BBInfo2000-03 - Bundes-Blindenerziehungsinstitut

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3/2000
Besuch bei Mickey
Informationsblatt des Bundes-Blindenerziehungsinstitutes
Liebe LeserInnen!
Der Schulalltag hat uns wieder. Die Ferien, einerseits mit Regen und
andererseits mit wunderschönem Hochsommerwetter, sind verflogen; für
manche vielleicht zu rasch. Ich hoffe, dass Sie, geschätzte LeserInnen,
erholsame Urlaubstage bzw. -wochen hinter sich gebracht haben und nun
die Arbeit wieder freudvoll aufnehmen.
Mit Beginn des Schuljahres 2000/2001 hat sich in unserer Schule wieder
viel geändert und wir werden uns bemühen, Ihnen mit unserem
Informationsblatt BBInfo einen Einblick in unsere Arbeit zu geben.
Nach intensiven Vorbereitungsarbeiten bekamen wir seitens der
vorgesetzten Dienstbehörde die Erlaubnis, mit Schulbeginn eine 3-jährige
Handelsschule am Bundes-Blindenerziehungsinstitut zu eröffnen. Wir sind
darüber glücklich, stolz auf den Erfolg und stellen uns voller Tatendrang
gerne der neuen Herausforderung. Mit Engagement sollte es gelingen, an
die über Jahrzehnte äußerst erfolgreich verlaufene Phono- und
Stenotypistenausbildung anzuschließen.
Ich hoffe, dass Sie beim Lesen wieder viel Neues und Interessantes
finden.
Sollte Ihnen BBInfo gefallen, freuen wir uns über positive Rückmeldungen.
Gibt es Kritikpunkte, nehmen wir auch diese gerne entgegen, um die
Qualität des Blattes zu verbessern. Ideen für Themen oder sogar eigene
Beiträge von Ihnen würden unser Blatt noch lebendiger machen!
OStR Prof. Franz Haslinger
Direktor
3
BBI intern
Personelles
Auf Wiedersehen!
Mit 30. 6. 2000 ist unsere langjährige Physiotherapeutin, Frau Marie
SVOBODA, in den Ruhestand getreten. Für die über viele Jahre
verdienstvolle Arbeit möchten wir auf diesem Weg danken und viel Freude
in der Pension wünschen.
Maria FÜRSTALLER, überaus ambitioniert und erfolgreich in der
Nachmittagsbetreuung tätig, hat uns verlassen und wird studieren.
Tatjana SEJKORA sieht Mutterfreuden entgegen und hat deshalb eine
Pause eingelegt.
Wir werden die beiden engagierten Kolleginnen vermissen und danken für
Ihre großartige Arbeitsleistung mit den schwerbehinderten Kindern.
Hermine KLEIN ist nach 12 Dienstjahren am BBI in den wohlverdienten
Ruhestand getreten. Wir danken für die geleistete Arbeit und wünschen
viel Freude in der Pension.
Ingrid GRÜN, seit 1973 am BBI als Sozialpädagogin, Lehrkraft für Textiles
Werken und Ernährung und Haushalt tätig, hat sich an eine andere Schule
versetzen lassen, Karin SCHWAB wurde karenziert und begann in der
Integrationsbetreuung im SPZ Zinckgasse. Auch diesen beiden
Kolleginnen muss für die gute Arbeit mit und für unsere Kinder danke
gesagt werden.
Magda ESTERER ist seit September im Karenzurlaub und hat einen Sohn
namens Lukas zur Welt gebracht.
Sonja HAMMER und Christian PUNZ wurden mit der Geburt ihres Sohnes
Tobias stolze Eltern.
Wir gratulieren den jungen Eltern ganz herzlich!
Herzlich willkommen!
In den verschiedensten Bereichen unseres Hauses haben 20 neue
MitarbeiterInnen ihre Arbeit aufgenommen; alle NEUEN heißen wir
herzlich willkommen und wünschen ihnen viel Erfolg bei der Arbeit am
Bundes-Blindenerziehungsinstitut.
OStR Prof. Franz Haslinger
Direktor
Stenotypistenlehrgang,
Lehrgang für Textverarbeitung
Ende des Schuljahres 2000 ist am BBI eine Schulform ausgelaufen, die im
Jahre 1945 entstanden ist: der 2-jährige Stenotypistenlehrgang. Natürlich
hat sich in dieser langen Zeit der Lehrplan mehrmals geändert, um den
jeweiligen Veränderungen und Anforderungen des späteren Berufslebens
Rechnung zu tragen. So wurde der Stenotypistenlehrgang zum 2-jährigen
Lehrgang für Textverarbeitung mit den Schwerpunkten Informatik und
Textverarbeitung.
Die hervorragenden Leistungen der Absolventen des letzten Jahrganges
sind erwähnenswert:
Am 16. 12. 1999 haben sechs Schüler die Handelskammerprüfung mit
Erfolg abgelegt.
Am 23. 5. 2000 hat die Staatliche Prüfung für Textverarbeitung
stattgefunden, die Herr Predrag Radic und Herr Jürgen Zauner mit gutem
Erfolg abgelegt haben.
Am 6. 6. 2000 haben Herr Radic, Herr Zauner und Herr Pöppel die
Prüfung für den Europäischen Computerführerschein (ECDL), Module
1 - 3, abgelegt.
Am 15. 6. und 26. 6. legte Herr Radic die Prüfung für Word und Excel ab,
Herr Zauner und Herr Pöppel bestanden die Prüfung für Word im Rahmen
des EU-Ausbildungsprogramms MEBUS.
Wir gratulieren den Absolventen zu ihren ausgezeichneten Leistungen und
wünschen ihnen viel Erfolg und Freude in ihren zukünftigen Berufen.
Jutta Wiesenhofer
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Öffentlichkeitsarbeit
Partnerschaft Wien-Minsk
In einem Gespräch mit dem Leiter der "Privatinitiative Hilfe für Minsk",
Herrn Wilhelm WOLDRICH, bekam der Direktor Informationen über die
Situation der Schüler und Lehrer in der Blindenschule in
Minsk/Weißrussland. Von einem Besuch mit einer Blindensportgruppe in
Minsk, mit einem kurzen Abstecher in die Blindenschule, kannte der
Direktor ein wenig die Verhältnisse. Aus dem Kontakt mit Herrn Woldrich
und der eigenen Kenntnislage entstand das Projekt "Partnerschaft mit der
Blindenschule Minsk".
Am 15. Juni 2000 war es dann so weit, eine Schülergruppe (2 Buben und
3 Mädchen) kam mit 2 Begleitpersonen zu uns in das BundesBlindenerziehungsinstitut. Während des 2-wöchigen Aufenthaltes nahmen
die Gäste aus Minsk am Unterricht in verschiedenen Klassen teil.
Lehrausgänge, Ausflüge und andere gemeinsame Freizeitaktivitäten
sollten die Schüler einander näher bringen und zum Gedankenaustausch
über „Land und Leute“, Kultur und Ausbildung anregen. In den Tagen des
Aufenthalts wurden auch wirklich Freundschaften geschlossen und allen
Beteiligten fiel der bevorstehende Abschied schwer.
In einer kleinen Verabschiedung am 29. Juni mussten wir uns von lieb
gewonnenen Freunden trennen. Den ersten Kontakten sollten in Zukunft
neue folgen und die Partnerschaft zwischen den Blindenschulen Minsk
und Wien weiter vertieft werden.
OStR Prof. Franz Haslinger
Direktor
Wir nehmen nicht nur,
wir geben auch!
Wie schon in den letzten Jahren wurde auch im Schuljahr 1999/2000 an
den Elternsprechtagen und an den Tagen der offenen Tür von Schülern
des BBI ein Buffet eingerichtet. In diesem Schuljahr trugen dafür Elisabeth
Friesacher, Daniela Maukner, Martin Hinterhölzl und Gerald Hartel die
Verantwortung. Bei der Vorbereitung halfen die Damen der Küche,
Hausarbeiter stellten die Tische, Tischtücher mussten besorgt werden kurzum, an die verschiedensten Dinge mussten die SchülerInnen denken.
Und dann folgten arbeitsintensive Tage bzw. Stunden; am Elternsprechtag
waren dies nur wenige Stunden, an den Tagen der offenen Tür dauerte
der Dienst jedoch von 9:00 Uhr bis 17:00 Uhr.
Stets freundlich und gut gelaunt wurden alle Gäste bedient, das Geschäft
ging für unsere relativ kleine Schule sehr gut. Erfreulich war auch die
Frequenz der Schüler- und Mitarbeiterbesuche am Buffet! Zwischendurch
wurde immer wieder die Kasse überprüft und größere Geldbeträge kamen
in Verwahrung. Die Endsumme sollte für einen guten Zweck bestimmt
werden. Nach wirklich intensivem Arbeitseinsatz am Buffet trafen wir
einander zum Zählen des Geldes. Scheine und Münzen wurden sortiert
und schlussendlich konnten wir die stolze Summe von ATS 4.000,-- in den
Safe sperren. - Nachdem Geld relativen Wert hat, sind ATS 4.000,-einerseits viel andererseits wenig Geld. Eine Braillezeile kostet rund
170.000,--, also relativ viel. Ein PC kostet rund 20.000,--. Viel? Wenig? Ein
Bleistift kostet rund 3,--, also relativ wenig. Uns war nicht wichtig, ob die
erarbeitete Summe viel oder wenig war, sie sollte nur sinnvoll verwendet
werden.
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Nachdem der Besuch aus Minsk schon angekündigt war, entschlossen
sich Elisabeth, Daniela, Martin und Gerald einen Teil des Geldes unseren
Besuchern zukommen zu lassen, den Restbetrag sollte eine Kindergruppe
der Schule bekommen. Noch hatten sie keine konkreten Vorstellungen,
was angeschafft werden sollte. Das Geld ruhte einstweilen in drei Kuverts,
wir ließen es nicht einmal wechseln.
Endlich war es soweit und die russischen Kinder kamen mit ihren
Begleitpersonen nach Wien. Bald erfuhren wir, dass in ihrer Heimat Geld
an allen Ecken und Enden fehlt. Die Gäste nahmen bei uns auch am
Unterricht teil und die Lehrerin erzählte uns, dass nicht einmal
Unterrichtsmaterial in nötigem Ausmaß zur Verfügung steht. Nach einer
kurzfristig einberufenen Besprechung beschlossen die für das Buffet
verantwortlichen SchülerInnen, Lern-CDs für Englisch, Englischbücher für
den Unterricht und Übungsbücher für Englisch anzukaufen. Um die CDs
auch verwenden zu können, musste ein CD-Player angeschafft werden.
Herr Koll. Keplinger war so nett und besorgte als Fachmann alle
benötigten Utensilien. Groß war die Freude, sowohl bei den russischen als
auch bei unseren Jugendlichen, als die Geschenke im Wert von ATS
2.584,-- beim Abschied übergeben werden konnten.
Gemeinsam zählten wir nun das Restgeld - es waren nahezu nur mehr
Münzen vorhanden - und der Betrag von ATS 1.416,-- lag vor uns auf dem
Tisch. Was sollte damit geschehen? Die SchülerInnen beschlossen, das
Geld Frau Mag. Hannemann für ihre zukünftige 1. VS zur Verfügung zu
stellen, damit sie mit zusätzlichem Spielmaterial ihren Schulanfängern den
Eintritt in die Schule noch schmackhafter machen kann. Im wahrsten Sinn
des Wortes wurde ein Geldsack gepackt und am Ende der
Schulschlussfeier von den Damen und Herren des Buffets an Frau Mag.
Hannemann übergeben. Ergriffen vom Engagement der Jugendlichen
steckte ein Ehrengast einen großen Geldschein noch dazu....
Elisabeth, Daniela, Martin und Gerald haben gelernt, was es heißt
gemeinsam zu organisieren, Verantwortung zu tragen, einen Arbeitstag zu
bewältigen, mit Geld umzugehen und zu entscheiden, dieses sinnvoll
anzulegen. Sie haben aber genauso erfahren, wie sie durch ihren
Arbeitseinsatz Freude bereitet haben. Und noch etwas: Sie haben mir
versprochen, auch heuer das Buffet bei Elternsprechtagen und den Tagen
der offenen Tür am 16. und 17. Mai 2001 zu übernehmen!
Susi Alteneder
Besuch aus dem Fernen Osten
Am 18. August d. J. besuchte eine Delegation von 40 Sonderschullehrern
aus Taiwan unsere Schule.
Nach einführenden Worten des Präsidenten des ÖBSV und Vorstellung
unseres Hauses durch Herrn Prof. Erich SCHMID führte der Direktor die
Gäste durch das Institut. Die SonderschullehrerInnen waren besonders
von den Werkstätten, dem Informatikraum und dem Museum tief
beeindruckt. Dankend für die Besuchsmöglichkeit in den Ferien und der
Hoffnung auf weitere künftige Kontakte verließen die Gäste aus dem
Fernen Osten unser Haus.
OStR Prof. Franz Haslinger
Direktor
Eine langjährige Verbindung wird neu belebt
Voller Spannung begann sie, die Reise ins Ungewisse - die Reise nach
Alerheim.
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Mathias Schmuckerschlag, David Klein, Danijel Krnjeta und Daniel
Richter, umringt von den jungen Damen Bianca Bazala und Semiha Acur,
waren die Auserwählten für den Besuch des Geburtsortes von Johann
Wilhelm Klein. Mit dabei waren Direktor Franz Haslinger, Prof. Erich
Schmid, Martin Dobernig und Elisabeth Stanetty. Aufregung, Anspannung
und Nervosität prägten die Hinreise mit der Bahn. Dann endlich,
9 Stunden nach Verlassen der Schule, die überaus herzliche Aufnahme in
den Gastfamilien. Um unsere beiden Mädchen entspannt lachen sehen zu
können, durften sie sogar gemeinsam bei einer Gastfamilie unterkommen.
Das ganze Zuordnungsprogramm wurde noch am Bahnhof ad hoc
umgestoßen und Bianca und Semiha verließen überglücklich mit ihrer
gemeinsamen Gastmutti den Bahnhof. Aber auch alle anderen hatten sehr
viel Glück und wurden freundlich und sehr liebevoll aufgenommen und zu
ihren Familien gebracht.
Am nächsten Morgen traf sich die ganze Wiener Crew glücklich und
zufrieden in der Volksschule Alerheim, wo dann das fantastisch
durchorganisierte Programm begann. Alle Schüler der dortigen Schule
lernten durch unsere Kinder vieles über das Leben blinder Menschen,
über so manche Schwierigkeiten, die es zu überwinden gilt und über die
Techniken, mit denen sich blinde Menschen die Welt erschließen können,
kennen. Natürlich machte das Schreiben der eigenen Namen unter
Anleitung unserer Kinder besonders viel Spaß.
Der Besuch des Rieser Bauernmuseums, eine Stadtführung durch
Nördlingen und der Besuch der
Harburg sowie viele Stunden auf der
Donau-Ries-Ausstellung, bei der
auch das Bundes-Blindenerziehungsinstitut mit einem Stand gemeinsam
mit der Alerheimer Volksschule vertreten war, boten eine unglaubliche
Fülle von Möglichkeiten, Erfahrungen
zu sammeln, sodass jeder voll auf
seine Rechnung kommen konnte.
Neben Attraktionen wie dem Bull
riding, einiger Kletterwände und
Bungy-Trampolinspringen gab es
noch vieles zu erkunden, wofür unter
normalen Umständen zahlreiche
zeitaufwändige
Einzelexkursionen
notwendig gewesen wären. Durch die
Vielfalt des Gebotenen konnte jeder
auf seine Rechnung kommen.
Kulinarische Köstlichkeiten rundeten das Programm auf angenehmste
Weise ab.
An den Abenden wurden uns Begleitern wunderbare Stunden mit dem
Lehrerkollegium der Volksschule Alerheim und dem Bürgermeister in sehr
guten Restaurants ermöglicht und die Herzlichkeit und Offenheit, die wir
all die Tage gespürt haben, waren eine echte Wohltat und ließen die
Müdigkeit und die Erschöpfung, die sich zwischendurch immer wieder
bemerkbar machten, recht gut wegstecken.
In dieser kurzen Zeit sind Freundschaften entstanden und der feste
Vorsatz, den Kontakt nicht zu verlieren. Wir haben es sehr genossen, so
verwöhnt zu werden und bei der Heimfahrt gab es nur schöne
Erinnerungen, die wir von dieser gelungenen Reise mitnehmen konnten.
Elisabeth Stanetty
Bericht über meinen Aufenthalt in Deutschland
vom 27. 09. - 01. 10. 2000
Am Mittwoch, dem 27. 09. 2000 kam ich wie jeden Morgen pünktlich und
etwas aufgeregt in die Schule, denn an diesem Tag war die Abfahrt nach
Alerheim in Deutschland. Doch vorher hatten wir noch drei Stunden
Unterricht. Nachdem wir etwas gegessen hatten, fuhr uns der Portier mit
dem Schulbus zum Westbahnhof. Wir mussten nicht besonders lange auf
den Zug warten, sodass die etwas Jüngeren nichts zum Jammern hatten.
Herr Haslinger kam erst am Donnerstag mit Herrn Schmid mit dem Auto
nach Alerheim. Die Zugfahrt dauerte sieben Stunden. Sie war zum
größten Teil angenehm. Wir mussten zwei Mal umsteigen.
Als wir am Abend in Möttingen eintrafen, erwarteten uns schon die
Gasteltern. Jede Familie nahm ein Kind ins Auto und fuhr es zu sich nach
Hause. Eine Familie hatte jedoch zwei Kinder, nämlich Bianca Bazala und
Semiha Acur. Ich war bei Familie Beck, die ihr Heim in Bühl hat. Sie
zeigten mir zuerst das ganze Haus und stellten mir einige Fragen.
Natürlich waren da auch noch zwei Kinder, ein Bub und ein Mädchen. Der
Bub hieß Tim, das Mädchen Anja, die Gastmutter Brigitte und der
Gastvater hieß Horst. Nach der Hausbesichtigung boten sie mir etwas
zum Essen an, doch ich hatte keinen Hunger. Dann spielte ich mit der
Gastmutter Schach.
Am nächsten Morgen nach dem Frühstück fuhr ich mit dem Schulbus in
die Schule. Ich erfuhr erst jetzt, dass Herr Dobernig im gleichen Dorf
wohnte wie ich. Das war natürlich erfreulich für mich.
In der Schule erzählten wir einige Sachen über uns und führten den
Perkins Brailler vor. Danach fuhren wir zu einem Bauernmuseum, in dem
verschiedene Geräte standen, die die Bauern früher benutzten. Später
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fuhren wir nach Hause zu den Gasteltern zum Mittagessen. Danach ging
ich mit meiner Familie zum Schwimmen und ich hatte wie immer großen
Spaß daran.
Freitag traf ich mich mit den Lehrern und Schulkollegen in der Schule in
Alerheim. Wir führten einigen Klassen vor, wie sich die blinden Kinder in
der Schule zurechtfinden. Anschließend machten wir gemeinsam mit einer
anderen Klasse einen Stadtrundgang in Nördlingen. Nach dem
Mittagessen besuchten wir die Donau-Ries-Ausstellung, die in Nördlingen
war. Dort besichtigten wir einige Attraktionen wie zum Beispiel einen
Fußpfad oder ein Bungy-Trampolin. Am Abend waren wir wieder zu
Hause. Ich ging mit meinen Gasteltern zu einem Schlachtplattenessen.
Am Samstag trafen wir uns etwas später in der Schule. Doch wir führten
nichts vor, sondern fuhren zu einer Burgbesichtigung (Harburg), zu der
auch die Gasteltern eingeladen waren. Wir betrachteten das Gefängnis
und andere Räume. Doch der schönste Raum war der Tanzsaal. Leider
war dann die Ausstellung auch schon zu Ende. Danach ging es wieder zur
Donau-Ries-Ausstellung. Dieses Mal besuchten wir die Kletterwand und
erlebten eine Attraktion mit den Rettungshunden des Roten Kreuzes.
Später gingen wir wieder zu den Gasteltern. An diesem Abend aßen wir zu
Hause und alle Familienmitglieder machten mir schon klar, dass sie nicht
glücklich darüber waren, dass ich wieder nach Wien zurückkehren würde.
Das kleine Mädchen Anja schlug mir vor, dass ich am Montag wieder zu
ihnen kommen könne. An diesen Worten merkte ich, dass es auch ihr
schwer fiel mich zu entlassen.
Sonntag nach dem Frühstück fuhren wir noch mit dem Hund mit dem
Fahrrad Gassi. Nachdem wir zu Mittag gegessen hatten, fuhr mich die
Familie zum Bahnhof in Möttingen. Ich war einigermaßen froh, nach
Hause zu kommen, denn eine Woche vorher war ich in Paris und
allmählich wurde es fast zu viel des Guten. Also, ich freute mich auf zu
Hause, doch meine Gastfamilie vergoss Tränen.
Die Rückfahrt war eigentlich sehr angenehm.
Schön, dass ich diese Reise miterleben durfte, denn sonst würde ich, wie
ich bereits am Anfang erwähnt habe, keine richtige Vorstellung davon
haben.
Bis zum nächsten Jahr!
Euer Danijel Krnjeta
175 Jahre Österreichische Blindenwohlfahrt
Am 14. September 2000 wurde im Rahmen eines Festaktes das
175-jährige Gründungsjubiläum der Österreichischen Blindenwohlfahrt
gefeiert. Nachdem Johann Wilhelm Klein im Jahr 1804 den Grundstein zur
systematischen Blindenbildung in Österreich legte und in seinem
pädagogischen Wirken überaus erfolgreich war, wagte er 1825 den Schritt
zur nachschulischen Betreuung der Blinden. Nach Gründung des "Vereins
zur Unterstützung erwachsener Blinder" wurden in den folgenden Jahren
die ersten Pfleglinge im k.k. Blindeninstitut in der Josefstadt
untergebracht.
1982 wurde das Johann-Wilhelm-Klein-Haus in Baumgarten eingeweiht
und eröffnet und damit der Umzug aus der historischen Josefstadt
vollzogen. Von einsatzfreudigen Helfern liebevoll betreut, haben heute
etwa 170 blinde und schwer sehbehinderte Menschen eine Heimstätte, die
den modernsten Anforderungen gerecht wird.
Der Festakt wurde musikalisch durch Darbietungen des Josef Labor-Chors
(ehemals Sängerbund der Blinden) und der "Blinde Musiker München
GmbH" umrahmt. In einer Rede "Von der Versorgungsanstalt zum
sozialen Dienstleistungsbetrieb" der Präsidentin der ÖBW Dr. Maria
Schaumayer und der Festansprache von Weihbischof DDr. Helmut Krätzl
wurde die Bedeutung dieser 2. Gründung Kleins hervorgehoben.
OStR Prof. Franz Haslinger
Direktor
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Erleben - begreifen
Achtung, Gespenster!
In der Woche vom 5. bis 9. Juni 2000 hielten gar "schröckliche"
Gespenster Einzug in das ehrwürdige Gemäuer des BundesBlindenerziehungsinstitutes. Die Integrationsklasse und die 4. ASO hatten
sich entschlossen, eine Schulwoche unter das Motto "Gespenster" zu
stellen.
Den Auftakt bildete die "Poltergeistgeschichte", die - über alle fünf Tage
verteilt - teils von den Lehrerinnen vorgetragen, teils von den Schülern
selbst gelesen wurde. Aber auch die anderen Unterrichtsfächer wurden
"geistertauglich" aufbereitet: So gab es etwa gespensterhaftes Rechnen
mit Angabeblättern in Geisterform oder das Gespensterlied und die
Klanggeschichte mit einer gespenstischen Geräuschkulisse.
Abgerundet wurde die Projektwoche durch die Verkostung kulinarischer
Köstlichkeiten wie "Spinnenbeine mit ....." und natürlich durch die
Gespensterparade zu verschiedenen Stationen im Schulhaus, die bei den
Mitarbeitern und vor allem bei Herrn Direktor Prof. Haslinger ihre Wirkung
nicht verfehlte.
Alles in allem eine gelungene Woche, die dank der unermüdlichen
Vorbereitungen der Kolleginnen Emich, Odelga und Tömböl und dem
Spaß bei der Durchführung für Groß und Klein unvergesslich bleiben wird!
Christa Emich
Helgard Odelga
Zu Besuch bei der Feuerwehr
Die 3. und 4. Klasse des Blindeninstitutes der Wiener Wittelsbachstraße
war zu Gast bei der Freiwilligen Feuerwehr Deutsch-Haslau.
Das Thema FEUERWEHR wurde in der Schule bereits ausführlich
besprochen. Jetzt ging es darum, die Geräte zu ertasten und auch
auszuprobieren, um zu verstehen, was hinter den Begriffen steckt. So
können die Kinder Vorstellungen von Dingen entwickeln, die sie bis jetzt
nur erklärt bekamen.
Vier
Feuerwehrmänner
stellten
ihre
Freizeit
für
diesen
Informationsvormittag zur Verfügung. Die Kinder kamen mit ihrer Lehrerin
Edith Panzer, die selbst in Deutsch-Haslau wohnt und den Besuch bei der
Feuerwehr initiiert hat. Zwei Muttis und sogar eine Oma begleiteten die
Kinder.
Die sehr interessierten Schüler durften die komplette Ausrüstung der
Feuerwehrmänner anlegen und sie bestanden sogar darauf, die schweren
Sauerstoffflaschen zu tragen. Anschließend durften sie die einzelnen
Räumlichkeiten des Feuerwehrhauses betreten und erfuhren deren
Bestimmung. Einige Funksprüche wurden zur Freude der Kinder hin- und
hergesendet und so manch eines von ihnen wünschte sich in diesem
Moment, auch vielleicht einmal mithelfen zu dürfen.
Große Begeisterung löste die Nassübung aus: Der Druck, den ein
Wasserstrahl ausübt, konnte auf diesem Weg erfahren werden. Die
Schüler waren erstaunt, wie weit man mit den Schläuchen spritzen kann.
Die Fahrt mit dem Feuerwehrauto beendete die Vorführung.
Zum Abschluss wurden die Kinder zu gegrillten Koteletts, Würstchen,
Kartoffeln und Salat eingeladen.
Bericht einer niederösterreichischen Regionalzeitung
Ein Tag bei den Wiener Linien
Am Freitag, dem 22. September 2000 waren die Schüler der
Berufsausbildung (HASCH und Telefonie), sowie zwei Schüler der 4. HS
und der Polytechnischen Schule des BBI auf Einladung des
Jägerregiments Wien unter Oberst Pichler und Vizeleutnant Benedek auf
Exkursion zu den Wiener Linien eingeladen.
Um 8:30 Uhr fuhren wir mit einigen Lehrkräften und Mitgliedern des
Bundesheeres mit einem vom Bundesheer zur Verfügung gestellten Bus
zu den Wiener Verkehrsbetrieben in die Spittelau.
Auch wenn das Wetter nicht so ganz mitspielte, waren dennoch alle gut
gelaunt und gespannt, was wir da zu sehen bekommen werden.
Um 9:00 Uhr waren wir angekommen. Es
stellte sich der für uns zuständige Herr vor
und erklärte uns, wie die U-Bahn funktioniert.
Den Schülern wurde ein Stück Schiene der
U-Bahn
gezeigt
und
es
wurde
veranschaulicht, wie der U-Bahnbetrieb
funktioniert.
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Interessant war der Besuch der Leitstelle, wo zwei Damen uns erklärten
wie Weichen zu stellen sind und wie U-Bahngarnituren verschoben
werden können. Auf einer riesigen Wandtafel war auch optisch durch
verschiedene Lämpchen die jeweilige Stellung der Züge zu verfolgen.
Einige Schüler von uns durften selbst Weichen stellen und Züge
verschieben.
Um 10:00 Uhr bestiegen wir dann in zwei Gruppen eine U-Bahngarnitur,
mit der wir auch fahren durften. Es wurde veranschaulicht, was alles hinter
dem Steuer einer U-Bahn passiert. Jeder, selbst die Lehrer und Offiziere,
wollten einmal eine U-Bahn “lenken”; es war sicherlich eine einmalige
Gelegenheit im Leben!
Während dieses Vormittags hatten alle eine Menge Spaß. Es war wohl für
alle ein unvergessliches Erlebnis.
Danach waren wir noch zum Mittagessen eingeladen. Nach diesem
aufregenden Tag schmeckte das Mittagessen doppelt gut.
Der Ausflug war sehr schön, er war veranschaulichend, gut organisiert und
unvergesslich.
Wir danken Herrn Vizeleutnant Benedek und seinem Team herzlich für
diese Einladung!
Manuel Pöppel
Martin Hinterhölzl
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Feste und Feiern
Paulchens Lied
(Bei der Abschlussfeier des vergangenen Schuljahres wurde das folgende
Lied/Gedicht vorgetragen.)
Wer hat an der Uhr gedreht
ist es wirklich schon so spät?
Soll das heißen, ja ihr Leut'
Aus ist's mit der Volksschulzeit?
Ach, Frau Lehrer, mach doch weiter
Bei dir war's so schön und heiter
Lass uns doch noch bei dir bleiben
Und auch weiter Scherze treiben!
Doch es ist wie alle wissen
jetzt die Zeit, da wir wechseln müssen
Und als kleines Vergissunsnicht
Folgt nun unser Schulgedicht!
4. VS:
Wir waren sechs Jahre alt,
im Herbst war es noch gar nicht kalt.
Wir nahmen den Schulranzen zum ersten Mal,
und kamen in ein großes Haus, in einen großen Saal.
Dort versammelten sich Mädchen und Buben,
danach gingen alle in ihre Klassenstuben.
Die Lehrerin war groß und laut,
sie sagte: Bei mir wird nicht gestritten und gehaut.
Wir lernen fleißig lesen, rechnen, schreiben und
"Ihr sollt brav in der Klasse bleiben".
4. ASO, 3./4. VS:
Wir alle waren auch bei Frau Hannemann
und sie tat wahrlich, was sie kann!
Denn auch, als sie noch hieß Gamerith,
war ihr Unterricht ein Hit!
Doch acht Kinder waren einfach zuviel
Da kommt man niemals wirklich ans Ziel!
Und weil wir waren solch eine Masse
und verlassen mussten die Klasse
wurden wir untergebracht als ein Ganzer
bei Frau Tömböl und Frau Panzer,
wo wir jetzt auch sehr fleißig sind.
Für die Zeit bei Frau Hannemann dankt ihr jedes Kind!
Hört von den andern nun deren Geschichte
und zwar in Form von diesem Gedichte!
Yasemin:
In der ersten Klasse kannte ich mich noch gar nicht aus,
wenn ich vorrief, schmiss mich die Lehrerin hinaus.
Auch die Sprache verstand ich am Anfang nicht,
doch mit der Zeit ging mir auf das Licht.
Bald hatte meine Lehrerin mit mir nichts mehr zu lachen,
weil ich und die anderen komische Sachen machten.
Mira:
Ich war Mrs. Hinkebein,
saß im Rollstuhl und mir fiel vieles ein.
Mein Fuß war im Gips gleich am Schulanfang,
doch mir war gar nicht bang.
Ich wollte trotzdem in die Schule gehen
und wissen, wie meine Freunde aussehen.
Sibel:
Es war schon Februar zur Faschingszeit,
da kam ich von Sankt Pölten nach Wien geschneit.
Am Anfang war ich ängstlich und bekam öfters einen Schreck,
da lief ich auf der Stelle weg.
Frau Estekin, die gute Fee,
dolmetschte und verstand mein Ach und Weh.
Heute will ich gerne in die Schule gehen
und kann alles gut verstehen.
4. VS:
Bald schon waren wir in der Zweiten
und konnten schon schreiben und lesen viele Seiten.
Unsere Mappen wurden immer dicker
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und wir Mädchen immer schicker.
Bis dahin waren wir acht
und das Lernen miteinander hat viel Spaß gemacht.
Dann mussten drei in eine andere Klasse gehen,
doch zum Glück konnten wir sie noch immer sehen.
Es folgte die Dritte,
- schon wieder was Neues wir wollen es euch erklären, na bitte!
Ornella:
Frühzeitig brachte mich das Christkind,
in diese Klasse geschwind.
Die Punktschrift fiel mir gar nicht schwer,
ich lernte und schleppte die Maschine hin und her.
Im Raunzen und Keppeln bin ich ganz schön gut,
ansonsten habe ich aber auch viel Mut.
Nach jeder Stunde muss ich essen,
sonst habe ich gleich alles vergessen.
4. VS:
Wir waren fleißig und klug,
trieben aber auch eine Menge Unfug,
wir gingen öfters fort
und machten sehr viel Sport.
Nun veränderte sich unsere Klasse wieder,
Tomi und Slavica sangen jetzt bei Frau Panzer ihre Lieder.
Carina: In unsre Mitte kam ich, Carina ...
4. VS:
... das freute uns sehr
sie war ein kleiner Schlawiner!
Milena war bei Rechnen und Deutsch dabei,
sonst hatte sie bei uns frei!
Im Herbst wartete in Sankt Lorenzen Familie Binder
auf uns Schullandwochenkinder!
Auf dem Bauernhof erlebten und sahen wir viel,
das war ja für diese Woche unser Ziel!
Die Zeit in der Vierten verging wie im Flug,
doch vom Lernen bekamen wir nie genug!
Fleißig schrieben wir Schularbeiten,
und hatten dabei keine Schwierigkeiten!
Nun wenden wir uns an dich, liebe Frau Stanetty,
im Grunde ist bei uns alles paletti,
doch wenn du uns hast, keine Frage,
dann sind wir nächstes Jahr deine Plage!
Doch werden wir uns sehr bei dir bemühen,
dann wirst du sicher bei uns aufblühen!
4. VS, 3./4. VS, ASO - Hannemann, Tömböl
Der Spezialbeitrag
Mobilitätsrallye - was ist das?
In der Hektik des Berufs- und Straßenverkehrs ist es beinahe undenkbar,
sich ohne Mobilitätstraining und der damit verbundenen Erfahrung
halbwegs sicher und unfallfrei bewegen zu können. Während meiner
Schulzeit gab es diese hilfreiche Einrichtung noch nicht, sodass ich
nachträglich und nach langem inneren Kampf beschloss, dies
nachzuholen. Während dieser Lernzeit entschieden meine Trainerin,
Marianne Kern, und ich, einen Wettbewerb ins Leben zu rufen - die
sogenannte "Mobilitätsrallye" war geboren.
Die StarterInnen erhalten kurz vor ihrem Aufbruch ins Ungewisse eine
Kassette ausgehändigt, welche die genaue Wegbeschreibung wiedergibt.
Wenn man das, was zu hören ist, genau befolgt, kommt man an vier
Kotrollposten vorbei, an welchen man Fragen beantworten muss und dafür
Punkte erhält. Sieger/in ist nicht der/die Schnellste, sondern jener/jene
Teilnehmer/in, welcher/welche die meisten Zähler ergattern konnte.
Heuer führte die von Frau Marianne Kern ausgearbeitete Route vom
Louis-Braille-Haus im 14. Wiener Gemeindebezirk nach Ottakring, in die
Josefstädter Straße, nach Spittelau, in den Wertheimsteinpark, zur
Krottenbachstraße und zurück an den Ausgangspunkt. Dabei wurden
sowohl öffentliche Verkehrsmittel genutzt wie U-, S-Bahn und
Straßenbahn sowie auch die Beine gefordert. Bei den vier Kontrollpunkten
wurden Fragen gestellt, wie: "Bei welchem Fußballspiel wurde der
legendäre Ausruf 'I werd' narrisch!' getan?" Damit die 16 StarterInnen nicht
in Gefahr kommen konnten, standen 23 sehende Personen an
neuralgischen Punkten wie gefährlichen Kreuzungen und Bahnsteigen, um
im Notfall helfend einzugreifen. Glücklicherweise trat der Ernstfall nie ein!
Bei der im Anschluss durchgeführten Siegerehrung konnte diesmal Franz
Kirnbauer als Sieger gekürt werden. Die weiteren Plätze belegten Osman
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Porca und Karin Deckert. Sieger waren aber alle 16, die die sehr selektive
Strecke bewältigten und großen Spaß dabei hatten.
Walter Lindner
Ehemalige Schüler
Robert Martin
Am 5. September 1966 trat ich mit meinem Bruder Gaston in das BundesBlindenerziehungsinstitut ein und kann mich noch genau daran erinnern,
dass es an diesem Montag Gulasch mit Nockerln als Mittagessen gab. Ich
bin zwar normalerweise für ein gutes Essen immer zu haben, aber an
diesem Tag brachte ich vor lauter Abschiedsschmerz keinen Bissen
hinunter.
Ich kam auf die Einsergruppe, die von den Erzieherinnen Christine und
Elisabeth geleitet wurde. Beide gaben sich sehr viel Mühe, uns allen das
Eingewöhnen zu erleichtern, aber trotzdem fühlte ich mich anfangs noch
allein und fremd.
Da ich bereits sieben Jahre alt war, begann ich gleich in der ersten
Klasse, wo mir der Unterricht bei Frau Prof. Schiefer in besonderer
Erinnerung ist, da er mich so gefangen nahm, dass ich das Heimweh ganz
vergaß.
Gleich am ersten oder zweiten Schultag wurde uns auch der Garten
gezeigt und erklärt. Dort befand sich ein Holzzaun, und wir sollten
zwischen den zwei Zaunlatten hindurch auf die andere Seite klettern. Ich
stieg auf die untere Latte und beugte mich vor, um mir nicht den Kopf an
der oberen zu stoßen, als die untere Latte krachend zusammenbrach.
Obwohl ich sie nicht sah, spürte ich die entsetzten Blicke der Lehrer und
Erzieher, die daraufhin aufgeregt diskutierten, ob ich für mein Alter schon
zu schwer sei.
Dass dieser Verdacht nicht ganz unbegründet war, sollte sich bald
herausstellen. Zu meinen Lieblingsspielsachen gehörte ein Plastiktraktor
mit Tretpedalen. Beim Fahren auf dem Traktor bemerkte ich oft ein
knackendes Geräusch, das mich zwar erstaunte, aber nicht weiter
beunruhigte. Eines Abends besuchte uns der damalige Direktor, Herr
OStR Wymetal, auf der Gruppe. Ich fuhr gerade mit dem Traktor den
Gang entlang und war überglücklich. Plötzlich hörte ich einen entsetzten
Schrei und wurde jäh gestoppt. Der Herr Direktor forderte mich auf,
sofort abzusteigen und den Traktor nie mehr zu benutzen, da dieser
unter meiner Last zusammenbrechen würde. Ich verstand die Welt nicht
mehr und war den Tränen nahe. Daraufhin versprach er mir eine
Nachtkästchenschublade voller Schokoladenbonbons. Dafür musste ich
ihm versprechen, den Traktor nie mehr zu fahren. Es fiel mir zwar schwer,
aber die Aussicht auf so viele Bonbons ließ mich meinen Schmerz schnell
vergessen und innerhalb der nächsten Viertelstunde löste der Herr
Direktor sein Versprechen ein.
23
Mein Bruder und ich wurden durch unsere Streiche in der Schule berühmt.
In der ersten Klasse hatten wir eine Vorliebe für Schlüssel. Wann immer
ein Schlüssel in unsere Reichweite kam, war ihm ein Platz in unseren
Taschen sicher, was oft zu verzweifelten Suchaktionen der Erzieher
führte. Aber sie lernten rasch, wussten wo sie suchen mussten und
überführten uns durch Taschenkontrollen. Wir waren auch sehr neugierig
und besuchten gerne auf eigene Faust zB die Druckerei und die Bücherei,
wo wir uns alles erklären ließen.
Meine große Leidenschaft war - und ist - jedoch die Musik. Es gab zwar
viele Klaviere im Haus, jedoch nicht, so wie heute, eins auf jeder Gruppe.
So stahl ich mich in meiner freien Zeit oft davon und suchte mir ein
Klavier, auf dem ich dann Melodien, die ich im Radio gehört hatte,
nachspielte oder meinen Einfällen freien Lauf ließ. Ich wollte so spielen
können wie die Pianisten im Radio.
Ab der dritten Klasse hatte ich sechs Jahre Klavierunterricht. Damals
schon mochte ich die Jazzmusik besonders gern und improvisierte lieber
anstatt die klassischen Stücke zu spielen, die ich üben sollte. Dies sah
mein Klavierlehrer verständlicherweise gar nicht gerne und beendete
deshalb den Unterricht. So setzte ich meine Studien auf eigene Faust fort
und nahm mehrmals erfolgreich an den internen Musikwettbewerben teil.
Auch heute spiele ich noch oft zur Entspannung nach der Arbeit auf
meinem elektrischen Klavier und trete, wenn sich die Gelegenheit bietet,
auch auf.
Im Gegensatz zur Musik zählte der Sportunterricht nicht gerade zu meinen
Lieblingsfächern. Es gab zwar durchaus Zeiten, in denen mir auch der
Sport Spaß machte, aber da ich nicht gerade schlank war, sehnte ich das
Ende der Sportstunde meistens herbei. Ein besonderes Abenteuer war der
Schwimmunterricht, der ab der fünften Klasse Pflichtfach war und so
mussten die Klassen mit der Straßenbahn ins Jörgerbad in den 17. Bezirk
fahren.
Vom Schwimmunterricht ist mir ein Erlebnis besonders in Erinnerung
geblieben, das sich während meiner Berufsausbildung zum Steno- und
Phonotypisten ereignete. Die Schwimmstunden lagen hinter uns und ich
ging nach dem Duschen zu meiner Umkleidekabine. Jeweils zwei Schüler
mussten sich eine Kabine teilen. An diesem Tag war Andreas
Hechenleitner mein Kabinengenosse. Er wollte sich gerade die Socken
anziehen, als ich mich - erleichtert, dass der Schwimmunterricht zu Ende
war - schwer auf die Bank fallen ließ. Dies führte fatalerweise zum
Einsturz der Bank, die mit einem ohrenbetäubenden Krachen
zusammenbrach. Dabei verstauchte sich Andreas das Kreuz, da er
natürlich mit der Bank zu Boden ging. Voller Zorn über diese Schmerzen
sprang er auf und trat mit voller Wucht gegen die hintere Kabinentür, die
daraufhin zersplitterte. Es muss ausgesehen haben wie auf einem
Schlachtfeld! Offenbar konnte man das Krachen bis in die Schwimmhalle,
die ein Stockwerk tiefer lag, hören, so dass die Lehrer und Bademeister,
die zunächst an eine Explosion glaubten, sofort aufgeregt zusammenliefen
und nach der Ursache suchten. Der Bademeister dachte zunächst, ich
hätte die Bank absichtlich zerstört, denn so etwas war noch nie
vorgekommen. Zum Glück meinte der Hausmeister des Bades, dass er die
Bank wieder reparieren könne. Aber auch er konnte nicht verstehen,
weshalb der Stahlstift, der die Bank hielt, gebrochen war. Glücklicherweise
erholte Andreas sich bald von seinen Schmerzen und trug mir das
Ereignis nicht nach.
Natürlich gab es während der Schulzeit nicht nur lustige Stunden, sondern
auch traurige. Besonders wenn wir nach den Ferien wieder in die Schule
zurückkehrten, fiel uns die Trennung von zu Hause sehr schwer. Aber
man gewöhnte sich allmählich wieder an den Alltag. Auch wenn einige
Lehrer und Erzieher recht streng waren, so lernten wir doch sehr viel bei
ihnen, was ich erst heute richtig zu schätzen weiß. Heute weiß ich
natürlich, dass sie uns auf das Leben nach der Schulzeit und auf den
Beruf gut vorbereiten wollten und deshalb oft viel von uns verlangen
mussten.
Mein Berufsleben begann nach einem Jahr Arbeitslosigkeit 1978 in Wels
am Kreisgericht. Dort herrschte jedoch ein schlechtes Arbeitsklima und ich
suchte eine neue Stelle. U. a. bewarb ich mich in Wien und München,
wobei ich mir für München keine großen Chancen ausrechnete, da man
dort sicher nicht gerade auf gehandicapte ausländische Bewerber wartete.
Doch ausgerechnet in München bekam ich eine Stelle, die ich im Herbst
1982 antrat. Sowohl in Österreich als auch in Deutschland stellte ich
immer wieder fest, dass die Schule uns eine sehr gute Berufsausbildung
und sehr viel Allgemeinwissen mitgegeben hat.
Robert Martin
Freizeit und Unterhaltung
Sommerurlaub am Meer - Lignano 2000
Gleich einen Tag nach dem Schulschluss trafen wir uns um 4:00 Uhr in
der Früh am Parkplatz des BBI. Alle waren pünktlich gekommen - eine aus
zwanzig Personen bestehende Reisegesellschaft.
Herr Bauer fuhr mit seinen vier Kindern im grünen VW Bus. Er nahm das
erste Mal Urlaub von seinem großen Bauernhof. Seine Frau führte
inzwischen die Wirtschaft.
25
Familie Kurz fuhr ebenfalls mit ihren zwei Kindern im eigenen PKW, Frau
Kammerhofer war bereits zwei Tage vorher mit Hannes nach Lignano
gefahren.
Im gelben Internatsbus fuhren drei Betreuer und sechs Kinder. Thomas
Orieschnig stieg in Kärnten zu.
Alles klappte vorzüglich, wir fuhren im Konvoi und waren eine
eingeschworene Fahrgemeinschaft. Nach mehreren Pausen waren wir an
der Grenze und nun begann eine aufregende Fahrt durch viele Tunnels.
Bald schon wurde es wärmer und wir spürten die warme und feuchte Luft
des Mittelmeerklimas.
Alle waren neugierig. Für viele war es der erste Urlaub am Meer. Drei
Kinder und zwei Betreuer kannten unseren Urlaubsort schon vom Vorjahr.
Wir warteten gespannt, ob sich inzwischen etwas verändert hatte: das
gute Essen, das sonnige Wetter, der herrliche Strand, das saubere Hotel
... - Wir wurden nicht enttäuscht, es war alles beim Alten geblieben.
Nach einem ausgiebigen Mittagessen und dem Zimmerbezug in unserem
freundlichen Hotel, konnten wir es nicht erwarten, zum Strand zu gehen.
Das Hotel liegt in einer riesigen Parkanlage, umgeben von einem
duftenden Pinienwald. Es herrscht ein fröhliches Treiben auf dem
Gelände. Im Wald versteckt sind einige italienische Kinderheime und noch
zwei Hotels. Riesige Sportanlagen und das Rutschenland sind nur für die
Hotelgäste und die Kinder gedacht.
Ganz luxuriös ist der lange private Badestrand. Im Vergleich zu dem
öffentlichen Abschnitt wirkt er fast leer und hat einen sehr intimen
Charakter. Jeden Tag in der Früh wird er gründlich gesäubert. Zwei
Bademeister wachen und sind Ansprechpartner, wenn ein Problem
auftauchen sollte. Jedes Hotelzimmer hat einen eigenen Schirm und zwei
Liegen.
Bald wurde es zur Routine, wir spannten unsere Schirme auf, stellten die
Liegestühle auf und liefen durch den heißen Sand zum Meer. Der Wind
und die Wellen machten jedes Mal ein anderes Muster in den flachen
Meeresboden und die Wellen waren heuer höher als im Vorjahr und so
hatten alle Baderatten viel Spaß. Das Meer war angenehm warm und
sauber. Nur manchmal trieb es Seegras herein. Hin und wieder fanden
unsere Kinder Muscheln, in manchen wohnten kleine Einsiedlerkrebse, die
man gut beobachten konnte. Setzte man die Muschel in den Sand, lief der
Krebs mit der Muschel davon.
Nach dem Baden wurden Sandburgen gebaut, Michael war ein
besonderer Meister. Zafer musste das erst lernen. Er war fasziniert, als er
das erste tiefe Loch gegraben hatte. Cigdem grub Markus bis zum
Nasenspitzel in den Sand ein. Auch Armin konnte seine Beine ganz tief in
dem feuchten Sand verstecken.
Nach dem Abendessen machte sich unsere Jugend mit Veronica täglich
auf, das fröhliche Treiben in Sabbiadoro zu genießen. Um 23:00 Uhr
kamen sie zurück und setzten sich zum gemeinsamen Tratsch auf den
Dorfplatz vorm Hotel. Erst um 24:00 Uhr war für sie der Tag zu Ende.
Markus, Cigdem, Thomas, Michael und Julia holten ihren Schlaf am
Strand oder in der mittäglichen Siesta nach.
27
Unsere jüngeren Kinder schliefen da schon längst. Aber auch wir
erkundeten das abendliche Treiben und besuchten einen Eissalon. Frau
Kammerhofer feierte ihren Geburtstag und lud uns in einen Eissalon ein.
Natürlich schmeckte das echte italienische Eis allen. An einem anderen
Abend feierten wir den Geburtstag von Markus in einer Pizzeria. Dort gab
es auch Livemusik und lockte unsere eifrigen Tänzer Hannes, Armin,
Martin und Zafer auf die Tanzfläche.
Die Kinder waren überrascht von dem lebendigen abendlichen Treiben auf
der Straße. Sie hörten viele andere Urlauber in den verschiedensten
Sprachen reden. Oft mussten wir uns durch die Menge durchkämpfen. Die
vielen Souvenierläden lockten zum Auswählen der Mitbringsel. Das
Wechseln und Umrechnen der Lire war auch ungewohnt. Bald wussten
alle den Wechselkurs.
Wie im Vorjahr machten wir auch heuer einen Ausflug mit dem
musikalischen Capitano Geremia zu der Muschelinsel. Alle durften in die
Kapitänskajüte zum hölzernen Steuerrad.
In Marano besuchten wir einen Fischmarkt. Die Kinder konnten einen
Thunfisch, viele Muscheln, Tintenfische und einen gar schrecklichen
Schwertfisch angreifen. Das Schwert war über einen halben Meter lang.
Auf der Muschelinsel sammelten wir viele verschiedene Muscheln. Sie
liegen dort in Unmengen am Strand und im seichten Wasser. Armin
benutzte seine Zehen, um sich auf elegante Weise - ohne ins Wasser zu
greifen oder sich zu bücken - auch Muscheln aus dem Wasser zu holen.
Mit
dieser
akrobatischen
Leistung
hätte
seine
ehemalige
Physiotherapeutin Frau Svoboda ihre Freude gehabt. Mit vielen Muscheln
in den Nylonsäcken kehrten wir zum Schiff zurück.
Auf der Heimreise führte uns der Kapitän vor die geschützte Lagune und
der hohe Wellengang der Adria bewegte das Schiff heftig hin und her.
Cigdem bekam vor lauter Angst einen flauen Magen. Wir beruhigten sie
aber und bald kehrten wir in ruhigere Gewässer in den Hafen von Lignano.
Viele Möwen begleiteten uns mit ihren Schreien.
Vor dem Aussteigen verwöhnte uns der Kapitän und schmetterte mit
seiner Trompete italienische Liebeslieder. Armin konnte dies kaum
erwarten, denn im Vorjahr gab es auch zum Abschied ein stimmungsvolles
Konzert am Schiff.
Familie Bauer und Familie Kurz unternahmen einen Halbtagesausflug
nach Venedig und kamen begeistert zurück. Einige Schüler waren bereits
mit uns im Vorjahr in der Lagunenstadt gewesen und so verbrachten wir
diesen heißen Tag am Strand.
Wir besuchten auch öfters das Rutschenland. Dort hatten auch die
Erwachsenen das Vergnügen, mit ihren Kindern auf langen Rutschen in
das warme Wasser zu gleiten.
Aber auch nach dem Strandleben waren unsere Kinder sehr aktiv.
Hannes knüpfte sehr schnell Kontakte zu anderen Hotelgästen, Zafer
befreundete sich mit einem Linzer Lehrer, einem Schwarzafrikaner. Dieser
29
urlaubte mit seiner Frau und seinen zwei Buben in unserem Hotel und er
war ganz erstaunt, was ein blinder Bub in seiner Bauchtasche hat: eine
Taschenlampe, mit der Zafer immer in der Dunkelheit leuchtete, ein
Taschenmesser, mit dem er fachkundig alle Zweige schneiden konnte, die
er so am Weg fand und Schnüre zum Fesseln oder Absperren und ein
Stofftaschentuch. Dinge, die ein elfjähriger Bub so benötigt...
So brachte jeder Tag viel Neues für unsere Urlauber und die Tage in
Lignano vergingen viel zu schnell.
Alle konnten sich gut erholen und nun hoffen wir , dass Frau Hariri wieder
ihre großzügigen Spender bitten kann, damit wir auch im nächsten Jahr
nach Lignano fahren können.
Wir Betreuer möchten uns auch auf diesem Weg recht herzlich bei den
Spendern bedanken.
Zugleich möchte ich auch andere Eltern einladen, mit ihren Kindern an
dieser Urlaubsaktion teilzunehmen.
Im Hotel und am Strand finden wir ideale Bedingungen vor, die einen
erholsamen Urlaub garantieren. Die abwechslungsreiche Vollpension ist
überaus ausreichend und es fallen daher kaum Nebenkosten an. Das
Klima ist angenehm, anfangs Juli ist es noch nicht so heiß.
Das Hotelpersonal ist unseren Kindern gegenüber sehr verständnisvoll.
Einige Zimmer sind behindertengerecht eingerichtet und auch für
Rollstuhlfahrer geeignet. Besondere Fürsorge zeigte die Leiterin des
Hotels, Frau Manuela Migliored, sie war sehr beeindruckt von der
Selbstständigkeit unserer Schüler.
Eine weitere sehr angenehme Erfahrung war das Miteinander: Eltern,
Geschwister, unsere Schüler und Betreuer. Wir waren so wie im Vorjahr
ein harmonisches Team.
Ab dem Frühjahr beginnen wir wieder mit unserer Planung für den
nächsten Urlaub, ich stehe gerne für weitere Auskünfte zur Verfügung.
Luise Chaloupsky
31
Apropos Reisen eine Bitte an unsere Eltern
Wie Sie selbst schon erlebt haben, sind unsere Schüler recht reiselustig.
Schullandwochen, Sportwochen und Schikurse finden jährlich statt.
Dabei ist es ganz wichtig, dass unsere Schüler mobil bleiben.
Einige Schüler haben ein recht zweckmäßiges Reisegepäck, das sie
alleine recht unkompliziert mitführen können: einen Koffer mit zwei
stabilen Rädern und langem Griff. Diesen Koffer gibt es in verschiedenen
Größen, auf den langen Griff kann man noch leicht eine Tasche hängen.
Diese Koffer sind immer wieder recht günstig in Angeboten zu bekommen.
David und Sascha haben so einen Koffer, beide sind vollblind und
kommen sehr gut damit zurecht.
Weiters bewährt hat sich ein leichter großer Rucksack, den man
problemlos sogar neben diesem Koffer transportieren kann.
Ganz modern und praktisch ist eine Bauchtasche für die Geldbörse,
Bahnausweis, Reisepass und Handy.
Jedes Gepäcksstück soll ausreichend mit Namen und Heimatadresse
versehen sein, damit es nicht verloren gehen kann.
Luise Chaloupsky
Ein Traum geht in Erfüllung!
Ein Reisetagebuch
Wenn wir versuchen uns an Träume zu erinnern, gelingt uns das nicht
immer gut.
Der Traum vom Disneyland Paris wird uns aber immer in guter Erinnerung
bleiben, denn dieser wurde wahr.
Die Reise beginnt am 22. September um 7:30 Uhr. Mit dem Schulbus
fahren wir zum General Aviation Center, wo ein Privatjet des MagnaKonzerns schon auf uns wartet. Twinky, unser Reisemaskottchen von der
Stiftung Kindertraum, ist natürlich mit dabei. Die Piloten, Herr Wilhelm
Krbez und Herr Stefan Pojar, begrüßen uns. Bei einem Rundgang wird
uns das Flugzeug genau erklärt.
Wir staunen über die Spannweite der Flügel. Der Learjet 45 steht bereit
zum Start nach Paris und es wird uns bewusst, dass dieser Flug etwas
Besonderes ist, denn er ist nur für uns reserviert. In 13.000 m Höhe
serviert uns der Copilot ein Frühstück. Nach 1:45 Stunden landen wir am
Privatflughafen "Paris le Bourget". - Nach kurzer Wartezeit auf den Bus
fahren wir zum Hotel. Nachdem wir uns dort eingerichtet haben, machen
wir uns sofort auf den Weg. Ein Krokodil, das furchterregend sein Maul
aufreißt, versperrt uns den Weg. Einige Schritte weiter, sind wir schon im
Disneyland. Der Park ist in fünf Länder unterteilt: Main Street,
Fantasyland, Frontierland, Adventureland und Discoveryland. Jedes
widmet sich einem bestimmten Thema.
Voller Begeisterung betreten wir die Main Street, auf der gerade "Disneys
Parade um die Welt" stattfindet. Sie ist eine bunte Mischung aus
abenteuerlicher Exotik, den Geheimnissen ferner Länder und den
Traditionen aus aller Welt. Es ist dazu die passende Musik zu hören.
Wir
betreten
anschließend
das
Fantasyland
durch
das
Dornröschenschloss. Mit all unseren Kräften versuchen wir das Schwert
Excalibur aus dem Felsen herauszuziehen, was uns jedoch nicht gelingt.
33
Frau Hannemann liest uns etwas über Lancelots Karussell vor und wir
erfahren, dass viel Arbeit notwendig war es zu bauen. Wir haben großen
Spaß auf dem Dumbo-Karussell und wir bewundern das geschmückte
Zaumzeug. Nachdem wir einige Runden damit gedreht haben, gehen wir
zu den "Verrückten Teetassen", die uns viel Freude bereiten. Im Alice's
Curious Labyrinth müssen wir viele Umwege gehen, bis wir die
Herzkönigin finden. Aus lauter Verzweiflung droht sie uns den Kopf
abzuhacken. Gleich darauf dürfen wir zweimal mit einem Boot durch einen
Wasserkanal fahren, der sich "It's a Small World" nennt und wo die
einzelnen Länder dargestellt werden. Die Puppen tragen die
Nationaltrachten ihrer Länder, spielen und tanzen. Peter Pan lädt uns zu
einem Flug über das nächtliche London ein und zeigt uns den Weg in das
Niemandsland. Nach dem Abendessen versucht Danijel auf einem wilden
Stier zu reiten, der natürlich eine Maschine ist. Nach den vielen
Erlebnissen gönnen wir uns ein paar Stunden Schlaf.
Am nächsten Morgen nach dem Frühstück möchten wir das Frontierland
erforschen. Auf dem Weg dorthin vergleichen wir unsere Hände mit den
Händen berühmter Persönlichkeiten. Nach dem Eintritt ins Disneyland
wartet schon die erste Attraktion auf uns: Phantom Manor, ein
Geisterhaus. Das Phantom begrüßt uns und wir begeben uns in einen
kleinen Raum, der sich nach kurzer Zeit als Aufzug entpuppt. Unten
angekommen besteigen wir eine Bahn, die uns durch das Geisterhaus
führt. Es wird zwar eine gruselige Stimmung erzeugt, Angst bekommen wir
allerdings nicht. Nach einer Vorlesung von Frau Hannemann über den "Big
Thunder Mountain" steigen wir in einen wild gewordenen, führerlosen
Minenzug, der uns durch eine stillgelegte Mine, über Schluchten und
Berge führt. Wir werden Zeugen einer Explosion durch die die gesamte
Höhle einzustürzen droht und an einer Stelle werden die Schienen von
Wasser unterspült. Danach genießen wir eine Fahrt mit dem MississippiRaddampfer, begleitet von Dixieland-Musik, auf den Rivers of the Far
West. Wir kommen an wasserspeienden Geysiren vorbei, die
Wasserdampf und Fontänen in die Luft schleudern.
Bevor wir ins Adventureland eintauchen, machen wir eine kurze Rast,
stellen fest, dass wir hungrig sind und gehen arabisch essen. - Frisch
gestärkt trauen wir uns auf das Piratenschiff, umarmen den dicken Mast
und staunen über die Takelage. Nun geht es weiter über Hängebrücken
und schwimmende Brücken in die Welt des Robinson Crusoe. Jetzt
kommt es zur ersten Mutprobe. Mit ein bisschen Angst steigen wir in die
"Indiana Jones et le temple du péril backwards" ein. Es ist eine Bahn, die
viele Kurven und ein Looping hat, allerdings fährt man rückwärts. Viele
von uns fahren zum ersten Mal ein Looping. Zur Erholung begeben wir
uns
an
die
diversen
Verkaufsstände,
wobei
uns
die
Schlangenbeschwörung am meisten fasziniert. Anschließend steigen wir
in ein Boot, das uns zu den Piraten in der Karibik führt. Wir erleben
Kämpfe, Brände und Explosionen. Nach Looping und Piratenabenteuern
kehren wir an den ruhigeren Hauptplatz zurück und genießen auf einer
sonnigen Bank unseren Mickey-Maus-Lolley. Die Feuerwehr- und
Polizeioldtimer mit ihrem krächzenden Gehupe erwecken unsere
Aufmerksamkeit. Nach diesen vielen Eindrücken fahren wir mit der
Disneyland-Railroad einmal um den Park. Ein wunderschöner, sonniger
Tag geht zu Ende.
35
Am Sonntag, nach dem Kartenschreiben, haben wir in der Hotelhalle Spaß
mit real gewordenen Zeichentrickfiguren. Nun haben wir uns das
Discoveryland vorgenommen und sind auch schon wieder für Spannung
und Action bereit. Zur Einstimmung fliegen wir mit kleinen Raumschiffen.
Jetzt begeben wir uns zu Autopia, wo alle ihr Debüt als Autofahrer feiern.
Selber Gas geben und lenken ist gar nicht immer leicht. Manche Unfälle,
Gott sei Dank nur Kollisionen mit der Stoßstange, lassen sich nicht
vermeiden. Als wir uns dem Space Mountain nähern, sind sich nicht alle
sicher, ob sie sich das antun sollen. Alle dreißig Sekunden hört man eine
Explosion und sieht die Raketenkapsel, die aus einem enormen Rohr in
den Himmel katapultiert wird. Aber dann geht's erst richtig los. Man
passiert extrem geneigte Kurven, atemraubende Abfahrten und drei
Abschnitte, wo man Hals über Kopf steht. Die meisten von uns
entscheiden sich aber dann doch für die aufregende Fahrt zum Mond. Alle
haben überlebt und sind gut zurückgekehrt. Mutig geworden fliegen wir mit
"Star Tours" noch einmal ins Weltall. In einem großen Raumschiff - in
Wirklichkeit ein Flugsimulator - unternehmen wir eine kleine
intergalaktische Spritztour. Der Pilot, ein spaßiger Roboter, sagt, er fliege
die Maschine zum ersten Mal und wünscht uns einen guten Flug. Die
Maschine besitzt eine ungeheure Beschleunigungskraft und die
unangenehme Fähigkeit, sich um 90 Grad zu drehen. Der Flug verläuft
sehr unruhig, da wir in einen Meteoritenhagel hineingeraten. Im tiefen
Ozean erforschen wir das U-Boot von Kapitän Nemo.
Noch ein paar Erinnerungsstücke einkaufen, ein schnelles Sandwich und
auf geht's zum Hotel - der Bus wartet schon. Am Flughafen begrüßen uns
wieder unsere Piloten. Bei einem Abschiedsdrink in der vornehmen Lobby
des Privatflughafens müssen wir ihnen unsere Erlebnisse erzählen. Nur
ein paar Schritte zum Flugzeug und wir heben ab. Wir lassen Paris unter
uns - "Au revoir" Disneyland!
Wir bedanken uns sehr herzlich bei der Stiftung Kindertraum und dem
Magna-Konzern, die uns diese Traumreise ermöglicht haben.
Cigdem Cam, Kristina Ivanovic
Danijel Krnjeta, Ursula Raunig
Mathias Schmuckerschlag
Meine Reise in heilige Länder
In diesem Sommer hatte ich die Möglichkeit, mit einer Gruppe der Pfarre
am Schüttel Ägypten, Jordanien und Israel zu besuchen. Jener Artikel von
mir, der im Pfarrblatt erschienen ist, gibt die allgemeinen Eindrücke
wieder; hier sollen zusätzlich persönliche Anmerkungen stehen, die
besonders zur Sprache bringen, welche Probleme ein blinder Mensch auf
derartigen Reisen haben kann.
Da meine Frau die in südlichen Ländern herrschende große Hitze nicht
erträgt und sie daher nicht mitgefahren ist, hatte ich keine "natürliche"
Begleitung. Allerdings war schon vor Beginn der Reise klar, dass ich mit
Gerhard, den ich schon von zwei anderen Reisen kannte, im
Doppelzimmer liegen würde. Das war sehr beruhigend, denn auf der
Reise, die 14 Tage dauerte, waren wir in sieben Hotels untergebracht. Das
bedeutete, bei jeder Ankunft die Zimmernummer auf den Koffer zu
schreiben und bei jeder Abreise den Koffer vor dem Einladen in den Bus
zu identifizieren. Von meinen Kindern geknüpfte und geflochtene
Freundschaftsbänder an Koffer und Rucksack waren nicht nur eine
schöne Erinnerung an zu Hause, sondern erleichterten auch das
Auffinden meiner Gepäcksstücke. Abendessen und Frühstück werden
heute in vielen Hotels in Form von Büfetts angeboten. Auch hier erwies
mir mein Zimmerkollege wertvolle Dienste.
In den drei bereisten Ländern hatten wir jeweils verschiedene Führer und
Reisebusse. Durch Zufall saß ich in jedem Bus neben jemand anderem.
Dies erleichterte mir das Anknüpfen von Kontakten. Von der 30 Personen
umfassenden Reisegruppe kannte ich vor Beginn der Reise
ca. 10 Personen näher. Durch die fünf Vorbereitungstreffen wussten zumindest alle, dass ich blind bin. In den ersten Tagen wurde ich bei
Besichtigungen hauptsächlich von jenen Personen geführt, die mich näher
kannten, doch das lockerte sich mehr und mehr. Der gute Zusammenhalt
in der Gruppe ermöglichte es, dass jemand durchaus sagen konnte:
"Nimmst du bitte den Erich jetzt, ich möchte fotografieren."
In jedem der drei besuchten Länder hatten wir einen besonders
anstrengenden Tag zu Fuß: In Ägypten bestiegen wir ab 2:00 Uhr
morgens den Mosesberg; in Petra in Jordanien führte unser Rundweg
über 18 km durch eine Schlucht und über zwei steile An- und Abstiege; in
Israel war ein Weg in einem Naturschutzgebiet zu Wasserfällen, über und
37
durch Wasser zu bewältigen. An diesen Tagen trauten sich drei
verschiedene Personen zu mich zu führen. Auch ich hatte das nötige
Vertrauen und so konnte ich erleben, was auch viele andere Mitglieder der
Gruppe erlebten (nicht alle nahmen an diesen anspruchsvollen Touren
teil).
Die Reise führte von Kairo (Ägyptisches Museum) über die Orte mit
Pyramiden über den Suezkanal und die Halbinsel Sinai zum
Katharinendorf mit dem Mosesberg. Thema unserer Reise war: "Auf den
Spuren des Gottesvolkes". Nach einem Badeaufenthalt am Roten Meer
fuhren wir mit dem Schnellboot nach Akabah in Jordanien und von dort mit
dem Bus weiter nach Petra, der Hauptstadt der Nabatäer. Nach einem
Kurzbesuch in Amman überquerten wir nahe dem See Genezareth die
israelische Grenze und besuchten viele Orte, an denen Jesus gewirkt
hatte. In Jerusalem schlugen wir unser letztes Quartier auf. Ausflüge zum
Toten Meer und nach Bethlehem wurden von dort aus durchgeführt. Von
Tel Aviv flogen wir wieder nach Wien zurück.
Ich bin sicher, dass jeder in dieser Reisegruppe kleinere oder größere
Dienste an mir verrichtet hat und dafür bin ich sehr dankbar! Auch ich
habe mich bemüht, das in die Gruppe einzubringen, was ich konnte: Vor
der Reise hatte ich schon in Zusammenarbeit mit anderen Personen ein
Verzeichnis der Bibelstellen der zu besuchenden Orte und ein Psalmenund Liederbuch vorbereitet. Während der Reise beteiligte ich mich an den
Vorbereitungen zu den Messen und stimmte meist die Lieder an.
Manchmal konnte ich auch durch mein Wissen weiterhelfen (ich war
schon zweimal in Israel und einmal in Ägypten).
Diese Reise zählt sicherlich zu den schönsten meines Lebens und immer
wieder kommen mir auch jetzt noch kleine Episoden daraus in den Sinn.
Erich Schmid
Wir gingen, wo Jesus ging!
Auf den Spuren des Gottesvolkes
Gemeinhin wird der heutige Staat Israel als "heiliges Land" bezeichnet. Zu
unrecht, denn Jesu Wirken erstreckte sich mit Sicherheit auch auf das
Gebiet des heutigen Jordanien. Nach der Kindheitsgeschichte des
Matthäusevangeliums kam Jesus auf der Flucht vor Herodes auch nach
Ägypten.
30 Personen, die meisten aus unserer Pfarre, haben auf ihrer Pilgerreise
im Juli dieses Jahres heilige Orte in Ägypten, Jordanien und Israel
besucht. Wir sind den Spuren des Moses vom Auszug aus Ägypten über
Jordanien bis an die Grenzen zum "gelobten Land" gefolgt und waren an
vielen Orten, die mit dem Wirken Jesu zu tun hatten.
Die Reise, die von Pfarrer Michael und Gerhard Paulus vorbereitet wurde,
hat viele Schichten gehabt, ähnlich den Strukturen der Ausgrabungen, die
wir gesehen haben. Einerseits war für unseren Komfort während der Reise
durch Busse und einheimische Führer gesorgt, bei Badeaufenthalten am
Roten und Toten Meer konnten wir uns entspannen, andererseits haben
wird bei der Besteigung des Mosesberges und bei der Besichtigung
Petras in Jordanien Strapazen auf uns genommen. Wir haben die durch
Sklavenarbeit entstandenen Pyramiden bestaunt, aber auch die
Leistungen der Nabatäer bewundert, die ihre Macht der Kontrolle von
Wüstenstraßen verdankten.
In unterschiedlicher Weise haben wir auf dieser Reise Nahrung
bekommen: durch die vielen Landschaften, die wir durchquerten; durch
Wissen über Bauwerke und historische Zusammenhänge; durch das gute
Zusammenhalten in der Gruppe; durch Katechesen, tägliches Gebet und
die Feier der Messe an stimmungsvollen und für das Leben eines Christen
bedeutsamen Orten. Immer wieder hat Pfarrer Michael Verbindungen
zwischen dem ersten und dem zweiten Testament hergestellt: Am Berg
Sinai hat Moses die 10 Gebote empfangen - am Berg der Seligpreisungen
hat Jesus dem alten Gesetz positive Zusätze gegeben.
Moses hat um das Manna, das Brot in der Wüste, gebetet und es erhalten
- Jesus hat am See Genezareth mit fünf Broten und zwei Fischen 5000
Menschen gespeist. Moses hat gegen die Giftschlangen eine eiserne
Schlange auf einer Stange befestigt, zu der die Menschen zu ihrer Heilung
aufblicken sollten - wir sollen auf das Kreuz Jesu schauen. Daran haben
wir besonders beim Besuch der Grabes-/Auferstehungskirche in
Jerusalem gedacht. Besonders in dieser Stadt gibt es Stellen, von denen
man mit großer Sicherheit sagen kann, dass Jesus dort gegangen ist. - Ich
bin dankbar, dass auch ich dort gehen durfte, wo Jesus gegangen ist!
Erich Schmid
Hannes und die Anderen
Folge 1: Der erste Schultag
Da stand ich nun, verloren wie ich war, vor meiner alten neuen Klasse.
Sie waren alle wieder da: alle meine Freunde, alle meine Feinde und all
die anderen. - Ich kannte sie alle und sie alle kannten mich, so wie es nun
mal war.
Ich stand vor der Klasse und überblickte sie. Heuer konnte ich mir endlich
aussuchen, wohin ich mich setzen wollte. Ich musste nicht mehr neben
Jens sitzen, endlich konnte ich mich wieder neben jemand anderen
setzen. Das sollte aber nicht heißen, dass ich Jens nicht mag. Er war erst
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vor einem halben Jahr zu uns in unseren Ort gezogen. Ich würde mich
ganz nach hinten setzen, dort, wo ich dem drohenden Auge der Lehrer
wenigstens für kurze Zeit entkommen konnte.
Ich war einer der ersten, der die Klasse betrat. Ginge es mir nicht um den
Platz hinten, hätte ich das wohl nie freiwillig getan; weil ich fürchtete,
ansonsten zum Streber abgestempelt zu werden.
Ich eilte schnell hinein, es könnte ja Leute geben, die es genauso eilig
hatten wie ich, an die hinteren Plätze zu kommen. Der Einzige, der hinten
saß, war Georg. Er war ein guter Kumpel von mir. Ich eilte nach hinten
und begrüßte ihn:
Hi, Georg!
Hi!, sagte er in seiner ruhigen Art. Man konnte Georg eigentlich nie böse
sein. Er war viel zu ruhig, sagte viel zu wenig. Er war etwas rundlich
gebaut, hatte blondes Haar und langsam bekam er, sehr zu seinem Pech,
eine Stirnglatze. Mit seinen 15 Jahren eine Glatze zu bekommen, war eine
ziemliche Bestrafung, das war mir von Anfang an klar. Vor einigen
Wochen war ich beim Frisör, der hatte bei mir bereits ein weißes Haar
entdeckt! Ich bin ja nicht eitel, aber was, wenn ich jetzt schon alt werden
würde, jetzt, wo mein Leben noch gar nicht richtig begonnen hatte?
Wir sprachen von den Ferien, was wir so erlebt hatten usw. Nun, ich hatte
kaum etwas unternommen, war auch nicht in einen Urlaubsort gefahren
und hörte mir nun neidisch die Geschichten der anderen, die in ferne
Länder gereist waren, an. Wirklich, es war unfair und zum Mäusemelken.
Ich war ziemlich deprimiert.
Fünf Minuten waren vergangen, da kamen auch schon die nächsten in die
Klasse. Unser Klassenprolet Mario, der dicke Charlie, Christine, Alice und
viele andere...
Eigentlich mag ich sie alle irgendwie. Das hab ich in den Ferien bemerkt.
Und ich vermisste sie auch, selbst Mario, den ich eigentlich überhaupt
nicht leiden kann; tja, so ist es eben.
Alice kam auf mich zu und begrüßte mich: Dein Fahrrad steht auf meinem
Platz! Das hatte sie natürlich nicht ernst oder böse gemeint, sie lächelte
mich an, so liebenswürdig, wie ein Mädchen nur lächeln kann. Ja, ich
konnte nur zurücklächeln und meinte: Ich versichere dir, ich habe ein so
schlechtes Gewissen!
Wir mussten beide lachen. Sie setzte sich nach vorn; hinten waren schon
alle Plätze besetzt. Mario hatte sich nach vorn gesetzt, zu den Lehrern; er
war wirklich ein Schleimer! Neben ihm saß Dieter. Er war eigentlich der
Vernünftigste von uns allen, ich mag ihn sogar. Alice setzte sich neben
Christine, da sie ihre beste Freundin ist. Die beiden würden füreinander
die Hand ins Feuer legen.
Irgendwann waren dann alle da, der Lehrer kam herein und hielt seine
übliche Begrüßungsrede, die wir schon vom Vorjahr kannten: Dieses Jahr
könnte für euch hart werden, wenn ihr nicht genug lernt - und so... Ja, das
war eine von den Reden, die wir schon kannten. Die Stunde ging vorbei.
Daniel und Lukas mussten das Schuljahr wiederholen und waren deshalb
neu zu uns gestoßen. Herr Eder, unser Klassenlehrer, hielt für die beiden
eine Moralpredigt und schrieb sich unsere Namen auf. Der erste Schultag
war also mehr oder weniger ereignislos.
Wir sahen uns alle wieder, jeder hatte seine eigene Geschichte zu
erzählen, einige lebten in ihrer eigenen kleinen Welt, andere lebten wieder
für andere. Ja, es war eine bunt gemischte Klasse.
Wir hatten an jenem Mittwoch etwa drei Stunden, in der zweiten ging die
gleiche Tortur weiter, aber in der großen Pause hatten wir dann genügend
Zeit weiter zu plaudern. Die erste, die mich begrüßte, war Romana. Sie
hatte sich eine Sonnenbrille aufgesetzt, weil sie meinte, damit würde man
den Pickel auf ihrer Augenbraue nicht sehen.
Juliane fing mich auf dem Rückweg zur Klasse ab: Ich dachte, du redest
nichts mehr mit Romana, hast du voriges Jahr gesagt, meinte sie.
Wenn sie mich nicht angesprochen hätte und wenn du gekommen wärst,
um mit mir zu reden, wär das auch nicht passiert, konterte ich.
Wortlos ging sie in die Klasse. Da ich der letzte war, musste ich wohl auch
die Türe schließen.
Du kommst spät, sagte der Lehrer. Es war fünf nach zehn Uhr.
Ich war noch am Klo, log ich. Das stimmte natürlich nicht. Um ganz ehrlich
zu sein: Meine Mitmenschen sind mir sowieso viel wichtiger als diese
blöde Schule. Das sage ich natürlich nicht laut, aber es ist eben so...
Ich ging zurück auf meinen Platz und setzte mich ganz brav hin, ich wollte
nicht schon wieder einen Eintrag ins Klassenbuch riskieren, dadurch
wurde ich schon voriges Jahr zum Liebling des Direktors ernannt... Ich
verstand nie, warum. Eigentlich sage ich immer offen meine Meinung und
das nicht mal frech!
Die Stunde zog vorüber, eine Stunde reihte sich an die nächste bis es
endlich läutete. Endlich, der Unterricht war zu Ende!
Ich verließ das Schulgebäude und eilte in den Hof zu den Fahrrädern.
Dann nahm ich mein Fahrrad und wollte gerade abfahren, als Alice zu mir
trat.
Mein Platz!, sagte sie.
Weiß ich!, meinte ich schmunzelnd. Sie lächelte zurück. Ihr rosafarbenes
Fahrrad stand neben dem meinen.
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Fahren wir noch zur Eisdiele?, fragte sie mich.
Ich hab noch genug Zeit, antwortete ich ihr. Natürlich fuhr ich gern mit.
Wenn sie mich in die Hölle einladen würde, ich würde ihr mit Freuden
folgen.
Wir schwangen uns auf unsere Fahrräder und bogen vom Schulhof ab auf
die Straße. Das schöne am Leben in einer Kleinstadt war, dass es wirklich
nur einige Orte gab, wo man sich treffen konnte und wenn man mal dort
war, konnte man sich ziemlich sicher sein, dass andere Bekannte auch da
waren.
Es war ein schöner Spätsommertag Anfang September, die Bäume waren
noch grün, dennoch ließ sich der Herbst schon erahnen. Die Sonne stand
tiefer als sonst und ein kalter Wind blies von Norden her. Die Vögel
sangen noch und es war eine friedliche liebliche Stimmung um uns.
Romantisch. Aber offenbar war ich von uns beiden der Einzige, der
romantisch denken konnte. Alice hatte nur Blödsinn im Kopf. - Warum
mag ich sie eigentlich?, dachte ich in diesem Moment. Tja, die Liebe
kommt eben, wo sie hinfällt.
Das Eis schmeckte herrlich. Wir sprachen belangloses Zeug und alberten
herum, erzählten uns Witze. Ich fühlte mich einfach nur gut in der Nähe
von ihr.
Wir verbrachten eine Dreiviertel Stunde in der Eisdiele, danach musste ich
nach Hause. Immerhin habe ich auch eine Mutter, die mit dem Essen auf
mich wartete. Es war ja schon halb zwölf und um zwölf Uhr sollte ich zu
Hause sein. Mein Weg war nicht sehr weit, das war gut. Alice musste in
ein drei Kilometer entferntes Dorf fahren.
Am Nachmittag traf ich mich mit Jens. Seine Eltern waren erst kürzlich
hergezogen. Darum kannten wir uns noch nicht so gut. Aber er ist ein
netter Kerl und ich beschloss, zu ihm zu kommen. Er war auf das Haus, in
dem er nun wohnte, ziemlich stolz. Bisher hatten er und seine Eltern
gemeinsam mit seinen zwei Geschwistern in einer kleinen Garconniere in
Wien gewohnt. Da ist es nur verständlich, wenn man froh ist, in einem
richtigen Haus leben zu können.
Er zeigte mir sein neues Zimmer. Es war hübsch eingerichtet und hatte
einen schönen Ausblick auf den Pool im Garten. Wir trafen uns noch mit
Jan, Susi und Herbert und verbrachten einen schönen, aber nicht
aufregenden Nachmittag.
Ja, so war der erste Schultag. Ich sah alle meine Schulkollegen wieder,
das war wirklich toll nach den recht einsamen Monaten zu Hause.
Am nächsten Tag bekam ich eine Einladung zu einer Party, doch was für
eine Party konnte ich zu dieser Zeit noch nicht ahnen.
Manuel Pöppel
In Folge 2: Die Party
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Einladung
zur Teilnahme an unserer Blutspendeaktion
Am 7. Dezember 2000 wollen wir wieder Gutes tun, indem wir eine
Blutspendeaktion im BBI durchführen. Alle, denen dieses Anliegen wichtig
ist, sind in der Zeit von 13:00 - 15:00 Uhr herzlich eingeladen in unseren
Speisesaal zu kommen und sich von fachkundigen Personen beim
Blutspenden betreuen zu lassen. Der 7. Dezember ist obendrein unser
erster Elternsprechtag in diesem Schuljahr!
Vielleicht wissen Sie, dass bei jeder Blutspende Ihr Blut kostenlos
untersucht wird. - Durch die Teilnahme an unserer Aktion tun Sie etwas
Gutes für sich und für Andere!
Kommen Sie möglichst zahlreich!
Erich Schmid
Impressum
Dieses Informationsblatt
herausgegeben.
wird
vom
Bundes-Blindenerziehungsinstitut
Im Sinne des Mediengesetzes für die Herausgabe verantwortlich ist der
Direktor, OStR Prof. Franz Haslinger.
Für den Inhalt verantwortlich ist jeder einzelne Verfasser. Die geäußerten
Meinungen müssen sich nicht mit dem Standpunkt der Redaktion decken.
Verantwortlicher Redakteur ist Prof. Erich Schmid.
Kostenträger für das Informationsblatt ist der Elternverein des BundesBlindenerziehungsinstitutes.
Alle in 1020 Wien, Wittelsbachstraße 5.
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