Entspannung für Kinder

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Workshop: Entspannung für Kinder
Wie können gestresste Jungscharkinder zur Ruhe kommen?
Tipps, praktische Übungen, Modell „Stille Jungschar“
Entspannungstechniken
Entspannungstechniken sind jeweils kein Allheilmittel. Jedem Kind liegt etwas anderes, wie uns
Erwachsenen auch. Aber ausprobieren kann man alles einmal, damit man ein Gespür für das Eigene
bekommt. Je nach Entwicklungsstand der Kinder eignen sich manche Techniken noch nicht für
Grundschulkinder.
Auswahl an Entspannungstechniken, die man mit Grundschulkindern z.B. ausprobieren kann:
Wahrnehmungsübungen – wecken den Verstand und die Sinne
Stille – Spiele – vermitteln Kindern die Wohltat der Stille für Körper und Geist
Körperübungen – Körper besser kennen lernen und nach innen spüren
Phantasiereisen – Kinder lassen ihren Vorstellungen freien Raum
Was ist zu beachten?
Regeln, damit Kinder in die Entspannung kommen
1. Eltern informieren, dass man Entspannungstechniken anbietet! Manche Kinder dürfen
keine Entspannungsübungen aus Krankheitsgründen nur eingeschränkt oder gar nicht
machen. Dazu gehören: Kinder mit Asthma; spezielle Magen-Darm-Erkrankungen;
Depressionen, Epilepsien, psychotische Störungen, Herz-Kreislauferkrankungen… Also: Mit
Eltern abklären, ob das Kind Entspannungsübungen mitmachen darf.
2. Darauf achten, dass man selbst zur Ruhe kommt. Wer unruhig ist, überträgt diese unruhe
aufs Kind.
3. Kinder zu den Übungen einladen! Übungen sollten freiwillig sein. Manche Kinder mögen
vielleicht keine Berührungen z.B. bei Massagen. Entspannung soll positiv erlebt werden.
4. Vor der Entspannung steht die Anspannung. Kinder sollten sich vorher ausreichend bewegt
haben. So wird der Kontrast spürbar.
5. Angenehme Atmosphäre schaffen: Material sollte bereit liegen, der Raum gelüftet sein –
angenehme Raumtemperatur, evtl. Störungen vorbeugen mit Schild an der Tür.
6. Während der Übungen wird nicht gesprochen. Das hilft den Kindern, sich auf sich selbst und
ihre Bedürfnisse zu konzentrieren.
7. Augen schließen (Freiwilligkeit). Die Übungen gelingen mit geschlossenen Augen besser.
8. Nicht enttäuscht sein, wenn Übung nicht gleich gelingt. Am besten, man plant immer
wieder eine Entspannungseinheit ein. Üben in Regelmäßigkeit bringt den gewünschten
Erfolg.
9. Übungen mitmachen. Als Mitarbeitende haben wir eine Vorbildfunktion. Es macht mehr
Spaß, wenn Mitarbeitende mitmachen. Dabei geht es nicht um Perfektion, sondern um
gemeinsames Entdecken und Ausprobieren.
10. Sich gut vorbereiten! Z.B. bei Phantasiereisen sollte der Text vorher mehrmals gelesen
werden, damit man weiß, an welchen Stellen Pausen gut sind und der Text flüssig kommt.
11. Kinder vorher auf die Toilette schicken. Zur Vorbeugung…
Entspannungstechniken praktisch
1.Wahrnehmungsübungen
Geeignete Techniken um erste Entspannungserfahrungen zu machen .
Übung: Kreisel auf einem Teller laufen lassen
Alle schauen still auf den Kreisel bis er umfällt. Die Übung eignet sich, um seine Gedanken zu
bündeln.
2.Stille – Spiele
Übung: Der Indianer
Ausgangsposition: Kreis im Stehen, Blick nach außen, innen steht ein Kind, die anderen schließen die
Augen. Das Kind innen geht im Kreis herum. Der Leiter spricht: Ein Indianer schleicht heran, schleicht
so leise er nur kann……….. Da bleibt der Indianer stehen. Wer kann ihn trotz geschlossener Augen
„sehn“? Das Kind bleibt hinter einem Kind stehen. Wer glaubt, der Indianer steht hinter ihm, hebt die
Hand. Indianer und Kind tauschen die Plätze. Bei einer größeren Gruppe können auch zwei bis drei
Indianer gleichzeitig im Kreis unterwegs sein.
3. Körperübungen
3.1 Entspannende Bewegungsminis (Körperübungen)
Hier geht es darum, sich selbst wahrzunehmen, den Körper zu spüren im Wechsel von Aktivität und
Ruhe. Die Kinder machen positive Erfahrungen mit Entspannung indem sie diese intensiv am eigenen
Körper erleben. Gut geeignet für bewegungsfreudige Kinder… Jederzeit durchführbar meist ohne
Material.
Übung: Baum
Ausgangsposition: Sitzen. Auf Text achten und einfach mitmachen. In der Stille!
Text Leiter/in:
Stell dir vor, du hast einen Traum. Und in diesem Traum bist du ein Baum.
Ganz ganz langsam wächst du dem Himmel entgegen (langsam aufrichten)
Du wächst der Sonne entgegen. (Hände nach oben regen)
Deine Äste breiten sich nach rechts und links aus (Arme zur Seite).
Der Wind bläst zart durch deine Äste (leichte Kreiselbewegungen mit Armen)
Ein Sturm kommt und schüttelt dich durch (starke Bewegungen am ganzen Körper)
Dann wird es ruhig und du stehst wieder fest (ruhig stehen)
Übung: 1 Minute
Ausgangsposition: Im Stehen, in der Mitte eine Wanduhr
Text Leiter/in:
1 Minute auf der Stelle laufen
1 Minute still verschnaufen – danach Austausch: Was habt ihr gespürt? (Wärme; Herzschlag, Atmung)
1 Minute auf der Stelle springen
1 Minute reglos verbringen
1 Minute auf einem Bein stehen
1 Minute nach innen sehen
Übung: Arme schwingen
Ausgangsposition: Alle verteilen sich im Raum, so dass jeder genug Platz hat, ohne sich an anderen zu
stoßen…
Sich bequem hinstellen, Beine hüftbreit aufgestellt, Schultern entspannt, Arme locker baumeln
lassen.
Dann Oberkörper leicht drehen von einer Seite zur anderen. Dabei schwingen die Arme mit. Hände
fallen auf Lendenwirbelbereich, bzw. auf den Bauch im Nabelbereich.
Übung wird in der Stille durchgeführt, zu Beginn mit einer Minute einsteigen, bei
Übungswiederholungen in weiteren Jungscharstunden dann langsam steigern bis max. 3 Minuten.
3.2 Massageübungen
Zu beachten: Kinder sollten sich ihre Massagepartner selber aussuchen. Knochen und Wirbelsäule
dürfen nicht massiert werden. Bei Kindern mit langen Haaren ist es idealer, wenn die Haare
zusammengebunden werden.
Übung: Pizzamassage
Ausgangsposition: Im Sitzen
Text Leiter/in:
„Wir nehmen erst mal ein Stück Teig und kneten es gründlich durch.“
(mit beiden Händen den Rücken durchkneten, aber nicht zu fest!)
„Dann fettet wie das Pizzablech mit einem Pinsel ein.“
(mit den Fingerspitzen den ganzen Rücken „einfetten“)
„Nun breiten wir den Teig auf dem Blech aus.“
(mit der Faust von der Mitte –neben der Wirbelsäule- her zu den Rändern vom Rücken streichen)
„Als erstes kommt Tomatensoße auf die Pizza.“
(mit der Handfläche kreisförmige Bewegungen machen)
„Anschließens verteilen wir Champignons auf der Pizza.“
(mit einem Finger den Rücken berühren)
„Nun legen wir Salami- oder Schinkenscheiben darauf.“
(den Handballen auf den Rücken drücken und leicht drehen)
„Die Zwiebeln und Paprika schneiden wir erst in kleine Stücke, bevor wir sie drauflegt.“
(mit der Handkante die Messerbewegungen machen)
„Nun kommt noch Oregano dazu.“
(mit Daumen, Zeige- und Mittelfinger leicht auf dem Rücken kreisen, wie wenn man eine Prise eines
Gewürzes verteilt)
„Und zum Schluss streuen wir noch geriebener Käse über die gesamte Pizza.“
(mit den Fingern ganz leicht auf den gesamten Rücken tippen)
„Nun kommt die Pizza in den Ofen und wird ordentlich gebacken.“
(Hände aneinander reiben und dann die Handflächen auf den Rücken drücken)
„Wir nehmen die Pizza wieder aus dem Ofen. Sie sieht herrlich aus!“
4. Phantasiereisen
Das Wort Phantasie kommt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie „Vorstellungsvermögen“,
„Einfallsreichtum“. Allein durch Phantasie gelingt es uns, Dinge vor unserem inneren Auge zu sehen.
Darüber hinaus können wir sogar Reisen durch eine innere Welt unternehmen. Kinder nutzen solche
Tagträume als Entspannung. Hier erleben sie lustige Geschichten oder spannende Abenteuer. Sie
beschäftigen sich mit Erlebten, mit Gedanken und Gefühlen.
Phantasiereisen sollten eine optimistische und hoffnungsvolle Grundeinstellung vermitteln, um zur
Entspannung zu führen. Das Kind sollte sich mit Personen oder Tieren in der Geschichte identifizieren
können.
Ablauf: Wer mag, kann bei der Geschichte die Augen schließen. Die Kinder nehmen eine angenehme
Position ein, dann kann es los gehen. Beim Sprechen sollte die Stimme ruhig und getragen sein.
Zwischen den Textteilen sollte man Pausen lassen, damit die Vorstellungskraft nachkommen kann.
Nach der Reise ist es wichtig, die Kinder wieder gut in die Realität zurückzuholen.
Übung: Die Sonne
Ausgangsposition: Liegen oder Sitzen, Augen schließen
Im Traum gehst du spazieren
Eine Blumenwiese lädt dich zum Verweilen ein
Du legst dich hin und kommst zur Ruh
Deine Augen gehen langsam zu
Da kitzelt dich etwas im Gesicht
Zuerst erkennst du es nicht
Du überlegst: Was kann das sein?
Da kitzelt es dich am Bein
Es kitzelt dich auch am Arm
Plötzlich wird dir wohlig und warm
Du nimmst diese Wärme am ganzen Körper wahr
Du fühlst dich gut
Es geht dir wunderbar
Da siehst du, wer dir diese Wärme macht
Es ist die Sonne. Sie steht über dir und lacht
Freundlich scheint sie auf dich nieder
Wärmt deinen Körper und alle Glieder
Und so liegst du im warmen Sonnenschein
Du hast keine Schmerzen, keine Pein
Du genießt die Wärme und die Ruhe noch eine Weile
Du wirst wach und stehst auf ohne Eile
Modell „Stille Jungschar“ (Siehe Artikel JSL 04/12)
Literaturtipps/ Quellen: Alle Bücher können unter www.ejw-buch.de bestellt werden.
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„3 Minuten Entspannung“ Jutta Bläsius, Don-Bosco-Verlag, 12,95 €
„Fantasiereisen und Entspannungsgeschichten“ Herrmann/Wittman, Don-Bosco-Verlag,
19,95 € (für 3-8-Jährige)
„Ganzheitliche Entspannungstechniken für Kinder“, Ulrike Salbert, Ökotopia-Verlag, 17,80 €
„Kinder entdecken die Langsamkeit“, Volker Friebel, Ökotopia-Verlag, 11,00 €
Mitarbeiterhilfe „Jungscharleiter“ Ausgabe 4/2012: Artikel „Stille Jungschar“
Antje Metzger, Landesseminar Jungschar 02/2014 „Kinder unter Druck“
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