Lebenswort

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Lebenswort - Gruppe
Wer einen Weg sucht heraus aus der oft beklagten Unverbindlichkeit und mangelnden
Alltagstauglichkeit des Christseins, kann sich von diesem Stichwort anregen lassen, mit
anderen zusammen konkrete Schritte in Richtung einer vertiefenden Gestaltung des
Glaubens zu versuchen.
1. Der Name:
“Ihr scheint als Lichter in der Welt dadurch, dass ihr haltet an dem Wort des Lebens.”
(Paulus, an die Philipper 2,16) - “Lass uns leuchten des Lebens Wort” (M. Luther in einem Kirchenlied; EG 125,2) - So haben Christen aller Zeiten das Evangelium von Jesus Christus gekennzeichnet: als Wort, das durch dieses Leben zum ewigen Leben
führt. In Bereich der evangelischen Kirchen führten Begegnungen mit der ‘Bewegung
der Foccolare’ zu einer nicht gesteuerten und organisierten Übernahme dieser Lebenswort - Gruppen. ‘Foccolare’ heißt ‘Herdgemeinschaft’. Dieser Name wurde zum
Programm der 1943 in Trient entstandenen Bewegung: Einheit um das Feuer der Liebe
Gottes. Weil die Menschen damals das Wort der Bibel auch im täglichen Leben
merkbar bei sich haben wollten, war für sie von Anfang an eine Übung charakteristisch: sie wählten in ihren kleinen Gruppen für einen bestimmten Zeitraum ein biblisches Wort, um es mit besonderer Aufmerksamkeit zu leben. Prof. M. Seitz berichtet über die Anfänge dieser Bewegung unter Studenten verschiedener Fachrichtungen in Erlangen in den 70er Jahren: “Darüber erfuhren sie die Tiefe eines solchen
Wortes, die menschliche Ferne davon und das Eindringen des Heiligen Geistes in diese
Ferne.”
2. Eine Art evangelischer Lebensordnung:
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Die Lebenswort - Gruppe setzt sich zusammen aus Menschen, die sich gegenseitig
bei der Verwirklichung des Glaubens helfen.
Die Gruppe trifft sich regelmäßig (vierzehntägig / vierwöchentlich) für eine begrenzte Zeit.
Die Gruppe trifft Vereinbarungen als Stütze in der eigenen Schwäche und als Hilfe
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zur konkreten Übung:
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Verbindlichkeit: wer nicht kommen kann, meldet sich ab.
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Fürbitte füreinander
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Gemeinsames Lesen eines Abschnitts aus der Bibel. Jemand leitet ein Gespräch
darüber ein. Alle suchen einen Satz heraus als Lebenswort, mit dem die Gruppenmitglieder von dem Treffen an ‘meditativ’ im Alltag umgehen: d.h. den Satz
in der Wohnung, in der Tasche, im Notizbuch o.ä. sichtbar bei sich haben, so dass
man jederzeit diesen Satz ‘kauen’ oder auch ‘im Herzen bewegen’ kann. Dieses Wort begleitet uns im Leben der Alltage zwischen den Treffen.
Dazu hilft dem/der Einzelnen: das Wort zu Beginn des Tages / zu Beginn der eigenen Andacht o.ä. dreimal mit großer Aufmerksamkeit halblaut lesen; es auf die
eigene Tagesplanung und Situation meditierend anwenden; aus Wort und Situation ein Gebet entstehen lassen. - Man kann sich zur eigenen Erinnerung feste Zeiten nehmen, z.B. mittags und abends (dann vor allem unter den Stichworten:
Rückblick / Dank / Belastung) und das Wort wieder - holen.
Beim nächsten Gruppentreffen können alle berichten, was sie konkret in ihrer Lebenssituation mit dem Wort erlebt haben. Auch ‘Niederlagen’, ‘Vergesslichkeit’
usw. haben Platz in diesem Gespräch. Es darf nicht zu einer frommen Leistungs- oder Erfahrungsschau werden. Im Gespräch wird nicht kontrolliert, sondern gemeinsam geübt. Die Vereinbarungen sind ein Raum, in den wir eintreten und den
wir mit unseren Möglichkeiten gestalten können.
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Manche Lebenswort - Gruppen nehmen in ihre Vereinbarungen mit auf, dass sie
sich nach einem bestimmten Zeitraum (z.B. nach 3 Monaten) freigeben, Bilanz
ziehen und entweder weitermachen, sich aufzulösen oder mit einer anderen ‘Besetzung’ neue Schritte zu versuchen. Die Überprüfung der getroffenen Vereinbarungen sollte auch in einem ähnlichen Zeitraum erfolgen.
3. Zur Praxis:
Das Ganze ist ein Angebot, ein Vorschlag; eine freiwillige Bereitschaftserklärung, für
eine begrenzte Zeit etwas für den eigenen Glauben zu tun. Die Verbindung der Übenden sorgt von Innen heraus für eine der Gruppe angemessene Form und wird in irgendeiner Weise sich auch äußern, d.h. in der Gestalt der Gemeinde und der Welt
sichtbar werden. Dazu findet man in der Regel nicht durch Abkündigungen von der
Kanzel oder eine allgemeine Einladung im Gemeindebrief. Persönliche Ansprache, direkte Einladung von Person zu Person ist gerade bei solche Form die einzig wirksame
‘Methode’ zur Gründung einer Gruppe. Ich selber habe mit einigen persönlich zusammen gesuchten Menschen seit einigen Jahren diese Form ausprobiert über einen relativ großen geographischen Raum hinweg (wir wohnen und arbeiten in ganz verschiedenen Kontexten). Wir bereichern uns, nehmen an einander Anteil, tragen Freude und
Leid der anderen mit. Wir möchten diese Gruppe nicht mehr missen. - Menschen, die
an Kursen im Haus der Stille in Rengsdorf / Westerwald teilnehmen und fragen, wie
sie denn zu Hause das, was sie an einem Wochenende erlebt haben, weiter pflegen
und gestalten können, empfehlen wir gerne die durch keinerlei administrative Hindernisse begrenzte Weise, das Wort der Bibel als alltagstauglich zu erleben.
Im 1. Petrusbrief heißt es: ‘...baut... euch als lebendige Steine zum geistlichen
Haus...’(2,5. Das gilt für einzelne, für kleine Gruppen und ganze Gemeinden. Unsere
Kirche leidet darunter, dass es in der Struktur der Großgemeinden kaum gelingt, die
Mehrzahl der Getauften Gemeindeglieder für ein lebendiges geistliches Leben zu interessieren. Von den kleinen Gemeindekreisen der Urchristenheit lassen wir uns gerne
von der kleinen Zahl inspirieren und ‘binden’ Menschen an das Lebenswort und aneinander. Binden meint: im Glauben befestigen, zur Gemeinschaft der Heiligen zusammenfügen. So tat es auch Paulus mit den Menschen, die er für den Glauben an Jesus
Christus gewann. Er band diese ‘Neugründungen’ von Hauskirchen in den Großstädten
der Antike an die Urgemeinde in Jerusalem zurück und fügte sie so in die ‘heilige
christliche Kirche’ ein.
4. Adressen:
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Haus der Stille, Melsbacher Hohl 5, 56579 Rengsdorf (Tel: 02634/921103 - Fax:
02634/920517) – www.ekir.de/haus-der-stille - eMail: [email protected]
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Exerzitien / Leben ordnen - Glaube vertiefen (Faltblatt): Arbeitsgemeinschaft
Deutscher Diözesan - Exerzitien - Sekretariate, Kaiserstraße 163, 53113 Bonn
Hermann Kotthaus, GMD Wuppertal ([email protected])
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