Unternehmensethik - gelena

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Corporate Citizenship und
Corporate Social Responsibility
Theoretische Perspektiven für eine
aktive Rolle von Unternehmen
GELENA
Thomas Beschorner
GELENA-IÖW-Workshop,Berlin, 16. und 17.3.2006
Unternehmensethik.
Es tut sich was – in der Praxis!
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Unternehmensethik ist nicht neu...,
 Systematische akademische Diskussion in Deutschland seit
ca. 20 Jahren
 Gründung der ersten akademischen Vereinigung von
Unternehmensethikern 1980 (Society of Business Ethics,
USA)
 Gründungen internationaler Fachzeitschriften in den 80er
und 90er Jahren
 DNWE 1993
... und doch verändert sich was.
Neue Begriffe
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 Corporate Citizenship
 Corporate Social Responsibility
 Corporate Governance
 Nachhaltigkeit / Sustainability
 3BT
 Wertemanagement/ Ethikmanagement
 ...
Begriffe, die in der Praxis Verwendung finden
Mehr als
„the business of business is business“
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 Mehr als „eine Ethik einzelwirtschaftlicher Rationalität“
*
Ökonomie
(einzelwirtschaftliche
Rationalität)
Ethik
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 Corporate Citizenship (CC):
 bürgerliches Engagement von Unternehmen in der modernen
Gesellschaft,
 Berücksichtigung allgemeiner Interessen und nicht mehr nur
das Partikularinteresse der Gewinnerzielung durch
Unternehmen als Grundlage eines friedlichen Miteinanders
 Corporate Social Responsibility (CSR):
 unternehmerische Verantwortung - DIALOGE
 Dieser Dialog (nach fairen Regeln) betrifft aus normativer Sicht
dabei die Notwendigkeit eines Hinterfragens, Redens,
Deliberierens über alle Belange der Rolle von Unternehmen in
der Gesellschaft, also einer „Teilhabe der Unternehmung an
gesellschaftlicher Governance“ (Pfriem 2004).
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 Unternehmensethik ist damit nicht nur
 Spendenethik/ „karitative Unternehmensethik“
 dient nicht nur zur Vermeidung „negativer
Aufmerksamkeiten“ (in den Medien)
 sondern sie betrifft das Hinterfragen, Reden,
Deliberieren über die Kerngeschäfte des
Unternehmens:
 Produktions- und Dienstleistungsprozesse (einschließlich
der Wertschöpfungsketten)
 Produkte
 Marketing
 ...
Aktuelle Herausforderungen für
unternehmensethische Konzeptionen
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In Richtung einer pro-aktiven Theorie der
Unternehmensethik:
jenseits eines einfachen Risikomanagements
(tendenziell so in Wielands Governanceethik)
nicht nur die Frage, „wie können wir schlechte
Praktiken (z.B. Korruption, Unterschlagung, etc.)
vermeiden,
sondern auch:
Wie können wir moralisches Handeln in
Unternehmen aktivieren/ motivieren?
Wie können Unternehmen zu Motoren einer
nachhaltigen Entwicklung werden?
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„third-generation corporate citizens“ (Zadek
2001; 2004)
„pro-active“ type of Corporate Citizenships
(McIntoshs et al. 2003: 34 ff.)
„the extended view of CC“ (Matten and Crane
2005).
Strukturierung von Unternehmensethik
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Mitarbeiterethik
Spannungsfeld:
compliance und integrity
Ethik der Organisation
Unternehmensethik
Ethik des organisationalen Feldes
Spannungsfeld:
Sollen und Können
Ordnungsethik
compliance und integrity
Ethik der Organisation
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5 Eingangsthesen:
nur Personen/ Individuen können ethisch handeln
Organisationen, z.B. Unternehmen, koordinieren
immer „nur“ die individuellen Handlungen von
Personen
einer Organisationsethik muss es in erster Linie um
die Schaffung institutioneller Arrangements in der
Organisation gehen
eine moderne Organisationsethik ist Institutionenethik
ein reiner compliance-/ Regelbefolgungs-Ansatz greift
zu kurz
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compliance-/ Regelbefolgungs-Ansatz:
ein Definitionsversuch: Festschreibung
informaler Werte (z.B. durch einen „Code of
Conduct“), um die moralische Unsicherheit in
sicherere organisationale Selbstbindung durch
Regeln und Werte zu überführen und damit eine
Definition, Überwachung und Durchführung auf
der Ebene der Organisation zu bewirken.
Unternehmen können sich so gegenüber
Korruptionen, Betrugsfälle, Bilanzfälschungen
u.v.a.m. schützen
Paradigmatisch: Governanceethik (Josef Wieland)
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 wichtig, aber ...
 Einwände aus ethischer Sicht:
 Compliance-Ansätze betonen die strikte Einhaltung
gegebener Regeln und Ordnungen; sie untergraben damit
per Definition ethische Reflexionsprozesse
 man befolgt die Regel, reflektiert aber nicht über ihre
„ethische Richtigkeit“ (gute, gelten sollende Werte)
 Einwände aus ökonomischer Sicht:
 Striktes Compliance führt zu Bürokratie im schlechtesten
Sinne
 unterminiert per Definition die Lern-, Entwicklungs- und
Innovationsfähigkeit von Unternehmen, denn Innovationen
setzen (kreative) Freiräume, „organizational slacks“ voraus,
die aufgrund gegebener Regeln gerade nicht gegeben sind.
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 Integrity-Ansätze (Grundlegend: Paine 1994):
 Unterstreicht:
die Bedeutung des Individuums
organisationale Maßnahmen, die die moralische
Reflexions- und Lernfähigkeiten von Individuen erhöhen
 Lernzirkel
 Dialogforen (intern wie extern)
 Partizipation
 ...
Individual- und Institutionenethik
Transactions Costs Economics Evolutionary Economics
theory of action
(bounded rationality)
weak bounded rationality
(lack of information)
strong bounded rationality
(lack of cognitive abilities)
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existence of firms
reduce transaction costs
enables innovation
organizations as
nexus of contracts
bundle of routines
 knowledge, capabilities
(explicit and implicit)
institutional
arrangements
stabilizing social relations
enabling change
relevance of
soft facts
cooperation in and
between organizations
development of
organizational capabilities,
especially creative, learning,
and innovative capabilities
relation to
ethical issues
avoidance of opportunism,
fraud, etc. (defensive)
enabling sustainable change
though business practices
(proactive)
institutional
arrangements related
to ethical issues
compliance approach
integrity approach
Strukturierung von Unternehmensethik
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Mitarbeiterethik
Spannungsfeld:
compliance und integrity
Ethik der Organisation
Unternehmensethik
Ethik des organisationalen Feldes
Spannungsfeld:
Sollen und Können
Ordnungsethik
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Ethik des organisationalen Feldes
„Von einer...
gesellschaftsorientierten
Unternehmenslehre
stakeholder management
zur
unternehmensorientierten
Gesellschaftslehre“
Ethik des organisationalen Feldes
(netzwerkartige Figurationen)
U
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 Organisationale Felder (Neo-institutionalism (DiMaggio/Powell,
Meyer/Rowan, Scott, Zucker)
 Gruppe von Organizationen aus diparaten gesellschaftlichen
Systemen, wie der Ökonomie, der Politik, der Zivilgesellschaft, der
Wissenschaft, den Medien etc.
 netzwerkartig über bestimmte Problemkomplexe verknüpft
 Institutionalisierungsprozesse
 Isomorphismus: Organisationen in organisationalen Felder werden
sich zunehmend ähnlicher; Anpassungsdruck durch:
 Isomorpismus durch Zwang (z.B. politische Regulierungen)
 Mimetischer Isomorphismus (Imitationsprozesse)
 Normativer Isomorphismus (Weltsichten von Berufsgruppen/
professionals, z.B. Juristen, Manager)
 Institutionelle entrepreneurs:
 Widerstehen dem Anpassungsdruck
 i.d.R. sehr mächtig und dadurch mit Einfluss auf die Struktur
des gesamten organisationalen Feldes
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Analyse von organisationalen Feldern im
Kontext der Unternehmensethik:
1. Definition der Fragestellung: Was ist das Problem?
2. Definition des organisationalen Felds
► Wer sind die zentralen Akteure in der Arena?
3. Institutionelle Mechanismen (Wie?)
► Fokus auf: Isomorphismen
normative
isomorphism
Mimetic
isomorphism
Forces
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Institutions
Actors/ organizations
►
►
Political regulations
Regulations of “self-binding”,
e.g. code of conducts in certain
sectors
►
►
►
►
►
Political organizations
Businesses
Business associations
NGOs
Media
►
►
►
►
►
►
Best practices, including awards
Standardization, e.g. environmental
and social standards, management
systems
Labels
consultants
►
►
►
Businesses
Research institutes and
universities
Foundations
NGOs
Business consultants
►
►
►
Training of students
Assessment centers
Habitus of professions
►
►
Schools and universities
Businesses
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Analysis of organizational fields
in the context of business ethics:
1. Was ist das Problem?
2. Wer sind die zentralen Akteure in der Arena?
3. Institutionelle Mechanismen (Wie?)
4. Analyse institutioneller entrepreneurs:
► Bezug zu institutionellen Defiziten
► Wer ist wirkungsmächtig genug, um das Setting des
organisationalen Feldes zu verändern?
5. Action:
► Maßnahmen aufgrund von Eigeninteresse
► Maßnahmen im Sinne eines CC (jenseit des
Eigeninteresses der Organisation, wie der
Gewinnerzielung)
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 Einige Konsequenzen
1. Unternehmen: pro-aktive Akteure
2. Soziale Verantwortung reduziert sich nicht nur auf
Unternehmen; weitere gesellschaftliche Akteure
3. Die Rolle des Staates:
 politische Regulierungen bleiben wichtig
 staatliche Organisationen könn(t)en eine wichtige
Rolle zur Vermittlung verschiedener Akteure (in
organisationalen Feldern) leisten
 staatliche Organisationen sind selbst Bestandteil
organisationaler Felder
X
P
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Thomas Beschorner
Universität Oldenburg, Deutschland
McGill University, Montreal, Canada
Email: [email protected]
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Beschorner, T. (2006): Corporate Social Responsibility
und Corporate Citizenship. Theoretische Perspektiven für
eine aktive Rolle von Unternehmen. Corporate Citizenship
in Deutschland. Bestandsaufnahmen, Analysen und
Perspektiven. H. Backhaus-Maul, C. Biedermann und S.
Nährlich. Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften: (im
Erscheinen).
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