.V. (ABU),
vom 29.6.2000 in Schwedt, ca. 130 Min.
die Straßen zugeklappt sind. Da ist nichts, sie sehen,
sie hören nur die Hunde bellen, mehr nicht. So ist
das Heut, irgendwie das ganze Dorfleben und das
ist ja nun auch die Bürger die da drin wohnen, heute
5 schließt jeder seine Tür abends um 8 zu. So. Zu
Ostzeiten hat man noch draußen vor dem Zaun
welche sitzen sehen. Das ist heute wie eine kleine
Ellbogengesellschaft (...)
Und wer noch Arbeit hat da wird eventuell noch
gesagt, „Mensch, du hast schon wieder eine ABMStelle gekriegt?“, wo hast Du denn her, hast Du
Beziehungen, weil das ist der Neid ...innerhalb der
10 Jahr jetzt, wo wir das haben ist das alles mehr so
auf Neid, auf Neid aufgebaut. Das war zu Ostzeiten
15 eben so, wie eine Große Familie, jetzt grob
ausgedrückt, ja. Und das vermißt man eben heute
auf dem Lande würde ich sagen.
Bushaltestelle und Auto vor der Bushaltestelle, auf
die Straße und machen dort ihr Jugendleben.
Woanders da unten können sie nun nicht mehr, da
sind
sie
rausgeschmissen
worden,
der
Bürgermeister, weil die das nicht wollten. Unsere
65 Leute haben sich aufgeregt darüber, aber gut, aber
die haben sich eben aufgeregt und laufend
beschwert und da mußten die eben raus und da
stehen sie auf der Straße.
60
10
ABU, Frau Miersch: Ich kann das auch bestätigen
bei unseren Recherchen die wir gemacht haben. Wir
20 haben uns mit Leuten unterhalten und da haben die
alle gesagt, das ist ganz anders geprägt, das hat sich
ganz schlimm verstärkt. Und die gucken alle, was
die hat einen Reiterhof, oh, die wird doch
hoffentlich nicht Millionen machen mit ihrem
25 Reiterhof, als Beispiel jetzt, und so gibt’s viele
Beispiele die mich aneinandergekettet haben bloß
um zu (...? ZW615) eigentlich auch überraschst,
wobei man auch die Uckermärkische Mentalität
berücksichtigen sollte, das wurde uns dann auch
30 immer gesagt, aber hier ist eindeutig dann dieses
nach der Wende ganz doll ausgeprägte Neid oder
Haß (...?ZW618) das nennen will.
ABU, Herr 3: das ist nun mal so (...?ZW619)
Tatsache (...?)
35
40
45
50
55
ABU, Herr 2: Ich wohne jetzt auf dem Dorf im
Sommer, zu DDR-Zeiten wohnte ich dort auch
schon, da war Leben. Jetzt ist, ist wirklich
erschreckend wenn man dann abends irgendwie
sitzt, Rollos runter, früher hatten wir keine Rollos
dran, Rollos waren nicht, klack, klack, ist doch 7
Uhr, die Sonne scheint doch noch und schon die
Rollos runter und auf jedem Hof ein Köter, keine
Gaststätte mehr, kein Friseur mehr, kein Arzt mehr,
kein Konsum mehr, nichts, gar nichts. Die Oma
muß immer zum Nachbarn (...?ZW626) kannst Du
nicht zur Apotheke und, kannst Du mich nicht
mitnehmen zum Arzt ich muß noch da und da zum
Arzt, und die Jugendlichen sitzen genau gegenüber
wo es (geworden ist ...?ZW630) eine Bushaltestelle,
unten sind sie rausgeflogen. Jetzt muß ich mal ganz
schlecht sagen, weil da unten sich der
Bürgermeister hatte ihnen ein Stück vom Gutshof
gegeben und sagte hier könnt ihr euch ausbauen und
könnt dort bleiben. Da hab ich eine
Tischtennisplatte, neue Fenster und alles mögliche.
So leider sind ein paar (...?Zw634) Bungalows von
der BRD drüben errichtet haben, und es kamen nur
noch Beschwerden, und dann mußte er sie
rausnehmen und jetzt sitzen sie bei uns oben an der
70
ABU, Herr 3: Und solche Sachen sind eben
natürlich für den Tourismus schädlich, denn...
ABU, Frau Hoffmann:... gerade wenn ich über die
Dörfer fahre, es gibt ja so niedliche kleine Dörfer..
ABU, Herr 3: ...saubere, schöne Dörfer, saubere
Dörfer gibt’s jetzt auch...
ABU, Frau Hoffmann: ...Kirchen sind restauriert
worden, also man tut schon auch auf den Dörfern
vieles was möglich ist aufgrund der Mittel um das
Dorfbild zu verschönern, aber ich sag mal, wenn
der Tourist kommt, und er findet kein
80 Serviceangebot vor, ...
75
ABU, Herr 2: ... und kein Leben...
ABU, Frau Pils: ...ja dann kommt er einmal und
dann ist er weg.
ABU, Herr 2: ... da gehen sie durch und da bellen
nur rechts und links die Hunde, mehr passiert, mehr
ist auf diesem Dorf nicht. Jeder verdrückt sich
hinter seinem Zaun. Ich hatte vorher auch nur 80cm
weil es (...?ZW649) erlaubt war, und jetzt hab ich
meine Hecke auch schon so hoch, jetzt um ehrlich
90 zu sein...
85
AG, Glaeser: (...) mit den Hunden, den Hunden ist
das neu?
ABU, Herr 2: ja
ABU, Frau Miersch: ja, das hat zugenommen
95
AG, Glaeser: das war unser erster Eindruck vor drei
Monaten, als wir hier waren.
ABU, Frau Hoffmann: Das Sicherheitsbedürfnis ist
nach der Wende auf jeden Fall gestiegen...
100
ABU, Herr 2: .. und nicht solche kleinen, alles so ne
Hünen...
ABU, Frau Hoffmann: ...und deshalb auch die
Hunde oder die Hundehaltung und in den Dörfern
ist es generell so, also wenn ich mal aus Sicht des
Touristen wieder sprechen darf oder touristische
105 Infrastruktur fehlt einfach, ist nicht machbar, weil
eben auch die finanziellen Mittel fehlen, aber die
Menschen sie sind sogar auch teilweise, wir sagen
zwar Uckermärkische Mentalität aber auch
teilweise ablehnend dem Touristen gegenüber, sie
110 wollen ihre Ruhe haben. So kann man es eigentlich
bezeichnen, also benennen, möchte ich sagen. Wir
gehen immer davon aus, Schwedt als Stadt wie
111
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
5
10
15
20
gesagt das Kulturangebot ist da und auf den Dörfern
müßte die Idylle da sein und der kleine Service für
den Radwanderer, für den Wanderer für den
Individualisten. Der Ornithologe hat eben kein
großes Bedürfnis da eine große Servicestation zu
haben aber das klein fehlt eben auch, und das ist das
betrübliche. Selbst in den Städten in Garz, es ist
schon ziemlich abgeschieden, man merkt das es ist
immer noch idyllisch, es gefällt mir, aber es fehlt
schon an einigem. Wir haben gerade vor kurzem
wieder überlegt, wo kann man in Garz eine größere
Reisegruppe mittagmäßig versorgen. Also das geht
wieder nur in Mescherin im Strandcafe, da geht
man schon wieder in den nächsten Ort. Also sie
verschenken mit unter selbst einiges. Aber das ist
noch nicht so weit. Man sagt auch beim Tourismus
es dauert ein paar Generationen, zwei bis drei
Generationen. Man muß wachsen, wir können nicht
sofort sag ich mal ein Bayrischer Wald werden, ist
klar. Das haben wir uns jetzt schon abgeschminkt.
Es geht für meine Begriffe immer noch zu langsam,
aber es wird noch ein paar Jährchen dauern. Aber
nie Massentourismus.
ABU, Frau Pils: Es ist auch schwierig, wie Frau
Hoffman schon sagte, die Bevölkerung hier dafür
zu motivieren, das sie sich auf der
Tourismusstrecke in irgendeiner Art und Weise
engagiert, und da sag ich mal das zweite Standbein
sehen, für die Zukunft und das wird noch sehr lange
30 dauern. Und eben diese Ablehnung ist hier da und
auch diese Zurückgezogenheit der Menschen, das
geht ja bis hin, man sieht es ja manchmal auch
selber ob es jetzt im Arbeitsfeld ist oder so, bis hin,
die Menschen sind heute alle auch sehr aggressiv
35 untereinander.
25
wir nur unsere paar Kröten, die ersten waren keine
Verlierer, die waren Gewinner die ersten älteren
60 Herrschaften. Wir kommen in die Verlierer...
ABU, Herr Krusche: ...es sind so viele in den
Vorruhestand gegangen, geschickt worden, die
wollten das gar nicht. Da haben manche geheult.
(...?ZW702) mit 55 nicht in Vorruhe gehen und zu
65 Hause bleiben, das geht doch nicht. Aber die waren
doch nicht die Gewinner, die wurden ja nicht jünger
ABU, Frau Hoffmann: zu Hause bleiben und zu
Hause rumsitzen...
70
ABU, Frau Hoffmann: ... kann man wohl vergessen
ABU, Herr 2: ...meine Güte, nicht..... so, jetzt
machen wir die Straße und das andere vergißt man.
Ich meine, welcher Weg ist nun richtig? (...) Nicht,
die Häuser sind alle schön, fahren sie über (Torfs?
ZW 708), so haben die Häuser früher nicht
80 ausgesehen, um ehrlich zu sein. Schöne Zäune,
schöne Häuser, schön gestrichen, neue Dächer drauf
alles, neu Straße fast überall, bis auf wenige
Ausnahmen, (....) aber das Dorf ist tot.
75
ABU, Frau Hoffmann: Um so bewundernswerter
die Vereine, die sich dort dann noch gegründet
haben oder sich gründen oder so, gibt’s ja nun hier
und da, weis ich, Feuerwehrvereine, die
Dorfgemeinschaftsvereine, das ist dann immer noch
wenn die was machen ein bisschen was los
90 (...?ZW716).
85
ABU, Frau Hoffmann: ...reagieren zu schnell über..
ABU, Frau Pils: ...weil, ja vieles wird als störend
empfunden, ja anders rum auch gesehen, wir sind ja
alle so wie wir hier sitzen über Fördermittel
40 angestellt, irgendwann kommt für uns auch wieder
die Zeit wo man zu Hause bleiben muß und alle
haben wir auch schon ein Alter überschritten, wo
man sagen kann, also für uns ist es sehr schwierig
wieder was zu finden, in unserer Region. Das dann
45 auch da irgendwo der Frust aufkommt, und bei
vielen Menschen ist es ja auch so das der Frust da
ist über das Nicht-mehr-gebraucht-werden.
(...Schweigen)
50
ABU, Frau Hoffmann: Noch auf die erste Frage
„Gewinner-Verlierer“, wir sind, da kann man eine
Altersgrenze oder Altersstruktur sagen. Über 50
sind Verlierer, ab 50 bist Du ein Verlierer
ABU, Frau Hoffmann: ...dann ist es vorbei...
55
ABU, Herr 2: ... ja, die Vorhergehenden aber nicht,
die waren Gewinner, die konnten ausscheiden, ...
ABU, Frau Hoffmann: ... das ist was anderes
ABU, Herr 2:...haben ihr volles Geld gekriegt und
ABU, Herr 2: ... auf den Dörfern gestaltet sich das
auch.., ja Straße (...) wird gemacht, das ist das
Gegenbeispiel. Damals wurde ein Jugendclub
gebaut, ein Konsum hingestellt und alles, aber die
Straße war ...
ABU, Herr 3: ja die Chöre z.B., Garz hat ja einen
wunderbaren Chor, Mescherin hat auch einen ....
ABU, Frau Pils: .... ist ja auch jetzt Criewen,
Dorfgemeinschaftsverein (...), anhand dieses
95 Dorfgemeinschaftsvereins passiert sehr viel in den
Dörfern, angefangen mit Dorffest und Parkfest und
Sängertreffen und was es alles gibt und wo eben,
ich sag mal auch diese Vereine noch florieren, wo
auch ein bisschen noch ein kleines Handwerk
100 dahinter steht, fließt auch immer noch ein bisschen
Geld, aber viele Dorfgemeinschaftsvereine sind
jetzt auch, die sich Anfang der 90er Jahre gegründet
hatten, jetzt wieder mangels finanzieller Mittel oder
(...) weil eben das kleine Handwerk dort nicht da ist,
105 wieder eingegangen.
ABU, Frau Hoffmann: ja
ABU, Herr 3: ...naja, früher hat man ein Auto von
der
LPG
gekriegt,
wenn
z.B.
eine
Karnickelausstellung oder irgendwas war, Mensch
110 könnt ihr hier haben. Ja, jetzt muß jeder sehen, wie
er selber hinkommt. Nicht, nach und nach geht’s
weg(...?ZW725), der einzige, der noch ein paar
Karnickel hat, bin ich, ein Paar kleine Viehcher.
112
Gruppen-Interview mit Mitgliedern der Akademie für Berufsförderung und Umschulung Berlin e.V. (ABU),
vom 29.6.2000 in Schwedt, ca. 130 Min.
(hier ist die erste Seite zu ende, 45nin, Zählwerk
beginnt wieder bei null)
ABU, Frau Pils: (....) mit der Wende, ich sage ich
mal, wir haben alle damit Hoffnungen verbunden.
Es wurde ja irgendwo, war es mal höchste Zeit das
was passiert. Es war ja vieles im Argen. Ich sage
mal, dadurch, dass einer in der Industrie gearbeitet
hat, hat man ja auch viel gesehen, mitgekriegt und
10 auch erfahren aber was sich im Nachgang
herausgestellt hat und das hat man auch alles nicht
gewußt und jeder hat ja damit seine Hoffnungen
verbunden. Aber das es letzten Ende dann so extrem
für viele ausgeht, das so vieles erst mal abgemacht
15 wird einfach, wie die Schuhfabrik, und viele andere
Betriebe auch rigoros aus der Industriegeschichte
rausgestrichen wurden, (...)
5
20
25
30
35
ABU, Herr 2:...naja, und die Menschen haben (..)
auch Schwierigkeiten. Ich meine, ich kriege jetzt
immer noch vom Landsamt (...?ZW 22)
irgendwelche Schreiben zugeschickt, sie wollen für
alles Geld haben. Es gibt nichts, was ohne Geld ist.
Früher habe ich meinen Garten gehabt, habe meinen
Beitrag bezahlt 12 Mark, der Fall war für mich
erledigt. Heute zahle ich für den gleichen Garten
150 Mark, so und dann kommt noch Steuer A und
Steuer B noch dazu, für die Laube und jetzt kommt
noch neuerdings der Müllcontainer dazu. Ich hab
schon soviel Müllcontainer zu füllen, ich weiß gar
nicht, wo ich den Müll herholen soll. Irgendwann
muß ich mal eine Firma bitten, mir Müll zu bringen,
das ich meine ganzen Container voll kriege. Ich
muß in Maibau (...?ZW36) gestandene auf dem
Friedhof, überall muß ich Müll bezahlen, in
Schwedt auch noch, ich weiß nicht wo ich den
ganzen herholen soll..., von der Sache her jetzt mal,
so simpel ... jeder will nur Geld haben....
ABU, Frau Pils: ...und viele Hoffnungen, die mit
der Wende verbundenen waren sind nicht erfüllt
40 worden.
ABU, Frau Hoffmann: ...also Frust kommt in diesen
Menschen auf..
ABU, Frau Pils: .. wie Helmut Kohl, ich zitieren ihn
mal, er sprach von den blühenden Landschaften,
45 dort blühen die Blumen,
ABU, Frau Hoffmann:... nur die Menschen haben
nichts davon...
ABU, Herr 2: .. ich sehe den Chef von der
Deutschen Bank sagen, „ja, aber der Trabant ist so
50 teuer, wir haben viel billigere Autos“. Ich hab noch
nie ein billigeres gesehen. Ich war schon oft
dra...(..?ZW54), aber ein neues billiges Auto habe
ich nicht gefunden. Die sind alle teurer...(...) und ich
muß ihnen ganz ehrlich sagen, ich habe auch
55 festgestellt, mein Lohn stimmt nicht. Ich müßte
eigentlich von der Sache her 30.000 Mark
verdienen, um mir das zu leisten, was ich vorher
hatte. Kaufen sie sich Werkzeug, kaufen sie sich
Klebstoff, kaufen sie sich irgend was, es ist alles um
60 das mehrfache teurer. Ist die Miete, kostet 700
Mark um das fast 8-fache teurer, aber ich kriege das
8.fache des Geldes nicht. ... und dadurch entstehen
sehr viel...
65
ABU, Herr Krusche: das ist der Punkt, die Miete.
Ich habe eine Vierraumwohnung schon damals, (...)
die hat eben 76 Mark gekostet.
AG, Kinga: 76 Mark?
ABU, Herr Krusche: mit (...?ZW69) und Heizung
und die (...?) Warmwasser und das war im Grund
70 alles. Kein Wassergeld nichts. Nur Gas gezahlt,
weite nichts und Strom, 76 Mark. Jetzt bezahle ich
über 800 Mark für die gleich Wohnung, da ist
nichts gemacht worden dran. So was müßt ihr mal
sehen. Das ist doch nicht normal.
ABU, Herr 2: ...so, wenn zwei verdienen, 4.000
Mark jeder, dann glaube ich, wird der kaum was
sagen. Also die leben dann eigentlich ganz gut,
kommen gut über die Runden weil einiges auch
etwas billiger ist. Aber ansonsten somit (...?ZW82)
80 manche, ich kenne viele Leute, auch gebildete, die
stehen an der Straße, die erkennen gar keinen mehr.
Da frage ich mich, meine Güte, so runter gefallen.
75
AG, Kinga: Welche Hoffnungen würde mich jetzt
wirklich mal persönlich interessieren, welche
85 Hoffnungen wurden denn noch so ein bisschen also
zerstört oder wurden nicht erfüllt die sie hatten oder
die man hier hatte in der Region mit der Wende?
ABU, Frau Pils: Muß ich ganz ehrlich sagen ich bin
Ende 1992 aus dem Chemieriesen raus über
90 Personalabbau, war das ganze Jahr 1993 zu Hause,
habe mir ehrlich gesagt gar keine Gedanken
gemacht. Ich hab mir gesagt, werde schon was
finden. Dumm bist Du nicht, studiert hast Du, hast
zwar nicht in deinem eigentlichen Beruf gearbeitet,
95 hast immer fremd gearbeitet sage ich, hast das alles
immer gepackt, wirst das schon auf die Reihe
kriegen. So, dann haben wir beide diese
Tourismusstrecke gemacht, haben uns sehr viel
davon versprochen da einen Job zu finden.
100 Bewerbungen geschrieben ohne Ende...., ja, nix,
null.
AG, Glaeser: Was haben sie studiert?
ABU, Frau Pils: Chemie, ich bin Dipl. Chemiker
von Hause aus. Und ja, Tourismus war denn auch
105 nichts mit Arbeitsplatz. Weil ich fand das sehr
schön in der Branche zu arbeiten, weil selber
verreise ich gerne und da wo ich überall
hingekommen bin war das alles sehr wohltuend,
sehr angenehm, das Umfeld hat gestimmt und, na
110 ja, wir haben ja gerade Infrastruktur besprochen
...und und und, dachte ich, ist eigentlich ein schönes
Feld, am Wochenende zu arbeiten war ich auch
gewohnt, weil ich im Schichtdienst tätig war, diese
Hoffnungen haben sich auch nicht erfüllt. Na gut,
113
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
dann war ich wieder zu Hause. Dann kam die
Arbeitslosenhilfe und so sind dann solche
Hoffnungen, man hat eine andere Qualifikation
angenommen, man hat sich ein anderes Berufsbild
5 erarbeitet auch diese Sachen, weil die Arbeitsplätze
nicht kamen, im Gegenteil, die Arbeitslosigkeit
wurde ja immer größer, sind diese Hoffnungen auch
wieder zerstört worden. Gut, sagen wir, irgendwo
bin ich nicht der Typ, das man den Kopf in den
10 Sand steckt und sicher hab dann auch wieder was
anderes gemacht, wieder fremd gearbeitet und (...)
so wird es bei anderen auch sein das eben die
Hoffnung an einer Umschulung ... ich kenne Leute,
die haben drei, vier Berufe bis heute, aber nie in
15 irgend einem Fach einen Job gefunden.
20
25
30
35
ABU, Frau Hoffmann: das kann ich nur bestätigen,
das gleiche Schicksal. 1993 bin ich raus aus der
Chemie (...? zw138) und ich hab Biotechnologie
studiert und dann ging es auch gleich mit einer
ABM los, noch alles Hoffnungsvoll, haben wir uns
befaßt
mit
Entschwefelung,
biologischer
Entschwefelung, hab gedacht, oh, das könnte was
werden, aber wir (...? ZW144)b so eine Forschung
wäre es letztendlich doch geworden. So und dann
wieder raus ABM fertig, nächst Fortbildung,
Wasserwirtschaft, Wasserbau. Hab ich auch
gedacht, na ja, die ganzen Zweckverbände die jetzt
gegründet haben die brauchen bestimmt auch Leute.
Hab ich mir Mühe gegeben, Praktikum gemacht da,
alles, kein Thema. (...) So, und das war das nächste
und dann kam wieder eine ABM so, nun bin ich erst
mal wieder hier. Ich hab inzwischen in die drei, vier
anderen Bereichen reingerochen, letztendlich hat es
nirgendwo geklappt. Nun gut, da kommt das Alter
dann noch dazu, da hat es echt wenig Sinn, sich zu
bewerben, da kann man nur lachen drüber, also ja,
....
ABU,
Frau
Pils:
Ich
hab
schöne
Bewerbungsschreiben zurückgekriegt ....„auf Grund
40 Ihres schon erreichten Alters (...) und der schon
vorhandenen Qualifikation“ ... klasse habe ich
gedacht, bist Du eine alte Kuh. Ja, ist so. Immer
wenn die großen Briefe zurückkamen hab ich sie
nur noch in den Schrank geschmissen. Sagt mein
45 Mann, willst Du nicht reingucken, sag ich warum
denn, da sind die Unterlagen drin,... ja ist so...
ABU, Frau Miersch:
Hoffnungen?
...was
sind
denn
70
75
80
ABU, Frau Pils: Wir waren ja auf der Strecke der
erste Lehrgang, die sich da qualifiziert haben, damit
85 intensiv, wirklich intensiv beschäftigt haben. Wir
haben da alles gemacht.
ABU, Frau Hoffmann: ja ja, darum, es war schon
interessant. Und zwischenzeitlich hab ich auch mal
kurz im Reisebüro gearbeitet aber es ist trotzdem in
90 der Reisebranche auch im Tourismus immer eine
Saisonarbeit. Und deswegen ist es klar, das die
Arbeitszeiten oder die Arbeitsauslastung die wir
immer gewöhnt waren zu unseren Zeiten, zu DDRZeiten, die wird im Tourismus wahrscheinlich nicht
95 stattfinden. Also damit muß man sich abfinden
denke ich mal. Gut, für Frauen mag es mit unter
ganz nützlich sein, wenn man mal eine Familie
gründet Kinder hat, was weiß ich, da will niemand
voll beschäftigt sein. Das war für uns aber auch ein
100 Umdenken, ja. Das war für uns ja auch am Anfang
schwierig diese Vollzeit, die wir gerne gehabt
hätten, die fand ja dann auch nicht statt.
ABU, Frau Pils: ...weil wir es gewohnt warne...
ABU, Frau Hoffmann: ...zu powern.
105
die
ABU, Frau Hoffmann: Nach der Wende wurde bei
uns der Tourismus schon ein bisschen favorisiert,
gerade weil der Blick auf die Nationalparkgründung
ging, sage ich mal und auf Grund dessen haben wir
uns entschlossen, Arbeitsamt hat es ja direkt
angeboten und wie du schon sagtest, es war
55 wirklich eine interessante Sache und nach dem man
jahrelang im Berufsleben stand eigentlich gar nicht,
wenn man es nicht hobbymäßig betrieben hatte, den
Blick für die Natur hatte, war es wirklich erst mal
eine tolle Sache und man hat gedacht, es könnte
60 was werden. Aber es ist nun schließlich so
50
65
rausgekommen, nach dem wir natürlich Praktika
hatten in der Zeit und festgestellt haben, das
eigentlich die Leute für den Tourismus und für den
sage ich mal für den ausgebildeten Tourismus
fehlten, gerade ich sage auf den Dörfern ist das ja
so, das dass oftmals dann fehlt, haben wir uns
Hoffnungen gemacht und festgestellt, das vieles
kleine
entstanden
ist
aber
das
immer
Familienbetrieb ist und auch bleiben wird. (...)dann
wie gesagt auf dieser Pauschalbasis gelaufen ist mit
unter die Praktikanten ausgenutzt wurden, wir auch
noch weiter so gehen, so lange wie das vom Staat so
gewollt ist, und da wird der Arbeitsplatz, den wir
uns damals erhofft haben, natürlich nicht mehr (...)
für uns jedenfalls nicht mehr greifbar sein. Ich weiß
nicht, wie es in ein paar Jahren aussieht wie gesagt,
das der Tourismus sich entwickelt ist klar, es wird
auch noch so sein, also es wird schon noch
irgendwann werden, aber wie und mit welchem
Umfang in unserer Region, also jedenfalls nicht so
groß, wie es damals angefangen wurde oder uns
versprochen wurde so gesagt.
.
ABU, Frau Pils: ... früh immer was weiß ich, um
halb sechs hoch, halb sieben raus, Abends um fünf
kommen...
ABU, Frau Hoffmann... Kinder versorgen, alles
neben bei, es hat funktioniert und jetzt... und darum
auch Arbeitslosigkeit macht krank und das ist auch
bei den Meisten also,...die erste Zeit, ein Jahr,
macht man sich gar nicht so viele Gedanken und
viele sind bei uns aus dem Betrieb raus „jetzt bleibe
115 ich erst mal ein Jahr zu Haus“: Obwohl ich nie der
Typ war, ich brauche immer gleich Beschäftigung,
aber von der Sache her zu verstehen. Aber das dicke
Ende kommt eben noch und das ereilt die Meisten
110
114
Gruppen-Interview mit Mitgliedern der Akademie für Berufsförderung und Umschulung Berlin e.V. (ABU),
vom 29.6.2000 in Schwedt, ca. 130 Min.
jetzt so 10 Jahr später oder wo es auch so richtig ins
Bewußtsein gelangt und das ist schon frustrierend
und enttäuschend.
5
ABU, Herr 2: ...ins Bewußtsein gelangt, sie werden
nicht mehr gebraucht, sie haben umsonst
gegr(...?ZW225). Wir hatten ein ruhiges Leben .
Muß ich jetzt mal so sagen.
55
ABU, Herr 3: .... aber jetzt sagen wir Alter, oder
vielleicht auch noch mit 30 , da ist das schon sehr
schwierig
60
ABU, Herr 2:... es war alles organisiert. Der erste
Mai kam, eine große Feier, Mensch, du mußt ja
schon wieder zur Feier hin, verflucht, der Frauentag
..
(Lachen in der Runde)
15
ABU, Herr 2: ...und meine Güte und schon wieder
zur Feier nicht und ja.....
ABU, Frau Hoffmann:... es war schon lustig
20
25
30
35
ABU, Herr 2: man konnte dann im Notfall auch mal
auf der Straße liegen bleiben, war auch kein
Problem, am nächsten Tag war noch alles da. So
(...) die Menschen sind hier an die Ruhe gewöhnt
und sind überhaupt nur ein ruhiges Völkchen hier,
nach Mecklenburg oben werden sie noch ruhiger
und sturer. So, wer sich hier jetzt mit der Schulter
bewegen kann (..) ich hab jetzt z.B. meine Kinder
gesehen (...?ZW239) wie kannst Du dir das von der
Frau im Arbeitsamt gefallen lassen. Ich sage, die
hätte ich über den Tisch gezogen. Ich sage, sie wird
von dir bezahlt. Wie kann die sage, was wollen sie
hier. Gehen sie raus an den Computer, mein Enkel
kann den Computer auch schon bedienen. Ich sage,
die hätte ich aber ein paar gelangt. Die Leute
können sich hier nicht so mit der Schulter bewegen.
Die werden nicht... die müßten aggressiver, dann
würden die auch mehr erreichen. Viele die das nicht
können, fallen unten durch. Die fallen durchs Sieb,
die sind weg.
AG, Kinga: ...die Ellenbogengesellschaft...
ABU, Frau Pils: also ein DDR-Kind
AG, Milena: ja, ein DDR-Kind
65
ABU, Frau Hoffmann: ja
ABU, Herr 2: Das sind wir nicht gewöhnt, wir
brauchten nicht, wir hatten Arbeit und wenn du
rausgeflogen bist, mußte dich ein anderer Betrieb
einstellen. Ja heute, heute fühlst du dich wie ein
45 Bettler. Du mußt betteln gehen wegen einer Arbeit,
nicht, damals gab es so was nicht und das verstehen
die Leute nicht und die schaffen es einfach nicht,
jetzt so schnell dieser Sache anzupassen, das ist mit
ein Problem.
50
ABU, Herr 3: ....ich möchte auch sagen, die
Generation, die jetzt noch so sind die mit
aufwachsen mit der gesamten gesellschaftlichen
Sachen, den fällt das nachher einfacher..
AG, Claudia: ja, natürlich schon, aber nicht in der
DDR
ABU, Frau Pils: ich sage mal, wenn sie in der DDR
geboren und aufgewachsen sind, haben sie ja die
ganzen 10 Jahre nicht so ... oder die Zeit noch
davor, vor der Wende, wie es eben alles organisiert
70 war, Mammi hat uns früh in die Krippe gebracht
und Abends wieder abgeholt, wie das eben alles so
war .... dann kann man sich da auch ganz anders
renitenten, als wenn man jetzt anders aufgewachsen
ist. Ich weiß ja nicht, wo der Herr Glaeser her ist?
75
AG, Glaeser: Ich habe als Kind 10 Jahr in KarlMarx-Stadt ...
ABU, Frau Pils: Chemnitz..?
AG, Glaeser: Als ich geboren wurde, hieß es noch
Chemnitz, wann wurde es Karl-Marx-Stadt, 61?
80
ABU, Frau Pils: ..neiiin..1953 im Mai und ich bin
im März geboren
AG, Glaeser: ...dann haben sie eine Entschuldigung,
warum sie es besser wissen als ich, da war ich aber
schon längst in Bayern im Internat. Ich bin in
85 Heidelberg dann aufgewachsen. Im Alter von 10
konnte ich in Chemnitz nicht auf eine
weiterführende Schule gehen, weil ich weder
Arbeiter- noch Bauernkind war und meine Eltern
haben mich dann illegal nach Bayern ins Internat
90 gebracht und mußten dann auch das Land verlassen.
ABU, Herr 2: ...ja,
40
ABU, Frau Pils: jetzt muß ich mal fragen, sind sie
zu DDR-Zeiten noch aufgewachsen oder nicht...
AG, Kinga: äh, ja sehr
ABU, Frau Pils: ja sicher, es war ja alles
organisiert..
10
machen sich Luft.
ABU, Frau Pils: ..vor 61?
AG, Glaeser: ja, über Berlin, mit dem PKW nach
Ost-Berlin, dann nach West-Berlin kam, das war ja
kein Problem, S-Bahn oder U-Bahn oder wie immer
95 und dann von West-Berlin nach West-Deutschland
mit dem Flugzeug. (....) Groß geworden in
Heidelberg, meine ganze Schulzeit, meine Freunde
das alles in Heidelberg (...) und dann hatte ich noch
während der Schulzeit ein Austauschjahr in
100 Washington als Austauschschüler. Ich denke, das
sind so die wesentlichen Dinge die mich und mein
Leben geprägt haben.
ABU, Frau Pils: Ich mußte auch mal neugierig sein
(...) wenn man uns hier schon ausquetscht (lacht)
105
ABU, Herr 2: ...die an der Bushaltestelle stehen, die
115
AG, Glaeser: (...) ist zweiseitig, die Frage ist völlig
berechtigt.
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
ABU, Herr 2: naja, hauptsächlich war ja das Thema
über den Nationalpark, ich meine wir sind jetzt,
denke ich mal doch ein bisschen von abgekommen
haben, ist aber noch nicht so weit. Dazu gehören
eben noch Jahre um diese ganze Sache einen
60 Aufschwung zu geben.
AG, Milena: ich hätte jetzt bloß noch mal kurz eine
Bemerkung. Also, wenn ich das jetzt richtig
verstanden habe - ich komme ja nun auch aus dem
Osten - und, also wenn ich das wirklich richtig
verstehe, ist doch die Arbeit ein sehr, sehr, sehr
wichtiger Fakt, bzw. das Wichtigste. Ja das wollte
10 ich wirklich noch mal..
AG, Kinga: Gibt es auch negative Aspekte in Bezug
auf Nationalpark?
5
ABU, Frau Pils: ...bei uns ist es das wichtigste, so
wie wir hier sitzen. Denke ich mal, sind wir uns
einer Meinung. Ist wirklich so.
15
ABU, Frau Miersch: ...sie haben jetzt vielleicht ein
bisschen Pech, das dies hier eine Zielgruppe ist, die
sagen wir mal so ein Durchschnittsalter (...)
AG, Milena: nein, das ist eigentlich gleich unser
Ziel
20
ABU, Frau Miersch: ...da jetzt noch mal andere
befragen jetzt da diesbezüglich, aber hier ist nun
gerade mal ein bisschen massiv.
ABU, Frau Pils: ...die Struktur die von unseren
Angestellten hier der gesamten ABU - wir sind ja
derzeitig
102
Mitarbeiter
in
den
25 unterschiedlichsten Bereichen haben wir doch ich
sage mal so 40 aufwärts, (...) 40 weit aufwärts, bis
kurz vor die Rente. Also ich sag mal, junge Leute
ganz wenig, da haben wir nur so ein Jugendprojekt
draußen, das sind junge Frauen alles knapp unter
30 30, aber ansonsten also wenige 40 alles sagen wir
können wir anfangen naja fast 50 bis kurz vor die
60. So ist unsere Altersstruktur.
AG, Kinga: Was bringt der Nationalpark ihnen an
Positivem oder Negativem (...) ihre Meinung
35
40
45
50
55
ABU, Herr 3: Naja, an Positivem sehe ich das so,
damit sich vielleicht hier die ganze Wirtschaft
eventuell sei es in der Gastronomie, ich meine, wir
können, wir hatten ja schon gesagt, man kann da
noch keine Schlußfolgerungen ziehen aber, sei es
die Gastronomie, man hofft damit hier Leute
herkommen übernachten. Wie gesagt, da müßten
eventuell auch noch Unterkünfte geschaffen
werden, weil das ist ja nicht so da ist vielleicht mal
ein Pension, naja die bringt vielleicht 12 oder 20
Mann eventuell eine, so in die Region hier runter,
aber das ist ja nicht Sinn und Zweck der Sache. Wir
erhoffen uns, damit Geld hierher kommt, damit die
Leute kommen hier eventuell auch mal Urlaub
machen und dann ihr Portmonee hier ausschütten,
in dem sie meinetwegen da eine Veranstaltung
teilnehmen, oder Übernachtung und dadurch
können ja immer wieder, wenn jetzt angenommen
der Tourismus floriert, können wir Arbeitskräfte
eingestellt werden wir, wenn der in die Küche
arbeiten, so das hier die Arbeitslosenzahl insgesamt
etwas gesenkt werden kann; aber wie gesagt, das
sind Vorstellungen die wir hier in der Region
ABU, Herr 3: naja was wollen wir über negatib...?
ABU, Frau?: ...gibt’s schon...
ABU, Herr 3: ...klar, gibt es negative Sachen, wie
gesagt die Landwirtschaft, was wir gesagt haben,
das die da eben sehr verbittert ist, habt ja sicherlich
auch gehört im Fernsehen oder in der Presse Untere
Odertal Landwirtschaft wie die Streitereien da
70 gehen, das ist.... und wie gesagt, wenn die
Landwirtschaft werden ja Flächen evt. Dadurch
genommen. Das ist eine Existenzfrage wieder für
die Landwirtschaft, das heißt da können wieder
Arbeitslose kommen dadurch und dadurch sehen
75 die Bauern das eben verbittert, ich als
Außenstehender, ich muß beide Seiten so beurteilen
wie es eben Tatsache ist.
65
AG, Claudia: Fühlen Sie sich in Ihrer
Bewegungsfreiheit irgendwie eingeschränkt....
80
ABU, Herr 3: nö....
AB, Claudia: ...wenn
ausgewiesen werden?
diese
Totalreservate
ABU, Herr 3: ..so als Bürger sehe ich das nicht in
meiner Bewegungsfreiheit eingeschränkt
85
ABU, Herr 2: Aber der Bauer, sein Land wird ihm
weggenommen.
ABU, Frau?: ...aber die Angler wahrscheinlich
ABU, Herr 3: aber, aber, aber wie gesagt, da (...) ja
oder es gibt ja ich meine ich gehe ich geh von mich
90 aus, aber wie gesagt es gibt ja hier Angler, es gibt
Jäger es gibt Motorbootfreunde - ich hab selbst eins
gehabt - man konnte auf die Oder fahren und konnte
irgendwie so einen See. Wenn ich hier in
Friedrichstal, da war der See, da konnte ich in den
95 See reinfahren, da gingen wir baden. Das ist heute
nicht mehr.
ABU, Frau?: das ist verboten..
ABU, Herr 3: ich kann da nicht mehr mit meinem
Motorboot rein, das geht jetzt nicht mehr. Ich
100 meine, man hat eine Einschränkung dadurch, aber
das würde ich noch gar nicht mal aber wie gesagt
die Angler, die betrifft das ein bisschen mehr nicht,
das...
ABU, Herr Krusche: ... noch andere Sachen zur der
Landwirtschaft. Wenn das so wäre, das die
brachgelegten Flächen, die nicht im Naturpark, die
außerhalb vom Naturpark sind, die haben nicht im
Park gelegt, dann bekommen die von der EU
irgendwie Unterstützung der Landnutzung, das
110 müßte umgedreht sein ...
105
ABU, Herr 2: ....600 Mark....
116
Gruppen-Interview mit Mitgliedern der Akademie für Berufsförderung und Umschulung Berlin e.V. (ABU),
vom 29.6.2000 in Schwedt, ca. 130 Min.
ABU, Herr Krusche: ...im Naturpark dem Landwirt
seine Flächen bei dem Brachlegen und dafür eine
Stütze kriegen, da gibt’s aber nichts.
ABU, Frau Hoffmann: die sollen auch verkaufen,
5 wenn es geht. Das ist der Trick
(Durcheinander...?)
ABU, Herr Krusche: ...die brauchen ja bloß zu
tauschen(...?)
10
ABU,
Frau
Hoffmann:
Austauschflächen,
Austauschflächen wurden ja angeboten
(...?)
15
20
25
30
35
ABU, Frau Pils: ...ich sag mal, ob ich eingeschränkt
bin in meiner Bewegungsfreiheit. Ich bin zu DDRZeiten bin ich da durchgeradelt, ich fahre jetzt da
durch dann schnalle ich mir die Rollschuhe an und
wenn ich das jetzt, weil es immer heißt mit diesen
Totalreservaten, es waren sehr viel im
Riesengebirge in der hohen Tatra und so, da gibt es
auch Totalreservate und ich bewege mich auch nur
auf den Wegen. Weil, dort kommt dann auch der
Ranger und sagt du, du wenn ich da mal in die
Weiße Else hüpfen will dar ich nicht, muß ich
Strafe zahlen. Also habe ich, wenn hier eben
Totalreservat ist und da brüten ganz bestimmte
Tiere und spezielle, seltene Pflanzen ich muß doch
nicht da drinnen rumlaufen, ich kann doch
genauso... ich kann den Weg durchs Totalreservat ...
wir sind zusammen geradelt - waren sie noch nicht
da - durchs Totalreservat mit dem Fahrrad gefahren,
kucke ich mir an ist doch alles schön. Also ich fühle
mich überhaupt nicht eingeschränkt. Ich kucke mir
das an, fahre, OK, gut. Ich habe jetzt hier irgendwie
Wassersportfan, oder mein Mann ist auch kein
Angler aber ich fühle mich nicht eingeschränkt. Ich
kann nach wie vor meine Runden da im
Nationalpark fahren
ABU, Herr 3: Ja wie gesagt, das ist ... man muß das
von Fall zu Fall sehen, man kann das jetzt nicht
40 (...?) aber es gibt ja eben Angler und Sportfreunde
und (...?)
55
ABU, Frau Pils: Die holen sich auch bloß der
Kormoran und fißt sie.
ABU, Herr 2: Bloß sie fragten, ob da eine
Entwicklung zu sehen ist. Die Entwicklung sehen
sie doch in Criewen. Ich habe ihnen doch vorhin
60 von einem anderen Dorf erzählt, da ist gar nichts,
aber in Criewen ist zumindest noch ein Konsum,
nicht, ich meine machen wir uns ja gar nichts vor,
nicht, da kann man schon Eis kaufen und so weiter
und so fort. Nicht, da gibt’s auch noch eine Eisstube
65 habe ich gesehen im Vorbeifahren und eine
Gaststätte glaube ich, habe ich auch gesehen. Ich
meine nur, ist nicht viel aber die einfachen haben
doch ...
70
AG, Glaeser: ...(...?) von einer
Landsmännin von uns, die Eisstube..
anderen
ABU, Frau Pils: ...die Eisstube Anita? Wußte ich
gar nicht.
ABU, Herr 2: ...ein bisschen Entwicklung ist da
schon zu sehen, aber Criewen hat gleich zum
75 Nationalpark gehört, aber Stendell z.B. nicht, da ist
gar nichts mehr, und Schönow und Harrenhof, da ist
gar nicht mehr, nicht, da ist total tot. Und da ist
eben schon etwas zu sehen. Auch in Zützen vor
allem die Einfahrt dazu, da sind auch schon
80 Gaststätten, bei uns ist aber keine, die ganze
Umgebung nicht (...). Wenn ich eine Gaststätte
finden muß ich nach Passau (...) Schwedt ist auch
ein ganzes Ende weg, aber das Stücke dazwischen
ist tot.
85
ABU, Herr 3: Das ist jetzt auch zu sehen hier unten
in Mescherin, was dieses Jahr ausgezeichnet wurde
als Brandenburgs....
ABU, Frauen: Dorffest, Dorf 2000...
ABU, Herr 3: genau so ist es. Ich meine, da sind ja
auch Mittel vom Staat reichlich angekommen und
das ist ja auch hier das Dorffest hier im August, das
Brandenburgische und da sind auch sehr viele
Sponsoren, ja da passiert was, wo Geld kommt.
Nicht, da ist die Sparkasse hauptsächlich Sponsor
95 und auch Kleinbetriebe, da sieht man damit da was
in Gange kommt, aber sonst....
90
ABU, Frau Hoffmann: (...)? Förderung
ABU, Herr Krusche: ... die Angler richten nicht den
großen Schaden an
45
ABU, Herr 3: nein, eben
ABU, Herr Krusche:... ich schätze, das ist der
Fischer, wenn der elektrisch Fisch, das ist der große
Schaden der dann entsteht. Das müßte man den
Fischern verbieten, aber das macht er ja auch bei
50 Nacht und Nebel, wo es keiner sieht
ABU, Herr 3: ja, das ist nun dieses Jahr, weil eben
das Brandenburgdorf dieses Jahr gekürt wird,
100 dadurch kommen die Gelder, sonst wäre das auch
nicht ...
ABU, Frau Pils: ...sicher liegt es auch mit, an den...
sage mal Gemeindevertretung. Wenn ich jetzt eine
Gemeindevertretung habe, und die ist rührig und
105 kümmert sich...
ABU, Herr 3: ja, ja
ABU, Herr 3: denn da wird ja der Fischleich durch
elektrisch, das wird ja alles vernichtet (...?), wenn
der Angler da hier mal so ein Plötz oder so, das ist
nicht die Welt (...?)
ABU, Frau Pils: ...und erschließt Quellen für
Fördermittel, dann ich sage mal....in Criewen war
117
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
schon immer auch auf der Strecke des Tourismus
waren sie schon immer Vorreiter.
ABU, Herr 3: ja
sehen, kann der nicht. Er darf da nicht rüber.
ABU: (durcheinanderreden)
60
ABU, Frau Pils: (...?) zu DDR-Zeiten war Criewen
5 immer Vorreiter
ABIU, Frau Hoffmann: aktiv, ja...
ABU, Frau Pils: ..und es ist auch also weit über die
Wende hinaus ist das ja auch, man sieht es ja heute
ist das ja so geblieben. Aber in anderen Regionen
10 ist das ja alles (...) eingeschlafen.
ABU, Herr 3: ja
15
20
25
30
35
ABU, Frau Pils: Auch in Mescherin, Mescherin hat
nur diese eine Gaststätte, aber der Mieter ist sehr
rührig und gestaltet, und macht und organisiert und
Strandfest und Fischerfest und wie das alles heißt
und da ist auch immer reger Zuspruch. Schöner
Wanderweg geht hin von Garz aus, da kann man
mit dem Fahrrad fahren oder wie auch immer, wo
eben auch rührige Leute sind und sich
ENGAGIEREN, (...) wo das Engagement da ist, da
passiert dann auch was. Bei vielen ist es eben, fehlt
es am Engagement oder auch die Motivation fehlt.
Es gibt ja auch Jahreszeiten, da kommen eben
Touristen zu Hauf und es gibt eben Jahreszeiten, da
kommt eben gar keiner. Ich hab auch... ein guter
Bekannter, ja der war jetzt dieses Jahr auch kurz
davor und ja, am Aufgeben ....aber ja, der meinte, ja
gut, jetzt kommen sie wieder und nun mache ich
eben doch noch weiter. Aber manches mal, wenn
eben der Umsatz nicht stimmt, und das Gelt kommt
nicht rein und die Leute müssen bezahlt werden und
es bleibt wirklich nichts übrig, das ist irgendwann
frustrierend. Und da kann man die Leute verstehen,
wenn die sagen also jetzt schließe ich hier zu und
verkaufe.
ABU, Herr 3: Noch mal auf den Tourismus
zurückzukommen, ich meine, in Mescherin haben
wir ja die Brücke, die rüber geht nach
Greifenhagen. Die Brücke ist nur geöffnet oder, ich
40 meine was heißt geöffnet, die ist ja sowieso von
morgens 6 bis abends 20 Uhr, da darf aber kein
Tourismus, kein Tourist von Berlin, von München,
von irgendwo, von Dresden, ... darf da nicht rüber.
Kein Fußgänger darf da rüber,
45
ABU, Frau Pils: ich wußte das wirklich nicht
ABU, Herr 3: so, wenn ich dann aber als Wanderer
da Mescherin, möchte ich doch die andere Seite
sehen vom Nationalpark, das geht nicht, und das ist
65 doch eine Sache, Seitens der, ob nun vom Staat oder
wo die Bestimmungen her kommen weiß ich nicht,
wer das da erbracht hat, jedenfalls ist das eine
Sache, was wieder den ganzen Tourismus
ABU, Frau?: hinderlich
ABU, Herr 3: ... im Unteren Odertal abwürgt. Also
sind doch irgendwelche Kräfte da im Hintergrund
dabei und sagen, so schnell werden wir die nicht
hochkommen lassen, auf Deutsch gesagt jetzt, ja.
Das kann doch nicht sein? Die Polen die konnten
75 rüber zu Fuß, die konnten laufen, wir können auch
rüber, aber eben bloß die in der 15km Grenzzone...
oder Bezirk, wie sagt man ... Grenzbezirk wohnt,
Zollbezirk. Das ist doch nicht in Ordnung, das
hindert doch den Tourismus.
70
80
AG, Glaeser: wer kontrolliert denn die Pässe darauf
hin?
ABU, Herr 3: der Bundes Grenzschutz, ja ja, der
BGS
85
AG, Glaeser: Der Bundesgrenzschutz sagt zu mir,
du darfst nicht rüber?
ABU, Herr 3: ja, ja, der sieht am Ausweis wo sie
herkommen und dann sagt der nichschiwoi(...?), bis
da hin...
90
AG, Claudia: ...wir wollten nämlich morgen da
rüber..
ABU, Frau Hoffmann: also wenn sie Glück haben
und keiner da steht...
ABU, Herr 3: Wenn keiner da steht, die
kontrollieren nicht ständig da, aber wenn einer da
95 steht...
AG, Glaeser: ... ich finde, das testen wir und geben
es dann an die Berliner Presse .... das ich mein Land
nicht verlassen kann, das wollen wir mal sehen.
ABU, Frau Pils: doch (...?) darf er nicht rüber..
ABU, Herr 3: ...nichts ist, auch hier mit Fuß nicht
(...?), kein Fußgänger darf da rüber, nur die hier in
unserer Region wohnen, die 15 km entfernt.
Genauso ist das hier mit den Schifffahrern, nur die
50 hier in 15km Zollbereich oder Grenzbereich
wohnen, die dürfen die Brücke passieren nach
Greifenhagen. Wenn ich jetzt z.B. als Tourist
komme, von München, oder von irgendwo her und
möchte bitte nach Mescherin, hab mich da ein
55 Zimmer gemietet in der Pension und alles
wunderbar und schön und möchte nur mal rüber
laufen nach die andere Seite des Nationalparks
ABU, Herr Krusche: ...muß er rüber schwimmen...
(....?, Durcheinander)
100
ABU, Herr 3: ja, aber das ist Tatsache
AG, Claudia: ach so, in Schwedt darf man schon
rüber...
ABU, Herr 3: ja, ja hier in Roso auch...
105
ABU, Frau?: ..für sie dann, also für uns nicht, wir
kommen da auch rüber, aber für Leute die von
weiter weg kommen, die nicht in diesen 15km
Grenzbereich wohnen.
ABU, Herr 2: und wenn sie in Mescherin sind,
118
Gruppen-Interview mit Mitgliedern der Akademie für Berufsförderung und Umschulung Berlin e.V. (ABU),
vom 29.6.2000 in Schwedt, ca. 130 Min.
wollen sie da rüber...
ABU, Herr 3: und wenn sie in Mescherin sind, dann
wollen sie da rüber...
ABU, Herr 3:.. genau so ist es..
5
ABU, Herr 2:...nicht erst wo hinfahren und dann
wieder..
ABU, Herr 3: ...da kommen die Radfahrer machen
eine schöne Radtour durch den Nationalpark hier
von Schwedt, Garzer Schrei alles durch... ach wir
10 fahren mal rüber nach Greifenhagen.. unser
Nachbarland, das sind vielleicht 5km von der
Brücke bis Greifenhagen, wir fahren da durch den
Nationalpark mal weiter...... ist Schluß denn, da
können eben bloß die...
15
AG, Glaeser:...die haben auch die Dampferfahrt
geschlossen...in Garz?
ABU, Herr 3: genau so ist es.. das ist wirklich mal
sehenswert, ich meine, ich fahre, ich kenne das
zwar, aber wir fahren trotzdem jedes Jahr einmal
nach Stettin mit dem Dampfer, das ist immer wieder
mal was anderes. Man muß nicht immer nach
55 Bayern fahren, und vor allem, das ist mal eine
schöne Tagestour. Wenn ich Besuch kriege, dann
lade ich sie mir ein, dann ist schönes Wetter und
dann sage ich, wir machen mal eine Dampferfahrt.
Das ist immer, immer angesagt..... und dann
60 schlagen die natürlich automatisch auch mit zu,
kaufen ihre Zigaretten und das ist ja logisch, das
macht ja jeder, nicht...
50
AG, Glaeser: ..Zigaretten?
65
ABU, Frau Pils:... Studenten rauchen nicht? Ist ja
was ganz neues..
ABU, Frau Pils:.. nein
AG, Glaeser: ... oder waren das andere?
ABU, Frau Pils: das war erst Thema, es sollte, es
20 war im Gespräch dass zu morgen da Schluß sein
sollte, aber da war noch vor 14 Tagen, nein stimmt
nicht, Moment, Kalender, am 19. Kwaschnewsky
hier?, der Polnische Präsident, und Herr Wohltat,
Amt Garz und
25
ABU, Herr 3:.. der ist nicht Student...
70
ABU, Herr 3: ...Ihr habt noch nicht geraucht?
AG, Kinga: ...nein.
75
ABU, Herr 3:...ist klar...
ABU, Frau Pils:... das geht dann auch wieder
35
ABU, Herr 3: ... ich meine, ist ja auch eine schöne
Fahrt, da kommen..
AG, Glaeser: (...?) .. dazu braucht man doch
Protest....
80
ABU, Herr 3:...so, die kommen nicht alle bloß zum
Zigarettenkaufen, da kommen auch viele, die
machen eine Tour bis Stettin, den Nationalpark
runter..
AG, Glaeser: ..Herr Votan hat gerechnet alles in
allem mit Gaststätten und so weiter, 90
Arbeitsplätze... direkt 30, indirekt 90...
ABU, Frau Pils, Herr 3:.. ja, kann man schon sagen
90
ABU, Herr 3:....und in dem Zuge kaufen sie dann
gleich Zigaretten.
AG, Glaeser: ... das kann man in Berlin auch
buchen, das ganze Untere Odertal bis Stettin, am
nächsten Tag zurück
ABU, Frau Pils: ...Stettin noch eine Führung dazu...
AG, Glaeser:.. also, ich hab es nicht nachgeprüft,
ich hab nur zitiert.
ABU, Herr 3:... ja, aber so über den Daumen, ja, ja..
das wird schon so sein
ABU, Frau Pils: ... ja...
45
ABU, Herr 3: ... nein, ach nein, war nur ein Scherz,
nicht...
ABU, Frau Pils: ... und das ist auch wieder so ein
Fakt, wenn das wieder geschlossen wird, dann
gehen auch, ich weiß nicht wie viele, ich glaube es
85 fahren drei oder vier Schiffe..
AG, Glaeser: ...großer Artikel im Tagesspiegel und
wir haben uns erkundigt in Garz.
40
ABU, Herr 3: ...dann wird’s aber Zeit damit
anzufangen
(Lachen)
ABU, Herr 3: ... bis 30. September.
ABU, Frau Pils: ...30. September,....auch wieder so
30 ein Thema mit dieser Oderschifffahrt, viele
Arbeitsplätze. Ja, sicher, viele nutzen es um billig
Zigaretten zu kaufe und zollfrei Einkaufen...
AG, Glaeser: ich habe auch als Student nicht
geraucht....
(...Durcheinander?)
AG, Glaeser: ....im Hungerstreik?
ABU, Frau Pils: ..ja, aber abgebrochen.. aber diese
Sache ist noch mal vertagt
ABU, Herr 3: na, ist ja viel billiger, zollfreier
Einkauf, na Zigaretten oder Alkohol oder für
Raucher..
(...) ich meine, es wird ja so wie so nicht ewig so
sein. Ich meine die Schiffahrt wird nicht immer
komplett eingestellt werden. Während da statt drei
Schiffe fahren, na ja vielleicht wenn wir zu EU oder
Polen zur EU kommt, dann ist ja der Billigtarif für
Butterfahrten, wie man so sagt, ist ja dann weg.
100 Aber ein Schiff wird der Reeder denk ich mal doch
95
119
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
laufen lassen um hier Tourismus, wenn der
Tourismus um Touristen zu fahren, unabhängig
jetzt von Butter oder sonst der Gleichen, ...
AG, Milena: Gibt es noch andere Konflikte, andere
5 wichtige Konflikte, die in Bezug auf den
Nationalpark bestehen, hier in der Region außer das
mit den Landwirten usw. was wir jetzt auch schon
angesprochen haben, gibt es da noch weitere
wichtige....
10
(Stille...)
AG, Claudia: ... oder haben sie irgendwelche
Forderungen für die Entwicklung des Nationalparks
im Hinblick auf die Entwicklung...
AG, Kinga: .... oder gibt es welche, welche
15 Maßnahmen die problematisch sind....
ABU, Herr Krusche: Ich hatte es doch schon
erwähnt....diese Stillegungsflächen außerhalb des
Nationalpark in den Nationalpark rein zunehmen,
20 das der Landwirt da gar nicht mehr rein braucht und
dafür die Fördermittel oder die Stillegungsmittel
bekommt. Dann bekommt er die Mittel eben dafür,
dass er nicht mehr rein fahren muß
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30
35
40
45
ABU, Frau Pils: Landwirte und Nationalpark ist ja
das eine Thema. Am Anfang stand ja auch Industrie
und Nationalpark. Dadurch das wir, ich sag mal,
doch noch relativ viel Großindustrie haben, stand ja
auch das Thema und steht noch das Thema des
neuen Grenzübergangs. Und es soll ja nun auch eine
neue Straße gezogen werden. Wann wie weit das
sein wird weiß man noch nicht. Dann das nächste
Thema ist ja auch, die Großindustrie braucht dies
Hafenanbindung. Hafenbau hat ja nun begonnen
und das war auch damals ein, es ist jetzt schon Jahre
her, wo diese Diskussionen entbrannt sind, und man
hat sich geeinigt, der Hafen wird gebaut, der Hafen
wird gebraucht, da ja, ich sage mal sich alles was an
Stückgütern hier transportiert wird, ob das jetzt von
der Papierfabrik ist, von Heindel (?) oder PCK
GmbH, ist ja alles auf der Straße, oder viel findet
auf der Straße statt. Und da ist eben der Hafenbau,
der läuft ja jetzt. Die Grundsteinlegung war
gewesen, die ersten Spundwände sind gesetzt und
das waren am Anfang auch Problematiken, aber
man hat zu einem gemeinsamen Konsens gefunden.
AG, Glaeser: Gibt’s
Containerschiffe, oder?
allem
Container,
ABU, Herr Krusche: Das finde ich auch nicht gut
vom Nationalpark, dann. Der Hafen war ja gut, aber
keine größeren Schiffe. Warum soll das denn
verbreitert werden der Kanal und warum soll das
tiefer gelegt werden der Kanal, die können
65 meinetwegen die Brücke etwas anheben, das diese
durchkommen aber, nicht hier und da aus England
diese riesen Containerschiffe ...
60
ABU, Herr 3: ...das kommt, das ist aber, das ist ja
beabsichtigt, damit die Anbindung zur Ostsee
70 komplett mit großen Schiffen von statten geht.
ABU, Herr Krusche:... die zerstören ja mehr, als
was da machen und dann eben die Kleinreeder die
gehen noch kaputt. Dann kommen die großen von
Übersee oder von sonst woher, und dann gibt’s
75 überhaupt keine Reeder mehr.
ABU, Herr 3: ... und dann wird es auch so sein,
wenn die großen Schiffe hier durchfahren, die
Uferbefestigung die wir hier haben, die ist ja zum
Teil aus Erde, oder aus Stein ist das wenigste noch,
80 aus Bäumen, Rasen, was eben die Bäume nicht
halten, dienen als Uferbefestigung und, das wird
alles unterspült, weil durch Jahre, nicht durch ein
Jahr oder so, weil eben der ganze Strudel, der
Wellengang, das spült ja an der Uferböschung und
85 das wird dann unserem Nationalpark auch nicht so
gut bekommen. Denn ruck zuck, nach 3, 4, oder 10
Jahren oder nach 20 Jahren fehlt mit mal 2 Meter
vom Nationalpark. Siehe das Beispiel hier in
Mescherin, wenn man von Garz nach Mescherin
90 fährt, da ist ein Radwanderweg und da ist
stellenweise schon zur Oder abgesperrt weil das
unterspült ist..... und jetzt fahren ja erst mal nur die
kleinen Schiffe
ABU, Frau?: Da sieht es schlimm aus.
95
ABU, Herr 3: ...ja, da kommt natürlich, das ist nicht
bloß der Hafenbau, ich meine, das ist eine schöne
Sache, klar, die Anbindung nach oben hin zur
Ostsee und von der Ostsee können sie dann überall
hin, aber da hängt ja mehr dran.
100
ABU, Frau Pils: ...ja sicher (....?) weil es in der
Region an Arbeitsplätzen mangelt, war ja eben
diese große Diskussion um den Hafen
AG, Glaeser: ... den Hafen gab es da schon?
ABU, Frau Pils: .. es gab den alten Hafen, das war
unten am Bollwerk also Stadtbrücke, der ist ja nun
nicht mehr ausreichend und dann auch nicht mehr
50 tief genug und man wollte dann auch die großen
Schiffe die eben kommen, nicht das es denen dann
wieder geht wie mit den Schiff (..?), wo alles
reingefahren werden muß, deshalb hat man den raus
nach Gatow gelegt, weil es dann auch die
55 Umgehungsstraße wurde gebaut, ist noch nicht ganz
fertig, und das dann da zügig hin Ab- und
Antransport
vor
ABU, Herr Krusche: ... Hafen ist ja gut, aber nicht
verbreitern.
105
ABU, Frau Pils: ja, aber das ist ja nun nicht, ob es
kommt oder ob es nicht kommt, wir werden ja eh
nichts mehr dagegen tun
(....)
110
120
ABU, Herr 2: Ich meine, auch der Straßenverkehr
in dieser Region, ich finde von der Sache her eine
Sauerei, dass.... Wenn ich ein kleines Wort zu sagen
hätte, dann würde ich die ganzen Tanklastzüge von
der Straße nehmen. Auf den Zug könnten die na
Gruppen-Interview mit Mitgliedern der Akademie für Berufsförderung und Umschulung Berlin e.V. (ABU),
vom 29.6.2000 in Schwedt, ca. 130 Min.
5
10
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30
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40
rauf. Ist ja Anbindung direkt an die PCK ist ja
direkt da. Ich sage immer nicht Lastzug, sondern
Straßenzerstörer. Die Straße ist nun gerade noch
neu gemacht. Die hat ein halbes Jahr gehalten.
Wenn ich jetzt im Winter rausfahre in meinen
Garten, dann lande ich bestimmt noch in den
Chausseegraben; weil alles Einspurig, die haben die
Räder hintereinander, die sind keine Doppelspurer,
die haben sie hintereinander, und die mahlen sich so
richtig rein in die Straße. Nicht wie ein (....?) das
würde mich ja nicht stören, da könnte ich ja
hinterher fahren, aber die Gefahr, die ich ausgesetzt
bin durch diese Fahrzeuge und die Anbindung?
PCK ist da. Wenn sie nicht da wäre würde ich auch
sagen, gut, nicht, aber die deuten (...?) heraus wie
die Weltmeister. Die Sache mit dem (...?) sehen, so
wie die fahren, fahren unsere anderen großen Kisten
auch. Ich baue meinen neuen Parkplatz in Criewen
und die feuern mir da gleich mit ihrem 80 Toner
rüber, ist man gar nicht verdichtet. Die Straßen sind
hier für solche Fahrzeuge nicht ausgelegt. Die
haben wir damals nicht so gebaut. Die Straßen
wurden nur gebaut für die Zeit 50, 60 Jahre
Nutzschrette(?) weg, dann gibt’s kein Öl mehr,
dann geht’s ab nach freie Meile (?). Da gibt’s dann
Kohle und dann wird Schwedt nach freien Meile
verlegt, so war es eigentlich geplant. Ja und jetzt hat
man einfach diese Betondecke überzogen mit einer
Schwarzdecke, ja da hat man ja gar nichts mit
erreicht. Ja und jetzt geht es eben, wir haben eine
schöne neue Straße, Millionen rausgeschmissen,
Ergebnis null, schlechter wie vorher. Und das ist
eigentlich schade, das man sich die Sachen vorher
nicht überlegt und sagt, was wollen wir eigentlich.
Jetzt nehmen sie die ganzen großen Krücken auf der
Straße und wir haben damit zu tun. Angermünde,
öfter eine Dreiviertelstunde bis ich da bin. Früher
war das kein Problem, war ich in einer viertel
Stunde da auf der Arbeit (...) und ober der Hafen die
Entlastung bringt? (....) Ich finde das gut mit dem
Hafen, gibt’s auf jeden Fall Arbeitsplätze, wäre
auch ganz prima....
ABU, Frau Pils: Es wird immer einen
Schienenbetrieb geben, es wird immer eine
45 Straßenverladung geben, deshalb ist ja auch die
neue Umgehungsstraße gebaut worden, es fährt
dann auch kein Tanklastzug durch die Stadt...
60
(...)
ABU, Frau Pils: Die meisten Gefahrguttransporte
fahren nicht mehr durch die Stadt. Vorher sind die
ja nur Lindenallee hoch Dolliastraße (?) runter, da
55 gab es dann die andere Umgehungsstraße auch noch
nicht und das war schon, das war schon schlimm.
Aber das gibt’s nicht mehr.
Mitglied
oder
ABU, Frau Pils: aber immer...(lachen) seit 35
Jahren im Sportverein.
AG, Kinga: und sie so...
65
ABU, Herr 2: nach der Wende in keinem mehr,
früher mehr.
AG, Kinga: sie auch nicht?
ABU, Herr Krusche: Ich war im Angelverein, im
Sportverein, aber der Angelverein war mir dann 2
Jahre nach der Wende ein bisschen zu teuer. Für das
70 Geld kann ich mir auch eine Tonne Fisch kaufen.
AG, Kinga: Was kostet der Beitrag, also was muß
man jetzt bezahlen?
ABU, Herr Krusche: Ich hätte mit Nachtangelschein
180 Mark bezahlt, und Raubschein (..?),
75 Landfischschein (...?), das läppert sich zusammen
und der Barber (...?) kostet 90 Mark, aber wenn ich
ein Raubfisch habe und der Nachtschein noch dazu,
dann muß ich (...) das ist zu teuer.
(....?)
80
ABU, Herr 2: Ich persönlich bin natürlich auch im
Verein drin, Gartenverein .
AG, Kinga: ah, Gartenverein, sehr wichtig...
ABU, Herr 2: ...das will ich natürlich nicht fallen
lassen, aber früher war ich noch in anderen
85 Vereinen nicht, und diese beiden Vereine sind
schon teuer genug. Ich heute schon wieder einen
Brief abgeschickt ans Finanzamt. Ich bin ja
gespannt, was da zurückkommt .. Nachzahlung für
mehrere Jahre..
90
(....)
AG, Milena: Ist es schwierig sich an der
Entwicklung der Region Unteres Odertal persönlich
zu beteiligen, so an der Gestaltung?
95
AG, Glaeser: Das ist sicher von Vorteil...
ABU, Herr Krusche: d..urch die Stadt kamst Du ja
50 gar nicht mit dem PKW noch ...
einer Interessengemeinschaft
Mitglieder?
100
ABU, Herr 3: Nein, hier kann sich eigentlich jeder
seinen Interessen entfalten, also da wird ihm kein
Stein in den Weg gelegt. Also so lange das nichts
kostet und vom Staat nicht bezahlt werden muß,
kann sich jeder seinen Interessen hier voll entfalten,
so wie er denkt.
AG, Milena: Was heißt das?
ABU, Herr 3: Na er kann in jeder Sparte eintreten
oder in jeden wie er sagte in Garten eintreten, oder
in Sportverein eintreten, je nach dem, wie seine
Interessen sind oder liegen. Da wird eigentlich von
105 Seiten des Staates ist das nicht....
4
ABU, Frau?: ...wird das auch gewünscht...
ABU, Herr 3: ...ja, das da irgendwie Steine in den
Weg gelegt werden, das habe ich noch nicht gehört.
AG, Kinga: Sind sie jetzt in einem Verein oder
121
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
Kann sich jeder, ...man kann in die freiwillige
Feuerwehr eintreten....
60
ABU, Herr 2: Das ist eine finanzielle Frage...
5
ABU, Herr 3:.. solange wie der Staat nicht bezahlen
muß, sondern von uns Beiträge kriegt...kann man
alles machen.
ABU, Herr 2: ...wer nicht gut (...?), die Enkelkinder
176 Mark für ein bisschen Judo, ja meine Güte, ich
gebe ihnen das Geld, aber die Eltern können das
10 nicht. Ich gebe ihnen das Geld, weil sie gerne Judo
machen, jetzt gehen sie beide zum Judo...
ABU, Herr 3: ..solange wie der Staat nicht zahlen
muß...
15
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40
45
50
55
ABU, Herr 2: ...und früher haben sie eben gar nichts
bezahlen müssen. Da waren sie in so einem
Sportverein und noch einem Sportverein, heute
müssen sie eben immer bezahlen. Das muß sehr
genau überlegt werden. Sport ist noch machbar,
finanziell.
ABU, Frau Pils: Ich habe selber zweieinhalb Jahre
bei mir im Sportverein gearbeitet. Habe zu DDRZeiten 24 Mark 50 bezahlt, fürs ganze Jahr. Da hat
alles das große PCK getragen, sämtlich Kosten. Es
kam die Wende und es wurde pö a pö, man muß
dazu sagen in den 10 Jahren die Beiträge
angehoben. Es hieß, die Vereine sollen sich alleine
tragen - muß ja auch irgendwo sein, die Betriebe
geben ja nicht mehr die Gelder in dem Umfang wie
es früher war, ein gewisses Sponsoring ist immer
noch da - aber ich hab auch selber die Erfahrung
gemacht, wenn es die Diskussion gab, „mein Gott,
die erhöhen die Beiträge schon wieder“, ich sag,
Moment mal, kam dann die Eltern an; ich sag,
wissen sie, Ihr Kind ist hier versichert, ihr Kind ist
hier versorgt, ihr Kind wird hier betreut, ihr Kind
kann hier gerne spielen von früh um 8 bis es abends
dunkel wird, es ist von der Straße und bezahlt im
Monat 17 Mark, dann kam die Eltern an, „sie
wollen jetzt erhöhen“, ich sag Moment, ihr Kind,
wenn das an der Dönerbude steht geben sie ihm
auch 4 Mark und das jede Woche 3 mal, ich sag und
sie wollen mir jetzt Vorhaltungen machen, wenn
wir die Beiträge um 5 Mark erhöhen? Es kostet
alles Geld, es kostet Instandhaltungskosten, es
kostet Wasserkosten, es kostet Personalkosten,
Renovierungskosten, Materialkosten und, und,
und.... es kostet heute alles Geld. Und da stoße ich,
bin ich oft auf Widerstand gestoßen, man kann nicht
mehr alles umsonst anbieten, das geht nicht. Die
eigene Erfahrung habe ich gemacht, ich sag ich hab
250 Mitglieder zu betreuen, wo ich da draußen tätig
war. Wir haben eine Tennishalle hingesetzt, die hat
zwei, eine Million Mark gekostet, (...?) kostet
letzten Endes zwei Millionen Mark, irgendwo muß
das Geld herkommen. Eine Frühjahrsinstandsetzung
kostet zig 1000 Mark, so, und gerade weil, gut, bei
den Eltern gab es auch so die Diskussion und auch
bei den Erwachsenen Mitgliedern, Kinder sind
betreut und versorgt, für 17 Mark im Monat, haben
die Woche 3 mal Training, 6 Stunden, jetzt ist es
auch ein bisschen anders geworden, aber so war es
1997 noch, und 17 Mark sind zuviel?
AG, Kinga: Was muß man jetzt bezahlen?
65
ABU, Frau Pils: 21 im Monat, ich bezahle 300
Mark aufs Jahr
AG, Glaeser: Und vor der Wende 24 Mark 50?
ABU, Frau Pils: 24 Mark 50, ja, DTSB
AG, Glaeser: Das ist doch dann gar nicht so eine
ungeheure Steigerung...
70
ABU, Frau Pils: 24 Mark im Jahr, Jetzt bezahle ich
300.....man kriegt man noch viel gesagt: Ihr seid
viel zu teuer. Das Wort teure gibt’s ja nicht mehr, es
heißt ja hochwertig...
(an dieser Stelle ist die 2. Seite zu Ende)
75
ABU, Herr 2: (...) viele Gärten sind leer.
ABU, Herr Krusche: Ach, wir grillen, das ist nicht
so wie du sagst.
ABU, Herr 2: Kommt drauf an, in welchem Verein
du bist (....)
80
ABU, Herr Krusche: Ab 1. Juli darfst du jetzt auch
wieder verbrennen und, und, und...
ABU, Herr 2: ja, gestempelt (...?) haben wir es
auch, bloß auf meinem Grund darf ich es nicht
85
ABU, Herr Krusche: ...Doch, das ist Uckermärkisch
weit jetzt...
ABU, Herr 2: ... und so ist es eben sehr
unterschiedlich...ich will nur darauf ver...
ABU, Herr Krusche:... (..?) alles aufschreiben (...?)
mit dem Grill
90
(....?, durcheinander)
ABU, Herr 2: Wer nicht so reich ist, hatte sich auf
den Garten gestützt und er verliert ihn jetzt auch,
weil er es nicht mehr halten kann.
95
AG, Milena: Wurden sie an der Entwicklung des
Nationalparks einbezogen bzw. in vielmehr?
Wurden Sie da mit einbezogen?
AG, Kinga: ... und auch andere?
ABU, Herr 3: Kann man nicht sagen. Wir mit
einbezogen, wir sind jetzt arbeitsmäßig jetzt eben
100 durch diese ABM- oder SAM-Stellen, die wir jetzt
hier bekommen haben, sind wir arbeitsmäßig mit
einbezogen, aber wie gesagt, dass ist unsere Arbeit
direkt, die wir ja bezahlt kriegen, aber so als Bürger
direkt, denke ich mal ist keiner miteinbezogen
105 worden hier bei der Entwicklung des Nationalparks,
also ich wüßte da nicht....
ABU, Frau Hoffmann: Kann ich auch nur
verneinen, ich hab mich da auch nicht so bewußt
oder aktiv daran beteiligt.
122
Gruppen-Interview mit Mitgliedern der Akademie für Berufsförderung und Umschulung Berlin e.V. (ABU),
vom 29.6.2000 in Schwedt, ca. 130 Min.
ABU,
Frau
Hoffmann:
Die
ganze
Öffentlichkeitsarbeit haben sie gemacht von Anfang
an, auch vor der Gründung schon, aber es war eben
selbst überlassen, in wie fern er sich da einbringen
5 will.
55
ABU, Herr 3: Aber teil haben wir direkt nicht da
dran.
ABU, Herr 3: Genau so ist es ..
ABU, Frau Pils: Man hat die Entwicklung verfolgt,
hat sie wahrgenommen,...informiert immer, in jeder
Art und Weise...
10
ABU, Frau Hoffmann: Informiert waren die Leute,
die meisten hat es damals auch noch nicht so
interessiert
ABU, Frau Pils: ..aber ansonsten teilhaben
nicht....wie Herr Bulljet (?) schon sagte, jetzt, das
15 ist unsere Aufgabenstellung die wir jetzt hier alle
haben sind wir fest in der Sache integriert und alles
eben in Zusammenarbeit mit dem Nationalpark,
vieles im Auftrage vom Nationalpark, regelrecht
Dienstleister des Nationalpark.
20
25
ABU, Herr 3: Aber wer nicht so direkt seine Arbeit
da im Nationalpark verrichten muß, ich denke mal,
der wird da wenig mit konfrontiert mit dem Aufbau
des Nationalparks.
AG, Milena: Es gab auch keine Vereine oder
sonstige Interessengemeinschaften, die ihre
Interessen dann irgendwie vertreten können?
ABU, Herr 3: Nein, wüßte ich nicht
ABU, Frau Pils: Wie meinen sie das jetzt? Meine
Interessen?
30
AG, Milena: Ja
ABU, Herr 3: In Sachen des Nationalparks jetzt...
AG, Milena: nein, nicht unbedingt.
persönlichen, würde ich jetzt fragen wollen.
Ihre
ABU, Herr 3: ach so..
ABU, Frau Pils: ... sicher, ich sag mal, alle, wie wir
jetzt hier sitzen, persönliche Interessen sind ja alle
anders gelagert. Ich, meine persönlichen Interessen,
ja was habe ich... Sport ist mein Ein und Alles von
hinten bis vorne und da habe ich mich eben
40 eingebracht und da hab ich gemacht und getan die
ganzen Jahre und das andere, das habe ich verfolgt
und das verlief so plätschernd am Rande.
ABU, Frau Pils: Selbst jetzt irgendwo mit
einbringen, sage ich mal, durch die Zeit, die wir seit
1994 in dieser Umschulung in Praktika da verbracht
haben und zwischen durch war ich ja dann
anderweitig tätig, Frau Hoffmann hat ja denn auch
65 sehr viel auf der Tourismusstrecke auch gemacht,
durch andere Aktivitäten ist sie da noch ein
bisschen näher immer dran geblieben und hat es
doch sicher denke ich anders verfolgt, als ich jetzt.
60
70
ABU, Frau Pils: Ja, was heißt plätschernd am
Rande, ich sag mal, ich hab meine Hobbys, ich hab
mein Ziel oder meine Aufgabenstellung,
ehrenamtlich tätig auch bis heute noch und viel
Feierabendarbeit drin. Man hat das andere verfolgt,
50 man hat seine Hoffnungen damit verbunden, wir
haben ja vorhin über die Hoffnungen gesprochen
über diese zukünftigen Arbeitsplätze, man hat es
verfolgt, man hat gehofft und das was man sich
45
AG, Kinga: Besteht Klarheit über das weitere
Vorgehen im Nationalpark?
ABU, Frau Pils: Man hofft und wünscht, dass alles
einer Klärung zugeführt wird. Wir wissen ja alle
selber, es ist von Schwedt aus, egal in welche
Richtung jetzt, oder ob Schwedt wurde ja mal als
75 die braune Stadt bezeichnet, viel an Negativpresse
in die Welt gedrungen, was ja dem Tourismus hier
auch nicht sehr zuträglich war und noch ist würde
ich sagen, das man sich einigt, man einen
gemeinsamen Weg findet, es gibt da im
80 Nationalpark
die
unterschiedlichsten
Interessengruppen die, ich sage mal ihre Interessen
eben vertreten; und das man sich dort einigt, einen
gemeinsamen Konsens findet und diese ganze
Entwicklung auch vorantreibt, das es wirklich auch
85 ein Nationalpark ist wo die Interessengruppen ihren
Zutritt haben, das es die Totalreservate gibt, das die
Natur sich entwickelt, und das auch im Nachhinein
die Region durch den Nationalpark und durch den
Tourismus einen Fortschritt findet.
90
35
AG, Milena: ... und warum so plätschernd am
Rande?
erhofft hat ist nicht eingetreten, aber diese
Entwicklung, ja (...) wie gesagt, man verfolgt diese
Entwicklung, aber anders würde ich das nicht so
sagen.
AG, Milena: Sind sie alle, wie sie hier so sitzen, mit
ihrer Lebenssituation zufrieden, mit ihrer
derzeitigen?
ABU, Herr 3: ja, ich würde eigentlich sagen ja.
ABU, Frau Pils: Ich kann mich nicht beklagen.
95
ABU, Herr 3: Man hat sich jetzt damit abgefunden
ABU, Frau Pils: ... eingerichtet ..
ABU, Herr 3: Man hat sich.. genau. Wir wissen, es
kommt.., der Schritt geht nicht mehr zurück. Das ist
Fakt. Wir müssen jetzt mit dieser Situation wo wir
100 drin sind, oder wo man uns rein gebracht hat, damit
müssen wir leben, da kommen wir nicht mehr drum
rum. Es gibt natürlich, man hätte ja Wünsche und
so, erst mal finanziell, sicheren Arbeitsplatz, und es
könnte mehr Geld sein, aber die Wünsche, gehe
105 hetzt bloß von mich aus, in meinem Alter stecke ich
die Wünsche nicht mehr in den Vordergrund. Mein
Vordergrund, ich sag es so wie es ist, mein
Vordergrund oder mein Ziel sieht so aus, so schnell
wie möglich an die Rente rann zu kommen ohne in
123
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
die Arbeitslosenhilfe, oder sonst der Gleichen zu
kommen. Ich bin da ehrlich und sagt das auch
jedermann, und ich freue mich auch jedes mal,
wenn ich wieder eine ABM- oder SAM-Stelle
5 gekriegt habe. Wie gesagt, es könnt mehr Geld sein,
aber man muß ja damit, man kann ja nicht mehr
ausgeben als man verdient, das ist ja nun mal so....
AG, Kinga: Was finden sie besonders gut?
10
15
20
25
30
35
40
45
ABU, Herr 3: Was ich hier besonders gut finde?
Das kann ich ihnen gar nicht mal so sagen? Wenn
sie mich fragen würden, was fanden sie gut, nicht,
das wäre eine andere Sache (...?), aber... Also ich
kann, ich sag das mal so, ich kann mich von diesem
Staat nicht viel abringen, weil ich, ich bin ja in der
DDR groß geworden, geboren und hab meine
Arbeit, ich hab damals mein Studium gemacht, auch
alles wunderbar gehabt, ich kann mich hier nicht
abringen, denn ich muß ja für alles zahlen, obwohl
ich ja nicht das Geld dafür kriege. Ich muß Steuern,
naja Steuern, aber, ich muß ja alles blechen und
teuer bezahlen. Ich muß meine Tabletten, oder sei
es Medikamente, überall muß ich das Portemonnaie
aufmachen, also ich kann mich von diesem Staat,
ich sag das mal so, nicht viel abringen. Ich, von mir
aus hätte können der Osten bleiben, ich bin da mal
ehrlich. Da bin ich morgens in Ruhe aufgestanden,
hab gewußt, du gehst deiner Arbeit nach und dein
Arbeitsplatz
der
ist
dir
sicher.
Der
Kindergartenplatz war mir sicher für meine Kinder,
da hab ich dann auch meinen Beitrag bezahlt, ich
weiß jetzt nicht mehr was das jetzt war, aber das
war alles..., man hatte ein sicheres Gefühl, wenn
man morgens aufgestanden ist und das ist heute
weg, ja, das ist heute weg. Man muß die Tatsache,
so bitter wie das klingt, ich würde lieber noch 35
sind, aber man freut sich, wenn man sagt, ich bin
Rentner und brauche nicht mehr zum Arbeitsamt
und brauche da betteln, habt ihr nicht vielleicht für
mich eine Stelle oder sonst der gleichen. (...) Das ist
für die älteren, für die älteren ist das natürlich ein
bitteres Gefühl. Die jungen Leute jetzt, die jetzt
hiermit aufwachsen die jetzt in der Schule sind,
meine Enkel, die wachsen ja mit der
Gesellschaftsordnung jetzt auf, die kriegen das
schon alles ein bisschen anders mit, aber wir? Da
sieht das anders aus.
60
65
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85
90
95
ABU, Herr 3: ...ist nicht...
ABU, Frau Hoffmann:...das ist eigentlich der große
Witz an der Sache. So sieht das aus.
100
ABU, Frau Pils: Man hat uns in der Schule den
Kapitalismus gelehrt und den Imperialismus (...?)
Arbeitslosigkeit, mein Gott, warum gehen die nicht
arbeiten? Jetzt ist er eingetreten der Kapitalismus,
schlimmer als man ihn uns gelehrt hat.
105
ABU, Herr Krusche: Manchmal habe ich mir
gesagt, die sind arbeitslos, die sind doch faul, die
wollen gar nicht arbeiten (...?) jetzt erleben wir es
selber.... Die sind faul, die kassieren vom Staat Geld
...
110
ABU, Frau Pils: ... und legen sich auf die faule
Haut...
(Schweigen...)
ABU, Herr 3: ...schüttelt den Kopf, ist aber so...
50
AG, Milena: nein, nein ich ... schüttel nicht den
Kopf.. nein das war jetzt nur...
ABU, Herr 2: ..ja, aber das ist so für die ältere
Generation jetzt hier, das ist natürlich, das....
ABU, Frau Hoffmann: ...das ist traurig, aber so
denken die meisten in dem Alter.
55
ABU, Herr Krusche: ... das ging ja gar nicht in den
Kopf, das so was gehen kann. Und jetzt sind wir es
selber....
BU, Herr 3: ja
ABU, Frau Hoffmann: ich schätz mich zwar noch
ein bisschen zu dem jüngeren Mitte Alter und für
mich war eigentlich klar, bevor ich zum Glück hier
noch mal einsteigen durfte im Tourismus, hatte ich
mich eigentlich schon für mich orientiert und
gesagt, ich muß irgendwo im sozialen Bereich was
machen was nicht unbedingt Altenpflege oder
Krankenschwester heißt, es gibt noch viele andere
Sachen auf der Strecke, weil die Gesellschaft leider
immer kranker wird. Das ist noch so ein
Betätigungsfeld, wo ich mir vielleicht persönlich
gerade mit dem reiferen Alter dann auch noch eine
Einsatzmöglichkeit oder wirklich ein Job erhoffe,
wo dann wirklich dieses fortgeschrittene Alter auch
gefragter ist bei solchen Sachen. Weil es wirklich so
ist, die Arbeitslosigkeit macht die Menschen krank
und das ist für uns Ossis sage ich mal, und wir sind
nun mal Ossis, das schlimmste eigentlich was uns
passieren konnte und das haben wir am Anfang
nicht so abgesehen, das hat keiner geglaubt, dass es
so schlimm und so dumm kommt. Zufrieden bin ich
auf keinen Fall damit, jetzt wie gesagt, ich habe
eigentlich gedacht umorientieren noch mal. Das
nächste war der Tourismus, wo ich gehofft hatte,
was ja so ein bisschen den Bach runter geht, was nie
das Große werden wird in dem Sinn, obwohl es
Spaß macht. Es lenkt auch ab von den persönlichen
Sorgen muß ich sagen. Die Natur kann ja mit unter
sehr frei machen, das ist das Gute daran, auch an
der Sache, die ich zwischenzeitlich so verfolgt habe,
aber es ist eben nicht das, was ein bis zur Rente
noch bringt. Ich habe eben noch zu viele Jahre bis
da hin, deswegen muß ich noch mal Umschulungen
machen, die richtige Umschulung hatte ich noch
nicht, das ist dann noch mal meine Chance, obwohl
es auch schwer ist, wenn man älter wird, ist man
nicht mehr so doll mit dem Kopf, da bleibt nicht
mehr soviel hängen und man muß noch mal Geld
verdienen, Geld verdienen, und das wichtige, oder
das blöde ist ja, das gerade die letzten Jahre zur
Rente zählen und die haben wir eben halt nicht
115
124
ABU, Frau Pils: Und das besagte soziale Netz, das
Gruppen-Interview mit Mitgliedern der Akademie für Berufsförderung und Umschulung Berlin e.V. (ABU),
vom 29.6.2000 in Schwedt, ca. 130 Min.
es heute gibt...
60
ABU, Hoffmann: ... das hat so große Löcher
5
10
15
20
25
ABU, Frau Pils: .... solche Maschen, solche
Maschen. Ich habe es selbst erlebt. Ich habe einen
Antrag gestellt auf berufliche Rehabilitation weil
ich nicht mehr höhentauglich war für die Chemie, ja
ich sag mal unsereins kann sich noch wehren und
kann sich gegen gesetzmäßigkeiten wehren, in dem
er ein paar Briefmarken verschwendet, ein paar
Telefonate führt und ein bisschen Benzin verfährt.
Aber es gibt Menschen, das habe ich dort erlebt bei
einem Amtsarzt, der saß da und wurde auf
Arbeitstauglichkeit geprüft. Ihm fehlte der rechte
Arm. Den hatte er bei einem schlimmen
Eisenbahnunfall verloren und ja er war auch, ich
sag mal vom geistigen nicht so sehr bemittelt, so
dass es für diesen Menschen ganz schwierig ist, sich
in diesem System durchzusetzen. Ich denke, ich
schaffe das noch, aber für die anderen ist das ganz
schwierig und davon gibt es sehr viele. Wie Frau
Hoffmann schon sagte, die Gesellschaft macht
krank, die Gesellschaft vereinnahmt die Menschen,
die Gesellschaft macht die Menschen aggressiv und
das ist ein ganz schweres Feld (..?) geprägt durch
die hohe Arbeitslosigkeit.
ABU, Frau Hoffmann: Und dieses nicht mehr
gebraucht sein, das ist ja auch wieder, das
Selbstbewußtsein wird untergraben, man muß sich
ja neu orientieren und wenn man es endlich
30 gemacht hat, dann kommt nichts raus, also es ist
schon eigentlich dramatisch für viele Leute und
viele ältere Menschen gerade, die können sich
selbst gar nicht mehr helfen. Also gerade (...?)
Rentenalter, wenn sie nicht Verwandte oder
35 Bekannte haben die sich kümmern, die gehen vor
die Hunde, ganz einfach. Die behinderten sowieso,
das ist auch schwierig...obwohl viele organisiert
sind, trotzdem schwer, sehr schwer...
40
45
50
55
ABU Herr 2: Und viele Probleme, die Leute haben
sich auch ein bisschen verleiten lassen. Und sie
haben das Boxen nicht gelernt, was sehr wichtig ist.
Ich fahre immer noch meinen Lada, trotzdem es
eigentlich nur andere Autos gibt, aber der Lada wird
noch gefahren, der ist noch da, er läuft, hab also
kein Problem damit, warum soll ich den also
wegschmeißen. Ich schmeiße nicht einfach
irgendwas weg, was noch gut ist. Und viele Leute
sind eben auch in Schwierigkeiten gekommen, ohh,
och, ohh und jetzt aber rann, das haben wir sein
lassen. Ich habe mir von Anfang an darauf
ausgerichtet zu boxen. Das Finanzamt .... komm
her. Komm her, anders geht’s nicht ... und dadurch
habe ich eben das, was ich vorher hatte erhalten
können. Ich meine, ich muß ihnen ganz ehrlich
sagen, ich hatte das Finanzamt angeschrieben, wo
sie das erste mal Geld von mir haben wollten von
meinem Lohn, ob sie auch das DDR-Geld nehmen,
ich hätte was gesparrt ob sie das auch nehmen, ganz
frech. Man muß sich einfach wehren können. Und
65
70
75
80
85
90
95
wenn ich jetzt ein Schreiben von irgendeinem
kriege, dann habe ich vorher schon mal ein
Schreiben gekriegt, da steht dann drauf, Gesetzt von
1848 von, von, von, von und das klebe ich dann
drauf, dann belehre ich die, ob die das nun wissen
oder nicht, aber damit zeige ich denen meine
Aggression, sie können mit mir nicht machen was
sie wollen. (....) So wie sie das machen, mach ich
das auch. Wenn sie mir so einen Artikel mit
Gesetze runter schreiben, mache ich das auch.
Irgendwo hab ich noch so ein Ding und wenn es die
Miete vom Bauamt ist, ist egal, die kennen die
Gesetzte auch nicht. Aber ich zeige ihnen eben, das
ich auch boxen kann und der BRD-Bürger kann
boxen, sonst würde er ja auch nicht so weit
kommen, wie er teilweise kommt und das habe ich
mir abgeguckt und fang an auch zu boxen. Und
damit geht’s mir jetzt eigentlich, also mir ging es
vorher gut und mir geht es jetzt auch gut, weil ich
eben auch wirtschaften kann. Wie gesagt, das Auto
habe ich immer noch und so lange wie es immer
teuer wird, kaufe ich mir kein neues. Und ich habe
immer noch den DDR-Farbfernseher, der läuft
immer noch, schaffe ich nicht weg. Ich habe immer
noch meine Auslegeware von der DDR drin. Die
liegt ja nun erst 30 Jahre drin, die ist noch tip top.
Ich muß ihnen das mal sagen, ich geh nicht einfach
nur kaufen und schmeiße das Geld weg,
anschließend stehe ich da und habe nichts mehr. Sie
können gerne kommen und sich das angucken, die
Möbel sind tip top (...?) habe mir keine neue
gekauft. Und nur, ich muß mich der Zeit anpassen
und nicht nur kaufen, kaufen, kaufen und dann
irgendwann auf der Erde liegen. Und viele Leute
sind verleitet worden davon und deshalb liegen sie
jetzt auch auf der Erde.
ABU, Frau Hoffmann: Sie schreiben nicht alles an
Fokus oder Spiegel?
AG, Milena: ..ich glaub nicht
100
AG, Glaeser: ..hatten wir das nicht vorher gesagt,
das wir das nicht tun, das gehörte zur Einführung
AG, Claudia: Ich glaub das der Spiegel, da sind wir
nicht gut genug ausgebildet im Schreiben, um dort
irgendwelche Artikel zu veröffentlichen
(....)
105
110
ABU, Herr Krusche: So wie der Spiegel schreibt,
das können sie bestimmt schon länger,.. was die da
rumschmieren, das ist ja eine Schande.. Da kann
man auch bloß ein Prozent sagen, das glauben wir.
ABU, Herr 2: Damit wollte ich dann auch sagen,
weil ich sagte jetzt mit der Auslegeware die liegt
schon 30 Jahre drin, das es eine Qualitätsware war
und das meine Möbel auch Qualität sind,
AG, Milena: ... das habe ich schon verstanden...
115
125
ABU, Herr 2: ....das ist echtes Holz, das ist kein
Sperrholz hier oder irgendwas, das ist echtes Holz.
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
Und meine Schlafzimmerbetten auch noch, echtes
Holz, das ist ein teurer Artikel von der DDR
gewesen, den habe ich heute noch...
(...?, lachen)
5
10
ABU, Frau Pils: Kennen sie den Ausdruck nicht
Herr Glaeser, wenn man in der DDR eine Wohnung
kriegte und es kam Besuch und es wurde die
Wohnung gezeigt, so Küche, Bad, Wohnzimmer
und hier ist das Arbeitszimmer
(...?)
abgearbeitet,
da
haut
man
auch
aus
Batteriebetrieben den Müll da oben raus, so und
hier kann das eben nicht sein, weil hier eben
wahrscheinlich zu sehr aufgepaßt wird in der Nähe
60 des Nationalparks. Und auch die Frage, wie gesagt,
ich fahre in Schwedt raus, komm nach Stenne, in
Schwedt scheint die Sonne, komm in Stenne, meine
Güte, ein Nebel hier, kein Sonnenschein, was ist
den das nicht, naja, nehme ich mit dann haue ich ab
65 und fahre nach Meienburg, ist sowieso (...?) , da
steht der Nebel eben nicht
ABU, Frau Hoffmann: Je nach dem, wie der Wind
steht.
AG, Milena: Letzte Frage..
ABU, Frau Pils: ..das ist gut, ich muß nämlich 3/4
vier die ganze Hütte zuschließen.
15
70
AG, Milena: Ich merk schon, ich merk schon. ....
Was glauben sie, denken andere über ihre Region?
ABU, Frau Pils: Da erfahren sie sicher mehr in der
Stadtverwaltung.
AG, Kinga: z.B. Investoren..
ABU, Herr 3: Da kann ich nichts zu sagen
ABU, Herr Krusche: Die denken, manchmal könnte
die Luft besser sein. Das petrochemische Kombinat,
20 ist aber schon besser geworden, das war vor einiger
Zeit noch schlimmer, die hat noch mehr
ausgespuckt.
ABU, Frau Hoffmann: Also manche Tage ist es
schon, denke ich immer, wenn da gerade Touristen
25 kommen und die Sonne so schön lacht und die
Schornsteine so schön qualmen ist es ganz schön....,
ich hab es auch selbst schon erlebt, was ich früher
auch nicht geglaubt habe, wenn man unterwegs ist
mit dem Fahrrad und der Smog zieht gerade so
30 rüber in das Randwotaal (..?) war es damals, also es
ist schon belastend und erschreckend für den
Touristen der herkommt und dann so was erlebt, ob
die dann wirklich so gerne wiederkommen?
ABU, Frau Pils: ...viele erschrecken auch immer, ...
aus drei Richtungen kann man ja Schwedt
erreichen, einmal aus Angermünde, Garz und denn
(...?) so rüber, und da kommt man denn ja so einen
kleinen Berg runter und dann sieht man diese 35
Schornsteine und überall kommt was raus. Sicher
40 ist das für viele erschreckend, aber es gibt ja andere
Gebiete, wo es eben passt, Nationalparkgegend
gegen Großindustrie. Sicher ist es nicht (...?) wenn
da Schornsteine und Fackeln und Kraftwerke aber
damit müssen wir jetzt halt hier leben.
35
ABU, Herr 2: Naja, bloß ich weiß nicht, vielleicht
stoßen sich viele Betriebe auch ab hier weil
irgendwie die Grenze zu Polen noch nicht total
offen ist, wir sind wahrscheinlich so ein bisschen in
die Enge gedrückt, so in die Ecke gestellt, nach
50 drüben nach Polen ist noch nicht offen, also sind
wir hier alles so weite Anfahrtswege und der
Nationalpark noch dazu ... da sind gewisse
Bestimmungen vorgesehen oder irgendwas nehme
ich an, ich meine, dann ist es ja auch von der BRD
55 drüben, da wird auch nicht ganz so sauber
45
ABU, Herr 2: Ich nehme an, viele Betriebe stoßen
sich ab hier irgendwas, weil es wird gesagt, hier ist
zu Ende und dann der Nationalpark dazu, das ist
alles zu eng.
75
ABU, Frau Hoffmann: ....warum die Investoren
nicht kommen.
ABU, Herr 2: Naja, so war aber das Gespräch in der
Stadtverwaltung, ich habe ja mal in der
Stadtverwaltung gearbeitet. Und das ist ja auch
80 logisch, ich würde mich selber privat hier auch
nicht ansiedeln, muß ich jetzt mal ehrlich sagen,
wenn ich eine Privatfirma machen wollte, würde ich
mich in Schwedt auch nicht ansiedeln, das wäre mir
hier zu eng. Ich muß immer, ich kann immer nur in
85 eine Richtung fahren. Und so, wenn ich mich
ansiedle, möchte ich einen Umkreis haben, möchte
dann Bier verkaufen könne, oder wie auch immer,
möchte den Umkreis haben und das habe ich nicht.
Hier ist es zu Ende. Ich kann nur hier rüber.
90
ABU, Frau Pils: Ach, ich sitze schon in Polen?
ABU, Herr 2: So sieht es der (...?) wahrscheinlich.
ABU,
Frau?:
Also
gerade
haben
die
Uckermärkischen Bühnen gestern in ihrem langen
Artikel so auf den Punkt gebracht: Sie haben das
95 halbierte Umland. Also wir haben das halbierte
Umland hier, ne.
ABU, Frau Pils: Ja, ist doch so.
ABU, Frau Hoffmann: Und die Touristen sind mit
Polen immer noch mit unter etwas zurückhaltend,
100 weil eben von Polen auch oft schlechte Sachen
berichtet werden. Das ist das Problem auch beim
Tourismus, obwohl, na gut, der HighwayTourismus will ja nach Polen, aber das hat nun ein
bisschen nachgelassen, das war am Anfang ein
105 bisschen schlimmer. Wobei in Polen noch allerhand
zu sehen wäre.
ABU, Frau Pils: Gerade auch gleich hier hinter der
Grenze. Da gibt es schöne Ecken, schöne kleine
Städte, viel historisches...
110
126
ABU, Frau Hoffmann: ...was viele Touristen auch
Gruppen-Interview mit Mitgliedern der Akademie für Berufsförderung und Umschulung Berlin e.V. (ABU),
vom 29.6.2000 in Schwedt, ca. 130 Min.
anzieht, aber wie gesagt, die Unsicherheit ist dann
wider...
ABU, Frau Pils: Der Unsicherheitsfaktor schreckt
die Leute ab.
5
AG, Glaeser: Haben wir keine Fragen mehr?
AG, Milena: Ich habe keine Fragen mehr.
(...)
AG, Glaeser: Wenn das der Fall ist, möchte ich an
sie noch mal das Wort richten. Haben Sie denn
10 noch Fragen an uns. Frau Pils hat ja vorhin ....
(hier bricht die Aufzeichnung ab.)
127
Interview Herrn Lück, vom 27.06.2000 in Criewen, ca. 35 Min.
10. Interview Herrn Lück, vom 27.06.2000
in Criewen, ca. 35 Min.
50
V: Und was haben sie vor der Wende gemacht?
L: Elektriker.
V: Elektriker...auch hier in Criewen?
5
Interviewerinnen: Anja Schatz, Vera Mayer
Band Nr. 64
Stand: 28.10.2000
Transkriptionszeichen:
L: Herr Lück
10 A: Anja
V: Vera
(...?): Auslassungen weil nicht verstanden
L: Jaja.
55
V: Und vor der Wende gab es da auch schon den
Posten des Gemeindearbeiters, oder ist das neu?
L: Jaja.
V: Das gab es auch schon...
A: So Spickzettel ... So zu ihrem Haushalt...wer
gehört da noch dazu? Sind sie alleine oder mit
60 Familie?
L: Frau und drei Kinder.
15
Transkriptionsbeginn:
V: Also es ist eben so: wir wollen verschiedene
Leute befragen, was sie als Veränderungen hier
durch den Nationalpark erfahren haben und wie sich
die Region hier in letzter Zeit entwickelt hat. Und
20 wir befragen Fischen, wir befragen Touristen, wir
befragen Landwirte und all die, die hier was zu
sagen haben.
V: Und alle hier in Criewen?
L: Ja alle in Criewen. Jetzt nicht mehr, die Kinder
nicht mehr alle, aber...
65
30
L: Im Ort.
V: Hier in Criewen?
L: Ja
V: Und ihr jetziger Beruf, was machen sie hier
genau eigentlich? – das habe ich nämlich nicht
35 verstanden.
L. Ich bin hier Gemeindearbeiter, ich muß hier
alles...
V: Alles, alles was anfällt...?
70
V: Und die Aussichten für sie in der Region hier
zum arbeiten? Oder ziehen sie eher weg, wie sehen
75 sie das im Falle ihrer Kinder?
L: Ich denke mal sehr schwierig. Die Tochter die
älteste die hat in Berlin gelernt, in Spandau...und
hat große Schwierigkeiten gehabt...die hat
Krankenschwester gelernt und ist jetzt in W., det is
80 naja 35 Kilometer jeden Tag hin und her. Also hier
in Schwedt und Angemünde ist nichts, auch nicht
als Krankenschwester, wat man eigentlich nicht so
gedacht
hat.
Naja
und
die
ganze
Jugend...Lehrstellen gibt es nur über ABM und so..
85 Naja ich habe halt Glück gehabt , dass ich hier
angestellt bin bei der Gemeinde...
V: Weil als Elektriker wäre es schwieriger...
L:Jajajaja
L: Naja Straßenfegen und alles was willst... mich
mit euch unterhalten.
45
V: ...oder unmöglich...
90
L: Jajaja...unmöglich nicht aber...fast unmöglich
sagen wir mal. Es gibt ja soviel Elektriker hier.
A: Waren sie dann vorher auch in Schwedt
angestellt? Da gibt es ja Industrie, undsoweiter, wo
dann sehr viele arbeitslos wurden...
L: Naja was soll ich denn sagen...
V: Der für alles zuständig ist.
L: Ja für alles. Genau.
L: Jaja. Die Mädels ja, der Junge ist noch etwas
jünger.12.
L: Ja in Schwedt.
V: Das heißt alles von dem Laden bis ... ?
A: Also Gemeindearbeiter ist nicht Sozialarbeiter
sondern ...
großjährig
V: Und zur Schule wo gehen die dann, in Schwedt?
L: Ja alles.
40
schon
A: Erwachsen.
L: 45.
A: Leben sie schon immer hier im Ort?
auch
L: Was sind die?
L: Na dann fragt mal.
A: Fragen wir mal. Wir haben zunächst ein paar
25 Standardfragen, die haben wir allen gestellt, wenn
ihnen etwas unangenehm ist: einfach nichts drauf
sagen. Ist O.K. Die erste: Wie alt sind sie?
A: Kinder sind
wahrscheinlich...
95
V: Und das ist aber nur für Criewen?
L: Nur für Criewen.
128
L: Nee, ich war hier bei VEB P., bis zur Wende,
und dann war ich hier im Gemeinderat mit drin und
so, dann haben sie jemanden gesucht, da war das
mit dieser ABM Verteilung, hatten sie 8 Frauen und
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
Männer, und dann haben sie jemanden gesucht ...
und mit dem ... gings ja da zu Ende, hat man dann
mitgekriegt naja, hat man ja im Gefühl und dann
habe ich hier angefangen. Gefragt... und die hatten
5 mich mal angesprochen...und naja, habe ich dann
gemacht, erst da so Gruppenleiter und was weiß ich
wat alles.. für ABM. Und naja, gibt ja och nicht
mehr, dann habe ich überlegt...aber nee...
V: Und die Leute die sich treffen...wo ist das :
besucht man sich oder gibt es Vereine?
L:
Ja
Vereine:
Angelverein
und
Baugemeinschaftsverein und Feuerwehrverein und
55 Chor....
V: Stammtisch?
L: Ne das ist vorbei
A: Und sie sind direkt über die ABM-Stelle dann...?
10
L: Ne ich bin direkt hier von einer Arbeitsstelle zur
anderen. Ich war noch nie ABM oder so.
V: Und sind sie da irgendwo Mitglied oder tätig in
irgendeinem dieser Vereine?
60
V: Und ihre Frau?
A: Und so sind dann mehr oder weniger alle
irgendwo in einem Verein?
L: Die hat hier den Laden.
V: Ach so, jetzt...
15
V: Ja die haben wir auch kennengelernt.
A: Die Frau die uns vor dem verhungern schützt.
20
L: Ne alle nicht, denk ich nicht, nee, da sind welche
die sich total abkapseln.
A: Dann kennen wir sie schon.
L: Nicht die heute drin ist, nicht die etwas
korpulentere mit Brille, gestern abend, die.
A: Wieviel Leute wohnen hier in Criewen?
65
A: Und wie kommt es das das nicht mehr ist? Gab
es da irgendeinen Anlaß, war es zu teuer, oder?
V: Und das hat sich auch seit der Wende nicht
geändert...abgewandert, sind da viele?
25
75
L: Durch diese Eigenheimbauten und sowas..
80
L: Jajaja, also zum Großteil wohnen sie.
30
V: Und hat sich dadurch was verändert, für die
Gemeinde, dass da Leute da sind die zwar hier
wohnen, aber nicht hier arbeiten? Oder werden sie
nicht so richtig...
L: Najaja, hat sich da was verändert? Alle die
35 herkommen, ich meine Criewen ist ja von der
Landwirtschaft geprägt, sag ich ... alle die
hergekommen sind, sind von Schwedt oder sonstwo
alles ... sind ausgewanderte Städter, die nicht mit
der Landwirtschaft am Hut haben. Und da gibt es
40 schon Lust auf keine Hahnkrähen und keine
Kuhblöken oder Schafblöken, oder irgendwie
sowas....Nee, diese Konflikte kommen, sind da und
werden sich noch verstärken.
45
V: Und diese Leute sind dann auch gar nicht richtig
in der Gemeinde drin?
L: Irgendwas ist raus, kann ich nicht erklären, das
ist ein Phänomen, denke ich mal...
V: Aber diese Vereine gab es auch schon vorher,
das heißt es gab zwar den Stammtisch aber es gab
auch den Chorverein und Feuerwehrverein.
V: Ah, 50 dazugekommen...
V: Die wohnen dann nur hier, aber arbeiten nicht
hier?
V: Und das war immer schon so oder hat sich da
was geändert, also...?
L: Ja hat sich geändert, ganz gravierend....ja man
kann nicht von den Zugewanderten sprechen, das
kann man nicht so...aber...vorher war Stammtisch,
70 da hat man sich in der Kneipe getroffen ...das is
nicht mehr.
L: 500, kann ich jetzt nicht genau sagen.
L: Also 50 sind dazugekommen.
L: Angelverein und Feuerwehrverein.
L: Chor ja, Feuerwehrverein nicht, das ist jetzt eine
neugeborene.. und Gemeinschaftsverein auch nicht,
aber Anglerverein und Feuerwehr gab es, das sind
jetzt wie gesagt Feuerwehrverein und Feuerwehr
und naja Chor, Anglerverein und was noch...
V: Und den Stammtisch gibt es nicht mehr....
85
L: Stammtisch nicht mehr.
A: In den Vereinen sind da die Frauen auch dabei?
Bei der Feuerwehr zum Beispiel eher nicht...
L: Nee eher nicht, bei den Anglern auch nicht, im
Chor ist mehr Frauen als Männer, denke ich.
90
A: Und man trifft sich hier auf der Straße...man
kennt wahrscheinlich sich soweit...außer die
zugezogenen...
L: Jajaja
95
L: Naja, det wird dann meistens ein bisschen
überspielt, aber ich denke es ist so. Ja, das sie nicht
richtig drin sind. Also nur zum schlafen hier...und
zum quengeln. Ja naja, von meiner Sicht aus ist es
50 so ...jeder sieht das anders.
V: Und vom Alter her, dass sind doch schon die
Leute die Familie haben, die in diesen Vereinen
sind.
L: Jajaja
V: alle?
L: alle denke ich, also die Jugend nicht.
129
Interview Herrn Lück, vom 27.06.2000 in Criewen, ca. 35 Min.
A: Die zieht es weg, allesamt, oder?
L: Ob weg, das kann ich so nun nicht beurteilen,
doch nicht zu den Vereinen. Die distanzieren sich
etwas, die wollen damit nichts zu tun haben.
5
L: Ja der Neid. Ich denke also Neid und Mißgunst
ist das was hier blüht. Das war vorher nicht.
V: Zwischen?
70
A: Gehen die dann Party machen?
A: Sicher, die gehen dann wahrscheinlich auch mal
weiter...
L: Eberswalde, oder ich weiß nicht wo die alle
hingehen, die haben ja alle Autos, heut ist ja gar
kein Problem.
V: Und dadurch dass es sich jetzt geändert hat, dass
der Stammtisch nun nicht mehr da ist – ist auch der
Zusammenhalt auch geringer geworden in der
15 Gemeinde?
L: Na...
20
V. Zwischen allen?
L: Jaja...der hat so ein Auto... dann muß ich auch
eines haben...oder guck mal wie kann sich der das
leisten...oder die sind Arbeitslos oder ABM und
diese... weiß ich nicht: das ist ganz schlimm.
25
A: Ist es so das jetzt wesentlich mehr Menschen
Arbeitslos sind? Also das es wirklich dieses Ding
Armut oder nicht genug Geld und...
L: Armut kann ich nicht sagen: Armut ist
keine...aber auch wenn er Arbeitslos ist: ein
30 Mercedes oder ein BMW – das muß eben sein. Was
nicht sein braucht.
V: Zum zeigen?
L: Ja zum zeigen. Mit dem BMW fahren so einige
und tun sich Schuhcreme auf die Stulle.
35
V: Also es hat sich zwar wirtschaftlich was
verändert, doch nach außen will jeder diesen Schein
bewahren?
A: Und so das der Nationalpark Arbeitsplätze
schafft, das ist auf jeden Fall nicht momentan?
L: Ja was wollen die schaffen? Das weiß ich nicht.
Die haben...die sitzen in Schwedt, die haben alle
ihre Posten, Verwaltung und was weiß ich was da
alles rumrennt. Was haben sie gesagt? Von Criewen
werden soundsoviel übernommen, aber wofür? Die
90 haben ja alle ihre...
85
V: Und sie haben schon in 90 davon gewußt, von
diesem Nationalpark, 90 ging ja das ganze los.
L: Ja 90 sicherlich nicht...wann war denn das?
94...Jaja 90 wurde so gemunkelt..
V: Und das ist es was den Neid erzeugt?
L: Genau Genau..
A: Ist sowas auch Thema, also sprechen die Leute
auch zum Beispiel darüber, dass sie Arbeitslos
geworden sind? Oder ist das...
L: Jaja, geschimpft wird immer.
45
V: Aber auch auf andere, oder auf den Staat?
L: Naja, die anderen sind immer Schuld, Staat und
andere...Naja.
V: Und der Nationalpark der hier jetzt geschaffen
wird, wie weit spielt der jetzt eine Rolle? Schränkt
V: Also für den Nationalpark, so wegen der Natur
kann sich keiner groß begeistern? Die war immer
schon da...
L: Ja von den Einheimischen sicherlich nicht. Das
sind alles die, die von außen da reingekommen sind,
75 sagen wir mal wie dieser Dr. Vössing, ich weiß
nicht ob das euch was sagt...aus Berlin, ja... dieser
Thomas Berg, die nichts mit der Landwirtschaft zu
tun haben, und nie was zu tun hatten, von irgendwo
viel Geld kriegen und hier verrückt spielen, sage ich
80 mal. Und jedem ein Knüppel zwischen die Beine
schmeißen...und also da bin ich nun absolut
dagegen.
L: Genau, genau...
40
er die Leute mehr ein, was Arbeitsstellen betrifft: da
gab es ja einige ABM Stellen einerseits doch
andererseits die hier von Landwirtschaft leben...
L: Ja Nationalpark, das ist so eine wunde Stelle,
wahrscheinlich habt ihr ja schon mehrere Interviews
55 gegeben –oder gefragt – ich bin da so etwas
negativer Haltung – ich war 22 Jahre in der
Landwirtschaft beschäftigt,, sag ich mal, und det ist
nun
alles
weg.
Früher
war,
in
der
Pflanzenproduktion 350 Mann, da war ich auch.
60 Und jetzt ist es weg. Es ist LPG hier, oder
Genossenschaft, die haben vielleicht noch 7. Die
das machen, was vorher sag ich mal nicht die 350,
aber...gemacht haben. Und durch den Nationalpark
und alles, was die sich so gedacht haben mit dem
65 ganzen Tourismus und diesem ganzen Blödsinn, ist
nicht, also sehe ich nicht so. Ich weiß nicht, wenn
das Schloß hier fertig ist...ich weiß nicht ob da noch
etwas kommt, aber im Augenblick machen die mehr
kaputt wie...
L: Sicher...
10
50
95
V: Also wann haben sie davon gewußt das mit
diesen Konsequenzen hier ein Nationalpark
errichtet werden wird?
L: Mit diesen Konsequenzen, also erstmals seit 3
Jahren, 4 Jahren...Nach dem diesem Pflege und
100 Entwicklungsplan und was weiß ich was alles, und
die Schranken, und Beschränkungen, seit dem das
alles gekommen ist. Vorher haben sie ja gemeint,
das ist alles gar nicht so schlimm und das kriselte
so. Und für die Betroffenen ist es sehr schlimm, ja
105 so wie bei den Landwirten. Und die sind ja alle mit
der Landwirtschaft großgeworden, - sag ich mal 130
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
die waren ja nur vor der Wende ein ganz geringer
Teil der nach Schwedt gefahren ist zum arbeiten.
Die waren ja alle LPG oder VEG – und das ist alles
zusammengebrochen. Und bricht noch mehr
5 zusammen wenn das derzeit vorgesehene Gesetz für
diesen Nationalpark durchgedrückt wird ohne
Rücksicht auf Verluste. So sehe ich das.
V: Die Leute haben auch gar keine Möglichkeit zur
Mitsprache? Da gibt es doch verschiedene Vereine
10 die da...
L: Ja Mitspracherecht...ja das ist alles mal so...naja
das machen wir schon und macht euch mal keine
Sorgen, das bleibt schon alles so wie es ist...immer
ein bisschen Verdummungstaktik.
15
V: Und Sie sind ja Angler – das haben sie gesagt.
65
V:
Die
Interessengemeinschaft
Förderverein?
L: Richtig.
oder
70
der
L: Ja genau die anderen, der Förderverein, genau
20 die. Die Interessengemeinschaft die gibt es ja erst
seit ein paar Jahren, oder so. Wo sie gemerkt haben,
was hier so gespielt wird...
A: Wie informieren sie sich über das Thema, also
wo kriegen sie etwas mit, also über die Zeitung,
25 oder sind sie da auch noch hier über die
Gemeindeverwaltung...daß sie dann noch mehr
Informationen bekommen als andere? Oder was
sind da die Kanäle?
V: Und die Bauern, haben die überhaupt Lust
dagegen zu kämpfen, sich einzusetzen – oder haben
sie das Gefühl das alles über ihren Kopf verhandelt
35 wird?
L: Die haben sich ja eingesetzt, und kämpfen ja bis
zu dem heutigen Tag, aber im Augenblick ist ja
wieder mit diesem ganzen ...wie nennen sie das
Flurneuordnung?...oder so was. Jetzt ist wieder
40 jeder sich selbst der nächste, jeder versucht
irgendwo das Beste daraus zu machen – das ist
schon alles so gesteuert, denke ich mal. Diese
Uneinigkeit: da wird dem das zugeschoben, dem
anderen wird das zugeschoben und schon...wie das
45 so ist: der eine kriegt das gute Stück der andere die
Sand – und schon streiten sie sich. Naja.
A: Nach dem Motto teile und herrsche?
L: Na ja das ist diese Zwietracht, besonders durch
diesen Förderverein ...und sag ich ja: der eine kriegt
50 das Gute, der andere das Schlechte und schon sind
die sich nicht mehr einig und naja...was sagten sie
uns damals?- „Einigkeit macht stark“- haben sie uns
mal gelernt in der Schule.
V: Und gibt es bestimmte Gegenden wo Sie
hingehen?
L: Naja, diesen Kanal eben. Aber das ist eigentlich
kein Angelgewässer hier in Criewen. Ist eigentlich
nur Poldergebiet – und da müssen wir ja raus...
75
V: Aber Sie wissen nicht genau, was die vorhaben:
wo jetzt genau was frei sein wird beziehungsweise
gesperrt?
L: Nee, das war nicht so offiziell, das ist alles so ein
bisschen unterm Tisch gehalten...
80
L: Nee eigentlich Zeitung, Gemeindeverwaltung is
ja nich: is ja nur noch der Bürgermeister und der
weiß auch nicht viel.
A: Und das ist Taktik?
L: Richtig.
V: Das heißt für sie ist der Nationalpark wenn das
so mit den Verboten errichtet wird....dann können
Sie gar nicht mehr ran ans Gewässer...
V: Seitens der Vereine?
L: Seitens eben diesem, wie heißt der Verein?
30
L: Sicher Taktik. Und vor allen Dingen, wie das
nun funktioniert, mit den Millionen die sie haben,
und diese Flächenaufkäufe machen können und
sowas....die Landwirtschaft kennen sie nicht, wird
nicht bezahlt, kriegen nichts für ihre Produkte, die
60 ganzen Auflagen.....und die können mit Millionen
rumhantieren und wer kein Geld hat....naja, wißt ihr
ja selber. Könnt ihr zur Bank gehen und Kredite
holen, aber die müßt ihr dann zurückzahlen...
55
V: Manche Angler sind doch in diesem Verein
organisiert von Herrn Manthey...
L: Jaja.
V: Weil er ja auch Angler ist....aber Sie sind da
nicht?
85
L: Neenee.
V: Sehen Sie da keine Chance, dass sich die Angler
irgendwie durchsetzen könnten? Oder läuft hier
Nichts mehr?
L: Es läuft hier nichts mehr. Nee. Also die Angler
sowieso nicht. Da streiten wir uns mit dieser
Einfahrtgenehmigung. Da streiten wir uns ja herum
seit 1995, seit dieses Gesetz ist. Da verhandeln wir
laufend, dass wenigstens die Rentner und die
Schwerbeschädigten ranfahren können...Und das
95 wird total geblockt. Und Angler - ist ja nun ein rotes
Tuch für die ganzen Grünen da, sag ich mal. Da
sehe ich keine Chance – absolut nicht.
90
A: Also es hat sich viel zum Schlechten verändert?
Hat sich irgendwas zum Guten verändert? Also jetzt
100 im Zusammenhang mit dem Nationalpark?
L: Also – wenn ihr mich so fragt – nichts. Ja, das
müßt ihr mal wissen, ich meine ..ist ja auch...sie
denken vielleicht von außen ich bin so ein
Quengler...ich habe 10 Hektar Wiese im
105 Nationalpark. Ich bin Mitbesitzer...oder...wie ich
sagen soll... von 62 Hektar Wasser – die uns jetzt
weggenommen werden...und irgendwo anders...oder
131
Interview Herrn Lück, vom 27.06.2000 in Criewen, ca. 35 Min.
mit Geld vergütet werden ...ich weiß es auch nicht.
Persönlich sind wir ja nich nicht angesprochen
worden. Aber wir müssen raus, wir werden da
rausgetrieben. Und deswegen habe ich da von
5 Anfang an so eine Abneigung gehabt...sag bloß
damit ihr es versteht... und nicht denkt...
V: Und was haben sie Ihnen versprochen: Ersatz
oder Geld?
10
L: Die haben persönlich noch überhaupt nichts
versprochen...oder irgendwie was...ich sage: man
hört es nur, man liest es nur in der Zeitung.
A: Das heißt mit den Leuten um die es geht wird
nicht gesprochen? Also irgendwo werden Pläne
gemacht und irgendwo sind die Leute um die es
15 eigentlich geht, aber es wird nicht gesprochen?
L: Landschaftsschutzgebiet oder was weiß ich...was
es schon immer war.
V. Das wäre in Ordnung?
L: Ja genau. Und Nationalpark auf diesen Flächen
wo wirklich nicht....was es immer schon war:
Schutzzone 1. Kann bleiben: Bäume wachsen, alles
ist, soll bleiben. Aber die bewirtschafteten Flächen
müßten auch bleiben, damit die Landwirtschaft
Zukunft hat und wenigstens ein paar Menschen
65 arbeiten. Was soll hier werden? Hier wird
nichts...da können sich noch ein Hafen bauen in
Schwedt oder was weiß ich was alles..
60
V: Und sonst ist hier die Landwirtschaft
funktionsfähig...also man kann davon leben?
70
V: Also irgendwann kriegen sie es mit, und dann
müssen es so hinnehmen?
L: Ja so ungefähr. Da war mal ein Kaufangebot für
irgendwelche Flächen...nicht per Zwang...da hatten
20 sie angeboten die Flächen zu kaufen für 4000 Mark
pro Hektar oder so...das ist das einzig offizielle
außer der Zeitung was ich so mitgekriegt habe vom
Nationalpark. Also das es da mal ...es ist sicherlich
auch schwierig, weil die – sag ich mal – Tausende
25 von Besitzern die, die Flächen hier alle haben...die
haben ja alle bloß klenere Sachen, aber so
persönlich ist da nichts...
A: Also sie wurden als Gemeinde die mitten drin –
also im Prinzip – überhaupt nicht...weder die Leute
30 in der Gemeinde - aber sie wurden auch nicht in die
Planung miteinbezogen? Weil eigentlich geht es –
so wie ich es verstanden habe – um eine
Entwicklung für die Zukunft. Und entweder wird
ein Nationalpark entwickelt... oder die Region
35 entwickelt sich anders..
Und diese Planung hier...das ging überhaupt nicht
zusammen mit den Leuten hier. Habe ich richtig
verstanden?
40
45
L: Sicher nicht. Also ich kann nur von mir
ausgehen...
die
Gemeinde
mußte
eine
Stellungnahme machen und was weiß ich wer noch
alles... aber so richtig einbezogen in diese ganze
Planung ist nicht.
A: Also keine Gespräche am großen Tisch oder
dergleichen. Wäre Interesse dagewesen?
L: Denke ich mal: ja. Das ist von Anfang an als Gut
eingestuft Nationalpark als immer positiv...und da
braucht man gar nicht diskutieren darüber, det is
was Jutes, damit müßt ihr alle einverstanden
50 sein....früher waren sie alle für den Frieden und jetzt
sind sie für den Nationalpark.
L: Ja, sicher. Naja leben...reich wird man davon
nicht...aber...
V: Und mit Nebenerwerb? Also die Leute die in der
Landwirtschaft arbeiten...arbeiten sie von morgens
bis abends oder?
75
L: Ja und am Sonnabend und Sonntag auch noch.
V: Und jetzt mit diesen Versprechen von
Touristen...ändert es was? Also gibt es da Leute die
sich überlegen, wenn es da jetzt wirklich Touristen
gibt, dass es sich vielleicht lohnt Betten oder
80 Zimmer zu vermieten?
L: Ja das ist ja auch schon. Wir haben hier ...das
habt ihr ja auch schon sicher gesehen... Pensionen
oder so...Aber wir hatten ja auch mal
Zuhause...haben wir so vermietet bis 1996 glaube
85 ich. Solange wie in Schwedt gebaut wird ist
funktionierte das: dann kommen die Bauarbeiter
und sie kriegen die Buden voll....und jetzt steht
überall: „Zimmer frei“ – wird nicht mehr gebaut.
Die Touristen kommen mit dem Auto, die haben
90 eine Stulle in der Tasche und ein Fahrrad auf dem
Dach. Dann fahren sie über den Damm, gehen sie in
eine Kneipe oder in den Konsum – vielleicht 8
Mark geben sie aus – und dann hauen sie wieder ab.
Das ist der Tourismus hier – der vielbeschworene.
95 Und alle die ganzen Bauarbeiter die werden alle
mitgezählt, die hier übernachten. Ihr braucht ja bloß
abends mal entlanggehen, dann seht ihr wo diese
Pensionen alle sind...das hat jetzt aber rapide
abgenommen.
100
A: Wenn Sie selber eine Zukunft erfinden könnten
für die Region...was würden sie da haben wollen?
L: So wie vor zehn Jahren. Genau so.
V: Das heißt schon nach der Wende: also politisch
anders?
105
V: Aber wenn es jetzt ein Naturpark wäre – also so
wie auf der polnischen Seite: ein Naturpark, wo
man aber auch rein darf – dann wären sie damit
55 zufrieden?
L: Ja, richtig.
V: Politisch anders, aber zwar ein Naturpark neben
der Haustüre aber keine gesperrten Gebiete?
L: Weiß ich nicht.... Naturpark, aber keine
gesperrten Gebiete...
132
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
V: Also wie sah es aus vor 10 Jahren, wie war diese
Situation die sie gerne zurückhätten?
L: Wenn diese verdammte Arbeitslosigkeit nicht
wäre und durch diesen Nationalpark die
5 Landwirtschaft nicht so erwürgt wäre...jedenfalls
nicht so wie jetzt, dass man nicht ran kann. Also so
auf keinen Fall. Also das war ja 1990 noch nicht,
und da waren sie alle Feuer und Flamme mit
Nationalpark – da hat ja noch niemand diese
10 Konsequenzen geahnt, geschweige denn gewußt.
Da sind diese ganzen Flächen bewirtschaftet
worden und das war gut. Und jetzt muß das ganze
umgekrempelt werden und Wasser muß da rein das
ganze Jahr..
15
55
L: Mit wem? Das dürft ihr wohl mir nicht sagen?
V. Das war Herr Lücke.
60
L: Hat wohl einer gesagt...
65
A: Also die Arbeitsplätze sind ganz wichtig, so wie
ich Sie jetzt verstanden habe...gibt es nicht andere
Dinge die nötig oder wichtig wären in der Region..
Einrichtungen wie Schulen, Nachverkehrssystem
30 oder...gibt es da irgendwas was wichtig wäre?
L: Ich bin ein bescheidener Mensch...ich habe kein
Komputer Zuhause und nichts...ich bin mit dem
zufrieden was ich habe...ich habe noch einen Trabi.
Ich habe 1988 einen Trabi gekauft und mit dem
35 kutsche ich jetzt noch rum. Ich brauche kein dickes
Auto. Also ich denke die Arbeit ist das
allerwichtigste. Da müßte irgendwas geschaffen
werden. Bloß keiner weiß was.
70
L: Naja, und die ganze Jugend, wenn ich die so sehe
– das weißt ihr ja sicherlich selber. Wie lange macht
ihr schon?
A: Meine letzte Frage bezogen auf die
Veränderung. Wir haben andere Leute auch schon
gefragt ob es ihnen zu schnell oder zu langsam geht;
oder ob es einfach nur darum geht jetzt endlich
wieder mal Fakten zu schaffen, dass jeder wieder
80 weiß wovon er überhaupt ausgehen kann. Also alles
was sich da gerade entwickelt, sollte das
schnellstens zum Punkt kommen, so dass man dann
wieder Kapazitäten frei hat um dann Arbeitsplätze
und die anderen wichtigen Themen zu besprechen
85 oder sollte das jetzt ganz gründlich ausdiskutiert
werden, wirklich unter der Einbeziehung von
möglichst vielen Leuten?
75
90
95
V. Seit 4 Jahren.
L: 4 Jahre schon?
45
V: Und das ist auch nicht sehr aussichtsvoll.
100
L: Naja das ist es ja. Meine Tochter die hat ja auch
lange gesucht. Hier in der Region ist nichts. Keiner
weiß was. Ich auch nicht.
50
V: Und die Jugendlichen, die wegziehen, das ist nur
wegen der Arbeit und nicht weil es in Berlin viel
mehr Möglichkeiten für sie gibt zum Ausgehen,
Sport oder Einkaufen.
V: Ich meine zur Verteidigung der gemeinsamen
Interessen, denn es wollen ja beide irgendwie ran an
das Wasser.
L: Jaja, da sind sie sich schon einig. Aber von der
Natur her sind sie sich feindlich.
A: Also das ist das wichtigste für die nahe Zukunft?
40
V: Nein, das frage ich Sie, ihn habe ich nicht
gefragt, er hat uns vor allem von den Kormoranen
berichtet.
L: Jaja, das ist naturbedingt. Die Angler sind die
Kormorane der Fischer. Die zweite Sorte, die nicht
fliegen kann.
L: Ja das denke ich.
L: Ja , aber die Landwirtschaft in diesem
System...die hängt immer am Tropf – ob da
Nationalpark ist oder nicht. Aber es wird nur
kompensiert, diese Schwierigkeiten, denke ich
25 durch den Nationalpark.
L: Ach, Herr Lücke.
V: Angler und Fischer, sind sie verfeindet, gibt es
da keine Zusammenarbeit?
V: Also ohne diesen Nationalpark könnte man hier
eigentlich gut leben.
V: Auch wenn es sonst Schwierigkeiten gibt, auch
wenn die Bauarbeiter ausbleiben...aber die
20 Landwirtschaft würde gut weiterleben?
V: Und wie ist es nun mit den anderen: den
Fischern? Wir haben heute morgen einen Fischer
gesprochen.
105
L: Was soll ich nur zu dieser Frage sagen:
diskutieren, diskutieren....Diskutieren tun wir schon
seit 5 Jahren oder 10 Jahren. Es ist kein Licht zu
sehen am Ende des Tunnels, det wird immer
schlechter, sage ich mal. Ob jetzt Nationalpark ist
oder sonstwas ist, diese ganze Situation...diese
Perspektivlosigkeit macht die Menschen moralisch
fertig. Und wer da säuft, oder Drogen nimmt...Da
müßte etwas gemacht werden. Und das kann der
Nationalpark nicht. Der zerstört sicherlich noch
mehr. Für die Natur gut, es gibt sicher nichts
Besseres, aber für die Wirtschaft...Jaja, wenn die
Mädels anfangen zu lernen, da wird es ja besser, es
sind 3 Jahre noch dann sind sie mit der Schule
Fertig, dann die Lehre, und dann eine
Lehrstelle...Studienplatz oder so was. Naja 3 Jahre,
wenn sie fertig sind...Ja diese 10 Jahre, es ging Berg
ab – aber ich bin auch ein bisschen Pessimistisch,
ich guck das ein bisschen...
V: Und Sie selber sind hier zur Schule gegangen?
L: Ja hier in Criewen, bis 1961. Und dann in
Schwedt.
L: Weiß ich nicht. Ich denke zu 90% ist es wegen
der Arbeit.
133
Interview Herrn Lück, vom 27.06.2000 in Criewen, ca. 35 Min.
V: Also sie haben 8 Jahre...
L: 10 Jahre, hier 4 und dann noch mal 6 in Schwedt.
V: Und ihre Tochter waren in Schwedt?
L: Jaja, Realschule oder so.
5
A: Noch eine zweite letzte Frage: Gibt es jemanden
der Ihre Interessen vertritt?
L: Meine Interessen???
A:
Also
Verein,
Einzelpersonen?
10
Verband,
Politiker,
L: Kann ich nicht so sagen.
V: Und wer sind eigentlich die Macher, die hier in
Criewen das sagen haben?
L: Hier in Criewen?
15
V: Oder die, die überhaupt noch etwas machen
könnten....
L: Weiß ich nicht, ich jedenfalls nicht, habe das 4
Jahre durch....
A: Herzlichen Dank
20
134
Interview Andrea Wolsky, vom 29. Juni 2000, in Criewen, im Bürgermeisteramt, ca. 75 Min.
11. Interview Andrea Wolsky, vom 29.
Juni
2000,
in
Criewen,
im
Bürgermeisteramt, ca. 75 Min.
60
5
10
Inteviewerinnen: Susanne Gabelmann und Anja
Schatz
Stand: 28.10.2000
Band Nr.: 65
Transkriptionszeichen:
AS: Anja Schatz
SG: Susanne Gabelmann
AW: Andrea Wolsky
Kommentare: (kursiv, in Klammern)
65
70
15
Transkriptionsbeginn:
SG: Sie wohnen hier in Criewen?
75
AW: Ja.
SG: Sind Sie hier auch geboren und aufgewachsen?
AW: Nein, ich bin hierher gezogen, also hierher
geheiratet, und komme eigentlich aus Garz. Das ist
ja auch oben am Nationalpark. Wir haben ja da
auch fast die gleichen Konflikte. Da sieht das halt
ein bisschen anders aus.
80
Aber ich bin dann hierher gezogen `91 und von da
an leb ich nun hier. Und mein Mann ist auch hier
großgeworden, der kommt eigentlich aus
Angermünde. Seine Oma hat hier gelebt, von daher
hat er fast hier mitgelebt. Mein Mann ist ´88
30 hierher. Momentan bin ich arbeitslos, mein Mann
hat noch, oder hat, seine Arbeit beim Zoll.
85
20
25
Und wir verfolgen das mit dem Nationalpark, weil
wir selbst – oder unsere Oma – wir haben noch
Flächen da unten, also wir haben da noch Wiese die
35 uns gehört, und naja hier oben haben wir noch
Wald, aber das ist ja nicht direkt Nationalpark.
Also, nicht viel, aber es ist immer so, das einen das
interessiert.
Und mein Mann ist Angler, der geht
leidenschaftlich gerne angeln und so, und schon
deswegen interessiert uns das auch sehr was damit
passiert und wie es weitergehen soll und so – weil
es ja auch irgendwann auch so kommen soll, dass
eben die Angler da raus sollen, dass da keiner mehr
45 angeln soll und, und, und. Und dann kann man das
ja auch alles irgendwie ein bisschen, seine Hobbys
so´n bisschen in Sand setzen. Weil so viel Seen,
hier ringsum, haben wir hier nicht. Sehr viele sage
ich mal. Viele sind auch privat, da muß man dann
50 auch wieder fragen: darf man – darf man nicht.
40
Und von daher sind wir dann auch schon
interessiert, dass das alles so`n bisschen ein
Miteinander ist, weil irgendwie... also ich selbst
finde, dass der Naturschutz sehr wichtig ist, weil es
55 wird ja nicht so umgegangen mit der Natur wie es
90
95
100
105
110
eigentlich sollte, aber ich finde, dass muß ein
Miteinander sein und nicht nur: die einen kriegen
alles und die anderen sind dann die meese?
(unverständlich) so ungefähr. Das finden wir
irgendwo nicht richtig, mein Mann sowohl, wie ich
auch. Und das betrifft ja nicht nur die Angler, das
sind ja auch die Jäger und die, die Landwirtschaft
betreiben, die sind ja auch davon abhängig und
alles. Ich denke der Naturschutz ist unmöglich
(versprochen), wenn man das miteinander macht
und nicht nur gegeneinander. Aber es lassen viele
nicht mit sich reden und dadurch ist das auch ein
ganz schöner Konflikt geworden. Manche (sind)
stur, manche nicht so stur, aber... Blos mit Gewalt
wird es eben auch nicht gehen. Und ganz ohne den
Menschen wird es auch nicht gehen nach... (Satz
nicht beendet) denke ich mir, weil, die Polder da
unten brauchen wir. Wir brauchen die von daher,
dass wir hier nicht absaufen – auf deutsch gesagt –
und die Schwedter genauso wenig. Und wenn da
keiner mehr was dran macht in den Gräben und,
und, und..., dann wird das irgendwann mudderig
sein und dann werden auch die Deiche nicht mehr
halten, wenn die ständig unter Wasser stehen oder
ständig irgendwo mit Wasser in Berührung
kommen und dann wird es auch ohne den
Menschen nicht mehr gehen. Denn die Tiere alleine
machen es ja auch nicht.
SG: Hat der Naturpark, oder sagen wir die Seite der
Naturschützer oder des Nationalparks, haben die
Konzepte entworfen, wie das mit den
Überschwemmungen geregelt werden kann?
AW: Naja, es gibt da ja diesen PEP oder wie der
heißt, diesen Plan da, und soweit wie ich das weiß
ist das so, das die das ja: Wasser rein, Wasser raus,
wie es kommt. Und das funktioniert eben halt dann
auch nicht, weil..., blos da haben die Tiere auch
nichts von, wenn das Wasser so rein, wie es raus
und, oder wenn es halt (fließt) wie es will. (Dann)
werden die auch überschwemmt die Tiere, was weiß
ich (unverständlich) irgendwo sind und brühten ihre
Nester und die am Boden eben sind. Ich meine
andere rennen weg, aber die Bodenbrüter und die,
die bleiben ja trotzdem da und kommen dann um,
oder so. Blos, dafür sind die Wehre da und ich
denke da läßt sich schon irgendwo was regeln, dass
das nicht dauernd so kommt. Ich meine die
Winterwasser, ist klar, dass wir die haben, die sind
jedes Jahr da, die brauchen auch die Wiesen, die
braucht es damit sie im nächsten Jahr wieder
ordentlich wachsen können und alles. Das ist so´n...
(Kreislauf). Naja, aber ich sage ja, ganz ohne die
Hand des Menschen, denke ich mal, wird das nicht
gehen, wie sie sich das alles denken, oder
vorstellen.
SG: Das Konzept des Nationalparks ist ja die
Wiederherstellung einer Wildnis, die sich dann...
AW: Aber es war ja nie `ne Wildnis. Darum ist das
für mich irgendwie unerklärlich, weil: Es war nie
115 `ne Wildnis es wurde schon immer, die ganzen
135
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
Jahre von den Menschen bewirtschaftet. Früher...,
na ganz früher da hatten die Menschen da unten
noch Ackerflächen, da haben sie dort unten ihre
Rüben angebaut und alles, und Korn und sowas.
5 Das war ja nie `ne Wildnis! . . . Also, von daher
kann man dann nicht verstehen, dass die da so eine
Wildnis draus machen wollen. . . weiß ich nicht (im
Tonfall von: da fällt mir dann auch nichts mehr
ein).
Ich sage ja, ich finde es sehr gut, dass sie
sagen...(Satz nicht beendet) Ich meine auch mit dem
Reinfahren und dass man auch mit dem Fahrrad
fährt, hat man sich mit abgefunden. Das tut einem ja
körperlich auch nicht schlecht, aber, (lacht) aber,
15 dass sie dann gar keinen mehr reinlassen wollen
und das, das kann ich nicht verstehen. Das ist für
mich unerklärlich, eigentlich, muß ich sagen.
60
65
10
70
75
SG: Also, Naturschutz im allgemeinen: ja auf jeden
Fall. (Ist) für Sie zu unterstützen, aber, jetzt gerade
20 dieses Totalreservat... (unterbrochen)
AW: ...das, das total da raus, und keiner mehr rein
und keiner mehr raus, also das kann ich nicht
verstehen. Und ich meine die Naturschützer, die
machen ihre Arbeit. Die Naturwächter, die durch
25 die Gegend fahren, machen ihre Arbeit ja auch und
alles. Das ist ja auch alles gut und schön, aber ich
finde dann sollen sie da auch aufpassen, wo eben
Schindluder getrieben wird mit der Natur, wo eben
die Leute ihren Dreck liegen lassen und die sie
30 erwischen und machen und tun. Die sollen sie dann
zur Verantwortung ziehen, aber ich denke, dass: den
Menschen da ganz raus nehmen, ich denke nicht,
dass das funktioniert. Ich weiß es nicht.
35
SG: Also stellen Sie sich das eher so vor, dass dass
es im Gleichgewicht mit dem Menschen steht.
AW: Mit. Ja, mit. Denn die ganzen Jahre wurden da
unten die Wiesen gemäht. Ich sage jAW: früher
hatten sie da Ackerflächen, dass wurde immer mit
gemacht. Und die Tiere waren da. Und ich meine,
40 wir hatten ja vierzig Jahre `ne DDR und da wurde
da unten alles bewirtschaftet und gemacht und
getan. Und die Tiere waren da. Und nun mit
einemmal: nun wenn da ein Traktor kommt, sollen
die Tiere weggehen, das glaube ich einfach nicht.
45 Und das ist auch das, was die, die Landwirtschaft
betreiben, nicht so verstehen können. Und ich weiß
nicht, also ich glaube nicht, dass das so funktioniert
wie sie sich das dann alle denken.
50
55
SG: Glauben Sie, dass es so nicht funktioniert, also
dass sie damit auch nicht erreichen was sie wollen,
ein stabiles Ökosystem, oder glauben Sie, dass es
nicht richtig ist, dass der Mensch quasi
rausgedrängt werden soll?
80
Und dann ganz davon zu schweigen, muß man auch
bedenken, ich meine wir sind ja hier ein bisschen
auf unsere Arbeitsplätze auch angewiesen. Soviel
steht doch hier nicht zur Verfügung. Und wenn
85 dann die Landwirtschaft da raus soll, was wird mit
den ganzen Leuten. Was sollen die überhaupt dann
da mal machen? Dann verarmt die Uckermark ganz
und gar, oder? Weil wir ja eigentlich ein reines
Landwirtschaftsland sind. Bis auf einige. Ich meine
90 (wir haben) gerade mal jetzt die PCK, aber..., wo ist
denn hier..., wir haben ja keine Natur (Versprecher)
oder keine Industrie weiter. Wir haben ja nur die
Natur wo wir davon Leben können.
95
100
105
110
AW: Erstmal glaube ich, dass das generell nicht
richtig ist.
Und zweitens denke ich aber auch, das mit dem
Ökosystem: wo soll das hinführen? Total. Einfach
so belassen. Wo soll das mal hinführen? Ich glaube
nicht, dass das so geht, weil die Anlagen ja auch
dafür da sind, das höhere Land zu entwässern. Und
wenn da auch ständig alles versumpft ist, dann kann
das ja auch kein Wasser mehr aufnehmen, um mit
abzuleiten in die Oder oder hier unten in den Kanal
rein, oder so. Und ich denke einfach, weil es ja auch
Gebiete gibt, die tiefer liegen, wenn man jetzt hier
schräg rein fährt, die am Kanal da unten wohnen,
die liegen ja noch tiefer als wir. Und wenn dann
wirklich, wie ´97 dieses Hochwasser war, was
passiert dann, was ist dann? Weil ja eigentlich der
Deich, oder die Deiche, der Kanaldeich und der
Oderdeich,
das
sind
ja
eigentlich
Hochwasserschutzanlagen, das ist ja nicht so, dass
das Wasser da so hin und her (fließen kann) wie es
will. Die sind ja zum Schutz der Menschheit da, und
angelegt worden. Und ich denke, dass die ja früher
auch zwar Naturschutz (stockt), indirekt, denke ich
mal, betrieben haben. Aber sie haben sich ja auch
was dabei gedacht, um das zu erhalten, die ganzen
Jahre früher, die Leute. Ich denke nicht, dass das so
funktioniert, wie die sich das alle denken.
115
136
AS: Ist das in den letzten Jahren schon so gewesen,
dass die Uckermark verarmt ist, oder hier die
Dörfer?
AW: Ja, das..., mehr oder weniger kommt das so,
weil: es kann sich ja keiner mehr irgendwelche
Leute leisten, wenn das mit der Landwirtschaft alles
den Bach runter geht. Und wenn man sich
umschaut: Wieviele sind denn hier arbeitslos, nur
alleine hier in Criewen. Viele haben auch von
früher her keine Fahrerlaubnis, die können nicht
fahren und (es sind) gerademal die Jüngeren, die
dann noch `ne Fahrerlaubnis machen. Und viele
sind wirklich darauf angewiesen, dass sie hier in der
Nähe entweder eine Anpassungsmaßnahme, eine
ABM oder eine Strukturmaßnahme kriegen, die
eventuell zwei Jahre läuft oder mal drei Jahre. Und
davon hat ja die LPG auch ein paar, blos wenn die
dann da unten nicht mehr rein dürfen und das alles
weniger wird, brauchen sie die Leute ja auch nicht
mehr. Und ich meine, es sind auch sehr viele, die
schon auch weggezogen sind von hier...
(unverständlich). Aber die meisten haben davon
dann Arbeit in Schwedt, die arbeiten dann eben
noch im PCK oder so. Weil aus Schwedt sind auch
Interview Andrea Wolsky, vom 29. Juni 2000, in Criewen, im Bürgermeisteramt, ca. 75 Min.
so viele weggezogen, die dann wo anders (leben),
weil wo anders dann eben auch mehr Industrie ist.
SG: Also sind vor allem in den letzten Jahren viele
weggezogen?
5
muß ein bisschen Miteinander und nicht nur immer
einseitig gegeneinander.
60
AW: Ja, da sind sehr viele weggezogen.
SG: Sind auch welche schon wieder gekommen?
AW: Also, ich wüßte nicht, dass einer wieder
gekommen ist. Weil: Was hat man hier für
Erwartungen? Also, was kann einen den hier
10 erwarten? Erwarten tut einen hier nix! (was für ein
O-Ton)
SG: Meinen Sie, dass der Nationalpark schuld ist an
dieser Situation, oder sie noch mitverschärft?
AW: Mitverschärft. Würde ich so sagen. Nein, also
ich meine wir hatten ja schon früher keine, nicht
viel Industrie, wie gesagt, es gab ja blos das PCK
und dann eben der öffentliche..., was so
Öffentlichkeit
war.
Nahverkehr.
Personenbeförderung und sowas. Eisenbahn und so.
20 Aber ansonsten war alles ausgerichtet auf die
Landwirtschaft hier in der Gegend. Und wenn das
eben nicht mehr ist, ist auch der letzte kleinere MitArbeitgeber auch noch am Ende, im Prinzip. Denn
die haben ja so schon zu tun, dass die das alles
25 schaffen.
AW: Ja, so ist das.
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Und ich meine, auch wenn der Nationalpark sagt,
sie stellen Austauschflächen zur Verfügung: Ja,
aber was nützen mir die Austauschflächen, wenn
die ewig weit weg sind? Wenn man mit dem
Trecker (Traktor), ich meine ein Trecker hat zwar
viele Gänge, aber der fährt ja nicht schnell. (OTon!, da hab ich gelacht) Naja ist doch so! Denn
wenn die da hinter Angermünde (müssen), da
fahren die einmal hin einmal zurück, da ist der Tag
um! Und das lohnt nicht. Und (erregt) dann ist ein
Traktorist und ein Trecker den ganzen Tag
unterwegs, kostet unheimlich, und was kommt im
Endeffekt raus? . . .Nix! Und gerade in der Ernte,
wenn wirklich einer irgendwo so weit weg Korn,
oder so, hat. Gerade wenn es darauf ankommt, das
man schnell hin (und) zurück (kommt), und das muß
gedroschen werden und alles. Ja, da ist nix. Wie soll
das weitergehen? Das ist von vornherein schon so
irgendwo, dass man sagt: die können gleich dicht
machen, ob sie die Austauschflächen annehmen
oder nicht. Und hier unten das Heu, ich meine die
haben ja nun keine Ackerflächen hier unten drin,
aber Heu und alles , das brauchen die ja auch für die
Tiere und über den Winter müssen die Tiere auch
kommen. (Pause)
Darum denke ich immer, das muß ein Miteinander
sein. Gut, das sie sagen: Die Fläche lassen wir, die
wird nicht bearbeitet, aber die anderen können
bearbeitet werden, oder... Es ist ja auch eine Zeit wo
55 das erstmal wieder wachsen muß, wo das auch ein
bisschen lang werden muß, dass man da auch
wieder mähen kann, alles. Aber ich denke, dass
AS: Dieses Miteinander – ist das wirklich
Nationalpark gegen die Leute in der Region? Oder
ist das auch ganz konkret Die Einen gegen Die
Anderen?
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85
AS: Wer ist da gegen wen? Welche Parteien sind
das?
AW: Na, weil das so ist, dass der Nationalpark ja
auch nicht irgendwo sagt und Kompromisse eben
eingeht. Das ist ja einfach nicht. Jetzt wurden die
Gelder gestoppt für den Nationalpark, die sie da zur
Verfügung hatten, und dann sind sie wieder
freigegeben worden. Die dürfen wieder weiter
kaufen. Und die renken auch nicht ein und sagen,
o.k. dann lassen wir das weg, oder ändern wir oder
so. Das machen sie ja auch nicht. Und dadurch sage
ich, denke ich mir mal, ist das irgendwo die einen
gegen die anderen und irgendwann stellen die, die
Landwirtschaft betreiben wollen sich auch mal stur
und sagen: Ne, also dann wollen wir das nun ganz
und gar, oder so. Aber ich weiß nicht. Ich sage ja,
ich finde das sehr wichtig, dass der Naturschutz
gemacht wird und dass das alles so ein bisschen
beobachtet wird und gemacht und getan..., aber, wie
gesagt ich finde das muß auch ein Miteinander sein
und nicht nur einseitig alles Natur und Natur und im
Endeffekt, die Natur alleine kann uns nachher auch
nicht ernähren, wenn nichts mehr da ist.
AS: Wurden Sie oder die Menschen hier in der
Gegend in irgend eine Art und Weise mit
90 einbezogen in die Nationalparkplanung?
AW: Nein, die haben den Nationalparkplan oder
den Bereitungsplan (?) aufgestellt, gemacht und
getan, und dann haben sie ihn zum Lesen ausgelegt.
Aber da fragt einen doch keiner, ob man
95 irgendwelche Vorschläge zu machen hat.
AS: Und das fehlt auch?
AW: Ja, ich denke, dass das irgendwie fehlt, und
ich denke auch, dass sie sich beidem ganzen
Entwicklungsplan mit den Leuten, die die
100 Landwirtschaft betreiben, die da unten darauf
angewiesen sind auf die ganzen Wiesenflächen, das
sie sich mit denen hätten zusammen setzen müssen.
Weil die am meisten betroffen sind.
SG: Und ist das geschehen?
105
AW: Soweit ich weiß, ist das nicht geschehen.
(Pause)
AS: Wäre das für Sie wünschenswert, also können
Sie sich vorstellen, dass man jetzt damit anfängt?
Das man mit der Beteiligung noch einmal neu
110 anfängt miteinander zu sprechen?
AW: Ja, da müßte das ganze neu aufgerollt werden.
Wir müßten sagen: o.k. wir setzen uns hin, der alte
137
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
Plan ist hinfällig, erstmal, und jeder (bringt) seine
Argumente (vor), seine Wünsche, oder wie er sich
das vorstellt. Und dass sie dann miteinander einen
Weg finden. Aber nicht, dass einer sagt: Jetzt geht
5 das so lang und nicht anders. Das kann nicht gehen.
SG: Also miteinander auch schon in dem Sinne,
dass man miteinander redet und plant?
AW: Ja.
SG: Und was den Naturschutz betrifft, da habe ich
das Miteinander so verstanden, dass es eben: Natur
mit Menschen, und: Menschen mit Natur
(bedeutet), also dass meint auch: kein Totalreservat,
wo der Mensch raus soll, sondern, dass weiterhin
eine, meinetwegen ökologische, Bewirtschaftung
15 möglich sein sollte.
10
AW: Ja. (Pause)
SG: Vielleicht noch einmal ganz kurz zurück zu den
letzten Jahren hier in der Region: wie sich das
verändert hat. Wir haben schon ein paar Punkte
20 angesprochen. Aber vielleicht noch einmal: Was
waren für Sie die auffälligsten Merkmale, wie es
sich hier in den letzten Jahren verändert hat, seit der
Wende? - Also, dass die Landwirtschaft keine
Lebensgrundlage mehr darstellt. Gibt es noch
25 andere Veränderungen, in der Region, in den letzten
Jahren, die für Sie auffällig waren?
fehlt eben doch ein bisschen. Insofern ist das schon
nicht schön, wie sich das alles entwickelt hat. Es
60 nützt einem ja nichts, wenn man sich die Arbeit
macht und nachher nichts dabei ´rauskommt.
Tabakanbau ist ja auch ziemlich schwere Arbeit.
Damals war das in Schwedt, jetzt ist es nicht mehr
in Schwedt, ich weiß gar nicht, ob hier jetzt
65 überhaupt noch jemand hierher kommt und Tabak
abnimmt. Das ist alles eingeschlafen, alles
weggegangen, weil sich der Aufwand nicht mehr
lohnt. Insofern ist es schon schade darum, aber das
sind schon Veränderungen, wo man sagt: früher war
70 es doch ein bisschen besser, weil man machen
konnte, – wer wollte, wer nicht wollte hat es eben
gelassen.
SG: Und wie hat sich so die Stimmung hier in der
Region verändert, oder: wie ist auch das
75 Zusammenleben mit den Leuten, hat sich da auch
viel geändert?
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AW: (Pause) Jetzt hier unten den Nationalpark
betreffend, oder wie?
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SG: Nein, auch allgemein. Allgemein, das gehört ja
auch alles zusammen.
AW: Naja...Veränderungen... Es hat sich schon
vieles verändert mit der Wende. Wie gesagt, ich
komme aus Garz du wir hatten früher auch
Viehzeug um nebenbei ein bisschen Geld zu
machen. So war das ja, hier auch. Hier haben viele
Tabak gehabt, wir selbst hatten auch Tabak, und
Rhabarber usw. und das ist alles dann Bach runter
gegangen. Das hat einem keiner mehr
abgenommen. Es wollte keiner mehr den Rhabarber
haben. Damals hat das der Obst- und Gemüsehandel
abgenommen, OGS hieß das hier in Schwedt, und
das ist ja alles nicht mehr. Und dadurch ist dieses
Nebeneinkommen, das früher immer der
Spargroschen war, der ist ja auch weg. Die LPG´n
haben ja auch..., dass die Kinder oder auch wir
selbst,...
Zuckerrüben
hacken
oder
so...
(unverständlich)... ein klein bisschen Geld nebenher
gemacht. Und das ist auch nicht mehr. Und wenn
ich nur mal von meinen Kindern ausgehe, die sind
jetzt acht und zehn Jahre alt, wir haben früher noch
Papier und Flaschen gesammelt und die abgeliefert.
Und haben uns so ein bisschen Taschengeld
gemacht. Das sind Sachen, wo ich sage: das fehlt
auch ein bisschen. Und überhaupt so ein bisschen
das: für die Kinder. Ich meine hier unten ist zwar
der Jugendklub, einmal in der Woche, aber das ist
eben für die Größeren. Aber für die Kleineren... das
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AW: Ja, das hat sich geändert, denn... zu DDRZeiten bin ich ja nicht hierher gekommen. Das war
ja gleich nach der Wende. Die Leute waren früher
herzlicher untereinander. Sie waren herzlicher,
freundlicher, jeder hatte für den anderen ein Wort,
wie man so sagt, und hat mal: Ach mensch... und:
wie geht’s..., aber das ist eben nicht mehr. Und das
ist... ich sag mal: schade darum. Aber es ist auch so,
dass der Neid sehr groß geworden ist. (Sehr betont)
Früher hat sich einer noch mit dem anderen gefreut,
wenn der was positives hatte, und das ist ja nicht
mehr. Ich weiß nicht, die Leute sind untereinander
so, dass sie sagen: Mich interessiert nur noch
meines, wenn ich nach Hause komme ist die Tür zu
und dann ist eben fertig. Es ist irgendwie schade.
Wenn man früher durch den Ort gegangen ist, hat
man gesehen, dass fast vor jeder Tür eine Bank
stand, wo die Leute und die alten Damen drauf
gesessen haben. Irgendwie war es schön, aber heute
ist das nicht mehr. Überhaupt nicht mehr. Das geht
ja schon damit los, wenn man sagt: mensch, man
hat jetzt wieder eine ABM bekommen oder
irgendeine andere Anpassungsmaßnahme, wird
hinter dem Rücken getuschelt und nachgeforscht
warum der eine und nicht der andere das Angebot
bekam (gekürzt!). Da kommt der Neid voll durch.
Das ist nicht schön. Man kann sich auch mit einem
anderen Menschen freuen, dass er wieder was
gefunden hat. Meine Freundin ist auch schon
wieder über ein Jahr Zuhause, bekommt jetzt
Arbeitslosenhilfe. Ich hatte dann wieder für ein Jahr
Arbeit und sie hat sich auch mit mir gefreut.
Genauso freue ich mich, wenn sie wieder was
kriegt. Aber mit der Allgemeinheit ist das nicht so.
Da ist der Neid so groß geworden und viele sind ja
auch – wenn sie eine ABM-Stelle haben, geht es –
aber danach oder davor sind sie dann auch sozial
ziemlich abgesackt, dass sie dann anfangen zu
trinken oder so... Für mich ist das kein Grund, ich
sage: irgendwo ist jeder selbst ein bisschen
mitverantwortlich für sich selbst. Aber wenn es
dann immer heißt: Sie trinkt, weil sie keine Arbeit
Interview Andrea Wolsky, vom 29. Juni 2000, in Criewen, im Bürgermeisteramt, ca. 75 Min.
hat, weil sie arbeitslos geworden ist,... da meine ich,
dass hat jeder selbst in der Hand, ob er dem Alkohol
verfallen will, oder muß, oder nicht. Das sieht man
auch hier in der Region viel.
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Diejenigen, die damals zu DDR-Zeiten schon die
Schwachen waren, Sonderschulabgänger, die hatten
damals schon nicht die besten Arbeitsplätze. Mit
der Wende sind die dann total untergegangen. Sie
waren dann auch nur noch von der Sozialhilfe
abhängig und dementsprechend haben sie auch viel
getrunken, und die sind irgendwo auch ganz
fallengelassen worden. Da hat man auch nicht
gesagt: Mensch, ihr kriegt jetzt hier euren
geregelten Job und bekommt euer bisschen
Einkommen, oder irgendwie... Hier in Criewen ist
das nicht, aber in Garz ist z. B. so ein
Straßenfegertrupp, aber da haben sie die auch nicht
mit aufgenommen. Es wurde nicht gesagt: Ihr habt
hier eure Arbeit. Die sind irgendwo ganz
fallengelassen worden. Wo man sich früher noch
darum gekümmert hat, oder wo sie gewußt haben
sie haben ihre Arbeit, die hat ihnen ja keiner
weggenommen, aber jetzt... ist das eben ganz
fallengelassen worden. Das ist auch ein bisschen
schade drum, sag ich mal.(Was für ein stiller
Fatalismus!!)
AS: Und die Geschichte mit dem Neid, und dass die
Menschen nicht mehr so viel füreinander übrig
haben, wie erklären Sie sich das? Hat das
30 tatsächlich damit zu tun, dass so viele arbeitslos
wurden und ärmer sind, mehr damit zu tun haben
für sich selbst zu sorgen, oder . . .
AW: Ich weiß nicht wie man das erklären soll,
aber... die Menschen sind ja unterschiedlich und
35 einer versucht aus allem etwas zu machen. Genauso
war das ja damals mit dem Nebenverdienst: einer
hatte Tabak, einer hatte ein paar Schweine, einer
hatte ein paar Bullen im Stall, oder so. Das hat jeder
so gemacht, wie er das wollte, du wer das nicht
40 wollte hat es eben nicht gemacht. Der hat auch das
zusätzliche Geld nicht gehabt, aber heutzutage
sehen sie das eben auch nicht. Sie sehen nur: der hat
schon wieder ein neues Auto, oder: die hat schon
wieder... Bei vielen denke ich auch: sie selbst tun
45 nichts dafür, dass es ihnen vielleicht ein bisschen
besser geht. Die denken dann immer, so ungefähr:
da wird schon einer kommen und dann, abwarten.
Das ist auch nicht gerade der richtige Weg.
Und dann dieses Giftversprühen. Hauptsache ist es
50 erst einmal loszulegen (zu lästern). Ich weiß nicht
wie man das sonst erklären soll. Ich bin der
Meinung: Jeder ist irgendwo für sein Glück, oder
besser, für sein Leben selbst verantwortlich. Ich
kann dafür keinem anderen die Schuld geben, wenn
55 ich nichts habe. Oder wenn ich mein Geld aus dem
Fenster rauswerfe, dann kann ich dafür auch keinem
anderen die Schuld geben, ich hab es ja selbst
gemacht. Aber der Neid ist eben da, ich weiß nicht,
wie man den Neid sonst erklären soll.
AS: Gäbe es etwas, das man für die Menschen dann
auch tun könnte, ich weiß nicht, neue Einrichtungen
oder mehr Geld, neue Arbeitsplätze? Was müßte
hier
weiterentwickelt
werden?
Welche
Möglichkeiten müßten für den Menschen
65 geschaffen werden?
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AW: Nur am Beispiel: Wir haben ja am Vorwerk
diese Sozialeinrichtung mit betreutem wohnen für
die Suchtmittelkranken. Da arbeitet noch keiner aus
Criewen. Ich habe auf der ABM mit jemandem
zusammengearbeitet, die sich da beworben hat, nur
als Reinigungskraft (schwer verständlich), ich
meine man will ja nicht gleich Geschäftsführer
werden. Sie wurde abgelehnt, sie bringen sich ihre
Kräfte selbst mit. Warum? – Das sind Sachen, die
die Leute auch nicht verstehen können. Warum? . . .
Wenn der Nationalpark jetzt hier ins Schloß
einzieht, wo sind da die Arbeitsplätze für die
Criewener, die wirklich nicht fahren können? ... Ich
habe Fahrerlaubnis und Auto, mein Mann hat seine
Arbeit und ich bin ja auch bereit zu fahren. Aber für
die ältere Generation – wo sind da die
Arbeitsplätze? Wo werden die mit einbezogen?
Warum kann man nicht sagen: Okay, ihr zieht
hierher, aber mit der Auflage soundso viele Leute
haben ihr mit zu beschäftigen? (eindringlich!) Oder
so. (beschwichtigend) Ich weiß nicht, ob das so
geht, aber ich denke mir das immer so, dass man da
irgendwo auch sagen könnte, oder mitreden könnte,
dass man sagt, da muß auch irgendwo was für
unsere Leute mit abfallen. Und das ist nicht.
(eindringlich) Das ist auch, was viele daran ärgert.
Der Nationalpark, wenn die hier einziehen, der Park
an sich ist ja ein riesengroßes Objekt. Und da läßt
sich ja auch viel mit machen. Die Nebengebäude
und alles... Und da werden ja auch Hausmeister
oder Wartungskräfte oder irgendwas gebraucht, nur
für das Äußere, das Ansehen (?). Ich weiß nicht
warum es da keine Möglichkeit gibt zu sagen:
Okey, die, die keine Fahrerlaubnis haben, und, und,
und..., die älter sind, - warum werden die da nicht
mit einbezogen? Also, wenn sie sich was zu
Schulden kommen lassen, dass es dann heißt: nein,
also können wir nicht gebrauchen, oder so, das sehe
ich ja alles ein, aber dass es nun gar nicht mit in
Frage kommt, das kann ich nicht verstehen.
SG: Haben sich da auchexplizit Leute beworben,
oder wurden überhaupt Stellen ausgeschrieben?
AW: Nein.
110
AS: Heißt das, das der Nationalpark insgesamt
personell von außen kommt? Die Leute, die im
Nationalpark arbeiten, oder im Förderverein, sind
das alles Zugezogene?
AW: Naja, ob die alle zugezogen sind, weiß ich
nicht, aber die meisten. Die meisten kommen von
115 außerhalb, von hüben und drüben, wie man so
schön sagt, und die bleiben. Die haben ihre
Arbeitsplätze, die bleiben, die ziehen mit weiter um
und dies und das und jenes. Von den
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Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
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Naturschützern sind manche, oder viele, auch von
hier, oder aus Schwedt. Der Nationalpark sitzt ja in
Schwedt. Aber die waren dann auch nur über
Maßnahmen da. Die sind dann entweder verlängert
worden, dann sind die irgendwann mal vielleicht
tatsächlich mit eingestellt worden, aber ansonsten
ist das auch ein reger Wechsel gewesen, die Jahre
über. Und damals, 1995, habe ich auch hier die
ABM gehabt, da war der Herr Trei..
(unverständlich), der arbeitet ja auch beim
Nationalpark und der ist ja auch von drüben. Da
hatten wir dann auch so eine Gesprächsrunde mit
dem Nationalpark und da hieß es dann, dass sie das
Schloß hier kaufen und kommen und alles. Da
hatten wir dann auch konkret gefragt, ob den da
Plätze wären für Criewener Leute, oder so. Da
haben wir dann eine blöde Antwort bekommen, so
ungefähr: wieviele Leute denn noch Sekretärinnen
werden wollen... und da hatten wir dann, dass wir
das gar nicht vorhaben/fordern (unverständlich),
aber für Außenanlagen, oder etc. , als
Pflegepersonal für irgendwas. Also, da haben wir
eine prompte Abfuhr gekriegt. Das war da schon,
das stand ´95 schon fest, dass sie keinen einstellen,
hier aus der Gegend. . . . Und da soll noch einer
sagen, dass die ...(unvollendet) ...da kann man sich
dann auch nicht erklären, warum das so ein
Gegeneinander, gegen die Leute hier ist. Und ich
sage: Ich habe nichts gegen den Naturschutz, aber:
Mit dem Menschen! , und wenn die dann nur
herrisch hier auftreten, ich meine, die kriegen ihre
Millionen um das Land zu kaufen und da ist es dann
klar, dass die Leute hier sagen: Also, so kann es
nicht sein, das ist eigentlich unser Gebiet hier
gewesen.
Wir sind ja nicht der erste Nationalpark, wo anders
geht es ja auch mit den Menschen. In Bayern unten
geht es auch mit den Menschen, da ist ja auch ein
Nationalpark Bayerischer Wald und das geht mit
40 den Menschen, warum geht das hier nicht?
Und dann werden oft die Stimmen laut: naja, die
sind drüben nichts geworden, die haben die hierher
geschickt. Ohne Rückfahrkarte, so ungefähr. Und
manchmal fühlt man sich auch so, als wenn die
45 losgelassen werden, und dann kommen die wie eine
Lawine, überrollen einen und dann sind sie wieder
weg. Und ich meine das ist traurig, vielleicht habe
ich auch blos so eine Einstellung, das weiß ich
nicht, aber so empfinde ich das. (!!!) Das ist ganz
50 persönlich.
AS: Sieht man die Leute aus dem Nationalpark im
Ort? Trifft man sie? Kennt man die Gesichter?
AW: Nö! (kurz und prägnant) Also, wenn der Herr
Bürin, oder wie der heißt, vor mir stehen würde,
55 würde ich ihn nicht erkennen. Ich wüßte nicht wer
das ist. Ich habe ihn wohl vielleicht mal in der
Zeitung gesehen, oder so, ich weiß es nicht, bestimmt - , aber wenn er mir gegenüberstehen
würde, würde ich ihn nicht erkennen. Die
60 Naturwächter erkenne ich. Als wir die ABM bei
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Frau Ebert hatten, auf dem Wanderweg, auf dem
Lernpfad, da sind die reinen Naturwächter öfter
vorbeigekommen, die ihre Uniform anhaben. Da
weiß man dann: die gehören dazu. Da hat man dann
auch den einen oder anderen persönlich gekannt,
weil sie öfter vorbeikamen, sie haben sich mit
einem unterhalten ... Was der höhere Rang im
Nationalpark ist, die kenne ich selbst nicht. Das
muß ich ehrlich sagen. Und man hat auch schon von
vielen gehört, das viele von den Naturwächtern
selbst auch sagen: Ganz so wie die sich das denken
kann es eigentlich nicht gehen. Es ist zwar schön,
dass sie so etwas machen, aber ganz so geht es
nicht. Wie gesagt, wo anders geht es ja auch. Mit
den Menschen, nicht nur gegen, und immer: alle
raus und alle weg. Ich meine wir haben in der
Gegend nicht so viele Parks, wir haben nicht so
viele Anlagen und selbst Freizeitanlagen, die
müssen ja auch bezahlt werden, wenn man da
hingehen will. Hier unten können wir
schlittschuhfahren, wenn es zugefroren ist. Wir
gehen hier fahrradfahren, wir fahren hier angeln,
wir machen unsere Kutschfahrten hier unten drin,
meine Kinder fahren mit den Inline-Skates, oder wir
alle fahren mit den Dingern, das ist sozusagen unser
Hobby. Warum soll uns das genommen werden?
Das ist vor der Tür. Warum soll ich mir alles ins
Auto packen und erst noch Kilometer weit fahren.
Das sieht man irgendwo nicht ein. dass man dann
gar nicht mehr da rein soll. Die Reiter oder die
Kremserfahrten, wo sollen die gemacht werden? So
viele Wege haben wir hier nicht, dass man sagt: da
ist die Natur noch so schön, da will man lang
fahren. Dann darf man da auch wieder nicht lang,
weil dann da auch wieder eine Schranke ist; weil
man da nicht durch darf. Meine Kinder gehen
reiten. Wo sind die Reitwege? Hier gibt es keine,
weil die auch nicht miteinander klarkommen. Das
eben ein Reitweg freigegeben würde. Es ist eben
nicht. Und das bisschen das wir haben wird uns
auch noch genommen. Zur Entspannung, zum
Genießen, oder so. Wir haben auch schon öfter da
unten Abendbrot gegessen, Picknick gemacht.
Meine Kinder machen das mit wachsender
Begeisterung. Warum soll uns das genommen
werden? Das versteht man dann irgendwo nicht.
AS: Das heißt, Sie sind sehr oft da.
AW: Ja. Meine Kinder fahren auch oft alleine mit
dem Rad da runter und kucken, was da los ist. Weil
110 die Kinder sich auch regelrecht da treffen. Warum
soll einem das genommen werden? Und wenn man
dann sieht, dass es wo anders funktioniert, warum
kann es hier nicht funktionieren? Da wird dann
abgeblockt, da ist dann Ruhe und da lenkt dann
115 keiner
ein.
Und
unser
neuer
Landwirtschaftsminister setzt sich auch nicht richtig
dafür ein, hat man das Gefühl. Der Herr Bürtler.
Der macht das auch nicht so richtig. Wenn er
irgendwo aufkreuzt ist es kurz, ohne bleibenden
120 Eindruck und dann ist er wieder weg. Wenn dann
irgendwelche Probleme anstehen. Ich weiß auch
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Interview Andrea Wolsky, vom 29. Juni 2000, in Criewen, im Bürgermeisteramt, ca. 75 Min.
nicht, wo man da eine Lösung finden könnte. Aber
ich denke, wenn der Nationalpark sagt: Erstmal mit
den Leuten, wir setzen uns zusammen und finden
eine Lösung, das wäre schon ein guter Anfang.
5 Damit sie das Teil noch einemmal neu aufsetzen.
sind sie ja auch nicht.
SG: Meinen Sie, dass der Tourismus für die Region
eine Zukunft sein könnte? dass der Tourismus so
60 viele Leute anlockt, oder das Besucherzentrum?
Aber wenn sie das da unten rein verwildern lassen
wollen, dann wird hier bald nichts mehr sein.
In Schwedt wollte sich auch noch eine Firma
niederlassen, die hätte auch Arbeitsplätze
10 geschaffen, ich glaube 800 Arbeitsplätze, und die
haben vom Nationalpark so hohe Umweltauflagen
bekommen, dass sie dann gesagt haben: Tschüß, das
war´s. Sie sind nicht gekommen.
SG: Also wirkt der Nationalpark auch abschreckend
15 auf Investitionen?
AW: Ja. Ja. Wegen dem Totalreservat. Wie gesagt,
das können die so nicht bringen. Dann ist hier bald
gar nichts mehr.
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SG: Wären sie mit einer anderen Stufe Naturschutz,
also zum Beispiel Biosphärenreservat oder
Naturpark eher einverstanden?
AW: Ja, Naturpark ja. Blos mit eine
Biosphärenreservat – Schorfheide-Corin ist genau
der gleiche Streß. Denn die dürfen nicht mehr auf
25 ihre Seen und gar nichts. Wenn ich da einen See
habe und nicht d´rauf darf, was soll ich dann damit?
Ich weiß nicht, ob das so das gegebene ist. Die Seen
wuchern irgendwann auch zu. Es ist ja richtig, das
es sich erholt, die wildern aber zu. Was ist denn
30 dann? Dann hat da auch keiner was davon. Das ist
auch nicht so richtig. Eine andere Lösung müßte
schon gefunden werden, weil ganz so kann es auch
nicht gehen. Und die Leute bleiben dann wirklich
alle auf der Strecke.
SG: Wir hatten jetzt viel von denen gesprochen, die
durch den Nationalpark verlieren. Die Region
insgesamt, vor allem die Landwirtschaft oder auch,
dass sich keine Industrie ansiedelt. Gibt es auch
Bevölkerungsgruppen, die durch den Nationalpark
40 gewinnen? Oder gibt es einzelne von denen sie
sagen: die haben damit ihre Schäfchen ins trockene
geholt?
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SG: Und wie sie sagten sind das Leute von
außerhalb.
AW: Und ansonsten, wenn noch irgend jemand
noch irgendwo daraus schlagen könnte, wären das
50 höchstens die Gaststätten, Pensionen und vielleicht
die Hotels, für die die hier ihre Touren machen
oder, die, wie Sie jetzt ihre Studien machen und
Fotografen. Wenn die von wo anders kommen und
sich hier ein Zimmer nehmen... Ich denke, dass die
55 Leute schon ein bisschen, wie viel weiß ich nicht,
davon haben. Aber ganz einverstanden mit allem
SG: Also ist der Tourismus keine Chance...
AW: Um hier alles auf Tourismus zu setzten – nein.
SG: Noch eine andere Frage: Sind sie hier Mitglied
in einem Verein?
35
AW: Wenn, dann die die, den Nationalpark
betreiben, weil die ihre Arbeit haben, ihr Geld
45 verdienen und die gemachten Männer sind.
AW: Das glaube ich nicht, weil das Umland Berlins
so einfach zu erreichen ist. Diejenigen die kommen
besuchen das Zentrum, schauen mal in den
Nationalpark, esse vielleicht irgendwo eine
Kleinigkeit, sind aber dann wieder weg. Die fahren
wieder, weil es nicht so weit weg ist. Meine
Schwiegereltern wohnen in Berlin, zu ihnen
brauchen wir etwas über eine Stunde. Das fahren
die Leute dann. Die sind vielleicht einen Tag hier
und sind abends wieder weg. Das ist nicht so viel.
Die setzen zwar alle auf Tourismus, das ist ja auch
nicht schlecht dafür relativ viel zu haben, wenn
dann aber tatsächlich keiner mehr rein darf, was
sollen die Leute hier? Höchstens sehen sie sich das
Zentrum an, haben ein Gespräch oder ein Vortrag
läuft, aber wenn sie hier unten nicht rein dürfen,
was sollen sie hier? Die kommen doch nicht. Die
ersten Jahre war es auch mehr, aber ich würde
sagen, das hat schon nachgelassen mit dem
Tourismus hier bei uns. Andere Anziehungspunkte
haben wir hier nicht. In Schwedt ist ja auch nichts
weiter. Ich weiß es nicht.. Wäre ich von wo anders,
ich würde kommen, ich würde mir das auch
anschauen, ich würde es auch schön finden, aber ich
weiß nicht ob ich hier wochenlang Urlaub machen
würde. Weil so viel wirklich nicht zu sehen ist. Hier
ist die Landschaft herrlich, ich habe jetzt auch
Besuch aus Schleswig-Holstein, er ist hier
aufgewachsen, aber was sollen die hier?
AW: Hier in der Umweltwerkstatt. Wir betreiben da
oben den Parkgarten, die Jugendherberge, damit
überhaupt etwas gemacht wird, als Standbein. Es
ging mit den verschiedenen ABM´s los, da haben
wir den Lernpfad angelegt. Das war auch eine
Knüppelarbeit, er ist dann aber auch recht gut
100 geworden. Es ist nur schade, das das nicht gepflegt
werden kann, weil die Arbeitskräfte auch wieder
fehlen. Sie sind zwar irgendwo da, aber irgendwo
ist das Geld ja wieder nicht da, um die Leute zu
bezahlen. Das ist ja eine Kette ohne Ende.
105 Ansonsten haben wir den Lernpfad sehr gut
hinbekommen.
95
SG: Noch einmal zum Konflikt im Nationalpark:
Welche Maßnahmen sein am konfliktreichsten bzw.
am schlimmsten für die Region? Wie Totalreservat,
110 oder Gewässerrandstreifenprogramm, oder der neue
Entwicklungsplan. Welche sind die konträrsten
Punkte, wo gibt es am meisten Streit - noch einmal
zusammengefaßt?
141
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
AW: Nicht einmal, dass es einen Entwicklungsplan
gibt, wie das dann gehandhabt werden soll, gut
manche sind damit auch nicht einverstanden. Aber
der schärfste Konflikt ist, dass da gar keiner mehr
5 rein soll. Keine Angler, keine Landwirtschaft, keine
Jäger, gar nichts. Ich denke das ist das Schärfste. Da
sagen die Leute: Das kann nicht sein.
SG: Und als Lösungsmöglichkeiten stellen Sie sich
eben mehr Miteinander vor, also dass man die Pläne
10 mehr miteinander aushandelt.
welche
ausliegen
–
das
ist
so
eine
Naturschutzzeitung. Aber so direkt über die ganzen
Pläne steht da auch nichts drin. So ein paar Auszüge
was wer irgendwann wo... , ein paar Bilder.
60 Letztens war irgend etwas drin über den Schäfer,
oder so. Aber vom Nationalpark direkt steht da drin
auch nichts, oder nicht so viel. Ein paar Bilder oder
so...
65
AW: Miteinander. Also, dass man mehr aufeinander
zugeht und sagt: so oder so...
SG: Die verschiedenen Vereine, die sich im
Zusammenhang mit dem Nationalpark gegründet
15 haben, wie sehen Sie deren Rollen? Also, zum
Beispiel von der Interessengemeinschaft zum
Schutz des Nationalparks. Vielleicht können Sie ein
paar Worte dazu sagen, was der Gutes macht, oder
Schlechtes.
AW: Na, in der Öffentlichkeit praktiziert der Verein
ja recht wenig. Man weiß recht wenig darüber
welche Arbeiten oder Aufgaben die sich
vorgenommen haben oder machen. Soweit ich
weiß, unterstützten sie alles was der Nationalpark
25 vorhat, was sie machen. Und dann gibt es ja den
Verein dagegen, und der wächst auch von Stunde zu
Stunde. Das läßt ja auch irgendwie darauf
schließen, wenn der Bürgermeister von Schwedt
zum Beispiel, der vorher sehr für den Nationalpark
30 war, mit einem Mal sagt: So geht es nicht; und
wieder aussteigt. Da kann irgendwo schon da etwas
nicht stimmen.
20
SG: Und der Verein der Freunde oder Förderer des
Nationalparks,
die
auch
die
ganzen
35 Tauschprogramme machen – wissen Sie über den
Verein mehr?
AW: Nein. Ich weiß nur, dass viele ihre Flächen
verkauft haben, weil sehr viel Geld geboten wurde,
zum Teil auch weit über den üblichen
40 Handelspreisen. Da haben viele doch gesagt: Naja,
dann verkaufen wir eben.
SG: Und die Nationalparkverwaltung?
AW: Die sitzt in Schwedt.
SG: Wie ist das dann hier für die Bevölkerung, die
45 eben nicht in so einem Verein aktiv ist, zu verfolgen
was da läuft. Geht das dann vorrangig über die
Zeitung, die dazu Artikel bringt, oder gibt es ab und
zu Informationsbroschüren von den verschiedenen
Vereinen?
50
AW: Von den Vereinen selbst habe ich noch keine
Broschüre gesehen. Wenn mal wo etwas steht, dann
im Adebar, der kommt, glaube ich, vierteljährlich
raus.
SG: Was ist das?
55
AW: Das ist so eine – ich weiß nicht ob im Konsum
SG: Und Informationsveranstaltungen? dass die mal
ein Fest machen und die Leute im Ort einladen um
sich bekannt zu machen? Sowas hat auch nicht
stattgefunden?
AW: Ne.
70
AS: Ist der Nationalpark hier Dauerthema oder
bekommt man mal etwas mit und dann ist wieder
ein anderes Thema...
AW: Dauerthema würde ich nicht sagen. Aber vom
ORB wurde es eine Weile verfolgt, der Konflikt.
Aber es ist dann immer so: es wird diskutiert aber
75 das ist dann eine Stunde was öffentlich ist, was in
Fernsehen ausgestrahlt wird. Und ein richtiges Ende
ist dann auch immer nicht gefunden, dass dann
einer sagt: Na Okay wir machen so oder so. Das
wird zwar so ausgetragen, aber dass dann einer sagt
80 wir ändern das, oder wir treffen uns und machen
das so, das ist dann eben auch nicht mehr.
AS: Sollte sich das schneller ändern, oder sollte die
Entwicklung jetzt endlich mal zum Punkt kommen,
wo dann klar ist wie es dann weiter geht? Oder geht
85 es schon zu schnell?
AW: Zu schnell würde ich nicht sagen. Das ist
immer – so empfinde ich das – so ein Hickhack.
Das geht immer hin und her. Dann ist wieder Ruhe,
dann geht es wieder los. Ich denke schon, dass sie
90 mal zu einem Punkt kommen müssen, wo sie sagen:
So ist das und so bleibt das, aber ich denke da
müßten sie mehr die Leute, oder die die es betrifft...
SG: Wir haben gefragt, ob das hier Dauerthema ist,
und Sie meinten vorhin auch, dass sich das
95 Zusammenleben hier so verschlechtert hat. Meinen
Sie, dass der Nationalpark auch vieles verschärft
hat, der ganze Konflikt, was das Dorf oder die
ganze Gegend betrifft?
AW: Ne, da denke ich nicht, dass der
Nationalpark... Das ist das einfache politische Bild,
oder wie man sagt. Die Politik, denke ich mal, spielt
da eine große Rolle. Der Nationalpark nicht so. Das
will ich ihm nun nicht in die Schuhe schieben.
(Gelächter) Nein also so nicht. Aber das mit den
105 Leuten rührt schon ein bisschen von der Politik her,
dass die so mürrisch sind, weil sie auch mit vielem
was die Politik macht nicht einverstanden sind.
Politik ist ja so ein großes Fach wo man sagt: Da
kann man eh nichts dran ändern. Man hat zwar
110 seine Abgeordneten – und wenn die nicht – dann
passiert da eben auch nichts. Aber... auch so vom
arbeitsmässigen her, außer was die Landwirtschaft
100
142
Interview Andrea Wolsky, vom 29. Juni 2000, in Criewen, im Bürgermeisteramt, ca. 75 Min.
betrifft, aber ansonsten hat da viel die Politik mit zu
tun. Mit ihren ganzen – ich sag mal: hier ´ne Steuer
dort ´ne Steuer – , das setzt den Leuten auch zu.
Dann wird hier das gemacht, da das gemacht, dann
5 haben wir das Abwasser gekriegt, und wenn man
dann die... Früher gab es mal die Idee, dass sich
Criewen selbst ´ne Kläranlage baut, und da hieß es
dann: das wird günstiger, als wenn wir das
anschließen nach Schwedt. Und das sind Sachen,
10 wo ich sage, das hat die Politik zu tun. Aber der
Nationalpark nicht, ne, ne. Da muß ich ihn in
Schutz nehmen. (Gelächter)
SG: Aber für die Leute, die direkt oder indirekt
betroffen sind, zum Beispiel Landwirte, und die, die
15 mitarbeiten in der Nationalparkverwaltung zum
Beispiel, da sind die Fronten schon polarisiert, da
ist die Stimmung schon schlecht, negativ, oder...
AW: Ja, die sind schon einer auf den anderen nicht
gut zu sprechen, weil die vom Nationalpark wollen
20 es eben, und die wollen auch ihre Ruhe, sage ich
mal, und die Landwirte wollen auch ihres, wollen
auch ihre Arbeit machen und dürfen, wie es ja die
ganzen Jahre gelaufen ist und wie sie es möchten.
Also, ich denke da ist das schon ein gegenseitiges...
25 und sich einig werden müßten.
AS: Ein ganz anderes ThemAW: Haben Sie eine
Ahnung davon wie es auf der polnischen Seite
geht? Bekommen Sie da irgend etwas mit?
AW: Naja, sagen wir mal so: Auf polnischer Seite
kriegen wir schon einiges mit, weil wie gesagt wir
sind ja viel hier unten. Und wenn wir dann mit dem
Fahrrad fahren, oder Angeln gehen mit meinem
Mann, ist es ja schon so, dass die Polen fast mit
dem Auto ins Wasser fahren. Die sitzen ja fast im
35 Auto und angeln aus dem Auto. Und ich meine, das
heißt deutsch – polnischer Nationalpark, das heißt
auf polnischer Seite wird das gleiche getan wie auf
deutscher Seite, aber da sieht man nichts von. Die
sitzen mit ihren Autos fast im Wasser, die sitzen mit
40 ihren Mopeds fast im Wasser. Ich weiß nicht, wo
dann was getan wird. Und das sehen die Leute auch.
Hier bei uns wir dürfen... oder hier wird wenig
gebrannt, abgebrannt, die Straßenränder und so.
Weil eigentlich ist es ja so, wenn man das abbrennt,
45 dann wächst es ja im Frühjahr besser. Das darf ja
bei uns nicht sein. Aber auf polnischer Seite ist es,
wird es gemacht und wird weitergetrieben.
Aber allein daher wie die mit dem Auto auf dem
Wasser sitzen, kann da nicht so viel getan werden.
Weil wir mit dem Auto gar nicht mehr rein dürfen.
Nur die Grenzschützer, also der BGS und der Zoll,
und welche, die außerhalb (?) ihre Genehmigung
haben, die reinfahren dürfen, was man auch nicht
65 verstehen kann, zum Teil. Aber sie dürfen es halt...
60
SG: Wie die Kriterien gelegt werden, wer da rein
darf und wer nicht..
AW: Ja... Ja.
SG: Ist das willkürlich, oder...
70
75
80
85
30
AS: Auch im Naturpark? An den Wegen?
AW: An den Wegen? Wir wohnen unten zum Kanal
und wir haben den vollen Blick auf die polnischen
Berge. Und da kommt es schon mal vor, dass im
Herbst alles lichterloh brennt. Und man sich
wundert: oh Gott, oh Gott was soll das werden. Da
sitzen die, die halbe Nacht, und hüten ihr Feuer.
55 Weil sie eben Stroh haben, dass die nicht brauchen
und dann haben sie ihre Reihen Stroh und die
verbrennen sie eben halt. Ich weiß allerdings nicht
wie weit der Nationalpark da ins Land rein geht.
50
90
95
100
AW: Ja, ich weiß nicht. Ich will da niemandem
unterstellen,
dass
er
da
irgendwelche
Bestechungsgelder bekommt. Das will ich gar
niemandem unterstellen. Aber, wenn man dann ´97
das Hochwasser betrachtet und da fährt jemand,
(zögern) ein Rollstuhlfahrer. Er war ein Berliner,
fährt einen Jeep, und es darf trotz des Hochwassers
die Hochwasserschutzanlagen befahren. Und das ist
irgendwo ´ne Sache, wo ich sage: das kann ich nicht
verstehen. Und dann ist er natürlich in unser
Riesenloch gefallen – reingefahren – (Schmunzeln
unsererseits) da war ja dann der Damm so´n
bisschen weggespült gewesen, da war so´n riesen
Loch und so. Der ist da reingefahren und dann hat
ihn noch jemand rausgezogen und irgendwie haben
sie ihn dann jedenfalls am Wickel gehabt nachher,
dass er in solchen Situationen - war ja eigentlich ´ne
Katastrophe, na! – diese Sachen ja gar nicht zu
befahren hat. Das wurde ja strengstens verboten an
die Polder zu fahren, wegen der Deiche. Wir hatten
ja Deichläufer und alles, dass die Deiche nicht
brechen. Und der fuhr da eben halt rein. Und da
wollte er den Leuten noch an den Wickel: Das hätte
abgesperrt sein müssen, das hätte ersichtlich sein
müssen, dass da ein Loch ist, dass er das nicht sieht
und... naja. Aber... Es kam auch in den Nachrichten,
in unserem RS2 Sender von Schwedt aus, und da
wurde dann aber auch gesagt, dass der gute Mann
nach zwei Tagen ein neues Auto hatte. Und wieder
gefahren ist. Und da sind Sachen wo man sagt:
versteht man nicht.
SG: Und keiner wußte wer das ist?
AW: Nein. Er war aus Berlin. Weiter weiß ich
nicht. Ich weiß nicht, ob das ein Jäger, ein Angler
war. Ich weiß es nicht. Ich weiß auch nicht, was der
105 da im Hochwasser zu suchen hatte. Und da... ich
will es ja keinem unterstellen, aber wo hatte er die
Genehmigung her?
Unsere Oma, sie ist ja nun schon gestorben, sie
konnte ja auch nicht mehr laufen. Und dann hatten
110 wir einmal vor ein paar Jahren, mein Mann ist nach
Schwedt gefahren und wollte eine Genehmigung
haben, dass wir da einfahren dürfen. Wir hatten sie
zu Besuch hier, weil sie sonst in Eberswalde
gewohnt hat, und sie wollte gerne sich alles noch
115 einmal so´n bisschen betrachten. Ja was denken Sie
was das für ein Heckmeck war? Da müssen sie
143
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
einen Antrag stellen, und das kann bis zu zwei Jahre
dauern bis da aus Potsdam eine Antwort kommt,
und najAW: hin und her. Da haben wir gesagt: In
zwei Jahren kann viel passieren. Unsere Oma war
5 dann an die 80, ob sie dann noch lebt? Sie möchte
ja ihren Grund und Boden auch noch einmal sehen.
Der gute Mann war dann auch so einsichtig und hat
meinem Mann eine Genehmigung für drei Tage
gegeben, und die mußten wir dann aber auch wieder
10 zurückbringen, obwohl sie von... bis... ausgestellt
war und die auch nicht weiter... Wir haben es ja
auch gemacht, wir wollten ja damit auch nicht...,
aber erst: Nein. Sie müssen einen Antrag stellen.
Erst: So prompt nein. Und mit einem Mal ging es
15 eben doch. Und dann hatten wir die Genehmigung.
Wir waren sehr froh, und wir sind gefahren.
Es sind aber auch viele Blankogenehmigungen
unterwegs gewesen. Wo sind die hergekommen?
Wo sich die Leute das selbst eintragen konnten, so
20 ungefähr. Und darum sag ich jAW: man will da
keinem was unterstellen, aber irgendwie muß es ja
gelaufen sein, dass jemand da dann... und gerade in
so einer Situation. Es müßte jedem einleuchten,
dass er bei Hochwasser nicht da langbrettern kann
25 und überhaupt nicht da langfahren darf. Es war ja
verboten das alles zu betreten. Aber manche können
es eben doch! (mit Nachdruck)
AS: (Ab sofort bis zum Ende des Interviews war der
Tonfall der Interviewerinnen und von Frau Wolsky
30 süß und vertraut. Meine Erklärung: Die Frage nach
der positiv Utopie hat etwas ausgelöst.)
Tja, zu Fragen gibt es noch viele interessante
Dinge. Was würden Sie sich wünschen hier, für die
nächste Zeit, für die nächste Zukunft – für Criewen,
35 oder für Sich selbst? Wie soll es jetzt weitergehen?
Also, wenn Sie sich jetzt eine Zukunft erfinden
könnten, wie würde die lauten?
60
AS: Und dazu fehlt es gerade noch am nötigen
Kleingeld.
AW: Ja, so ungefähr. Aber wir hoffen, dass wir das
so ein bisschen gedeichselt kriegen, dass wir nicht
65 unbedingt so viel Kapital dafür brauchen. Aber da
müssen wir erstmal abwarten. Mal sehen.
SG: Ich hätte ganz kurz zu vorher noch mal eine
Frage. Sie haben vorher erzählt, dass gerade vor der
Wende es oft so war, dass die Leute sich oft mit
70 Nebeneinkommen noch was dazu verdient haben.
Sie meinten: Wenn man wollte konnte man noch
ein bisschen was machen. Ist das hier..., weil wir ja
auch die hohe Arbeitslosigkeit angesprochen
haben..., ist das hier noch möglich, dass die Leute
75 sich noch ein bisschen was dazuverdienen, oder
noch etwas anbauen, oder ..., findet das so noch
statt?
80
85
90
95
AW: Also, erstmal würde ich sagen, dass das mit
dem Nationalpark geregelt wird. Zugunsten,
40 zugunsten kann man nicht sagen, aber für die
Landwirte, damit die da ihre Existenz gesichert
sehen.
Aber ansonsten würde ich mir wünschen, dass man
hier in Criewen mehr machen könnte. dass einem da
45 die Zukunft ein bisschen mehr offen steht. dass man
sagt – gut wir brauchen auch noch ein bisschen
Geld dafür – dass man sagt: mensch, das würde
man gerne aufziehen, und dass man auch
Unterstützung dafür bekommt. Aber vielleicht
50 ändert es sich ja nun, wenn wir jetzt wirklich nach
Schwedt eingemeindet werden, dass wir da ein
bisschen – ich hoffe, dass wir da was von haben.
dass das nicht alles nur negativ nachher ist.
55
Aber ansonsten, dass es nicht noch schlechter wird,
als es schon ist. Das würde ich mir wünschen.
AS: Sie sind schon jemand der selbst Dinge auf die
Füße stellt, oder? Das habe ich jetzt nämlich
´rausgehört.
AW: Ja, wir haben was vor. Sagen wir es mal so.
Etwas auf die Füße zu stellen.
AW: Jeder, der noch sein Grundstück hat, könnte
sich schon im Garten was anbauen. Und es gibt ja
auch noch viele, Ältere, die sich ihr Schwein selbst
füttern. Die schlachten selbst..., ich meine das spart
ja auch ein bisschen. Aber so wie es vorher war,
dass man wirklich damit Geld machen konnte, weil
man Schweine abgeliefert hat oder so, das ist ja
nicht. Denn, wenn ich das bei meinen Eltern sehe,
wir waren vier Kinder Zuhause, selbst da war schon
der Neid da. Ich sage ja es gab ihn früher auch. Die
haben auch gesagt: Ihr habt jedes Jahr drei Bullen
im Stall und Ihr seid kinderreich, Ihr habt doch
Geld. Das war früher so ein Klischee. Gut man hat
sein Geld gekriegt für die vier Kinder, aber man
mußte auch wirklich seines dafür tun. Meine Eltern
hatten auch ein Haus, haben sich ein Haus gebaut
zu DDR- Zeiten, `75 sind wir eingezogen, und ich
meine: vier Kinder möchten auch ernährt werden,
ob da nun drei Bullen im Stall stehen, die man
abliefert, oder nicht.
SG: Die wachsen ja auch nicht alleine auf die
Kinder...
AW: Man müßte ja auch was dafür tun, dass man
drei Bullen im Stall stehen hatte. Man mußte Rüben
machen, da saß man bei Eiseskälte auf dem Feld,
und hat die Rüben abgehauen. Im Oktober war es ja
auch schon manchmal ganz schön kalt. Heu mußte
105 gemacht werden, Tabak haben wir gemacht, damit
wir da auch ein bisschen was hatten. Und wer das
früher nicht wollte, der hat es eben nicht gemacht.
Ich finde der hat dann aber auch kein Recht gehabt
neidisch zu sein. Es gab ja auch zu DDR-Zeiten,
110 auch in Garz viele, die da im Neubau gewohnt
haben und gesagt haben: Ach was soll ich denn
machen, ich zahle meine Miete, für alles andere
sind die anderen zuständig. Da brauche ich nichts
tun. Aber Ihr habt ja ein Haus... der Neid war auch
115 da, aber trotzdem waren die Leute miteinander
herzlicher. Heutzutage ist es aber nicht mehr so,
100
144
Interview Andrea Wolsky, vom 29. Juni 2000, in Criewen, im Bürgermeisteramt, ca. 75 Min.
denn damals hat man ja für einen Bullen
fünftausend Mark bekommen, wenn er gut war. Das
kriegt man heute nicht mehr. Nirgendwo. Mein
Vater hat nachher in der LPG gearbeitet, der war
5 erst bei der ?? (unverständlich). Die haben dann
schon ihre Unterstützung bekommen, es mußte aber
auch viel dafür getan werden, dass die Tiere auch
über den Winter kamen. Wir hatten die immer in
Etappen, einen kleinen, einen mittleren und einen
10 großen, das wechselte dann immer. Man mußte
auch früher was dafür tun und so ist das heute auch.
SG: Vielleicht klappt es ja mal, vielleicht gewinnen
wir mal im Lotto oder so.
60
AW: Ja aber ansonsten, man würde sich vielleicht
nebenbei noch was suchen, im Verein mehr tätig zu
sein. Aber so im reinen, wäre ich glücklich, wenn
ich genug Geld hätte und nicht arbeiten gehen
bräuchte.
65
SG: Wir bedanken uns für das Interview.
SG: Aber so eine kleine Nebenwirtschaft bringt den
Leuten heute nicht mehr viel?
15
AW: Nein, wenn sie es nicht für den Eigenbedarf
brauchen, würde ich sagen nein.
SG: Aber für den Eigenbedarf machen es noch viele
hier? Obstbäume, Gemüse, oder mal ein Schwein..
AW: Ja, Hühner, Gänse oder ihre Enten haben sie
schon, aber es ist eben nicht mehr so um viel
20 abzuliefern. Aber so ein bisschen, was sie so
brauchen, haben und machen auch viele.
AS: Ich habe noch mal eine Frage zum Thema
arbeitslos. Bedeutet arbeitslos nicht berufstätig zu
sein und kein Geld zu haben, oder bedeutet es
25 nichts zu tun zu haben? Also, wie schätzen Sie das
für die Mehrzahl der Menschen ein? ... Weil ganz
oft ist es ja so, dass jemand der keinen Job hat
trotzdem sehr gut ausgebucht ist.
30
35
40
45
50
55
AW: Also, wenn ich das an mir so sehe... Sagen wir
mal so, wenn ich das Geld nicht bräuchte, bräuchte
ich auch keine Arbeit. Ich habe, ich bin ganz ehrlich
ich habe Zuhause genug zu tun. Wir haben auch ein
Haus und ein Grundstück und ich habe zwei Kinder,
die sind sehr froh, wenn ich immer Zuhause bin.
Klar sie möchten ihr Geld sehen, ihr Taschengeld,
weil sie ja reiten gehen und so, aber wenn ich
arbeiten bin, haben sie nicht so viel von einem. Wie
gesagt, wenn ich das Geld nicht bräuchte, würde ich
nicht arbeiten gehen. Weil man Zuhause genug zu
tun hat. Als Frau. Finde ich einfach. Ich weiß nicht,
ich würde auch sagen ich sterbe Zuhause vor
Langeweile, mir fällt die Decke auf den Kopf, oder
so. Das könnte mir nie passieren. Ich bin ja nun in
dem Verein noch ein bisschen mit tätig. Und man
hat hier und da und dort zu rennen und ich meine
die Behördengänge sind ja auch mehr geworden.
Man hat damit so viel zu tun, eigentlich, dass man
sagt: das hast du über Tag und wenn die Familie
Zuhause ist, macht man sich einen schönen
Nachmittag, oder einen schönen Abend, oder
irgendwie so.. Wie gesagt, wenn ich das Geld nicht
bräuchte würde ich nicht arbeitengehen. (Dreimal
Heiterkeit) Aber so reich bin ich noch nicht. Ich
muß noch ein bisschen arbeitengehen.
SG: Okay.
AW: Aber so reich bin ich nicht, ich muß noch ein
bisschen arbeiten. (Gelächter)
145
Interview Karin Fähling, Vorsitzende der Interessensgemeinschaft der Landeigentümer, vom 26.6.2000 in
Schwedt, ca. 75 Min.
12. Interview Karin Fähling, Vorsitzende
der
Interessensgemeinschaft
der
Landeigentümer, vom 26.6.2000 in
Schwedt, ca. 75 Min.
5
InterviewerInnen: Anja Schatz, Susanne Gabelmann
Stand: 5.11.2000
Band Nr: 66
Transkriptionszeichen:
AS: Anja Schatz
SG: Susanne Gabelmann
KF: Karin Fähling
(...?): Auslassung, weil nicht verstanden
15 ..: kurze Pause
...: lange Pause
(...): Auslassung
10
55
KF: Ja
AS: Alles klar. Ihre Familie, wie groß ist die? Wie
groß ist Ihr Haushalt?
KF: Ja äh, Familie, das ist eben auch begründet hier
in dem Haus. Meine Eltern leben hier noch im alten
Teil, die sind beide 74 und 75 Jahre, ich selbst bin
verheiratet, habe zwei Kinder. Der Große ist 27 und
studiert auch an der Freien Universität Biologie und
der Jüngste ist gerade durch sein Abitur gerauscht.
65 Er hat zwar sein Zeugnis bekommen mit der Note
„3“, aber sein Abitur nicht bestanden.
60
AS: Oh, jetzt muß er noch mal wiederholen?
KF: Äh, hatte keinen Zweck, weil die schriftlichen
Prüfungen so sehr schlecht ausgefallen waren und
70 er wird erst mal zum Bund gehen und dann muß er
sehen, wo er bleibt.
AS: Das heißt, drei Generationen unter einem Dach.
Transkriptionsbeginn:
20
25
AS: Ja, wir haben zuallererst ein paar persönliche
Daten, die wir Sie gern fragen wollten. Wenn
irgendetwas unangenehm ist, einfach nicht
antworten - s ist wunderbar. Erste Frage aus reiner
Neugierde: Wie alt sind sie?
KF.52 Jahre
AS: 52. Und ähm Sie leben schon immer hier in
Schwedt?
30
35
40
45
50
KF: Ja, das ist mein Geburtshaus und wir können
seit über 200 Jahren hier praktisch unseren
Familienbesitz nachweisen. Wir sind Ackerbürger
Hofbauern, dass heißt, diese Hofstelle als
landwirtschaftliche Nutzfläche ist schon seit 200
Jahren in unserem Familienbesitz. Dieses Haus,
sehen Sie ja selbst, ist jetzt das älteste Haus von
Schwedt geworden, also dieses Haus hat einige
Kriege überstanden, hat die Hitler-Zeit überstanden
und hat die DDR-Zeit überstanden, natürlich mit
einigen Abstrichen, dass uns Land enteignet wurde
als Aufbaugebiet für die Neustadt Schwedt. Aber,
der Kern des Grundvermögens ist praktisch noch
vorhanden. Auch bin Ich Landwirt im
Nebenerwerb, da ja mit diesen wenigen Flächen, die
uns verblieben sind, das sind ca. 15 ha, man ja heute
keinen großen Betrieb mehr machen kann, sondern
ähm wir haben eben den Landwirtschaftsbetrieb im
Nebenerwerb angemeldet - und betreiben den
natürlich auch, mit Kleintierhaltung, mit (...?) mit
Gemüseanbau.
KF: Enkelchen haben wir auch schon.
SG: Ja, dann noch eine Einkommensfrage. Wie
gesagt, wenns unangenehm ist, nicht. Wir haben
fünf
Kategorien
aufgemacht,
ähm,
Haushaltseinkommen und zwar von unter 1.000,
1.000 bis 1.800, 1.800 bis 3.000, 3.000 bis 5.000
und mehr als 5.000, was aber jetzt das gesamte
80 Haushaltseinkommen berücksichtigt.
75
KF: Ja, ist schon die obere.
AS: Die obere, ne. Und da sind mehrere Berufstätig,
die dann zusammen... Ja, das wars zum statistischen
Teil und ja,
85
90
95
100
AS: Und darf ich fragen, was Sie momentan
berufstätig machen?
KF: Berufstätig bin ich freiberufliche Mitarbeiterin
für Liegenschaftsangelgenheiten, äh, ich betreue
hauptsächlich
Kirchengemeinden
zu
ihrem
Grundvermögen.
AS: Also eine Beratertätigkeit, freiberuflich?
105
146
SG: und wenn Sie so viel Interesse hätten, die
Sachen uns aus Ihrer Sicht zu erzählen, dann denke
ich, können wir einfach beginnen.
KF: Na gut, dann fange ich mal mit der Geschichte
an. (Rascheln von Papier) und zeige Ihnen mal den
Alteigentümernachweis der Stadt Schwedt, da
haben
wir
interessante
Flurkarten
und
Aufzeichnungen. Und so ist Schwedt praktisch mal
gegründet worden, wo die Tabakpflanzer herkamen,
die sind ja aus Holland hierher gekommen, wissen
Sie ja, durch die Hugenottenbewegung, da ist ja in
Schwedt auch eine Station und auch meine
Vorfahren sind praktisch vor über 200 Jahren hier
hergekommen als Tabak- und Gemüsepflanzer, und
es ist eben damals so gewesen, dass hauptsächlich
die Grafschaft Liegenschaften hatte und die Kirche.
So, und die Grafschaft hatte ihre Liegenschaften
praktisch an diese Pflanzer, an diese Bauern
aufgeteilt, so dass es in Schwedt, und das sehen Sie
anhand dieser kleinen Parzellen hier, jede Menge
Hofstellen gab, die jeweils mit 15-20 ha Wiese und
Ackerland bestückt waren. Und, äh, aus dieser
Situation heraus, weil Schwedt ja schon immer eine
Stadt war, eine Garnisonsstadt, dann eine
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
Tabakstadt, aber immer mit jede Menge Bauern, die
praktisch die Weidewirtschaft betrieben haben, das
hatte jeder bis ca. 5-12 Kühe im Stall und eben den
Tabakanbau. Hauptsächlich mit Tabak- und
5 Gemüseanbau haben hier die Landwirte ihr Brot
verdient.
Nebenbei
natürlich
auch
die
Bewirtschaftung der Polderwiesen, ja.
SG: eine ganz kurze Zwischenfrage: Der Stadtkern,
also der Wohnstadtkern, liegt jetzt also hier und die
10 Tabakfelder waren jetzt hier aussenrum oder sind
die ausserhalb des Stadtkerns?
KF: Nein, die sind ausserhalb des Stadtkerns... Hier
ist die Blauberg(?)-Plantage gewesen, hier dahinter
ging das rum, aber innerhalb des Stadtkerns waren
15 ja auch früher die ganzen Tabakscheunen und
davon gibt es nur noch eine... also hier sind die
ganzen alte Besitze und zu jedem Grundstück
gehörte ausserhalb Land, Ackerland und Wiese. So.
Es ist aber so, dass eben die Bauern dann
20 untereinander geheiratet haben und so kam dann
eben dazu, dass manch ein Bauer mehr wie 20 ha
hatte, es gab wenige in Schwedt, die über 50 und 60
ha hatten, die meisten waren im Durchschnitt, eben
zwischen 15 und 20 ha und haben damit recht gut
25 gelebt
AS: Und darf ich noch mal nachfragen, bis wann
war das so?
30
35
40
45
KF: das war bis 1945 so, ja , und die haben sich hier
echt wirklich gut gehalten und Schwedt war immer
eine blühende Stadt unter jedem Kaiser, sage ich
mal so, hatte jeder sein Auskommen. Hier z.B. ist
unser Haus, (raschelt mit der Karte..), hier sind wir,
hier sind Sie rein gekommen von Criewen, Zützen
und diese ganzen Parzellen, auch hier hinten und
der Kies, des sind alles Bauerngehöfte. Gewesen,
heute nicht mehr, ja?! Jetzt sind wir nur der
einzigste. So, und deswegen sehen wir das aus
unsrer Situation auch ein bisschen anders als wie
die Leute, die jetzt praktisch die Landwirtschaft
betreiben. Und dann zeig ich Ihnen noch mal
anhand von Flurkarten, wie z.B. Das Poldergebiet
eingeteilt ist. Sie sehen, sag ich mal, wenigstens 120
Häuser und Parzellen, die alle Grundeigentum
haben, ja?! So, und das ist aber in solchen kleinen
Parzellen, wie das hier überall angegeben ist,
Nachbar hatte hier eine Wiese und hier ein Stück
Wiese und in der nächsten Karte eine Wiese,
60
65
70
75
80
85
90
AS:
Aber
die
haben
dann
doch
höchstwahrscheinlich in Einem bewirtschaftet?
95
100
105
SG: also überall kleine Parzellen
KF: also überall kleine Parzellen auf viele
Eigentümer verteilt - auf sehr viele Eigentümer
verteilt, auf wenigsten 120 Eigentümer verteilt, ja?!
So, und im Laufe der Zeit, äh, hat sich dann ja auch
praktisch schon vor dem Krieg so eine
Kooperationsgemeinschaft gebildet, dass die
55 Landwirte gesagt haben, Mensch, pass mal auf, du
machst mehr Tabak und ich mache mehr
Viehwirtschaft, die haben sich das schon
untereinander ausgetauscht, aber die wussten
50
voneinander, ja?! Die waren befreundet und haben
gesagt, wir nehmen die Ecke, ist wirtschaftlicher
und du nimmst die; ist alles schon vor 100 Jahren
ganz
einvernehmlich
passiert,
ohne
Komplikationen. Und die Wiesen waren ertragreich,
die haben wertvolle Gräser gehabt, das wertvolles
Futter. Es sind ja Landwirte von sonstwo
hergekommen und haben hier Heu aufgekauft, weil
das ein sehr gutes Futter hier war. Aber die
Landwirt wussten natürlich auch, wann sie zu
mähen hatten, je nachdem wie das Wetter war, je
nachdem wie der Wasserstand war. Nach solchen
Gesichtspunkten wurden die Wiesen gemäht,
beackert. So, und da gab es auch schon ganz
sensible Flächen, die auch von uns früher, von den
Familienvorfahren früher nur einmal gemäht
worden sind, weil da ganz wertvolle Vögel genistet
haben. Die haben auch damals schon unsere
Vorfahren in Ruhe gelassen und haben das
beobachtet, ja. Und das ist alles ab 1990 leider
eingegangen. Das heißt, auch zu DDR-Zeit, wo
praktisch die Lpg diese Flächen bewirtschaftet hat,
gabs auch Schwierigkeiten. Die haben denn Dünger
raufgebracht, was nicht so gut war und haben mit
ihrer Großraumwirtschaft, äh, viel mit dem Trecker
kaputt gefahren, mit den großen Maschinen, denn
die Einzelbauern früher, die haben ja nicht so große,
schwere Maschinen gehabt. Die sind denn eben zu
manchen Flächen auch nur einmal im Jahr gefahren,
weil Sie eben sumpfig waren und haben gemäht.
Aber die Lpg-Zeit hat da eben sehr viel kaputt
gemacht.
110
115
147
KF: Die mußten dann. Ob es nun gut war oder
nicht, da sind Sie denn rübergesaust und haben den
Boden denn kaputt gemacht, ja. Der wirkliche
Schutz, der hätte passieren können ab 1990, ist total
in die falsche Richtung gegangen und warum: Man
hat den höchsten Schutzstatus gewählt, diesen
Nationalpark, den man praktisch laut Gesetz
verordnet hat. Aber ... diese Flächen sind eine
Kulturlandschaft. Diese Vorfahren, die hier
hergekommen sind, haben das erst mal urbar
gemacht und haben entsprechende Begradigungen
vorgenommen. Der Kanal wurde gebaut, es wurden
ein ganz ausgeklügeltes System von Graben
entwickelt. Damit hohe Wiesen wasserabführend
sind, niedrige Wiesen, das ist alles schon vor 100
Jahren passiert, ja?! Und dieses System, das hat
funktioniert, bis 1990, weil sich jeder dran gehalten
hat. Ab 1990 war Ruhe. Es sind ja auch
Schöpfwerke überall dringewesen, das sind ja denn
wahrscheinlich Leute, die ihr dann auch noch
aufsuchen werdet, äh, die da besser Auskunft geben
können über solche technische Sachen. Ich sehe das
nur aus Sicht der Landwirtschaft und des
Eigentümers, ja. Das ist alles kaputt gegangen,
werde ich noch mal die Karten raussuchen. Am
Bsp. 1990. da sind denn praktisch die Lpg aufgelöst
worden und die Flächen sind von den Bauern alle in
Interview Karin Fähling, Vorsitzende der Interessensgemeinschaft der Landeigentümer, vom 26.6.2000 in
Schwedt, ca. 75 Min.
die Landwirtschaft eingebracht worden. Die
Schwedter Flächen sind eingebracht worden bei der
Schwedter Lpg. Benutzt haben das aber Criewener,
die Berghölzer, den Vierradener. .. Man konnte ja
5 mit dem Grund und Boden nichts machen. Das
heißt im Lpg-Gesetz, die Lpg hat das dauernde und
umfassende Nutzungsrecht. Als Eigentümer konnte
keiner was dagegen sagen, es konnte ja auch keiner
seine eigene Wiese mähen, auch wenn er noch Vieh
10 gehabt hat. Durfte er nicht, er mußte bitten und
betteln den gerade dort Bewirtschaftenden, ob er
nicht ein bisschen haben kann. Das war ganz hart
für die Bauern, die ihr Eigentum nicht mehr nutzen
konnten, ja. stellen Sie sich mal vor, Sie haben sich
15 eine schöne Wohnung eingerichtet und müssen
bitte, bitte machen, um da mal Fernsehen gucken zu
können. Das war die Situation zu DDR-Zeit.
55
60
65
70
AS: Also das ganze war unter Lpg-Verwaltung und
Bewirtschaftung und die Alteigentümer haben dann
20 manchmal ein Stück abgekriegt?
KF: Aber nur wenn sie es beantragt hatten und
nachgewiesen haben, dass sie hier noch eine Kuh haben
oder eine kleine Ziege oder ein Schaf.
75
30
80
85
AS: Also das heißt dann, dass Schutz oder die
angemessene Bewirtschaftung waren in der DDR35 Zeit auch nicht immer gegeben?!
KF: Nicht immer gegeben. Vorher ja, solange die
Einzelbauern drauf gewirtschaftet haben, bis 1960,
ja, ist der Schutz gewährleistet gewesen. Bis 1960
war das wirklich eine schützenswerte Landschaft.
40 Ihr könntet..., was ihr jetzt seht, das ist ein Viertel
von dem, wie das wirklich mal schön war.
AS: Ja, 30 Jahre ist schon ein Zeitraum, wo man
des...
KF: Klar, klar, es ist einiges kaputt gemacht
worden, so das.., diese Sache hätte man 1990
wirklich wieder per Gesetzeskraft in Ordnung
bringen können. Aber nicht mit diesem Schutzstatus
Nationalpark, der ja sagt, Wirtschaft nicht,
hauptsächlich. Das ist ja das Grundgesetz des
50 Nationalparks, dass der Mensch keine Einwirkung
machen soll.
45
AS: So waren die Alt-Eigentümer zum großen Teil
immer noch in der Landwirtschaft tätig...
KF:...eben nicht
KF:...da haben die unsere Scheunen abgerissen und
haben die Blöcke raufgebaut.
AS: Und seitdem sind die einzelnen Parzellen eben
nicht mehr so wie sie waren, Haus, Garten und
Tabak..
SG: Und mir den selten Wiesen und mit den selten
Vögeln, darauf wurde zum Teil auch...
KF: Zum Teil auch, zum Teil auch. Wie gesagt,
sehr unterschiedlich, sehr unterschiedlich.
KF: Ja, dann komme ich gleich zum nächsten
Problem. Zu DDR-Zeit sind aus Schwedt sehr viel
Bauern in den Westen gegangen, also, mehr als die
Hälfte. Auch diese Grundeigentümer, die jetzt von
den einzelnen Häusern hier und da bloß eine
Parzelle hatten, sind weg, alle weg. Denn Schwedt
sollte ja die zweite sozialistische Stadt werden. Die
erste war Eisenhüttenstadt und die zweite sollte
Schwedt sein. Nun zeig ich euch das nachher mal,
an Hand unserer Hofstelle, wie weit man da
gegangen ist. dass man alles abgerissen hat, wir
können auch zwischen durch rausgehen, das ihr das
besser versteht, das wurde alles abgerissen, auch
was wirklich wertvoll war und Neublöcke
aufgerichtet. Nur um eben Wohnungen zu schaffen
für die Leute, die in dem Petrochemischen
Kombinat gearbeitet haben. Macht mal aus, denn
zeig ich euch das mal.
(Unterbrechung, gehen nach draussen)
SG: Und was war jetzt mit der Berücksichtigung
25 der verschiedenen Qualitäten vom Boden, haben Sie
schon gesagt,
KF: Überhaupt nicht. es wurde eine einheitliche
Linie da gefahren. Und das ist ja das Problem, ja.
AS:...so dass man sagen könnte, es macht Sinn das
zurückzuübertragen
auf
unser
Naturschutzgesichtspunkten?
KF: Ne, das ist alles.. Und da hatten wir auch eine
richtige (Scheunensprache..?), hatte ja jeder große
Tabakbauer, also des waren wir z.b. auch, noch nen
richtigen großen Speicher dazu gehabt.
(Unterbrechung, gehen wider rein)
KF:..und wo das hier überhaupt losging mit dem
Aufbau der Stadt Schwedt, als Sie alles abgerissen
haben, das die Bauern hier gesagt haben, was
wollen wir hier noch, wir gehen nach dem Westen
und machen da wieder Landwirtschaft und das hat
95 bei vielen funktioniert, die sind auch wieder
ansehnliche Bauern drüben geworden, ja. Die haben
das hier einfach nicht mit ansehen können, ja.
Können Sie nachvollziehen, wa, wenn man
Eigentum hat und sieht was daraus wird, ja, das es
100 einfach in Anspruch genommen wird, äh, für die
Scheune, da ist soviel Geld geflossen, sag ich mal,
das sind 200 Mark, DDR-Mark gewesen, da konnte
meine Mutter uns vier Kinder nicht mal von
einkleiden , für den Winter. So minimal ist das alles
105 bewertet worden. Und denn hat man das Geld auch
nicht auf einmal gekriegt, denn ist das auf ein
Verwahrkonto gekommen und denn durftest du nur
soundso viel abheben. Tja, und das müssten mal
alle aus den Altbundesländern einmal sich
90
148
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
5
10
15
20
angucken und wirklich mal sehen was den Leuten
hier widerfahren ist. So, nun kam die Wende, nun
kam.. ist alles einheitlich und jetzt ist unser
Grundvermögen wieder was wert und jetzt sind wir
genauso gleichgestellt wie die drüben, und jetzt
wollen wir alles wiederhaben, jetzt wollen wir eine
Nachentschädigung haben, für die miserablen
bezahlten Scheunen, denn die haben ja unsere
Existenz kaputt gemacht. Ich konnte ja nie wieder
richtig Bauer werden mit meinem Mann, weil doch
nichts da war. In den Altbundesländern hätten wir
solche Entschädigung gekriegt, dass wer uns
woanders hätten nen Bauernhof aufbauen können.
Auf jeden Fall. Aber hier, nichts. Und da hat der
Gesetzgeber natürlich auch so gute Gesetze
gemacht, dass wir keine Ansprüche haben. Wir
haben alle keinen Pfennig nachbezahlt gekriegt,
nichts, alles was zu DDR-Zeit passiert ist, ist
geltendes Recht gewesen und dem zu Folge haben
wir auch alle keine Ansprüche mehr.
AS: Und die Ländereien? Also was damals Lpg war
ist auch nicht zurückgegangen.
KF: Auch die Ländereien. Ne. Was zurückgegangen
ist, also, also was Aufbaugebiet wurde, haben wir ja
25 7 Pfenning pro Quadratmeter gekriegt und ist weg,
da können wir nichts mehr machen, da hat sich die
Stadt Schwedt ein herrliches Schwimmbad drauf
gebaut, hat ihnen ja nichts gekostet der Grund und
Boden.
30
haben, die haben natürlich Pachtverträge zu ihrem
Grund und Boden mit jedem einzelnem Eigentümer
gemacht. Die Eigentümer waren im Grunde
genommen froh, dass Sie weg waren, selber
konnten Sie nicht mehr wirtschaften, die Kinder
waren eh überall verstreut und haben mit
65 Landwirtschaft hier nichts mehr am Hut, weil das ja
keine Tradition mehr hatte in der Familie, geht ja
gar nicht mehr. Womit denn? So, und die Bauern,
die Lpg-en sag ich jetzt mal, die umstrukturierten
haben hier großflächig wie bisher sich das
70 untereinander aufgeteilt und haben so gewirtschaftet
wie zu DDR-Zeiten. Mit dem Unterschied, dass Sie
von den Grundstückseigentümern Pachtverträge
hatten, ja, und haben die Pacht bezahlt einmal im
Jahr und haben den Anteil Wasser- und
75 Bodenverband und die Grundsteuer bezahlt. So hat
jeder Eigentümer gesagt, ok, ich hab jetzt hier nen
Hektar Wiese, dafür kriege ich im Jahr 60 Mark und
das war es, alles andere interessiert nicht mehr.
60
80
85
SG: Also das war auch während der DDR-Zeit?
KF: Ja.
90
SG: Was war das für Boden gewesen?
35
40
45
50
55
KF: Das war wertvolles Ackerland gewesen. Wir
haben ja gerade hier für Tabakanbau und
Gemüseanbau den besten Boden gehabt. Kartoffeln,
Mohrrüben, Blumenkohl, all also, das ist ja alles bis
nach Berlin gegangen. Die Schwedter Bauern haben
ja halb Berlin mit versorgt, Schwedt und Vierraden.
War immer. Ja, wie gesagt, da ist also dann mit
Rückübertragung nichts mehr gewesen, das war die
erste Euphorie, die kaputt gegangen ist. Das war so
1990 bis 1992, wo wir dann gemerkt haben, naja,
nichts mehr. So, die Wiesen, die haben wer ja, da
waren wir ja immer noch im Grundbuch drin, ja.
So, dazu warst du nun mit einem mal Eigentümer.
Da kam dann mit ein mal der Steuerbescheid, dass
du Steuern bezahlen muß, dann kam der Bescheid
vom Wasser- und Bodernverband, das du bezahlen
mußt, jetzt haben die eigentlich schon gesagt, was
ist denn hier los? Ich muß nur zahlen, zahlen für
mein Eigentum, ich kann ja gar nicht mehr
wirtschaften, ich hab gar keine Mähmaschine mehr,
ich hab kein Pferd mehr, ich hab keine Kuh mehr,
also bin ich doch froh, wenn das irgendein Landwirt
nimmt, der das mitbewirtschaftet. Und die
Landwirte aus der Umgebung, die sich entweder
neugegründet haben, oder die praktisch, ähm, die
Lpg-en aufgelöst haben und sich neu formiert
95
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115
149
AS: Also ein richtiges Einkommen hat man mit so
einer kleinen Parzelle auch nicht?
KF: Ne, ne. Und wenn ich Ihnen sage, dass die
meisten eben nur noch zwischen 12 und 15 ha
Eigentum haben. Ihr seht ja die große Stadt
Schwedt, was alles in Anspruch genommen wurde
an Ländereien, was Acker war, was bebaut ist mit
Neubauten, da ist ja bloß noch des Poldergebiet
geblieben, wo Sie Eigentum haben. Und für nen
Hektar gibt es nur mal zwischen 60 bis 75 Mark
Pacht. Wenn ich jetzt noch 10 ha Eigentum habe,
sind das im Jahr 750 Mark, die ich habe, davon
kann ich nicht leben. Ne, davon kann ich meinen
Kindern beiden nicht mal ein Weihnachtsgeschenk
machen jedes Jahr, weil Sie ja andere Ansprüche
haben heutzutage. Ja, so ist die Situation aber nicht
nur bei uns. Es gibt ja auch wie gesagt sehr viele
Eigentümer, die wirklich nur diese eine Wiese
haben und die eben im Jahr wirklich nur 60 oder 70
Mark kriegen und die kaum noch Interesse haben,
hier irgendeine Entwicklung mitzumachen. Die
sagen, macht nur Ärger, Eigentum verpflichtet und
wenn der Staat kommt mit Steuern usw. dann mußte
bezahlen, aber was hab ich denn für Nutzen?
Demzufolge waren, waren!, sehr viele gleichgültig
und haben gesagt, wenn das ein Bauer nimmt und
bewirtschaftet, denn bin ich zufrieden. Nun haben
wir
aber
die
Situation,
dass
dieses
Nationalparkgesetz verabschiedet wurde, dass in
der Übergangszeit die Landwirtschaftsbetriebe, die
hier
gewirtschaftet
haben,
mit
der
Nationalparkverwaltung oder dem Verein der
Freunde, egal mit wem, Verträge gemacht haben
zur Bewirtschaftung nach naturschutzverbindlichen
Maßnahmen. Da haben Sie natürlich jede Menge
Geld für gekriegt, was wir als Eigentümer nicht
wussten. Landwirt X hat mit mir nen Pachtvertrag
über diese Wiese und zahlt mir - ich sag eine runde
Summe - 100 Mark im Jahr. Ja, der Landwirt macht
aber nen Vertag über Vertragsnaturschutz mit dem
Nationalpark, mäht nicht mehr, oder nur einmal,
Interview Karin Fähling, Vorsitzende der Interessensgemeinschaft der Landeigentümer, vom 26.6.2000 in
Schwedt, ca. 75 Min.
und kriegt dafür 600 Mark. Das ist jahrelang
gutgegangen.
AS: Wussten Sie nicht, äh, oder war nicht klar, dass
diese Verträge gemacht wurden, oder wieviel Geld
5 sie dafür bekommen?
KF: Beides nicht. Nee. Also die haben die Fläche ja
innerhalb eines Pachtvertrages vom Eigentümer
bekommen, zu landwirtschaftlichem Nutzen. Die
Verträge waren nicht so ausgeklügelt, dass man an
10 solche Dinge gedacht hat. Wie gesagt, der
Hintergrund war, die meisten waren froh, dass es
überhaupt bewirtschaftet wird und damit ihnen
jemand die Pacht und die Steuern zahlt. Aber das
jemand
damit
richtig
Kohle
macht,
15 Vertragsnaturschutz abschließt, ohne dass der
Grundeigentümer das weiß, was auf seinem Gebiet
passiert, davon war nirgends wo die Rede. Das ist
erst im Rahmen der ganzen Diskussion um den
Nationalpark rausgekommen.
20
AS: Wie viele Landwirte gibts so ungefähr?
KF: Hier in der Gegend?
AS: Sind das ganz wenige große?
KF: Ja, ja. Das sind ganz wenige große, das sind die
Großbetriebe, die also hier in diesem Gebiet, das ist
25 Bertels-Meienburg, das ist Herr Schössler, das ist
Milgeta in Vierraden und des ist Zützen der Schäfer
und in Criewen die Agrar-GmbH. Hmm, können
vielleicht noch ein paar kleine Flächen hier drin
sein und Herr Schramm aus Flevensdorf. Ich sag
30 mal zu dem ganzen Gebiet, was Einzugsgebiet
Schwedt und Umland ist, sind es 10 Bewirtschafter.
AS:
Die
jetzt
Vertragsnaturschutzgelder
einstreichen und davon geht nichts zurück an die
Eigentümer.
35
40
45
50
55
KF: Genau so. Und der Eigentümer weiß ja gar
nicht, auf welchen Flächen Vertrags-Naturschutz
gemacht wird. So, wenn ich jetzt mit unsern Eltern
durch die Wiesen laufe oder mit dem Fahrrad fahre,
die können beide nicht mehr Fahrrad fahren, das ist
eine andere Sache, kommt aber noch mit hin zu,
und sie gucken sich das an, wie die schönen Wiesen
-bis 1955/56 - jetzt verwahrlost sind, wo meterhoch
Distel steht, Brennessel steht, was niemals früher
gewesen ist; die wertvollen Gräser, die wirklich
schützenswert sind und waren, die sind ja gar nicht
mehr da. Jetzt gibt es nur noch minderwertiges
Futter, dadurch dass sie Landwirtschaftsbetriebe ja
schon wenigstens 5/ 6 Jahre diesen VertragsNaturschutz machen. Die haben das Geld
eingekreist, ohne uns Eigentümer was abzugeben.
Jetzt sagen die Landwirte, die Fläche, die ist zu
sumpfig, da mähe ich überhaupt nicht mehr, die
gebe ich auf, hier will ich nicht mehr wirtschaften
und meldet das dem Nationalpark. Und der sagt, ok,
hier hab ich wieder ein schönes Gebiet, wo
Totalreservat werden kann. Das haben aber nur der
Landwirte ausgemacht und der Verein der Freunde
oder die Nationalparkverwaltung. Der Eigentümer
weiß davon nichts. Laut Gesetz steht noch nicht
60 fest, welche Flurstücke von meinem Eigentum sind
denn überhaupt mal vorgesehen als Totalreservat,
wo jegliche Nutzung untersagt ist. Gibt ja schon 7
Jahre dieses Gesetz. Ich weiß es nicht. Die Karten,
die überall ausliegen, sind unterschiedlich. Das
65 Gesetz sagt immer Groben eine Fläche und eine
Hektarzahl, aber ist meine Wiese denn auch
betroffen, weiß ich doch gar nicht.
AS: Also das ist nicht aufgeschrieben? Das Gesetz
ist nicht abgeglichen mit dem Grundbuch?
KF: Nein, nein. Das ist doch der Dreh- und
Angelpunkt. Jetzt will man Flurordungsvertrag
machen, wo diese sensiblen Gebiete ausgetauscht
werden sollen. Na ist ja gut. Aber dazu muß doch
die Grundvoraussetzung dasein, dass jeder weiß,
75 welche Flur und Flurstück ist denn nun betroffen.
Bis heut noch nicht.
70
AS: Das heißt, wenn im Endeffekt ein Ausgleich
stattfindet mit den Bauern, das heißt die Bauern
bekommen zu bewirtschaftende Ersatzflächen, dann
80 bedeutet des, dass.. was bedeutet das für Sie dann?
KF: Das ich gar nicht gefragt werde. Und da gilt der
Paragraph des Nationalparkgesetzes, dass ich
enteignet werden kann. Das heisst, ich habe die
Interessen des Naturschutzes zu dulden. Wenn der
85 Landwirt hier raus geht, dann wirtschaftet er nicht
mehr. Ich weiss ja gar nicht, ist er noch drauf ist,
oder nicht, das sagt er mir nicht, muß er ja wohl
auch nicht. Es redet ja keiner mit mir als
Eigentümer, die ziehen alle nur ihre Vorteile aus
90 dem Eigentum. Aber, äh, mit mir spricht gar keiner
darüber.
AS: Das heißt Sie als Eigentümer bekommen keine
Ausgleichsflächen?
KF: Nö, Moment. Wir haben eingefordert, dass wir
welche
angeboten
bekommen.
Aber
die
Verhandlung, die führen ja doch nur die
Nationalparkverwaltung und die Landwirte, die
wirtschaften. Die führen Sie aber nicht mit mir,
über meine Flächen. Gucken Sie sich mal nur dieses
100 Gebiet an, ja, hier sind 50 Eigentümer. Die
Landwirte haben sich schon längst entschieden, was
Sie hier machen, die haben schon längst ihre
Verträge
in
der
Tasche
mit
der
Nationalparkverwaltung. Ob Sie hier einmal mähen,
105 ob Sie hier zweimal mähen oder gar nicht mehr. Ich
weiß nichts. (klopft erregt im Tackt der Sprach auf
den Tisch). Der Nachbar weiß nichts und der
Nachbar weiß nichts, der hier noch Eigentum hat
95
110
SG: dass ist nicht möglich das in Erfahrung zu
bringen?
KF: Wie, muß ich jetzt da hin rennen und muß das
fragen?
150
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
AS: Eigentlich nicht.
KF: Naja, Eigentum verpflichtet. Eigentum äh, man
muß sich doch kundig machen, ne. Komm ich aber
hin und sage hier ist mein Grundbuch, sagen Sie
5 mir welche Flächen von meinem Eigentum sind
denn nun tatsächlich betroffen, da sind Sie noch
nicht so weit.
SG: Wenn man mal nachfragt, dann können sie es
einem nicht sagen?
KF: Ja, das fehlt. Das ist aber die
Grundvoraussetzung, die immer noch fehlt. Aber
das ist natürlich ein schlauer Hintergedanke.
Dadurch, dass Sie so die Praxis seit Jahren
betrieben haben, verlieren immer mehr Eigentümer
15 die Lust an ihrem Eigentum, weil Sie ja nur Ärger
damit haben. Und sie können doch selber nichts
bewerkstelligen. Ja, ist so.
10
AS: Wurden Sie von Anfang an irgendwie beteiligt
in den ganzen Nationalparkplanungen?
20
25
30
35
40
45
KF: Äh, wir Eigentümer sind nicht beteiligt worden,
überhaupt nicht, und überall, wo Veranstaltungen
gewesen sind, ab 1993/94 bin ich aufgetreten, weil
ich ja Vorsitzender der Interessensgemeinschaft der
Landeigentümer bin, und habe davor gewarnt, dass
praktisch diese Enteignung, die mit uns, das ist ja
eine schleichende Enteignung, vorgenommen wird,
praktiziert wird. Da gibts Materialien, da gibts auch
Tonbandaufnahmen, wo ich das auch wörtlich in
großen Veranstaltungen gesagt habe, dass was
Hitler nicht geschafft hat und das was Honecker
nicht geschafft hat, das schafft der jetzige Staat mit
uns, durch dieses Nationalparkgesetz. Das haben
mir sehr viele übel genommen, aber seit einem Jahr
stehen mehrere auf meiner Seite und sagen, Fr.
Fähring, das was Sie damals gesagt haben, wo wir
drüber gelacht haben, das ist ja bitterer Ernst. Und
jetzt ist es so. Ich hab überall hingeschrieben, ich
hab stapelweise von Nachweisen, dass wir uns
gewehrt haben als Eigentümer, und dass wir gehört
werden wollen. Wir wollen Flurordnungsverfahren.
Sie haben gesehen, wir wirtschaften noch. Ich
möchte gerne meine Wiesen - 6 ha die ich hier habe
- auch gegen Ackerland tauschen. Ja aber ich kann
kein Ackerland in Criewen oder sonstwo
gebrauchen, ich möchtet hier in der Umgebung
haben. Da, wo ich schon Eigentum noch nutzen
kann. Da drauf geht man überhaupt nicht ein.
AS: Also Flächenzusammenlegung..
KF:..wie man eigentlich eine Flurordnung macht
50
AS: Wie bei einer Flurbereinigung ungefähr..
KF: Jaja, und das wäre auch unsere Vorstellung.
Die haben wir auch seit 1993/94 schriftlich dem
Amt und der Regierung angeboten, dass wir gesagt
haben, bitte, wir sind bereit, wenn feststeht, welche
55 Flächen sind sensibel, dass wir dann eine
Tauschfläche kriegen, aber in der Region. Nicht
sonstwo. Wir haben nun ja gerade nen Trecker, aber
die andere Nachbarn haben keinen mehr, die fahren
dann mit Moped oder mit Fahrradanhänger und
60 holen sich für ihre Kaninchen Gras. Das können Sie
aber dem 80jährigen Herrn Witte nicht mehr
zumuten, das der bis nach Criewen fährt mit dem
Fahrrad, um sich für seine Kaninchen jeden Tag
frisches Gras zu holen. Das geht ja wohl nicht. Aber
65 das ist die lautende Praxis. Das ist eben ohne
Einbeziehung von Anfang an ohne die Eigentümer
gemacht worden.
AS: Ähm, das ist Ihr wichtigstes Anliegen im
ganzen Ding um den Nationalpark, das ist Ihr
70 persönliches Hauptinteresse.
KF: Nicht nur meins. Es sind ja auch viele weitere
Mitstreiter jetzt schon, die mitgekriegt haben,
Mensch, das kann doch nicht wahr sein, wir wollen
für unsere Kinder ja auch noch ein bisschen
75 erhalten. Jetzt sind ja nicht alle die verkaufen und
sagen, also 4.000 Mark für den Hektar und dann ist
gut. Da gibts den größten Zank und Streit in den
Familien, was über 100 Jahre im Familienbesitz ist,
wird auf einmal so verkloppt, ja gut, dann will jeder
80 was von dem Kuchen haben und dann zerplatzt die
Seifenblase. Oder die liebe Oma verkauft ihre 10 ha
und schenkt dem Enkel dafür ein Auto und der setzt
es an einen Baum, des wars denn, und die ganze
Familie ist wütend. Das sind die Beispiele hier aus
85 der Praxis, das Sie alle gesagt haben, so kanns ja
auch nicht sein, ne. Aber die Flurordnung richtig
betrieben wäre praktisch eine Alternative.
AS: Ist es dafür schon zu spät oder ist es eine
Sache, die nur umgesetzt werden müßt, die auch
90 jetzt noch möglich wäre?
KF: Äh, der Gesetzgeber will ja jetzt ein
Flurordnungsverfahren machen.
AS: Also das kommt jetzt...
KF: Aber nicht so, wie es eigentlich üblich wäre,
das gibt ja in der Flurordnung verschiedene
Paragraphen und den Paragraph 87, den die
Regierung
im
Land
Brandenburg
jetzt
vorgeschlagen hat, das ist aber der Paragraph, der
denkbar ungünstig ist, weil der die Enteignung ganz
100 eindeutig vorsieht. Es gibt aber auch nen
Paragraphen 91 in der Flurneuordnung unter dem
Gesichtspunkt des Naturschutzes. Warum macht
man den nicht? Warum macht man nicht
entsprechend Paragraph 1 des Flurordnungsgesetzes
105 den freiwilligen Landtausch, so wie es eigentlich
gewollt ist? Da muß ich gefragt werden als
Eigentümer und nicht der, der gerade nutzt. Man
einigt sich doch nur um Ruhe zu haben, damit keine
Landwirtschaftsbetriebe in Größenordnung kaputt
110 geht, mit denen die hier wirtschaften. Ich spiel da
gar keine Rolle, ob ich da mitmache.
95
AS: Also, es wird auf Arbeitsplätze geachtet
sozusagen, von wegen Landwirte Arbeitsplätze,
aber...
151
Interview Karin Fähling, Vorsitzende der Interessensgemeinschaft der Landeigentümer, vom 26.6.2000 in
Schwedt, ca. 75 Min.
SG: nicht auf die Eigentümer
KF: Nee, nicht für Eigentümer.
SG: Und da ist auch – sie haben gesagt, seit 1993
sind sie da aktiv - da ist in diesen letzten sieben
5 Jahren auch kein Entgegenkommen, kein Auf-SieZukommen.
Keiner, das kann mir auch das Gesetz nicht
verbieten. Ja, und wenn nun gerade mal neben an
bei dem Verein der Freunde seine Fläche nochmal
60 von dem Dünger da rauf fällt, ja, dann hat er Pech
gehabt. Sö können wir es auch machen.
AS: Womit wahrscheinlich weder ihm gedient wäre
noch dem Nationalpark.
KF: Nein, nichts.
SG: Weder von der Nationalparkverwaltung noch
von anderen Vereinen.
KF: Naja, die Nationalparkverwaltung hat ja auch
schon eingesehen, dass es eigentlich besser wäre
mit den Eigentümern gemeinsame Sache zu
machen, aber ... wir sind einfach noch nicht zu Potte
gekommen, und denk mal nicht, dass ich denen
15 hinterher renne, also das ist nicht meine Aufgabe,
die wollen doch was von mir. Wenn Sie sich ein
Haus bauen wollen und sich ein Grundstück
ausgucken, dann gehen Sie zu dem Eigentümer hin
und verhandeln mit dem darüber, oder nicht?
KF: Eben.
65
10
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45
50
KF: Nöö.
70
AS: In der speziellen Bewirtschaftung kommen
dann noch mal die nächsten Konflikte, denk ich
mir. Entweder..
KF: Ich kann jetzt ganz hart zum Landwirt sagen,
pass auf, des ist meine Wiese und jetzt wirst du das
55 hier regelmäßig mähen. Und ich gehe selber raus
und streue hier Dünger. Wer will mir das verbieten?
AS: Soweit ich Sie richtig verstanden hab, geht es
tatsächlich um den Umgang miteinander...
KF: Ja, ja.
AS:...die Aushandlungsprozesse..
KF: Ja, ja.
AS: Wie sich verständigt wird, oder eben nicht.
AS: Auf jeden Fall.
KF: das ist des normalste der Welt, ja, so, noch eine
Sache, ich hab da noch was vergessen. Wo wir
dabei sind wegen der ganzen Bewirtschafterei. Der
Nationalpark hat ja schon viele Flächen aufgekauft,
wisst ihr ja. Anhand dieser Sache. Es ist hier
Eigentümer der Nationalpark und hier ist er
Eigentümer, dazwischen sind zwei Private, dann
kommt wieder der Nationalpark, denn kommen mal
drei, vier Private. Jetzt sagt doch der
Landwirtschaftsbetrieb, ich kann ihnen das ja auch
gar nicht verübeln, die Privaten wissen ja eh nicht,
wo ihre Grenzen sind, der Nationalpark diktiert mir,
dass ich das so und so mache, also wird es so
bewirtschaftet, wie es der Nationalpark will. Hier
hab ich doch auch schon wieder keinen Einfluß
drauf. Richtig wäre ja, dass man hier wieder
Grenzsteine setzt und sagt, Moment mal, wenn hier
der Nationalpark das Sagen hat oder der Verein der
Freunde, der jetzt Eigentümer im Grundbuch ist,
dann muß der seine Grenzen herstellen und sagen,
so, das ist mein Eigentum und das wird so
bewirtschaftet, wie ich es will. Ich hingegen habe
andere Wirtschaftsvorstellungen und möchte, dass
meine Wiese zweimal gemäht wird. Dazu kann ich
den Landwirt zwingen, anhand meines Vertrages,
den ich mit ihm habe. Aber der sagt, hör mal eure
Grenzstreitigkeiten, die müsst ihr aber alleine
aushandeln. Und der Nationalpark sagt, das wird ja
eh alles mein, ob sie jetzt wollen oder nicht. Tja.
AS: Darf ich nochmal zurück fragen, mit dem
Nationalpark grundsätzlich haben Sie keine
Probleme?
KF: Eben nicht. Weil sie sich mit uns Eigentümer
überhaupt nicht verständigen. Wir sind doch nur
lästiges Beiwerk und irgendwann werden die es
schon mal aufgeben die ganzen kleinen Eigentümer,
was wollen die denn überhaupt. Erstmal ist der
80 große Eigentümer jetzt der Verein der Freunde,
dann haben wir noch die Treuhand und dann haben
wir die Kirche. Da hab ich ja auch ein bisschen
Einblick wer Länderein hat, weil das ja mein
hauptsächlicher Arbeitgeber ist. Ja und die paar
85 Privaten da, irgendwann werden wir mit der Fähling
auch keine Probleme mehr haben, irgendwie
kriegen wir das auch schon hin. Aber das ist nicht
das vorrangige Problem. Was wollen die denn, die
Eigentümer? Laut Gesetz haben sie sich
90 unterzuordnen, haben sie die Interessen des
Naturschutzes zu dulden, so stehts im Gesetz, die
brauchen ja gar nicht mit mir.
75
SG: Also absolut keine Einbeziehung?
95
KF: Nö, sie müssen sich doch gar nicht den
Aufwand machen, zu den einzelnen Eigentümern
hin. Sie haben doch ein perfektes Gesetz.
AS: Wie würden Sie sich das wünschen, also das
mit der Flurordnung haben Sie angesprochen, wäre
das das Wichtigste, oder...?
KF: Ja, aber eine Flurordnung auf freiwilliger Basis.
.. Der freiwillige Landtausch. Die müssen zu mir
kommen und müssen sagen, also anhand ihrer
Grundbuchunterlagen wissen wir, dass Sie 6 ha
Grünland in dem Gebiet haben, von den 6 ha sind 4
105 ha, die wirklich sensibel sind, die wir nicht mehr
bewirtschaften möchten - sie bekommen 4 ha
Ackerland. Hier irgendwo in der Umgebung. Ich
würde sagen ok, welche Flächen habt ihr, dann
können wir das machen. Aber nicht mit einer
100
152
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
Bewertung, also hier ist das ja alles so minderwertig
jetzt, jetzt mit ein Mal, die Wiesen sind ja jetzt so
minderwertig und den Acker, den ich kriege, der ist
so wertvoll, ja, wenn ich jetzt 4 ha aufgebe, hab ich
5 vielleicht die Chance 2 ha Acker wieder zu kriegen
....
AS: Also es wird auch nicht 1:1 getauscht, sondern
irgendwas, sondern...
KF: Ne, ne, ne.
10
AS: Und die Bodenqualität hat sich durch
Naturschutzmaßnahmen schon verändert und
dadurch hinkt der Vergleich auch?!
Vorfahren, ist eine Kulturschaft und überall sagen
se, das ist Nationalpark das ist Betrug am
Steuerzahler und Betrug an die ganzen EG oder wer
da alles Geld für gibt. .. Ich hab zum Beispiel Wald.
Drei Hektar Wald ist mein Eigentum in Hohenfelde.
Diese Fläche ist ausgewiesen als Erle, als
60 Erlenwald. Quatsch, gibt es hier gar nicht mehr, gibt
es gar nicht. Das ist eine Kiefernschonung, die vor
15 Jahren erst gepflanzt wurde, ja, und da macht
man so einen Unsinn. Das ist eigentlich dass, was
mich so traurig macht, das des ganze Gesetz auf
65 Lug und Betrug aufgebaut ist.
55
AS: Des wär ja ganz schon, nur leider ist es nicht
so.
KF: Ja.
SG: Und wie Sie gesagt haben, verschlechtert auf
15 jeden Fall die Qualität?
KF: Ja, ja, ja. Und nur das Beispiel von meinem
Wald, wie der in der Karte ausgewiesen ist und im
70 Tatsächlichen aussieht, ja.
KF: Eben. Und das wird von Tag zu Tag schlimmer
und von Jahr zu Jahr.
AS: Also ist das auch aus Ihrer Sicht überhaupt kein
sinnvoller Naturschutz, den die da machen?
20
KF: Nö.
AS: Also einfach nicht mähen und dann kommen
zuerst die Brennesseln und...
KF: Ne, ne. Und wir haben ja jetzt schon jede
Menge Wildschweine und Hochwild drin, die
25 praktisch die Deichanlagen zerstören. Das ist noch
nie gewesen. Aber im hohen Schilf und in den
Brennesseln, ja, da sind die eben.
AS: Deichanlagen, waren das früher in der Gegend
Gemeinschaftsaufgaben, die..
KF: Ja, ja. also die Alten erzählen noch von
Deichläufern, die regelmässig, oder Deichgräber,
die wirklich von der Allgemeinheit bezahlt worden
sind, die haben das ganze Jahr nur das in Ordnung
gehalten. Da hat jeder private Grundbesitzer hat da
35 seinen Obolus bezahlt.
SG: Meinen Sie, das ist einfach, dass sich die Leute
nicht genug informiert haben?
KF: Ne, das ist einfach der Betrug. Es sind einige
handvoll Leute, die mit diesem Ding Nationalpark
75 unheimlich viel Gelder rangeschafft haben. was
alles auch richtig sein soll, aber unter
Vorausssetzungen, die keine rechtliche Grundlage
haben, was wirklich, wie ich sage, Lug und Betrug
ist. Und das so viel da mitspielen, ja, höchste
80 Regierungsangestellte bis sonstwo hin, anstatt
einmal diese Fördermittelbescheide, das alles mal
zu überprüfen, vor Ort zu überprüfen. Wofür haben
die denn diese Millionen ausgegeben, ja?
85
30
AS: Nochmal kurz zu dem Naturschutz, weil Sie
auch vorhin angemerkt hatten, es ist eigentlich ein
Kulturland, aber es war eine sehr gut angepasste
Kulturlandschaft.
40
KF: Ja.
AS: Also meinen Sie, von dem Gedanken eines
Naturschutzes her, also eines Naturschutzes das
Beste für eine Landschaft zu tun, war eigentlich
dieses Prinzip ganz gut?
KF: Ja, aber der Schutzstatus war zu hoch
angesetzt. Hätte man hier raus einen Naturpark
gemacht oder eine Biosphäre, das wäre ganz
phantastisch geworden und das hätte bestimmt nicht
solche Konflikte gegeben. Aber gerade weil man ja
50 das Höchste wollte, die höchsten Gelder abgezogen
hat von überall, ja. Und das ist der größte
Schwindel und Betrug. Das ist Etikettenschwindel.
Die Landschaft, die so gestaltet wurde von unseren
SG: Sie sagen, dass die Gelder der Region auch
wirklich zugute gekommen sind oder ist das durch
so spezielle Kanäle geflossen, also gab es, gibt es
eine positive Entwicklung auch für die gesamte
Region dadurch, wirtschaftlich?
KF: Es werden wahrscheinlich einige, also einige
Landwirtschaftsbetriebe haben davon gelebt. Das
hab ich Ihnen ja schon gesagt. Wenn die 600 Mark
je Hektar kriegen und ernten auch noch, die haben
ja auch geerntet, die haben ja Nutzen davon gehabt,
und zahlen aber nur 60 Mark Pacht, da ist das,....
95 und lassen wir ruhig noch 40 Mark Grundsteuer
und, und, und, da haben die pro Hektar wenigsten
500 Mark gut gemacht und das über Jahre. Ich
mein, diese Betriebe haben schon nen Vorteil
gehabt. Muß man so sagen.
90
100
ABBRUCH,
KASSETTE
45
DA
SEITENWECHSEL
DER
AS:..ja zu den Flächenkäufen.
105
153
KF: Ja, ne, zu den Flächenkäufen. Hier haben Sie
ein paar aufgekauft, das ist ok. Aber es wurde jede
Menge Land im Aussenbereich aufgekauft, die
überhaupt nichts mit der gesetzlichen Grundlage zu
tun haben. Der Verein der Freunde hat alles
Interview Karin Fähling, Vorsitzende der Interessensgemeinschaft der Landeigentümer, vom 26.6.2000 in
Schwedt, ca. 75 Min.
5
10
15
20
25
aufgekauft, was die Leute ihm angeboten haben.
Wenn Oma Müller gekommen ist und gesagt hat,
hier sind drei Wiesen, aber ich hab da oben noch ein
Acker und da oben noch nen Acker, wenn, dann
muß alles weg. Da haben die gesagt ok, machen
wir, kaufen wir - alles gekauft. Demzufolge, hat
jetzt der Verein der Freunde äh, ein Problem. Die
haben jede Menge Flächen aufgekauft, die keiner
haben will. Die keiner im Rahmen eines
Flächentauschs nimmt. Und das ist diese
Ungesetzlichkeit, was ich auch dem Verein der
Freunde vorwerfe. dass sie praktisch, ähm, na ja,
ich kanns auch an Beispielen beweisen, äh, mit
unredlichen Sachen den Leuten den Grundbesitzern
abgegaunert haben. ist so, da gibt es genügend
Beispiele für, das Sie eben zu den Leuten,
hauptsächlich älteren Leuten hingegangen sind und
gesagt haben, das ist jetzt ein Gesetz, das ist
Nationalpark und nu verkauft es mir. Naja, und im
Grundbuch ist das und das noch dazu gewesen,
dann wurde alles verkauft. Der Gesetzgeber hat das
aber nicht so gemeint. Das Gesetz ist ja fürs Gesetz
des
Gewässerrandstreifensystem
bereitgestellt
worden, und die Flächen sind bis heute noch nicht
aufgekauft, die wirklich sensibel sind. Das ist schon
mal ein ganz großer Betrug und da hat man kein,
keine Macht und hat überhaupt keine Möglichkeit,
das zu revidieren.
AS: Also die Flächenaufkäufe wurden begründet
30 mit dem Argument, das fürs GewässerrandstreifenProgramm gedacht war und das wurde auf andere
Naturschutzflächen....
KF: Nicht nur Naturschutzflächen, sondern auch
Flächen, die überhaupt nicht Naturschutz-relevant
35 sind.
schimpfen. Ich kann auf die Landwirte schimpfen,
die ohne mein Einverständnis einfach da, äh,
60 Sachen abziehen, von denen ich nichts weiß - und
ich kann da auch m Nationalpark sagen, also pass
mal auf, du hast hier nichts zu suchen. Aber was
nützt das? Das sind beide praktisch meine Partner,
die sich aber nicht mit mir in Verbindung setzen.
65 Vergiß das.
AS: Also, mal eine Einladung zum Runden Tisch
gibts nicht?
70
75
80
85
90
ABBRUCH wegen Telefonanruf
95
KF: ..Natuschutzmaßnahmen unterliegen, das ist
des Problem. Äh, hätten Sie, gab wohl eine
Möglichkeit, dass Sie des durften, aber mit dem
Hinweis, dass Sie das innerhalb von drei Jahren
tauschen müssen mit solchen Flächen, die eben
Naturschutz-relevant sind. Aber wer prüft das? Das
45 ist auch nicht passiert. Dieser interne Flächentausch
zwischen dem Verein der Freunde, der praktisch
außerhalb
Naturschutzmaßnahmen
Flächen
aufgekauft hat, ja, der Austausch ist ja auch nie
passiert. Und das ist ein Hammer, dem man, äh,
50 gegenüber den einfachen Steuerzahlern glaube ich
nicht verantworten kann.
40
AS: Wieviel Energie nimmt da der Konflikt der
Auseinandersetzung? Also ich hab den Eindruck,
dass es des schon, also die Wogen ziemlich
55 hochgehen, also schon ziemlich polarisiert.
KF: Ja, ja. Na ja, das sind ja zum Teil auch wichtige
Hintergründe. Ich meine, ich kann jetzt auf beide
100
105
110
115
154
KF: Nö, uns Eigentümer, offiziell haben Sie uns
noch nicht eingeladen. Wenn ich von alleine zu
solchen Sachen hingehen würde und auch mal
auftreten würde, und auch mal ein kleines bisschen
mit Stimmung machen würde, wird das auch gar
nicht gehört werden. Will ja auch der Gesetzgeber
nicht. Wir sind enteignet. Und da können wir
machen, was wer wollen. Ja, was Honecker nicht
geschafft hat und Hitler nicht geschafft hat, diese
SPD-Regierung hats geschafft. Mit dem Gesetz.
Und natürlich auch ein paar Leute aus den
Altbundesländern, die da kräftig mitgemischt haben
und noch mitmischen, nur um praktisch hier
gewisse Vorteile zu haben. Denn äh, das kann sich
nie lange so halten. .. Das System, das wir hier als
Stadt und anliegende Dörfer auch leben können, da
muß dieses System der Flutung und der
Bewirtschaftung eingehalten werden. Deswegen
wäre es auch wichtig, dass wirklich Biologen von
Grund her das mit aufarbeiten. Und noch ganz
andere Studiengruppen mit ran gehen.
AS: Also Sie sehen für Schwedt eine Zukunft und
vor allem auch wieder mit der Landwirtschaft, was
ja jetzt momentan absolut zurückgefahren wurde?
KF: Jaa, denn die Landwirte, die in der Umgebung
sind, mit denen haben wir ansonsten eigentlich ein
gutes Einvernehmen, ja, die sollen hier auch weiter
leben. Nur so ist unsere Landwirtschaft schön. Mit
der Bewirtschaftung, ja, und das ist auch eben, wie
Sie ja an unserem Hof sehen - mitten in der Stadt son kleiner Bauernhof ist was niedliches, was
schönes. Und da kann man sich dran erfreuen. Und
so kann man sich auch in der Stadt an der
Landwirtschaft ringsherum erfreuen. Auch, wenn
wir hier ein großes Pck haben, eine Papierfabrik,
das ist alles einvernehmlich zu lösen. Aber, wenn
hier keine Landwirtschaft mehr drin ist und wenn
hier Sumpf und Dreck, sag ich jetzt mal so, vom
Hochwasser, alles so stehen bleibt, ja dann werden
unsere Leute, die hier alle gebaut haben, bald die
Nase voll haben und hier wegziehen. Und wenn der
große Betrieb, PCK, hier praktisch seine Leitung
nicht mehr betreiben kann, das nicht mehr machen
kann und sagt, na hier, ich hab ja 10 Jahre meine
Kohle gemacht, fünf Jahre mach ich noch und dann
weg, .. dann können wir das alles zuschütten. Und
der Tourismus, der boomt hier nicht. Die Leute, die
sich diese Natur angucken, die kommen mit
Fahhrad oder mal mit Auto und lassen das stehen
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
und sind ein Tag drin. Denn haben Sie genug
gesehen und fahren wieder woanders hin.
SG: Also der Tourismus ist keine Alternative?
KF: Ne.
5
AS: Die PCK ist hier der Hauptarbeitgeber in der
Region?
KF: Ja.
AS: Und danach folgt Landwirtschaft und ......?
10
KF: Landwirtschaft, Papierfabrik, natürlich auch ein
paar Verwaltungsgremien, sind ja jetzt hier auch
ansässig, ja.
AS: Und der Naturpark, wieviel Arbeitsplätze gibt
es darin?
KF: Zehn.
15
AS: Zehn. Einschließlich oder ausschließlich
Verwaltung?
KF: Mit Verwaltung.
AS: Mit Verwaltung zehn.
KF: Also zehn bis 12, mehr haben Sie gar nicht
bewilligt gekriegt. Alles andere läuft wohl über, äh,
ABM-Maßnahmen. Von Jahr zu Jahr anders, aber
äh... Und das werden auch nicht viel. Reden Sie mal
mit den Leuten, die haben auch Angst vor dem Jahr
2001/ 2002, wenn ihre Verträge auslaufen. Das
25 heisst, hier ist ein Landstrich, der nicht
bewirtschaftet wird, wo (...?)
20
AS: Angefangen, und nichts zu Ende bekommen.
KF: Ja
30
AS: Wissen Sie, mir fällt des grade so ein, wie das
auf der anderen Seite in Polen funktioniert? Also
die müssen ja auch so ähnliche Probleme haben,
oder nicht?
KF: (Herzhaftes Lachen) Ja, sehen Se, das ist auch
ein Problem. Das ist genau das Problem. Hier wird
35 alles geschützt, hier darf keiner mehr mähen, hier
darf keiner mehr angeln, dann fahren Sie eben mit
dem Auto rüber oder mit dem Fahrrad und setzen
sich an einer anderen Seite hin, da ist alles erlaubt.
AS: Aber es ist doch genauso Nationalpark?
KF: Aber natürlich, aber natürlich. Aber da ist das
Gesetz nicht. Und die Deutschen können wohl kein
Gesetz machen über polnisches Gebiet. Aber man
hat in den Plänen das alles wunderschön mit
einverleibt. Damit es auch ein internationaler Park
45 wird. Hat der Vössing das nicht so geschrieben
„internationaler“?(...?)
Der
Internationalpark
Unteres Odertal. So, und hat er nämlich voll die
polnischen Gebiete mit einverleibt. Das ist eine
ganz hochsensible, politische Sache, was man sich
50 da geleistet hat, ja. Da hat der in den Grenzen
Deutschlands von 1945 gedacht und des alles unter
Schutz gestellt.
40
AS: Und war des Vössings Initiative oder waren des
polnische Partner, die da Naturschutzinteressen
55 hatten?
KF: Ne, des ist nur Vössing und die paar polnischen
Partner, die eventuell mal sagen , wir würden sowas
auch machen, die wollen nur die Fördermittel und
das Geld haben. Weil ja Polen, weiss ja jeder, noch
60 ziemlich unten ist. Das ist der Hintergedanke. Und
die haben gesehen, hier in die Region sind
Millionen geflossen, ach , da könnten wir doch auch
was abzwacken.
65
AS: Die haben aber auch eine gesetzliche
Grundlage, oder nicht?
KF: Also das weiß ich nicht so genau, aber noch
kann man da drüben überall angeln und noch kann
man mit dem Auto bis vorne hin fahren und nicht,
wie wir als Eigentümer, das muß ich auch mal
70 sagen, eine Schande das ist, das ich Anträge stellen
muß, um zu meinem eigenen Eigentum zu kommen,
ja. Da muß ich ein Schlüssel für eine Schranke mir
holen und muß das immer bei mir haben, damit ich
auch mal zu meiner Wiese fahren kann mit dem
75 Trecker, oder mit dem Auto. .. Das müsste man sich
mal auf der Zunge zergehen lassen, wie man als
Eigentümer behandelt wird....
AS: „Der Inhaber ist berechtigt, im Rahmen seiner
dienstlichen
Aufgaben
das
Gebietes
des
80 Nationalparks mit Kraftfahrzeugen zu befahren.“
SG: Also nur, wenn Sie nen Antrag stellen,
bekommen Sie den Schlüssel und den Ausweis?
KF: Ja, ja. Aber andere Eigentümer, die eben keinen
Trecker mehr haben oder nichts, die kriegen auch
85 keinen Schlüssel. Die können auch nicht mehr mit
ihrem Auto zu ihrer Wiese runter fahren und
gucken, ob des ordentlich bewirtschaftet wird. ...
Tja, und des schon seit 1993, muß man sich mal
überlegen. Ne, 95 haben Sie die Schranken
90 gemacht.
AS: Aber es macht ja Sinn, dass nicht jeder mit dem
Auto..da runter fährt.
KF: Von der Sache her ist es nicht verkehrt, denn
äh, wenn die Schranken nicht wären, ich denke, da
95 wäre mächtig Vandalismus. Denn wir kennen ja die
lieben Touristen, die denn mal fahren, da wären die
Deiche stets voller Fahrzeuge, da könnte man mit
der Landwirtschaft gar nicht mehr durchfahren.
100
AS: Lagerfeuerchen auf dem Deich und Wege und
Camping und...
KF: Ja, ja, ja.
SG: Also, allgemein gut, bloss die Eigentümer
sollten vielleicht doch dauerhaft mit dem Schlüssel
105
155
KF: Aber früher ist das ja auch nicht gewesen. Aber
wenn man was verbietet, schürt das natürlich auf
der Gegenseite andere Ideen, was dann gemacht
wird...
Interview Karin Fähling, Vorsitzende der Interessensgemeinschaft der Landeigentümer, vom 26.6.2000 in
Schwedt, ca. 75 Min.
SG: Wie meinen Sie das jetzt?
KF: Naja, dass jetzt sich auch Gruppen praktisch
schon damit beschäftigen, was Sie da alles anstellen
können, um das kaputt zu machen, um zu zerstören.
5
AS: Ja, Druck erzeugt Gegendruck.
KF: Ja. Jetzt denke ich doch, habe ich doch schon
das meiste gesagt. Ich hoffe, das ist verständlich
gewesen.
AS: Ja, und sehr informativ auf jeden Fall. Aber
10 eine kurze Frage noch: Sie haben gemeint, zu DDRZeiten sind sehr viele weggezogen. ist jetzt in den
letzten 10 Jahren auch noch mal..., sind die Leute
weggezogen?
unter naturschutzfachlicher Anleitung, das zu einer
ordentlichen Landschaft werden zu lassen. ... Aber
55 nicht diese Spinnetismus und das isn Spinnetismus,
hier sämtliche Bewirtschaftung zu untersagen. Also
die Sachen sind fachlich überhaupt nicht fundiert
und ich denke auch wissenschaftlich überhaupt
nicht vorbereitet. Denn man muß überhaupt wissen,
60 wie dieses ganze Gewässersystem der Flutung Hochwasser - wie sich alles das auswirkt.
AS: Das ist ja alles noch nicht fertig.
KF: Das ist alles noch nicht fertig. Und wie kann
man so ein hartes Gesetz machen, ohne solche
65 fachlich fundierten Grundlagen?
AS: Ja ganz kurz, sind da nicht Wissenschaftler
gekommen, die ...
KF: Ja, ja.
15
AS: Beziehen Sie das auch auf den Nationalpark
oder andere Gründe?
KF: Ja, ja. Mit auf den Nationalpark, weil der
Nationalpark
eindeutig
die
wirtschaftliche
Entwicklung mit hier hemmt. Und alles nur wir uns
20 mit Gewalt, sag ich jetzt mal, erstreiten müssen.
Durch diese Konflikte, jaa, dass man auftreten muß
und sagen muß, wir wollen hier weiter wirtschaften
oder das die PCK-AG jede Menge Eingaben macht,
dies und jenes, Unterschriftensammlungen macht
25 gegen diesen Schutzstatus. Wir können alle mit
einer Biosphäre leben, aber nicht mit diesem
Schutzstatus Nationalpark.
KF: Ach, naja gut, Auftraggeber. Ne? Und wenn
jetzt mal die andere Seite, die Gegner des
70 Nationalparks anfangen und sagen, Moment mal,
ihr habt doch das nicht und das nicht untersucht,
und wir müssen jetzt praktisch ein Gutachten in
Auftrag geben vom andern, das kostet alles Geld.
AS: Dann hat man Gutachter gegen Gutachter...
KF: Und, denn kann es immer noch sein, das die
Regierung kurz vor der Sommerpause ein Gesetz
durchpeitscht, was wir gar nicht (....?) so ist es doch
passiert. Das Gesetz ist ja richtig durchgepeitscht
worden, im Landtag, wo viele nicht mehr anwesend
80 waren.
75
SG: Also ist dieser, dieses Label, diese Überschrift
der größte Konfliktpunkt?
30
KF: Ne, des ist noch nicht. Das Nationalparkgesetz
95/ 96 war des, nicht. Das ist ja auch son linkes
Ding gewesen.
KF: Ja, ja. nicht nur für uns Eigentümer, ich denke
auch für alle, dieser Schritt - Begründung eines
Nationalparks, ein Schritt zuviel war.
AS: Und der Frieden in der Gegend ist insgesamt
gefährdet, so stimmungsmäßig?
35
AS: Diesen Paragraph 87 meinen sie jetzt?
KF: Ja, ja.
AS: Also es ist alles son bisschen vergiftet zur Zeit?
AS: Also auf politischer Ebene, noch mal
zusammenfassend, läuft grad so ziemlich alles
falsch. Ähm, die Betroffenen werden nicht mit
einbezogen, nicht genug einbezogen, die
Aufklärung findet nicht statt, ähm, was wars denn
90 noch... Und das Ganze ist zu wenig fundiert.
85
KF: Ja, ja.
KF: Ja, das würde ich als ersten Schritt sagen.
AS: Und was wäre Ihnen lieber, dass das Thema
ganz schnell fertig vom Tisch kommt...?
KF: Ja, ich denke, es würde für jede Familie
innerlich wieder ruhiger werden. Man weiß halt, des
geht doch in gemäßigstem Schritt und nicht mit
Eiltempo. Das wird hier geschützt und wir können
denn auch wieder da ordentlich spazieren gehen und
45 wir können uns dran erfreuen, dass die Wiesen
regelmäßig gemäht werden, das auch wieder die
Vögel herkommen, die gar nicht mehr da sind, die
man eigentlich schützen wollte, ja. Das das wirklich
wieder eine blühende Landschaft wird.
AS: Ja, und dass das auch nicht der angepasste, für
die
in
der
Region
der
angepasste
Naturschutzmaßnahmen sind?
40
50
SG: Ja, das wär zu wünschen.
KF: Und ich denke die Landwirte würden ihren
Beitrag schon dazu leisten, das auch wieder, auch
95
KF: Ja, ja, genau,
Kulturlandschaft ist.
weil
das
eben
eine
AS: Also, Perspektive für die Region wäre, die
Kulturlandschaft...
KF: zu erhalten, ein anderen Schutzstatus zu
wählen, ja, und ich denke, dann würde hier auch
wieder Frieden herrschen. Und das würde schön
werden. Und wir könnten hier auch wieder Leute
begeistern, die irgendwie da gerne herkommen und
auch hier arbeiten wollen. Ob nun in der
105 Landwirtschaft, die haben ja nun nicht mehr so viel
100
156
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
Plätze, aber es gibt ja auch genügend andere
Sachen, die man machen kann. Bloß die großen
Investoren kommen aus den Altbundesländern,
wenn die hören, Mensch, da ist Nationalpark,
5 Mensch,
da
ist
irgenwas
mit
Naturschutzmaßnahmen, nee, dann gehen wir lieber
woanders auf de grünen Wiese und machen da
unser Ding. Und das haben Sie gepackt und wir
sind wirklich hier am letzten Ende der Welt. Da ist
10 keine Entwicklung weiter. Ich hab ja viel mit
solchen Leuten zu tun, da ich ja auch für die
kirchlichen Ländereien hier zuständig bin, hier
haben sich schon sehr viele vorgestellt, Mensch,
hier könnte man was aufbauen, hier könnte man
15 was machen. Denn haben Sie ein Rückzieher
gemacht, gesagt, nee mit dem Nationalpark und den
Auflagen an Umwelt, und, und, und. Nein danke.
AS:
Meinen
Sie
mit
der
Überschrift
Biosphärenreservat wäre das schon etwas
20 einfacher?
25
30
35
KF: ist doch aufgelockerter, ja. Ich meine auch mit der
Biosphäre hat man seine Probleme, aber mit denen kann
man besser reden. Weil das doch nicht son harter
Schutzstatus ist, nicht, da lässt sich mehr verhandeln und
aushandeln. Und ich bin ja auch immer noch der
Meinung, dass man hier einzelne Inseln schaffen kann,
wo wirklich der Mensch nichts mehr machen sollte, weil
eben bestimmte Bodenbrüter da sind. Oder wo ganz
spezielle Gräser blühen sollen. Aber das ist ja nicht alles.
Und dieses Flächen, die die wirklich haben, die sollen Sie
doch dazu nutzen, um solche Maßnahmen zu machen und
alles andere soll weiter bewirtschaftet werden. Da hätten
wir doch viel mehr davon, als so eine ganze Region unter
Schutz zu stellen, wo man nichts sieht. Dass, das ist
nichts, als wenn man Flächen hätte, wo man wirklich was
zeigen kann, auch den Touristen was zeigen kann und
sagen, so, hier haben wir jetzt nicht mehr bewirtschaftet.
AS: Also sozusagen dann am Beispiel, guckt mal
hier, guckt mal da?
40
KF: Ja, und das ist doch wichtig für unsere
Nachfahren, damit die das sehen und auch da raus
ihre Schlussfolgerungen ziehen, und auch die
Entwicklung danach ausrichten. Es sollen doch
noch mehrere Generationen hier leben.
45
SG: Also mit dem Nationalpark bangen Sie wirklich
um die Zukunft der ganzen Region?
KF: Ja, ja, der ganzen Region.
AS: Ja, gut. Also unsere Fragen wurden alle von
selber beantwortet. Ja, vielen Dank, das war sehr
50 informativ.
KF: Jaa, wenn was ist, könnt ihr gerne
vorbeikommen. Ich denke ja auch immer ein
bisschen praktisch, das man sich das auch wirklich
mal so vor Augen führt, was hier alles falsch
55 gemacht wird.
SG: Ja, das ist ja auch wichtig
157
Interview der Sekretärin von Herrn Wilde, vom 28.6.2000 in Bergholz-Mayenburg, ca. 35 Min.
13. Interview der Sekretärin von Herrn
Wilde, vom 28.6.2000 in BergholzMayenburg, ca. 35 Min.
5
InterviewerInnen: Anja, Vera
Stand: 18.11.2000
Band: 67
Transkriptionszeichen:
A: Anja
V: Vera
S: Sekretärin v. Wilde
(...?): nicht verstanden
..: kurze Pause
15 ...: längere Pause
55
V: Schön wäre es, also dass man dann ein
Nationalpark hat?
S: Ja.
60
V: Zum Schutz der Natur oder...?
65
Interviewatmosphäre:
Gespräch schleppend, mit vielen Pausen.
70
Transkriptionsbeginn:
25
V: Und Sie kommen hier aus der Gegend?
S: Direkt aus Schwedt.
V: Und zu der Ausbildung?
S: Nach der Schule wie gesagt Berufsschule dann
absolviert in Eberswalde, eine Lehre jetzt direkt im
30 m Autohaus, wurde auch übernommen, habe 7
Jahre dort gearbeitet. Dann war eben ortsübliche
Personalabbau durch die Flaute, die wir hier
erfahren müßten durch die Wirtschaft. Ja da war ich
ein halbes Jahr arbeitslos und habe ich halt hier in
35 Bergholz bei Herrn Wilde dann eben die Stellung
mit aufgenommen.
40
V: Dieser Nationalpark hat auch dann noch einen
gewissen Einfluß auf die ... Arbeitsplätze. Also für
die Landwirte, die dadurch Gebiete verlieren. Es
sollen zwar manche ABM-Stellen dazu kommen,
aber davon sind Sie eigentlich überhaupt nicht
80 betroffen?
75
S: Nee.
V: Ganz egal...?
S: Erstmal nicht, nee.
85
50
v: Und persönlich also für Sie der Nationalpark,
dass da jetzt dieses ganze Gebiet geschaffen wird?
Ganz neutral oder?
A: Haben Sie die Streiks mitbekommen. Das für
und gegen und wieder mitbekommen hier in der
Gegen?
S: Mitbekommen schon, aber nicht so eindeutig
hingehört, dass...So im Hintergrund mitbekommen.
Ich habe mich nicht so tief damit beschäftigt.
90
V: Und die Geschäfte also, sehen Sie dann ein
Zusammenhang mit dem Nationalpark, also dass da
Leute hierher ziehen oder sind das...?
S: Na, wir sind nun in dem Bereich Versicherung
tätig und ..., d.h. von Kfz bis Sachversicherungen,
45 dann machen wir hier noch Betreibung einer
Telefongesellchaft: Telda - Fax, ja dann ansonsten
so weiter jetzt direkt mit dem Nationalpark haben
wir nichts zu tun.
V: Ja, es ist wirklich schön, wir sind auch das erste
Mal hier.
(kurze Unterbrechung)
A: Und so klappts, also es ist eine Festanstellung
S: Vorerst ja, man muß natürlich sehen wie die
Geschäfte laufen, ja. Aber vorerst...
S: Ja, weil ich bin sehr naturverbundener Mensch,
liebe Tiere, bin gerne unterwegs, jetzt in der Natur.
Wir haben auch eine schöne Umgebung, jetzt mit
der Uckermark, schon die Polderwiesen, alles ist
wirklich herrlich hier.
S: Also doch, für jemanden, der jetzt außerhalb
kommt, jetzt direkt aus Großstadt Berlin und
Umgebung, für die ist das natürlich was, ja?
V: Wir haben paar Standardfragen, die wir immer
stellen zum statistischen Kram. Darf ich fragen, wie
alt sind Sie?
S: Ja, 25.
V: Auch wenn das mit Absperrungen verbunden ist,
wo man nicht hin darf, weil es total Reservat geben
soll? Finden Sie richtig?
S: Ja.
10
20
nicht. Muß man dann sehen... Schön wäre es
natürlich.
V: Also interessieren wirklich, organisieren tun sich
dafür nur die, die wirklich betroffen sind?
S: Ja, ja.
V: Und der Rest der Bevölkerung?
95
100
S: Ja, ja neutral, also jetzt so eingehend mit
beschäftigt muß ich ehrlich gestehen habe ich noch
158
S: Soweit wie ich, im Bekanntenkreis,
Freundeskreis...Man hatte sich mal kurz darüber
unterhalten, aber jetzt nicht tiefgehend. Man hat es
erst mal hingenommen. Also es wurden keine
größeren, tiefgehenden Gespräche geführt, wie
weiter und ob, ob nicht?
A: Was haben Sie für einen Eindruck. wie sich die
Gegend hier entwickelt? Also, Sie haben vorher
auch schon miterlebt, nach Wende und jetzt noch
alles. Natürlich aus einer jugendlichen Perspektive,
aber (...?)
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
S: Also die Entwicklung ist so sagen wir...Schwedt
hatte einen ganz enormen Einwohnerrückzug.
Wenn man jetzt, ich weiß nicht, ob sie jetzt hinten
mal Waldrand lang gefahren sind?
5
V: Die Jugendlichen, ziehen die dann weg?
S: Die Jugendlichen ziehen generell raus aus
Schwedt, weil sie haben keine Zukunft hier in
Schwedt.
A: In die Großstädte?
20
S: Das ist eigentlich gleich geblieben.
55
V: Nein.
S: Gar nicht? Da ist ja nun direkt Geisterstadt. Da
ist alles leer gezogen, die Häuser werden
abgetragen, weil eben zu viele raus sind auch
Schwedt, da auch eine sehr hohe Arbeitslosenquote
10 herrscht. ... Da, na ja , wir sind zwar am Aufbauen,
aber es sieht nicht besonders gut aus, jetzt für die
Beschäftigungen der Einwohner, die noch jetzt hier
sind, arbeitsmäßig.
15
oder hat sich das verändert?
(Lachen)
S: Das kann man jetzt nun nicht vergleichen mit
Großstädten (...?). Früher waren Jugendclubs und
Diskotheken hier vertreten. Jetzt herrscht glaube ich
bloß noch eine oder zwei. Also für die Jugend ist
noch nicht viel getan jetzt nach der Wende in
Schwedt. Da müssen sie dann schon außerhalb jetzt
65 – Discos jetzt direkt ländlicherseits, muß man raus
aus Schwedt, wenn man da jetzt was unternehmen
will.
60
V: Wohin gehen die dann, nach Eberswalde oder?
70
S: Die meisten denke ich gehen nach Berlin oder
dann eben in die alten Bundesländer direkt.
A: D.h. die Jugend wandert ab, die Älteren bleiben?
25
S: Die Älteren bleiben, jetzt die Ansässigen also
Schwedt wird, sage ich mal, um es ganz kraß zu
sagen eine Rentnerstadt. Ja, es ist so.
S: Ja, doch schon. Also wir haben jetzt in der
Hinsicht
auch
noch
paar
Billardsalons,
Bowlingbahn. Das neue was jetzt zugekommen ist,
ist dieses Aquarium in Schwedt. Das ist jetzt ganz
neu. Das wird auch gut besucht, ist aber noch zu
80 teuer. Also die meisten
75
V: Was heißt das, 7 DM, 8 DM, 10 DM.?
A: Und die ganzen vielen Neubauten, die wir hier
gesehen haben? Sind das jetzt Leute aus Schwedt,
30 die sich jetzt leisten können,
S: 14 DM.
A: 14 DM.?
V: diese Villen, diese Einfamilienhäuser?
S: Das sind jetzt, na ja, sage ich mal auch schon
alteingesessene Schwedter, die sich halt, oder die
jetzt den Schritt gewagt haben durch diese
35 Abtragungen der ganzen Altbauten, was jetzt so
alles war, eben den Schritt zu wagen, was Eigenes
sich zu bauen.
A: Aber es sind Leute aus der Region?
85
A: Sind irgendwie junge Leute auch wieder
zurückgekommen oder es ist so neu, dass man das
noch gar nicht sagen kann?
S: Kann man jetzt, also so jetzt örtlich, ich weiß
jetzt nur, wie es bei mir ist, im Bekanntenkreis im
45 Freundeskreis ist keiner zurückgekommen. Sie sind
alle weg geblieben.
(...?)
V: Und so unter den Leuten, also die, die hier
geblieben sind, was hat sich da verändert, also
50 gehen die Leute anders mit, ist da nicht so die
Freundschaften, wie man mit Nachbarn umgeht, wo
man sich trifft, die Kneipen. Ist gleich geblieben,
S: Ja, ja. Und ich sag mal durch die hohe
Arbeitslosenquoten kann sich das kaum noch
jemand leisten d.
V: Natürlich, wenn das Familie ist.
S: Da kann man dann schon mal 50 DM lassen für 2
Stunden.
90
S: Ja, sie sind aus dieser Region
40
S: Nach Eberswalde, Prenzlau oder eben jetzt so
gesag die Dorfkneipen: Gramsow, Casekow,
Kunow.
A: Und was kann man sich noch vorstellen.
Fußball, Billardsalons oder ist das dann eher
Privatpartys? Treffen sich die Leute noch?
A: Es ist wirklich so, dass kaum jemand mehr da
bleibt?
S: Ja.
A: Wie kann man sich das vorstellen, also als gäbs
hier in der Gegend Jugendclub und Disco und paar
Jugendkneipen oder eher Angelvereine?
A: Für zwei Stunden kostet Eintritt 14 DM.?
S: Ja, für eine Person.
A: Was würden Sie sich wünschen hier?
S: Das noch mehr für die Jugend getan wird. Das,
man sieht doch häufiger noch, dass sie so irgendwo
95 noch in den Ecken noch rumlungern und dann
Blödsinn anstellen. dass sie dann irgendwo ihre
Räumlichkeiten haben, wo sie dann selber was
aufbauen können, D.h. jetzt im Hobby-Bereich,
(...?) basteln oder schreibt oder am Computer sitzt
100 und so, dass so was aufgebaut wird. dass die Kinder
und die Jugendlichen beschäftigt sind. Und Auch in
der Übergangszeit jetzt, sehr viele haben Probleme
jetzt gleich nach der Schule eine Lehre zu finden
jetzt hier in Schwedt, dass da auch was gemacht
159
Interview der Sekretärin von Herrn Wilde, vom 28.6.2000 in Bergholz-Mayenburg, ca. 35 Min.
wird, übergangsmäßig,
A: Um danach dann eben Jobmöglichkeiten
verbessern.
5
S: Ja, ja, ... oder dass zumindest irgendwo Kontakte
geknöpft werden können, sei es jetzt in den alten
Bundesländern oder außerhalb von Schwedt, im
Umkreis von 100 km.
V: Und das gibt es gar nicht?
S: Nee, man muß sich wirklich selber kümmern.
10 Man hat nirgendwo eine konkrete Anlaufstelle, wo
man fragen kann, passe mal auf, das und das würde
ich gerne machen, das sind meine Hobbys, gibt es
da was jetzt in der Nähe? Meistens wird immer
gesagt, nein, haben nichts, kennen nichts, wissen
15 nichts. ... Ja, das ist ja keine Perspektive für einen
Jugendlichen, der sich jetzt irgendwo was aufbauen
will.
mehr geschaffen. Jetzt in diesem PCK in diesem
Petro-Chemischen Werk was hoch raussteht, da ist
jetzt auch etwas im Aufbau, da sollen jetzt auch um
die 800 neue Arbeitsplätze geschaffen werden, aber
das denke ich mal wird sich noch um ein zwei Jahre
60 ... dauern. Jetzt draußen am Hafen das ist jetzt auch
im Aufbau. Da denke ich mal, da wird schon was
geschaffen. ... Also die Arbeitsplätze in nächster
Zeit, wenn es alles gut läuft...?
55
V: Gibt es auch positive Entwicklung?
65
V: Weil, es gibt Leute, die das ganz schwarz sehen?
S: Ne, das sollte man nicht, sollte man nicht. Ein
bisschen optimistisch sollte man schon sein.
70
V: Und Berufsberatung, oder so was, das gibt es in
Schwedt?
20
S: Na ja, da sind dann auch die Alteingesessenen,
25 die kucken halt nur gerade aus, nicht nach links,
nicht nach rechts. Den ist eigentlich auch egal wer
da kommt und wenn dann die Standardfragen
gestellt werden, dann wird dann gesagt, es tut uns
Leid, wir haben nichts, wir können nichts für sie
30 tun.
A: Gibts hier irgendwelche Persönlichkeiten in der
Gegend, die sich tatsächlich engagieren würden,
auch für junge Leute, also gibt es ja manchmal
irgend jemand in einem Verein oder...?
35
S: Wüßte ich jetzt nicht ... Keine Ahnung. Mir ist
jedenfalls nichts bekannt.
V: Und wenn nichts bekannt ist, das ist so, als wie
wenn es keinen geben würde.
S: Ja .... und das ist das ganze Problem
40
V: Und Wirtschaftlich, jetzt abgesehen, einerseits
ist die Arbeitslosigkeit seit der Wende, und was hat
sich noch verändert seit der Wende? Also was, z.B.
gibt es neue Arbeitsplätze, also neuartige, also wie
diese Telda-Fax, z.B. das ist neu, schätze ich.
S: Das ist neu, das ist ganz neu. Wie gesagt in
Schwedt , das Oder - Center wurde dann jetzt vor ...
hm vier Jahren, so in etwas, wurde das dann
aufgebaut, wie gesagt die Geschäfte es läuft ganz
gut, ist gut besucht. Da kommen auch viele von
50 außerhalb, man sieht es an den Kennzeichen, was
da immer so steht. Das kann ja dann halt nur für die
Schwedter gut sein. Also das Oder - Center ist sehr
gut besucht, also die Umsätze denke ich mal
stimmt; Arbeitsplätze wurden somit dann auch
A: Sie haben gemeint, die Leute ,die gehen weiter
weg, z.B. nach Prenzlau abends. Heißt das, die sind
dann auch alle motorisiert, haben ein Auto?
S: Ja, ja.
A: Nahverkehrsmittel? Öffentlicher Nahverkehr?
S: Gibt es auch, aber, na ja...ob man da hingeht oder
nicht
A: Liegt das dann an den Persönlichkeiten die da
sind, spezielle, oder?
S: Ja, ja.
75
S: Nutzt selten einer, die meisten wie gesagt
machen mit 16 Motorrad oder mit 18 Fahrerlaubnis
für Pkw. Sie sind eigentlich alle gut motorisiert.
V: Und dafür gibt es auch Geld, also dass sich
jeder...oder sind das Autos von Vater, Mutter?
S: Meistens ist es schon Sponsoring Eltern.
80
V: Sponsoring oder das Auto von Mami?
S: Auch, ja , würde ich mal so behaupten.
A: Also gibt’s da auch gar kein Bedarf. Die Leute
sind soweit erst mal versorgt?
S: Sind versorgt, ja.
85
(Lachen)
S: Man staunt dann immer nur, wenn da so junger
Mensch von würde ich mal sagen 20 Jahren dann
auf einmal neben einem steht. Man selber hat nur
ein kleines Auto und er fährt da mit BMW oder
90 Mercedes, da fragt man sich schon, ja, woher hat er
das Geld jetzt her?
V: Geht es den Leuten wirklich so gut oder ist das
eher so, man muß das Auto haben und wenn es ein
BMW ist, ist es um so besser?
95
S: Ja, das ist diese Vorzeigetaktik, denke ich mal
A: Also man achtet schon auf (...?)
45
S: Ja, ja.
....
100
A: Weil, wenn die Jugendlichen sonst schlechte
Chancen haben einen Arbeitsplätze zu kriegen, aber
so ein Auto haben, das steht doch irgendwo....?
S: Ja, dann man fragt sich, man kriegt dann das
Grübeln, und sag, ja, man selber geht jetzt hier acht
Stunden arbeiten und kommt so gerade um die
160
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
Runden, mit Wohnung und Auto und allem drum
und dran, und da ist nun so ein junger Mann mit so
einem großen Auto, ne? Wie sie das machen, weiß
ich nicht?
5
A: Kann das sein, dass sich auch viele Leute
verschulden? wäre ja möglich, keine Ahnung.
S: Wäre möglich, ja. Bloß sage ich mal ...
A: Weiß man wahrscheinlich nicht.
S: Kann man nicht sagen, wie es nun ist genau...
10
V: Und die Generation ihrer Eltern, die sehen, die
sieht die Entwicklung auch so optimistisch oder
sind die Eltern eher...?
S: Also jetzt bei mir, meine Eltern sind sehr
optimistisch. Sie haben ihre Arbeit, sind auch
15 mittleren Jahrgangs, so Mitte 50; sieht gut aus.
Haben beide Arbeit, haben ihre Einkünfte. Ja. ...
V: Und wie ist das, jetzt noch eine Frage zum
Nationalpark. Die Leute, die hier sind, gehen die da
so hin, ich weiß nicht so zum spazieren, oder ist das
20 so, dass man mit der Schulklasse hinfährt, weil das
gerade vor der Türe ist, oder macht man da so
abends Spaziergänge?
S: Man macht abends Spaziergänge. Jetzt gerade im
Frühjahr und Sommer. Man sieht sehr viele Leute
25 dort unterwegs, entweder mit Fahrrad oder zu Fuß,
also ist sehr besucht. Generell da hinten die Ecke
der Poldernwiesen, dann am Kanal die Strecke
runter, ist sehr viel Bewegung.
30
V: So was für eine Reaktion von Leuten, es soll ja
50% der Fläche als total Reservat ausgewiesen
werden. Also das man nicht mehr rein kann?
S: Acha?!
A: Wußten Sie davon?
S: Nein.
35
40
45
55
S: Ja, die würden so einfach hinnehmen, würden
zwar etwas murren, also sich ihre Gedanken
60 machen, ja warum und wieso ist das jetzt so, aber
sie würden es erst mal so hinnehmen. Also die
würden da jetzt nicht irgendwie Schuld- und
Beschwerdebriefe, das glaube ich nicht.
65
V: Und, Sie kennen ja den Park besser. Wir sind so
ein paar mal so mit dem Fahrrad durchgefahren. So
viele Touristen, der von weiter herkommt, ist das
richtig gut beschildert oder kann man sich da ..
irgendwie verlieren? Also den Kanal entlang fahren,
ist natürlich kein Problem. (...?)
S: Also ich muß jetzt zu meiner Schande gestehen,
ich war dort schon eine ganze Weile nicht mehr,
jetzt durch die Arbeit, man hat einfach nicht mehr
die Zeit sich da für ein paar Stunden mal die Ruhe
zu nehmen und da lang zu laufen. Als ich das letzte
75 Mal da war, na ja ... man kann sich drin schon
verlaufen. Man muß da schon aufpassen, es könnte
ruhig etwas beschildert sein. Das man sehen kann,
da kann man jetzt raus kommen, da hinten geht es
jetzt noch weiter, da ist gesperrt, da sollte man nicht
80 mehr lang gehen.
70
V: Und meinen Sie, dass das für Touristen also eine
attraktive Gegend ist? Also ich sehe es jetzt, dass
ich hier bin. Ich finde es wirklich wunderschön hier,
aber ist da die Infrastruktur da, die die für den, oder
85 bräuchten die Touristen noch mehr, oder reicht das?
Der Naturschutz, so wie, was sie da vorfinden?
S: Ja, es kommt jetzt immer auf die Seite des
Betrachters an, also wer dann nun nicht so ein konw
how haben möchte, also der eigentlich wirklich nur
90 an der Natur interessiert ist und der Umgebung,
dem reicht das.
V: Wie stellen Sie sich das vor. Also, was ist die
Reaktion von den Leuten, wenn sie plötzlich eine
Schranke sehen, so bis hierher kann man mit
Fahrrad fahren und plötzlich da ist zwar
Naturschutz, aber da darf man nicht mehr rein?
95
S: Na, ich denke mal, .. man wird dann schon
wütend sein, wenn man vorher eben dort lang
konnte, in aller Ruhe Spazieren gehen, Umgebung
anschauen und man darf da jetzt nicht mehr lang, na
ja ...das dann so das Wohlgefallen findet?
100
V: Und so Gaststätten und also Pensionen haben
wir schon mehrere gesehen.
V: Aber würden sich die Leute dann irgendwie
protestieren, sich organisieren oder würden nur
sagen, ach so?
S: Hm, würden es erst mal nur hinnehmen, das ist
halt so und man kann dann eh nichts mehr machen,
50 und dann wird es erst mal so hingenommen. ... So
würde ich jetzt mal denken. Ich weiß jetzt nicht,
was bei den anderen so in den Köpfen vorgeht? ...
dann was dagegen, also würden dann wirklich was
dagegen tun, sondern sagen, da ist sicher irgendwas
dahinter, da war Plan, das wurde jetzt gesperrt und
das ist eben so?
S: Also die sind eigentlich sehr gut vertreten hier
jetzt, auch jetzt in Bergholz und Zützen, also da
kommt man sehr gut unter, so ein bisschen
geräumig, sehr gut hergerichtet, vom Preis her auch
O.K., nicht übertrieben teuer. Also das ist schon
O.K. so.
A: Können Sie sich das vorstellen, dass hier auch,
also das der Tourismus noch ausgebaut wird und
dass das noch eine richtige Fremdenverkehrsregion
wird?
V: (...?)
105
S: Ja, wünschen würde man sich das schon, dass
jetzt ein bisschen mehr Verkehr rein kommen
würde, Ja, .... ich hoffe.
A: Aber sehr realistisch?
V: Also man, die wenigsten Leute denken das sie
161
Interview der Sekretärin von Herrn Wilde, vom 28.6.2000 in Bergholz-Mayenburg, ca. 35 Min.
S: Realistisch? Na ja, jetzt erst mal noch nicht. Man
muß jetzt auch erst mal abwarten, wie sich das in
der nächsten Zeit entwickelt. Weil zur Zeit ist
Schwedt von den Räumlichkeiten, von den
5 Wohnungen, na ja, ich will nicht sagen ein
Schandfleck, aber nicht schön anzuschauen. Wenn
man jetzt bestimmte Ecken lang fährt, dann kriegt
man doch schon das Grauen. Aber ich sage mal, in
nächsten Jahren ist dort Abhilfe geschaffen. Die
10 wollen jetzt hinten weiteren auch richtig schöne
Parkanlage. Also ganz nett herrichten. Ich denke
mal, das wird dann ganz gut aussehen. ... in den
nächsten Jahren.
15
V: Na, weil die Innenstadt ist wirklich.. also sehr
gut ausgeputzt.
S: Ja, die Innenstadt, die haben sie jetzt gut
hergerichtet. Wurde alles saniert, die Balkonseiten,
wurde alles neu gemahlert, ... farblich richtig schön
abgestimmt nicht solche krassen Farben, sondern
20 warme, schöne Farben. Jetzt auch mit den
Bepflanzungen, die Bäume überall. Doch, sieht nett
aus.
A: In großem und ganzen kann man sagen, Sie
fühlen sich hier in der Gegen gut?
25
S: Ja, ich fühle mich wohl.
A: Und so lange das irgendwie möglich ist, bleiben
sie auch?
S: Ich bitte darum, das ich bleiben darf (lacht). Ja,
es kommen natürlich, muß man sehen wie sich das
30 mit der Arbeit alles so entwickelt. Also wenn man
jetzt gar keine ... Zukunftsaussichten hat, jetzt
jobmäßig, na ja, dann muß man halt gehen, aber
man wird halt alles versuchen, um hier bleiben zu
können, weil hier ist Familie, Freunde, alles,
35 Wohnung. Und es ist wirklich eine herrliche
Gegend hier. Ich möchte schon hier bleiben.
A: (...?) (lachen)
V: Und wie ist das, wie oft fahren eigentlich die
Leute von hier nach Polen? Wir haben diese
40 Schiffsfahrten da gesehen?
S: Oft.
V: Diese Butterfahrten.
S: Ja, wird oft genutzt.
45
A: Aber, um richtig nach Polen rüber zu fahren oder
man macht nur diese Einkaufsfahrten mit?
Schnitt denke ich mal, zwei Mal im Monat.
55
S: Ja.
A: Wo man eben eine Stunde lang dort bleiben
muß, weil...?
60
S: Dann meist eben nur, um zu tanken. Da ist
großer Verkehr. Da kommen auch sehr viele jetzt ...
Barnimer- Ecke, die kommen auch zum Tanken.
65
V: Und sonst? Wie kommt man hier mit den Polen
klar? Also, so, so zwei Dörfer, hat man da, ..also
wenn man als Grenzstadt im ständigen Kontakt mit
80 denen ist?
S: Eigentlich jetzt schon ganz gut. Damals war das
so ein Problem mit dem Einkaufen, sind sehr viele
Polen rüber gekommen.
A: Damals ist?
S: Na ja, vor zwei , drei Jahren, so in dem Dreh. Da
war das halt nicht mehr schön. Da ist man rein
gekommen, ich sage jetzt mal nur Aldi, ist jetzt mal
so ein Begriff. Dan hat man halt nur polnische
Bürger dort angetroffen. Hat die irgendwie .. Das
90 war dann nicht mehr schön. Die haben natürlich
Masseneinkäufe dort getätigt, dann war dann für
uns dann nichts mehr da, nee. Also wurden StiegenWeise Butter, Milch, Schokolade und alles gekauft.
Und wenn man selber dann mal losgerannt ist, weil
95 man vergessen hat Butter zu kaufen, ja, dann stand
man da, hm nichts mehr da. Es war nicht so
angenehm. Aber jetzt hat sich das schon
eingepegelt.
85
A: Aber das war auch das einzige Problem?
100
S: Ja.
....
V: Weil ich habe, wo war denn das, wo wir das
gesehen haben. Das war in ... Garz?
V: Was heißt oft? ...Die meisten Leute ein Mal pro
Monat machen ihre Einkäufe da oder?
S: Es kommt ganz darauf an. Bei den Rauchern
denke ich mal, die werden des öfteren fahren, so im
A: Aber sonst ist da eigentlich kein großes Interesse
in Polen? Das ist alles ..
S: Früher, vor ein, zwei Jahren, war da mal ein
größerer Markt, wo man dann auch mal so seine
Besorgungen machen konnte. Sei es jetzt durch
70 Lebensmittel oder Sachen jetzt, die so benötigt
werden jetzt ... für die Wohnung, oder zum
Anziehen was. Aber dies hat auch ganz
abgenommen, da jetzt die Polen mit den Preisen
auch ganz schön angehoben haben und Qualität ist
75 auch nicht mehr so, wie sie mal war. Also jetzt wird
eigentlich nur noch um zum Tanken das genutzt.
S: Ja, oft (lacht)
50
S: Ja, ja.
A: Und nach Polen richtig rüber?
S: Eigentlich nur wegen der Einkaufsfahrt.
A: Also man geht hin, geht aus dem Schiff die 1,5
Stunden , kauft die Zigaretten und...?
V: Also das ist eigentlich ein Warenhaus auf
Schiff?
S: Garz
105
162
V: Ein Polnisch-Deutsches Musikfestival. Also so
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
eine kulturelle Zusammenarbeit oder so. Ist das
ganz spärlich, oder ist das Gang und Gäbe.
S: Also ich muß sagen, ich höre das jetzt zum ersten
Mal. ..
5
V: Mein weiß nichts darüber
S: Ne, bekommt man nicht viel mit. ...Kann
natürlich sein, für Leute jetzt eben in Garz und in
der Nähe ansässig sind, dass die jetzt mehr darüber
wissen, aber (...?) das ist nicht so gängig. ....
10
(...?)
Hier ist das Gespräch am Ende
163
Interview Herr Zahn, „Oberfischer“, vom 28.6.2000 in Schwedt, ca. 75 Min.
14. Interview Herr Zahn, „Oberfischer“,
vom 28.6.2000 in Schwedt, ca. 75 Min.
5
InterviewerInnen:
Müller
Stand: 25.10.2000
Band Nr.: 68
Bernhard
Glaeser,
Claudia
Transkriptionszeichen:
(...?) nicht verstanden
... Satz abgebrochen oder Pause
( ) Anmerkung
( ?) vermutete Ergänzung z.B. bei fehlendem Wort
Z: Herr Zahn
15 Gl: Bernhard Glaeser
C: Claudia Müller
10
kommt und mir die Fische auch wegnehmen will,
aber es war nicht existenzbedrohend. Und jetzt ist
einmal die Sache Oder, die ist eigentlich doppelt
belegt. Einmal dieses Frankfurter Privileg, wo die
Privaten, also dass feststeht, dass wir da die Pacht
65 nicht mehr verlängert kriegen, weil das Land da
Untersuchungen machen müßte und deswegen.
Andererseits gehört ja die Oder auch zum
Nationalpark mit zu. Aber... Nationalpark ist ja
eigentlich Ihr Thema.
60
70
Gl: Aber wenn Sie wollen, möchten wir auch gern
was über Ihre persönliche Situation hören, Ihre
Lebenslage, Ihr Alter, wie lange Sie schon am Ort
sind, vielleicht wievielte Generation Fischer und
was Ihnen noch so einfällt.
75
Z: Ich stamme eigentlich aus einer alten
Försterfamilie und hatte damals eine Bewerbung
abgegeben bei der Forst und bei der Fischerei,
wobei ich von vornherein erst mal gesagt hatte: „In
so eine Halle lasse ich mich nicht einsperren.
Industrie und so was kommt für mich nicht in
Frage, entweder Fischer oder Jäger... oder Förster.“
Weil ich einen Onkel habe, der damals in der
Staatsjagd tätig war, und den Werdegang weiß. Die
mußten mit 300% die Norm erfüllen, also nicht
allzu lernfaul sein, aber das Schlimmste für mich
war, die größte Hürde, um Karriere zu machen, in
die Partei zu gehen: „Ne!“ Wenn, dann überzeuge
ich mich von der Sache, wobei ich immer noch
überzeugt bin, der Sozialismus ist zehnmal dem
Kapitalismus überlegen. Der soziale Frieden war
besser. Aber von der Sache her, wenn mir heute
etwas aufdiktiert wird, da bin ich dagegen und das
war... und damals in die Forst, ein Waffenschein,
ich weiß nicht, ein oder zwei % durften nicht
Parteimitglieder sein. Ich weiß nicht, ob die dann
bei einer anderen „Firma“ sein mußten. (Lachen)
Das weiß man ja auch nicht. Könnte man
nachforschen aber ... was bringt das? Also bin ich
Fischer geworden. Na, ´88, vorher Meister gemacht
alles, ´88 ist unser damaliger Chef verstorben und ...
´89 im März bin ich dann Vorsitzender geworden
von der Genossenschaft, dass ich gerade so
reingerochen habe in diese sozialistischen
Leitungsebenen. Da haben sie sich auch mächtig
schwer getan, weil ich eben nicht Genosse war
(Lachen).
Transkriptionsbeginn:
20
25
30
35
40
45
50
55
Z: ... das uralte Privileg, weil auf der Oder..., das
Privileg, dass (auf der Oder) geangelt wurde, quasi
ein eingeschränktes Fischereirecht war, das war von
vor hunderten von Jahren... das wollte ich nur
sagen... haben einst die Fischer entweder den König
oder seine Truppen durch die Oder durchgeleitet
oder ihn direkt vorm Ersaufen gerettet und der hat
gesagt: „Ihr könnt von hier bis Stettin fischen.“ Und
die sind... ich überlege grade... eingeschränkt. Es
durfte nur ein Meister in Begleitung eines Gesellen,
nicht zwei Tage hintereinander dasselbe Zugnetz
benutzen, durfte nur einen Karren voll Fische
mitnehmen und. Also da, mächtig eingeschränkt
und komischerweise im sozialistischen Frühling als
man hier im Osten alle Privaten niedergemacht hat,
hat man einzelne Innungsmitglieder, die Inneren
waren ja unter Alliiertenrecht enteignet, und da
waren einzelne Innungsmitglieder und sind dann im
sozialistischen Frühling hin gegangen und haben als
Private das Fischereirecht eintragen lassen. Also
wenn jetzt in der Wende ... die Genossenschaft wäre
praktisch liquidiert worden und ich als H. Fischer
hätte nun die Immobilien auf meinen Namen
eintragen lassen. Hätte wahrscheinlich hier nach der
Wende keiner mehr gemacht, aber damals 1960 war
das wahrscheinlich möglich und ich habe den bösen
Verdacht als wenn da noch namhafte Leute immer
noch mit am Werken sind. Jedenfalls, durch das
Fischereigesetz hat ... Sagen wir mal so, wir haben
die Oderpacht ..., haben wir eigentlich dem
altbundesdeutschen Bürger zu verdanken, der
gesagt hat: „Also, die Fischer müssen irgendwie
eine Sicherheit haben. Wir als Land nehmen das
Eigentumsfischereirecht war, was nach dem
Reichsgesetz von 1921, und verpachten hier
weiter.“ Als dieses Privileg, damals funktioniert hat
es ja auch, da wurde hier über die Strommeisterei
die Fischerei verpachtet und die Frankfurter sind
einmal im Jahr mit ihrem Gerät gekommen und
haben gefischt. Natürlich haben die Fischer
geblubbert, ist ja ganz klar, wenn ein anderer
80
85
90
95
100
105
Gl: ´89 sind Sie Chef geworden von der
Genossenschaft?
Z: Von der Genossenschaft hier in Schwedt. Habe
den Betrieb hier durch die Wende gebracht. Im
Prinzip, habe ich gesagt: „Also, egal wie wir
machen“.. im Prinzip hätten wir können alle
entlassen. Da war ja kein Absatzmarkt, war ja ne
wirre Zeit, also wenn da welche ... wären da welche
115 mit Waffen umhergerannt, dann hätte uns das auch
nicht gestört. Ja, und in diesen Wirren kam dann
diese Idee vom Nationalpark, als gute Sache getarnt
aber dass da Ökonazis am Werken sind, da hatten
wir damals noch nichts ... Ja. Hitler hat sich mit der
110
164
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
5
10
15
20
25
Schorfheide zufrieden gegeben. Diese Leute wollen
mehr! Wenn man dann Beiträge über den
Amazonas sieht, dass da den Leuten das Jagen und
Fischen verboten wird, aber für vier bis fünftausend
Dollar die Woche kann man da Piranhas angeln,
dann weiß ich, was uns hier blüht. Das sind erst die
Anfänge. Man macht hier alles platt, um ... diese
korrupten Leute, die Politiker sind korrupt, das sieht
man ja an Kohl und Konsorten und die anderen
werden nicht anders sein, wenn die nächste
Regierungssache kommt, aber... Schade drum!
Diese Fischerei hier im Unteren Odertal, traditionell
gewachsen, Schwedt alte Fischersiedlung. Wir
werden im Prinzip runterge... Ich bin der Meinung,
wir haben rechtmäßige Pachtverträge. Die laut
Landpachtverträgen auch rechtmäßig verlängert
werden würden, wäre da nicht ein Nationalpark. Ein
Nationalpark kommt und sagt: „Also, uns gehört
mal alles. Wenn, dann müßt ihr nur Zugeständnisse,
nur Kompromisse machen.“ (Unterbrechung durch
hereinkommenden Bekannten) Nein das ist,... Das
Interessante
eigentlich
...
Na
ja,
alte
Fischerfamilien, Fischer gelernt eben, bin aus den
genannten (Gründen?), hier in Schwedt angefangen.
Also, ich war erst (hinter Kr...?) in so einem
Forellenladen gearbeitet, dann, weil mein elterliches
Haus hier 30 km entfernt steht, ...
60
65
70
75
80
85
Gl: Entschuldigung. Alte Försterfamilie...?
Z: Ja, alte Försterfamilie.. und ähm da ist praktisch,
ich bin die siebte Generation, die jetzt
Präparationen gemacht hat und ... also, das Haus
meiner Großeltern, das hat mein Vater damals als
Heimatmuseum hergerichtet schon. Da sind so an
die 200 Präparationen drin und Steinsammlungen
35 und alles. Ich habe diesen ganzen Quatsch
letztendlich geerbt und übertragen gekriegt...
30
90
95
Gl: Ja, eine aussterbende Art. 15 bis 25.000 Mark
der DDR, das war ja ganz ordentlich und das war
aber... Sie waren ja Teil der Genossenschaft, wie
wurde das abgerechnet?
Gl: Das heißt, die Vorfahren waren Präparator?
Z: Na ja, aus ... der Tradition heraus haben sie auch
präpariert, ja. Wobei die ganze Sache eigentlich ...
40 Ich glaube am 6. Juni ´45 haben die Russen dann in
(Rohrbach?) ne Panzerfaust ringejagt und dann ist
alles niedergebrannt und das heißt die Sammlung ist
jetzt nach ´45 entstanden. Ist auch nicht im besten
Zustand, weil ich eben jetzt hier einen Betrieb
45 aufbaue. Ich hänge aber irgendwie an dem alten
Gelumpe, also, alles nur weil‘s alt ist, gleich
wegschmeißen..., also waren ja auch Kollegen, die
haben gesagt, also so wie L. „na der wird alt, den
schickt ihr mal in den Vorruhestand...“ Da haben
50 wir nachher erst, aber erst mal (......?) geht das
nicht, dass der hier mit 350 Mark in den
Vorruhestand geht. Wir sind ja durch die Wende auf
ein Drittel vom DDR Lohn geschrumpft. Das muß
man sich mal auf der Zunge zergehen lassen, also ...
55
Gl: Ein Drittel vom DDR Lohn?
Z: Ja, wir waren zu DDR Zeiten eigentlich, möchte
ich sagen, einem Industriearbeiter gleichgestellt,
also, Jahreseinkommen so zwischen 15 und 25.000
waren möglich und das für einen DDR Bürger unter
dem Niveau, was wir hatten, wo die Kaufkraft der
Ostmark ja weitaus größer war wie die Westmark.
(Lachen) Wenn sich jetzt die Leute beschweren und
sagen: „Dort in der Bootshalle, das ist aber teuer,“
dann sage ich: „Ich kann ja nichts dafür, dass die
Westmark so wenig wert ist.“ (Lachen). Na ja,
kucken Sie sich’s doch an, den Preisverfall, das ist
alles... Es ist eigentlich Schade drum, dass wir hier
plattgemacht werden, denn die Oder kann man grob
in Regionen einteilen aber ... so wie der in
Friedrichstal, das ist ja nun 10/15 km unterhalb,
also wir grenzen ja quasi aneinander, hat wieder
ganz andere Fangtechniken, Gerätschaften wie
unser Bereich, und Stolpe, die haben auch schon
wieder ganz andere, also von der Herkömmlichen
her. Ist jetzt durch die Elektrofischerei im Prinzip
überall gleich aber auch nicht überall gleich
wirkungsvoll, oben die (Bohnenfelder?) bieten da
ganz andere Möglichkeiten, die Reusen zu stellen.
Das sind schon so viele Feinheiten, die
abschnittsweise praktisch auch gewachsen sind und
von Generation zu Generation überliefert wurden
und ich bin im Prinzip großgeworden mit Herrn L.
hier in Schwedt. Ich bin `79 hierher gekommen und
habe nun tagtäglich mit ihm zusammen gearbeitet
und der hatte nun auch altes Zeug, also wirklich alte
Gerätschaften, die ich nur noch im Schuppen
hängen gesehen habe aber nie im Einsatz,
Schwemmzworen, Grundzworen, Schwemmpajats
und, weiß nicht wie das ganze Gelumpe alles heißt,
ist schon interessant. Diese Museumsschiene, ich
sage, so was stellt man unter Schutz, warum nicht
den vom Aussterben bedrohten Fischerberuf. Wir
sind praktisch vom Aussterben eher bedroht wie
jeder Kormoran und Fischotter und weiß ich was
für ein Viechzeugs.
Z: Wir haben einen leistungsabhängigen Lohn
gehabt, praktisch privatwirtschaftlich gestaltet,
sagen wir mal so. In der Warsteiner
Genossenschaft, die hatten einen monatlichen
Grundlohn und am Jahresende gab’s dann eine
105 Ausschüttung. Die Genossenschaft hier in Schwedt
hat mächtigen Ärger gehabt. Dann haben se gesagt:
„Ach, also“, ich weiß nicht, im einen Jahr haben wir
die Pläne erfüllt und übererfüllt und haben
dementsprechend auch gut verdient. Also, in dem
110 Monat, wenn wir es verdient haben pro Kilo oder in
Arbeitseinheiten umgerechnet, haben wir so und so
viel gekriegt und nach Fischarten getrennt und alles.
Da hieß es: „Wir haben euch schon überbezahlt.“
Denn die Konsumption ist zu hoch. Das hieß 18.000
115 Mark, mehr Warendeckung war nicht da für den
Arbeiter. Er hat ja praktisch mehr Lohn verdient in
seiner Kategorie als ihm eigentlich zugestanden
hätte, dann hätte er ja sich mehr leisten können wie
die anderen, praktisch dieses Gleichheitsprinzip.
100
165
Interview Herr Zahn, „Oberfischer“, vom 28.6.2000 in Schwedt, ca. 75 Min.
Wir haben auch Sonnabend, Sonntag geknüppelt
und wir hatten eben nicht diese Vermarktungssache
an den Hacken, aber ich möchte sagen, fleißig
waren wir schon damals gewesen. Da sind wir jetzt
5 faul geworden, wir sitzen ja viel zu viel im Büro
rum und quatschen dummes Zeug, müssen
diskutieren als das wir unsere Arbeit machen.
(Unterbrechung durch eintretenden Bekannten)
55
C: Und wie ist das heute? Wie überleben Sie dann
mit 8.000 Mark im Jahr? Arbeitet Ihre Frau?
Z: Ne, ist ja natürlich jetzt auch gestiegen, dadurch
dass ich jetzt mehr Vermarktung mache. Das pegelt
60 sich ja langsam mit.
C: Ach so, das war also am Anfang nach der
Wende...
Gl: Winter die ..?
10
Z: Ja, im Winter die Netze bauen und im Sommer
dann fischen gehen.
Gl: Und das war, wie ich L. verstanden habe, das
wurde aber nicht bezahlt, sondern Sie haben das....?
15
Z: Wir haben für das Netzebauen nicht einen
Pfennig gekriegt. Also, ich habe Monate pro Jahr
gehabt, da habe ich 20 Mark Kindergeld gehabt.
65
70
C: Sie haben also praktisch nur im Sommer verdient
und das Geld mußte dann im Winter auch reichen?
Z: Genauso wie jetzt, ich verdiene erst Geld, wenn
das vermarktet ist, wenn der Kunde gezahlt hat,
wollen wir mal so sagen, das ist ja heutzutage noch
mehr die größere Schwierigkeit. Also, früher wußte
ich, wenn ich ein Kilo gefangen hab, hab ich eben
zwei Mark an dem Kilo verdient. Die sind... die
25 waren da und als Genossenschaft waren wir eben
wie steuerbefreit. Wir haben 10 % vom Lohn
Sozialversicherung bezahlt. Das waren höchstens
60 Mark pro Monat, aber wenn man jetzt ein halbes
Jahr unter 600 Mark verdient, käme das ja nicht hin,
30 also haben wir 10 % vom Lohn an
Sozialversicherung und da waren wir im
Juli/August manchmal schon, da hatten wir unsere
720 Mark bezahlt und dann war brutto gleich netto.
Stellen Sie sich das mal heute vor.
20
35
Gl: Wenn Sie sagen durch die Wende auf ein Drittel
geschrumpft. Also, ich verstehe das so, dann 15 bis
25.000 Mark der DDR dann auf ein Drittel, 5.000
bis 8.000 D-Mark.
Z: So 7/8.000
40
Gl: Davon kann doch kein Mensch leben.
Z: Doch.
Gl: Im Jahr?
Z: Ja, in der Zone. Sie müssen doch sehen, gleich
nach der Wende...
45
Gl: Wir reden doch vom Jahr?
Z: Ja! Ja! Nicht Monats.. nö. Es gab ja jede Menge
auch Übergangslösungen. Wir haben früher für eine
normale Wohnung hier 70/80 qm 80 Mark Miete
bezahlt. Das ging dann hoch auf 200 Mark Miete.
50 Im Osten war das eigentlich Gang und Gebe, dass
die Frauen auch gearbeitet haben. Die Frau ging ja
schneller hoch. Die war ja hier beim Handel so und
so viele Jahre und dann wurden sie übernommen
Merkur und was weiß ich wie diese ganzen Dinger
hießen, so dass sie ein ganz gutes Einkommen hatte.
75
80
85
Z: Meine Frau hat durchgerechnet und im Prinzip
zum Leben bleibt uns pro Kopf der Familie und Tag
8 Mark. Ein Sozialhilfeempfänger hat 20. Aber
wenn ich sehe, meine Frau kriegt jetzt
Arbeitslosenhilfe. Sie war so lange bei der BfA
pflichtversichert, möchte sie auch weiterhin bleiben.
Es gibt da solche komischen Gesetze, sie muß jetzt
über die landwirtschaftliche versichert werden.
Also, sie hat 300 Mark weniger Geld jetzt als wie
als Arbeitsloser, denn kommt noch dazu, dass sie
aus meinem Betrieb noch 200 Mark, was ich für
ihre Altersabsicherung abführen muß, und es wird
ja immer das brutto gerechnet. Also hat sich netto
für mich das Einkommen immer weiter gegen Null
gerechnet. Ich bin schon langsam an dem Punkt, ich
sage: „Jetzt zieh ich zu meinem Museum hin, lege
ich mir ne soziale Hängematte. Das sind heutzutage
die... brauchen sich keinen Kopf machen, die
können klauen, räubern, das haben wir genügend
hier. Die Polizei macht sich da ja nicht mal die
Mühe, da ein Protokoll zu schreiben. Also, wenn
man sie jetzt nicht unbedingt am Hacken hat und
sagt: „Hier habe ich denjenigen und sie müssen...“
dann kucken sie weg.
Gl: Was würden Sie denn sagen, wenn Sie das so
zusammennehmen als Familieneinkommen. Wir
haben hier so ein paar Kategorien hier hingestellt.
90 Wenn
man
das
Familieneinkommen
zusammennimmt, wo würden Sie sich dann
ansiedeln?
Z: Ja, unterm Sozialhilfeempfänger, weil der
Sozialhilfeempfänger... Wir haben gesagt, auf der
95 sozialen Leiter sind wir noch mit dem
Sozialhilfeempfänger. Mein Kollege hat dann
gesagt: „Das stimmt ja nicht, der verfügt über
Freizeit, wir nicht.“ (Lachen)
100
C: Ja, da haben Sie Recht. Hier, diese Kategorien,
wenn Sie die mal anschauen, was würden Sie dann
sagen, was trifft auf Sie zu?
Z: Ja, Haushaltseinkommen. Brutto oder netto? Das
ist ja die große Frage, weil ich ja jede Mark
eigentlich in den Betrieb stecken muß, um irgendwo
105 fußzufassen. Da habe ich mich schon´97 von der
Genossenschaft getrennt und hier selbständig
gemacht.
Gl: Gut und was wäre dann brutto, was käme brutto
raus? Was ist Ihr Einkommen brutto und wieviel
110 bleibt dann netto davon übrig? Das ist ja ziemlich
problematisch, scheint mir.
166
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
Z: Was rechnen Sie denn als netto, nach Abzug
oder mit der Versicherung...
Gl:
Nein,
nach
Krankenversicherung.
5
Abzug
Steuern
und
Z: Ja, das ist bei mir 2.000 Mark.
Gl: Mit Ihrer Frau zusammen?
laufend zur Schule, den kann ich mir nach und nach
stückweise auch ausbilden, denn wenn ich einen
ausgelernten Lehrling mir einkaufe, den muß ich
mir auch für meine speziellen Sachen hier
herrichten. Auf der Oder rudern und bei den
verschiedenen Strömungsverhältnissen und so wie
60 wir hier noch mit Knüppelwinden noch arbeiten.
55
C: Sie rudern also noch, Sie haben kein Motorboot?
Z: Ja. Es wird ja nun Miete noch abgezogen und
alles.
10
Z: Nein, wir haben uns jetzt auch schon ein
Motorboot zugelegt, sonst wäre es ja gar nicht mehr
zu schaffen.
C: Aber Ihre Tochter verdient jetzt auch schon
selber oder müssen Sie die auch noch unterstützen?
Z: Ne, die große, die ist unten am Bodensee beim
Institut da.
65
C: In Konstanz?
Z: Direkt in Konstanz.
15
70
Gl: Konstanz?
Z: Ja, ist schön. Jetzt auch schon zwei Jahre. Ha, die
(locht?) mich halt aus, finanziell (lacht) vom
Einkommen her. Allerdings sagt sie, die
Lebenshaltungskosten sind da auch wesentlich
20 höher. Ich hab hier ja meine eigenen Bienen noch.
C: Die andere
Fischereiberuf?
ist
hier
und
erlernt
25
30
35
40
45
Gl: Ja, das ist ein schwieriges Thema.
50
75
80
C: Hatten Sie nicht vorher so etwas erwähnt oder
habe ich das mißverstanden?
Z: Ne, die hat hier in Schwedt gelernt. Als sie
ausgelernt hatte, da ´97 hab ich gesagt: „Mädchen,
ich will einen Betrieb aufbauen hier und den noch
mit nem Lehrling belasten, das kann ich nicht.“ Ein
Lehrling ist ja nur ein Zusatzgeschäft. Selbst wenn
da die Starthilfe da ist, als Genossenschaftler habe
ich das gesehen. Es rechnet sich nicht. Man wird
bestraft. Dann sollten sie zu jedem Lehrling eine
ABM Kraft geben, die den ganzen Papierkrieg
macht. Wenn man dem Lehrling wirklich was
beibringen will, dass man irgendwo ein bisschen
Ehre am Leib hat und sagt: „Ich will se nicht bloß
als Schlachtmaschine im Schlachthof stehen
haben.“ So dass man sagen kann, die hat Fischer
gelernt, dann rechnet sich die Sache auch nicht.
Man braucht ja wenigstens in unserem Beruf ein
Jahr, um denen praktisch was beizubringen, dass
man sie halbwegs draußen gebrauchen kann, dass
sie ein Netz flicken können und rudern und eine
Reuse stellen und nachkieken und stellen. Wenn sie
dann soweit sind, dann geht es darum, sie für ihre
Prüfungen freizustellen und Urlaub.
Z: Ne Betriebsausbildung, da können Sie noch so
viel Ware brauchen. Da hole ich mir lieber einen,
der kurz vor der Rente ist und lerne mir den um. Da
komm ich finanziell besser hin. Der braucht nicht
Z: Fragen Sie mal die Banken. Ich habe gesagt:
„Na, übern Winter sieht’s ein bisschen schlecht aus.
Ich möchte 10.000 DM Kontokorrent haben.
C: Haben Sie nicht bekommen?
den
Z: Ne, um Gottes Willen, Fischer lernen ist doch
sinnlos.
Gl: In den letzten zehn Jahren, hat sich das Leben
hier sehr verändert? Wenn Sie vielleicht dazu noch
was sagen könnten und vor allem auch, welche
Rolle der Nationalpark dabei gespielt hat.
85
90
Z: Na ja, doch, den habe ich gekriegt. Aber ich
sage, dann müßten aber die Pachtverträge und weiß
ich was alles... Der Nationalpark ist ja nun auch
schon fast 10 Jahre alt und hat es noch nicht
geschafft konkret zu sagen: „Also, die Flächen
nehmen wir euch weg und die und die Auflagen
kommen auf die übrigen Flächen.“ Das wir eine
Rechnungsgrundlage haben. Also, ich habe jetzt
ungefähr 150.000 in den Betrieb reingesteckt und
möchte irgendwo, dass sich das auch na ja rechnet.
Sonst bleiben da ja Splitter und Restflecken und
Zone I fällt nun generell runter und Zone II, was sie
da so angedeutet haben, diese ganzen Auflagen,
dass wir erst ab Juli fischen dürfen und.. Also, da
bleibt nichts mehr von Fischerei, da bleibt der
Name noch. Wir wollen jetzt hier so ein
Fischereifreilichtmuseum
noch
bauen,
den
Fischladen und die Gaststätte, so dass wir da... also,
die Fischerei haben wir abgeschrieben.
C: Sie haben also schon neue...
Z: Das haben wir schon geschafft, ja. Und bist Du
Gottes Sohn, so hilf dir selbst, mit Fördermitteln
95 und so’n Quatsch, um Gottes Willen.
C: Bekommen Sie nicht?
Z: Warum sollen wir uns zum Sklaven machen? Ich
habe diese landwirtschaftliche Anpassungshilfe,
diese Starthilfe, diese 23.000, dafür mußte ich
100 35.000 Mark erst mal in Investitionen nachweisen.
So, dann mußte man ein Betriebskonzept
vorweisen, das habe ich auch nicht selber gemacht.
Das mußte dann ein Berater machen, der hat erst
mal 3 1/2 genommen. So jetzt, denn ist so eine
105 Klausel drin, weiß ich was für eine Buchführung.
Ich mache die bloß einfach: Einnahmen, Ausgaben,
Rechnung, keine Bilanzbuchhaltung. Was will ich
auch Bilanzen machen bei einem Ein-MannFamilienbetrieb, also ist das eigentlich Quatsch.
167
Interview Herr Zahn, „Oberfischer“, vom 28.6.2000 in Schwedt, ca. 75 Min.
5
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15
20
25
30
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40
Mein Steuerberater nimmt..., bis jetzt hat er das
immer noch abgewehrt. Er sagte, also, wenn er das
so machen sollte, das ist so ein Balg Papier, das
kostet dann auch noch mal 1.500 Mark, über 10
Jahre. Na, was habe ich dann von den 23.000
gehabt? Nur wenn ich dann meinen Eigenanteil an
Arbeit, der im Papierkrieg drinsteckt..., das mit
allen Fördermitteln, das ist das Letzte. Zu
kompliziert, zu bürokratisch und dann bin ich
eigentlich ehrlich und geradeaus. Ich will mir nicht
irgendwie Gelder erschleichen und jeder der
Fördermittel beantragt und Fördermittel in
Anspruch nimmt, der... an irgendeiner Ecke ist er
nicht ehrlich, sagen wir mal so. Fragen Sie mal ganz
konkret, ob das nun wirklich..., nehmen Sie mal
ganz sauber alle Punkte, die drinstehn, wo die
eingehalten werden. So was gibt es gar nicht.
Irgendwo wird dann auch gemauschelt und was
weiß ich was alles. Jetzt hier den Aalbesatz könnten
wir beantragen, aber wenn dann muß ich
nachweisen, dass ich was gegen den Kormoran
unternommen habe. So, ich habe was gegen den
Kormoran unternommen, wenn ich einen Antrag
gestellt habe. Für den Antrag, den ich stelle, für die
Bearbeitung bezahle ich, dann kriege ich eine
Ablehnung, kriege ich eventuell Zuschuß aber nur
nach Haushaltslage und und und. Wo leben wir
denn?! Sind das denn nur Bescheuerte? Ja, aber
wenn nichts dagegen sagt, dann passiert auch
nichts, denn auf der politischen Ebene existiert das
Kormoranproblem nicht. Na ja, wenn wir nur noch
Behämmerte haben, mein Gott, Honecker und
Hitler waren Schlimmere, (das hat Zeit), die nächste
Wende kommt bestimmt. (Lachen) Ja, das können
Sie glauben. Der Staat macht sich doch selber
kaputt an diesen ganzen..., das ganze System, das ist
dieser faulende, stinkende Kapitalismus, den man
uns hat zu DDR Zeiten versucht hat beizubringen.
Wo wir gesagt haben: „Na ja, so schlimm kann es ja
nicht sein.“ Nach der Wende habe ich erkannt, dass
das wirklich viel schlimmer ist als das, was sie uns
da haben versucht beizubringen.
C: Sie würden also auf jeden Fall sagen, dass es vor
der Wende besser war?
Z: Ja. (Unterbrechung durch eintretenden
Bekannten) Besser oder schlechter, nö. Die Nazis
damals waren gut, eine einfache klare Linie, wo ein
Gesetz ein Gesetz ist und nicht kaputtgeredet wird
oder was. Entweder will man hier einen
50 Nationalpark, dann will man das ganz, dann sagt
man alles was hier ist, runter – raus, „sucht euch
einen anderen Job“. Wenigstens nach dem
amerikanischen Prinzip, den Kapitalismus, aber das
hier, was diese soziale Marktwirtschaft, die
55 unsoziale Marktwirtschaft. Es ist doch so unsozial,
das geht ja bald gar nicht mehr schlimmer. dass
man denjenigen bestraft, der noch arbeiten geht.
Der muß sich ja verhöhnen lassen von denen
Saufsäcken, die werden mit dem Taxi vorgefahren:
60 „Ich hab 50.000 Mark Schulden. Warum soll ich
noch arbeiten gehen?“ Irgendwo Klassen und was
65
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100
weiß ich was alles so... Will man uns denn direkt
dahin drücken, dass wir alle sagen: „Na ja, wenn ich
sehe, dass es denen besser geht. Die verfügen über
Freizeit, die können mit der Familie am Sonntag
spazieren gehen.“ Wenn ich das vergleiche. Ich
knüpple von morgens bis abends und unterm Strich
wird mir alles genommen. Ständig kommen nur
Geier und was weiß ich was, aber zahlen mhm
(Nein). Das kann man doch vergessen, man
versucht das mit allen Mitteln, uns die
Existenzgrundlage zu nehmen. Das sehen wir ja
hier an dem Nationalpark. Habe ich ja schon gesagt.
Das ist mit Zone I und diese Zermürbungstechnik
mit der Aussicht, das Land hat sich verpflichtet,
dem Nationalpark die Flächen zur Verfügung zu
stellen. Also, die Flächen gehen dann
wahrscheinlich auch an den Nationalpark. Also, da
habe ich gar keine Hoffnung mehr. Auf der Oder
dieses komische Privileg, dann öffentliche
Wasserstraßen, die Reusen müssen beleuchtet
werden. Da kann ich im Prinzip, wenn es nach
denen gehen würde, an jedem Reusenpfahl eine
Lampe anbringen, das wären dann an jedem
Reusenpfahl 50 Mark, die da das Jahr über verheizt
werden. Was habe ich im Schnitt? 30 Pfähle für
eine Reuse, dann kann man sich erst mal
durchrechnen für so einen kleinen Betrieb, was das
ausmacht. Dann ist jetzt der neueste Trend, dass wir
eine Baugenehmigung beantragen müssen, für die
Reusen.
Die
Reusenpfähle
müssen
dementsprechend 2/3 im Erdboden gegenüber 1/3
überm Erdboden ist. Normalerweise stecken die
Reusenpfähle hier einen halben Meter bis zu einem
Meter drin, so dass sie stehen, dass man sie im
Herbst nachher auch wieder rauskriegt. Wenn ich
die so weit reinrammen sollte, dass die ... Wenn ich
jetzt zwei Meter Wasser habe, einen Meter müssen
sie oben wenigstens noch rauskucken wegen der
Schiffahrt, damit die sie sehen, darf ich sie dann
sechs Meter in den Grund rammen. Also, die Taktik
der kleinen Nadelstiche.
Gl: Und was war das mit dem Privileg auf der
Oder?
105
45
110
Z: Ja, dieses Oderprivileg, deswegen verpachtet das
Land die Oder nicht mehr weiter. Das ist laut
Fischereigesetz, das müssen Sie sich mal von Herrn
T. ausklamüsern lassen.
Gl: Aber die Auswirkungen für Sie, wer hat ein
Privileg auf der Oder?
Z: Na, die ehemaligen Innungsmitglieder, haben
sich das als privates Fischereirecht eintragen lassen
und haben nach der Wende eben verkauft. Der eine
wird wohl das Wehr selber machen. Da das Wehr
115 als Wächter des Eigentümers vom Gewässer... Das
Land hat sich über das Fischereigesetz praktisch
selber enteignet, weil ja eigentlich vom Grundsatz
her. Wenn die Oder denen privat gehören würde
und nicht nur dieses Fischereirecht, dann müßten
120 sie auch für die Instandhaltung sorgen und das geht
nun allerdings auch wieder nicht. Das Land macht...
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Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
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10
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20
Mit Steuermitteln wird hier der Kanal ausgebaut.
Das ist ja dann das nächste, dass die Gewässer hier
dann auch richtig ausgebaut werden, (wird das
Euromaß auch totgemacht werden?). Also, der
ökologische Wahnsinn. Wenn man sieht, der
Rückgang des Naturreichtums, den wir hier hatten
und der durch diese... Eigentlich widerspricht der
Nationalpark dem Nationalparkgesetz, denn
eigentlich
jede
Veränderung
ist
laut
Nationalparkgesetz verboten. Wenn ich mir das
jetzt alles ankucke, dass eben Wiesen, die gepflegt,
gemäht waren, verwildern müssen, verkommen
müssen, da sagt man eigentlich: „Warum müssen
wir hier sterben?“ Wir sind unerwünscht, bloß noch
so alte Relikte. Da gibt es auch schon ein Buch „So
fischt der (Manamiawein ?). Das ist in den alten
Bundesländern und, ne Holland ist noch ganz gut,
Schweizer, wo man auch die Berufsfischerei
vernichtet hat. Das ist eigentlich auch das Ansinnen.
Man will uns gar nicht mehr.
wissenschaftlichen Untersuchungen machen, dürfen
ihr Geld verdienen, nur ein Fischer nicht. Der war ja
60 hier zu Markgrafen Zeiten der Letzte und jetzt
sollen wir das Allerletzte werden. Bloß dann hätte
man sollen mit offenen Karten spielen und hätte
sollen sagen: „Wir wollen hier einen Nationalpark
machen. Wir wollen hier überhaupt keine
65 wirtschaftliche, keinen Wirtschaftsraum machen.“
Dann hätten sie sollen die paar Ortschaften
einzäunen und sagen: „Alles andere machen wir
grün.“ Ich sehe jetzt, was hier drüben in der
Biosphäre, da geht derselbe Matsch los.
70
Z: Ja, im Prinzip, die richtigen echten Ökonazis, so
wie der Vössing, der wollte ja aus dem Grunewald
auch einen Nationalpark machen.
Gl: Das ist mir gar nicht bekannt. (Lachen)
75
Gl: Gibt es denn Bevölkerungsgruppen, die vom
Nationalpark profitieren oder leiden alle so wie die
Fischer?
25
Z: Ja, profitieren tun die Sozialhilfe und Assis. Na,
was meinen Sie, was das für ein schönes Camp ist
im Sommer. Die warten richtig auf solche..
80
Gl: Was sind Assis?
Z: Na ja, die Brückenschläfer, die Obdachlosen
eben.
30
85
Gl: (Lachen)
C: Was die schlafen im Nationalpark?
Z: Na ja. Was meinen Sie denn? Diese
Grenzsicherung war ja früher auch und bei dem
jetzigen Technikstand müßte das eigentlich viel
35 besser sein aber man läßt das so zuwachsen und
wenn man die Ecken kennt und da durchgeht, dann
findet man auch, wo sie nächtigen und zelten und
sich richtig wohl fühlen. Jetzt ist es ein bisschen
kühl aber wenn es warm ist, dann sind da ganze
40 Familien.
C: Die campen dann im Nationalpark?
Z: Ja. Na ja, es hat ja keiner was da drin zu suchen.
Den können Sie ja anschnauzen: „Was haben Sie
hier zu suchen?“ Für solche Leute, die da skrupellos
45 genug... Die Perspektive wird sein, dass sie eben
das Ding dichtmachen und das läßt sich ja relativ
gut einzäunen und dass die Arten kommen und
dann machen sie eben wissenschaftliche
Untersuchungen. Was meinen Sie, wie die da
50 reagiert haben, wo ich gesagt habe: „Solange wie
von euch da Studenten und Tierfotografen und was
weiß ich was alles...“ Letztendlich dient das ja auch
ihrem Lebensunterhalt. Der Tierfotograf macht
Fotos von den Viechern und verkauft die und lebt
55 davon. Warum hat der denn mehr Rechte wie ich?
Ich denke es gibt ein Gleichheitsgesetz. Die Leute
können da alle durchkneten, dürfen ihre
Gl: Im Biosphärenreservat?
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95
100
Z: Ach, das wissen Sie gar nicht. Ne, aber das ist
beizeiten abgeschmettert worden. Der war doch
Diepgen sein Pressesprecher und darum ist der...
Also, wirklich, das ist das Allerletzte. Der hat eben
dadurch dass er nun Diepgen sein Pressesprecher
war, eben auch die Verbindung und alles.
Beziehungen schaden dem, der keine hat, sonst
hätte er nicht die 56 Mio. hier rangeschafft für den
komischen Verein, um dieses Land aufzukaufen
und alles. Bezeichnend ist ja, dass nur solche Leute
hier rüberkommen, es ist ja nicht hier aus der
Region gewachsen. Ich habe den Vössing gleich
nach der Wende sprechen hören, da war ich hier in
diesem Naturschutzverein. Wir haben ja auch
versucht, die Natur zu schützen. „Wir müssen
schnell machen, bevor die Politiker hier aufwachen.
Schnell! Schnell! Schnell!“ Also, wirklich auf
Betrug und der fußt nur auf Betrug der
Nationalpark,
wenn
man
sich
den
Fördermittelbescheid und den Zuwendungsbescheid
durchliest. Der reine Horror. Das entsprach
überhaupt nicht den Tatsachen, alles war erlogen.
Also, wenn jetzt ein privates Unternehmen dessen
überführt worden wäre, hätte es müssen dem
(Grotsch?) zurückzahlen aber die Leute nicht.
C: Aber der Förderverein ist der nicht privat?
Z: Ja, das sind zwanzig Leute und 46 Mio. hier, um
Ländereien zu kaufen, das ist doch bestens.
(Lachen) Na ja.
105
C: Sie haben gesagt, Sie waren in diesem
Naturschutzverein...
Z: Ja, zu DDR Zeiten. Zur Wende habe ich da noch
ein bisschen was mitgekriegt aber da sind sehr sehr
viele auch gegangen, die wirklich auch versucht
haben, zu Ostzeiten was zu machen.
110
C: Im Moment sind Sie aber in keinem Verein oder
einer Interessengemeinschaft?
Z: Ja, ausgetreten bin ich da noch nicht, hier diesen
zum Schutz des Unteren Odertals.
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Interview Herr Zahn, „Oberfischer“, vom 28.6.2000 in Schwedt, ca. 75 Min.
Gl: Interessenvereinigung?
Z: Dem Interessenverein, ja.
Gl: Da sind Sie Mitglied?
Z: Mhm (ja).
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55
C: Sie überlegen sich aber, dort auszutreten?
Z: Na ja, im Prinzip gehe ich zu keiner
Versammlung mehr, das stimmt, weil im Prinzip,
das bringt nichts mehr. Ich habe aufgegeben. Zehn
Jahre Kampf und man wird fertiggemacht. Und was
meinen Sie, was hier nach ´45 passiert ist. Da haben
auch welche versucht, gegen die Roten zu arbeiten.
Entweder sind Sie abgehauen nach dem Westen
oder haben nachher aufgegeben, haben gesagt: „Es
ist sinnlos.“ Ne, ist eine ganz beschissene Situation.
Na ja, irgendwo muß man eine Familie ernähren
aber... ist eben Schade drum, dass jetzt unsere
Region plattgemacht wird. Nämlich das läuft darauf
hinaus. In zwanzig Jahren sieht die Welt anders aus,
denn in zwanzig Jahren wird der Regenwald zu 99
% abgehackt sein. Wenn man diese ganze Sache
global betrachtet, die langanhaltende nachhaltige
Nutzung, müßte eigentlich das erstrebenswerteste
Ziel sein, was wir Menschen haben müßten, nicht
die schnelle Ausbeutung und Vernichtung von
Naturresourcen. Kucken Sie sich doch mal um, die
Mode. Wer trägt denn noch Sachen auf bis sie
wirklich zerfallen? Gibt es das noch? Gibt es das
wirklich na, bis die Taschen rausfallen? Ich bin da
auch schon ein bisschen anders geworden aber man
wird ja verwöhnt und verhänselt: „Also, wie kannst
du alte Bretter verbrauchen? Um Gottes Willen!“
Die Menschen sind ja dermaßen abgehoben. Ich
sage ja Försterfamilie, mein Opa hat gesagt: „Ein
Förster denkt in drei Generationen. Den Wald den
ich jetzt pflanze können meine Enkel ernten.“ Und
jetzt
macht
man
Querbeet,
die
ganze
Waldwirtschaft in ganz Deutschland. Ja, eigentlich
will man ihn ja plattmachen und... Wenn ich diese
Diskussionen da über den Wald höre, da sträubt
sich alles. Wieviel das kostet und weiß ich was
alles. Man macht so viel ABM und
Steuerverschwendung für so einen Müll wie den
Nationalpark und unterm Strich kommt nichts für
die Nachwelt raus. Das ist das Schlimme. Die
Bewirtschaftung, die hier zu DDR Zeiten war, die
hat es geschafft, intensiv und Landwirtschaft war ja
alles... das Schlimmste was es gibt. Die war aber so
schlimm, dass man gesagt hat: „Also, hier ist so viel
Naturreichtum, wir müssen einen Nationalpark
bauen. So viel finden wir da drüben nicht mehr. Wir
haben alles plattgegrünt.“ Und dasselbe macht man
hier, dieselben Fehler. Ich sage das Ihnen, keine
andere Bewirtschaftung, so weiter wirtschaften wie
es gewesen ist, um den Artenreichtum zu erhalten.
Die letzten drei Jahre vor der Wende, da hat man
den Viehtrieb zu sehr intensiviert. Der wäre gar
nicht nötig gewesen, aber die normale Wirtschaft
wie sie hier gewesen ist, so lassen. Und wozu...,
wissen Sie, was die ganze Region schockiert hat.
Da hat man sich Zäune und Schranken und Mauern
weggerissen und hier hat man uns Schranken
vorgesetzt.
Da
gab
es
Verkehrszeichen,
Verkehrsverbot für Fahrzeuge aller Art außer
Landwirtschaft und mit Sondergenehmigung. Was
65 meinen Sie, wie wenig Autos zu DDR Zeiten hier
durchgefahren sind. Einmal, weil die technische
Ausstattung nicht da war und dann hatten wir... Für
die Angler waren Parkplätze und die wurden
genutzt. Klauerei ist ja jetzt so wie zu DDR Zeiten.
70 Also, wenn ich mit dem Auto irgendwo in die
Wildnis in einen Wald fahre und mit einem
Kilometer Entfernung, muß ich auch damit rechnen,
dass mir die Räder fehlen.
60
Gl: War das früher auch schon so?
Z: Ja, das war genauso. Und wenn Sie dann einen
Trabbi zusammengespart hatten zu DDR Zeiten, na,
der wurde mehr geputzt und gewienert. Wenn dann
der Papa mit dem Heinz zum Angeln fahren durfte,
na dann ist er auch nicht ins Gelände damit groß
80 gefahren. Den hat er auf dem Parkplatz stehen
lassen aber in Sichtweite, nicht dass sie ihm dann
die ganzen Spiegel klauen oder weiß ich was. Die
Problematik ist ungefähr wie jetzt.
75
85
C: Wie, das ist jetzt immer noch so, dass wenn man
sein Auto irgendwo abstellt, nachher sämtliche
Einzelteile fehlen?
Z: Ja, hier der eine, war drüben nach Garz da auf
dem Parkplatz, dann kam er wieder da hatten sie es
nicht geschafft, da hatten sie ihm die ganzen
90 Schlösser zerwürgt. Die Fahrzeugklauerei und dass
sie die verschrammen und verbeulen. Ist das bei
Ihnen nicht so?
C: Tja, ich bin mit dem Fahrrad hier, an dem sind
noch alle Reifen dran.
95
Z: Ja, das wird am meisten geklaut und nach Polen
geschafft.
Gl: Ja ja, Fahrräder werden glaube ich sehr viel
mehr geklaut als vor zehn, zwanzig Jahren. Überall,
das scheint ein weltweites Phänomen zu sein.
C: Natürlich, ist ja auch viel einfacher zu klauen als
ein Auto. Aber andererseits hat uns die Frau M.
erzählt, sie schließe überhaupt nichts ab, weder die
Türen noch das Auto. Das Auto stehe draußen mit
dem Schlüssel im Schloß und trotzdem komme
105 nichts weg. Das ist dann eben im Ort.
100
Z: Na ja, da sind noch so ein paar Rettungsinseln.
(Lachen) Da, wo ich mein Museum habe, da haben
sie ja so von der Kirche ein paar, die besonders
betreut werden müssen, damit sie nicht so viel
110 klauen. Vier oder fünf Leute werden auch von sechs
Leuten bewacht, so ungefähr. Das ist wieder ein
anderes Thema, die Verbrechensindustrie.
C: Was würden Sie denn sagen, wie hat sich das
Zusammenleben, die Stimmung im Dorf und der
115 Region verändert?
170
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
Gl: Das Verhältnis zum Nachbarn, zu Freunden?
Z: Hier in Schwedt war es ja schon immer...
Zusammenleben, na ja, viel Neid in der
Bevölkerung aber letztendlich, mich als Fischer hat
5 das weniger getroffen. Ich bin immer morgens um
drei bis fünf aus dem Haus und abends um zehn/elf
komme ich nach Hause, dann ist eigentlich schon
Ruhe. Da begegne ich manchmal Leuten, die
behaupten, dass sie da schon jahrelang wohnen
10 (Lachen).
Gl: Der Neid ist das neu oder ist das was, was schon
immer war.
15
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30
Z: Nein, das ist neu. Ha, „was fährt der für ein
Auto? Und der war im Urlaub“, dass jeder vor dem
anderen angeben muß. Früher ging das alles über
den DFD, dies für das. Ja, eigentlich mir hat es zu
DDR Zeiten an nichts gemangelt. Ja gut, ich konnte
nicht sonstwohin reisen, kann ich jetzt auch nicht.
Jetzt kann ich mir das nicht mehr leisten. Das ist...
vom Betrieb aus sind wir zweimal nach Rußland
gefahren, einmal nach Jalta, einmal nach (...?),
herrlich und die DDR hat auch ihre
Sehenswürdigkeiten gehabt. Ein Menschenleben
reicht
eigentlich
nicht
aus,
um
alle
Sehenswürdigkeiten der Welt... Dann ist aber auch
die Frage, „wer nichts ergaunert, wer nichts ererbt,
bleibt a armer Teufel bis er sterbt“. Der kann’s sich
nicht leisten, nur durch Betrug. Durch ehrliche
Arbeit erreicht er... kann ich mir nicht vorstellen
gibt es nicht. Wenn jemand ehrlich arbeitet, dann
sind so viele Blutsauger da, die den ausplündern,
also muß er irgendwo betrügen.
Gl: Findet ein Gemeinschaftsleben statt in
Vereinen, um die Kirche rum, Kegelklub oder
35 irgendsowas?
Z: Na hier in Schwedt, na ja. Ich persönlich habe
nie Zeit. Ich bin so mit Arbeit überhäuft, dass ich
dazu nicht komme. Ich versuche jedenfalls, die
Familie durchzubringen und das heißt für mich, fast
40 jedes Wochenende auf dem Markt... Ich bin fast
jedes Wochenende irgendwo, wo ich dann mit dem
Wagen hinziehe und räuchere und Fische verkaufe.
Diese Dorffeste haben zugenommen.
Gl: Dorffeste haben zugenommen?
45
Z: Ja.
Gl: Für Sie ist das nur eine Einnahmequelle und
nicht, um Freunde/Bekannte zu sehen? Sie müssen
arbeiten auf dem Dorffest? Neben der Fischerei
auch noch die Vermarktung in eigener Hand.
50
Z: Ja.
C: Machen Sie das dann mit anderen Fischern
zusammen?
Z: Ich mache das mit Herrn T. zusammen. Wir
haben gesagt, wir gehen mit dem Betrieb jeden Tag
55 zum Vermarkten, Sonnabends machen wir hier
immer Räuchern und Fischverkauf. Na, wenn unter
der Woche einer kommt, kriegt der auch seinen
Fisch.
(Tape zu Ende! Unterbrechung)
Z: ...damit es sich wirklich halbwegs lohnt. Und
diese schwindende Kaufkraft ist deutlich zu
merken. Also, man merkt das jetzt voll (am Markt
Kerkow?), diese Landpartie, die sie hier immer
machen, veranstalten. Vor drei Jahren, der Aal
65 konnte nicht groß genug sein, voriges Jahr: „Ja, den
ganzen Aal für zwanzig/dreißig Mark nehme ich.“
Und dieses Jahr: „Ja, ein halber Aal tut es auch.“
Weil so gravierend, jetzt von einem Jahr zum
anderen, dass dieselben Leute noch kleiner die
70 Happen und am besten bloß noch eine Scheibe zum
Kosten.
60
Gl: Das war in den letzten drei Jahren sagten Sie,
also nicht von vor der Wende nach der Wende,
sondern jetzt, ganz kürzlich?
75
Z: Was ich jetzt so auf den Dörfern mitgekriegt
habe, dass da die Kaufkraft..., also am
Kaufverhalten insgesamt. Da habe ich den Umsatz
ein bisschen steigern können... (Unterbrechung
durch eintretenden Bekannten)
80
C: Ja, noch mal zum Fischverkauf, verkaufen Sie da
viel an Touristen oder eher nicht?
Z: Also, hier am Standort ist zu merken, so
Tagestouristen, die jetzt (Randgruppen ?) und weiß
ich was alles hier, hauptsächlich Berliner
85 Einzugsgebiet. Beim Bootsverleih, weil wir da ja
Namen, Adresse und alles aufschreiben müssen.
Das sind ja Exoten hier: Inder, Türken, Chinesen
und Kanada, hatten wir schon welche da, USA.
90
C: Denken Sie das hat mit dem Nationalpark was zu
tun, dass die wegen dem speziell kommen oder war
das vor der Einrichtung des Nationalparks auch
schon so, dass da Chinesen kamen und von Berlin
Tagesausflügler?
Z: Ja, sicher hat das mit dem Nationalpark zu tun.
Das ist ja wahrscheinlich auch Werbeträger. Bloß
dieses Überschwemmungsgebiet, wenn das ein
Naturpark gewesen wäre, hätte man den genauso als
Werbeträger nutzen können, wenn hier die
Promenade ausgebaut worden wäre. Das Gebiet
100 wäre ja so auch schön geblieben. Kucken Sie mal,
Zone I im Nationalpark, wurde gesagt, findet nur
innerhalb der Deiche statt. Die Gebietsausdehnung,
die nachher praktisch schon... , dann hat man
undeutliche Karten verteilt und als diese
105 Spielerchens, bloß um mehr Hektar zu schinden.
Dann hat man die öffentliche Wasserstraße am
Außenrand des Nationalparks, die Oder, praktisch
mitreingenommen, um Hektar zu kriegen, dass man
dann 50 % von 1.000 Hektar sind 500 von 2.000
110 sind eben die 1.000 Hektar, dass man eben das alles
in Zone I drücken kann. Das sind alles solche
Sachen, ich sage, wenn man da draußen an der
Oder, gab es mal so ein Schöpfwerk. Da habe ich
95
171
Interview Herr Zahn, „Oberfischer“, vom 28.6.2000 in Schwedt, ca. 75 Min.
5
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45
mal so gelästert: „Wenn sie gar nichts auf den (...?),
dann baue ich mir ein Häuschen mit einer richtig
schönen Aussichtsterrasse in den Nationalpark, dass
man eben auch Attraktivitäten schafft. Ich war da
unten, um Konstanz, Bodensee da die Ecke und
Österreich waren wir vor zwei Jahren und wirklich
Dinge gesehen, wie man es hier auch machen
könnte. Solche Freizeitparks, dass praktisch so eine
Mischung Tierpark, Riesenspielplatz mit so einer
Riesenrutsche und also für die Kinder, ein Hotel mit
einer Pension gleich mit dran da und Grillplätze.
Das ist das, was ich in Schwedt eigentlich mit am
meisten vermisse, waren einfach bloß Feldsteine,
ein Haufen, sinnvoll zusammengefügt, ein Rohr, wo
man eben dieses Grillteil rüberschwenken kann. Die
Leute sind mit Handwagen hingekommen und
haben ihr Zeug mitgebracht, wahrscheinlich auch
weggenommen, nämlich das sah ordentlich und
gepflegt aus. Hier in Schwedt ist ja schon alleine da
die Problematik, Neubauwohnung auf dem Balkon,
wenn der Nachbar das duldet, geht das gut aber
größtenfalls... eigentlich ist das verboten. Beim
PCK Gelände, in dem Wald, darf keiner grillen und
im Nationalpark geht’s auch nicht. Also, wenn man
jetzt alles generell verbietet, tut man doch indirekt
die illegalen Sachen fördern oder nicht? Und gerade
was verboten ist, macht doch besonders Spaß. Man
schafft doch keine Ventile, dass man eben..., wenn
man einen Großteil der Natur retten will, muß man
einen Teil dem Menschen opfern. Wenn ich diese
Sinnlosigkeit
sehe,
eigentlich,
diese
Flächenbebauung, da ist eigentlich Ökologie viel
mehr gefragt wie beim Nationalpark. Hier werden
diese Arbeiterschließfächer. Gut das ist nicht... ob
die mal ne Wohnung (fällt?). Ich kann nicht mit
dem Auto da unten in die Garage reinfahren und
hab ich habe nicht meinen eigenen Garten. Aber
was braucht denn der Mensch im Leben? Ein Dach
überm Kopf, im Winter einen warmen Arsch und
satt zu essen und dass seine Fäkalien
ordnungsgemäß abgeleitet werden. Wieviel Energie
wird denn verschleudert, hier bei diesen
Eigenheimen? Ob nun der Einzelne das schön findet
oder nicht aber der könnte keinen (Grünen?)
betreffen. Normalerweise hier für Schwedt zwei
Wolkenkratzer hingestellt und gut ist’s. Je mehr
könnte man ringsherum Öko machen. Dieser
Eigenheimwahnsinn ist doch keine Ökologie, oder?
65
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105
Gl: Ja, Eigenheimwahn ist das Gegenteil.
50
Z: Diese Flächenstädte, das ist...
110
Gl: Ja, ist klar, das weiß auch jeder.
Z: Wenn noch auf dem Quadratmeter praktisch jetzt
zehn Familien übereinander wohnen, oder auf 60
Quadratmetern dann eben 60 Leute, dann ist pro
55 Quadratmeter ein Mensch untergebracht. Wir sind
doch nicht das Größte als Mensch. Wir sind ein Teil
der Natur. Wir leben von und mit der Natur und wir
müssen auch die Natur nutzen aber sinnvoll nutzen
und nicht alles in Frieden lassen oder die andere
60 Truppe, die das ganze Gegenteil, es muß alles
115
120
172
plattgemacht werden, um schnell Geld zu
verdienen. Die beiden Extreme, die lang anhaltende
nachhaltige Nutzung ist, was in zwanzig Jahren
zum Thema Nr.1 ist, weil die Weltbevölkerung
verhungert ist dort. Was nützt es uns denn, wenn
jeder stehen...äh muß verkommen und muß vom
Borkenkäfer aufgefressen werden und wir holen uns
das Holz aus dem Regenwald, der wird abgehackt,
der Rest wird runtergebrannt, wegen Ackerbau und
drei Jahre danach ist Wüste. Haben wir nicht genug
Wüsten oder wollen wir die Energie aufbringen, um
die Wüsten zu beregnen? Ja, was passiert denn mit
diesem Froschzeug? Da werden die Frösche in
Eimer geleitet, damit die Wildschweine richtig fett
naschen können. Um sechs kommt derjenige, der
den Eimer rausträgt und um fünf war das
Wildschwein schon da und der Fuchs und weiß ich
wer sich noch alles bedient hat. Damit werden
Frösche richtig massenhaft vernichtet. Sonst hätten
ja die Frösche mehr Chancen als wie mit diesen...
Macht man ja nicht überall so, es gibt ja auch
welche, wo jetzt die Löcher durch sind, wo dann
wieder auf der anderen Seite bloß das Vieh sitzen
braucht, das die Frösche frißt. Aber im Endeffekt,
wo der Mensch der Natur was Gutes tun will, da
macht er Schaden. Der soll nur das von der Natur
nutzen, was er wirklich braucht. Das sollte man den
Finger draufhalten. Und da wo die Landwirtschaft...
die haben das, bringen das..., das spielt man alles so
hoch und weiß ich was alles. Das ist global nur zu
lösen. Aber diese regionalen Sachen hier, Regionen
plattmachen, damit ist es denen gedient. Unsere
Urenkel, die werden auf unseren Grabstein was
scheißen. Die (....?) und machen das auch. Die
sagen: „ Eltern, was habt ihr denn da uns
hinterlassen?“ Es gibt es ja da so einen schönen
Spruch: „Wir haben das nicht von den Eltern geerbt,
wir haben das nur von den Kindern geborgt.“
C: Ja, um dann vielleicht noch mal auf den
Nationalpark zurückzukommen, was sind denn
Ihrer Meinung nach die wichtigsten Konfliktpunkte
und vor allem auch zwischen wem?
Z: dass es ein starres System ist, diese
Gesetzlichkeit. Also, Nationalpark heißt gleich 50%
Totalreservat und jetzt, man will ja einen
Euronationalpark, man muß ja ein Euro- noch
vorsetzten, dann sind es 75% Totalreservat und
Totalreservate in diesem engen, kleinen Gebiet, bei
dieser Siedlungsdichte, die wir hier in Mitteleuropa
haben, ist ein ökologischer Wahnsinn. Das, was
man damit erreichen will, kehrt sich ins Gegenteil
um, denn das wird nur eine Zufluchtsstätte für das
Viehzeug, was eigentlich am meisten der
Bewirtschaftung bedarf. Die Jagd verbietet man und
wenn jetzt die Wildschweine, werden oft zur Plage,
wenn die merken, hier tut ihnen keiner was, was
meinen Sie, wieviele wirklich seltene Bodenbrüter
noch groß werden, wenn hier eine Überdichte an
Wildschweinen, Mardern, Hermelinen, dieses ganze
Raubzeug. Ich will das nicht ausrotten aber man
darf es auch nicht zu solcher dichten Bestandsdichte
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
5
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35
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45
auf einer Fläche konzentrieren, um praktisch
wirklich seltene Arten auszurotten. Die haben..., das
entspricht keinem ökologischen Gleichgewicht.
Ökologie kann ich nicht bloß sehen, weil ich nur
eben Frösche schütze, sehe ich nur Frösche. Und
der andere schützt das Gras und der nächste dann
die Giraffe oder weiß ich was für ein Viehzeug,
denn wir haben auch schon so viel Arten hier auch,
die gar nicht in unsere Gegend gehören. Kucken Sie
mal, der Kormoran ist ja gar nicht unser heimischer
Kormoran. Unser heimischer Kormoran, der war in
der Körperlänge ungefähr zehn Zentimeter kleiner,
den Lenné beschrieben hat. Also, das heißt doch,
dass dieser Kormoran, der aus, wo soll er
herkommen?, Südostasien da unten, größere
Nahrungspartikel braucht, also dementsprechend
größere Fische also, auch Fische frißt, noch Fische
frißt, die eigentlich schon laichreif sind, praktisch.
Und darüber geht ein wesentlicher Teil der
natürlichen Reproduktion vernichtet. Es wird ja
immer abgetan, die Fischer haben generell was
gegen die Viecher, die da eben die Fische
wegfressen. Ja, aber Ausrottung ist nicht die Lösung
aber Schutz ohne Ende ist auch nicht die Lösung.
Warum wir, wir haben die Reparationen an die
Russen bezahlt, mehr als Deutschland. Meine
Mutter hat das Eisenbahngleis Berlin – Stettin, das
zweit Gleis eigenhändig mitabgeschraubt, als Frau,
mit diesen schweren Eisenbahnschwellen. Zu vieren
haben sie die aufgeladen. Die Linie liegt irgendwo
hinterm Ural. Das darf man auch nicht vergessen.
Die Ossis waren die Prügelknaben der Nation.
Drüben, da kam der Marshallplan, damit da die
Wirtschaft vorwärts ging und hier, wir haben die
Russen zu ernähren gehabt und weiß ich was alles.
Wir haben uns irgendwo einen Lebensstandard
erarbeitet und wenn ich dann sehe die sind
abgehauen nach dem Westen, das war natürlich
leichter und schneller. Dann haben hier Leute die
Häuser erhalten unter den damaligen Bedingungen,
die die DDR zu bieten hatte. Also, wer da nicht
fleißig war und ein bisschen gewieft, der hat nicht
mal einen Sack Zement gekriegt, um eine
Schadstelle am Haus zu flicken und das meiste in
Eigenleistung. Wenn in die Häuser keiner
eingezogen wäre, dann wären das Ruinen gewesen
und dann sagt man Rückgabe vor Entschädigung.
Ist das nicht ungerecht?
Gl: Welcher Jahrgang sind Sie?
50
immer so vier Wochen und dann lief das Wasser
durch. Dann gab es auch verschiedene Modelle, die
eine Sorte, die nicht dichtgehalten hat, konnte man
gleich durchschießen. Dann hat er sich einen
65 geflickten Flicken über die geflickten Flicken
geflickt. (Lachen) Die Gummihose, die war schon
so dick, die war schon zur Wattehose
ausgewachsen. Aber es ging. Bist du Gottes Sohn,
so hilf dir selbst. Also, geschadet hat uns das
70 eigentlich nicht. .... (Darf ich vorstellen meine Frau.
Unterbrechung!)
Wir leben ja gar nicht unter marktwirtschaftlichen
Bedingungen. Entweder man nimmt es als
Wirtschaftsfaktor, dass man eben sagt, gewisse
75 Flächen läßt man beangeln, „ich habe die Angler im
Prinzip nur noch als politische Macht, wirtschaftlich
schaden sie mir.“
Gl: Die Angelkarten?
80
Gl: Die Einnahmen bekommen Sie als Pächter?
Z: Ja. Da sind 16% Mehrwertsteuer, dann weiß ich
nicht, wieviel Prozent jeweils... geht die Rechnung
auf, wenn man Besatz tätigen kann davon.
85
C: Politische Macht, wie ist das zu verstehen?
Z: Ja, wenn wir drei Fischer wären, dann wären wir
schon längst weg hier aus dem Nationalparkgebiet.
Schwedt hat tausend Angler und die sträuben sich
nun dagegen.
90
95
100
105
Z: Ich bin Baujahr ’57.
Gl: Und Sie wissen das alles noch von Ihrer Mutter?
Z: Ja, von Mutter und Vater, Großvater noch. Das
kann uns keiner nehmen, die Erfahrung, die zwei
Regime miterlebt zu haben und das vergleichen zu
55 können. Wir haben, ich weiß nicht, gemeckert wird
immer. Wenn man jetzt einen Plan erfüllen soll und
will auch Geld verdienen und ich krieg nicht mal
ein Paar Manchester-Hosen oder Gummizeug, dann
... Wir hatten einen Kollegen hier in Stolpe, das war
60 wirklich putzig, der hatte Gummizeug, das war
Z: Ja. Die teuerste Angelkarte hier im Poldergebiet
ist 180,-- Mark die Jahreskarte.
110
115
173
C: Die nehmen Sie also praktisch als Verstärkung?
Z: Ja, sonst wären wir Fischer schon längst weg von
der Bildfläche. Ich könnte jetzt richtig Flächen
nehmen und sagen: „Da setzen wir eine Bude ran,
eine Kraft, dann wie so ein Angelpuff.“ dass man
praktisch vom übrigen Gewässer praktisch die
Angler fernhalten würde, unter Kontrolle. Angler
kann man eigentlich nur unter Kontrolle angeln
lassen, wo wirklich qualifiziertes Personal ist, die
denen auf die Finger klopft. Was meinen Sie,
Anglerkontrolle fahren, ist ein Horror. Die
unliebsamste Tätigkeit, die ein Fischer macht
(Lachen). Voriges Jahr hatten wir angefangen, mal
mitzuzählen..., beim 27. sind wir an einen Angler
getroffen, der sich an die Gesetze gehalten hat.
Also, Schwarzangeln ist Hobby. Viele fühlen sich
dazu berechtigt eben, weil das soziale Umfeld nicht
mehr stimmt. Die Arbeitsplätze sind weggefallen,
man hat denen Arbeit, Betrieb alles genommen. Die
sagen: „Was wollen sie noch mehr?“ Irgendwo im
Blauen. Die im Osten, die f..., ich möchte sagen,
was ich so mitkriege und gerade weil ich am
Gewässer, wenn ich mit Anglern spreche oder so,
die fühlen sich alle über den Tisch gezogen. Zum
größten Teil, was hier nach der Wende
hergekommen ist, aus den alten Bundesländern, das
waren Leute, die da drüben irgendwie schon Dreck
am Stecken hatten und in den alten Bundesländern
Interview Herr Zahn, „Oberfischer“, vom 28.6.2000 in Schwedt, ca. 75 Min.
keine Karriere machen konnten, die hier die
„schnelle Mark“ gesucht haben, auch übrigens
Mentalität. Und wenn ich mir ankucke:
Vulkanwerft, hier in Schwedt das (Buckwerk?),
5 Betonwerk Schwedt. Da gibt es so viele Beispiele,
die Betriebe für eine Mark übernommen, über
Fördermittel Maschinen angeschafft und bei Zeiten
in Polen das neue Betonwerk im Prinzip als
Auslieferungslager auf deutscher Seite. Der
10 Aufschwung Ost findet östlich von uns statt. Das
ist... die ganze Problematik aber das betrifft nicht
nur uns Fischer hier so. Wir sind mehr indirekt
dadurch betroffen.
15
Gl: Sie haben ja eben noch von Besatz, Krediten,
Angelkarten gesprochen. Ich glaube, wir haben
noch gar nicht geklärt, welche Lizenzen sie haben,
wo sie fischen dürfen oder habe ich das überhört?
Z: Im Wesentlichen habe ich hier im
Nationalparkgebiet beim Land und bei der BVVG
20 die Pachtverträge. Die BVVG-Flächen, da hat ja...,
selbst wenn ich das Geld hätte und die Flächen
kaufen möchte, wieder dieser komische Verein das
Vorkaufsrecht. Also, das heißt, dass gar kein
richtiger Markt entstehen kann, auch kein
25 Immobilienmarkt,
wenn solche Leute ein
Vorkaufsrecht haben... Es ist ja eigentlich, wenn ich
jetzt mit einem Privaten mir einig bin und sage:
„Ich kaufe deine Wasserfläche.“ Das ist gar nicht
möglich.
30
C: Aber immerhin dürfen Sie durch?
Z: Ja, wir dürfen noch. (Lachen)
60
65
Gl: Zwölfjährige Pachtverträge. Das gilt für Sie
persönlich auch?
Z: Ja. Ich glaube, die ersten laufen in 2002 aus und
2004 ist glaube ich das meiste und in 2006.
75
80
85
90
Z: Ja, also jetzt BVS.
Z: Ja.
95
100
C: Das wird dann aber...
Z: Im Moment sind wir eingeschränkt durch die
Schranken.
50
C: Wo...
Z: Durch den Bau und alles kommen wir nicht mehr
so viel. Aber wenn man bei jeder Schranke fünf
Minuten rechnet am Tag. Ich muß zehnmal durch
die Schranken durch am Tag, dann heißt das für
55 mich,
eine
Arbeitsstunde
ist
weg,
Gl: Sie haben ein lebenslängliches Pachtrecht, sagte
mir Herr L., oder nicht?
Z: Nein. Wir haben gleich nach der Wende ging das
mit der Pacht los als dann geklärt war, wer
verpachten darf und alles. Eigentlich haben wir
70 zwölfjährige Pachtverträge.
Gl: Sagen Sie doch noch mal schnell, BVVG, was
heißt das? Die Nachfolgetreuhand ist das, nicht?
C: Wie ist das denn jetzt, im Moment ist ja dieser
Nationalpark noch in der Errichtungsphase. Also,
im Moment dürfen Sie schon noch überall fischen,
45 wo Sie wollen, in den Poldern auch?
C: Ja, wie lang das noch so ist, wissen Sie noch
nicht oder gibt es da schon Pläne?
Z: Ja, im Prinzip mit Auslaufen der Pachtverträge.
Ich glaube, 2002 geht es los, die ersten
Pachtverträge, die dann auslaufen, also werden
nicht mehr verlängert. Dann ist Schluß.
C: Besitzen Sie dann schon irgendwelche
Wasserflächen oder haben Sie alle gepachtet?
Z: Nee, generell. Eigentlich von der Tradition her
war hier in Schwedt eigentlich immer schon
Pachtfischerei. Vor der Oderbegradigung müssen
35 irgendwo welche hier im Polder drin private
Flächen gehabt haben. Die haben wohl gedacht:
„Oh Gott, oh Gott, jetzt kommt kein Oderwasser
mehr rin, dann verkaufen wir das schnell.“
40
entschädigungslos.
105
110
C: Im Hinblick auf die weitere Entwicklung des
Nationalparks, haben Sie da irgendwelche
Forderungen
oder
Wünsche,
Verbesserungsvorschläge?
Z: Ja, wir hatten das mal probiert hier. Ähnlich wie
im Spreewald, haben wir gesagt: „Also, wenn ihr
uns Flächen wegnehmen wollt, dann laßt uns doch
wie
im
Spreewald
die
Leute
hier
umherkutschieren.“ Die Auflagen, die da erteilt
worden sind, sind im Prinzip unerfüllbar und
eigentlich sinnlos. Wenn ich mir so einen Kahn für
20.000 Mark kaufe, der muß ja DIN und TÜV
geprüft sein, also kann ich mir einfach nicht
zusammenschustern, dann möchte ich ihn auch voll
nutzen können. Aber wenn ich dann erst ab
September, glaube ich , dürften wir dann erst diese
Bootsfahrten machen. Das heißt, praktisch wenn die
Ferien, Urlaub, Saison zu Ende ist, wenn auch kaum
noch ein Tagestourist... Es gibt noch ein paar
Freaks, die hier Vögel beobachten wollen, die im
Herbst auch sehen wollen. Einfach vom Zeitfaktor
und dann war die andere Auflage auch, praktisch
wir sollten Routen vorschlagen und die am
ungünstigsten gelegene Route hätten sie dann
genehmigt. Also, praktisch wo jetzt so zwei Meter
Ufer und dann kommt noch das zwei Meter Rohr
obendrauf, der Graben fünf/sechs Meter breit, an
manchen Stellen ist er zwanzig Meter. Wenn dann
eine Ente vor einem ist, die kehrt man eben so lange
vor sich her bis sie auffliegt, dass man den Leuten
auch wirklich das Ungünstigste zeigen kann. Man
hat schon an der ganzen Problematik gesehen, also
pro forma: „Ja, ihr könnt ja.“ So läuft das alles. Man
sagt immer: „Ihr könnt ja.“ Aber wenn man dann
den ersten Rattenschwanz an Auflagen daran sieht,
ist das...
C: Sie haben sich dann also schon überlegt: „Okay,
174
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
wenn das mit der Fischerei nicht mehr klappt, dann
nutzen wir den Tourismus, der dann eventuell zum
Nationalpark herkommt?“
Z: Ja, man hat hier Tourismusführer ausgebildet.
Durch die Presse haben wir erfahren, dass da zehn
Stück ausgebildet wurden, natürlich von deren
Leuten. Ich sage: „Warum bietet man uns das nicht
an?“ Um Gottes Willen! Wir würden den Leuten ja
die schlechte Seite des Nationalparks zeigen und
10 das will man ja nicht. „Euch, wo ihr dagegen seid,
auf keinen Fall. Wenn, dann führt ihr die Leute
selber aber ein Zertifikat von uns. Nö!“
5
C: Da bestand also schon Interesse, das auch...?
Z: Ja. Wenn man dann nur schikaniert wird von den
Leuten. Warum soll ich sie nicht als Ökonazis
bezeichnen? (Lachen) Ja. Mit allen Mitteln, mit Lug
und Betrug wird hier gearbeitet und im letzten
Gespräch mit Herrn (Täubner?): „Ja, da ist einiges
schiefgelaufen.“ Aber man macht an der Stelle
20 eigentlich weiter.
15
C: Also, Sie
festgestellt?
haben
keine
Verbesserungen
davon nutzen. Also, von Chemie halte ich mich
möglichst fern. Ich sehe bloß, was ins Wasser
kommt. Die Veränderung zur Vorwende, im Prinzip
ist nur zu merken an der Oder eben, dass sie da
viele Buden dichtgemacht haben, die eben
Abwässer reingelassen haben aber ich möchte
65 sagen, weniger... weil sie marode waren. Einfach
nur dadurch, dass es in den alten Bundesländern
Leute gab, die gewachsene Geschäftsbeziehungen
hatten und das Zeug losgeworden sind und
dementsprechend wirtschaftlich stärker waren. Die
70 entweder so eine Hütte für eine Mark gekauft
haben, bloß um die Produktionsmengen zu
verkaufen, so ähnlich wie bei den Milchquoten....
60
Gl: Um die Absatzmärkte zu kaufen, meinen Sie?
Z: Also, praktisch, wenn ich daran denke, nach der
Wende, diese Asbestdiskussionen und dann bin ich
rübergekommen und habe da viel mehr
Asbestdächer gesehen wie hier und genauso
versiegelt mehr oder weniger wie hier auf der
Ostseite. (Lachen) Die kochen auch bloß mit
80 Wasser. Das sind auch bloß Menschen. (Lachen)
75
Gl: Ja, da gab es gewaltige Sanierungen, TU Berlin
zum Beispiel, ein ganzes Gebäude quasi abgerissen.
Z: Nee, glaubwürdig sind diese Leute noch nie
gewesen und werden sie auch nicht werden. Das ist
25 genauso wie mit den Fördermitteln, richtig korrekt
und ehrlich können die gar nicht mehr sein.
C: Ist bislang an Positivem, jetzt bei der
Konfliktbewältigung, noch nicht besonders viel
erreicht worden oder gibt es da doch etwas?
30
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45
50
55
Z: Der Tourismus hätte sich hier auch ohne
Nationalpark entwickelt. Der Nationalpark trägt nun
nicht unbedingt dazu bei, dass sich Tourismus
entwickelt. Das ist so, ich sage mal, in Westberlin
die Mauer, traditionell die Berliner sind nach
(Wernersche?) gefahren, zur (Sauobstblüte?) und
sind auch ein Teil hier Richtung Stettin gefahren.
Wenn jetzt hier die Grenze nicht wäre, diese ganze
Region hat eigentlich mehr von Stettin als von
Berlin gelebt vor dem Krieg. Also, ein Teil der
Produkte, die hier gemacht wurden wie die
(...Industrie?), die hier war und echte Pökelfässer
oder so, ging ein Teil nach Berlin rein. Was die
Landwirtschaft produziert hat, ging nach Stettin, ob
das nun per Schiff, also diese Handelswege, da habe
ich weiter keinen Einblick. Ich weiß nur, dass hier
diese Handelsstraße Berlin – Stettin ging. Die ging
hier über Garz, stehen hier noch ein paar
Meilensteine davon. Aber Odernationalpark, wäre
hier meiner Meinung nach mehr wirtschaftlicher
Aufschwung gewesen, was meinen Sie. Wir haben
das PCK hier, die Ölpipeline von den Russen, eine
Papierfabrik hatten wir hier. Wieviel auch
produzierendes Gewerbe sich da ringsherum
angesiedelt hätte. Also, nicht unbedingt jetzt ins
Poldergebiet
rein,
direkt
hier
um den
Industriestandort. Und im Prinzip, das PCK ist ja
jetzt mehr oder weniger zerfallen unter denen
Firmen, die da wieder weiß ich was für Stoffe
Z: Jaaa.
85
Gl: Weil eben irgendwo zufällig erst rauskam, dass
innen drin Asbest ist, was man gar nicht wußte.
Z: Na und wie wurde das nun effektiv entsorgt? In
seine Bestandteile zerlegt?
Gl: Ja. Ja.
Z: Das Asbest?
90
Gl: Ja. Ja.
Z: Mir hat jemand erzählt, das wird zerkleinert in
Plastiksäcke und dann kommt das in ein Loch und
Beton rübergegossen und dann ist’s versiegelt.
Vielleicht ist’s inzwischen anders.
95
Gl: Es gibt da immer so Gerüchte aber... Ihr Vertrag
läuft 2002 aus?
Z: Ich möchte meinen, die ersten Pachtverträge.
Gl: Wann läuft Ihrer aus?
C: Er hat mehrere.
100
Gl: Ach so, Sie haben mehrere Verträge und...
Z: Na ja, was meinen Sie, die Oder hat (...?). Dann
hat man das teilweise begradigt und dann liefen die
(Fulderstücken?) quer rüber. Das kleinste war drei
Quadratmeter, wo wir einen Pachtvertrag für haben.
105 Das ist ein Puzzlespiel, was wir da haben.
Gl: Ja, jetzt verstehe ich’s und deswegen überlegen
Sie, die meisten 2004 und deswegen überlegen Sie,
was Sie dann machen, wenn das so ist und die Idee
oder das Ideal war ja eben Kahnfahrt wie im
110 Spreewald aber das geht nicht, weil die Verwaltung
das nicht zulassen wird.
175
Interview Herr Zahn, „Oberfischer“, vom 28.6.2000 in Schwedt, ca. 75 Min.
Z: Nein. Man hat dann so argumentiert, wenn ihr
das als (Aus...?) kriegt, dann kommen andere und
wollen das auch machen und dann können wir nicht
„Ne“ sagen. Dann gibt es nämlich mal wieder ein
5 Gleichheitsgesetz für alle, wenn man’s zur
Ablehnung braucht.
Gl: (Lachen)
Z: Na ja, wir haben gesagt, wir machen nachher die
Kneipe auf, den Fischladen.
10
Gl: Kneipe und Fischladen.
zeigen. Denn praktisch bei den Preisen, die wir
haben und das vergleichen mit der Preiskraft, die
jetzt die Großen ausfechten, das geht ja an unseren
60 Fisch nicht ungeschoren, wenn die da Zanderfilet
für neun oder zehn Mark anbieten, ja dafür kann ich
nicht mal nen lebenden Zanderkilopreis abgeben.
Wir sind hier auch vom Preis her in der
Bundesrepublik die Billigsten. Kucken Sie mal
65 unsere Preistafel an. Hecht, Karpfen, Schleie das
Kilo sieben Mark, wo finden Sie das noch in
Deutschland?
Gl: Frischfisch ist das?
Z: Ja. Versuchen wir, damit zu überleben.
Z: Lebend.
Gl: Und Bootsverleih?
Z: Ja, na ja, das ist..., macht sich steuerlich günstig,
der Minusposten.
15
Gl: Ach, das ist ein Zuschuß?
Z: Ja. TÜV und Zulassungsnummer und
Liegeplatzgebühren, den Steg konnten wir uns
damals noch nicht leisten, die Projektierung für den
zugelassenen Steg würde 7.000 Mark erstmal
20 kosten. Der Steg liegt schon da, fix und fertig. In
unser Projekt mit Plastikbehälter und alles, haben
wir auch schon einige tausend Mark investiert aber
dieses Jahr haben wir gesagt: „Jetzt müssen wir erst
mal sehen, ob wir hier den Laden in die Hand
25 kriegen und das so schnell wie möglich regeln.“
C: Jetzt haben wir die Ziele ja schon ein bisschen
angesprochen. Wie sieht es denn mit Wünschen,
Bedürfnissen, Erwartungen für die Zukunft,
zukunftsperspektivisch aus?
30
35
40
45
50
55
Z: So schnell wie möglich sterben, schmerzlos. Der
Mensch wird geboren, um zu sterben und normal
wäre, mit 40/45 ins Gras zu beißen. Das meine ich
ernst. Diese Überpopulation an Menschen bringt
doch eigentlich erst dieses Ökoproblem. Sämtliche
medizinischen Einrichtungen müßten geschlossen
werden und sämtliche Gesetze abgeschafft, um
ökologisch ins Gleichgewicht zu kommen. Dann
natürlich müßte man ohne Ende Wölfe und Bären
hier aussetzten, die uns als Nahrungskonkurrenten
zusetzen würden. Nehmen Sie doch mal die
Menschen hier, ich wäre schon längst an meinen
verfaulten Zähnen dahin, wäre zwar auch nicht so
schmerzlos wie ich mir das wünsche. Ich habe drei
Kinder gezeugt und das reicht. Ich habe mein Leben
gelebt. Meine Jahre hatte ich zu DDR Zeiten und
jetzt ist es nur noch ein Dahinvegetieren. Nur noch,
um nicht ins soziale Abseits zu fallen. Man merkt,
man ist überall unerwünscht, maximal nur noch so
hier für ein Foto „das ist noch ein Fischer“, das
macht sich immer ganz gut aber ansonsten sind wir
doch unerwünscht. Wenn hier ginge, voriges Jahr,
vor zwei Jahren, da mit einem Mal war da wieder
ein Gesetz, also, wir durften nur noch tote
ausgeschlachtete Fische an Kunden abgeben. Und
die einzige Marktlücke, die ein Fischer hat, zu
überleben, ist, dem Kunden, den lebenden Fisch zu
70
C: In der Tiefkühltruhe.
Z: Da dürften Sie’s auch schon nicht mehr schaffen.
Also, ich weiß in Bayern Kilo Hecht vierzig Mark,
Zanderfilet dreißig. Bloß bei uns hier, wenn wir mit
den Preisen auf den Markt gehen würden, den
75 letzten Kunden auch noch mit Knüppeln nach Polen
jagen? Selbst die Gaststätte, wieviele Kneipen hier
in Schwedt dichtmachen, wenn jetzt ein reicher
Investor kommt und sagt: „Also, die Hütte hier, das
wird alles plattgeschoben. Ich setze hier ein
80 vernünftiges Hotel hin“, dann sind wir auch weg.
Eine sichere Zukunft haben wir hier nicht.
C: Aber hoffen Sie auf die Touristen, die sich
eventuell noch vermehren?
85
Z: Nein. Also, dass
Aufschwung... Nie!
hier
ein
touristischer
C: Nie? Auch kein kleiner?
Z: Ne, das, was wir auf ... Besuchertourismus hier...
Ich sage ja, wenn hier die Altschwedter sich treffen
mal so. Viele, die jetzt mal hier in Schwedt gewohnt
90 haben, weil Schwedt ja eigentlich in den 60er
Jahren richtig Aufschwung genommen hat und in
der ganzen damaligen DDR die jungen
Arbeitskräfte gerade aus dem Chemie- und
Papiersektor hierher gekarrt wurden. Dann kommen
95 sie manchmal mit ihrer Familie und besuchen mal
wieder Schwedt. Vor allen Dingen, weil sie gehört
haben, da kann man ja auch nach Polen, billig
tanken und Zigaretten holen, mal so rüberfahren
und...
100
C: Die sind weggezogen und jetzt kommen sie mehr
so auf Besuch?
Z: Na ja, Schwedt wird entvölkert, kucken Sie doch
mal hin. Wir waren, weiß ich nicht, über 60.000
oder um die 60.000 rum und jetzt gehen wir schon
105 unter die 40.000 Grenze und noch weniger. Dann
prognostizieren sie bald so unter 30.000 und dann
aber 2/3 Rußlanddeutsche.
C: Woran liegt das Ihrer Meinung nach, dieser
Rückgang der Bevölkerung?
110
176
Z: Na, weil eben keine Arbeitsmöglichkeiten, keine
Einkommensmöglichkeiten hier. Die Wirtschaft
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
liegt am Boden und wird noch weiter zerstört. Also,
hier ein wirtschaftlicher Aufschwung, ich glaube
nicht dran.
C: Gibt es sonst irgendeinen Lichtpunkt?
5
65
Z: dass die Nazis rankommen.
C: (Erstaunen)
10
15
20
25
30
35
40
45
50
55
60
Z: Ja. dass ein Gesetz wieder ein Gesetz ist und die
Menschen wissen, wo dran sie sind. Wir sind doch
einfach nur in wirren Zeiten. Das kann nicht
gutgehen. Das bricht in sich zusammen. Was der
olle Marx und Engels da sich ausgekaspert haben,
das wird kommen. Nun kucken Sie mal an, der
zweite Arbeitsmarkt macht ja den ersten
Arbeitsmarkt flächendeckend kaputt. Ein Beispiel
hier, wenn man Richtung Angermünde fährt, dann
(...?). Hat jemand privat einen Kredit
aufgenommen, ist Pleite gegangen gegenüber davon
hat das Oderhotel eröffnet, wahrscheinlich auch
über Kredite gebaut. Die (...?) ist Pleite gegangen,
diese
Hütten,
die
da
stehen,
solche
barackenähnliche Dinger. Jetzt heißt es Chalet und
ruck zuck hat hier der OBV so ein Verein, praktisch
die Ausbilder werden von Steuergeldern bezahlt
und die Lehrlinge werden auch von Steuergeldern
bezahlt. Die haben nur reine Sachkosten zu tragen.
Na, welcher Privatunternehmer soll denn da
mitkonkurrieren? Der vom Oderhotel ist privat und
gegenüber so ne Konkurrenz, wo die Arbeitskräfte
alle vom Steuerzahler gezahlt werden. Ja, dass die
bessere Preise machen können, ist doch ganz
logisch. Wenn jetzt aber, wo das Pleite gegangen
ist, entweder wäre ein Neuer gekommen aber der
hätte ja nicht solche Dumpingpreise machen
können. Eine Tischlerei haben sie und Maler, weiß
ich was alles, der größte Arbeitgeber, gut, aber nur
über den zweiten Arbeitsmarkt. Das kann doch
nicht gesund sein. Wenn man jetzt über diese
Kindergartenprogramm praktisch noch mehr
Arbeitslose, man wirbt, dass man verringert
dadurch die Arbeitslosenzahlen aber weniger
Arbeitslose werden’s nicht. Wenn eine Frau, die ein
Kind hat im Kindergartenalter, hingeht zum
Arbeitsamt, fällt die Frage: „Sie haben ein Kind?
Wie sieht es aus, wenn Sie Arbeit kriegen, können
Sie Ihr Kind dann unterbringen?“ „Ja, im
Kindergarten.“ „Für acht Stunden?“ Nur noch für
sechs Stunden. Dann muß ich für jede
angebrochene halbe Stunde zwanzig bis vierzig
Mark bezahlen. Also, dass sie, wenn sie einen AchtStunden-Job macht, arbeitet sie nur für den
Kindergarten. Sinnlos, das kann sie nicht
annehmen. Also, ist sie nicht vermittelbar und
dementsprechend nicht mehr arbeitslos. Also,
immer runter die soziale Leiter. Wir sind ja nicht
blind. (Lachen) Klar, die Rechten, Hitler hat ja auch
erst mal, wo er dran war, die dementsprechenden
Leute rausgesucht, die er an die Mauer gestellt hat,
wo er erst mal gesagt hat: „Die taugen nichts und
müssen weg.“ Und wenn ich das sehe hier,
Springerstiefel, dann sind sie am Ende noch 1.50,
70
75
80
85
90
eine Reichsfahne und Lagerfeuer, so richtig zünftig
und die Getränkebüchse in der Hand und dahinter
liegt der Müllhaufen, dann ist man doch versucht zu
sagen: „Hört mal zu, Zucht und Ordnung und wenn
ihr das vertreten wollt, dann kuckt euch doch mal
um.“ Das haut nicht hin. Und der ollen Oma die
Handtasche klauen oder einen Ausländer
zusammendreschen, die Ausländerfrage wäre doch
ganz einfach gelöst. Nur in Deutschland die
deutschen
Gesetze
anwenden,
wenigstens
anwenden. Das kann nicht sein, dass ein Russe
kommt und sagt: „ Na, in Deutschland im Knast ist
es ja besser wie in Rußland in Freiheit.“ Wenn ich
dann sehe, was da passiert, wenn der Zuweme,
solche Mörder die kriegen mal Freigang, die läßt
man weiter... Kinderschänder. Mein Gott, wegen
dem kleinsten Delikt, Todesstrafe. An die Wand
gestellt und totgeschossen. Wir haben 4 Mio.
Arbeitslose, wenn wir das 2 Mio.mal gemacht
haben, dann haben die anderen auch Arbeit. Aber
sollen sie mal sehen. Ganz radikal durchgreifen und
denn haben wir auch nicht mehr die Flut, die
Ausländer, die als Verbrecher hierher kommen, die
eigentlich dem Ruf der Ausländer schaden. Ich habe
ja nichts dagegen, ich gehe gerne beim Chinesen
essen oder beim Türken oder. Die kommen her,
machen ihr Ding, wozu Deutsche zu faul sind, nicht
in der Lage sind, zu doof oder weiß ich aus welchen
Gründen. Ich denke, vielleicht sind wir Ausländer.
Gl: Bald.
Z: Na ja, aber das ist doch eigentlich sehr relativ zu
sehen. Das sind genau solche Menschen wie wir.
Da gibt es gute und schlechte. Aber man eskaliert
die Sache, dass die schlechten hier reinkommen.
95 Wenn man so einen 14-jährigen Türkenbengel, der
da weiß ich wieviele Einbrüche und Autos und
alles, ja mein Gott, mit Glacèhandschuhen anfaßt
und diplomatische Konflikte auch noch vom Zaun
bricht, da fehlt eine Diktatur. Und so ein Gesoxe an
100 die Wand und tot. Wir Menschen, wir haben eine
Überpopulation, alleine aus dem ökologischen
Gedanken heraus, wir haben eine Überpopulation
und alles, was dem Ganzen schadet, kann vernichtet
werden. Das bringt vielleicht sogar noch
105 Schweinefutter. Dann hat der Bengel wenigstens
einen guten Beitrag geleistet, zur Ökonomie. Dafür
brauche ich nicht irgendwo Gras abmähen und ein
Schwein füttern.
110
Gl: Sehen Sie denn eine politische Kraft, die das
leisten könnte, dass Gesetz wieder Gesetz ist?
Z: Nein, bis jetzt noch nicht.
Gl: Also, nicht irgendeine Partei?
Z: Nein. Also, was jetzt auf dem Markt ist, das ist
alles dieselbe Soße. Das keimt erst noch. Aber ich
115 nehme ja an, dass die aus dem rechten Spektrum
kommen. Wenn man die ganzen Parteien, die CDU
mit ihrem Kohl-Häuptling da und SPD und wie se
alle heißen. Die SPD ist von den Grünen involviert.
177
Interview Herr Zahn, „Oberfischer“, vom 28.6.2000 in Schwedt, ca. 75 Min.
Wenn ich nur sehe, wie der Birtler da... Die haben
alle keinen Beruf gelernt. Diese Berufspolitiker
gehen doch nur hin, um die Leute für dumm zu
verkaufen. Nämlich echte Fortschritte, sagen Sie
5 mal aus Ihrer Sicht. Wo macht denn die Politik
irgendwas für die Menschen? Wo setzt sie sich echt
dafür ein?
60
Z: Ja, was meinen Sie, einen Dachs totzukriegen....
(Tape zu Ende! Interview Ende! Rest nur noch
Ausführungen über die beste Abwehr gegen bissige
Tiere!)
65
Gl: Na ja, die sozial-grüne Koalition hat das durch
den Regierungswechsel versucht, versucht, den
10 Reformstau wegzunehmen und hat dabei viele
Fehler gemacht. Viele dieser Fehler und lokale
Fehler schließen sie ja auch mit Recht auf. Der
Versuch ist schon da, was für die Menschen zu tun.
Das ist meine Meinung.
Z: Ja, aber wenn man das sieht, so wie in Bayern,
da fährt man einen härteren Gang. Alleine, wenn
ich das sehe, mit diesen Kampfhunden, kurzes Fell,
gut im Geschmack. Schmecken gut aber muß ja
nicht jeder, der das nun schick findet, damit
20 umherpesen. Die Bayern, seit zehn Jahren, wer so
ein Vieh haben will, muß nachweisen, warum er
den braucht überhaupt. Ich glaube, in ganz Bayern
oder München waren vier und in Berlin sind 40.000
von den Viechern.
15
25
30
35
40
45
50
55
(Lachen)
Gl: Und Hamburg schließt sich jetzt an, an die
bayrische Regelung...
Z: Man fängt an da rumzudiskutieren. Die Viecher
müßten doch noch viel mehr Kinder totbeißen und
dann fangen die Politiker doch erst an zu
diskutieren! Welchen Sinn machen denn solche
Viecher? (Ginnele?) würde ich sagen. Tierhaltung
nur auf ärztliche Empfehlung, jetzt vereinsamte alte
Menschen, die sagen: „Also, der Vater ist
weggestorben, so einen kleinen Schoßhund oder so
einen Kanarienvogel.“ Aber Tierhaltung nur aus Jux
und Tollerei, nur wegen dem Angeben, ob es nun
ein Kampfhund ist oder... ich kann einen
Schäferhund auch zum Kampfhund machen. Ich
habe die Jagdhundausbildung mitgemacht ein
Terrier, der hat mir auch die Hand zerpflückt. Wenn
ein Terrier zubeißt, der ist nicht viel... mir war so
ein Jagdhund lieber, so in der Größe, der ist besser
als (...?). Dem hau ich die Faust in die Schnauze
und dann ziehe ich das Knie an, damit ich das Herz
treffe und notfalls ihm auf den Rüssel hauen, da
liegt der auch da. Die Kampfhunde habe ich noch
nicht probiert, weil die wahrscheinlich den Knochen
gleich zermalmen aber so ein Jagdhund oder ein
Schäferhund normal, wenn der einen angreift, der
versucht ja immer, nach der Gurgel zu springen,
wenn er halbwegs ausgebildet ist. Eigentlich ist das
ein Instinkt. Einfach, ob man Rechts- oder
Linkshänder ist, den Arm, den man am wenigsten
braucht, so weit wie möglich hinten rein, dass das
Maul gesperrt ist, dass er die Kraft verliert und
wenn man dann bloß mit der flachen Hand ihm voll
auf die Nasenspitze, dann ist er erst mal
kampfunfähig. Wenn er gut ist, kann man noch das
Knie anziehen, das Herz verträgt so was nicht viel.
178
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
5
15. Interview
Thomas
Berg,
1.
Vorsitzenden des „Vereins der Freunde
des
Deutsch-Polnischen
EuropaNationalparks Unteres Odertal e.V.“,
vom 30.6.00 in Lunow, ca. 50min.
S.: Manfred Schulz,
B: Thomas Berg
S: Ich stell mich erst mal vor: Mein Name ist
Manfred Schulz. Ich komme aus dem Institut für
Soziologie der freien Universität Berlin. Ich war
vorher längere Zeit an der Technischen Universität
und war Agrarsoziologe. An der Freien Universität
15 bin ich eigentlich Entwicklungsländersoziologe,
Afrikasoziologe.
10
Wir machen im Hauptstudium zweisemestrige
sogenannte Forschungspraktika, wo wir die
Studenten vertraut machen mit den Methoden der
20 empirischen
Sozialforschung.
In
unserem
derzeitigen Kurs sind wir 12 Studenten, die jetzt
hier in Criewen in der Villa Siebenpunkt sind. Wir
– d.h. es macht noch mit ein Herr Glaeser vom
Wissenschaftszentrum Berlin, der Umweltexperte
25 ist, und ein Doktorand Torsten Reinsch. Wir haben
das dann etwas vorbereitet. Wir waren bei Herrn
Buryn in der Nationalparkverwaltung , wir waren
in Eberswalde bei der LAGS, mit Herrn Vögel
haben wir da gesprochen, dann waren wir in
30 Müncheberg bei der ZALF, da ist ein Herr Kächele,
der hat die agrarökonomische Studie über den
Nationalpark, über alle Bauern gemacht.
Ich hatte im letzten Sommer ein paar Tage Urlaub
gemacht, in Criewen, und habe mich so ein
35 bisschen in die Landschaft verliebt, und war dann
auch mit den Konflikten konfrontiert, davon hatten
mir die Leute erzählt und da dachte ich, dass das ein
gutes Feld ist für..
40
B: Das heißt, sie haben sich das selbst gesucht, dass
ist jetzt nicht ein Forschungsauftrag der
Nationalparkverwaltung oder, sondern sie haben
sich das frei gesucht...
S: ja frei...wie gesagt, es ist in dem Sinne auch
keine wissenschaftliche Arbeit, sondern das ist eine
45 Übungsarbeit für Studenten im Rahmen ihrer
Ausbildung
Wir haben dann zwei Betroffenengruppen, auf der
einen Seite die Landwirte, mit denen ich mich
beschäftige, und dann auch die Touristen,
touristische Entwicklung das macht der Herr
Glaeser., in dem also Gastwirte, Hoteliers und
60 Zimmervermieter befragt werden, und auch die
Touristen die, die wir einfach so antreffen.
55
Ich habe aus der Liste einfach angerufen von den
Bauern, habe ein paar Absagen bekommen, ein paar
haben zugesagt. Also ich habe jetzt 11 Bauern
65 insgesamt befragt . Das sind Sondierungen, das ist
nicht statistisch repräsentativ
B: Ist klar, aber 11 ist schon eine gute statistische
Basis. Wir haben ja nur 50. Alles was sich
repräsentativ nennt ist viel weniger repräsentativ, ab
70 11 ist natürlich auch nur eine zufällige Auswahl.
S: Wir wollen dann noch ende des Semesters oder
nächstes Semester Herrn Vössing einladen zu
unserem Seminar in Berlin.
B: Klar, für den ist das ja um die Ecke.
75
B.: ...das ist anstrengend (Lachen)..
S: Ich stellen Ihnen jetzt ein Paar lockere Fragen,
damit ich die Position des Fördervereins:
80
S.: Was sind generell die Ziele des Vereins?
85
90
95
100
B.: ja, ist klar.
S: Unser Ansatz ist der, dass wir versuchen so
etwas ganzheitlich heranzugehen. Das heißt, der
50 Torsten Reinsch befasst sich mit der generellen
Bevölkerung, von Arbeitslosen bis hin zum
Unternehmer, Arbeiter, nicht nur in Criewen,
sondern auch in Schwedt, damit wir die Perspektive
etwas erweitern, Arbeitslosigkeit u.s.w.
S: Gestern Abend hatten wir den Herrn Englert da,
der hat seine Sachen erzählt...
105
110
179
B.: Ich sollte erst mal ein kleines Stück ausholen.
Es ist ja in der letzten DUGO 1990, die letzte
Volkskammersitzung der DDR, da ist das
Nationalparkprogramm der DDR getroffen worden,
war der letzte Beschluss der Volkskammer.
Aufgrund irgendeines Rechtsfehlers ist dann dieser
Nationalpark herausgenommen worden, da hat man
irgendetwas falsch gemacht. Da hat man gesagt,
o.k.. Sagen Sie mal, da ist relativ klar, dass hier
irgendeine Entwicklung stattfinden wird auf
Nationalpark oder ähnlicher Konstruktionen hin,
dass
etwas
unter
bundesrepublikanischen
Bedingungen schwieriger wird als in der letzten
DDR-Volkskammersitzung war damit auch klar.
Aber die Richtung war klar. Dann war die Frage,
wie kommt man überhaupt dahin. Brandenburg ist
ein armes Bundesland und wird sich so etwas nicht
leisten können. Und war die Frage, ob man einen
Antrag stellt beim Bundesamt für Naturschutz, die
hießen damals noch anders. Wenn es dann wichtig
wird, kriege ich das raus. Also, solange ich das
kenne, ist es das Bundesamt für Naturschutz. Auf
jeden Fall kam die Frage, wie man da einen Antrag
stellt. Die waren auch grundsätzlich bereit, hier das
zu fördern das Projekt, und das Bundesland
Brandenburg selbst kann keine Bundesförderung
kriegen, also war die Frage nach dem Träger,
ursprünglich hat man an eine Stiftung gedacht, hatte
auch begonnen eine Stiftung zu gründen, aber das
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Stiftungsrecht ist fürchterlich kompliziert, und
darum ging es nicht schnell genug. Und da hat man
erst mal eigentlich ersatzweise einen Förderverein
gegründet,
der
dann
auch
Träger
des
5 Gewässerrandstreifenprogramms wurde. Damit ist
relativ klar, was der Förderverein will, er will einen
Nationalpark, dass der hier entsteht. In der Praxis
sieht das so aus, dass er hier das
Gewässerrandstreifenprogramm durchführt. Die
10 Abwicklung des Gewässerrandstreifen-projekts
einschließlich
Erstellung
der
Pflegepläne,
Landkauf, Landverwaltung, -verpachtung. Also,
praktisch alles was damit zusammenhängt, um es
durchzuführen. Ich sage mal, da steht noch viel
15 mehr in der Satzung drin, Öffentlichkeitsarbeit,
Forschung,...
S.: Wie viele Vereinsmitglieder haben sie zur Zeit?
60
65
70
75
B.: Wie viele haben wir denn? Na, so um die 40.
20
S.: Ich habe gehört, dass auch hochkarätige Leute
darin sind. Wer sind das denn?
B.: Prof. Dohle ist bei uns, Frau Webel-Gutdünk,
Herr Weigmann. Ich habe immer Probleme damit,
dass ich nicht genau weiß, wer zu welcher Uni
gehört. Das ist bei mir etwas unübersichtlich. Wen
25 haben wir denn? (blätter) Michael Abs, Dr. Michael
Abs, der muss irgendwo im Universitätsbereich
tätig sein. Prof. Dohle TU-Institut für Zoologie,
Prof. Bornkamm TU-Institut für Ökologie, Dr.
Blaschkowitz Fachdirektor, Prof. Blöß ist auch
30 Mitglied bei uns, vom Zoo, Prof. Weigmann FU,
Prof. Zeller vom Museum für Naturkunde.
80
85
90
S.: Wie sind die dazu gekommen?
35
40
45
50
B.: Hier gibt es mehrere Interessengruppen. Es gibt
reine Biologen oder Ökologen, die aus
biologischen/ ökologischen Gründen oder weil sie
schon immer mal nach Kröten und Vögeln geguckt
haben oder weil sie Interesse haben, sozusagen weil
sie natürlich das Gebiet kennen. Das ist die eine
Gruppe und die andere Gruppe sind die Leute vor
Ort. Die ein Interesse daran haben, dass das Gebiet
hier entsprechend entwickelt wird. Es hängt
sicherlich auch damit zusammen, dass Dr. Vössing,
der ja in der Anfangszeit auch mal bei der
Nationalparkverwaltung
als
Vorstandsleiter
gearbeitet hat, aus dem Berliner Raum kommt und
da manche kennt und sie angesprochen hat. Und
sagen wir die höhere Professorendichte ist immer in
Berlin. Wenn ich hier runter gucke, liegt bei dieser
Zielgruppe für die Vereinsmitglieder, liegt Berlin
natürlich sehr nahe.
S.: Bei den befragten Landwirten ist der
Nationalpark
nicht
sehr
beliebt,
dieses
Gewässerrandstreifenprogramm wird doch eher
negativ beurteilt. Es wird gesagt, dass das
55 Nationalparkprogramm
müsste
zurückgestuft
werden. Biosphärenreservat und dann der Fuhrpark
werden gewünscht. Also, sehen Sie aus ihrer
Perspektiv den rechtlichen Status des Nationalparks
95
als gesichert an oder ist bei diesen Querelen/
Kontrasten auch noch eine Veränderung des
Rechtsstatus möglich oder halten Sie es für
unwahrscheinlich?
B.: Also, ich halte es für sehr unwahrscheinlich.
Also, es hat immer mal Versuche gegeben, auch auf
Landtagsebene, auch auf Landtagswahlen, weil wir
ja auch immer in diese Richtung hingearbeitet
hatten. Hat nicht funktioniert, ist sofern relativ
schwierig, als das Ziel des Nationalparks im
Gegensatz zu dem an der Elbe sehr hoch
abgesichert ist, dies ist über das Landesgesetz und
nicht über eine Rechtsverordnung geregelt. Er ist
praktisch auf einen allgemeinen rechtsfähigen
anzugehen, der wäre möglich abzuschaffen, durch
Landtagsbeschluss. Also, man muss ja ein Gesetz
machen, so dass das vorige Gesetz außer kraft
gesetzt wird. Das ist relativ unwahrscheinlich.
Zumal damals das Gesetz, das behaupte ich jetzt
mal, viele nicht verstanden haben, was sie
beschlossen haben, mit einer hohen Mehrheit. Ein
sehr gravierender Einschnitt. Ich denke aber, dass
ist eine relativ formale Frage, wenn ich sehe, dass
ein 1/3 der Fläche unserem Förderverein gehört, ist
es de facto egal, ich sag mal, wenn da morgen
beschlossen wird, dass ist kein Nationalpark, wird
es sachlich nichts ändern. Dann würden morgen die
Schilder abmontiert werden und die wenigen
Einschränkungen.
Sachlich
steht
in
der
Nationalpark... eigentlich nichts drin außer der
Grenze, insofern werden häufig wir bekämpft, weil
im Nationalparkgesetz steht ja nichts. Da steht nur
drin, dass ist ja keiner. Aber da stehen letztendlich
keine Einschränkungen drin, die irgendeinem weh
tun könnten. Insofern sind die, die da wirklich
naturschutzfachlich Forderungen stellen oder auch
durchsetzen, auch immer auf dem Wege des
Eigentums
und
des
Gewässerrandstreifenprogramms.
S.: Mein nächster Punkt ist das Totalreservat. Dass
50% der Fläche Totalreservat sein sollen, ist eine
100 feste Größe oder ist es aus der Position des
Fördervereins auch noch mal verhandelbar?
B.: Das hat mit dem Verein vergleichsweise wenig
zu tun, das Gewässerrandstreifenprojekt hat
zunächst
gar
kein
Totalreservat,
keine
105 Totalreservatforderung, sondern die Forderung nach
Handlungsrichtlinien zu machen. Es hat auch unser
PEPL, so heftig er bekämpft wurde, ursprünglich
gar keine Totalreservatsangaben gehabt, weil das
eine Kategorie ist, die eigentlich nicht zu
110 Gewässerrandstreifenprojekt gehört, sondern zum
Nationalparkgesetz gehört. Im Nationalparkgesetz
steht drin, dass bis 2010 50% Totalreservat sein
sollen, denn, wie ich es lese, dann stehen da eher
mindestens 50%, auf keinem Fall höchstens 50%.
115 Das Land hat sich jetzt festgelegt und hat gesagt
genau 50%. Erst sehr viel später, in
Nachverhandlungen des Landes Brandenburg, hat
das Bundesamt für Naturschutz, all diejenigen, die
180
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
5
10
15
20
25
das ganze finanzieren, darauf bestanden, dass auch
das Land sich ihnen gegenüber verpflichtet 50%.
Dies ist keine Verpflichtung uns gegenüber, die
Landwirte wissen auch, dass wir an dieser Stelle
sehr flexibel sind, das werden sie nicht zu geben,
weil, sonst verliert man ja seinen liebsten Gegner.
Aber wir setzen keine Totalreservate durch. Wir
reden über Nutzungseinschränkung, die zum Teil
auch bis 100% gehen. Was trotzdem für die
Landwirte besser ist, als ein Totalreservat, weil sie
Subventionen kriegen. Also wie eine Fläche... Ich
will da kein Schild stehen haben, Totalreservat. Ich
will de facto, dass es eins ist. Für die Landwirte gibt
es ja immer zwei Komponenten bei jeder Fläche
über die eine reden sie gerne über die andere reden
sie nicht so gerne. Die eine betrifft die tatsächliche
Nutzung und die andere Komponente ist die
Subvention. Wenn wir Verträge abschließen mit
den Landwirten, was wir in letzter Zeit sehr
erfolgreich tun. Haben wir zum Teil de facto
Nullnutzung. Die Flächen verpachten wir trotzdem
den Landwirten, zum Teil zu Null DM, also dass sie
nur die Lasten tragen. Dies wird aber voll
subventioniert, solange es Subventionen gibt.
Insofern ist ausschließlich das Land für die
Kategorie Totalreservat zuständig.
65
70
75
80
85
S.: Wie viel Fläche haben Sie bereits erworben?
B.: Wir haben mal über den Daumen ein bisschen
mehr als 3000ha im Gebiet erworben und noch mal
30 knapp 2000 ha außerhalb, die wir dann eintauschen
werden. Das heißt ungefähr die Hälfte der Fläche,
wenn wir beides zusammen legen, dabei lasse ich
außer acht, dass ich davon ausgehe, dass die
Flächen außerhalb, weil es zum Teil sehr gute
35 landwirtschaftliche Flächen sind, zu einem höheren
Quotienten eingetauscht werden. Tendenziell eher
2/3 als die Hälfte.
S.: Die außerhalb liegenden sollen also mit den
innerhalb liegenden mit den Landwirten getauscht
40 werden?
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50
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60
B.: Ein Problem, das immer in diesem
Zusammenhang auftritt. Wir haben eigentlich drei
Partner. Zunächst die, die in der Diskussion nie
vorkommen, dass sind die Eigentümer. Wir kaufen
vom Eigentümer, die in aller Regel keine
Landnutzer sind. Wir haben einen irrsinnig
zersplitterten Landbesitz. Viele, viele Eigentümer.
Wahrscheinlich über 1000 Eigentümer. In sehr
kleiner Portionierung. Wir haben dann die nächsten
Betriebe, die auch mal irgendwo Fläche besitzen,
aber eigentlich Pachtbetriebe sind, die fast
ausschließlich, über 90% Flächenanbau betreiben.
Wir tauschen zunächst mal Eigentum. Wir machen
beides, Wir tauschen Land außen gegen Land innen
oder wir kaufen Land innen. Damit haben wir eine
Klärung der Eigentumsverhältnisse (zu unseren
Gunsten), aber hier dazu laufen die Nutzungsfragen.
Was nicht zwangsläufig deckungsgleich ist mit den
Eigentumsfragen. Also zum Beispiel, wenn Ihnen
hier irgendwo 5ha gehören und sie haben sie mal,
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110
115
sag ich mal, weil Betrieb X sie übers Ohr gehauen
hat, für die nächsten 20Jahre verpachtet. Da können
wir Ihnen das abkaufen, das hat an der Nutzung
noch gar nichts geändert, sondern das ist nur die
Perspektive, dass im Jahre 2017 oder irgendwann
die Verfügung wirklich in unsere Verfügungsgewalt
über die Fläche haben. Anders herum tauschen wir
auch zum Teil Nutzung auf Flächen wie die uns nur
potentiell gehören. Also, sagen wir mal,
erschwerend kommt ja noch hinzu, dass die
Landwirte nicht die Flächen pachten, die sie
bewirtschaften, sondern sie pachten, was sie
pachten können, weil sie den kennen. Jetzt liegen
die auch noch mal zerstreut. Und jetzt tauschen die
Landwirte wieder untereinander die Nutzung dieser
gepachteten Flächen. Und so ähnlich machen wir
das auch. Das heißt, wir sagen uns gehört die
Fläche, wir wollen eine Nutzungsbedingung, die
geht gar nicht, die liegt mittendrin, dann sagen wir,
dass wissen wir auch, dann bewirtschafte doch
diese Fläche, so. Das ist ein sehr kompliziertes
Verfahren von Kauf, Nutzungstausch und
Umtausch.
S.: Es gibt die Besorgnis bei den Landwirten, dass
sie Pachtverträge von Ihnen bekommen und dass
die Pachtverträge Konditionen verlängert werden,
wie ist hier die Situation?
B.: Die Situation ist so, dass wir mittlerweile.. also,
wir haben mal irgendwann 52 Betriebe gehabt,
wobei da jeder mitgezählt ist. Davon haben einige
aufgehört. Wir allerdings haben bereits mit 28 oder
29 Betrieben Pachtverträge abgeschlossen. Also die
Betriebe wissen, was für Pachtverträge sie von uns
kriegen. Natürlich kriegen sie nur Verträge auf der
Basis des PEPL. Wobei es hierbei mehrere
Portionen gibt. Erstens ist, dass wir wissen, dass
Umstellungen für Betriebe nicht von heute auf
morgen gehen. Also, Übergangszeiten haben wir in
Pachtverträgen schon sehr oft versehen. Das also
gesagt wird, dies Jahr noch so, im nächsten Jahr
beantragt ihr noch mal über nächstes Mal kneifen
wir noch mal eine Auge zu, aber irgendwann geht
es dann aber los. Das zweite ist, dass wir Betrieben
häufig Tauschflächen anbieten können. Also, es ist
ja nicht so, dass für jeden Betrieb jene Bedingung
unmöglich ist, sondern, sagen wir mal, ein Schäfer
hat andere Bedingungen, die er an eine Fläche stellt,
als jemand der Mutterkühe braucht und der wieder
andere als der, der einen Milchkuhbetrieb hat.
Insofern ist es oft möglich zu sagen, o.k., die
Flächen sind jetzt für dich ungünstig, aber was
hältst du denn davon, wenn du jetzt die Fläche hier
nimmst, wenn du da den PEPL einhältst, ist es für
dich gar nicht schlecht. So was geht häufig. Dann
haben wir ja außerhalb Flächen gekauft, die wir ja
verpachten können. Ersatzweise für Flächen, die
drin liegen, so dass wir auch da häufig eine
Ausweichmöglichkeit haben.
S.: Nehmen Sie dadurch anderen Pachtland weg?
120
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B.: Das wird zwar häufig behauptet, aber das
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stimmt nicht. Wenn wir eine Fläche kaufen, dann ist
sie entweder nutzungsfrei aus der Sicht der
Treuhand, oder wo der Nutzer gesagt hat, die
brauche ich nicht mehr, die könnt ihr jetzt
verkaufen. Denn die Nutzer haben nach der
derzeitigen Rechtslage immer Vorkaufsrechte, dass
heißt, wir können von der Treuhand nur Flächen
kaufen, wo die Treuhand mit dem Verkauf
sozusagen das Gebiet ist nutzungsfrei. Und wir
haben außerhalb im wesentlichen Treuhandflächen
gekauft, da sind natürlich auch Einzelflächen dabei
von Einzeleigentümern, aber wir sind außerhalb
auch an Pachtverträgen gebunden. Auch da liegen
Pachtverträge drauf ,die wir nicht aufheben können.
Insofern ist das alles Unsinn. Ich sage, wir haben
entweder außerhalb Splitterbesitz, weil, man muss
das alles ja mal ganz praktisch sehen, da kommt
jemand zu uns, bisher haben wir noch nie Druck
gemacht oder gezielt Leute angesprochen, wo wir
gesagt haben, kaufe du uns doch mal. Sondern
bisher sind immer die Leute zu uns gekommen, und
haben gesagt, wir haben da Flächen und würden die
euch gerne verkaufen. So, jetzt kommt der an. Und
dann besitzt der da unten in der Niederung 2ha,
dann hat er durch die Bodenreform 1/2ha Wald
bekommen oder besitzt noch einen irgendwo da
draußen. Das Verkauf ich euch nur, wenn ihr mir
alles abkauft. Denn er will ja dann zum Schluss
nicht doch noch 3m2 übrig haben. Insofern haben
wir außerhalb entweder Splitterbesitz von Privaten,
den man ohnehin nicht tauschen kann, weil keiner
den da hinten 1/2ha haben will oder wir haben
zusammenhängenden Besitz, der von der Treuhand
gekauft ist. Natürlich, dass ist auch wieder richtig,
hat die Treuhand einige schlitzohrige Geschäfte
gemacht, was allerdings der Landwirt, der mit der
Treuhand abgeschlossen hat, genauso gewusst hat.
Sie hat ihm die Gebäude verkauft, uns die Flächen
und hat ihm Nutzungsauflagen für die Gebäude
gemacht, die eigentlich nur mit den Flächen
zusammen gehen. Wir gehen auch nur mit den
zusammen. Er hat es aber lustig unterschrieben und
hat aber gewusst, dass wir die Flächen kaufen
werden und dass er sich mit uns einigen muss über
den Tausch. Und hat aber dann nichts getan zum
Tauschen. Insofern gebe ich zu, dass die Theorie
und Praxis ein Stück auseinander fallen, aber gerade
im Fall des Gutes, des ehemaligen Volkseigentums
Criewen, um was es sich handelte. Ist es so, dass
wir die Flächen nur gekriegt haben, sozusagen,
unter der Voraussetzung, die Treuhand stellt fest,
die Fläche ist ungenutzt. Das war nämlich ein
Treuhandbetrieb und der hat sich aufgelöst. Ihm
haben sie die Gebäude verkauft und haben ihn
verpflichtet, da ordentlich Landwirtschaft zu
betreiben. Brauchst ja keine Flächen für, aber mach
mal. So! Er hat es auch unterschrieben. So!
Insofern ist die Lage da tatsächlich etwas verzwickt.
Aber das hat er genauso gewusst wie die Treuhand
und wie wir uns dies auch denken konnten, wobei
ich dazu sagen muss, wir kannten natürlich nicht
den Vertrag, den Herr X unterschrieben hat,
sondern nur unseren. Insofern hätten wir ihm
vielleicht abgeraten, so einen Vertrag zu
65 unterschreiben. Wenn er uns denn gefragt hätte. Bei
Criewen gibt es noch einen Neben... Was Criewen
angeht, dass ist ja ein Sammelsurium aus drei
Betrieben: nämlich im wesentlichen Herr X und
dann noch die beiden Criewener Betriebe: Criewen70 Agrar und Criewen-Milch, also Frau Y und Frau Z
und die sind da mal eingestiegen und haben da mal
laut mitgeredet. Aber es ist alles sehr schwierig. Es
herrscht ein großes Wirrwarr, und das ist für ein
Geschäftsverkehr immer sehr schwierig.
60
S.: Der PEPL hat viel Staub aufgewirbelt, ich habe
ihn gelesen, und ich habe auch die Stellungnahme
der Forstwirtschaft Eberswalde dazu gelesen, die
eine
harte
Kritik an
der
Sache
aus
naturwissenschaftlicher Sicht formuliert, die ich
80 nicht verurteilen kann. Es gibt auch Leute, die
meinen, dass es auch unrealistisch ist in bezug auf
die Auenbildung, weil es früher auch gar nicht so
gewesen ist. Was für mich nachvollziehbar ist, ist
das Argument, dass Natur imitiert wird, wenn
85 Flächen aufgerissen werden, Deiche geschlitzt
werden u.s.w. Wie sehen Sie das?
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B.: Also, wenn wir Deiche schlitzen, dann fehlt
natürlich so richtig Land. Und das ist genau die
spannende Frage, also das einzige Problem am
PEPL ist, dass man so tut, als ob es ein rein
naturwissenschaftlicher Fachplan ist, der ist aber 7x
überlagert von einer mehr oder weniger raffinierten
politischen Bewegung unserer Landesregierung, des
Umweltministeriums, der Nationalparkverwaltung
und dadurch wird er immer schwieriger. Also, zum
Beispiel gab es die feste Meinung eines Nicht-Mehr
Ministers, dass ein Großteil der Deiche
weggenommen werden sollte und dann hat man
natürliche Zustände und dann bildet sich der
Auenwald. Nun ist er nicht mehr Minister und so
richtig durchsetzen konnte er sich damit auch nicht.
Und ob es so geht, wie er sich dies dachte, ist sehr
zweifelhaft, weil mittlerweile die Oder höher liegt
als früher und die Polder tiefer. Und es würde
einfach ein großer See entstehen, so dass unser
Fachplan meint, wir sollten mal vorsichtshalber die
Deiche da lassen wo sie sind, weil sonst haben wir
hier einen großen See und den wollen wir eigentlich
nicht. Imitation ist dies insofern, geplant ist, ein
Fließgewässer durchzulegen. Dies ist teilweise
Imitation und teilweise nicht. Es hat hier natürlich
diverse Fließgewässer gegeben. Altarme wurden
durch die Kanalisation und durch den Deichbau
abgeschnitten von der Oder, selbst hier der Kanal ist
über weite Strecken alter Oderlauf. Und insofern
kann man natürlich sagen, wenn man manches
davon verbindet und wieder Wasser hindurch
fließen lässt, ist es Imitation. Man kann auch sagen,
es ist annähernd der Zustand, den es hier schon
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
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einmal gegeben hat. Auf jeden Fall, wenn es eine
Imitation ist, ist es eine gute Imitation, wenn man
dies so hinkriegt. Da fehlen Feststellungsverfahren.
Es ist noch ein langer Weg dorthin. Hätte man
Zustände, wo sich im Bereich dieser Armbildung,
wo sich durchaus Auenwald ansiedeln könnte, wo
man auch nachhelfen könnte. Die Argumente der
Forstwirtschaft sind für meine Begriffe aus zu
starker forstwirtschaftlicher Sicht, wenn ein Förster
hier einen Baum pflanzt, hier noch einen und hier
noch einen, dann hat er drei gepflanzt, und er weiß,
einer muss hochkommen, dann war er erfolgreich.
Wenn wir da Bäume pflanzen und es kommt nur
einer von 17 hoch, dann ist es auch o.k. Also, wir
geben der Natur die Chance und da muss dann nicht
stramm ein Waldbestand da sein. Das wissen wir,
dass das nicht so kommen wird. Sondern wir
können nur sagen, wir bieten der Natur hier Flächen
an, und wo sie will, soll sie einen Auenwald
machen und wenn sie das nicht will, dann wird es
keiner. Also, da denke ich, ist die größte Diskrepanz
zwischen der Argumentation der Forstwirtschaft
und der .... na ja, im Naturschutzbereich wird ja
stark auf die Sukzession gesetzt, also, die Natur tut
es denn. Und die Vorschläge, die im PEPL drin
sind, basieren auf der Feststellung, dass für weite
Bereiche der Landschaft verfestigte Formen
existieren
durch
die
jahrzehntelange,
landwirtschaftliche Nutzung, die man an den Stellen
aufbrechen muss, damit die Natur eine Chance hat.
S.: Kommen wir jetzt zum Tourismus. Da gibt es
also auch Ansichten, dass die generelle angezielte
Förderung des Tourismus oder so, problematisch
ist. Das Ihr Verein kein breites Tourismuskonzept
35 anzielt. Wie sehen Sie das?
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B.: Irgendwann, ich kann das nicht mehr datieren,
da hat Vössing einen Tourismusverband gegründet,
da
war
ich
selber
dabei.
Weil
die
Tourismuswirtschaft hier vor Ort das nicht selber
auf die Reihe gekriegt hat. Erklärtermaßen wollen
wir Tourismus hier, dazu hat man Verträge,
Tourismus wollen wir zumindest deutlich mehr als
wir bisher haben. Die Diskrepanz zwischen uns und
der Tourismusbranche, sofern wir da von einer
Branche reden können, wir haben keine echte
Branche,
sondern
wir
haben
einzelne
Tourismusanbieter, die oft untereinander heftig
verfeindet sind oder nicht miteinander reden, weil
sie noch nie miteinander geredet haben oder so.
Dass wir eine Vorstellung davon haben, was wir
uns für die Touristen vorstellen können, während
die Tourismusbranche keine hat oder eine
unrealistische. Ich erzähle mal, was ich beobachte.
Ich beobachte, liebe Dorfkneiper, die hier 20Jahre
lang ihr Bier verkauft haben, die plötzlich gehört
haben, mit Tourismus verdient man jetzt Geld. Die
selber aber nie verreist waren, da sie immer hier die
Dorfkneipe führten, die eigentlich nicht so recht
wissen an wem sie ihr Geld verdienen wollen und
die Zimmer so zurecht machen wie sie selbst
wohnen würden. Ferner bekommt man die Kremser
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90
nicht organisiert, so dass zudem die Kneipen davon
profitieren könnten. Das ganze wird davon
überlagert, dass wir 1990 hier sozusagen überhaupt
keine touristische Infrastruktur hatten, und einige
wenige angefangen haben ziemlich groß/ ziemlich
stark auf Tourismus zu setzen mit großen baulichen
Investitionen,
die
aber
immer
vom
Industrietourismus gelebt haben zum Standort
Schwedt. Da sind Baufirmen, es sind Manager
eingeflogen worden, die sind aber fertig. So ist das
total zusammengebrochen, und es haben
gleichzeitig immer mehr Betriebe aufgemacht. D.h.,
es gibt im Bereich des Tourismus eine
Überkapazität, das ist ein Problem einerseits und
ein Mangel in der qualifizierten Ausrichtung. Also,
wenn ich mit meiner Familie komme und eine
Radtour machen will. Dann gibt es schon das erste
Problem, dass die eigenen Fahrräder angeschleppt
werden müssen. Es gibt keine Unterkünfte mit
Familienpreisen. Ich finde auch kaum Gaststätten,
die familienfreundliche Preise haben. Aber ich finde
weder die Gaststätte, die die Familie als Zielgruppe
hat, aber ich finde auch nicht die Zielgruppe, ich
sage mal, wir haben ja oft irgendwelche
Abgeordneten aus dem Bundestag oder aus dem
Europaparlament, wenn ich sage, na den will ich
mal einladen zum Essen und ich will ihm nicht
irgendeine Schüssel vorsetzen, auch diese Gruppe
wird nicht bedient, sondern wir haben so einen
Durchschnitt. Das ist das eigentliche Problem.
S.: Der Organisationsgrad des Tourismusbereiches
ist schlecht!?
B.: Da gibt es gar keinen.
95
S.: Sie haben da keine Aktivitäten in diesem
Bereich?
B.: Ach, dass können wir nicht. Einerseits schlicht
überfordert. Wir sind ja mit dem was hier tun ganz
gut ausgelastet, und ich denke auch, es ist zunächst
100 mal eine Aufgabe der Tourismuswirtschaft sich
selbst zu organisieren. Ich sitze in Barnim im
Kreistag und ich beobachte es immer wieder, da
werden irgendwelche von oben erfunden, wir haben
also
von
oben
gegründet
eine
105 Tourismusgemeinschaft Barnimer Land, die auch
regelmäßig irgendwelche Zuschüsse von uns kriegt
aus dem Kreishaushalt, wo völlig unklar ist, was die
eigentlich tun und wo der Wirkungsgrad äußerst
gering ist. Es müssten sich die Betriebe mal selbst
110 organisieren und wenn sie dann kommen und dann
sagen, wir brauchen Hilfe. Weil wir bezahlen
wollen, aber kriegen was davon mit. Das wäre
sinnvoll.
115
S.: Ich habe gehört, der PEPL wird überarbeitet.
Wer überarbeitet den PEPL?
B.: Der wird nicht überarbeitet. Kuriose Sache!
(haha) Der PEPL, da gab es den ersten Entwurf und
dann gab es den zweiten Entwurf. Zu dem zweiten
Entwurf konnten alle möglichen Personen Stellung
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nehmen, da gab es eine projektgeleitete
Arbeitsgruppe,
die
mit
dem
Gewässerrandstreifenprojekt festgelegt wurde.
Wenn ich mir angucke, wer da im Durchschnitt
Stellung genommen hat, gibt es einige
Stellungnahmen, die dagegen sind, und einige dafür
sind. Naturgemäß sind die Naturschutzverbände
eher dafür, Landwirte eher dagegen. Im
wesentlichen war die Argumentation wie beim
ersten Versuch, also die Landwirte sagten, wir
wollen das gar nicht. So! Von der Forstwirtschaft
haben Sie es ja gelesen. Es gab eine
Abstimmungsrunde. Es gab vorher schon eine
Abstimmungsrunde und zwar zwischen dem Bund,
also Bundesamt, dem Landesministerium, dem
Umweltministerium und uns, denn wir sind die drei,
die dafür zuständig sind, wo wir uns auf diesen Plan
verständigt haben. Nur Land Brandenburg hat kein
Rückgrat, d.h., wenn da zwei kommen und die sind
dagegen, dann fängt das Land Brandenburg an, alle
seine Zusagen über den Haufen zu werfen. Und sie
stehen nicht zu der Aussage, dass dies auch ihr Plan
ist. Und sie tun so, als ob sie daran arbeiten würden,
aber sie arbeiten nicht daran. Es ist auch den beiden
anderen Partnern, also uns und dem Bundesamt
nicht zu vermitteln, worüber man denn eigentlich
wirklich redet, weil das, was an Argumenten nicht
neu ist und es ist schon dreimal berücksichtigt.
Insofern wird dauernd irgendetwas gearbeitet, aber
das ist so ... Wenn du nicht weiter weißt, dann
bildest du einen Arbeitskreis und wir hier lauter
solche Arbeitskreise. Medikation hatten wir hier
schon mehrere, genauso erfolgreich, weil, wenn ich
zwei Positionen habe, die relativ klar sind, dann
kann ich mich als Mediator dazwischen setzen, der
wird auch kein anderes Ergebnis erzielen, sondern
nur wenn man mehrere Seiten hat, die offen sind in
ihrem Ergebnis, kann ich einen Mediator.... Die
ganzen Tourismusbetriebe an den Tisch zu holen
und einen Mediator ranzusetzen und einen
Tourismusverband, der funktioniert, das wäre
sinnvoll. Daran müssten alle ein Interesse haben.
Hier können wir immer wieder einen Mediator
dazwischen setzen, aber es ist eine unnötige
Geldausgabe. Freuen sich die Ingenieurbüros.
S.: Wie sehen Sie die Zukunft? Wie schätzen Sie
die nächsten Entwicklungen ein?
B.: Es sind zwei Blickpunkte. Der eine Blickwinkel
ist, dass keiner weiß wie morgen die Landespolitik
50 sein wird, weil sie ein wenig spontan ist, um es
ganz vorsichtig auszudrücken. Mal werden wir
gefördert, mal werden wir mal wieder bekämpft,
dann werden wir gleichzeitig gefördert und
bekämpft, da haben wir also bereits alles durch.
55 Daran hängt auch die Frage, was sich denn so eine
Nationalparkverwaltung traut durchzusetzen und
wo sie wieder kneift und wo sie nur partiell
durchsetzt. Was uns angeht werden wir mit dem
was wir über Fördermittel gekauft haben, so
60 umgehen wie der Fördermittelbescheid vorsah.
D.h., wir handeln nach dem PEPL zu dem das Land
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nicht steht und setzen ihn sukzessive durch. Und
damit sind wir momentan relativ weit, wir haben ja,
wie gesagt, mit 28/29 Betrieben mittlerweile
Verhandlungen geführt, die immer zu 100% uns
gehörenden Flächen betreffen. Da sind wir sehr
weit, wir haben also auch einen Großteil unserer
Flächen, die Vorschläge des PEPL was den
landwirtschaftlichen Bereich betreffen, umsetzen
können, und zwar in der Regel so einvernehmlich,
sage ich mal, es wird ja gelegentlich behauptet, die
müssen ja unterschreiben, da sie ja ständig die
Angst vor uns im Nacken haben, um die Flächen zu
kriegen, wir haben häufig Verträge, wo gleichzeitig
Flächen behandelt werden auf die wir keinen
Zugriff hätten, wo sie sich trotzdem verpflichten
nach dem PEPL zu behandeln. Ich sage mal ein
Beispiel, wir haben eine Fläche, die wollen wir
nutzungsfrei haben, wir bieten dem Landwirt eine
andere Fläche an. Der sagt o.k., damit ist er von
Leerfläche runter, darüber sind wir uns einig
geworden. Weil er hat ja andere gekriegt. Die
Fläche kriegst du aber nur, die ist ja jetzt unsere,
aber da bist du ja mit drauf, aber die kriegst du nur,
wenn du gleichzeitig eine irgendwo anders liegende
Fläche breiter, größer auch nach dem PEPL
behandelst, die du dir selber aussuchen kannst. Das
regeln wir vertraglich und das zur Folge, dass die
eine Fläche die uns gehört nach dem PEPL
behandelt wird und eine weitere, die uns nicht
gehört auch. Nun kann keiner sagen, dass haben die
Landwirte unterschrieben, weil wir sie mit dem
Knüppel.... Also, das wird immer wieder so
behauptet, aber... Was wir an Verträgen
abschließen, ist auch so kompliziert, dass es kaum
noch nachzuvollziehen geht, weil durch die
tatsächlich Kreuzung aus Eigentumsfragen,
Nutzungsfragen,
Tauschfragen
und
Subventionsfragen, dass wir sagen, eigentlich bist
du runter und trotzdem sollst du noch pachten. Das
versteht die Märkische Zeitung schon nicht mehr
und dann quetschen sie es auf drei Zeilen
zusammen.
S.: O.k., dann danke ich Ihnen für dieses Gespräch.
105
Zusammenfassung:
In der letzten Volkskammersitzung der DDR ist das
NP-Programm der DDR beschlossen worden. Das
war der letzte Beschluss der Volkskammer. Auf
110 Grund eines Rechtsfehlers ist der NPUO aus diesem
Programm herausgenommen worden, um die
spätere NP-Entwicklung nicht an diesem
Rechtsfehler scheitern zu lassen. Jedoch war den
Ideenträgern des NP klar, dass hier ein NP
115 entstehen würde.
Auch ging man davon aus, dass es unter den neuen
politischen Bedingungen schwieriger würde, einen
NP zu realisieren, als in der letzten DDR
Volkskammersitzung.
184
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
Dann bestand das Problem, wie man unter den
widrigen finanziellen Bedingungen des Landes
Brandenburg die finanziellen Mittel aufbringen
kann.
5
Daher stellte man einen Antrag beim BFN (die
hießen damals noch...). Das BFN war grundsätzlich
bereit das Projekt zu fördern, jedoch durfte das
Land
Brandenburg
nicht
direkt
Fördermittelempfänger des Bundes sein.
Daher wurden zwei potentielle Träger gegründet:
Zunächst dachte man an eine Stiftung. Da jedoch
die Gründung einer Stiftung – angesichts der relativ
komplizierten Rechtslage - zu lange dauern würde,
gründete man ersatzweise einen Verein, der dann
15 auch Träger des Gewässerrandstreifenprogramms
geworden ist.
55
20
25
Die Vereinsmitglieder kommen wesentlich aus der
Bereich der Bio-Wissenschaften der Berliner
Universitäten. Ebenso kommt die Unterstützung aus
der Region von Leuten, die an einer
diesbezüglichen Entwicklung interessiert sind.
Der Verein setzt hingegen keine Totalreservate
durch.
60
70
Das Gesetz ist damals mit sehr hoher
Zustimmungsquote durch den Landtag gegangen.
„ich behaupte, dass viele nicht verstanden haben,
was sie damals beschlossen hatten“
40
Da aber 2/3 der Fläche unserem Förderverein
gehören, ist der Status NP unwesentlich. Selbst
wenn der Landtag beschlösse, dass der NP
abzuschaffen sei, würde dies sachlich nichts ändern.
Außerdem
stehen
im
NP-Gesetz
keine
Einschränkungen drin, die einem weh tun könnten.
Naturschutzfachliche Forderungen lassen sich daher
nur auf dem Wege des Eigentums und über das
Gewässerrandstreifenprogramm durchsetzen, weil
50 das Land da auch immer ‚kneift’ (33,20).
Die 50% Totalreservat haben mit dem Verein
vergleichsweise
wenig
zu
tun.
Das
Wir sind nicht am Schild ‚Totalreservat’
interessiert, sondern daran, dass die Nutzung
unterbleibt – warum auch immer.
Wenn wir Flächen an die Landwirte verpachten,
dann verpachten wir die für z.T. Null Mark und
bestehen dann auf Nullnutzung. Damit können die
Landwirte weiter Subventionen erlangen, und wir
das Gewässerrandstreifen umsetzen.
Wir haben 3000 ha innerhalb und 2000 ha
außerhalb, die wir eintauschen werden. Insgesamt
entspricht das 2/3 der Fläche.
Wir kaufen von den Eigentümern, die nicht die
Besitzer sind. Sehr kleine Parzellierung.
Pachtverträge gibt es nur auf der Basis des PEP
75
Schulz: Frag nach Kritik durch Landesforstanstalt
Eberwalde an Auwaldinitialisierung und nach
Kritik, dass der Auwald eigentlich ganz anders war.
80
Änderung des Rechtsstatus des NP ist
unwahrscheinlich, denn der NP ist durch ein Gesetz
abgesichert. Der NP könnte nur durch einen
Landtagsbeschluss abgeschafft werden über ein
35 neues Gesetzt, dass das alte Gesetz abschafft.
45
65
Nicht zuletzt aber hat Vössing, der seit Anbeginn
mit
dem
Projekt
verbunden
ist,
die
Vereinsmitglieder selber angesprochen. Daher ist
der Verein wesentlich durch Berliner Akademiker
aus dem Bereich der Biologie dominiert.
30
zunächst
Erst später hat das BFN als Geldgeber gegenüber
dem Land gefordert, dass der NP 50% haben muss.
10
Damit war das Ziel klar: Die Umsetzung des
Gewässerrandstreifenprogramms.
Gewässerrandstreifenprogramm hatte
keine Totalreservatsforderungen gehabt.
Der PEP tut so, als sei er ein rein
naturwissenschaftlicher Fachplan. Er ist aber
überlagert von raffinierten Überlegungen der
Landesregierung und NP-Verwaltung (17:05).
Dadurch wird er immer schwieriger.
85
Die Idee, dass man die Deiche wegnehmen sollte,
damit dann der Auwald entsteht, funktioniert nicht,
weil heute die Oder höher und die Polder Tiefer
liegen. Daher würde dann einfach ein großer See
90 entstehen und daher sagt der PEP auch, dass die
Deiche besser da beleiben, wo sie sind.
Die HoFriWa ist über weite Strecken alter Oderlauf.
Daher kann man zwar sagen, eine Anbindung alter
95 Oderlaufstrecken an das Fließgeschehen sei eine
Imitation; man kann aber auch sagen, es ist
annähernd der Zustand, den es hier schon mal
gegeben hat. Jedenfalls ist es eine gute Imitation.
Dann würde sich Auwald ansiedeln.
Die Argumente der Forstwirtschaft sind Argumente
aus forstwirtschaftlicher Sicht. Wenn ein Förster
drei Bäume pflanzt und davon kommt dann einer
hoch, dann war er erfolgreich. Wenn bei uns von 17
nur einer hochkommt ist das auch gut. Wir geben
105 der Natur die Chance und da muss dann nicht
100
185
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anschließend ein Waldbestand da sein.
„Wir bieten der Natur Flächen an und wo sie das
Will, soll sie daraus Auwald machen. Und wenn sie
das nicht will, dann wird es keiner“. (nature knows
5 best)
Diese fehlende Kontrolle ist die Diskrepanz zur
Forstwirtschaft. Im Naturschutz wird stärker auf
Sukzession gesetzt und da wir im UO durch die
jahrelange
Landwirtschaft
verfestigte
10 Bodenstrukturen haben, muss man den Boden an
den potentiellen Auwaldflächen aufbrechen, damit
die Natur eine Chance hat. Es wird aber kein Wald
entstehen, wie sich das die Forstwirtschaft wünscht.
15
Einen Mediator zwischen Land einerseits und BFN,
Verein andererseits zu setzen, ist nicht sinnvoll, da
wir eine feste Position haben, die schon vielfach die
Einwände des Landes berücksichtigt hat.
20
Von der Landesregierung werden wir sowohl
bekämpft wie gefördert und dass z.T. auch
gleichzeitig. Das macht die Beurteilung der
Entwicklung für die Zukunft schwierig.
(Hofstelle), obwohl er wußte, daß Förderverein
Eigentümer des Landes ist. Herr Frenzel ist
55 unorganisiert. Beim Flächentausch bot er Flächen
an, die ihm gar nicht gehörten.
S.: Warum tritt der Förderverein so stark auf?
B.: Der Förderverein mußte sich stark machen, weil
die NP-Verwaltung so schwach ist. Herr Baryn ist
schlecht informiert; der Informationsfluß zu LAGS
und Ministerium ist ?. Herr Buryn hat kein Gewicht
(keine Power beim Durchsetzen). Beispiel:
Landwirt Frenzel (den wir auch interviewt haben)
65 holt Reitpferde, sowie ? Kinder mit ? jagen oft
durch den NP zu Pferde.
60
Die NP-Verwaltung schreibt eine ganz lieb
formulierte Mahnung, dies zu unterlassen. Herr
Frenzel beschwert sich und die Verwaltung schickt
70 einen Brief an die NP-Verwaltung, Herrn Frenzel
mit seinen Pferden gewähren zu lassen.
Da im NP-Gesetz nun ausdrücklich das Reiten
verboten ist, hätte Herr Buryn am nächsten Tag
beim ? vorstellig werden müssen, um der
75 Durchsetzung des Rechts Geltung zu verschaffen
oder seinen Hut zu nehmen. Er hat nichts
unternommen.
25
Es ist eine Frage, was die NP-Verwaltung sich
traut durchzusetzen und wo sie wieder kneift.
Und da die NP-Verwaltung der Landesregierung
nachgeordnet ist, ändert sich die Politik ständig.
30
Wir handeln nach dem PEP - zu dem das Land nicht
steht - egal was da kommt. Den PEP setzen wir
sukzessive durch.
80
Meine Anschriftenliste mit 27 Landwirten, die ich
von Herrn Wilde erhalten habe, sei falsch. Von
ursprünglich 52 Betroffenen seien einige wenige
ausgeschieden, so daß man etwa auf 45 kommt. Es
sei gut möglich, daß die NP-Verwaltung die genaue
Zahl der Landwirte im NP nicht kennt.
85
S.: Wie wird der PEPL überarbeitet?
35
Anlage zum Interview Pfarrer
S.: Der Flächenkauf wurde gestoppt. Was hat
das für Folgen?
B.: Der Förderbescheid für dieses Jahr, d.h. die
Zuwendung von Geld ist dieses Jahr noch gar nicht
40 erteilt, da der Brandenburger Haushalt noch nicht
verabschiedet ist. Insofern hätten bislang sowieso
keine Flächen gekauft werden können.
B.: Das genaue Procedere ist noch nicht absehbar.
Wichtig sei die vom Ministerium (Englert)
erlassene Handlungsrichtlinie. Der Förderverein ist
90 in einer starken Position als Eigentümer. Was ihm
nicht paßt, ist auch nur sehr schwer durchzusetzen.
S.: Wer hatte die Idee mit dem Deiche schlitzen?
B.: Minister Platzeck persönlich.
S.: Wer hatte die Idee, Elche anzusiedeln?
95
Im vergangenen Jahr kam der Förderbescheid im
August; der Aufkauf erfolgte bis Ende Februar, d.h.
45 die Bauern erhielten tatsächlich die Verträge
kurzfristig.
(Herr Berg sagt zu, dass er eine Kopie des
letztjährigen
Förderbescheids
auf
Anfrage
zusendet.)
B.: Auch diese Idee kam aus der Staatsverwaltung
und wurde von der Consulting-Firma übernommen.
S.: Positionen:
Pfarrer Berg ist zwei Mal Kreistagsabgeordneter.
100
Herr Vössing ist der Redenschreiber von Diepgen.
Die zahlreichen Professoren aus Berlin sind
Naturwissenschaftler, die schon lange am Unteren
Odertal interessiert sind.
50
Gut Criewen: Herr Lichtenberg hat zusammen mit
Frau Püschelt und Herrn Frenzel gekauft
186
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
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16. Diskussion
zum
Thema:
Trägerwechsel“
im
Nationalpark
Unteres Odertal vom 8.6.2001,
Schwedt
5
Die Karl-Hamann-Stiftung in Zusammenarbeit mit
der Friedrich Naumann Stiftung und dem
Bundestagsabgeordneten Jürgen Türk (FDP) lud am
8.Juni 2001von 13.30 – 16:00 zu einer
10 Podiumsdiskussion zu dem Thema „Trägerwechsel
im Nationalpark Unteres Odertal – Wie geht es
weiter, Herr Minister?“ ein.
Ort der Veranstaltung:
15
Gaststätte
„TURM
Gasthaus-Brauerei“,
Heinersdorfer Damm 1-11, 16303 Schwedt/O ein.
Transkription: Torsten Reinsch
50
Herr Türk: Schönen dank Herr Lichtenberg. Klare
Meinung. Ein paar offene Fragen noch. Ich kann
55 mich allerdings erinnern, dass wir vor einem Jahr,
wo der Minister hier da war, klar und deutlich
ausgearbeitet haben und zugesagt wurde, dass diese
Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben wird oder
schon fast fertig ist. Ich will jetzt nicht übertreiben,
60 aber das ist die konkrete Frage an Herrn Vogel, der
dann konkret antworten wird, immerhin ist ein Jahr
vergangen. Aber vorher möchte ich noch Herrn
Stornowski vom Wasser- und Bodenverband
fragen: Sind sie übernahmebereit, hat der Minister
65 das mit ihnen klar gemacht und wann übernehmen
Sie, oder lehnen Sie das ganze ab?
70
2. Vergleich mit Aufzeichnung durchgeführt, Ca.
die ersten 20 Minuten fehlen
20
nicht autorisiert, nur für internen Gebrauch
Legende:
75
(...?): Auslassung einzelner Wörter weil nicht
verstanden
(?): Unklarheiten
80
25
Podium:
Herr Vogel (Leiter
Großschutzgebiete),
Mike Bischoff (SPD
30 Landtagsabgeordneter),
der
Landesanstalt
für
85
Regionalvertreter
und
Herr Schauer (Bürgermeister von Schwedt),
Herr Stornowski (Wasser- und Bodenverband)
90
Herr Lichtenberg (Vertreter der Landwirte)
Moderation: Herr Türk, FDP, MdB
35
Beginn der Aufzeichnung:
Herr Lichtenberg: ... das trifft ja nicht nur für den
Fall zu, man kann es ja weiter spinnen. Auch an der
Frage, wenn man sich wirklich ernsthaft mit dieser
Frage beschäftigt
und
bis heute diese
40 Machbarkeitsstudie, ob denn überhaupt so was
durchgeführt werden kann, was man hier vor hat
mit dem PEP. Wenn der PEP auch im Augenblick
noch in der Schublade liegt, aber das ist ja das
trügerische an der ganzen Geschichte und deswegen
45 freue ich mich ganz besonders, dass solche
Veranstaltung wie heute stattfindet. Wir müssen die
Leute immer wieder ermahnen und immer wieder
aufmuntern, um für ihre Interessen einzutreten und
die Forderungen, die die Interessengemeinschaft für
das Untere Odertal erhoben hat, die stehen heute
noch ganz genauso, da hat sich im Prinzip noch
nicht viel daran geändert.
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110
188
Herr Stornowski: Ich möchte mich noch mal ganz
herzlich bedanken für die Einladung. Vielleicht
erlauben Sie mir ganz kurz, den Verband
vorzustellen. Es gib noch einige hier im Raum, die
mit dem Wasser und Bodenverband wenig anfangen
können.(...?)anwesenden Landwirte. Der Wasserund Bodenverband, Peter Schauer hat ja gesagt, wir
sind relativ groß, wir habe eine Verbandsfläche von
130.000 ha. Die geht von der Autobahn (...?) bis
runter nach Oderberg. Der NP liegt komplett im
Gebiet des Wasser- und Bodenverbandes. Der
Verband hat 80 kommunale Mitglieder, also auch
alle Kommunen die direkt durch den NP betroffen
oder bevorteilt sind, wie auch immer, sind. Die sind
auch in den ehrenamtlich arbeitenden Gremien des
Verbandes,
dem
Verbandsausschuß,
dem
Verbandsvortreffen, vertreten. In den Organen des
Verbands sind nicht wie beim Zweckverband nur
kommunale Vertreter, sondern bei uns sind auch ein
Teil der direkt Betroffenen vertreten, und zwar in
erster Linie Landwirte. Ich glaube, von den direkt
Betroffenen wird relativ wenig geredet. Wenn man
über den NP redet, muß man in erster Linie auch die
direkt Betroffenen, sprich die dort wirtschaftenden
und sich dort bewegenden Menschen betrachten
und deren Probleme dort erkennen. Wenn wir das
Territorium der Region ansprechen, auch die
Bürger, die dort eine bestimmte Rolle spielen und
politisch sehr wichtig sind, aber für mich als
Geschäftsführer des Wasser- und Bodenverbandes
Welse entscheidet der Geschäftsführer letztendlich
die Sache nicht – und damit möchte ich noch mal
kurz auf Ihre Frage eingehen Herr Türk - , sind
letztendlich die Landwirte, die Fischer die dort
arbeiten, und wir wollen versuchen den Tourismus
zu entwickeln, heißt auch Gastwirte und
Tourismusbewegte, und natürlich auch die
Kommunen, und Herr Bischoff hat es
angesprochen, die Wirtschaft ist in direkter und
indirekter Weise Betroffen bis hin zur den
Bundeswasserstraßenverwaltung. Aber ich glaube,
die Fläche selbst hat ein ganz bestimmtes Klientel,
was sich darauf bewegt. Der Verband hat sich mit
dieser Problematik seit Anfang des Jahres
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
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konfrontiert gesehen. Herr Vogel wird darauf
eingehen, wie es dazu kommt, dass der Wasser- und
Bodenverband in Erwägung gezogen wurde. Wir
haben uns nicht darum beworben, sondern wir
wurden entsprechend befragt. Das hat uns
grundsätzlich gefreut. Wir sind in der Region
verankert, das wurde uns zumindest gesagt. Ich
habe auch den Eindruck, dass der Wasser- und
Bodenverband Welse, zehn Jahre ist er tätig,
zunehmend akzeptiert wird. Wir kämpfen nach wie
vor um die Akzeptanz (...?); das hängt aber damit
zusammen, das wir von Steuergeldern- und
Beiträgen leben und wer Zwangsabgaben erhebt, ist
sicherlich nicht gut geliebt. Es geht aber auch
darum, die fachliche Kompetenz, im Gebiet wo wir
tätig sind weiter zu entwickeln. Sicherlich hat sich
der Verband nicht unbemerkt von der Öffentlichkeit
entwickelt. Wir sind mittlerweile dabei, 1/3 unseres
Haushaltsmittel
Pflichtaufgabe,
Gewässerunterhaltung, durchzuführen. 2/3 sind
mittlerweile freiwillig Aufgaben, die sich nicht aus
Beträgen finanziert. Davon ist wiederum ungefähr
die Hälfte Landesaufgabe. Die meisten von ihnen
wissen sicherlich auch, dass wir im Auftrag des
Landes Brandenburg Deiche im Unteren Odertal
erhalten und wir stehen mit diesem Problem nicht
nur
Deichunterhaltung
sondern
auch
Gewässerunterhaltung im Nationalpark zwischen
Baum und Borke. Der Vorteil dieser Situation ist,
wir sind gewohnt, mit diesen Problemen
umzugehen und sie zu lösen. Ich glaube, die
Problematik
Gewässerunterhaltung,
Deichunterhaltung, Wasserbewirtschaftung im
Nationalpark, ich meine jetzt nicht die
Machbarkeitsstudie,
sondern
nach
dem
gegenwärtigen Stand, ist bisher noch nicht sehr
kritische und öffentlich diskutiert worden. Und wir
versuchen einfach unsere Arbeit zu machen und
dann damit nicht hausieren zu gehen und wenn es
nicht diskutiert wird könnte es sein, dass das nicht
funktioniert. Die Organe des Verbandes haben sich
in mehreren Sitzungen damit befaßt, es gab vier
Vorstandssitzungen, angefangen mit Informationen
bis hin zu Einladungen aller Bürgermeister der
Nationalparkregion - ungefähr 30 Bürgermeister,
die Amtsdirektion dazu auch, wir haben in diesem
Gespräch, 20 waren anwesend, sehr positive
Resonanzen sicherlich mit bestimmten Forderungen
erfahren, und davon ausgehend hat sich der
Vorstand
und
letztendlich
auch
der
Verbandsausschuß im Beisein des Staatssekretärs
dazu bekannt, dass wir an Konzepten als möglicher
Träger arbeiten, die aber dann nicht nur den
Bürgermeistern, sondern wir haben uns auch
vorgenommen, in weiteren Veranstaltungen mit den
betroffenen Landwirten und regional organisierten
Anglern, Fischern und Touristen und ähnlichem
weiter ins Gespräch zu gehen.(...?) nehmen wir den
Wunsch der Landesregierung dass wir Träger
werden
oder
die
Entscheidung
der
Verbandsausschuß
fällen,
nach
dem
die
entsprechenden
überzeugenden
oder
nicht
überzeugenden Unterlagen vorliegen.
Herr Türk: Vielen Dank Herr Stornowski. Ich
glaube es war wichtig, dass Sie mal einen Überblick
geben, was Sie überhaupt tun. Wir hörten, Sie
haben wichtige Aufgaben, jetzt wissen es ein paar
Leute mehr. Jetzt sind Fragen aufgeworfen worden.
Die wichtigste Frage ist, wie ist der Trägerwechsel
70 gewollt? Und wenn er denn gewollt ist, gibt es den
schon und wenn es ihn noch nicht gibt, wann wird
er (...?). Wenn Sie da ganz konkret darauf eingehen
könnten.
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Herr Vogel: Recht herzlichen Dank. Sie wissen ja,
unser Minister wohnt nicht weit weg von hier. Und
ich gehe mal davon aus, das er Freitag Nachmittag
lieber dort verbringt, wo er nicht mehr so weit nach
Hause hat, im Anschluß an die Veranstaltung. Also
können Sie daraus gleich schon mal entnehmen, das
in Potsdam heute eine wichtige Klausurgespräch
stattfindet, an dem er teilnehmen muß. Das selbe
gilt für den Staatssekretär, der auch glaube ich 7 km
von hier entfernt wohnt und auch gerne daran
teilgenommen hätte, von daher (...?) in der Lage,
fachlich die Position zu vertreten, (...?) zu mal ich
an der Seite des Staatssekretärs an den Gesprächen
mit dem Wasser- und Bodenverband teilgenommen
habe. Ist der Trägerwechsel gewollt? Der
Trägerwechsel ist vom Land schon seit längerem
gewollt. Es gab viele Versuche das zu erreichen,
aber und da befinden wir uns in einer
problematischen Situation, die hier vielleicht auch
eine Rolle spielen kann, dass immer schon versucht
wird das Fell des Bären zu verteilen, bevor er erlegt
wurde. Wenn das Land Brandenburg allein die
Entscheidung darüber zu treffen gehabt hätte, ober
der Trägerwechsel stattfindet oder nicht, dann wäre
der Trägerwechsel mit Sicherheit schon seit Jahren
erfolgt. Tatsächlich ist es aber so, dass das
Bundesamt für Naturschutz und der Bund generell
ein gewaltiges Wörtchen mitzureden hat, der er
75% der Mittel bereitstellt. Der Auftrag des
Landtages damals den Trägerwechsel zu prüfen
wurde auch erfüllt. Es ist ein Rechtsgutachten in
Auftrag gegeben worden, der Rechtsanwalt hat sein
Institut in Berlin, ein renommiertes Institut, und die
PCK hat flankierend auch noch die Möglichkeit
eines Trägerwechsel geprüft (...?) aber die generelle
Aussage war immer, ein Trägerwechsel ist nur dann
möglich, wenn Bund und Land ihn gemeinsam
wollen. Daran hat es bislang gekrankt, weil nämlich
der bisherige Präsident des Bundesamtes für
Naturschutz, Herr Uttenbrink in keinster Weise
bereit war, einem Trägerwechsel näher zu treten
und erst die personelle Änderung an der Spitze des
Bundesamtes für Naturschutz mit dem neuen
Präsidenten Herrn Vogtmann, hat überhaupt erst
dazu geführt, dass das Bundesamt für Naturschutz
gegen
starke
Widerstände
innerhalb
der
Mitarbeiterebene nun ein Trägerwechsel vom
Präsidenten befürwortet wurde. Nun könnte man
sagen, wenn der Präsident dem zustimmt, dann
könnte es ja keine Schwierigkeit mehr sein. Der
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Präsident hat nach meiner Kenntnis auch eine
entsprechende Vorlage an den Bundesminister
geschrieben und Herr Trittin mit seiner bekannten
Sozialkompetenz und Feinfühligkeit hat sich diese
Entscheidung selber vorbehalten. D.h., die Frage,
ob es hier im Unteren Odertal zu einem
Trägerwechsel oder zu einem Abbruch des
Projektes kommt, das ist die Alternative, ist keine
Entscheidung, die bei Herrn Vogtmann auf dem
Tisch liegt, keine Entscheidung, die bei Herrn
Birthler auf dem Tisch liegt, sie ist eine
Entscheidung,
die
direkt
von
Herrn
Bundesumweltministern Trittin getroffen wird. (...?)
Ich kann dazu noch weitere Ausführungen machen.
Es ist so, dass sich unser Minister vor dem Landtag,
in der aktuellen Stunde am 22.1.01, eindeutig zu
einem Trägerwechsel bekannt hat und gleichzeitig
auch erklärt hat, dass es keine Gespräche mit dem
Verein mehr gibt. Tatsächlich ist es so, dass dies
Herrn Trittin nicht daran gehindert hat eine
Presseerklärung abzugeben, wo er erst einmal sagt,
das Land erfüllt seine Verpflichtungen nicht, der
Pflege- und Entwicklungsplan ist noch nicht in
Kraft getreten usw. Und außerdem haben wir noch
Schwierigkeiten mit dem Verein und er fordert auf,
diese Probleme endlich in trilateralen Gesprächen
zu lösen. Diese trilateralen Gespräche wurden durch
unserem Minister und Staatssekretär konsequent
abgelehnt. Das hindert aber den Bund nicht daran,
zuletzt in einem Schreiben vom 22.Mai, trilaterale
Gespräche zu fordern. Und in sofern kann ich
darauf keine Wette abgeben, ob es zu einem
Trägerwechsel kommt, oder ob es in Konsequenz
einer
hartleibigen
Haltung
des
Bundesumweltministeriums zu einem Abbruch des
Projektes.
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60
Vogel: Trilateral heißt Verein, Land und Bund. Was
würde das nun bedeuten. Seitens des Vereins, ich
glaube die können sich relativ locker damit
anfreunden, dass das Gewässerrandstreifenprojekt
beendet wird. Als, wie Herr Bischoff es auch
schilderte, Eigentümer von über den Daumen, wenn
man alles zusammen nimmt, von ca. 60% der
Flächen im Gebiet Aus Sicht des Landes stellt es
sich allerdings so dar, dass wir ein Interesse daran
haben, die Restmittel in Höhe von 21 Mio. DM, die
noch zur Verfügung stehen, auch zu verwenden.
Und zwar 1. für die Finanzierung des
Flurbereinigungsverfahrens, 2. für die Finanzierung
der wasserwirtschaftlichen Machbarkeitsstudie.
Und damit ist auch schon die Antwort gegeben,
warum die noch nicht in Auftrag gegeben ist. Diese
wasserwirtschaftliche
Machbarkeitsstudie
soll
erklärter
Maßen
aus
den
Mitteln
des
Gewässerrandstreifenprojektes finanziert werden
und nicht aus Landesmitteln. Mit Ausnahme (...?)
der 18% Landesanteil. Nach dem aber gegenwärtig
kein Träger der Geld bekommt existiert, kann
natürlich auch diese Studie nicht in Auftrag
Herr Türk: Noch eine Zwischenfrage. Trilattereles
Gespräch? Wer verweigert sich denn da?
Vogel: Wir, das Land Brandenburg verweigert sich
einem Trilatteralen Gespräch, weil wir der
Auffassung sind, mit diesem Verein gibt es keine
90 Gesprächsebene mehr mit Ausnahme von
Auseinandersetzungen vor Gericht, da tauschen sich
die Rechtsanwälte aus, die Urteile werden von den
Richtern
gesprochen.
Es
wird
keine
Verhandlungslösung mehr mit dem Verein geben.
95 Um Ihnen mal deutlich zu machen, in wieviel
Gerichtsverfahren wir gegenwärtig verwickelt sind.
Herr Türk: Kurze Zwischenfrage. Was heißt
trilateral?
40
gegeben werden. (...?) der bürokratische
Abstimmungsprozeß der zwischen dem Bundesamt
für Naturschutz und dem Land gelaufen sind. Das
Leistungsverzeichnis ist jedenfalls bis auf zwei
marginale Punkte abgestimmt und könnte dann,
wenn ein Trägerwechsel vollzogen ist sofort in
Auftrag
gegeben
werden.
Aus
der
wasserwirtschaftlichen Machbarkeitsstudie und dem
Pflege- und Entwicklungsplan werden wir dann
auch Maßnahmen ableiten, die Umgesetzt werden
soll. Weil Ziel des Gewässerrandstreifenprojektes
war es doch nicht, einen Verein mit Land
auszustatten. Sondern Ziel des Projektes war es
doch, Naturschutzmaßnahmen konkret auf die
Fläche zu bekommen. Und insofern gehe ich auch
davon aus, dass das Bundesamt für Naturschutz und
letztendlich auch Trittin ein Interesse daran haben
müssen, jetzt nicht dieses Projekt nach der
Verausgabung von 30 Mio. DM ersatzlos
abzubrechen und zu sagen, Verein oder Stiftung,
seht, wie ihr mit den Flächen zurecht kommt,
sondern es muß doch hier ein vernünftiger und
qualifizierter Abschluß zu Stande kommen.
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190
Es gibt ein Gerichtsverfahren, im Rahmen dessen
der Verein beklagt, einen Bescheid des Landes, das
eine Übertragung der Flächen auf die Stiftung
rückgängig zu machen ist. Dazu gab es bisher einen
einstweiligen
Rechtsschutz,
es
gibt
ein
Rechtsschutzverfahren, das heißt der Verein möchte
erreichen, dass die Verfügung so lange nicht gilt,
bis ein Hauptsacheverfahren durchgeführt wurde.
Dazu gab es am 16.5.2001 vor dem
Verwaltungsgericht Potsdam einen Gerichtstermin,
an dem ich teilnehmen durfte. Der Richter war
felsenfest davon überzeugt, das der Verein im
Unrecht ist und das Land Recht hat, dass also diese
Flächenübertragung nicht stattfinden darf, und hatte
uns das Urteil innerhalb von einer Woche
angekündigt. Inzwischen sind über drei Wochen
vergangen. Nachfragen beim Gericht haben
inzwischen ergeben, nach dem drei Richter das
Urteil gemeinsam unterschreiben müssen, dass die
beiden anderen Kollegen nicht so ohne weiteres
seiner Auffassung sind und dass da grundlegende
juristische Schwierigkeiten bestehen und insofern
noch etwas zu warten ist.
Zweites Gerichtsverfahren. Das Land hat den
Verein aufgefordert, Pachteinnahmen, die der
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
Verein verwendet hat um seinen Eigenanteil zu
finanzieren, zurückzuzahlen. Das hat der Verein
natürlich beklagt. Auch hier befinden wir uns nicht
in einem rechtsfreien Raum, sondern alles ist
5 gerichtlich nachprüfbar. Es gibt ein Gerichtsurteil
des Oberverwaltungsgerichtes Lüneburg, vom Mai
letzten Jahres bezogen auf ein Projekt in Luther, das
liegt in Niedersachsen, und dort wurde das Land
und der Bund dazu verurteilt, einen Teil dieser
10 Pachteinnahmen beim dortigen Träger des
Gewässerrandstreifenprojektes zu belassen. Also
auch hier befinden wir uns nicht in einer rechtlich
einwandfreien Situation, dass man, nur weil man
der Auffassung ist, diese Einnahmen müssen
15 abgeführt werden, es auch sofort durchexekutieren
kann.
Dritter
Punkt.
Das
Land
hat
ein
Unternehmensflurbereinigungsverfahren angeordnet
für das Unteren Odertal. Und das ist auch das erste
20 mal gewesen, als Dr. Vössing (...?) blaß wurde.
Weil
nämlich
das
Unternehmensflurbereinigungsverfahren
einen
direkten Zugriff des Landes auf die Flächen des
Vereins ermöglicht. Die Konsequenz daraus ist,
25 dass der einzige, der nach unserer Kenntnis geklagt
hat,
gegen
die
Anordnung
des
Unternehmensflurbereinigungsverfahrens
der
Verein ist. Und zwar gegen die sofortige
Vollziehbarkeit. Auch wir können heute keine
30 100% Gewißheit darüber haben, dass die sofortige
Vollziehbarkeit bestehen bleibt, oder diese nicht aus
Gründen übergeordneter Rechte durch ein Gericht
aufgehoben wird.
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50
55
Herr Türk: Herr Vogel, ein Zwischenruf von mir,
wie das im Bundestag und Landtag üblich ist. D.h.
also, dass Land hat sich voll in die Hand der
Gerichte begeben. Nun
will ich nicht
Gerichtsschelte betreiben, aber wir wissen, wenn
das bei den Gerichten ist, dass das ein unheimlicher
Vorgang ist. Ich will nicht das Wort reden, dass
man sich vielleicht doch zusammensetzen sollte,
denn wenn Erfolgsaussichten bestehen, macht das
immer einen Sinn, sich zusammenzusetzen. Es sei
denn, sie haben die Befürchtung, mit dem Verein
kann man nicht reden, das geht nun mal nur über
die Gerichte. Herr Bischoff will auch noch einen
Zwischenruf machen. Und wenn wir gerade bei
diesen trilateralen Gesprächen sind und diese Sache
beißt sich wie die Katze in den Schwanz stelle ich
fest. Dann haben wir wieder kein Geld für die
Flurbereinigung, für die wasserwirtschaftliche
Machbarkeitsstudie. Wir kommen irgendwie keinen
Schritt weiter. So sehe ich das jedenfalls. Oder
sehen Sie das ähnlich? Zwischenruf von Herrn
Bischoff, aber kurz. Zwischenrufe müssen kürzer
sein, als ich ihn jetzt gerade gemacht habe.
Herr Bischoff: Ganz kurz vorangestellt. Ich vertrete
die Region im Land. Ich vertrete nicht das Land an
der Stelle. Wir sind unterschiedlicher Auffassung.
60 Ich glaube das wird heute noch mal deutlich. Der
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Minister Wolfgang Birthler hat, wie sie zu recht
sagten, Anfang Januar in der Aktuellen Stunde zum
Thema Unteres Odertal, Politik zum Unteren
Odertal, wörtlich gesagt: Wir werden gemeinsam
mit dem Bund und den Kommunen den
Trägerwechsel vollziehen. Nicht wir wollen,
sondern wir werden. Und es gibt ein altes
chinesisches Sprichwort und das heißt: Wenn aus
Versprechen Lügen werden, wird aus Vertrauen
Hass. Und ich befürchte, dass wenn man eine
Ankündigung macht, sich jetzt wieder Monate
später und danach sich hinter der BFN versteckt,
sich hinter dem Bund versteckt, dass das wieder
zum Vertrauensverlust führen könnte. Ich höre auch
als Abgeordneter des Landtages seit Monaten die
selben Begründungen, warum es keinen Millimeter
vorangeht. Das macht mich etwas nachdenklich. Ich
befürchte, dass man sich hinter dem Bund versteckt.
Ich denke, es wäre besser, dass sich das Land selbst
Positioniert. Sie machen das ja auch in der Wahl (?)
aber dann muß auch gehandelt werden. Das Land
muß dann selbst aussteigen. Aussteigen als
Fördermittelgeber oder aus dem Programm,
jedenfalls solange, wie nicht klar ist, das dieser
Verein der Freunde hier keinen Millimeter mehr
Platz hat.
Vogel: Das Land ist ausgestiegen und der Bund ist
letztendlich
zum
gegenwärtigen
Zeitpunkt
ausgestiegen, weil auf Grund einer Anweisung von
Herrn Trittin keine Fördermittel mehr für dieses
Projekt zur Verfügung gestellt werden, so lange, bis
Klarheit in der Sache besteht. Wobei für Trittin
Klarheit dadurch zustande kommt, das sich Land
und Verein einigen und für das Land Klarheit dann
besteht, wenn der Trägerwechsel klar ist. Vor dem
Hintergrund hat sich das Land, vertreten durch das
Ministerium, auf die Suche begeben, wer käme
denn als geeigneter Träger in Betracht. Wir haben
einen Kriterienkatalog und ein Punktesystem gehabt
und sind am Ende, ich muß sagen, das war für mich
selber eine Überraschung, weil mir der Wasser- und
Bodenverband nur so, der war überhaupt nicht
unsere erste Wahl. Wir haben den einfach mit rein
genommen. Und wie wir dann die Punkte
zusammengezählt haben, war der Wasser- und
Bodenverband an aller erster Stelle. Ein wichtiger
Grund dafür ist, dass er schon existiert. Das in ihm
die Kommune und die Landwirte vertreten sind. Ein
Grund ist, dass ein Großteil der Maßnahmen, die
jetzt noch stattfinden, wasserbaulicher Natur sind.
Und wir brauchen jemanden, der in diesem Bereich
fachkompetent ist und das der Wasser- und
Bodenverband in der Vergangenheit auch schon
Naturschutzprojekte erfolgreich durchgeführt hat.
Darauf hin gab es ein Gespräch mit dem Wasserund Bodenverbands-Vorstand, der gesagt hat, das
können wir uns prinzipiell vorstellen, darüber
wollen wir aber erst mal mehr wissen. Das
Bundesamt für Naturschutz hat gesagt, stellt sie uns
einmal vor. Dann wurde vor dem Präsidenten und
mehreren Mitarbeitern wurde durch Herrn
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Stornowski und Herrn Krause der Wasser- und
Bodenverband präsentiert, so was er macht. Im
Ergebnis, gegen den Widerstand seiner Fachleute,
hat Vogtmann gesagt, ich finde den Wasser- und
Bodenverband als Träger für geeignet und hat uns
das auch schriftlich gegeben in einem offiziellen
Brief an den Minister. Damit haben wir schon mal
eine ganz entscheidende Schwelle genommen. Wir
müssen uns jetzt gar nicht mehr in neue
Gründungsprobleme hineinbegeben, in neue
satzungstechnische Abstimmungen oder ähnliches,
sondern es ist eigentlich ein Träger da, der das
Vertrauen des Landes und des Bundesamtes für
Naturschutz genießt. Und ich finde, das ist
eigentlich eine hervorragende Ausgangssituation für
uns, zumal, wie gesagt, Herr Trittin nach wie vor
der Auffassung ist, das der gegenwärtige Träger der
am besten geeignetste ist und alles nur ein Problem
Kommunikationsschwierigkeiten ist. Das Land ist
nicht dieser Auffassung. Es ist kein Problem von
Kommunikationsschwierigkeiten, es ist kein
Problem das wir mit dem Verein, uns nur
zusammensetzen
müßten,
vielleicht
mal
Informationen austauschen oder das wir vielleicht
verschiedene Positionen von verschiedenen Sachen
haben, nein, der Verein selber ist das Problem und
das hat Herr Bischoff am Anfang auch deutlich
gesagt. (...?)
Herr Türk: Also noch mal, um das festzuhalten.
D.h., Sie wollen das, ihr bevorzugter Verband wäre
der Wasser- und Bodenverband, weil die
Bundesanstalt für Naturschutz dem auch zustimmt.
Die bräuchten es nur noch zu machen, aber da steht
der alte Träger im Wege und das können sie nur
35 gerichtlich klären. Oder habe ich das falsch
verstanden.
30
Vogel: Nein, Nein. Das habe ich nicht gesagt. Ich
habe gesagt, Grundvoraussetzung ist die Einigung
zwischen Bund und Land über einen Trägerwechsel
40 auf einen Träger. Und diese Grundvoraussetzung ist
gegenwärtig dadurch nicht gegeben, das sich Trittin
persönlich diese Entscheidung vorbehalten hat.
Herr Türk: Das heißt dann, dass Problem ist jetzt
Herr Trittin.
Vogel: Das Problem ist gegenwärtig der
Bundesumweltminister. Das zweite Problem, was
sich daran anschließt. Also selbst wenn wir uns mit
Herr Trittin einigen würden, das dieser
Trägerwechsel vollzogen wird der Verein natürlich,
50 da in Deutschland nichts ohne eine rechtliche
Überprüfung stattfinden kann, Klagemöglichkeiten
eröffnen. Und natürlich werden wir genau, wie bei
dieser Flächenübertragung auf die Stiftung auch
wieder mit Gerichtsverfahren konfrontiert werden.
55 Wir gehen aber davon aus, sonst würden wir das
nicht betreiben, dass wir die Gerichtsverfahren auch
gewinnen. Es knüpft sich also an die Frage und da
sind wir uns alle einig, wer ist der Eigentümer der
Flächen. Wir wollen, das der Wasser- und
60 Bodenverband als neuer Träger Eigentümer der
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bisher erworbenen Flächen wird. Das ist das
erklärte Ziel aller, sowohl des Wasser- und
Bodenverbandes als auch von uns. Dafür ist
Voraussetzung, das die vom Verein vorgenommene
Übertragung der Flächen auf die Stiftung
rückabgewickelt wird. Was sie sagen, der Verein ist
noch nicht als Eigentümer in den Kataster
eingetragen. Das kann zum gegenwärtigen
Zeitpunkt richtig, es kann auch falsch sein. Es gab
Versuche seitens des Ministeriums dies von
amtswegen zu verhindern. Das ist auf Grund der
einschlägigen Gesetze nicht möglich. Weil nämlich
im Grundbuchrecht, da läuft es nach Eingang. Das
Grundbuchamt hat es abgelehnt, auf Grund von
politischen Zielsetzungen des Landes diese
Eintragungen zu verhindern. Tatsächlich ist es so,
das der Verein gegen erklärte und auch schriftlich
und brieflich formulierte Auflagen des Landes und
des Bundes, diese Flächen auf die Stiftung
übertragen hat. Darum wird gerade geklagt. Die
Stiftung und das muß man auch wissen, ist die sog.
Nationalparkstiftung. Und da hat der Verein recht,
sie wurde einmal gegründet, um später das
Gewässerrandstreifenprojekt zu übernehmen und
auch Eigentümer der Flächen zu werden. Ein
Verein ist in seinen Strukturen eine ungefestigte
Entität. Man muß einen generationsfesten Träger
haben und die Stiftung ist das. Diese Stiftung wurde
von (...?) mit 1.000.000 DM ausgestattet. Diese
Stiftung wurde vom Land Berlin mit 500.000 DM
ausgestattet. Diese Stiftung wurde vom PCK
ausgestattet. Diese Stiftung wurde auch vom Verein
der Freunde mit Geld ausgestattet. Von daher
könnte man jetzt sagen, das ist ja alles
unproblematisch. Wenn die Geldgeber so
feststehen, dann müßten sie auch die Mehrheit in
der Stiftung haben. Nur bedauerlicher Weise, es ist
nicht so. Wir mußten also konstatieren bei mehreren
Versuchen, dass es nicht möglich war durch das
Land Brandenburg für seine Position im
Stiftungskuratorium eine Mehrheit (...?) zu finden.
Es ist auch für das Land Brandenburg nicht möglich
gewesen eine Vorstand seines Vertrauens in dieser
Stiftung zu implementieren. Sondern der Vorstand
ist nach wie vor eine einzige Person und die heißt
Dr. Vössing. Und nun also ein Trägerwechsel vom
Verein der Freunde auf die Stiftung, das liegt nicht
im Interesse des Landes.
Herr Türk: Sie haben also klar und deutlich gesagt,
das Land will das, der Bund, Trittin, ist dagegen.
Solange der dagegen ist, wird es keine Lösung
geben. Dann muß eben jetzt die Lösung mit Trittin
gemacht werden. Ich denke, dass Umweltminister
in der Lage sein müssen, sich zusammenzusetzen
115 und das Problem wirklich mal zu lösen, denn das
kann ja nicht weitere zehn Jahre so gehen. Das
erlaube ich mir als Moderator einfach mal zu sagen.
Das würden wir ihnen dann auch mitgeben wollen,
wenn Sie das ähnlich sehen. Wie gesagt, es kann
120 nicht wieder von vorne angefangen werden zu
diskutieren. Jetzt haben wir einen Zwischenruf von
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Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
Bürgermeister Schauer.
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Schauer (trägt sehr verärgert und emotional vor):
Herr Vogel, mit Verlaub, aber das höre ich nun
schon seit zehn Jahre. Tut mir leid, aber ich muß
das so offen sagen. Wir werden zugrunde geredet.
Es wird so lange geredet, bis man glaubt, was soll
man den hier, warum sitzt man hier rum. Wenn ich
jetzt höre, der Verein hat die Stiftung mit finanziert.
Mit welchem Geld denn? Mit Geldern des Landes,
die werden doch nicht private Gelder reinbringen.
Das ist doch die Katze mit dem Schwanz
hochgezogen. Langsam verstehe ich die Welt nicht
mehr. Es wird immer gesagt, schuld sind die
Anderen. Das höre ich schon zehn Jahre hier. Was
haben Sie denn selbst getan, als Land Brandenburg,
damit dieser blödsinnige Kreislauf endlich mal
beendet werden kann. Entschuldigung. Der Trittin
wird jetzt vorgestellt, das ist der eigentlich
Verantwortliche. (...?) Was hat das Land
Brandenburg getan, außer einer klaren Bekennung
vom Oktober: Wir werden aussteigen. Dann tut es
doch endlich. Dann macht doch nicht immer die
(..?) verantwortlich, wie jetzt die (...?). Wir haben
kommunale
Selbstverwaltung.
Wir
werden
überhaupt nicht gefragt. Wenn ich jetzt die
wasserwirtschaftliche Studie nehme. Noch nicht
mal in Auftrag gegeben. Was hat ein Kuratorium,
wir sind beide Kuratoriumsmitglieder, dann für eine
Bewandtnis, wenn dort der klare Auftrag gegeben
ist, eine solche wasserwirtschaftliche Studie in
Auftrag zu geben. Die ist heute noch nicht einmal in
Auftrag gegeben. (...?) Was tun Sie denn als Land
dafür, das endlich mal aus dem Teufelskreis
ausgebrochen wird. Ich höre immer bloß: Schuld
sind die anderen.
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Englert: Eigentlich wollte ich schweigen heute.
(Lachen im Publikum)
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Englert: Aber Herr Vogel hat uns jetzt so vorgeführt
im Auftrag vielleicht von jemandem, was hier mit
uns gemacht wird. Es werden immer neue Dinge
erfunden, um das Hauptziel, deswegen wir
eigentlich hier sind, nämlich Trägerschaft, und was
deren Ziele sind. Ich komme noch zu meinen
Fragen. Ich will nur den Leuten hier sagen,
eigentlich verantwortlich für den Naturschutz über
die Entscheidung ist das Land. Es ist ein Unsinn,
was hier dargestellt wird, dass das BFN zu
entscheiden hat. Und außerdem kennen Herr
Bischoff und ich interne Schreiben, also ich habe
sieben Jahre gebraucht, Herr Bischoff hat das
leichter gehabt, nach sieben Jahren hat mir dann der
Naturschutz als Landtagsabgeordneter erlaubt, in
die Akten einzusehen. Und ich darf nur darüber
sprechen, wenn ich im Landtag darüber gesprochen
habe, laut Justizminister. Darum habe ich so oft
gesprochen, nicht um mich zu profilieren, sondern
um bestimmte Wahrheiten an den Tag zu bringen.
Und dort steht eindeutig drin, wenn das Land sagt,
das kann dem Verein kündigen, kann Auflagen
erteilen, dann ist Schluß. Es ist Unsinn, und das hat
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seine Ursache. 1992, das muß ich jetzt noch mal
sagen, 1992 haben sich einige, ich gehe mal davon
aus, mit gutem Gewissen vielleicht, einen Antrag
gestellt, ich habe den hier mit auch aus den Akten
raus, einen Antrag gestellt, einen internationalen
Park zu entwickeln, wo es keinen Tourismus gibt,
wo keine Brücke gebaut wird, wo keine
wirtschaftliche Entwicklung sind. Das ist die
Wahrheit, das ist hier. Und dieses, dieser Satz, das
haben Leute gemacht. Ich sage jetzt mal Dr.
Vössing. Und zu dieser Zeit waren auch andere
Leute in diesem Verein drin. Dieser Verein hat das
an das BFN gegeben, um Bundesmittel zu kriegen.
Denn der Bund fördert keinen Naturschutzprojekte.
Das ist eine Landessache. D.h. man mußte im Bund
extra ein Gewässerrandstreifen von 91 novellieren,
damit man riesen Flächen kaufen kann. Denn
Gewässerrandstreifen nach Brockhaus ist fünf oder
zehn Meter an den Ufern und so weiter, um das zu
schützen, aber nicht 60 km Länge und 5km Breite
über Steuermittel als Eigentum zu (..?). Und dort
steht eindeutig drin in diesem Antrag an das BFN und Herr Vössing kommt ja aus dem BFN - und
genau wörtlich, was dort drin steht die ganzen
Verbote, gehen als Zuwendungsbescheid, und nun
hören Sie richtig zu, an das Land wo Herr Dr.
Vössing Leiter des Nationalparks in Gründung war.
Und der Leiter in Gründung im Nationalpark in der
Landesregierung hat dann diesen Antrag wieder mit
seinen eigenen Worten, an den Verein gegeben und
der Vorsitzende dieses Vereins war der Dr.
Vössing. Also ich habe ein paar Folien der Freien
Universität mal mitgegeben, die beschäftigen sich
jetzt wissenschaftlich damit. Also die Katze ist dort
ein Sack. Überall ist die selbe Person drin. Und
dann sagt Herr Dr. Vogel (...?), das BFN ist schuld.
Nein, das Land, das Ministerium ist schuld, das es
acht Jahre immer wieder versäumt hat. Und nun
muß ich noch was dazu sagen. Der Fakt ist,
eigentlich, und das ist die Frage, die ich als erstes
stellen wollte, Herr Türk, Sie waren ja vor einem
Jahr hier, und das nützt nichts, wenn wir jetzt den
Auftrag geben, das die Naturschutzleute mit Herrn
Trittin sprechen. Das muß nedich (?) gemacht
werden. Entweder übernehmen sie das mit selbst
zum Bundestag, und sagen, was hier los ist, das
wäre das Richtige. Weil, das ist nicht nur eine
Sache für das Untere Odertal ist, wir kennen es ja
aus der Presse, wie es knirscht und kracht in
Brandenburg, bei Naturschutzprojekten. Herr Türk,
ich hätte jetzt noch eine Frage an Sie, dann habe ich
auch noch ein Schreiben dazu, haben Sie denn jetzt
dieses Jahr, bei der Konfliktlösung selbst
Aktivitäten
unternommen,
oder
Ihre
Parteibeauftragten. Was haben Sie unternommen,
um den Konflikt, nämlich die weitere systematische
Käufe von, aus Steuermitteln, Flächen aus dem
Unteren Odertal zu bremsen? Oder, der andere
Konflikt ist, nämlich das man aus dem Unteren
Odertal die Menschen vertreiben will. Und wenn
Sie, sie kennen die Satzung des Vereins, und
deshalb kommt noch mal die Frage an Herr
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Stornowski, da stand nämlich bis 1999 drin,
Tourismus wird es nur in der Schutzzone drei
geben. Und zwischen Mescherin und Stolpe steht
drin
Schutzzone
eins
und
zwei.
Das
Gewässerrandstreifenprogramm umschreibt das
wieder mit Kernzone, dazu komme ich noch, und
dann haben Sie 99, weil ich das geklagt hatte im
Landtag, die Satzung geändert und den Satz raus
genommen, damit sie nicht anfechtbar sind. So wird
das gemacht, da steht noch mehr drin in der
Satzung. (...) Sie gefährden seit sieben, acht Jahren
systematisch die wirtschaftliche Entwicklung vor
Ort. Auch das Image, was Dr. Vössing in
Tagespressen, nicht hier, sondern in der Frankfurter
Allgemeinen, Süddeutschen Zeitung über Schwedt
gesprochen hat, über wirtschaftliche Entwicklung
und so weiter, was dann Dr. Vössing zur Anhörung
im Europaausschuß in Berlin gesagt hat, wo ich
dabei war. Wo er gesagt hat, dank des
Nationalparks haben wir keine Überflutung hier
gehabt. (...?) Nun komme ich zur Frage zu Herrn
Vogel. Herr Vogel, Sie haben ja gesagt, wir wollen
das Ziel erreichen. Besteht, es ist ja mehrmals
gesagt worden, wenn das Land heute sagt Schluß
mit dem Gewässerrandstreifenprogramm, ist
Schluß. 60% der Flächen sind da. Und dann sollen
sie das andere eintauschen, an die 60% und wir
hätten vielleicht noch 30, 40% Luft für Tourismus
im schönen Unteren Odertal (...?). Können Sie mir
bestätigen, ich zitiere mal: „Der Verein ist im
Rahmen des Gewässerstreifenprogramms -Vössing,
BFN, Vössing, Vössing und andere, die anderen
Namen können Sie selber ergänzen - Unteres
Odertal durch Bundes- und Landesregierung
beauftragt, das Kerngebiet des Projektes vollständig
zu erwerben. Vollständig erwerben, Mescherin bis
Stolpe, vom Kanal bis zur Oder und damit
langfristig für den Naturschutz zu sichern. Ohne
diese Maßnahme ist die Verwirklichung des
Naturschutzziele in diesem Gebiet nicht zu
erreichen“. Stimmen Sie diesem Satz zu?
Herr Türk: Vielen Dank Herr Englert.
Englert: Bitte, Bitte,
haben wir nach unserer Meinung auch erreicht. Die
60 %, die Herr Bischoff erwähnt hat, als die
60 Flächen, die vom Verein eingekauft werden
können, werden ergänzt durch die rund 3.800 ha
Bundes-, Landes-, BVVG-Flächen die das Land für
sich beansprucht und Stiftungsflächen. Es sind die
100% erreicht.
65
Vogel: Ist erreicht. Es ist erreicht.
Englert: Für was brauchen sie noch Geld?
Vogel: Habe ich doch gerade gesagt. Wir brauchen
kein Geld mehr für Flächenkäufe. Wir brauchen das
Geld für das Flurbereinigungsverfahren, für die
wasserwirtschaftliche Machbarkeitsstudie und für
die biotopersteinrichtenden Maßnahmen. Dafür
75 braucht man noch Geld.
70
Englert: Also, was ich jetzt zitiert habe, ist nicht aus
dem Mittelverteilungsschreiben, weil es immer nur
heißt die 60 Mio. Das ist ein Antrag von Herr
Vogel, an den Naturschutzfond vom 16.6.97, weil
80 er da auch noch Geld eingeplant hat, für den Kauf.
Vogel: Von mir, ne?
Englert: Das habe ich hier.
Vogel: Das ist nicht von mir.
85
Englert: Bitte, können Sie dem zustimmen? Sie
können bloß ja oder nein sagen.
Vogel: ne des..
Englert: kennen Sie den Satz nicht?
Vogel: Natürlich kenne ich den Satz.
50
Englert: Wo her.
Vogel: Na, aus dem Mittelverteilungsschreiben. Er
ist ja auch in soweit korrekt, als im
Mittelverteilungsschreiben auch die Zielsetzung ist,
alle Flächen, die nicht im Eigentum von
55 Kommunen, des Landes, des Bundes oder von
Naturschutzverbänden sind, durch dem Verein
erwerben zu lassen. Und diesen Zeitpunkt den
Herr Türk: Ich glaube, dass ist eine klare Aussage.
Keine Mittel mehr für den Flächenerwerb. Sondern
nur noch, aber was heißt nur noch, Geld für die
Machbarkeitsstudie und für..
Vogel (abweisend, genervt): Habe ich doch eben
gesagt, für das Flurbereinigungsverfahren.
Englert (wütend, laut): Kann ich noch eine
Ergänzungsfrage .... Es ist doch ungeheuerlich, das
sie den Verein außerhalb der Kernzone Flächen
kaufen lassen, was nach Zuwendungsbescheid
innerhalb von drei Jahren, ja, Sie schütteln jetzt
95 immer mit dem Kopf und machen das lächerlich..
90
Vogel: Wir brauchen doch gar nichts mehr kaufen
Vogel: Sie hatten noch mehr Fragen.
45
Englert: Ihr Ziel, sagen Sie es doch mal klar, was
sie vor zehn Jahren gesagt haben. Sie wollen 100%
des Eigentums des Unteren Odertales.
Englert (sehr laut): Sie haben doch gekauft zwei,
drei 1.000 ha, die Sie aus den Fördermitteln
überhaupt nicht hätten kaufen dürfen. D.h. wir
100 müssen jetzt 10 Mio. ausgeben, um die falsch
gekauften Flächen wieder einzutauschen mit dort
wo Landwirtschaft, Forstwirtschaft oder sonst was
ist, das ist doch ein Vergehen was Sie gemacht
haben, was Sie geduldet haben. Und jetzt eine Frage
105 an Herrn Stornowski
Vogel: Nein, nein
Englert: Er will ja Tourismus machen im Unteren
Odertal. Da frage ich erst mal. Wenn wir Verträge
machen mit den Fischern, die Sterberegelung, wenn
110 sie gestorben sind, kriegen sie keinen Pachtvertrag.
Sind die Fischer alle raus. Mit den Fischern sind die
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Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
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Angler raus. Also ist der Tourismus erst mal weg.
Die Landwirte braucht man viel Geld um die letzten
Flächen mit viel Geld zu kaufen, das ist nur eine
Frage der Zeit meiner Meinung, das Geld wird das
regulieren. Dann sind auch die Landwirte raus, dann
kommen auch die Wegenetze weg. Dann haben wir,
wenn Sie das durchsetzen, was ich nicht hoffe. Es
ist ja auch in einem Zuwendungsbescheid der
Öffentlichkeit so dargestellt worden im November
1998, dass das konkretisiert wird die Angleichung
Zuwendungsbescheid zum Nationalpark, das der
angeglichen wird. Der ist verschärft worden. Das
Gesetz ist für bestimmte Leute in der
Landesregierung nur eine Nebensache. Sondern der
Zuwendungsbescheid ist nach wie vor gültig, auch
wenn er jetzt außer Kraft gesetzt wurde. Da steht
drin, so weit wie möglich alle Flächen zu fluten1,
alle Flächen zu kaufen und so weiter und so fort.
Wie man dann, Herr Stornowski, noch als hier
Ansässiger dann vermitteln kann, dass da
Tourismus gemacht wird, wenn Sie nicht meinen,
dass man um die Deponie in Pinnow oder im PCK
wandern gehen, dass müßten sie vielleicht noch mal
erläutern.
Herr Türk: Schönen Dank Herr Englert. Wir
nehmen uns jetzt alle vor, ganz straff die Fragen zu
stellen und auch die Antworten zu bringen. Es ist
auch eine Frage an mich gestellt worden, was haben
Sie im Bundestag getan. Also ich habe darauf
30 vertraut, nach unserer letzen Sitzung vor einem
Jahr, das der Landtag und diese Landesregierung
das hinkriegen. Wir sitzen hier eigentlich nur
deswegen so zusammen, weil es noch nicht gelöst
worden ist. Das ist der einzige Grund. Wenn das
35 jetzt aber nicht anders geht, und Herr Trittin das
Problem ist, dann sind wir natürlich an der Reihe
und ich stehe auch zur Verfügung zu vermitteln. Ich
denke schon, dass das mal ausgesprochen werden
muß. Dass man da nicht nur immer hin und her
40 fragt von Potsdam nach Berlin. Dann stehe ich
gerne zur Verfügung, dass zu vermitteln.
25
Bundestag machen, wenn es denn anders nicht
gelöst werden kann. Es muß offensichtlich so sein.
So jetzt ganz konkrete Fragen die Herr Englert
gestellt hat, an Herr Vogel und dann Herr
50 Stornowski. Wenn Sie ganz kurz und präzise
antworten würden. Wollen Sie erst Herr
Stornowski.
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Englert: .. das der Trick ..
Herr Türk: Ja aber bitte, ich würde das ganz
offensiv machen wollen. Wir können das auch mit
45 Anfragen und wir können das auch zum Thema im
90
1
vgl. BFN Schreiben vom 23.11.98 Bezüglich des
Mittelverteilungsschreibens vom 6.10.92 und
12.10.98: Punkt 1, Text zum 6. Spiegelstrich wird
gestrichen und durch folgenden Text ersetzt:
Aufgabe von Land und Träger ist es, das
Überflutungsgeschehen im Projektgebiet auf
möglichst großer Fläche und so naturnah wie
möglich zu entwickeln. Dieses Ziel ist insbesondere
durch die Freigabe von Polderflächen für das
natürliche Überflutungsgeschehen und durch
Einbeziehung von im Gebiet vorhandenen
potentiellen Retentionsflächen in das
Hochwasserregime zur Integration von Naturschutz
und Hochwasserschutz zu erreichen
Stornowski: Wir haben einmal den Nationalpark als
Fläche und einmal die Nationalparkregion. Das sind
zwei Paar verschiedene Schuhe. Wenn man ehrlich
ist, und ich denke, die vielen ehrlichen Worte haben
in der Vergangenheit gefehlt, man sollte so was
auch aussprechen, dann ist der Nationalpark selbst,
und in der Begründung steht drin, eine Entwicklung
in einer Naturlandschaft. Die Nationalparkregion
ganz anders. Da ist die wirtschaftliche Entwicklung,
Tourismus (...?) zwingend notwendig, um die
sozialen Probleme, die die Naturlandschaft bringt vorhin haben wir ein paar angesprochen,
Tourismus, Fischerei, Landwirtschaft - es gibt ja
eine Diskussion dazu, das die Landwirtschaft dort
perspektivisch nicht unbedingt notwendig ist, oder
gewollt ist. D.h. wir brauchen Alternativen dazu.
Und für mich ist die Nationalparkregion die
Alternative. Ich denke, wenn man sich den
Nationalpark selbst betrachtet, kann man sehr wohl
der Meinung sein, das die Kulturlandschaft ganz
wichtig zu erhalten ist. Die Intention des Landtages
war es, daraus einen Nationalpark zu machen. Die
Begründung des Gesetzes ist interessant. D.h. wir
müssen uns mit dieser Situation auseinandersetzen,
die Region selbst, ich komme hier aus der Ecke,
sagt warum soll der Nationalpark dort entwickelt
werden. Die Kulturlandschaft ist dann nicht zu
erhalten. Aber ich denke, im Grunde ist es
europaweit, es sind die wenigen Flußauen, die nicht
bebaut sind, ganz rar. Wir haben die Situation, dass
diese Flußaue ist zwar genutzt, aber nicht bebaut,
demzufolge ist da eine nationale und internationale
Notwendigkeit und Bedeutung drin. Das heißt für
mich auch, dass der Bund und Europa dafür zu
sorgen haben, nicht die Region, nicht der Kreis,
nicht alleine das Land, dass dieser Ausgleich zu uns
kommt. Und ich sehe, bzw. ich werde mich dazu
äußern, wenn ich gefragt werde, dass insbesondere
in der Nationalparkregion, dieser Tourismus unter
Nutzung der Möglichkeiten des Nationalpark.
Englert: Wie, wie?
Stornowski: Da sehe ich ein paar andere
Möglichkeiten. Z.B., es wird nicht nur sein, dass auf
dem Deichradweg hin und her mit den Scatern und
dem Fahrrad gefahren wird. Das ist zwar
interessant, aber nicht der einzige touristische
Highlight, den man entwickeln kann. Ich kann mir
100 auch
vorstellen,
das
es
geführte
Wasserwanderungen, ich weiß, dass es da andere
Überlegungen gibt, im Nationalpark möglich sind.
Es muß natürlich abgestimmt werden mit der
Nationalparkverwaltung unter dem fachlichen
105 Aspekt heraus. Es gibt auch andere Möglichkeiten,
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aber immer unter der Prämisse, ich denke dass
sollte man auch ganz ehrlich sagen, der
Nationalpark selbst ist als Natur, als Wildnisregion
perspektivisch zu orientieren. Jeder, der was
5 anderes behauptet oder sagt, sagt die Unwahrheit.
Dieses Problem müssen wir lösen. Und da muß ich
auch sagen, sollten uns die Beteiligten und
Betroffenen sagen, welche Intentionen sie haben.
Weil es geht nicht davon, dass wir ständig den
10 Landwirten oder anderen vorschreiben, was sie
machen sollen. Also ich sehe schon, es ist eine
touristische Entwicklung möglich, auch wegen
Nationalparkregion, nicht umsonst ist Nationalpark
und Nationalparkregion unterschieden unter
15 Nutzung der Nationalparkmöglichkeiten in dieser
Region.
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55
Englert: Ich muss noch mal was zum
Nationalparkgesetzt. Ich fühle mich betrogen was
Sie sagen. Sie zitieren das Nationalparkgesetz.
Dann müssen Sie es richtig zitieren. Nicht
Begründung, das ist juristisch. Sie haben drei, vier
Juristen angesetzt, die uns alle hier nur belehren.
Wir sind keine Juristen. Aber darin stehe ich. Ich
habe mich gewehrt gegen das Wort entwickeln.
Weil gesagt worden ist, dann auch vom Minister,
entwickeln ist Totalreservat. Ich sage, dann
brauchen wir es nicht reinschreiben. Totalreservat
ist, Natur, die entwickelt wird. Aber es ist ja
bewusst
reingemacht
worden
wegen
Gewässerrandstreifneprogramm, damit man das
Geld kriegt, aber es steht drin Schutzzone eins und
Schutzzone zwei. Und Schutzzone zwei war immer
in unserem Begriff, das der Mensch da auch erlaubt
ist. Und das verhindern Sie, nämlich mit dem
Gewässerrandstreifen. Und ich habe die Frage
vorher gestellt, das Gewässerrandstreifenprogramm
sagt nicht Schutzzone eins oder zwei, sonder
Kernzone. Und die Satzung sagt auch, was er jetzt
auch zitiert, Ausnahmeregelung. Denkste mal, es
gäbe keine Schöpfwerkbrücke, es gäbe keine
Brücke über den Kanal, der Radweg wäre nicht da,
was man in zehn Jahren für den Tourismus durch
die Nationalparkverwaltung und ich will nicht
sagen durch die Landesregierung, hier gemacht
hätte, es wäre ein luftleere Nummer. Dadurch
kommen die Leute her. Ich weiß nicht, ob es früher
nicht 120.000 waren und jetzt 100.000, (...?) eine
Million oder ein paar Millionen für die Pensionen
und so weiter kriegen. Das was ich jetzt gesagt
habe, das bitte ich mal von der Presse aufzunehmen.
Es ist wahr, was gesagt worden ist. Der
Nationalpark ist für die Menschen nicht da. Man hat
das nur Jahre nicht geglaubt.
Unsinn. Sondern es ist von vornherein auch Teil des
Konzeptes für diesen Nationalpark, dass können Sie
auch nachlesen, dass dieser Nationalpark auch der
touristischen Entwicklung dient.
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80
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90
95
Vogel: Punkt zwei. Zone zwei soll nach wie vor
Zone einer harmonischen Kulturlandschaft sein.
Das bedeutet aber auch, deswegen ist das
Naturbereinigungsverfahren so wichtig, das wir
versuchen müssen, die Flächen des Vereins in die
Zone eins zu packen und die Flächen, die wirklich
sensibel sind, dort wo Schwierigkeiten mit den
Landnutzern auftreten können, im Rahmen von
Pachtverträgen und ähnliches, dort wo diese Ideen
von Grünlandmanagement existieren, dass dort das
Land oder der Wasser- und Bodenverband als
Eigentümer zu liegen kommt, auf jeden Fall die
öffentliche Hand und nicht der Verein. Weil wir
wissen doch über die soziale Kompetenz des
Vereins. Also sie brauchen uns hier nicht so in den
Topf stecken wollen, Ziel des Landes ist es, den
Verein als Träger zu belassen, oder dem Verein die
ganzen Flächen zu überlassen. Das ganze Handeln
des Landes zeigt deutlich auf, dass dies nicht so ist.
Ich habe mit meinen Beispielen von den
Gerichtsverfahren nur versucht deutlich zu machen,
dass es nicht so einfach ist. Man sagt, man möchte
das und schon ist es vollzogen. So läuft es nun mal
nicht. Nur ein Punkt noch. Herr Vössing war nicht
im Bundesamt für Naturschutz angestellt. Herr
Vössing ist der Presseschreiber, der Redenschreiber
von Herrn Diepgen...
Englert: jetzt, jetzt
Vogel: ... und ist nach seiner Tätigkeit beim Land
Brandenburg
auch
wieder
nach
Berlin
zurückgegangen. Und aller letzter Punkt und das
zum Wegenetz. Egal wer Eigentümer der Fläche ist.
100 Hoheitsfunktionen bleiben bei demjenigen, die auch
Hoheitsträger sind. D.h. über die Widmung oder
Entwidmung von Wegen entscheidet nicht der
Verein, entscheidet auch nicht der Wasser- und
Bodenverband. Darüber entscheidet die Kommune
105 oder der Landkreis oder das Land Brandenburg, je
nach dem, wer sich dafür zuständig fühlt. Es wird
aber nicht so passieren, dass, weil jetzt der
Eigentümer sagt, also dieser Weg da, da möchte ich
jetzt keinen mehr rüber lassen, der kurzer Hand
110 gesperrt ist. So funktioniert das nicht.
Herr Türk: Herr Vogel, dass ist jetzt zu Protokoll
genommen. Wir nehmen Sie da beim Wort. Jetzt
Herr Bischoff.
Herr Türk: Sie haben ganz deutlich ihre Meinung
gesagt. Darauf antwortet dann Herr Vogel, dann
Herr Bischoff und als Betroffener Herr Frenzel.
Vogel: Kein Vertreter des Naturschutzes hat sich
gegen die Schöpfwerkbrücke ausgesprochen. Kein
Vertreter des Naturschutzes hat sich gegen diesen
60 Uferradweg ausgesprochen. Es ist doch alles
Englert: Sie wollten die Schöpfwerkbrücke nicht,
damit kein Mensch rüberkommt. Das kann ich
Ihnen schriftlich geben.
115
196
Bischoff: In ganz Deutschland gibt es
genaugenommen
28
sog.
Gewässerrandstreifenprojekte. Nicht Nationalparks,
Gewässerrandstreifenprojekte. Das ist eigentlich der
Ursprung unserer Problematik, zu der wir heute hier
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
sitzen.
Wir
sitzen
heute
nicht
zum
Nationalparkgesetz hier, wir sitzen heute zum sog.
Gewässerrandstreifenprojekt hier.
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60
Herr Türk: Es gibt Übereinstimmung hier, stelle ich
fest. Das ist schon mal was.
Bischoff: Moment. Wenn von 28 Projekten in ganz
Deutschland, 27 geräuschlos laufen, fast
geräuschlos und eines ständig auch überregional in
der Zeitung ist, dann muss das doch Gründe haben.
Am Programm selbst liegt es wahrscheinlich nicht
unbedingt. Ich befürchte, dass es sehr stark an
handelnden Persönlichkeiten, an Personen liegt und
auch an der Frage, wie man in den Wald reinruft.
Und ich möchte wirklich widersprechen. Das
Untere Odertal hat einen extrem hohen
Erholungswert. Es ist und bleibt eine Perle, für uns
hier in Schwedt und für die ganze Uckermark. Es ist
unbestritten. Das war es früher, das ist es heute und
das wird es in Zukunft auch bleiben müssen. Ich
persönlich glaube, wir brauchen viel mehr Zeit, 30
– 50 Jahre, wir brauchen mehr Zeit und im übrigen
z.T. auch viel mehr Kompromisse. Ich stelle mich
auch dagegen, dass das Nationalparkgesetz im
Tenor ein Ziel hat, nämlich die Kulturlandschaft,
die ja hier vor 100 Jahren von den Menschen
erschaffen wurde und zwar sehr wohl durchgeplant.
Man hat das Untere Odertal übrigens schrittweise
eingedeicht. Man hat über Jahre geforscht, was hat
das für Auswirkungen auf die Hochwasserpegel, auf
die Entwässerung für die Landwirtschaft und
Fischerei. Keine Brechstangenmethoden, wie es
heute manchmal von irgendwelchen frischen
Universitätsabgängern geplant wird. Das hat man
sehr sorgfältig gemacht. Ich komme zurück zum
Punkt. Im Nationalparkgesetz stehen vier Ziele drin.
Das erste Ziel, da steht Erhaltung drin. Das zweite
ist der Schutz, das dritte ist die Pflege und erst
viertens und genau in dieser Reihenfolge, steht drin,
in Teilen seiner natürlichen Funktion zu entwickeln.
Mich ärgert es, also wirklich als Landespolitiker,
wenn man ein Nationalparkgesetz mit vier Zielen
hat, schützen, pflegen, erhalten und in Teilen zu
entwickeln, diesen einen, auch im Gesetz bewusst
zuletzt formulierten Punkt immer vor an stellt und
uns suggerieren will, also Leute, das muss jetzt mal
wieder so werden, wie es die Natur gerne hätte. Ich
warne davor. Das Untere Odertal eignet sich nicht
für Experimente. Noch mal. Es ist ein gutes
Erholungsgebiet. Wenn das Grass zwei Meter hoch
ist, wird sich der Erholungswert schlicht verringern.
Die Wiesenbrüter werden keine Plätze mehr finden,
die Störche werden auch nicht mehr so zahlreich
sein. Wenn man das dem Menschen nicht überträgt
und dem Fahrrad erleben kann, wird es sich
übrigens auch langsam wieder vor dem Menschen
zurück entwickeln. Ich wehre mich nur dagegen,
dass das Nationalparkgesetz heißt, zurück zur
Urnatur. Das ist so vom Gesetz nicht gewollt, der
Kompromiss heißt anders, Herr Vogel und Sie
wissen das auch. Ich will nur gelegentlich mal daran
erinnern und auch Herrn Stornowski.
Herr Türk: Aber Herr Bischoff, das haben wir das
letzte Mal schon zusammen herausgearbeitet mit
der Landesregierung, Herr Vogel hat es heute
65 bekräftigt. Wir wollen nicht Natur- und
Landschaftsschutz gegen die Menschen, wir wollen
das mit den Menschen. Das haben wir zu Protokoll
genommen, davon gehen wir aus, deswegen soll es
jetzt auch diesen Trägerwechsel geben. Nur wenn
70 sich dieser Trägerwechsel nun wieder ewig hinaus
zieht, dann müssen wir eben heute wirklich
Lösungsansätze finden, damit das bald und sofort
was wird und nicht wieder zehn Jahre eingeleitet
werden. Jetzt als Betroffener Herr Frenzel.
Frenzel: Herr Türk, vielen Dank, dass Sie als einer
der hier in Brandenburg und Berlin nun wahrlich
nicht am Projekt 18 arbeitet, sondern eher am
Projekt 1,8, nun schon dreimal wie ich meine nicht
nur heute sondern auch vor einem Jahr und dann
80 mal vor zwei Jahren in einer Kneipe Zeit hatten,
sich darum zu bemühen. Da haben wir mit den Herr
Leuten, die ja absolut nichts über Einfluss im Land
Brandenburg verfügen, überhaupt nicht zu meckern,
sondern zu danken.
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197
Türk: Das war nicht abgesprochen.
Frenzel: (...) Wir haben dem Axel Vogel zu sagen,
wir wissen beide, und da dürfen Sie jetzt nicht mit
den Augen zwinkern wie Günther Jauch, nicht mit
dem Kopf nicken, machen Sie einfach starre Mine,
zu dem was ich jetzt sage. Wir wissen beide, ein
Minister ist in jeder Stunde einer jeden Woche in
der Lage, so zu tun, als hätte er irgendwo Termine.
Originalton Birthler für alle die es wissen wollen:
„Für profilierungssüchtige wie Englert und Bischoff
begebe ich mich nicht zum Kasperletheater“. Das
war noch diese Woche und ist verbirgt. Wenn wir
also heute die Frage stellen, ich bin da relativ
gelassen, irgendwo habe ich die letzen zehn Jahre
mit dieser Landwirtschaft da unten nicht ein Hektar
verloren. Ich bin mit 250 ha angegangen, und bin
noch immer mit 250 ha zu gange. Davon gehören
bloß 90 privaten Leuten. Habe ich neulich mal
gekauft. Vielleicht liegt bei Axel Vogel die
Genehmigung des Verfahrens, des Vertrages. 120
sind solche, wo jetzt viel Wellen drum gemacht
werden, die von der Treuhandnachfolge, dem Land
geschenkt werden oder am Land vorbei
irgendwelchen (...?)förderbaren Greenpeace oder
Robin Woods, weiter geschenkt wird. Da steht die
Frage, mit wem habe ich da den nächsten
Pachtvertrag, nach 2004 für mich. Denn 120 ha von
250 – ich will das nur an meinen Flächen fest
machen, weil an den anderen da kann ich das nicht
– 40 ha hat diese Gruppe um Vössing im nächsten
und übernächsten Jahr mit auslaufenden
Pachtverträgen bei mir. Will also sagen, über zwei
drittel sind ziemlich fraglich. Wenn wir uns die
Frage stellen, was können wir erwarten, dann
kucken wir uns an, Irene ist in Rente, wir beide
quälen uns noch zehn Jahre, wenn wir den
Durchschnitt (...?) ein junger Dachs aus Vierraden,
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wenn wir den Durchschnitt der agierenden
Landwirte angucken und den Schlachtenpreis von
400 Mark und Axel Vogels Auffassung in der
Märkischen Oderzeitung, wir sollten doch
solidarisch mit einander sein. Landwirtschaft
könnte auch Lobby sein für Naturschutz. Wir
können das nicht leisten. Da wo uns die EU vor
allem, aber auch Platzeck durch Vössing hat
hinringen lassen, werden wir dem nächst da unten
in diesem Unteren Odertal mit der Viehhaltung
enden. Dann wird es verbuschen und dann ist das
Ziel erreicht. Dann wird Mader noch ein Paar mal
vor Gerichten, das haben Sie verschwiegen,
Vergleiche herstellen, da, wo man hätte leicht
Siegen können als Land. Und warum sehe ich das
so gelassen? Ich sehe das deshalb für die
Landwirtschaft
alles
so
gelassen,
weil
hauptsächlich, wenn wir an der, zumindest in der
Tierhaltung, an der gescheiterten EU-Agrarpolitik
Wasser laufen gehen, nicht vorrangig an Euch. Was
können wir von Politik erwarten, Mike und Herr
Schauer, von Euch beiden darf und muss erwartet
werden, Englert hat das auch nicht besonders, weil
er nicht wiedergewählt werden muss, er sagt auch
nicht:
Mein
jetziger
Landesvorsitzender
Schomeister (?) Matthias Platzeck ist derjenige
gewesen, der diesen Bösewicht, dem hat er ja
Arbeit gegeben, in Schwerin wollte ihn keiner, in
Berlin wollte ihn keiner, Platzeck hat ihm Arbeit
gegeben. Und all die Jahre bis 98 hat das gehalten.
Und ich zitiere Matthias Platzeck aus der VorortSendung in der Halle da in Neuen Zeit: Ich bin
dankbar, das es solche wie in diesem Verein gibt.
Das ist Euer Landesvorsitzender, dem müsst ihr
sagen, wenn die ersten hier ruiniert sind, einen
haben wir schon, der hat berufliche Probleme in der
Landwirtschaft, gewesener Geschäftsführer, weil er
sich zu sehr mit der Sache eingelassen hat. Dann
werden wir wieder laut plakatieren an der B2, dann
werden wir wieder Feuer machen, dann werden wir
klar machen, dass Stolpe eigentlich vor zwei Jahren
auf dem Schwedter Marktplatz eigentlich in
Schwedt nur zwei Lügen verbreitet hat. Das mit der
Bonazzigruppe mit der Ansiedlung im PCK sei klar
und der Pflege- und Entwicklungsplan sei Murks.
Die Frage zum Pflege- und Entwicklungsplan heißt
präzise: Wie kräftig ist der jetzt und kann der
Verein auf Flächen die ehemals die Bergholzer
Erzeugergemeinschaft bewirtschaftet hat und
freigegeben hat durch einen (abfalsorischen ?...)
Flächentausch, dürfen die da jetzt in der Schwedter
Gemarkung Wald pflanzen. Nun weiß der
Bürgermeister das der Wald pflanzen, eingezäunt
haben sie es schon. Ein paar ha gegenüber vom
Schöpfwerk. Ja und dann, Lichtenberg ... Du
vertrittst da vorne die CDU nehme ich mal an. Vor
zwei Jahren zur Wahl war an der Maienburger
Brück an der Schranke zu lesen, so ein kleiner
Aufkleber: Was hier fehlt, ist Schönbohm. Nun
habe ich mir den Schönbohm gestern Abend
angetan, bei Berlin Mitte. Da sage ich ja nun, ob der
da nun fehlt? Den haben wir ja nun als
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Innenminister, wo die große Koalition in die..ich
will ja nur, dann können wir nur hoffen Frau
Dagmar Enkelmann, die schönste Frau des
Bundestages. Die ist einfach so naturblond, das sie
auf Deine Anfragen in der Debatte weiter nichts als
von Vögeln erzählt hat im Landtag. Von Menschen
war nicht die Rede. Von den Grünen ist in dieser
Frage nichts zu erwarten. Also von wem dürfen wir
denn noch was erwarten. Wir werden demnächst
solche politischen Szenarien haben, das Gräber sich
mit den Chaoten in Marzahn in Kreuzberg und im
Wedding beschäftigt und die Hauptstadt regiert und
hier werden, wenn ich an den Platzek und den
Stolpe nichts sagt (?), einfach die Verdrossenheit in
solchem Ausmaße gehen, dass uns gar nichts mehr
übrig bleibt, außer verzweifelt zu sein und
niemandem mehr zu trauen. Auch Axel Vogel, mit
dem ich sechs Jahre zusammen auf meiner Fläche –
ich will nicht verschweigen Herr Vogel – auf 80%
meiner
Fläche
in
herausragender
Weise
Vertragsnaturschutz gemacht habe. Das werden wir
dann beide nicht mehr können, aber damit müssen
wir dann beide auskommen. Danke, das ich so
lange dazu reden durfte.
Herr Türk: Vielen Dank für die Meinung. Aber war
das auch gleichzeitig eine Frage an Herrn Schauer,
da mit dieser Fläche, oder
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Frenzel: Nein, vor allem an den, der pflanzen läßt.
Herr Türk: Aber vorher würde ich doch gerne noch
mal Herrn Heise hören.
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Heise: Mein Name ist Günther Heise, ich bin der
Umweltdezernent des Landkreis Uckermark. Ich
bin auch noch Vördervereinsvorsitzender eines
anderen Vereins (...?). Ich will versuchen es schnell
zu machen. Es hat vorher eine Diskussion gegeben,
Nationalpark oder nicht Nationalpark. Brauchen wir
ihn oder brauchen wir ihn nicht und so weiter.
Diese Diskussion hielt ich für völlig legitim. Dann
hat der Landtag beschlossen, das höchste
demokratische Gremium des Landes Brandenburg,
Nationalpark ja, hat ein Gesetz gemacht. Von
diesem Zeitpunkt an, ist für mich jedenfalls und ich
dachte auch für andere Landtagsabgeordnete,
Kommunalpolitiker und so weiter dieses Gesetz
eben da. Wir müssen es nun einhalten. Wer einen
Nationalpark beschließt, der muss eigentlich
wissen, dass er damit größere Flächen den
Landnutzern entzieht. Das sind in erster Linie die
Landwirte. Und wenn er das beschließt und
wirklich bewusst macht, dann muss er auch wissen,
das er, und ich gehe davon aus in einer Demokratie
werden die Gesetzt im Sinne des Allgemeinwohls
gemacht, Leute damit schädigt oder gefährdet. Und
dann hat er auch die Pflicht, diesen Leuten einen
Ausgleich, in welcher Weise auch immer, zu
gewähren. Wenn es ein altes Ehepaar ist und er gibt
ihnen eine Million, dann sind sie vielleicht
zufrieden. Bei anderen muss er Ausgleichsflächen
zur Verfügung stellen und so weiter. D.h. für mich
hätte sofort nach dem Nationalparkgesetz eine
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
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Betroffenheitsanalyse gefehlt, wo untersucht
worden
wäre,
jeder
einzelne
Landwirtschaftsbetrieb, welche Möglichkeiten
haben wir, dir andere Flächen zu geben und so
weiter und vielleicht einem alten Ehepaar zu sagen,
hier bekommt ihr eine Million und so weiter. Das
ist nicht gemacht worden. Und meine Damen und
Herren, aus meiner Sicht, ich bedauere das, auch die
ganze Entwicklung wie das hier ist, sehr. Aber ich
muss mal sagen, ich sehe auch die Lösung nicht.
Wir können nicht nur über Leute herziehen, ob sie
uns sympathisch sind oder nicht. Das löst das
Problem nicht. Und Herr Bischoff hat sehr richtig
gesagt, wir müssen Klartext reden. Und wir müssen
uns in der Region darüber klar werden, ob wir den
Nationalpark überhaupt wollen. Ich sehe nämlich,
das viele ihn wirklich nicht wollen. Und das finde
ich auch ein schlimmes Problem muss ich mal
sagen, weil das nämlich unehrlich ist. Wenn ich nur
vergleiche, was da in dem Nationalparkgesetz steht.
Ein Nationalpark wird nicht gemacht, um
Tourismus zu betreiben, sondern in erster Linie, um
große Flächen der Natur zurückzugeben. Ob das gut
ist oder nicht, das lasse ich jetzt mal weg, aber der
Landtag hat es beschlossen. Und dann steht hier
drin, ich darf das mal ganz kurz ergänzen: Der
Nationalpark dient auch einer umweltschonenden,
naturnahen Erholung und der Entwicklung des
Fremdenverkehrs – jetzt kommt es – so weit dies
mit Satz eins vereinbar ist.
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Englert: Das ist der Schlüssel
Heise: D.h. das eine ist das erste und das andere
kann gemacht werden soweit es vereinbar ist. Das
haben Landtagsabgeordnete beschlossen und ich
35 muss sagen, ich habe den Eindruck, dass manch ein
Landtagsabgeordneter nicht gewusst hat, was er
beschließt. Das muss ich so deutlich hier mal sagen.
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Englert: Wer hat es mitbeschlossen? Nein, da muss
ich Ihnen
Heise: Sie haben dagegen gestimmt, nehme ich an.
Englert: Ich habe nicht dafür gestimmt.
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Heise: Denn sonst könnten wir die Diskussion heute
gar nicht haben. Und ich muss aber auch sagen, mir
ist nicht klar, wo dieses Gesetz existiert, dass es
jetzt einen Verein geben kann, der das andere will.
Ich
lese
mal
den
Zweck
vor
der
Interessengemeinschaft zum Schutz des Unteren
Odertals
und
da
sind
ja
führende
Kommunalpolitiker in diesem Verein vertreten. Sie
sagen nämlich, sein Ziel ist es, die durch das
Sommerdeichsystem
und
den
geregelten
Flutungsrythmus
historisch
gewachsene
Kulturlandschaft im Unteren Odertal mit dessen
bestehende Artenvielfalt zu schützen und später
sagen sie, er setzt sich für eine naturverbundenen
Nutzung ein und fördert zum beiderseitigem
Interesse das Zusammenwirken von Mensch und
Natur (vgl. Error! Reference source not found., S.
Error! Bookmark not defined.). Das ist auch ein
gutes Ziel, und das hätte man vielleicht auch
machen können. Aber dann hätte man kein
Nationalparkgesetzt beschließen dürfen, denn das
ist antinationalpark. Und solange wir so klar nicht
das definieren, reden wir immer noch keinen
Klartext hier, sondern wir reden über Personen über
bessere oder schlechtere und wer was falsch
gemacht hat. Das ist meiner Ansicht nach
notwendig, was hier ganz klar und deutlich gemacht
werden muss. Und die Betroffenen sind eigentlich
die Landnutzer, die hier sitzen weil sie einfach
keine Perspektive haben, bzw. Ungewissheit haben,
wie geht die ganze Entwicklung weiter. Und da sind
sie eigentlich die Betrogenen. Und da muss ich
sagen, da freue ich mich, dass ich hier mal wirklich
meine ganz private Meinung sagen kann. Ich bin
aber auch der Ansicht, nehmen Sie mir das übel
oder nicht, ich kenne zwar den Charakter weder von
Herrn Berg noch von Herrn Vössing genau, dass
das ganze Geschimpfe was wir hier an Personen
festmachen, auch nicht.. Ich habe manchmal den
Eindruck, man könnte die Mutter Theresa – wenn
sie noch leben würde – einsetzen können, und wir
hätten die Konflikte hier trotzdem in der Region,
weil wir einfach nicht ehrlich miteinander umgehen.
Ich kann alle nur auffordern, wenn der
Imageverlußt nicht noch größer werden soll, denn
es zieht ja doch viele Leute hier her. Wir haben
kürzlich eine Tagung in Prenzlau, eine
Fledermausenlogen-Tagung, die nicht zu tun haben
mit (...?), die wollten sich den Nationalpark ansehen
und eine Busladung voll ist hingefahren. Und der
Nationalpark kann meiner Meinung nach auch für
die Zukunft auch für den Tourismus Bedeutung
kriegen. Wir können nicht sagen, wir wollen hier
Tourismus machen und alles soll so bleiben wie es
ist. Das ist unfair und unehrlich und da bitte ich
auch wirklich gerade die Landtagsabgeordneten,
Herr Englert, sie haben es ja doch mitbeschlossen.
Englert: Ja
Heise: Ja, aber ich denke, wenn ein demokratischer
Beschluss in einem Landtag gefasst worden ist,
dann muss ich auch, wenn ich unterlegen bin, das
mittragen und das sehe ich einfach nicht, sonst
könnten sie nicht – ich glaube Sie sind Mitglied in
105 dem anderen Verein.
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Herr Türk: Aber Herr Heise, ich habe da noch eine
Frage an Sie. Also wenn ich Sie richtig verstanden
habe, meinen Sie, dass was da steht in diesem
Beschluss, dass das nicht Zusammengeht. Das in
110 einem Naturpark Mensch und Natur sich
gegenseitig ausschließen. Habe ich sie richtig
verstanden.
Heise: Nein, nicht gegenseitig. Darf ich dann noch
zitieren, damit das klar ist. Insbesondere dient er,
115 also der Nationalpark, der Sicherung und
Herstellung eines von menschlichen Eingriffen
weitgehend ungestörten Ablaufs der Naturprozesse
auf möglichst großer Fläche, der Erhaltung und
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Regeneration eins naturnahen Wasserregimes und
des natürlichen Selbstreinigungspotentials des
Stromes und der Aue (Flächenfilterfunktion), sowie
der Erhaltung naturnaher Waldbestände und
5 langfristiger Regeneration von Forst- und
Naturwäldern. Nationalpark, das ist ja das
besondere, heißt eben große Flächen von der
Nutzung zu befreien und sehen, was die Natur
daraus macht. Ob das entsteht, was wir heute
10 glauben, das ist eine ganz andere Sache. Das ist
Nationalpark. Entweder ich bekenne mich zu
diesem Gesetz, dann muss ich mich auch dazu
bekennen, dass auf großen Flächen diese
Entwicklung einfach der Natur überlassen wird.
15 Wer das nicht macht, ist unehrlich
Herr Türk: Das war eine klare und deutlich
Antwort. Sie meinen, dass der Mensch dann doch
negativen Einfluss ausübt. So habe ich Sie
jedenfalls verstanden.
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vertreten, was ich heute vertrete. Habe dresche
gekriegt, habe Erfolge gehabt über alle Parteien
60 dazu, wissen Sie ganz genau, ich stehe dazu.
Heise: Da haben wir was gemeinsames.
Englert: Genau das, was Sie gesagt haben. Aber ich
bin auch Abgeordneter um zu sehen, wie werden
die Steuermittel ausgegeben. Wenn Flächen gekauft
65 werden gegen die Festlegung des Bundes und des
Landes außerhalb und wir müssen jetzt 10
Millionen oder 5 Millionen ausgeben, um die
wieder einzutauschen, um die Landwirte zu
enteignen oder andere Flächen zu machen, dann ist
70 das doch Betrug an dem Steuerzahler und das
mache ich. Das habe ich versucht gerichtlich
reinzubringen, das habe ich versucht Anhörungen
zu machen. Sie haben es sieben Jahre verhindert
diese Aktivitäten. Das hat mich sehr verletzt, das
75 muss ich Ihnen sagen.
Herr Türk: Das ist der Vorwurf der gemacht wird,
das der Naturschutzgedanke von ihrem Verein
missbraucht wird. Das ist dieser Streitpunkt
überhaupt.
Heise: Ich habe das Gesetz zitiert
Herr Türk: Jetzt Herr Englert.
Publikum: Ein Zwischenruf
Herr Türk: Aber ganz kurz
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Publikum: Er hat nämlich eins Vergessen. Die
Priorität des Hochwasserschutzes, die einige
Paragraphen oder Absätze weiter Hinten steht, die
hat er vergessen zu sagen. Und Hochwasserschutz
ist Schutz einer Landschaft und nicht der Natur
überlassen.
Herr Türk: Gut, vielen Dank für die Klarstellung.
Herr Englert und dann Herr Manthey.
Englert: Herr Heise, Herr Dr. Heise, ich würde Sie
gerne noch mal ansprechen. Natürlich stehe ich zu
dem Nationalparkgesetz. Ich werde immer gefragt,
auch wenn ich verloren habe, verloren braucht nicht
eine
Niederlage
sein.
Sie
haben
das
Nationalparkgesetzt
zitiert.
Und
das
Nationalparkgesetz sind wir überfordert gewesen
92. Erstemal ist es ja, 93 oder 94 ist es ja mal
abgewendet worden, damit es neu eingekommen
(?), mit dem Druck, wenn wir das heute nicht
bestätigen wären 60 Millionen der Region entzogen.
So wurde das gemacht. Das haben wir ja heute auch
wieder gehört. Ich werde auch gefragt vom Minister
oder von allen, ob ich für das Nationalparkgesetz
wäre. Sage ich ja. Aber ich bin nicht dafür für das
Internationalparkgesetz.
Das
Wort
ist
reingekommen. Ich habe gekämpft. Was muss ein
Internationalpark in ein Gesetz, in ein fest
geschriebenes Gesetz? Das muss sich ja selbst
entwickeln. Aber das hat ja Hintergedanken gehabt.
Und nun folgendes dazu. Es geht nicht den
Kollegen hier um das Nationalparkgesetz
umzusetzen. Es geht um den Zuwendungsbescheid.
Und da, wenn sie sagen ehrlich zu sein, ich kann
jede Rede, können Sie lesen, die ich in den neun
Jahren gemacht habe, ich habe immer inhaltlich das
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Heise: Mir tun auch die Millionen leid, die unter
irgendeinem Naturschutztitel in irgendeinem
Haushalt für irgendwelche Sachen draufgehen und
die Natur hat nichts davon. Das ist überhaupt mein
größter Kritikpunkt am heutigen Naturschutz, das
sage ich Ihnen ganz ehrlich, Herr Englert. Ich
glaube aber, dass wir manches, was wir jetzt
machen müssen, schauen Sie, wir haben einen PEP,
der kostet viel Geld, jetzt kommt die AEP, das ist
eigentlich ein Anti-PEP, so ist es mal angelegt
gewesen. Kostet wieder viel Geld. Was sagen die
Landwirte.
Wir
haben
ja
im
Landwirtschaft/Umweltausschuss gesessen. Da
sagen die Landwirte, das haben wir uns anders
vorgestellt. Eine Betroffenheitsanalyse, steht in dem
AEP drin, kann sie ach nicht bringen. Also wider
Millionen ausgegeben. Und wie geht es denn
eigentlich weiter. Ich sehe das Problem. Ich sehe,
dass es ein Lohngrab wird und wir haben nicht das,
was der Landtag mal beschlossen hat. Und das finde
ich alles nicht in Ordnung und sauber. Und was den
Hochwasserschutz betrifft, was Sie jetzt gesagt
haben, das ist nicht so. Der Hochwasserschutz ist
gewährleistet auch mit dem Nationalpark, der ist da
mit drin.
Publikum. Ja eben. Als Ziel.
Manthey: Den meisten bekannt. Ich bin
Geschäftsführer der Interessengemeinschaft. Ich
muß auf Herrn Heise hier reagieren und antworten.
Zwei Sachen: Erst die Geschichte mit der
110 Interessengemeinschaft, das die anti Nationalpark
wäre, wie Herr Heise das aus der Satzung
herauslesen wollte oder aus den Zielen. Zum
zweiten zum eigentlichen Thema. Sie haben gesagt,
das ist anti Nationalpark, was in unserer Satzung
115 drin steht. Das haben sie gesagt.
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Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
Heise: Ja, das ist richtig.
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Mantehy: Dazu soviel. Wenn wir den Schutz und
Erhalt dieser vorhandenen Kulturlandschaft in
unsere Satzung geschrieben haben, dann steht das
nicht im Widerspruch zum Nationalparkgesetz.
Denn Dort steht auch der Schutz und Erhalt dieser
Landschaft drin im Gesetzt. Das kann man
nachlesen. Die zweite Sache, das wir eine
wirtschaftliche Nutzung wollen im Nationalpark,
kann man auch im Nationalparkgesetz nachlesen.
Dort steht, in der Zone zwei ist eine
ordnungsgemäße
landwirtschaftliche
und
fischereiwirtschaftliche Nutzung möglich. Weiter
hin dazu: Unter dem Begriff Nationalpark, kann
sich natürlich jeder was vorstellen, verschiedene
Vorstellungen haben. Und Herr Heise ist ja vom
Fach. Wenn man sich mal die IUCN-Richtlinien
ansieht, in dem die Kategorie II, also Nationalparke
definiert sind, mit den Haupt-Managementzielen,
dann ist eines dieser drei Hauptmanagementziele
der Tourismus und die Erholung. Die Kategorie, die
Herr Heise wahrscheinlich meint, das ist die
Kategorie Wildnis, das ist nicht Nationalpark.
Soviel zu diesem Thema. Nun zu der eigentlichen
Veranstaltung heute. Ich denke, wir sind vom
Thema abgewichen und kommen immer wieder auf
Urproblem zurück. Meine Frage geht eigentlich an
die Landesregierung, bzw. an den Vertreter der
Landesregierung. Wir haben ja die Situation gehabt
in der Region wurde erwogen, einen Zweckverband
aus den Kommunen zu gründen, der wenn es denn
möglich ist, unabhängig vom Ausgang dieser
gerichtlichen Entscheidungen, wer den Träger des
Programmes sein könnte. Und die Landesregierung
hat, und das haben wir auch bestätigt, sich selber
diesen Träger Wasser- und Bodenverband gesucht
und hat gesagt, dieser muß es sein. Wir als
Interessengemeinschaft – Lothar Lichtenberg hatte
das schon angedeutet - sind der Meinung, das
Modell Spreewald ist uns ja mal 99 als das neue
progressive Modell dargestellt worden. Ich hatte
auch die Frau Dr. Kehl, die Geschäftsführerin des
dortigen kommunalen Zweckverbandes eingeladen
für heute - aber leider war sie geschäftlich
verhindert, damit sie berichten konnte, wie läuft es
denn im Spreewald und funktioniert die Sache dort
- das wir gesagt haben, wir wollen eine ähnliche
Situation haben, wie im Spreewald. Und wenn uns
der Spreewald als die Lösung angeboten wurde,
warum soll es dann nicht auch bei uns
funktionieren.
Und
unsere
Meinung
als
Interessengemeinschaft und auch in der Region war,
wenn es nicht nur dieser Zweckverband aus den
Anlieger..(?) sein soll, warum kann es dann nicht
der Wasser- und Bodenverband mit einem
Regionalbeirat aus diesen Kommunen. Und das ist
mein eigentliche Frage. Würde die Landesregierung
einer solchen Lösung, Träger ist der Wasser- und
Bodenverband, er wird aber nicht durch seinen
normalen Vorstand in dieser Pachtfrage betreut,
sondern von einem Regionalbeirat aus den
Anliegergemeinden. Wäre diese Lösung für die
Landesregierung akzeptabel. Das ist meine
eigentliche Frage, um zum heutigen Thema
65 zurückzukommen.
Herr Türk: Vielen Dank Herr Manthey. Jetzt muß
erst mal Herr Vogel zu Wort kommen und dann
Herr Schauer und dann Herr Bischoff.
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Vogel: Um gleich bei Herrn Manthey anzufangen.
Es ist auch im Vortrag der Landesregierung und des
Ministeriums
gewesen
am
Wasserund
Bodenverband einen derartigen Regionalbeirat
einzurichten. (...?) Das wird uns aber nicht davon
entheben, das der Wasser- und Bodenverband mit
seine Organen natürlich auch die Verantwortung
trägt. Die Organe werden nicht freigestellt für
einzelne Projekte von der Haftung, sondern der
Wasser- und Bodenverband ist ja auf Grund eines
Gesetzes errichtet worden und ist alles sehr stark
rechtlich reglementiert und der unterliegt einer
Rechtsaufsicht und der Projektbeirat der
kommunale Beirat wird sich dann einfügen müssen
in das Gefüge des Wasser- und Bodenverbandes,
aber es ist auf jeden Fall gewünscht. Zu den
Fragestellungen von Herrn Frenzel. Der Pflege- und
Entwicklungsplan das ist ja bekannt ist nach wie
vor in mehreren Punkten offen. Die (...?) ist die
landwirtschaftliche Machbarkeitsstudie die ist noch
nicht in Auftrag geben, sie kann also nicht
abgeschlossen sein. Die Fischereikonzeption ist
nach wie vor nicht abgeschlossen. Es gibt noch
offene Punkte zu (...?) Die Frage des Wegenetzes
halten wir mit der AEP halten wir für
abgeschlossen.
Die
agrarstrukturelle
Entwicklungsplanung
ist
keinerlei
Geldverschwendung, sondern sie diente dazu, zu
untersuchen, wie die Ziele des Pflege- und
Entwicklungsplanes sozialverträglich um gesetzt
oder erreicht werden können. Diese Leistung hat sie
auch erbracht. Zur Frage der Waldflächen in der
Gemarkung Schwedt. Nun ist es so, das hier eine
projektbegleitende Arbeitsgruppe vom Kuratorium
eingesetzt
wurde,
die
also
die
Aufforstungsvorschläge
des
Pflegeund
Entwicklungsplanes
begleitet.
Hier
werden
Begleituntersuchungen durch Prof. Hofman
durchgeführt, und sich diese Projektgruppe auch
diese exemplarischen Aufforstungsflächen (...?) und
hierfür liegt eine Aufforstungsgenehmigung des
zuständigen Amtes für Forstwirtschaft in
Eberswalde vor. Und selbstverständlich ist der
Verein als Grundeigentümer auch berechtigt, diese
Aufforstung vorzunehmen. Zur Frage Tourismus
Umweltbildung und IUCN-Kriterien hat Herr
Manthey alles gesagt. Ich möchte da auch Herrn
Heise widersprechen, deutlich Herr Heise. Die
IUCN-Kriterien kann (...?) als Ziel, als
ausdrückliches Ziel für einen Nationalpark,
Tourismus und ...
Heise: ...untergeordnet..
Vogel:
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...Umweltbildung.
Die
Kategorie
I
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Wildnisgebiete, die würde das in der Tat
ausschließen. Das ist aber nicht die Kategorie für
Nationalparke. Und die Zone II ist nun mal auch
Bestandteil des Nationalparkgesetzes und das heißt
5 eben ordnungsgemäße landwirtschaftliche Wiesenund Weidennutzung und Grünlandnutzung. Die
findet ja auch genügend statt und wird auch
weiterhin stattfinden. Das hat auch etwas mit
Wiesenbrüterschutz zu tun und es hat etwas zu tun
10 mit Ramsakonvention weil nämlich große Teile des
Gebiets dem internationalen Abkommen zum
Schutz der Wasser- und Wandervögel dienen und
die sind darauf angewiesen, dass das nicht alles
Wald ist, sondern Offenland auch erhalten bleibt.
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Frenzel: Treuhandflächen
Vogel: BVVG-Flächen beansprucht das Land für
sich, dass heißt, das Sie ein Pachtvertrag mit dem
Land eingehen.
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Frenzel: Wir?
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Vogel: Wenn die Landesregierung der Auffassung
ist, das die Landesanstalt für Großschutzgebiete
diese Flächen verwaltet, dann werden wir beide
miteinander verhandeln.
Frenzel: Dann sind Sie an diesem Punkt der
Bösewicht und nicht Vössing.
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Publikum: Mit dem Menschen kannst Du ja reden,
aber mit Herrn Vössing kannst Du nicht reden. Das
wissen wir ja nun.
Herr Türk: (...?) Herr Vogel, wir haben jetzt die
30 Fragen beantwortet.
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Heike Moritz: Ich habe noch eine Nachfrage zum
Verständnis.
Herr Türk: Wollen Sie jetzt gerade dazu, ansonsten
Herr Schauer.
Heike Moritz: Nein, genau dazu, zum Verständnis.
Ich habe eine Frage zum Verständnis. Obwohl der
PEP nicht in Kraft ist, wird trotzdem nach PEP
verfahren, in dem bestimmte Flächen aufgeforstet
werden, also werden doch Tatsachen geschaffen,
40 die im PEP verankert sind.
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Englert:
Weil
das
Land
in
dem
Mittelverteilungsschreiben an den Verein das so
vorsieht (?), dass das PEP (...?) und das ist die
Unwahrheit, die hier gesagt wird.
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Herr Türk: Herr Vogel, klären Sie das auf. Der PEP
ist noch nicht verabschiedet und trotzdem wird
danach gehandelt.
Vogel: Es gibt Teile des Pflege- und
Entwicklungsplanes, die vom Land so bestimmt (?)
50 wurden.
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Englert: Aber nicht vom Parlament.
Vogel: Dazu gehört z.B. die Frage der Aufforstung.
Schauer: (...?): Mein Eindruck ist, bei jeder dieser
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Veranstaltungen kommt raus: eigentlich sind wir
selber Schuld. Schuld ist erst mal sowie so andere.
(...?) Uns allen wird immer wieder suggeriert, es ist
ja alles bestens vorbereitet worden. Ich denke mal
an die anderen Veranstaltungen, vor 10 Jahren fast,
ihr könnt ja weiden, ist ja selbstverständlich. Man
muß mit uns ja bloß reden. Und dann wird die
normative Kraft des Faktischen angemeldet, dann
werden Fakten geschaffen, 60% und dann ist man
im Besitz und bestimmt das Geschehen. Das ist
eigentlich das Schlimme. Der Betrug ist eigentlich
nicht das Nationalparkgesetz. Wir haben zwei Tage
vor Beschluß noch wenigstens erreicht, das eine
Spur Landwirtschaft hier in der Gegend und
Wirtschaft anderer Art, das ein Korridor für die
Brücke rein kommt. Zwei Tage vor Gesetz. Heike
hat es vorhin gesagt, die Betroffenheitsanalyse hatte
sofort gemacht werden müssen. Nein, die hätte
vorher gemacht werden müssen, da wäre es kein
Nationalpark geworden, weil die Betroffenheit so
klar herausgekommen wäre, das wir alle so
betroffen sind, dass es gar kein Nationalpark
geworden wäre. Das ist die Wahrheit. Hinter her
dann festzustellen, wenn man ein Auto gekauft hat,
das ist gar nicht so gut, ich hätte ein anderes kaufen
können. Das Gesetzt ist da, wir akzeptieren das,
aber die Gemeinheit ist 1990 (...?) worden. (...?)
nach sieben Jahren endlich mitbekommen, den
Antrag, den unser Vorsitzender – wie Herr Frenzel
vorhin sagte - mit Herrn Vössing beantragt hat, da
steht eben drin, dass das mit der Stadt Schwedt
abgestimmt, das ist doch die Lüge, die Gemeinheit,
das ist Betrug. Wenn wir in einen Kindergarten
investieren und nach fünf Jahren feststellen, die
Kinder sind nicht mehr da und wir müssen das Ding
schließen, dann zahlen wir die Fördermittel zurück.
Hier wird so getan, ist doch alles in Ordnung hier,
da geht es ja nur um 60.000.000 das ist ja nur ein
Klacks. Das kommt aus der Steckdose. Das ist die
Gemeinheit. Ich glaube Herr Birthler jetzt, damals
Herr Platzeck, müßte sein Ministerium anders
sortieren. Damals hieß es MUNR, Umwelt, Natur
und Raumordnung. Jetzt heißt es MLUR. Das R
steht immer ganz hinten. Das ist die Raumordnung.
Das ist die, die für uns letztlich die Voraussetzung
schafft, das die Leute nachrechnen (...?), steht ganz
hinten. Das ist auch in der Reihenfolge so. Das
gehört vorne hin. Dann haben wir L und U (...?) uns
wird immer suggeriert, es ist ja alles in bester
Ordnung. Das ist eigentlich die Gemeinheit, die ich
bemängle. Wir sollten wirklich klar sagen, so lange
es nicht ein Gleichberechtigung zwischen Mensch
und irgendeiner Vogelart gibt, brauchen wir nicht
weiter zu diskutieren. Das ist die Grundstreitfrage
hier, und wenn das nicht geklärt wird, da hat die
Landwirtschaft ein Nachteil, da hat die Wirtschaft
ein Nachteil und die anderen. Und vom grossen
Tourismus zu Reden, den man eigentlich gar nicht
will. Wann will hier High-Tech-Tourismus machen.
Der aus Japan kommt, die einen großen Vortrag
über die Welt halten, aber der normale Tourist, der
hier das Geld rein bringt, der hier übernachtet, den
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
will man ja gar nicht haben. Das ist die
Grunddiskussion. Fragt doch mal rum, wer hier
übernachtet in den Hotels. Das sind doch nicht die
Touristen, das sind die Industrietouristen, leider
5 Gottes oder Gott sei Dank.
Herr Türk: Aber Herr Schauer, das waren die
Sünden der Vergangenheit. Das soll jetzt geändert
werden durch den Trägerwechsel, weil es ja
offensichtlich sehr extrem ausgelegt wird. Herr
10 Vogel hat klar und deutlich gesagt, durch den
Trägerwechsel, soll das einer werden. Wir müssen
natürlich dran bleiben, dass es diesen
Trägerwechsel jetzt gibt, sonst wird das wieder
länger noch so bleiben.
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Bischoff: Streckenweise hatte ich ganz persönlich
den Eindruck, das wir ein bisschen an einander
vorbeigeredet haben, einige, und ich will auch
sagen, warum. Das Nationalparkgesetz sagt nicht,
extrem alles zurück aus der Kulturlandschaft und es
sagt auch nicht, extrem die Kulturlandschaft
komplett zu schützen. Es geht differenziert vor. Es
gibt zwei Schutzzonen. Schutzzone 1, 50%
Totalreservat, darauf hat sich der Gesetzgeber 1995
verständigt und die Schutzzone 2, in der begrenzt
Nutzung - im übrigen, das ist heute gar nicht zu
Wort gekommen, auch viele Angler erholen sich
hier mit ihrem Sport - (...?) zur Verfügung stehen.
Ich wollte gerne wieder zurückkommen zu dem
Thema, was können wir denn selbst machen und
tun. Mit dem Finger auf andere zeigen, dass haben
wir jetzt auch gemacht, was können wir selbst ganz
konkret tun. Wir haben im Landtag Brandenburg in
den letzten eineinhalb Jahren, mehrere Punkte
umgesetzt. Der Verein kriegt kein Geld mehr. Der
Trägerwechsel
ist
inzwischen
von
der
Landesregierung gewollt. Die wasserwirtschaftliche
Machbarkeitsstudie, um überhaupt mal eine
Grundlage zu kriegen, damit man weiß, was passiert
denn überhaupt, wenn man hier flutet, mit der Oder
z.B. im Sommer, wenn da Wasser (...?), ist denn da
die Schifffahrt noch möglich (...?) polnischen
Nachbarn, ist denn der Hochwasserschutz
gewährleistet, um einfach diese Sorgen aus der
Region rauszunehmen. Die AEPs sind in Auftrag
gegeben und der Entwurf liegt auf dem Tisch. Die
Flurneuordnung ist begonnen. Sie hätte verhindert
werden können, aber Sie mußte jetzt gemacht
werden, sie ist notwendig. Es gab im Landtag
Brandenburg in diesem Jahr eine aktuelle Stunde
zum Unteren Odertal, in der sehr heftig debattiert
worden ist über alle Parteien hinweg. Im Landtag
Brandenburg sind an dem Tag auch 13.000
Unterschriften überreicht worden, wo Menschen
aus der Region sich zu den Problemen bekannt
haben, die wir heute besprochen haben und gesagt
haben, Leute, brecht nichts über das Knie, macht es
mit den Menschen. Denn ich bin davon überzeugt,
dass der Radfahrer und Kremser, nur wenn die
Beiden sich über das Untere Odertal freuen, das wir
die nur dann für die Natur gewinnen können. Alles
andere ist glaube ich genau das Gegenteil von dem,
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was wir wollen. Ich denke, die Alternative zum
Verein der Freunde ist da. Und es wäre mir sehr
wichtig, wenn von der heutigen Diskussionsrunde
das Signal ausgeht, der Streit liegt nicht in der
Region, der Streit liegt nicht in der Region. Wir
haben uns verständigt und ich habe mich
gemeinsam mit Carsten Wiebke und Kollegen von
Arnim mit Bürgermeistern zusammengesetzt und
wir haben das Thema diskutiert und wir haben
gesagt, was stellt ihr euch vor. Wir haben sie mal
gefragt. Und wir haben uns verständigt, der Wasserund Bodenverband ist eine Alternative mit einem
Kommunalbeirat, und wenn man auch die
entsprechenden Betroffenengruppen mit einbezieht.
Ich warne davor, sie dann nicht auch mit Rechten
auszustatten. Nur dabei zu sein, um im
Organigramm und bei der Sitzung daneben zu
sitzen, um später sagen zu können, das war ja mit
euch besprochen, das wäre zu lauwarm. Entweder,
man ist mit Rechten dabei, da heißt, man kann auch
auf Kompromisse hin wirken, oder, ich sag es mal
ganz brutal, man ist gar nicht dabei. Also die
Forderung ist, Beteiligung der Region, darin sind
wir uns in vielen Gesprächen, Carsten und
Sternnowski, einig geworden, im Beisein mit den
Bürgermeistern. In der Region ist der Boden
bereitet, wir sind bereit für den Trägerwechsel und
ich fordere schlicht und ergreifend, weil ich etwas
ungeduldig bin, dann muß er jetzt auch erfolgen.
Viele Probleme (...?) wurden angesprochen. Ich
wünsche mir, dass das Thema weiter verfolgt wird
und dass das Signal vom Podium direkt an Herrn
Birthler mit rüber genommen wird. Ich habe
natürlich auch mit ihm gesprochen. Und wenn
Brandenburg sagt, der Bundesumweltminister
Trittin, ist nicht bereit zuzustimmen, Brandenburg
gibt auch Fördermittel, wir sind zwar nicht der
Hauptfördermittelgeber, aber wir sind derjenige,
was sehr schwierig zu verstehen ist, wir reichen als
Land Brandenburg die Mittel an den Verein aus.
Brandenburg empfängt sie in die Landeskasse vom
Bund und mit unserer Unterschrift gehen die Mittel
an Vössing oder den zukünftigen neuen Träger. Ich
denke, wenn man beherzter reagiert und sagt, wir
als Land wir ziehen die Reißleine wir handeln und
zwar entschlossen und kündigen den Vertrag mit
diesem Verein der Freunde, das wäre ein gutes
Signal. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der
Bund, auch wenn er Fördermittelgeber ist, und zwar
sehr massiv Fördermittelgeber ist, sich diesem
komplett entziehen würde. Ich kann es mir nicht
vorstelle, weil, und das ist meine letzte Bemerkung,
weil wir uns in der Region auf eine Alternative
verständigt haben, die wir dann aber auch mit mehr
Kompromissen und mit mehr Zeit, ich sag noch
mal, wir brauchen mehr Zeit und 30 – 50 Jahre ist
in der Natur überhaupt kein Zeitfaktor, mehr
Kompromisse und mehr Zeit. Ich glaube, dann
können wir auch einen guten Schritt vorankommen
auf dem Weg, der sich in den letzten Monaten und
Wochen im Unteren Odertal etwas (...?)
abgezeichnet hat. Letzte Bemerkung, versprochen,
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ich warne davor, es ist keiner der wirklichen
Konflikte bislang gelöst. Der PEP liegt zwar nicht
auf dem Tisch, aber er liegt immer noch im Fach.
Die Studie ist noch nicht mal in Auftrag gegeben.
5 Der Verein bekommt zwar seit über einem Jahr kein
Geld aber er ist immer noch da. Viele der Probleme
sind im Moment geschoben, aber noch ungelöst und
da muß jetzt endlich mal Klarheit werden.
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Herr Türk: Vielen Dank Herr Bischoff, das war
schon wie ich meine ein gutes Schlußwort. Herr
(...?) und Herr Englert, sind Sie der gleichen
Meinung, oder wie sehen Sie es?
Herr?: Ich hätte noch mal eine Verständigungsfrage
zu der Problematik der Grundstücke die ja nun
irgendwo sind. Man erinnert sich da an das
Bermudadreieck (?). Der Verein hat es im letzten
Jahr an die Stiftung übertragen. Da gibt es ein
Schriftstück dazu. Angekommen ist es letzten
Endes noch nicht, weil es im Grundbuch noch nicht
verbindlich
steht.
Am
15.6.
war
das
Verwaltungsgerichtsurteil in Potsdam wo wir noch
nicht genau wissen, wie das ausgeht. D.h. notfalls
Rückübertragung wenn das so kommen sollte, wie
wir uns das eigentlich wünschen, dass das nicht aus
der Linie geht. Dass hieße dann aber, im Prinzip ist
der Verein dann wieder Eigentümer, eingetragen ins
Grundbuch. Und jetzt meine Frage an Sie. Wenn
wir einen Trägerwechsel vornehmen, woher
nehmen Sie dann die Gewissheit, das dann die
Grundstück an den neuen Träger übergehen und
nicht nach wie vor im Grundbuch beim jetzigen
Eigentümer verbleiben? Ich nehme an, wir haben
dann den nächsten Streit, der sich auf Jahrzehnte
hinziehen kann. Denn weder der Verein ist jetzt
beim Vorläuterungskauf (?) mit dabei, verständlich,
wenn er auf der anderen Seite klagt. Die Stiftung
nicht, die kann es nicht, weil sie es nicht hat, und
wir vermuten eigentlich, dass hier in den nächsten
Jahren, denn das geht nicht von heute auf morgen,
mit Winkelzügen mit außer Verkehr bringen oder
bei Seite bringen oder andere Bewegungen der
Grundstücke, die nicht unbedingt im Bereich des
Nationalparks liegen, sonder als Austauschflächen
liegen da noch erheblichen Ärger in der Region
kriegen kann.
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Herr Türk: Vielen Dank Herr Schröters. Jetzt der
Herr Englert.
Englert: Ich möchte jetzt nur zum Schluß zum
Antrag, falls wir was beschließen, was vortragen.
50 Erstens möchte ich noch mal den ersten Redner und
den Bürgermeister noch mal zitieren: Wenn Herr
Stornowski als Boden- und Wasserverband als
Vorsitzender des Trägervereines ist – er hat ja
vorhin zum Ausdruck gebracht, er hat die selben
55 Ziele wie der Verein 100% – müssen wir sichern,
ersten wer der Beirat ist. Nicht solche Beiräte, wie
wir bisher hatten, die nur Unterhaltungsvereine
waren, die keine Beschlußvereine waren, wenn Sie
überhaupt getagt haben, muß ein Beirat sein, der
60 einvernehmlich Lösungen findet. Einvernehmlich.
110
Ich würde bitten, dass das auch zu Protokoll kommt
und das von der Landesregierung auch so behandelt
wird. Und an den Mike Bischoff, als mein
Nachfolger, würde ich bitten, es ist bekannt im
Nationalpark, ich stehe dazu, ich habe nur gegen
Teile des Nationalparks gestimmt, Schutzzone eins
und zwei. Da sind ja juristisch solche Feinheiten
drin die ich verstanden habe. Ich würde heute
manches nicht verabschieden oder mit abstimmen,
was ich damals gemacht habe. Da steht z.B. drin
Schutzzone eins und Schutzzone 2, über eine
Rechtsverordnung kann der zuständige Minister aus
der Schutzzone 2, Schutzzone 1 machen. Da wird
keiner gefragt, wird keiner gefragt. Steht im Gesetz
drin. Wenn dann Herr Vogel lächelt, es wird nicht
anders gekauft, der kann aus dem ganzen Unteren
Odertal, aus der Schutzzone 2, was im Nationalpark
steht, nicht im Gewässerrandstreifenprogramm,
dass ist die Kernzone, kann der mit
Rechtsverordnung ohne das Parlament so machen.
Zweites ist an den Landtagsabgeordneten, es gibt
nach wie vor, die auch außer Kraft gesetzt sind,
Zuwendungsbescheid mit der Konkretisierung. In
der Konkretisierung steht drin, noch weiter über
60%, da steht drin, große Flächen, größt mögliche
Flächen zu fluten und so weiter. Das muß
überarbeitet werden oder überhaupt außer Kraft
gesetzt werden. So kann man mit dem neuen
Trägerverein mit mehrheitlichen Kommunen,
zumindest in der einvernehmlichen Lösung, und
außer Kraft zu setzen. Ich will Herrn Heise noch
mal sagen. Wir hätten gerne eine Novellierung des
Nationalparkgesetzes gemacht um Konflikte zu
lösen. Z.B. Internationalpark raus. Das sinnige Wort
„Entwicklung“, das ist eine Erfindung von Leuten
aus Brandenburg, die Gefahr besteht, dass das jetzt
ins Bundesgesetz durch Herrn Trittin rein kommt,
das ist was ganz Schlimmes (...?). Denn dieser Satz
seht in jeder Möglichkeit, was erlaubt ist, Wandern
und Radfahren und alles, soweit der Satz 1
Paragraph 3 dem nicht widerspricht. Man kann mit
diesem Entwicklungssatz in diesem Gesetz alles
verbieten. Und deshalb müssen wir einen
Neuanfang machen, mit einem neuen Träger,
entsprechende Konzepte daraus entwickeln, das die
Leute vor Ort wirklich effektiv ehrlich einbezogen
werden. Das wäre was neues nach neun Jahren
(gemein...?).
Herr Türk: Vielen Dank Herr Englert. Dann zur
Korrektur oder Anmerkung Herr Mike Bischoff,
dann Herr Stornowski und dann Herr Lind.
Bischoff: Lieber Lothar, Du hast ja das Gesetz
selber mit auf den Weg geleitet und Du warst ja
einer der wenigen, der schon frühzeitig vor vielen
115 Punkten gewarnt hat. Aber ein Punkt ist im Gesetz
bei aller Schwierigkeit drin. Die Ausweisung von
weiteren Totalreservaten bedarf der Zustimmung
und zwar der Zustimmung der zuständigen
Fachausschüsse. Es ist kein Landtag, aber es ist
120 einer
der
wenigen
Punkte,
wo
das
Umweltministerium nicht per order mufti, also nicht
204
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
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die Arbeitsebene ohne den Landtag, sonder nur mit
teilen des Landtages selbst handeln kann . In
Brandenburg ist es eben so, dass mit Ausnahme
dieses einzigen Nationalparks, alles, die Naturparks,
die
Biosphärenreservate
nicht
über
den
Landtagstisch gegangen sind, sondern nur über
Verordnungsermächtigungen,
direkt
vom
Umweltminister selbst unterschrieben und ins
Leben gesetzt. Wir haben in der vorletzten Woche,
gemeinsam mit der Koalitionsspitze darüber
geredet, ob man diese Verodnungsermächtigung aus
dem Brandenburgischen Naturschutzgesetz streicht,
um weitere –Verordnungen überhaupt zu stoppen,
und dann, wenn überhaupt nur noch, und wir sind
uns eigentlich einig, dass Brandenburg am Limit ist,
die Uckermark ist zu über 50% mit
Naturschutzstatus, beflastert. Das kann ja in
unserem Landkreis auch ganz nett sein, nur sie
müssen ja auch daran denken, dass wir eine
wirtschaftliche Entwicklung weiterhin brauchen.
Also an dem Punkt sind die Ausschüsse des
Landtages (...?) lieber Lothar. Das wollte ich nur
sagen, das ist damals eine wichtige und damals
richtige Entscheidung gewesen.
Herr Türk: Jetzt der Herr Lind und dann antworten
Herr Vogel und Herr Stornowski.
Herr Lind: Es ist schön, es ist besser so. Ich möchte
nicht als Betroffener reden, sondern nur auf einen
Widerspruch aufmerksam machen, der nur
andeutungsweise von Herrn Englert genannt
worden ist, nämlich der Widerspruch zwischen dem
Gewässerrandstreifenprogramm,
also
dem
Zuwendungsbescheid und dessen Ergänzungen und
dem Nationalparkgesetz. Meines Wissens ist ein
Auftrag ergangen, ich weiß nicht an wen, aber ich
will mal Herrn Vogel fragen und vielleicht Herrn
Heise, die Übereinstimmung zwischen den beiden
herzustellen. Was ist da geschehen. Die Frage hätte
ich gern und wir dürfen nicht verkennen, der neue
Träger
hat
das
selbe
Gewässerrandstreifenprogramm mit dem selben
Zuwendungsbescheid zu übernehmen. Da drin steht,
das die Angler raus sollen, dann muß der das
machen, auch wenn er Angler ist. Wenn der Herr
Buryn mir sagt, wir machen das ja nicht, mit der
Fischereikonzeption wollen wir das ja lösen. Aber
Herr Vogel, Sie kennen ja den Text, deshalb will
ich es nicht wiederholen, aus welcher
Größenordnung wir aus der Zone 2 heraus sollen als
Angler. Das haben wir auf den Tisch gelegt. Und
ich hoffe, das die Fischereikonzeption in der
nächsten Fassung wie Sie sie hoffentlich vorlegen
werden, im Konsens mit uns geschieht. Die
Bedingungen haben wir Ihnen genannt, unter denen
wir wieder mit Ihnen Gespräche führen. Ansonsten
muß dann der Herr Birthler, das hatten wir auch
schon eindeutig vor dem Umweltausschuß gesagt,
dieses ohne uns und gegen uns beschließen.
Herr Türk: Gut, vielen Dank, gibt es dazu eine
Bemerkung
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Vogel: Es waren ein Paar Fragen zum einen von
Herrn Schröter mit der Flächenübertragung. Ich
hatte ja am Anfang gesagt, dass wir in der Gefahr
sind Diskussionen zu führen über die Fälle des
Bären, bevor er erlegt ist. Selbstverständlich ist
erste Voraussetzung, das die Flächenübertragung an
die Stiftung rückgängig gemacht wird und dann
würden sie in der Tat wieder beim Verein landen
und zweite Voraussetzung, das ein Trägerwechsel
stattfindet und es uns rechtlich möglich ist im
Rahmen des Trägerwechsels, eine Herausgabe der
Flächen an den neuen Träger zu verlangen. Das ist
unser Ziel. Das der Verein dagegen vermutlich
klagen wird, das ist auch klar. Und das wir mehrere
Jahre erst ein mal einen Schwebezustand haben, wo
unklar ist, ob die Flächen dauerhaft beim Verein
bleiben, bei der Stiftung bleiben oder beim Wasserund Bodenverband landen, dieses Problem kann ich
nicht beheben, weil da nun mal Gericht in
Deutschland für zuständig sind. Wir hoffen
allerdings, dass wir am Ende auch gewinnen. Und
daher kommt dem Flurbereinigungsverfahren auch
so eine entscheidende Rolle zu. Da (sehe ich jede
Bete...?) die wirklich aus sozialen und ökologischen
Gründen Sprengstoff beinhaltet, dass diese Flächen
so schnell wie möglich dem Verein entzogen
werden im Rahmend es Flurbereinigungsverfahrens
und entweder dem Wasser- und Bodenverband oder
dem Land als Eigentum zugeführt werden. So weit
dazu.
Zur
Frage
Übereinstimmung
Gewässerrandstreifenprojekt und Nationalpark. Es
hat Nachverhandlungen gegeben und im Zuge
dessen wurde das Mittelverteilungsschreiben
korrigiert, z.B. die von Herrn Englert kritisierten
Aussagen zur Frage des Wasserregimes wurden
wortwörtlich jetzt aus dem Nationalparkgesetz in
das Gewässerrandstreifenprojekt übernommen.
Genau, wie im Gewässerrandstreifenprojekt
ursprünglich keine Aussage zur Fläche der
Totalreservate drin steht, das wurde jetzt auch 1998 war das glaube ich, Ende 98 – in das
Mittelverteilungsschreiben neu aufgenommen. Es
gab also eine Anpassung. Es wird aber nie eine
100% Identität geben, weil, in dem Moment wo das
geschieht, der Bund keine Förderberechtigung mehr
hat. Es muß immer einzelne Unterschiede zwischen
dem
Gewässerrandstreifenprojekt
und
dem
Nationalpark geben, (...Kopfschütteln?), war noch
mal Aussage von Vogtmann vor ungefähr zwei
Monaten beim Gespräch mit dem Staatssekretär, bei
dem ich auch teilgenommen habe.
Herr Lind: Herr Vogel, Unterschiede können es ja
ruhig sein, nur keine Widersprüche. Das Problem ist
115 der Widerspruch. Die Unterschiede sind nicht das
Problem.
Vogel: Ja, richtig. Der Widerspruch mit der
Anglerei und Fischerei soll ja nun aufgelöst werden.
Dazu gibt es ja auch eine Erklärung des
120 Bundesamtes für Naturschutz, das so vieles im
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Mittelverteilungsschreiben
drin
seht:
keine
Fischerei mehr, keine Anglerei mehr, keine Jagd
mehr, das dies nicht mehr aufrecht zu erhalten ist,
sondern
im
Rahmen
des
Pflegeund
5 Entwicklungsplanes/
Fischereikonzeption,
abgeändert wird. Das werden wir natürlich auch,
auch das ist klar, wenn es einen neuen Träger gibt,
wird es auch ein neues Mittelverteilungsschreiben
geben müssen und da werden solche Sachen auch
10 korrigiert werden müssen.
Herr Türk: Herr Stornowski jetzt
Englert: Das ist jetzt die Unwahrheit.
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Stornowski: Im Prinzip ging es ja lange Zeit darum
(...?) Trägerwechsel oder nicht. Deswegen sind wir
als möglicher neuer Träger gar nicht so sehr in
Erscheinung getreten unabhängig davon, möchte
ich auf ein paar Punkte eingehen, wie wir uns das
vorstellen können, als Träger zu agieren. Einige
Vorschläge sind ja bereits schon gekommen. Wir
sind uns darüber bewußt und ich glaube auch der
kommunale Zweckverband, der sich in Gründung
befindet oder befunden hat, wir übernehmen mit
dem
Mittelverteilungsschreiben,
Gewässerrandstreifenprogramm Unteres Odertal,
einen unheimlich riesengroßen Anspruch (...?)
einen Haufen sozialen Sprengstoff. Der Wasserund Bodenverband Welse ist sich dessen bewußt.
Wir werden die Probleme, die dort beinhaltet sind,
nur lösen können, wenn die kommunalen
Mitglieder, Schwedt und die anderen, die Sache
mittragen. D.h. der Wasser- und Bodenverband
kann überhaupt nicht losgelöst agieren, sonst fallen
wir nämlich viel schneller runter, wie der jetzige
Trägerverein. Der Punkt der angesprochen wurde,
der Beirat, es wird keinen kommunalen Beirat
geben, oder wie auch immer einen Beirat geben
Gewässerrandstreifenprogramm beim Wasser- und
Bodenverband Welse mit denjenigen betroffenen
Kommunen der Nationalparkregion, sind wie gesagt
etwa
20,
auch
verschiedene
andere
Betroffenengruppen, also wir legen sehr viel Wert
darauf, in den Organen sind die Kommunen ohne
hin vertreten (...?) haben die Landwirte
angesprochen, Fischer und andere Betroffene, das
die da zu Wort kommen, welche Kompetenz der
Beirat hat, wird im Moment von unserer
Rechtsaufsicht geprüft. Wird sicherlich nicht so
sein, dass der ein oder andere, sprich die Organe im
Wasserverbandsrecht mit fixiert sind, extrem
ausgehebelt werden. Die Verantwortung wird
weiter bei den Organen bleiben. Wie man zur
Entscheidungsfindung kommt, das ist eine ganz
andere Sache. Wie gesagt, das wird von der
Rechtsaufsicht geprüft. Die Probleme, die wir
angehen, ist sicherlich so zu organisieren, das dieser
Beirat, der aus meiner Sicht auch persönlich
zwingend notwendig ist, nicht nur (...?)
..beschwerden hat so wie es Herr Bischoff gefordert
hat, (...?) vernümpftig vorbereitet, unter der
Prämisse, Gewässerrandstreifenprogramm. Ein
großes Problem ist sicherlich, nicht der
Widerspruch mit dem Nationalparkgesetz. Das sehe
ich gar nicht so extrem. Ein Problem ist der
Formalismus des Zuwendungsbescheides bzw. des
65 Mittelverteilungsschreiben. Der sagt, bis 2006 muß
das, das, das erledigt sein. Wenn man da ehrlich ist,
geht das gar nicht. D.h., wir müssen Möglichkeiten
finden, den Formalismus – wir haben auch schon
was von 30 Jahren gesprochen 50 Jahren –
70 langfristig orientieren, umsetzen bzw. wir können
nicht sagen außer Kraft setzen, wir müssen den
Formalismus entsprechend mit Möglichkeiten
versehen. Es gibt Möglichkeiten, Verträge,
Vereinbarungen ähnliche Sachen. (..? längere
75 unverständliche Passage) bis 2006 ist das nicht
umzusetzen, definitiv.
Englert:
Kennen
Mittelverteilungsschreiben?
Sie
die
Stornowski: Na klar, und
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Englert: Dann machen Sie das selbe, was der Verein
macht.
Stornowski: Wir sind dazu verpflichtet als
Zweckverband, das Mittelverteilungsschreiben
inhaltlich umzusetzen. Wenn ich was anderes sage,
85 wird das gelogen sein.
Lind: So ist es.
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Stornowski: Noch ein Punkt zu den Totalreservaten,
Naturschutzgebieten und ähnlichen Sachen.
Nutzung in den Poldern. Wenn man das rein
wasserwirtschaftlich, fachlich betrachtet. Ich bin ein
Vertreter davon, die Polder als separate Gebiete
(...?) wenn, ich die Polder der Natur überlassen
haben alle Nutzung und Probleme. Die Polder sind
ja nicht umsonst entstanden, separat. Man müßte
versuchen, vielleicht angefangen mit Polder 10, aus
der Nutzung rauszunehmen. Ein bißchen, ich will
nicht sagen Augen verkleistern, aber ein Teil
Unwahrheit ist dabei, wenn man sagt, in Teilen der
Polder ist ordnungsgemäße Wiesen- und
Weidenbewirtschaftung
möglich
und
ein
Totalreservat(...?). Wenn Sie die Sie die Polder der
Oder aussetzen, dann ist das aus rein
landwirtschaftlicher Diskussion heraus äußerst
schwierig, das umzusetzen. Da sind einfach die
Erfahrungen der Altvorderen, nicht umsonst sind
die Polder in A, B und C entstanden. Und wir haben
ja mittlerweile die Situation, das nach 45 A und B
ein Polder ist. Früher wurde für jeden Polder separat
bewirtschaftet mit einem Schöpfwerk. Wir haben
also die Möglichkeit in diesen Gebieten die
Problematik entsprechend anzugehen. Ich sehe
Möglichkeiten, der kommunale Anspruch wird
sicherlich machbar sein, mit der Übergang nach
Polen.
Die
Bewirtschaftung,
bzw.
die
Wasserstraßennutzung der Oder, da gibt es ja genug
Beispiele in der Donau, wie da entsprechend
vorgegangen wird, da sehe ich keine Probleme. Hier
geht es darum, das die Betroffenen sagen, unter
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
welchen Bedingungen können die Ziele des
Gewässerrandstreifenprogramms umgesetzt werden.
Wir wollen den das nicht vorschreiben (...?) und
dann müssen wir die Sache mittel- bis langfristig
5 angehen. Bis 2006 wird das nicht machbar sein. Da
müsse wir drum kämpfen, gemeinsam und der
Verband (...?) umzusetzen, das die Geldgeber im
Bund und Land das mittragen, dann werden wir
vielleicht in 10, 20 Jahren einschätzen können, wir
10 sind auf dem richtigen Weg.
Herr Türk: So, herzlichen Dank. (...?) Ich würde
jetzt vorschlagen, bevor ich den Versuch mache
zusammenzufassen, und vielleicht auch ein paar
Hausaufgaben mitzugeben. Wer jetzt noch einen
15 wichtigen Hinweis oder Frage hat sollte Sie jetzt
stellen. Ansonsten würde ich den Versuch machen,
das zusammenzufassen.
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Herr Türk: Schönen Dank für die Klarstellung. Ich
versuche mal unsere heutige Runde, die recht
65 sachlich lief, zusammenzufassen.
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Publikum: Ist dem Ministerpräsidenten Stolpe
eigentlich klar, das er mal das Wort mit Jürgen
20 Trittin führen müßte in der Angelegenheit (...?)
(...?)
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Bischoff: (...?) ist der Wechsel wirklich gewollt.
Wenn er wirklich gewollt ist, das würde ja
voraussetzen, ich glaube dran, ich glaube dran, weil
es wirklich keine Alternative zu einem Wechsel
gibt, aber, wenn er wirklich gewollt ist, dann muß
man ihn doch mit aller Macht und mit aller Kraft,
auch wenn angeblich der Bundesumweltminister
Trittin zögerlich ist, machen, oder zumindest seinen
Anteil beiliefern. Dazu gehört für mich auch, das
der
Umweltminister
Birthler
mit
dem
Umweltminister des Bundes spricht und wenn der
Umweltminister Birthler nicht weiter kommt, dem
Ministerpräsidenten sagt, du mußt jetzt auf höchster
Ebene, der trifft gelegentlich auch den Kanzler, das
ansprechen. Ich bin nur deshalb ungeduldig, weil
ich merke, es wird dauernd lauwarm angekündigt,
es wird dauernd der Mund spitz gemacht, nur
warum kündigt Brandenburg nicht selbst die
Beziehung zum Verein der Freunde fristlos? Ich sag
es noch mal, die haben Flächen verschenkt, die
haben Flächen verkauft, die gar nicht kaufbar
waren, sie haben keinen Eigenanteil gebracht. Eine
Menge Punkte, wo man normalerweise, wenn ich
einen Vertrag mit einem Partner habe, Schuss! Also
ich nehme es gerne noch mal mit und ich werde mit
dem Ministerpräsidenten Stolpe nicht mal sehr erst
reden. Aber ich will auch raus finden, ob es
wirklich am Bundesumweltminister Trittin liegt.
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Herr Türk: Bevor ich zum Schlußwort komme noch
Herr Vogel
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Vogel: Wir haben keinen Vertrag mit dem Verein,
sondern das Verhältnis zwischen dem Land und
dem Verein vollzieht sich in Form von Bescheiden.
55 Bescheide sind beklagbar. Vor diesem Hintergrund
hat sich das Ministerium erst mal dazu entschieden,
keinen Bescheid zu erlassen, wo drin steht, es ist
beendet, sondern zu sagen, es ist beendet, ohne das
115
50
darüber ein rechtsfähiger Bescheid erstellt wird,
sondern es soll nahtlos ein neuer Bescheid an einen
neuen Träger erfolgen um dem Verein auch die
Klagemöglichkeiten zu nehmen.
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Ich glaube, das Herr Stornowski recht hat, das wir
endlich ehrlicher an die Sache ran gehen müßten
und zwar alle. Das wir uns nichts vormachen
dürfen, sondern den Versuch machen, ehrlicher an
die Sache ran zugehen. Und ich glaube, wir haben
heute noch mal geklärt, dass es nicht darum geht,
Natur oder Mensch und dass das gegeneinander
ausgespielt werden sollen, wie es teilweise in der
Vergangenheit geschehen ist, sondern dass wir
differenziert das Zusammenleben organisiert
werden sollte und muß. Und dann hat das Land klar
und deutlich gesagt, weil die Frage berechtigter
weise kam, das Land will den Trägerwechsel um
eben nicht extreme Positionen weiter hier walten zu
lassen. Denn natürlich muß das Land beim Wort
genommen werden und das heißt eindeutig, wenn es
keinen Vertrag gibt mit dem Verein der Freunde,
für den Naturpark, für den Nationalpark, (...?) aber
ich denke schon, wenn Sie das wollen, dann muß
das möglich sein, sollte das passieren. Wie soll man
sonst vorankommen, wenn man es denn nicht so
macht. Ich würde vorschlagen, dass man vorher
doch noch mal mit dem Bundesumweltminister
Trittin spricht, um vielleicht diesen Weg zu
verhindern, den ich erstens gesagt habe. Ich gehe
eigentlich davon aus, das Umweltminister zu
Umweltminister sich verständigen müßten und dann
glaube ich erscheint mir doch vernünftig, dass
dieser
Trägerwechsel
zum
Wasserund
Bodenverband jetzt von statten geht, dass das
gemacht wird und natürlich nicht mit nur
kommunalen Beiräten, sondern regionalen Beiräten.
Da fließen dann die anderen Interessenverbände,
wie z.B. die Angler und das dann natürlich
einschließlich der Wirtschaft diese dann auch mit
Befugnissen ausgestattet sein sollten. Ansonsten
bringt das dann doch nicht diesen Effekt, den es
bringen sollte. Und wenn all diese Punkte dann in
Kürze vollzogen werden, heißt das natürlich auch,
das Mittel für die wichtige wasserwirtschaftliche
Machbarkeitsstudie
und
für
das
Flurbereinigungsverfahren frei werden und ich
glaube, es ist auch vernünftig, darüber zu reden, wie
man die ganze Sache zeitlich entzerrt kann, das man
also nicht fixiert ist nur auf 2006, sondern das man
für die Finanzierung einen vernünftigen Rahmen
findet. Das bleibt uns nur als Runde das dem
Landtag und der Landesregierung mitzugeben und
vielleicht noch so, wenn erforderlich, das ich im
Bundestag tätig werde. Das muß vernünftig
abgesprochen werden, das werden wir noch tun, wie
wir
dann
über
diesen
Weg
den
Bundesumweltminister in die Lage versetzen einem
sinnvollen Kompromiß zuzustimmen. Den Versuch
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würde ich dann schon machen.
Englert: Ist denn die Novellierung
Bundesnaturschutzgesetzes erhoben?
5
10
des
Herr Türk: Oh, das ist jetzt natürlich eine ganz
schwierige Frage. Ich würde jetzt sagen nein, aber
ich kann es Ihnen jetzt nicht ganz 100% sagen. Die
Novellierung des Bundesnaturschutzgesetzes ist
noch nicht abgeschlossen. Es ist also noch eine
Chance da um darauf Einfluß zu nehmen.
Englert: Da würde ich Sie noch mal bitten, wenn
Sie jetzt schon moderieren, sich dafür einzusetzen,
dass das Wort entwickeln, Paragraph 14 nicht
reinkommt.
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Herr Türk: Das was
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Englert: Das Wort Entwickeln nicht aufgenommen
wird.
Herr Türk: Machen Sie mal einen Zettel, das ich das
nicht vergesse. Wie gesagt, wenn diese Schritte jetzt
eingeleitet werden, dann hat diese Runde einen Sinn
20 gemacht. Ich gehe mal wieder davon aus, dass es so
ist. Und wenn wir das im Bundestag machen, dann
muß das miteinander abgestimmt werden.
Herzlichen Dank.
70
75
bsolvierte sein Abi ebenfalls in Dresden. Er
studierte Maschinenbau mit dem Schwerpunkt
Papiertechnik. Im Jahre 1961 ging er nach Schwedt
und arbeitete dort bis 1990 in einer Papierfabrik.
Heute wie zu DDR-Zeiten ist die Papierfabrikation
auf dem modernsten technischen Stand. Nach der
wende wurde im Jahre 1990 eine Betriebsrettung
angestrebt. Allerdings interessierten sich die
jeweiligen neuen Investoren nur für Einzelprodukte
und nicht für die gesamte Produktpalette des
Betriebes. Umbau der Produktionslinien waren die
Folge. Im gleichen Jahr ging Englert in die Politik
(SPD), um den Betrieb retten zu können. Nur auf
dem Wege der Politik sah Englert die Möglichkeit
an den Umstrukturierungen gestaltend mitwirken zu
können. Für ihn war der Weg in die Politik kein
politischer Akt, sondern seine Antriebsfeder war die
Rettung des Betriebes. Im Zuge dessen führte er den
Kommunalwahlkampf 1990 und gewann ihn.
Ebenso gewann er die Landtagswahlen 1990 und ist
seitdem Landtagsabgeordneter. Er war/ ist weder
Eigentümer noch Pächter, ihn interessiert der
industrielle Standort Schwedts.
II.
Ökonomische Daten über Schwedt:
Industriestandort fokussiert:
25
17. Gespräch mit Lothar Englert vom
29.06.2000, Criewen, 17.00 Uhr
30
15-16%
Produktionskapazität
Brandenburg
Ende der Aufzeichnung
80
Investitutionen: Es sind 4 Milliarden in die Industrie
geflossen. 50% gehen hierbei an die PCK (heute
modernste Raffinerie) und die andere Hälfte ging in
die Papierindustrie (Kartonherstellung).
24-26% Arbeitslose
85
Freie Universität Berlin
Institut für Soziologie
40 Abt. III, Entwicklungssoziologie
Babelsberger Str. 14-16, 10715 Berlin
ganz
über 10% Export
Gespräch
mit
dem
vom
ehemaligen
Landtagsabgeordneten der SPD Lothar Englert in
Criewen, Villa Siebenpunkt.
Anwesende:
Studetengruppe
des
Forschungspraktikums:
35
„Modernisierung durch Naturschutz?
Das Untere Odertal in Deutschland und Polen“
von
10.000 AbwandererInnen
III.
Situationsbeschreibung
Kann von einem Konflikt gesprochen werden, wenn
Entwicklung vs. Stabilisierung der Arbeitsplätze vs.
90 Ausweitung der Arbeitsplätze steht?
Ja, aber es wird nicht nach einer Konfliktlösung
gesucht. Ansonsten müßten alle Beteiligten zur
Konfliktlösung ihren Beitrag leisten können.
Es gibt für den Verein nur ein Ziel, und zwar
Menschen aus dem Unteren Odertal zu vertreiben
und den Nationalpark als Spielwiese für wenige
umzuwandeln. Außerdem läßt die Einführung eines
sanften Tourismus, die Gestaltung Brandenburgs zu
einem schönen Garten sowie die Investitutionen
100 rund um Berlin diese Deutung aufkommen. Ferner
setzt der Verein diktatorisch seine erreichte Macht
ein.
95
45
50
I.
Lebensweg
II.
Ökonomische Daten über Schwedt
III.
Situationsbeschreibung
I.
Lebensweg
Die Privatisierung erfolgte sehr schnell. Bereits vor
der Wende wurden 95% des hergestellten Papiers in
Ist 1932 geboren. Er besuchte die Wirtschaftsschule
in Dresden und a
208
Modernisierung durch Naturschutz? Das Untere Odertal in Brandenburg
die Bundesrepublik exportiert. Heute kostet das
Papier um das Doppelte.
5
10
15
20
25
Das PCK und die Papierfabrikation sind auf dem
modernsten Stand und stellen somit für die
westdeutschen Firmen eine ernst zunehmende
Konkurrenz dar. Zu einer modernen Technologie
gehört eine gut ausgeprägte Infrastruktur. Hierbei
handelt es sich um eine der wichtigsten
Forderungen seitens der Investoren. Wie kann eine
Zusammenarbeit zwischen Politik und Wirtschaft
erfolgen? Wie müssen Zukunftsarbeitsplätze
gestaltet sein? Im Rahmen dessen versteht sich
Englert als Pendler zwischen Wirtschaft und Politik,
und sieht einen wesentlichen Schwerpunkt in der
Raumordnung, da die bisherige Arbeit (seit 1990)
sich in diesem Bereich nur auf Schutzgebiete und
Windkraftwerke
konzentrierte,
und
somit
potentielle Investoren vertrieben hat. Um Investoren
in das Untere Odertal locken zu können, sind
Umstrukturierungen in der Raumordnung vonnöten.
So ist ein neuer Grenzübergang unausweichlich,
ebenso ist eine Umgehungsstraße (bis 1991
existierte
keine),
die
1991
in
das
Bundesverkehrsnetz mit aufgenommen wurde
sowie der Ausbau der Wasserwege und der Bau des
Hafens wichtig.
Der Bereich der Raumordnung fällt neben den
Bereichen Umwelt und Naturschutz unter ein
Ministerium. Einst wurde unter Naturschutz
30 schützen, erhalten und Pflegen verstanden. Heute
wird
nach
dem
PEPL
(Pflegeund
Entwicklungsplan) unter Nationalpark schützen,
erhalten und entwickeln verstanden. Was heißt aber
in diesem Zusammenhang Entwicklung? Ist eine
35 Entwicklung überhaupt vonnöten? Nein, da die
Menschen des Unteren Odertals bereits die schöne
Natur mit einem bestimmten System geschützt und
gepflegt haben, so wie wir sie zur Zeit vorfinden.
Beispielsweise gibt es die Aue, die aufgrund der
40 regelmäßigen kontrollierten Überflutungen bestehen
kann.
45
50
55
60
Englert
beschrieb
die
Entwicklung
des
Nationalparks: Von 1945-60 war die deutschpolnische Grenze geschlossen. Aufgrund der
miserablen wirtschaftlichen Situation seitens der
Polen nach dem Kriege konnte sich auf eine große
Fläche an der Oder Wildnis entfalten. Dies war der
Anlaß zur Ausschreibung eines internationalen
Nationalparks. Die polnische Seite sollte den Part
des Totalreservats übernehmen und die deutsche
Seite, die der II und III Zone eines Nationalparks.
Aufgrund der EU-Bestimmungen wurde diese Form
des Unternehmens seitens Brüssel gestoppt. Bei
einem internationalen Park müssen beide Partner
jeweils zur Hälfte eine Totalreservatzone
aufweisen, somit entfällt auf deutscher Seite die
Zone III. Aus diesem Grunde wurde 1992 ein
Privatverein gegründet, der dies umsetzen soll. Eine
seiner Satzungen erklärt, daß der Tourismus nur in
der Zone III existieren darf, allerdings gibt es
aufgrund der veränderten Situation keine Zone III
mehr. Daraus resultiert eine Vertreibung der
Menschen aus diesem Gebiet. Der Rückgriff auf
einen
Trägerverein
umgeht
einen
65 Kommuneneinzug, so daß der Verein über die
Flächen freie Hand hat. 1992 stellte Herr Vössing
(Leiter und Gründer des Nationalparks) einen
Antrag an die Bundesanstalt für Naturschutz.
Weiteres zur Antragstellung siehe Anlage.
70
Antrag von Vössing:
Dieser beinhaltet ein Raumordnungsverfahren für
den Hafenbau, und zwar soll er 600m ins Land
gelegt werden. Aufgrund dessen stiegen die
75 Hafenbaukosten auf das Doppelte (=60Mio.).
Einerseits stiegen die Kosten und andererseits sind
in den 60Mio.DM 11Mio.Ausgleichszahlungen für
den Nationalpark enthalten.
80
Der Verein kaufte seit 1993 über Förderbescheide
Landflächen. Allerdings wurde zunächst das
Nationalparkgesetz abgelehnt, erst in der zweite
Runde kam es durch. (?)
Seit 1992 gilt, daß das Totalreservat frei von
Menschen und privat zu sein hat. Dies verkörpert
85 der Förderverein, obgleich er international sein
muß, zumindest nach außen hin. Sein Programm
liegt in der Hauptsache in der Entwicklung und in
dem Überlassen der Natur sich selbst gegenüber.
Die Entwicklung des Nationslpark hat unklare
90 Zukunftspläne, außer daß eine Ausweisung bis 2010
erfolgt sein soll, und daß 50% des Gebietes
Totalreservat sein sollen. Den Abgeordneten wurde
jegliche Einsicht in die Vereinssatzung bis 1995
verweigert. Erst nach vehementeren Nachhaken
95 seitens Englerts kam es zur Akteneinsicht. Bis dato
waren die Fördervereinsziele unbekannt. Im Zuge
dessen bildete sich eine Interessengemeinschaft, die
aus einer Mitgliedschaft von 2.800 Personen
besteht.
1998 wurden seitens Englert Anträge eingebracht,
die Landesregierung versuchte beim Bund
bestimmte Gesetze zu verändern. Um der ganzen
Sache
Nachdruck
zu
verleihen,
wurden
Demonstrationen getätigt. Mit Erfolg! So ist
105 beispielsweise das Radfahren auf den Deichen
erlaubt.
Ferner
wurden
Lösungen
beim
Schöpfwerk-Problem gefunden. D.h., daß die
Umzäunungen für den Durchgangsverkehr für
bestimmte Zeitabschnitte geöffnet sind.
100
Im weiteren setzt sich Englert für konfliktlösende
Flächenkäufe ein. Laut des Nationalparkgesetzes
dürfen Tauschflächen nur gekauft werden, wenn das
PEPL vorliegt. Dieses liegt aber noch nicht vor.
Somit handelt es sich um ein gesetzwidrige
115 Handlung. Zudem soll der Zuwendungsbescheid
geändert werden, um zu bestimmen, was als
schützenswert gilt. Diese Flächen sollten vom
Verein bevorzugt gekauft werden. Über 60% der
110
209
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geplanten Flächen sind bereits in den Händen des
Vereins. Allerdings klagte der Verein gegen den
Beschluß,
der
zwischen
Landwirte
und
Nationalparkverwaltung einvernehmlich vorlag.
5 Der Verein kaufte ohne der Zustimmung der
Kommune Flächen.
Flächenrückkauf ist für die
Arbeitsplätzen von Wichtigkeit.
10
Erhaltung
von
PEPL:
Das PEPL ist keine gesetzliche Regelung. Er ist nur
ein anderer Name für die Vertreibungspolitik des
Vereins
(=Täuschungsmanöver).
Seine
Behandlungsrichtlinien sind wichtig.
15
Bei dem Gewässerrandstreifenprogramm handelt es
sich um ein Pilotprojekt, das jeder Zeit gefördert
werden kann.
Ziele bis 2006:
-
20
Flurbereinigung
- Verein hat die 60 Mio. für den Flächenkauf
ausgegeben.
210
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