Probleme beim Versuchsaufbau

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Empirische Softwaretechnik
Prof. Dr. Walter F. Tichy
Dr. Matthias Müller
Sommersemester 2006
Anforderungen und Probleme
beim Versuchsaufbau
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Anforderungen an
Versuchsaufbau
1. Zielgeführtes Sammeln der Daten zum
Beantworten der Forschungsfrage.
2. Kontrolle der Störvariablen. Ist der Effekt
auf die unabhängige Variable zurückzuführen ? (interne Gültigkeit)
3. Ergebnis muss auf andere Individuen
oder Gruppen generalisierbar sein.
(externe Gültigkeit)
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Gefahren für interne Gültigkeit
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Historie
Reifung
Instrumentierung
Selektion
Sterblichkeit
Subjekt-Effekt
Experimentator-Effekt
Reihenfolge-Effekt
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Historie
Zeitspanne
Vortest
Nachtest
• Zwischen Vor- und Nachtest können
Ereignisse die Messung im Nachtest
beeinflussen (rivalisierende Hypothese)
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Historie (Forts.)
• Je länger die Zeitspanne, desto
wahrscheinlicher hat die Historie einen
Einfluss auf das Ergebnis
• Einstellungen der Experiment-Teilnehmer
können sich durch neue Information
(Zeitungsartikel) oder Ereignisse ändern
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Reifung
• engl. maturation
• Änderung der internen Konstitution eines
Individuums im Laufe der Zeit (ohne
Einfluss spezifischer, externer Ereignisse)
• Eingeschlossen sind biologische und
psycholgische Änderungen, z.B. Alter,
Lernen, Müdigkeit, Langeweile, Hunger.
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Reifung (Forts.)
• Wenn Reifung das Verhalten unter den
experimentellen Bedingungen ändert,
dann gefährdet sie die interne Gültigkeit.
• Beispiel: PSP-Studien, die keine
Kontrollgruppe besitzen
– Teilnehmer lernen, Listen zu programmieren
– Leistungszuwachs durch Methode (PSP) und
bessere Kenntnis der Listenprogrammierung
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Instrumentierung
• engl. instrumentation
• Änderungen in der Messung der
abhängigen Variablen mit der Zeit.
– Menschliche Beobachter unterliegen
Müdigkeit, Langeweile, und Lernprozessen.
– Mit der Zeit kann ein Experimentator besser
werden und genauere, zuverlässigere
Testergebnisse liefern.
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Selektion
• Bei unterschiedlichen Selektionsmethoden für die Vergleichsgruppen kann
Ungültigkeit eingeschleppt werden.
• Beispiel:
– Nachhilfe für unterschiedliche Gruppen:
schwach in Mathe vs. hyperaktiv
– Unterschiede in den Noten können auf
anderen Eigenschaften beruhen als der
Nachhilfe.
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Sterblichkeit
• engl. mortality
• Sterblichkeit bedeutet unterschiedlichen
Verlust von Teilnehmern in den Gruppen.
• Teilnehmer erscheinen nicht oder haben
eine lange Party am Vorabend oder
nehmen nicht an allem teil...
• Damit kann es Unterschiede zwischen
Gruppen geben, die nicht von der
unabhängigen Variablen herrühren.
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Subjekt-Effekt
• Positive Selbstdarstellung: Subjekte
interpretieren den Sinn des Experiments
und zeigen sich von ihrer besten Seite.
• Beispiel:
– Die gestellten Lernaufgaben sagen etwas
über Intelligenz aus.
– Da viele Teilnehmer intelligent erscheinen
wollen, bemühen sie sich, im Experiment
möglichst rasch zu lernen.
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Subjekt-Effekt (Forts.)
• Ergebnisse werden beeinflusst vom Motiv
der Teilnehmer, sich positiv darzustellen.
• Carlston und Cohen zeigten:
– Subjekte, die an die Experiment-Hypothese
glaubten, bestätigten sie
– Gruppe, die die Hypothese nicht glaubte,
lieferte gegenteilige Ergebnisse
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Subjekt-Effekt (Forts.)
• Inter-treatment interaction:
Positive Selbstdarstellung ändert sich
zwischen den Aufgaben
• Intra-treatment interaction:
Subjekte interpretieren die Möglichkeit
der positiven Selbstdarstellung in der
gleichen Aufgabe unterschiedlich
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Experimentator-Effekt
• Erwartungen des Experimentators
beeinflussen ihn selbst, z.B.
– Messungen ungenau in einer Richtung
– Fallenlassen „unmöglicher“ Werte
– tendenziöse Interpretation der Daten
– Motivieren der Subjekte
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Reihenfolge-Effekt
• engl. sequencing effect
• Teilnehmer nehmen an mehreren
Versuchen teil
• Unterschiedliche Werte der unabhängigen
Variablen in den Versuchen
• Beispiel: eine Aufgabe bearbeitet mit
Entwurfsmuster, andere Aufgabe ohne
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Reihenfolge-Effekt (Forts.)
• Dann können Lerneffekte auftreten, die
aus der Reihenfolge der Aufgaben
resultieren (Reihenfolgeeffekt, order)
• .... aber auch Motivationseffekte, etwa
durch schnelles oder langsames Lösen
der vorangegangenen Aufgabe
(Übertragungseffekt, carry-over)
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