Griechische Vasenmalerei

Werbung
GRIECHISCHE
VA S E N M A L E R E I
Thomas Mannack Eine Einführung
01 WB 25072-1 Mannack_VIS 13.12.11 08:49 Seite 7
Inhalt
Einleitung
.................................
9
Zur zweiten Auflage . . . . . . . . . . . . . . . .
13
I
15
Forschungsgeschichte . . . . . . .
Von der Antike
bis zum 17. Jahrhundert . . . . . . . . . . . . . . . .
Vom 17. Jahrhundert
bis Winckelmann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Die zwei Vasensammlungen
William Hamiltons . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Das 19. Jahrhundert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Sir John Davidson Beazley . . . . . . . . . . . . .
Vasenforschung nach Beazley . . . . . . . .
II Herstellung
und Werkstätten
...............
15
Kriegers Abschied . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Die Welt der Frau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Mythologische Bilder . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Historische Bilder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Vasen und Theater . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Die großformatige Malerei . . . . . . . . . . . .
V Datierung
Anfänge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Das 7. Jahrhundert v. Chr. . . . . . . . . . . . . . .
Schwarz- und
rotfigurige Vasen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Merkantile Inschriften . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Wandel im 5. Jahrhundert v. Chr. . . . . .
Vasenhandel in Attika . . . . . . . . . . . . . . . . . .
IV Verwendung, Formen
und Bilder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
53
15
Relative Chronologie
16
17
18
19
23
33
33
33
34
35
36
36
...............
Absolute Chronologie
Naturwissenschaftliche
Methoden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Die archäologischhistorische Methode . . . . . . . . . . . . . .
Datierbare
Fundzusammenhänge . . . . . . . . . . . .
Aufschriften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Stilistische Vergleiche mit
datierbaren Monumenten . . . . . . . .
Bilder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Die gesellschaftliche Stellung
von Töpfern und Malern . . . . . . . . . . . . . . . . 30
III Verbreitung
und Handel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
............................
43
43
44
48
48
51
Die Vasen
I
.............................
Die Frühe Eisenzeit
...........
53
53
54
54
57
58
60
63
65
Das Ende der Bronzezeit . . . . . . . . . . . 65
Submykenische Keramik
(1030 – 1000 v. Chr.) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66
37
Vasen im Kult . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37
Vasen und das Symposium . . . . . . . . . . . . 39
Protogeometrische Keramik
(1000 – 900 v. Chr.) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67
Athen und Attika . . . . . . . . . . . . . . . . 67
7
01 WB 25072-1 Mannack_VIS 13.12.11 08:49 Seite 8
Inhalt
Euböa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70
Kreta . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70
71
71
78
79
80
81
82
Schwarzfigurige Vasen
in Italien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Chalkidische Vasen
(550 – 500 v. Chr.) . . . . . . . . . . . . . . . . .
Die Northampton-Gruppe
(um 540 v. Chr.) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Caeretaner Hydrien
(530 – 500 v. Chr.) . . . . . . . . . . . . . . . . .
Pontische Vasen
(550 – 500 v. Chr.) . . . . . . . . . . . . . . . . .
II Die Orientalisierende
Periode . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
84
Ostgriechenland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134
Ionische Kleinmeister . . . . . . . . . 134
Klazomenische Keramik . . . . . . . 134
Korinth . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Kykladen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Ostgriechenland . . . . . . . . . . . . . . . .
Athen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Fikellura . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
85
88
90
95
98
Die Geometrische Zeit . . . . . . . . . . . . . . .
Attika . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Argos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Euböa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Kykladen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Ostgriechenland . . . . . . . . . . . . . . . .
Korinth . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
III Schwarzfigurige
Vasen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Schwarzfigurige Vasen
in Griechenland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Korinth . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Athen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Lakonische Vasen . . . . . . . . . . . . . . . .
Böotien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
8
100
100
100
104
125
128
IV Rotfigurige Vasenmalerei .
Athen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
BöotischRotfigurige Vasen . . . . . . . . . . . . . . .
KorinthischRotfigurige Vasen . . . . . . . . . . . . . . .
Unteritalische Vasen . . . . . . . . . .
129
129
132
132
133
136
136
158
159
160
Schluss
.......................................
168
Glossar
.......................................
169
Bibliographie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
173
Abbildungsnachweise
189
..............
06 WB 25072-1 Mannack_VIS 13.12.11 08:44 Seite 100
III Schwarzfigurige
Vasen
Schwarzfigurige Vasen in Griechenland
Korinth
Abb. 53: Korinthischer
Aryballos, Übergangsstil, H. 11,6 cm
Die schwarzfigurige Technik wurde im frühen 7. Jahrhundert v. Chr.
von protokorinthischen Vasenmalern eingeführt. Die Technik hat viel
mit gravierten Metallarbeiten gemein und wurde vermutlich von diesen beeinflußt. Vor dem Ende des Jahrhunderts entwickelte sich in
Korinth ein rein schwarzfiguriger Stil, der auf alles Füllornament mit
Ausnahme geritzter Klecksrosetten verzichtete. Orientalisierende Züge sind kaum noch wahrnehmbar.
Die Übergangszeit (640 – 625 v.Chr)
In der Übergangszeit (Abb. 53) von der protokorinthischen zur korinthischen Malerei ist
der Tierfriesstil erschöpft, auch das rege Interesse protokorinthischer Maler an mythologischen Bildern scheint verschwunden. Die
Schlachten, Kavalkaden, Rennen und Jagdszenen der spätprotokorinthischen Periode
werden von Tieren und Mischwesen ersetzt.
Zuschreibung an Maler – obwohl bei weitem
nicht so zuverlässig wie J. Beazleys Unterscheidung attischer Maler – liefert ein Gerüst
für die Stilentwicklung der reifen oder archaischen korinthischen Vasenmalerei. Am
besten ist der Übergangsstil an den Rosetten
zu erkennen: Punktgruppen-Rosetten ohne
Speichen, dann verschmolzene Punktrosetten und zuletzt ein Punkt in einem Kreis.
Ganz am Ende der Übergangszeit erscheint
die geritzte Klecksrosette. Kugelige Aryballoi
wurden zu Tausenden hergestellt. Die Qualität der Bemalung ist nicht so hoch wie die
der protokorinthischen Vasen. Aryballoi sind
100
06 WB 25072-1 Mannack_VIS 13.12.11 08:44 Seite 101
III Schwarzfigurige Vasen
Schwarzfigurige Vasen in Griechenland
überwiegend mit Tierfriesen verziert. Daneben sind Bilder des täglichen Lebens dargestellt, auch mythologische Szenen und einzelne
Tiere. Der Shambling Bull-Maler verzierte einen Aryballos mit einer
Jagdszene. Ein anderer Maler der Übergangszeit war der Maler von
Palermo 489, der den Kolumbus-Maler ausbildete, der gut an seinen kräftigen Löwen zu erkennen ist. Kotylen behalten die Ornamente auf dem Rand bei, Strahlen und Tiere sind die übliche Verzierung.
Die beinahe senkrechten Seiten sind ideale Träger von Bildern mit
mythologischen Themen und lebhafter Handlung. Alabastra waren
beliebt und häufig mit einzelnen der Form angemessenen aufrechten
Figuren verziert.
Frühkorinthisch (625 – 600 v. Chr) und
Mittelkorinthisch (600 – 575 v. Chr.)
Zu den frühkorinthischen Malern gehörte der Duell-Maler, der
Aryballoi mit Kampfszenen dekorierte.
In der mittelkorinthischen Periode waren Figuren mit reichlich
Deckfarbe und Reihen weißer Punkte bemalt, die kugeligen Aryballoi
wurden größer und erhielten eine flache Basis. Der Pholoe-Maler
war ein Skyphosmaler, der nach einem Bild von Herakles in der Höhle
des Pholos benannt ist. Der Dodwell-Maler gehörte zu den Malern,
die weiterhin Tierfriese zeichneten. Er war in der mittelkorinthischen
und spätkorinthischen Periode tätig und hatte zahlreiche Nachfolger.
Bemerkenswert ist eine Pyxis in München, deren Deckel eine Eberjagd trägt: Eine Figur, die nicht an der Jagd teilnimmt, ist als Agamemnon identifiziert. Pyxiden wurden in Korinth in größerer Zahl hergestellt als in anderen Kunstlandschaften. Der Kavalkade-Maler ist
nach seiner Vorliebe für Reiter benannt. Zwei Meisterwerke sind ihm
zugeschrieben: eine Schale mit dem Selbstmord des Ajax in Basel
(alle Figuren sind beischriftlich benannt) und ein Kolonnettenkrater
mit einem Hochzeitspaar in einem Wagen, der Krater steht am Übergang zur spätkorinthischen Periode. Eine kleine Flasche in Athen
(277) mit Achilleus und Troilos trägt die Signatur des Malers Timonidas. Timonidas signierte auch einen Pinax in Berlin, der auf der
einen Seite einen bärtigen Jäger mit seinem Hund und auf der anderen Poseidon an einem Töpferofen zeigt. Ein weiterer Künstlername,
Milonidas, erscheint ebenfalls auf einem Pinax.
Die spätkorinthische Periode (575 – 550 v. Chr.)
In der frühen spätkorinthischen Periode versahen korinthische Maler
ihre Vasen mit einem rötlichen Überzug, der vermutlich den Kontrast
zwischen der großflächig verwendeten weißen Farbe und dem Untergrund – sonst der blasse korinthische Ton – verstärken sollte. Der
Überzug ahmte aber vermutlich auch das Farbschema der attraktiven
attischen Keramik nach, die um diese Zeit überall beliebt wurde. Der
101
06 WB 25072-1 Mannack_VIS 13.12.11 08:44 Seite 102
III Schwarzfigurige Vasen
Schwarzfigurige Vasen in Griechenland
Abb. 54: Korinthischer
Kolonnettenkrater,
Kavalkade, H. 26,7 cm
102
großflächige Gebrauch weißer Deckfarbe ist kennzeichnend für spätkorinthische Vasenbilder, die dadurch leichter zu lesen sind als attische. Die Töpfer Korinths kopierten jetzt attische Formen und attische
Adaptionen korinthischer Formen. Oinochoen behielten bis in die
mittelkorinthische Periode ihre traditionelle Form. Der Tierstil verfiel
weiter. In der mittelkorinthischen Periode wurde die Olpe durch die
attische Oinochoe mit Kleeblattmündung ersetzt und oft schwarzpolychrom verziert. Progressive Maler dekorierten die attische Deianeira-Lekythos. In der mittel- und spätkorinthischen Periode sind
Schalen häufig tiefer als frühere Exemplare und ebenso beliebt wie
Kotylen. Einige sind auf der Außenseite mit mythologischen Szenen
verziert und auf der Innenseite mit einem Gorgoneion oder einem
Kopf. Diese Schalen beeinflußten attische Künstler. Andererseits
übernahmen korinthische Maler gerahmte Bildfelder von Athen. Der
dritte namentlich bekannte korinthische Maler, Chares, dekorierte
eine Pyxis mit kläglichen Reitern in Silhouettentechnik.
Der Kolonnettenkrater (Abb. 54) war eine korinthische Erfindung und hieß daher bei den anderen Griechen Korinthos. In der
spätkorinthischen Periode wurde eine Version mit einer abgekürzten
Volute über den Henkeln, der sog. chalkidische Krater, hergestellt. In
der früh- und mittelkorinthischen Periode sind die Henkelplatten des
Kolonnettenkraters mit Köpfen oder einzelnen Tieren und die Randoberseite mit Strahlen (frühkorintisch), Blüten (mittelkorinthisch)
oder Treppenzickzack (mittel- und spätkorinthisch) verziert. Der typische korinthische Tierfries ist normalerweise unter dem Hauptbild angebracht, die Rückseite zieren häufig zwei große Tiere. An Tieren erscheinen Löwen und Panther, Stiere, Eber, Ziegen und Vögel. Geritzte
Rosetten werden außer auf späten Krateren und einigen Schalen fast
überall als Füllornamente verwendet. Andere große Gefäße, Hydrien
und Halsamphoren, wurden relativ selten produziert.
Bilder von Menschen nahmen im Laufe
der Zeit wieder zu und treten auch auf kleinen Vasen auf; die besten erscheinen auf
Hydrien, Amphoren und besonders Kolonnettenkrateren. Der Eurytos-Krater ist einer der
frühesten und entstand um 600 v. Chr. am Übergang von der früh- zur mittelkorinthischen Periode. Das Hauptbild ist frei von Füllornamenten
und zeigt ein Symposium. Die Teilnehmer sind
durch Beischriften identifiziert: Herakles, Eurytios
und seine Tochter Iole. Von den tragischen Ereignissen, die dem Fest folgten, ist nichts zu sehen, der Künstler hat die spannungsgeladene Szene vor den Gewalttaten
gewählt. Das Bild wirkt polychrom, weil der Maler großflächig
rote Farbe verwendete und vieles in Umrißzeichnung darstellte.
06 WB 25072-1 Mannack_VIS 13.12.11 08:44 Seite 103
III Schwarzfigurige Vasen
Schwarzfigurige Vasen in Griechenland
Der im 2. Weltkrieg verschollene Amphiaraos-Krater (Abb. 55)
ist jünger als der Eurytios-Krater. Sein Bildschema mag in Ostgriechenland entwickelt worden sein. Das Thema war auch auf der von
Pausanias beschriebenen Kypseloslade gezeigt. Die Vase ist rotgrundig. Der Seher Amphiaraos bricht in den Krieg gegen Theben auf, er
weiß, daß er nicht lebend zurückkehren wird. Seine Gemahlin Eriphyle war von Polyneikes mit einem kostbaren Halsband bestochen worden, ihren Ehemann in die Schlacht und den sicheren Tod zu
schicken. Sie hält das Halsband in der Hand. Amphiaraos’
Sohn, der später seinen Vater rächen wird,
fleht ihn an, zu bleiben. Dieser blickt
sich drohend zu seiner Gemahlin um.
Der letzte der großen Vasenmaler der
spätkorint-hischen Periode war der
Tydeus-Maler, der nach
einer Halsamphora im
Louvre benannt ist,
auf dem Tydeus
die nackte
Ismene tötet.
Abb. 55:
Korinthischer
Amphiaraos-Krater
Bildthemen
Die Wahl mythologischer Bilder in Korinth unterscheidet sich von der
in Athen. Herakles wurde häufig gezeigt, aber der Kanon seiner Taten
ist längst nicht vollständig. Die Tötung der lernäischen Hydra ist die
am häufigsten gezeigte Tat; Lerna war nicht weit von Korinth entfernt.
Auf korinthischen Vasen hält Athena häufig einen kleinen Krug, und
Herakles trägt nicht Löwenfell und Keule, sondern ist meist nackt. Der
thebanische Sagenkreis war beliebter als in Athen, und auch Troja –
mit einem besonderen Interesse am Selbstmord des Ajax – ist vertreten. Dionysos und sein Gefolge fehlen, aber auch in Athen hatte die
Phase seiner Beliebtheit noch nicht begonnen. Komoi sind die auffäl103
06 WB 25072-1 Mannack_VIS 13.12.11 08:44 Seite 104
III Schwarzfigurige Vasen
Schwarzfigurige Vasen in Griechenland
ligsten Lebensbilder und erscheinen
erstmals in der frühkorinthischen Periode (Abb. 56). Sie mögen die Anfänge
des griechischen Theaters darstellen,
denn die Tänzer tragen häufig gepolsterte Kostüme. Um 550 v. Chr. endete die
Herstellung figurenverzierter Vasen in Korinth.
Athen
Abb. 56: Korinthische
Schale, Dickbauchtänzer, Dm. 33 cm
104
Die schwarzfigurigen Pioniere (635 – 600 v. Chr.)
Attische Vasenmaler benutzten die schwarzfigurige Technik ab
630 v. Chr. für ihre Bilder. Die eigentliche schwarzfigurige Malerei begann um 625 v. Chr., als Ritzung auch für Füllornamente verwendet
wurde. Die Technik wurde von Korinth übernommen, wo sie seit etwa
700 v. Chr. in Gebrauch war. Warum ihre Adoption so spät erfolgte, ist
ungewiß. In Athen sind Ritzung auf schwarzen Silhouetten und der
Gebrauch von roter und weißer Deckfarbe, letztere vor allem für die
Haut von Frauen, für die schwarzfigurige Malweise charakteristisch.
Von Korinth übernahmen die Athener auch die Vorliebe für Tierdarstellungen und neue Formen: Kolonnettenkrater, Skyphos und Schale.
Die schwarzfigurigen Pioniere stehen am Beginn der schwarzfigurigen Kunst. Der Übergang von der protoattischen zur schwarzfigurigen Maltechnik läßt sich im Werk des zwischen 630 und 620 v. Chr.
tätigen Malers von Berlin A 34 beobachten. Seine Nachfolger etablierten die schwarzfigurige Technik in Athen. Die erste faßbare
Künstlerpersönlichkeit ist der Nettos- oder Nessos-Maler, der seinen Namen von einer benennenden Beischrift auf dem Hals einer Halsamphora in Athen (1002) hat, die als Markierung auf einem Grab
diente. Ein früherer Meister des Tierstils wurde in Vasen aus Aegina
und Athen identifiziert und erhielt den Notnamen Chimaera-Maler.
Funde in Athen und vor allem im attischen Vari führten zu der Erkenntnis, daß der Nessos- und der Chimaera-Maler ein und derselbe
Künstler waren, den Beazley Chimaera-Nessos-Maler taufte. Ein
Fragment des Malers in Leipzig zeigt wie der Bauch der Nessos-Vase
die Gorgonen. Es wurde in Cerveteri gefunden und ist damit die
früheste von vielen Tausend nach Etrurien exportierter Vasen. Eine
Schüssel mit Ausguß in Berlin zeigt die frühesten Harpyien in der attischen Kunst. Vom Nessos-Maler stammt die erste attische Sirene,
ein Vogel mit einem Frauenkopf auf einem Krater in Hamburg (1917.
229). Im Gegensatz zu den korinthischen Tiermalern verwendete der
Nessos-Maler doppelte und dreifache Ritzlinien für Teile der tierischen Anatomie, die er betonen wollte, und die doppelte Schulterlinie
wurde zum kennzeichnenden Charakteristikum der attischen Vasen-
Herunterladen