Thailand – Newsletter – 31.3.2014 – Die thailändische Kultur und Gesellschaft Einleitung Genau ein Jahr ist es nun her, seit ich mich aus der Schweiz offiziell abgemeldet habe, ich bin nun also einer dieser über 700'000 Auslandschweizer. Zudem lebe ich nun schon knapp 2 ½ Jahre hier in Thailand. Schon ein ganz spezielles Gefühl, obwohl ich nicht sagen kann, dass ich mir das nie hätte vorstellen können. Der Gedanke des „Plan B“ beschäftigt mich schon seit Ende des letzten Jahrtausends, als ich mitten in der Fusion Bankverein – Bankgesellschaft stand und miterlebt habe, welchen Wert die über 50-Jährigen in der Finanzbranche noch haben. Damals stand ich auf der anderen Seite, habe die Gespräche durchgeführt, welche zu den vorzeitigen Pensionierungen oder gar Kündigungen geführt haben. Es war kein gutes Gefühl, solche Gespräche zu führen, aber es war bestimmt ein noch viel bescheideneres Gefühl, auf der anderen Seite des Tisches zu sitzen. So entstand der „Plan B“, das sollte mir einmal nicht passieren. Ich wollte vorbereitet sein, was auch immer passieren mag. Natürlich kam der Zeitpunkt der Aktivierung des Planes dann aus anderen, vorwiegend gesundheitlichen Gründen, aber eben, er kam und ich war vorbereitet darauf. Dies wiederum war ein äusserst angenehmes Gefühl. Für Diejenigen die es interessiert, gegen Schluss gehe ich noch kurz auf meinen allgemeinen Gesundheitszustand und den in diesem Zusammenhang gemachten Erfahrungen ein. Vorweg nur soviel, es geht mir gut und ohne etwas vorschnell verschreien zu wollen, es sieht ganz danach aus, als überlebe ich diese Krankheit als einer von vielleicht 5 %. Das wäre dann schon nahe an einem Wunder, dafür bin ich dankbar. Bevor ich nun auf Thailand und die gemachten Erfahrungen eingehen möchte, zuerst noch dies: Mir gefällt es nach wie vor ausgezeichnet hier in Thailand auch wenn ich noch nicht weiss, was ich in Zukunft genau machen werde. Eigentlich wäre ich ja wieder arbeitsfähig, smile. Vielleicht sogar besser als vorher, denn eines habe ich (zu spät) gelernt, es wäre in meinem Arbeitsleben, so wie ich es gelebt habe, viel sinnvoller gewesen, einmal einen einjährigen „Sabbatical“ einzuplanen, aber dazu hat mir der Mut gefehlt. Ich kann mich jedenfalls nicht erinnern, wann ich mich innerlich das letzte Mal so gut, ausgeglichen und gelassen gefühlt habe. Eigentlich zu allerlei Taten bereit, sehen wir mal, was noch kommt. Thailand – vom ehemaligen „Land des Lächelns“ zum „Amazing Thailand“, oder anders herum: Ich spreche in diesem ersten Newsletter vor allem über die thailändische Kultur und Gesellschaft – auf der Basis einiger wichtiger oder zumindest sehr auffälliger Themen dieses Landes. Dabei versuche ich es zwischendurch mit einem satirischen Schreibstiel, ich möchte es einmal „fröhlichen“ Schreibstil nennen. Ich bin mir natürlich der Ersthaftigkeit des Themas jederzeit bewusst. Um den nachstehenden Bericht richtig verstehen zu können, möchte ich noch einige Zeilen einer Rede des ehemaligen australischen Premier, John Howard, anlässlich einer Rede zum Jahrestag der Bali-Attentate, welche er im Februar 2008 hielt, festhalten. Gerichtet ist die Rede an die Muslime in Australien, die unter dem islamischen Gesetz der Sharia leben wollen. „... Dies ist unsere Nation, unser Land und unser Lebensstil und wir räumen Euch jede Möglichkeit ein, alle diese Errungenschaften mit uns zu geniessen und zu teilen. Aber wenn ihr Euch ständig beschwert, Mitleid sucht, unsere Fahnen verbrennt, unseren Glauben verurteilt, unsere Werte missachtet, unseren Lebensstil verurteilt, dann ermutige ich Euch einen weiteren Vorteil unserer grossartigen australischen Demokratie und Gesellschaft zu nutzen: Dem Recht, das Land zu verlassen! Wenn ihr hier nicht glücklich seit, dann GEHT! 1 Wir haben Euch nicht gezwungen, hierher zu kommen. Ihr habt gebeten, hier sein zu dürfen. Also akzeptiert das Land, das Euch akzeptiert hat.“ Treffende Sätze, deren Bedeutung ich mir hier bewusst bin, gelten sie doch nach meiner Ansicht für alle Ausländer in fremden Ländern. Und ich bin nun hier in Thailand der Ausländer, hier „freundlich“ mit „Farang“ bezeichnet, was soviel wie „Langnase“ bedeutet (ausgesprochen als Falang, da viele Thais das „r“ nicht aussprechen können). Wie erwähnt, ausgesprochen wichtige Sätze, um das Nachstehende richtig einordnen zu können. Auch wenn ich bemüht bin, alles aus verschiedenen Blickwinkeln zu sehen und zu schreiben, ist nicht alles sehr freundlich beschrieben. Und deshalb, auch für mich gilt, sollte ich hier nicht glücklich sein, dann GEH! Man kann hier ein ganz angenehmes Leben führen ohne viel von dem nachstehend Beschriebenen mitzubekommen. Ich wäre aber nicht ich, wenn ich nicht versuchen würde, den Dingen auf den Grund zu gehen, mich mit der Kultur und den Menschen auseinander setzen zu wollen. Natürlich mit der Folge, mich, wo notwendig, auch anpassen zu müssen. Das muss ja nicht gleich heissen, dass ich mich jetzt auch gleich zum z.B. grossen „Umweltverschmutzer“ oder Kinderschänder entwickeln muss, nur weil das hier eben so ist. Ebenso wichtig ist es mir, hier festzuhalten, dass alles was ich nachstehend schreibe, meine subjektive Meinung ist. Das Schöne an meinem aktuellen Leben ist, dass ich niemandem mehr „gefallen“ muss, dass ich weder gefördert, gefordert noch befördert werden muss sondern mir frei und möglichst unbefangen meine Gedanken machen kann. Selbstverständlich, und das hat mich schon immer geprägt, versuche ich meine Denkweise, meine Gefühle für eine Situation, kritisch zu hinterfragen. Es macht mir auf jeden Fall Spass, über diesen Aspekt von Thailand, eben die thailändische Kultur und Gesellschaft zu schreiben. Wenn ich Dich zudem das eine oder andere Mal zum Schmunzeln oder gar lauten Lachen bringen kann, dann ist mein Ziel erreicht. Ebenso wichtig ist es, einen Teil der Struktur von Thailand zu verstehen. Es gibt da eine ca. 5 % starke Elite, die gebildet oder zumindest reich ist. Diese ist vor allem in und um Bangkok zu finden und stellt ein eigenes, für mich eher unangenehmes Thailand dar, denn diese Menschen sind zumeist sehr arrogant und unnahbar. Dann gibt es den völlig armen Nordosten, wo ein grosser Teil des in unseren Augen ursprünglichen Thailands zu finden ist. Die Menschen da sind meistens ursprüngliche Einwanderer von Laos oder Kambodscha und pflegen ein sehr einfaches und überschaubares Leben. Zudem sprechen sie ein unterschiedliches Thai (Thailand hat 74 verschiedene Sprachen). Ihre Bildung ist sehr bescheiden und ihr Wissensstand, was ausserhalb ihres Dorfes passiert, ist nahezu null. Sie waren auch meistens noch nirgends, nicht mal in der nächsten grösseren Stadt. Das gilt ganz allgemein auch für die restliche grosse Mehrheit der ländlichen Bevölkerung. Zusammen macht diese Gruppe ca. 80 % der Gesamtbevölkerung aus, ist also die absolute Mehrheit. Wenn nachstehend etwas über Thailand beschrieben ist, spreche ich meist von dieser Mehrheit. Dann gibt es noch die restliche Gruppe von ca. 15 %, welche in oder zumindest in der Nähe einer Stadt lebt, also z.B. in Bangkok oder Hua Hin oder Chang Mai, usw.. Diese Gruppe zeichnet sich nicht durch mehr Bildung aus, hat es aber im Sog der reicheren oder gebildeteren Bevölkerung oder aber der da lebenden Farangs, also der Ausländer, geschafft, ihre eigene Existenz aufzubauen. Sie verdienen mehr, geben aber, aufgrund der gesteigerten Bedürfnisse, kopiert von den da lebenden Menschen, auch mehr aus. Dazu gehören alle in der Tourismusindustrie, Golf- und Freizeitindustrie (um es einmal so zu bezeichnen) oder im Sexgewerbe tätigen. Zusammenfassend ist wichtig zu verstehen, dass man nicht einfach von Thailand sprechen kann, zu gross sind die Unterschiede und deshalb auch die verschiedenen Interessen und Spannungen. Wenn nicht anderes vermerkt ist, beziehe ich mich also im Nachstehenden auf das ursprüngliche Thailand, auf die grosse Mehrheit. 2 Die 10 Merkmale der thailändischen Kultur Man kann hier in Thailand wunderbar Ferien machen, trifft auf viele freundliche und hilfsbereite Einheimische, kann die meistens schöne Natur bewundern, die Sonne geniessen, die weissen, mit Palmen gesäumten Sandstrände in sich aufsaugen, viele interessante Städte und Stätten besuchen und natürlich das Essen geniessen, vorausgesetzt man isst gerne Thai. Lebt man aber für längere Zeit hier, ändert sich so manches und es ist ratsam, einige Punkte und Grundtatsachen kennen zu lernen und zu beachten, ansonsten man mit grosser Wahrscheinlichkeit ganz schnell frustriert und enttäuscht wieder abreist, ja sogar die Flucht ergreift. Im Wissen, eine derart andere Kultur nie ganz verstehen zu können (dann müsste man hier geboren worden sein), ist es schon einmal eine Herausforderung, sich zurecht zu finden, auch wenn man allem und jedem mit der notwendigen (uneuropäischen) Offenheit und Flexibilität zu begegnen versucht. Wenn es so sein muss wie zu Hause, und das ging vielen hier gescheiterten Schweizern und Europäern so, dann darf man gar nicht erst herkommen. Der erste (Ferien-)Eindruck, wenn möglich noch in einem schmucken Fünfsternehotel, täuscht, täuscht gewaltig. Es ist anders, ganz anders. Ich versuche, die wichtigsten Punkte einmal in zehn Merkmalen zusammen zu fassen. Ich werde im Verlaufe des Berichtes immer wieder auf diese Punkte zurückkommen. Merkmal Nr. 1 Mache nie etwas, das dich oder dein Gegenüber das Gesicht verlieren lässt. Das tönt doch sehr schön, ist für uns Farangs (wie gesagt, der Begriff, unter dem die nicht asiatischen Ausländer zusammengefasst werden, die mit den langen Nasen eben) aber zumindest am Anfang der nackte Horror. Dies lässt sich nur an Beispielen, die folgen werden, verständlich machen. Merkmal Nr. 2 Thais sind „faul“ und „dumm“ Ich habe noch keinen Farang kennengelernt, der einige Zeit hier gelebt hat, der nicht der Versuchung erlegen ist, Thais als „stinkfaul“ und „kreuzdumm“ zu bezeichnen. Ok, wenn die Wut über ein aktuelles Vorkommnis dann wieder abgeklungen ist, entwickeln sich die Begriffe wieder zurück zu „faul“ und „dumm“. Auch das muss man natürlich mit Beispielen etwas ausleuchten. Für uns Farangs gilt aber auf jeden Fall die Faustregel, nimm dir nie mehr als etwas vor, das du an einem Tag erledigen musst, sei es eine noch so winzige Kleinigkeit, die Wahrscheinlichkeit ist zu gross, dass du dir zu viel vorgenommen hast. Zudem ist die Kombination von beidem extrem explosiv in der Wirkung. Merkmal Nr. 3 Streich das Wort „Vertrauen“ aus deinem Gedächtnis, wenn du hier leben willst, denn darauf ist in dieser Kultur nichts, aber auch gar nichts aufgebaut. Thais sind grundsätzlich nicht böse, gib ihnen nur keine Gelegenheit, es zu werden, denn Thais sind clever. Wir haben hier den Begriff „Thai-clever“ geprägt: Denn sie werden jede Gelegenheit nutzen, die du ihnen gibst, um dich zu übervorteilen. Auch das versuche ich mit Beispielen aufzuzeigen. 3 Merkmal Nr. 4 Der Tod ist nichts schlimmes, man kommt ja gleich wieder. Viele Thais glauben an die Reinkarnation. Obwohl hier eine etwas andere Form des ursprünglichen, indischen Buddhismus gelebt wird, versteht man auch hier unter Wiedergeburt nicht das Weitergehen einer Seele, wie in manchen anderen religiösen Überlieferungen zur Reinkarnation, sondern ein neues Entstehen des Prozesses der Existenz. Etwas das man berücksichtigen muss, wenn man hier leben möchte, denn nur so ist für uns, der in unseren Augen, fahrlässige Umgang mit dem Leben einigermassen nachvollziehbar. Auch darauf kommen wir mit Beispielen zurück. Merkmal Nr. 5 Mit etwas Geld kann man in Thailand fast alles regeln. Natürlich ist hier die Rede von der allgegenwärtigen Korruption. Mit 3 bis 30 CHF kann man hier viele Probleme aus der Welt schaffen. Grössere Anliegen kosten halt dann auch schon einmal etwas mehr. Wir kommen darauf zurück. Für alle Schweizer, die immer noch überzeugt sind und glauben, die Schweiz sei ein korruptionsfreies Land, hier vielleicht schon einmal vorweg: Den einzigen Unterschied, den ich bisher ausmachen konnte, ist der, dass hier die Korruption täglich sichtbar ist und das Wort Korruption auch wirklich verwendet wird. Wir haben in der Schweizer Mundart dafür, wahrscheinlich, dass es nicht so hart und unangenehm tönt, das wunderbare Wort „Vetterliwirtschaft“ erfunden. Der Hintergrund und das Ergebnis ist aber dasselbe. Und die meisten Dinge sind in der Schweiz nicht für Jedermann ersichtlich und vieles, was hier in diesem Zusammenhang möglich ist, wäre auch nicht anwendbar. So kann ich mir nicht vorstellen, dass es in der Schweiz einen Vorteil bringen würde, mit einer Banknote im Pass auf einem Amt etwas erreichen zu wollen, was hier ganz üblich und alltäglich ist. Aber ich glaube schon lange nicht mehr daran, dass in der Schweiz auch nur z.B. an einer Gemeindestrasse etwas gebaut wird, ohne dass zufällig der Onkel oder der Bruder oder sonst eine aus irgend welchen Gründen nahestehende Person, von der man vorher mit zählbaren Nettigkeiten überschüttet wurde, beteiligt ist. Von den IT-Projekten des Bundes oder vom Beschaffungswesen grösserer Firmen sprechen wir hier gar nicht. Aktuell kommen ja immer wieder ein paar nette Dinge ans Tageslicht, aber wir sind uns sicher einig, das ist nur die kleine Spitze eines riesigen Eisberges. Natürlich auch, weil sich grundsätzlich in der Gesellschaft die Vorstellung, was „ethisch“ ist, im Wandel begriffen ist. Also schauen wir in diesem Punkt nicht zu stark auf Thailand „herunter“. Merkmal Nr. 6 Das Wort „Kompromiss“ ist in der thailändischen Kultur und auch Sprache nicht vorhanden. Hier gilt noch: „the winner takes it all“. Entweder man gewinnt oder man verliert, dazwischen ist nichts. Aktuell gibt es nicht wenige in Thailand, die davon ausgehen, dass deshalb ohne vorhergehenden kulturellen Wandel, Thailand gar nicht demokratiefähig ist. Es geht hier aber nicht nur um die „grosse“ Politik, dieses Merkmal ist auch im täglichen Zusammenleben spürbar. Etwas, das wir uns als Farangs sehr zu Herzen nehmen müssen, denn kombiniert mit Merkmal Nr. 1 und Merkmal Nr. 4 kann das sehr schnell zum Tode führen. Also lass dich nie auf einen Streit mit einem Thai ein. Egal ob du verlierst oder gewinnst, kann das schlimm 4 enden, denn in einer gütigen Einigung, also einem Kompromiss, endet es meistens nie. Sollte der Thai verlieren, erinnere dich an Merkmal Nr. 1, er hat aufgrund von dir das Gesicht verloren und erinnere dich auch an Merkmal Nr. 4, dafür kann er dich auch ganz einfach umbringen. In Thailand gibt es zudem keine leeren Drohungen, sie tun es, da sie kaum dafür bestraft werden, auch davon kann man sich mit einer entsprechenden Summe befreien. Merkmal Nr. 7 Zuerst machen, sollte damit oder dadurch ein Problem auftauchen, kann man es nachher lösen. Ganz tief in der Kultur verankert, gelernt und kopiert von seinen Vorfahren muss den Thais eingebrannt sein, dass „vorher denken“ etwas ganz schlimmes und schädliches ist. Das ist sicher eines der ausgeprägtesten Merkmale der thailändischen Gesellschaft und kann nur an Hand von Beispielen erklärt werden. Diesen Punkt werden wir „Westler“ nie nachvollziehen können, unabhängig wie lange wir hier leben, dafür muss man hier geboren sein. Zudem ist dieses Merkmal, wenn man sich nicht gerade zu Hause einschliesst, immer und überall feststellbar, also den Alltag prägend. Merkmal Nr. 8 Die Thaikultur kennt eine für uns nicht fassbare Altersehrfurcht. Dies hat nicht zu Letzt für die vielen älteren Auswanderer hier, eine grosse Bedeutung. Ich würde, wenn es denn einmal notwendig sein sollte, nie in ein Altersheim in der Schweiz einziehen, dazu sind die Vorteile hier einfach zu gross. Die für uns nicht nachvollziehbare, aufgrund der natürlichen und angeborenen Altersehrfurcht ausgestrahlten und gelebten Liebe und Fürsorge, übertrifft alles, was ich bisher gesehen habe im Umgang mit älteren, hilfsbedürftigen Menschen. Selbst wenn die Personen aufgrund der verschiedenen Sprachen nicht zusammen sprechen können, sie sprechen zusammen und verstehen einander. Die Altersehrfurch geht soweit, dass ein Kind nie Aufrecht an einer erwachsenen Person vorbeigeht, es läuft gebückt an dir vorbei (sieht aus wie ein kleiner Knicks und ist für mich immer noch sehr gewöhnungsbedürftig wenn nicht sogar unangenehm). Das gilt vor allem auch für deine eigenen Kinder. Leider, leider, hat dieses Merkmal eine ganz dunkle Seite und wirft für mich ein ganz schwarzes Licht auf dieses Land. Das muss ich im Verlaufe des Berichtes mit einigen Beispielen erklären. Merkmal Nr. 9 Thais sind ganz allgemein ein sehr fröhliches, friedliebendes, bescheidenes und äusserst tolerantes„Völklein“, das in „Sippen“ zusammen lebt. Hier wird noch gelacht, unbedeutend ob aus Freude, Spass oder Schadenfreude. Thais sind enorm schadenfreudig, meinen das aber ganz und gar nicht böse. Jedenfalls, seit ich hier lebe, habe ich zusammengefasst sicher mehr gelacht als die letzten 30 Jahre zusammen. Wenn also gerade nichts wirklich zu tun ist und das ist es oft, sitzt man auf der, mit einem Strohdach ausgestatteten, Pritsche vor seinem Haus zusammen mit seiner Sippe, mit Freunden und wer halt noch gerade da ist und erzählt sich Geschichten, zieht einander hoch und lacht oder „zockt“ zusammen. Letzteres natürlich um Geld. Die Sippe hält immens zusammen und steht bei einer Thai-Frau immer an erster Stelle (also vor dem Mann). 5 Merkmal Nr. 10 Lebe den Tag, was vorher war, kannst du nicht ändern und was morgen ist, schauen wir dann morgen. Dazu sind wir nicht fähig und können es, auch wenn wir wollten, nicht mehr lernen, dazu muss man hier geboren sein. Allein schon deshalb sind die Kulturen so unterschiedlich. Thais haben auch eine Vergangenheit, aber sie vergessen sie, sie belastet sie nicht. Vielleicht werden sie auch ein wenig davon geprägt, das habe ich noch nicht definitiv herausgefunden, aber man merkt es ihnen nicht an. Thais kennen auch dieses allgegenwärtige „Excel-File“ von uns nicht, dass darüber Auskunft gibt, wie lange wir noch arbeiten müssen, wie lange wir brauchen um das notwendige Geld zusammen zu haben für eine Anschaffung, wie viel Geld wir monatlich unter Berücksichtigung der halbjährlichen und jährlichen Kosten zur Verfügung haben, usw. usw. (oder über was gibt Dein Excel-File so alles Auskunft?). Thais leben heute, nehmen offenbar die Vergangenheit nicht mit und denken heute nicht über morgen nach. Das prägt sie, das prägt das ganze Lebensverhalten. Wir kommen an einigen Beispielen wieder darauf zurück. Übrigens, auch die Thaisprache kennt keine Vergangenheit und keine Zukunft sondern es wird alles in der Gegenwart und Grundform gesprochen. Hier nur ein kleines aber entscheidendes Müsterchen: Hat man an einem Tag ein wenig mehr Glück und ein wenig mehr Geld eingenommen, dann gehört es zu diesem Tag, es auch wieder gleichentags auszugeben. Und vorweg schon mal dies: Eine Mischung aus unserer Prägung und Merkmal Nr. 10 der Thai-Kultur würde uns unglaublich gut tun. Den Thais umgekehrt natürlich auch. 6 Kapitel 1: Der Strassenverkehr; oder vielleicht auch, wie bringe ich mich am Einfachsten um? Beginnen möchte ich auf der Rundreise durch die thailändische Kultur und Gesellschaft mit etwas ganz einfachem, dem Strassenverkehr. Es ist mir erst hier aufgefallen, wie vieles sich über die Kultur und eine Gesellschaft eines Landes mithilfe des Strassenverkehrs aufzeigen und lernen lässt. Also, es geht in den nachstehenden Seiten weniger um den Strassenverkehr (das wäre dann definitiv zu langweilig), es geht viel mehr darum, damit etwas über die thailändische Kultur und Gesellschaft aufzuzeigen und zu erfahren. Beginnen wir von vorne: Natürlich hat Thailand ein Strassenverkehrsgesetz, nur niemanden, der es umsetzt, denn da schlägt schon Merkmal Nr. 5 zu. So lange es ein fester Bestandteil des Einkommens eines Polizisten ist, Bussgelder in den eigenen Sack zu stecken und es den, von einem Bussgeld Betroffenen, in der Höhe nicht schmerzt (wir sprechen da von 20 bis 100 Baht, je nachdem ob man Thai oder Farang ist, also von 60 Rappen bis 3 CHF), darf man sich nicht wundern, dass niemand eine Regel befolgt. Und natürlich gäbe es auch hier eine, wenn auch sehr bescheidene, Fahrprüfung, die einem die Fähigkeit zum Lenken eines motorisierten Fahrzeuges bescheinigen würde. Nur lässt sich das aber in der Praxis eben in den meisten Fällen mit Geld regeln (wiederum Merkmal Nr. 5). Für ca. CHF 30 als Beilage zum Antragsgesuch (also 1'000 Baht, bei einem durchschnittlichen Tageslohn von 300 Baht also sehr teuer) ist man dabei, ohne auch nur eine Fahrstunde absolviert zu haben und dann stolzer Besitzer der „Driving License“. Der Beruf „Fahrlehrer“ existiert hier schlichtweg nicht (der hätte ja auch nichts zu verdienen, denn es kommt eh keiner). Hat der Schalterbeamte oder wie hier üblich die Schalterbeamtin einen schlechten Tag und es trifft einem hart, muss man vor der Erteilung noch einen Multiple Choise über die Strassenverkehrstheorie an einem PC-ähnlichen Gerät in einem separaten, unbeaufsichtigten Raum, ausfüllen. Da aber auf demselben Gerät oder zumindest am Gerät nebenan auch die Lösungen stehen, ist das für die meisten keine allzu grosse Hürde. Und doch soll es immer wieder Leute geben, die durch diese Prüfung fallen. Da wären wir dann also schon mal bei einem Bestandteil des Merkmals Nr. 2, der Dummheit. Trifft es einem ganz hart und hat die Schalterbeamtin einen wirklich miserablen Tag eingezogen, schickt sie die Person dann noch zur praktischen Prüfung in den Vorhof. Der besteht, aufgrund der vorhandenen Infrastruktur zumeist nur aus einer, einem Auto nachgebauten Fahrerkabine, wo man seine Reflexe zeigen kann, in dem beim Aufleuchten des roten Lichtes so schnell und so stark als möglich auf die Bremse getreten werden muss, um die Fähigkeit einer Vollbremsung unter Beweis zu stellen. Mein Nachbar ist einer dieser absoluten Unglücksraben, dem diese Art von Prüfung, trotz internationalem Führerausweis, wiederfahren ist. Das Ding war so durchgerostet, dass er mit seiner Körpergrösse von 1.90 und seinem Gewicht von ca. 90 Kilo das Pedal gleich durch die ganze Kabine hindurch gedrückt hat. Seither gibt es wahrscheinlich, zumindest in dieser Prüfstelle, keinen derartigen Test mehr. Da wären wir dann beim zweiten Bestandteil des Merkmals Nr. 2, Faulheit. Warum sollte sich auch jemand finden lassen, der das repariert, es ist halt kaputt, da kann man auch nichts dafür. Ich habe schon gehört, dass an anderen Orten ein kleiner Verkehrsgarten existieren soll, wo man zumindest zeigen kann, dass man ein Auto überhaupt lenken oder sogar parkieren kann. Aber gehen wir zusammenfassend einmal davon aus, dass 90% der ThaiVerkehrsteilnehmer weder Fahrstunden, noch Theorie über die Verkehrsregeln, noch eine Fahrprüfung absolviert haben. Ich kann Dir eines versichern: Das sieht man auf der Strasse und dazu braucht man weder analytische oder gar hellseherische Fähigkeiten! 7 Es ist jetzt nicht so, dass deswegen alle Thais nicht Autofahren können, was wiederum beweist, dass man, ausgestattet mit entsprechenden Grundfähigkeiten und einer gewissen Lernfähigkeit, auch Dinge erreichen kann, welche man nie auf einer Schule oder Universität gelernt hat. Die „Drivers“, welche ich jeweils für den Transport nach Bangkok oder zum Flughafen buche, fahren jedenfalls ausgezeichnet. Ich schlafe als Beifahrer auch regelmässig ein, wenn meine Partnerin mein Auto fährt und das würde ich bestimmt nicht, wenn ich etwas zu befürchten hätte. Und das obwohl auch sie zu den 1000-Bath-Kanditaten gehört. Aber eben, man sieht es auf der Strasse und sieht es vielleicht auch statistisch, obwohl da auch noch andere Faktoren wie der allgemeine Zustand des Autos, der Reifen oder das Befolgen des maximalen Ladegewichts eine grosse Rolle spielen. Offiziell sterben im Strassenverkehr auf die ca. 69 Mio. Einwohner in Thailand (genau weiss das niemand, da weder jemals eine Volkszählung durchgeführt wurde noch ein An- und Abmeldeverfahren bei einem Umzug existiert) ca. 27'000 Menschen jährlich. Das ist die offizielle Zahl, die Dunkelziffer dürfte noch viel höher sein, da auch eine entsprechende Meldung der Todesursache oder des Grundes nicht wirklich geregelt ist. Das ist hier auch nicht so wichtig, wenn man sich an Merkmal Nr. 4 erinnert, denn nebst der fehlenden Ausbildung zur Führung eines motorisierten Fahrzeuges ist das prägendste Element im Strassenverkehr dieses Merkmal, der Umgang mit dem aktuellen Leben. Anders lässt sich in meinen Augen die fahrlässige Verhaltensweise im Verkehr nicht erklären. Ich versuche einmal aufzulisten, was einem da täglich begegnet und mit täglich meine ich auch täglich, also nicht etwa ausnahmsweise. Das käme dann noch dazu, aber das unterscheidet sich nicht, weltweit. Entgegenkommende Autos oder Motorräder auf „seiner“ Fahrspur, selbst auf richtungsgetrennten Autobahnen. Sie fahren dann natürlich zumeist auf dem Pannenstreifen, den hier praktisch alle Strassen aufweisen und der eigentlich für die Motorräder gedacht ist, was wiederum sehr fortschrittlich ist. Im Unterschied zur westlichen Welt sind hier natürlich die meisten Verkehrsteilnehmer nach wie vor Motorräder, was eine eigene Spur mehr als rechtfertigt. Das Fahren ohne Licht in der Nacht oder zumindest mit einer unzureichenden Beleuchtung ist geradezu eine Lieblingsbeschäftigung, denn die Kultur ist geprägt vom Wissen, dass Licht zusätzlichen Treibstoffverbrauch bedeutet und Treibstoff ist für Thais im Verhältnis sehr teuer (für uns Farangs im Verhältnis dafür sehr günstig, da er mit keinerlei Steuern belastet ist, also genau dem Weltmarktpreis von ca. 90 Rappen entspricht). Interessant wird es dann, wenn das Fahren ohne Licht noch auf der falschen Seite stattfindet. Warum ist das so, wie kommt man auf die Idee, auf der falschen Seite zu fahren? Dafür gibt es natürlich einerseits „kulturelle“ Gründe oder andererseits zumindest teilweise plausible, ökonomische Erklärungen. Vorausgehend muss man wissen, dass richtungsgetrennte Autobahnen und Schnellstrassen, mit Ausnahme derjenigen rund um Bangkok, keine Einund Ausfahrten sondern U-Turns kennen. Das heisst, dass in Abständen von einigen Kilometern von „seiner“ Überholspur direkt auf die Überholspur in der entgegengesetzten Richtung gewechselt werden kann. Was bis vor wenigen Jahren wahrscheinlich noch eine probate Lösung darstellte, ist mit der von der Regierung durch Sonderzahlungen geförderten massiven Zunahme der Autos, alleine schon zu einem enormen Risiko geworden. Daran muss man sich erst gewöhnen und permanent daran denken, wenn man so fröhlich mit 120 Stundenkilometern auf der Überholspur fährt. Es könnte da urplötzlich ein praktisch stehendes Auto vor einem auftauchen, nachts wenn möglich noch ohne Licht oder mit spärlicher Beleuchtung. Da taucht dann das erste Mal Merkmal Nr. 7 auf, erst machen, in diesem Fall also mal rausfahren, sollte da dann dummerweise eine Auto kommen, also ein Problem auftauchen, kann man immer noch schauen. Wenn man es nicht erlebt hat, man würde es nicht glauben und ich habe gesagt, wir sprechen hier nur von den alltäglichen Vorkommnissen. Ganz spannend wird es jeweils, wenn der Fahrer im letzten Moment doch noch realisiert, also im Moment wenn er mit dem Auto schon quer halb auf der Überholspur 8 der Gegenseite steht, dass da ja ein Auto kommt und dann zur Problemlösung einfach mal stehen bleibt. Entweder die nächste Spur ist frei und man hat eine Chance auszuweichen, oder es knallt fürchterlich. Ich habe nun schon viele derartige Unfälle gesehen, die Autos sind als solche kaum wiedererkennbar. Selber hatte ich bisher immer Glück, dass genügend Platz vorhanden war, um auszuweichen oder die Situation voraussehbar war und ich rechtzeitig abbremsen konnte. Also gilt, wer hier Autofahren will, muss auch die richtungsgetrennte Gegenfahrbahn immer im Auge behalten. Kommen wir auf die Frage und die Gründe zurück, warum ein Thai eigentlich auf der falschen Seite fährt? Auf den richtungsgetrennten Strassen ist es einfach erklärbar. Warum soll ich, wenn sich mein Ziel auf der anderen Strassenseite vor dem nächsten U-Turn befindet, bis zu diesem Weiterfahren, nur um dann den halben Weg wieder zurück zu fahren? Dann nehme ich doch einen U-Turn früher, wechsle bis zum Pannenstreifen auf der anderen Seite und fahre dann entgegen der Fahrtrichtung auf diesem bis zu meinem Ziel. Das kostet weniger Zeit und man braucht erst noch weniger Treibstoff, was dann ja wieder ökonomischer ist und deshalb auch aus ökologischer Sicht befürwortet werden müsste. Da soll noch einer sagen, Thais sind nicht gebildet. Dass es „saugefährlich“ ist, spielt auch wiederum nur im Kopf eines Farangs eine Rolle, denn da gibt es da ja noch Merkmal Nr. 4, oder einmal anders ausgedrückt, das Leben ist nur schützenswert, wenn es einmalig ist. Auf den ersten Blick schwieriger zu erklären ist, warum man das gleiche Verhalten dann auch auf den nicht richtungsgetrennten Dorfstrassen an den Tag legt. Befasst man sich aber ein wenig mit der thailändischen Kultur und der Gesellschaft, findet man auch hierfür Erklärungen. Also das Problem ist dieses Mal anders, das Ziel liegt auf der Strassenseite, auf der ich mich schon befinde, ist aber dummerweise in der Gegenrichtung zum Verkehr und wenn möglich der nicht allzu ferne Arbeitsplatz, Markt, Laden oder Freund den man besuchen möchte. Also warum sollte ich denn nicht gleich auf der „richtigen“ Seite bleiben, ich müsste ja sonst zweimal die Strassenseite wechseln, was mich ja wiederum zwingen würde, den Verkehr zuerst zu beobachten, bevor ich die Seite wechseln kann. Da schlägt dann unbarmherzig Merkmal Nr. 2 zu. Das ist dann doch zu viel des Aufwandes und dazu hat ein Thai ganz bestimmt keine Lust. Das auch das „saugefährlich“ ist, darüber habe ich mich schon ausgelassen. Das einem Thai erklären zu wollen, ist aber zwecklos, weil eben auch da Merkmal Nr. 4 zu prägend vorhanden ist. Er könnte dann allenfalls mit einigem Recht noch anfügen, dass es auch nicht ohne ist, zweimal die Strassenseite zu wechseln. Was erstaunlich ist; nur schon seit ich hier lebe und nur nachdem was ich dieser Zeit mitbekommen habe, hat dieses Verhalten auf der relativ kurzen Dorfstrasse von ca. 20 km von unserem Dorf bis nach Hua Hin schon mindestens 10 Todesopfer gefordert. Entweder treffen sich dann zwei Motorradfahrer auf der selben Spur in entgegengesetzter Richtung, was das Häufigste ist, können aufgrund des Verkehrs nicht ausweichen und landen dann entweder mit entsprechenden Folgen im Strassengraben oder fahren ganz einfach ineinander. Selbstverständlich ist Licht auch am Motorrad ein allzu hohes Gut, weshalb diese Art von Unfällen vor allem Nachts geschehen. Auch hier, wenn man es selber nicht gesehen hat, man würde es kaum glauben. Die in kurzer Zeit spürbare Zunahme des Autoverkehrs führt an vielen Orten zu einem permanenten Verkehrschaos. Wie schon erwähnt, hat die Regierung von Thailand in den letzten 18 Monaten ein Förderungsprogramm aufgelegt, welches erstmalige Käufer eines Autos mit 100'000 Baht beim Kauf unterstützt. Die zugrundeliegende Idee, die Ankurbelung der Autoproduktion (wir sprechen da von Toyota, Honda, Chevrolet, Isuzu, welche hier Autos produzieren und ein wenig seit neuestem von Mercedes und Ford) kann ja aus ökonomischer Sicht, vor allem für die Produzenten, aber auch für das Bruttosozialprodukt des Landes, noch Sinn machen. Ohne gleichzeitiges Aufrüsten der Infrastruktur führt es aber in der Konsequenz zwangsläufig zu nichts anderem, als zu einem Chaos auf den Strassen (Merkmal Nr. 7, zuerst tun, dann denken). Das dann immer noch gepaart mit den nicht vorhandenen Fähigkeiten, nicht nur, 9 aber vor allem der Neulenker, zur Führung eines motorisierten Fahrzeuges. Dafür haben die Motorräder, welche hier bisher immer scharenweise um einen herumkurvten, merklich abgenommen. 1'200'000 Neulenker haben am Programm in den 18 Monaten teilgenommen. Das ergibt dann die irrsinnige Summe von 120 Milliarden Baht (oder ca. CHF 4 Mia.) mit welcher sich die Regierung direkt am Autokauf beteiligt. Wenn man bedenkt, dass die aktuelle „geschäftsführende“ Regierung, aufgrund der nicht vorhandenen Legitimation, gerade mal über ein Budget von jährlich 40 Mia. Baht verfügen kann, wovon schon Ende März dieses Jahres 32 Mia. Baht fest für andere Vorhaben und Probleme zugesagt worden sind, kann man sich einigermassen vorstellen, was jetzt geschieht. Geld, zur Verbesserung der Strasseninfrastruktur ist selbstverständlich keines mehr vorhanden, die Autos sind aber gekauft und die am Programm mitmachenden Personen warten auch noch auf ihr Geld. So da kommen dann doch einige Merkmale zusammen. Die Unfallzahlen mit tödlichem Ausgang steigen enorm (Merkmal Nr. 4). Ist egal, man kommt ja wieder, wenn man nicht gerade ein betroffener Falang ist. Die Selbstmordrate steigt aber auch enorm, wobei wir bei Merkmal Nr. 1 wären. Viele, die am Programm teilgenommen haben, wurden nur durch die „Finanzspritze“ der Regierung motiviert, vom Motorrad auf das Auto zu wechseln. Die 100'000 Baht von der Regierung stellten das gesamte Eigenkapital dar, welches zum Eingehen eines Kredites oder Abzahlungsgeschäftes berechtigt haben. Fliesst nun dieser Betrag nicht, weil es der Regierung zur Zeit einfach nicht möglich ist und man ist nicht fähig, dieses Geld anderweitig aufzutreiben, muss das Auto zurückgegeben werden, was wiederum zu einem, einem erst noch sehr grossen, Gesichtsverlust führt (Merkmal Nr. 1). Und dieser „grosse“ Gesichtsverlust bei all seinen Kollegen und Nachbarn führt dann nicht selten zum Selbstmord. Oft ist der Gesichtsverlust und somit das Problem auch noch gekoppelt mit der ausstehenden Zahlung der Regierung für die letzte Reisernte. Wie Du vielleicht mitbekommen hast, liefert der Farmer hier in Thailand den geernteten Reis zu einem fixen, überhöhten Preis an die Regierung, nur kann die zur Zeit, auch dieser Zahlung nicht mehr nachkommen. Da wäre dann also der ausstehende Ertrag für die Arbeit gekoppelt mit einem neuen Schuldenberg. Selbstmord ist aber, wie wir wissen, nicht allzu tragisch (Merkmal Nr. 4). Hätte die Regierung nicht gepuscht, viele würden heute noch ganz zufrieden Motorrad fahren. Dann wäre da ja noch Merkmal Nr. 5 oder glaubt tatsächlich noch jemand, dass die Regierung dieses Programm aufgelegt hätte, wäre da nicht vorher von den Produzenten Geld in die Privattasche der Regierungsmitglieder geflossen? Warum streiten sich denn alle um diese Regierungsposten. Weil es ein so schöner Job ist, oder weil da das Geld fliesst. Korrupt sind sie alle, auch wenn sie sich das gegenseitig vorwerfen. Oder Merkmal Nr. 2, Denken ist Glücksache, Thais, die auf dem Markt zwei Minuten brauchen um 60 Baht und 20 Baht auf dem Taschenrechner zusammen zu zählen, waren auf einen Schlag fähig, auszurechnen was es braucht, dass die „Sippe“ (und in dieser Form denkt man normalerweise hier auch bei Anschaffungen, also die ganze Familie) die notwendige Abzahlungsrate (immerhin durchschnittlich 20'000 Baht bei einem Gesamtmonatsverdienst von vielleicht 25'000 Baht der gesamten Familie) zusammenbringen kann, um den Autolieferanten und/oder Kreditgeber zufrieden zu stellen. Da wäre dann wieder Merkmal Nr. 7. Darum kümmert man sich dann, wenn das Problem ansteht, also frühestens am Monatsende und das ist noch weit weg, zu weit, um sich jetzt schon Gedanken darüber zu machen (Merkmal Nr. 10). Ich kann mir vorstellen, was jetzt in Dir, als Leser, vielleicht vorgeht. Das kann doch alles nicht sein, da muss es sich jetzt aber zumindest um eine arge Überzeichnung handeln. Es ist vielleicht ein wenig verallgemeinernd und „humorvoll“ geschrieben, aber die Tatsache und das sichtbare Resultat ist so. 10 Die Anzahl der Autos ist in den letzten 18 Monaten explodiert. Die Infrastruktur ist aber immer noch dieselbe, für ein „Entwicklungsland“ gesamthaft gesehen aber nicht einmal so schlecht (für Thailandfremde, es gibt hier sogar Teerstrassen, smile). Die grosse Anzahl der neu vorhandenen Autos wird von Neuwagenlenkern bedient, die ihr gewohntes Verhalten auf dem Motorrad nun auch mit dem Auto anwenden. Das Auto ist zudem noch neu und teuer, also fährt man es auch mit ca. 30-40 Stundenkilometern, schneller muss man ja nicht sein, nur weil man jetzt eben ein Auto fährt. Das Leben, die anstehenden Aufgaben und der Tagesrhythmus haben sich ja deswegen nicht verändert. Es ist erst noch viel attraktiver, bei voller Klimaanlage „herumzukurven“ als zu schnell zu einer allfällig von einen geforderten Arbeit, wenn möglich noch zu Hause, gefordert von seiner Frau, zu erscheinen. Das sieht man. Im Durchschnitt bin ich auf der Strecke von „meinem“ Dorf Nong Plub nach Hua Hin, also auf einer Strecke von ca. 30 Km gezwungen, 15-20 Mal zu überholen. Natürlich könnte ich auch in Kauf nehmen, dass diese Fahrt nun halt eine Stunde dauert und mit 30 Km/h hinter einer Kolonne, angeführt von den beschriebenen Neulenkern, dahinzugleiten. Alleine der Nerv fehlt mir dafür. Der grösste Unterschied liegt aber wahrscheinlich darin, dass ich weder eine böse Frau, welche mich eh nur zu zusätzlicher Arbeit auffordern will, noch zusätzliche, nicht schon bekannte Arbeit, noch das unglaubliche Gefühl, erstmals eine Klimaanlage zu haben und dies zu geniessen, auf mich warten. Also kann ich durchwegs auch ein wenig schneller unterwegs sein, mit der beschriebenen Konsequenz, einfach einige Male mehr überholen zu müssen. An dieser Stelle und das ist sehr, sehr wichtig: Ohne die tägliche Arbeit der Frauen, würde hier in Thailand nichts gehen oder anders ausgedrückt, Thailand würde schon lange nicht mehr existieren ohne den täglichen Einsatz der Frauen. Nur, dass Du die Andeutungen in Richtung der Thaifrauen richtig verstehst. Die Bemerkungen sind also in Richtung der endlos faulen Thaimänner zu verstehen! Um es klar und eindeutig auszudrücken, hier gilt noch: Die Frau arbeitet, schaut, dass Geld herein kommt, kocht, schaut zur Familie und zum Haus, sorgt für Ordnung, regelt, was geregelt werden muss und der Mann ist eben der Mann. Das mag den europäischen Machos natürlich sehr gefallen, den emanzipierten Frauen vielleicht weniger, ist aber in asiatischen Ländern noch so. Auch auf dieses Phänomen kommen wir an anderer Stelle wieder zurück. Das Eigenartige an der Sache ist, ich bin mir nicht mehr sicher, welche Frauen glücklicher sind. Ob alle unsere westlichen Errungenschaften zu Gunsten der Frauen sie auch glücklicher gemacht haben? Keine Angst, ich bin immer noch ich, gewohnt, meine Dinge selber zu machen. Aber ich sehe trotz allem viele glücklich scheinende Frauen hier. Skeptiker können an dieser Stelle nun natürlich anbringen, das ist nur so, weil sie nichts anderes kennen. Mag sein, aber sie sind im Vergleich trotzdem glücklicher, was dann schon zu Fragen animiert. Sorry für den kurzen Exzess in ein Thema, zu welchem ich eigentlich nicht legitimiert bin, mich zu äussern, habe ich mich doch noch nie tiefgreifend mit der Emanzipation der Frau beschäftigt. Warum trägt man auf dem Motorrad eigentlich einen Helm? Nun sind wir natürlich bei einem Thema des Strassenverkehrs, das für asiatische Länder viel ausgeprägter von Bedeutung ist, als in der westlichen Welt. Hier herrschen sie noch vor, die Motorradfahrer. Also warum einen Helm? Natürlich gäbe es auch zu dieser Frage mit Bestimmtheit im thailändischen Strassenverkehrsgesetz eine Regelung. Ich kenne sie nicht ganz genau, ich weiss nur, dass man einen Helm tragen muss. Was ich aber täglich sehe, ist, dass an der immer gleichen Stelle, an einer Einfallstrasse nach Hua Hin, die Polizei Kontrollen zur Einhaltung der Helmpflicht durchführt. Für viele ältere Farangs ist das ein wunderschönes tägliches Erlebnis, endlich wird einmal etwas kontrolliert. Bei genauerem Hinschauen dokumentiert es aber wiederum vieles über die thailändische Kultur und Gesellschaft. Also der Reihe nach: Immer an der gleichen Stelle stehende Polizisten und trotzdem werden täglich immer wieder dieselben Personen gebüsst (Merkmal Nr. 2, wobei nicht zu beantworten ist, ob es nun Faulheit oder Dummheit ist). Die Busse, wenn man sie denn gleich bezahlt, schmerzt offenbar nicht allzu sehr (20 Baht fuer Thais, 100 Baht fuer 11 Farangs). Zu Merkmal Nr. 5 gehört, dass wenn man die Busse sofort bezahlt, man eben mit dieser humanen Summe davon kommt. Dafür gibt es natürlich keine Quittung, weshalb sie der Polizist auch als persönliche Einnahme betrachtet. Es hat schon Farangs gegeben (ich kenne sie persönlich, es sind Schweizer), die dieser Form von Korruption einen Riegel schieben wollten und deshalb dem Polizisten zur Ausstellung einer entsprechenden Quittung auf den Polizeiposten gefolgt sind. Es hat dann 600 Baht gekostet, zwei Stunden gedauert und geändert hat sich gar nichts, ausser vielleicht dem Gefühl, welchem in der nächsten Bar dann lautstark freien Lauf gewährt worden ist, dass man einen Beitrag gegen diese Sauerei in diesem Land unternommen hat. Die Frage ist aber noch nicht beantwortet, warum trägt man denn nun diesen Helm eigentlich und dann erst noch bei dieser Hitze? Für „Westler“ wahrscheinlich einfach zu beantworten: Zur eigenen Sicherheit, sollte man vom Motorrad fallen, aus welchem Grund auch immer. Aber wir sind hier nicht im Westen weshalb dies zu einer ernsthaft schwierigen Frage werden kann. Man muss sich die Szenerie genauer anschauen. Also, auch das Motorrad ist ein „Clan“-Transportmittel, weshalb kaum einmal nur eine Person auf einem Motorrad auszumachen ist. Nicht selten sind bis zu fünf Personen auf einem anzutreffen. Schaut man genauer hin, stellt man fest, dass z.B. der Vater das Motorrad lenkt, oder zumindest zu lenken versucht. Zwischen seinen Beinen sitzt dann die schon etwas grössere Tochter oder der Sohn, gleich gefolgt hinter ihm von dem jüngeren Kind der Familie (sechs Monate, ein Jahr alt?). Dann folgt die Mutter und gleich hinter ihr noch der Grossvater oder die Grossmutter oder allenfalls das älteste Kind. Wenn nun der Helm, getreu unserem uns eingebläuten Glauben, zur eigenen Sicherheit dienen soll, warum wird hier dann nur der Vater gebüsst, sollte er keinen Helm tragen, der nachweislich seine Hände zur Lenkung des Fahrzeuges an der Lenkstange hatte. Ich weiss, wer es nicht gesehen und miterlebt hat, mag es kaum glauben. Wie gesagt, ich kenne das Gesetz nicht, es ist aber schon eigenartig, wenn nur der Führer des Motorrades einen Helm tragen muss. Das muss mit Merkmal Nr. 4, dem Verständnis über den Tod, zu tun haben. Wir würden doch sicher zuerst das kleine Kind schützen. Dem Gesetzeshüter ist es egal, er kriegt mit ganz wenigen Ausnahmen, welche ich beschrieben habe, sein Geld. Fairerweise muss ich hier vielleicht anfügen, dass ein Polizist ca. 6'000 Baht (also ca. CHF 180) im Monat verdient, für den Rest ist er selber verantwortlich, um seine Familie oder wie hier oft und nicht abschätzig gemeint, seine Sippe durchzubringen. Nicht selten aber haben hier die Polizisten oder zumindest die Chefs der Polizisten, welche ja für das eigentlich nicht erlaubte Verhalten ihrer Untergebenen beide Augen schliessen und deshalb auch dafür entschädigt werden müssen, die schönsten Häuser. Natürlich im Verhältnis zu normalen Thai-Häusern, nicht zu denjenigen, welche wir bewohnen wollten. Die Frage wäre dann höchstens noch, wie wird man denn eigentlich Polizist, tönt ja sehr lukrativ? Hast Du die Antwort nun schon selber herausgefunden? Wenn nicht, natürlich zahlt die Familie dafür zuerst einmal eine Unsumme, die dann wieder amortisiert werden muss und normalerweise natürlich ohne Kreditaufnahme nicht bezahlt werden kann. Dafür zahlt man dann den hier üblichen privaten Kreditgebern 15% im Monat! Und schon lebt wieder eine ganze „Sippe“ davon. Ich habe mich vor 8 Jahren einmal zu einer „guten Tat“ hinreissen lassen. Während meiner ersten Zeit in Thailand (ich war gerade alleine und in meinen Ferien unterwegs um die Möglichkeiten der Realisierung des Plan B in Thailand auszukundschaften) habe ich einer Person geholfen, deren Eltern unverschuldet (Reisbauern mit einer von der Natur zerstörten Ernte) in eine solche Situation geraten sind, einen solchen Kredit zu tilgen. Dass der Kreditgeber mich nicht umgebracht hat, betrachte ich nachträglich nur als Glück. Zu dieser Zeit habe ich noch wenig von den Gepflogenheiten, der Kultur und der Gesellschaft verstanden. Heute würde ich das nicht mehr tun und das nicht wegen des Geldes. Damals wollte ich selber sehen, dass das Geld dann auch wirklich zur Zurückzahlung und nicht für etwas anderes verwendet wird. Das hatte ich, aufgrund gelesener Bücher, von der Kultur 12 hier schon damals begriffen (Merkmal Nr. 3, Vertrauen kannst Du vergessen, entweder du kontrollierst oder es ist dir egal, was passiert). Deshalb, Traumberuf Polizist, mit vorheriger Kreditaufnahme zur Bezahlung der geforderten Schmiergelder zur Erlangung des Postens, in unseren Augen wohl kaum. Warum eigentlich hat man Profil auf den Autoreifen und das Vorhandensein der Minimalhöhe ist erst noch vorgeschrieben? Wie hoch und mit welche Gewicht darf eigentlich ein Fahrzeug beladen werden? Das ist doch reglementiert, also Fragen, die wir uns nicht stellen müssen. Weit gefehlt hier in Thailand, wobei alles seine Gründe hat. Was ist das denn, wenn du so mit den erlaubten 120 Km/h auf der Autobahn angebraust kommst? Ein Lastwagen, vielleicht ein kleiner Lastwagen? Es gäbe noch viel schlimmere Bilder, nur bin jetzt nicht mehr Tourist, sondern lebe hier und habe deshalb nicht immer meine Kamera dabei. Dieses Gefährt ist ein ganz normaler Pickup, ok kein Mini, aber eben immer noch ein Personenwagen. Der einzige Unterschied liegt darin, dass sich anstelle einer Autokabine für 4 oder 5 Personen, eine kleine Ladefläche hinter der Fahrerkabine angliedert. Sehr praktisch für kleinere Warentransporte und deshalb 13 hier das meistgenutzte Fahrzeug. Aber eben, man kann es auch so beladen. Ich habe schon einmal erwähnt, das ist alltäglich, keine Ausnahme. Damit es noch ein wenig mehr beladen werden kann, wird auch gleich noch die Heckklappe, welche eigentlich zur Sicherung der Ladung dienen sollte, als Ladefläche benutzt.. Über das Gewicht kann ich mich nicht genau äussern, nur soviel, leere Behälter sind das nicht. Da kommt dann schon einmal ein gewaltiges Gewicht im Verhältnis zum Eigengewicht des Fahrzeuges zusammen und die Ladung geht zudem auch noch vorne über die Fahrerkabine hinweg. Daraus ergeben sich nun einige Probleme. Erstens fährt dieser Wagen täglich hunderte Kilometer von A nach B (Thailand ist im Vergleich zur Schweiz ein riesiges Land). Das wiederum führt dazu, dass sich die Reifen trotz des Hartgummis, der hier verwendet wird, nach einer gewissen Zeit zu „Slicks“ verwandeln, also profillos sind. Zudem muss man bei der „Problemanalyse“ wissen, dass normalerweise von November bis heute, also immerhin schon April, kein Regen fällt, was sich nur positiv auf die Verwendung von Slicks auswirkt, die Bodenhaftung ist zumindest nicht schlechter. Ich habe es erwähnt, die Strassen sind geteert, aber eben deswegen noch lange nicht eben. Das heisst, schon mit dem PW fühlt man sich, wenn du mit 120 Sachen unterwegs bist, manchmal wie in einem gleich abhebenden Flugzeug. Setzt, beginnend ab April, manchmal gegen Abend, nach monatelanger Trockenheit auch noch etwas Regen ein, begleitet von starken böigen Winden, geschieht dann das unweigerliche, die Strassen verwandeln sich zu einem Untergrund, der mehr einer Eisfläche gleichkommt. Und dann fallen sie dann, wie von Geisterhand gesteuert, gleich dutzendweise von den Strassen, die Profillosen. Ich weiss nicht, was ich sagen soll, aber es muss etwas mit diesen Merkmalen zu tun haben. Fahre ich von einem unserer Golfplätze nach Hause, führt mich das 8 Kilometer über die Autobahn. Tritt dann dieses Ereignis ein, liegen auf dieser kurzen Strecke sicher schon drei Autos im Graben. Jeder, aber auch wirklich jeder Unfall endet tödlich, denn nicht etwa Leitplanken trennen die richtungsgetrennten Strassen, sondern mit Bäumen bepflanzte Gräben. Natürlich kippst du um und natürlich triffst du einen Baum, was sonst hat uns Murphys Gesetz gelehrt? Egal, ob aufgrund von witterungsbedingten Verhältnissen oder der Übermüdung. Die Autos, da sind auch viele nicht beladenen Betroffen, sehen nachher aus, als wären sie schon immer eine Blechdose gewesen. Also, warum gibt es Vorschriften über das Reifenprofil und zur maximalen Beladung eines Fahrzeuges? Ein Thai weiss das, ein Thai sieht auch alle diese Unfälle, ein Thai hat auch Kollegen, die deswegen schon gestorben sind, aber eben, er hat Merkmal Nr. 4 und Nr. 7 in sich verewigt. Ob auch Merkmal Nr. 2 eine Rolle spielt, lassen wir mal sein. Für uns von Bedeutung ist vielleicht noch, diese Fahrzeuge wählen eine Fahrspur und auf der bleiben sie auch. Jeder Wechsel der Fahrspur würde wahrscheinlich aufgrund der Fahrrinnen zum sofortigen Umfallen ausreichen. Das gute ist, du kannst getrost links und rechts überholen, darum kümmert sich hier keiner. Und vielleicht noch dies: Das Anhalten und Helfen ist für einen Farang strengstens untersagt (wird von der Touristenpolizei auch immer und immer wieder erwähnt), zu gross wäre anschliessend die Versuchung für die Thai-Sippe, dich auch noch in die Ursache des Unfallgeschehens miteinzubeziehen, natürlich um ein wenig Geld aus dir herauszuschlagen. Ist es nur eine Täuschung, eine falsche Wahrnehmung oder fahren Thais nach 17.00 Uhr schlechter Auto? Wenn die Farangs am Abend so locker beisammen sitzen kommt es nicht selten vor, dass einer eine Anekdote über den Strassenverkehr zum Besten gibt. Dabei merkt man sofort, ob es sich um einen relativen Neuankömmling oder einen schon längere Zeit Ansässigen handelt. Wenn einer zurück fragt: um welche Zeit ist es denn dir passiert und alle ausser dem Berichterstatter lachen, dann muss es sich um einen Neuankömmling handeln. Tatsächlich merkt man schon nach kurzer Zeit, dass das Risiko auf der Strasse nach 17.00 14 merklich steigt und nach 22.00 Uhr wieder signifikant zurückgeht. Das hat zwei Gründe, wobei ich vorausschicken muss, dass es in Thailand zwischen 18.00 und 19.00 Uhr schon dunkel wird. Erstens: Thai-Männer (in seltenen Fällen auch Frauen) sind nach 17.00 zumindest „angesäuselt“, wenn nicht gar betrunken. Das hat ganz einfach mit dem täglichen Ritual zu tun, dass der Mann nach getaner Arbeit mit seinen Freunden zusammensitzt und jede Menge Thaiwhiskey trinkt (1/4 Whiskey – ¾ Sodawasser und viel Eis) und so den Arbeitstag ausklingen lässt. Auch hier gilt die Faustregel, 80% tun das, 20% gehen direkt zur Familie aber es ist eine sehr verbreitete Gepflogenheit. Also befinden sich nach 17.00 vor allem angetrunkene Thais auf dem nach Hause Weg auf den Strassen. Das sieht man und sollte man in seiner vorausschauenden Fahrweise mit berücksichtigen, denn sie fahren dann zwar noch langsamer, aber dafür auf allen vorhandenen Fahrspuren und dies schliesst die Gegenfahrbahn natürlich mit ein. Das schliesst übrigens auch die Polizeiautos mit ein, denn zumindest die Dorfpolizisten sind in diesem Ritual mit eingeschlossen. Gleich in der Ecke unseres Grundstückes lebt der Chef der Dorfpolizei von Nong Plub (auch in einem ganz schmucken Haus). Da treffen sich dann die Dorfpolizisten so ab 16.00 Uhr zum täglichen Umtrunk und fahren anschliessend gemütlich mit den Polizeiautos nach Hause. So einmal im Jahr werden mein Nachbar und ich auch dazu genötigt, mitzumachen, dafür werden wir in den zwar seltenen, aber doch stattfindenden Verkehrs-Kontrollen jeweils gleich „durchgewunken“. Klar wir bringen dann aus Anstand auch eine etwas bessere Flasche Whiskey mit. Vielleicht sind wir deshalb jetzt auch schon dem Merkmal Nr. 5 verfallen. So neben bei, ich bin nachher, als einziger Farang zusammen mit ca. 50 weiteren Personen, noch zur Geburtstagsparty der Freundin meiner Partnerin eingeladen, welche deren Mann eigentlich auf Samstagabend verschieben wollte, sie aber nicht eingewilligt hat. Nein, nicht was Du denkst, nicht weil es vielleicht spät wird und sie morgen wieder arbeiten müssen? Auch die finden sich anschliessend alle auf der Strasse wieder. Der Thairegierung ist dieses Verhalten natürlich auch aufgefallen und immer wieder ein Dorn im Auge, da viele Todesfälle auf diese Zeitspanne fallen. Um dem entgegen zu wirken, wurden die Steuern auf importierten Alkohol auf den 1.1.2014 derart erhöht, dass sich die Preise um ca. 30% gesteigert haben. Ich denke, du erwartest es schon; welche Merkmale kommen denn da wieder zusammen? Such Dir es aus, ein Bestandteil von Merkmal Nr. 2 ist auf jeden Fall vertreten. Oder denkst Du es ist besonders intelligent, die Steuern auf importierten Alkohol drastisch zu erhöhen um damit dem täglichen Thai-Alkoholgelage entgegen zu wirken, wenn man doch weiss, dass Thais nur Thai-Whiskey trinken, welcher hier produziert wird und deshalb von dieser Massnahme gar nicht betroffen ist? Es ist fast unglaublich, aber die Massnahme stand genau so in einem Beschluss der Regierung und die Preise sind wirklich gestiegen, nur der Liter Thai-Whiskey kostet immer noch 69 Baht. Um auch noch Merkmal Nr. 5 ins Spiel zu bringen, müsste man vielleicht einmal den wachsenden Kontostand des „Ministers für Import“ ein wenig genauer ansehen. Zweitens: Ich habe es schon erwähnt, die ländliche Bevölkerung, also 80%, hat in Thailand ein zwar einfaches und bescheidenes aber auch sehr friedliches Leben. Man arbeitet grundsätzlich soviel, dass es für das tägliche Essen und den Thai-Whiskey reicht. Die Lebensmittel besorgt man sich auf dem lokalen Thaimarkt, welcher früh morgens oder an anderen Tagen am Abend stattfindet. Die Lebensmittel, vor allem Gemüse, Früchte und ein wenig Fleisch oder Geflügel, werden natürlich nicht kontrolliert, was uns Farangs, aufgrund des unkontrolliert hohen Gebrauchs von Pestiziden, immer etwas sorgen bereitet. Es kann sein oder ist wahrscheinlich sogar so, dass hier in Thailand die hohe Pestizid-Belastung des Gemüses und der Früchte die enorm hohe Zahl an Todesfällen mit der Todesursache Krebs erklären lässt (wir kommen in einem anderen Kapitel sowohl auf die medizinische Versorgung wie auch auf die Landwirtschaft zurück). Pestizide in überhöhter Dosis müssen aber auch eine ganz positive, für den Westen noch völlig unbekannte, Eigenschaft auf den Menschen haben. Oder wie anders ist denn sonst 15 erklärbar, dass von der ländlichen Bevölkerung (wir sprechen hier wieder von den 80%) nicht einer, aber wirklich nicht einer eine Brille trägt und dafür in Bangkok, wo alles viel fortschrittlicher, moderner und dementsprechend auch viel kontrollierter von Statten geht, gefühlte 50% der dort lebenden Menschen? Auch das sieht man auf den Strassen. Tagsüber, wenn es hell ist, geht es ja noch, aber bei einsetzender Dämmerung oder nachts ist es kaum zu beschreiben. Sie sehen absolut nichts und schleichen deshalb mit offenem Fenster den gelben Markierungen entlang, mehr getastet als gesehen. Zugegeben, im Verhältnis zum Einkommen sind Brillen auch hier relativ teuer und als Mensch, ausgestattet mit Merkmal Nr. 10, ist halt dann tatsächlich kein Geld vorhanden, da es ja schon entweder für Thai-Whiskey oder die Spielsucht der Frauen draufgegangen ist. Ab 22.00 Uhr nimmt das Risiko schlagartig wieder ab, da Thais dann schlafen, ausser sie sind gerade an einem Wochentag an einer Geburtstagsparty, smile. Doch das dicke Ende des Ausfluges in die thailändische Kultur und Gesellschaft, aufgezeigt, anhand des Strassenverkehrs, kommt zum Schluss. Wo denkst Du, fahre ich lieber Auto? Hier in Thailand oder eben doch in der Schweiz? Ich habe Eingangs erwähnt, es war mir gar nicht bewusst, wie viel sich aufgrund des Strassenverkehrs und des Verhaltens im Strassenverkehrs über eine Kultur oder Gesellschaft eines Landes aufzeigen und erklären lässt. Ich fahre, trotz allem, viel lieber Auto hier in Thailand. Hier ist das Auto noch das, was es ist: ein einigermassen schnelles Transportmittel, um von A nach B zu kommen. Ohne zu „rasen“ oder auch nur annähernd zu den Rasern gezählt werden zu wollen, hier kann ich mich ganz dem Verkehr anpassen, ohne mich dauernd auf irgendwelche, frei erfundenen Beschränkungen konzentrieren zu müssen. Hat es viel Verkehr, geht es halt nun mal langsamer. Hat es keinen Verkehr, nutze ich die Fähigkeiten des Autos und bin zügig unterwegs. Hier gibt es keine, alle einhundert Meter wechselnden Schilder, die mir sagen, ich soll jetzt maximal 50, dann 60, dann 80, dann sofort wieder 60 um gleich wieder auf 80 zu wechseln, fahren. Selbstverständlich, alles hinterleuchtet mit Kameras, die mein Verhalten dann auch noch dokumentieren und automatisch bestrafen. Ich persönlich denke, so bald und so lange man in einer Gemeinde, in einem Kanton, in einem Staat ein Budget über Bussengelder erstellt (nur in der Stadt Zürich zur Zeit ca. 100 Mio CHF/ jährlich) und dieses auch zu erreichen gedenkt, ist man nicht viel weiter als hier. Es geht nicht um die Sicherheit, es geht entweder um Geld oder politische Gesinnung (vereinfacht ausgedrückt: das Auto ist eh des Teufels Erfindung). Hier kommen die vielen, zugegeben unnötigen, Toten von den kulturellen Gegebenheiten (vor allem Merkmale 4 und 2). Obwohl zur Zeit niemand etwas dagegen unternimmt, wegen zu schnellem fahren, stirbt hier praktisch niemand (nun wisst ihr auch wieso). Zum Schluss dieses Kapitels vielleicht noch dies: Hast Du Dir schon einmal überlegt, was der Strassenverkehr und das Verhalten im Strassenverkehr eigentlich über die Kultur und die Gesellschaft in der Schweiz aussagt? Hier nur einige Stichworte zum Nachdenken, wobei es noch viele andere gäbe: Ist es möglich und sinnvoll, Fehlverhalten zu budgetieren? Wird man dann auf der Einnahmeseite nicht abhängig davon und damit vielleicht sogar gezwungen, das Fehl-Verhalten zu fördern? Hat die Häufung von Strassenkontrollen gegen Ende eines Jahres, wirklich etwas mit Sicherheit zu tun? Braucht es wirklich ca. CHF 70 Mio. jährlich für die Neubeschilderung? 16 Ist man durch den permanenten vorgegebenen und einzuhaltenden Tempowechsel nicht mehr abgelenkt von den eigentlichen Aufgaben eines Fahrzeuglenkers? Warum steht bei der Berichterstattung über Raserunfälle manchmal, dass es sich um einen Schweizer gehandelt hat aber auch oft nichts zur Nationalität des Unfallverursachers? Will man damit etwas konkretes Aussagen, oder eine schon vorhandene Stimmung nicht noch mehr anheizen? Hält man den durchschnittlichen CH Menschen denn für so blöd, da er es so ja doch herausfindet? Warum fährt man als Schweizer eigentlich diese grossen, teuren, schnellen, tollen „Schlitten“, wenn die Regierung die Autofahrer doch eigentlich am liebsten auf Tempo 80 und 30 einbremsen möchte? Warum gibt jemand eigentlich so viel Geld für etwas aus, das so in seiner Leistungsfähigkeit gar nicht zu gebrauchen ist, oder höchstens zu zusätzlichen Mehrkosten durch Bussen führt. Wie müsste man das Merkmal der Schweizer Kultur benennen, um den Umstand zu beschreiben, dass man, vor allem aufgrund der hohen Einwanderungsrate, permanent wächst (die Regierung wird, trotz Abstimmung, schon eine Lösung finden) und andererseits immer noch davon ausgeht und in die Planungen einfliessen lässt, dass der Strassenverkehr und somit die Anzahl der Autos in Zukunft abnehmen wird? Nur Spasses halber: Und das bei jetzt schon überfüllten öffentlichen Verkehrsmitteln. Mach mal den Versuch, aufgrund des Strassenverkehrs, die Schweizer Kultur und Gesellschaft zu beschreiben. Es ist interessant, was dabei herauskommt und das eine oder andere Mal müssten wir mit Bestimmtheit auch schmunzeln. 17 Kapital 2: Sexualität: oder vielleicht auch, warum gehen eigentlich so viele „Westler“ ausgerechnet nach Thailand? Denjenigen, welche sich aus moralischen oder religiösen Gründen nicht mit diesem Thema auseinander setzen wollen, rate ich, vielleicht gleich mit Kapitel 3 weiterzufahren. Nicht, dass ich hier Schauergeschichten niederschreiben werden, nein, aber ich versuche so gut ich vor mir selber vertreten kann, die Dinge anzusprechen. Denn das zeichnet ebenfalls die grossen kulturellen Unterschiede zwischen dem Westen und Thailand, oder vielleicht auch ganz Asien aus, hier spricht man offen über dieses Thema. Natürlich haben die 60er-Jahre auch bei uns das Ganze schrittweise enttabuisiert, aber offen sind wir deswegen im Vergleich noch lange nicht, brauchen wir vielleicht auch gar nicht zu sein. Aber um es vorweg zu nehmen, viele der nachstehenden Ereignisse passieren auch bei uns oder sind zumindest bei uns auch passiert und wir sind/waren Weltklasse im wegschauen. Sind wir ehrlich, wer von Thailand spricht, nach Thailand in die Ferien geht, hier lebt oder gar mit einer Thai liiert ist, kommt um dieses Thema schon mal kaum herum. Zu nachhaltig hat sich Thailand den Ruf des Sex-Touristen-Landes erarbeitet. Auch wenn du vorher überzeugt warst, dass du nicht Gedankenlesen kannst, lauf mal mit einer Thai an der Hand, die dann auch noch viel jünger aussieht, als sie wirklich ist, die Bahnhofstrasse in Zürich hinunter. Du wirst Gedankenlesen können, zu offensichtlich sticht jeder Gedankengang aus den Augen der dich Treffenden hervor. Muss ich noch deutlicher werden: „Grüsel“, Kinderschänder, schon wieder einer, der hier keine findet, usw.. Für Diejenigen, welche diese Seite von Thailand vertieft interessiert, gibt es das Buch „Private Dancer“ von Stephen Leather. Für Diejenigen (männlichen Wesen), die hier leben wollen oder aber als Sex-Touristen hierher kommen, müsste es am Flughafen als Pflichtlektüre abgegeben werden. Es zeigt unheimlich viel über die Kultur und die Denkweise und die lauernden Fallen auf, sollte man glauben, sich hier verliebt zu haben (und das passiert vielen) und ist äusserst spannend geschrieben (ich habe gerade einmal 3 Tage gebraucht). Es ist wirklich, wirklich empfehlenswert und zeigt wunderbar auf, warum wohl Thailand den weltbekannten und äusserst erfolgreichen Werbeslogan „Land des Lächelns“ in „Amazing Thailand“ umgewandelt hat. Ich werde jetzt aber nicht den Inhalt dieses Buches zusammengefasst wiedergeben, sondern nur einige Punkte, die ganz allgemein für das Verständnis der Kultur und Gesellschaft wichtig sind und mich in den letzten Jahren beschäftigt haben, beschreiben. Ist es möglich, dass sich eine zumeist jüngere Thai-Frau in einen älteren Farang-Mann verliebt? Und umgekehrt? Beginnen wir einfach, beginnen wir bei mir. Als ich hierher gekommen bin, hatte ich eines ganz bestimmt nicht vor, mich mit einer Thai-Frau, in welcher Form auch immer, zu liieren. Einerseits war ich schon einige Male hier in den Ferien und kannte deshalb bereits die Fallen die da lauern und die „dunkle Seite“ dieses Themas (u.a. weil ich das erwähnte Buch gelesen hatte) und andererseits entspricht der mädchenhafte, ja manchmal fast jungenhafte Körperbau von Thai-Frauen so gar nicht meinen Vorstellungen eines weiblichen Körpers, mit anderen Worten, spricht mich schon rein optisch überhaut nicht an. Zu den Sex-Touristen kann ich mich auch nicht zählen, denn zu wissen, dass möglicherweise gestern oder vor einer Stunde der Barnachbar das Vergnügen mit dem Bar Girl hatte, das mich da gerade freundlich anlächelt, empfinde ich immer noch als sehr unappetitlich, ja schauderhaft. Vielleicht bin ich in diesem Punkt nicht ganz normal, aber ist es nun mal so, ich kann ausgezeichnet damit leben. Etwas, das ich natürlich von meinen Kollegen hier in der Anfangszeit oft zu hören bekommen habe und schon mal zum Gerücht geführt hat: Der ist wahrscheinlich schwul oder kann sonst irgendwie nicht mehr. Mann, allein in Thailand und nimmt das unübersehbare Angebot nicht an, da muss ganz einfach etwas nicht stimmen. So denkt die Mehrheit der männlichen Auswanderer hier. Darunter sind auch in der Zwischenzeit gute Freunde, aber eben, in diesem Thema unterscheiden wir uns. Aber warum schreibe ich das alles? Auch damit möchte ich einige Punkte über die Kultur und 18 Gesellschaft (inkl. der Farangs) in Thailand aufzeigen. Natürlich könnte ich jetzt eine Geschichte erfinden, aber es ist bestimmt viel amüsanter, das mit meinem Beispiel zu tun. Also, dann geschah dann dies. Als ich hierher gezogen bin, habe ich natürlich die gewonnene freie Zeit so gut es ging sofort in Golfrunden umgemünzt. Endlich, wann und so oft ich wollte und weit und breit kein Regen, sondern jeden Tag nur Sonnenschein. Das hat in mir das unwiderstehliche Bedürfnis geweckt, wenn schon zwingend ein Caddie mitgenommen werden muss, dann wenigstens immer denselben. Für die Nicht-Golfspieler, ein Caddie ist die Person, welche deine Golftasche kutschiert, dir die Golfschläger aus der Golftasche für den entsprechenden Schlag herausgibt, diese wieder reinigt, bevor sie ihn wieder zurück in der Golftasche verstaut, den Score, also das Resultat pro Loch, niederschreibt und wenn du einen guten erwischt, dir noch nach jedem Loch die Trinkflasche reicht, sich die wütenden Äusserungen anhört, wenn du einen Fehlschlag gemacht hast und dich lobt, wenn du gut gespielt hast. Also, das in meinen Augen unnötige und in Europa auch nicht vorhandene, Mädchen für alles. Also, dann wenigstens immer denselben oder richtigerweise, da es sich vor allem um Frauen handelt, die diesen Job ausführen, dieselbe, denn dann bist du nicht gezwungen, immer wieder deine Vorlieben oder was du nicht magst, zu erklären. Ich habe mich natürlich bei meinen Kollegen umgehört, ob sie einen guten kennen würden. „Meine“, die ich von früher her kannte, ist bei einem Autounfall gestorben. Mir wurde dann Noi empfohlen, sie sei lustig aber auch ein wenig „frech“, was wohl soviel hiess, dass sie sich nicht alles gefallen liess und spreche auch ziemlich gut Englisch. So hat mein Nachbar dann nach einer Golfrunde Noi angesprochen, ob sie meinen Caddie machen wolle. Da sie schon gehört hatte, dass ich hier lebe, also das Ganze Jahr regelmässig Arbeit und Verdienst für sie ansteht und zudem noch oft spiele, war ich als Kunde somit einigermassen willkommen. Das hat sich so geäussert, dass ich die Telefonnummer bekam, diese in mein Handy eintippte, damit ich sie „buchen“ oder aber die Termine absprechen kann. Die Aufforderung, sie gleich nach dem eintippen ihrer Nummer anzurufen, habe ich erst später verstanden. Im Moment habe ich mir nur gedacht, wenn das nur gut kommt, oder hält sie mich wirklich für zu blöde, eine Telefonnummer korrekt einzutippen. Später habe ich dann erfahren, dass sie schon sehr viele Kunden hatte und sollte ich nicht freundlich sein, sie meine Nummer, weil sie die ja nach meinem Anruf jetzt kannte, unterdrücken kann. Clever diese Thais. To make the story short: Wir haben uns viel auf dem Golfplatz gesehen, weil es so Gepflogenheit ist hier und völlig Hintergedanken frei, an meinen Geburtstag eingeladen, ihr zwei, dreimal offeriert, selber eine Golfrunde zu spielen und drei Mal zum Nachtessen eingeladen, wobei ich nicht mehr weiss, ob sie das vorgeschlagen hat oder ich. Da kommen in einem Jahr ganz viele Stunden zusammen, die man gemeinsam verbringt. Wir haben uns immer besser kennen und auch schätzen gelernt und irgendwie hat sie es geschafft, dass ich selbst nach Fehlschlägen noch gelacht habe (diejenigen, die schon das zweifelhafte Vergnügen hatten, mit mir Golf zu spielen, wissen von was ich spreche). Lassen wir hier weitere Details weg: Eines Tages vor knapp 1 ½ Jahren, nachdem wir also viele Stunden zusammen verbracht hatten, ist Noi dann bei mir eingezogen. Da stand sie dann da, mit ihren wenigen Habseligkeiten und musste sich wohl, wollte ich ihren Gesichtsausdruck deuten, erst mal an das für eine Person in ihren Augen völlig überdimensionierte Haus und den Gedanken daran, jetzt auch hier zu wohnen, gewöhnen. Die Küche ist im Haus mit so eigenartigen, undefinierbaren Geräten, nicht ausserhalb, wie in Thailand üblich, daneben steht ein riesiger Marmor-Esstisch, aus dem Schlafzimmer geht man in sein eigenes Bad, die Dusche hat eine Glaswand, damit das Wasser nicht überall hin spritzt, man hat überall fliessendes Wasser, an den Wänden hängen Klimageräte und Bilder, die Fenster haben Vorhänge, jedes ausgestattet mit einem Fliegengitter, überall stehen schöne Möbel und Lampen, ein voll ausgestattetes zweites Zimmer ist auch noch da, sogar ein zweites Bad ist vorhanden, dann noch die Bar mit Flaschen im Wert von einem 19 Jahressalär draufstehend und zu guter Letzt steht da noch ein grosser Swimming-Pool direkt auf der Terrasse vor dem Haus. Und das alles für eine Person. Um auf die Fragestellung zurück zu kommen: Da fragt sich einer im Ernst ob sich eine jüngere Thai-Frau in einen älteren Farang-Mann verlieben kann? Und die Antwort ist: Ich habe keine, aber auch wirklich keine Ahnung. Bei uns ist es so und das ist das Einzige, was ich weiss. Ich bin mit Sicherheit nicht ihr Traummann so wie sie für mich mit Sicherheit nicht meine Traumfrau ist. Von Liebe mag ich gar nicht sprechen. Es herrscht da eine unglaubliche Verbundenheit, wenn man die Kürze der Zeit, in der wir nun zusammenleben, bedenkt. Wir haben viele gemeinsame Interessen, denken in vielen Dingen, auch ohne Absprache, gleich. Wir können viel zusammen lachen. Wir unternehmen viel zusammen. Wir haben ungefähr denselben Lebensrhythmus. Wir lieben beide die Ordnung in und um das Haus. Wir sprechen gerne und viel zusammen. Wir machen gerne Gesellschaftsspiele zusammen (ich habe etwa 15 Spiele aus der Schweiz mitgebracht). Beide kochen wir gerne, sie Thai, ich Europäisch und wir lieben beide, was der andere kocht. Wir geben beide aufeinander acht, sind besorgt, dass es dem anderen gut geht. Wir lassen uns, ohne je darüber gesprochen zu haben, gegenseitig Zeit für die eigenen Interessen (sie mir fürs schreiben und mein tägliches Zeitungslesen, ich ihr für den täglichen Kontakt mit ihren Freundinnen). Sie erinnert mich unnachgiebig, sollte ich meine Tabletten vergessen. Nein, und natürlich leben wir nicht platonisch. Als Einschub, vielleicht hier noch eine kleine, zumindest für mich amüsante Anekdote. Also, Noi stand dann so da und nachdem ich ihr gezeigt habe, wo sie ihre Kleider unterbringen kann (in einem Kasten, was schon wieder erstaunen auslöst, weil Thais dafür keinen Kasten sondern ein langes Seil verwenden, an dem sie dann die Kleider aufhängen und nicht vergessen, wir sprechen immer von der ländlichen Bevölkerung) habe ich es fertig gebracht, die wohl dümmste aller dummen Fragen an eine Thai-Frau zu stellen: Auf welcher Seite möchtest Du schlafen? Entschuldigend kann ich für mich vielleicht anbringen, damit ich mein spezielles Kissen, das meinen Nacken besser stützt, auf die richtige Seite schieben kann. Die Antwort war ein unverfrorenes, lautes Lachen mit der anschliessenden Bemerkung: Da wo du schläfst. Thais und wir sprechen hier wieder von den 80%, schlafen im besten Fall auf einer dünnen Matratze, die sie am Abend im einzigen Zimmer das im Haus vorhanden ist, auf dem Fussboden ausrollen, alle zusammen. Also, sofern noch am Leben, Grossmutter, Grossvater, Mutter, Vater und Kinder. Vielleicht noch die Kinder, auf die sie aufpassen. Thais schlafen wahrscheinlich deshalb nie ohne Körperkontakt, weil sie den gewohnt sind. Das heisst dann also konkret, dass du immer zumindest ein Bein und einen Arm über dich geschlungen hast, woran du dich zuerst gewöhnen musst oder zumindest ich mich gewöhnen musste. Drehst du dich, das Bein und der Arm kommen sofort wieder zurück. Sonst können sie einfach nicht schlafen und ich habe mich daran gewöhnt. Und da stelle ich dann diese blöde Frage und stehe im lauten Gelächter mit gekürzten Hosenbeinen da. Am Anfang haben wir viel darüber gelacht, nicht zuletzt weil ich im Schlaf offenbar automatisch meine körperliche „Freiheit“ gesucht habe, um dann mit dem Gesicht an der Steinwand anstossend, welche den Kopfteil meines Bettes umrandet, aufzuwachen. Natürlich war das Bein und der Arm trotzdem immer noch da. Ich für mich kann zusammenfassen, nein, natürlich ist es nicht die grosse Liebe, aber es ist mindestens ebenbürtig. Und folgende Dinge sind in diesem Zusammenhang vielleicht noch wirklich wichtig, welche in stichwortartig erwähnen möchte: Noi hat vor ihrem Einzug einen 6-Punkte umfassenden, gemeinsam besprochenen, „Vertrag“ unterschrieben, der vor allem regelt, was das sofortige Ende unserer Beziehung hervorruft. Wir kommen darauf zurück, warum das hier, so schräg es tönen mag, überlebenswichtig ist. Noi erhält von mir jeden Monat die 20'000 Baht, welche sie vorher im Durchschnitt verdient hat. Dies, um ihre Familie (ihre 3 Kinder im Alter zwischen 10 und 18 Jahren, 20 die in Bangkok leben) zu unterstützen und auch, um Geld für später auf die Seite legen zu können oder sich mal etwas zu gönnen, das sie mir nicht sagen muss. Für den Rest der Lebenskosten komme ich auf. Einschränkend ist zu erwähnen, dass das Geld, ohne Absprache mit mir, nicht für ihre Brüder oder als Kredit für ihre Freundinnen verwendet werden darf. Zusätzlich darf es auch nicht fürs Spielen eingesetzt werden. Doch nun zur Frage: Wie sieht es aus der Sicht einer Thai-Frau, in unserem Beispiel für Noi aus? Ich kann Noi natürlich nicht fragen, wie man ganz allgemein einer Thai-Frau diese Frage nicht stellen sollte. Was sollte sie denn schon antworten. Dass sie bei einem lebt, obwohl man älter ist und mit seiner langen Nase ganz bestimmt auch nicht ihren Träumen entspricht, nur weil man ihr Sicherheit und ein schöneres Leben bieten kann, oder dass man freundlich und fürsorglich zu ihr ist, oder weil damit die Chance besteht, auch einmal ins Ausland oder nur schon in eine andere Gegend in Thailand zu kommen? Also, was sollte sie antworten. Was aber sehr wichtig ist, wenn du freundlich mit einer Thai-Frau umgehst, auch wenn du nicht viel Geld hast und dir deshalb ein, in unseren Augen, nur bescheidenes Leben leisten kannst, die Thai-Frau zahlt es dir tausendfach zurück. Ich kenne nun viele hier, etliche auch nur mit einer einfachen AHV-Rente ausgestattet und trotzdem werden sie von ihren Thai-Frauen im Leben verwöhnt. Da hätten wir zum Beispiel einen Kollegen hier, welchen das Schicksal erreicht hat, mehrere Hirnschläge zu haben. In der Zwischenzeit ist er mehr oder weniger an den Rollstuhl gefesselt. Kommt dazu, dass er auch vorher, zumindest in meinen Augen, nicht gerade der einfachste Zeitgenosse war. Könnten wir (was wir eben nicht tun, weil es keine ehrliche Antwort auf diese Frage geben kann) seine Thai Partnerin fragen, wie es denn nun mit der Liebe ist, wäre die ehrlich Antwort mit allergrösster Wahrscheinlichkeit „nein“. Schauen wir aber auf ihre Handlungen, dann ist das mehr als ebenbürtig. Sie hilft ihm aus dem Bett, sie koch für ihn, sie füttert ihn, sie fährt ihn jeden Tag mit dem Rollstuhl mindestens eine Stunde in der Gegend herum, geht mit ihm Kollegen besuchen, damit er wenigsten noch ein wenig sozialen Kontakt pflegen kann, sie wäscht ihn, sie schaut, dass er es bequem hat vor dem Fernseher, sie erträgt sogar seine Launen, die oft hochkommen, weil er sich nicht mehr alleine Bewegen kann, sie heitert ihn auf, macht Spässe mit ihm und am Schluss bringt sie ihn wieder ins Bett und das ohne die übrigen Tätigkeiten, wie putzen, den Garten pflegen, usw. zu vernachlässigen. Ist das die grosse Liebe, welche das alles für dich tut? Also, wie ist nun die Antwort auf die Frage, warum eine Thai-Frau überhaupt motiviert ist (den Ausdruck „Liebe“ lassen wir einmal sein), mit einem älteren, in vielen Fällen viel älteren, vielleicht sogar noch kranken Farang, zusammen zu leben. Es gibt sie, die Antworten: Natürlich bist du der lebendig gewordene Bankomat und bietest der Thai-Frau eine für sie vorher unbekannte, gar unvorstellbare Sicherheit. Wer sich da etwas vormacht, hat verloren. Natürlich bietest du der Thai-Frau einen Lebensstil, der ohne Farang nicht erreicht werden könnte. Behandelst du die Thai-Frau auch noch nett und fair, gar Gleichberechtigt, tust du etwas, was ein Thai-Mann nie tun würde und sie deshalb unglaublich schätzt. Diskutierst du mit ihr, fragst du sie gar noch um Rat oder sagst du Danke, wenn sie etwas für dich getan hat, wird das Ganze für eine Thai-Frau schon fast unheimlich. Darf sie dich gar noch in deine Heimat oder ganz allgemein ins Ausland begleiten, was schon einmal bedeutet, überhaupt einen Pass zu bekommen, fühlt sie sich als fallen Geburtstag, Valentinstag, Ostern und Weihnachten zusammen. Hilfst du gar noch bei der täglich anfallenden Arbeit mit, betrachtet dich die Thai-Frau schon fast wie einen Ausserirdischen, denn mindestens das würde ein Thai-Mann nun nie tun. 21 Bist du zudem nie betrunken und schlägst du die Thai-Frau auch nicht, spätestens dann wird’s zum Weltwunder. Hast du neben deiner Thai-Frau nicht auch noch „mia nooi“s (so werden die Nebenfrauen hier genannt, welcher jeder Thai-Mann hat), dann bist du wenn möglich gar nicht mehr von dieser Welt. Sie ist doch einfach geworden, die Antwort, oder nicht: Eine Thai-Frau ist „motiviert“ mit einem auch viel älteren Farang zusammenzuleben, weil die thailändische Kultur für die ThaiFrauen nicht eben gerade vorteilhaft ist, um es schön zu formulieren. Oder wenn wir es in der Sprache der Jugend auszudrücken versuchen (und manchmal triffst es das am Besten), weil die thailändische Kultur für die Frau nur die „Arsch-Karte“ bereit hält. Sonst noch eine Frage zum Thema der Möglichkeit der Liebe? Vielleicht ist das auch der Grund, warum es keine Beziehungen zwischen Thai-Männern und Farang-Frauen gibt, wer will sich das schon antun. Und bitte, bitte liebe Westler-Frauen, die diesen Artikel jetzt lesen, ich will hier nun nicht falsch verstanden werden. Ich spreche nur über die Thaikultur, sie ist nun einmal ganz anders, wie auch unsere Kultur ganz anders ist, mit anderen Regeln, mit anderen Lebensgewohnheiten. Darüber will ich mich hier äussern. Ich will hier nicht beurteilen und werten, was Schweizer Frauen alles aufopferungsvoll tun für den Mann, für die Familie, für die Gesellschaft. Ich will hier nur ausleuchten, warum eine zumeist jüngere Thai-Frau, mit einem meist älteren Farang zusammenleben will und es erst noch nach der ganz grossen Liebe aussieht, ob sie es nun ist oder nicht. Vorweg schon einmal wichtig, die hier beschriebene Thai-Frau findest du nicht, oder in nur ganz seltenen Fällen, in einer Bar, in der sie sich als, nennen wir es doch beim Wort, Prostituierte angeboten hat. Wir kommen auf diese Spezies zurück. Es gibt da aber noch das allseits bekannte Sprichwort: „Jede Medaille hat zwei Seiten“. Das musste ja kommen, zu sehr hätte es sonst nach Paradies ausgesehen. Darüber müssen wir nun noch kurz sprechen, denn die Thai-Kultur hält auch einige Fallen und Herausforderungen für den Farang bereit. Vielleicht magst Du Dich erinnern, ich habe einen Vertrag mit Noi, mit darin festgehaltenen Punkten, und ein Verstoss dagegen, das sofortige Ende unserer Beziehung auslösen würde. Und hier gilt, wer nicht glauben will, muss fühlen, denn es gibt nicht wenige Farangs, die diesen Punkten oder ganz allgemein der Thai-Kultur keine Aufmerksamkeit geschenkt oder sich von diesen dich anstrahlenden Reh-Augen haben blenden lassen und sich somit das ganze Leben ruiniert haben oder ganz einfach umgebracht worden sind. Dazu müssen wir uns wieder an die Merkmale der Thai-Kultur zurück erinnern. Beginnen wir mit dem für uns Farangs Kompliziertesten: Merkmal Nr. 1. Das unendlich Schwierige und für uns nicht fassbare an diesem Merkmal ist, dass sich damit „Lügen“ zum automatischen Bestandteil der Kultur entwickelt. Wenn du also angelogen wirst und du merkst es, dann darfst du das deinem Gegenüber ja nicht sagen, weil er sonst das Gesicht verliert und wir haben gelernt, dass das nicht nur schlimm ist, sondern, wenn du es trotzdem tust, ernste Konsequenzen haben kann, die bis zu deinem Tod führen können. Diesen Punkt musst du im Vertrag mit deiner Thai-Frau regeln. Das gleiche gilt für das „Stehlen“, ausser natürlich die liebst es, von deinem Partner bestohlen und belogen zu werden. Doch warum sollte sie das tun, sind nun Thai-Frauen auf einmal grundsätzlich böse? Nachdem vorher Beschriebenen kaum auszudenken. Um eine Antwort zu finden, musst du dir ein anderes Merkmal in Erinnerung rufen. Merkmal Nr. 9. Wie ist das nun mit der „Sippe“, welche immer an erster Stelle steht, also weit vor dir als Farang-Partner? Die Sippe hat nichts dagegen, wenn eine ihrer Töchter sich mit einem Farang einlässt, ja sie hat nicht einmal etwas dagegen, wenn eine ihrer Töchter sich prostituiert, solange Geld in die Sippe zurück fliesst. Das 22 musst du regeln im „Vertrag“ und du musst dir bewusst sein, dass das je nach Sippe ziemlich teuer werden kann. Auch wenn die Thai-Frau das nicht will, sie wird von der Sippe dermassen unter Druck gesetzt, bis sie dich belügt, dich bestiehlt. Da ist dann auf einmal die Mutter oder der Onkel oder weiss der Teufel wer krank, im wenn möglich 1'000 Kilometer entfernten Dorf und die Person müsste, ohne deine sofortige finanzielle Hilfe, sterben. Oder der Bruder hatte einen Verkehrsunfall und er braucht doch das Motorrad für die Arbeit. Sie sind endlos und kreativ, diese erfundenen Geschichten, um Geld aus dir heraus zu holen. Versuche mal nicht zu zahlen, du wirst es bereuen. Spürst du schon ein wenig, warum es einen Vertrag vor dem Eingehen einer Beziehung mit einer Thai-Frau braucht, und es zudem der wichtigste Passus im Vertrag sein muss, dass auch die Sippe diesen Vertrag kennt. Wenn es trotzdem passiert, ist deine einzige Chance, deine Thai-Frau sofort zum Teufel zu schicken und ab diesem Moment sehr auf den Leben aufzupassen. Nicht selten sind Farangs, um ihr Leben zu schützen, sofort, zumindest für eine gewisse Zeit, wieder zurück in ihre Heimat geflüchtet. Aber das ist noch nicht alles. Merkmal Nr. 9 kombiniert mit Merkmal Nr. 2. Diese endlose Spielsucht von thailändischen Frauen. Was da so friedlich tönt, ein wenig „zocken“, ist eines der grössten Übel der thailändischen Kultur. Das machen sie zwar auch ohne Farang, nur steigen dann plötzlich die Einsätze ins unermessliche und sie sind, in unseren Augen, zu dumm, um zu merken, dass sie gleich ihr ganzes wunderbares Leben, das ihnen der Farang ermöglicht hat, zu verspielen. Vielleicht bedeutet es ihnen ja auch gar nicht so viel, wie viele Farangs glauben, den sie sind im Innern immer noch bescheiden, brauchen nur einige Male am Tag etwas Einfaches zu essen, ein einfaches Dach über dem Kopf, um irgendwo auf einem Boden, zusammengerollt mit anderen, zu schlafen. Natürlich wird die Thai-Frau nicht nach Hause kommen und es dir „beichten“, nein, sie wird ganz gewohnt vom bisherigen Leben, sich selber zu helfen versuchen. Sie wird bei diesen überall vorhandenen Kredit-Haien einen Kredit aufnehmen (du kannst dich erinnern, an den Kredit mit den 15% Zins im Monat). Sollte das Geld, das du ihr monatlich gibst nicht reichen, um wenigstens die Zinsen zu zahlen, geht’s wieder los mit dem stehlen. Sollte auch das nicht reichen, steht er dann auf einmal vor dir, der breitschultrige, mit Waffen ausgerüstete Krediteintreiber. Also muss auch die Spielsucht vorher im „Vertrag“ diskutiert und geregelt sein. Ich hatte, Glück, Noi hatte noch nie gezockt, sie hatte das Geld immer gereut. Und trotzdem mussten wir lange diskutieren, denn es kann ja auch der Bruder sein, der zockt und dann geht’s schon wieder los mit dem Druck ausüben. Im Fall von Noi war es die Frau des Bruders. Wir (Noi, von ihrem hart erarbeiteten Geld und ich) haben ihm trotzdem einmal geholfen, die Schulden zurück zu bezahlen, gleichzeitig von ihm aber verlangt, dass er seine Frau zum Teufel schicken muss, was er dann auch getan hat und das Geld, das Noi ihm geliehen hat, in monatlichen Raten zurück zahlt. Tönt hart, aber es geht hier nicht anders, denn einmal der Spielsucht verfallen, können sie nicht mehr damit aufhören. Die Geschichte ist natürlich damit nicht fertig, ich darf gespannt sein, was noch kommt, nur Geld gibt es von mir keines mehr. Zur Zeit läuft in dieser Familie gerade eine ganz spannende thailändische „Tragödie“ ab, welche alleine, als Basis zu einem ganzen Buch ausreichen würde. Merkmal Nr. 3. Ja dieses Merkmal gibt es ja auch noch. Eines, das in einer Beziehung erst noch von grosser Bedeutung sein kann, Vertrauen. Hier ist das so, entweder du kontrollierst oder das Ergebnis ist dir einfach egal. Vielleicht werde ich einmal bestraft dafür, aber ich habe das Gefühl erlangt, dass ich Noi vertrauen kann, also kontrolliere ich nicht mehr (so oft). Es gehört aber zwingend in den „Vertrag“ und noch dringlicher ist, darüber intensiv, vor dem Eingehen der Beziehung, zu diskutieren, damit du sicher gehen kannst, dass man dasselbe darunter versteht. Es ist zudem nicht nur so, dass die Thai-Männer ihre Nebenfrauen haben. Vielleicht darum oder weil die Kultur halt ganz anders und ungewohnt für uns ist, auch die ThaiFrauen schlafen mit jedem, bei jeder sich ergebenden Gelegenheit. Über die möglichen Gründe kommen wir gleich im Anschluss zurück. Also, wenn du das nicht so schätzt, ist es vielleicht besser, es klar zu regeln, wobei Vertrauen hier nicht nur 23 auf ein mögliches Fremdgehen verstanden werden sollte. Wie gesagt, ich vertraue Noi, ich gebe ihr schon mal, wenn es die Situation erfordert, meinen Geldbeutel um etwas zu bezahlen und in der Zwischenzeit zähle ich nachher auch nicht mehr nach, ob alles korrekt von statten ging. Bekommst Du auch das Gefühl, dass das paradiesische so langsam am abbröckeln ist. Ich höre jetzt auf mit Beispielen und Merkmalen, nicht weil es nicht noch mehr gäbe, aber ich glaube, Du hast es jetzt verstanden. Also, noch einmal zurück auf Feld 1: Ist es möglich, dass ein Farang eine Thai-Frau liebt. Ich bleibe bei meiner Antwort: Ich habe keine, aber auch wirklich keine Ahnung. Zumindest ist es unter den gegebenen Umständen schwierig, was aber jetzt nicht heissen soll, dass du in einer Partnerschaft mit einer Thai-Frau nicht ein wunderbares Leben haben kannst, ich habe es beschrieben. Es ist nur anders als gewohnt. So, ich denke, diesen einfachen Teil der Story im Zusammenhang mit diesem Thema haben wir hinter uns. Und vielleicht für die Nicht-Thailand-Kenner, wir sprechen statistisch von einer grossen Anzahl Betroffener von all diesen Fragen. Als Beispiel, in Hua Hin leben ca. 35'000 Einwohner, davon sind 7'000 Farangs und davon wiederum sicher 70% ältere Herren, welche alleine nach Thailand gekommen sind und heute mit einer Thai-Frau zusammenleben. Und vielleicht noch dies, Hua Hin ist keine Hochburg, was Sex-Tourismus angeht, denn es ist offiziell die Sommerresidenz des Königs (in der Zwischenzeit sogar die permanente Residenz) und hat deshalb eigene Gesetze. So sind zum Beispiel keine Go-GoBars erlaubt, wie überhaupt hier keine Lokale zu finden sind, in welchen Geschlechtsteile oder Brüste gezeigt werden. Das Gute für mich hierlebender ist, dass dadurch die Russen nicht interessiert sind, herzukommen. Zudem findet man hier auch die dickbäuchigen Deutschen Alleswisser und die stetig betrunkenen, „grölenden“ Engländer nicht, die sonst das Bild von vielen Städten in Thailand wie Bangkok, Pattaya, Phuket oder Koh Samui, usw. prägen. Es fehlen ihnen die Go-Go Bars und sonstigen Striplokale. Bin ich jetzt deswegen schon ein Rassist? War doch bisher ganz nett und gar nicht schmuddelig, oder nicht? Also gehen wir an die „eingemachten“ Themen, wobei ich jetzt noch ganz unschlüssig bin, ob ich vorne oder hinten beginnen soll. Was ist eigentlich so speziell am Sex mit einer Thai-Frau, dass so viele Sex-Touristen hierher kommen? Bei dieser Frage lebe ich halt nun von vielen Erlebnisberichten und nicht von meiner nicht vorhandenen Erfahrung. Aber wieder schön der Reihe nach. Das im Westen weit verbreitete Gerücht (ausgebreitet natürlich von Frauen), dass nur Männer, ausgestattet, eben mit dem einen, sehr ausgeprägten Bedürfnis, nach Thailand kommen, die in der Schweiz oder Europa ganz allgemein halt keine Chancen bei Frauen haben, kann ich so nicht bestätigen (natürlich gibt es sie, ich komme noch darauf zurück). Querbeet, sie sind alle hier, vom Direktor bis zum Strassenarbeiter und vom Lehrer bis zum Farmer, gut und weniger gut aussehend, reich und arm, dick und schlank, intelligent und dumm. Ich muss mir natürlich jetzt verkneifen, Beispiele zu erwähnen, das wäre nicht korrekt und unfair (Theres, solltest du dies lesen, wir wissen, von was wir sprechen, für alle anderen, natürlich könnte ich Namen nennen, die du hier zu lesen nicht unbedingt erwarten würdest). Ich bleibe meiner verschwiegenen Art treu, obwohl es schon auch seinen Reiz hätte. Spass beiseite. Also was ist so speziell, was macht es so anders? Ich versuche es mal wieder stichwortartig: Es wird berichtet: Dass Thai-Frauen, aufgrund ihrer natürlichen Fröhlichkeit und ihrer Art, dich als unheimlich interessant erscheinen zu lassen, dir höchst interessiert zuhörend (obwohl sie gar nicht verstehen, was du sagst) dich mit ihren schwarzen Augen umwerfend 24 anstrahlend, den natürlichen und sofortigen Körperkontakt suchend (nicht was du vielleicht jetzt denkst, einfach nur die Art, wie sie den Mann berühren und ihn von sich und ihren vermeintlichen Vorzügen spüren lassen), ganz einfachen Kontakt zum Mann finden. Dies ist mal wichtig, sonst geht’s ja nicht los. Dass der „geschäftliche Teil“ sehr einfach und zurückhaltend abgewickelt werden kann, bzw. hier keinen interessiert. Das wäre dann das Bezahlen der „Bar Fee“ von 300 Baht, welche für den vorzeitigen Feierabend des Bar Girls dem Besitzer geschuldet ist. Mehr wird zu diesem Zeitpunkt nicht über Geld gesprochen. Dass das Ganze im Vergleich sehr günstig zu stehen kommt und nach getaner Handlung bzw. am anderen Morgen zu zahlen ist. Ich denke, das ist einer der wichtigsten Punkte. Also, wir hätten denn da mal die „Bar Fee“ plus 1'000 Baht für das Bar Girl, das wären dann also mal ca. 40 CHF. Keinen Champagner für CHF 400 die Flasche, und dann noch einen und noch einen, usw. Dafür bleibt und begleitet dich das Girl, sofern du das wünscht die ganze Nacht und den ganzen nächsten Tag, bzw. bis die Bar wieder öffnet. Hat dich das Ganze derart überzeugt, dass du gar nicht mehr an einem fliegenden Wechsel interessiert bist, zahlst du halt gleich wieder die Bar Fee und das Geld für den nächsten Tag. Dafür musst du nicht einmal mehr in der Bar erscheinen, das Girl erledigt das. Pass einfach sehr genau auf deinen Geldbeutel auf, damit du überhaupt noch zahlungsfähig bist, denn Bestandteil der Einschulung in diesen Job ist auch, wie „nutze“ ich den Farang am Umfassendsten. Dass die Kosten und der einfache Prozess aber eben nicht das Einzige sei. ThaiFrauen haben einen derart natürlichen, einfachen und selbstverständlichen Umgang mit Sex, dass die möglichen Hürden (immerhin ist es auch in diesem Fall das erste Mal mit dieser Frau), wie läuft das nun mit dem Ausziehen, was muss ich dabei machen, was wird nun erwartet von mir, z.B. bezüglich Vorspiel, wie oft muss ich den die Stellung wechseln, dass sie zufrieden ist, usw., usw., erst gar nicht auftauchen. Es geschieht alles wie von Geisterhand, ohne auch nur etwas dazu betragen zu müssen und in einer so angenehmen lockeren Art, dass es nicht professionell wirkt. Dazu gehört mit Sicherheit, dass der „Kunde“ nie das Gefühl hat, dass es sich um einen professionellen Akt gegen eine Entschädigung handelt. Die möglicherweise dahinterliegenden Gründe, weshalb zu keinem Moment spürbar sein soll, dass es sich um einen professionellen Akt handelt, haben mich dann doch interessiert, weshalb ich mit Noi darüber gesprochen habe. Es müsste doch einfach durchdringen, dass es jetzt auch nicht gerade das Reizvollste des Lebens ist, jeden Tag mit einem Anderen, unterschiedlicher Herkunft und Statur, in die Kiste zu steigen. Das zuerst Dumme war nur, sie konnte mir nicht weiter helfen. Dazu muss man wissen, Noi kommt von Nong Plub, ist also ein absolutes „Dorf-Ei“, hatte somit einen Bewegungsradius von vielleicht 20 Kilometer, was hier üblich ist, denn man hat ja nur sein Motorrad, ging täglich morgens um 5.30 Uhr auf den Golfplatz (weil das von Caddies verlangt wird, auch wenn das bedeutet, dass man vielleicht den ganzen Tag auf einen Kunden warten muss) und abends um 18.00 Uhr wieder nach Hause. Sieben Tage die Woche, Freizeit nahezu keine, was hier aber eben auch üblich ist, man hätte ja auch kein Geld dazu oder wie im Fall von Noi, für Thais aber nun wiederum sehr unüblich (Merkmal Nr. 10), sie hat das Geld lieber gespart. Also war sie erst mal überrascht, dass dieses „Geschäft“ überhaupt existiert und war somit auch noch nie in der Soi „Bintabat“, wie hier die Strasse mit den einschlägigen Bars benannt ist, in welcher die Ware feilgeboten wird. Wir haben halt dann eine ganz allgemeine Diskussion über das sexuelle Verhalten von Thais geführt und ich denke, dabei sind einige wichtige Punkte zum Vorschein gekommen, welche die Fragen möglicherweise beantworten und auch ganz generell für andere Fragestellungen im Zusammenhang mit der Thai-Kultur sehr wichtig sind. Wie schon gelernt, der tägliche, körperliche Kontakt, auch ohne sexuelle Handlung, gehört in Thailand einfach mit dazu. Die Bestätigung einer Thai-Frau besteht auch daraus, dass sie täglich Geschlechtsverkehr hat. Ich weiss, es tönt abstrus, fast schon animal, ich habe das aber halt mal zur Kenntnis genommen und ich habe ja gesagt, die Kulturen sind viel 25 unterschiedlicher als man vielleicht auf den ersten Blick als Tourist hier denkt. Da reicht dann ausnahmsweise auch einmal Kuscheln oder sich zumindest für eine gewisse Zeit intensiv halten, das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen. Aber darunter geht nichts, das muss sein, sonst fühlt sich die Thai-Frau verstossen. Man muss sich, um es zu verstehen oder zumindest zu verstehen versuchen, daran erinnern, dass Thai-Frauen in der Familie für alles zuständig sind, ihr Stellenwert aber trotzdem sehr beschränkt ist. Ihre Bestätigung muss also von etwas anderem kommen. Also ist dieser „Job“ offenbar gleichzeitig auch eine Bestätigung, was dann logischerweise das Thai Girl mit einer ganz anderen Motivation an die Sache gehen lässt. Und, und das ist enorm wichtig im Verständnis, es lässt sich erst noch Geld, im Verhältnis zu anderen Jobs, viel Geld dabei verdienen. Ich weiss jetzt nicht, welche Merkmale der Thaikultur man hier anbringen könnte. Lassen wir es einmal dabei, das Resultat ist, dass alle Sex-Touristen wiederkommen, also muss etwas speziell sein. Natürlich ist es äusserst erschwinglich, was sicher einen grossen Teil des Anreizes ausmacht. Aber eben, würde sich der Kunde nachher schlecht fühlen, wäre das bei der doch grossen Distanz zu Europa ganz sicher nicht der Fall. Wie gesagt, die Erfahrung mit Bar Girls geht mir aus schon geschilderten Gründen ab. Erst recht, seit ich hier lebe und ab und zu mitbekomme, dass sich die Herren dann noch austauschen, welches Girl wie gut war und unbedingt auch mal probiert werden muss. Versteh mich nicht falsch, ich bin einigermassen überzeugt, dass wir ohne diese Angebote, einige Probleme mehr auf der Welt hätten, beziehungsweise einige Probleme, wie z.B. die Vergewaltigung, noch viel ausgeprägter in Erscheinung treten würden. Ich bin gespannt, wie zum Beispiel China in Zukunft das Problem des Männerüberschusses bewältigen will (Zwangskastration? Staatliche Sexlokale, doch woher sollen all die Frauen kommen?). Von Indien wissen wir es ja schon. Wenn Europa jetzt das noch offiziell verbietet (natürlich viel intelligenter, oder wie war das jetzt schon wieder, nur der Freier, nicht aber die Prostituierte wird bestraft, also was ist jetzt genau verboten), wird es dann vielleicht auch lustig. Und übrigens: Prostitution ist in Thailand strengstens verboten und findet laut Berichten der Polizei (das konnte bei Kontrollen in Pattaya erst kürzlich wieder festgestellt werden) und laut der Regierung auch nicht statt. Du glaubst das nicht, weil kein Mensch sein eigenes Land so verhöhnen würde? Das stand erst gerade dick und fett in der Bangkok Post. So wie auch Spielhöllen, wo gegen Geld gezockt werden kann und vieles mehr (wir kommen später noch zu anderen Beispielen) in Thailand nicht existieren. Und wenn doch einmal etwas Derartiges festgestellt werden sollte, hat die Polizei den strikten Auftrag, mit aller Entschiedenheit dagegen vorzugehen, stand da noch. Weißt Du, wem die meisten, und um die Verhöhnung noch zu komplettieren, mit grossen Werbetafeln und Buchstaben beschrifteten Striplokale in Bangkok, Pattaya, Phuket, Chiang Mai, Chang Rai, Koh Samui, gehören? Du bist ja jetzt schon ein wenig der thailändischen Kultur kundig. Hast Du es herausgefunden? Natürlich, den lokalen Polizisten und Politikern. Und das alles bezahlt vom monatlichen Verdienst von ca. 180 CHF. Ich zähle die Merkmale der thailändischen Kultur nun nicht mehr auf, wir kennen sie ja jetzt, aber es kommen wieder einige zusammen. Vielleich noch die Frage: Warum wohl will jeder hier in die Regierung, der vielen Arbeit und unendlicher Anzahl zu lösender Probleme wegen? Eines ist klar, solange mit dem Bestrafen von gesetzeswidrigem Verhalten anstelle der Staatskasse der private Geldbeutel dick gefüllt werden kann, wird sich gegen die Korruption in diesem Lande nichts unternehmen lassen. Und das trotzt dem momentanen riesigen Geschrei der Opposition, sie alle wollen doch nur zurück zur Geldquelle. Und vielleicht wäre das in der jahrelangen politischen Zerfahrenheit dieses Landes auch aktuell die einzige Lösung, alle interessierten Gruppierungen an diesem Geldsegen teilhaben zu lassen. 26 Zuletzt noch dies, ja Du findest ihn hier, zum Beispiel den Farmer, ausgestattet mit einem an Attraktivität abnehmenden, harten Beruf, welcher auch die Frau an seiner Seite unangenehm miteinbeziehen würde, mit dem Gesicht einer ausgetrockneten Kartoffel und Händen wie Schleifpapier. Sorry „Farmers“, es gibt auch den dickbäuchigen, glatzköpfigen, unattraktiven „Banker“, die, mit den zu kurzen Beinen und Vorfenstern mit einer Glasdicke, die auch den stärksten Winter überstehen würden. Ja, es gibt sie, diejenigen, die keine Chance bei den Frauen haben, aber sie sind sicher nicht in der Mehrzahl. Es gibt immer mehr diejenigen, welche einer festen Beziehung überdrüssig sind, oder diejenigen, die gerade der Hölle entflohen und geschieden sind, bis hin zu denjenigen, deren Geschäftsreise zufällig nicht da stattfindet, wo sie der Frau zu Hause erzählt haben. Und es gibt zudem, vor allem in der „High-season“, immer mehr gutaussehende, gutgebaute junge Kerle, die sich aufgrund des Anschauungsunterrichtes, den ihnen ihre Eltern bezüglich guten Beziehungen geboten haben, noch etwas Zeit lassen wollen, bevor sie sich in die Gefängnismauern einer solchen drängen lassen. Sorry, mir ist gerade wieder die Freude am Spass etwas zu sehr durchgedrungen, aber das Leben ist ja sonst schon so ernst, smile. Die Letztgenannten sind übrigens eine von den älteren, hier ansässigen Herren ungern gesehene Spezies, nehmen sie ihnen doch während der „High-season“, also immerhin drei Monaten, fast jede Möglichkeit, auch aktiv zu sein oder lassen sie mit den altgedienten schon fast ausrangierten „Exemplaren“ zurück. Welche Frau, und das ist bei den Bar Girls nicht anders, gibt sich nicht lieber, wenn denn schon, mit dem jungen knackigen ab? Der Anstand verbietet mir, hier die wirkliche Wortwahl, die in dieser Zeit zu hören ist, niederzuschreiben. Woher kommt dieses für Thailand sehr prägende, aber offiziell nicht vorhandene Business denn eigentlich? Angefangen hat alles mit dem Vietnamkrieg. Dazu muss man wissen, dass Thailand als eines der ganz wenigen Länder hier, nie kolonialisiert war (was übrigens aus meiner Sicht, so hart es tönen mag, im Nachhinein ein riesiger Nachteil für Thailand ist, wir kommen darauf zurück). Weil aber Amerika beim verteidigen der Landesgrenze gegen das heutige China einmal geholfen hat, war man, salopp ausgedrückt, den Amis noch einen Gefallen schuldig und das wird hier ernst genommen. Also hat die damalige Regierung den Amerikaner ermöglicht und erlaubt, eine Basisstation mit 40'000 Mann in der Nähe des heutigen Pattaya zu stationieren. Der grösste Teil der dort platzierten Soldaten wurde immer wieder ins Feld zurück geschickt und andere konnten sich dafür vom Kriegsgeschehen erholen kommen. 40'000 Mann, alleine, ohne Familie, zur Erholung. Daraus ist dieses Business erst entstanden, hat also gar keine so lange Tradition. Clevere Thais haben gemerkt, dass sich damit Geld verdienen lässt, wenn man von armen Familien im Nordosten Mädchen anwirbt, welche anschliessend für die Soldaten zur Verfügung stehen. Erst waren es dann auch Amerikaner, die später immer wieder zurückgekommen sind. Heute kommt die ganze Welt. Hier in Hua Hin wissen wir von einer älteren Thai-Frau, welche ca. 30 Jahre mit einem Schweizer verheiratet war und auch in der Schweiz gelebt hat, welche einmal pro Monat in den Nordosten und bis hoch nach Chiang Mai fährt um junge, „unverbrauchte“ Mädchen anzuheuern. Diese Reise macht sie mit ihrem Pick-up, auf welchem Lautsprecher installiert sind, über welche sie dann, durch die kleinen Dörfer, bzw. Siedlungen fahrend, bekannt gibt, dass sie gut bezahlte Arbeit für junge Frauen in Hua Hin anbieten kann. Sie lädt diese Mädchen oder jungen Frauen gleich ein, natürlich nicht ohne vorher der Sippe noch einen kleinen Obolus zu hinterlassen und fährt mit ihnen zurück nach Hua Hin. Angekommen, werden sie von der „Mamasan“ (so nennt man die Puffmutter hier) für den anstehenden Job geschult und von den besten Stammkunden des jeweiligen Lokals in die Praktiken des Geschlechtsverkehrs eingeführt (in der Fachsprache: „zugeritten“). Manchmal muss man es einfach in der Fachsprache nennen, nicht dass noch das Gefühl entsteht, es handle sich um 27 einen Job beim Verein christlicher Männer. Selbstverständlich wird jeweils dann in den Dörfern von den Müttern vorgeschwärmt, was für einen guten Job ihre Tochter doch gefunden hat. Jeder im Dorf weiss natürlich, dass das nicht wahr ist, beziehungsweise, um welchen Job es sich wohl handelt, aber eben, da wäre dann wieder Merkmal Nr. 1. Kleine Frage zwischendurch: Kapierst Du das? Ich tue mich unglaublich schwer mit diesem Merkmal Nr. 1 und bin dann wieder versucht, das mit Merkmal Nr. 2, der Dummheit in Verbindung zu bringen. Oder ist es denn nicht zumindest dumm, wenn die Mutter, im Wissen, dass eh alle die Wahrheit kennen, noch vorschwärmt, wie stolz sie ist, dass die Tochter einen so guten Job gefunden hat? Kann man in diesem Zusammenhang auf das Wort „Kreuzdumm“ verzichten? Lassen wir es. Mit dem erarbeiteten Geld unterhalten die Bar Girls jeweils die ganze Sippe, weshalb sie diese Tätigkeit deshalb auch akzeptiert, wenn nicht gar fördert. Denn zumindest für die männlichen Mitglieder bedeutet dies, dass sie sich fortan vom Arbeitsleben fernhalten und auch tagsüber dem Konsum von Thai-Whiskey hingeben können. Ich bin jetzt nicht sicher, ob die westlichen Väter das auch so locker sehen würden. Auf den Grund, warum das hier so ist, kommen wir gleich zurück. Ist es denn, nach allem was wir jetzt schon von der Thai-Kultur gelernt haben, gefährlich, sich mit einem Bar Girl einzulassen? Die gleichen Dinge, welche für eine Beziehung mit einer Thai-Frau gelten, gelten hier natürlich auch, nur sind sie noch akzentuierter. Lügen und stehlen wird halt dann zur Profession und die Brüder oder gar der Thai-Ehemann (nicht etwa die Väter) der Bar Girls werden, sollte ein Problem mit dem Freier auftauchen, viel schneller aggressiv. Sagen wir es zusammenfassend mal so: Für die Einmalkonsumenten, also diejenigen welche das Bar Girl jeden Tag wechseln, ist das Risiko höchsten, dass ihnen während des Duschens, Geld gestohlen wird, sollten sie vergessen haben, als erstes den Geldbeuten im Tresor zu verstauen. Ich sage jetzt nicht, dass das alle Bar Girls tun, ich erinnere nur an Merkmal Nr. 3 Vertrauen, gibt’s hier nicht, oder eben vielleicht in diesem Zusammenhang besser, gib ihnen keine Gelegenheit, etwas „Böses“ zu tun. Dann wäre da noch die andere Kategorie, diejenigen, die sich in das Bar Girl verlieben. Darüber möchte ich hier nur soviel sagen, die Risiken sind dieselben, schon beschriebenen. Sie können einfach an Dramatik noch zunehmen. Für diejenigen, die es interessiert, möchte ich hier noch einmal auf das Buch „Private Dancer“ hinweisen. Da wird anhand eines konkreten Falles, aus den Augen verschiedener Personen (also des Betroffenen, seines besten Freundes, der Familie, seines Arbeitgebers, usw.) beschrieben, wie sich das Leben verändern kann, sollte es einem Farang passieren (und das ist viel mehr der Fall, als man denkt) sich in ein Bar Girl zu verlieben. Also fasse ich das jetzt hier nicht zusammen, sondern möchte anhand einer alltäglichen, kleinen und für mich immer wieder lustigen Geschichte, eines der Risiken beschreiben, welches wiederum viele Merkmale der thailändischen Kultur, hier aber zusätzlich angereichert mit der manchmal kaum glaubhaften geistigen Bescheidenheit des Westens, oder besser gesagt, der Männer des Westens dieser Welt, beinhaltet (die Männer mögen mir das verzeihen, du bist ja anders, du gehörst zu den 20%). Und einleitend zur Geschichte noch einmal, wenn ich alltäglich schreibe, dann meine ich auch alltäglich, also mit anderen Worten, das passiert jeden Tag hier. Also, das sitzt er dann, der Mann aus dem Westen mit der langen Nase und schaut sich um, was da so feilgeboten wird in dieser Bar. Mit jedem zu sich genommenen Bier ein wenig lockerer, aber doch noch ab und zu ein wenig verlegen sein Hemd glattstreichend. Und dann sitzt sie auf einmal neben ihm, das freundlich aus ihren Reh-Augen lächelnde Bar Girl mit ihrer, aus der engen und kurzen Bekleidung herausragenden, zu allerlei Dingen einladenden, Figur. Immer darauf bedacht, ihn ihre Reize spüren zu lassen und auch, ganz zu seiner 28 Freude, gleich die „eindeutige“ Konversation führende, was ihn, wieder allem Vornehmens, auch gleich einen Drink spendieren lässt. Ist ja alles günstig hier, denkt er sich noch, bevor er sich in ihren Augen und ihrem Ausschnitt, voller Vorfreude auf das wohl Kommende, verliert. .................. Am anderen Tag und durch das wunderbare, atemberaubende Erlebnis dermassen begeistert, bittet er das Bar Girl, ihn doch während den ganzen Ferien zu begleiten. Und bei all dieser gemeinsam verbrachten Zeit geschieht es halt dann, er verliebt sich. .................. Bevor er am Ende seiner Ferien das Taxi zum Flughafen bestiegen hat, überreicht er ihr noch seine Telefonnummer von der Heimat und sie steckt ihm noch die Angaben ihrer Bankverbindung zu, auf welche er dann die vereinbarte, monatliche Zahlung von 10'000 Baht, auf die sie sich geeinigt haben, überweisen kann. Sie beteuert ihm noch einmal, ihn glaubwürdig aus ihren Augen anstrahlend, dass sie nur noch ihn will und deshalb nicht mehr zur Arbeit in die Bar, sondern direkt zu ihren Eltern nach Hause zurückkehren werde, sofern seine Zahlungen pünktlich eintreffen werden, was ihr erlauben werde, zwar ein einfaches, aber doch anständiges Leben zu führen. Voller Trauer über das Ende der Ferien, aber schon voller Vorfreude auf die nächsten, kehrt der Mann in seine Heimat zurück und überweist pünktlich den ausgemachten Betrag. Wie tief ihre Beziehung und ihre Liebe doch schon ist, bestätigen die vielen Telefonate. Was der Mann zu diesem Zeitpunkt nicht weiss, sich bei seinem so verliebten Girl im besten Willen auch nicht vorstellen kann, ist die Tatsache, dass ein „thai-cleveres“ Bar Girl dieses Szenario mit 2-3 weiteren Männern durchspielt oder schon vor seiner Zeit durchgespielt hat. In Tat und Wahrheit ist er also nur ein weiterer Dummer, der in seiner ganzen Verliebtheit monatlich schön brav 10'000 Baht überweist, was das Bar Girl selbstverständlich nicht einmal davon abhält, zusätzlich weiterhin in der Bar zu arbeiten. Vielleicht werden die „Sommerpausen“ zu Hause, wo eh weniger Touristen da sind, ein wenig länger. Interessant wird es dann, wenn der Mann das nächste Mal seine Ferien antritt. Sie kommt natürlich wieder zu ihm, weil es da viel schöner als bei ihr zu Hause sei. Sie wird natürlich, wieder ganz verliebt, die gesamte Zeit mit ihm verbringen (die Bar-Fee von 300 Bath zu ihrer eigenen Auslösung kann sie sich ja jetzt vom vielen überwiesenen Geld selber leisten). Sollte aber dummerweise gleichzeitig noch ein anderer der Dummen zur gleichen Zeit Ferien machen und ist es dem Bar Girl mit einer ihrer vielen „Geschichten“ vorgängig nicht gelungen, den einen Dummen, auf einen anderen Zeitraum zu verschieben, wird sie sich mit der Aussage, dass ihre Mutter schwer erkrankt ist, was ihre dringende Anwesenheit erfordere, verabschieden, oder deshalb schon gar nicht am Ferienort der Männer erscheinen. Es gibt nicht Wenige, die dann immer noch nichts merken und nur das fehlende Beisammensein bedauern und halt schon fast gezwungen und widerwillig sich der Freuden eines anderen Girls zuwenden, natürlich immer noch schwer verliebt in das „eigene“ Bar Girl. Was der Mann unterschätzt, das Bar Girl erfährt das natürlich umgehend und noch bevor er wieder am Flughafen ist, wird er ihr, auf ihre Empfehlung hin, ganz reuig eine teure Goldkette überreichen, zu dessen Zweck sie ihn extra noch vor dem Abflug besucht hat und um doch noch wenigstens eine Nacht zusammen verbringen zu können, zu dessen Anlass er in der Nähe des Flughafens noch ein teures Hotelzimmer gebucht hat. Sich natürlich wieder ewige Liebe und dieses Mal sogar noch ewige Treue zu versichern. Ich lebe jetzt 2 ½ Jahre hier, war vorher auch schon einige Male in den Ferien hier und wir haben einen Schweizer Stammtisch, an dem ich mich ab und zu auch blicken lasse. Du glaubst nicht, wie viele Male nur ich schon, diese immer gleich laufende Geschichte von unterschiedlichsten Männern zu hören bekommen habe. Sie erzählen es auch noch offen, 29 was bei uns Ansässigen immer wieder zu lautem Gelächter führt. Manchmal klären wir auf, aber manchmal müssen wir, aufgrund der „tiefen, vorhandenen Liebe“, ganz einfach auch schweigen, ganz geschweige davon, wie oft wir uns nachher schon angehört haben, „meine“ ist anders. Dem ganz grossen Glück will dann doch niemand im Wege stehen. Und dann noch dies, eine der Restaurant-Besitzerinnen, in welchem die Schweizer diesen Stammtisch haben, ist eine davon. Das zeigt doch auch, dass man es auf diese Art und Weise zu etwas bringen kann und sie beweist doch erst noch, dass sie wirklich nicht mehr in einer Bar arbeitet. Rate mal, von wem sie ihren Teil des Investitionskapitals für das Restaurant bekommen hat. Auch aus der grossen Distanz, ich kann es fühlen, Du glaubst es nicht. Ich sage dazu nur soviel, es sind jährlich tausende davon betroffen. Wie diese Thai-Girls das schaffen, ich weiss es nicht. Und noch einmal, ob Du es glaubst oder nicht, es handelt sich nicht um diejenigen, welche in der Schweiz oder ganz allgemein im Westen keine Frau kriegen würden. Vielleicht Spasses halber für die, diese Zeilen lesende Frau, ist das jetzt eigentlich eine Frage oder eine nachgewiesene Tatsache, mit was der Mann, oder sagen wir, die meisten Männer, sonst schliesse ich mich da auf einmal auch noch ein, denken? Für uns, hier Lebenden, ist das Ganze auf jeden Fall immer wieder äusserst amüsant. Wie war das jetzt schon wieder mit dem Merkmal Nr. 3: Vertrauen? Auf das ist in diesem Land ganz sicher nichts gebaut. Man könnte natürlich auch anführen, wer so blöd ist und sich vorher nicht über die Kultur informiert, muss sein Lehrgeld halt bezahlen, was der Sache aber auch nicht ganz gerecht wird. Oder frag das Bar Girl einmal, warum sie dich angelogen und somit indirekt auch bestohlen hat, dann kannst du froh sein, wenn du es überlebst, denn der Bruder oder ihr Thai-Mann stehen schneller zur Seite als du rennen kannst. Warum gibt es in Thailand eigentlich all diese vielen andersartigen Frauen oder Männer oder um was es sich auch immer handelt? Das nur der Vollständigkeit halber, vielleicht widme ich mich in einem späteren Bericht einmal ausführlicher darüber. Wir haben jetzt immer von der Thai-Frau gesprochen. Es gibt aber natürlich noch mehr: Ein verhältnismässig überdurchschnittlicher Teil der Thai-Männer ist homosexuell. Mit den möglichen Gründen, warum das so ist, habe ich mich bisher nicht beschäftigt. Selbstverständlich zieht auch diese Gruppierung wiederum viele Sex-Touristen an (unter anderem auch verheirate Familienväter mit Kindern ohne dass die Frau ahnt, dass ihr Mann so sein könnte). Hätte ich dafür keine Beispiele, ich würde es nicht erwähnen, was das Ganze allerdings dann schwierig und tragisch gemacht hat. In Hua Hin gibt es aber keine derartige Szene, warum auch immer, ich weiss es nicht. Dann gibt es noch auffallend viele Lady-Boys, also Männer, die sich mit Hormonen behandelt oder auch operativ verändert, entsprechend gekleidet, als Frauen ausgeben. Sie zählen, auch aufgrund ihrer Grösse und ihrer Figuren zu den schönsten „Frauen“ von Thailand. Nicht selten merkt ein Tourist erst im Hotelzimmer mit wem er eigentlich schon den ganzen Abend in der Bar verbracht hat. Fairerweise muss man sagen, dass die meisten Lady Boys die Männer aber oft sofort aufklären oder aber und das ist auch gar nicht so selten, kommen Touristen nur wegen diesen Lady Boys nach Thailand. Warum das so ist, darüber mag ich mich jetzt nicht äussern. Die von Lady Boys in speziellen Lokalen angebotenen Vorführungen sind schön, farbenreich und wirklich sehenswert. Was es auch noch gibt, sind Katoys. Manche hier bezeichnen die Lady Boys als Katoys, wiederum andere bezeichnen die Intersexuellen (also Menschen, die beide Geschlechtsmerkmale aufweisen) als Katoys. Wie wir wissen, sind alle Menschen im Mutterleib zuerst „weiblich“. Erst relativ spät entwickelt sich dann, aufgrund eines bestimmten Chromosoms, das männliche Geschlechtsteil. Warum in Thailand eine 30 derartige Häufung von Intersexuellen Menschen vorkommt, ist bis heute wissenschaftlich nicht bewiesen. Einigen Berichten zufolge, hat es mit der weit verbreiteten Inzucht zu tun (siehe nächster Abschnitt). Tatsache ist, dass diese Gruppierung auch wiederum unzählige Sex-Touristen ins Land bringt. Sie sind ebenfalls, meist als hübsch gekleidete und stark „geschminkte“ Frauen erkennbar. Dann gibt es noch die relativ grosse Anzahl, ich sage mal „Namenloser“, die als Frauen geborenen, aber alles unternehmend, damit sie als Mann wahrgenommen werden. Auch hier ist Thailand bezüglich Häufigkeit führend. Abgeleitet aus der Kultur, wäre das zumindest für uns nachvollziehbar, wird der Sache aber wahrscheinlich auch nicht vollumfänglich gerecht. Die Freundin einer Tochter von Noi gehört zu dieser Gruppierung und verbringt regelmässig ihre Studentenferien bei uns. Sie/Er ist ein unglaublich liebenswürdiger Mensch, der aber unvorstellbar unter der Tatsache leidet, nicht wirklich ein Mann zu sein. Zudem wurde er/sie von der Sippe, aufgrund ihres seins, verstossen, weshalb sie jetzt alleine in Ihrem Zimmer in Bangkok lebt, aber zumindest nun ein Studium absolviert. Für die sonst gegenüber „andersartigen“ äusserst tolerante thailändische Kultur verachtet diese Art von Menschen, was von den Männern ja noch erwartet werden muss, möchte doch da eine Frau in ihre Kreise vorstossen. Dass die ganze Sippe diese Menschen verstösst, hat wahrscheinlich wieder mit der Stellung der Frau innerhalb der Sippe zu tun, sie haben zu arbeiten, nicht zu diskutieren und sich in derartigen Dingen nicht zu äussern. Dazu weiss ich allerdings noch zu wenig, kenne nur dieses eine Beispiel. Aber ganz allgemein, über dieses Phänomen könnte man ein eigenes Kapitel schreiben, denn die Betroffenen sind wirklich bedauernswert. Und wie immer, des „dicke Ende“ kommt zum Schluss, so auch in diesem Kapitel. Vielleicht kannst Du Dich erinnern, unter Merkmal Nr. 8, der wunderbaren Altersehrfurcht, die hier noch vorhanden ist, habe ich vermerkt, dass eben diese, auch eine ganz dunkle Seite hat. Ich mache es kurz, es ist auch so noch grauenhaft genug. In diesem Land, also Thailand (und ich spreche wieder zumindest von diesen 80% der Bevölkerung), gibt es kein Mädchen, das nicht im Alter zwischen 10 und 14 Jahren vom eigenen Vater, anschliessend von Onkeln oder sogar von den Brüdern, sexuell missbraucht worden ist. Kein Mädchen, also spar Dir die Frage bezüglich Noi gleich. Ich habe ja schon mehrfach gesagt, die thailändische Kultur ist ganz anders und erst noch anders als Du vielleicht denkst und in vielen Punkten für uns nicht erforschbar und ergründbar, Du hast es vielleicht in der Konsequenz nicht geglaubt. Das einzig vielleicht Positive, in meinen Augen aber auch wirklich vielleicht einzige in diesem Zusammenhang ist, dass es nahezu allen Mädchen so ergeht, ergangen ist. Du bist nicht alleine betroffen, es macht dich nicht so „aussätzig“, erfüllt dich nicht so mit diesen kaum überwindbaren und möglicherweise das ganze Leben prägenden Schamgefühlen. Es ist jetzt nicht so, dass das ein Mädchen etwa deswegen lustig fände und deshalb alles ruhig über sich ergehen lässt. Nur diese wunderbare, in der Kultur tief verwurzelte „scheiss“ Altersehrfurcht und ein paar andere Merkmale der Kultur verbietet es ihr, darüber zu sprechen oder gar gegen ihren Vater, ihre Onkel oder ihre Brüder vorzugehen. Und sonst erinnere Dich, es gibt ja immer noch Merkmal Nr. 1, du würdest für immer dein Gesicht verlieren, oder noch Merkmal Nr. 9 „man lebt in einer Sippe“, du würdest für immer daraus verstossen. Und du weißt ja, das alles, ausgestattet mit einem Bewegungsradius und der entsprechenden „Welterfahrung“ von 20 Kilometern und mit einem Ausbildungsstand, der dir überall sofort alle Türen öffnet, um ein neues Leben beginnen zu können. Damit es nicht so oft passiert ist, hat sich Noi jeweils, wenn der Vater oder der Onkel in der Nähe waren, im Wald versteckt oder ist von einem ihrer Brüder, den sie heute verehrt wie ihren Vater, geschützt worden. Seit ich ihre Geschichte kenne und da gehören noch ganz 31 andere „wunderbare“ Teile dazu (Mutter mit 10 Jahren verloren, halb zu Tode geprügelt von ihrem Mann, natürlich im täglichen „Vollsuff“, Morddrohungen nach dem Verlassen des Mannes, deswegen ihre 3 Kinder zurücklassen zu müssen, usw., usw.), oder auch andere Farangs die Geschichte ihrer „Noi“ kennen, frage ich mich immer wieder eines: Wie kann es sein, dass eine Frau trotzdem derart fröhlich, unbeschwert und nahezu immer aufgestellt durchs Leben geht? Erinnerst Du Dich an Merkmal Nr. 10, lebe den Tag. Das ist grundsätzlich kein schmeichelhaftes Merkmal der thailändischen Kultur, wir kommen darauf zurück, aber hier hilft es enorm oder ist sogar die Überlebensbasis. Wären Thai-Frauen wie Frauen aus Europa, Amerika oder Australien und trügen dieses Merkmal nicht ganz tief verwurzelt in sich, zumindest die Selbstmordrate wäre signifikant höher. Ich möchte jetzt ja nicht pervers werden, aber vielleicht auch deshalb scheint es den vielen jungen Frauen, welche von ihren Familien auserkoren wurden, den Weg des Bar Girls einzuschlagen, rein gar nichts auszumachen, diesem Job nachzugehen. Wenn keine Kunden da sind, lachen sie zusammen, spielen zusammen Billard und strahlen eine für mich unvorstellbare Fröhlichkeit aus, obwohl sie alleine und weit weg von zu Hause, von ihrer Sippe und ihren Freunden sind. Und das vermittelt zudem den Touristen erst noch den Eindruck des immerzu lächelnden, fröhlichen Thailands. Wie lange haben wir in unserer Kultur weggeschaut und tun es vielleicht bei gewissen Dingen noch immer. Also wiederum, nicht zu sehr herunterschauen. Damit können wir dieses Kapitel schliessen. Wie schon mehrfach gesagt, es geht mir auch hier nicht um das eigentliche Thema sondern darum, anhand dieses doch Thailandprägenden Themas, etwas über die Kultur und die Gesellschaft zu erzählen. Es ist zudem auch sehr prägend, für die Vielen die in Thailand waren, oder auch für die Familie, für Kinder und Freunde zu Hause, sollte der Mann oder Vater alleine Thailand besucht haben, ob jetzt aus geschäftlichen oder privaten Gründen. Ich bin zudem überzeugt, dass man ohne dieses Thema, die Kultur Thailands, sollte man daran interessiert sein, nicht annähernd verstehen kann. Auch wenn ich weiss, dass es gar nicht möglich ist, ohne da geboren zu sein, diese oder auch eine andere Kultur vollständig verstehen zu können.. Und vielleicht ganz zum Schluss noch dies, das ist mir sehr wichtig. Ich fühle mich nicht zum Moralapostel berufen. Ich denke, jeder ist selber dafür zuständig, wie er sein Leben gestalten möchte und wie er möglichst glücklich wird. Natürlich denke ich manchmal darüber nach, ob sich nicht der eine oder andere etwas vormacht, aber es ist sein Leben. Und einfach um da keinen falschen Eindruck zu erwecken, ich sehe hier viele ältere Herren in einer ganz glücklichen Beziehung mit einer Thai-Frau, förmlich noch einmal aufgeblüht. Und ich sehe auch die Anderen hier, als Paar nach Thailand in den Ruhestand gezogen. Oft sind die Probleme geblieben, manchmal haben sie sich sogar noch akzentuiert in der Fremde. Und natürlich gibt’s auch diese, welche zusammen glücklich ihren wohlverdienten Ruhestand geniessen. Es ist doch schön, wenn jeder selber entscheiden kann. Über die Schweizer Kultur würde ich anhand dieses Themas wohl kaum eine Seite zusammenbringen, oder doch? 32 Kapitel 3: Das Schulsystem; oder vielleicht auch, warum kommen Farangs eigentlich auf die Idee, dass Thais dumm sind? So, jetzt wird es für mich wieder ein wenig einfacher und ich hoffe, Du bist immer noch interessiert am Lesen. Kopiert aus WikipediA, man muss sich das, al Einleitung ins Thema, zu Gemüte führen. Das Bildungssystem in Thailand ist dreistufig und wird hauptsächlich durch das thailändische Bildungsministerium bereitgestellt. In der thailändischen Verfassung sind 12 Jahre freies Lernen in der Schule garantiert, wobei 9 Pflichtschuljahre vorgesehen sind. Die zwölfjährige Schulzeit ist aufgeteilt in sechs Grundschuljahre und sechs Jahre in der Sekundarstufe, die wiederum in zwei dreijährige Phasen aufgeteilt wird. Vor den Grundschuljahren wird an vielen Orten eine Vorschulerziehung im Kindergarten von etwa zwei bis drei Jahren angeboten. Neben diesen Schulformen existieren auch meist kostenpflichtige unabhängige Schulen, die einen wesentlichen Beitrag zur Bildungsinfrastruktur beitragen, sowie berufsbildende Schulen. Die Steuerung und Verwaltung öffentlicher und privater Universitäten obliegt dem Universitätsministerium. Im Rahmen der Schulausbildung gibt es vier Phasen: • Prathom 1-3 (Alter: 6 bis 8), Schulpflicht • Prathom 4-6 (Alter: 9 bis 11), Schulpflicht • Matthayom 1-3 (Alter: 12 bis 14), Schulpflicht • Matthayom 4-6 (Alter: 15 bis 17), aufgeteilt in einen akademischen und einen berufsbildenden Zweig Schüler, die den akademischen Zweig wählen, setzen ihren Bildungsweg üblicherweise an der Universität fort. Berufsbildende Schulen bieten Programme an, die die Schüler auf die Arbeit oder für weiterführende Studien vorbereiten. Der Zugang zu Matthayom 4-6 erfolgt über die erfolgreiche Ablegung eines Examens. Nach jeder Phase müssen die Schüler den nationalen Ausbildungstest (NET, National Education Test) bestehen, um in die nächste Phase übergehen zu können. Nach Matthayom 6 können die Schüler an zwei Tests teilnehmen: dem 33 gewöhnlichen nationalen Ausbildungstest (o-NET, Ordinary National Educational Test) und dem fortgeschrittenen nationalen Ausbildungstest (A-NET, Advanced National Educational Test). Öffentliche Schulen werden von der thailändischen Regierung unterhalten. Der private Schulsektor besteht aus profitorientierten Privatschulen und beitragspflichtigen nicht-profitorientierten Schulen, die meist von Wohltätigkeitsorganisationen unterhalten werden. So leitet beispielsweise die Erzdiözese Bangkok allein 43 größere Grund- und weiterführende Schulen. Schulen auf den Verwaltungsebenen Muban (Dorf) und Tambon (Gemeinde) bieten typischerweise Kindergarten (anubaan) und Grundschule an, während in den Städten des Landkreises Einheitsschulen bis zum Alter von 14 Jahren sowie getrennte Sekundarschulen für 11- bis 17-jährige angeboten werden. Aufgrund der monetären Situation sind ländliche Schulen weit weniger gut ausgestattet als die Schulen in den Städten und auch der Ausbildungsstandard ist niedriger. Viele Sekundarschüler nehmen deshalb eine tägliche Anfahrt von 60 km und mehr in Kauf, um städtische Schulen besuchen zu können. Das Curriculum der Primarstufe umfasst acht Fächer: • Thai • Mathematik • Naturwissenschaften • Sozialkunde • Gesundheit und Sportunterricht • Kunst und Musik • Technologie • Fremdsprachen -------------------------------------------------------------------------------Wenn Du interessiert bist, lese einmal den ganzen WikipediA-Text. Es tönt doch nach Weltklasse. Zusätzlich muss man noch wissen, dass 27% des Bruttosozialproduktes von Thailand in die Ausbildung fließen. Von der Schweiz kenne ich nur die Zahl, 5,3% des Bruttoinlandproduktes (BIP), welche nicht vergleichbar ist. Nur um die Struktur und den Inhalt vergleichen zu können, habe Ich auch den ganzen Text über das Schweizer Schulsystem 34 gelesen. Als kleine Ergänzung, vielleicht noch dieser Passus: Im Rahmen der One Child, One Tablet-Politik der Regierung von Yingluck Shinawatra (das ist die Schwester des rechtskräftig verurteilten und sich zur Zeit in Dubai aufhaltende ehemaligen Regierungschefs Taksin Shinawatra) werden seit dem Herbst 2012 alle Erstklässler an staatlichen Schulen mit Tablet-PCs mit dem AndroidBetriebssystem ausgestattet. Ich weiss ja nicht, wo der Input für die WikipediA-Seiten herkommt, bin bisher aber davon ausgegangen, dass man wissenswertes und wahres daraus recherchieren kann. Lese ich den Artikel über das Schweizer Schulsystem, stimmt der nach meinen eigenen Erfahrungen und Wahrnehmungen mit den Tatsachen überein und er stimmt sowohl für Zürich als auch für „Hintertupfig“. Lese ich den über Thailand und vergleiche den Inhalt mit der Realität hier, stehe ich doch einigermaßen fassungslos da. Starten wir beim Positiven: Die Struktur des beschriebenen Schulsystems ist korrekt wiedergegeben. Du findest ein Schulhaus im einem auch noch so abgelegenen Weiler. Du kannst noch so abgelegen wohnen, der Gratis-Schulbus holt dich ab, bringt dich zur Schule, wo du auch günstig Verpflegung findest und bringt dich gegen Abend nach der Schule wieder nach Hause. Das ist praktisch für die arbeitenden Eltern. Das Lehrmaterial ist nicht einmal so schlecht, wenn für uns auch ein wenig veraltet. Die Infrastruktur (Stühle, Tische, Wandtafel, usw.) im Schulhaus unterscheidet sich natürlich, ob du in Bangkok oder im thailändischen „Hintertupfig“ zur Schule gehst. Sie ist aber vorhanden und in meinen Augen ausreichend. Die Disziplin in der Schule ist vorbildlich, für unser Gefühl schon fast militärisch. Das würde sich wohl mancher Schweizer Lehrer (zurück) wünschen (übrigens ganz ausgeprägt Merkmal Nr. 8, Altersehrfurcht). Kurz zusammengefasst, es wäre eigentlich alles vorhanden. Also was ist denn nun das Problem. Ich möchte es mit Fragen beschreiben (und du kannst dir dann die Merkmale der thailändischen Kultur in Erinnerung rufen): Warum kann ein thailändisches Kind, das von der Primarstufe weg 9 - 12 Jahre Englischunterricht hatte, kein einziges Wort Englisch? Warum kann die Marktfrau, das Servicepersonal, die Hotelfachangestellte, die Schalterbeamtin, der Polizist, der Handwerker, der Busfahrer, die Botschaftsangestellte und der Lehrer 20 Bath und 60 Bath nicht ohne Taschenrechner zusammenzählen (und auch das oft nur mit einem falschen Resultat), wenn sie doch ab der Primarstufe 9-12 Jahre Mathematik gelernt haben? Warum können dann alle die erwähnten Personen, nicht wenigsten auf einem Blatt Papier ungefähr aufzeichnen, wie Thailand aussieht? Warum kennt ein thailändisches Kind, nach 9-12 Jahren Schulunterricht kein einziges Land ausser Thailand? Warum hat ein thailändisches Kind, nach 9 – 12 Jahren Unterricht in Naturwissenschaften, noch nie etwas von Umwelt oder Umweltverschmutzung gehört. Was passiert wohl, wenn ein solches Kind nach all dem gelernten nun selber Lehrerin 35 werden will? usw., usw. Ich habe zwei Dinge ausprobiert. Als erstes habe ich der örtlichen Schule von Nong Plub offeriert, dass ich an drei Vormittagen pro Woche gratis Englischunterricht erteile, das Unterrichtsmaterial aufbereite und den bestehenden Englischlehrer mit einbeziehe, so dass er das anschließend wieder selber übernehmen kann. In Begleitung der thailändischen Frau eines alteingesessenen Rotary-Clubmitglieds von Hua Hin und mit entsprechender Vorbereitung, sind wir in der Schule aufgetaucht. Die Begrüßung war ansprechend und freundlich in Thai und Englisch. Für mich ein wenig verwirrend war das Wort „Welcome“ dann aber das erste und letzte Wort, das der Englischlehrer kannte und aussprechen konnte. Woran denkst Du ist das Vorhaben gescheitert? Selbstverständlich an Merkmal Nr. 1, dem Gesicht verlieren. Ich wurde vorher gewarnt, dass das wahrscheinlich nicht funktionieren wird (natürlich habe ich durch mein Angebot jemanden das Gesicht verlieren lassen). Und woran denkst Du, scheitert die Ausbildung der Kinder? Selbstverständlich an Merkmal Nr. 2, der Lehrer weiss selber nichts, von dem von ihm zu unterrichtenden Thema. Und wie denkst Du, wird man nun Lehrer??????????? Hatten wir das nicht schon einmal oder kannst Du Dich nicht mehr an die Geschichte mit dem Polizisten erinnern? Thai-Kinder haben zwischen März und Mai 5-6 Wochen Sommerferien, weshalb die Kinder von Noi im Alter von 10, 14 und 18 Jahren diese Zeit bei uns verbringen dürfen (der Vater hat in der Zwischenzeit eingewilligt, vielleicht um ein wenig Geld zu sparen oder sich intensiver und tatkräftiger um Frau Nummer drei kümmern zu können. Das ist dann mein zweites Experiment gewesen. So habe ich also stundenlang Unterlagen aufbereitet, um den Kindern während dieser fünf Wochen Englisch und Geografie Unterricht zu erteilen. Sie haben jeden Morgen mit Spass mitgemacht, das erste Mal eine Weltkarte gesehen, spielerisch und auf Englisch versucht Länder zu Kontinenten zuzuweisen und nach jeder Lektion ohne Murren die kleinen „Hausaufgaben“ entgegen genommen, welche ich ihnen gegeben habe. Die Überraschung kam am anderen Tag, als ich die Aufgaben mit ihnen durchgehen und kontrollieren wollte. Sie haben mich nur ganz überrascht angeschaut. Noi hat mir anschließend übersetzt und erklärt, dass das halt in der Schule nie vorkommt, ihr Lehrer ihre Aufgaben noch nie kontrollieren wollte. An einem anderen Tag habe ich einfach noch einmal dieselben Übungen gemacht, die wir eigentlich schon hatten. Es hat niemand gemerkt und wir kamen auch nicht schneller durch das Programm, es war als hätten sie die Übung zum ersten Mal gesehen. Wie haben wir gelernt? Wurden unsere Aufgaben jeweils kontrolliert und warum wohl? Hätten wir jemals die Hausaufgaben erledigt, wenn sie nicht kontrolliert worden wären? Hätten wir ohne „Drill“ jemals Kopfrechnen gelernt? Christian, 7er Reihe, Hans 5er Reihe, magst Du Dich daran erinnern. Also woran mangelt es? Kann ein Lehrer Lehrstoff vermitteln, von dem er selber keine Ahnung hat (trotz ansprechender Lehrmittel)? Ein Kind ist überall auf der Welt ein Kind, würde es freiwillig etwas unangenehmes wie Hausaufgaben ohne Kontrolle erledigen? Kann Schule, die als reiner Konsum und Zeitvertreib angesehen wird, erfolgreich sein? Wie wird ein Kind motiviert, wenn das Ergebnis des im WikipediA erwähnten jährlichen Tests zum Abschluss des Schuljahres (siehe oben, sogar in zwei Stufen) nicht darüber entscheidet, ob ich eine Klasse weiterkomme oder nicht? Alle kommen, unabhängig vom Ergebnis in die nächste Klasse. Prüfungen während des Jahres gibt es keine. Weil der Fernseher aber zu Hause den ganzen Tag läuft, könnten sie dir wahrscheinlich stundenlang über die verschiedenen Soap-Opera’s erzählen, vielleicht weil sich deren Inhalt 36 dauernd wiederholt. Also wie wird man nun Lehrerin, und trägt dazu bei, dass sich die Geschichte immer und immer wiederholt? Noi und ich sind nach Bangkok zur „Universität“ gefahren, an welcher ihre älteste Tochter nach langem überlegen und eher aus Langeweile denn aus Interesse, zur Lehrerin ausgebildet werden will. Also sassen wir dann da, ich mit ausgebeulter Hosentasche, den richtigen Moment abwartend, damit ich die 50'000 Baht (CHF 1'500) unter dem Tisch dem Schulleiter übergeben konnte. Sie hat nicht nur die Prüfung, trotz lausiger Vorergebnisse, bestanden, nein, was viel entscheidender ist, sie wurde an die Uni aufgenommen. Hätte sie die Prüfung wirklich bestanden, sie wäre ohne das Schmiergeld trotzdem nicht aufgenommen worden. Hurra, sie wird Lehrerin. Ich wünsche ihren zukünftigen Schulkindern jetzt schon „heiteres“ lernen. Hand aufs Herz, wie hättest Du gehandelt? Ich habe mir nicht zugetraut, durch mein Nicht-Handeln Thailand zu verändern und jemandem vor der rosigen Zukunft zu stehen. Meine Mutter hat mich, ganz mütterlich eben, während ihres letzten Besuches hier bei mir, darauf hingewiesen, ich soll doch nicht immer sagen „Thais sind dumm“, sie sind doch höchstens ungebildet und dafür können sie doch nichts. Mag ja sein, die Konsequenz ist aber dieselbe. Wie soll ich den die politische Maßnahme dieser Frau Shinawatra bezeichnen (Du weißt schon, die Schwester des wegen Korruption, Landesvertrag und in Auftrag gegebenen Morden verurteilten Bruders in Dubai), wenn nicht mit Dummheit. Oder ist es denn vielleicht intelligent und zielführend, „Erstklässler“ mit „Tablet-PCs“ auszurüsten ohne die Lehrer vorher, oder wenigstens parallel dazu, auszubilden, was man mit diesen Dingern in der Schule anfangen könnte und wie man sie zu bedienen hat? Was denkst Du, machen die Kinder damit und das können Kinder weltweit ohne vorherige Einleitung: Spiele spielen, jede freie Minute. Oder wo denkst Du, ist das Geld hingeflossen, welches in den meisten Gemeinden nie für „Tablet-PCs“ ausgegeben worden ist (ich weiss davon, dass Kinder gewisser Schulen, vor allem rund um Bangkok, tatsächlich diese „Tablets“ erhalten haben)? Oder was ist mit dem Verkaufserlös geschehen, der zwar gelieferten aber nie ausgehändigten „Tablets“? Und wer konnte eigentlich diese immerhin ungefähr 100'000 „Tablets“ liefern und kann auch weiterhin liefern, wohin sie auch immer „fließen“ mögen? War da nicht noch etwas mit einer „Thai-Dubai-Company“? Einfach um klarzustellen: Es gibt in Thailand gute Privatschulen (z.B. die Schweizer Schule in Bangkok), nur kosten die eben und das können sich dann nur wieder die 5% der Bevölkerung leisten. Es gibt auch Kinder, die Glück haben. Die Tochter der Partnerin meines Nachbarn geht in der Nähe von Surin zur Schule (also in den Pampas) und hat das Glück, einen Farang als Englischlehrer zu haben. Man hört es, wenn sie mit einem spricht. Ja und es gibt Schulen, welche Farangs als Lehrer einstellen und bestimmt gibt es auch ThaiLehrer, die diesem Beruf alle Ehre machen. Nur sind das halt leider die Ausnahmen. Zum Schluss noch dies: Weißt Du, was das ist, die „One Child, one Tablet-Politik“ dieser Frau Shinawatra? Die „One-Child-Politik“ kennen wir ja schon aus China. Heisst das jetzt, dass jede Thai-Frau zu jedem Kind auch noch einen „Tablet-PC“ gebären muss, bevor sie ein weiteres haben kann? Wäre es nicht so tragisch, ich bekäme einen Lachanfall. Manchmal merke ich nun auch schon, dass ich älter werde, ich verstehe offenbar die fortschrittlichsten Dinge nicht mehr. 37 Kapitel 4: Die Landwirtschaft; oder vielleicht auch, warum sterben eigentlich so viele Thais an Krebs? Die meisten Thai-Familien sind (immer noch) Farmer. Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei trugen im Jahre 2006 weniger als 10% zum Bruttoinlandprodukt (BIP) bei, sie beschäftigt aber etwa 39% der Arbeitskräfte. Auf die allgemeine Wirtschaft, sowie weitere strukturelle und demografische Elemente, komme ich vielleicht in einem weiteren Newsletter zurück (sehr spannend, wenn man z.B. die Asienkriese bedenkt). 2007 wurden19,7 Millionen Hektar Land bebaut, eine Fläche, die seit den 1980er Jahren praktisch gleich geblieben ist. Zum Vergleich, in der Schweiz beträgt die landwirtschaftlich genutzte Fläche noch gut 1 Million Hektar, wobei die Fläche seit ca. 20 Jahren jährlich zurückgeht. Einige Zahlen im Vergleich zur Schweiz (Quelle: Welt-in Zahlen): Schweiz, 41’219 km2, 136. Stelle von 234 Ländern Thailand, 514'000 km2, 50. Stelle von 234 Ländern Thailand ist also ungefähr 12.5 Mal grösser als die Schweiz Thailand nutzt also im Verhältnis eine um ca. 64% größere Fläche für die Landwirtschaft Eine Fläche von 79'000 km2, also die fast doppelte Fläche der Schweiz, ist als Nationalparks ausgewiesen, welche, wie auch alle Hügel und Berge, dem König gehören und nicht genutzt und meist auch nicht betreten werden dürfen. In der CH betrug der Beitrag der Landwirtschaft zum BIP noch gerade 0.8% und beschäftigte weniger als 4% der Arbeitskräfte, Tendenz stark rückläufig. Einige Zahlen aus der thailändischen Landwirtschaft (Quelle, WikipediA): Reis, jährliche Ernte ca. 35 Millionen Tonnen, Welt-Nr. 6 Naturkautschuk, ca. 3 Millionen Tonnen, Welt-Nr. 1 Ananas, ca. 3 Millionen Tonnen, Welt-Nr. 1 (das Verarbeitungswerk von „Dole“ befindet sich übrigens im Dorf, wo ich lebe Maniok, ca. 27 Millionen Tonnen, Welt-Nr. 2 Mais, ca. 4 Millionen Tonnen Zuckerrohr, 64 Millionen Tonnen Die Forstwirtschaft war zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein sehr bedeutender Wirtschaftsfaktor und Teak war das zweitwichtigste Exportgut Thailands nach dem Reis. Seit 1968 ist Thailand jedoch ein Netto-Holzimporteur. Der Grund hierfür liegt in der starken Ausweitung der landwirtschaftlichen Nutzfläche. Also genau der gegenteilige Trend zur Schweiz. Der König hat seit etlichen Jahren Versuchs- und Forschungsprojekte gestartet, welche neue, schnell wachsende Holzarten auf die Klimatauglichkeit testen sollen. Thailand gehört zu den wichtigsten Lieferanten von Garnelen: es produzierte 2007 insgesamt fast 2,5 Millionen Fisch und Krustentiere, bei leicht fallendem Trend aufgrund von Überfischung und Verschmutzung der Gewässer. Nur zur Erinnerung, bestellst du ein ThaiCurry, kannst du immer wählen zwischen Rind, Schwein oder Garnelen. Da leben sie also, die Gemüse-Farmer, Ananas-Farmer, Bananen-Farmer, die ZuckerrohrFarmer, Aloe-Vera-Farmer, Reis-Farmer, Rettich-Farmer, Salz-Farmer, Maniok-Farmer, Mais-Farmer, Kautschuk-Farmer, Kokosnuss-Farmer, Sojabohnen-Farmer, RinderzuchtFarmer, Schweinemast-Farmer, Hühner-Farmer und noch vieles mehr und stellen also den größten Teil der Bevölkerung dar. 38 Genug der Fakten für diesen Bericht, wir sprechen ja vor allem über die thailändische Kultur und die Gesellschaft anhand dieser Beispiele. Was lässt sich also aus der Landwirtschaft ableiten. Es gäbe sie natürlich, die „landwirtschaftliche Universität“, nur geht da kaum einer hin und bei allem, was wir nun schon wissen, würde die Fragen offen bleiben, was man denn da lernen könnte. Weißt Du woran man das sieht? Ich probiere es wieder stichwortartig: Es werden tausende (um nicht Millionen zu sagen) von Tonnen chemischer Mittel verwendet, um die Produkte zu puschen und marktfähig zu machen. Natürlich völlig unkontrolliert, oder sollte das doch einmal kontrolliert werden; wir wissen es schon, dann kostet es halt wieder eine Kleinigkeit. Oder wie anders schafft man es denn, dass z.B. dreimal jährlich Mango geerntet werden können? Ich habe auch Mangobäume, bei mir geben diese faulen Kerle nur einmal Früchte im Jahr. Auch Thailand hat den weltweiten „Umweltvertrag“ unterschrieben und garantiert und bestätigt, ihn auch einzuhalten (Merkmal Nr. 3). Warum brennen dann zur Zeit, nach Schätzungen, wieder tausende von Quadratkilometern abgeernteter Zuckerrohrfelder oder anderer abgeernteter Produkte, etwa in der Größenordnung der Hälfte der Fläche der Schweiz? Oder anders gefragt, warum ist des denn nur schon im Distrikt Chiang Mai nötig, dass die Regierung gratis 100'000 Atemmasken an die Bevölkerung verteilt (Merkmal Nr. 7) und zusätzlich mit sämtlichen zur Verfügung stehenden Löschfahrzeugen Wasser versprüht wird, um die Partikel in der Luft zu binden? Wenn ja garantiert wurde, dass das mit dem Felder abbrennen nicht mehr vorkommt und natürlich strengstens kontrolliert wird. Wie anders als mit Dummheit (Merkmal Nr. 2) kann man denn beschreiben, wenn diese Aktionen auch noch in den größten Tageszeitungen des Landes zu lesen sind und gleichzeitig behauptet wird, dass Ernte-Brandrodungen nicht mehr vorkommen. Brennen denn so viele Häuser, dass Atemschutzmasken in dieser Größenordnung verteilt werden müssen, oder welche Geschichte erzählt man dann, wenn das Ausland oder internationale Behörden nachfragen würden (Merkmal Nr. 1, es darf mich keiner Fragen, sonst verliere ich ja mein Gesicht, so eine Respektlosigkeit)? Oder geht die Regierung davon aus, nur weil ihre Bevölkerung praktisch keine Zeitungen ließt, dies auf der ganzen Welt so ist? Es stand dann auch noch vom zuständigen Minister, dass er darauf besteht, dass die Löschungen unbedingt vor dem Songkran (dem thailändischen Neujahrsfest) abgeschlossen sein müssen, weil zu diesem Fest viele Touristen aus der ganzen Welt erwartet würden. Und die könnten dann ja etwas sehen, eine der thailändischen Fata Morganas, die es gar nicht gibt. Das aus Gesamtoptik noch Harmloseste ist, dass ich in dieser Jahreszeit jeden zweiten Tag die Terrasse „kaerchern“ und den Swimmingpool heraussaugen muss, weil der Wind ja so gerecht ist und diese großen schwarzen Rußpartikel überall verteilt. Was machen eigentlich die vielen Schädlinge auf meinem Feld? Ist es da nicht ein toller Nebeneffekt, dass diese auch gleich auf eine natürliche Art und Weise vernichtet werden, oder ist Feuer etwa nicht etwas ganz natürliches. Da ich ja nicht zu dieser „Landwirtschafts-Universität“ gegangen bin, habe ich auch noch nie etwas von Nützlingen gehört, oder brennen die etwa gar nicht? Zum Glück gibt’s dann da wieder die Chemie. Ich habe Noi einmal motivieren können, mich beim Besuch eines in der Nähe liegenden brennenden Feldes und der dazugehörigen Farmerin zu begleiten (ja was hast Du denn jetzt wieder gedacht, klar, Farmerin, oder denkst Du, ausgerechnet ihr Mann arbeitet?). Ich habe ganz schonend versucht, mit ihr ins Gespräch über mögliche Umweltschäden zu kommen. Die einzige Antwort, die ich erhielt, war, dass das ihr Thailand ist und mich das nichts angeht. Freundlich aber bestimmt. Da gehst du dann wieder völlig gedankenverloren nach Hause, im Wissen, dass du gerade mit jemanden gesprochen hast, dessen LebensAktionsradius gerade mal 20 km beträgt. Aber sie ist sehr nett und freundlich geblieben 39 (Merkmal Nr. 1). Als gäbe es Mauern um Thailand herum und erst noch ein Dach darüber. Mein Thailand, dabei war sie noch nie in ihrem Leben im 30 Kilometer entfernten Hua Hin. Noi war übrigens die Widerwilligkeit mich zu begleiten, während der ganzen Zeit mehr als anzumerken, sie hat das Ergebnis ja schon gekannt aber hat es mir zu liebe trotzdem getan, oder vielleicht auch nur, um die Farmerin vor einem drohenden Übergriff zu bewahren. Und jetzt noch zur Frage, warum eigentlich sterben so viele Thais an Krebs? Und warum wohl ist das durchschnittliche Alter, wann der Tod eintrifft, eher bei 60 als bei 80? Dabei essen sie doch neben Reis, vor allem Gemüse und Früchte und das ist doch alles sehr fettarm und gesund. Und zum Schluss vielleicht noch dies: Woher kommt eigentlich all diese Chemie, die hier so großzügig verbraucht wird. War da nicht einmal etwas mit Schweizer oder Deutschen Produkten von Weltmarktleadern? Den Aktionär wird’s freuen, trotz der strengen Kontrollen in den europäischen Absatzmärkten, konnten der Umsatz und der Erlös gesteigert werden. 40 Kapitel 5: Das Gesundheitswesen; oder vielleicht auch, warum braucht man eigentlich einen Operationssaal, wenn man Menschen auch mit schmerzlindernden Mitteln in den Tod begleiten kann? Einleitender Ausschnitt aus WikipediA: Das Gesundheitswesen in Thailand hat eine jahrhundertealte Tradition und teilt sich heute in den öffentlichen Gesundheitssektor, der von der Schulmedizin beherrscht wird, und in den privaten Bereich, in dem vor allem die traditionelle thailändische Medizin gepflegt wird, z. B. die thailändische Massage. Durch seine Lage in den Tropen und Subtropen herrschen in Thailand spezielle Bedingungen, was Krankheiten und deren Vorsorge angeht. Infolge der Reformen, die seit Beginn des 21. Jahrhunderts greifen, hat heute fast jeder thailändische Staatsbürger einen Anspruch auf gesundheitliche Versorgung, die zu 65 % vom Staat finanziert wird. Der Stand der medizinischen Versorgung ist durchgehend so gut, dass sogar ein Gesundheitstourismus entstanden ist, bei dem die Reisenden überwiegend oder ganz aus medizinischen Gründen nach Thailand kommen. Dies hat auch mit den zu westlichen Ländern deutlich geringeren Kosten für die medizinische Versorgung in Thailand zu tun. Die durchschnittliche Lebenserwartung eines Thailänders liegt bei 70,77 Jahren, die einer Thailänderin bei 75,55 Jahren (2009 geschätzt). Wo kommt denn diese Schätzung her, ich habe noch kaum einen älteren als 60ig-Jährigen gesehen, offizielle Zahlen gibt es natürlich keine. Probleme des Gesundheitssystems bestehen darin, dass die meisten Ärzte an Krankenhäusern und nicht in Privatpraxen arbeiten - häufig auch an mehreren gleichzeitig, so dass sie an einem Haus nicht ständig zur Verfügung stehen. Ungewohnt für westliche Patienten ist es auch, dass die stationäre Pflege weitgehend den Angehörigen des Patienten überlassen wird, von denen auch erwartet wird, dass sie beim Patienten übernachten. Das Krankenpflegepersonal beschränkt sich weitgehend auf das Verteilen des Essens und der Medikamente sowie Routinearbeiten, wie Fiebermessen. Und noch dieser Passus: 9. Neunter Gesundheitsentwicklungsplan (2002-2006) Ziele: Entwicklung eines ganzheitlich ausgerichteten Gesundheitssystems für Thailand; Krankenversicherung für alle Bürger; Verbesserung der Qualität der 41 Gesundheitsdienste Ergebnisse: Die Gesundheitszentren dienen als Orte der medizinischen Grundversorgung; etwa 6.000 solcher Gesundheitszentren sind landesweit im Einsatz; im Jahr 2004 waren 94,3 % der Bevölkerung von der Gesundheitsversorgung erfasst; Netzwerke der Volksmedizin wurden errichtet mit einer gesicherten Qualität der angewendeten Pflanzenstoffe. Halten wir einige Fakten fest (nicht die theoretischen, sondern die hier sichtbaren): Thailand kennt bis heute eine sogenannte Gratismedizin. Das heißt, ein Thai kann in seinem Distrikt, wo er wohnhaft ist, kostenfrei das Spital aufsuchen und da einen großen Teil der Basis-Medikamente gratis beziehen. Bis 2002 Taksin an die Macht kam, mussten für jeden Spitalbesuch 30 Bath, also CHF 90 Rappen, bezahlt werden. Unter anderen ist Taksin mit dem Wahlversprechen, dies abzuschaffen, überhaupt an die Macht gekommen. Die Gesundheitsversorgung von Thailand hat hohes Weltniveau, allerdings ist diese Versorgung für 95% der Thais nicht erreichbar. Nur gerade die 5% der Elite können sich die dafür notwendige Versicherung überhaupt leisten. Da haben es dann viele der beschriebenen Thai-Frauen wieder gut, welche einen Farang als Partner haben. Sie können in der internationalen Versicherung des Farang für jährlich $900 in die Police des Farangs eingeschlossen werden. Für eine internationale Versicherung (unter Ausschluss von Japan, aber inkl. der Schweiz und den USA) muss ein Farang altersabhängig zwischen jährlich $ 3'000 und $ 5’000 rechnen. Dafür ist er weltweit Privatversichert. Allerdings schließt diese Versicherung privatpraktizierende Ärzte aus, da diese in Thailand nicht vorhanden sind. Wollte man das auch einschließen, z.B. weil man in der Schweiz zum Arzt und nicht gleich ins Spital geht, wird es dann erheblich teurer. Das kann dann schon noch einmal jährlich $ 2'000 kosten. Gesamthaft fährt man aber mit dieser internationalen Versicherung günstiger, als wenn man in der Schweiz angemeldet wäre und deshalb obligatorisch eine allgemeine Versicherung für die Schweiz abschließen müsste, die dann erst noch nicht international wäre. Zu den bekanntesten Versicherungsanbietern zählen, April aus Frankreich, Allianz aus Deutschland und AXA, nicht mit AXA-Winterthur zu verwechseln). Einige Schweizer Versicherungsgesellschaften bieten auch eine internationale Versicherung für nicht in der Schweiz domizilierte an. Sie sind aber allesamt viel zu teuer. Warum wohl? Die Versicherung für die staatlichen Vorsorgeeinrichtungen von Thailand (die dann kein Weltniveau mehr aufweisen) könnten sich viele Thais leisten, nur steht ihnen da Merkmal Nr. 10 im Weg. Wir kommen darauf zurück, weshalb mit Ausnahme der 5% und der mit Farangs liierten Thai-Frauen praktisch niemand in Thailand krankenversichert ist. Die privaten Spitäler und Spitalgruppen (also diejenigen mit Weltklasse-Niveau) ziehen jährlich 10’000ende von Gesundheits-Touristen an. Darunter sind auffällig viele Araber und Australier. Die Halbprivaten Spitäler von Thailand, also diejenigen welche unter staatlicher Kontrolle und Unterstützung stehen, aber privat geführt werden, reißen sich mit für schweizerische Verhältnisse unvorstellbaren Bemühungen um die Farang-Patienten. Das Management der zwei in Hua Hin vorhandenen derartigen Spitäler besucht z.B. jeden Monat das „Multi-Culture-Treffen“, an dem jeweils 200 vornehmlich ältere Farangs teilnehmen. Sie stellen nicht nur ihre Dienstleistungen vor, sondern sie lassen sich auch zu Show-Einlagen usw. bewegen. Alle gut versicherten würden aber in keines dieser Spitäler gehen, außer vielleicht für Kleinigkeiten, solange man ohne 42 Selbstkosten auch in die wirklich hervorragenden Privat-Spitäler gehen kann. Soviel zu einigen Fakten. Doch was bedeutet das nun für einen Thai? Ich versuche es an einem konkreten Beispiel aufzuzeigen. Der Vater von Noi, welcher vor einiger Zeit im Alter von 56 gestorben ist, hat mit ca. 50 Jahren immer wieder über Sodbrennen oder Magenbrennen geklagt. Man hat ihn im Spital untersucht und ihm Tabletten mitgegeben. Eines Abends kam dann natürlich das was kommen musste, er erlitt eine Herzattacke. Er wollte aber nicht ins Spital, weil ihm das ja bisher auch nicht geholfen hatte. Morgens um 3.00 Uhr erging es im aber so schlecht, dass Noi ihn trotzdem ins Spital nach Hua Hin, dahin also, wo er Anspruch auf Gratismedizin hatte, brachte. Um vier Uhr morgens waren sie da, doch bereits hunderte warteten auf eine Behandlung (wer es nicht gesehen hat, muss sich das einmal antun, es ist buchstäblich ein Gewimmel wie in einem Ameisenhaufen). Um 10 Uhr war er dann an der Reihe und weil er zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr bei Bewusstsein war, wurde er mit einer Barre ins Behandlungszimmer gestoßen. Die Ärzte haben eine Notversorgung durchgeführt und ihn in ein Spital nahe Bangkok verwiesen. So hat die Familie von Noi dann einen Freund aufgetrieben, welcher ihn mit dem Pick-up, hinten auf der Ladefläche liegend, mit samt der Apparate der Notversorgung (Atemgerät, Essenszufuhrschlauch, usw.), in dieses Spital transportiert hat (wie würde man das bei uns nennen, Vieh-Transport). Da angekommen, ging die Warterei, welche in den staatlichen Spitälern hier völlig normal ist und auch ganz ruhig hingenommen wird, wieder los, hat ihm aber, aufgrund seines Zustands, immerhin ein Bett zugewiesen auf das ihn die Verwandten betten konnten. Ab und zu kam eine Schwester vorbei, um den Puls zu messen und das Pulver zu bringen, welches in Wasser aufgelöst, als Nahrung von den Verwandten über den entsprechenden Schlauch dem Vater zugeführt wurde. Zwei Tage später wurden dann der Familie von einem Arzt die möglichen Alternativen eröffnet. Also, man macht nichts und er wird früher oder später sterben oder die Familie kann 100'000 Baht auftreiben und der Arzt würde dann eine Bypass-Operation durchführen. Dank der Tatsache, dass er aus dem Spital seines Distrikts überwiesen worden sei, würde sich dieser Distrikt mit 300'000 Baht an der Operation beteiligen (wären sie im Wissen, dass der Distrikt Hua Hin die Disziplin Herzchirurgie nicht unterhält, direkt ins andere Spital gefahren, hätten sie alles selber bezahlen müssen (manchmal hilft der Zufall der Unwissenheit halt doch). Da saßen sie dann da vor dem Bett, Noi und ihre zwei Brüder. Der eine, natürlich in dieser Situation sprachlos, der typische Thai-Mann, keine Arbeit, kein Geld, Frau davon gelaufen, ein Sohn und sicher auch bei niemandem kreditwürdig. Der andere, Privat-Fahrer des Chefs einer in Bangkok domizilierten japanischen Firma, gut bezahlter Job, eine Frau, eben die Spielsüchtige und deswegen schon voll mit finanziellen Problemen ausgestattet, zwei Kinder, welche aber im Nordwesten von Thailand bei den Schwiegereltern platziert waren. Und dann natürlich noch Noi, die atypische Thai, die sogar Geld gespart hatte, es aber in Kenntnis der Gepflogenheiten der thailändischen Sippen, bisher niemandem erzählt hatte. Der eine will und kann nicht, der andere möchte zwar, kann sich aber auch nicht mehr weiter verschulden und Noi, die dann entscheiden musste. Hast Du schon einmal eine Situation erlebt, wo Du etwas Derartiges für jemand anderes entscheiden musstest? Wenn möglich noch für deinen Vater, der dich als Mädchen mehrfach sexuell missbraucht hat und vor dem du dich im Wald verstecken musstest und zu dem du nur schon deswegen eine zumindest gespaltene Beziehung pflegst? Thais sehen und erleben das aufgrund der besprochenen Merkmale (Tod ist nicht so schlimm, Altersehrfurcht, usw.) ein wenig anders, aber es bleibt die belastende Entscheidung. Sie hat entschieden, dass die Operation durchgeführt wird, ohne ihren Brüdern allerdings zu verraten, woher sie das Geld aufzutreiben gedenkt. Das hat dann doch alle enorm erleichtert. Außer dem Vater, der hat es dann nach erfolgreicher Operation noch fertig gebracht, ihr Vorwürfe zu machen, warum sie denn das getan hat. Das ist also ein Beispiel der Gratismedizin, welche allen Thais zusteht, sofern sie nicht schon 43 vor der Diagnose sterben. Die Spitäler muss man gesehen haben, diese hunderten von wartenden Menschen, wobei man sagen muss, dass viele auch für Kleinigkeiten da sind, da ja keine Privatarztpraxen bestehen. Man muss aber auch die Narben gesehen haben, welche die Leute aus einer solchen Operation davontragen, das sieht dann auch ganz schwer nach Gratismedizin aus. Und dann muss man sich noch den Krankensaal vor Augen führen, nein das sind nicht 2er, nicht 4er nicht 8er und nicht 20iger-Zimmer. In Hua Hin liegen 80 Patienten in einem Saal, jeder anders vor sich hinroechelnd. Das ist aber nicht das Hauptproblem, es stand ja einleitend geschrieben, die Pflege der Patienten ist in diesen Spitälern Sache der Verwandten und Bekannten und wie haben wir gelernt, leben Thais nun mal schon wieder, in Sippen. So treten sie dann auch im Spital zum Dienst an, ausgerüstet mit der notwendigen persönlichen Verpflegung und der entsprechenden Matte um neben und unter dem Bett zu schlafen, die restlichen dann halt abwechslungsweise auf dem Gang draußen. Wenn man es nicht gesehen hat, man würde es nicht glauben. Übrigens die Fisch-Sauce, welche Thais so lieben und deshalb für viele ihrer Menüs verwenden, schmeckt besonders gut als Geruchsbeilage im Spital, und wenn du nicht weißt, was du nun mit den Hahnenfuß-Knochen nach dem lautstarken Verzehr machen sollst, schmeiß sie doch einfach unter das Bett deines Nachbarn. Ich habe das selber, mit meinen eigenen Augen, bei einem Spitalbesuch gesehen. Auch das ist Gratismedizin, bei so vielen verschiedenartigen Gerüchen und dem unendlichen Gewimmel um dich herum, musst du ja gesund werden. Später hat der Vater von Noi dann andere vielfältige gesundheitliche Probleme bekommen. Die vielen Spitalaufenthalte haben keine Diagnose mehr ergeben, weshalb er dann eines Tages, vollgepumpt mit schmerzstillenden Medikamenten, einschlief. Das ist das andere Gesicht der Gratismedizin, wird es absehbar zu teuer, in diesem Fall Krebs und zwar schon überall ausgebreitet, stellt der Arzt einfach keine Diagnose mehr, beziehungsweise teilt sie niemandem, nicht einmal dem Patienten, mehr mit. Dann werden einfach noch Medikamente verschrieben und zwar sackweise, in unterschiedlicher Farbe und Größe, bis man stirbt. Um das locker zu sehen, muss man in einer Kultur mit Merkmal Nr. 4 geboren worden sein. Darüber wird dann weder gesprochen noch diskutiert, das ist einfach so und die Sippe wechselt sich ab, wer gerade „Aufsichtsdienst“ hat, zu Hause natürlich, wie im Fall des Vaters von Noi, der Patient auf der Pritsche vor dem Haus liegend. Ihr wunderbarer Bruder hat zwar die meisten Schichten übernommen, er als typischer Thai-Mann hat den Braten gerochen, ich zu faul zum Arbeiten, Schwester Geld, Job easy, rumsitzen, ab und zu Patient über den Ernährungsschlauch füttern, also muss sie mir doch die Tage entschädigen, welche ich für die Wache aufbringe und mich deshalb von der bezahlten Arbeit abgehalten werde. Das Sippenverhalten gepaart mit der Rolle der Frau in der Sippe, natürlich hat Noi auch das bezahlt. Zum Schluss noch dies: Ich bin ja jetzt alles andere als ein Arzt, aber ein wenig habe ich mich schon gewundert, als ich einen älteren Herrn (ehemaliger Mönchs-Kollege) in ein solches Spital zum Untersuch begleitet habe, der lautstark über Brustschmerzen geklagt hat, die Ärztin, nach „Studium“ seiner Krankenakte, ihn aber dauernd an einer Beinnarbe untersucht hat. Die Behandlung war dann somit auch abgeschlossen, entsprechende Medikamente konnte er sich, nicht ohne vorher wieder zwei Stunden anzustehen (anzusitzen, in Mitte von 200 anderen Betroffenen, spärlich belüftet), am dafür vorgesehenen Schalter, abholen. Ich fühlte mich dazu gedrängt, ja fühlte mich sogar verantwortlich dafür, etwas zu sagen, die Ärztin darauf hinzuweisen, dass dies nun bestimmt nicht sein Problem sein kann. Er hat mich zurückgehalten, und es regungslos und gelassen zur Kenntnis genommen. Oder eben, warum brauchen wir „Westler“ so viele Operationssäle? An dieser Stelle möchte ich jetzt kurz zu meinem Gesundheitszustand und den gemachten Erfahrungen zurückkommen, auch wenn ich Dich deswegen nicht bis in die letzten Details und Überlegungsgänge mit hineinbeziehen möchte. Das „Churg-Strauss-Syndrom“, wie 44 meine Krankheit benannt ist, ist eine Erkrankung, um es vereinfacht auszudrücken, bei welcher etwas in deinem Körper dafür sorgt, dass deine Gefäße und auch Organe derart geschädigt werden, dass du schlussendlich stirbst. Wie immer, würde man es frühzeitig erkennen, ließe sich das Fortschreiten wahrscheinlich stoppen, bevor viele Organe betroffen sind. Die Ursache der Erkrankung ist weitestgehend unbekannt und die Diagnose äußerst schwierig. Die Häufung wird mit 2 auf eine Million Menschen geschätzt, wobei es aufgrund der schwierigen Diagnose eine große Dunkelziffer geben kann. Laut Aussagen des meines Wissens weltweit einzigen Spezialinstituts, das sich unter anderem dieser Krankheit widmet, ist die Chance zu überleben bei 5-10%, nicht zuletzt natürlich deshalb, weil sie spät erkannt werden und deshalb auch spät therapiert werden kann. Aufgrund der kleinen Anzahl Betroffener, steckt logischerweise auch nicht gerade die große Menge an Forschungsgelder zur Verfügung. Nicht vergessen, auch Gesundheit ist ein Business. Ich bin nicht Arzt oder Forscher und möchte deshalb nicht mehr weiter ausholen, die verwendete Fachsprache ist zudem für Laien aber auch wirklich undurchdringbar. Der vielen Worte kurzer Sinn: Da sitzt du denn da, in meinem Fall, nach einer längeren Behandlung einer von Schweizer Ärzten vermuteten, nicht genau typisierbaren Leukämie, im Sprechzimmer einer thailändischen Ärztin des größten Privatspitals von Thailand, an welche du durch Zufall weitergereicht worden bist und sie erzählt dir etwas von „Churg-StraussSyndrom“, von dem du natürlich noch nie etwas gehört hast. Zufällig hat diese Ärztin nach ihren Studien in Thailand, Amerika und auch einem kurzen Praktikum in der Schweiz, ein Praktikum an diesem besagten amerikanischen Institut absolviert. Aufgrund ihrer Vermutungen und den ihr, von all den Vor-Ärzten übermittelten Diagnosen und Ergebnissen, hat sie meine Blutproben an dieses Institut weitergereicht, worauf dann die Diagnose dieser Erkrankung gemacht worden ist. Bist du wie ich und nicht etwa Thai, fragst du natürlich nach, was das nun bedeuten kann, worauf dir die Ärztin von umfassenden, notwendigen Untersuchungen und schwierigen, aber möglichen Therapien erzählt. Sie ist zudem ehrlich genug, um dich aufzuklären, dass man sich an die richtige Therapie herantasten müsse. Bist du so wie ich, akzeptierst du das natürlich alles, aber du willst wissen, was das nun bedeutet und von welchen minimalen und maximalen Zeiträumen wir da sprechen. Ich musste sie fast nötigen, bis sie mir dann endlich erklärt hat, dass es aufgrund der vermuteten späten Diagnose, sein kann, dass ich in drei Monaten nicht mehr leben werde, es zudem notwendig sei, dass man als Sofortmaßnahme mein Herz-Kreislauf-System genauer ansieht und wo notwendig auch gleich „flickt“. Ich wurde dann am anderen Tag, früh morgens, gleich operiert und es wurden 5 Stents gesetzt. Dann ging also dann das Herantasten an die richtige Therapie los, wobei typischerweise erst einmal versucht wird, mit einer Chemo alles zu Tode zu schlagen, was da ja nicht hingehört. Ich habe mir gefallen, so ohne Haare, wobei viele gesagt haben, ich sehe viel älter aus, ich jedenfalls habe das nicht so gesehen. Ein wenig befremdet ist man vielleicht dadurch, dass eben auch die Augenbrauen fehlen. Wir haben uns anschließend, im wahrsten Sinn des Wortes, an die richtige Therapie herangetastet, Medikamente, welche nicht zueinander gepasst oder gegenseitige Wechselwirkungen, mit zum Teil nicht wirklich angenehmen Nebenwirkungen, gezeigt haben, ausgetauscht. Die Ärztin hat „gefightet“ und sich ohne Rücksicht auf möglichen Gesichtsverlust, immer wieder mit dem amerikanischen Institut abgesprochen und ich habe friedlich vor mich „hingekotzt“, geschwitzt, gefroren, herzrasend und nach Luft hechelnd, eben die Zeit verbracht. Sie hat in ihrem schönen Thai-Englisch versprochen, „she takes care on me“; sie hat es getan. Ich hatte auch viele gute Tage, an denen ich sogar Golfspielen gegangen bin, die schlechten kamen aber, in einem zum Glück stetig abnehmenden Rhythmus, immer wieder zurück. Ich habe in dieser Zeit viel gelernt, über mich und mein Verhalten in einer speziellen Situation. Man stellt sich immer wieder vor, was man dann, mit einer solchen Diagnose konfrontiert, machen würde. Ich möchte nichts beschönigen, man fühlt sich bescheiden um das Wort „scheisse“ zu vermeiden. Ich war erst mal froh, hier zu sein, wo die Sonne jeden Tag scheint, war auch froh darüber, weit weg zu sein, wo keiner wusste, was los ist und mich deshalb mit der gut gemeinten „Bedauerung“ überschütten konnte. Ich habe gelernt, dass alleine Golfspielen (nicht dass ich niemanden gehabt hätte, der mich begleitet) genau die 45 zwei Elemente verbindet, welche ich in dieser Zeit gebraucht habe, Ablenkung auf der einen Seite und Zeit, zwischen zwei Schlägen, um Nachzudenken auf der anderen Seite. Was ich aber bei mir nicht feststellen konnte, ist was man eigentlich gemeinhin auch erwarten würde, dass sich deswegen die Wichtigkeit von Dingen verschoben hätte. Vielleicht hat sich die Priorität verschoben, wann und wie schnell man sich um etwas kümmert, nicht aber, was in meiner Beurteilung nun wichtig ist und was nicht. Somit hatte ich dann natürlich das Glück, nicht im Arbeitsprozess zu stehen und diesbezüglich Entscheidungen treffen zu müssen. Was auch nicht anders war, als immer, ist dass ich nicht aufgeben, sondern kämpfen wollte. Ich und mein Verhalten war seit eh her davon geprägt, dass es immer einen Weg gibt und geben muss, um ein Ziel trotz auftauchender Schwierigkeiten, noch erreichen zu können. In diesem Punkt hat sich mein Denken verändert, vielleicht wäre es manchmal besser gewesen, Dingen ihren Lauf zu lassen, nicht dafür zu „fighten“, ohne das deswegen gleich als persönliche Niederlage zu verstehen. Das wusste ich zwar schon immer, ich konnte aber einfach nicht anders. In dieser speziellen Situation musste ich lernen, dass ich hier unternehmen konnte was ich wollte, es aber trotzdem nicht in meinen Händen lag, wie es ausgehen würde. Das war in meinen Empfindungen neu für mich und deshalb auch nicht einfach, zu akzeptieren. Ich bin ja nicht blöd, natürlich war für mich auch immer klar, dass man seinen Todestag nicht auswählen kann, davon spreche ich hier nicht. Was sich zudem wahrscheinlich auch verändert hat, ist die Antwort auf die Frage, wie erstrebenswert es denn ist, möglichst alt zu werden, ohne dass ich jetzt deswegen gleich „Todessehnsucht“ in mir spüren würde. Vielleicht zusätzlich geprägt von einem aktuellen, familiären Beispiel, denke ich, dass Alter alleine, absolut keine, aber auch gar keine Bedeutung hat, es im Gegenteil mit einem relativ hohen Risiko verbunden ist, es nicht so zu erleben, wie man sich das vorgestellt und ausgemalt hatte; es kann einem auch viel erspart bleiben. Vielleicht war für meine Empfindungen auch prägend, dass ich ja schon „weg“ war, es also keinen Anlass gab, zu flüchten, höchstens einen, nicht zurückzukommen und auch keinen, noch die grosse Weltreise zu planen, dazu war ich schon zu viel unterwegs und konnte schon zu viele schön Orte dieser Erde sehen. Was auch immer nun alles dazu beigetragen haben mag, ich fühle mich ausgeglichener, entspannter als je zuvor. Vielleicht hat sich zu gewissen Dingen die Meinung akzentuiert, vielleicht würde ich nicht mehr alles mitmachen, sicher würde ich manches anders oder nicht mehr machen, aber das geht wohl allen so, wenn man älter wird. Aber ich denke, ich bin immer noch ich, wie ich war und wohl immer sein werde, mit allen Vor- und Nachteilen, mit allen Stärken und Schwächen. Ich bin überzeugt, es kommt sogar der Tag, an welchem mit mir Golfspielen, zum äußerst angenehmen Erlebnis wird, smile. Auch in diesem Kapitel, das dicke Ende kommt zum Schluss. Ich bin zwar nicht abergläubisch, aber man sollte wirklich nichts verschreien. Und trotzdem, es sieht ganz danach aus und wenn die Blutwerte bis Ende Juni stabil bleiben, wäre es dann auch noch offiziell, dass es gelungen ist, diese Krankheit als einer der wenigen zu überwinden, zu überleben, im offiziellen Wortgebrauch, sie zum abklingen zu bringen. Die bisherigen Untersuchungen haben zudem ergeben, dass abgesehen von meinen Gefäßen, bisher keine größeren Schädigungen an irgendwelchen Organen festzustellen sind, die eine Behandlung notwendig machen würden. Ich weiss noch nicht, wie man sich dann fühlen würde, ich würde es Dir dann nach dem Juni sagen. Für den Moment einmal, bin ich höchst zufrieden, wenn auch immer noch ein wenig „ungläubig“ und es geht mir an den allermeisten Tagen wirklich gut. Und vielleicht zum Schluss noch dies: Die Gesundheitsversorgung hier in Thailand ist ausgezeichnet, wenn man dann dafür versichert ist oder es bezahlen kann. Ohne das nun werten zu wollen, in meinem Fall kam die richtige Diagnose von einer thailändischen Ärztin (bleiben wir dabei, es war gleichermaßen Glück und Zufall und hätte genauso gut auch andersherum sein können) und ich denke, ich habe, was Menschlichkeit und die thaitypische Auslegung des „take care“ angeht, enorm profitiert, dass ich hier in Behandlung war. Das Verhältnis zu meiner Ärztin fühlt sich an, wie zu einer wirklich guten Freundin, der 46 du blind vertrauen und davon ausgehen kannst, dass sie wirklich alles in ihrer Macht stehende unternimmt. Es ist zudem auch im Umgang wie zu einer Freundin, es ist da keine Distanz Arzt, Patient mehr vorhanden; ich habe ihre private Telefonnummer, um sie jederzeit erreichen zu können, wenn es mir mal unerklärlich schlecht gehen sollte, ich habe ihre private eMail-Adresse, auf welcher ich sie jederzeit habe erreichen können und sie heißt Sue und nicht Frau Doktor, wie ich es aus der Schweiz noch kenne. Ich kann es nicht lassen: Hast Du Dir schon einmal überlegt, warum man eigentlich nicht konsequent und folgerichtig auch Frau diplomierte Haushaltshilfe sagt? Herr Bankdirektor hatten wir ja schon oder noch besser Frau Bankdirektor, wobei hier die Frau des Bankdirektors gemeint ist, hat in der Vergangenheit auch zu unserem Umgangston gehört. Muss denn die Wertigkeit oder Art einer Tätigkeit, neben dem Salär, wirklich auch noch mit der Ansprache einer Person unterstrichen werden? Oder anders gefragt: Wie müsste man das dazu passende Merkmal der schweizerischen Kultur und Gesellschaft definieren? Oder noch anders: Darf sich denn eine Kultur und Gesellschaft nicht auch wandeln oder weiterentwickeln? Lassen wir den Thais bei bestimmten Merkmalen doch einfach noch ein wenig Zeit, wir nehmen sie uns ja auch. Und schon wieder bin ich am Schmunzeln. 47 Kapital 6: Dies und das; oder vielleicht auch, ist das Leben nicht einfach wunderbar. Die nächsten Themen fasse ich in diesem Kapitel ein wenig zusammen. Es kann gut sein, dass ich in einem der nächsten News-Letter, über deren möglichen Inhalte ich mir jetzt noch keine Gedanken gemacht habe, geschweige denn weiss, wann der nächste erscheinen soll, das eine oder andere Thema noch einmal detailliert beschreiben werde. Das Geburtstagsgeschenk Es auch hier Bestandteil der Tradition, dass man sich zum Geburtstag etwas schenkt, bzw. etwas organisiert. Wird einen das Geschenk überreicht, nimmt man es dankend entgegen, öffnet es aber niemals in Gegenwart des Schenkenden. Merkmal Nr. 1 sagt, dass man nichts unternehmen darf, was mein Gegenüber das Gesicht verlieren lassen könnte. Da aus der Reaktion möglicherweise abzulesen wäre, wie gut mir das Geschenk gefällt, öffnet man es erst, wenn man alleine ist und bedankt sich anschließend halt noch einmal. Für mich zumindest ein wenig speziell, da das Schenken doch erst Freude macht, wenn man die Reaktion des Beschenkten sieht, vor allem wenn man davon überzeugt ist, dass man seine ganze Kreativität in die Idee des Geschenkes gelegt hat, genau das kann natürlich auch in die Hosen gehen. Die unglaubliche Innovationskraft der Thais? Thais sind sehr innovativ im Nachmachen. Nong Plub ist ein Dorf, das sich in den letzten Jahren, von ca. 50 Einwohner schlagartig auf ca. 500 Einwohner entwickelt hat. Die Häuser entlang der großen Kreuzung, welche den Dorfkern bildet, sind alle nach dem gleichen Muster entstanden, unten ein kleiner Laden, oben ein kleiner Wohnbereich. Hat nun einer, bzw. natürlich die Thai-Frau, einen Motorrad-Laden eröffnet, haben zwei andere gleich nachgezogen, hat eine eine „Pharmazie“ eröffnet (dazu braucht man hier keine Ausbildung und es gibt auch keine Rezepte, man erhält fast alles), haben sofort wieder zwei andere nachgezogen, hat eine einen Eisenwaren-Gemischtwaren-Laden eröffnet, ....... Das hat für uns zur Konsequenz, dass wir nun fast alles mehrfach in einem Dorfladen finden. Das für uns ein wenig Erstaunliche ist, sie sind nicht böse aufeinander, wenn du an den Markt oder den Night-Market gehst, findest du auch zehnmal dasselbe. Das ist halt so. Mit welchem Merkmal oder welchen Merkmalen das zu tun hat, lassen wir mal sein, besonders intelligent und innovativ wirkt es aber nicht gerade. Kommt dazu, dass die Laden-Besitzer auch sehr gut vorbereitet an die Sache herangegen, so kaufen sie doch die Ware im großen Laden in Hua Hin ein, nicht etwa bei einen Grossisten (davon haben sie wahrscheinlich noch nie etwas gehört) und schlagen einfach 10 Bath auf den Preis und bieten die Ware so an. Bei mir funktioniert es trotzdem, ich muss dann nicht mehr nach Hua Hin fahren, die Thais stehen dem Ganzen aber sehr kritisch gegenüber, es kostet ja 10 Baht mehr und das sind sie dann doch nicht bereit zu zahlen, sie fahren lieber nach Hua Hin. Sind wir einmal gespannt, wie lange die Läden alle offen sind. Das thailändische Wunder Am 1.1.2016 startet nun also die ASEAN, die kleine EU, in Asien, bestehend aus Brunei, Kambodscha, Indonesien, Laos, Malaysia, Myanmar, Philippinen, Singapur, Thailand und Vietnam, eine lustige Truppe, die da zusammenkommt. Darüber könnte man natürlich ein Buch schreiben. In diesem Bericht geht es nur um die thailändische Kultur und Gesellschaft. Die ASEAN enthält zwar keine Währungsunion, aber die Personenfreizügigkeit. Frau Shinawatra und ihr zuständiger Bildungsminister, haben kürzlich davon gesprochen, dass sie nach wie vor fest überzeugt sind, dass bis zum Start dieser ASEAN alle Thais Englisch beherrschen werden und somit ihre Bürger bestens auf den sich für Thailand erstmals 48 öffnenden Arbeitsmarkt vorbereitet sein werden (die Tourismus-Industrie und die grossen Firmen warten nur darauf, endlich Mitarbeiter aus den umliegenden Ländern einstellen zu dürfen, die sind (noch) freundlich und arbeitswillig und sprechen erst noch Englisch). Ich denke, wir können Merkmal Nr. 2 einmal außer Acht lassen. Wahrscheinlich hat Frau Shinawatra da nur etwas durcheinander gebracht, was aus Altersgründen zwar eigentlich noch nicht sein dürfte. Die ASEAN startet nämlich in der thailändischen Zeitrechnung im Jahre 2059 und die ASEAN hat heute ja erst das Jahr 2014. Das allgegenwärtige Lächeln Möchtest Du etwas von einen Thai, zum Beispiel etwas bestellen und sie verstehen dich nicht, egal ob du nun auf Thai oder Englisch gesprochen hast, wird ein Thai dich immerzu anlächeln. Hast du nicht deinen wirklich allerbesten Tag, kann dir dies schon ab und zu gehörig auf den Sack gehen. Dann käme sie dann, die Nagelprobe, ob du Merkmal Nr. 1 wirklich begriffen und verinnerlicht hast. Solltest du nur annähernd das Gefühl haben, deine Tonlage deswegen ein wenig zu erhöhen, verlierst du dein Gesicht und sorgst parallel noch dazu, dass auch der Thai sein Gesicht verliert, weil er dich ja nicht verstanden hat, was für uns nicht so schlimm wäre, nur bekommst du dann gar nichts mehr. Also, es hilft nur eines, Frage einen Thai nie nach dem Weg, er wird dich anlächeln und dir in der Not von Merkmal Nr. 1, ganz bestimmt und überzeugend die Richtung anzeigen, in die du gehen sollst, das Ziel erreichst du deswegen noch lange nicht. Mit Bestimmtheit hörst du in Thailand eines nie: „Ich weiß es nicht“ und das hat nun nichts mit ihrem maximalen Lebens-Aktionsradius oder ihrer Schulbildung zu tun. So, das wäre es einmal fürs Erste, es gäbe ja noch so viel zu erzählen, aber einmal muss nun Schluss sein. Ich hoffe, es ist mir gelungen, Dir einen Einblick in die thailändische Kultur und Gesellschaft zu geben. Wie gesagt, ich hoffe natürlich auch, dass du nun wirklich manchmal Schmunzeln oder sogar laut Lachen musstest, dann wäre mein Ziel erreicht, über dieses Thema nicht nur „trocken“ zu berichten sondern das, anhand einiger für Thailand wichtiger oder zumindest auffälliger Themen, auch noch auf eine „fröhliche“ Art zu tun. Bei Denjenigen, welche den zwischendurch „satirische Schreibstil“ nicht mögen oder dem Versuch, es mit diesen manchmal überlangen, nicht mehr enden wollenden Sätzen zu versuchen, nichts abgewinnen können, oder auch bei all jenen, welche sich an den Schreibfehlern zu Tode ärgern könnten, möchte ich mich entschuldigen oder vielleicht haben sie ja schon lange aufgehört zu lesen. Und ganz zum Schluss noch dies: Irgendwie mag ich die Thais und habe sie schon fast in mein Herz geschlossen und ich muss Thailand ganz sicher deswegen nicht verlassen, um an die Worte von John Howard zu erinnern. Ich bin auch immer wieder bemüht, mich an- und einzupassen, ich werde deswegen aber meinen Mund, trotzdem und auch weiterhin, beim Kauen meiner Speisen geschlossen halten. Und natürlich gäbe es da noch die Gebildeten und Reichen, nur hatte ich bisher noch keinen Zugang zu ihnen und den Mund haben auch sie immer noch offen, beim kauen. Vielen Dank fürs Lesen, mir hat es sehr viel Spaß gemacht zu Schreiben. Nong Plub, 17.4.2014 Christian Bruetsch 49