Grippe oder Erkältung?

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Gesundheitsgespräch
Erkältung oder Grippe?
Sendedatum: 14.01.2017
Experten:
Dr. Adam Chaker, HNO-Facharzt am Klinikum rechts der Isar in München
Dr. Ulf Riker, Internist, klassischer Homöopath und Arzt für Naturheilweisen,
München
Autorin: Beate Beheim-Schwarzbach
Jeden Winter dasselbe: Die Nase läuft, das Schlucken tut weh, und dann
kommen auch noch Husten, Gliederschmerzen und Kopfweh dazu - ein
richtiger grippaler Infekt. Der läuft in der Regel immer gleich ab, denn die
Eintrittspforten für die rund zweihundert bekannten Virusarten und deren
Untergruppen sind die Schleimhäute von Nase, Mund und Rachen. Vor allem
im Winter haben Viren leichtes Spiel, denn draußen ist es oft feucht und kalt
und man hält sich viel in geschlossenen Räumen mit trockener Raumluft auf.
Dort können Viren ganz einfach z.B. über die Türklinke von Mensch zu
Mensch wandern oder sie werden durch Aerosole beim Niesen und Husten
weitergegeben.
Dem Text liegt ein Interview von Beate Beheim-Schwarzbach mit Dr. Adam
Chaker, HNO-Facharzt am Klinikum rechts der Isar in München und Dr. Ulf
Riker, Internist, klassischem Homöopath und Arzt für Naturheilweisen,
zugrunde.
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Grippaler Infekt - Viren greifen die Außenposten der Atemwege an
Generell nutzen Viren beschädigte Abwehrzellen in der Mund-, Nasen- oder
Rachenschleimhaut, um dort anzudocken und so in den Körper zu gelangen. In
Nase oder Mund kommen sie, weil man sich z.B. nach dem Anfassen einer
Türklinke etwas in den Mund schiebt, ohne sich davor die Hände zu waschen.
Als einfache Prophylaxe reicht es in dem Fall, sich öfter als sonst die Hände mit
Seife zu waschen, Desinfektionsmittel ist dazu nicht nötig.
Wer ist besonders gefährdet?
Grippale Infekte kann jeder bekommen, zu jedem beliebigen Zeitpunkt - die
Dichte der Viren in der Umgebung muss nur hoch genug sein. Besonders
gefährdet sind z.B. Patienten mit einer akuten oder chronisch allergischen
Entzündung, denn bei ihnen können die Viren besonders gut andocken und in
den Körper gelangen. Allergiker und Asthmatiker tun sich generell schwerer,
einen grippalen Infekt wieder los zu werden. Aber auch Patienten, die kürzlich
operiert wurden, alte Menschen und Menschen mit z.B. rheumatischen oder
Krebserkrankungen haben ein geschwächtes Abwehrsystem.
Schnupfen
Oft beginnt ein grippaler Infekt mit Schnupfen. In der Nase wird die Luft
erwärmt, befeuchtet, gefiltert und fließt dort erstmal an den Abwehrzellen in der
Nasenschleimhaut vorbei. Dort können Viren an Atemwegs- und Abwehrzellen
andocken und in den Körper hineingelangen. Mediziner kennen heute mehr als
dreihundert verschiedene Schnupfenviren, gegen die man keine nachhaltige
Immunität entwickeln kann, auch da die Viren sich ständig verändern. Es
erwischt einen also immer wieder.
Niesen
Aus evolutionsbiologischer Sicht ist Niesen – für die Viren! - sinnvoll, denn
dabei können die sich verteilen. Mediziner allerdings wissen, dass man beim
Niesen versucht, einen Fremdkörper wieder loszuwerden und auf Grund eines
Reizes der Atemwege beschleunigt man den Vorgang so, dass Fremdkörper,
also auch die Viren, mit maximal 200 km pro Stunde wieder durch die Nase
oder durch die Mundöffnung herausfliegen.
Husten
Beim Gesunden ist der Bronchialschleim (rund 500 ml pro Tag) so dünnflüssig,
dass man ihn gar nicht merkt. Um ihn los zu werden, räuspert man sich,
schluckt ihn hinunter, oder er wird in der Lunge resorbiert. Wer einen grippalen
Infekt hat, bei dem wird dieser Schleim dickflüssig oder er nimmt mengenmäßig
zu. Husten ist eine Art Reinigungsprogramm, um diesen womöglich sogar eitrig
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gelblichen Bronchialschleim los zu werden, der manchmal wegen der
Bakterienreste oder untergegangener Abwehrzellen auch richtig scheußlich
schmecken kann.
„Ist der Schleim zu zäh und dickflüssig, z.B. weil zu viele Bakterien, Zellwände
und abgestorbene Abwehrzellen darin sind, dann ist es sinnvoll, den Schleim zu
lösen. Dieses gelingt durch Aufnahme von Flüssigkeit (z.B. Tee) und
Inhalationen.“ Dr. Adam Chaker, HNO-Facharzt am Klinikum rechts der Isar in
München
Halsschmerzen
Im Rachen kann sich die Schleimhaut an mehreren Stellen entzünden: im
Bereich der Gaumenmandel (im Volksmund Mandeln genannt), der
Zungengrundmandeln, der Rachenhinterwand und auch im
Kehlkopfeingangsbereich. Bei Kindern gibt es noch zusätzlich die
Rachenmandel hinter der Nase im oberen Anteil des Rachens, welche im
Volksmund auch Polypen genannt werden. Überall dort, wo Abwehrsystem ist,
kann bei einer viralen Entzündung eine Infektion auftreten. Bei einem banalen
Infekt ist das unproblematisch, doch wenn zusätzlich auch noch Bakterien dort
eindringen, kann es entweder zu einer schweren Mandelentzündung oder
schlimmstenfalls zu einem Abszess führen.
Erkältete Kinder
Kinder brauchen die Auseinandersetzung mit Viren, damit ihr Immunsystem
daran wächst - Kleinkinder machen durchschnittlich einen Infekt pro Monat
durch. Kinder bekommen schneller Fieber als Erwachsene, haben aber
wesentlich weniger Reserven. Deswegen müssen Eltern mit klarem Kopf
entscheiden, ob ihr Kind einen harmlosen Infekt hat oder nicht und wann sie die
Hilfe einer Kinderärztin brauchen. Angeraten ist das z.B. dann, wenn das Kind
hohes Fieber und schwerste Ohrenschmerzen hat, ständig schreit und sich
nicht beruhigen lässt.
Wenn zusätzlich Bakterien eine Rolle spielen
Gerade dann, wenn ein Patient durch einen grippalen Infekt – ausgelöst durch
ein Virus – geschwächt ist, besteht die Gefahr, dass sich auch noch Bakterien,
die überall vorhanden sind, auf die gereizte Schleimhaut setzen. Dann wird aus
dem Virusinfekt ein bakterieller.
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Woran erkennt man eine Influenzagrippe? - Typische Anzeichen
Mittags fühlt man sich noch ganz gesund und fünf Stunden später hat man
hohes Fieber (bis zu 40 Grad Celsius), fühlt sich schlecht wie selten und kann
sich kaum mehr auf den Beinen halten. Dazu kommen in vielen Fällen Kopfund Gliederschmerzen und oft auch Husten. Mit diesen Symptomen
unterscheidet sich die Influenzagrippe ganz klar von einem grippalen Infekt, der
fast immer nach und nach beginnt und oft mit Schnupfen einhergeht.
Oft haben Patienten mit einer Influenzagrippe auch Schüttelfrost, d.h. trotz
gemäßigter Temperaturen friert man. Manchmal hat man nach zwei Tagen den
Eindruck, jetzt sei man die Grippe los, doch dann kommt sie wieder. Mediziner
sprechen dabei vom so genannten „Ping-Pong-Verlauf“. Genauso wie der
grippale Infekt verbreitet sich die Influenzagrippe über Tröpfcheninfektion, z.B.
wenn man angehustet oder angeniest wird. Die Influenzagrippe dauert in der
Regel länger als ein grippaler Infekt – rund vierzehn Tage.
Wer ist gefährdet?
Besonders gefährlich kann die Influenzagrippe für diejenigen werden, die schon
davor nicht ganz gesund waren, sie können z.B. eine Lungenentzündung
bekommen. Ist außerdem das Herz-Kreislauf-System nicht gesund und
womöglich auch die Niere nicht, und der Patient hat eine empfindliche Lunge,
weil er chronische Bronchitis oder Asthma hat, dann besteht die Gefahr, dass
er sogar auf der Intensivstation landet. Besonders gefährdet sind z.B. Patienten
mit einer akuten oder chronisch allergischen Entzündung, denn bei ihnen
können die Viren besonders gut andocken und in den Körper gelangen. Zu den
Risikopatienten zählen auch Allergiker, Asthmatiker und Patienten, die kürzlich
operiert wurden, alte Menschen und Menschen mit z.B. rheumatischen oder
Krebserkrankungen. Denn sie haben ein geschwächtes Abwehrsystem.
Kinder und Influenzagrippe
Kinder haben in der Regel weniger Probleme mit der Influenzagrippe als die
meisten Erwachsenen. Warum das so ist, ist noch nicht bekannt. Vor allem bei
Kleinkindern kann aber z.B. das RSV (respiratory syncytial virus) große
Probleme machen, es löst Atemwegserkrankungen aus.
Wandlungsfähige Viren
Influenzagrippeviren verändern sich regelmäßig, deswegen erkennt sie das
menschliche Immunsystem nicht immer. Aus diesem Grund setzt die WHO
jedes Jahr einen neuen Grippeimpfstoff zusammen. Dabei richtet sie sich dabei
nach den Virusarten aus dem vergangenen Jahr. Diese Impfung muss jedes
Jahr wiederholt werden.
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Gang zum Arzt
Ob man einen grippalen Infekt hat oder die Influenzagrippe, kann nur ein Arzt
beurteilen und da beide von unterschiedlichen Viren ausgelöst werden, nützen
Antibiotika nichts. In Fällen von Mischinfektionen und bakteriellen
Superinfektionen kann der Einsatz von Antibiotika aber sinnvoll sein. In der
Regel dauert eine Influenzagrippe rund zwei Wochen, der Körper ist
geschwächt, Bakterien haben leichtes Spiel, deswegen kann es zu
Folgeerkrankungen kommen. Patienten sollten vor allen Dingen das Bett hüten
und sich Ruhe gönnen.
Wie schützt man sich? Praktische Tipps
Erkältungs- und Influenzagrippeviren lieben warme Luft, denn die sorgt für
trockene Nasen- und Rachenschleimhäute, dann haben Viren leichtes Spiel.
Deswegen empfiehlt es sich, im Winter regelmäßig zu lüften und eventuell
sogar einen Luftbefeuchter aufzustellen. Außerdem sollte man, wenn möglich
täglich ins Freie gehen und vorbeugend leichten Sport (Spazierengehen,
Walken, Fahrradfahren) machen.
Generell kann man viel dafür tun, dass die Keime gar nicht erst in den Körper
gelangen, und den Körper dabei unterstützen, mit der Infektion selbst fertig zu
werden. Dazu zählen alle alt bekannten und oft genannten Maßnahmen wie
gesunde Ernährung, viel Schlaf und hin und wieder Abhärtung.
„Es ist wissenschaftlich nicht erwiesen, dass mehr Vitamin C für das
Abwehrsystem von Vorteil ist. Wer gerne Zitrusfrüchte isst und sie gut verträgt,
kann das machen, denn Zitrusfrüchte enthalten viel mehr gesunde Stoffe als
nur Vitamin C. Aber Vitamin C pur, das ist out.“ Dr. Adam Chaker, HNOFacharzt am Klinikum rechts der Isar in München.
Vorbeugen gegen Schnupfen
Mit Hilfe einer Chi-Gong-Übung soll man dem Schnupfen vorbeugen können,
dabei reibt man mit dem Zeigefinger seitlich weg von der Nase. Die Übung
sollte man regelmäßig machen. Auch Nasenspülungen mit mildem Salzwasser
können hilfreich sein, dabei gibt man 9g Kochsalz auf einen Liter Wasser, das
entspricht in etwa der Salzkonzentration in der menschlichen Zelle. Solche
Salzspülungen gibt es auch abgepackt zu kaufen, empfehlen Apotheker.
Husten und Halsweh
Auch Mund und Rachen kann man vorbeugend feucht halten, z.B. Eukalyptusoder Salbei-Bonbons lutschen, und dafür sorgen, dass die Schleimhäute vor
dem Austrocknen geschützt werden.
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Kneipp‘sche Anwendungen
Zu diesem Gefäß- und Immuntraining zählen z.B. wechselnd warme und kalte
Wassergüsse. Dabei soll der Körper trainiert werden, als Reflex auf Kältereize
die Durchblutung gerade auch im Bereich der Schleimhäute zu verbessern und
damit auch mehr immunkompetente Abwehrzellen an die
Schleimhautoberfläche zu transportieren.
Immunstärkende Mittel
Viele Patienten schwören auf Zink oder Echinacin, auch wenn die Wirksamkeit
wissenschaftlich nicht nachgewiesen ist.
„Wer eine Erkältung befürchtet, kann im Vorfeld drei, vier Tage lang hoch
dosierte Echinacin-Präparate (Sonnenhut) nehmen, um die eigene Immunität
unspezifisch hoch zu fahren. Das sollte man aber nur zeitlich begrenzt machen,
denn dabei sind allergische Reaktionen möglich. Ich würde mich darauf aber
nie allein verlassen.“ Dr. Ulf Riker, Internist, klassischer Homöopath und Arzt für
Naturheilweisen.
Schwitzen
Steigt das erste Frösteln am Rücken hoch, und man hat bereits ein paar Mal
geniest, kann man ein warmes Bad nehmen, bei dem man immer wieder
heißes Wasser dazu laufen lässt. Wer dabei auch noch heißen Lindenblütenoder Holundertee trinkt, und nach dem Bad gut zugedeckt im Bett schwitzt,
kann so manchmal einer Erkältung vorbeugen.
Pro und contra: Injektion von Eigenblut
Manche Patienten lassen sich fünf bis sechsmal im Abstand von zwei bis drei
Wochen wenige Milliliter Blut aus der Vene nehmen, die ihnen dann wieder in
den Po zurück gespritzt wird.
„Das klingt erstmal völlig banal, scheint aber ein immunmodulatorischer Reiz für
das gesamte Immunsystem zu sein, die Patienten kommen oftmals gut über
den Winter. Warum das allerdings so ist, kann man nicht erklären.“ Dr. Ulf
Riker, Internist, klassischer Homöopath und Arzt für Naturheilweisen.
Die Schulmedizin hält allerdings dagegen:
„Eigenbluttherapien haben keinerlei wissenschaftlich belegten Nutzen, kosten
viel Geld und bringen immer ein Infektionsrisiko mit sich. Wenn die
naturheilkundlich tätigen Kollegen eine adäquat durchgeführte prospektive,
doppelblind-placebokontrollierte Studie publizieren würden, kann man über
diese Maßnahme gerne diskutieren.“ Dr. Adam Chaker vom Klinikum rechts der
Isar.
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Impfen gegen Influenzagrippe
Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert-Koch-Institut empfiehlt
Menschen über 60 Jahren, sich gegen die Influenzagrippe impfen zu lassen,
denn ihr Risiko, dass das Immunsystem in die Knie geht, ist tendenziell größer
als bei Jüngeren. Zu den Risikopatienten zählen auch:
•
Schwangere nach der 13. Schwangerschaftswoche
•
chronisch Kranke
•
medizinisches Personal
•
Menschen mit beruflich erhöhtem Ansteckungsrisiko, die z.B. auf Ämtern
mit Publikum zu tun haben.
Vorbeugen gegen Influenzagrippe
Im Wesentlichen kann man einer Influenzagrippe nicht vorbeugen. Wer nicht
geimpft ist und Kontakt mit Kranken hat, bei dem kommt es auf das
körpereigene Immunsystem an, ob er sich ansteckt oder nicht. Generell kann
man genauso wie beim grippalen Infekt darauf achten, öfter als sonst die
Hände mit Seife zu waschen. Wer in Bahn und Bus unterwegs ist, sollte sich
abwenden, um nicht angeniest oder angehustet zu werden.
Risikopatienten
Gefährdet sind alle Patienten mit einer chronischen Erkrankung, die etwas mit
dem Abwehrsystem zu tun hat: Zum Beispiel Patienten mit chronischer Sinusitis
oder Asthma, genauso wie Patienten, die auf Grund einer rheumatischen
Erkrankung langfristig Immunmodulatoren nehmen müssen oder die wegen
einer anderen Erkrankung immunsupprimiert (unterdrückt) sind. Schließlich sind
all diejenigen Risikopatienten, die transplantiert sind oder eine zystische
Fibrose haben.
Abhilfe - Wenn sich Erkältungsviren ihren Weg gebahnt haben
Generell kann man bei einer Erkältung Vorsorge treffen, dass nicht noch eine
Bakterieninfektion dazu kommt. Gerade chronisch Kranke oder geschwächte
Patienten sollten aufpassen und deswegen in der frühen Phase einer Erkältung
die Schleimhäute davor schützen, dass sie nicht austrocknen, zum Beispiel
durch Inhalieren.
Eine virale Entzündung kann man nur begleiten, z.B. indem man zweimal am
Tag mit Salbei oder Kamille gurgelt und die kleinen Nischen in den Mandeln
reinigt, so dass dort dann in der Folge das Abwehrsystem seine Funktion
wieder besser erfüllen kann. Bei einer schweren Entzündung reicht das nicht
aus, dann kann man Entzündungshemmer wie Ibuprofen, Diclophenac oder
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Paracetamol nehmen. Ist der grippale Infekt nach zwei Tagen nicht deutlich
besser, empfiehlt sich der Gang zum Arzt.
Schnupfen
Bei Schnupfen schwillt die Nasenschleimhaut an, deswegen verwenden viele
Patienten abschwellend wirkende Nasensprays, so dass man in der Nacht
durchschlafen kann. Idealerweise verschwinden mit Hilfe des Sprays auch
Verstopfungen in den Nasennebenhöhlen.
„Abschwellende Nasensprays werden eher in Europa verwendet, die
Amerikaner bevorzugen diese Wirkstoffe in Tablettenform, die allerdings mehr
Nebenwirkungen im Herz-Kreislauf-Bereich zeigen können. Nimmt man
abschwellende Nasensprays länger als fünf Tage, wird die Schleimhaut durch
verschiedene Mechanismen davon abhängig.“ Dr. Adam Chaker, HNOFacharzt am Klinikum rechts der Isar in München.
Sinnvoll sind auch Nasenspülungen oder Nasenduschen und Inhalieren, z.B.
mit Salbei oder Salzsole.
„Die Homöopathie bietet zur Schnupfenbehandlung eine Menge an, das fängt
bei der potenzierten Küchenzwiebelzwiebel an und hört bei Euphrasia auf, je
nachdem, wie sich das Symptomenmosaik darstellt.“ Dr. Ulf Riker, Internist,
klassischer Homöopath und Arzt für Naturheilweisen.
Therapie bei Halsweh
Lindenblütentee oder heißer Holundersaft mit Zitrone ist schweißtreibend, das
kann bei Halsweh gut tun und ggf. Abhilfe schaffen. Ein anderes Hausmittel ist
Gurgeln mit Salzwasser oder mit Salbeitee. Die Naturheilweisen raten zum
Lutschen von Pastillen mit Isländisch Moos.
Hustentherapie
Bei den ersten Anzeichen von Husten kann man mit so genannten KaltInhalatoren eine sterile Kochsalzlösung inhalieren, das fördert die Bildung von
Schleim und macht ihn lockerer, so dass er sich leichter abhusten lässt.
Außerdem kann man auch mit einer milden Salzlösung gurgeln und
Lutschbonbons können den oberen Atmungstrakt befeuchten. Gegen
trockenen, festsitzenden Husten können sie aber nicht helfen. Eine andere
Möglichkeit ist noch, die Brust mit ätherischem Öl einzureiben
„Es gibt relativ wenige Studien, die eindeutig belegen, dass Inhalieren mit
Pflanzenextrakten oder ätherischen Ölen mehr bringt als nur mit heißem
Wasserdampf, aber man macht es, weil man ein gutes Gefühl dabei hat.“
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Kombipräparate gegen Erkältung
Die klinische Pharmakologie lehrt, Substanzen immer getrennt voneinander
zu sich zu nehmen, damit man im Zweifelsfall auftretende Nebenwirkungen
besser zuordnen kann. Das ist aber im praktischen Alltag für viele Menschen
zu schwierig. Sie greifen bei Erkältung auf Kombinationspräparate zurück.
„Wer
allerdings schon eine Vorerkrankung des Herz-Kreislauf-Systems oder
der Niere hat, sollte sehr vorsichtig bei diesen Medikamenten sein, denn die
können zu sehr gefährlichen Nebenwirkungen führen. Und man sollte
wissen, dass Kombipräparate zwar rezeptfrei, aber trotzdem Medikamente
sind.“ Dr. Adam Chaker, HNO-Facharzt am Klinikum rechts der Isar in
München
Fieber
Fieber ist nicht per se gut und oder schlecht, es ist ein Nebeneffekt einer
Entzündung. Und wenn es zu hoch (über 40 Grad bei ansonsten Gesunden)
steigt, muss man es mit Hilfe von Medikamenten reduzieren. Bei Fieber ist
körperliche Schonung auch in einem frühen Stadium sinnvoll.
„Die Naturheilweisen empfehlen bei beginnendem Fieber auch lauwarme bis
kühle Wadenwickel. Wichtig dabei ist, die Beine müssen warm und gut
durchblutet sein. Der Wickel soll Wärme ableiten, der Körper wird kühler und
der Umschlag wärmer. Das kann dem Körper dabei helfen, sinnvoll mit dem
Fieber umzugehen.“ Dr. Ulf Riker, Internist, klassischer Homöopath und Arzt
für Naturheilweisen
Traditionelle Chinesische Medizin
Die traditionelle chinesische Medizin (TCM) stellt einen Zusammenhang her
zwischen Füßen und Nasenbereich. Beide sind über den sogenannten
Blasenmeridian miteinander verbunden. Weil kalte Füße oft reflektorisch für
einen kalten Nasen- und Nasennebenhöhlenbereich sorgen, sind dort die
Blutgefäße dann verengt, die Durchblutung ist schlecht, es sind wenige
Abwehrzellen unterwegs. Wer in diesem Fall ein warmes Fußbad nimmt, das
immer wärmer wird, so die TCM, der kann dafür sorgen, dass die Wärme von
unten über den Blasenmeridian nach oben steigt. Dann werden reflektorisch die
Schleimhäute im Hals-, Nasen- und Nasennebenhöhlenbereich erwärmt, die
Durchblutung steigt und es sind mehr immunkompetente Zellen an Ort und
Stelle, die möglicherweise den beginnenden Infekt abwehren können.
Homöopathie
Homöopathen fragen Patienten mit einem grippalen Infekt nach individuellen
Symptomen: Ist der Husten trocken oder locker, ist Schleim dabei, was löst
den Hustenreiz aus, ist die Hitze trocken oder tritt Fieberschweiß auf? Je
nachdem entscheiden sie dann, welches Mittel sinnvoll ist. Genauso beim
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Schnupfen. Stimmt das Symptom-Mosaik, dann können Homöopathen bei
der Influenzagrippe z.B. Phosphor oder Eupatorium perfoliatum, manchmal
auch Bryonia empfehlen.
Heiße Hühnerbrühe
Ein bekanntes Hausmittel gegen Erkältung ist heiße Hühnerbrühe aus
Hühnerklein oder einem ganzen Huhn, gewürzt mit Knoblauch, Chili, Salz und
Zitronengras. Warum das gegen eine Erkältung helfen kann, ist
wissenschaftlich nicht geklärt, möglicherweise beeinflusst Hühnersuppe die
Entzündungsreaktion des Körpers.
Doch welche Inhaltsstoffe der Suppe das bewirken, ist unbekannt. Generell
kann heiße Flüssigkeit jedoch die Schleimhäute zum Abschwellen bringen. Das
Capsaicin aus Chili ist jedenfalls als Schleimlöser und Entzündungshemmer
bekannt.
Influenzagrippe
Das antivirale Grippemittel schlechthin gibt es nicht, deswegen sollten
Patienten mit Influenzagrippe die Krankheit nicht bagatellisieren, sonst
landen sie schließlich nach einer Woche schwerkrank in der NotfallAmbulanz und müssen z.B. wegen einer echten Lungenentzündung oder
anderen Komplikationen behandelt werden.
Das Immunsystem – So stärken Sie Ihre Abwehrkräfte
Experten:
Dr. med. Axel Eustachi Zentrum für naturheilkundliche Forschung des
Klinikums rechts der Isar, TU München
Dr. med. Dieter Hoffmann Leiter des diagnostischen Labors am Institut für
Virologie des Klinikums rechts der Isar, TU München
Autorin: Monika Dollinger
In jeder Sekunde kämpfen Milliarden von Immunzellen im menschlichen Körper
gegen Eindringlinge, zum Beispiel gegen Rhinoviren, die sich gerne in der Nase
breit machen und Schnupfen auslösen, gegen Pneumokokken, die sich in der
Lunge vermehren und so zu einer Lungenentzündung führen können, und
gegen Influenza-Viren, die sich jedes Jahr neu formieren und für Grippewellen
verantwortlich sind.
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Der menschliche Körper setzt die verschiedenen Immunzellen, unter anderem
Fresszellen gegen Bakterien und T-Killerzellen gegen Viren, ein. Die
Wissenschaft hat schon viele Strategien der Immunabwehr offengelegt, aber
trotzdem sind noch viele Zusammenhänge unerforscht.
"Das Immunsystem muss vom ersten Lebenstag an kontinuierlich trainiert
werden." Dr. Dieter Hoffmann, Leiter des diagnostischen Labors am Institut für
Virologie, Klinikum rechts der Isar, TU München
„Andauernden Stress sollte man unbedingt meiden, denn er schwächt das
Immunsystem.“ Dr. Axel Eustachi vom Zentrum für naturheilkundliche
Forschung, ebenfalls am Klinikum rechts der Isar.
Monika Dollinger hat beide gefragt, wie man sein Immunsystem am besten
stärkt.
Immunsystem – Wie funktioniert es?
Tag für Tag atmen wir Fremdkörper ein, nehmen sie beim Essen und Trinken
auf und kommen mit ihnen über Körperkontakt in Berührung. Trotzdem haben
uns noch kein Salat und kein Händeschütteln umgebracht. Das liegt daran,
dass sich die Immunzellen auf jeden Fremdkörper stürzen, der uns gefährlich
werden könnte. Das Immunsystem ist das Geheimnis unserer Gesundheit. Ein
Apparat, der tagtäglich erstaunliche Leistungen vollbringt und mitunter von uns
dabei nicht genug unterstützt wird.
Wogegen muss das Immunsystem kämpfen?
"Das sind vor allem Viren und Bakterien. Die meisten grippalen Infekte sind
durch Viren verursacht, schwerere Krankheitsbilder (Lungenentzündungen,
Durchfallerkrankungen) können sowohl durch Viren als auch durch Bakterien
bedingt sein. Während Viren in Zellen eindringen und diese zerstören,
vermehren sich Bakterien autonom." Dr. Hoffmann, Schulmediziner
Angeborenes und erworbenes Immunsystem
Das angeborene Immunsystem wirkt immer, wenn ein Fremdstoff (Giftstoffe,
Viren und Bakterien) in den Körper gelangt, unabhängig davon, ob der Körper
diesem Stoff schon einmal begegnet ist oder nicht.
Das angeborene Immunsystem besteht aus:
• Fresszellen (Makrophagen),
• Granulozyten,
• natürlichen Killerzellen, die verdächtige Körperzellen, zum Beispiel
Tumorzellen, abtöten und
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•
Botenstoffen.
Alle genannten Zellen gehören zu den weißen Blutkörperchen (Leukozyten), die
sich im Falle einer Infektion stark vermehren. Am häufigsten sind die
sogenannten Granulozyten, die durch Botenstoffe zu einer Entzündung
angelockt werden und nicht nur in den Blutbahnen, sondern auch durch
Gewebe wandern können. Wenn sie in großer Zahl aktiv sind, werden sie
mitunter als Eiter an einer Wunde sichtbar.
Das erworbene Immunsystem funktioniert folgendermaßen: Wenn ein
Krankheitserreger im Körper eindringt, dann wird er - falls der Körper schon
einmal Kontakt mit ihm hatte - von den lymphatischen Gedächtniszellen
erkannt. Dadurch kann die Antwort des Immunsystems viel schneller erfolgen,
meist so schnell, dass keine oder nur sehr abgeschwächte Krankheitszeichen
auftreten. Diese sogenannte Immunität besteht also, wenn eine Krankheit kein
zweites Mal ausbricht, und betrifft vor allem Krankheiten, die durch Viren
ausgelöst werden.
Woher weiß das Immunsystem, dass es an einer Körperstelle gebraucht
wird?
Wenn man sich beispielsweise in den Finger geschnitten hat und somit
Bakterien in den Körper gelangen können, tritt das lymphatische System auf
den Plan, um das ganze Immunsystem zu informieren. An verschiedenen
Stellen des Körpers befinden sich Lymphknoten, die die Kommunikation unter
den Immunzellen verbessern und sie an die Stellen im Körper verweisen, an
denen sie gebraucht werden.
Zu den Immunzellen des Lymphsystems, den Lymphozyten, gehören folgende
Zellen:
▪ B-Zellen entstehen in den Lymphknoten und wandern ständig durch den
Körper. Sie können sich weiterentwickeln zu Plasmazellen, die wiederum
Antikörper herstellen. Antikörper sind Eiweißmoleküle, die spezifisch für
einen bestimmten Krankheitserreger wie beispielsweise Masern oder
Hepatitis B sind. Dabei binden sie die Krankheitserreger, machen sie
unbeweglich oder kennzeichnen sie, sodass sie von Fresszellen (zum
Beispiel Makrophagen) leichter beseitigt werden können.
▪ T-Zellen können direkt gegen Erreger aktiv werden. Einige T-Lymphozyten
sind toxisch für Zellen mit verdächtigen Oberflächenmarkern, zum
Beispiel bei Virusinfektion oder maligner Entartung. Andere nennt man
die T-Helfer-Zellen, die dem ganzen Immunsystem unterstützend zur
Seite stehen. Wenn sie wie bei einer HIV-Infektion selbst angegriffen
werden, führt das zu einer Immunschwäche.
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▪ Von beiden Formen produziert das Abwehrsystem Gedächtniszellen, die
lebenslang im Körper bleiben und Immunität vermitteln. Um
festzustellen, ob ein Patient immun gegen eine Krankheit ist, werden die
Antikörper bestimmt, da sie besser als die T-Zellen zu messen sind, zum
Beispiel im Falle von Röteln bei Frauen.
Nur gemeinsam stark
Beide, das angeborene und das erworbene Immunsystem, arbeiten durch ein
kompliziertes und wissenschaftlich noch nicht bis ins letzte Detail analysierte
System ständig eng zusammen.
Und wenn sich das Immunsystem irrt?
Wenn das Immunsystem irrtümlicherweise körpereigene statt fremde Zellen
angreift, kommt es zu Autoimmunerkrankungen oder Allergien. Dann wird mit
Cortison behandelt, das die Immunreaktion schwächt.
Die Schranken des Körpers
Durch die Haut können so gut wie keine Fremdkörper in den Körper dringen.
Die Körperöffnungen sind durch Schleimhäute geschützt, auf denen sich eine
gemischte Gruppe von Antikörpern (IgA) befindet, die eine lokale Abwehr
leistet. Barrieren sind auch die inneren Körperoberflächen: Die Darmoberfläche
beispielsweise ist durchzogen von vielen Lymphbahnen, damit dort die
Erkennung von Eindringlingen gewährleistet ist.
Grippaler Infekt
Was passiert, wenn Viren einen grippalen Infekt im Körper auslösen?
"Wenn Viren den Körper infizieren, dringen sie in Körperzellen ein und
vermehren sich dort. Bestandteile des Virus, sogenannte Antigene werden an
der Zelloberfläche präsentiert und dadurch wird eine Immunreaktion ausgelöst.
Im Zuge dieser Immunreaktion werden Botenstoffe freigesetzt, die die grippale
Symptome, z.B. Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen bewirken." Dr. Hoffmann,
Schulmediziner
Zusammenhang von Stress und Immunsystem:
Naturheilkunde
"Wir wissen aus täglicher Praxis und Forschung, dass ein gewisses
Stressniveau für das Immunsystem förderlich sein kann. Aber eine
Stressbelastung, die zu hoch ist - und das unterscheidet sich individuell -, geht
eher mit einer Unterdrückung des Immunsystems einher, vor allem dann, wenn
die Stressbelastung zu lange andauert." Dr. Eustachi, Naturheilkundler
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Seite 13
Schulmedizin
"Wenn wir Stress ausgesetzt sind, ist der Körper in Alarmbereitschaft, denn
evolutionsbedingt muss der Körper in solchen Situationen 'fluchtbereit' sein.
Das Hormon Cortisol wird unter anderem bei Stress vermehrt ausgeschüttet,
um den Körper fluchtbereit zu machen. Es unterdrückt zu diesem Zweck
Schmerzen und hemmt das Immunsystem, denn andere Körperfunktionen
(Durchblutung von Muskelzellen, Erhöhung der Reaktionsbereitschaft) sind in
so einer Situation wichtiger. Dadurch können aber Erreger leichter in den
Körper eindringen, sich vermehren und heftiger zuschlagen, als wenn sie von
vornherein abgefangen worden wären. Ein typisches Beispiel hierfür ist zum
Beispiel der Postbote, der vor Weihnachten wochenlang großen Stress erlebt
und dann in der Weihnachtszeit, wenn er zur Ruhe kommt, krank wird." Dr.
Hoffmann, Schulmediziner
Muss das Immunsystem durch Infektionen in der Kindheit lernen?
"Heutzutage weiß man, dass eine zu keimarme Umgebung eher verhindert,
dass der Körper lernt, fremde und eigene Proteine auseinander zu halten.
Wenn er nicht genug fremde Proteine wie zum Beispiel Viren und Bakterien
kennen gelernt hat, kann er nicht die richtige Gegenreaktion entwickeln: Das
Immunsystem trainiert unter Umständen sogar anhand von eigenen Proteinen.
Es wird vermutet, dass das vermehrt zu Allergien führen oder eventuell die
Entwicklung von Autoimmunkrankheiten auslösen kann. Die notwendige
Konfrontation mit fremden Zellen sollte aber auch nicht zu früh passieren. Man
empfiehlt deshalb, Kleinkinder die ersten drei bis sechs Lebensmonate zu
stillen. Das Immunsystem ist erst im jugendlichen Alter voll entwickelt, also
quasi erwachsen geworden." Dr. Hoffmann, Schulmediziner
Warum gibt es so viele Infektionen im Winter?
Naturheilkunde
"Hauptinfektionen treten zu Zeiten auf, in denen sich Temperaturen verändern
und Wind oder Zugluft dazukommt. Durch die veränderte
Umgebungstemperatur wird die Temperaturregulation des Menschen gefordert.
Durch Zugluft oder die trockene Heizungsluft werden die Schleimhäute weniger
durchblutet und die Abwehrleistung gegen Erkältungserreger, die sich vor allem
auf den Schleimhäuten abspielt, kann geschwächt werden." Dr. Eustachi,
Naturheilkundler
Schulmedizin
"Da sich die Menschen im Winter in geschlossenen Räumen aufhalten, sind sie
einer höheren Konzentration an Erregern ausgesetzt. Es treten aber auch viele
Infektionen im Sommer auf, man denke nur an die 'Sommergrippe'. Im Winter
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halten Menschen sich mehr in geschlossenen Räumen und öffentlichen
Verkehrsmitteln auf, wo Krankheitserreger leichter übertragen werden können.
Neben der negativen Wirkung von trockener Luft auf die Schleimhäute gibt es
auch Hinweise, dass sich die Tröpfchen, die Erkältungsviren übertragen, in
trockener Luft besser ausbreiten." Dr. Hoffmann, Schulmediziner
Training – Stärkung des Immunsystems
Es beginnt in den ersten Lebenssekunden und hört bis zum Lebensende nicht
auf: Immer wieder muss sich das Immunsystem auf neue Fremdkörper
einstellen, neue Antikörper und Immunzellen produzieren und neue
Kampfstrategien entwickeln. Dabei gilt die Regel: Wer rastet, der rostet. Das
Immunsystem braucht Bewegung, um fit zu sein. Aber es braucht auch
Entspannung, um wieder Kraft zu schöpfen. In der richtigen Abwechslung von
Walking und Wellness oder Schwimmen und Saunen liegt der Schlüssel zum
gesunden Körper.
"Das ist zum Beispiel dadurch möglich, dass man sich körperlich bewegt
(Spazieren gehen, Freizeitsport) und Reizsituationen schafft, wie zum Beispiel
den Heiß-Kalt-Wechsel beim Saunabesuch. Das sind kurzzeitige
Stresssituationen für den Körper, in denen alle Körperfunktionen, unter
anderem das Herz-Kreislaufsystem, aber eben auch die Immunabläufe trainiert
werden. Den langhaltenden Alltagsstress sollte man möglichst meiden. Denn je
länger der Stress anhält, desto länger wird auch das Immunsystem gehemmt."
Dr. Hoffmann, Schulmediziner
Warum stärkt frische Luft das Immunsystem?
"Frische Luft ist für die Schleimhäute besser als Raumluft. Und die damit
verbundene Temperaturreizung, das heißt die Reizung von Wärme oder
Kälterezeptoren, wirkt regulativ auf die Durchblutung. Dies ist ein gutes Training
für den modernen Menschen, dessen Gefäße im Gegensatz zu unseren
Vorfahren viel zu wenig trainiert werden. Frischluft ist Teil eines Trainings, das
man auch mit Hydrotherapie kombinieren könnte, zum Beispiel mit
Wasseranwendungen nach Kneipp. Die Temperaturreizung liegt auch dem
kalten Duschen oder Saunen zugrunde. Die Erfahrungsheilkunde zeigt, dass
beides das Immunsystem stärkt." Dr. Eustachi, Naturheilkundler
Tipp: Ansteigendes Fußbad
"Vor allem bei Infekten im Nasen-Mund-Rachenraum ist das ansteigende
Fußbad - wenn es im Frühstadium durchgeführt wird - erstaunlich gut, denn es
regt die Durchblutung an. Und so funktioniert es: Nehmen Sie einen großen
Eimer oder eine Plastikwanne und füllen Sie warmes Wasser (33 Grad Celsius)
hinein. Lassen Sie in den nächsten 20 Minuten langsam heißes Wasser dazu
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laufen, bis zu einer Temperatur, die Sie noch als erträglich empfinden oder bis
Sie anfangen zu schwitzen (39 bis 40 Grad Celsius). Bleiben Sie für ungefähr
fünf Minuten in dieser Temperatur. Anschließend ziehen Sie sich warme
Socken an und legen sich zum Nachschwitzen ins vorgewärmte Bett, am
besten 15 bis 20 Minuten." Dr. Eustachi, Naturheilkundler
Hilft Sport bei Erkältungen?
Naturheilkunde
"Präventiv ist moderater Sport wichtig: Pro Tag 30 Minuten die Herzfrequenz
auf 180 minus Lebensalter bringen. Praktischer gesagt sollte während des
Sports eine normale Unterhaltung möglich sein. Welche Sportarten man
ausübt, ist eine individuelle Entscheidung: Es kann zum Beispiel Schwimmen,
Langlaufen oder Walking sein." Dr. Eustachi
Schulmedizin
"Im akuten Infekt sollte man Sport meiden, weil es zusätzlichen Stress bedeutet
und eher den Infekt verschlimmert. Von Hochleistungssportlern weiß man, dass
ihr Immunsystem durch das harte, lang andauernde Training eher geschwächt
ist." Dr. Hoffmann
Fördert Entspannung die Immunabwehr?
"Entspannung gehört zu einer sinnvollen, gesundheitsfördernden Lebensweise.
Denn der Körper ist nicht für Dauerbelastung gemacht. Auf eine Periode hoher
Beanspruchung muss immer eine Periode der Entspannung folgen. Aber
einfach länger schlafen alleine reicht nicht. Es kommt auf die Kombination von
Bewegung und Ruhe an." Dr. Eustachi, Naturheilkundler
Wichtig: ausreichend Schlaf
"Die Bedeutung des Schlafs wird viel beforscht, aber man weiß immer noch
nicht genau, wie er mit einem gesunden Immunsystem zusammenhängt. Schlaf
ist die natürliche Ruhepause im stressigen Alltag und unterbricht die
Ausschüttung von Cortisol. Außerdem wird im Schlaf - um es salopp zu sagen viel aufgeräumt, was im Laufe des Tages kaputt geht. Aber wie Schlaf und
Immunsystem genau zusammenhängen, weiß man bislang nicht." Dr.
Hoffmann, Schulmediziner
Prävention – Immunsystem stärken, Schaden abwenden
Wie stärkt man das Immunsystem und was schadet ihm? Dafür gibt es kein
einfaches Erfolgsrezept. Eine gesunde Immunabwehr, ein gesunder Mensch,
braucht vielseitige Unterstützung. Das beginnt beim Essen und endet beim
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Schlafen. Die Organe sind genauso beteiligt wie die Psyche. Nur wer
ganzheitlich denkt, hat ein wirklich starkes Immunsystem. Trotzdem: Vor Grippe
sollten sich gefährdete Personen schützen, darin sind sich Schulmedizin und
Naturheilkunde einig.
Welche Immunstimulation ist grundsätzlich sinnvoll?
"Prinzipiell ist eine Optimierung der Lebensweise das Wichtigste: Vollwertkost,
regelmäßige Bewegung und Entspannung. Ich rate stabilen Menschen nicht zur
Einnahme immunstimulierender Präparate. Eine Studie hat gezeigt: Ein
gesunder Mensch, der nicht mehr als zwei Infekte pro Jahr hat, profitiert nicht
von einer präventiven Einnahme von Vitaminen oder pflanzlichen Wirkstoffen.
Bei anfälligen Immunsystemen könnte man es probieren." Dr. Eustachi,
Naturheilkundler
Welche Ernährung ist wichtig und richtig?
"Eine vollwertige Ernährung unterstützt das Immunsystem: Vorwiegend
pflanzlich - ergänzt durch zweimal pro Woche Fisch. Wenn man unbedingt will,
kann man zweimal pro Woche Fleisch essen. Nahrungsmittel, die bestimmte
pflanzliche Substanzen enthalten - wie Inulin und Oligofruktose - scheinen das
Wachstum gesunder Darmbakterien anzuregen und über diesen Weg ein
gesundes Immunsystem zu unterstützen. Beispiele für solche Nahrungsmittel
sind Artischocke, Schwarzwurzel, Topinambur, Zwiebel, Knoblauch, Spargel
und Banane." Dr. Eustachi, Naturheilkundler
Vitamin A, C und E und die Spurenelemente Zink und Selen sind für das
Immunsystem besonders wichtig. Aber sie wirken eher unspezifisch, denn das
Immunsystem ist so komplex, dass man eine direkte Wirkung nicht nachweisen
kann.
"Hemmend auf das Immunsystem wirkt unter anderem zuviel Alkohol. Alkohol
ist ein Zellgift und stört die immunologischen Abläufe. Rauchen schwächt die
Immunabwehr besonders in der Lunge; dadurch entsteht dort eine chronische
Abwehrschwäche." Dr. Hoffmann, Schulmediziner
Multivitaminpillen = natürliche Vitamine?
Schulmedizin
"Multivitaminpräparate können Obst und Gemüse nicht ersetzen, da sich in
diesen über die bekannten Vitamine hinaus noch mehr gesundheitsfördernde
Stoffe befinden. Vitamin C ist so wichtig, weil es die bei der Infektion
auftretenden Radikale auffängt, die sonst die Körperzellen schädigen würden."
Dr. Hoffmann
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Hausmittel Heiße Zitrone
"Bei der heißen Zitrone kommt es nicht so sehr auf das Vitamin C an, denn
durch die hohe Temperatur wird viel davon zerstört. Aber das heiße Getränk
verbessert die Durchblutung. Aus naturheilkundlicher Sicht ist bei einem Infekt
die Durchblutung der Schleimhaut zu schlecht, um Abwehr leisten zu können.
Die Wirkung der alten Hausmittel Grog oder heiße Zitrone mit Rum, könnte man
damit erklären, dass Alkohol die Durchblutung der Haut und Füße erhöht und
gut gegen Keime ist." Dr. Eustachi, Naturheilkundler
Für wen ist die Grippeimpfung sinnvoll?
Schulmedizin
"Menschen, die älter als 60 Jahre sind, und Patienten mit chronischen
Erkrankungen (von Diabetes bis Asthma), aber auch Patienten mit
Immunschwäche (zum Beispiel HIV) und Tumorleiden sollten sich gegen
Grippe impfen lassen. Außerdem ist eine Impfung für Personen, die viel Kontakt
zu den genannten Patienten haben, sinnvoll, damit sie die Grippe nicht
übertragen. Die Impfung trainiert den Körper speziell für den Fall, dass er
tatsächlich mit dem Grippevirus in Berührung kommt, deshalb ist die Impfung
nur auf die echte Grippe und nicht auf Erkältungen ausgerichtet." Dr. Hoffmann
Naturheilkunde
"Ich würde den Risikogruppen schon zu einer Impfung raten. Zwar haben
manche Naturheilkundler Bedenken, einen gesunden Menschen mit intaktem
Immunsystem aus prinzipiellen Gründen zu impfen. Aber es gibt leider immer
wieder Fälle, bei denen Menschen aus scheinbarer Gesundheit schwer
erkranken. Ganzheitlich gesehen sollte man jedoch für jeden Patienten
möglichst individuell entscheiden und die Stärkung des Immunsystems durch
eine Optimierung des Lebensstils zur Grundlage machen. Dann kann auch eine
Grippeimpfung gegebenenfalls problemloser vom Patienten verarbeitet
werden." Dr. Eustachi
Welche pflanzlichen Mittel sind sinnvoll?
"Extrakte des Sonnenhutkrautes (Echinacea purpurea) sind die wohl derzeit am
besten untersuchten Wirkstoffe zur Beeinflussung des Immunsystems bei
chronischen oder immer wieder auftretenden Infekten. Ob die Anwendung
prinzipiell sinnvoll ist, weiß man noch nicht. Mit einer unspezifischen
Immunstimulation können auch latente Autoimmunprozesse ausgelöst werden:
Krankheiten wie chronisch-entzündliche Prozesse, die ein intaktes
Immunsystem des Menschen eigentlich kontrolliert, könnten reaktiviert werden.
Das spricht gegen jede unkontrollierte, aber besonders die pflanzliche
Immunstimulation. Ansonsten sind Echinacea-Extrakte in der Anwendung als
unproblematisch zu bezeichnen. Man sollte sie aber nicht länger als sechs bis
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acht Wochen einnehmen, weil dann eine Gewöhnung eintreten kann. Der frei
verkäufliche Ginseng erhöht die Widerstandskraft des Körpers gegen ganz
unterschiedliche Belastungen, ist also auch Immunsystem-unterstützend. Doch
auch hier ist die Einnahme länger als drei Monate problematisch, denn Ginseng
kann beispielsweise den Blutdruck erhöhen oder hormonähnliche Wirkungen
haben. Aus naturheilkundlicher Sicht ist eine Dauerstimulation des
Immunsystems grundsätzlich nicht sinnvoll." Dr. Eustachi, Naturheilkundler
Verhindert eine Immunsystem-Stärkung eine Immunschwäche?
"Die meisten Immunschwächen sind durch schwere Erkrankungen (man denke
nur an das HI-Virus) oder durch Tumorerkrankungen bedingt. Dagegen kann
man sich nicht durch eine Stärkung des Immunsystems schützen. Trotzdem:
Jeden Tag entarten im Körper Zellen, die zu einem Tumor führen können.
Wenn das Immunsystem normal arbeitet, eliminiert es sie. Wenn es jedoch auf
Dauer - beispielsweise durch zu viel Stress - geschädigt ist, ist auch die Gefahr
größer, dass man an Krebs erkrankt. Das ist zwar nicht durch Studien, aber
durch Alltagserfahrung belegt." Dr. Hoffmann, Schulmediziner
Immunsystem – Medikamente der Schulmedizin
Wer Husten hat, kann genauso zwischen unzähligen Medikamenten wählen,
wie ein Patient mit Grippe, der einfach nur eine Nacht gut schlafen will. Doch
was ist wann wirklich sinnvoll?
"Gegen Influenzaviren gibt es spezifische wirkende Arzneimittel, gegen andere
Erkältungsviren bisher nicht. Wichtig ist es, aus dem Stress-Karussell
auszusteigen und sich einmal wirklich Ruhe zu gönnen."
Schulmediziner Dr. Dieter Hoffmann
Der Körper braucht oft keine Pillen, nur unser schneller Lebensrhythmus lässt
ihm keine Zeit mit den Fremdkörpern fertig zu werden.
Welche Medikamente helfen bei Erkältung und Grippe?
"Es gibt verschiedene Medikamente, die man einnehmen kann, um die
Symptome eines grippalen Infekts zu lindern: ASS (Acetylsalicylsäure) oder
Paracetamol stillen Schmerzen und senken Fieber. Unterschiedliche Präparate
sind für die Nacht gedacht; sie enthalten oft ein Schmerzmittel und Stoffe, die
Husten bremsen. Alle diese Medikamente haben letztlich den Zweck, dass der
Körper sich erholen kann. Denn jeder Schmerz bedeutet für den Körper wieder
einen Stressfaktor. Sie wirken aber nur symptomatisch.
Influenzaviren können durch spezifische antivirale Medikamente bekämpft
werden. Sie sind am wirksamsten, wenn sie früh im Krankheitsverlauf gegeben
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werden. Dr. Hoffmann
Tipp: Nase freihalten
"Wenn die Schleimhäute anschwellen, können Sekrete der Nasennebenhöhlen
schlechter abfließen, was zu Nebenhöhlenentzündungen führen kann.
Deswegen sind Nasensprays, die ein Abschwellen bewirken, sinnvoll." Dr.
Hoffmann
Aber Vorsicht vor zu langem Gebrauch!
Die Wirkung nimmt zunächst ab und man kann abhängig von den Sprays
werden und braucht sie dann ständig, um frei durchatmen zu können. Die
gefäßverengende Wirkung kann die Nasenschleimhäute dann chronisch
schädigen.
Wann helfen Antibiotika?
Schulmedizin
"Antibiotika helfen, wenn Bakterien die Verursacher der Erkrankung sind. Die
meisten grippalen Infekte werden jedoch von Viren ausgelöst. Zum Beispiel
Husten: Wenn es nur ein trockner Husten ist, liegt eine virale Entzündung
zugrunde. Wenn der Husten schlimmer wird und Eiter sowie hohes Fieber
auftreten, hat sich wahrscheinlich eine bakterielle Infektion auf die virale
"aufgesetzt": Die Bakterien nutzen dabei die Vorschädigung der Schleimhäute
durch die Viren. In einem solchen Fall sind Antibiotika sinnvoll." Dr. Hoffmann
Naturheilkunde
"Der Einsatz von Antibiotika muss selbstverständlich auch unter
naturheilkundlichen Aspekten erwogen werden. Die Stärke der Naturheilkunde
liegt in der Vorbeugung und der Behandlung von chronischen Erkrankungen.
Bei einem akuten bakteriellen Infekt, den der Körper nicht selbst beherrschen
kann, muss ein Antibiotikum gegeben werden. Sinnvoll kann die Kombination
einer Antibiotika-Behandlung mit Anwendungen aus der Naturheilkunde zur
symptomatischen Behandlung sein - wie beispielsweise die Anwendung von
Wärme." Dr. Eustachi
Aktuelles aus der Forschung
"Noch immer weiß die Forschung recht wenig über das komplexe
Immunsystem. In allen Bereichen wird geforscht: Beispielsweise wie eine
Abwehrzelle genau auf eine fremde Zelle reagiert. Erst in den letzten Jahren
hat die Wissenschaft herausgefunden, dass der Körper tatsächlich Fremdstoffe
braucht, um sein Immunsystem richtig einzustellen. Eine Studie hat Kinder aus
München und einer Industriestadt in der ehemaligen DDR verglichen. Man
dachte, die Kinder aus München seien gesünder als die aus der
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Vergleichsstadt. Es war jedoch genau das Gegenteil der Fall: Die Kinder aus
der ehemaligen DDR hatten weniger Allergien. Ihr Immunsystem war besser
trainiert." Dr. Hoffmann
Alternative Methoden – Naturheilkunde für das Immunsystem
Ein starkes Immunsystem ist nicht nur für gesunde Menschen wichtig, sondern
besonders für chronisch Kranke, zum Beispiel Krebs-Patienten. Deswegen
versuchen viele von ihnen ihre Abwehr zum Beispiel mit Mistelpräparaten zu
stärken. Im Blut von damit behandelten Versuchspersonen fanden
Wissenschaftler eine erhöhte Anzahl von Killerzellen und wichtigen
Botenstoffen. Viele naturheilkundliche Therapien sind in wissenschaftlichen
Studien noch nicht untersucht worden. Dann kann der Patient oft nur selber
beurteilen, was ihm hilft und was nicht.
Wie wirkt Traditionelle Chinesische Medizin auf das Immunsystem?
"Die Empfehlungen der TCM fußen auf der Pflege des Energiehaushaltes, also
dem Verhältnis und der Verteilung von Energiereserven im Körper. Wenn der
Mensch genug Energien zur Verfügung hat, um seinen Anforderungen und
Abwehrleistungen nachzukommen, erkrankt er nicht. TCM achtet auf eine
ausgewogene Ernährung. Außerdem empfehlen sowohl ein chinesischer
Mediziner als auch wir (beispielsweise unseren Tumorpatienten) Techniken wie
Qi Gong oder Tai Chi, mit denen man Energiepflege betreiben kann."
Dr. Eustachi
Stärkt Akupunktur die Immunabwehr?
"Es sind Effekte denkbar, aber die Akupunktur zielt vor allem auf die
Schmerzbehandlung. Die chinesische Theorie schreibt bestimmten
Akupunkturpunkten eine immunstimulierende Wirkung zu, aber Akupunktur
kommt im Einzelfall zu spät und es gibt bessere Mittel zur Immunstärkung.
Wenn ein Infekt Schmerzen bereitet, kann man diese aber natürlich mit
Akupunktur behandeln."
Dr. Eustachi
Was ist besonders für chronisch Kranke wie Krebspatienten?
"Solange Tumorpatienten noch in der Akutbehandlung (Operation, Chemo- und
Strahlentherapie) sind, ist Vorsicht geboten. Falls der Patient nicht vollwertig
essen kann, kann man die Ernährung mit Vitaminen etc. ergänzen. Die Zufuhr
von hohen Dosen von Vitamin A, C und E, um unter anderem die Auswirkungen
der Chemotherapie abzumildern, könnte den Nachteil haben, dass auch die
Wirkung der Therapie beeinträchtigt wird. Der Arzt muss im Einzelfall mit dem
Patienten zusammen entscheiden."
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Seite 21
Dr. Eustachi
Was erreicht Naturheilkunde gegen Autoimmunkrankheiten?
"Bei Autoimmunkrankheiten richtet der Körper seine Immunabwehr gegen
körpereigenes Gewebe. In diesen Fällen muss eine Anregung des
Immunsystems unbedingt unterbleiben. Ziel jeder naturheilkundlichen
Maßnahme kann bestenfalls die Unterstützung der Regulation des
Immunsystems sein - in dem Sinne, dass entzündungshemmende Wirkungen
im Körper unterstützt werden. Ein Punkt dabei ist die Ernährung: Bestimmte
Fettsäuren können in die Wege des Immunsystems eingreifen. Positiv im Sinne
der Verhinderung von Autoimmunerkrankungen können Omega-3-Fettsäuren
wirken, die zum Beispiel in Fisch, Rapsöl, Leinöl, Feigen und Walnüssen
enthalten sind. Omega-3-Fettsäuren wirken entzündungshemmend und können
bei überschießenden Reaktionen des Immunsystems möglicherweise hilfreich
sein. Bei der üblichen modernen Fehlernährung herrscht ein Übergewicht der
ungesättigten Omega-6-Fettsäuren, die eher entzündungsanregend wirken. Die
Naturheilkunde verfügt über keine Mittel, die potent genug sind, um
schulmedizinische Mittel zur Unterdrückung des Immunsystems zu ersetzen."
Dr. Eustachi
Immunsystem und Psyche
"Ein Mensch, der im Einklang mit seinen Möglichkeiten leben kann, und dem es
gelingt, Stresssituationen zu minimieren oder schnell zu lösen, hat
möglicherweise auch ein besser funktionierendes Immunsystem. So gibt es
Hinweise, dass Menschen mit einer positiven Selbsteinschätzung oder dem
Gefühl, in ihrem Beruf Erfüllung zu finden, ein besser funktionierendes
Immunsystem haben. Doch noch ist unklar, was dabei Ursache und Wirkung
ist. Sicher ist nur, dass ein Zusammenhang besteht. Für den naturheilkundlich
tätigen Arzt ist es daher üblich, bei Menschen mit geschwächtem
Immunsystem, nach Belastungen der Psyche zu suchen und
Verarbeitungstechniken mit in den Behandlungsplan einzubauen."
Dr. Eustachi
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