Und genau hier fühlt sich die Wildkatze wohl.

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Organismen
in ihrer Umwelt
Biologie
9.Klasse
Gymnasium
Ökosysteme
Sind Wirkungsgefüge von Lebewesen bzw. Lebensgemeinschaften (Biozönosen) und der charakteristischen, auf sie
einwirkenden Umwelteinflüsse.
= Einheit von Lebensraum und Lebensgemeinschaft
Beispiele:
Ökosysteme
verändern
sich ständig
und sind bis
zu einem
gewissen
Grad zur
Selbstregulation
fähig.
Seen,
Wiesen,
Äcker,
Weiden,
Meere
sowie...
...Wälder
Sie gehören zu den ursprünglichsten Ökosystemen in Mitteleuropa:
die deutschen Laubmischwälder.
Von den klimatischen Verhältnissen begünstigt, bedeckten sie nach
der letzten Eiszeit weite Teile des Kontinents. Heute ist
Deutschland nur noch zu ca. 30 % mit Wald bedeckt.
Rotbuchenwälder gibt es nur in Europa und Deutschland
beherbergt besonders vielgestaltig ausgeprägte
Waldgesellschaften.
Dennoch oder gerade deshalb trägt Deutschland für den Erhalt
dieser Ökosysteme eine besondere, weltweite Verantwortung.
Intensive Forstwirtschaft und ein zunehmender Flächenverbrauch
haben naturnahe Wälder längst zu seltenen und gefährdeten
Lebensräumen gemacht. Reife Waldbestände mit hohem Alt- und
Totholzanteil sind nahezu vollständig verschwunden.
Die Zunahme von Siedlungs- und Gewerbeflächen, der Ausbau der
Verkehrsinfrastruktur und die Intensivierung der Landwirtschaft
führen dazu, dass immer weniger großflächig unzerschnittene
Waldlebensräume zur Verfügung stehen. Naturnahe Waldgebiete
ohne gravierende Fragmentierung mit mehr als 100 km² Fläche
gibt es in Deutschland nicht mehr.
Doch gerade der Wald bietet vielfältige Biotope...
Biotope
...sind einheitliche, gegen benachbarte Gebiete
abgegrenzte Lebensräume, in denen bestimmte
Tier- und Pflanzenarten in Lebensgemeinschaften leben.
Hier bildet sich durch gegenseitige Abhängigkeit und Beeinflussung von Pflanzen, Tieren und
Mikroorganismen mit der unbelebten Umwelt
ein biologisches Gleichgewicht heraus.
Und genau hier fühlt sich die Wildkatze wohl.
Biotope im Wald:
Waldränder,
Dickichte,
Totholz und
Waldlichtungen
-Wald –
Lebensraum der Wildkatze
Sie bevorzugt:
•
•
•
•
•
kleine helle Lichtungen, im Wald
verborgene Wiesen, Waldränder mit
Gebüschen und Heckenriegeln als
Jagdrevier
Baumhöhlen, Wurzelteller und
Totholzhaufen als Tagesversteck
und Versteck für die
Jungenaufzucht
undurchdringliches Dickicht am
Boden zum Anschleichen
sonnige Südhänge zum Dösen
neu zu besiedelnde Reviere
Sie meidet:
•
Hallenwälder ebenso wie junge
Altersklassenwälder, weil ihr hier die
Deckung fehlt
•
Regionen mit hoher
Schneedecke
•
von Straßen und Bahnstrecken
zergliederte Landschaften
•
ausgeräumte Ackerlandschaften ohne
Hecken und Büsche zur Deckung
Das Leben im Wald – Die Biozönosen
Sind Lebensgemeinschaften aller in einem bestimmten Biotop lebenden
Pflanzen, Tiere und Mikroorganismen. Sie sind voneinander abhängig und
stehen mit der unbelebten Umwelt in Wechselbeziehungen.
S
T
O
F
F
K
R
E
I
S
L
A
U
F
I
M
W
A
L
D
Produzenten
Konsumenten
grüne
Pflanzen
Pflanzenfresser
Fleischfresser
Produzenten
Destruenten
Pilze,
Kleintiere,
Mikroorganismen
Konsumenten
Destruenten
Produzenten (Erzeuger) im Wald
Synthetisieren Biomasse indem sie aus anorganischem Substrat
organische Verbindungen mit Hilfe von Sonnenlicht aufbauen.
1) Blütenpflanzen
1)
4)
2) Moose
3) Bärlappe
2)
3)
4) Farne
Konsumenten (Verbraucher) im Wald
• Ernähren sich direkt oder indirekt
von der lebenden organischen
Substanz, die die Produzenten
hergestellt haben.
• Primärkonsumenten =
Pflanzenfresser (Herbivore)
• Sekundärkonsumenten =
Tierfresser (Carnivore)
ernähren sich von
Pflanzenfressern
Destruenten (Zersetzer) im Wald
•
Bauen tote organische Materie ab, die in einem Ökosystem durch
Ausscheidung und Tod anfällt.
•
Saprovore (Abfallfresser) ernähren sich z.B. von Streu, Kot oder Aas,
scheiden aber selbst organisches Material aus.
•
Mineralisierer, wie Pilze und Bakterien, bauen organische Substanz zu
anorganischen Vebindungen ab, die so den Produzenten wieder
zugeführt werden können.
-Die Wildkatze Produzent? Konsument? Destruent?
•
•
ernährt sich v.a. von Mäusen → Sekundärkonsument
seltener von:
Kaninchen, Eidechsen, Fröschen,
Insekten, Kleinvögeln; Aas nur
ausnahmsweise; kaum pflanzliche
Nahrung
•
Mäuse:
– v.a. Wühlmäuse, insbesondere Rötelmäuse
– relativ kleine Tiere → Wildkatze muss mindestens 12 Mäuse
täglich erbeuten, um ihren Energiebedarf zu decken
– Revier mit ausreichendem Beutevorkommen als Vorraussetzung
für eigenes Überleben und das der Nachkommen → Reviergröße
muss mehrere hundert Hektar betragen
Die Wildkatze und ihre Stellung
im Nahrungskreislauf Wald
Wildkatze
N
A
H
R
U
N
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Y
R
A
M
I
D
E
Konsumenten
3. Ordnung
Rötelmäuse,
Eidechsen, Frösche,
Kleinvögel
Konsumenten
2. Ordnung
Würmer,
Spinnen,
Insekten u.ä.
Konsumenten
1. Ordnung
Kräuter,
Moose,
Gräser,
Blumen
und
Keimlinge
Produzenten
Wechselbeziehungen zwischen Wildkatze und anderen
Waldtieren
Intraspezifische Beziehungen:
– Jagdrevier:
• Territorium von mehreren hundert Hektar
wird als Individualbesitz durch verschiedene
Markierungen angezeigt:
– Kratzspuren an bestimmten Bäumen als
sichtbares Kennzeichen
– Duftmarken, an markanten Punkten
Kothaufen postiert; Schweißdrüsen
zwischen Sohlenballen
– Ranzzeit:
• männliche Wildkatzen kämpfen um Weibchen
• erfolgreiches Männchen darf Weibchen
begatten
Weitere Intraspezifische Beziehungen:
– Jungenaufzucht:
• 2-4 Junge
• werden ohne Hilfe des Männchens aufgezogen
• erlernen von Muttertier das Jagen
– Individualisierter Verband:
• Individuen kennen einander
• männliche Jungtiere werden im Alter von etwa fünf Monaten aus
den Revieren vertrieben und suchen sich ein eigenes
→ Ausweich- bzw. Wandermöglichkeiten müssen gegeben sein →
sonst kommt es zu Revierkämpfen
Interspezifische Beziehungen:
– Räuber-Beute Beziehung:
• Prinzip: je mehr Beutetiere, desto mehr Räuber finden Nahrung
→ Population der Räuber nimmt verschoben zur Population der
Beutetiere zu → durch Vernichtung der Beutetiere sinkt auf
Grund der fehlenden Nahrung die Anzahl der Räuber
• zwischen Räuber und Beutetier entwickelt sich ein biologisches
Gleichgewicht, das die Populationsdichten der betreffenden
Arten in Grenzen hält
• zahlreiche Faktoren beeinflussen Struktur dieser RäuberBeute-Beziehungen: Nahrungsangebot, Klima (dichteunabhängig),
Raumkonkurrenz, Krankheitserreger, Stress, andere Räuber,
Parasiten (dichteabhängig)
– Konkurrenzausschluss:
• bezeichnet den Umstand, dass zwei Arten mit exakt gleichen
ökologischen Ansprüchen nicht am selben Ort koexistieren
können
• Über kurz oder lang wird eine Art die andere komplett
verdrängen und zumindest lokal zum Aussterben bringen
• Dieses Phänomen ist besonders dann zu beobachten, wenn durch
den Menschen Arten in andere Regionen eingebracht werden
Weitere Interspezifische Beziehungen:
– Konkurrenzvermeidung:
• Arten stehen nicht im Wettbewerb um Nahrung
• Basis des Zusammenlebens artverschiedener Organismen in einem
gemeinsamen Lebensraum
Wildkatze – Luchs
- Gemeinsamkeiten:
Luchs ist ebenfalls Einzelgänger; jagt vor allem in der
Dämmerung und nachts nach Katzenart durch Anschleichen mit abschließendem Anspringen oder einem
Kurzspurt von meist unter 20m Länge
- entscheidender Unterschied in Lebensweise: Luchs
bevorzugt kleine und mittelgroße Huftiere
- ansonsten umfasst sein Beutespektrum fast
alle im jeweiligen Lebensraum vorhandenen
kleinen und mittelgroßen Säuger und Vögel
- ausgerottet: in Deutschland wurde der letzte
Luchs 1850 geschossen
- heute gibt es Wiederansiedlungsversuche im Harz
Ökologisches Gleichgewicht
Die in einem Biotop vorkommenden Biozönosen sind
normalerweise in der Lage, bestimmte Veränderungen
selbständig auszugleichen.
So wird das vermehrte Auftreten einer Art
»natürlich« zur Folge haben, dass sich auch die Räuber
dieser Art verstärkt vermehren (z.B. Rötelmaus,
Wildkatze), bis das natürliche Gleichgewicht wieder
hergestellt ist.
Der Mensch greift jedoch ständig in ehemals intakte
Ökosysteme ein. Dieses Verhalten hat vielfältige
Folgen. Eine davon ist der Artenrückgang.
Einige bedrohte Waldarten: Schwarzstorch, Hirschkäfer, Mittelspecht, Uhu, Baummarder und die
Wildkatze
Das ökologische Gleichgewicht wird gestört durch:
Maßnahme:
Folge:
•
Jagd
→ Bestandesdezimierung
•
Intensive Forstwirtschaft
→ Strukturzerstörung
•
Intensive Landwirtschaft
→ Strukturzerstörung
•
Naherholungsnutzung
→ Lebensraumstörung
•
Eintrag von giftigen Substanzen
→ Bestanddezimierung
•
Dezimierung von Beutetieren
→ Nahrungsmangel
•
Flächenverlust durch Rodungen und → Lebensraumzerstörung
Baumaßnahmen
Die Wildkatze – aus dem Gleichgewicht geraten...
... dank unserer Interessen veränderte sich ihr Lebensraum auf
dramatische Weise!
So z.B. durch:
– Landstraßen und Bahnstrecken, die die Landschaft zerschneiden und
Wildkatzen an ihren Wanderbewegungen hindern.
– Ausgeräumte Agrarlandschaften, die keine Heckenstrukturen
aufweisen und dadurch ebenfalls ihre Bewegungen einschränken.
– intensive Forstwirtschaft (schnell wachsende Kiefernwälder statt
langsam alternder Laubwälder), die zu mangelnder Struktur- und
Nahrungsausstattung des Waldes für die Wildkatze führt.
Ergebnis:
statt
+
Diese Lebensraumänderungen führten dazu, dass...
... die Bestände der noch vor
150 Jahren in den Wäldern
Deutschlands weit verbreiteten
Wildkatze kontinuierlich abgenommen haben. Heute leben
Wildkatzen zurückgezogen in
teilweise stark von einander
isolierten Vorkommen, z.B. in
den Wäldern der Gebiete:
- Eifel
- Hunsrück
- Pfälzer Wald und Taunus
- Harz
- Solling
- Kyffhäuser, Hainich
- Nordthüringen
- Spessart und Steigerwald
Wildkatzenvorkommen
Potentielle
Wildkatzenlebensräume
Ausgesetzte
Wildkatzen
Wildkatzen
gesichtet
Solling,
Söhre,
Meissner
Harz,
Harzvorland
Hohe
Schrecke,
Finne
Thüringer
Wald
In einem Forschungsprojekt wurden die
Ursachen für den Rückzug der Wildkatzen
analysiert: Die Wildkatze benötigt großflächig
störungsarme Waldlebensräume mit typischen
Strukturen zum Verstecken und Anpirschen. Bei
intensiver forstlicher Bewirtschaftung, bei der
Bäume schon in relativ jungen Jahren geschlagen
werden, und der Erschließungsgrad hoch ist, ist
eine geeignete Lebensraumqualität nicht mehr
gegeben.
Andererseits bleiben viele potentiell geeignete
Lebensräume unbesiedelt. Ursache hierfür sind
neben Verkehrstrassen ausgeräumte
Agrarlandschaften. Diese Landschaftsstreifen
ohne Deckung sind bei nur wenigen hundert
Metern Breite bereits ein Hindernis für die
Katzen, die nun aufgrund des fehlenden
Schutzes nicht mehr in andere Reviere wechseln.
Fest steht:
Ohne eine Vernetzung ihrer Restlebensräume und die Möglichkeit
zur Ausbreitung haben die Katzen keine Chance. Die Populationen
sind zu klein und zu stark isoliert, um den Wildkatzen langfristig
das Überleben zu ermöglichen.
Deshalb wurde das Projekt „Rettungsnetz Wildkatze“ ins Leben
gerufen. Es hat zum Ziel, Waldlebensräume länderübergreifend
zwischen Bayern, Hessen und Thüringen wieder so zu vernetzen
und zu entwickeln, dass die Wildkatze und andere bedrohte
Waldarten langfristig eine Chance zum Überleben haben.
Vier Teilprojekte bilden die Säulen, welche das Netz spannen:
Kontrolle, Kartierung, Korridor sowie Kommunikation und
Kampagne.
Der Korridor als
Biotopvernetzungsversuch
Der Hainich ist zurzeit Heimat von 30
Wildkatzen. Um deren Artbestand
erhöhen zu können, müssen die Tiere
über ausreichend große Reviere
verfügen. Diese sind bei einem
Revieranspruch von mehreren hundert
Hektar Wald pro Tier im Hainich für
mehr als die bereits dort lebenden
Individuen nicht gegeben. Das
Ausweichen auf neue Reviere wird
zwingend notwendig. Ein potentieller
Lebensraum ist der Thüringer Wald.
Deshalb soll zwischen dem Nationalpark
Hainich und dem Naturpark Thüringer
Wald ein Wanderkorridor für die
Wildkatze entstehen.
Ziel ist es, eine zentrale Verbundachse zum ungehinderten
Populationsaustausch der Wildkatze zwischen den Waldgebieten
Harz, Hainich und Thüringer Wald bis nach Nordbayern zu schaffen
und somit der Wildkatze und ihr folgenden Waldtieren einen
Lebensraum zu bieten...
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