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Ernährung in der
Chirurgie
R.Stocker
Abteilung Chirurgische Intensivmedizin
Universitätsspital Zürich
Geschichte
• Zusammenhang zwischen “Essen” und
“Wohlfühlen” seit Jahrtausenden bekannt
• Schon primitive Kulturen suchten nach und
verabreichten Nahrungsmittel an Schwache
und Kranke, denen sie magische und
heilende Eigenschaften zusprachen
Geschichte
• Erkenntnisse über zentrale Rolle des
Darmes bei der Entstehung post-chirurgischer Komplikationen führte nach einer
Phase konsequenten Fastens über den Umweg
der parenteralen Ernährung zum Konzept der
frühenteralen Ernährung, welches heute
eine der wenigen “evidence based”
Therapien in der Intensivmedizin darstellt
Stoffwechsel I
• Ernährungstechnisch 3
Kompartimente
– Fettfreies
Gewebe:
Skelettmuskulatur:
labiler Protein-Pool für Körper und Leber,
Glykogenspeicher
– Körperfett:
Hauptenergiespeicher, wenig
metabolische Aktivität, wenig strukturelle Funktionen
– extrazelluläres Wasser:
Hauptzuordnungsort
der Glukose; quantitativ wenig, qualitativ sehr
wichtig. Pool stellt Substrat für Muskulatur zur
Verfügung stellt Abtransport "metabolischer Abfälle"
sicher.
Stoffwechsel II
• Antwort auf Fasten und
Verletzung / Infektion
Netto-Katabolie von Körpersubstanz
zur Energie- und Substratgewinnung
unter Präservation der vitalen
Organe (Hirn, Herz, Leber, Niere..)
auf Kosten von Muskulatur und
Bindegewebe
Stoffwechsel III
• Fasten
– Angepasst an cyklische bzw.
saisonale Nahrungszufuhr:
• In Überschusszeit:
Hauptenergielieferant=Kohlehydrate.
Überschusszufuhr wird in der dichtesten
Form als Fett gespeichert
Stoffwechsel IV
• Fasten
– Bei Mangelzufuhr: Energiegewinnung aus Fettspeicher, Reduktion des Energieverbrauches.
• 1. Glykogenolyse (72 h)
• 2. Glukoneogenese: Glukosegewinnung aus
glukoplastischen AS (u.a. Glutamin) und
Glyzerol für obligate Glukoseverbraucher
(Ec,RES, Makrophagen, Hirn)
• 3. Lipolyse: Energie aus Fettspeicher
Stoffwechsel V
• Kritisch Kranke, Verletzung,
Infektion
– Akutphasenantwort (TNF, IL-1....)
mit Ziel, Leber- und Immunsystemvolumen zu vergrössern um Infektabwehr zu verbessern und
Wundreparation zu initiieren =>
Energieintensiv (v.a. Glukoneogenese
und Proteinsynthese)
– erhöhter Energieverbrauch
– Katabolie von Speichern
Stoffwechsel VI
• Kritisch Kranke, Verletzung,
Infektion
– Katabolie durch gegenregulatorische
Hormone (antiinsulinär, Stresshormone)
• Katabolie nur reduzierbar aber nicht
umkehrbar solange Trigger weiterbesteht
– Insulinresistenz peripherer Gewebe
Nur bei gutem Ernährungszustand und
unkompliziertem Verlauf gilt "5-TageRegel" für Ernährungsbeginn
Stoffwechsel VII
Charakteristik
Fasten (Marasmus)
Energieverbrauch
Primärer Energielieferant
Insulin
Ketonkörper
Gegenregulationshormone (ACTH, STH,
Katecholamine, Kortisol,
Glukagon)
Totales Körperwasser
Proteolyse
Glycogenolyse
Lipolyse
erniedrigt
Fett (RQ 0.75)
Metabolische Antwort
auf Verletzung
erhöht
gemischt (RQ 0.85)
erniedrigt
vorhanden
basal
erhöht (Resistenz!!)
fehlend
erhöht
erniedrigt
erniedrigt
erhöht
erhöht
erhöht
beschleunigt
beschleunigt
erhöht
Stoffwechsel VIII
Charakteristik
Körperspeicher
Muskulatur
Fett
Viszerale Proteine
„Refeeding“-Antwort
Gewichtsverlust
Typisches Vorkommen
Fasten (Marasmus) Metabolische Antwort auf Verletzung
reduziert
reduziert
erhalten
Anabolismus
graduell
chronische
Krankheiten
reduziert
reduziert
erhöht(Leber,
Immunsystem)
reduz. Katabolie
beschleunigt
Spital, ICU
Stoffwechsel IX
Stoffwechselveränderungen nach
Verletzung, Trauma und Sepsis
– Aggressionsstoffwechsel (ebb phase)
• unmittelbar nach Trauma für Stunden bis 1-2 Tage
• Metabolische Paralyse
• Energieverbrauch tief
• initiale  der Insulinsekretion
• starke  der katabolen (gegenregulatorischen) Hormone
• Energiebereitstellung, Glukose- und Fettoxidation
• Entleerung der Energiespeicher
– verminderte Eiweissynthese
Stoffwechsel X
Stoffwechselveränderungen nach
Verletzung, Trauma und Sepsis
– Postagressionsstoffwechsel (flow phase)
• ab h bis 1-2 d, bei unkompl. Verlauf ca. 10 Tage
• Stressstoffwechsel: toxin-/zytokinbed. Überwiegen
antiinsulinärer Faktoren
• Katabolie, Hypermetabolismus
• Insulinresistenz (Glukoseverwertungsstörung trotz
hoher Insulin-sekretion)
• EN-Gewinn aus Lipolyse, Glukoneogen.aus(körpereig.)
Proteinen
• Katecholamin-/Glukagon-/Insulin-/Kortisolanstieg
• Umstellung auf Fastenstoffwechsel nicht möglich
Stoffwechsel XI
Stoffwechselveränderungen nach
Verletzung, Trauma und Sepsis
– Septikämiestoffwechsel
• Wie Postaggressionsstoffwechsel mit
zusätzlicher partieller Lipid- und
Ketonkörperverwertungsstörung bei
maximalem Energiebedarf
• Maximale Proteolyse für Glukoneogenese
unter Energieaufwand (septischer
Autokannibalismus) mit beschleunigter
Muskelproteolyse und AS-Freisetzung
trotz Verwertungsstörung
Stoffwechsel XII
Stoffwechselveränderungen nach
Verletzung, Trauma und Sepsis
• Rekonvaleszenzstoffwechsel
– anabol, insulinbetont
– bessere Glukoseverwertung,
Eiweissresynthese
– Wiederauffüllen der Reserven
Stoffwechsel XIII
• Patienten brauchen in der
Postaggressionsphase
– mehr Kalorien (1500-2500 kcal/die); CAVE
Überernährung
– mehr Proteine: 80-150 kcal/g Stickstoff
– initial weniger Kohlehydrate
– initial mehr Lipide
– mehr Vitamine und Spurenelemente
Physiologie
• Oberer GI-Trakt (Magen, Dünndarm)
normalerweise steril
• Kolon, Rektum: Oekologisches Gleichgewicht
verschiedenster (apathogener und
potentiell pathogener) Mikroorganismen
• Intakte Darmwand (Mukus,Epithel,Zelldesquamation, IG-A-Opsonierung) verhindert
normalerweise Translokation
• Bei vereinzelter Translokation:
Vorsorgliche systemische IG-Produktion
Pathophysiologie
Physiologie
• Bakterielle Flora
–  von neutralen Mucinen und Sulfomucinen,
 von Sialomucinen im Dünndarm
–  von neutralen Mucinen und Sulfomucinen,
 Sialomucinen in Zoekum und Kolon
• Ausdruck der bakteriellen mukolytischen
Aktivität und der Effekte von bakteriellen
Metaboliten auf die Mukosa
Meslin et. al. Comp Biochem Physiol A Mol Integr Physiol 1999
123:235
Physiologie
• Bakterielle Flora
–Degradation von Substraten
• Lösliche Nahrungsfasern werden zu SCFA
abgebaut; stellen Hauptnährsubstrat der
Kolonozyten dar
Physiologie
• Die Gegenwart einer normalen
intestinalen Flora verbessert die
Heilung von intestinalen
Anastomosen
Okada et. al. 1999 Br J Surg 86:961
Physiologie
• 50% der Nährstoffe des Dünndarmepithels und > 80% der Nährstoffe des
Dickdarmepithels kommen aus dem
Darmlumen
Pathophysiologie
• Kritisch Kranke: empfindlich
gegenüber Schädigung der intestinalen
Mukosa, Veränderungen der mukosalen
Permeabilität, und Versagen der
intestinalen Abwehrmechanismen
Pathophysiologie
• Translokation von Bakterien und
Endotoxin => SIRS, Sepsis => MOF
(Yao et al. Resuscitation 1995)
Pathophysiologie
Bakterielle Translokation:
• Für Sepsis verantwortliche Organismen
 Organismen, die in mesenterialen
Lymphknoten gefunden werden können.
Unterstützt “gut origin hypothesis”
der Sepsis beim Menschen.
(OBoyle et al. GUT 1998)
Protektion gegen
bakterielle Invasion
• Selective Digestive
Decontamination (SDD)???
– Selektion von mehrfach-resistenten
G+ Kokken. Kein Effekt auf
Mortalität. Deutliche finanzielle
Belastung
Quino et. al. 1996. Chest 109:765
Pathophysiologie
• Antibiotika selektionieren
pathogene Darmkeime und können zu
Resistenzbildung führen (z.B. Cl
difficile, extended-spectrumbeta-lactamase-producing
Klebsiella pneumoniae,
Enterokokkus faecalis)
Decre et. al. 1998 Clin Inf Dis 27:834
Protektion gegen
bakterielle Invasion
• Erhalt der Darmflora
• Erhalt der Darmmukosa
– endoluminale Substratzufuhr
– Optimierung der intestinalen
Hämodynamik
– Substratangebot für schnell
replizierende Zellen (z.B. Glutamin)
• Aufrechterhaltung der Peristaltik
Ziele der Ernährung
• Sicherstellung einer adäquaten
Substratzufuhr zur Aufrechterhaltung der morphologischen und
funktionellen Organintegrität sowie
zur Adaptation an Akutphasenreaktion nach Trauma/ Operation....
• Erhalt der funktionellen und
morphologischen Integrität des
Gastro-Intestinaltraktes
Folgen der Malnutrition
• Beschleunigte Katabolie (u.A.
Skelett-/Atemmuskulatur)
• Störung der Wundheilung
• Störung der Immunabwehr
• Störung der Organfunktionen u.A.
auch des Darmes => Risiko für MOV
• Verzögerte Rehabilitation
Ernährungsplanung
• Ernährungszustand?
– normal
– Malnutrition
• Aktueller Kalorien-/Substratbedarf
• Monitoring
• Ernährungsroute
Ernährungszustand
• Body Mass Index (BMI): Gewicht (kg)/Grösse (m2)
–
–
–
–
BMI
 20
18-19
15-17
<15
Punkte
0
1
2
3
• Nicht beabsichtigter Gewichtsverlust in den letzten 3 Monaten
Gewichtsverlust
– keiner
– 0-3 kg
– 3-6 kg
– >6 kg
Punkte
0
1
2
3
Ernährungszustand
• Appetit
Punkte
– gut; 3 Malzeiten/Tag
– schlecht (weniger alsdie Hälfte/
kleine Portionen
– kein (isst nichts oder kaum)
• Fähigkeit zu essen
– problemlos, selbständig keine
– Kauschwierigkeiten, Nausea
Diarrhoe/Erbrechen
Erbrechen, Durchfall (bis 2 x/die)
0
2
3
Punkte
0
1
– Kauprobleme, Schluckprobleme
braucht pür./fl. Kost, Hilfe b. Essen,
Erbrechen/Diarrhoe 3-5x/die
2
– orale Ernährung unmöglich
schweres Erbrechen u/o massive Diarrhoe > 5x/die
3
Ernährungszustand
• Metabol. Stressfaktor
– kein
– gering
– mässig
 konsum. Grunderkr. Infekt
leichter Infekt,minor Surgery
grösserer Infekt,Dekubitus,Frakturen,
Verbrennung < 20%,major Surgery,
aktive chron.entzündl.K’heiten
Punkte
0
1
2
– gross
Polytrauma,mult.Fx. Verbrennung
>20%, mult. Dekubiti, Sepsis,fortgeschr.
Malignome, Leberinsuffizienz, AIDS
3
• Beurteilung
Punkte
Risiko
Massnahmen
0-3
4-6
7-15
gering
erhöht
hoch
Überwachung
Monitoring,Ergänzungsnahrung
prä-/postoperative Ernährungstherapie
Ernährungszustand
• Zusatzparameter
– Oberarmumfang
– Hautfaltendicke
– Wadenumfang
Kalorienbedarf
Grundumsatz
|| Harris Benedict
– 21 kcal/kg KG/die || 66.5+(13.7xkg)+(5xL)-(4.7xAlter)
– 24 kcal/kg KG/die || 655+(9.6xkg)+(1.8xL)-(6.8xAlter)
+ Aktivitätsfaktor
– liegender Spital-Patient + 20% GU
– mobilis. Spital-Patinent + 30-40% GU
– Ambulant
+ 50% (Büro)- +70%(Maurer)
+ Krankheitsfaktor
– Fieber +10-20% GU/°Fieber, Sepsis +10-40% GU
– Verbrennung +40-50% GU, Polytrauma +40-100% GU
– .........
Monitoring I
• Indirekte Kalorimetrie (z.B.
Deltatrac) = Referenzmethode
(Jolliet et al. Enteral nutrition in intensive care
patients: a practical approach. Intensive Care med
1998)
Monitoring II
• Albumin (HWZ 2-3 h bis 20 Tage; viele
Einflüsse)
• Transferrin (HWZ 8-10 Tage; prognostischer
Wert, reagiert besser auf nutritive
Repletion als Albumin)
• Präalbumin (HWZ 2 Tage; Prädiktiv für
Stickstoffstatus und nutritive Repletion)
• Retinol-bindendes Protein (HWZ 12 h;
transportiert durch Präalbumin; reagiert
sehr schnell auf nutritive Repletion)
• Cholinesterase (HWZ 5-12 Tage; Mass für
funktionelle Leberzellmasse; Synthese an
Albuminsynthese gekoppelt)
Monitoring III
• Fettstoffwechsel
– Cholesterin
– Triglyceride
• Stickstoffbilanz:
Harnstoff (24h  Urin)[mmol / l ]  24h
0.451.2g N /Tag
16.6
• Lymphozytenzahl
Monitoring IV
• Körpergewicht (unbrauchbar bei
Capillary Leak)
• Antropometrie (unbrauchbar bei
Capillary Leak)
• indirekte Kalorimetrie
• Bioimpedanzanalyse (unbrauchbar bei
Capillary Leak)
Ernährungsroute
Total/Partielle Parenterale Ernährung
Zentral
Peripher
Enterale Ernährung
Gastral
Postpylorisch
duodenal
Jejunal
Parenterale Ernährung TPN
Indikationen
– Unmöglichkeit der oralen/enteralen Ernährung
innerhalb der ersten 5-7 Tage bei normalem
Ernährungszustand
– Ergänzung unzureichender enteraler
Kalorienzufuhr
– Prä-/postoperativ bei schwerer Malnutrition
und Unmöglichkeit einer oralen/enteralen
Ernährung
– Speicherschutz perioperativ (peripher-venös)
Parenterale Ernährung TPN
Substrate
Glukose
Fette
Aminosäuren, Proteine
Vitamine, Spurenelemente (Zn, Cu, Se)
Parenterale Ernährung TPN
– Glukose: Minimale Glucosezufuhr  insulinunabh.,
endogenen Glucoseverbrauch von Gehirn, Ec,
Makroph, RES (ca. 150-200 g/die);  Glucoseutilisation,  der Glucosezufuhr. CAVE: CO2-Produktion
–  Insulin in nicht-Diabetikern ???(Lebersteatose,
intrahepatische Cholestase)
– Fette: Stresstoffwechsel, Sepsis: initiale
Hauptenergiequelle: Fett (CAVE: gestörte
Fettclearance)
– Aminosäuren: Nicht-Proteinkalorien:Stickstoff =
80-150:1 (entspricht 70-150 g/die bzw. 0.8-1,5
g/kg KG)
Spezielle Substrate I
• Arginin
–  Stickstoffbilanz
–  Wundheilung (Kollagensynthese und -deponierung)
–  thymusabhängige und T-Zell-abhängige Immunfunktion
• Glutamin
CAVE: Glutamat bei Schädel-Hirn-Trauma
– Energiesubstrat für schnell replizierende Zellen wie
Immunzellen und Enterozyten
–  Makrophagenfunktion
– Schützt Glutathionspeicher in Leber,  oxidativen
Stress, posttraumatischen/septischen Leberschaden
–  Stickstoffbilanz
– Trophische Effekte auf Darmmukosa=> Translokation
Spezielle Substrate II
• Omega-3-Fettsäuren
–  Bildung und Metabolismus von proinflammatorischen
Prostanoiden (Arachidonsäure, Leukotriene, Thromboxane)
und Zytokinen v.a. im Zusammenhang mit Endotoxin,
Sepsis, Reperfusion
• Medium-Chain-Triglyceride (MCT)
– nicht als Überschussfett gespeichert =>instantane
Oxidation
– Trsp ohne Chylomikronen=>schnellere Verfügbarkeit und
Clearance
– Carnitin-Carrier-unabhängiger Transport in Mitochondrien
=> bessere Clearance, schnellere Verfügbarkeit für
Oxidation
– kleinere Aufnahme in RES=>kleinere Beeinträchtigung der
RES-Funktion
– CAVE: intrazelluläre Fettüberladung
Spezielle Substrate III
• Fasern
Gemisch aus unlöslichen und/oder löslichen,
unverdaulichen pflanzlichen Zellwandpolysacchariden
– Lösliche Fasern: Degradation zu SCFA => Primäres
Substrat für Kolonmukosa:  Translokation, MOV
– Unlösliche Fasern (Regulation intestinaler Transit,
Reduktion von Diarrhoe)
– günstige Einflüsse auf gastrointestinale
Anastomosen
– Verbesserter Erhalt der Kolonintegrität.
Verbesserte Wundheilung
– Verbesserte Stoffwechseladaptation nach Chirurgie,
Trauma
– Verzögerte Kohlehydratresorbtion
– Reduzierte Absorbtion bis zu Nettoverlust von
Eisen, Kupfer
Spezielle Substrate IV
• Verzweigtkettige Aminosäuren
– Einflüsse auf Proteindegradation und Synthese im
Skelettmuskel
– Hauptmetabolisierung in Peripherie (und nicht in
Leber)
– passieren Bluthirnschranke; Competitieren mit
aromatischen AS (Vorläufer von MonoaminNeurotransmittern)
=>Vorteile bei Leberinsuffizienz (Enzephalopathie)
=>potentielle Vorteile beim septischen
Autokannibalismus
Enterale Ernährung
Indikation
• Grundsätzlich alle
Intensivpatienten die nicht
ausreichend peroral ernährt
werden können
• Auch bei
– fehlenden Darmgeräuschen
– retroperitonealen Hämatomen
– Post-Laparotomie
– ................
Positive Effekte der
enteralen Ernährung
• Verbesserte Darm Hämodynamik sichert
Splanchnikusintegrität
(Purcell et al. Am J Surg 1993 ).
• Splanchnische hämodynamische
Parameter: während EndotoxinSchock,EN  alle Parameter
(Kazamis et al. World J Surg 1998)
Positive Effekte der
enteralen Ernährung
• EN  septische Morbidität verglichen
mit Fasten und TPN .
Schlüsselmechanismus: Erhalt
mukosalen Barrierenfunktion
(VA study JPEN 1992)
• Früher Beginn mit EN: signifikant
günstiger Effekt auf septische
Komplikationen
(Minard G et al. New Horiz 1994)
Wie früh ist früh?
• Beginn der EN innerhalb der ersten 6
Stunden nach Trauma:
– intestinale Permeabilität 
– MOF Score 
• verglichen mit einem Beginn später
als 6 Stunden
(Kompan et. al Intensive Care Med 1999)
Problem: Gastrische
Kolonisierung
Kontinuierliche gastrale Ernährung erhöht
gastralen pH. Cutoff point für bei pH  4
für Kolonisation mit G-Bakterien.
(Dive et al. Gastic acidity and duodenogastric
reflux during nasojejunal tube feeding in
mechanical ventilated patients 1999 Intensive
Care Med)
Problem: Gastrische
Kolonisierung
Massnahmen:
• Nächtliche Pause
• Jejunale Ernährung (nur kleiner Reflux mit
mittl. pH-Werten von 2,7 => Bakterizidie
bleibt erhalten)
(Dive et al. Gastic acidity and duodenogastric
reflux during nasojejunal tube feeding in
mechanical ventilated patients 1999 Intensive
Care Med)
“How to do”
• Start innerhalb 2 Stunden nach
Eintritt mit 20 ml Sondennahrung/h
via Magensonde (Triggerung, Blutfluss-Redirektion, Ulkusprophylaxe;
nicht Kalorienzufuhr)
• Wenn perorale Nahrungsaufnahme
möglich: Trinken/Essen sobald gut
wach und Bedürfnis vorhanden
“How to do”
• Steigerung innerhalb 48-72 h bis
kalorische Bedürfnisse gedeckt
• Prokinetika falls erforderlich
• Nächtliche Pause wenn möglich
“How to do”
• Kalorien-/Proteinbedarf
– 20*-25, 25*-30 non-protein kcal/Tag
– 1.0*-1.2-(1.5) g/kg KG Proteine/Tag
(*Alter)
– Erhöht bei Fieber,Infekt, Sepsis
“How to do”
• Zusätzliche/Spezifische Substrate
– Unlösliche Fasern (Regulation intestinaler
Transit, Reduktion von Diarrhoe)
– Lösliche Fasern: Degradation zu SCFA =>
Primäres Substrat für Kolonmukosa
– Vitamine, Spurenelemente
– Glutamin (Energiesubstrat für schnell
replizierende Zellen wie Immunzellen und
Enterozyten)
– -3 Fettsäuren, Arginin, Nucleotide:
Immunonutrition
Kontraindikationen
• Grundsätzlich keine
• Patienten mit ausreichender peroraler
Nahrungsaufnahme
• etablierter Ileus
• Relativ
– Subileus
– proximale Darmanastomosen
– “Abdomineller Hochdruck”
Problem: Gastraler
Transport, Gastroparese
• Häufig
• Ursachen:z.B. ICP ,Zytokine, Corticotropin-Releasing Factor, Opiate, Dopamin
(Tarling MM et. al. A model of gastric emptying using paracetamol
absorption in intensive care patients Intensive-Care-Med. 1997
De Deyne C et. al. Early enteral feeding in cranial trauma. Ann-Fr-Anesth
Reanim. 1998)
• Magenaspirat > 150 ml ODER > 2 x
stündliche Zufuhrrate
Problem: Gastraler
Transport, Gastroparese
1. Opioide,  Sedation,
2.Metoclopramide 10 mg 3 x/Tag
3.Cisapride 10 mg - 20 mg /Tag
4.(Erythromycin)
5.Naso-Jejunal-Sonde(Spitze distal Treitz)
mit gastr.Dekompression
6.ggf. Reduktion der Zufuhrrate
Problem: Diarrhoe
Ursachen:
1. Verzögerter Beginn/vorgängiger Unterbruch der enteralen Zufuhr
2. Malnutrition/Hypalbuminämie
3. Fieber/Hypothermie
4. Vorliegen eines Infektfokus
5. Antibiotika
(Bleichner et.al. 1997. Saccharomyces boulardii prevents
diarrhea in critically ill tube-fed patients. Intensive Care
Med)
Problem: Diarrhoe
Massnahmen:
1. oder stop von Antibiotika
3. Auschluss einer AB-induzierten Kolitis
(Cl.difficile)
2. Saccharomyces boulardii*
4. Zusammensetzung, Intoleranz, Fasern,
Osmolarität
(*Bleichner et.al. 1997. Saccharomyces boulardii
prevents diarrhea in critically ill tube-fed
patients. Intensive Care Med)
Schlussfolgerung
• Die frühe enterale Ernährung dient nebst
der Kalorienzufuhr der spezifisch
Behandlung des Darmes und des
Splanchnikusgebietes und ist deshalb ein
essentieller Teil der Intensivtherapie
Schlussfolgerung
• Gastrische Stase, Fehlen von
Darmgeräuschen, und kürzlich durchgeführte
Abdominalchirurgie sind keine Hindernisse
für die frühe enterale Ernährung.
• Mit motivierten Mitarbeitern, der
Verwendung von Prokinetika und jejunalen
Ernährungssonden kann eine früh-enterale
Ernährung bei praktisch allen Patienten
erfolgreich durchgeführt werden
Schlussfolgerung
• Trotz hohem Morbiditätspotential ist die
natürliche intestinale Flora entscheidend
für eine intakte Darmphysiologie
• Ziel ist nicht die Keimelimination sondern
die Integritätserhaltung der mukosalen
Barriere gegenüber der Translokation von
Toxinen und Mikroorganismen sowie der
Erhalt eines physiologischen Darmmilieus
Schlussfolgerung
• Die Enterale Ernährung dient nebst der
Kalorienzufuhr der spezifisch Behandlung
des Darmes und des Splanchnikusgebietes
und ist deshalb ein essentieller Teil der
Intensivtherapie
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